20.02.2014 Aufrufe

Krise, Selbstorganisation und soziale Netze

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Freiheit lernen?!<br />

Schule zur Erlernung der<br />

Freiheit – ein pathetischer Name,<br />

unter dem sich niemand so richtig<br />

etwas vorstellen konnte. Angekommen<br />

erlebten wir einen Ort<br />

voller Menschen <strong>und</strong> voller Leben.<br />

Das Plenum würde erst 20 Uhr beginnen,<br />

wir hatten also noch eine<br />

gute St<strong>und</strong>e Zeit, eigenständig<br />

auf Erk<strong>und</strong>ungstour zu gehen.<br />

Und somit zerstreute sich unsere<br />

Gruppe. Einige gingen direkt zur<br />

gut besuchten Bar, in der die ersten<br />

Verkaufsgüter schon jetzt rar<br />

wurden. Andere gingen in einen<br />

Raum gegenüber, in dem sich ein<br />

kleiner selbstverwalteter Lebensmittelladen<br />

befand. Der Flur lud<br />

mit Plakaten, für uns unlesbaren<br />

Informationsblättern <strong>und</strong> Ausstellungsstücken<br />

eine weitere Gruppe<br />

zum Verweilen ein.<br />

Doch letztendlich zog es<br />

alle auf den Hof der Schule. Dort<br />

hatten Direktvermarkter*innen<br />

kleine Stände aufgebaut <strong>und</strong> verkauften<br />

verschiedenste Produkte:<br />

Obst <strong>und</strong> Gemüse, Wein, Duftöle<br />

<strong>und</strong> Pflegeprodukte, Gewürze, Honig,<br />

Brot <strong>und</strong> noch einiges mehr.<br />

Leute befanden sich miteinander<br />

im Gespräch, H<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Katzen<br />

huschten zwischen den vielen<br />

Beinen umher, die Lampen warfen<br />

ein stimmungsvolles Licht auf<br />

den Nachtmarkt <strong>und</strong> unterstrichen<br />

die behagliche <strong>und</strong> familiäre Stimmung.<br />

Die St<strong>und</strong>e verging<br />

wie im Flug<br />

Im ersten Obergeschoss fanden<br />

wir uns schließlich in einem<br />

kleinen Raum zusammen. Marcos<br />

<strong>und</strong> Andres erzählten uns mehr<br />

über die Schule <strong>und</strong> die dahinter<br />

stehenden Ideen:<br />

Die Schule wurde vor drei<br />

Jahren besetzt. Belebt wird dieses<br />

Projekt von Menschen aus<br />

verschiedenen linken politischen<br />

Richtungen. Jeden Montag findet<br />

ein Plenum statt, bei dem Personen<br />

privat <strong>und</strong> nicht als Delegierte ihrer<br />

Strukturen auftreten. Ziel ist, dass<br />

diesem Netzwerk möglichst viele<br />

Spektren, Strömungen <strong>und</strong> Initiativen<br />

angehören. Die Akteur*innen<br />

handeln nach folgenden, selbst<br />

ausgehandelten Prinzipien:<br />

• keine Wahlen<br />

• Versuch der Hierarchielosigkeit<br />

• Entscheidungen werden im<br />

Konsens getroffen<br />

Die Menschen hier verstehen<br />

den Ort auch als <strong>soziale</strong>s Zentrum.<br />

Dabei versuchen sie zwar<br />

autonom, aber nicht unabhängig<br />

von der Gesellschaft zu agieren.<br />

Sie wollen entlang der Bedürfnisse<br />

der griechischen Bevölkerung<br />

handeln. Um zum Beispiel Lebensmittel<br />

preiswerter anzubieten,<br />

entstand die Idee, Produkte ohne<br />

Zwischenhändler*innen auszutauschen.<br />

Dadurch fingen die Menschen<br />

an, sich mit der Herkunft<br />

<strong>und</strong> den Bestandteilen der Waren,<br />

die sie konsumieren, auseinanderzusetzen.<br />

Nachhaltigkeit spielt somit<br />

eine immer größer werdende<br />

Rolle.<br />

Auf unsere Frage, was man<br />

denn hier in der Schule lernen<br />

könne, reagierten Andres <strong>und</strong> Mar-<br />

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