Krise, Selbstorganisation und soziale Netze
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Handelsblatt-Artikel. Klar, dass der<br />
Umzug ein breites Medienecho <strong>und</strong><br />
empörte Reaktionen griechischer<br />
Politiker <strong>und</strong> Arbeitgeberverbände<br />
zur Folge hatte. Dem Geschäftsbericht<br />
der Coca Cola HBC zufolge hat<br />
das Unternehmen 2012 einen Profit<br />
von 190,4 Mio. Euro erwirtschaftet.<br />
Für Griechenland stellt er rückläufigen<br />
Umsatz <strong>und</strong> verschlechterte<br />
Bedingungen für Wirtschaft <strong>und</strong><br />
Handel fest. Vor allem der mögliche<br />
Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone<br />
habe die Kreditwürdigkeit<br />
des Unternehmens belastet.<br />
Im Norden Griechenlands<br />
stehen mehrere Abfüllanlagen der<br />
Coca Cola HBC, ein ganzes Distributionsnetz<br />
hängt daran. Doch<br />
die Produktion soll nun nach Bulgarien<br />
verlagert, das Verteilernetz<br />
zerschlagen <strong>und</strong> durch den öffentlichen<br />
griechischen Transport ersetzt<br />
werden. Das spart Geld. Bulgarien<br />
führt der Geschäftsbericht<br />
von 2012 unter den „Emerging<br />
Markets“ – hier gibt es das größte<br />
Wachstumspotential, die Produktion<br />
ist billiger. Für die griechischen<br />
Angestellten würde das den Verlust<br />
ihrer Arbeitsplätze bedeuten. Zumal<br />
das Unternehmen hier immer<br />
noch schwarze Zahlen schreibt.<br />
Die griechischen Gewerkschaften<br />
machen darum gegen<br />
das transnationale Unternehmen<br />
mobil. Zweifelsohne ein defensiver<br />
Kampf, aber etwas anderes ist<br />
gerade auch kaum möglich. Dem<br />
Großkapital weniger Mobilität <strong>und</strong><br />
den Erhalt von Arbeitsplätzen aufzwingen<br />
zu wollen, ist angesichts<br />
der Situation schon ein kämpferisches<br />
Unterfangen. Für die griechischen<br />
Gewerkschaften steht dabei<br />
einiges auf dem Spiel. An dem Distributionsnetz<br />
der Abfüllanlagen<br />
hängt eine ganze Menge Jobs der<br />
Region. Und wenn sie die verlieren,<br />
sinkt ihre Kampfkraft auch noch<br />
weiter – es ist ein Präzedenzfall. Es<br />
geht ihnen auch nicht darum, dass<br />
es in Bulgarien keine Abfüllanlagen<br />
geben soll, sondern sie fordern<br />
die Möglichkeit, weiterhin ein geregeltes<br />
Einkommen erhalten zu<br />
können. Vor allem der Propaganda<br />
des Unternehmens, mit der es die<br />
Verlagerung der Produktion öffentlich<br />
rechtfertigt, wollen sie etwas<br />
entgegensetzen. Die Abfüllanlagen<br />
arbeiten profitabel, wirtschaftlich<br />
gesehen müsste man also nicht ab-<br />
38