Eingliederungsbericht Landkreis Harz - jobcenter | SGB II Reform
Eingliederungsbericht Landkreis Harz - jobcenter | SGB II Reform
Eingliederungsbericht Landkreis Harz - jobcenter | SGB II Reform
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<strong>Eingliederungsbericht</strong><br />
Eigenbetrieb<br />
Kommunale Beschäftigungsagentur<br />
Jobcenter <strong>Landkreis</strong> <strong>Harz</strong><br />
2011
Inhaltsverzeichnis<br />
I. Eingliederungsb<br />
sbericht<br />
Seiten<br />
Rahmenbedingungen des Arbeitsmarktes 4<br />
Kernaussagen zur Eingliederungsstrategie 6<br />
Zielgruppen 7<br />
Eingliederungsstrategie 2011 8<br />
Beschäftigungsfördernde Maßnahmen 11<br />
Kommunale Zusatzleistungen 11<br />
Stellenorientierte Vermittlung- Arbeitgeberservice 12<br />
2
Abkürzungsverzeichnis<br />
AGS<br />
ALG <strong>II</strong><br />
ARGE<br />
BA<br />
BIP<br />
BMAS<br />
bzw.<br />
EGZ<br />
EingliederungsmittelVO<br />
FbW<br />
IAB<br />
KoBa<br />
PAP<br />
<strong>SGB</strong> <strong>II</strong><br />
<strong>SGB</strong> <strong>II</strong>I<br />
U25<br />
U30<br />
Ü50<br />
U50<br />
usw.<br />
z.B.<br />
zkT<br />
Arbeitgeberservice<br />
Arbeitslosengeld <strong>II</strong><br />
Arbeitsgemeinschaft<br />
Bundesagentur für Arbeit<br />
Bruttoinlandsprodukt<br />
Bundesministerium für Arbeit und Soziales<br />
beziehungsweise<br />
Eingliederungszuschuss<br />
Eingliederungsmittelverordnung<br />
Förderung der beruflichen Weiterbildung<br />
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung<br />
Kommunale Beschäftigungsagentur Jobcenter <strong>Landkreis</strong> <strong>Harz</strong><br />
persönlicher Ansprechpartner<br />
Sozialgesetzbuch <strong>II</strong><br />
Sozialgesetzbuch <strong>II</strong>I<br />
unter 25-Jährige<br />
unter 30-Jährige<br />
über 50-Jährige<br />
unter 50-Jährige<br />
und so weiter<br />
zum Beispiel<br />
zugelassener kommunaler Träger<br />
3
I. Eingliederungs- und Mitarbeiterbericht<br />
Rahmenbedingungen des Arbeitsmarktes<br />
Die Arbeitslosigkeit auf dem regionalen Arbeitsmarkt ist im Jahr 2011 in den Rechtskreisen<br />
<strong>SGB</strong> <strong>II</strong>I und <strong>SGB</strong> <strong>II</strong> stark zurückgegangen.<br />
Der Jahresdurchschnitt der Gesamtarbeitslosigkeit (<strong>SGB</strong> <strong>II</strong> / <strong>SGB</strong> <strong>II</strong>I) sank im Jahresvergleich<br />
um 1.107 Personen (- 8,0 %). Im Jahr 2010 lag die durchschnittliche<br />
Arbeitslosenquote <strong>SGB</strong> <strong>II</strong> / <strong>II</strong>I bei 11,4 % und konnte im Jahr 2011 auf durchschnittlich 10,7%<br />
gesenkt werden. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote 2011 für den <strong>SGB</strong> <strong>II</strong> - Bereich<br />
beträgt 7,7 %.<br />
Die regionale Forschungsstelle des Institutes für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)<br />
prognostiziert für das Jahr 2012 eine Zunahme des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) um<br />
nur noch 1 Prozent. Nach einem nochmals kräftigen Wachstum von 2,8 % im Jahr 2011 wird<br />
sich der rasante wirtschaftliche Aufschwung spürbar abschwächen. Eine weitere Ursache für<br />
die rückläufige Entwicklung ist die demografische Entwicklung.<br />
Entwicklung der Arbeitslosenzahlen 2011<br />
nach Rechtskreisen <strong>SGB</strong> <strong>II</strong> / <strong>SGB</strong> <strong>II</strong>I<br />
12.000<br />
11.000<br />
10.000<br />
9.000<br />
8.000<br />
7.000<br />
6.000<br />
5.000<br />
4.000<br />
3.000<br />
2.000<br />
1.000<br />
0<br />
Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />
Alo <strong>SGB</strong> <strong>II</strong>I 5.621 5.204 4.444 3.723 3.210 2.935 3.115 3.120 2.905 2.966 3.075 3.468<br />
Alo <strong>SGB</strong> <strong>II</strong> 10.017 10.153 10.040 9.914 9.478 9.325 9.288 9.264 8.353 8.003 7.976 8.157<br />
Im Zuständigkeitsbereich <strong>SGB</strong> <strong>II</strong> waren im Jahr 2010 noch durchschnittlich 9.687<br />
erwerbsfähige Hilfebedürftige arbeitslos. Die durchschnittliche Arbeitslosigkeit konnte im Jahr<br />
2011 um 524 auf 9.163 reduziert werden (-5,4 %).<br />
4
Entwicklung der Arbeitslosenzahlen 2010/2011 im Bereich <strong>SGB</strong> <strong>II</strong><br />
12.000<br />
11.500<br />
11.000<br />
10.500<br />
10.000<br />
9.500<br />
9.000<br />
8.500<br />
8.000<br />
7.500<br />
7.000<br />
6.500<br />
6.000<br />
Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />
Alo 2010 10.486 10.512 10.566 10.315 10.006 9.725 9.692 9.257 8.838 8.785 8.952 9.115<br />
Alo 2011 10.017 10.153 10.040 9.914 9.478 9.325 9.288 9.264 8.353 8.003 7.976 8.157<br />
Im Jahr 2011 betreute die Kommunale Beschäftigungsagentur Jobcenter <strong>Landkreis</strong> <strong>Harz</strong><br />
(KoBa) durchschnittlich 16.268 Bedarfsgemeinschaften pro Monat. Entsprechend dem<br />
positiven Trend auf dem Arbeitsmarkt sank der Jahresdurchschnitt um 658 (- 3,9 %) im<br />
Vergleich zum Vorjahr.<br />
Entwicklung der Bedarfsgemeinschaften 2010/2011<br />
18.000<br />
17.500<br />
17.000<br />
16.500<br />
16.000<br />
15.500<br />
15.000<br />
14.500<br />
14.000<br />
Jan Feb M rz Apr M ai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />
BG 2010 17.128 17.264 17.394 17.478 17.358 17.262 17.099 16.843 16.580 16.360 16.179 16.166<br />
BG 2011 16.681 16.718 16.447 16.826 16.807 16.496 16.326 16.060 15.955 15.751 15.602 15.548<br />
5
Kernaussagen zur Eingliederungsstrategie<br />
Mit der Zusammenführung der 3 Grundsicherungsträger Wernigerode (zkT), Halberstadt und<br />
Quedlinburg (ARGEn) am 01.01.2011 waren nicht unerhebliche Anstrengungen im Bereich<br />
aktive Leistungen, Fallmanagement verbunden.<br />
Zum einen musste aus verschiedenen Betreuungsstrukturen eine sinnvolle und<br />
praxiserprobte neue Struktur aufgebaut werden, zum anderen mussten mehrere tausend<br />
Datensätze manuell erhoben und in die kommunale Software überführt werden, da ein<br />
automatisierter Datentransfer aus VerBIS nicht möglich war. Neben den organisatorischen<br />
Belangen galt es aber auch, die Mitarbeiter, welche überwiegend im Rahmen des<br />
gesetzlichen Übergangs zum zugelassenen kommunalen Träger gewechselt sind,<br />
einzustimmen und mitzunehmen.<br />
Die KoBa erbringt ihre Eingliederungsarbeit auf der Basis eines generalisierten<br />
Fallmanagementansatzes, wobei die bewerberorientierte Vermittlung nicht Bestandteil des<br />
Fallmanagements an sich ist. Die ARGEn hatten einen spezialisierten<br />
Fallmanagementansatz, welcher ab Januar 2011 mit dem System der KoBa harmonisiert<br />
werden musste. Zudem wurde im gesamten <strong>Harz</strong>kreis das Alter – und Regionalprinzip<br />
eingeführt (bislang galt es nur im Zuständigkeitsbereich Wernigerode).<br />
Der generalisierte Fallmanagementansatz bietet aus Sicht der KoBa die besten<br />
organisatorischen Voraussetzungen für eine effiziente und wirkungsorientierte<br />
Eingliederungsarbeit bei einer Vielzahl der hilfebedürftigen Menschen. Im Gegensatz zum<br />
spezialisierten Fallmanagement-Ansatz, bei dem ablauforganisatorisch „Reibungsverluste“<br />
am Kundenübergang zwischen dem so genannten persönlichen Ansprechpartner (PAP) und<br />
dem Fallmanagement entstehen, ist der generalisierte Ansatz geeignet, die notwendige<br />
Leistungserbringung „aus einer Hand“ durch eine kontinuierliche Betreuung des Kunden zu<br />
gewährleisten. Gleichwohl bedingt dieser organisatorische Ansatz eine intensive fachliche<br />
und methodische Qualifikation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, welche durch einen<br />
kontinuierlichen Weiterbildungsprozess unterstützt wird.<br />
Im Jahresverlauf 2011 konnten die Betreuungsschlüssel bezogen auf die einzelnen<br />
Altersgruppen stabilisiert werden.<br />
6
Die Auswirkungen der weltweiten Finanz- und Wirtschaftkrise mit massiven Einbrüchen der<br />
Wirtschaftsleistung, bei Aufträgen, Investitionen und Beschäftigung haben sich in 2011<br />
weiter gefestigt.<br />
Für das Jahr 2011 wurden der KoBa lt. Eingliederungsmittel-VO Eingliederungsleistungen<br />
im Gesamtumfang von rund 24.848.640 Euro zur Verfügung gestellt.<br />
Die zugewiesenen Haushaltsmittel des Eingliederungstitels wurden zu 90,91 % ausgegeben,<br />
da in den ersten 3 Monaten des Jahres 2011 aufgrund der Datenmigration nicht ausreichend<br />
Leistungen ausgereicht wurden.<br />
Nur durch Mehrarbeit und Unterstützung anderer Bereiche gelang es überhaupt, die<br />
wesentlichen Kundendaten aller Leistungsberechtigten bis zum 31.03.2011 in die Software<br />
zu implementieren. Erst ab diesem Zeitpunkt konnte mit der klassischen<br />
Eingliederungsarbeit begonnen werden. Zahlreiche Grund – und Aufbauschulungen<br />
(Fallmanagement, Kommunikationstraining, Deeskalationstraining, Bescheiderteilung,<br />
Bescheidtechnik, Ermessensbegründung usw.) während des gesamten Jahres 2011 waren<br />
dennoch erforderlich, um das Vorhaben des generalisierten Fallmanagementansatzes mittelund<br />
langfristig umzusetzen.<br />
Im Frühjahr 2011 wurde die Organisation im Fachbereich aktive Leistungen bereits optimiert,<br />
um Stärken und Schwächen zeitnah auszubalancieren.<br />
Die Betreuungsschlüssel wurden wie folgt festgesetzt:<br />
Leistungsberechtigte U 25<br />
Leistungsberechtigte U 30<br />
Leistungsberechtigte U 50<br />
Leistungsberechtigte Ü 50<br />
(jünger als 25 Jahre) 1: 170 eLb<br />
(jünger als 30 Jahre) 1: 220 eLb<br />
(jünger als 50 Jahre) 1: 300 eLb<br />
(älter als 50 Jahre) 1: 400 eLb<br />
Zielgruppen<br />
Besondere Zielgruppen und Maßnahmefelder der Eingliederungsarbeit der KoBa waren<br />
2011<br />
• Nachhaltige berufliche Integration sozial benachteiligter Jugendlicher und junger<br />
Erwachsener U 25 und U 30<br />
• Intensive Betreuung der erwerbsfähigen Hilfebedürftigen in den Altersstrukturen<br />
zwischen 30 und 50 Jahren sowie von erwerbsfähigen Hilfebedürftigen über 50 Jahre<br />
7
• Aktivierung von Personen, die bei der Arbeitssuche resigniert haben bzw. fehlende<br />
Motivation aufweisen<br />
• Maßnahmen zur Verbesserung des beruflichen Einstiegs Alleinerziehender<br />
• Förderung von behinderten Menschen<br />
• Aktivierung von Selbständigen ohne Gewinn/ohne ausreichenden Gewinn im ALG <strong>II</strong><br />
Bezug<br />
• Integration und Vermittlung von aktivierten Leistungsberechtigten im Rahmen<br />
Bürgerarbeit<br />
Als besonderer Schwerpunkt im Bereich Wernigerode hat sich in 2011 die Umsetzung des<br />
Bundesprojekts Bürgerarbeit herauskristallisiert: Die KoBa hatte sich 2010 an einem<br />
Interessenbekundungsverfahren des BMAS zur Durchführung des Modellprojektes<br />
„Bürgerarbeit“ erfolgreich beteiligt. Hiermit ermöglichte die KoBa einer Vielzahl von<br />
Arbeitslosen ausgewählter Regionen im Rahmen eines mehrstufigen Verfahrens in den<br />
allgemeinen Arbeitsmarkt integriert zu werden.<br />
Ab dem 01.09.2010 wurden alle Arbeitslosen im <strong>SGB</strong> <strong>II</strong> Leistungsbezug aus den Regionen<br />
Blankenburg und Stadt Oberharz am Brocken im Rahmen der Konzeption Bürgerarbeit<br />
betreut. Für die gezielte Aktivierung wurden insgesamt 720 Arbeitslose aus den Regionen<br />
ausgewählt. Bereits in der Aktivierungsphase konnten 108 Integrationen auf dem<br />
allgemeinen Arbeitsmarkt verzeichnet werden. Die ersten Eintritte in die<br />
Bürgerarbeitsverhältnisse erfolgten dann ab April 2011. Insgesamt hat der <strong>Landkreis</strong> <strong>Harz</strong><br />
von 150 möglichen Bürgerarbeitsstellen 146 beantragt, von einer kompletten Bewilligung<br />
aller Anträge ist auszugehen. Bis zum 31.12.2011 konnten jedoch noch nicht alle Stellen<br />
adäquat besetzt werden, da die Anforderungen an die Teilnehmer seitens der Qualifikation<br />
oder Mobilität oft nicht den Voraussetzungen entsprachen. Bis einschließlich 31.03.2012<br />
besteht die Möglichkeit freie Stellen zu besetzen, diese Zeit wird durch die KoBa offensiv<br />
genutzt, um keine Stellen verfallen zu lassen.<br />
Eingliederungsstrategie 2011<br />
Zielgruppen<br />
Um erfolgreich beschäftigungsorientiertes Fallmanagement zu betreiben, ist eine<br />
strukturierte Herangehensweise an die verschiedenen Zielgruppen erforderlich.<br />
8
Weitere Zielgruppen in der Betreuungsarbeit stellen die nachfolgend genannten Personen<br />
dar, die sich nahezu in jedem Alterssegment wiederfinden<br />
• Alleinerziehende<br />
• Personen die bei der Arbeitssuche resigniert haben, Verweigerer<br />
• Personen mit Migrationshintergrund<br />
• Behinderte Menschen und Schwerbehinderte<br />
• Personen mit Sucht- und Schuldenproblematiken<br />
• Existenzgründer/Selbständige<br />
Zielgruppe – Jugendliche bis 25 Jahre<br />
Die in den vorangegangenen <strong>Eingliederungsbericht</strong>en beschriebene intensive Arbeit mit<br />
Jugendlichen unter 25 Jahren wurde uneingeschränkt fortgeführt; die Reduzierung der<br />
Jugendarbeitslosigkeit und das Nachhalten der bereits erreichten Ergebnisse hat für die<br />
KoBa eine sehr ausgeprägte Priorität. In den Regionalbereichen Halberstadt und<br />
Quedlinburg wurden die strategischen Ansätze im Zuge der Bekämpfung der<br />
Jugendarbeitslosigkeit implementiert und ein transparentes Verfahren eingeführt, bei<br />
welchem für jeden Fallmanager die aktuellen und zu aktivierenden Fälle ersichtlich sind.<br />
Insbesondere die Arbeit mit den Jugendlichen unter 18 Jahren wurde deutlich gesteigert und<br />
die Zusammenarbeit mit der Berufsberatung forciert.<br />
Zunehmend macht sich das sinkende Niveau der Bildungsstände der Jugendlichen<br />
bemerkbar. Integrationsangebote wie z.B. Stabil (System Produktionsschule) wurden weiter<br />
genutzt.<br />
Zielgruppe – Junge Erwachsene bis 30 Jahre<br />
Die im <strong>Eingliederungsbericht</strong> 2010 beschriebene intensive Arbeit mit Jugendlichen unter 30<br />
Jahren wurde uneingeschränkt fortgeführt und an den Standorten Quedlinburg und<br />
Halberstadt eingeführt. Hier war zuvor eine Bruchstelle ab der Vollendung des 25.<br />
Lebensjahres erkennbar. Neben dem üblichen Angebotsportfolio der klassischen<br />
Arbeitsmarktinstrumente wurde bei der Zielgruppe insbesondere auf die Zusammenarbeit mit<br />
dem Arbeitgeberservice und den regionalen Zeitarbeitsunternehmen fokussiert.<br />
Die Zielgruppe der Kunden U 30 wurde intensiv mit Bildungsangeboten versehen, um den<br />
individuellen Qualifizierungsstand zu erhalten, zu aktualisieren und zu erhöhen. Der<br />
9
Kooperation mit den Anbietern von sozialintegrativen Leistungen wie Schuldner – und<br />
Suchtberatung, aber insbesondere auch mit der Familien- und Erziehungsberatung kam eine<br />
besondere Bedeutung zu, da diese Problemlagen in der Altersstruktur zwischen 25 und unter<br />
30 Jahren eine signifikante Häufigkeit aufweisen.<br />
Zielgruppe – Erwachsene bis 50 Jahre<br />
Die in den vorherigen <strong>Eingliederungsbericht</strong>en beschriebene Arbeit mit den Erwachsenen im<br />
Alterssegment zwischen 30 und 50 Jahren wurde fortgeführt und optimiert. Die<br />
Neustrukturierung in diesem Alterssegment griff auch auf die ehemaligen ARGEn über. Hier<br />
wurden intensive Gespräche geführt, Bildungsmaßnahmen angeboten und - falls diese nicht<br />
sinnvoll erschienen - wurde dies mit Angeboten der Qualifizierung und Ersatzangeboten auf<br />
dem 2.Arbeitsmarkt kompensiert. Im Zuge der Intensivierung der Betreuungsarbeit wurde der<br />
Ansatz des Forderns sehr nachdrücklich umgesetzt.<br />
Zielgruppe – Ältere Arbeitslose<br />
Bei der Personengruppe der über 50-Jährigen muss aufgrund der hiesigen Arbeitsmarktlage<br />
oftmals die Funktion der sozialen Sicherung übernommen werden, da eine Integration<br />
aufgrund der geringen Arbeitsmarktdynamik und der mangelnden Aufnahmebereitschaft der<br />
Arbeitgeber für diese Personengruppe häufig nicht möglich ist. Dies ist auch an der<br />
Verteilung der Mittel zur Eingliederung erkennbar, denn das Gros an Eingliederungsmitteln<br />
wird für Maßnahmen und Projekte zur sozialen Sicherung und Stabilisierung, sowie zum<br />
Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit und Entgegenwirken von Dequalifizierung eingesetzt.<br />
Programme der Bundes – und Landesregierung für diese Personengruppe wurden auch in<br />
2011 konsequent genutzt (z.B. Aktiv zur Rente). Für das Jahr 2011 stand der<br />
Personengruppe das Netzwerk 50++ zur Verfügung. Hier konnte in enger Kooperation ein<br />
guter Instrumenteneinsatz erreicht werden.<br />
FBW Eintritte Gesamt 2011 (Stand: 31.12.2011)<br />
U25 U30 U50 U65 Gesamt<br />
Gesamt 289 289 832 59 1.469<br />
Neben der Strukturierung nach Altersstufen sieht die KoBa weitere Zielgruppen, die für eine<br />
erfolgreiche Integrationsarbeit besondere Betreuungsbedarfe haben, so zum Beispiel die<br />
Alleinerziehenden, die behinderten Menschen und Schwerbehinderte, Personen mit<br />
10
Migrationshintergrund, Personen mit Sucht- und Schuldenproblematiken, Personen mit<br />
paralleler Selbständigkeit und Existenzgründer.<br />
Insbesondere die Selbständigen ohne Gewinn bzw. mit nicht ausreichenden Gewinnen<br />
standen in 2011 im Fokus der Integrationsbemühungen. Hier galt es zunächst die Situation<br />
zu analysieren und die Gründe herauszufinden, weswegen es bislang trotz ausgeübter<br />
Selbständigkeit nicht zur Lebenshaltung reicht. Oftmals hielten Kunden aus Gründen der<br />
sozialen Sicherung (Finanzierung der Krankenversicherung) am Hilfebezug fest. Mit<br />
stringentem Fördern und Fordern sowie speziellem betriebswirtschaftlichem Coaching<br />
konnte zahlreichen Selbständigen der Weg in die Tragfähigkeit ohne Bezug von<br />
Grundsicherungsleistungen aufgezeigt werden.<br />
Bestandsentwicklung Selbstständigkeit 2. Halbjahr 2011<br />
Jun 11 Jul 11 Aug 11 Sep 11 Okt 11 Nov 11 Dez 11 Ø Bestand<br />
mit Gewinn 340 328 324 309 296 301 291 313<br />
ohne Gewinn 106 43 126 108 99 96 103 97<br />
gesamt 446 371 450 417 395 397 394 410<br />
Beschäftigungsfördernde Maßnahmen<br />
Für erwerbsfähige Leistungsberechtigte , die keine Arbeit finden konnten, wurden mit dem<br />
Ziel der Heranführung an den allgemeinen Arbeitsmarkt Arbeitsgelegenheiten eingerichtet.<br />
Die KoBa bewilligte 423 Maßnahmen für 2.427 Teilnehmer in der Mehraufwandsvariante. In<br />
der Variante mit Entgelt wurden 62 Maßnahmen für 398 Teilnehmer installiert. Im<br />
Durchschnitt des Jahres 2011 befanden sich 1.619 erwerbsfähige Leistungsberechtigte in<br />
Maßnahmen der öffentlich geförderten Beschäftigung . Inhaltlich bildeten die Maßnahmen im<br />
grünen Bereich (113 Maßnahmen), im Bereich Kultur und Tourismus (105 Maßnahmen) und<br />
im handwerklichen Bereich (84 Maßnahmen) den Schwerpunkt. Die Maßnahmen<br />
vermittelten Erkenntnisse über Eignungs- und Interessenschwerpunkte sowie Motivationsund<br />
Arbeitsbereitschaft der Teilnehmer und lieferten somit wichtige Impulse für die<br />
Integrationsarbeit.<br />
Kommunale Zusatzleistungen<br />
In den Feldern § 16 a <strong>SGB</strong> <strong>II</strong> ist die KoBa aktiv tätig – insbesondere die Zusammenarbeit mit<br />
der Schuldnerberatung, der Suchtberatung und der Erziehungsberatung sind schriftlich fixiert<br />
11
und werden in der Praxis offensiv umgesetzt. In den Zuständigkeitsbereichen Halberstadt<br />
und Quedlinburg wurde die Zusammenarbeit mit den Anbietern kommunaler Leistungen<br />
besprochen und die Praxishandhabung vereinbart. Die Thematik der psychosozialen<br />
Betreuung wurde im Regionalbereich Halberstadt und Quedlinburg offensiv genutzt, da die<br />
Zusammenarbeit mit dem sozialpsychiatrischen Dienst des Gesundheitsamtes nicht sehr<br />
ausgeprägt war. Die Kooperation auf Ebene der psychosozialen Betreuung gilt ab dem Jahr<br />
2012 kreisweit, demnach profitiert nun auch Wernigerode davon.<br />
Stellenorientierte Vermittlung – Arbeitgeberservice<br />
Mit dem Übergang der ARGEn zum zugelassenen kommunalen Träger wurde auch kreisweit<br />
ein eigenständiger Arbeitgeberservice (AGS) der Grundsicherungsstelle eingerichtet. Bislang<br />
existierte neben dem gemeinsamen Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit (AA) bereits<br />
der AGS der KoBa in der Region Wernigerode. Mit 12 Arbeitsvermittlern ist der AGS der<br />
KoBa ausgestattet. Um regionalen Unternehmen und Institutionen einen Einblick in die<br />
Arbeitsweise des AGS sowie die Leistungen und die vorhandenen Bewerberpotentiale zu<br />
geben, wurde der Schwerpunkt zunächst auf die Netzwerkarbeit gelegt. So wurden<br />
außerhalb der ständigen Beratungen in den Arbeitskreisen Metall-Elektro, Gastronomie und<br />
dem Kompetenzteamtreffen weitere Kontakte zu den Kammern aus Industrie und Handwerk<br />
geknüpft. In verschiedenen Innungsveranstaltungen und Innungsversammlungen sowie bei<br />
Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbänden wurde das Portfolio des AGS vorgestellt. Der enge<br />
Kontakt zwischen Wirtschaft und Arbeitgeberservice stellt zudem sicher, dass die<br />
angebotenen Qualifizierungen den Anforderungen der hiesigen Unternehmen entsprechen.<br />
Organisatorisch ist der AGS nach Wirtschaftsklassen strukturiert, so dass es je<br />
Unternehmen einen festen Ansprechpartner mit möglichst fachkundigem Wissen gibt. Dieser<br />
Ansprechpartner ist für alle Belange wie Einstellungen, Fördermöglichkeiten,<br />
Qualifizierungsmöglichkeiten etc. zuständig.<br />
Aufgrund der besonderen Bedeutung der Zeitarbeit für den Personenkreis der <strong>SGB</strong> <strong>II</strong> -<br />
Leistungsberechtigten wurde am Hauptstandort der Zeitarbeitsunternehmen in Wernigerode<br />
ein spezialisierter Vermittler eigens für diese Thematik installiert. In den zurückliegenden<br />
Jahren wurde die Thematik Zeitarbeit für die Leistungsberechtigten des <strong>SGB</strong> <strong>II</strong> in den<br />
ARGEn nicht sehr umfangreich genutzt, so dass die ersten vor Ort durchgeführten<br />
Zeitarbeitsmessen im Frühjahr (Halberstadt, Wernigerode, Quedlinburg) bzw. Herbst 2011<br />
(Quedlinburg) ein großer Erfolg waren. Die Zeitarbeitsunternehmen konnten sich einen<br />
guten Eindruck über die bestehenden Vermittlungspotentiale machen und die<br />
Leistungsberechtigten wurden für die Thematik und die Chancen, die mit einer Einstellung<br />
12
verbunden sind, sensibilisiert werden. Erste Arbeitsverträge wurden direkt während der<br />
Zeitarbeitsmesse geschlossen.<br />
Zugänge Stellen (sv-pflichtig) 2724<br />
- davon Zeitarbeit 595<br />
Anteil 21,8%<br />
besetzte Stellen (sv-pflichtig) 2327<br />
- davon Zeitarbeit 501<br />
Anteil 21,5%<br />
gesamt Zeitarbeit 501 übrige Branchen 1826<br />
Anteil Zeitarbeit - besetzte Stellen im Jahr 2011 insgesamt<br />
Zeitarbeit<br />
übrige Branchen<br />
22%<br />
78%<br />
Integrationsseitig war das Jahr 2011 insgesamt stark durch die Neustrukturierung geprägt,<br />
was sich auch in den Zahlen widerspiegelt. Es konnten in 2011 insgesamt 4.902<br />
erwerbsfähige Leistungsberechtigte in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung,<br />
Selbständigkeit und Ausbildung integriert werden.<br />
Im Jahr 2011 wurden 791 sozialversicherungspflichtige Beschäftigungen mit<br />
Eingliederungszuschuss (EGZ) zum Ausgleich von Minderleistungen gefördert.<br />
Handlungsschwerpunkt war auch im Jahr 2011 die gezielte bewerberorientierte Vermittlung.<br />
Zum einen werden gut qualifizierte und mobile Bewerber an potentielle Arbeitgeber<br />
herangetragen; aber auch aus Fortbildungsmaßnahmen heraus, werden die Absolventen mit<br />
Unternehmen, welche allgemeinen Bedarf signalisiert haben, bekannt gemacht. Wichtig ist,<br />
dass der AGS die Bewerber bei den Vorstellungsgesprächen unterstützt und im Vorfeld<br />
motiviert, die entsprechende Arbeit anzunehmen. Die bewerberorientierte Vermittlung hat<br />
einen festen Stellenwert und ist bei den Leistungsberechtigten im <strong>SGB</strong> <strong>II</strong> nicht<br />
wegzudenken.<br />
13