Krise, Selbstorganisation und soziale Netze
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Freiheit lernen?!<br />
Schule zur Erlernung der<br />
Freiheit – ein pathetischer Name,<br />
unter dem sich niemand so richtig<br />
etwas vorstellen konnte. Angekommen<br />
erlebten wir einen Ort<br />
voller Menschen <strong>und</strong> voller Leben.<br />
Das Plenum würde erst 20 Uhr beginnen,<br />
wir hatten also noch eine<br />
gute St<strong>und</strong>e Zeit, eigenständig<br />
auf Erk<strong>und</strong>ungstour zu gehen.<br />
Und somit zerstreute sich unsere<br />
Gruppe. Einige gingen direkt zur<br />
gut besuchten Bar, in der die ersten<br />
Verkaufsgüter schon jetzt rar<br />
wurden. Andere gingen in einen<br />
Raum gegenüber, in dem sich ein<br />
kleiner selbstverwalteter Lebensmittelladen<br />
befand. Der Flur lud<br />
mit Plakaten, für uns unlesbaren<br />
Informationsblättern <strong>und</strong> Ausstellungsstücken<br />
eine weitere Gruppe<br />
zum Verweilen ein.<br />
Doch letztendlich zog es<br />
alle auf den Hof der Schule. Dort<br />
hatten Direktvermarkter*innen<br />
kleine Stände aufgebaut <strong>und</strong> verkauften<br />
verschiedenste Produkte:<br />
Obst <strong>und</strong> Gemüse, Wein, Duftöle<br />
<strong>und</strong> Pflegeprodukte, Gewürze, Honig,<br />
Brot <strong>und</strong> noch einiges mehr.<br />
Leute befanden sich miteinander<br />
im Gespräch, H<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Katzen<br />
huschten zwischen den vielen<br />
Beinen umher, die Lampen warfen<br />
ein stimmungsvolles Licht auf<br />
den Nachtmarkt <strong>und</strong> unterstrichen<br />
die behagliche <strong>und</strong> familiäre Stimmung.<br />
Die St<strong>und</strong>e verging<br />
wie im Flug<br />
Im ersten Obergeschoss fanden<br />
wir uns schließlich in einem<br />
kleinen Raum zusammen. Marcos<br />
<strong>und</strong> Andres erzählten uns mehr<br />
über die Schule <strong>und</strong> die dahinter<br />
stehenden Ideen:<br />
Die Schule wurde vor drei<br />
Jahren besetzt. Belebt wird dieses<br />
Projekt von Menschen aus<br />
verschiedenen linken politischen<br />
Richtungen. Jeden Montag findet<br />
ein Plenum statt, bei dem Personen<br />
privat <strong>und</strong> nicht als Delegierte ihrer<br />
Strukturen auftreten. Ziel ist, dass<br />
diesem Netzwerk möglichst viele<br />
Spektren, Strömungen <strong>und</strong> Initiativen<br />
angehören. Die Akteur*innen<br />
handeln nach folgenden, selbst<br />
ausgehandelten Prinzipien:<br />
• keine Wahlen<br />
• Versuch der Hierarchielosigkeit<br />
• Entscheidungen werden im<br />
Konsens getroffen<br />
Die Menschen hier verstehen<br />
den Ort auch als <strong>soziale</strong>s Zentrum.<br />
Dabei versuchen sie zwar<br />
autonom, aber nicht unabhängig<br />
von der Gesellschaft zu agieren.<br />
Sie wollen entlang der Bedürfnisse<br />
der griechischen Bevölkerung<br />
handeln. Um zum Beispiel Lebensmittel<br />
preiswerter anzubieten,<br />
entstand die Idee, Produkte ohne<br />
Zwischenhändler*innen auszutauschen.<br />
Dadurch fingen die Menschen<br />
an, sich mit der Herkunft<br />
<strong>und</strong> den Bestandteilen der Waren,<br />
die sie konsumieren, auseinanderzusetzen.<br />
Nachhaltigkeit spielt somit<br />
eine immer größer werdende<br />
Rolle.<br />
Auf unsere Frage, was man<br />
denn hier in der Schule lernen<br />
könne, reagierten Andres <strong>und</strong> Mar-<br />
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