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3R Special Regenwasserbewirtschaftung (Vorschau)

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www.<strong>3R</strong>-Rohre.de<br />

10 | 2013<br />

ISSN 2191-9798<br />

Fachzeitschrift für sichere und<br />

effiziente Rohrleitungssysteme<br />

LESEN SIE IN DIESER AUSGABE:<br />

<strong>Special</strong> <strong>Regenwasserbewirtschaftung</strong><br />

www.hobas.de<br />

GFK-Rohrsysteme für die Sanierung<br />

Schachtsanierung<br />

Relining<br />

Sonderprofile


3. Praxistag am 29. Oktober 2013 in Essen<br />

Wasserversorgungsnetze<br />

Programm<br />

Moderation: Prof. Th. Wegener,<br />

iro Institut für Rohrleitungsbau, Oldenburg<br />

Wann und Wo?<br />

Themenblock 1: Netzbetrieb - Analysieren und Optimieren<br />

Auf zu neuen Ufern -<br />

aktuelle Fragestellungen in der Wasserversorgung<br />

Th. Rücken, Timo Wehr, Rechenzentrum für Versorgungsnetze Wehr<br />

GmbH, Düsseldorf<br />

Einflüsse auf die Entscheidungsfindung im Asset Management<br />

M. Beck, Fichtner Water & Transportation GmbH, Berlin<br />

Themenblock 2: Strategien zur Netzspülung<br />

Zustandsorientierte Spülung von Trinkwassernetzen<br />

Dr. A. Korth, TZW, Außenstelle Dresden<br />

Softwarebasierte Ermittlung von Spülprogrammen<br />

zur Unterstützung systematischer Netzspülungen<br />

Dr. J. Deuerlein, 3S Consult GmbH, Garbsen<br />

Strategische Planung von Netzspülungen mit Hilfe<br />

von Trinkwasseranalysen<br />

M. Geib, OOWV Oldenburgisch-Ostfriesischer Wasserverband, Brake<br />

Themenblock 3: Netzüberwachung<br />

Multiparameter-Sensorik und Online-Überwachung<br />

für Wasserversorgungsnetze - Einsatz im Rahmen des<br />

Forschungsprojektes IWaNet<br />

W. Geiger, GERO Meßsysteme GmbH, Braunschweig<br />

Watercloud: Neue Wege im Wasserverlustmanagement<br />

H.-P. Karle, F.A.S.T GmbH, Langenbrettach<br />

Interdisziplinäre Planung von Netzspülungen durch neue Untersuchungsmethode<br />

mit Berücksichtigung der biologischen<br />

Trinkwasserqualität<br />

M. Scheideler, Scheideler Dienstleistungen, Haltern am See<br />

Themenblock 4: Netzbetrieb - Anwendungen aus Sicht<br />

der Wasserversorger<br />

Handlungsempfehlungen zur Minimierung von Rohrschäden<br />

an Hauptleitungen des Hamburger Versorgungsnetzes<br />

K. Krieger, HAMBURG WASSER, Hamburg; Dr. Ch. Sorge, IWW, Mülheim<br />

Umsetzung einer Netzmanagementstrategie bei der RWW–<br />

Rheinisch-Westfälischen Wasserversorgung<br />

J. Erbel, RWW GmbH, Mülheim, Dr. G. Gangl, RBS Wave GmbH, Stuttgart<br />

Veranstalter:<br />

Veranstalter<br />

<strong>3R</strong>, ZfW, iro<br />

Termin: Dienstag, 29.10.2013,<br />

9:00 Uhr – 17:15 Uhr<br />

Ort:<br />

Zielgruppe:<br />

Essen, Welcome Hotel<br />

Mitarbeiter von Stadtwerken<br />

und Wasserversorgungsunternehmen,<br />

Dienstleister im Bereich<br />

Netzplanung, -inspektion und<br />

-wartung<br />

Teilnahmegebühr*:<br />

<strong>3R</strong>-Abonnenten<br />

und iro-Mitglieder: 390,- €<br />

Nichtabonnenten: 420,- €<br />

Bei weiteren Anmeldungen aus einem Unternehmen<br />

wird ein Rabatt von 10 % auf den jeweiligen<br />

Preis gewährt.<br />

Im Preis enthalten sind die Tagungsunterlagen<br />

sowie das Catering (2 x Kaffee, 1 x Mittagessen).<br />

* Nach Eingang Ihrer schriftlichen Anmeldung (auch per Internet<br />

möglich) sind Sie als Teilnehmer registriert und erhalten eine<br />

schriftliche Bestätigung sowie die Rechnung, die vor Veranstaltungsbeginn<br />

zu begleichen ist. Bei Absagen nach dem 15.<br />

Oktober 2013 oder Nichterscheinen wird ein Betrag von 100,- €<br />

für den Verwaltungsaufwand in Rechnung gestellt. Die Preise<br />

verstehen sich zzgl. MwSt.<br />

Mehr Information und Online-Anmeldung unter<br />

www.praxistag-wasserversorgungsnetze.de<br />

Fax-Anmeldung: 0201-82002-40 oder Online-Anmeldung: www.praxistag-wasserversorgungsnetze.de<br />

Ich bin <strong>3R</strong>-Abonnent<br />

Ich bin iro-Mitglied<br />

Ich bin Nichtabonnent/kein iro-Mitglied<br />

Vorname, Name des Empfängers<br />

Telefon<br />

Telefax<br />

Firma/Institution<br />

E-Mail<br />

Straße/Postfach<br />

Land, PLZ, Ort<br />

Nummer<br />

✘<br />

Ort, Datum, Unterschrift


EDITORIAL<br />

Den richtigen Rahmen setzen<br />

Über die Energie-Infrastruktur wird generell in Europa<br />

und speziell in Deutschland intensiv diskutiert. Die „Energiewende“<br />

made in Germany ist leider noch nicht zum<br />

Exportschlager geworden, was angesichts der derzeitigen<br />

Schwierigkeiten nicht verwundert. Auf technischer Seite sind<br />

allerdings auch positive Fortschritte erkennbar, wie man<br />

auf der diesjährigen gat erleben konnte. Power-to-Gas ist<br />

eine der aussichtsreichsten Möglichkeiten, die Umstellung<br />

der deutschen Energie-Infrastruktur zu ermöglichen und<br />

die erforderliche Zwischenspeicherung der mit Windkraft<br />

oder Photovoltaik erzeugten Energie technisch zu realisieren.<br />

Dennoch bleibt die Aufgabe, einen rechtlichen sinnvollen<br />

Rahmen zu setzen.<br />

Reform des Enerneuerbare-Energien-Gesetz<br />

erwartet<br />

Unabhängig davon, welche Koalition am Ende der noch<br />

laufenden, langwierigen Verhandlungen stehen wird: Die<br />

Energiewirtschaft in Deutschland wartet „händeringend“<br />

auf eine Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes. Die<br />

vor Jahren sinnvolle Förderung von regenerativen Energien<br />

wird zunehmend zum finanziellen Hemmschuh. Gleichzeitig<br />

verschlechtert sich die wirtschaftliche Basis konventioneller<br />

Kraftwerke derart, dass deren Weiterbetrieb in Frage gestellt<br />

wird. Der Vorrang von regenerativ erzeugtem Strom bei der<br />

Einspeisung hat fatale Folgen. Die Zwischenspeichung dieses<br />

Stroms, z. B. durch Umwandlung und Speicherung in den<br />

Gasnetzen, kann dieses Problem lösen und wird über den<br />

Erfolg der Energiewende entscheiden.<br />

Auch jenseits der Energiethemen gibt es<br />

Infrastrukturaufgaben!<br />

In der öffentlichen Wahrnehmung scheint es ausnahmslos<br />

um die Frage der zukünftig richtigen Gestaltung unserer<br />

Energie-Infrastruktur zu gehen. Dies verwundert nicht, da<br />

der Bürger in erster Linie sensibel auf persönliche monetäre<br />

Auswirkungen reagiert.<br />

Die Aufrechterhaltung der Wasser- und Abwasserinfrastruktur<br />

ist allerdings ebenso dringlich und auch hierfür werden<br />

hohe Investitionen benötigt – dies sollte bei allem Treiben<br />

um die Energiewende nicht vergessen werden.<br />

Einen Bogen zwischen Energie- und Abwasserthemen<br />

schlägt die Nutzung von Abwärme in Abwasserkanälen,<br />

wie der Beitrag „50 % weniger Primärenergie mit Kanalwärmenutzung<br />

in Bad Cannstadt“ ab Seite 56 zeigt.<br />

Nico Hülsdau<br />

<strong>3R</strong>, Vulkan-Verlag GmbH<br />

Förderprogramm der EU für die europäische<br />

Energie-Infrastruktur<br />

„Die Macht des Geldes“ lautet die Überschrift eines Artikels<br />

in der jüngsten Spiegel-Ausgabe (14.10.2013). Darin wird die<br />

Initiative der Europäischen Kommission beschrieben, die EU-<br />

Kommissar Günther Oettinger am 14. Oktober vorgestellt<br />

hat. Es geht um die Verabschiedung einer Liste mit 248<br />

wichtigen Energie-Infrastrukturprojekten. Diese „Projekte<br />

von gemeinsamem Interesse“ werden u. a. von beschleunigten<br />

Planungsverfahren und verbesserten regulatorischen<br />

Bedingungen profitieren. Zudem ist eine finanzielle<br />

Unterstützung für den Zeitraum 2014 bis 2020 in Höhe von<br />

5,85 Mrd. Euro vorgesehen. Von den 248 Projekten entfallen<br />

119 Projekte auf den Bereich Strom und 113 Projekte auf<br />

den Bereich Gas. Für Deutschland ist die Unterstützung von<br />

15 Strom- und fünf Gasprojekten geplant. Die vollständige<br />

Liste finden Sie auf der <strong>3R</strong>-Internetseite www.<strong>3R</strong>-Rohre.de.<br />

10 | 2013 1


INHALT<br />

NACHRICHTEN<br />

12<br />

21<br />

Ausbildung zum Zertifizierten Kanal-Sanierungs-Berater:<br />

Prüfingenieure machen mit<br />

Podiumsdiskussion auf dem 2. Deutschen Reparaturtag<br />

INDUSTRIE & WIRTSCHAFT<br />

6 Streicher verlegt 18-m-Produktenrohre für MIDAL-Süd-Loop<br />

6 Benchmark für zerstörungsfreie Prüfverfahren<br />

7 Bau-Mediations-Team gegründet<br />

PERSONALIEN<br />

EDITORIAL<br />

01 „Den richtigen<br />

Rahmen setzen“<br />

Nico Hülsdau<br />

8 Dr.-Ing. Wulf Lindner in den Ruhestand verabschiedet<br />

8 Prof. Dr. Ulrich Panne ist neuer Präsident der BAM<br />

9 DVGW-Präsidium neu besetzt<br />

9 Dr.-Ing. Ehlers zum Professor für Bauverfahrenstechnik nach Osnabrück berufen<br />

10 Änderungen im Vorstand der DWA<br />

10 resinnovation baut Vertrieb aus<br />

VERBÄNDE<br />

11 Konventionelle Kraftwerksparks sind kein Auslaufmodell<br />

12 Ausbildung zum Zertifizierten Kanal-Sanierungs-Berater: Prüfingenieure machen mit<br />

2 10 | 2013


45<br />

Bohranlagen und Zubehör für jeden Untergrund<br />

VERANSTALTUNGEN<br />

14 TAW bietet Soft Skill-Training für Ingenieure<br />

15 Tube 2014: Kunststoffrohre in der Industrie<br />

17 Mehr als 100 Aussteller bei Tiefbaumesse InfraTech<br />

in Essen<br />

18 Kanäle kombiniert bewirtschaften<br />

21 Branchentreff beim 2. Deutschen Reparaturtag<br />

PRODUKTE & VERFAHREN<br />

44 Wettercockpit für die Bauwirtschaft<br />

44 Korrosionsschutz von Klöpperböden<br />

45 Bohranlagen und Zubehör für jeden Untergrund<br />

45 PP-Rohrmaterial mit verbesserten Eigenschaften<br />

46 DIBt-Zulassung für PERFECT-Liner erteilt<br />

46 Brandschutzmanschette durch Handel und Praxis<br />

ausgezeichnet<br />

47 Variabler Ausgleichsring für Rohrverbindungen<br />

47 Universelle Rohrkupplung für Abwasserrohrleitungen<br />

47 Endlos schwenkbarer Fräsarm mit 360° drehbarer<br />

Kamera<br />

Das Oldenburger Rohrleitungsforum als Treffpunkt<br />

der Wirtschaft und der Wissenschaft, als Marktplatz<br />

von Know-how und dem Neuesten aus der Rohrleitungswelt.<br />

28. Oldenburger Rohrleitungsforum<br />

06./07. Februar 2014<br />

über 3.000 Besucher aus Versorgungswirtschaft,<br />

Behörden, Ingenieurbüros, Bauunternehmen und<br />

Rohr- und Zubehörherstellern<br />

über 100 Fachvorträge in sechs parallelen Vortragsveranstaltungen<br />

vermitteln Wissen für die Praxis und<br />

bringen Impulse in die Hochschule<br />

über 350 internationale Aussteller mit dem Neuesten<br />

aus ihren Entwicklungsabteilungen<br />

in den Pausen: Kommunikation pur in den Gängen,<br />

auf dem Gelände und auf den Abendveranstaltungen<br />

Anmeldungen und weitere Informationen:<br />

Institut für Rohrleitungsbau<br />

an der Fachhochschule Oldenburg e.V.<br />

Ofener Straße 18 / 26121 Oldenburg<br />

Frau Ina Kleist<br />

Tel. 0441 361039-0 / Fax 0441 361039-10<br />

E-mail ina.kleist@iro-online.de / www.iro-online.de<br />

10 | 2013 3


INHALT<br />

FACHBERICHTE<br />

48<br />

54<br />

Unzureichende Planung, Ausschreibung und Ausführung<br />

bei Kanalsanierungen können Folgekosten erzeugen<br />

Nach Fertigstellung zum Neuzustand sanierter<br />

Mischwassersammler<br />

RECHT & REGELWERK<br />

24 Die neue HOAI 2013 - Änderungen und Auswirkungen auf die Honorare in der<br />

Kanalsanierung<br />

Dipl.-Ing. Peter Kalte, Dipl.-Ing. Arnulf Feller<br />

28 Neue Technische Regeln für Steinzeugrohre DIN EN 295 – 2013<br />

Bauass. Dipl.-Ing. Karl-Heinz Flick<br />

32 Änderung von Rohrleitungen - Teil 3: Änderung von Rohrfernleitungen zum<br />

Befördern wassergefährdender Stoffe, § 20 Abs. 2 S. 4 UVPG<br />

Dr. Bettina Keienburg, Dr. Michael Neupert<br />

38 DVGW-Regelwerk<br />

SERVICES<br />

19 Messen | Tagungen<br />

91 Marktübersicht<br />

100 Inserentenverzeichnis<br />

101 Buchbesprechung<br />

102 Seminare<br />

105 Impressum<br />

42 DWA-Regelwerk<br />

ABWASSERENTSORGUNG / SANIERUNG<br />

48 Auswirkungen und Folgekosten unzu reichender Planung, Ausschreibung und<br />

Ausführung bei Kanalsanierungen<br />

Dipl.-Ing. Roland Wacker<br />

53 Abwasser-Pumpenschacht mit Epoxidharz-Beschichtung dauerhaft saniert<br />

54 Cottbus saniert Mischwassersammler mit GFK-Sonderprofilen<br />

56 50 % weniger Primärenergie mit Kanalwärmenutzung in Bad Cannstadt<br />

Klaus W. König<br />

4 10 | 2013


Kompetenz, die<br />

verbindet<br />

60<br />

Löschwasserradien in einem Versorgungsgebiet<br />

WASSERVERSORGUNG<br />

60 Löschwasserkosten sind nicht gleich<br />

Trinkwasserkosten<br />

Dr.-Ing. Esad Osmancevic, Steffen Mayer<br />

68 Bau von drei 36 m langen DN 3000-GFK-<br />

Trinkwasserröhrenspeichern<br />

70 Einflüsse auf die Entscheidungsfindung im<br />

Asset Management<br />

Mike Beck<br />

KORROSIONSSCHUTZ<br />

74 Beeinflussung von Wasserleitungen durch<br />

Streuströme: Messtechnische Erfassung und<br />

Schutzmaßnahmen<br />

Dr. Markus Büchler, David Joos , Carl-Heinz Voûte<br />

80 Anwendungsbeispiele für die Prüfung von<br />

Rohrleitungen mit Guided Waves<br />

Dipl.-Ing. Hermann Schubert, Dr. Thomas Vogt<br />

GASVERSORGUNG<br />

& PIPELINETECHNIK<br />

86 LDACS-Leckerkennungssystem: Mehr Sicherheit<br />

durch verteilte akustische Sensoren<br />

Natalija Psöl, Dmitrij Pleschkow,<br />

Dr. Enwer Achmedov, Dr. Aleksey Turbin<br />

Pipeline Symposium 2013!<br />

18.–19. November 2013 in Hamburg<br />

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Reduzierung von Betriebsstörungen<br />

Verbesserung der Wirtschaftlichkeit<br />

Reduzierung der Ausfall- und<br />

Reparaturkosten<br />

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10 | 2013 5


NACHRICHTEN INDUSTRIE & WIRTSCHAFT<br />

Streicher verlegt 18-m-Produktenrohre<br />

für MIDAL-Süd-Loop<br />

Zur Erweiterung der Kapazitäten der bestehenden Erdgasleitung<br />

MIDAL wird auf einer Strecke von insgesamt<br />

90 km eine Parallelleitung DN 1000 gebaut. Der Betreiber<br />

der MIDAL, die GASCADE Gastransport GmbH,<br />

beauftragte die MAX STREICHER GmbH & Co. KG<br />

aA mit dem dritten von insgesamt drei Baulosen des<br />

MIDAL-Süd Loop. Die 31 km lange Trasse zwischen<br />

Wertheim nahe Bad Orb und Thomashof bei Schlüchtern<br />

verläuft über weite Bereiche parallel zur Bundesautobahn<br />

A 66, die im Bereich des STREICHER-Loses viermal<br />

gequert wird.<br />

An der nördlichsten<br />

der vier Querungen<br />

begannen kürzlich<br />

die Bohrarbeiten im<br />

Microtunnelling-Verfahren.<br />

Für das grabenlose<br />

Einbringen<br />

der 18 m langen Rohrstücke<br />

griff Streicher<br />

auf diese Verlegemethode<br />

zurück.<br />

Benchmark für zerstörungsfreie Prüfverfahren<br />

In der Kunststoffindustrie existieren große Potenziale für<br />

zerstörungsfreie Prüfverfahren (ZfP). Häufig fehlt jedoch<br />

die geeignete Verbindung von Prüfsystemanbietern zu<br />

den real existierenden Anwendungen. Zudem kann eine<br />

einzelne ZfP-Technologie nie für sich alleine betrachtet<br />

werden. Es müssen immer auch die Wettbewerbstechnologien<br />

berücksichtigt werden, die ebenfalls Lösungen<br />

für eine spezifische Aufgabenstellung bieten können und<br />

damit im direkten Wettbewerb stehen.<br />

Zahlreiche, verschiedene zerstörungsfreie Prüfverfahren<br />

sind mittlerweile am Markt erhältlich. Mit einem neuen<br />

Kooperationsprojekt möchte das SKZ die Verbindung<br />

von Prüfsystemanbietern zu real existierenden Anwendungen<br />

fördern. Die Fähigkeiten der Messverfahren der<br />

teilnehmenden Prüfsystemanbieter sowie deren Marktbegleiter<br />

werden anhand konkreter Fragestellungen in<br />

einem Benchmark gegenübergestellt. Damit können die<br />

Systemgrenzen ausgelotet und Trends erkannt werden.<br />

Zudem profitieren die Prüfanbieter durch die Darstellung<br />

ihrer Leistungsfähigkeit, der Erschließung neuer Märkte<br />

und Rekrutierung neuer Kundenkreise.<br />

Die Vielfalt der heute existierenden Verfahren macht es<br />

erforderlich, einen Benchmark der Verfahren anhand<br />

real existierender Aufgabenstellungen zu erarbeiten.<br />

Das SKZ möchte dies den ZfP-Anbietern mit diesem<br />

Kooperationsprojekt ermöglichen. An zahlreichen<br />

Kunststoff-Bauteilen aus praktischen Anwendungen<br />

können die Grenzen der jeweiligen Messsysteme ausgelotet<br />

und verglichen werden. Die Anonymität bleibt<br />

hierbei zu jedem Zeitpunkt bestehen. Die teilnehmenden<br />

Prüfanbieter erhalten hierdurch einen Überblick<br />

über die Leistungsfähigkeit von Konkurrenztechnologien<br />

und eine entsprechende Einordnung ihrer eigenen<br />

Verfahren. Somit können Trends erkannt und<br />

Methoden zielorientiert weiterentwickelt werden. Die<br />

resultierenden Referenzmessungen ermöglichen zudem<br />

einen gezielten Marktzugang sowie die Rekrutierung<br />

neuer Kunden.<br />

KONTAKT:<br />

SKZ - Das Kunststoff-Zentrum, Würzburg, Dipl.-Ing. Giovanni Schober,<br />

Tel. +49 931 4104-464, E-Mail: g.schober@skz.de<br />

6 10 | 2013


PERSONALIEN NACHRICHTEN<br />

Bau-Mediations-Team gegründet<br />

Durch den Zusammenschluss von mehreren Baupraktikern mit<br />

jahrzehntelanger Erfahrung in verantwortungsvollen Positionen<br />

im Bauwesen wurde im Mai die BAU-MEDIATION-NRW<br />

gegründet. Zu den Gründungsmitgliedern gehören öffentlich<br />

bestellte und vereidigte Sachverständige aus verschiedenen<br />

Sparten des Baubereichs, die in den Standorten Bonn, Köln<br />

und Krefeld angesiedelt sind.<br />

Diese sehen ihre Aufgabe darin, die Lösung von Konflikten mit<br />

dem wechselseitigen Austausch der Hintergründe zu erhellen<br />

und das Ergebnis in einer verbindlichen, in die Zukunft<br />

weisenden Vereinbarung zu dokumentieren. Dabei steht im<br />

Gegensatz zum Gerichtsverfahren die Schuldfrage nicht im<br />

Vordergrund.<br />

Neben dem eigentlichen Ziel der Mediation gibt es auch die<br />

Berücksichtigung von Interessenlagen, die in einem Zivilprozess<br />

unbeachtet bleiben würden:<br />

»»<br />

Reduzierung der Verfahrenskosten und der<br />

Konfliktfolgekosten<br />

»»<br />

Möglichkeit eines unbürokratischen und flexiblen<br />

Verfahrens<br />

»»<br />

Schonung personeller und betrieblicher Ressourcen<br />

»»<br />

keine Öffentlichkeit durch Berichte in den<br />

Massenmedien.<br />

Die Mediation entwickelte sich aus der Praxis der außergerichtlichen<br />

Konfliktregelung. In Deutschland hat sich das Verfahren<br />

seit etwa 1990 zunehmend etabliert. Wichtigste Grundidee<br />

der Mediation ist die Eigenverantwortlichkeit der Konfliktparteien:<br />

Der Mediator ist verantwortlich für den Prozess, die<br />

Parteien sind verantwortlich für den Inhalt. Dahinter steht der<br />

Gedanke, dass die Beteiligten eines Konflikts selbst am besten<br />

wissen, wie dieser zu lösen ist, und vom Mediator lediglich<br />

hinsichtlich des Weges dorthin Unterstützung benötigen.<br />

Das Bau-Mediations-Team: Dipl.-Ing. Thomas Nordmann, Dipl.-Ing.<br />

Heinrich Schöneseiffen, Dipl.-Ing. Werner Bezela (v. l. n. r.)<br />

Die Konfliktlösung mit Unterstützung eines stundenweise<br />

honorierten Mediators kann insbesondere bei hohen<br />

Streitwerten kostengünstiger sein als die streitige Austragung<br />

vor Gericht mit Hilfe eines Rechtsanwalts. Sinnvoll<br />

ist gerade bei großen Bauprojekten die baubegleitende<br />

Mediation, die der Entstehung und Verfestigung von<br />

Konflikten gleich im Ansatz entgegenwirkt. Die Vorzüge<br />

der Mediation hat auch bereits der Gesetzgeber erkannt<br />

und mit Datum vom 21.7.2012 das Mediationsgesetz<br />

verabschiedet, in dem der Ablauf des Verfahrens formalrechtlich<br />

geregelt wird.<br />

KONTAKT: www.bau-mediation-nrw.de<br />

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Fax: (0 42 07) 91 66 -199<br />

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10 | 2013 7


NACHRICHTEN PERSONALIEN<br />

Dr.-Ing. Wulf Lindner in den Ruhestand verabschiedet<br />

Am 27. September 2013<br />

wurde Dr.-Ing. Wulf Lindner,<br />

Vorstand des Erftverbandes<br />

und Geschäftsführer der Erftverband<br />

aqua tec GmbH, im<br />

Rahmen einer festlichen Feierstunde<br />

auf Schloss Paffendorf<br />

in den Ruhestand verabschiedet.<br />

Seine herausragenden<br />

Leistungen und Verdienste<br />

für den Erftverband und für<br />

das Wasserfach würdigten<br />

der Verbandsratsvorsitzende,<br />

Bürgermeister Albert<br />

Bergmann (Stadt Zülpich),<br />

der stellvertretende Vorsitzende<br />

des Verbandsrats, Dr.<br />

Dieter Gärtner (RWE Power<br />

AG), Prof. Dr. Wolfgang Firk (Wasserverband Eifel-Rur) als<br />

Vertreter der Arbeitsgemeinschaft der Wasserwirtschaftsverbände<br />

agw und sein ständiger Stellvertreter als Vorstand<br />

des Erftverbandes und designierter neuer Vorstand, Norbert<br />

Engelhardt in ihren Ansprachen.<br />

Wulf Lindner studierte von 1971 bis 1977 Bauingenieurwesen<br />

an der Universität Stuttgart. Nach einem kurzen Intermezzo<br />

als Bauleiter beim Zweckverband Bodensee Wasserversorgung<br />

Stuttgart wurde er 1978 Mitarbeiter an den Instituten für<br />

Siedlungswasserwirtschaft und Wasserbau der Universität<br />

Stuttgart. Hier promovierte er 1983 über numerische Optimierungsmodelle<br />

zur Steuerung von Grundwasserentnahmen<br />

nach ökologischen Kriterien. In gleichem Jahr kam Dr.<br />

Wulf Lindner als Fachbereichsleiter Wasserversorgung zum<br />

Erftverband. Er wurde zuständig für die Sicherstellung der<br />

Wasserversorgung im Tätigkeitsbereich des Verbandes und<br />

war insbesondere verantwortlich für viele interdisziplinäre<br />

Forschungs- und Entwicklungsarbeiten.<br />

1995 verließ er den Verband und wechselte zum Deutschen<br />

Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW), einem technischwissenschaftlichen<br />

Verein, wo er zunächst den Bereich Wasserversorgung<br />

leitete und später zum Leiter des Gesamtbereichs<br />

Wasser der Hauptgeschäftsführung berufen wurde.<br />

2003 kam Wulf Lindner als Vorstand zurück zum Erftverband.<br />

In der Folgezeit entwickelte er den Erftverband zu einem<br />

modernen Dienstleistungsunternehmen. Seine Vorstandszeit<br />

war vor allen Dingen geprägt durch ein gelebtes Leitbild und<br />

die Einführung eines integrierten Managementsystems, das<br />

ein Qualitäts-, Umwelt- und technisches Sicherheitsmanagement<br />

einschloss, durch zahlreiche kontinuierliche Verbesserungsprozesse<br />

und durch viele Forschungs- und Entwicklungsprojekte<br />

im Wasser- und Abwasserbereich.<br />

Wichtige Bauprojekte wie die energetische Modernisierung<br />

von Kläranlagen und der Verbandsverwaltung, der Neubau<br />

des Labors, des Zentrallagers und der zentralen Instandhaltung<br />

sowie von Gewässermeistereien fallen ebenso in seine<br />

Amtszeit wie die Neustrukturierung der inneren Organisation.<br />

Dr. Wulf Lindner war in zahlreichen nationalen und internationalen<br />

Vorständen aktiv. Hervorzuheben ist sein Engagement<br />

z. B. als deutsches Vorstandsmitglied von EUREAU,<br />

dem Dachverband der europäischen Ver- und Entsorger, als<br />

Vorstandsvorsitzender des Instituts zur Förderung der Wassermengen<br />

und Wassergütewirtschaft und als Vorsitzender<br />

des Bundes der Wasser- und Kulturbauingenieure in NRW.<br />

Sein breitgefächertes Wissen zu fast allen Themen des Wasserfachs,<br />

vom Grundwasserschutz bis zur Hausinstallation,<br />

von mathematischen Modellen bis zur Wasserpolitik und von<br />

Klimafragen bis zur Qualitätsanforderung an Unternehmen<br />

stellte Dr. Lindner in über 150 Veröffentlichungen und Vorträgen<br />

unter Beweis.<br />

Prof. Dr. Ulrich Panne ist neuer Präsident der BAM<br />

Prof. Dr. Ulrich Panne hat ab dem 1. September 2013 die<br />

Leitung der BAM Bundesanstalt für Materialforschung und<br />

-prüfung übernommen. Der Chemiker löste Professor Dr.<br />

Manfred Hennecke ab, der elf Jahre die BAM als Präsident<br />

leitete und nun in den Ruhestand gegangen ist.<br />

Bei seiner Ernennung zum BAM-Präsidenten betonte Ulrich<br />

Panne, dass er die Verbindung von Ingenieurwissenschaften<br />

und Naturwissenschaften der BAM weiter ausbauen ausmöchte.<br />

Nur so können die herausfordernden Themen der<br />

Chemie bzw. der Materialwissenschaft und Werkstofftechnik<br />

multidisziplinär bearbeitet werden. Der 49-jährige analytische<br />

Chemiker ist seit 2004 an der BAM tätig und leitete<br />

die Abteilung 1 Analytische Chemie, Referenzmaterialien.<br />

Darüber hinaus ist er Professor für Instrumentelle Analytische<br />

Chemie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Professor<br />

Panne ist Mitinitiator und seit 2012 einer der Sprecher der<br />

Graduiertenschule für Analytical Sciences Adlershof (SALSA)<br />

innerhalb der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder.<br />

Panne hat an der Universität Dortmund und am University<br />

College London Chemie studiert und an der Technischen<br />

Universität München promoviert und dort auch nach einem<br />

Postdoc-Aufenthalt am JRC Ispra 2001 habilitiert. Nach<br />

einem abgelehnten Ruf an die Universität Leipzig, wechselte<br />

der Chemiker 2004 an die BAM und die Humboldt-Universität<br />

zu Berlin. Schwerpunkt seiner Forschungsaktivitäten<br />

ist die instrumentelle Analytik, insbesondere im Bereich der<br />

Entwicklung neuer spektroskopischer Methoden.<br />

Für seine Verdienste auf diesem Gebiet ist er 2009 von der<br />

Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) mit dem Fresenius-<br />

Preis ausgezeichnet worden.<br />

8 10 | 2013


PERSONALIEN NACHRICHTEN<br />

DVGW-Präsidium neu besetzt<br />

Dr. Thomas Hüwener und Dietmar Bückemeyer sind zu<br />

neuen Vizepräsidenten Gas bzw. Wasser des Deutschen<br />

Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW) gewählt<br />

worden. Die Wahl erfolgte am 30. September 2013 in<br />

Nürnberg einstimmig durch den DVGW-Bundesvorstand.<br />

Dr. Thomas Hüwener und Dietmar Bückemeyer folgen<br />

Dr. Jürgen Lenz und Dr. Georg Grunwald nach, die nicht<br />

wieder kandidierten. In ihren Ämtern bestätigt wurden<br />

DVGW-Präsident Dr. Karl Roth sowie Michael Riechel als<br />

dritter Vizepräsident.<br />

Dr. Thomas Hüwener ist seit März 2013 Mitglied der<br />

Geschäftsführung der Open Grid Europe GmbH mit<br />

dem Schwerpunkt Technik. Bevor er 2010 Bereichsleiter<br />

Leitungstechnik beim Essener Fernleitungsnetzbetreiber<br />

wurde, hatte er verschiedene technische Führungspositionen<br />

bei der E.ON Ruhrgas AG inne. Im Rahmen der<br />

DVGW-Mitgliederversammlung wurde Dr. Hüwener in<br />

den Bundesvorstand des Vereins gewählt. Er ist zudem<br />

Obmann des Technischen Komitees „Gastransport“ des<br />

DVGW. Dr. Thomas Hüwener (42), in Haltern geboren,<br />

hat Maschinenbau in Bochum und College Station (USA)<br />

studiert und ist mit einer Arbeit über Strömungsmaschinen<br />

an der Universität Essen promoviert worden.<br />

Dietmar Bückemeyer ist seit 2002 Technischer Vorstand<br />

der Stadtwerke Essen AG und zudem Geschäftsführer<br />

der Essener Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft mbH.<br />

Bevor er in den Vorstand wechselte, war er Abteilungsleiter<br />

und Prokurist im Bereich Planung und Bau der<br />

Stadtwerke Essen AG. Dietmar Bückemeyer gehört dem<br />

DVGW-Bundesvorstand seit 2004 an. Darüber hinaus<br />

ist er Vorstandsvorsitzender der DVGW-Landesgruppe<br />

Nordrhein-Westfalen und Obmann des DVGW-Lenkungskomitees<br />

„Wasserversorgungssysteme“. Dietmar<br />

Bückemeyer (53), in Gelsenkirchen geboren, hat sein<br />

ingenieurwissenschaftliches Diplom in der Fachrichtung<br />

Maschinenbau erworben.<br />

Dietmar Bückemeyer, neuer<br />

Vizepräsident Wasser des DVGW<br />

Dr. Thomas Hüwener, neuer<br />

Vizepräsident Gas des DVGW<br />

Dr.-Ing. Ehlers zum Professor für Bauverfahrenstechnik<br />

nach Osnabrück berufen<br />

Prof. Dr.-Ing. Michael Ehlers, Jahrgang 1966, ist seit dem<br />

1. September 2013 an der Hochschule Osnabrück im<br />

Bereich der Bauverfahrenstechnik tätig.<br />

Ehlers studierte nach der Ausbildung zum Maurer von<br />

1988 bis Ende 1994 an der Universität Hannover Bauingenieurwesen<br />

mit der Vertiefungsrichtung Baubetrieb<br />

und Baubetriebswirtschaft. Mit über 14 Jahren Tätigkeit<br />

in mittelständischen Bauunternehmen als Bauleiter, Oberbauleiter<br />

und Abteilungsleiter ist er ein ausgewiesener<br />

Praktiker und hat den für eine praxisnahe Ausbildung<br />

notwendigen Erfahrungshorizont. Besondere Erfahrungen<br />

hat er im Erd-, Tief- und Straßenbau, aber auch im Bereich<br />

des industriellen Schlüsselfertigbau sammeln können.<br />

Als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Baubetrieb<br />

und Baubetriebswirtschaft der Leibniz Universität<br />

Hannover hat er bereits Lehrveranstaltungen in den Bereiche<br />

Ausschreibung und Vergabe von Bauleistungen, Kalkulation<br />

und Preisbildung, Termin- und Kostenplanung,<br />

Bauverfahrenstechnik, Sicherheitstechnik, Baubetriebswirtschaftliche<br />

Sonderprobleme in der Bauausführung<br />

sowie Grundlagen des Baurechts abgehalten. Außerdem<br />

war er im Rahmen der Aufstellung und Prüfung von Nachtragsforderungen<br />

und der baubetrieblichen Beratung und<br />

Begleitung laufender Baumaßnahmen gutachtlich tätig.<br />

Seine Promotion hat er zu dem Thema der „Untauglichkeit<br />

des üblichen Preises für die Anpassung der<br />

Vergütung“ verfasst. Er hat sich dort mit der aktuellen<br />

Diskussion rund um ein von einer Arbeitsgruppe im Bundesministerium<br />

der Justiz erarbeiteten Entwurfs zu einem<br />

möglichen Bauvertragsrecht im Bürgerlichen Gesetzbuch<br />

beschäftigt.<br />

Prof. Dr.-Ing. Michael Ehlers ergänzt das nunmehr fünf<br />

Lehrende umfassende Team Baubetrieb der Hochschule<br />

Osnabrück in idealer Weise. Seine Berufung bekräftigt<br />

die starke baubetriebliche Ausrichtung des Osnabrücker<br />

Standortes und schärft hier das Profil der Hochschule.<br />

10 | 2013 9


NACHRICHTEN PERSONALIEN<br />

Änderungen im Vorstand der DWA<br />

Dr. Jochen Stemplewski<br />

(Essen) ist neuer Vizepräsident<br />

der Deutschen Vereinigung für<br />

Wasserwirtschaft, Abwasser<br />

und Abfall e. V. (DWA). Die<br />

Mitgliederversammlung hat<br />

ihn am 24. September 2013 in<br />

Berlin in dieses Amt gewählt.<br />

Neues Mitglied im Präsidium<br />

ist Dipl.-Ing. Wolfgang Schanz<br />

(Stuttgart). Erstmalig in den<br />

Vorstand gewählt wurden<br />

Prof. Dr. Beate Jessel (Bonn),<br />

Dr. Uwe Müller (Dresden) und<br />

Dipl.-Ing. Jörg Simon (Berlin).<br />

Als Vorstandsmitglieder wiedergewählt<br />

wurden Dipl.-Ing.<br />

Dr. Jochen Stemplewski ist neuer<br />

Vizepräsident der Deutschen<br />

Arndt Bock (Ansbach), Prof.<br />

Vereinigung für Wasserwirtschaft, Dr.-Ing. Harro Bode (Essen),<br />

Abwasser und Abfall e. V.<br />

Dr.-Ing. Georg Grunwald<br />

(Bremen), Prof. Dr.-Ing. Heribert<br />

Nacken (Aachen), Dr. Frank Andreas Schendel (Bergisch<br />

Gladbach) und Dipl.-Ing. Robert Schmidt (München). Die Amtszeiten<br />

laufen jeweils vom 1. Januar 2014 bis zum 31. Dezember<br />

2017. Zum 31. Dezember 2013 scheiden aus dem Vorstand<br />

aus der bisherige Vizepräsident Dipl.-Ing. Eberhard Jüngel<br />

(Neidhardtsthal) und Prof. Dr.-Ing. Markus Disse (München).<br />

Dr. Jochen Stemplewski (64) ist Vorstandsvorsitzender von<br />

Emschergenossenschaft und Lippeverband in Essen und seit<br />

vielen Jahren in der DWA aktiv. Dem Präsidium gehört er<br />

bereits seit 2010 an. Daneben ist er Vorsitzender des Hauptausschusses<br />

Wirtschaft, seit der Gründung des Gremiums;<br />

auch in dieser Funktion wurde er bis 2017 von der Mitgliederversammlung<br />

bestätigt.<br />

Wolfgang Schanz (58) ist Leiter des Tiefbauamts der Stadt<br />

Stuttgart und dort außerdem 1. Betriebsleiter des Eigenbetriebs<br />

Stadtentwässerung. In der DWA wirkt er als Vorsitzender<br />

des Landesverbands Baden-Württemberg und ist in dieser<br />

Rolle seit 2004 Mitglied des Vorstands auf Bundesebene.<br />

Beate Jessel (51) bringt als Präsidentin des Bundesamts für<br />

Naturschutz besondere Kompetenz in Landschaftspflege,<br />

-planung und -entwicklung in die DWA ein.<br />

Uwe Müller (50) ist nicht nur in der Fachwelt gut bekannt,<br />

sondern auch ein in den Medien vielgefragter Hochwasser-<br />

Experte. Er ist Leiter des Referats „Wasser, Boden, Wertstoffe“<br />

des Landesamts für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie<br />

des Freistaates Sachsen, und zu seinem Referat gehört das<br />

Landeshochwasserzentrum. In der DWA tritt er die Nachfolge<br />

von Markus Disse (TU München) als Vorsitzender des Hauptausschusses<br />

„Hydrologie und Wasserbewirtschaftung“ an.<br />

Jörg Simon (51) bringt als Vorstandsvorsitzender der Berliner<br />

Wasserbetriebe die Expertise eines der größten wasserwirtschaftlichen<br />

Unternehmen Europas in den DWA-Vorstand ein.<br />

Die DWA ist fachlich in zehn „Hauptausschüsse“ gegliedert.<br />

Neben der Neuwahl von Uwe Müller wurden vier weitere<br />

Hauptausschussvorsitzende in ihren Ämtern bestätigt: für<br />

„Gewässer und Boden“ Arndt Bock (63), Leiter des Wasserwirtschaftsamts<br />

Ansbach, für „Recht“ Frank Andreas Schendel<br />

(66), früher Bayer AG, für „Bildung und Internationale Zusammenarbeit“<br />

Robert Schmidt (49), Technischer Werkleiter der<br />

Münchner Stadtentwässerung, sowie für Wirtschaft der neue<br />

Vizepräsident Jochen Stemplewski.<br />

Harro Bode (62), Vorstandsvorsitzender und Vorstand Technik<br />

und Flussgebietsmanagement des Ruhrverbands, und Georg<br />

Grunwald (52), früher hansewasser Bremen und Berliner Wasserbetriebe,<br />

bringen durch ihre Wiederwahl auch weiterhin<br />

ihre Erfahrung aus großen wasserwirtschaftlichen Unternehmen<br />

in die DWA und ihren Vorstand ein.<br />

Heribert Nacken (52), Lehr- und Forschungsgebiet Ingenieurhydrologie<br />

der RWTH Aachen, wurde als Leiter der Fachgemeinschaft<br />

Hydrologische Wissenschaften in der DWA und<br />

damit als Vorstandsmitglied der DWA bestätigt.<br />

resinnovation baut Vertrieb aus<br />

Die resinnovation GmbH, Rülzheim,<br />

einer der führenden Anbieter von<br />

maßgeschneiderten Kunstharz-Problemlösungen<br />

für die Kanalsanierung,<br />

baut den Vertrieb weiter aus.<br />

Seit dem 1. September 2013 verstärkt<br />

Dipl.-Betriebswirt (VWA)<br />

Peter Drüen das resinnovation-<br />

Team als Vertriebsleiter für NRW,<br />

Dipl.-Betriebswirt Peter Drüen (50) ist neuer resinnovation-<br />

Ansprechpartner „vom Westerwald bis zur Nord- und Ostsee“<br />

Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Nordhessen<br />

und nördliche Rheinland-Pfalz. Der 50-Jährige ist<br />

damit quasi „vom Westerwald bis zur Nord- und Ostsee“<br />

der Ansprechpartner des Marktes für die stetig wachsende<br />

resinnovation-Produktpalette.<br />

Reichlich Erfahrung mit Werkstoffen und Anwendungen<br />

in der Kanalsanierung bringt Drüen mit. Von 2003<br />

bis 2010 war er Gebietsverkaufsleiter NRW bei einem<br />

namhaften Marktbegleiter; anschließend lernte er den<br />

Kanalsanierungsmarkt quasi aus der Gegenperspektive,<br />

als Bauleiter und Vertriebler eines regional tätigen Sanierungsdienstleisters<br />

kennen.<br />

10 10 | 2013


VERBÄNDE NACHRICHTEN<br />

Konventionelle Kraftwerksparks sind kein Auslaufmodell<br />

Eine sichere Energieversorgung in Deutschland ist auf lange<br />

Sicht nur mithilfe konventioneller thermischer Kraftwerke zu<br />

gewährleisten. „Selbst wenn die Ausbauziele für die erneuerbare<br />

Stromerzeugung bis 2030 erreicht werden, muss der<br />

konventionelle Kraftwerkspark fast unverändert vorgehalten<br />

werden – und das bis 2050“, betont FDBR-Geschäftsführer<br />

Dr. Reinhard Maaß.<br />

In der politischen Debatte um die Energiewende in Deutschland<br />

ist zuletzt u. a. der Eindruck entstanden, dass konventionelle<br />

Kraftwerke in Deutschland ein Auslaufmodell sind<br />

und allein erneuerbare Energien in einem umgebauten Energiesystem<br />

nach 2030 die Energieversorgung Deutschlands<br />

sicherstellen können. Dem widerspricht der FDBR in seinem<br />

Positionspapier „Thermische Kraftwerke liefern mehr als Strom<br />

– Fünf Missverständnisse in der energiepolitischen Diskussion“<br />

nachdrücklich.<br />

„Tatsache ist, dass erneuerbare Energien ebenso wie Speicherausbau<br />

oder Stromimporte nur unzureichend zur Sicherung<br />

von Energieversorgung, Netzstabilität und Energiequalität in<br />

Deutschland beitragen werden. Entsprechend ist thermische<br />

Kraftwerksleistung nahezu unverändert vorzuhalten. Tatsache<br />

ist auch, dass konventionelle Kraftwerke für System- und<br />

Versorgungssicherheit unverzichtbar bleiben und deshalb mit<br />

der Modernisierung des Kraftwerksparks zügig begonnen<br />

werden muss. Und schließlich ist es Fakt, dass Großkraftwerke<br />

auch bei dezentraler Stromerzeugung erforderlich sind. Große<br />

Verbundnetze sorgen zudem für die notwendige Netzstabilität<br />

– und sichern damit Standort- und Investitionsentscheidungen“,<br />

so Dr. Maas.<br />

Darüber hinaus zeigt das FDBR-Positionspapier, dass eine<br />

Lastsicherung allein durch GuD-Kraftwerke ineffizient sowie<br />

Das Steinkohlekraftwerk in Duisburg (Walsum 10) verfügt über<br />

eine installierte Leistung von 750 MW und wurde von Hitachi<br />

Power Europe schlüsselfertig errichtet<br />

riskant ist und kleine Gasturbinen nur geringe Wirkungsgrade<br />

erreichen und daher unwirtschaftlich sind. Dagegen können<br />

moderne Kohlekraftwerke einen insgesamt vergleichbaren<br />

Beitrag zur flexiblen Stromversorgung in Deutschland leisten<br />

– und dies mit rund 30 % geringeren CO 2<br />

-Emissionen.<br />

„Die Erneuerung des konventionellen Kraftwerksparks zur<br />

Anpassung an künftige Herausforderungen im Strommarkt<br />

ist zwingend notwendig und technisch machbar“, konstatiert<br />

Maaß. „Ein weiterer Investitionsstau wiederum birgt energiewirtschaftliche<br />

Risiken und hat einen Kapazitätsabbau bei<br />

den Technologieanbietern mit Verlust von Arbeitsplätzen und<br />

Know-how zur Folge.“<br />

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10 | 2013 11


NACHRICHTEN VERBÄNDE<br />

Ausbildung zum Zertifizierten Kanal-Sanierungs-Berater:<br />

Prüfingenieure machen mit<br />

Bild 1: Gruppenfoto nach bestandener Prüfung: Die Kursleiter Mario<br />

Heinlein (1. v. li.) und Norbert Heidbrink (1. Reihe, 2. v. re.), mit<br />

den erfolgreichen Absolventen des ZKS-Berater-Lehrgangs bei den<br />

Stadtentwässerungsbetrieben Köln, AöR<br />

Die im Rahmen des Wasserhaushaltsgesetzes (WHG)<br />

§§ 60f. sowie der Eigenkontrollverordnungen einiger Bundesländer<br />

festgelegte Verpflichtung zur Sanierung schadhafter<br />

Kanäle hat zu einem großen Beratungsbedarf bei<br />

öffentlichen und privaten Netzbetreibern geführt. Gefragt<br />

sind treffende Beurteilungen von Schadensbildern und<br />

-ursachen, eine umfassende Kenntnis der zahlreichen<br />

Verfahren und fachlich fundierte Sanierungskonzepte.<br />

Wie wähle ich als Verantwortlicher bei einer Kommune<br />

oder als Planer für das konkrete Schadensbild ein<br />

geeignetes Sanierungsverfahren? Diese Frage wird sich<br />

jeder verantwortungsbewusste Netzbetreiber oder Planer<br />

stellen, der neben wirtschaftlichen Aspekten auch Parameter<br />

wie die Nutzungsdauer im Blick hat. Die richtige<br />

Auswahl des Verfahrens und eine qualifizierte Ausführung<br />

tragen zu nachhaltigen Sanierungsergebnissen bei. Doch<br />

wie geht man richtig vor und was muss man beachten,<br />

Bild 2: Beleg für eine Erfolgsgeschichte: 1.326 Absolventen haben bis 2012 mit Erfolg an der<br />

Weiterbildung zum Zertifizierten Kanal-Sanierungs-Berater teilgenommen (Quelle: DWA)<br />

damit von der Planung über die Ausschreibung bis hin<br />

zur Ausführung alles den gewünschten Anforderungen<br />

entspricht?<br />

Hierzu sind in erster Linie Sachkenntnis und Fachwissen<br />

gefragt. Angesichts der Vielzahl an angebotenen<br />

Sanierungsverfahren können für spezifische Rahmenbedingungen<br />

technisch und wirtschaftlich optimierte Konzepte<br />

zur Substanzerhaltung erstellt werden. Nicht nur<br />

zur Ausarbeitung der Konzepte, sondern auch zu deren<br />

Umsetzung wird qualifiziertes Personal benötigt. Auch<br />

um sicherzustellen, dass bei Instandhaltung, Planung<br />

und Bauausführung eine Qualität erreicht wird, die den<br />

langfristigen, generationsübergreifenden Nutzungsansprüchen<br />

gerecht wird.<br />

Angebot geschaffen<br />

Aus diesem Grund hat die Fördergemeinschaft für die<br />

Sanierung von Abwasserleitungen und -kanälen 1997<br />

das Angebot der „Fortbildung zum Zertifizierten Kanal-<br />

Sanierungs-Berater“ geschaffen. Zu den Trägern dieser<br />

Fördergemeinschaft zählt neben der DWA Deutsche<br />

Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall<br />

e. V., dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie<br />

e. V., dem Rohrleitungssanierungsverband e. V. und dem<br />

Zentralverband des Deutschen Baugewerbes e. V. die<br />

RAL-Gütegemeinschaft Güteschutz Kanalbau e. V.<br />

Erfolgreich absolviert<br />

Doch das Engagement der Gütegemeinschaft geht<br />

über die Mitwirkung in der Fördergemeinschaft hinaus:<br />

Mittlerweile sind acht der vom Güteausschuss der<br />

RAL-Gütegemeinschaft Kanalbau beauftragten Prüfingenieure<br />

selbst Zertifizierte Kanalsanierungsberater.<br />

Die Gütegemeinschaft verfolgt hiermit zwei Ziele: Zum<br />

einen werden die notwendigen Kenntnisse zur Bewertung<br />

von Ausschreibung, Bauüberwachung und Ausführung<br />

geschaffen. Zum anderen verfügt die Gütesicherung über<br />

Spezialisten, die Auftraggebern, Planern und ausführenden<br />

Unternehmern kompetent zur<br />

Seite stehen können.<br />

„Die Fortbildung zum Zertifizierten<br />

Kanal-Sanierungs-Berater erweitert<br />

Grundkenntnisse zur Beurteilung<br />

der Einsatzfähigkeit von bekannten<br />

und neuen Sanierungsverfahren<br />

und schafft damit wichtiges Grundlagenwissen“,<br />

meint Prüfingenieur<br />

Dipl.-Ing. Norbert Heidbrink, der<br />

gemeinsam mit Dipl.-Ing. (FH)<br />

Mario Heinlein, Stadtentwässerung<br />

und Umweltanalytik Nürnberg, als<br />

Kursleiter tätig ist.<br />

12 10 | 2013


VERBÄNDE NACHRICHTEN<br />

Umfangreicher Lehrplan<br />

2012 fanden sieben jeweils vierwöchige Fortbildungsmaßnahmen<br />

statt, bei denen Fachwissen zur Schadensfeststellung,<br />

-analyse und Sanierungsplanung von Abwasserleitungen<br />

und -kanälen vermittelt wurde. Dabei standen<br />

neben rechtlichen und technischen Grundlagen im<br />

Kanalbau folgende Themen auf dem Lehrplan: Verfahren<br />

der Kanalreinigung, Inspektionsverfahren, Arbeits- und<br />

Gesundheitsschutz, Abwasser und Probenahmen, Reparatur-,<br />

Renovierungs- und Erneuerungsverfahren, Standsicherheit,<br />

Materialkunde, Umgang mit Sanierungsfehlern,<br />

Entwicklung von Sanierungskonzepten und Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen,<br />

Grundlagen der Bauausführung,<br />

Ausschreibung, Vergabe sowie Überwachung und Qualitätssicherung.<br />

Zugangsvoraussetzung zum Lehrgang ist<br />

ein Abschluss als Abwassermeister, Meister oder Diplom-<br />

Ingenieur bzw. Techniker mit mindestens fünf Jahren<br />

Berufserfahrung im Bereich Planung und Bau, Betrieb<br />

und Unterhalt von Entwässerungssystemen. Fundierte<br />

Kenntnisse in den Bereichen Kanalbau und Kanalinspektion<br />

sind ebenso Voraussetzung wie Grundkenntnisse über<br />

die einschlägigen Sanierungsverfahren. Das erforderliche<br />

Wissen zur Untersuchung von Kanälen, die Erarbeitung<br />

von Sanierungskonzepten sowie die Durchführung von<br />

Sanierungen werden durch Ablegen einer Prüfung nachgewiesen.<br />

Laut Prüfungsordnung gehören zur Prüfung<br />

eine Arbeitsprobe (Befahren einer Kanalhaltung mit Schadensansprache)<br />

sowie drei schriftliche Prüfungen und eine<br />

mündliche Prüfung (Diskussion des Sanierungskonzeptes).<br />

Mit bestandener Prüfung erhalten die Teilnehmer das Zertifikat<br />

„Zertifizierter Kanal-Sanierungs-Berater“.<br />

Positive Rückmeldungen<br />

Der Fortbildungslehrgang und die Ausbildungsinhalte kommen<br />

an – das belegen die unverändert hohen Anmeldungen zu<br />

den Lehrgängen ebenso wie die positiven Rückmeldungen der<br />

Teilnehmer. In 2012 fanden insgesamt sieben Schulungen von<br />

je vier Wochen Dauer statt. Hierzu zählte eine Blockschulung in<br />

Kerpen (24 Teilnehmer) sowie sechs Modulare Schulungen über<br />

einen Zeitraum von etwa zwei bis drei Monaten in Feuchtwangen<br />

(zwei Veranstaltungen: 23 bzw. 12 Teilnehmer), Dresden<br />

(25 Teilnehmer), Kerpen (18 Teilnehmer) und Köln (zwei Veranstaltungen:<br />

26 bzw. 29 Teilnehmer).<br />

Das Personal bei Betreibern, in Ingenieurbüros und in der<br />

Baubranche verfügt oft über eine gute Erstausbildung, das<br />

Thema Weiterbildung wird dagegen häufig stiefmütterlich<br />

behandelt. Doch nach wie vor gilt: Mehr Wissen bedeutet<br />

mehr Können. Deshalb gehört lebenslanges Lernen zum<br />

Beruf, in dem sich die Arbeitsbedingungen und Produkte<br />

ständig wandeln, unabdingbar dazu. „Qualifiziertes Arbeiten<br />

ist nicht zuletzt ein Garant für die nötige Sicherheit<br />

vor Ort auf den Baustellen sowie für eine hochwertige<br />

Ausführungsqualität, bringt aber auch den mit Planung und<br />

Ausschreibung beauftragten Ingenieur einen Mehrwert“,<br />

so Heidbrink weiter. In diesem Zusammenhang weist der<br />

Prüfingenieur auf die Güte- und Prüfbestimmungen RAL-<br />

GZ 961 hin. So heißt es z. B. im Punkt 3.16.2.1 Personal<br />

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NACHRICHTEN VERBÄNDE / VERANSTALTUNGEN<br />

u. a. das Zertifikat ‚Zertifizierter Kanal-Sanierungs-Berater‘“,<br />

erklärt Heidbrink, der den Lehrgang im Jahr 2003<br />

selbst absolviert hat.<br />

Bild 3: Sein Fachwissen als Kanal-Sanierungs-Berater bringt<br />

Norbert Heidbrink (li.) in seine Tätigkeit als Prüfingenieur der<br />

Gütegemeinschaft Kanalbau mit ein<br />

unter den Anforderungen der Beurteilungsgruppe ABS<br />

(Ausschreibung und Bauüberwachung bei grabenloser<br />

Sanierung) hinsichtlich der personellen Ausstattung der<br />

Unternehmen: Verantwortliche mit erfolgreicher dreijähriger<br />

Tätigkeit in der Ausschreibung und Bauüberwachung<br />

von Kanalsanierungsarbeiten sowie Fachpersonal<br />

in angemessener Zahl entsprechend dem jeweiligen<br />

Auftragsumfang. In beiden Fällen gilt der Nachweis der<br />

Fachkunde als erbracht durch Vorlage geeigneter Schulungsnachweise.<br />

„Zu den geeigneten Nachweisen zählt<br />

Wichtige Impulse<br />

Seine Erfahrungen gibt er seitdem in seiner Funktion als<br />

Kursleiter an die Lehrgangsteilnehmer weiter. Er ist gemeinsam<br />

mit Mario Heinlein unter anderem für organisatorische<br />

Fragen während der Ausbildungszeit zuständig. „Bis auf<br />

wenige Ausnahmen stehen die Frauen und Männer, die die<br />

Zusatzausbildung absolvieren, mitten im Berufsleben und<br />

werden von ihren Arbeitgebern für die Qualifizierungsmaßnahme<br />

freigestellt“, weiß Heidbrink, der darüber hinaus<br />

auch als Dozent und im Prüfungsausschuss tätig ist. Das<br />

Drücken der Schulbank – üblicherweise geht der Unterricht<br />

täglich von 8 bis 17 Uhr – fordert viel Kraft und Engagement,<br />

bringt aber für das Berufsleben wichtige Impulse, so<br />

die Rückmeldungen vieler Absolventen. Eine Einschätzung,<br />

die Heidbrink teilt. „Der Lehrgang ist ein ideales Rüstzeug<br />

für den Prüfingenieur aber auch für den Planer und die<br />

Mitarbeiter ausführender Unternehmen“, so das Fazit des<br />

Kursleiters. „Der Kurs vermittelt ein stabiles Fundament<br />

an Fachwissen, das jedem ermöglicht, bei den wichtigen<br />

Themen rund um die Leitungsinfrastruktur auch einmal über<br />

den Tellerrand hinauszuschauen“.<br />

KONTAKT: RAL-Gütegemeinschaft Güteschutz Kanalbau, Bad Honnef,<br />

E-Mail: info@kanalbau.com, www.kanalbau.com<br />

TAW bietet Soft Skill-Training für Ingenieure<br />

Teamfähigkeit, Redegewandtheit oder Eigeninitiative<br />

– so genannte Soft Skills werden auch in technischen<br />

Berufen zunehmend wichtiger. Aus diesem Grund<br />

hat die der Technischen Akademie Wuppertal (TAW)<br />

angegliederte Akademie für Personalmanagement und<br />

Unternehmensentwicklung (afpu) das zweitägige Seminar<br />

„Professionelle Rhetorik für Ingenieure und Techniker“ (25.-<br />

26.11.2013, Technische Akademie Wuppertal) ins Leben<br />

gerufen. In den Kursen lernen die Teilnehmer, ihr Wissen<br />

auch „Fachfremden“ überzeugend zu vermitteln.<br />

In typischen Gesprächssituationen bekommen die Teilnehmer<br />

Techniken vermittelt, um eigene Statements auf den Punkt<br />

zu bringen, Gesprächspartner zu überzeugen und souverän<br />

auf Kritik zu reagieren.<br />

Ein Garant für den Erfolg der Veranstaltungen ist die<br />

homogene Zusammensetzung der Gruppen. „Hier sind die<br />

Techniker quasi unter sich“, so Ulrike Ligges, Leiterin der<br />

afpu. In kleinen Gruppen von maximal zehn Personen bleibt<br />

genügend Raum, um das Programm flexibel auf die speziellen<br />

Anforderungen der Teilnehmer zuzuschneiden. Ligges:<br />

„Praxisnahe Seminarinhalte sind uns besonders wichtig.<br />

Teilnehmer haben die Möglichkeit, Problemstellungen aus<br />

dem eigenen Berufsalltag vorzustellen und unmittelbar im<br />

Seminar erste Lösungsansätze zu entwickeln.“<br />

Für viele Techniker werden Soft Skills insbesondere dann<br />

interessant, wenn der nächste Schritt in der beruflichen<br />

Laufbahn erfolgt und sie Führungsverantwortung<br />

übernehmen. Speziell für deren Bedarf hat die TAW<br />

ein dreiteiliges Qualifizierungsprogramm entwickelt.<br />

Zusätzlich zum Rhetorik-Kurs lernen die Teilnehmer<br />

im Seminar „Führungstraining für Ingenieure und<br />

Techniker“ (Wuppertal), den eigenen Führungsstil<br />

weiterzuentwickeln, Mitarbeiter zu motivieren und<br />

Personalgespräche richtig zu führen. Das Modul<br />

„Projektmanagement” hilft den technischen<br />

Führungskräften, die Effizienz in ihren Projekten zu<br />

steigern. Ingenieure und Techniker, die ihre rhetorischen<br />

Fähigkeiten im Anschluss noch weiter vertiefen möchten,<br />

können ab 2014 außerdem am neuen „Aufbautraining:<br />

Professionelle Rhetorik und Schlagfertigkeit für Ingenieure<br />

und Techniker“ der TAW teilnehmen.<br />

KONTAKT: Technische Akademie Wuppertal e.V., www.taw.de/seminare<br />

14 10 | 2013


VERANSTALTUNGEN NACHRICHTEN<br />

Tube 2014: Kunststoffrohre in der Industrie<br />

Kunststoffrohre haben in den letzten 60 Jahren in vielen<br />

unterschiedlichen Anwendungsbereichen Einzug gehalten<br />

und in zahlreichen Marktsegmenten sogar die Marktführerschaft<br />

erobert. Ein wesentlicher Grund für den Erfolg ist<br />

das hohe Innovationspotenzial. Neue und weiterentwickelte<br />

Kunststoffe sowie Verbesserungen der Produktions- und<br />

Verfahrenstechniken ermöglichen die Entwicklung anwendungsspezifischer<br />

Problemlösungen. Auch zukünftig werden<br />

sich nach Ansicht des Kunststoffrohrverbandes KRV in<br />

Bonn (www.krv.de) für Kunststoffrohrsysteme neue Märkte<br />

eröffnen, z. B. durch den Ausbau der erneuerbaren Energien<br />

sowie der Informations- und Telekommunikationsnetze.<br />

Der Industriebereich nimmt unter den Anwendungsgebieten<br />

von Kunststoffrohren zwar nur eine kleinere Rolle ein, doch<br />

sind die Anforderungen an Industrierohrsysteme meist sehr<br />

anspruchsvoll und komplex. Moderne Kunststoffe, Rohrkonstruktionen<br />

und Verbindungstechniken erlauben hier nachfragegerechte<br />

und immer breitere Anwendungsfelder. So<br />

werden Kunststoffrohrsysteme erfolgreich in der Industrie<br />

und im Anlagenbau verwendet und ersetzen zunehmend<br />

herkömmliche Werkstoffe. Für den Einsatz von Kunststoff<br />

sprechen vor allem Aspekte wie Korrosionsbeständigkeit,<br />

Handhabung, Energieeinsparung, Wirtschaftlichkeit und<br />

Sicherheit.<br />

Rohre, Behälter und Formteile aus Kunststoff werden in den<br />

verschiedensten Industriebereichen genutzt. Eine große<br />

Bedeutung haben Kunststoffe für die chemische Industrie.<br />

Besondere Anforderungen an die Leitungskomponenten<br />

stellt der Transport von Chemikalien oder speziellen Wasserqualitäten.<br />

An erster Stelle ist hier die Medienbeständigkeit<br />

der Produkte zu nennen. Hohe Ansprüche werden außerdem<br />

an die Sicherheit, Standzeiten und Wirtschaftlichkeit<br />

gestellt. Zudem sollten Wartung, Reparatur und Verlegung<br />

möglichst einfach sein. Aus diesen Anforderungen resultiert<br />

eine große Vielfalt an unterschiedlichen Polymermaterialien<br />

im Kunststoffrohrleitungsbau.<br />

Werkstoffe für unterschiedlichste Anwendungen<br />

In der chemischen Verfahrenstechnik werden vor allem<br />

Polyolefine, Fluorkunststoffe, PVC-C, GFK und oft auch Verbundmaterialien<br />

wie z. B. Kombinationen von Thermo- und<br />

Duroplasten verwendet. ABS (Acrylnitril-Butadien-Styrol)<br />

beispielsweise eignet sich aufgrund seiner mechanischen<br />

Eigenschaften, seiner guten chemischen Beständigkeit und<br />

seiner hohen Schlagzähigkeit auch im unteren Temperaturanwendungsbereich<br />

für eine Vielzahl von Anwendungen<br />

speziell in der Kälte- und Klimatechnik.<br />

GFK (Glasfaserverstärkter Kunststoff) ist ein hochfester Verbundwerkstoff,<br />

der besonders bei mechanisch, thermisch<br />

oder chemisch hoch beanspruchten Rohrleitungssystemen<br />

zum Einsatz kommt. Über die Kombination unterschiedlicher<br />

Rohstoffe lassen sich GFK-Rohre herstellen, die den spezifischen<br />

Anforderungen der Anwendung entsprechen. GFK<br />

weist auch bei hohen Temperaturen und einem chemischen<br />

Bild 1: PVC-Trinkwasserrohr (Quelle: KRV)<br />

Angriff eine hohe Steifigkeit und Festigkeit auf. Zusammen<br />

mit dem geringen Gewicht bietet der Werkstoff laut KRV<br />

besonders bei großen Nennweiten Vorteile.<br />

Die Weiterentwicklung der PE-Formmassen führte in den<br />

letzten Jahren zu einer deutlich verbesserten Leistungsfähigkeit<br />

von PE-Rohren und Formteilen. Das UV-beständige PE<br />

(Polyethylen) lässt sich sehr gut verarbeiten und kombiniert<br />

eine hohe chemische Widerstandsfähigkeit mit Zähigkeit<br />

und Steifigkeit. Zudem ist PE in einem weiten Temperaturbereich<br />

sowohl bei Minus- als auch bei Plus-Graden verwendbar.<br />

PE wird heute nicht mehr nach der Dichte eingeteilt,<br />

sondern in Festigkeitsklassen nach ISO 9080 (PE 63, PE<br />

80, PE 100). Im Vergleich zu anderen Thermoplasten weist<br />

PE nach Angaben der Frank GmbH (www.frank-gmbh.de)<br />

eine ausgezeichnete Diffusionsbeständigkeit auf und wird<br />

deshalb seit vielen Jahren für den sicheren Transport von<br />

Gasen verwendet. Weitere wesentliche Vorteile des Materials<br />

sind die UV-Stabilität und die Flexibilität des Werkstoffs.<br />

Mechanische Eigenschaften verbessert<br />

Bei PE 100 handelt es sich um eine Weiterentwicklung,<br />

die durch ein modifiziertes Polymerisationsverfahren eine<br />

höhere Dichte und verbesserte mechanische Eigenschaften<br />

wie eine erhöhte Steifigkeit und Härte aufweist. Außerdem<br />

konnte die Zeitstandfestigkeit deutlich verbessert werden.<br />

Das Material eignet sich u. a. zum Herstellen von Druckrohren<br />

größerer Dimensionen.<br />

PE-Rohre lassen sich grundsätzlich auch im Bereich energiereicher<br />

Strahlung verwenden, beispielsweise zum Ableiten<br />

radioaktiver Abwässer aus heißen Laboratorien oder<br />

als Kühlwasserleitungen in der Kernenergietechnik. Nach<br />

Unternehmensangaben werden PE-Rohrleitungen auch<br />

nach jahrelangem Einsatz nicht radioaktiv. Dank der physiologischen<br />

Unbedenklichkeit sind Rohre und Formteile<br />

aus PE andererseits auf Trinkwassertauglichkeit überprüft<br />

10 | 2013 15


NACHRICHTEN VERANSTALTUNGEN<br />

und mit fallender Temperatur ab. PP-R weist nach Angaben<br />

der Frank GmbH im Vergleich zu PP-H eine bessere<br />

Schlagzähigkeit auf.<br />

PP gilt als beständig gegenüber vielen Säuren und Laugen<br />

wie Alkalilaugen, Phosphorsäure oder Salzsäure. Gegenüber<br />

freiem Chlor und Ozon sowie Kohlenwasserstoffen – und<br />

damit auch gegen Benzin – ist PP dagegen nur bedingt<br />

beständig. Aufgrund seiner hohen Temperaturbeständigkeit<br />

betrachtet man PP bei Frank als ideal für den Einsatz<br />

in Beizanlagen, der chemischen Industrie oder bei hochaggressiven<br />

Abwässern. Zu beachten ist auch, dass die<br />

chemische Beständigkeit von der Betriebstemperatur, dem<br />

Betriebsdruck und eventuell von außen wirkenden Beanspruchungen<br />

abhängig ist.<br />

Bild 2: Verlegtes PVC-Kanalrohrsystem (Quelle: KRV)<br />

und zugelassen. Zu den besonderen Eigenschaften von PE<br />

gehört seine chemische Widerstandsfähigkeit. So weist PE<br />

eine ungewöhnlich hohe Beständigkeit gegenüber einer<br />

Vielzahl von Säuren und Laugen auf. Dazu zählen wässrige<br />

Lösungen von Salzen ebenso wie nicht oxidierende Säuren<br />

und Alkalien. Gegen starke Oxidationsmittel wie Salpetersäure,<br />

Ozon, Oleum, Wasserstoffperoxid oder Halogene ist<br />

PE aber nur bedingt bis nicht widerstandsfähig.<br />

Erwähnt sei an dieser Stelle auch PE-el (elektrisch leitfähiges<br />

Polyethylen), dass man häufig für den Transport von<br />

leicht brennbaren Medien wie z. B. Treibstoffen oder zum<br />

Transport von Stäuben bei Temperaturen bis 60 °C verwendet.<br />

Gegenüber dem Standard-PE ist bei PE-el eine<br />

verringerte Schlagzähigkeit und Zeitstandfestigkeit sowie<br />

eine geringfügig veränderte chemische Widerstandsfähigkeit<br />

zu beachten.<br />

PP (Polypropylen) bietet eine hohe mechanische Festigkeit,<br />

gute chemische Widerstandsfähigkeit und physiologische<br />

Unbedenklichkeit. Weitere Eigenschaften sind eine hohe<br />

chemische Beständigkeit und gute Langzeiteigenschaften<br />

gegenüber vielen Medien selbst bei hohen Temperaturen.<br />

Dank der im Vergleich zu PE höheren Wärmebeständigkeit<br />

gilt PP als günstiger Standardwerkstoff für den Einsatz bei<br />

höheren Temperaturen. Deshalb verwendet man PP bevorzugt<br />

bei oberirdischen Rohrinstallationen.<br />

Bei PP unterscheidet man verschiedene Polymertypen. Während<br />

das Homopolymere PP-H ausschließlich aus Propylen-<br />

Molekülen besteht, sind bei den beiden Copolymeren PP-B<br />

(Polypropylen Blockcopolymerisat) und PP-R (Polypropylen<br />

Randomcopolymerisat) Ethylenmonomere eingebaut. Beide<br />

Arten sind hoch wärmestabilisiert und gut geeignet zum<br />

Herstellen von druckbeanspruchten Rohrleitungssystemen.<br />

Die Schlagzähigkeit nimmt mit steigender Temperatur zu<br />

Sicherheit durch schwerentflammbare Kunststoffe<br />

Um statische Aufladungen abführen zu können, die beim<br />

Betrieb von thermoplastischen Rohrleitungssystemen in<br />

explosionsgeschützten Bereichen mit Flüssigkeiten oder<br />

Stäuben auftreten können, müssen die Werkstoffe elektrisch<br />

leitfähig sein. Die Zugabe von Leitruß verringert allerdings<br />

die Schlagzähigkeit und Zeitstandfestigkeit der elektrisch<br />

leitfähigen Werkstoffe PE-el und PPs-el, wohingegen die<br />

chemische Widerstandsfähigkeit weitgehend erhalten bleibt.<br />

Der schwerentflammbare Polypropylentyp PPs ist durch<br />

die Zugabe von Flammschutzmitteln in die Baustoffklasse<br />

B1 (gemäß DIN 4102 ) eingestuft und wird oft für Lüftungs-<br />

und Abgasleitungen in Gebäuden genutzt. PPs-el<br />

(schwer entflammbar, elektrisch leitfähig) vereint laut Frank<br />

die positiven Eigenschaften der schwer entflammbaren<br />

und elektrisch leitfähigen PP-Typen. Man verwendet den<br />

Werkstoff deshalb aus Sicherheitsgründen vor allem für den<br />

Transport von leicht entzündbaren Medien.<br />

Schwer entflammbar sind auch die beiden PVC (Polyvinylchlorid)<br />

Varianten PVC-U und PVC-C. Beim weichmacherfreien<br />

PVC-U handelt es sich um einen universellen Werkstoff<br />

mit guter Wirtschaftlichkeit und einfacher thermo-mechanischer<br />

Bearbeitbarkeit. Durch Nachchlorierung von PVC<br />

entsteht PVC-C, das gegenüber PVC-U eine höhere Temperaturbeständigkeit<br />

sowie in einigen Fällen eine verbesserte<br />

chemische Beständigkeit aufweist.<br />

Als letzter Werkstoff sei hier noch PVDF (Polyvinylidenfluorid)<br />

erwähnt, das zu den hochkristallinen thermoplastischen<br />

Hochleistungskunststoffen zählt und über eine hohe<br />

Steifigkeit auch im oberen Temperaturbereich verfügt.<br />

Der Werkstoff ist sehr widerstandsfähig gegenüber vielen<br />

organischen und anorganischen Medien. Weil PVDF<br />

ein Homopolymer ohne Zusatzstoffe wie beispielsweise<br />

Stabilisatoren und Farbstoffe ist, gilt es als physiologisch<br />

unbedenklich und lässt sich im Reinstmedienbereich verwenden.<br />

Neben der hohen mechanischen Festigkeit hat<br />

PVDF eine sehr gute chemische Widerstandsfähigkeit<br />

und ist im Vergleich zu anderen Fluorkunststoffen einfach<br />

und gut zu verarbeiten. Außerdem verfügt PVDF<br />

aufgrund seiner chemischen Struktur über eine gute<br />

Beständigkeit gegen UV- und Gammastrahlung und ist<br />

sehr alterungsbeständig.<br />

16 10 | 2013


VERANSTALTUNGEN NACHRICHTEN<br />

Neue Rohrgeneration mit erhöhter Abriebfestigkeit<br />

Die beschriebene große Werkstoffvielfalt ermöglicht es<br />

der Kunststoffrohrindustrie, für viele Anwendungsfälle die<br />

bestmögliche Problemlösung zu entwickeln. Ein Beispiel<br />

ist der Transport von feststoffhaltigen Medien, bei dem<br />

das zu transportierende Flüssig-/Feststoffgemisch aufgrund<br />

der hohen mechanischen Reibung die Innenflächen des<br />

Kunststoffrohres hoch belastet. Prinzipiell sind für solche<br />

Anwendungen sowohl PE 80- als auch PE 100-Rohre<br />

geeignet, denn sie verbinden gute mechanisch hydraulische<br />

Materialeigenschaften mit hoher Korrosions- und Inkrustationsbeständigkeit.<br />

Um diese guten Eigenschaften weiter<br />

zu verbessern und die wirtschaftliche Nutzungsdauer von<br />

Rohrleitungssystemen in diesen Anwendungsbereichen zu<br />

erhöhen, hat die Simona AG (www.simona.de) eine neue<br />

Rohrgeneration entwickelt. Dafür werden im Coextrusionsverfahren<br />

in der Schmelze unterschiedliche PE-Materialien<br />

zusammengefügt.<br />

Im vorliegenden Fall wird ein PE 100-Basisrohr mit einer<br />

Innenschicht eines höher molekularen PE-Werkstoffes kombiniert.<br />

Die coextrudierte, verschleißfeste Innenschicht ist<br />

in die genormte Rohrwandgeometrie integriert. Damit entsprechen<br />

die Rohre in ihrer Dimension den Anforderungen<br />

der DIN 8074 und können mit den bekannten und am Markt<br />

erhältlichen Formteilen verbunden und verarbeitet werden.<br />

Untersuchungen wie z. B. Zeitstandinnendruckversuche<br />

haben laut Hersteller ergeben, dass die Anforderungen der<br />

DIN 8075 an die Festigkeitseigenschaften erfüllt werden. Für<br />

diese Materialkombination wird eine Standzeiterhöhung des<br />

Rohrleitungssystems in Abhängigkeit des Fördermediums<br />

von 30 bis 50 % erwartet.<br />

KONTAKT: www.tube.de<br />

Mehr als 100 Aussteller bei Tiefbaumesse InfraTech<br />

in Essen<br />

Die InfraTech 2014 findet vom 15. bis zum 17. Januar 2014<br />

in der Messe Essen statt. Als „Volltreffer“ bezeichnet<br />

Roland Stud, Vertriebsleiter Mall GmbH, die Fachmesse.<br />

„Im Hinblick auf den Tief- und Infrastrukturbau eröffnen<br />

uns die von der neuen Messe ausgehenden Impulse<br />

enorme Chancen. In einem Bundesland wie Nordrhein-<br />

Westfalen besteht auch der Bedarf für eine interessante<br />

und innovative Fachmesse auf dem Infrastruktursektor.<br />

Wir bei Mall sind davon überzeugt, dass die InfraTech<br />

Deutschland ein großer Erfolg werden und dem Herzstück<br />

von NRW positive Impulse geben wird”, so Stud.<br />

Deutsch-Niederländische Handelskammer<br />

Die Deutsch-Niederländische Handelskammer (DNHK)<br />

unterstützt bereits seit mehr als 100 Jahren Unternehmen<br />

aus beiden Ländern bei ihren Geschäftstätigkeiten auf<br />

dem Nachbarmarkt. Mit ihren 1.000 Mitgliedern bildet<br />

die DNHK gleichzeitig das größte deutsch-niederländische<br />

Geschäftsnetzwerk.<br />

Günter Gülker ist seit Juli 2013 Geschäftsführer der DNHK<br />

und sagt zur InfraTech Deutschland: „Die Niederlande haben<br />

einen hervorragenden internationalen Ruf auf dem Gebiet<br />

von Infrastrukturprojekten. Wir freuen uns daher sehr über<br />

die Initiative, die Fachmesse InfraTech auch in Deutschland<br />

einzuführen. Das neue Konzept bietet niederländischen<br />

Unternehmen die Möglichkeit, ihr Fachwissen dem deutschen<br />

Geschäftsmarkt zu präsentieren. Das unterstützen wir voll<br />

und ganz.“<br />

Auch die Erwartungen beim Organisator Ahoy Rotterdam<br />

liegen hoch. Die Teilnehmerliste zählt inzwischen<br />

mehr als 100 Unternehmen, von denen etwa 80 % aus<br />

Deutschland und 20 % aus den Niederlanden stammen.<br />

Sicherlich hat sich der Organisator die Entscheidung,<br />

auch in Deutschland eine Infrastruktur-Fachmesse zu<br />

organisieren, nicht ganz leicht gemacht hat, doch jetzt<br />

übertrifft das Interesse der Wirtschaft alle Erwartungen.<br />

Europas wichtigste Region für Infrastrukturbau<br />

Nordrhein-Westfalen ist, was den Infrastrukturbau<br />

betrifft, die wichtigste Region Europas. Die deutsche<br />

Regierung geht davon aus, dass der Personenverkehr<br />

von heute bis zum Jahr 2025 um 16 % zunehmen wird<br />

und der Frachtverkehr sogar um 71 %. Allein im Bundesland<br />

NRW sind 300 Brücken an Bundesstraßen nicht gut<br />

erreichbar oder schlecht befahrbar. Die Kostenschätzung<br />

für ihre Erneuerung liegt bei mindestens 3,5 Mrd. Euro (!).<br />

Ein besserer Ort für eine Infrastruktur-Fachmesse als die<br />

Messe in Essen ist nach Meinung des Organisators kaum<br />

denkbar, vor allem deshalb, weil dort zur gleichen Zeit<br />

die Fachmessen DEUBAUKOM und DCOnex stattfinden.<br />

Die Messebesucher schlagen also eigentlich drei Fliegen<br />

mit einer Klappe.<br />

KONTAKT: www.infratech.de/de<br />

10 | 2013 17


NACHRICHTEN VERANSTALTUNGEN<br />

Kanäle kombiniert bewirtschaften<br />

Kanäle können mehr als nur Abwasser ableiten. Das ist das Fazit des 1. Deutschen Kanalnetzbewirtschaftungstages, der<br />

am 6. Juni 2013 in Geisingen an der Donau stattgefunden hat. Bei einer für das jeweilige Kanalnetz programmierten<br />

Bewirtschaftung lassen sich mehrere Funktionen gleichzeitig steuern – und damit sowohl Energie als auch Investitionen<br />

sparen. Doch die Umstellung dauert, sie verlangt von den Mitarbeitern der kommunalen Eigenbetriebe ein Umdenken und<br />

ändert deren Arbeitsweise.<br />

Der Titel des Kongresses<br />

lässt erwarten, dass es<br />

Nachfolgeveranstaltungen<br />

in bestimmtem Turnus<br />

geben wird. Nach<br />

dem Erfolg des Auftakts<br />

mit 21 Referenten, 34<br />

Ausstellern und knapp<br />

300 Teilnehmern werden<br />

beim Ausrichter, der Firma<br />

Uhrig, als auch beim<br />

Veranstalter Technische<br />

Akademie Hannover e. V.<br />

(TAH) entsprechende Pläne<br />

geschmiedet. Dr.-Ing.<br />

Igor Borovsky, Vorsitzender<br />

der TAH, ist zufrieden<br />

Bild 1: Wehrturm kurz vor dem Einbau in ein mit dem Verlauf der Premiere.<br />

„Wir hatten eine<br />

bestehendes Kanalnetz<br />

(Quelle: Uhrig Straßen- und Tiefbau GmbH) stattliche Teilnehmerzahl<br />

aus Deutschland, Frankreich,<br />

Belgien, Spanien, Portugal und USA. Dank Synchronübersetzung<br />

in verschiedene Sprachen konnten sich diese aus<br />

dem Ausland angereisten Fachleute gut an der Diskussion<br />

beteiligen.“<br />

Hintergrund<br />

Unsere Abwasserinfrastruktur hat sich sozial und räumlich<br />

ausgewogen entwickelt. Sie ist, überwiegend getragen von<br />

den Kommunen, über viele Jahrzehnte als zentrales System<br />

gewachsen. Dies gewährleistet uns heutzutage eine flächendeckende<br />

Entsorgung mit hoher Entwässerungssicherheit.<br />

Damit einher geht eine extrem lange technische und ökonomische<br />

Lebensdauer.<br />

Die Folge davon ist mangelnde Flexibilität – ein Hindernis im<br />

Hinblick auf die einschneidenden Veränderungen, vor denen<br />

Kanalnetzbetreiber zukünftig stehen werden. Industrialisierung,<br />

verändertes Konsumentenverhalten und demografische<br />

Umbrüche führen in vielen Regionen zur Reduktion des<br />

Wasserverbrauchs, was auch bei der Entwässerung erhebliche<br />

Rück- und Umbaukosten zur Folge hat. Kanalnetze sind<br />

grundsätzlich verschieden – und doch gibt es Gemeinsamkeiten.<br />

Es lohnt sich, Erfahrungen zu technischen Neuerungen<br />

sowie besondere Vorteile bei Organisation, Vergabe, Bau<br />

und Betrieb zu vergleichen, zu hinterfragen und zu diskutieren.<br />

Diese Möglichkeit bot der 1. Deutsche Kanalnetzbewirtschaftungstag.<br />

In zwei parallel laufenden Vortragsblöcken<br />

konnten sich die Teilnehmer über die Themen „Kanalnetzbewirtschaftung<br />

und Kanalsanierung“ sowie „Energie aus<br />

Abwasser“ genauer informieren.<br />

Intelligente Netzbewirtschaftung ist flexibel<br />

Die Intelligenz eines Kanalnetzes hängt zusammen mit der<br />

Fähigkeit, auf die gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen<br />

flexibel zu reagieren. Ob den daraus erwachsenden<br />

Anforderungen in der Zukunft konventionelle<br />

Systeme mit Regenüberlaufbecken sowie Trenn- und Drosselbauwerken<br />

zufriedenstellend gewachsen sind? Diese und<br />

ähnliche Fragen wurden diskutiert. Prof. Dr.-Ing. Theo G.<br />

Schmitt, der Siedlungswasserwirtschaft an der TU Kaiserslautern<br />

lehrt und Obmann des DWA-Fachausschusses ES-2<br />

„Systembezogene Planung“ ist, eröffnete die Veranstaltung<br />

mit seinem Vortrag „Zukunftsherausforderung Netzbewirtschaftung“<br />

und gab bekannt, dass trotz der auffälligen Häufung<br />

lokaler Starkregenereignisse pauschale Bemessungszuschläge<br />

in der Siedlungsentwässerung nicht zu empfehlen<br />

sind. Vielmehr müsste die Überflutungsvorsorge als kommunale<br />

Gemeinschaftsaufgabe betrachtet werden, bei der<br />

neben der unterirdischen Kanalisation auch die Gegebenheiten<br />

der Oberfläche und lokaler Objektschutz einbezogen<br />

werden. Er empfiehlt eine Neuausrichtung der Bewertung<br />

und Betrachtung im Sinne eines Risikomanagements, das bei<br />

zunehmenden Ungewissheiten mit höherer Flexibilität und<br />

Anpassungsfähigkeit reagieren müsse – letztlich ein Plädoyer<br />

für eine stärker dezentrale Ausrichtung der Siedlungsentwässerung<br />

in Verbindung mit einer optimalen Bewirtschaftung<br />

vorhandener Kanalnetze.<br />

Die intelligente Kanalnetzbewirtschaftung darf aber kein<br />

Selbstzweck sein, so der Tenor der weiteren Vorträge. Es<br />

müssen Wirtschaftlichkeitsbetrachtung, Nutzungsdauer und<br />

Werterhalt im Vordergrund stehen. Insofern ist es schon für<br />

anstehende Sanierungsmaßnahmen wichtig, das Ziel zu kennen<br />

und zu wissen, wie das Kanalnetz der Zukunft aussehen<br />

soll. Nur so wird vermieden, in die falsche Richtung zu investieren,<br />

viele Jahrzehnte lang ins Hintertreffen zu geraten und<br />

der Entwicklung hinterher zu laufen. Massive substanzielle<br />

und finanzielle Probleme wären über eine längere Zeitspanne<br />

zu verkraften, möglicherweise verursacht durch bekannte<br />

Phänomene wie zunehmend aggressive und übel riechende<br />

Ablagerungen im Kanal, stark schwankende Abwasserkon-<br />

18 10 | 2013


VERANSTALTUNGEN NACHRICHTEN<br />

zentration oder Rückstau bei Hochwasser. Laut DWA-Leistungsvergleich<br />

kommunaler Kläranlagen 2011 besteht „bei einigen Anlagen<br />

(Kanalnetz und Kläranlage) noch immer Anpassungsbedarf an den<br />

Stand der Technik“. Könnten dort vielleicht schon fortschrittlichere<br />

Konzepte realisiert werden, statt weitere Becken zu bauen und aufwändige<br />

Hochwasserpumpwerke zu betreiben, statt vermeidbaren<br />

Austrag von Ablagerungen in Becken und Flüsse zu riskieren? Mit<br />

solchen und ähnlichen Fragen wurden die Aussteller in den Veranstaltungspausen<br />

konfrontiert.<br />

Energieeffizienz senkt Betriebskosten deutlich<br />

Den Präsentationen des 1. Deutschen Kanalnetzbewirtschaftungstages<br />

nach zu urteilen bestehen die viel versprechenden Aspekte<br />

einer intelligenten Netzbewirtschaftung aus Kombinationen von<br />

Nutzen des Kanalvolumens als Stauraumkanal sowie Einbauen von<br />

Spülschiebern und Wehranlagen zum Drosseln und Kaskadieren.<br />

Dies ermöglicht Staustufen mit und ohne Entlastung. Der Überflutungsschutz<br />

kann mit beweglichen Wehren meteorologisch gesteuert<br />

flexibel nach tatsächlicher Wettersituation erfolgen. Permanent<br />

saubere Kanäle sind die erwünschte Folge mit kontinuierlich weitergeleiteten<br />

Sedimenten. Auf der Kläranlage führt das zu gesteigerter<br />

Effizienz und sinkenden Betriebskosten aufgrund Vergleichmäßigung<br />

der Abwasserkonzentration und somit weitgehend konstanten<br />

CSB-Frachten im Zulauf.<br />

Bekanntermaßen sind Kläranlagen und Pumpwerke die größten<br />

Stromverbraucher einer Kommune. Deren Betriebskosten steigen<br />

und fallen entscheidend mit dem Stromverbrauch. Und hier darf bei<br />

neuartigen technischen Komponenten zur Kanalnetzbewirtschaftung<br />

eine spürbare und nachhaltige Einsparung durch Energieeffizienz<br />

erwartet werden. Wenn Wasser nicht aus Rückhaltebecken nach<br />

oben gepumpt werden muss, weil es im Kanalrohr auf normalem<br />

Niveau gestaut wird, spart das bereits elektrische Energie.<br />

Ein Verfahren zur Ermittlung der Wirtschaftlichkeit einer Kanalnetzbewirtschaftung<br />

hat Marko Siekmann vom FIW Aachen (Forschungsinstitut<br />

für Wasser- und Abfallwirtschaft an der RWTH Aachen e.V.)<br />

vorgestellt, ergänzt durch Erfahrungsberichte von Betreibern – z. B.<br />

zur frachtbezogenen Steuerung des Kanalnetzes in Wuppertal, zum<br />

Hochwasserschutz von Abwasseranlagen in Mainz und zur Nutzung<br />

von vorhandenem Stauraumvolumen durch Kaskadierung in Hürth<br />

(NRW). Drei Speicherkaskaden im Hauptschluss beinhalten dort die<br />

bisher fehlenden 3.400 m³ zur Rückhaltung und als zusätzliches Extra<br />

ein für den Hochwasserschutz aktivierbares Stauraum-Volumen<br />

von 2.500 m³.<br />

Bei Regen wird von oben nach unten gestaut, bei Trockenwetter von<br />

unten nach oben freigegeben – optimiert durch ein eigenes Prozessleitsystem.<br />

Laut Kai Wapenhans, Abteilungsleiter Entwässerung der<br />

Stadtwerke Hürth, kann die Kaskadierung eine wirtschaftlich sinnvolle<br />

Lösung sein, sobald die Mitarbeiter sich an die im Kanalbetrieb<br />

noch ungewohnte Hydraulik, an die größere Anzahl beweglicher Teile<br />

und entsprechend geänderte Verhaltensregeln sowie die größere<br />

Komplexität der Steuerung gewöhnt haben. Vermutlich ist die Arbeit<br />

dann auch körperlich weniger anstrengend und für die Gesundheit<br />

unbedenklich.<br />

MESSEN UND TAGUNGEN<br />

3. Praxistag Wasserversorgungsnetze<br />

29.10.2013 in Essen; b.pflamm@vulkanverlag.de,<br />

www.praxistagwasserversorgungsnetze.de<br />

8. Deutsches Symposium für grabenlose Leitungserneuerung<br />

05./06.11.2013 mit Fachausstellung; sgl@unisiegen.de,<br />

www.sgl.uni-siegen.<br />

de<br />

ROHRBAU Weimar<br />

18.-19.11.2013 in Weimar; IAB Weimar,<br />

rohrbau@fitr.de, www.iabweimar.de<br />

TÜV NORD Pipeline Symposium<br />

18.-19.11.2013 in Hamburg; c.jakubzig@<br />

tuev-nord.de, www.tuev-nord.<br />

de/weiterbildung/seminare/<br />

Pipeline-Symposium-2013<br />

DWA-Inspektions- und Sanierungstage<br />

11.-12.12.2013 in Dortmund; www.dwa.de<br />

Tiefbaumesse InfraTech<br />

15.-17.01.2014 in Essen; www.infratech.de/de<br />

Tagung Rohrleitungsbau<br />

21./22.01.2014 in Berlin; borkes@rbv-gmbh.<br />

de, www.brbv.de<br />

28. Oldenburger Rohrleitungsforum<br />

06./07.02.2014 info@iro-online.de, www.iroonline.de<br />

GEOTHERM 2014<br />

20./21.02.2014 in Offenburg; geotherm@<br />

messe-offenburg.de, www.<br />

geotherm-offenburg.de<br />

14. Göttinger Abwassertage<br />

25.-26.02.2014 in Göttingen; www.tahannover.de<br />

Tube 2014<br />

07.-11.04.2014 in Düsseldorf; www.tube.de<br />

IFAT 2014<br />

05.-09.05.2013 in München; info@ifat.de,<br />

www.ifat.de<br />

10 | 2013 19


NACHRICHTEN VERANSTALTUNGEN<br />

erforderlichen Sanierungsmaßnahmen im Kanalnetz sinken<br />

die Investitionen für nachträgliche Abwärmenutzung auf ein<br />

attraktives Niveau.<br />

Foto: www.netzbewirtschaftung.de<br />

Bild 2: Knapp 300 Teilnehmer kamen zum 1. Deutschen Kanalnetzbewirtschaftungstag<br />

am 6. Juni 2013 in Geisingen – darunter auch Fachleute aus<br />

Deutschland, Frankreich, Spanien, Belgien, Portugal und USA<br />

Wirtschaftlich sinnvolle Netzerneuerung<br />

In der Publikation „Branchenbild der deutschen Wasserwirtschaft<br />

2011“ stellen die Verfasser unter der Überschrift Netzerneuerung<br />

fest: „Trinkwasser- und Abwassernetze haben<br />

eine Lebensdauer von bis zu 100 Jahren. Dies bedeutet, dass<br />

die kontinuierliche Instandhaltung und Erneuerung der Netze<br />

eine Daueraufgabe ist. Die technisch und wirtschaftlich<br />

sinnvolle Netzerneuerungsrate muss jedes Unternehmen unter<br />

Berücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten wie z. B.<br />

Rohrnetzmaterial, Netzalter, Schadensraten, Leckagen ermitteln“.<br />

Ca. 31 % der vorhandenen Abwasserkanäle wurden in den<br />

letzten 25 Jahren gebaut, 39 % sind zwischen 25 und 50<br />

Jahren alt. Etwa 70 % der Abwasserkanäle sind demnach<br />

jünger als 50 Jahre. Die mittleren Kosten für die Kanalsanierung,<br />

ermittelt aus den Kostenangaben für Reparatur-, Renovierungs-<br />

und Erneuerungsmaßnahmen, lagen im Zeitraum<br />

von 2004 bis 2008 bei rund 908 € je Meter instand gesetzten<br />

Kanals. Im Mittel sind Investitionen in der Größenordnung<br />

von 8.000 € pro Jahr und Kilometer Kanalnetz von den Betreibern<br />

vorgesehen. Für eine Großstadt mit einem Kanalnetz<br />

von 2.000 km Länge entspricht dies einer Investition von 16<br />

Mio. € pro Jahr (Quelle: DWA-Umfrage 2009).<br />

Kanal als Nahwärmenetz?<br />

Sehen wir Kanalnetzbewirtschaftung unter dem Aspekt der<br />

Wirtschaftlichkeit, müssen wir auch das Potential der Wärmeenergie<br />

betrachten und diesen verborgenen Schatz heben, d.<br />

h. die verfügbare Energie in klingende Münze verwandeln.<br />

Dem Netzbetreiber fällt hier die entscheidende Rolle zu. Er<br />

kennt die besonders interessanten Stellen, wo stetig ein hoher<br />

Volumenstrom mit viel Wärme eingeleitet wird und diejenigen,<br />

bei denen diese Energie besonders effektiv als Abwärme,<br />

unter bestimmten Umständen sogar mit zusätzlicher<br />

Unterstützung durch staatliche Förderung, genutzt werden<br />

kann. Die optimale Betriebstemperatur der Kläranlage im<br />

Blick, kann die thermische Bewirtschaftung des Kanalnetzes<br />

eine lukrative Zusatzaufgabe sein. Im Zuge von ohnehin<br />

Kraftwerke, Industrie und Gewerbe könnten unter bestimmten<br />

Voraussetzungen darüber hinaus gezielt Abwärme in<br />

den Kanal abgeben, statt Flüsse und Atmosphäre damit zu<br />

belasten. Laut Univ.-Prof. Dr.-Ing. Karsten Körkemeyer von<br />

der Fakultät Baubetrieb und Bauwirtschaft der Universität<br />

Kaiserslautern ließen sich bei höherem Wärmepotential im<br />

Kanal und damit höheren Vorlauftemperaturen auch Wärmepumpen<br />

effektiver betreiben. Er plädierte im abschließenden<br />

Vortrag der Tagung in Geisingen dafür, die bauliche<br />

Sanierung zu kombinieren mit dem Einbau von Wärmetauschern<br />

und damit finanzielle Mittel effizient zu verwenden.<br />

Projekte zum Thema Nahwärmenetz Kanal sind derzeit in Lünen/NRW<br />

und im französischen Valenciennes/Nord-Pas-de-<br />

Calais beantragt bzw. in Planung. Bereits 2011 hat das Institut<br />

für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung<br />

(IER) der Universität Stuttgart eine Potential-Studie erstellt.<br />

Sie zeigt den Zusammenhang von Kläranlagen, geeigneten<br />

Abwasserkanälen, Industriegebieten und Gebieten mit hohem<br />

Wärmebedarf. Das Ergebnis zeigt, dass mit der vorhandenen<br />

Abwasserwärme in den Kanälen 8,9 % des deutschen<br />

Energiebedarfs für Raumwärme und Warmwasser gedeckt<br />

werden können. Durch die Einspeisung von Abwärme lässt<br />

sich das Potential für die Wärmeversorgung aus Abwasser<br />

um den Faktor 3 auf 28 % steigern. Es ist genügend Abwärme<br />

aus Kraftwerken und Industrieprozessen vorhanden, um<br />

das Potenzial zu decken. Die Studie schließt mit dem Hinweis,<br />

durch Abwärmenutzung blieben Wertschöpfung und<br />

Arbeitsplätze im eigenen Land. Wahrscheinlich bleiben sie<br />

sogar in der eigenen Kommune.<br />

Fazit<br />

Ziel könnte sein, so das Meinungsbild mehrerer Diskussionsrunden<br />

während der Veranstaltung in Geisingen, die hydraulische<br />

und die thermische Bewirtschaftung langfristig als<br />

Kombination zu planen und zu organisieren. Wenn Zustand,<br />

Sanierungsbedarf, freie Kapazitäten des vorhandenen Netzes<br />

und geplante Entwicklung neuer Entwässerungsabschnitte<br />

bekannt sind sowie verfügbare Wärmepotentiale festgestellt<br />

werden, kann mit speziell dafür entwickelten Verfahren ein<br />

Vergleich der Wirtschaftlichkeit zwischen traditioneller Bauund<br />

Betriebsweise einerseits und moderner Netzbewirtschaftung<br />

andererseits angestellt werden.<br />

Mehr zum 1. Deutschen Kanalnetzbewirtschaftungstags<br />

am 6. Juni 2013 in Verbindung mit dem Fachkongress<br />

Kanalsanierung / Energie aus Abwasser<br />

ist zu finden unter www.netzbewirtschaftung.de<br />

KONTAKT: www.netzbewirtschaftung.de, Dipl.-Ing. Klaus W. König,<br />

www.klauswkoenig.com<br />

20 10 | 2013


VERANSTALTUNGEN NACHRICHTEN<br />

Branchentreff beim 2. Deutschen Reparaturtag<br />

Es war eine gelungene Veranstaltung, die mit ihren<br />

Themenschwerpunkten und ihren fundierten Vorträgen<br />

konsequent an das erfolgreiche Debüt im vergangenen<br />

Jahr anknüpfen konnte – so der Tenor unter den Teilnehmern<br />

am 2. Deutschen Reparaturtag in Kassel. Rund<br />

270 Netzbetreiber, Planer und Mitarbeiter ausführender<br />

Unternehmen waren der Einladung vom Verband Zertifizierter<br />

Sanierungsberater für Entwässerungssysteme<br />

e.V. (VSB) und der Technischen Akademie Hannover e.V.<br />

(TAH) gefolgt, um am 19. September im Kongress Palais<br />

Kassel „Erfahrungen über den Einsatz und Wirkung der<br />

Reparaturtechniken aus Sicht der Nutzer“ auszutauschen.<br />

Offen und neutral berichteten kommunale Netzbetreiber<br />

und Planer aus Ingenieurbüros, unter welchen Gesichtspunkten<br />

und mit welchem Ergebnis Reparaturverfahren<br />

wie Injektions-, Kurzliner-, Roboter-, Manschetten- und<br />

Flutungstechnik in ihren Kommunen eingesetzt wurden.<br />

Mögliche Entscheidungskriterien für die „Technikauswahl<br />

bei Planung und Ausführung“ stellten einen weiteren<br />

Programmschwerpunkt dar. Eine Podiumsdiskussion und<br />

eine begleitende Fachausstellung mit 40 Herstellern und<br />

Verbänden rundeten den 2. Deutschen Reparaturtag in<br />

Kassel ab.<br />

„Erstmal reparieren oder gleich richtig sanieren?“<br />

Diese Frage stellte Dipl.-Ing. Michael Hippe, Vorsitzender<br />

des Vorstands, VSB e. V. Sie macht die Spannbreite der<br />

seit Jahren geführten Diskussion deutlich. Immer noch<br />

haftet den Reparaturtechniken der zweifelhafte Charakter<br />

der so genannten Feuerwehrstrategie an: Schnell<br />

und billig reparieren und dann sehen, wie lange es hält.<br />

Aber repariert ist eben nicht gleich neu. Lohnt es sich<br />

unter diesem Aspekt überhaupt, Geld für eine Reparatur<br />

auszugeben? Hinzu kommt die Vielfalt an Verfahren<br />

und Techniken: Welches Verfahren ist denn das für mein<br />

Vorhaben geeignete – nicht zuletzt im Sinne einer nachhaltigen<br />

und wirtschaftlichen Kanalunterhaltung? Dass<br />

detaillierte Qualitätsanforderungen und Normungen nach<br />

wie vor fehlen, macht eine Entscheidung auch nicht unbedingt<br />

leichter, sondern sorgt für weiteren Informationsbedarf.<br />

Dieser wurde auf dem 2. Deutschen Reparaturtag<br />

nachhaltig befriedigt. Ausstellung, Vorträge und die von<br />

Prof. Dr.-Ing. Volker Wagner von der Hochschule Wismar<br />

moderierte Diskussion machten deutlich, dass sich der<br />

Reparaturbereich und die in den letzten Jahren entwickelten<br />

Verfahren weiter etablieren konnten. Reparaturverfahren<br />

sind nicht nur unverzichtbar bei Vorsanierungen<br />

oder Ergänzungsarbeiten für die Renovierungsverfahren,<br />

sie sind eine wirtschaftliche Alternative bei vielen Einzelschadensbildern<br />

und -situationen: So lautet folgerichtig<br />

das Fazit von Herstellern, ausführenden Unternehmen,<br />

Auftraggebern und Planern nach dem Erfahrungsaustausch<br />

in Kassel. Von entscheidender Bedeutung für den<br />

Erfolg ist allerdings der fach- und sachgerechte Umgang<br />

Die Teilnehmer an der Podiumsdiskussion waren sich einig, dass eine detaillierte<br />

Planung und Ausschreibung sowie eine konsequente Bauüberwachung und<br />

die Qualifikation der ausführenden Firma zu den Erfolgsbausteinen von<br />

Reparaturverfahren zählen (Quelle: TAH)<br />

mit dem gesamten Themenbereich – angefangen bei<br />

der Auswahl des Verfahrens über die detaillierte Ausschreibung<br />

bis hin zur Qualität der Ausführung und einer<br />

konsequenten Bauüberwachung.<br />

Generationsübergreifende Aufgaben<br />

Wie wichtig schlagkräftige Konzepte für den Erhalt unserer<br />

unterirdischen Infrastruktur sind, legte Dr.-Ing. Igor<br />

Borovsky von der Technischen Akademie Hannover zum<br />

Auftakt der Veranstaltung dar. Traditionsgemäß verwies<br />

er in seiner Begrüßungsansprache auf die letzte von der<br />

Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser<br />

und Abfall e.V. (DWA) durchgeführte Umfrage zum<br />

Zustand der Kanalisation. Die Ergebnisse verdeutlichen<br />

die Notwendigkeit, dem Thema Kanalsanierung mehr<br />

Aufmerksamkeit zu widmen. „Die Branche steht hier<br />

vor generationsübergreifenden Aufgaben“, erklärte der<br />

1. Vorsitzende der TAH mit Blick auf die Verantwortung,<br />

die wir für die Erhaltung eines der größten Sachwerte in<br />

Deutschland haben. Es gibt zwar eine Tendenz zu höheren<br />

Investitionen, von einer Verbesserung des Gesamtzustandes<br />

sind wir aber noch weit entfernt. Allerdings<br />

– auch das ein Ergebnis der Umfrage von 2009 – sind<br />

Reparaturverfahren auf dem Vormarsch. In konkreten<br />

Zahlen bedeutet dies, dass mehr als 36 % aller Sanierungsverfahren<br />

in 2009 mit Ausbesserungs-, Injektionsoder<br />

Abdichtungsverfahren ausgeführt wurden.<br />

Positive Bilanz<br />

Hierbei stehen dem Markt mittlerweile vielfältige, allerdings<br />

auch sehr unterschiedliche Verfahren zur Verfügung.<br />

Die gängigsten Verfahren und der Stand der<br />

Technik waren Gegenstand des ersten Vortragsblocks<br />

10 | 2013 21


NACHRICHTEN VERANSTALTUNGEN<br />

in Kassel. Dr.-Ing. Joachim Beyert berichtete über seine<br />

Erfahrungen mit Injektionsverfahren, eine Technik, „ohne<br />

deren Einsatz kein größeres Wasserbauwerk vorstellbar<br />

wäre“, so der Referent von der RWTH Aachen. Mit Injektionen<br />

lassen sich undichte Rohrverbindungen, schadhafte<br />

Stutzen, Risse, fehlende Wandungsteile und Scherbenbrüche<br />

reparieren. Entweder werden Schadstellen im<br />

Bauwerk oder Boden und Hohlräume verfüllt, wobei<br />

eine unbegrenzte Injektionsmenge sowie die Möglichkeit<br />

zur Steuerung und Kontrolle von Injektionsdruck<br />

und -menge zu den charakteristischen Merkmalen dieser<br />

Technik gehören. Nach der Vorstellung der gängigsten<br />

Verfahren und Materialien fällte Beyert in Bezug auf die<br />

Bewertung der Nutzungsdauer ein positives Urteil: „Die<br />

Beständigkeit der Werkstoffe Kunstharz und Zementmörtel<br />

seien gut, das Ausführungsrisiko eher gering und<br />

Wirkprinzip und Abnutzungsvorrat äußerst gut“, so die<br />

Bilanz von Beyert, der gleichzeitig darauf hinwies, dass<br />

der erfolgreiche Einsatz der Injektionstechnik von Faktoren<br />

wie einer eingehenden Werkstoffüberwachung und<br />

einer Kontrolle der Ausführung abhängt.<br />

Reparieren, renovieren, erneuern<br />

Auf eine hochwertige Ausführungsqualität setzt man<br />

auch in Köln. Laut Dipl.-Ing. Marius Korczak, Stadtentwässerungsbetriebe<br />

Köln, AöR, hat die Kurzlinertechnik<br />

einen Anteil von knapp 12 % an den eingesetzten Reparaturtechniken<br />

im Nennweitenbereich < DN 1200. Erklärtes<br />

Ziel ist eine technisch und wirtschaftlich optimierte<br />

schnellstmögliche Beseitigung der vorgefundenen Schäden<br />

unter besonderer Berücksichtigung der finanziellen<br />

Bereitstellung, der Umsatzkapazitäten und der genehmigten<br />

wasserwirtschaftlichen und netzspezifischen<br />

Randbedingungen. „Dabei können die Bautätigkeiten<br />

in den einzelnen Stadtteilen vor Ort mit der gestuften<br />

Reihenfolge der Sanierungsverfahren nach Reparatur<br />

geschlossen und offen, Renovierung sowie Erneuerung<br />

verkehrsrechtlich und betrieblich gut koordiniert werden“,<br />

führte der Redner aus. Mit dem Einsatz von Kurzlinersystemen<br />

hat man in Köln dabei gute Erfahrungen gemacht.<br />

Sie werden insbesondere im Nennweitenbereich von<br />

DN 150 bis DN 600 eingesetzt, um punktuelle Schäden<br />

wie zum Beispiel Radialrisse und bedingt Streckenschäden<br />

aufgrund von leichteren Strukturschäden zu beseitigen,<br />

wobei für Korczak der erfolgreiche Einsatz des Produktes<br />

von einer detaillierten Beschreibung der Anforderungen<br />

und der Qualitätssicherung auf der Baustelle abhängig ist.<br />

Rahmenbedingungen wichtig<br />

Für Dipl.-Ing. Meike Rau von KASSELWASSER kommt es<br />

auch bei den so genannten Spachtel- und Verpressverfahren<br />

auf die Rahmenbedingungen an. „Zum Beispiel<br />

auf den Einsatz der Blasentechnik, mit deren Anwendung<br />

der Erfolg der Reparaturmaßnahme steht und fällt.“ So<br />

schilderte die Referentin von Anwendungsgrenzen der<br />

Verfahren, etwa wenn sich die Blase nicht positionieren<br />

lässt oder der zu reparierende Kanalabschnitt ein<br />

zu großes Gefälle aufweist bzw. Scherbenbildung und<br />

Risse zu ausgeprägt oder verzweigt sind. Gleiches gilt für<br />

schadhafte Rohrverbindungen mit zu großen vertikalen<br />

Lageversätzen. Ein bis zwei Roboterprojekte werden pro<br />

Jahr in Kassel ausgeschrieben, wobei es Vorgaben aus<br />

der „Zusätzlichen technischen Vertragsbedingung KAS-<br />

SELWASSER“ zu Robotersystem, Material, Ausführung,<br />

Qualitätssicherung und Dokumentation zu beachten gilt.<br />

Von der Vielfältigkeit bei den Typen von Innenmanschetten<br />

berichtete Dipl.-Ing. (FH) Walter Widdenhöfer, Stadt<br />

Bergisch Gladbach. Neben Elastomerprofilen, die mit<br />

Spannringen im Kanal fixiert werden, gibt es Edelstahlhülsen,<br />

die mittels Elastomeren bzw. mittels Reaktionsharzen<br />

mit der Kanalwandung abgedichtet werden sowie Innenmanschetten<br />

aus PVC mit PE-Schaumdichtung oder Stahl<br />

mit PU-Schaumdichtung. Deren Einsatz richtet sich – so<br />

Widdenhöfer – u. a. nach der Nennweite der beschädigten<br />

Leitung sowie nach der Rohrgeometrie. Bei Schäden<br />

wie Radial-, Quer- und Längsrissen, Scherbenbildung,<br />

Löchern, undichten Rohrverbindungen und Infiltration hat<br />

man in Bergisch Gladbach mit Innenmanschetten gute<br />

Erfahrung gemacht, zumeist bei Kreisprofilen. Zu den<br />

Vorteilen zählen für Widdenhöfer eine kurze Einbauzeit<br />

sowie die Anwenderfreundlichkeit und Einfachheit des<br />

Verfahrens.<br />

Erfahrung unabdingbar<br />

Verzweigte Grundleitungen ab einer Nennweite von DN<br />

100 sind das Einsatzgebiet für Flutungsverfahren. Laut<br />

Dipl.-Ing. (FH) Wilfried Günzel, Ingenieurbüro für Kanalinstandhaltung,<br />

Lage, wird es seit Anfang der 1990er Jahre<br />

in der Kanalsanierung eingesetzt. Es handelt sich um ein<br />

reines Abdichtungsverfahren, das die statische Tragfähigkeit<br />

des Kanals nicht wieder herstellen kann. Die Anwendung<br />

erfolgt in engen Grenzen gemäß der jeweiligen<br />

DIBt-Zulassungen bzw. Verfahrenshandbücher. „Die Ausführung<br />

sollte nur durch erfahrene Fachfirmen erfolgen“,<br />

so der Rat Günzels, „wobei es sich für den Auftraggeber<br />

empfiehlt, einen Verfahrenstechniker des jeweiligen Systemanbieters<br />

für die Baustelle heranzuziehen.“<br />

Ähnliches gilt für die Reparatur begehbarer Kanäle und<br />

Schächte, wobei die Begehung des zu reparierenden<br />

Abschnitts, die Festlegung von Reparaturziel und Qualitätskriterien,<br />

die Herstellung der Abwasserfreiheit, eine<br />

gründliche Reinigung bzw. Untergrundvorbereitung, die<br />

regelmäßige Kontrolle vor Ort und die Überprüfung von<br />

Reparaturzielen und Qualitätskriterien für Sven Lietzmann<br />

von der Kommunale Wasserwerke Leipzig GmbH zu den<br />

Voraussetzungen einer erfolgreichen Reparatur zählen.<br />

Insbesondere berichtete der Referent von praktischen<br />

Erfahrungen bei der Wiederherstellung oder Verbesserung<br />

der statischen Tragfähigkeit, der Wiederherstellung<br />

der Dichtheit, der Erhöhung der Widerstandsfähigkeit<br />

gegen Korrosion und Abrieb, den Ersatz von durch Verschleiß<br />

abgetragenem Material und die Verbesserung<br />

der hydraulischen Eigenschaften. „Die Reparatur von<br />

gemauerten Kanälen ist eine sinnvolle Alternative bei<br />

22 10 | 2013


VERANSTALTUNGEN NACHRICHTEN<br />

beschränkt zugänglichen Örtlichkeiten und wenn das<br />

Schadensbild vor Ort geprüft und das Reparaturziel klar<br />

ist“, lautet das Fazit von Lietzmann, für den eine qualifizierte<br />

und erfahrene Firma, eine fach- und sachgerechte<br />

Untergrundvorbereitung sowie die regelmäßige Kontrolle<br />

während der Arbeiten ebenso wie für seine Vorredner<br />

Voraussetzung für ein gutes Reparaturergebnis sind.<br />

Planung, Ausschreibung und Qualifikation das A und O<br />

Neben der Bausubstanz und den baulichen Rahmenbedingungen<br />

zählen in erster Linie eine detaillierte Planung<br />

und Ausschreibung sowie eine konsequente Bauüberwachung<br />

und die Qualifikation der ausführenden Firma<br />

zu den Erfolgsbausteinen von Reparaturverfahren. Eine<br />

Einschätzung, die sich wie ein roter Faden durch den<br />

Vortragsblock dieser Veranstaltung zog. Hinzu kommen<br />

planerische Aspekte, die bei der Auswahl der geeigneten<br />

Reparaturtechnik von entscheidender Bedeutung sind.<br />

Eine Standardsanierungstechnik gibt es nicht – hierin<br />

bestand in Kassel Konsens. Folgerichtig auch das Statement<br />

von Dipl.-Ing. (FH) Markus Vogel, VOGEL Ingenieure,<br />

Kappelrodeck, der in seinem Vortrag die Sicht des Planers<br />

darstellte. „Die Qualität des Sanierungsergebnisses steht<br />

im direkten Zusammenhang mit der Qualität und der<br />

Weitsicht der Planung. Hinzu kommt, dass kein Unternehmen<br />

über alle geeigneten und bewährten Reparaturverfahren<br />

und Einzeltechniken verfügt“, so Vogel, der<br />

maßgeblich an der Konzeption der Veranstaltungsreihe<br />

beteiligt war.<br />

Innerhalb der Verfahrensgruppen gibt es teils signifikante<br />

Unterschiede zwischen Einzeltechniken, z. B. hinsichtlich<br />

des gerätetechnischen Aufbaus und der Systemkomponenten,<br />

der Grundmaterialien und Materialkombinationen,<br />

der schadensbildbezogenen Einsatzmöglichkeiten (Art<br />

und Ausdehnung), der Einsatzgrenzen (Zugänglichkeit<br />

und Ausführungssicherheit), der Abhängigkeit von örtlichen<br />

Randbedingungen. „Deshalb ist eine dezidierte<br />

Technikauswahl je Schadensbild und örtlicher Situation<br />

durch Planer von Nöten“, so Vogel weiter. „Parameter wie<br />

Aufgabe, Technik, Nutzung und Kosten-Nutzen-Relation<br />

sind bei der Technikauswahl zu beachten.“<br />

Erfahrungswerte schaffen<br />

Hieraus lassen sich für den Planer verschiedene Erkenntnisse<br />

ableiten. Der funktionale Nutzen ist das prioritäre<br />

Ziel der Sanierung. Wobei die optische Erscheinung des<br />

Ergebnisses grundsätzlich von nachrangiger Bedeutung<br />

ist, denn die Qualität von Prospektfotos ist in der Realität<br />

kaum erreichbar. Auch die Rückkoppelung der Sanierungsergebnisse<br />

ist für den Planer enorm wichtig. „Der<br />

Abgleich von Ergebnis und Planung verschafft Erfahrungswerte<br />

und die Erfahrungswerte schaffen Sicherheit<br />

bei der Technikzuweisung“, ist Vogel überzeugt.<br />

Schlechte Sanierungsergebnisse haben in der Regel eine<br />

hohe Korrelation zur Qualität der Planung oder Bauüberwachung,<br />

sieht der erfahrene Ingenieur die Auftraggeber<br />

in der Verantwortung.<br />

Und Qualität hat letztendlich ihren Preis. So jedenfalls<br />

lautete das Fazit des ursprünglich von Dr.-Ing. Robert<br />

Stein, S & P Consult GmbH, Bochum, geplanten Vortrags<br />

zum Thema „Entscheidungskriterien zur Auswahl von<br />

Reparaturverfahren auf Basis einer Risikoanalyse“. Da<br />

der Referent seine Teilnahme kurzfristig absagen musste,<br />

übernahm Markus Vogel die Aufgabe, die ersten Arbeitsergebnisse<br />

der Arbeitsgemeinschaft LEWEKA vorzustellen.<br />

Die ARGE – die zwischenzeitlich in einem neuen Fachausschuss<br />

des VSB e.V. aufgegangen ist – beschäftigt sich<br />

mit empirischen, ingenieurtechnischen Überlegungen zur<br />

Quantifizierung von potenziellen Risikofaktoren, die die<br />

Nutzungsdauer von Kanalsanierungsarbeiten beeinflussen.<br />

Die in der Arbeitsgruppe erarbeiteten Überlegungen<br />

sollen vor Veröffentlichung den Technikherstellern und<br />

Anwendern zur Diskussion gestellt werden, um im besten<br />

Falle eine breite Trägerschaft der Ergebnisse erreichen<br />

zu können.<br />

Stark verzahnt<br />

Dass Planung und Ausschreibung sehr stark miteinander<br />

verzahnt sind, bestätigte M. Eng. Markus Dohmann, Stadt<br />

Backnang, in seinem abschließenden Vortrag über die<br />

„Art der Ausschreibung von Reparaturarbeiten“. Anhand<br />

von Ausschreibungen für eine Stutzensanierung und Fräsarbeiten<br />

machte der Redner deutlich, dass bereits weit vor<br />

der Ausführung die Weichen zu stellen sind, wenn man<br />

ein qualitativ hochwertiges Sanierungsergebnis erhalten<br />

möchte. „Da während bzw. nach der Bauausführung<br />

nur das überprüft oder eingefordert werden kann, was<br />

zuvor in der Ausschreibung detailliert beschrieben wurde,<br />

schreiben Sie nur Leistungen aus, die realistisch umsetzbar<br />

sind“, so Dohmanns Appell ans Auditorium.<br />

Die Beispiele aus der Praxis machten eines deutlich: Egal,<br />

wer draußen arbeitet, jemand muss ihm sagen, was zu<br />

machen ist. Vielleicht ist das die wichtigste Erkenntnis, die<br />

die Teilnehmer am 2. Deutschen Reparaturtag mit nach<br />

Hause genommen haben. Darüber hinaus wurden Antworten<br />

auf viele Fragen gegeben. Wie ist der Stand der<br />

Technik bei den verschiedenen Reparaturverfahren? Wie<br />

kommt die richtige Technik bezüglich des Schadensbildes,<br />

der Rahmenbedingungen und in Bezug auf den Erfolg<br />

einer Sanierungsmaßnahme auf die richtige Baustelle?<br />

Die, die in Kassel dabei waren, haben mit ihrem Interesse<br />

und ihrem Engagement wesentlichen Anteil daran,<br />

dass ein für die Sanierungsbranche wichtiges Thema die<br />

notwendige Wertschätzung erfährt. Die neutrale und<br />

offene Diskussion trägt entscheidend dazu bei, weitere<br />

Entwicklungen anzustoßen und Impulse zu setzen. Nicht<br />

nur in technischer Hinsicht, sondern auch mit Blick auf<br />

die Schaffung von klaren Regelungen und Normen, wie<br />

sie bei anderen Verfahren bereits Standard sind. In diesem<br />

Sinne bleibt abzuwarten, was sich in den nächsten<br />

Monaten tut. Für genügend Gesprächsstoff auf dem 3.<br />

Deutschen Reparaturtag ist jedenfalls gesorgt.<br />

KONTAKT: www.reparaturtag.de<br />

10 | 2013 23


FACHBERICHT RECHT & REGELWERK<br />

Die neue HOAI 2013 - Änderungen und<br />

Auswirkungen auf die Honorare in der<br />

Kanalsanierung<br />

Die HOAI 2013 gilt seit dem 17.07.2013. Mit der Wiedereinführung der mitzuverarbeitenden Bausubstanz und dem<br />

Wesentlichkeitskriterium beim Umbau ändert sich auch die Honorarermittlung bei der Kanalsanierungsplanung. Für die<br />

Berücksichtigung der mitzuverarbeitenden Bausubstanz und des Umbauzuschlages muss auch zukünftig zwischen den<br />

Sanierungsverfahren unterschieden werden. Der Leistungsumfang wurde insbesondere mit einer verstärkten Kostenund<br />

Terminkontrolle erweitert. Die Bedarfsplanung des Auftraggebers als Grundlage der Objektplanung wurde deutlich<br />

aufgewertet. Mit einer Erhöhung der Tafelwerte von im Mittel 17 % gegenüber denen der HOAI 2009 werden zukünftig<br />

auskömmlichere Honorare zu erzielen sein.<br />

1. DIE NEUE HOAI 2013<br />

Seit 17.07.2013 gilt die HOAI 2013 [1]. Die Gliederung der<br />

HOAI 2009 wurde auch bei der HOAI 2013 beibehalten,<br />

lediglich die Anlagenstruktur wurde geändert. Für die<br />

Kanalsanierung sind die folgenden Teile, Abschnitte und<br />

Anlagen der HOAI 2013 maßgebend:<br />

»»<br />

Teil 1 – Allgemeine Vorschriften<br />

»»<br />

Teil 3 – Objektplanung, Abschnitt 3<br />

Ingenieurbauwerke<br />

»»<br />

Anlage 12.1 – Leistungsbild Ingenieurbauwerke<br />

»»<br />

Anlage 12.2 – Objektliste Ingenieurbauwerke<br />

Die folgenden Abschnitte erläutern die für die Kanalsanierung<br />

wichtigen Neuerungen der HOAI 2013.<br />

2. ÄNDERUNGEN IN TEIL 1 – ALLGEMEINE<br />

VORSCHRIFTEN<br />

§ 10 Abs. 1 HOAI 2013 – Änderung Leistungsumfang<br />

bei geänderten anrechenbaren Kosten<br />

Der neue § 10 HOAI 2013 fasst nun zentral alle Leistungsänderungen<br />

zusammen. Dafür entfallen die §§ 3 Abs. 2,<br />

7 Abs. 5 und 10 HOAI 2009.<br />

Neu ist in § 10 Abs. 1 und 2 HOAI 2013, dass sich jetzt<br />

Auftraggeber und Auftragnehmer über die Änderung<br />

des Umfangs der Leistungen einigen müssen.<br />

Mit der Formulierung „Einigung“ ist jedoch keine Weisungsbefugnis<br />

des Auftraggebers verbunden. Es besteht<br />

hier nicht die rechtliche Verpflichtung des Auftragnehmers<br />

ein neues Vertragsverhältnis zu vereinbaren. D. h.<br />

ohne Einigung keine Leistungspflicht des Auftragnehmers.<br />

Einigen sich hingegen Auftraggeber und Auftragnehmer<br />

auf eine Änderung des Leistungsumfangs mit<br />

der Folge, dass sich auch die anrechenbaren Kosten<br />

ändern, muss gem. § 10 Abs. 1 HOAI 2013 die Honorarberechnungsgrundlage<br />

angepasst und schriftlich<br />

vereinbart werden.<br />

§ 10 Abs. 2 HOAI 2013 – Wiederholung von<br />

Grundleistungen<br />

Die HOAI 2013 definiert mit dem § 10 Abs. 2 HOAI 2013<br />

zum ersten Mal überhaupt, dass Planungsänderungen wiederholte<br />

Grundleistungen darstellen und als solche auch<br />

zu vergüten sind. Dies kann sowohl ganze Leistungsphasen<br />

als auch nur Teilleistungen umfassen. So ist jetzt die<br />

Änderung der Ausführungsplanung eine Wiederholung von<br />

Grundleistungen der Leistungsphase 5. Eine Vergütung der<br />

Änderung der Ausführungsplanung nach anderen Abrechnungsvereinbarungen,<br />

wie z. B. nach Stundenansätzen, ist<br />

damit nicht mehr konform zur HOAI.<br />

§ 11 Abs. 1 HOAI 2013 – Objektweise Abrechnung<br />

bei Auftrag über mehrere Objekte<br />

Der bisherige § 11 HOAI 2009 wurde mit der Neufassung in<br />

der HOAI 2013 neu strukturiert. Der § 11 Abs. 1 HOAI 2013<br />

besteht jetzt nur noch aus einem Satz und gibt den Regelfall<br />

der objektweisen Abrechnung bei mehreren Objekten<br />

in einem Auftrag vor. Getrennte Objekte liegen dann vor,<br />

wenn jedes seine bestimmungsgemäße Funktion eigenständig<br />

erfüllen kann.<br />

§ 11 Abs. 2 HOAI 2013 – Zusammengefasste Abrechnung<br />

bei Auftrag über mehrere Objekte<br />

Der neu formulierte § 11 Abs. 2 HOAI 2013 ersetzt die<br />

schwer verständlichen §§ 11 Abs. 1 Satz 2 und 11 Abs. 2<br />

HOAI 2009.<br />

Dieser gilt nun für vergleichbare Objekte mit gleicher<br />

Gründung, baulicher Gestaltung und Nutzung sowie derselben<br />

Honorarzone, die als Teil einer Gesamtmaßnahme<br />

geplant und errichtet werden. Liegen diese Bedingungen<br />

vor, sind die anrechenbaren Kosten zu addieren.<br />

Dies könnte z. B. auch bei der Kanalsanierung eines Stadtteils<br />

zutreffen, die im Rahmen einer Gesamtmaßnahme<br />

geplant und ausgeführt werden würde. Der zeitliche und<br />

örtliche Zusammenhang ist jedoch immer einzelfallbezogen<br />

zu prüfen.<br />

24 10 | 2013


RECHT & REGELWERK FACHBERICHT<br />

3. ÄNDERUNGEN IN TEIL 1 – ALLGEMEINE<br />

VORSCHRIFTEN – PLANEN UND BAUEN IM<br />

BESTAND<br />

§ 2 Abs. 5 HOAI 2013 – Umbauten<br />

Gemäß Verordnungsbegründung zu § 4 Abs. 3 HOAI 2013<br />

hatte sich die Umbauregelung der HOAI 2009 in der Praxis<br />

nicht bewährt. Daher erfolgte eine Rückführung der<br />

Regelungen der HOAI 1996/2002. In § 2 Abs. 5 HOAI 2013<br />

wurde deshalb wieder das Wesentlichkeitskriterium eingeführt.<br />

Demnach sind Planungsleistungen nur als Umbau einzuordnen,<br />

sofern das Objekt umgestaltet wird und dabei ein<br />

wesentlicher Eingriff in Konstruktion oder Bestand erfolgt.<br />

Soweit in der Kanalsanierungsplanung eine Umgestaltung<br />

mit wesentlichen Eingriffen in den bestehenden Kanal<br />

erfolgt, ist die Planung als Umbau einzuordnen. Das trifft<br />

in der Regel dann zu, wenn bestehenbleibende Bauteile<br />

des zu sanierenden Kanals zusammen mit neuen Bauteilen<br />

nach der Sanierung insgesamt ein neues Bauwerk „Kanal“<br />

bilden. Das trifft bei Renovierungsverfahren, die in Verbindung<br />

mit dem Altrohr ein neues dichtes und standsicheres<br />

Kanalbauwerk ergeben, in der Regel zu. Reparaturverfahren<br />

ohne planerische Umgestaltung der vorhandenen Substanz<br />

sind hingegen nicht als Umbauten einzuordnen.<br />

§ 2 Abs. 7 HOAI 2013 – Mitzuverarbeitende<br />

Bausubstanz<br />

Mit der Wiedereinführung des Wesentlichkeitskriteriums<br />

beim Umbau wurde<br />

auch die Mitzuverarbeitende Bausubstanz<br />

wieder eingeführt.<br />

Kanalsanierungsmaßnahmen sind<br />

immer Planungs- und Bauleistungen im<br />

Bestand. Dementsprechend kann Mitzuverarbeitende<br />

Bausubstanz, sofern diese<br />

durch Planungs- oder Überwachungsleistungen<br />

technisch mitverarbeitet wird,<br />

bei Kanalsanierungsplanungen dem<br />

Grunde nach immer angesetzt werden.<br />

Hierbei ist jedoch die technische Mitverarbeitung<br />

im Rahmen der Planung/Bauüberwachung<br />

als Abgrenzungskriterium<br />

für deren Berücksichtigung/Nichtberücksichtigung<br />

näher zu betrachten.<br />

Sanierungsverfahren für die Beseitigung<br />

örtlicher begrenzter Schäden, also<br />

i. d. R. Reparaturverfahren, „bearbeiten“<br />

nur die vorhandene Bausubstanz. Der<br />

Sollzustand soll dabei wiederhergestellt<br />

werden. Die vorhandene Bausubstanz<br />

wird dabei nicht technisch umgestaltet<br />

oder verändert. Folglich kann Mitzuverarbeitende<br />

Bausubstanz bei Reparaturverfahren<br />

grundsätzlich nicht berücksichtigt<br />

werden.<br />

Bei Sanierungsverfahren, die jedoch<br />

eine nachhaltige Gebrauchswerterhöhung<br />

und eine Verlängerung der Nutzungsdauer zum Ziel<br />

haben, wird hingegen die vorhandene Kanalsubstanz als<br />

ein Bestandteil des neuen Bauwerks technisch mitverarbeitet.<br />

Zusammen mit neuem Material wird die vorhandene<br />

Bausubstanz zu einem neuen Kanalbauwerk umgestaltet.<br />

Dies ist i. d. R. bei Renovierungsverfahren gegeben. Entsprechend<br />

ist Mitzuverarbeitende Bausubstanz bei Renovierungsverfahren<br />

meist zu berücksichtigen.<br />

§ 4 Abs. 3 HOAI 2013 – Berücksichtigung der Mitzuverarbeitenden<br />

Bausubstanz<br />

Nach § 4 Abs. 3 HOAI 2013 muss die Mitzuverarbeitende<br />

Bausubstanz zum Zeitpunkt der Kostenberechnung schriftlich<br />

vereinbart werden. Das ist insofern nachvollziehbar, da<br />

erst am Ende der Leistungsphase 3 der genaue Umfang<br />

der Mitzuverarbeitenden Bausubstanz bekannt ist.<br />

Der Wert der Mitzuverarbeitenden Bausubstanz ist gem.<br />

Ziffer 3.3.6 der DIN 276-1:2008-12 [2] in den betreffenden<br />

Kostengruppen auszuweisen und damit in die Kostenschätzung<br />

und Kostenberechnung aufzunehmen. Deren<br />

Wert ist bspw. mit den Parametern Fläche, Volumen oder<br />

als Bauteile oder Kostenanteile mit ortsüblichen Preisen<br />

zu ermitteln. Gem. der bisherigen BGH-Rechtsprechung<br />

(BGH, 27.02.2003 – VII ZR 11/02) zu § 10 Abs. 3a HOAI<br />

10 | 2013 25


FACHBERICHT RECHT & REGELWERK<br />

1996/2002 ist die Mitzuverarbeitende Bausubstanz mit<br />

einem Wertfaktor (< 1) aufgrund von Beeinträchtigungen/Schäden<br />

und einem Leistungsfaktor (< 1) für die<br />

Mitverarbeitung in den einzelnen Leistungsphasen zu<br />

beaufschlagen.<br />

§ 6 Abs. 2 HOAI 2013 – Umbauzuschlag<br />

Sofern eine Umbaumaßnahme vorliegt, regelt nun § 6 Abs. 2<br />

HOAI 2013 die Vereinbarung des Umbauzuschlages dem Grunde<br />

nach. Die Höhe des Umbauzuschlages wird in den Honorarregelungen<br />

der Leistungsbilder der Teile 3 und 4 geregelt.<br />

Sofern keine schriftliche Vereinbarung über den Umbauzuschlag<br />

erfolgt, gilt im Leistungsbild Ingenieurbauwerke nun<br />

erst ab Honorarzone III ein Zuschlag von 20 %. Diese Regelung<br />

stellt keinen Mindestumbauzuschlag, sondern eine Auffangregelung<br />

dar.<br />

§ 12 Abs. 2 HOAI 2013 – Instandsetzungszuschlag<br />

Mit der Neufassung des § 36 Abs. 1 HOAI 2009 wird nun<br />

klargestellt, dass der Prozentsatz für die Leistungsphase 8<br />

(Objektüberwachung oder Bauoberleitung) um bis zu 50 %<br />

erhöht werden kann. Der Instandsetzungszuschlag gilt nicht<br />

für die Örtliche Bauüberwachung im Leistungsbild Ingenieurbauwerke,<br />

da deren Honorar in der HOAI 2013 weiterhin frei<br />

vereinbar bleibt.<br />

4. ÄNDERUNGEN IN ANLAGE 12.1 – LEISTUNGSBILD<br />

INGENIEURBAUWERKE<br />

Leistungsphase 1<br />

Die im zweiten Satzteil neu formulierte Teilleistung a) fordert<br />

nun Vorgaben oder eine Bedarfsplanung des Auftraggebers<br />

(bspw. nach DIN 18205:1996-04 [4]) vor Beginn der<br />

objektbezogenen Planung. Diese Untersuchungen sind nicht<br />

Bestandteil der Leistungsphase 1, siehe hierzu Kaufhold [5]. In<br />

der Kanalsanierung stellen Generalentwässerungsplanungen,<br />

die die baulichen und hydraulischen Defizite von Kanälen<br />

oder Kanalsystemen aufzeigen, die Bedarfplanung dar. Ohne<br />

Vorgaben oder einer Bedarfsplanung vom Auftraggeber ist<br />

der Auftragnehmer in seiner Leistungserbringung behindert.<br />

Statt § 3 Abs. 8 HOAI 2009 wurde nun jeweils in den Leistungsphasen<br />

1 bis 3 das „Zusammenfassen, Erläutern und<br />

Dokumentieren der Ergebnisse“ verordnet.<br />

Leistungsphase 2<br />

In der Teilleistung h) erfolgt beim Mitwirken der Erläuterung<br />

des Planungskonzeptes gegenüber Dritten erstmals eine<br />

Begrenzung auf bis zu zwei Termine. Mit „Dritten“ sind hier<br />

z. B. Stadtwerke, Versorgungsunternehmen oder Bürger<br />

gemeint.<br />

Leistungsphase 3<br />

Bereits in der Leistungsphase 3 sind jetzt die wesentlichen<br />

Bauphasen unter Beachtung von Verkehrslenkungsmaßnahmen<br />

und der Aufrechterhaltung des Betriebs zu ermitteln.<br />

Ebenso sind mit der Teilleistung i) nun Bauzeiten- und Kostenpläne<br />

zu erarbeiten.<br />

Leistungsphase 6<br />

Zukünftig sind mit der Teilleistung e) die Leistungsverzeichnisse<br />

zu verpreisen. Mit der Teilleistung f) sind die bepreisten<br />

Leistungsverzeichnisse mit der Kostenberechnung zu<br />

vergleichen.<br />

Leistungsphase 7<br />

Als weitere Kostenkontrolle sind im Rahmen der Teilleistung<br />

g) die Ausschreibungsergebnisse mit den bepreisten<br />

LV und der Kostenberechnung zu vergleichen.<br />

Leistungsphase 8<br />

Die letzte Leistung der Teilleistung a), das „Prüfen von Plänen“<br />

wurde nun auf ein einmaliges Prüfen im Rahmen der<br />

Grundleistung begrenzt. Mit „fachlich Beteiligten“ sind hier<br />

die anderen Planer gemeint, nicht Dritte.<br />

In der Teilleistung j) wurde die bisherige Teilleistung d) der<br />

Leistungsphase 9 der Anlage 12 HOAI 2009, das Zusammenstellen<br />

der Dokumentation der Maßnahme, nun in die<br />

Leistungsphase 8 vorgezogen.<br />

Das „Prüfen von Nachträgen“ ist nun wie die Örtliche Bauüberwachung<br />

eine Besondere Leistung der Leistungsphase 8.<br />

Leistungsphase 9<br />

In der Teilleistung a) der Leistungsphase 9 soll nun eine „fachliche<br />

Bewertung der festgestellten Mängel innerhalb der<br />

Verjährungsfristen“ erfolgen. Die Verordnungsbegründung<br />

führt hierzu aus, dass damit in erster Linie die Zuordnung<br />

des Mangels zu einem Bau- oder Planungsbeteiligten aus<br />

fachlicher Sicht sichergestellt werden soll. Eine Bewertung<br />

mit der Qualität und Ausführlichkeit eines Sachverständigengutachtens<br />

sei nicht Gegenstand dieser Grundleistung.<br />

Die Überwachung der Mängelbeseitigung wurde aus den<br />

Grundleistungen der Leistungsphase 9 in die Besonderen<br />

Leistungen verschoben. Damit ist das Honorar für diese Leistung<br />

frei vereinbar.<br />

§ 44 Abs. 1 HOAI 2013 – Änderungen Tafelwerte<br />

Die Erhöhungen der Tafelwerte im Leistungsbild Ingenieurbauwerke<br />

gegenüber den Tafelwerten der HOAI 2009 reichen<br />

von +4,13 % bis +34,06 %, siehe [6].<br />

§ 44 Abs. 6 HOAI 2013 – Umbauzuschlag<br />

Der Umbauzuschlag kann im Leistungsbild Ingenieurbauwerke<br />

bei Vorliegen der Honorarzone III mit bis zu 33 %<br />

vereinbart werden. Die Zuschlagshöhe bei Vorliegen der<br />

Honorarzonen I, II, IV und V ist nicht geregelt. Ein Mindestumbauzuschlag<br />

ist nicht verordnet, was so in der Verordnungsbegründung<br />

mehrfach erläutert wird.<br />

5. FAZIT<br />

Auch in der HOAI 2013 ist nur die objektbezogene Planung<br />

bei Kanalsanierungen verordnet. Die im Vorfeld dieser Planung<br />

durch den Auftraggeber zu erstellende Bedarfsplanung<br />

erfährt mit der Nennung in der Leistungsphase 1, Teilleistung<br />

a) eine deutliche Aufwertung als Grundlage der Objektplanung<br />

des Auftragnehmers.<br />

26 10 | 2013


RECHT & REGELWERK FACHBERICHT<br />

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Bei der wieder eingeführten Mitzuverarbeitenden Bausubstanz<br />

und auch beim Umbauzuschlag ist weiterhin zwischen<br />

den Sanierungsverfahren abzugrenzen: Nur bei Renovierungsverfahren<br />

wird die vorhandene Bausubstanz i. d. R.<br />

technisch mitverarbeitet und umgestaltet, was zu deren Anrechenbarkeit<br />

und zur Berücksichtigung des Umbauzuschlags<br />

führt. Bei Reparaturverfahren sind diese Voraussetzungen in<br />

der Regel nicht gegeben.<br />

Der Leistungsumfang wurde insbesondere mit einer verstärkten<br />

Kosten- und Terminkontrolle ab der Leistungsphase 2 und<br />

insbesondere in den Leistungsphasen 6 und 7 erweitert. Die<br />

Tafelwerte werden im Mittel um 17 % gegenüber denen der<br />

HOAI 2009 erhöht.<br />

LITERATUR<br />

[1] Bundesgesetzblatt Jahrgang 2013 Teil I Nr. 37, Seite 2276:<br />

Verordnung über die Honorare für Architekten- und<br />

Ingenieurleistungen (Honorarordnung für Architekten und<br />

Ingenieure – HOAI) vom 10. Juli 2013, Bonn, 16.07.2013<br />

[2] DIN 276-1:2008-12, DIN 276-4:2009-04: Kosten im Bauwesen, Teil<br />

1: Hochbau, Teil 4: Ingenieurbau, Deutsches Institut für Normung<br />

e. V., Berlin, 2008/2009<br />

[3] Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:<br />

Evaluierung HOAI - Aktualisierung der Leistungsbilder -<br />

Abschlussbericht, 02.11.2011<br />

[4] DIN 18205:1996-04: Bedarfsplanung im Bauwesen, Deutsches<br />

Institut für Normung e. V., Berlin, 1996<br />

[5] Kaufhold, W.: Ingenieurleistungen und Honorare bei der<br />

Kanalsanierung, Heft Nr. H1 der Schriftenreihe der Gütestelle<br />

Honorar- und Vergaberecht e. V. (GHV), 4. Ausgabe, Stand<br />

03.08.2012<br />

[6] GWT, Technische Universität Dresden, Börgers Rechtsanwälte,<br />

Arch.- u. Ing.-Büro Dipl.-Ing. W. Kalusche, Siemon Sachverständige<br />

+ Ingenieure GmbH: Aktualisierungsbedarf zur Honorarstruktur der<br />

Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) – Studie im<br />

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10 | 2013 27


FACHBERICHT RECHT & REGELWERK<br />

Neue Technische Regeln für<br />

Steinzeugrohre DIN EN 295 – 2013<br />

Die Neuausgabe der DIN EN 295 Steinzeugrohrsysteme für Abwasserleitungen und -känale wurde am 1. Mai 2013 als<br />

europäische Norm in Deutschland veröffentlicht; die Umsetzung in nationale Normen der anderen europäischen Länder<br />

erfolgt zeitgleich. Die Überarbeitung der Normenreihe DIN EN 295 erfolgte komplett für alle sieben Teile (Tabelle 1).<br />

DIN EN 295 Teil 1<br />

DIN EN 295 Teil 2<br />

DIN EN 295 Teil 3<br />

DIN EN 295 Teil 4<br />

DIN EN 295 Teil 5<br />

DIN EN 295 Teil 6<br />

DIN EN 295 Teil 7<br />

Änderungen an Rohre, Formstücke und Verbindungen<br />

Bewertung der Konformität und Probenahme<br />

Prüfverfahren<br />

Tab. 1: Überarbeitete Normenreihe<br />

Anforderungen an Übergangs- und Anschlussbauteile und flexible Kupplungen<br />

Anforderungen an gelochte Rohre und Formstücke<br />

Anforderungen an Bauteile für Einstieg- und Inspektionsschächte<br />

Anforderungen an Rohre und Verbindungen für Rohrvertrieb<br />

DIN EN 295 Datum / Fristen Zeitpunkt<br />

Zeitbunkt der Verfügbarkeit<br />

DAV (date of availability)<br />

Zeitpunkt der spätesten Ankündigung<br />

DOA (date of latest announcement)<br />

Zeitpunkt der spätesten Veröffentlichung<br />

DOP (date of latest publication)<br />

Zeitpunkt der Zurückziehung der<br />

früheren Ausgabe<br />

DOW (date of withfrawal)<br />

Februar 2013 Februar 2013<br />

Der Teil 3 der DIN EN 295 „Prüfverfahren“ erschien bereits<br />

im März 2012, da er ausschließlich Prüfverfahren enthält<br />

und nicht unter das Mandat zur Erarbeitung europäischer<br />

harmonisierter Normen fällt. Die Gültigkeit wurde so geregelt,<br />

dass sie erst mit der Veröffentlichung aller anderen<br />

Teile beginnt.<br />

Derzeit ist noch ein technischer Bericht CEN/TR 16626<br />

„Steinzeugrohrsysteme für Abwasserleitungen und -kanäle<br />

– Leitfaden für Verfahren zur freiwilligen Fremdüberwachung“<br />

bei CEN in Bearbeitung und wird voraussichtlich<br />

Ende 2013/Anfang 2014 erscheinen. Die Angaben hierzu<br />

waren bislang in Teil 2 erschienen. Aufgrund europäischer<br />

Regeln mussten aus DIN EN 295 Teil 2 alle Verweise und<br />

Regelungen zur Fremdüberwachung herausgenommen werden.<br />

Diese werden nun mit gleichem Inhalt in einem eigenen<br />

europäischen technischen Bericht bei CEN veröffentlicht.<br />

Auch dieser Teil wird Teil des nationalen Normenwerks.<br />

Damit sind dann wieder für alle Hersteller zur freiwilligen<br />

Anwendung die Grundlagen zur Fremdüberwachung gegeben.<br />

Alle europäischen Steinzeugrohr-Hersteller haben diese<br />

Regelung mitgetragen und wenden diese auch an.<br />

Mit dieser Normenreihe steht Bauherren, Planern, Bauunternehmern<br />

und Herstellern nun ein aktuelles und komplettes<br />

Normenwerk zur Verfügung.<br />

Die Bearbeitung der Normenteile erfolgte im Technischen<br />

Komitee TC 165 „Abwassertechnik“ in der Arbeitsgruppe<br />

WG 2 (CEN TC 165/WG2).<br />

Zum Überblick der Stimmengewichte bei europäischen Normungen<br />

siehe Bild 1, zur Übersicht der Beteiligung an der<br />

„Gemeinschaftsaufgabe Normung“ siehe Bild 2 und zur<br />

„Normung und den Standards“ siehe Bild 3.<br />

Stand DIN<br />

Deutschland<br />

DAV + 3 Monate Mai 2013 Mai 2013<br />

DAV + 6 Monate<br />

6 Monate nach<br />

DOP<br />

Tab. 2: Veröffentlichung der DIN EN 295 durch CEN<br />

November<br />

2013<br />

Erledigt<br />

Mai 2014 Mai 2014<br />

DIE FRISTEN ZUR UMSETZUNG<br />

Für die Fristen zur Umsetzung der europäischen<br />

Normen (DIN EN 295) in nationale<br />

Normen (DIN EN 295) werden von<br />

CEN klare Regeln vorgegeben. Die Daten<br />

in Tabelle 2 beziehen sich auf die Veröffentlichung<br />

der DIN EN 295 durch CEN<br />

mit Datum von Februar 2013.<br />

Diese Fristen wirken sich auf die Rohrherstellung<br />

im Werk und den Einbau auf<br />

der Baustelle, aber insbesondere auf die<br />

Planung und Ausschreibung von Bauleistungen<br />

aus. Mit der Veröffentlichung der<br />

DIN EN 295 im Mai 2013 durch DIN ist<br />

klar, dass die neue Norm verfügbar ist,<br />

dass sie angewendet werden kann, und<br />

dass die Verwendung von Bauteilen nach<br />

dieser neuen Norm zu empfehlen ist.<br />

GRUNDSÄTZE ZUR<br />

STEINZEUG-NORM<br />

Steinzeugrohre und -formstücke für die<br />

offene und geschlossene Bauweise sind<br />

einschließlich der Rohrverbindungen in<br />

der DIN EN 295 genormt. Ein wesentlicher<br />

Grundsatz dieser Norm ist, dass<br />

keine Anforderung ohne die zugehörige<br />

Prüfung festgelegt ist, und dass für eine<br />

Vielzahl technischer Lieferbedingungen<br />

28 10 | 2013


RECHT & REGELWERK FACHBERICHT<br />

die Mindestanforderungen mit einer Öffnungsklausel für<br />

weitergehende Anforderungen versehen sind. Die Bearbeitung<br />

der Norm erfolgt grundsätzlich und konsequent<br />

in Zusammenarbeit mit den Anwendern.<br />

Europäische Normen sind im Wesentlichen dadurch gekennzeichnet,<br />

dass statt der Vorgabe von Einzelbestimmungen<br />

Anforderungen und Prüfungen festgelegt werden. Normen<br />

stellen in Form von Mindestanforderungen ein nicht zu<br />

unterschreitendes Anforderungsniveau dar.<br />

Ein wichtiger Bestandteil von Normen ist der Anwendungsbereich<br />

und der Verweis darauf, dass Auftraggeber/Kunden<br />

selbstverständlich eigene Anforderungen hinsichtlich der<br />

in der Norm enthaltenen unterschiedlichen Tragfähigkeitsklassen,<br />

Verbindungssysteme, Baulängen und Formstücke<br />

formulieren können. Europäische Normen können und müssen<br />

den gesamten europäischen Raum abdecken und sind<br />

daher mit der Bezugnahme auf einzelne, länderbezogene<br />

Anforderungen eingeschränkt. Deshalb müssen seitens<br />

der Anwender Entscheidungen hinsichtlich der speziellen<br />

technischen Anforderungen getroffen werden.<br />

ÄNDERUNGEN IN DER NEUAUSGABE 2013<br />

Werkstoff (Tabelle 3)<br />

Die Nachweise an den Werkstoff Steinzeug wurden aufgrund<br />

der Anforderungen an die Kanalisation erweitert,<br />

das Qualitätsniveau damit deutlich erhöht. Mit der neuen<br />

Norm gilt für Steinzeugbauteile, dass die Wasseraufnahme<br />

maximal 6 % beträgt. Dieser wichtige Grenzwert war<br />

in der Vorgängerversion nicht enthalten. Damit wird ein<br />

wesentlicher Beitrag zum Nachweis des Langzeitverhaltens<br />

hinsichtlich der Dauerhaftigkeit erdverlegter Steinzeugbauteile<br />

geleistet.<br />

•Entstehung von europäischen Normen (3)<br />

•DIN Deutsches Institut für Normung e. V.<br />

•Bulgarien<br />

•Österreich<br />

•Schweden<br />

•Schweiz<br />

•Belgien<br />

•Griechenland<br />

•Portugal<br />

•Tschech. Rep.<br />

•Ungarn<br />

•Dänemark<br />

•Finnland<br />

•Irland<br />

•Kroatien<br />

•Litauen<br />

•Norwegen<br />

•Slowakei<br />

•10<br />

•Ehemalige<br />

jugoslawische<br />

•Republik Mazedonien<br />

•Estland<br />

•Lettland<br />

•Luxemburg<br />

•Slowenien<br />

•7<br />

•12<br />

•4<br />

•1<br />

3<br />

•Island<br />

•Malta<br />

•Zypern<br />

•3<br />

•Niederlande<br />

•Rumänien<br />

•2<br />

7<br />

•29<br />

•Schlussabstimmung<br />

•Polen<br />

•Spanien<br />

•Deutschland<br />

•Frankreich<br />

•Italien<br />

•Ver. Königreich<br />

•Türkei<br />

Bild 1: Stimmengewichte •Stimmengewichte der Länder bei der Länder Entstehung von<br />

europäischen Normen<br />

•Gemeinschaftsaufgabe Normung<br />

•DIN Deutsches Institut für Normung e. V.<br />

•Eine demokratische Legitimation der Normung erfordert das<br />

Engagement aller interessierten Kreise<br />

•Anwender<br />

•Wissenschaft<br />

•und Forschung<br />

•Umweltschutz<br />

•Wirtschaft<br />

• • •<br />

• • •<br />

•NORMUNG<br />

•<br />

•Gewerkschaften<br />

• •<br />

•Öffentliche<br />

Hand<br />

•Regelsetzende<br />

•Institutionen<br />

•Arbeitsschutz<br />

Festigkeit (Tabelle 3)<br />

Mit der erfolgten Neugliederung der Tragfähigkeitsklassen<br />

der verschiedenen Steinzeugrohre konnte die Gruppe L<br />

entfallen, da die hier definierten geringen Tragfähigkeiten<br />

nicht mehr den statischen und bautechnischen Anforderungen<br />

entsprachen. Den Herstellern wurde die Möglichkeit<br />

eingeräumt, ab der Nennweite DN 700 – entsprechend den<br />

Marktanforderungen – Rohre mit höheren Scheiteldruckfestigkeiten<br />

herzustellen; die Schrittweite der Erhöhungen ist<br />

jetzt auf 10 kN/m festgelegt (bisher 40). Daraus resultieren<br />

verbesserte Produktionsmöglichkeiten und kostenoptimierte<br />

Anwendungen im Kanalbau.<br />

Verbesserte Festigkeiten sind auch im Abschnitt für die<br />

Vortriebsrohre eingearbeitet: Ihre Mindest-Druckfestigkeit<br />

errechnet sich nun mit einer spezifischen Druckfestigkeit<br />

von 100 N/mm2, der bisherige Wert von 75 N/mm2 wird<br />

damit deutlich überschritten. Folglich entstehen einerseits<br />

höhere Vortriebskräfte, andererseits auch höhere Reserven<br />

bei Beanspruchungen. Das zugehörige Prüfverfahren<br />

wurde mit der Vorgabe dahingehend erweitert, dass die<br />

Prüfkörper ab DN 400 über den Wandquerschnitt verteilt<br />

zu entnehmen sind. Damit entsteht eine deutliche<br />

Qualitätsverbesserung.<br />

•Verbraucherschutz<br />

Bild 3: Normung und deren Standards<br />

•Prüfinstitute<br />

Bild 2: Übersicht der Beteiligung an der Gemeinschaftsaufgabe<br />

Normung<br />

10 | 2013 29


FACHBERICHT RECHT & REGELWERK<br />

Dichtheit (Tabelle 3)<br />

Der Wert für die Wasserzugabe bei der Dichtheitsprüfung<br />

wurde von 0,07 l/m2 auf 0,04 l/m2 bei Steinzeugbauteilen<br />

reduziert. Damit gelingt ein weiterer Schritt in<br />

Richtung verbesserter Produkteigenschaften. Die Anforderungen<br />

an die Prüfung mit Luftdruck sind unverändert.<br />

Werkstoffeigenschaften<br />

Wesentliche Eigenschaften für den Betrieb von Abwasserkanälen<br />

sind nun in Teil 1 enthalten und mit Mindestanforderungen<br />

definiert:<br />

»»<br />

Wandrauheit<br />

- Typische k-Werte für die hydraulische Rauheit<br />

der Steinzeugoberfläche: zwischen 0,02 mm und<br />

0,05 mm<br />

»»<br />

Oberflächenhärte<br />

- Die Steinzeugoberfläche: Härte nach Mohs von 7<br />

»»<br />

Abriebfestigkeit<br />

- Abrieb der Steinzeugoberfläche: maximal 0,25 bis<br />

0,50 mm nach Prüfung mit 100.000 Lastwechseln<br />

»»<br />

Beständigkeit gegen Hochdruckwasserstrahl<br />

- Prüfung mit den Mindestanforderungen von<br />

12 MPa (120 bar) bei beweglicher Düse, 28 MPa<br />

(280 bar) bei stationärer (punktförmiger)<br />

Belastung<br />

Mit den Vorgaben aus dem Mandat der Europäischen<br />

Kommission sind begrüßenswerter Weise nun auch Angaben<br />

enthalten zu:<br />

»»<br />

Brandverhalten (Klasse F ohne weitere Nachweise),<br />

das heißt:<br />

- Steinzeug ist nicht brennbar<br />

- der Anteil der Verbindungen ist besonders klein;<br />

keine Brandübertragung durch die Verbindungen<br />

an der Innen- oder Außenseite<br />

»»<br />

Dauerhaftigkeit (Erfahrungen über eine lange Zeit),<br />

das heißt:<br />

- die Dauerhaftigkeit ist durch die Erfüllung der<br />

Eigenschaften in EN 295 und die Erfahrungen mit<br />

dem Werkstoff Steinzeug gegeben<br />

»»<br />

Gefährlichen Substanzen (Verweis auf europäische<br />

Anforderungen), das heißt:<br />

MJ/kg Steinzeug<br />

% kg co2<br />

/kg Steinzeug<br />

%<br />

Strom prim. 1,42 20 0,085 20<br />

Bereitstellung<br />

Brennstoffe<br />

Verbrauch<br />

Brennstoffe<br />

Bereitstellung<br />

Rohstoffe<br />

0,58 8 0,033 8<br />

4,98 69 0,286 68<br />

0,20 3 0,015 4<br />

Summe 7,18 100 0,419 100<br />

Tab. 3: Spezifischer Energieaufwand und spezifische<br />

CO 2<br />

- Emissionen für Steinzeugrohre<br />

- Rohstoffe sind naturrein und ohne gefährliche<br />

Substanzen<br />

- keine Verwendung gefährlicher Stoffe bei der Verarbeitung<br />

- keine Abgabe gefährlicher Stoffe bei der Nutzung an<br />

Boden / Grundwasser / Abwasser<br />

Maße<br />

Die Austauschbarkeit von Verbindungen von Steinzeugrohren<br />

und -formstücken ist weiterhin gegeben über die<br />

vollständige Angabe von:<br />

»»<br />

Innendurchmesser (DN)<br />

»»<br />

Verbindungssystem (C oder F)<br />

»»<br />

Scheiteldruckfestigkeit (kN/m)<br />

»»<br />

Tragfähigkeitsklasse (TKL)<br />

Die Kennzeichnung der Bauteile enthält diese Angaben.<br />

Entfallen sind die Verbindungssysteme A und B, die seit<br />

vielen Jahren in Europa nicht mehr produziert werden.<br />

EMPFEHLUNGEN FÜR PLANUNG, EINBAU UND<br />

BETRIEB (ANHANG B)<br />

Dieses Kapitel in Teil 1 der DIN EN 295 im Anhang B ist<br />

neu. Es enthält für Planer und Betreiber grundlegende,<br />

maßgebliche Daten und Fakten für Steinzeugrohrsysteme:<br />

»»<br />

Hydraulische Auslegung (u.a. Wandrauheit)<br />

»»<br />

Statische Berechnungen (u.a. biegesteifes<br />

Verhalten)<br />

»»<br />

Einbau (u. a. Verweis auf DIN EN 1610)<br />

»»<br />

Betrieb und Wartung (u. a. Reinigung und<br />

Reparaturmöglichkeiten)<br />

»»<br />

Wirtschaftlichkeit (u. a. Nutzungsdauer)<br />

»»<br />

Umweltbezogene Eigenschaften (u. a. Energieverbrauch<br />

und Recycling)<br />

Wesentliche Punkte daraus sind:<br />

1. Die Eigenschaften von Rohren und Formstücken, die<br />

den Anforderungen der vorliegenden Norm entsprechen,<br />

sind unveränderlich während der gesamten<br />

Nutzungsdauer von Abwasserleitungen und -kanälen.<br />

2. Die Werte der Wandrauheit sind für die Langzeitberechnungen<br />

ausgelegt.<br />

3. Steinzeugrohre und -formstücke werden als biegesteif<br />

klassifiziert und können aufgrund ihrer eigenen<br />

Tragfähigkeit unmittelbar Erd- und Verkehrslasten<br />

aufnehmen. Rohrverformungen oder Änderungen<br />

des Rohrdurchmessers treten während der gesamten<br />

Nutzungsdauer von Abwasserleitungen und -kanälen<br />

weder unter äußerer noch unter innerer Lasteinwirkung<br />

auf. Die statische Berechnung beruht auf der<br />

Tragfähigkeit (Scheiteldruckkraft) unter Berücksichtigung<br />

der Erd- und Verkehrslasten sowie anderer<br />

Lasteinwirkungen.<br />

4. Die Festigkeit von Steinzeugrohren und -formstücken<br />

ist unveränderlich während der gesamten Nutzungsdauer<br />

von Abwasserleitungen und -kanälen.<br />

5. Steinzeugrohre sind darüber hinaus widerstandsfähig<br />

gegenüber Wechselbeanspruchung durch Straßen- und<br />

Schienenverkehr.<br />

30 10 | 2013


RECHT & REGELWERK FACHBERICHT<br />

6. Der Einbau von Steinzeugrohren und -formstücken<br />

erfolgt entsprechend den Anforderungen nach<br />

DIN EN 1610 in offener Bauweise, nach DIN EN 12889<br />

in geschlossener (grabenloser) Bauweise.<br />

7. Die Beweglichkeit von Entwässerungssystemen aus<br />

Steinzeugrohren und -formstücken wird durch den<br />

Einbau flexibler Verbindungen erreicht. Dadurch<br />

werden Setzungen und andere Bodenbewegungen<br />

aufgenommen.<br />

8. Entwässerungs- und Abwassersysteme aus Steinzeugrohren<br />

und -formstücken erfüllen die Anforderungen<br />

nach EN 752, EN 12056-2 und EN 12056-3. Sie werden<br />

als jederzeit betriebsbereit und voll funktionsfähig<br />

angesehen aufgrund von:<br />

- hoher chemischer Beständigkeit von Steinzeugrohren<br />

und -Formstücken und deren Verbindungen<br />

- unveränderlicher Funktionseigenschaften im<br />

Abwasser<br />

- leichter Beseitigung vorhandener Ablagerungen<br />

- hoher Beständigkeit gegenüber Reinigung mit<br />

Hochdruckwasserstrahl<br />

- hoher Beständigkeit gegenüber den Auswirkungen<br />

mechanischer Reinigungsausrüstung und anderer<br />

Wartungsgeräte<br />

- hoher mechanischer Beständigkeit gegen<br />

Abriebbeanspruchungen<br />

- nicht notwendigen Einschränkungen bei der Anwendung<br />

üblicher Sanierungsverfahren durch den Austausch<br />

von Rohren in offener oder in geschlossener<br />

(grabenloser) Bauweise, oder durch Reparatur- oder<br />

Renovierungsverfahren<br />

Besonders hervorzuheben ist Punkt 9 „Wirtschaftlichkeit“:<br />

9. Wirtschaftlichkeit (Anhang B 6). Die Langzeiterfahrungen<br />

mit Steinzeugrohren und -formstücken für Entwässerungs-<br />

und Abwassersysteme entsprechend den<br />

Anforderungen der Normenreihe EN 295 belegen, dass<br />

sie für eine übliche Nutzungsdauer von mindestens<br />

100 Jahren zuverlässig sind. Diese Langlebigkeit liegt<br />

in den mineralogischen Eigenschaften von Steinzeug<br />

begründet:<br />

- diese bleiben nach der Rohrherstellung unverändert<br />

- konstante Festigkeit unter Betriebsbedingungen<br />

- Dauerhaftigkeit des Systems<br />

- umfangreiche Erfahrungen aus dem Langzeitverhalten<br />

sowie Punkt:<br />

10. Umweltbezogene Eigenschaften (Anhang B 7). Die<br />

umweltbezogenen Eigenschaften von Steinzeugrohren<br />

und -formstücken beinhalten:<br />

»»<br />

den geringen Energieverbrauch bei der Herstellung<br />

»»<br />

die Herstellung unter Berücksichtigung umweltbezogener<br />

Aspekte<br />

»»<br />

den Schutz von Boden und Grundwasser unter<br />

Betriebsbedingungen<br />

»»<br />

die lange Nutzungsdauer von Abwasserleitungen<br />

und -kanälen<br />

»»<br />

die unproblematische, vollständige Verwertung<br />

Der spezifische Energieverbrauch bei der Herstellung von<br />

Steinzeugrohren ist Tabelle 3 [1] zu entnehmen.<br />

Bewertung der Konformität und Probenahme<br />

Für die Hersteller von Steinzeugrohrsystemen ist der<br />

Nachweis der Konformität und die Gütesicherung aus<br />

Eigen- und Fremdüberwachung selbstverständlich und<br />

unverzichtbar. Die Anwender erwarten zudem den Nachweis<br />

einer fremd überwachenden Stelle. Allerdings sehen<br />

die europäischen Vorgaben hier nur noch ein freiwilliges<br />

Vorgehen vor. Daher mussten, wir neue Wege gehen, um<br />

sicherzustellen, dass unsere Leistungen durch Eigen- und<br />

Fremdüberwachung belegt und dokumentiert werden.<br />

Dies erfolgt über die Zusammenarbeit mit DIN Certco<br />

und die Zertifizierung der Produkte auf der Grundlage<br />

der ZP WN 295.<br />

Kennzeichnung der Bauteile nach DIN EN 295-1<br />

Für jedes Steinzeugbauteil gilt die Angabe seiner wesentlichen<br />

technischen Merkmale in dauerhafter Weise auf<br />

dem Produkt. Folgende Daten sind für die Verwendung<br />

der Bauteile und Verbindungen unverzichtbar:<br />

»»<br />

Europäische Norm DIN EN 295<br />

»»<br />

Herstellerkennzeichen<br />

»»<br />

Herstellungsdatum<br />

»»<br />

Verbindungssystem<br />

»»<br />

Nennweite<br />

»»<br />

Tragfähigkeit<br />

Auf freiwilliger Basis beruht die Kennzeichnung durch den<br />

Fremdüberwacher und dessen Grundlagen.<br />

Die Kennzeichnung mit dem CE-Zeichen richtet sich an<br />

Behörden, nicht aber an Verbraucher. Sie bestätigt die<br />

vollständige Einhaltung der „Grundlegenden Sicherheitsanforderungen“,<br />

die in den EU-Richtlinien festgelegt sind;<br />

das CE-Zeichen ist kein Qualitätszeichen.<br />

LITERATUR<br />

[1] Lorenz, Specht: Vergleich der kumulativen spezifischen CO 2<br />

-<br />

Emissionen von Steinzeug mit anderen Werkstoffen am Beispiel<br />

der Herstellung von Abwasserrohren, in: Keramische Zeitschrift<br />

01/2012<br />

Bauass. Dipl.-Ing. KARL-HEINZ FLICK<br />

AUTOR<br />

FVST Fachverband Steinzeugindustrie e.V.,<br />

Frechen<br />

Tel. +49 2234 507-271<br />

E-Mail: info@fachverband-steinzeug.com<br />

www.fachverband@steinzeug.com<br />

10 | 2013 31


FACHBERICHT RECHT & REGELWERK<br />

Änderung von Rohrleitungen - Teil 3:<br />

Die Änderung von Rohrfernleitungen<br />

zum Befördern wassergefährdender<br />

Stoffe, § 20 Abs. 2 S. 4 UVPG<br />

Rohrfernleitungen zum Befördern wassergefährdender Stoffe unterliegen nicht hinsichtlich der materiellen<br />

Zulassungsvoraussetzungen, aber hinsichtlich der formellen Anforderungen engeren Zulassungserfordernissen als sonstige<br />

Rohrfernleitungen. Das soll mit diesem Fachbericht dargelegt werden. Zuvor sollen kurz die Historie der gesetzlichen Regelung<br />

von Rohrfernleitungen zum Befördern wassergefährdender Stoffe sowie die Frage, wann überhaupt eine Rohrleitungsanlage<br />

zum Befördern wassergefährdender Stoffe vorliegt, behandelt werden.<br />

HISTORIE<br />

Rohrleitungen zum Befördern wassergefährdender Stoffe<br />

und ihre Genehmigung waren ursprünglich in §§ 19a ff.<br />

WHG geregelt. Errichtung und Betrieb sowie die wesentliche<br />

Änderung von Rohrleitungen zum Transport wassergefährdender<br />

Stoffe erforderten seit dem Jahr 1964 ein<br />

Genehmigungsverfahren auf Grundlage des § 19a Abs. 1<br />

S. 1 WHG. 1 Im Jahre 1990 wurde mit dem UVPG in seiner<br />

ersten Fassung zur Umsetzung der UVP-Richtlinie 85/337/<br />

EWG zunächst nur die UVP-Pflicht von Errichtung und<br />

Betrieb sowie der wesentlichen Änderung von Rohrleitungsanlagen<br />

für den Ferntransport von Öl und Gas, die<br />

einer Genehmigung nach § 19a WHG bedurften, geregelt.<br />

Die Umweltverträglichkeitsprüfung wurde im Genehmigungsverfahren<br />

nach § 19a WHG durchgeführt.<br />

Mit der UVP-Änderungsrichtlinie 97/11/EG wurde der Katalog<br />

UVP-pflichtiger Rohrleitungen erweitert. Öl-, Gas- und<br />

Chemikalienpipelines mit einem Durchmesser > 800 mm<br />

und einer Länge > 40 km waren nunmehr zwingend UVPpflichtig.<br />

2 Sonstige Anlagen der Industrie zum Transport<br />

von Gas, Dampf und Warmwasser 3 sowie sonstige Öl- und<br />

Gaspipelines und Wasserfernleitungen 4 wurden als fakultativ<br />

UVP-pflichtig geregelt. Der deutsche Gesetzgeber<br />

musste daher den Katalog UVP-pflichtiger Rohrleitungen<br />

erweitern. Dem kam er mit Gesetz vom 27.07.2001 nach,<br />

indem in Ziffer 19 des Anhangs 1 des UVPG alle UVPpflichtigen<br />

Leitungsvorhaben aufgeführt wurden. Für diese<br />

Leitungsvorhaben fehlte es weitgehend an einem Zulassungsverfahren<br />

als Trägerverfahren für die Umweltverträglichkeitsprüfung.<br />

Deshalb entschloss sich der Gesetzgeber,<br />

in § 20 Abs. 1 UVPG ein Trägerverfahren, nämlich das<br />

Planfeststellungsverfahren für Rohrfernleitungsvorhaben<br />

1 §§ 19a ff. WHG wurden durch Gesetz vom 06.08.1964,<br />

BGBl I S. 611, eingefügt.<br />

2 Anhang I Nr. 16 der Richtlinie 97/11/EG.<br />

3 Anhang II Nr. 3b der Richtlinie 97/11/EG.<br />

4 Anhang II Nr. 10i u. j der Richtlinie 97/11/EG.<br />

zu implementieren. Dieses ersetzte ab dem 03.08.2001<br />

das bisherige, auf Rohrleitungen zum Transport wassergefährdender<br />

Stoffe beschränkte Genehmigungsverfahren<br />

des § 19a WHG und galt auch für Rohrfernleitungen zum<br />

Transport anderer Stoffe. Allein für Gasversorgungsleitungen<br />

und für Hochspannungsfreileitungen wurde das Trägerverfahren<br />

der Umweltverträglichkeitsprüfung außerhalb<br />

des UVPG und innerhalb des für diese Anlagen gültigen<br />

speziellen Gesetzes, dem EnWG geregelt.<br />

ABGRENZUNG ROHRLEITUNGSANLAGE ZUM<br />

BEFÖRDERN UND ZUM UMGANG<br />

Rohrfernleitungsanlagen zum Befördern wassergefährdender<br />

Stoffe sind von Rohrleitungsanlagen zum Umgang<br />

mit wassergefährdenden Stoffen abzugrenzen. Dies richtet<br />

sich nach den unterschiedlichen Funktionsschwerpunkten<br />

beider Anlagen: Beförderungszweck auf der einen<br />

oder Umgangszweck im Zusammenhang mit betrieblichen<br />

Tätigkeiten auf der anderen Seite. Abhängig von<br />

der Zuordnung einer Rohrleitungsanlage als Anlage zum<br />

Befördern oder zum Umgang gelten unterschiedliche Kriterien<br />

zur Bestimmung wassergefährdender Stoffe und<br />

unterschiedliche Auslegungsanforderungen.<br />

Leitungen, die das Werksgelände nicht überschreiten,<br />

Zubehör- und Verbindungsleitungen<br />

Ausdrücklich aus der Begrifflichkeit von Rohrleitungsanlagen<br />

zum Befördern wassergefährdender Stoffe ausgenommen<br />

sind in Ziffer 19.3 der Anlage 1 des UVPG Rohrleitungsanlagen,<br />

die<br />

• den Bereich eines Werksgeländes nicht überschreiten,<br />

• Zubehör einer Anlage zum Umgang mit wassergefährdenden<br />

Stoffen sind oder<br />

• Anlagen verbinden, die in einem engen räumlichen<br />

und betrieblichen Zusammenhang miteinander stehen<br />

und kurzräumig durch landgebundene Verkehrswege<br />

getrennt sind.<br />

32 10 | 2013


RECHT & REGELWERK FACHBERICHT<br />

Diese Rohrleitungsanlagen sind in etwa von der Auflistung des<br />

§ 62 Abs. 1 S. 2 WHG als Rohrleitungsanlagen, die<br />

• den Bereich eines Werksgeländes nicht überschreiten,<br />

• Zubehör einer Anlage zum Umgang mit wassergefährdenden<br />

Stoffen sind oder<br />

• Anlagen verbinden, die in einem engen räumlichen und<br />

betrieblichen Zusammenhang miteinander stehen<br />

erfasst und stellen Rohrleitungsanlagen zum Umgang mit<br />

wassergefährdenden Stoffen dar.<br />

Das Werksgelände wird durch ein räumlich zusammengehörendes<br />

und nach außen als einheitliches Werk wahrgenommenes<br />

Gelände gekennzeichnet. Nicht erforderlich<br />

ist, dass das Gelände von einem Betreiber genutzt wird.<br />

Auch Chemie- oder Industrieparks können ein einheitliches<br />

Werksgelände darstellen, wenn das Gelände nach außen<br />

als einheitliches Werk wahrgenommen wird. Eine Unterbrechung<br />

eines Werksgeländes durch öffentliche Verkehrswege<br />

oder sonstige Flächen führt dann nicht zur Teilung eines<br />

Werksgeländes in mehrere Gelände, wenn der betriebliche<br />

Zusammenhang der Anlagen trotz kurzräumiger Trennung<br />

gewahrt und wahrnehmbar bleibt. 5<br />

Werden dagegen verschiedene Werksgelände durch eine<br />

Rohrleitung verbunden, handelt es sich um eine Verbindungsleitung,<br />

wenn die durch die Rohrleitung verbundenen<br />

Anlagen in einem räumlichen und betrieblichen Zusammenhang<br />

stehen. Während aber Ziffer 19.3 der Anlage 1 des<br />

UVPG nur eine kurzräumige Trennung durch öffentliche<br />

Verkehrswege zulässt, nennt § 62 Abs. 1 S. 1 WHG das einschränkende<br />

Kriterium einer kurzräumigen Trennung durch<br />

öffentliche Verkehrswege nicht (mehr) 6 . Das bedeutet,<br />

dass auf Grundlage der derzeitigen Gesetzeslage Rohrleitungen,<br />

die Anlagen auf verschiedenen Werksgeländen<br />

verbinden, Rohrfernleitungen i.S.d. Ziffer 19.3 der Anlage<br />

1 des UVPG darstellen, wenn sie durch andere Grundstücke<br />

als solche, auf denen sich öffentliche Verkehrswege<br />

befinden, getrennt sind, obwohl § 62 Abs. 1 WHG diese<br />

Rohrleitungen als Verbindungsleitungen erfassen will.<br />

Dieses Ungleichgewicht entsteht nur dann nicht, wenn<br />

die verbundenen Anlagen – gleichgültig, durch welche<br />

Grundstücke sie getrennt werden – sich trotz Trennung auf<br />

einem einheitlichen Werksgelände befinden. Anderenfalls<br />

löst in Nordrhein-Westfalen der Erlass des Ministeriums für<br />

Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz<br />

vom 28.08.2013 das Ungleichgewicht zugunsten<br />

des § 62 Abs. 1 WHG: Rohrleitungsanlagen, die Anlagen auf<br />

verschiedenen Werksgeländen in einem engen räumlichen<br />

und betrieblichen Zusammenhang verbinden, sind nach<br />

Maßgabe des § 62 Abs. 1 WHG zu behandeln, unabhängig<br />

davon, welcher Nutzung trennende Grundstücke dienen.<br />

5 Czychowski/Reinhardt, WHG, 10. Aufl. 2010, § 62 Rn. 34; Gößl in<br />

Sieder/Zeitler, WHG/AbwAG, 44. Erg.-Lfg. 2012, § 62 Rn. 6.<br />

6 Mit der Novelle des WHG im Jahre 2009 entschied sich der Gesetzgeber<br />

bewusst, das einschränkende Kriterium einer nur kurzräumigen Trennung<br />

durch Verkehrswege, das in § 19g WHG a.F. noch enthalten war,<br />

aufzugeben, um Leitungen, die Anlagen auf verschiedenen Werksgeländen<br />

verbinden, dann wenn ein räumlicher und betrieblicher Zusammenhang<br />

zwischen den verbundenen Anlagen besteht, denselben Regelwerken zu<br />

unterwerfen, wie Rohrleitungen, die Anlagen verbinden, die auf demselben<br />

Werksgelände liegen; vgl. BT-Drs. 16/12275, S. 70 f.<br />

Diese Wertung ist zutreffend. Zwar kann ein ministerieller<br />

Erlass keine formellen Gesetze und damit auch nicht das<br />

UVPG überregeln. Der Gesetzgeber selbst hat aber mit der<br />

Neufassung des § 62 Abs. 1 WHG im Jahre 2009 betont,<br />

dass er Verbindungsleitungen unabhängig davon, durch<br />

welche Grundstücke verbundene Anlagen getrennt werden,<br />

nicht dem Anwendungsbereich des UVPG unterwerfen<br />

will, sondern dem Anwendungsbereich des WHG. Der<br />

Erlass beinhaltet damit eine in Würdigung des Willens des<br />

Gesetzgebers gesetzeskonforme Auslegung.<br />

Zubehörleitungen schließlich, die aus dem Anwendungsbereich<br />

der Ziffer 19.3 der Anlage 1 des UVPG ausgenommen<br />

und von § 62 WHG erfasst sind, sind durch ihre<br />

dienende Funktion für die Betriebszwecke einer Hauptanlage<br />

gekennzeichnet.<br />

Sind die einschränkenden Kriterien der Ziffer 19.3 der<br />

Anlage 1 des UVPG i.V.m. des § 62 Abs. 1 S. 2 WHG<br />

erfüllt, handelt es sich bei einer solchen Rohrleitungsanlage<br />

nicht um eine Anlage zum Befördern wassergefährdender<br />

Stoffe i.S.d. UVPG. Die Rohrleitungsanlage<br />

unterliegt damit nicht dem Planfeststellungs- oder Plangenehmigungserfordernis<br />

des § 20 Abs. 1 u. 2 UVPG. Erforderlich<br />

ist allein eine behördliche Eignungsfeststellung<br />

oder eine gleichwertige Zertifizierung gem. § 63 Abs. 1<br />

u. 3 WHG i.V.m. den materiellen Kriterien der landesrechtlichen<br />

Regelungen in Verordnungen über Anlagen<br />

zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen, wenn die<br />

Anlage dem Umgang mit wassergefährdenden Stoffen<br />

i.S.d. § 62 Abs. 3 WHG dient.<br />

Wassergefährdende Stoffe<br />

Ziffer 19.3 der Anlage 1 des UVPG verweist hinsichtlich der<br />

Klassifizierung wassergefährdender Stoffe auf § 21 Abs. 4 S. 7<br />

UVPG. § 21 Abs. 4 S. 7 UVPG wiederum regelt, dass in einer<br />

von der Bundesregierung mit Zustimmung des Bundesrats<br />

zu erlassenden Rechtsverordnung die Stoffe, die geeignet<br />

sind, die Wasserbeschaffenheit nachteilig zu verändern, d. h.<br />

wassergefährdende Stoffe, bestimmt werden können. Auf<br />

Grundlage dieser Ermächtigung wurde zur Bestimmung wassergefährdender<br />

Stoffe für Rohrfernleitungen eine abschließende<br />

Regelung in § 2 Abs. 1 S. 2 RohrFltgV getroffen. Dort<br />

ist geregelt, dass es sich bei wassergefährdenden Stoffen<br />

handelt um:<br />

• brennbare Flüssigkeiten mit einem Flammpunkt kleiner als<br />

100 °C sowie brennbaren Flüssigkeiten, die bei Temperaturen<br />

gleich oder oberhalb ihres Flammpunktes befördert<br />

werden (§ 2 Abs. 1 S. 1 Nr. 1 RohrFLtgV),<br />

• Stoffe mit den R-Sätzen R 14, R 14/15, R 29, R 50, R 50/53<br />

und R 51/53 (§ 2 Abs. 1 S. 1 Nr. 3 RohrFLtgV) und<br />

• Stoffe mit den Gefahrenmerkmalen T, T+ oder C (§ 2 Abs. 1<br />

S. 2 RohrFLtgV).<br />

Diese Aufzählung ist abschließend. Wassergefährdende<br />

Stoffe i.S.d. Ziffer 19.3 der Anlage 1 des UVPG sind damit<br />

alle (aber auch allein) die in § 2 Abs. 1 S. 2 i.V.m. S. 1<br />

Nrn. 1 u. 3 RohrFLtgV aufgeführten Stoffe, ohne dass dies<br />

einer Disposition der Behörde oder des Vorhabenträgers<br />

unterläge. Die Vorgaben des § 2 Abs. 1 S. 2 RohrFLtgV sind<br />

10 | 2013 33


FACHBERICHT RECHT & REGELWERK<br />

Bild 1: Errichtung und Betrieb einer Rohrfernleitung zum Befördern wassergefährdender Stoffe<br />

entscheidend für die Bewertung einer Rohrleitung als Rohrfernleitung<br />

zum Befördern wassergefährdender Stoffe 7 .<br />

Die nicht für Rohrfernleitungen, sondern allein für Rohrleitungsanlagen,<br />

die das Werksgelände nicht überschreiten<br />

oder Zubehör- oder Verbindungsleitungen darstellen, maßgebliche<br />

Definition wassergefährdender Stoffe enthält § 62<br />

Abs. 3 WHG. Danach sind wassergefährdende Stoffe feste,<br />

flüssige und gasförmige Stoffe, die geeignet sind, dauernd<br />

oder in einem nicht nur unerheblichen Ausmaß nachteilige<br />

Veränderungen der Wasserbeschaffenheit herbeizuführen.<br />

§ 62 Abs. 3 WHG beinhaltet aufgrund der Öffnungsklausel<br />

„die geeignet sind“ keinen abschließenden Katalog wassergefährdender<br />

Stoffe. Vielmehr bedarf es auf Grundlage<br />

des § 62 Abs. 3 WHG einer wertenden Beurteilung im<br />

Einzelfall, ob ein Stoff wassergefährdend ist, gemessen an<br />

dem unbestimmten Kriterium der Eignung eines Stoffs, eine<br />

nicht nur unerhebliche nachteilige Veränderung der Wasserbeschaffenheit<br />

herbeizuführen. Dies richtet sich bisher<br />

nach den für Anlagen und Betriebsplätze zum Umgang<br />

mit wassergefährdenden Stoffen maßgeblichen Kriterien<br />

landesrechtlicher Verordnungen über wassergefährdende<br />

Stoffe und den dortigen Regelungen verschiedener Wassergefährdungsklassen<br />

und soll zukünftig in einer bundesrechtlichen<br />

Verordnung über Anlagen zum Umgang mit<br />

wassergefährdenden Stoffen (VAUwS) 8 bundeseinheitlich<br />

geregelt werden.<br />

Materielle Vorgaben<br />

Die technischen Anforderungen an Rohrfernleitungen zum<br />

Befördern wassergefährdender Stoffe i.S.d. § 2 Abs. 1 S. 2<br />

RohrFltgV, die den Bereich eines Werksgelände überschreiten<br />

und weder eine Verbindungs- noch eine Zubehörleitung<br />

7 Ebenso auch der Erlass des MKUNV des Landes NRW vom 28.08.2013.<br />

8 Ein Entwurf einer Verordnung über Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden<br />

Stoffen liegt mit Stand vom 27.01.2012 vor.<br />

darstellen, ergeben sich aus der RohrFLtgV.<br />

Das gilt sowohl für Rohrfernleitungen, die<br />

aufgrund UVP-Pflicht gem. § 20 Abs. 1 UVPG<br />

planfeststellungspflichtig sind, als auch für<br />

Rohrfernleitungen, die keine UVP und nur<br />

eine Plangenehmigung gem. § 20 Abs. 2<br />

UVPG erfordern und folgt aus den in § 21<br />

Abs. 1 Nr. 1 UVPG geregelten Zulassungsvoraussetzungen,<br />

deren Konkretisierung die<br />

RohrFLtgV dient.<br />

Rohrleitungsanlagen zum Umgang mit wassergefährdenden<br />

Stoffen i.S.d. § 62 Abs. 1<br />

S. 2 WHG sind dagegen nicht Planfeststellungs-<br />

oder Plangenehmigungspflichtig gem.<br />

§ 20 UVPG. Sie unterliegen daher nicht der<br />

RohrFLtgV, da deren Anwendungsbereich<br />

ausweislich § 2 Abs. 2 Nrn. 1 u. 2 RohrFLtgV<br />

Rohrfernleitungen zum Befördern wassergefährdender<br />

Stoffe nur dann erfasst, wenn<br />

sie nach § 20 UVPG eine Planfeststellung<br />

oder Plangenehmigung erfordern. Die von<br />

diesen Rohrleitungsanlagen einzuhaltenden<br />

Regeln der Technik ergeben sich aus den Verordnungen<br />

der Länder über Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden<br />

Stoffen.<br />

»»<br />

Rohrfernleitungen zum Befördern wassergefährdender<br />

Stoffe können nur solche Leitungen sein, die den<br />

Bereich eines Werkegeländes überschreiten und keine<br />

Zubehör- und Verbindungsleitungen sind.<br />

»»<br />

Die Kriterien wassergefährdender Stoffe ergeben sich<br />

für Rohrfernleitungen aus § 2 Abs. 1 S. 2 RohrFLtgV<br />

und für Rohrleitungsanlagen zum Umgang mit wassergefährdeten<br />

Stoffen aus § 60 Abs. 3 WHG.<br />

»»<br />

Die einzuhaltenden Regeln der Technik folgen für<br />

Rohrfernleitungen zum Befördern wassergefährdender<br />

Stoffe aus der RohrFLtgV und für Rohrleitungsanlagen<br />

zum Umgang mit wassergefährdenden<br />

Stoffen aus den Verordnungen der Länder über den<br />

Umgang mit wassergefährdenden Stoffen.<br />

ZULSSUNGSERFORDERNISSE DER ÄNDERUNG VON<br />

ROHRFERNLEITUNGEN ZUM BEFÖRDERN WASSER-<br />

GEFÄHRDENDER STOFFE<br />

Errichtung und Betrieb von Rohrfernleitungen zum Befördern<br />

wassergefährdender Stoffe erfordern, wie in Ausgabe <strong>3R</strong><br />

3/2013 ausgeführt, dann, wenn sie gemessen an den Schwellenwerten<br />

der Ziffer 19.3 der Anlage 1 des UVPG ggf. nach<br />

Vorprüfung UVP-pflichtig sind, eine Planfeststellung gem. § 20<br />

Abs. 1 UVPG. Ist eine UVP entbehrlich, entfällt das in § 20<br />

Abs. 1 UVPG geregelte Planfeststellungserfordernis. Errichtung<br />

und Betrieb einer Rohrfernleitung zum Befördern wassergefährdender<br />

Stoffe erfordern dann gem. § 20 Abs. 2 S. 1 u. 4<br />

UVPG zwingend eine Plangenehmigung. Die Entbehrlichkeit<br />

einer Plangenehmigung in Fällen unwesentlicher Bedeutung<br />

gem. § 20 Abs. 2 S. 2 u. 3 UVPG gilt, wie ebenfalls bereits<br />

in Ausgabe <strong>3R</strong> 3/2013 dargelegt, für Rohrfernleitungen zum<br />

Befördern wassergefährdender Stoffe – anders als für sonstige<br />

34 10 | 2013


RECHT & REGELWERK FACHBERICHT<br />

Rohrfernleitungen i.S.d. Ziffern 19.4 bis 19.8 der<br />

Anlage 1 des UVPG – bei erstmaliger Errichtung<br />

nicht. Dies ergibt sich aus der Sonderregelung in<br />

§ 20 Abs. 2 S. 4 UVPG.<br />

Änderungen einer Rohrfernleitung zum Befördern<br />

wassergefährdender Stoffe können dagegen –<br />

wenn sie nicht UVP-pflichtig sind und damit keine<br />

Planfeststellung gem. § 20 Abs. 1 UVPG erfordern<br />

– plangenehmigungsfrei sein. Dies ergibt sich aus<br />

einer Rückausnahme in § 20 Abs. 2 S. 4 UVPG, die<br />

allerdings schwer verständlich ist. Um die Schwierigkeiten<br />

zu verdeutlichen, ist § 20 Abs. 2 UVPG<br />

in seiner Gesamtheit abzudrucken:<br />

„Sofern keine Verpflichtung zur Durchführung<br />

einer Umweltverträglichkeitsprüfung besteht,<br />

bedarf das Vorhaben der Plangenehmigung. Die<br />

Plangenehmigung entfällt in Fällen von unwesentlicher<br />

Bedeutung. Diese liegen vor, wenn die<br />

Prüfwerte nach § 3c UVPG für Größe und Leistung,<br />

die die Vorprüfung eröffnen, nicht erreicht<br />

werden oder die Voraussetzungen des § 74 Abs. 7<br />

Satz 2 des Verwaltungsverfahrensgesetzes erfüllt<br />

sind; § 3b Abs. 2 und 3 UVPG gilt entsprechend.<br />

Die Sätze 2 und 3 gelten nicht für Errichtung,<br />

Betrieb und Änderung von Rohrleitungsanlagen<br />

zum Befördern wassergefährdender Stoffe sowie<br />

für Änderungen ihres Betriebs, ausgenommen<br />

Änderungen von unwesentlicher Bedeutung.“<br />

ERRICHTUNG UND BETRIEB ERFORDERN ZWINGEND<br />

EINE PLANGENEHMIGUNG<br />

Gemäß § 20 Abs. 2 S. 4 UVPG gelten Sätze 2 und 3 und<br />

damit die Befreiung von einer Plangenehmigung in Fällen<br />

unwesentlicher Bedeutung nicht für Errichtung und Betrieb<br />

einer Rohrfernleitung zum Befördern wassergefährdender<br />

Stoffe; umgekehrt gewendet: Errichtung und Betrieb einer<br />

Rohrfernleitung zum Befördern wassergefährdender Stoffe<br />

erfordern auch in Fällen unwesentlicher Bedeutung zwingend<br />

eine Plangenehmigung.<br />

Plangenehmigungsfreiheit nur einer unwesentlichen<br />

Änderung des Betriebs oder auch der Rohrleitung<br />

selbst?<br />

Auch für Änderungen von Rohrfernleitungen zum Befördern<br />

wassergefährdender Stoffe sowie für Änderungen ihres<br />

Betriebs gelten Sätze 2 und 3 und damit die Ausnahme von<br />

dem Plangenehmigungserfordernis in Fällen unwesentlicher<br />

Bedeutung gem. § 20 Abs. 2 S. 4, Halbsatz 1 UVPG nicht:<br />

„Die Sätze 2 und 3 gelten nicht für Errichtung, Betrieb und<br />

Änderung von Rohrleitungsanlagen zum Befördern wassergefährdender<br />

Stoffe sowie für Änderungen ihres Betriebs<br />

…“. Davon ausgenommen sind gemäß Satz 4, Halbsatz 2<br />

allerdings Fälle unwesentlicher Bedeutung: „… ausgenommen<br />

Änderungen von unwesentlicher Bedeutung.“ Satz 4 Halbsatz<br />

2 beinhaltet damit eine Rückausnahme.<br />

Ob diese Rückausnahme mit der Konsequenz einer Befreiung<br />

vom Plangenehmigungserfordernis bei Änderungen von<br />

Bild 2: Änderung einer Rohrfernleitung zum Befördern wassergefährdender Stoffe<br />

unwesentlicher Bedeutung nur für unwesentliche Änderungen<br />

des Betriebs einer Rohrfernleitung zum Befördern wassergefährdender<br />

Stoffe gilt, oder sowohl für unwesentliche Änderungen<br />

des Betriebs als auch für unwesentliche Änderungen<br />

der Rohrfernleitungsanlage als solcher, d. h. ihrer baulichen<br />

Ausgestaltung und ihrer Trassierung, ist nach dem Wortlaut<br />

fraglich.<br />

Grammatikalisch bietet sich zunächst an, die Rückausnahmeregelung<br />

in Satz 4, 2. Halbsatz nur auf die unmittelbar<br />

davor aufgeführten Änderungen des Betriebs einer<br />

Rohrfernleitung zum Befördern wassergefährdender Stoffe<br />

zu beziehen. 9 Da sich eine entsprechende Beschränkung<br />

aber nicht ausdrücklich in Satz 4, 2. Halbsatz findet,<br />

ist grammatikalisch ebenso eine dahingehende Lesart<br />

möglich, dass unwesentliche Änderungen generell und damit<br />

sowohl dann, wenn es sich um unwesentliche Änderungen<br />

des Betriebs, als auch dann, wenn es sich um unwesentliche<br />

Änderungen der Rohrfernleitung selbst handelt, plangenehmigungsfrei<br />

sind. 10<br />

Der Wortlaut des Satzes 4 ist nicht eindeutig. Zur Auslegung<br />

ergänzend heranzuziehen ist daher der in der amtlichen<br />

Begründung des Gesetzes erklärte Wille des Gesetzgebers.<br />

Ausweislich der amtlichen Begründung des § 20 UVPG<br />

9 So wohl Beckmann in: Hoppe/Beckmann, UVPG, 4. Auflage 2012,<br />

§ 20 Rn. 41.<br />

10 So ohne detaillierte Auseinandersetzung mit dem Wortlaut des § 20<br />

Abs. 2 S. 4 UVPG Zeitler in: Sieder/Zeitler, WHG/AbwAG, 44. Erg.-Lfg.<br />

2012, § 19a WHG a.F. Rn. 49r; gänzlich ohne Differenzierung zwischen<br />

Änderungen des Betriebs und der baulichen Gestaltung spricht Hagmann<br />

von der Plangenehmigungsfreiheit von Änderungen von unwesentlicher<br />

Bedeutung, in Landmann/Rohmer, Umweltrecht, 68. Erg.-Lfg. 2013,<br />

§ 20 Rn. 40.<br />

10 | 2013 35


FACHBERICHT RECHT & REGELWERK<br />

Themenübersicht 2013<br />

Zulassungsverfahren für Errichtung und Betrieb von Rohrfernleitungen<br />

- Teil 1: Gasversorgungsleitungen im Sinne des EnWG<br />

<strong>3R</strong>, Ausgabe 1-2/2013, S. 36-41<br />

Zulassungsverfahren für Errichtung und Betrieb von Rohrfernleitungen -<br />

Teil 2: Rohrfernleitungen i.S.d. Ziffern 19.3 bis 19.8 der Anlage 1 des UVPG<br />

<strong>3R</strong>, Ausgabe 3/2013, S. 36-39<br />

Zulassungsverfahren für Errichtung und Betrieb von Rohrfernleitungen<br />

- Teil 3: Anforderungen des Bundesberggesetzes (BBergG) und des<br />

Kohlendioxidspeichergesetzes (KSpG)<br />

<strong>3R</strong>, Ausgabe 4-5/2013, S. 44-49<br />

Änderung von Rohrfernleitungen - Teil 1: Zulassungserfordernisse<br />

und Zulassungsverfahren<br />

<strong>3R</strong>, Ausgabe 7-8/2013, S. 34-42<br />

Änderung von Rohrfernleitungen - Teil 2: Die UVP-Relevanz von<br />

Änderungen<br />

<strong>3R</strong>, Ausgabe 9/2013, S. 24-32<br />

Änderung von Rohrfernleitungen - Teil 3: Die Änderung von<br />

Rohrfernleitungen zum Befördern wassergefährdender Stoffe,<br />

§ 20 Abs. 2 S. 4 UVPG<br />

<strong>3R</strong>, Ausgabe 10/2013, Erscheinungstermin 23. Oktober 2013<br />

Konversion - Wo verläuft die Grenze zwischen Änderung und Aliud?<br />

<strong>3R</strong>, Ausgabe 11-12/2013, Erscheinungstermin 12. November 2013<br />

wurde die Norm dem ursprünglich maßgeblichen § 19a<br />

WHG nachempfunden; in der amtlichen Begründung heißt<br />

es: „Absatz 2 Satz 4 stellt sicher, dass im Hinblick auf Rohrleitungsanlagen<br />

zum Befördern wassergefährdender Stoffe,<br />

für die bereits nach dem bisherigen § 19a Abs. 1 und Abs.<br />

3 WHG ein Genehmigungserfordernis besteht, in jedem Fall<br />

ein Plangenehmigungsverfahren durchgeführt wird.“ 11 § 19a<br />

Abs. 1 S. 1 WHG regelte eine Genehmigungspflicht von<br />

Errichtung und Betrieb sowie der wesentlichen Änderung<br />

einer Rohrleitungsanlage und ihres Betriebs: „Die Errichtung,<br />

der Betrieb und die wesentliche Änderung einer Rohrleitungsanlage<br />

zum Befördern wassergefährdender Stoffe<br />

sowie die wesentliche Änderung ihres Betriebs bedürfen<br />

der Genehmigung der für das Wasser zuständigen Behörde,<br />

wenn der Genehmigungsantrag vor dem 3. August 2001<br />

gestellt wurde.“ 12 Unwesentliche Änderungen sowohl des<br />

Betriebs als auch der Rohrleitung waren damit auf Grundlage<br />

des § 19a Abs. 1 S. 1 WHG genehmigungsfrei.<br />

Es ist nicht ersichtlich, dass der Gesetzgeber mit der Neuregelung<br />

des § 20 Abs. 2 S. 4 UVPG eine Verschärfung der<br />

bis dahin maßgeblichen Genehmigungspflicht des § 19a<br />

Abs. 1 S. 1 WHG bewirken wollte. Im Gegenteil spricht<br />

die Inbezugnahme der früheren Regelung des § 19a WHG<br />

11 BR-Drs. 674/00, S. 97.<br />

12 Auf Genehmigungsanträge ab dem 03.08.2001 findet § 20 UVPG Anwendung.<br />

in der amtlichen Begründung des § 20 UVPG dafür, dass<br />

die dortigen Vorgaben beibehalten bleiben sollten, d.h.<br />

Errichtung und Betrieb einer Rohrfernleitungsanlage zum<br />

Befördern wassergefährdender Stoffe sowie die wesentliche<br />

Änderung sowohl der Rohrleitung als auch ihres Betriebs<br />

zulassungspflichtig sein sollen, unwesentliche Änderungen<br />

aber unabhängig von ihrem Bezugspunkt des Betriebs oder<br />

der Anlage zulassungsfrei sind.<br />

Bei diesem Verständnis beinhaltet § 20 Abs. 2 S. 4 UVPG<br />

eine zwingende Plangenehmigungspflicht der erstmaligen<br />

Errichtung und des Betriebs einer Rohrfernleitung zum<br />

Befördern wassergefährdender Stoffe sowie nachträglicher<br />

wesentlicher Änderungen von Errichtung oder Betrieb,<br />

nicht aber von Änderungen von unwesentlicher Bedeutung,<br />

gleichgültig, ob diese die Rohrfernleitungsanlage oder ihren<br />

Betrieb betreffen.<br />

KRITERIEN EINER UNWESENTLICHEN ÄNDERUNG<br />

Wann eine Änderung von unwesentlicher Bedeutung<br />

vorliegt, ergibt sich grundsätzlich aus den Kriterien des<br />

§ 20 Abs. 2 S. 3 UVPG. Danach liegt eine unwesentliche<br />

Änderung vor, wenn entweder die Schwellenwerte,<br />

die gem. § 3c UVPG eine Vorprüfung eröffnen, nicht<br />

erreicht werden (1. Alt.), oder die Voraussetzungen des<br />

§ 74 Abs. 7 S. 2 VwVfG erfüllt sind (2. Alt.); dazu bereits<br />

in <strong>3R</strong> 7-8/2013 unter Punkt 3, S. 38.<br />

Ob allerdings beide Alternativen des § 20 Abs. 2 S. 3<br />

UVPG auf Rohrfernleitungen zum Befördern wassergefährdender<br />

Stoffe anwendbar sind, ist fraglich.<br />

Die erste Alternative (Schwellenwerte der Vorprüfung<br />

werden unterschritten) ist, wie in Ausgabe <strong>3R</strong> 7-8/2013<br />

ausgeführt, auf Änderungen nicht solitär anwendbar.<br />

Nicht jede Änderung, die solitär betrachtet die Schwellenwerte<br />

einer Vorprüfung unterschreitet, ist unwesentlich.<br />

Vielmehr gilt dies nur dann, wenn in additiver Betrachtung<br />

von Änderung und vorhandenem Bestand die<br />

Schwellenwerte der Vorprüfung unterschritten werden.<br />

In einem solchen Fall war grundsätzlich – außer im Falle<br />

einer Rohrleitung zum Befördern wassergefährdender<br />

Stoffe – bereits die Errichtung plangenehmigungsfrei.<br />

Auch eine spätere Änderung, die nicht zu einem Überschreiten<br />

der Schwellenwerte der Vorprüfung führt, ist<br />

dann plangenehmigungsfrei.<br />

Rohrfernleitungen zum Befördern wassergefährdender<br />

Stoffe erfordern dagegen bei ihrer erstmaligen Errichtung<br />

auch dann eine Plangenehmigung, wenn die Schwellenwerte<br />

einer Vorprüfung unterschritten werden. Die bei<br />

anderen Rohrleitungen geltende Ausgangslage ist damit<br />

auf Rohrfernleitungen zum Befördern wassergefährdender<br />

Stoffe nicht übertragbar. Deshalb ist zweifelhaft,<br />

ob eine Änderung einer Rohrfernleitung zum Befördern<br />

wassergefährdender Stoffe allein deshalb, weil sie nicht<br />

zu einem Erreichen der Schwellenwerte führt, als unwesentlich<br />

gewertet werden kann.<br />

Damit ist noch nicht gesagt, dass eine Änderung einer<br />

Rohrfernleitung zum Befördern wassergefährdender Stoffe,<br />

die nicht zu einem Erreichen der Schwellenwerte führt,<br />

36 10 | 2013


RECHT & REGELWERK FACHBERICHT<br />

zwingend wesentlich wäre. Ein taugliches Kriterium zur<br />

Prüfung der Unwesentlichkeit einer Änderung ergibt sich<br />

auch für Rohrfernleitungen zum Befördern wassergefährdender<br />

Stoffe jedenfalls aus der zweiten Alternative des<br />

§ 20 Abs. 2 S. 3 UVPG und dem dortigen Verweis auf<br />

§ 74 Abs. 7 S. 2 VwVfG. Denn dieses Kriterium erfordert<br />

keine Gesamtbetrachtung der Rohrfernleitung,<br />

sondern kann im Falle einer Änderung mit Blick allein<br />

auf die Änderung gewürdigt werden. Unwesentlich ist<br />

eine Änderung danach dann, wenn durch die Änderung<br />

andere öffentliche Belange nicht berührt werden oder die<br />

erforderlichen behördlichen Entscheidungen vorliegen<br />

und der Änderung nicht entgegenstehen (§ 74 Abs. 7<br />

S. 2 Nr. 1 VwVfG) und Rechte anderer nicht beeinflusst<br />

werden oder mit den Betroffenen entsprechende Vereinbarungen<br />

getroffen worden sind. Die Anforderungen des<br />

§ 74 Abs. 7 S. 2 VwVfG sind, wie bereits in <strong>3R</strong> 1-2/2013,<br />

unter Punkt 4, S. 40 f. dargelegt, eng. Eine Beeinflussung<br />

von Rechten Dritter ist bereits dann zu bejahen, wenn<br />

Rechte Dritter in mehr als nur geringfügiger Weise negativ<br />

berührt werden; ein unmittelbarer Eingriff in Rechte Dritter<br />

ist dafür nicht erforderlich. Eine Berührung öffentlicher<br />

Belange ist bereits dann zu bejahen, wenn etwa Belange<br />

der kommunalen Planungshoheit, Umweltbelange oder<br />

Belange des Wasserschutzes negativ tangiert werden<br />

und damit umgekehrt nur dann zu verneinen, wenn ein<br />

Vorhaben unter keinem denkbaren Gesichtspunkt Einfluss<br />

auf andere öffentliche Belange haben kann.<br />

Damit dürften die Fälle unwesentlicher Änderungen von<br />

Rohrfernleitungen zum Befördern wassergefährdender Stoffe<br />

eng zu umgrenzen sein. Nur ein derart enges Verständnis<br />

steht auch in Übereinstimmung mit der jüngsten Änderung<br />

der RohrFLtgV vom 14.08.2013. Mit der Änderung wurde<br />

nunmehr in § 4a RohrFLtgV auch die wesentliche Änderung<br />

von Rohrfernleitungsanlagen, die die Schwellenwerte der<br />

Vorprüfung unterschreiten und damit keiner Planfeststellung<br />

und keiner Plangenehmigung bedürfen, geregelt. Die noch<br />

in Ausgabe <strong>3R</strong> 7-8/2013 unter Punkt 3, S. 39, geschilderte<br />

Einschränkung des Anzeigeverfahrens des § 4a RohrFLtgV<br />

auf Errichtung und Betrieb ist damit Makulatur. Die nunmehrige<br />

Ausdehnung des Anzeigeverfahrens auf wesentliche<br />

Änderungen gilt aber nur für Rohrfernleitungen i.S.d.<br />

ebenfalls neu gefassten § 2 Abs. 2 S. 1 Nr. 2 RohrFLtgV<br />

und damit nur für Rohrfernleitungen i.S.d. Ziffern 19.4<br />

bis 19.6 der Anlage 1 des UVPG, die die Schwellenwerte<br />

einer Vorprüfung unterschreiten und nicht auch für Rohrfernleitungen<br />

zum Befördern wassergefährdender Stoffe<br />

i.S.d. Ziffer 19.3 der Anlage 1 des UVPG. Rohrfernleitungen<br />

zum Befördern wassergefährdender Stoffe sind ausweislich<br />

der amtlichen Begründung des Verordnungsgebers<br />

deshalb aus § 2 Abs. 2 S. 1 Nr. 2 RohrFLtgV gestrichen<br />

worden, weil diese unabhängig von den Schwellenwerten<br />

der UVP-Pflicht ohnehin mindestens einer Plangenehmigung<br />

bedürfen und daher aufgrund § 2 Abs. 1 RohrFLtgV<br />

unter den Anwendungsbereich der Verordnung fallen. 13<br />

13 BR-Drs. 55/1/13, S. 5.<br />

Das ist für Errichtung und Betrieb zutreffend. Für Änderungen<br />

gelten, wie dargelegt, Ausnahmen von der Plangenehmigungspflicht.<br />

Nur wenn diese Ausnahmen eng<br />

umgrenzt sind, führt der Umstand, dass Änderungen von<br />

Rohrfernleitungen zum Befördern wassergefährdender<br />

Stoffe keinesfalls über § 4a RohrFLtgV anzeigepflichtig<br />

sind, nicht dazu, dass es zu einem Missverhältnis im<br />

Vergleich zu anzeigepflichtigen Änderungen sonstiger<br />

Rohrfernleitungen kommt.<br />

ZUSAMMENFASSUNG<br />

Das Zulassungsverfahren von Rohrfernleitungen zum<br />

Befördern wassergefährdender Stoffe ist insoweit gegenüber<br />

den Zulassungsverfahren sonstiger Rohrfernleitungen<br />

erschwert, als Errichtung und Betrieb gem. § 20<br />

Abs. 2 S. 4 UVPG mindestens und ohne Ausnahme plangenehmigungspflichtig<br />

sind, wenn nicht aufgrund UVP-<br />

Pflicht ohnehin das vorrangige Planfeststellungsverfahren<br />

durchzuführen ist. Für Änderungen sowohl des Betriebs<br />

als auch der Rohrleitungsanlage selbst gilt dagegen nach<br />

hiesiger Auffassung trotz des komplizierten Wortlauts des<br />

§ 20 Abs. 2 S. 4 UVPG der Grundsatz der Plangenehmigungsfreiheit<br />

bei unwesentlicher Bedeutung der Änderung<br />

ebenso wie für sonstige Rohrfernleitungen. Fälle<br />

von unwesentlicher Bedeutung dürften aber nur dann<br />

vorliegen, wenn die Voraussetzungen des § 20 Abs. 2 S. 3<br />

2. Alternative UVPG erfüllt sind. Gegen eine Anwendbarkeit<br />

der 1. Alternative des § 20 Abs. 2 S. 3 UVPG spricht,<br />

dass diese Alternative – anders als die 2. Alternative –<br />

eine Gesamtschau des vorhandenen Bestands und der<br />

Änderung erfordert und über diese Gesamtschau nicht<br />

negiert werden kann, dass Errichtung und Betrieb einer<br />

Rohrfernleitung trotz Unterschreitens der Schwellenwerte<br />

einer Vorprüfung plangenehmigungspflichtig sind;<br />

allein der Umstand, dass eine nachträgliche Änderungen<br />

nicht zu einem Überschreiten der Schwellenwerte führt,<br />

scheint daher kaum geeignet, ihre Unwesentlichkeit zu<br />

begründen.<br />

Dr. BETTINA KEIENBURG<br />

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10 | 2013 37


DVGW RECHT & REGELWERK<br />

Regelwerk<br />

W 400-3-B1 Entwurf „Technische Regeln Wasserverteilungs anlagen<br />

(TRWV); Teil 3: Betrieb und Instandhaltung - Beiblatt 1: Inspektion<br />

und Wartung von Ortsnetzen“<br />

Einspruchsfrist 31.12.2013<br />

NEUERSCHEINUNG<br />

Inspektion und Wartung dienen sowohl dem technisch<br />

sicheren und zuverlässigen als auch dem wirtschaftlichen<br />

Betrieb von Rohrnetzen, wobei das Beiblatt W 400-3-B1<br />

nicht nur Rohrleitungen und ihre Bauteile, sondern auch<br />

deren unmittelbare Umgebung und zugehörige Einrichtungen<br />

(Schachtbauwerke, Straßenkappen, Schutzstreifen,<br />

Hinweisschilder) berücksichtigt.<br />

Das Beiblatt übernimmt und aktualisiert somit die Ausführungen<br />

zur Inspektion und Wartung im DVGW-Arbeitsblatt<br />

W 392 vom Mai 2003. Es wird bei der zukünftigen Überarbeitung<br />

des DVGW-Arbeitsblatts W 400-3 „Technische<br />

Regeln Wasserverteilungsanlagen (TRWV); Teil 3: Betrieb<br />

und Instandhaltung“ integriert. Allerdings bedeutet hier<br />

„aktualisiert“ eine ziemlich weitreichende Neuerung!<br />

Bereits die alte W 392 enthält das Schlagwort „zustandsorientierte<br />

Instandhaltung“. Sie stellt bei der Inspektion<br />

des Rohrnetzes konkret aber nur auf den Wasserverlust ab<br />

und bleibt im Zusammenhang mit der Schadensrate vage.<br />

Ansonsten, insbesondere zu Armaturen und Hydranten,<br />

bietet die alte W 392 nur interpretationsbedürftige Hinweise,<br />

die wiederum ausschließlich auf mögliche Fristverkürzungen<br />

zielen.<br />

Zwar kann das Beiblatt nicht die ganze Vielfalt inspektionsund<br />

wartungsrelevanter Faktoren in einem Fristenschema<br />

erfassen, das gleichzeitig einfach, übersichtlich und einzelfallgerecht<br />

ist. Doch wie die Tabelle beispielhaft am Rohrnetz<br />

zeigt, nehmen die zustandsorientierten Vorgaben wesentlich<br />

deutlichere Konturen an. Dabei sind der Wasserverlust nach<br />

W 392 und die Schadensrate nach einer weiteren Tabelle<br />

des Beiblatts zu bewerten.<br />

Das Beiblatt enthält erstmalig auch eine Tabelle mit Richtwerten<br />

für die jeweiligen Schadensraten und den Inspektionsturnus<br />

von Absperrarmaturen und Hydranten. Im Übrigen<br />

gilt für Fern- und Zubringerleitungen weiterhin das DVGW-<br />

Arbeitsblatt W 392-2.<br />

Ausgabe 8/2013, EUR 17,27 für DVGW-Mitglieder, EUR 23,03<br />

für Nicht-Mitglieder<br />

Einspruchsfrist 31.12.2013<br />

W 392 Entwurf „Wasserverlust in Rohrnetzen - Ermittlung,<br />

Überwachung, Bewertung, Wasserbilanz, Kennzahlen“<br />

NEUERSCHEINUNG<br />

Mit seinen Ausführungen zu Inspektion und Wartung<br />

behandelt das DVGW-Arbeitsblatt W 392 vom Mai 2003<br />

zwei Kernaspekte des im September 2006 erschienenen<br />

DVGW-Arbeitsblatts W 400-3 „Technische Regeln Wasserverteilungsanlagen<br />

(TRWV); Teil 3: Betrieb und Instandhaltung“.<br />

Im Hinblick auf die weitere Entwicklung des Regelwerks<br />

und seine Anwenderfreundlichkeit liegt es somit<br />

nahe, alle konkreten Ausführungen zur Instandhaltung<br />

zukünftig in W 400-3 zusammenzufassen. So wurden nun<br />

die Ausführungen der alten W 392 zu Inspektion und Wartung<br />

grundlegend revidiert und in ein Beiblatt zur W 400-3<br />

ausgegliedert („W 400-3-B1“), das bei der zukünftigen<br />

Überarbeitung von W 400-3 integriert wird.<br />

Die neue W 392 konzentriert sich folglich ganz auf den<br />

Rohrnetz-Wasserverlust, seine Ermittlung, Überwachung<br />

und Bewertung. Dazu gehören die Erstellung der Wasserbilanz<br />

und die Bildung von Kennzahlen. Hier findet sich der<br />

eigentliche Anlass zur Überarbeitung des Regelwerks. Die<br />

alte W 392 basiert auf dem „spezifischen realen Wasserverlust“<br />

qVR). Die International Water Association (IWA)<br />

verwendet jedoch den „Infrastructure Leakage Index“ (ILI),<br />

um die Dichtheit von Netzen der öffentlichen Trinkwasserversorgung<br />

zu beurteilen. In der neuen W 392 wird<br />

deshalb der ILI zusätzlich aufgenommen und die Beziehung<br />

zwischen qVR und ILI dargestellt.<br />

Der ILI berücksichtigt neben der Länge der Haupt- und Versorgungsleitungen<br />

zusätzlich auch die Länge und Zahl der<br />

Anschlussleitungen, den durchschnittlichen Betriebsdruck<br />

sowie einen „unvermeidbaren jährlichen realen Verlust“.<br />

Was in Bezug auf Wasserverlust unvermeidbar ist, wird<br />

letztlich durch Erkennungs- und Eingriffsmöglichkeiten vorgegeben.<br />

Nach der neuen W 392 werden dieser unvermeidbare<br />

jährliche reale Verlust auf Basis einer internationalen<br />

Konvention berechnet und der ILI als Verhältnis des (tatsächlichen)<br />

jährlichen realen Verlusts zum unvermeidbaren<br />

jährlichen realen Verlust definiert.<br />

So kann es dazu kommen (besonders bei neuen Netzen),<br />

dass das „vermeintliche“ Minimum - ILI = 1,0 - sogar unterschritten<br />

wird. Setzt man allerdings ein viele Jahrzehnte<br />

bestehendes und immer nur schrittweise rehabilitierbares<br />

Netz voraus, das höchstens marginal ausgebaut wird, ist<br />

die Erreichung und Einhaltung dieses Minimums durchaus<br />

anspruchsvoll bzw. eine dauerhafte, deutliche Unterschreitung<br />

eher unrealistisch. Im Ergebnis ist der ILI bezüglich<br />

38 10 | 2013


RECHT & REGELWERK DVGW<br />

seiner Einflussfaktoren deutlich umfassender und realitätsnäher<br />

als der qVR. Demnach ist davon auszugehen, dass<br />

sich der ILI als aussagefähigere Kennzahl durchsetzen wird.<br />

Im Gegensatz zu qVR und ILI berücksichtigt der in der<br />

öffentlichen Diskussion meistens benutzte reale Wasserverlust<br />

in Prozent der Netzeinspeisung keinerlei Netzfaktoren<br />

(Netzlänge etc.). So führen bei gleichem absolutem<br />

Wasserverlust (in m 3 ) hohe Netzeinspeisungen (z. B. in Städten<br />

mit hohen Netzabgaben je Netzlänge) zu niedrigen<br />

Prozentwerten, geringe Netzeinspeisungen (z. B. auf dem<br />

Land mit niedrigen Netzabgaben je Netzlänge) zu hohen<br />

Prozentwerten. Im Vergleich erscheint daher ein Versorgungsunternehmen<br />

mit hoher spezifischer Netzeinspeisung<br />

besser als eines mit niedrigerer spezifischer Netzeinspeisung.<br />

Demzufolge ist der reale Wasserverlust in Prozent der<br />

Netzeinspeisung für Vergleiche (Benchmarks) ungeeignet.<br />

Auch anhand qVR und ILI können Versorgungsunternehmen<br />

mit unterschiedlichen Rohrnetzeinspeisungen nur bedingt<br />

verglichen werden. Vor diesem Hintergrund werden im<br />

neuen W 392 Äquivalenzwerte gebildet, die den qVR und<br />

ILI gewissermaßen auf eine einheitliche Rohrnetzeinspeisung<br />

(in diesem Fall 40 000 m³/a) normieren, um numerische<br />

Bewertungen und Vergleiche sowohl dieser beiden Verlustkennzahlen<br />

untereinander als auch zwischen verschiedenen<br />

Rohrnetzen/Versorgungsunternehmen angemessen<br />

zu ermöglichen.<br />

Die neue W 392 folgt also bezüglich der Berechnung des<br />

ILI der internationalen Konvention, orientiert sich aber<br />

hinsichtlich der Bewertung an der alten W 392. Denn die<br />

Überarbeitung soll durchaus einen internationalen Vergleich<br />

von Wasserverlusten ermöglichen, jedoch nicht den hiesigen<br />

Standard preisgeben. Welche Schlüsse aus einer konkreten<br />

Bewertung hinsichtlich Verlustvermeidung bzw. Netzinstandhaltung<br />

zu ziehen sind, hängt allerdings von weiteren<br />

Randbedingungen ab: Wasserdargebot und -beschaffenheit,<br />

Betriebsmanagement, Netzfaktoren, Umgebungsbedingungen.<br />

Dieser Aspekt wird jedoch nicht in W 392<br />

vertieft, sondern ist W 400-3 zugeordnet.<br />

Der Begriff Wasserverlustmanagement wird weder in der<br />

alten, noch in der neuen W 392 verwendet. Er beinhaltet<br />

nämlich in der internationalen Diskussion zur Minimierung<br />

des Wasserverlusts u.a. die gezielte Drucksteuerung (mit<br />

Druckabsenkungen in Zeiten niedrigen Bedarfs bis hin zu<br />

temporären Lieferunterbrechungen) und widerspricht insofern<br />

dem Anspruch einer hochwertigen, möglichst störungsfreien<br />

Wasserversorgung. Dessen ungeachtet bietet die<br />

neue W 392 auch weiterhin eine Basis für die Festlegung<br />

Bild: Lokalisation des Lecks mit einem Korrelator<br />

(Fotoquelle: Hermann Sewerin GmbH, Gütersloh)<br />

von Maßnahmen im Hinblick auf eine langfristige Minimierung<br />

des Wasserverlusts.<br />

Wie so oft, gilt hier ebenfalls: Die Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit<br />

der verantwortlichen Personen ist ausschlaggebend<br />

für die Güte der Wasserbilanz und Kennzahlberechnung.<br />

Schließlich sind einige Wasserentnahmen und weitere<br />

Faktoren abzuschätzen, die grundsätzlich nicht bzw. nur<br />

mit unverhältnismäßigem Aufwand direkt messbar sind.<br />

Die Abschätzung konkreter Werte bei Mess-, Ablese- und<br />

Abgrenzungsfehlern erfordert gleichfalls eine gründliche<br />

Plausibilitätskontrolle. Diese Fehler können im Einzelnen<br />

nur begrenzt minimiert werden, sollten sich aber über die<br />

Jahre ausgleichen.<br />

Die Ausführungen zu den genannten Fehlern wurden revidiert<br />

und nach Möglichkeit präzisiert, so dass die Wasserbilanz<br />

eine solidere Grundlage erhält. Im gleichen Sinne<br />

wurden die Methoden zur Überwachung des Wasserdurchflusses<br />

und zur Leckortung dem Stand der Technik angepasst.<br />

Zu guter Letzt kann die neue W 392 analog auch<br />

auf nichtöffentliche Netze (Arealnetze) sowie Roh- und<br />

Brauchwassernetze angewendet werden.<br />

Ausgabe 7/2013, EUR 22,27 für DVGW-Mitglieder, EUR 29,69<br />

für Nicht-Mitglieder<br />

Betrieb und Instandhaltung von Rohrnetzen<br />

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10 | 2013 39


DVGW RECHT & REGELWERK<br />

GW 306 „Verbinden von Blitzschutzsystemen mit metallenen Gasund<br />

Trinkwasser-Installationen“<br />

NEUERSCHEINUNG<br />

Dieses Arbeitsblatt wurde gemeinschaftlich vom DVGW Deutscher<br />

Verein des Gas- und Wasserfaches e.V. und VDE Verband<br />

der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.V.,<br />

Ausschuss für Blitzschutz und Blitzforschung (ABB) erarbeitet.<br />

Das Arbeitsblatt ist dem neuesten Stand der technischen und<br />

wissenschaftlichen Erkenntnisse angepasst.<br />

Zielgruppen sind:<br />

»»<br />

Fachbetriebe Gas- und Trinkwasser-Installation<br />

»»<br />

Gas- und Wasserversorger<br />

»»<br />

Fachbetriebe Blitzschutz<br />

»»<br />

Betreiber der Installation<br />

Gegenüber DVGW-Arbeitsblatt GW 306:1982-08 wurden<br />

folgende Änderungen vorgenommen:<br />

a) Aktualisierung der Verweise<br />

b) Anpassung an den Stand der Technik<br />

c) Aufführung von Hinweisen für die Praxis<br />

Ausgabe 9/2013, EUR 17,27 für DVGW-Mitglieder, EUR 23,03<br />

für Nicht-Mitglieder (Frühere Ausgaben: DVGW GW 306:1982-<br />

08, DVGW GW 306:1968, DVGW GW 306:1953, DVGW GW<br />

306:1937, DVGW GW 306:1932, DVGW GW 306:1921)<br />

GW 309 „Elektrische Überbrückung bei Rohrtrennungen“<br />

NEUERSCHEINUNG<br />

Dieses Arbeitsblatt wurde vom Projektkreis „Elektrotechnische<br />

Fragestellungen“ im Technischen Komitee „Außenkorrosion“<br />

überarbeitet. Die Überarbeitung wurde notwendig,<br />

da zu Grunde liegende, andere technische Regelwerke<br />

überarbeitet wurden.<br />

In den Erläuterungen werden auch Hinweise auf die Verfahrensweise<br />

in Sonderfällen gegeben. Zur Erleichterung für<br />

den Anwender wurde eine Checkliste erstellt.<br />

Gegenüber DVGW-Arbeitsblatt GW 309:1986-11 wurden<br />

folgende Änderungen<br />

vorgenommen:<br />

a) Aktualisierung der Verweise<br />

b) Anpassung an den Stand der Technik<br />

c) Aufführung von Hinweisen für die Praxis<br />

Ausgabe 9/2013, EUR 17,27 für DVGW-Mitglieder, EUR<br />

23,03 für Nicht-Mitglieder (Frühere Ausgaben DVGW GW<br />

309:1986-11)<br />

GW 381 Entwurf „Bauunternehmen im Leitungstiefbau<br />

- Mindestanforderungen“<br />

Einspruchsfrist 31.12.2013<br />

NEUERSCHEINUNG<br />

Das Arbeitsblatt wurde von einem Projektkreis erarbeitet,<br />

in dem die Sparten Fernwärme, Gas, Strom, Telekommunikation<br />

und Trinkwasser vertreten waren. Seitens der<br />

verschiedenen Sparten und Straßenbaulastträger haben<br />

sich im Lauf der Zeit die jeweiligen Anforderungsprofile<br />

für Bauunternehmen im Leitungstiefbau eigenständig<br />

entwickelt. Dabei stimmen die meisten Aspekte des Leitungstiefbaus<br />

vom Straßenaufbruch über die Grabenerstellung<br />

und -verfüllung bis zur Wiederherstellung der<br />

Straßenoberfläche und der begleitenden Verkehrssicherung<br />

für die verschiedenen Sparten überein, auch unter<br />

Berücksichtigung der einschlägigen Rechtsvorschriften.<br />

Somit lag es auf der Hand, eine Zusammenfassung der<br />

formalen, personellen und sachlichen Mindestanforderungen<br />

sowie von optionalen Kriterien vorzunehmen und<br />

eine einheitliche Bezugsgrundlage zu schaffen.<br />

Für den Bau der Leitung selbst und die diesbezüglichen<br />

Aspekte (insbesondere hinsichtlich sparten- und bauweisenspezifischer<br />

Kabel/Rohre/Umhüllungsmaterialien,<br />

Verbindungen, Überdeckungshöhen, Abstände, Bettungsbedingungen<br />

sowie zugehöriger Einbau-/Montagetechnologien,<br />

Gefahrenabwehrmaßnahmen und Qualifikationsanforderungen)<br />

gelten weiterhin uneingeschränkt die<br />

einschlägigen technischen Regeln und Rechtsvorschriften.<br />

Dies gilt nicht nur im Zusammenhang mit der offenen<br />

Bauweise, sondern insbesondere auch für die verschiedenen<br />

grabenlosen Bauweisen, mit denen zum Teil besondere<br />

Anforderungen hinsichtlich der oben genannten<br />

Aspekte verbunden sind. Schließlich werden verschiedene<br />

Bauweisen oftmals kombiniert (z. B. offene Bauweise für<br />

Versorgungsleitungen und Bodenverdrängungshammer<br />

für Anschlussleitungen).<br />

Man sieht den neun Textseiten (samt Vorwort) nicht an,<br />

wie viel an Arbeit und Abstimmung dahinter steht. Der<br />

unvorbelastete Leser kann mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />

davon ausgehen, dass an Stellen, über die er stolpert,<br />

40 10 | 2013


RECHT & REGELWERK DVGW<br />

wo er sich ein Mehr - oder vielleicht auch Weniger -<br />

an Inhalt, Deutlichkeit oder Verbindlichkeit wünschen<br />

würde, der Projektkreis hart und gelegentlich mehrfach<br />

um den ausgewogenen Kompromiss gerungen hat. Im<br />

Mittelpunkt stand allzeit die Frage, wie man das wirklich<br />

Unverzichtbare, den gemeinsamen Nenner der zahllosen<br />

denkbaren Baustellen klar herausarbeitet und dennoch<br />

vermeidet, dass den vielen, oft auf lokale Bedürfnisse<br />

spezialisierten Tiefbauunternehmen irgendwelche unnötigen<br />

Steine in den Weg gelegt werden. Leitbild: Am<br />

Ende müssen alle Leitungen und Verkehrswegeflächen<br />

gemäß den Anforderungen der Leitungsbetreiber bzw.<br />

Straßenbaulastträger dauerhaft gebrauchstauglich sein.<br />

Dabei unterscheidet man zwei Arten von Mindestanforderungen.<br />

Nämlich solche, wonach das Tiefbauunternehmen<br />

ohne Wenn und Aber über einen gewissen Bestand<br />

an Personal und Ausstattung uneingeschränkt verfügen<br />

können muss, unabhängig davon, ob das Unternehmen<br />

an einem bestimmten Gerät etwa das volle Eigentumsrecht<br />

hat oder dieses „nur“ least. Und solche, wonach<br />

bestimmte Geräte auch durch einen Vertragspartner<br />

bereitgestellt bzw. entsprechende Leistungen durch Einsatz<br />

eines Nachunternehmers erbracht werden können.<br />

Im ersten Fall denke man schlicht an Geräte, die praktisch<br />

zu jeder Baustelle gehören, also tägliches Handwerkszeug<br />

bilden (z. B. Geräte zum Grabenverbau und zur Verdichtung<br />

der Grabenverfüllung). Im zweiten Fall geht es um<br />

Geräte, deren Bedeutung von lokalen Umständen und<br />

Bedürfnissen geprägt ist (z. B. zum Leerrohreinbau oder<br />

zur Oberflächenwiederherstellung).<br />

So erscheint folgender Hinweis im Vorwort theoretisch<br />

selbstverständlich, praktisch ist er es keineswegs: „Die<br />

Einhaltung der einschlägigen technischen Regeln und<br />

Rechtsvorschriften mit entsprechend qualifiziertem Personal<br />

und geeigneten Arbeitsmitteln für die Ausführung der<br />

Leistungen steht außer Frage.“ Denn genau dieser Hinweis<br />

offenbart den Rahmen, der bei der Auslegung der<br />

oben genannten Unterscheidung nicht verlassen werden<br />

darf. Er bildet die Richtschnur dafür, wie im konkreten<br />

Fall Fragen danach zu beantworten sind, wie etwa der<br />

folgende zentrale Satz des Arbeitsblattes auszulegen<br />

ist: „Die Ausstattungselemente nach Tabelle 5 bis 18<br />

sind nach Art, Anzahl und sonstigem Umfang jeweils so<br />

zu wählen/bemessen, dass alle betroffenen Baustellen/<br />

Mitarbeiter bedient bzw. berücksichtigt werden und diese<br />

Personen wiederum für die Bedienung der jeweiligen<br />

Ausstattung geeignet sind.“<br />

Auftraggeber erhalten damit nicht einfach ein Werkzeug,<br />

um ungeeignete Anbieter auszusieben. Zertifizierungsstellen<br />

und Gütegemeinschaften steht es frei, ihre<br />

Dienstleistungen anzubieten und sich dafür akkreditieren<br />

zu lassen. Doch unabhängig davon, ob ein Auftraggeber<br />

das Arbeitsblatt zur Präqualifikation nutzt bzw. Konformitätsbewertungen<br />

Dritter in Anspruch nimmt, gilt<br />

immer folgender Satz des Anwendungsbereichs: „Der<br />

Begriff Mindestanforderungen bedeutet hier, dass sich<br />

aus technischen Regeln und Rechtsvorschriften weitergehende<br />

Anforderungen ergeben können bzw. dass<br />

der Auftraggeber, insbesondere aufgrund besonderer<br />

Merkmale, Schutzbedürfnisse und sonstiger Randbedingungen,<br />

weitergehende Anforderungen stellen kann.<br />

Die optionalen Kriterien sind insofern, ohne Anspruch<br />

auf Vollständigkeit, als Hinweise für den Auftraggeber<br />

zu betrachten, der die Notwendigkeit weitergehender<br />

Anforderungen prüfen muss.“<br />

Nicht zuletzt offenbart sich der Anspruch des Arbeitsblatts<br />

in folgender Unterscheidung des Anwendungsbereichs:<br />

„Sofern ein Bauunternehmen mehrere Organisationseinheiten<br />

hat, gilt das Arbeitsblatt für die Organisationseinheiten,<br />

die mit Leitungstiefbau befasst sind,<br />

insbesondere gilt das Arbeitsblatt in Gänze für eigenständige<br />

Niederlassungen. Eigenständigkeit ist anzunehmen,<br />

wenn die Niederlassung den tatsächlichen Betriebsablauf<br />

maßgeblich selbst bestimmt bzw. wenn der Hauptbetrieb<br />

die Beaufsichtigung der Mitarbeiter und Baustellen<br />

nicht im gesamten erforderlichen Umfang leisten kann.“<br />

Spartenspezifische Aspekte wurden während der Arbeitsblatterarbeitung<br />

erwogen (etwa im Hinblick auf die Tatsache,<br />

dass viele Tiefbauunternehmen auch den Kabelzug<br />

anbieten), letztlich aber doch hier nicht weiter verfolgt.<br />

Ausgabe 8/2013, EUR 17,27 für DVGW-Mitglieder, EUR 23,03<br />

für Nicht-Mitglieder<br />

G 415 - Entwurf „Leitfaden für Planung, Bau und Betrieb von<br />

Biogasleitungen bis 5 bar Betriebsdruck“<br />

Einspruchsfrist 29.11.2013<br />

NEUERSCHEINUNG<br />

Dieses Arbeitsblatt wurde vom Projektkreis „Biogasleitungen“<br />

des Technischen Komitees „Gasverteilung“<br />

erarbeitet. In diesem DVGW-Arbeitsblatt sind in Form<br />

eines Leitfadens die Mindestanforderungen aus den<br />

DVGW-Regelwerken zusammenfassend dargestellt, die<br />

bei Planung, Bau und Betrieb von Gasleitungen, in denen<br />

Rohbiogas oder teilaufbereitetes Biogas fortgeleitet wird,<br />

von Planungsbüros, den bauausführenden Fachfirmen,<br />

den Betreibern und beteiligten Behörden zu beachten<br />

sind.<br />

Ausgabe 9/2013, EUR 22,27 für DVGW-Mitglieder, EUR<br />

29,69 für Nicht-Mitglieder<br />

10 | 2013 41


DVGW / DWA RECHT & REGELWERK<br />

G 451 „Bodenschutz bei Planung und Errichtung von<br />

Gastransportleitungen“<br />

NEUERSCHEINUNG<br />

Dieses Merkblatt wurde vom Projektkreis „G-PK-1-1-5<br />

Leitungsbau in Kulturböden“ im Technischen Komitee<br />

„G-TK-1-1 Gastransportleitungen“ erarbeitet.<br />

Bei der Errichtung von Gastransportleitungen sind zur<br />

Erfüllung der gesetzlichen Vorgaben die Belange des<br />

Bodenschutzes zu berücksichtigen. Bereits bei ersten<br />

Planungsschritten wie Raumordnungsverfahren (ROV)<br />

und Umweltverträglichkeitsuntersuchung (UVU) sind aussagekräftige<br />

Angaben zur Inanspruchnahme und Erhaltung<br />

des Bodens als Produktionsfaktor für die Land- und<br />

Forstwirtschaft und als eigenständiges Schutzgut mit<br />

definierten Funktionen erforderlich. In den jeweiligen<br />

Planungen müssen diese Angaben konkretisiert und in<br />

den Eingriffs- und Ausgleichsbilanzierungen abgearbeitet<br />

werden.<br />

In den privatrechtlichen Vereinbarungen mit den Grundstückseigentümern<br />

und -bewirtschaftern müssen zur<br />

Akzeptanz von Rohrleitungsbauvorhaben fachlich fundiert<br />

der Ablauf der Baumaßnahmen und die Wiederherstellungsmaßnahmen<br />

im Hinblick auf die Erhaltung der<br />

Böden niedergeschrieben und bei der Baudurchführung<br />

umgesetzt werden.<br />

Die Berücksichtigung der Hinweise in diesem Merkblatt<br />

hilft negative Auswirkungen auf Böden zu verhindern<br />

und insgesamt einen positiven wirtschaftlichen Beitrag<br />

bei entsprechenden Vorhaben sicherzustellen.<br />

Die nachfolgenden Ausführungen zur Planung und Durchführung<br />

von Rohrleitungsbaumaßnahmen berücksichtigen,<br />

dass bei Umsetzung der Anforderungen dieses<br />

Merkblattes der Aufwand für Meliorationsmaßnahmen<br />

gemindert und die Akzeptanz für die Errichtung von<br />

Gastransportleitungen erhöht wird.<br />

Eine angemessene Berücksichtigung der Bodenschutzbelange<br />

erfordert entsprechende Kenntnisse der Bodenkunde<br />

und der Rekultivierungsmaßnahmen. Diese Kenntnisse<br />

können durch eigenes Personal oder externe Fachleute<br />

eingebracht werden.<br />

Ausgabe 9/2013, EUR 22,27 für DVGW-Mitglieder,<br />

EUR 29,69 für Nicht-Mitglieder<br />

M 806 „Nachträge – Handreichungen zu Vergütungsanpassungen<br />

bei VOB-Verträgen“<br />

NEUERSCHEINUNG<br />

Im Verlauf der praktischen Umsetzung eines Bauvorhabens<br />

kommt es häufig vor, dass zusätzliche oder geänderte<br />

Leistungen erbracht werden müssen. In diesem Fall sind<br />

die Bauverträge anzupassen. Daraus können sich Vergütungsänderungen<br />

ergeben. Das Merkblatt DWA-M 806<br />

soll einen partnerschaftlichen Weg aufzeigen, wie Vergütungen<br />

für Nachtragsleistungen auf der Basis der VOB/B<br />

zwischen Bauherren und Unternehmer vereinbart werden<br />

können. Ziel ist es, die Kommunikation zwischen den<br />

Vertragspartnern bis zum einvernehmlichen Abschluss<br />

einer Vergütungsvereinbarung durch die Bereitstellung<br />

von Beispielen und Mustern zu verbessern. Das Merkblatt<br />

richtet sich an Unternehmer und Bauherren. Es befasst<br />

sich damit, wann und wie Vergütungsanpassungen – die<br />

sogenannten „Nachträge“ – notwendig werden, und<br />

wie der Weg zu einer Vereinbarung effizient gemanagt<br />

werden kann.<br />

Ausgabe 8/2013, 51 Seiten, ISBN 978-3-944328-04-1, EUR 61<br />

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GAS | WASSER | ABWASSER | PIPELINEBAU | SANIERUNG | KORROSIONSSCHUTZ | FERNWÄRME | ANLAGENBAU


RsV-Regelwerke<br />

RSV Merkblatt 1<br />

renovierung von entwässerungskanälen und -leitungen<br />

mit vor Ort härtendem Schlauchlining<br />

2011, 48 Seiten, DIN A4, broschiert, € 35,-<br />

RSV Merkblatt 2<br />

renovierung von Abwasserleitungen und -kanälen mit<br />

rohren aus thermoplastischen Kunststoffen durch<br />

Liningverfahren ohne ringraum<br />

2009, 38 Seiten, DIN A4, broschiert, € 29,-<br />

RsV Merkblatt 2.2<br />

renovierung von Abwasserleitungen und -kanälen mit<br />

vorgefertigten rohren durch TIP-Verfahren<br />

2011, 32 Seiten DIN A4, broschiert, € 29,-<br />

RsV Merkblatt 3<br />

renovierung von Abwasserleitungen und -kanälen durch<br />

Liningverfahren mit ringraum<br />

2008, 40 Seiten, DIN A4, broschiert, € 29,-<br />

RsV Merkblatt 4<br />

reparatur von drucklosen Abwässerkanälen und<br />

rohrleitungen durch vor Ort härtende Kurzliner (partielle Inliner)<br />

2009, 20 Seiten, DIN A4, broschiert, € 29,-<br />

RsV Merkblatt 5<br />

reparatur von entwässerungsleitungen und Kanälen<br />

durch roboterverfahren<br />

2007, 22 Seiten, DIN A4, broschiert, € 27,-<br />

RsV Merkblatt 6<br />

Sanierung von begehbaren entwässerungsleitungen und<br />

-kanälen sowie Schachtbauwerken - Montageverfahren<br />

2007, 23 Seiten, DIN A4, broschiert, € 29,-<br />

RECHT www.vulkan-verlag.de<br />

& REGELWERK DVGW<br />

RsV Merkblatt 6.2<br />

Sanierung von Bauwerken und Schächten<br />

in entwässerungssystemen<br />

2012, 41 Seiten, DIN A4, broschiert, € 35,-<br />

RsV Merkblatt 7.1<br />

renovierung von drucklosen Leitungen /<br />

Anschlussleitungen mit vor Ort härtendem Schlauchlining<br />

2009, 30 Seiten, DIN A4, broschiert, € 29,-<br />

RsV Merkblatt 7.2<br />

Hutprofiltechnik zur einbindung von Anschlussleitungen –<br />

reparatur / renovierung<br />

2009, 31 Seiten, DIN A4, broschiert, € 30,-<br />

RsV Merkblatt 8<br />

erneuerung von entwässerungskanälen und -anschlussleitungen<br />

mit dem Berstliningverfahren<br />

2006, 27 Seiten, DIN A4, broschiert, € 29,-<br />

RsV Merkblatt 10,<br />

Kunststoffrohre für grabenlose Bauweisen<br />

2008, 55 Seiten, DIN A4, broschiert, € 37,-<br />

RsV information 11<br />

Vorteile grabenloser Bauverfahren für die erhaltung und<br />

erneuerung von Wasser-, Gas- und Abwasserleitungen<br />

2012, 42 Seiten DIN A4, broschiert, € 9,-<br />

Auch als<br />

eBook<br />

erhältlich!<br />

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Wissen für DIe<br />

Zukunft<br />

faxbestellschein an: +49 201 / 82002-34 Deutscher Industrieverlag oder GmbH abtrennen | Arnulfstr. und 124 im | fensterumschlag 80636 München einsenden<br />

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45039 Essen<br />

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Branche / Wirtschaftszweig<br />

Bevorzugte Zahlungsweise Bankabbuchung rechnung<br />

Bank, Ort<br />

Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B.<br />

Brief, fax, e-Mail) oder durch rücksendung der Sache widerrufen. Die frist beginnt nach erhalt dieser Belehrung in Textform.<br />

Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an die Vulkan-Verlag GmbH,<br />

Versandbuchhandlung, Huyssenallee 52-56, 45128 essen.<br />

Bankleitzahl<br />

Ort, Datum, Unterschrift<br />

Kontonummer<br />

nutzung personenbezogener Daten: für die Auftragsabwicklung und zur Pflege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich<br />

von DIV Deutscher 10 | 2013 Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per e-Mail, nicht über interessante, fachspezifische Medien und Informationsangebote informiert und beworben werde.<br />

43<br />

Diese erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.<br />

✘<br />

XfrSVM1212


PRODUKTE & VERFAHREN<br />

Wettercockpit für die Bauwirtschaft<br />

Planungssicherheit und eine präzise Begleitkalkulation sind für<br />

Bauunternehmen die zentralen erfolgskritischen Faktoren, um<br />

Termine und Budgets einzuhalten. Deshalb ist die virtic GmbH<br />

& Co. KG, Anbieter von mobilen Zeitwirtschaftslösungen aus<br />

Dortmund, jetzt Partner des Planungs- und Risikomanagementtools<br />

construction.weather-cockpit.com des Bauindustrieverbandes<br />

NRW. Das Wetterportal für die Bauwirtschaft wurde<br />

zusammen mit dem privaten Schweizer Wetterdienstleister<br />

mminternational entwickelt. Es ermöglicht die bessere Planung<br />

der Bauphasen, eine lückenlose Wetterdokumentation und die<br />

Minimierung von wetterbedingten Risiken.<br />

Das Wetter bestimmt am Bau wann, woran und wie lange<br />

gearbeitet werden kann. Schlechtwetterphasen verzögern den<br />

Zeitplan. Extreme Wetterereignisse können Schäden verursachen.<br />

Mit den präzisen Prognosen und Unwetterwarnungen<br />

des Wettercockpits können Gefahrensituationen frühzeitig<br />

erkannt werden. Die relevanten Wetterinformationen für einen<br />

bestimmten Ort können auch von mobilen Endgeräten wie<br />

Tablet-PCs und Smartphones abgerufen werden.<br />

Tool liefert Messdaten, Prognosen und<br />

Entscheidungshilfen<br />

Daneben lassen sich Spezialdarstellungen wie die Wetterampel<br />

für bestimmte Tätigkeiten und Gewerke vom Nutzer individuell<br />

konfigurieren. Bis zu 15 verschiedene Wetterparameter können<br />

beispielsweise für die Tätigkeit „Betonieren“ abgefragt<br />

werden. In diesem Fall zeigt die Ampel in dreistündiger Auflösung,<br />

wann in den nächsten drei bis fünf Tagen die Tätigkeit<br />

„Betonieren“ möglich ist. Professor Beate Wiemann, Hauptgeschäftsführerin<br />

des Bauindustrieverbandes NRW, ist dementsprechend<br />

stolz auf das neue System: „Mit diesem Dienst<br />

stellen wir der Bauwirtschaft ein wirksames Planungs- und<br />

Risikomanagementinstrument zur Verfügung, das technisch<br />

auf dem neuesten Stand ist und keine Wünsche offen lässt.“<br />

Neben der Planungssicherheit für die nächsten Tage ist für die<br />

Baubranche auch die Dokumentation gegenüber Dritten, seien<br />

es der Bauherr, Behörden oder Versicherungen, von eminenter<br />

Bedeutung. Mit den präzisen Daten, die das Wettercockpit<br />

für das Bautagebuch liefert, kann der Bauunternehmer eine<br />

lückenlose Dokumentation vorlegen und damit der Sorgfaltspflicht<br />

tagesaktuell nachkommen.<br />

Wetter und Personalkosten: erfolgskritische Faktoren<br />

am Bau<br />

Disponenten können die <strong>Vorschau</strong>-Daten des Wettercockpits<br />

für die Planung der Personal- und Maschineneinsätze<br />

auf ihren Baustellen nutzen und beispielsweise ihre Arbeit<br />

mit der virtic-Online-Disposition optimieren: Im „Dispo-<br />

Tool“ werden Termine komfortabel und übersichtlich<br />

mit der Maus angelegt, Mitarbeiter können ihre Termine<br />

über ihr Smartphone oder den PC abrufen. So erhält die<br />

Arbeitsvorbereitung eine neue Qualität.<br />

Für die Projektverantwortlichen und ihr Projektcontrolling<br />

liefert virtic tagesaktuelle Arbeitszeitdaten, mit denen<br />

eine unmittelbare Begleitkalkulation möglich wird. Hierzu<br />

erhalten die Mitarbeiter der Bauunternehmen Handys<br />

oder Smartphones. Über diese Mobiltelefone erfassen<br />

sie ihre Arbeitszeiten, die online auf die virtic-Server<br />

übertragen werden. Der Erfassungsdialog wird dabei so<br />

gestaltet, dass er einerseits sehr einfach ist, andererseits<br />

die erfassten Arbeitszeiten automatisiert zu vollständigen<br />

Stundenzetteln, Zeitkonten, Reisekostenabrechnungen<br />

verarbeitet und für das Controlling verwendet werden<br />

können.<br />

Das für Verbandsmitglieder kostenlose Tool ist ab sofort<br />

unter der Domain construction.weather-cockpit.com<br />

abrufbar.<br />

Korrosionsschutz von Klöpperböden<br />

Die HS-CAP ist ein speziell für den Korrosionsschutz von<br />

Klöpperböden entwickeltes wärmeschrumpfendes Formteil.<br />

Neu im Programm ist die HS-CAP-DN 300-400, die Rohrgrößen<br />

von DN 300 bis 400 abdeckt. Weiterhin erhältlich<br />

sind Endkappen der Nennweiten DN 40 bis DN 250. Charakteristisch<br />

für diese Produktfamilie ist der große Schrumpfbereich,<br />

der eine geringe Lagerhaltung ermöglicht. Besondere<br />

Merkmale sind:<br />

»»<br />

Keine Grundierung als Haftvermittler erforderlich<br />

»»<br />

Die Montage erfolgt direkt auf die gereinigte und vorgewärmte<br />

Rohroberfläche<br />

»»<br />

Einfache und schnelle Demontage<br />

»»<br />

Gute Verträglichkeit mit handelsüblichen<br />

Werksumhüllungen<br />

KONTAKT: HSP GmbH, Castrop-Rauxel<br />

44 10 | 2013


PRODUKTE & VERFAHREN<br />

Bohranlagen und Zubehör für jeden Untergrund<br />

HDD-Bohrungen treffen nicht immer auf vorhersehbare<br />

Baugrundverhältnisse. Bodenschichten aus Ton, Sand und<br />

Kies, gelegentlich mit eingelagertem grobem Schotter<br />

und Steinen, mit Abschnitten aus festen Sedimenten oder<br />

Festgestein kommen oft in wechselnder Reihenfolge und<br />

Erstreckung vor. Bohranlage und Bohrzubehör müssen in<br />

diesen stark variierenden Verhältnissen effektiv arbeiten.<br />

Die Lösung der TRACTO-TECHNIK GmbH für diese<br />

anspruchsvollen Baugrundherausforderungen ist die Bohranlage<br />

18 ACS (All Condition System). Diese Allround-Bohranlage<br />

ist für Standardbohrungen mit dem TD-Bohrgestänge<br />

und für rasch wechselnde felsige Formationen mit<br />

einem Doppelrohrgestänge ausgerüstet. Abgestimmt auf<br />

die jeweiligen spezifischen Anforderungen steht zudem<br />

durchgängig kompatibles Werkzeug und Zubehör zur<br />

Verfügung.<br />

Der 1,55 m lange Rockbreaker für die Pilotbohrung gehört<br />

zum zentralen Bestandteil der Felsbohrausrüstung. Er wird<br />

über das Außenrohr angetrieben und gesteuert. Der Neigungswinkel<br />

(Bent sub) lässt sich werksseitig stufenlos von<br />

1,75° bis 2,25° einstellen. Die Rollenmeißel an der Spitze<br />

sind in mehreren Varianten erhältlich und werden mit maximal<br />

2.500 Nm bei bis zu 350 U 1/min über das Innenrohr<br />

angetrieben, dessen Steckdrehverbindungen einfach und<br />

zeitsparend fixierbar sind. Ortung und Steuerung können<br />

mit dem direkt hinter den Rollenmeißeln montierten Sender<br />

präziser und bereits nach kurzer Bohrdistanz vorgenommen<br />

werden. Der geringe Bentonitverbrauch (von 20-50 l/ min)<br />

bei gleichzeitig hoher Bohrleistung reduziert Kosten für<br />

Beschaffung, Aufbereitung und Entsorgung der Bohrspülung.<br />

Direkt nach der Pilotbohrung kann mit einem 6“<br />

Holeopener – in der Endstufe bis 20“ – aufgeweitet werden.<br />

Für den bestmöglichen Bohrfortschritt in jedem Boden<br />

bietet TT eine breite Palette an Bohrköpfen und Räumwerkzeugen,<br />

die robust und langlebig konstruiert sind.<br />

Durch Formgebung und Bestückung lassen sich feinsandige<br />

bis felsige Formationen abbauen und von der Bohrspülung<br />

unterstützt gut austragen. Für eine erfolgreiche<br />

und effiziente Bohrung liefert TT neben dem Equipment<br />

für Zugkraftmessungen auch eine Software, mit der die<br />

Trasse zunächst exakt vorausberechnet und später präzise<br />

dokumentiert wird.<br />

KONTAKT: TRACTO-TECHNIK GmbH & Co. KG, Lennestadt,<br />

Tel. +49 2723 8080, www-hdd-bohrzubehoer.de<br />

PP-Rohrmaterial mit verbesserten Eigenschaften<br />

Mit dem Werkstoff SABIC ® PP RELY 61EK61 PS bringt<br />

Sabic ein Rohrmaterial auf Polypropylenbasis auf den<br />

Markt, das den steigenden Anforderungen an Rohrmaterialien<br />

im Rohrleitungstiefbau entsprechen soll. Die<br />

neue Güteklasse ist eine Erweiterung der fortschrittlichen<br />

RELY-Produktreihe von SABIC, die bislang SABIC ®<br />

PP RELY und SABIC ® Vestolen A RELY umfasst und zu<br />

einer nachhaltigeren Produktion und Verwendung von<br />

Druckrohren beiträgt. Das neue Material ist das Ergebnis<br />

mehrerer Jahre umfangreicher Forschung zur Herstellung<br />

einer PP-Rohr-Güteklasse mit hohem Molekulargewicht<br />

und individueller Kautschukpartikelverteilung. Dabei<br />

profitieren verarbeitende Unternehmen von den intrinsischen<br />

Eigenschaften des Produkts, die in schwierigen<br />

Umgebungen, in denen die Bodenbedingungen Materialien<br />

mit hohem Steifigkeitsgrad erfordern, aufrechterhalten<br />

werden. Zu diesen Eigenschaften zählen ein<br />

breites Verarbeitungsfenster sowie eine hohe Steifigkeit<br />

in Kombination mit hoher<br />

Schlagzähigkeit selbst bei<br />

niedrigen Temperaturen.<br />

Das in Europa produzierte<br />

SABIC ® PP RELY<br />

61EK61 PS erfüllt überdies<br />

die strengen Vorgaben<br />

der Branche,<br />

EN 3476 und EN 1852<br />

für Rohrleitungssysteme<br />

mit profilierter Wandung<br />

und kompakte<br />

Vollwandrohrleitungssysteme<br />

für verschiedene<br />

Rohrleitungsmaße.<br />

KONTAKT: Sabic Europe, Sittard (Niederlande)<br />

10 | 2013 45


PRODUKTE & VERFAHREN<br />

DIBt-Zulassung für PERFECT-Liner erteilt<br />

Mehrere namhafte deutsche Prüfinstitute waren in den<br />

vergangenen Monaten involviert, um das neue Rohrsystem<br />

PERFECT PIPE von Beton Müller als Ganzes und<br />

einzelne Bestandteile des Systems im Speziellen auf ihre<br />

Einsatztauglichkeit für die Abwasserableitung zu testen.<br />

Während in der Frühphase der Produktentwicklung<br />

begleitende Tests zur Optimierung des Systems herangezogen<br />

wurden, bildeten zahlreiche zuletzt durchgeführte<br />

Teststellungen die Grundlage für die Zulassung durch das<br />

Deutsche Institut für Bautechnik. Sowohl die chemische<br />

als auch die physikalische Eignung des Liners mussten in<br />

allen relevanten Aspekten nachgewiesen werden, da es<br />

sich bei dem Beton-Kunststoff-Verbundrohr mit HDPE-<br />

Liner und Steckverbindung um eine Neuerung für den<br />

Rohrleitungsbau handelt, die nicht durch bereits erteilte<br />

Zulassungen abgedeckt wurde. Als besonders beachtensund<br />

damit auch prüfenswert erachtet wurde die dauerhafte<br />

Verbindung des PERFECT HDPE-Liners mit dem<br />

Betonrohr. Diese feste Verbindung der beiden Werkstoffe<br />

ist es auch, die letztlich die beiden wesentlichen Merkmale<br />

des Rohres – die dauerhafte Korrosionsbeständigkeit<br />

und die hohe statische Belastbarkeit – ausmacht.<br />

KONTAKT: Bernhard Müller GmbH, Achern<br />

Brandschutzmanschette durch Handel und Praxis<br />

ausgezeichnet<br />

Am 20. September wurde die Brandschutzmanschette<br />

Curaflam ® SMPro in diesem Jahr erneut preisgekrönt. Sie<br />

wurde im Rahmen der MEMO Fach-Messe der Mosecker<br />

GmbH in Münster mit dem Innovationspreis ausgezeichnet.<br />

Der Award wird von einer unabhängigen Jury vergeben.<br />

Die jeweiligen Preisträger werden aus einer Fülle von Produktinnovationen<br />

in den Kategorien Technik, Design und<br />

Installationstechnik ermittelt. Ein großer Teil der Jurymitglieder<br />

besteht aus Planern oder aus erfahrenen Inhabern<br />

namhafter Fachhandwerksbetriebe.<br />

Daher stand der technisch-innovative Ansatz und der praktische<br />

Nutzen der Brandschutzmanschette SMPro klar im<br />

Vordergrund: „Handel und Praxis“ haben den Ausschlag für<br />

diese positive Entscheidung gegeben. Neben Bewertungskriterien<br />

wie Anwendernutzen und hohe Qualität wurde<br />

auch außergewöhnliches Design bewertet. Denn die besondere<br />

Stärke der Curaflam ® SMPro ist ihre einfache Handhabung<br />

und hohe Praxistauglichkeit: Ausgestattet mit der<br />

zukunftsweisenden, modularen Segment-Technik zeichnet<br />

sich die Brandschutzmanschette durch hohe Flexibilität aus.<br />

Viele gängige Rohrsysteme mit Rohraußendurchmessern<br />

von 32 bis 160 mm können problemlos und zügig abgeschottet<br />

werden. Das heißt, das Brandschutzprodukt kann<br />

Curaflam ® Segmentmanschette SMPro – Manschette, Box mit<br />

Segmenten und Zubehör<br />

vor Ort an die jeweiligen Baustellenbedingungen angepasst<br />

werden, eine langwierige Vorauswahl des Produktes entfällt<br />

für den Ausführenden.<br />

KONTAKT: Doyma GmbH & Co, Durchführungssysteme, Oyten,<br />

Tel. +49 4207-9166-270, E-Mail: pr@doyma.de, www.doyma.de<br />

46 10 | 2013


PRODUKTE & VERFAHREN<br />

Variabler Ausgleichsring für Rohrverbindungen<br />

Ein Bauteil für viele verschiedene Verbindungen: Der Flexring<br />

von Flexseal realisiert den schnellen und einfachen<br />

Übergang von Steinzeugrohren auf andere Rohrarten<br />

(z. B. KG, SML, GGG, GFK, Eternit). Der bauaufsichtlich<br />

zugelassene Ausgleichsring meistert nahezu jede Herausforderung<br />

in der Rohrverbindungstechnik. Mit den<br />

praktischen FlexPack-Sets, bestehend aus einem oder<br />

zwei Flexringen und passender Manschette, lassen sich<br />

alle Rohre der Nennweitenklassen 100, 150 und 200<br />

miteinander verbinden.<br />

Flexring ist aus einem hochwertigen Elastomer nach<br />

DIN 681-1 gefertigt und entspricht in vollem Umfang der<br />

DIN EN 295-4. Dank moderner Fertigungstechniken verfügen<br />

die Flexseal-Ausgleichsringe über einen speziellen<br />

Querschnitt, der<br />

die Abdichtung bei<br />

rauen Rohroberflächen<br />

verbessert.<br />

Der erhöhte<br />

Dichtungsdruck<br />

bewirkt vor<br />

allem bei Niederdruckrohren<br />

eine<br />

besonders hohe<br />

Dichtleistung.<br />

KONTAKT: Flexseal<br />

GmbH, Eschwege<br />

Universelle Rohrkupplung für Abwasserrohrleitungen<br />

Mit der AWADUKT FLEX-CONNECT-Rohrkupplung bietet<br />

Rehau eine sichere und wirtschaftliche Alternative zu klassischen<br />

Manschettendichtungen. Für die Sanierung von Kanalleitungen<br />

ist vor allem aufgrund der hohen Anzahl unterschiedlicher<br />

Werkstoffe eine universelle und vor allem wirtschaftliche<br />

Lösung gefragt, wenn es um die Verbindung neuer<br />

und bestehender Leitungen geht. Die neue Rohrkupplung von<br />

Rehau verspricht nicht nur eine schnelle und einfache Lösung<br />

des Problems, sondern sorgt auch für erhebliche Einsparungen:<br />

Mit nur acht Produktvarianten für den Abmessungsbereich<br />

DN 110 bis DN 630 ist die Rohrkupplung für jeden Anwendungsfall<br />

gewappnet. Unabhängig von Werkstoff, Oberflächenstruktur,<br />

Wanddicke und Außendurchmesser können<br />

Leitungen miteinander verbunden werden.<br />

Der Einsatz erstklassiger Werkstoffe<br />

wie PP, EPDM und Edelstahl sowie<br />

die zusätzliche Q-TE-C Dichtung<br />

sorgen für eine zuverlässige<br />

Verbindungsqualität. Die Einstecktiefe<br />

der Kupplung bis zu<br />

20 % größer als bei herkömmlichen<br />

Standardkupplungen. Eine<br />

geprüfte Dichtheit bis 2,5 bar<br />

sowie extra breite Edelstahlbänder<br />

bieten zusätzliche Sicherheit.<br />

Die DIBt-Zulassung wurde beantragt.<br />

KONTAKT: REHAU AG + Co, Erlangen<br />

Endlos schwenkbarer Fräsarm mit 360° drehbarer<br />

Kamera<br />

Die selbstfahrenden Fräsroboter der Reihe IBG HydroCut 150<br />

und 200 haben ein funktionales Facelift bekommen. Sie sind<br />

nun mit einer Kamera (480 TV-Linie) am Fräsarm ausgestattet,<br />

die sich um 360° drehen lässt. Die hochauflösenden LEDs<br />

sorgen zudem für eine verbesserte Beleuchtung am Ort des<br />

Geschehens und machen ein noch präziseres Arbeiten möglich.<br />

Eine weitere Entwicklung stellt<br />

die neu verarbeitete hydraulische<br />

Drehdurchführung für das Hochdruckwasser<br />

bis maximal 250 bar mit<br />

Schleifring am Fräsarm dar, die die<br />

Beweglichkeit erweitert. Der Fräsarm<br />

ist nun endlos schwenkbar.<br />

KONTAKT: IBG HydroTech GmbH, Büdingen<br />

10 | 2013 47


FACHBERICHT ABWASSERENTSORGUNG / SANIERUNG<br />

Auswirkungen und Folgekosten<br />

unzureichender Planung, Ausschreibung<br />

und Ausführung bei Kanalsanierungen<br />

Je nach Sanierungsverfahren werden Nutzungsdauern bis zu 50 Jahre, teilweise noch länger angesetzt. Diese langen<br />

Nutzungsdauern werden aber nur erreicht, wenn Planung, Ausschreibung und Ausführung optimal durchgeführt werden.<br />

Gibt es in einer dieser Phasen Defizite, kann sich die Nutzungsdauer erheblich reduzieren, was entsprechende Folgekosten<br />

nach sich zieht. Defizite werden oft erst zu einem Zeitpunkt festgestellt, wenn seitens des Kanalnetzbetreibers keine Ansprüche<br />

mehr geltend gemacht werden können. Im nachfolgenden Beitrag werden diese Zusammenhänge beschrieben und an einigen<br />

Zahlenbeispielen aufgezeigt, welche Folgekosten entstehen können.<br />

EINLEITUNG<br />

Die Kanalisation in Deutschland ist schadhaft und es besteht<br />

teils erheblicher Sanierungsbedarf. Die festgestellten Mängel<br />

beruhen sehr oft auf Planungs-, Ausführungs- oder Überwachungsfehlern,<br />

die frühzeitig erhebliche Investitionen erforderlich<br />

machen, ohne dass die Verantwortlichen in Regress<br />

genommen werden können. Die finanziellen Mittel sind<br />

begrenzt, so dass diese möglichst effizient eingesetzt werden<br />

müssen.<br />

Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, sind folgende<br />

äußerst wichtige Voraussetzungen unabdingbar:<br />

»»<br />

fachgerechte Sanierungsplanung durch speziell dafür<br />

ausgebildete Fachleute<br />

»»<br />

rechtskonforme und qualifizierte Ausschreibung auf<br />

Basis von VOB-konformen Vertragsbedingungen und<br />

Anforderungen<br />

»»<br />

Ausführung der Sanierungsleistung durch Fachfirmen<br />

»»<br />

intensive Bauüberwachung<br />

Bild 1: Kanaltrasse mit großer Höhendifferenz<br />

GRUNDLAGEN<br />

Es ist Aufgabe des Sanierungsplaners, dem jeweiligen Schadenszustand<br />

bzw. Entwässerungsobjekt die geeignete Sanierungstechnik<br />

zuzuweisen. Hierbei müssen zunächst die Leistungsanforderungen<br />

der DIN EN 752 [1] (Anforderungen an<br />

ein saniertes System sind prinzipiell identisch mit den Anforderungen<br />

an ein neues System) in den Blick genommen werden:<br />

»»<br />

die hydraulische Leistungsfähigkeit darf durch die Sanierung<br />

nicht unverträglich reduziert werden<br />

»»<br />

der Betrieb und die Unterhaltung dürfen nach der Sanierung<br />

nicht eingeschränkt sein<br />

»»<br />

die Werkstoffauswahl (Sanierungsmaterialien) muss den<br />

chemischen Anforderungen genügen<br />

»»<br />

die Standsicherheit muss gewährleistet werden<br />

»»<br />

die Werterhaltung der baulichen Anlage muss berücksichtigt<br />

werden<br />

»»<br />

Auswirkungen auf die Umwelt dürfen in negativer Hinsicht<br />

nicht entstehen<br />

Zur Sanierung von Schäden in Kanälen gibt es meistens mehrere<br />

technische Möglichkeiten, die sich in die Hauptgruppen<br />

Reparatur, Renovierung und Erneuerung einteilen lassen. In<br />

der DIN EN 15885 [2] ist die Zuordnung und Einteilung der<br />

Sanierungstechniken geregelt.<br />

Das ideale, universell einsetzbare Sanierungsverfahren gibt es<br />

nicht. Jedes Sanierungsverfahren hat Einsatzgrenzen, die durch<br />

das Schadensbild selbst, die speziellen Gegebenheiten der<br />

Kanalhaltung selber und die Umgebungssituation vorgegeben<br />

sind und über die Eignung oder Einsetzbarkeit eines Verfahrens<br />

im jeweiligen Fall entscheiden. Darüber hinaus haben die<br />

Sanierungsverfahren auch unterschiedliche Nutzungsdauern.<br />

Die Qualitätssicherung für eine erfolgreiche Kanalsanierungsmaßnahme<br />

fängt bereits bei der Auswahl eines geeigneten<br />

Planers an, geht über eine fach- und sachgerechte Planung und<br />

Ausschreibung, sowie die Auswahl einer geeigneten Fachfirma<br />

bis hin zur qualifizierten Bauüberwachung.<br />

Fehler, die im frühen Stadium (z. B. durch die Auswahl eines<br />

ungeeigneten Planers) gemacht werden, können später nicht<br />

mehr ausgeglichen werden. Es ist ein Trugschluss anzunehmen,<br />

dass eine unzureichende Planung und Ausschreibung<br />

48 10 | 2013


ABWASSERENTSORGUNG / SANIERUNG FACHBERICHT<br />

Bild 2: Nicht fachgerecht angeschlossener Zulauf mit großem<br />

Ausbruch<br />

Bild 3: Nicht fachgerecht angeschlossener Zulauf mit<br />

GW-Zutritt<br />

durch die Auswahl einer Fachfirma ausgeglichen werden kann.<br />

Die ausführenden Firmen unterliegen alle dem Wettbewerb<br />

und liefern nur, was vertraglich bestellt wurde. Die VSB-Empfehlung<br />

Nr. 0.1 [3] beschreibt ausführlich, welche Schritte bei<br />

einer Sanierungsplanung durchzuführen sind.<br />

SANIERUNGSPLANUNG<br />

Unter Sanierungsplanung ist nicht nur die bloße Zuweisung<br />

eines Sanierungsverfahrens zu einem Schaden zu verstehen.<br />

Die Sanierungsplanung ist Grundlage für Ausschreibung und<br />

Ausführung und muss alle relevanten Randbedingungen<br />

berücksichtigen und so detailliert aufgebaut sein, dass ein Bieter<br />

auf dieser Basis VOB-konform ein Angebot erarbeiten und<br />

später damit die Abwicklung der Maßnahme erfolgen kann.<br />

Um beurteilen zu können, ob ein bestimmter Schaden mit<br />

einem Sanierungsverfahren behoben werden kann, ist<br />

umfangreiches Wissen über die am Markt vorhandenen<br />

Sanierungsverfahren erforderlich. Weiterhin müssen alle<br />

planungsrelevanten Randbedingungen bei der Kanalsanierungsplanung<br />

berücksichtigt werden. So kann z.B. schon die<br />

Lage oder Größe von Schächten ein Sanierungsverfahren<br />

ausschließen.<br />

Ohne diese Kenntnisse ist der Sanierungsplaner nicht in der<br />

Lage zu beurteilen, ob ein Sanierungsverfahren geeignet ist<br />

oder nicht. Diese Entscheidung darf auch nicht der ausführenden<br />

Firma überlassen werden. Im günstigen Fall kommt es<br />

später zu einem berechtigten Nachtrag, wenn das ausführende<br />

Unternehmen vor der Durchführung der Sanierung feststellt,<br />

dass das auf Basis der Ausschreibung angebotene Verfahren<br />

im speziellen Fall ungeeignet ist. Im ungünstigen Fall wird eine<br />

Sanierung durchgeführt, die die an sie gestellten Anforderungen<br />

nicht erfüllt und frühzeitig versagt.<br />

AUSSCHREIBUNG<br />

Öffentliche Auftraggeber sind auf Grundlage der Vergabeverordnung<br />

[4] zur Anwendung der VOB [5] verpflichtet.<br />

Ausgeschriebene Leistungen sind nach §7 VOB/A umfassend<br />

und für jeden gleichermaßen verständlich (interpretationsfrei)<br />

zu beschreiben und ohne umfangreiche Vorarbeiten (z. B.<br />

Ortsbegehungen) kalkulierbar zu machen.<br />

Dem Auftragnehmer darf dabei kein ungewöhnliches Wagnis<br />

aufgebürdet werden für Umstände und Ereignisse, auf die er<br />

keinen Einfluss hat und deren Einwirkung auf die Preise und<br />

Fristen er nicht im Voraus abschätzen kann.<br />

Wettbewerbseinschränkende Vorgaben, z. B. dass warmwasserhärtende<br />

Schlauchliner nicht angeboten werden dürfen,<br />

sind unzulässig, es sei denn es gibt technische Gründe hierfür<br />

(z. B. die Topografie, hier die große Höhendifferenz, Bild 1).<br />

Diese Grundanforderungen bedingen im Vorfeld eine qualifizierte,<br />

verbindliche Fachplanung.<br />

Eine Ausschreibung muss also so aufgebaut sein, dass der Bieter<br />

anhand der zur Verfügung gestellten Unterlagen alle Informationen<br />

bekommt, um ein verbindliches Angebot erstellen zu<br />

können und nicht spekulieren muss.<br />

Würde der Planer beispielsweise bei den in den Bildern 2 und 3<br />

dargestellten Stutzen jeweils eine „Standard-Stutzensanierung“<br />

vorsehen und ausschreiben, wären bei der Ausführung Nachträge<br />

vorprogrammiert, da diese beiden Stutzen nicht mit allen<br />

am Markt vorhandenen Stutzensanierungsverfahren sanierbar<br />

sind. Bei dem Stutzen in Bild 2 gibt es Einschränkungen wegen<br />

der starken Undichtigkeit im Ringspalt und bei dem Stutzen in<br />

Bild 3 schränkt das Rohrmaterial die Möglichkeiten ein.<br />

Für Schlauchlining gibt es bereits Allgemeine Technische Vertragsbedingungen<br />

(ATV) in der DIN 18326 VOB/C [5], die bei<br />

Vereinbarung der VOB als Vertragsgrundlage Vertragsbestandteil<br />

werden. Als Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen<br />

(ZTV) kann das Merkblatt DWA-M 144-3 [6] vereinbart werden.<br />

In weiteren Vertragsbedingungen, sowie in den Positionstexten<br />

werden dann die auf die spezielle Baumaßnahme<br />

abgestimmten Vorgaben definiert und beschrieben. Für<br />

andere Sanierungsverfahren muss das Anforderungsprofil<br />

objektbezogen selbst definiert werden, z. B. auf Basis der<br />

VSB-Empfehlungen.<br />

Im Abschnitt 0 der DIN 18326 [5] wird vorgegeben, welche<br />

Angaben der Ausschreibende zu machen hat. Hierzu gehören<br />

z.B. Angaben zur Wassermenge (minimal und maximal),<br />

10 | 2013 49


FACHBERICHT RECHT & REGELWERK<br />

Verkehrssicherung, Vorflutsicherung, Statik, Wanddicke, erforderliche<br />

Vorarbeiten, Angaben zu den Schächten, Lage und<br />

Anschlusswinkel von Zuläufen, usw. Analog kann diese Auflistung<br />

objektbezogen auch für andere Sanierungsverfahren<br />

angewendet werden.<br />

Bild 4 zeigt ein Beispiel, wie die haltungsbezogenen Informationen<br />

zusammenfassend den Bietern zur Angebotsbearbeitung<br />

zur Verfügung gestellt werden können.<br />

Bild 4: Mögliche zusammenfassende Darstellung des<br />

Planungsergebnisses<br />

Bild 5: Abhängigkeit der erforderlichen Wanddicke von der<br />

örtlichen Vorverformung<br />

Fehler und Konsequenzen<br />

Erneuerung<br />

Schlauchlinereinbau<br />

Erneuerung<br />

Bild 6: Verlauf Projektkostenbarwert geplant<br />

Erneuerung<br />

11.04.2013 Dipl.-Ing. Roland Wacker 1<br />

FEHLER UND MÄNGEL BEI EINEM SCHLAUCHLINER,<br />

DIE DIE NUTZUNG BEEINTRÄCHTIGEN<br />

Bei einem Schlauchliner kann es eine Vielzahl von Fehlern und<br />

Mängel geben, die die spätere Nutzung einschränken bzw.<br />

verkürzen können, z. B.<br />

»»<br />

Schlauchlining ist das falsche Sanierungsverfahren für<br />

das vorhandene Schadensbild<br />

»»<br />

Vorarbeiten wurden nicht ordnungsgemäß ausgeführt<br />

»»<br />

Randbedingungen für Statik wurden falsch eingeschätzt<br />

»»<br />

Fertigungsfehler<br />

»»<br />

Einbaufehler (Falten, Fehlbohrungen usw.)<br />

Auf einige Punkte soll etwas detaillierter eingegangen werden<br />

und die Folgen beschrieben werden.<br />

DIN 18326 (VOB/C [5]) gibt vor, dass den Bietern die Wanddicken<br />

der Schlauchliner vorzugeben sind. Im Merkblatt<br />

DWA-M 144-3 [6], das als ZTV vereinbart werden kann, sind<br />

Regelstatiktabellen zur Vordimensionierung der Schlauchliner<br />

für den Standardfall (Altrohrzustand II, Mindestwerte der<br />

Imperfektionen entsprechend ATV-M 127-2 [8]) für verschiedene<br />

Materialkenngruppen und Grundwasserstände enthalten.<br />

Der Ausschreibende muss im Vorfeld der Ausschreibung<br />

prüfen, ob die dortigen Randbedingungen auf die konkrete<br />

Maßnahme zutreffen.<br />

Am folgenden Beispiel soll gezeigt werden, welchen Einfluss<br />

eine falsche Einschätzung auf die Wanddicke hat:<br />

Beispiel 1: Fehler bei der Wanddickenwahl<br />

Bei dem im Altrohrzustand II anzusetzenden Mindestwasseraußendruck<br />

von 1,5 m Wassersäule über Rohrsohle beträgt die<br />

erforderliche Wanddicke bei Materialkenngruppe 15 für einen<br />

Schlauchliner DN 500 entsprechend den Regelstatiktabellen<br />

im DWA-M 144-3 [6] 3,3 mm. Hierbei handelt es sich um die<br />

Verbunddicke ohne Folien und Reinharzschichten.<br />

Beträgt die örtliche Vorverformung nicht 2 %, sondern 4 %,<br />

muss die Wanddicke 4,3 mm betragen, was aber aus den<br />

Regelstatiktabellen nicht abgelesen werden kann, sondern<br />

durch Einzelberechnung nach ATV-M 127-2 [8] ermittelt werden<br />

muss. Bild 5 zeigt z.B. den Verlauf der erforderlichen<br />

Wanddicke in Abhängigkeit der örtlichen Vorverformung.<br />

Bei einem Bemessungswasseraußendruck von 3,0 m anstatt<br />

1,5 m erhöht sich die erforderliche Wanddicke auf 4,1 mm.<br />

Liegen die beiden beschriebenen geänderten Randbedingungen<br />

gleichzeitig vor, muss die Wanddicke sogar 5,4 mm<br />

betragen. Würde hier ein Schlauchliner entsprechend den<br />

Regelstatiktabellen mit 3,3 mm eingebaut, wäre dieser stark<br />

unterdimensioniert.<br />

Diese Ausführungen zeigen, dass in der Planungs- und Ausschreibungsphase<br />

größter Wert darauf gelegt werden muss,<br />

50 10 | 2013


ABWASSERENTSORGUNG / SANIERUNG FACHBERICHT<br />

dass diese Randbedingungen richtig ermittelt werden. Ein zu<br />

dünn bemessener Liner beult im Falle der statischen Überlastung<br />

ein und kann zu einem hydraulischen Problem mit Rückstauereignis<br />

und entsprechendem Schadenspotential führen.<br />

Fehler und Konsequenzen<br />

Erneuerung<br />

Erneuerung<br />

Beispiel 2: Abweichung von der geplanten<br />

Nutzungsdauer<br />

In nachfolgendem Beispiel sei ein Schlauchliner für eine Nutzungsdauer<br />

von 50 Jahren ausgelegt. Die Kosten des Schlauchliners<br />

werden mit 20.000 €, die Kosten für eine Erneuerung<br />

mit einer Nutzungsdauer von 80 Jahren werden mit 50.000 €<br />

angesetzt. Nach Ablauf der Nutzungsdauer wird jeweils eine<br />

Erneuerung angenommen. Erreicht der Liner wegen fehlerhafter<br />

Planung, unzureichender Ausschreibung oder nicht<br />

fachgerechter Ausführung die ihm zugedachte Nutzungsdauer<br />

nicht, entstehen dem Auftraggeber zusätzliche Kosten.<br />

Bild 6 zeigt im Variantenvergleich den Verlauf der Projektkostenbarwerte,<br />

bei planmäßiger Nutzungsdauer und Bild 7 den<br />

Verlauf, wenn der Liner bereits nach 20 Jahren, z. B. wegen<br />

zu geringer Wanddicke, versagen würde (nach KVR-Leitlinien<br />

[7] bei einem Realzins von 3 %).<br />

Dem Auftraggeber entstehen zusätzliche Kosten, wenn der<br />

Schlauchliner seine vorgesehene Nutzungsdauer nicht erreicht.<br />

Deshalb sollte der Kanalnetzbetreiber seine Verträge mit dem<br />

Ingenierbüro und der ausführenden Firma so gestalten, dass<br />

er die zu erwartenen Zusatzkosten vor Ausbezahlung der<br />

Schlussrechnungen geltend machen kann<br />

Beispiel 3: Mehrkosten durch Falten<br />

Ein weiteres Beispiel soll die Mehrkosten aufzeigen, die sich<br />

im Betrieb infolge von Falten (Beispiel Bild 8) im Schlauchliner<br />

ergeben können: Ein Kanalnetzbetreiber reinigt turnusgemäß<br />

alle zwei Jahre das Kanalnetz. Infolge Faltenbildung in einem<br />

Schlauchliner wird es erforderlich, den betreffenden Abschnitt<br />

jährlich zu reinigen, um Verstopfungen vorzubeugen. Für den<br />

zusätzlichen Reinigungsaufwand würden jeweils Kosten von<br />

250,00 € anfallen. Auf die Nutzungsdauer von 50 Jahren<br />

hochgerechnet sind das 25 zusätzliche Reinigungen (im Jahr 1,<br />

3, 5 usw.). Dabei entstehen kapitalisierte Kosten von ca. 3.264<br />

€ (Realzins 3 %, entsprechend KVR-Leitlinien [7]).<br />

Beispiel 4: Wertmindernde Reparaturstelle<br />

Im nächsten Beispiel sei in einem neu eingebauten Schlauchliner<br />

eine Reparaturstelle, z. B. infolge eines nicht mehr in<br />

Betrieb befindlichen Zulaufs, der nicht hätte geöffnet werden<br />

sollen (Bild 9), bei der Abnahme festgestellt worden. Diese<br />

Reparaturstelle hat eine niedrigere Nutzungsdauer als der<br />

Schlauchliner. Es wird angenommen, dass die Reparaturstelle<br />

eine Nutzungsdauer von 15 Jahren hat. Somit muss diese Stelle<br />

nach 15, 30 und 45 Jahren nachsaniert werden. Die Kosten<br />

für eine Nachsanierung würden jeweils 500,00 € betragen.<br />

Kosten = 500,00 € x (DFAKE (3,15) + DFAKE (3,30) + DFAKE<br />

(3,45)) = 500,00 € x (0,64186 + 0,41199 + 0,26444) = 659,15 €<br />

Das heißt, der Kanalnetzbetreiber müsste zum Zeitpunkt der<br />

Abnahme 659,15 € zu real 3 % anlegen, um die Folgekosten<br />

infolge der Nachsanierungen während der Nutzungsdauer<br />

des Schlauchliners bezahlen zu können. Zum Zeitpunkt der<br />

Schlauchlinereinbau<br />

Erneuerung<br />

Bild 7: Verlauf Projektkostenverlauf bei frühzeitigem<br />

Versagen des Liners<br />

11.04.2013 Dipl.-Ing. Roland Wacker 2<br />

Bild 8: Querfalte im Schlauchliner<br />

Bild 9: Reparaturstelle im Liner<br />

Nachsanierungen sind sowohl ausführende Firma als auch<br />

Ingenieurbüro aus der Gewährleistung, so dass Ansprüche<br />

dann nicht mehr geltend gemacht werden können. Das heißt,<br />

dieser Betrag müsste als Wertminderung von der Schlussrechnung<br />

in Abzug gebracht werden.<br />

Schlussfolgerungen aus den Beispielen<br />

Es ist deshalb wichtig, in den Vertragsbedingungen ein klares,<br />

eindeutiges Anforderungsprofil vertraglich festzuschreiben,<br />

also z.B., Grenzen für Falten zu definieren (wie das in der<br />

10 | 2013 51


FACHBERICHT ABWASSERENTSORGUNG / SANIERUNG<br />

ZTV DWA-M 144-3 [6] der Fall ist). Genauso wichtig ist es aber<br />

auch, die Folgen und Konsequenzen bei Überschreitung der<br />

zulässigen Grenzen in den Vertragsbedingungen vorzugeben.<br />

Auch bei reparierten Fehlstellen im Schlauchliner sollten die<br />

Folgen und Konsequenzen vertraglich klar geregelt werden, also<br />

z.B., indem eine Wertminderung (als Kostenersatz für zukünftig<br />

zu erwartende Nachsanierungen) festgeschrieben wird. Ohne<br />

eine vorherige vertragliche Festlegung wird es schwer sein,<br />

diese Ansprüche im Rahmen der Abnahme ganz oder teilweise<br />

geltend zu machen. Nach Ablauf der Frist für Mängelansprüche<br />

können sie ohnehin nicht mehr geltend gemacht werden.<br />

Auch bei den zu erreichenden Materialkennwerten und Wanddicken<br />

müssen die zulässigen Toleranzen und die Konsequenzen<br />

festgeschrieben werden. Hier macht es oft keinen Sinn, eine<br />

Wertminderung bei Unterschreitung zu vereinbaren, da bei<br />

zu starker Unterschreitung der Materialkennwerte von einer<br />

unvollständigen Aushärtung ausgegangen werden kann und<br />

bei Unterschreitung der Wanddicke die Standsicherheit nicht<br />

mehr gewährleistet ist. In beiden Fällen würde der Liner beim<br />

Bemessungslastfall versagen. Deshalb kommt hier in der Regel<br />

nur ein neuer Schlauchliner in Betracht. Nach VOB kommt<br />

eine Wertminderung nur dann in Betracht, wenn eine erneute<br />

Sanierung unverhältnismäßig wäre. Bei nicht mehr gegebener<br />

Gebrauchstauglichkeit, wozu die Standsicherheit gehört, stellt<br />

sich die Frage der Unverhältnismäßigkeit nicht.<br />

Der Vollständigkeit halber sei darauf hingewiesen, dass für<br />

reparierte Mängel bei einem Kanalneubau dasselbe gilt. Bei<br />

einer Reparaturstelle, sowohl in offener als auch in geschlossener<br />

Bauweise, werden früher oder später zusätzliche Arbeiten<br />

erforderlich werden, die zusätzliche Kosten erzeugen.<br />

Überwachung der Planung<br />

Genauso wie es die Pflicht des Planungsbüros ist, die ausführende<br />

Firma zu überwachen, ist es die Pflicht des Auftraggebers,<br />

das Planungsbüro zu überwachen. Ist er dazu fachlich<br />

oder personell nicht in der Lage, sollte er sich hierzu eines<br />

unabhängigen Fachmannes bedienen, der diese Aufgabe für<br />

ihn übernimmt.<br />

Insbesondere die TV-Abnahmebefahrung und die TV-Befahrung<br />

vor Ablauf der Frist für Mängelansprüche sollte sich der<br />

Kanalnetzbetreiber sehr intensiv anschauen, da später weder<br />

gegenüber der ausführenden Firma, noch gegenüber dem<br />

Ingenieurbüro Haftungsansprüche geltend gemacht werden<br />

können.<br />

In diesem Zusammenhang wird auf die weit verbreitete Ansicht,<br />

für „versteckte Mängel“ gelte eine Frist für Mängelbehebung<br />

von 30 Jahren, hingewiesen. Diese Meinung ist falsch, genauso<br />

wie die Ansicht, zum Ende der Frist für Mängelbehebung<br />

könnten alle Mängel geltend gemacht werden. Mängel, die bei<br />

der Abnahme schon vorhanden waren, aber nicht bemängelt<br />

wurden, können später nicht mehr geltend gemacht werden.<br />

Deshalb muss die TV-Befahrung zum Ende der Frist für Mängelbehebung<br />

immer mit der TV-Abnahmebefahrung verglichen<br />

werden, um zu beurteilen, ob die festgestellten Mängel neu<br />

hinzugekommen sind, ob sie übersehen worden sind oder ob<br />

vielleicht auch in der Zwischenzeit die Ansprüche, z. B. durch<br />

einen personellen Wechsel, gestiegen sind.<br />

ZUSAMMENFASSUNG<br />

Ein Kanalnetzbetreiber sollte Planungen und Ausschreibungen<br />

von Sanierungsleistungen nur von speziell dafür ausgebildeten<br />

Fachleuten durchführen lassen, diese aber auch selbst überwachen.<br />

Der verantwortliche Planer sollte zertifizierter Kanalsanierungs-Berater<br />

sein und darüber hinaus über mehrjährige<br />

Erfahrung verfügen.<br />

Schäden an sanierten Kanälen mit entsprechenden Folgekosten<br />

treten oft erst zu einem Zeitpunkt auf, wenn die Frist für<br />

Mängelansprüche bereits abgelaufen ist. Deshalb sollten bei der<br />

Ausschreibung klare Anforderungen an die Sanierungsleistung<br />

definiert werden und entsprechende zulässige Toleranzen mit<br />

den daraus resultierenden Folgen und Konsequenzen, ggf.<br />

auch Wertminderungen bei Über- oder Unterschreitung der<br />

zugelassenen Toleranzen vertraglich festgeschrieben werden.<br />

Literatur<br />

[1] DIN EN 752 „Entwässerungssysteme außerhalb von Gebäuden;<br />

Deutsche Fassung EN 752:2008“ (2008-04)<br />

[2] DIN EN 15885 „Klassifizierung und Eigenschaften von Techniken für<br />

die Renovierung und Reparatur von Abwasserkanälen und -leitungen;<br />

Deutsche Fassung EN 15885:2010“ (2011-03)<br />

[3] VSB-Empfehlung 0.1: Ingenieurleistungen bei der<br />

Kanalsanierungsplanung, Verband zertifizierter Sanierungs-Berater<br />

für Entwässerungssysteme e.V., Hannover, August 2009<br />

[4] Verordnung über die Vergabe öffentlicher Aufträge<br />

(Vergabeverordnung - VgV), zuletzt geändert durch Art. 1 V v.<br />

12.07.2012 | 1508<br />

[5] Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB), Teile A,<br />

B, C, Ausgabe 2012, Deutscher Vergabe- und Vertragsausschuss<br />

für Bauleistungen herausgegeben vom DIN Deutsches Institut für<br />

Normung e.V., Berlin: Vertrieb Beuth Verlag GmbH<br />

[6] DWA-M 144-3 „Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen<br />

(ZTV) für die Sanierung von Entwässerungssystemen außerhalb von<br />

Gebäuden, Teil 3: Renovierung mit Schlauchliningverfahren (vor Ort<br />

härtendes Schlauchlining) für Abwasserkanäle“(2012-11)<br />

[7] Leitlinien zur Durchführung dynamischer Kostenvergleichsrechnungen<br />

(KVR-Leitlinien), DWA Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft,<br />

Abwasser und Abfall e.V. Hennef, Juli 2012<br />

[8] ATV-M 127-2 „Statische Berechnung zur Sanierung von<br />

Abwasserkanälen und -leitungen mit Lining- und Montageverfahren“<br />

(2000-01, 2. korrigierte Auflage 2010-07)<br />

Dipl.-Ing. ROLAND WACKER<br />

Ingenieurbüro Wacker, Auenwald<br />

Tel. +49 7191-367723-0<br />

E-Mail: info@wacker-ib.de<br />

AUTOR<br />

von der IHK Region Stuttgart ö.b.u.v. Sachverständiger für „Instandhaltung<br />

und Sanierung von Entwässerungsnetzen“, Zertifizierter Kanalsanierungs-Berater,<br />

Sachkundiger für Dichtheitsprüfung gem. § 61a LWG NRW<br />

52 10 | 2013


ABWASSERENTSORGUNG / SANIERUNG PROJEKT KURZ BELEUCHTET<br />

Abwasser-Pumpenschacht mit Epoxidharz-Beschichtung<br />

dauerhaft saniert<br />

Die Kanal-Schmitt GmbH, Kahl am Main, hat sich im Südwestdeutschland einen Namen als kompetenter Schacht- und<br />

Bauwerksanierer gemacht. Dabei setzt das Unternehmen, wie Schmitt-Niederlassungsleiter Dipl.-Ing. Hans-Jürgen Schneider<br />

betont, konsequent auf Problemlösungen, deren Wirtschaftlichkeit auf ihrer technischen Nachhaltigkeit beruht. Diese<br />

Betrachtungsweise hat ihn dazu bewogen, die jüngste Dienstleistung des Hauses nach einem erfolgreichen Selbstversuch<br />

an den Abwasseranlagen des eigenen Werksgeländes ins offizielle Angebots-Portfolio zu übernehmen: resiShield ist ein<br />

zwei-komponentiges Epoxidharz-Beschichtungssystem, das von der resinnovation GmbH, Rülzheim, eigens für Einsätze<br />

in feuchtem bzw. nassen Milieu entwickelt wurde.<br />

Bild: 102m 2 Betonoberfläche dauerhaft saniert<br />

In feuchtem bzw. nassem Milieu spielt das<br />

zwei-komponentige Epoxidharz-Beschichtungssystem<br />

resiShield seine extrem gute<br />

Klebewirkung als Pluspunkt aus. 3 mm stark<br />

aufgetragen, bringt es Betonkorrosion auch<br />

in chemisch hochbelasteten Schächten und<br />

Bauwerken zum Stillstand.<br />

Dabei ist das markant grüne Material, je nach<br />

(der durch Wahl des Härters einstellbaren)<br />

Viskosität in Sprühtechnik ebenso applizierbar<br />

wie als Anstrich. Es kann gegebenenfalls<br />

aber auch als Spachtel eingesetzt werden,<br />

wenn im Vorfeld der flächigen Beschichtung<br />

z. B. Fehlstellen aufprofiliert werden<br />

müssen. Die Wahl der jeweiligen Anwendungstechnik<br />

hängt daher maßgeblich von<br />

den Rahmenbedingungen in der Örtlichkeit<br />

ab. In den Schächten und Abscheidern auf<br />

dem Kanal-Schmitt-Betriebsgelände in Kahl<br />

setzte man auf den Anstrich: In der gegebenen<br />

Standardschacht-Geometrie lässt sich die manuelle<br />

Spritztechnik nur beschränkt einsetzen.<br />

Ganz anders dagegen in einem unterirdischen Bauwerk an<br />

der Peripherie von Kahl am Main. Hier wurde Kanal-Schmitt<br />

mit der Sanierung eines Abwasser-Pumpenschachtes aus<br />

Ortbeton beauftragt, in dem sich nach fast 50-jährigem<br />

Betrieb erste Korrosionserscheinungen bemerkbar machten.<br />

Das fast 6 m tiefe Bauwerk bot mit einer Grundfläche von<br />

rund 16 m 2 trotz der verbliebenen Leitungen und Armaturen<br />

genügend Bewegungsspielraum für einen resiShield-Einsatz<br />

in Sprühtechnik.<br />

Hier zahlte sich aus, dass Sprühen die „schnellere“ Technologie<br />

ist. Das zeitaufwändigste Gewerk des gesamten<br />

Projektes war daher – abgesehen vom Einbau des mehrstöckigen<br />

Baugerüstes in den Schacht – die Grundreinigung<br />

der Bauwerkswände. Dies erfolgte erst durch eine Nassreinigung<br />

mit anschließendem Sandstrahlen. 102 m 2 Wand- und<br />

Deckenflächen wurden innerhalb von knapp vier Stunden<br />

mit resiShield beschichtet. Der Fußboden des Bauwerks folgte<br />

bald darauf nach Rückbau des Gerüstes. Hierbei wurde<br />

in Anstrich-Technik gearbeitet, was zwar einen erkennbaren<br />

optischen Unterschied zur Wandbeschichtung ergibt,<br />

jedoch keinen qualitativen. Die resiShield-Beschichtung war<br />

– unabhängig von der Art der Applikation – innerhalb von<br />

rund sechs Stunden ausgehärtet und belastbar. Der Kunde<br />

verfügt nun über ca. 102 m 2 dauerhaft instandgesetzte<br />

Oberfläche in seinem Pumpwerk.<br />

Der Begriff „belastbar“ beschreibt in diesem Falle übrigens<br />

eine Klasse für sich: Wie ein aktuelles Prüfgutachen des<br />

Siebert und Knipschild-Instituts für Kunststofftechnik (Oststeinbek)<br />

zeigt, ist resiShield gemäß den Prüfvorgaben von<br />

DIN 1999-101 dauerresistent gegen Biodiesel und damit den<br />

härtesten Anforderungen gewachsen, die sich in Leichtflüssigkeit-Abscheidern<br />

in puncto Korrosion stellen. Bedenkt<br />

man nun, dass derart extremes Milieu im Pumpwerk von<br />

Kahl gar nicht herrscht, so weiß man: Dieses Bauwerk wird<br />

definitiv keine Korro​sionsprobleme mehr haben, dafür aber<br />

eine sehr lange Nutzungsdauer.<br />

<br />

KONTAKT: Kanal-Schmitt GmbH, Kahl am Rhein,<br />

Hans-Jürgen Schneider,<br />

E-Mail: info@entsorgung-schmitt.de<br />

10 | 2013 53


PROJEKT KURZ BELEUCHTET ABWASSERENTSORGUNG / SANIERUNG<br />

Cottbus saniert Mischwassersammler<br />

mit GFK-Sonderprofilen<br />

Die Sanierungsbedürftigkeit von Altkanälen stellt für jede Gemeinde und die zuständigen Abwasserbetriebe eine<br />

große Herausforderung dar. Viele der Kanäle wurden noch gemauert oder bestehen oft aus Steinzeug, Beton und<br />

Stahlbeton. Doch auch der beste Kanal zeigt im Laufe seiner Nutzung Material-Ermüdungen und beginnt durchlässig<br />

zu werden. Hohe Instandhaltungskosten sind die Folge. Außerdem stellen Undichtigkeiten von Abwasserkanälen<br />

eine Gefahr für die Umwelt dar, denn austretende Stoffe können Erdreich und Grundwasser verunreinigen. Wenn<br />

nicht rechtzeitig saniert wird, steigen zusätzlich die Betriebskosten der Kläranlagen durch die zusätzliche Belastung<br />

von eindringendem Fremdwasser in die Kanalisation und Bodenausspülungen und -senkungen gefährden Gebäude.<br />

Im brandenburgischen Cottbus sorgt die Lausitzer Wasser<br />

GmbH & Co. KG (LWG) für die sichere Entsorgung<br />

des Abwassers von 130.000 Anwohnern. Das Kanalnetz<br />

umfasst ca. 900 km Leitungen, die das Abwasser zu<br />

acht Kläranlagen transportieren. Eine der wichtigsten<br />

Aufgaben der LWG ist die Instandhaltung dieses Netzwerkes.<br />

Im Jahr 2013 musste man aufgrund von erheblichen<br />

bautechnischen Schäden durch Risse und Korrosion<br />

die Sanierung eines Beton-Mischwasserkanals aus dem<br />

19. Jahrhundert in der Bautzener Straße vornehmen. Dieser<br />

dient als Hauptentwässerungskanal für den südlichen<br />

Teil von Cottbus und führt durch ein dicht besiedeltes<br />

und belebtes Gebiet. Die Planung des Projekts mit einem<br />

Budget von ca. 1,2 Mio. EUR übernahm das Ing.-Büro Lug<br />

GmbH aus Cottbus. Mit der Sanierung wurde die Firma<br />

Aarsleff Rohrsanierung GmbH, Niederlassung Dresden<br />

(ehemals Insituform) beauftragt.<br />

Nachdem die Sanierung mit bewehrtem Beton wegen der<br />

schlechten Substanz des Altkanals verworfen wurde, fiel<br />

die Wahl auf GFK-Rohre (glasfaserverstärkter Kunststoff)<br />

von HOBAS, die man bereits seit den 1990er Jahren mit<br />

sehr guten Erfahrungen in Cottbus einsetzt. Die LWG<br />

legte bei der Entscheidung besonderen Wert auf die<br />

Langlebigkeit von GFK u. a. wegen der hohen Korrosionsbeständigkeit.<br />

Auch die guten hydraulischen Eigenschaften<br />

von GFK spielten bei der Auswahl eine große<br />

Rolle, weil die Rohrleitung dadurch sehr wartungsarm ist<br />

und somit Kosten spart.<br />

Passgenaue Eiprofile<br />

Ein Ausbau des alten Kanals wäre wegen der mit starken<br />

Verkehrsbeeinträchtigungen verbundenen aufwändigeren<br />

Umsetzung sowie den daraus resultierenden höheren<br />

Kosten nicht infrage gekommen. Im Zuge der Beratungen<br />

Bild 1: Blick in den alten Betonkanal mit bereits durch die Fa. Aarsleff<br />

saniertem Abschnitt<br />

Bild 2: Lagerplatz der GFK-Profile von HOBAS<br />

54 10 | 2013


ABWASSERENTSORGUNG / SANIERUNG PROJEKT KURZ BELEUCHTET<br />

zur bestmöglichen Umsetzung der Sanierung unterstützte<br />

HOBAS das Projekt durch technische Betreuung. So entwarf<br />

man nach der Kalibrierung des Altkanals speziell für<br />

diese Baumaßnahme passgenaue Eiprofile, die dann später<br />

mittels Einzelrohrlining in den bestehenden Altkanal<br />

eingeschoben wurden. Bevor die Profile, die gemäß den<br />

Qualitätskriterien der süddeutschen Kommunen gefertigt<br />

wurden, zur Auslieferung kamen, wurden sie im HOBAS<br />

Werk geprüft und durch den Auftraggeber und das ausführende<br />

Unternehmen abgenommen.<br />

Die Baubedingungen vor Ort waren vergleichsweise<br />

schwierig, da es sich um eine schmale, viel befahrene<br />

Straße handelt. Trotz beengter Verhältnisse musste die<br />

Straße während der gesamten Arbeiten nur einseitig<br />

gesperrt werden. Bei einer Neuverlegung im offenen Graben<br />

wäre eine Vollsperrung notwendig gewesen. Durch<br />

die eingeschränkten Lagermöglichkeiten vor Ort war man<br />

auf die gut koordinierte Just-in-Time-Anlieferung durch<br />

HOBAS angewiesen. Dadurch benötigte man weniger<br />

Lagerplatz und konnte die Beeinträchtigung von Verkehr,<br />

Umwelt und Anrainern verringern.<br />

Nach der Kalibrierung des Kanals wurden Rohrverlegepläne<br />

mit der genauen Reihenfolge der Installation der<br />

GFK-Profile erstellt. Diese unterstützten die Arbeiten vor<br />

Ort maßgeblich. Damit die neuen Profile im alten Kanal<br />

zunächst in die eine und dann in die andere Richtung<br />

eingezogen werden konnten, wurden zwei verhältnismäßig<br />

kleine Baugruben mit einer Größe von 2 x 3,50 m<br />

errichtet. Diese nutzte man als Zugang, um die neuen<br />

Profile Baggers herabzulassen und mit Hilfe eines Fahrwagens<br />

in den Kanal einzuschieben. Das relativ geringe<br />

Gewicht der GFK-Produkte erlaubte eine schnelle und<br />

leichte Verlegung. Insgesamt wurden 140 m des Altkanals<br />

mit GFK-Profilen der Maße 930 mm auf 1.510 mm und<br />

660 m mit den Maßen 800 mm auf 1.330 mm saniert.<br />

Trotz des strengen Winters stellten die schwierigen Witterungsbedingungen<br />

für die Experten von Aarsleff keine<br />

große Hürde für die Sanierung dar. HOBAS GFK-Profile<br />

können auch bei niedrigen Temperaturen problemlos<br />

verlegt werden. Anfallende Laminierarbeiten und die<br />

abschließende Ringraumverfüllung verliefen ebenfalls<br />

optimal. Im Zuge der Arbeiten wurden zudem in acht<br />

Schächten neue GFK-Bauwerke eingepasst, ohne dabei<br />

die alten Schächte entfernen zu müssen. Aufgrund der<br />

Bild 3: Nach der Fertigstellung zum Neuzustand sanierter<br />

Mischwassersammler<br />

leichten Bearbeitbarkeit der GFK-Produkte und durch die<br />

langjährige Erfahrung von Aarsleff bei der Realisierung<br />

solcher Projekte konnten notwendige Anpassungsmaßnahmen<br />

vor Ort schnell und professionell durchgeführt<br />

werden.<br />

Nach der Sanierung wird die statische Belastung des<br />

Altkanals nun komplett von den neu eingebauten GFK-<br />

Bauteilen übernommen: eine Sanierung zum Neuzustand.<br />

Im Ergebnis ist der Kanal jetzt dauerhaft dicht, korrosionsbeständig,<br />

wartungsarm und langlebig. Die Abwässer<br />

der neu sanierten Leitung fließen am Ende der Bautzener<br />

Straße in den bereits 2008 mit HOBAS GFK-Rohren<br />

sanierten Kanal in der Straße der Jugend. Durch die enge<br />

Zusammenarbeit aller Beteiligten konnten die Bauarbeiten<br />

termingerecht und im vorgegebenen Kostenrahmen im<br />

April 2013 abgeschlossen werden.<br />

KONTAKT: HOBAS Rohre GmbH, Trollenhagen, Wilfried Sieweke,<br />

Tel. +49 395 4528-0, E-Mail: wilfried.sieweke@hobas.com,<br />

www.hobas.de<br />

Kunst<br />

Wir sind das Harz<br />

10 | 2013 55


FACHBERICHT ABWASSERENTSORGUNG / ABWÄRMENUTZUNG<br />

50 % weniger Primärenergie mit<br />

Kanalwärmenutzung in Bad Cannstadt<br />

Seit 2010 bezieht die Siedlung „Seelberg-Wohnen“ in Stuttgart-Bad Cannstadt Wärme aus Abwasser. Kanalwärme ist<br />

Abwärme. Diese mit Priorität zu nutzen, scheint plausibel, denn sie ist wie Solar- und Erdwärme ohnehin vorhanden<br />

– muss nicht erzeugt, sondern nur nutzbar gemacht werden. Entscheidend für die bestmögliche Wärmeversorgung<br />

ist die Auswahl der Systemkomponenten. Die Heiztechnik im vorgestellten Projekt führt zu ca. 50 % Einsparung<br />

bei Primärenergie bzw. CO 2<br />

-Emissionen. Zusätzlich konnten die Betriebskosten nach zwei Jahren Monitoring durch<br />

Korrektur der Steuerung noch um 15 % gesenkt werden.<br />

Auf dem Gelände der ehemaligen Textilmaschinenfabrik<br />

Terrot in Stuttgart-Bad Cannstatt entstand durch Sanierung<br />

und Neubau das Quartier „Seelberg-Wohnen“ mit<br />

17.500 m 2 Nutz- und Wohnfläche. Das Projekt, seit 2010<br />

mit Wärmeübertragern im Kanal und elektrisch betriebener<br />

Wärmepumpe ausgestattet, wurde analysiert und<br />

optimiert. Die Ergebnisse sind in einer von der Deutschen<br />

Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderten Studie dokumentiert.<br />

Bei diesem Projekt gewonnene Erkenntnisse<br />

sind übertragbar. Außergewöhnlich am Energiekonzept<br />

ist, dass der Strom für die Wärmepumpe vom Blockheizkraftwerk<br />

(BHKW) stammt und dass das Nahwärmenetz<br />

mit Heizzentrale in der Hand eines Kontraktors ist.<br />

Bild 1: Kanalwärmetauscher Therm-Liner Typ B Fabrikat Uhrig<br />

werden als 1 m lange Elemente zur Montage durch einen Schacht in<br />

den Kanal gegeben<br />

Foto: EGS-plan<br />

PROJEKTBESCHREIBUNG<br />

Sechs Mehrfamilienhäuser mit 111 Eigentumswohnungen<br />

und 10.500 m 2 Gesamtwohnfläche sind in entstanden,<br />

zusätzlich ein großer Geschossbau mit weiteren 27 Wohnungen<br />

und 4.300 m 2 Wohn-/Nutzfläche als Kombination<br />

von Pflegeheim und Betreutem Wohnen. Ein bestehendes<br />

Gebäude wurde zusätzlich saniert und erhielt<br />

einen Anbau. Dieser Komplex mit 2.910 m 2 Nutzfläche<br />

beherbergt eine Kindertagesstätte sowie 25 Wohnungen,<br />

u. a. für Senioren und Menschen mit Behinderung. Alle<br />

Gebäude wurden mit Wärmeschutz der Qualitätsstufe<br />

KfW60 ausgestattet.<br />

Die Architekten Ackermann & Raff haben den vom Bauträger<br />

Siedlungswerk Stuttgart ausgelobten Realisierungswettbewerb<br />

gewonnen, die Ingenieure von EGS-plan<br />

sind für das Energiekonzept „Heizung und Warmwasser“<br />

verantwortlich. ImmoTherm ist Kontraktor und trägt<br />

daher Investitionen und Betriebskosten der Heiztechnik<br />

und des Nahwärmenetzes. Die Kosten für die Wärme<br />

werden den Trägern der Einrichtungen bzw. den Eigentümergemeinschaften<br />

direkt in Rechnung gestellt. „Ziel<br />

war“, so Ulf Kühn, Geschäftsführer von ImmoTherm,<br />

„den Primärenergiebedarf und die CO 2<br />

-Emissionen für<br />

die Wärmeversorgung soweit zu senken, wie dies im<br />

Rahmen der kalkulierten Betriebskosten möglich und für<br />

Gebäude im KfW60-Standard nötig ist.“ Gesellschafter<br />

bei ImmoTherm sind die Stadtwerke Tübingen, das Stadtwerk<br />

am See in Friedrichshafen und das Siedlungswerk<br />

gemeinnützige Gesellschaft für Wohnungs- und Städtebau<br />

in Stuttgart.<br />

HEIZTECHNIK UND EMISSIONEN<br />

In einer Konzeptstudie hatten vor Beginn der Baumaßnahme<br />

die Fachingenieure vier Varianten in Verbindung<br />

mit einer zentralen Nahwärmeversorgung untersucht.<br />

Referenzversion waren dezentrale (je Gebäude ein) Gas-<br />

Brennwertkessel, denn mit ihnen wäre der gesetzlich<br />

geforderte ENEV-Standard erreicht worden. Im Einvernehmen<br />

mit dem Kontraktor wurde beschlossen, die zentrale<br />

Variante, bestehend aus elektrischer Wärmepumpe und<br />

Abwasserwärmetauscher sowie Gas-Blockheizkraftwerk<br />

(BHKW) und Gas-Niedertemperatur-Spitzenlastkessel,<br />

zu realisieren. Diese Version verbindet die Vorteile einer<br />

Wärmeerzeugung mit geringen Emissionen vor Ort und<br />

einer enormen Verringerung gemäß Berechnung von<br />

ca. 41 % bei Primärenergie bzw. CO 2<br />

-Emissionen. Noch<br />

größere Einsparungen an Primärenergie wären nur durch<br />

56 10 | 2013


ABWASSERENTSORGUNG / ABWÄRMENUTZUNG FACHBERICHT<br />

Foto: Uhrig<br />

Foto: Uhrig<br />

Bild 2 und Bild 3: Montage der Wärmetauscherstrecke von 76 m Länge im Kanal während der Nacht, mit engem Zeitfenster<br />

wegen begrenzter Rückstaumöglichkeit des Abwassers<br />

die Einbindung von Biomassenutzung (z. B. Holzpelletfeuerung)<br />

zu erreichen – laut DBU-Studie allerdings mit<br />

zusätzlichen Emissionen (z. B. Staub) vor Ort. Wegen der<br />

damit verbundenen Umweltbelastung für die Innenstadt<br />

wurde diese Variante nicht weiter verfolgt.<br />

Nach der Idee von EGS-plan werden etwa 90 % der<br />

Wärme durch die Kombination Wärmepumpe/BHKW<br />

erzeugt, wobei 60 % von der Wärmepumpe und 30 %<br />

vom BHKW eingespeist werden. Die restlichen 10 %<br />

liefert der Gaskessel. Der Anteil der Wärme aus dem<br />

Abwasser mit ca. 690 MWh/a an der Gesamtwärmelieferung<br />

liegt bei über 45 %. Knapp 15 % stammen<br />

aus der elektrischen Leistung des BHKW, mit der die<br />

Wärmepumpe betrieben wird.<br />

WÄRMEQUELLE ABWASSER<br />

Die Umsetzung des Projektes begann 2009 mit den ersten<br />

Hochbauten und war inklusive Anschluss der Gebäude<br />

im zweiten Bauabschnitt an das Nahwärmenetz zum<br />

Jahresende 2012 abgeschlossen. Die Inbetriebnahme<br />

der Anlage mit Wärmeversorgung im Automatikbetrieb<br />

für den ersten Bauabschnitt war bereits im April<br />

2011. Der Abwasser-Wärmetauscher (Bild 1) wurde<br />

in einem großen Abwasserkanal montiert, der in der<br />

Erschließungsstraße zum Baugebiet liegt. Für das Projekt<br />

„Seelberg-Wohnen“ sollte erstmals ein speziell für<br />

große Wassermengen entwickelter Wärmetauschertyp<br />

eingesetzt werden.<br />

Messungen der Abwassermengen im Juni und Juli 2008<br />

haben gezeigt, dass die Montage schwierig würde, da<br />

eine längere Trockenlegung des Kanalabschnittes in der<br />

Daimlerstraße mit einer Wasserhaltung nicht möglich<br />

war. Festgestellt wurde ein Durchfluss von maximal<br />

3.000 l/s am Tag bei intensivem Regenereignis und von<br />

maximal 500 l/s in der Nacht bei Trockenwetterabfluss.<br />

Also musste ein spezielles Konzept für den Einbau über<br />

Nacht gefunden werden, um im Kanal überhaupt arbeiten<br />

zu können (Bild 2 und Bild 3).<br />

MONTAGE IM ABWASSERKANAL<br />

Laut Robert Hertler von der Stadtentwässerung Stuttgart<br />

konnte nachts während ca. vier Stunden der Zufluss<br />

zum Kanalabschnitt in der Daimlerstraße ausnahmsweise<br />

abgestellt werden, wenn bei Trockenwetter zwei oberhalb<br />

liegende Regenbecken als Speicherplätze genutzt<br />

würden. Die Erfahrungen aus der Trockenlegung des<br />

Kanalabschnittes für den Einbau der Messsonden haben<br />

dies bestätigt. Nach Auswertung der Ausschreibung für<br />

Lieferung und Montage der 76 m langen Strecke mit 1 m<br />

langen Elementen wurde die Firma Uhrig Kanaltechnik<br />

GmbH aus Geisingen a. d. Donau beauftragt (Bild 2).<br />

Ihr Konzept sah den Einbau eines Podestes im Kanalabschnitt<br />

vor, auf dem die Wärmetauscher-Elemente<br />

zunächst zusammengesetzt und später in zwei bis drei<br />

Etappen während der Nacht auf die Kanalsohle abgesenkt<br />

und dort befestigt werden sollten.<br />

Die Montage dauerte mehrere Nächte und war auf die<br />

Zeit zwischen 0 und 5 Uhr beschränkt. „In einer minutiös<br />

vorbereiteten Aktion haben wir mit Hilfe der Stadtentwässerung<br />

das eng bemessene Zeitfenster genutzt,“ so<br />

Mark Biesalski von Uhrig Kanaltechnik GmbH, „und wie<br />

geplant unsere Wärmetauscherstrecke im Kanal jeweils<br />

rechtzeitig installiert, bevor der Überlauf der Regenbecken<br />

die Anlage überspülen konnte.“<br />

ENERGIEKONZEPT<br />

Die Wärmepumpe mit einer thermischen Leistung von ca.<br />

155 kWth stellt die Grundlast der Wärmeversorgung für<br />

Heizung und Warmwasser zur Verfügung. Wärmequelle<br />

ist der Abwasserkanal (Hauptsammler) in der Daimler-<br />

10 | 2013 57


FACHBERICHT ABWASSERENTSORGUNG / ABWÄRMENUTZUNG<br />

Bild 4: Fertig montierte Wärmetauscherstrecke Therm-Liner Typ B,<br />

Fabrikat Uhrig, aus 76 meterlangen Elementen zusammengesetzt<br />

straße, ca. 100 m vom Baugebiet entfernt. Mit einem<br />

auf der Kanalsohle liegenden Wärmetauscher wird dem<br />

Abwasser Energie entzogen und der Wärmepumpe zugeführt<br />

(Bild 4). Die Abwassertemperaturen von etwa 16 °C<br />

(min. 8 °C, max. 22 °C) im Jahresmittel führen zu relativ<br />

hohen Wärmequellentemperaturen. Damit sind mit der<br />

Wärmepumpe bei geeigneter Heizungsvorlauftemperatur<br />

Arbeitszahlen (Verhältnis erzeugte Wärme zu eingesetztem<br />

Antriebsstrom) von über 4,0 erreichbar.<br />

Das mit Gas betriebene BHKW erzeugt den Antriebsstrom<br />

für die Wärmepumpe, wodurch ein wesentlicher Teil der<br />

Primärenergie bzw. CO 2<br />

-Emissionen eingespart wirden<br />

Es hat eine thermische Leistung von 100 kWth und eine<br />

elektrische Leistung von 50 kWel. Zur hydraulischen Entkopplung<br />

von Wärmeverteilung und Erzeugung speisen<br />

BHKW und Wärmepumpe jeweils in einen eigenen Pufferspeicher<br />

mit 5.000 l ein. Die beiden Speicher sind in<br />

Serie geschaltet. Die Abwärme aus dem BHKW wird dazu<br />

genutzt, den Vorlauf der Kombination Wärmepumpe/<br />

BHKW durch Mischung der Vorläufe aus den beiden<br />

Pufferspeichern auf die erforderliche Systemtemperatur<br />

von ca. 70 °C für die Einspeisung in die Wärmeversorgung<br />

anzuheben. In Spitzenlastzeiten oder bei Ausfall von<br />

Wärmepumpe oder BHKW speist der mit Gas betriebene<br />

Niedertemperatur-Spitzenlastkessel mit der Leistung von<br />

575 kW in die Wärmeversorgung ein.<br />

Je kühler der Rücklauf zur Wärmepumpe, desto effektiver<br />

ist deren Betrieb. Deshalb sorgen spezielle Wärmeübergabestationen<br />

in der Heizung für eine zusätzliche<br />

Auskühlung des Rücklaufes aus der Erwärmung der<br />

Warmwasserzirkulation. Aufgabenstellung der eingangs<br />

erwähnten Studie, die von der DBU gefördert wurde, war<br />

im Wesentlichen: Die Vernetzung der Stationsregler mit<br />

der zentralen Regelungstechnik Direct Digital Control<br />

(DDC) und das Monitoring der Gesamtanlage über zwei<br />

Jahre mit dem Ziel, den Anlagenbetrieb zu optimieren.<br />

Foto: EGS-plan<br />

ERGEBNIS DER DBU-STUDIE<br />

„Das Potential zur Absenkung der Rücklauftemperaturen<br />

kann nur bei entsprechend eingestellter Steuerung maximal<br />

ausgeschöpft werden,“ erklärt Michael Guigas, Verfasser<br />

der im Januar 2013 abgeschlossenen DBU-Studie,<br />

und stellt weiter fest, dass „die maximale Reduzierung<br />

der CO 2<br />

-Emissionen durch die Integration einer elektrischen<br />

Wärmepumpe in die Nahwärmeversorgung unter<br />

optimalen Betriebsbedingungen bei 15 bis 20 % liegt mit<br />

Kombination von elektrischer Wärmepumpe und Gas-<br />

Blockheizkraftwerk bei diesem Projekt allerdings deutlich<br />

mehr als 41 % Reduzierung erreichbar sind.“ Tatsächlich<br />

gemessen wurde im zweijährigen Monitoring sogar eine<br />

Reduzierung um 54 %, also 13 % über dem zu Beginn<br />

der Planung vereinbarten Ziel.<br />

Die Heizkennzahl der Kombination Wärmepumpe/BHKW<br />

lag im Jahr 2012 bei 1,85, d. h. mit 1 kWh Gas konnten<br />

1,85 kWh Wärme erzeugt werden. Im Sinne einer<br />

wirtschaftlichen Betriebsweise ist außerdem festgestellt<br />

worden, dass die eingestellte Betriebsweise „Parallelbetrieb<br />

von Wärmepumpe und BHKW in der Grundlast,<br />

Deckung der Mittellast mit dem BHKW und Spitzenlast<br />

mit dem Gaskessel“ grundsätzlich die günstigste Lösung<br />

ist. Nur war die Auslastung der einzelnen Komponenten<br />

nicht optimal. Um sie zu verbessern, musste in erster<br />

Linie das Zusammenspiel von Wärmepumpe und BHKW<br />

justiert werden. Es galt, die Wirtschaftlichkeit soweit wie<br />

möglich zu steigern, ohne die angestrebte CO 2<br />

-Reduktion<br />

von 41 % gegenüber der Referenz (Gas-Brennwertkessel<br />

in jedem Gebäude) zu unterschreiten. Der Anteil der Wärmepumpe<br />

bzw. deren Sollwert für die Vorlauftemperatur<br />

ist daraufhin um 3 K angehoben worden.<br />

WIRTSCHAFTLICHKEIT, ÜBERTRAGBARE<br />

ERKENNTNISSE<br />

Die Anlage wurde Ende Januar 2013 komplett abgerechnet.<br />

Die Investition für die Wärmeversorgung lag nur 3 %<br />

über der Kostenschätzung von 2008. Mehrkosten für den<br />

Abwasser-Wärmetauscher sind hauptsächlich durch den<br />

aufwändigen Einbau aufgrund der großen Abwassermenge<br />

im Kanal entstanden. Auch MSR-Technik, Elektroinstallation<br />

und Planung waren etwas teurer als kalkuliert.<br />

„Beim innovativen Anlagenteil BHKW plus Wärmepumpe<br />

und Einbindung sowie bei der Nahwärme (Netz + Stationen)<br />

gab es allerdings keine Mehrkosten“, stellt Guigas<br />

fest. Dr. Boris Mahler, Projektleiter bei EGS-plan, weist<br />

auf die Übertragbarkeit der Erkenntnisse hin und bestätigt:<br />

„Die zentrale Wärmeversorgung mit elektrischer<br />

Wärmepumpe, Abwasser-Wärmenutzung, Gas-Blockheizkraftwerk<br />

und Gas-Niedertemperatur-Spitzenlastkessel ist<br />

ein gutes Konzept für innerstädtische Wohnquartiere mit<br />

hohem Einsparpotential in Bezug auf CO 2<br />

-Emissionen und<br />

Primärenergieeinsatz. Sorgfältige und detaillierte Planung<br />

vorausgesetzt, ist die Umsetzung von ähnlichen Anlagen<br />

ohne größere Probleme möglich.“<br />

Die Leistungsfähigkeit von Abwasser-Wärmetauscher<br />

und Wärmepumpe wurde im Betrieb überprüft. Nach<br />

58 10 | 2013


ABWASSERENTSORGUNG / ABWÄRMENUTZUNG FACHBERICHT<br />

Foto: EGS-plan<br />

Foto: EGS-plan<br />

Bild 5: Vergleich der Einsparung von Primärenergie bzw. CO 2<br />

-Emissionen<br />

bei den vier untersuchten Varianten für die Wärmeversorgung<br />

Bild 6: Kombination Gas-BHKW und Elektro-Wärmepumpe,<br />

Berechnung der Heizkennzahl<br />

häufigen Störungen im ersten Betriebsjahr läuft die<br />

Wärmepumpe mittlerweile nahezu störungsfrei. Dank<br />

Nachbesserung durch den Hersteller erreicht sie die<br />

in der Leistungsbeschreibung geforderten Werte. Der<br />

Abwasser-Wärmetauscher funktioniert wie geplant. Er<br />

erreicht im Betrieb die Leistung laut Ausschreibung. Die<br />

Abwasser-Wärmenutzung und der Kanalbetrieb sind<br />

seit Einbau bzw. Inbetriebnahme ohne Störungen. Die<br />

optimierte Hydraulik der Wärmeverteilung im Nahwärmenetz<br />

hilft, während des Betriebs niedrige Systemtemperaturen,<br />

insbesondere niedrige Rücklauftemperaturen<br />

zu erreichen. Die Folge sind neben guten Arbeitszahlen<br />

der Wärmepumpe extrem niedrige Verluste in der Anlage<br />

und eine hohe CO 2<br />

-Reduzierung im Vergleich zu dezentralen<br />

Einzelheizungen. Optimierungsmaßnahmen an den<br />

Wärmeübergabestationen haben den Sommerbetrieb<br />

weiter verbessert.<br />

Die Kosten für Wärmeerzeugung sind um 15 % gesunken,<br />

nachdem der Anteil der Wärmepumpe von 46 % auf<br />

55 % erhöht und der thermische Anteil des BHKW von<br />

45 % auf 40 % gesenkt wurde. Damit sank auch der Beitrag<br />

des Gas-Spitzenlastkessels von 9 % auf 5 %. In Kauf<br />

genommen wurde dafür, dass die CO 2<br />

-Reduktion statt<br />

54 % nur noch 46 % beträgt und die Arbeitszahl von 4,0<br />

auf 3,8 sinkt. Der Anschluss des zweiten Bauabschnitts<br />

und die Anhebung der Sollwerte der Wärmepumpe im<br />

Herbst 2012 haben dazu geführt, dass sowohl Wärmepumpe<br />

als auch BHKW im November und Dezember 2012<br />

zu 100 % ausgelastet waren.<br />

ZUSAMMENFASSUNG<br />

Die Betriebsergebnisse aus den ersten beiden Betriebsjahren<br />

sind positiv. Die Vorgaben aus dem Energiekonzept<br />

werden eingehalten bzw. übertroffen. Der gemessene<br />

Deckungsanteil des innovativen Anlagenteils mit Wärmepumpe,<br />

Abwasser-Wärmetauscher und Gas-Blockheizkraftwerk<br />

liegt bei über 90 %. Die Nutzung der lokalen<br />

Ressource Abwasserwärme, der Einsatz von intelligenter<br />

Technik und eine innovative Wärmeverteilung mit niedrigen<br />

Temperaturen reduzieren die CO 2<br />

-Emisssionen um<br />

bis zu 54 % bzw. ca. 180 t pro Jahr bei diesem Projekt im<br />

Vergleich zu Einzelheizungen mit Gas-Brennwertkesseln.<br />

Zur wirtschaftlichen Optimierung des Betriebs wurde die<br />

Kombination Wärmepumpe und BHKW im Parallelbetrieb<br />

verbessert durch Verschieben der jeweiligen Anteile an<br />

der Wärmeerzeugung. Das Ergebnis ist eine dauerhafte<br />

jährliche Betriebskostensenkung von 15 %.<br />

LITERATUR<br />

[1] Guigas, M.: Wärmeversorgung mit Wärmepumpe und<br />

Abwasserkanal-Wärmetauscher. DBU-Abschlussbericht zum<br />

Bauvorhaben Terrot-Areal in Stuttgart-Bad Cannstadt. EGSplan<br />

Stuttgart, 2013.<br />

[2] DWA-Regelwerk: Merkblatt DWA-M 114. Energie aus<br />

Abwasser, Wärme und Lageenergie. (Hrsg.:) DWA, Deutsche<br />

Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V.<br />

Hennef, Juni 2009.<br />

[3] Energie aus Abwasser. gwf Praxiswissen, (Hrsg.:) Christine<br />

Ziegler, Band III. Oldenbourg Industrieverlag, München, 2011.<br />

[4] Lang, J. et al: Kompendium Abwasserwärmenutzung. Ständig<br />

aktualisiertes Nachschlagewerk und Arbeitsinstrument für<br />

Wasserwirtschaft, Behörden, Planer, Wohnungswirtschaft und<br />

Industrie. Trialog Verlag Berlin, 2012.<br />

[5] www.energie-aus-abwasser.de<br />

[6] www.netzbewirtschaftung.de<br />

[7] www.e-qua.de<br />

KLAUS W. KÖNIG<br />

Architekturbüro Klaus W. König,<br />

Überlingen<br />

www.klauswkoenig.de<br />

AUTOR<br />

10 | 2013 59


FACHBERICHT WASSERVERSORGUNG<br />

Löschwasserkosten sind nicht gleich<br />

Trinkwasserkosten<br />

Spätestens seit dem Gerichtsurteil vom 02.02.2010 des Bundesgerichtshofes ist klar, dass die Kosten, die durch die<br />

Löschwasservorhaltung über die Trinkwasserversorgung verursacht werden, nicht mehr in den Wasserpreis eingerechnet<br />

werden dürfen. Da nicht jeder Verbraucher in gleichem Umfang mit Löschwasser versorgt werden kann, stellt die Verrechnung<br />

der Löschwasserkosten in den Wasserpreis ein Verstoß gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz dar. Die Löschwasservorhaltung<br />

(Grundschutz) liegt im Verantwortungsbereich der Kommunen und Städte (Ausnahme stellt hier Rheinland-Pfalz dar). Alle<br />

Wasserversorgungsunternehmen (außer Regiebetrieb) stehen daher gesetzlich nicht in der Pflicht, die Löschwasserversorgung<br />

unentgeltlich bereitzustellen. Darum sind die Wasserversorgungsunternehmen berechtigt, den Mehraufwand, resultierend aus<br />

der Löschwasservorhaltung über die Trinkwasserversorgung, den Kommunen und Städten in Rechnung zu stellen. Aufgrund<br />

dessen wurde im Rahmen einer Masterthesis eine Systematik entwickelt, die es allen Wasserversorgungsunternehmen<br />

ermöglicht, selbständig ihre Kapital- und Betriebskosten, die aus der Löschwasservorhaltung über die Trinkwasserversorgung<br />

verursacht werden, zu berechnen. Diese Systematik wurde im ersten Schritt allgemein gültig aufgestellt, so dass sie von allen<br />

Wasserversorgungsunternehmen verwendet werden kann.<br />

Bild 1: Übersicht der Urteile auf Bundesebene<br />

1. EINLEITUNG<br />

Auf Bundesebene wurden seit 2010 zwei richtungsweisende<br />

Urteile bezüglich der Zuständigkeit und der Umlage von<br />

Löschwasserkosten ausgesprochen, vgl. Bild 1.<br />

Begründet wurde der Beschluss vom 02.02.2010 damit,<br />

dass Löschwasserkosten im Wasserpreis nicht gleichermaßen<br />

auf den Verbraucher zurechenbar sind. Hier gilt der<br />

Grundsatz zum Wohl der Allgemeinheit. Außerdem wird<br />

der Kartellbehörde auf Grundlage von § 103 Abs. 5 Satz 2<br />

Nr. 2 GWB 1990 das Recht eingeräumt, Wasserpreise zu<br />

überprüfen.<br />

Der Beschluss vom 14.07.2011 beinhaltet die Übernahme<br />

der Löschwasseraufgabe bei fehlender vertraglicher Regelung<br />

zwischen der Gemeinde und dem Wasserversorgungsunternehmen<br />

(WVU). Der Bundesgerichtshof weist die Aufgabenverantwortung<br />

der Gemeinde zu, da die Aufgabe<br />

der Trinkwasserversorgung nicht zugleich die Aufgabe der<br />

Löschwasserversorgung für das WVU bedeutet.<br />

Bis heute mangelt es an einer bundesweiten, einheitlichen<br />

Regelung der folgenden Punkte:<br />

»»<br />

Unter welchen Bedingungen sind die Kosten<br />

gebührenfähig?<br />

»»<br />

Unter welchen Umständen können die Kosten auf ein<br />

WVU übertragen werden?<br />

»»<br />

Wie sind die einzelnen Kosten zu berechnen?<br />

Am 15.05.2012 wurde die Entscheidung des Oberlandesgerichts<br />

Stuttgart (OLG) aufgehoben. Das OLG hatte beschlossen,<br />

dass die Preisprüfung der WVU durch das<br />

Kartellamt anhand eines Vergleichsmarktprinzips<br />

zu erfolgen hat und nicht anhand eines anderen<br />

Verfahrens (Kostenkontrolle). Diese Entscheidung<br />

nahm der Bundesgerichtshof zurück und legte fest,<br />

dass im Rahmen der Kontrolle von Wasserpreisen<br />

die Vergleichsmarktbetrachtung nicht die einzige<br />

Art sei, wie die Kartellbehörde ermitteln kann.<br />

Durch diese Rechtsprechung besitzt das Kartellamt<br />

die Möglichkeit Kostenkontrollen durchzuführen, in<br />

welchen auch die Löschwasserkosten beleuchtet<br />

und offen gelegt werden können.<br />

Im Rahmen der Kostenkontrolle hat das Unternehmen<br />

eine nachvollziehbare und prüffähige<br />

Kalkulation darzulegen und ist bei der näheren<br />

Darlegung der Kostenstruktur mitwirkungspflichtig.<br />

Hierbei sind alle Kosten, die zur Wasserversorgung<br />

zuzuordnen sind, einschließlich angemessener<br />

kalkulatorischer Zinsen (Ertrag, Gewinn)<br />

zu berücksichtigen. Das heißt, dass für dieses<br />

Verfahren die Löschwasserkosten ausgewiesen<br />

sein müssen.<br />

60 10 | 2013


WASSERVERSORGUNG FACHBERICHT<br />

Wichtig ist es, die löschwasserrelevanten<br />

Anlagenteile zwar aus heutiger Sicht aufzunehmen,<br />

sie aber durch gezielte Fragestellungen<br />

und Recherchen hinsichtlich historischer<br />

Gesichtspunkte zu untersuchen.<br />

2. BERECHNUNGSSYSTEMATIK FÜR<br />

WASSERVERSORGUNGSUNTERNEHMEN<br />

Diese Systematik erfasst die löschwasserrelevanten<br />

Bereiche der bestehenden Trinkwasserversorgung<br />

nach den heutigen Auslegungsparametern<br />

und bewertet diese anhand<br />

historischer Gesichtspunkte.<br />

Ausschlaggebend für die Betrachtung der<br />

Löschwasserrelevanz sind diejenigen Anlagen,<br />

die durch die Bereitstellung von Löschwasser direkt betroffen<br />

und spezifisch dafür ausgelegt wurden. Daher werden<br />

in dieser Systematik folgende Anlagen der Trinkwasserversorgung<br />

näher beleuchtet:<br />

Speicheranlagen → Löschwasserreserve<br />

Trinkwasserleitung → Querschnittsvergrößerung<br />

Druckerhöhungsanlage → Erhöhung der Pumpenleistung<br />

Hydranten<br />

→ Anzahl, Grundvoraussetzungen<br />

unabhängige Wasserversorgung → Löschwasserteiche und<br />

-behälter, Zisternen<br />

Bild 2: Versorgungsschema eines WVUs - Dimensionierungswerte<br />

Je nach Art der Bebauung kann in Anlehnung an die<br />

DVGW 405 der Wert ansteigen auf:<br />

→ Wohngebiet 26,7 / 0,5 = 53,32 l/s<br />

→ Gewerbegebiet 53,4 / 0,5 = 106,8 l/s<br />

→ Industriegebiet 53,4 / 0,5 = 106,8 l/s<br />

Beispiel 1:<br />

Nicht löschwasserrelevant und somit nicht näher untersucht<br />

werden alle Anlagen (Tiefbrunnen, Wasseraufbereitung,<br />

Wasserförderung im Wasserwerk, Zubringerleitungen,<br />

etc.), die vor dem Hochbehälter angeordnet<br />

sind, vgl. Bild 2.<br />

Um den Rahmen dieses Fachberichts nicht zu sprengen,<br />

wird lediglich die Systematik zur Ermittlung des Löschwasseranteiles<br />

im Rohrleitungsnetz dargestellt. Informationen<br />

zur Systematik für Speicheranlagen, Druckerhöhungsanlagen<br />

und Hydranten können bei der RBS wave GmbH<br />

eingeholt werden.<br />

Beispiel 2:<br />

3. SYSTEMATIK ZUR ERMITTLUNG<br />

DER LÖSCH-​WASSERANTEILE IM<br />

ROHRLEITUNGSNETZ<br />

3.1 Grundgedanken<br />

Der Grundgedanke besagt, ab welchem maximalen<br />

Stundenverbrauch/-bedarf das Rohrleitungsnetz<br />

in Abhängigkeit der Nutzungsart mit Löschwasser<br />

belastet wird, vgl. Bild 3. Nicht berücksichtigt<br />

wird der altersbezogene Auslegungsfaktor<br />

(f Dalt<br />

), der nachfolgend beschrieben wird. Um den<br />

Schnittpunkt von Q hmax<br />

mit den vorgeschriebenen<br />

Q F<br />

der jeweiligen Nutzungsgebiete zu erhalten,<br />

werden sie gleichgesetzt [1] = [2].<br />

Q B<br />

= Q hmax<br />

x 0,5 + Q F<br />

(1)<br />

Q B<br />

= Q hmax<br />

Q F<br />

/ 0,5 (2)<br />

→ Wohngebiet 13,3 / 0,5 = 26,66 l/s<br />

→ Gewerbegebiet 26,7 / 0,5 = 53,32 l/s<br />

→ Industriegebiet 53,4 / 0,5 = 106,8 l/s<br />

Bild 3: Löschwasserrelevante Bereiche in Abhängigkeit von Q hmax<br />

und Q B<br />

10 | 2013 61


FACHBERICHT WASSERVERSORGUNG<br />

Dabei ist<br />

Q hmax<br />

= maximaler Stundenverbrauch/-bedarf der<br />

Trinkwasserversorgung<br />

Q B<br />

= maximaler Stundenverbrauch/-bedarf im Brandfall<br />

(Q B<br />

= 0,5 x Q hmax<br />

+ Q F<br />

)<br />

3.2 Vorgehensweisen<br />

Für die Ermittlung des Löschwasseranteils im Rohrleitungsnetz<br />

müssen folgende Schritte abgearbeitet werden:<br />

1. Ermittlung der Wasserverbrauchszahlen<br />

2. Berechnung des maximalen Stundenbedarfs im Brandfall<br />

3. Erhebung der maximal möglichen Entnahmemenge<br />

4. Bildung des Faktors der historischen Überdimensionierung<br />

5. Ermittlung der um den Faktor f Dalt<br />

erweiterte maximale<br />

Stundenbedarf<br />

6. Ausgrenzung nicht löschwasserrelevanter Gebiete<br />

7. Gewichtung der Nutzungsgebiete innerhalb der jeweiligen<br />

Versorgungsgebiete/-zonen<br />

8. Bildung des Löschwasseranteile<br />

3.2.1 Ermittlung der Verbrauchszahlen<br />

Eine der wichtigsten Komponenten ist die detaillierte Ermittlung<br />

der aktuellen Verbrauchssituation in den letzten fünf bis<br />

zehn Jahren. Folgende Parameter sollten ermittelt werden:<br />

• Mittlerer Tagesverbrauch/-bedarf (Q dm<br />

)<br />

Q dm<br />

= E x q dm<br />

+ GA (3)<br />

Dabei ist<br />

E = Einwohnerzahl<br />

q dm<br />

= Pro-Kopf-Bedarf<br />

GA = Großabnehmer<br />

• Maximaler Stundenverbrauch/-bedarf (Q hmax<br />

)<br />

Da der Wasserverbrauch innerhalb eines Tages starken<br />

Schwankungen unterliegt (Spitzenzeiten/Ruhezeiten), muss<br />

der maximal auftretende Stundenbedarf ermittelt werden.<br />

Er wird für die Auslegung/Bemessung aller Versorgungsleitungen<br />

und Anlagenteilen nach dem Hochbehälter verwendet.<br />

Q hmax<br />

= Q dm<br />

x f h<br />

(4)<br />

Dabei ist<br />

Q dm<br />

= mittlerer Tagesverbrauch/-bedarf<br />

f h<br />

= Stundenspitzenfaktor (f h<br />

) ist das Verhältnis<br />

der maximalen Stundenabgabe zur mittleren<br />

Stundenabgabe: f h<br />

= Q hmax<br />

/ Q hm<br />

3.2.2 Berechnung des maximalen Stundenbedarfs im<br />

Brandfall (Q B<br />

)<br />

Der erforderliche maximale Stundenbedarf im Brandfall, muss<br />

für jede Versorgungszone/-gebiet ermittelt werden. Im Normalfall<br />

liegt der Feuerlöschbedarf (Q F<br />

) für ein Wohngebiet bei<br />

13,3 l/s und für ein Gewerbegebiet bei 26,7 l/s. Nach DVGW<br />

W 405 ist es jedoch möglich, dass aufgrund verschiedener<br />

Faktoren (Brandausbreitungsgefahr, Zahl der Vollgeschosse,<br />

Geschossflächenzahl) der Feuerlöschbedarf höher festzulegen<br />

ist.<br />

Diese Berücksichtigung erfordert eine detaillierte Aufnahme<br />

und Analyse des Gebäudebestandes und wird in der nachfolgenden<br />

Systematik nicht berücksichtigt. Die Systematik wurde<br />

aber so aufgebaut, dass der erhöhte Feuerlöschbedarf ohne<br />

Probleme mit integriert werden kann.<br />

Q B<br />

= 50 % Q hmax<br />

+ Q F<br />

(5)<br />

Dabei ist<br />

50 % Q hmax<br />

= maximale Stundenabgabe an Tagen<br />

mit durchschnittlichem Verbrauch<br />

Q F<br />

= Feuerlöschbedarf<br />

3.2.3 Erhebung der maximal möglichen Entnahmemenge<br />

Um zu überprüfen, ob der geforderte maximale Stundenbedarf<br />

im Brandfall zuzüglich 50 % der maximalen Stundenspitze,<br />

unter Berücksichtigung des Mindestdrucks von 1,5 bar im<br />

Netz, auch bereitgestellt werden kann, sollte das Wasserrohrnetz<br />

auf Basis eines kalibrierten Rechennetzmodells hydraulisch<br />

berechnet werden.<br />

3.2.4 Bildung des Faktors der historischen<br />

Dimensionierung<br />

Einer der wichtigsten Faktoren bei der Ermittlung der Löschwasseranteile<br />

im Rohrleitungsnetz besteht darin, die frühere<br />

Dimensionierung und Auslegung mit zu berücksichtigen. Es<br />

wurden in den 1970er und 1980er Jahren schwerwiegende<br />

optimistische Prognosen, bezüglich der Entwicklung des Pro-<br />

Kopf-Bedarfs für das Jahr 2000 aufgestellt. So prognostizierte<br />

das Bastelle Institut 1972 für das Jahr 2000 eine Zunahme von<br />

rund 60 %, die sie jedoch 1976 auf 45 % reduzierten. Durch<br />

die Prognose der TU Berlin 1980, die einen Zuwachs von<br />

152 l/E x d auf 219 l/E x d im Jahr 2000 vorhersagten, entstand<br />

ein weiterer Ansatz zur Überdimensionierung der Anlagen.<br />

Bild 4: Historische Prognosen der Entwicklung des Wasserverbrauchs<br />

(Quelle: Forschungsstelle Recht, Ökonomie u. Umwelt - Leibniz Universität<br />

Hannover, Die Deutschen und ihr Wasser - virtuelle und reale Probleme)<br />

3.2.4.1 Tatsächlich entwickelte sich der Pro-Kopf-Verbrauch in<br />

eine ganz andere Richtung<br />

Bedingt durch die Bevölkerungsentwicklung (Stadt/Land),<br />

Entwicklung der Haushaltsstruktur (Wechsel vom Mehrfa-<br />

62 10 | 2013


WASSERVERSORGUNG FACHBERICHT<br />

milien- zum Einpersonenhaushalt),<br />

Verhaltensänderungen<br />

der Verbraucher<br />

sowie wirtschaftliche und<br />

technische Entwicklungen,<br />

konnte im Jahr 2000 lediglich<br />

ein Pro-Kopf-Verbrauch<br />

von 129 l/E x d verzeichnet<br />

werden, vgl. Bild 4.<br />

Es wird davon ausgegangen,<br />

dass sich die<br />

damaligen Ingenieur- und<br />

Planungsbüros bei der<br />

Dimensionierung des<br />

Baujahr<br />

Rohrleitungsnetzes auf die<br />

Prognosen der einzelnen<br />

Institute gestützt haben.<br />

Das heißt, dass die Planer<br />

damals das Rohrleitungsnetz für die Trinkwasserversorgung<br />

größer dimensioniert haben, um auch im Jahr 2000 noch<br />

Trinkwasser in ausreichender Menge zur Verfügung stellen zu<br />

können. Durch diesen Verbrauchsrückgang sind die Rohrleitungen<br />

heutzutage oft überdimensioniert. Diese Überdimensionierung<br />

darf aber nicht der Löschwasservorhaltung (wird oft<br />

bei der Zielnetzplanung irrtümlicherweise angesetzt), sondern<br />

muss der Trinkwasserversorgung zugeschrieben werden.<br />

3.2.4.2 Einteilung der Prognosen in Zeiträume<br />

Länge<br />

Die historischen Dimensionierungsansätze müssen anhand<br />

der wahrscheinlichsten Dimensionierungsauslegungen der<br />

einzelnen Jahre in Zeiträume zusammengefasst werden. Wird<br />

die tatsächliche Verbrauchsentwicklung betrachtet, die einen<br />

erstmals zukunftsweisenden Rückgang ab dem Jahr 1993<br />

aufzeigt, kann davon ausgegangen werden, dass sich die<br />

Planer spätestens ab diesem Zeitpunkt anderer Dimensionierungsansätzen<br />

bedienten. Außerhalb des oben festgelegten<br />

Zeitraums sind keine zuverlässigen historischen Prognosen<br />

und Auslegungsgrundlagen vorhanden. Um diese Zeiträume<br />

mit in die Berechnung einfließen lassen zu können, bedarf es<br />

einer versorgungsspezifischen Untersuchung. Hierbei könnten<br />

Gespräche mit älteren Planern, der Baubehörde oder die Einsichtnahme<br />

in alte Bauakten Aufschluss über die damaligen<br />

Auslegungsparameter geben.<br />

3.2.4.3 Bildung eines Zuschlagsfaktors für die Trinkwasserversorgung<br />

Um einen Zuschlagsfaktor bilden zu können, müssen die einzelnen<br />

verbauten Rohrleitungslängen den oben beschriebenen<br />

Prognose-Zeiträumen zugeordnet werden. Hierzu müssen<br />

zunächst die Rohrleitungsbaujahre und deren Längen erfasst<br />

werden. Zum Teil liegen diese Daten den Wasserversorgern<br />

bereits in elektronischer Form zur Verfügung, wodurch sie<br />

leicht erfasst werden können. Schwieriger gestaltet sich die<br />

Erfassung, wenn diese händisch von alten Baudokumentationen<br />

zusammen getragen werden müssen. Stellt dies einen<br />

zu großen Aufwand dar, besteht zudem die Möglichkeit der<br />

Schätzung. Oft ist bekannt, wann das Haupt-Versorgungsnetz<br />

Prognose<br />

Verbrauch<br />

früher<br />

Verbrauch<br />

2012<br />

Jahr [m] l/EW x d l/EW x d<br />

Faktor je<br />

Zeitraum<br />

Tabelle 1: Ermittlung des Faktors der historischen Dimensionierung (f Dalt<br />

)<br />

Gewichtung<br />

gebaut wurde. Unter Annahme eines jährlichen Erneuerungsgrades<br />

kann daraufhin das Netzalter und die Netzlängen abgeschätzt<br />

werden, vgl. Tabelle 1.<br />

Aus den jeweiligen Altersgruppen und den spezifischen<br />

Längen kann anhand einer Gegenüberstellung des historischen<br />

und des heutigen Verbrauchs ein Gesamtfaktor<br />

f Dalt<br />

gebildet werden. Will man dann den Löschwasseranteil<br />

je Versorgungszone/-gebiet festlegen, müssen die<br />

Längen und Baujahre jeder Versorgungszone/-gebiet mit<br />

den damaligen Parametern in Relation gesetzt werden.<br />

Stehen die hierfür benötigten Informationen nicht zur<br />

Verfügung, kann auch ein Gesamtfaktor für die ganze<br />

Versorgungszone/-gebiet gebildet werden.<br />

Für die Versorgungszonen in der Tabelle 1 ergibt sich<br />

demnach ein Faktor (f Dalt<br />

) von 1,23. Das bedeutet, dass<br />

früher das Rohrleitungsnetz um das 1,23-fache größer<br />

für die Trinkwasserversorgung dimensioniert wurde als<br />

heute erforderlich wäre.<br />

3.2.5 Ermittlung des um den Faktor f Dalt<br />

erweiterten<br />

maximalen Stundenbedarfs<br />

Um die größere Dimensionierung, geschuldet durch die<br />

früheren Auslegungsparameter in die Systematik zu integrieren,<br />

kann anhand der Mayrischen Formel mit dem Faktor<br />

f Dalt<br />

und dem heutigen maximalen Stundenverbrauch der<br />

Versorgungszonen/-gebiete der erweiterte maximale Stundenverbrauch<br />

(Q hmax<br />

*) ermittelt werden.<br />

Q hmax<br />

* = Q hmax<br />

x f Dalt<br />

(6)<br />

Dabei ist<br />

Q hmax<br />

* = maximaler damals prognostizierte Stundenbedarf<br />

der Trinkwasserversorgung<br />

Q hmax<br />

= maximaler heutige Stundenverbrauch der<br />

Trinkwasserversorgung<br />

f Dalt<br />

= Faktor der historischen Dimensionierung<br />

Bei einer Annahme von Q hmax<br />

= 10 l/s und dem Faktor f Dalt<br />

von 1,23 ergibt sich beispielhaft ein erweiterter maximaler<br />

Stundenbedarf (damals prognostizierte Wasserbedarf) von:<br />

Q hmax<br />

* = 10 l/s x 1,23 = 12,3 l/s<br />

durch. Faktor f Dalt<br />

[1] [2] [3] [4] [5] [6] [7]<br />

1929-1971 1319 - 1,00 1357,0<br />

1972-1976 2319 151 1,35 3133,0<br />

1977-1980 136 151 1,28 173,8<br />

1981-1988 205 151 1,45 297,8<br />

1989-1993 0 151 1,99 0,0<br />

1994-2013 115 - 1,00 115,0<br />

([3] / ([4]*100)) / 100) [2] * [5] Summe [6] / Summe [2]<br />

Gesamt 4132 5076,1<br />

1,23<br />

10 | 2013 63


FACHBERICHT WASSERVERSORGUNG<br />

3.2.6 Ausgrenzung nicht löschwasserrelevanter<br />

Nutzungsgebiete<br />

Schritt 1: Welche Nutzungsgebiete befinden sich im<br />

Versorgungsgebiet?<br />

Schritt 2: Vorhandene Löschwassermenge messen. Falls nicht<br />

ausreichend, können diejenigen Nutzungsgebiete<br />

direkt ausgegrenzt werden.<br />

Schritt 3: Vergleich Q hmax<br />

* und Q B<br />

Q hmax<br />

* > Q B<br />

> nicht löschwasserrelevant<br />

Q hmax<br />

* < Q B<br />

> löschwasserrelevant<br />

Durch den Vergleich des erweiterten maximalen Stundenbedarfs<br />

mit dem maximalen Stundenbedarf im Brandfall<br />

können Versorgungsgebiete ausgegrenzt werden,<br />

wenn der Trinkwasserbedarf größer ist als der Wasserbedarf<br />

im Brandfall. Außerdem kann anhand der maximal<br />

möglichen Entnahmemenge festgestellt werden, ob<br />

überhaupt genügend Löschwasser in dem betrachteten<br />

Gebiet zur Verfügung steht. Kann zum Beispiel lediglich<br />

13,3 l/s aus dem Rohrleitungsnetz entnommen werden<br />

(vgl. Tabelle 2, Versorgungsgebiet yx), müssen die Nutzungsgebiete<br />

mit höherem Feuerlöschbedarf (26,7 l/s<br />

und 53,3 l/s) nicht weiter betrachtet werden. Anhand<br />

des Flächennutzungsplans der Kommune ist ersichtlich,<br />

welches Gebiet welcher Nutzung zugeordnet ist. Wurde<br />

ein Nutzungsgebiet neu angesiedelt und erhöht dieses die<br />

geforderte Löschwassermenge im Brandfall, ohne dass<br />

das Rohrleitungsnetz zusätzlich nachgerüstet wurde, darf<br />

es nicht mit berücksichtigt werden. Um Fehlern bei der<br />

Berechnung entgegen zu wirken, ist noch zu erwähnen,<br />

dass bei der Berechnung von Q B<br />

der heutige maximale<br />

Stundenverbrauch ausschlaggebend ist.<br />

3.2.7 Gewichtung der Nutzungsarten innerhalb des<br />

jeweiligen Versorgungsgebietes<br />

Um den gesamten Löschwasseranteil in einem Versorgungsgebiet<br />

ermitteln zu können, muss zunächst gewichtet<br />

werden, wie viel prozentualen Anteil das Wohngebiet<br />

(13,3 l/s), die Kernstadt/Gewerbegebiet/Gemeindenutzfläche<br />

(26,7 l/s) und wie viel Anteil das Industriegebiet<br />

(53,3 l/s) im Versorgungsgebiet einnimmt. Die Grundlage<br />

hierfür liefert der Flächennutzungsplan der jeweiligen<br />

Stadt/Gemeinde. Für die Gewichtung kann man sich virtuelle<br />

Löschradien zu Hilfe nehmen.<br />

Hintergrund: Nach DVGW W 405 muss zur Brandbekämpfung<br />

im Radius von 300 m um das Brandobjekt, Löschwasser<br />

in vorgeschriebener Menge bereitgestellt werden.<br />

Die roten Kreise markieren 300 m-Radien, in welchen an<br />

mindestens einem Hydranten die vorgeschriebene Löschwassermenge<br />

für ein Wohngebiet bereitgestellt werden<br />

muss. Beispielhaft bedarf es nach Bild 5 für die Abdeckung<br />

des Wohngebietes insgesamt zweier Hydranten.<br />

Die schwarzen Kreise markieren zum einen die vorgeschriebene<br />

Löschwassermenge für das Wohngebiet und<br />

zum anderen die Gemeindenutzflächen. Hierfür benötigt<br />

man insgesamt einen Hydranten.<br />

An insgesamt drei Hydranten werden folgende Löschwassermengen<br />

benötig:<br />

2 Hydranten → Wohngebiet 13,3 l/s<br />

1 Hydrant → Gemeindenutzfläche 26,7 l/s<br />

Daraus resultieren folgende prozentuale Anteile:<br />

→ Wohngebiet = 67 %<br />

→ Gewerbe- und Gemeindenutzfläche = 33 %<br />

Berechnung des maximalen Stundenbedarfs je Nutzungsart<br />

anhand eines Beispiels eines Versorgungsgebietes mit<br />

Q hmax<br />

= 10 l/s.<br />

Q B13,3<br />

= 0,5 x 10 l/s + 13,3 = 18,3 l/s (7)<br />

Q B26,7<br />

= 0,5 x 10 l/s + 26,7 = 31,7 l/s<br />

= 0,5 x 10 l/s + 53,3 = 58,4 l/s<br />

Q B53,3<br />

Nutzungsabhängiger maximaler Stundenbedarf im<br />

Brandfall (Q BN<br />

)<br />

(8)<br />

Bild 5: Löschwasserradien in einem Versorgungsgebiet<br />

Dabei ist<br />

Q BN<br />

= nutzungsabhängiger maximaler Stundenbedarf<br />

im Brandfall<br />

Q B13,3<br />

= maximaler Stundenbedarf im Brandfall mit<br />

einem Feuerlöschbedarf von 13,3 l/s<br />

Q B26,7<br />

= maximaler Stundenbedarf im Brandfall mit<br />

einem Feuerlöschbedarf von 26,7 l/s<br />

Q B53,3<br />

= maximaler Stundenbedarf im Brandfall mit<br />

einem Feuerlöschbedarf von 53,3 l/s<br />

64 10 | 2013


WASSERVERSORGUNG FACHBERICHT<br />

N 13,3<br />

= Anteil der Nutzungsart mit Q F<br />

= 13,3 l/s,<br />

des betrachteten Versorgungsgebietes<br />

N 26,7<br />

= Anteil der Nutzungsart mit Q F<br />

= 26,7 l/s,<br />

des betrachteten Versorgungsgebietes<br />

N 53,3<br />

= Anteil der Nutzungsart mit Q F<br />

= 53,3 l/s,<br />

des betrachteten Versorgungsgebietes<br />

3.2.8 Bildung des Löschwasseranteils<br />

Unter Einsatz von den unter Abschnitt 3.2.1 bis 3.2.7<br />

erfassten Werten kann der Löschwasseranteil jedes Versorgungsgebietes<br />

ermittelt werden. Hierbei wird zuerst<br />

der nutzungsabhängige maximale Wasserbedarf im Brandfall<br />

je Versorgungszone/-gebiet ermittelt. Er setzt sich aus<br />

dem individuellen Wasserbedarf im Brandfall der jeweiligen<br />

Nutzungsgebiete und der jeweiligen prozentualen Gewichtung<br />

zusammen (Q BN<br />

). Der nutzungsabhängige maximale<br />

Stundenbedarf im Brandfall (Q BN<br />

) kann daraufhin mit dem<br />

erweiterten maximalen Stundenbedarf der Trinkwasserversorgung<br />

(Q hmax<br />

*) in Relation gesetzt werden. Der erweiterte<br />

maximale Stundenbedarf wird zu hundert Prozent der<br />

Trinkwasserversorgung, und die Differenz zwischen Q BN<br />

und<br />

Q hmax<br />

* bei Kriterienerfüllung, der Löschwasserversorgung<br />

zugeordnet.<br />

Wird diese Vorgehensweise für alle Versorgungsgebiete angewendet,<br />

so können die einzelnen Löschwasseranteile mittels<br />

der jeweiligen Rohrleitungslängen in Verhältnis gesetzt werden.<br />

Dadurch kann der gesamte Löschwasseranteil im Rohrleitungsnetz<br />

eines Wasserversorgungsunternehmens errechnet<br />

(9)<br />

werden. Beispielhaft für das Versorgungsgebiet, das unter<br />

Punkt 3.2.6 beschrieben wurde:<br />

(10)<br />

Dabei ist<br />

LW AnteilVGges = Löschwasseranteil am Rohrleitungsnetz<br />

aller Versorgungszonen/-gebiete (VG)<br />

LW AnteilVG = Löschwasseranteil am Rohrleitungsnetz<br />

des betrachteten VGs<br />

LängeRltgVG = Rohrleitungslänge des betrachteten VGs<br />

LängeRltgVGges = Rohrleitungslänge der gesamten VGs<br />

4. LÖSCHWASSERBEDINGTE KAPITALBINDUNG AM<br />

ROHRLEITUNGSNETZES<br />

Für die Ermittlung der löschwasserbedingten Kapitalbindung<br />

am Rohrleitungsnetz ist es aufgrund o.g. prozentual ermittelten<br />

Löschwasseranteils erforderlich die Kapital- und Betriebskosten<br />

mit zu berücksichtigen.<br />

4.1 Kapitalkosten<br />

Für die Löschwasserversorgung wurde die Trinkwasserleitung<br />

damals größer dimensioniert. Das heißt, bei einem angenommen<br />

Löschwasseranteil von 25 % müsste anstatt einer<br />

DN 100-Leitung eine DN 125-Leitung verlegt worden sein. Zu<br />

berücksichtigen ist hierbei, dass die Kosten der eigentlichen<br />

Baumaßnahme durch die Verwendung einer 25 % größeren<br />

Leitung nicht oder nur geringfügig beeinflusst werden. Die<br />

Versorgungsgebiet<br />

max.<br />

Stundenbedarf<br />

Q max<br />

Faktor durch<br />

historische<br />

Überdimensionierung<br />

f Dalt<br />

erweiterter<br />

maximaler<br />

Stundenbedarf<br />

Qmax*<br />

vorhand.<br />

Löschwassermenge<br />

13,3<br />

Q 8<br />

Wohngebiet, Mischgebiet<br />

LW<br />

relevant<br />

26,7<br />

LW<br />

relevant<br />

Q 8<br />

Kernstadt<br />

Gewerbegebiet,<br />

Gemeindenutzfläche<br />

26,7<br />

LW<br />

relevant<br />

Q 8<br />

Industriegebiet,<br />

Sondergebiete<br />

53,3<br />

LW<br />

relevant<br />

l/s l/s l/s l/s % l/s % l/s % l/s %<br />

Kemstadt 102 1,12 114,24 < 53,3 64,33 0 83,78 0 83,78 0 110,45 0<br />

Versorgungsgebiet x 14 1,12 15,68 ≤ 26,7 21,17 34,50 34,50 61,17 0<br />

Versorgungs gebiet y 26 1,12 29,12 53,33 27,89 0 41,22 41,22 67,89<br />

Versorgungs gebiet yx 6 1,12 6,72 13,3 16,69 0 30,02 0 30,02 0 56,69 0<br />

Versorgungs gebiet xy 10 1,12 11,2 ≤ 13,3 18,93 32,26 32,26 58,93 0<br />

ausschlaggebend Trinkwasserversorgung<br />

löschwasserrelevant<br />

Nutzungsgebiet nicht vorhanden<br />

Löschwasserversorgung nicht ausreichend<br />

Tabelle 2: Ausgrenzung nicht löschwasserrelevanter Gebiete<br />

10 | 2013 65


FACHBERICHT WASSERVERSORGUNG<br />

Bild 6: Löschwasseranteile<br />

250.000 €<br />

200.000 €<br />

150.000 €<br />

100.000 €<br />

Rohrleitungen DEA Speicheranlagen Hydranten<br />

Löschwasseranteile in % 30,0% 66,0% 9,4% 75,0%<br />

50.000 €<br />

0 €<br />

80,0%<br />

70,0%<br />

60,0%<br />

50,0%<br />

40,0%<br />

30,0%<br />

20,0%<br />

10,0%<br />

0,0%<br />

Löschwasseranteile in %<br />

Kapitalkosten Betriebskosten Gesamtkosten<br />

Hydranten 26.300 € 4.800 € 31.100 €<br />

Speicheranlagen 9.100 € 5.700 € 14.800 €<br />

DEA 2.500 € 3.300 € 5.800 €<br />

Rohrleitungen 94.700 € 59.800 € 154.500 €<br />

Bild 7: Löschwasserbedingte Kapitalbindung im Wasserversorgungssystem<br />

Hoheitsaufgabe der Trinkwasserversorgung darf bei dieser<br />

Betrachtungsweise nicht vergessen werden. Deshalb dürfen<br />

nur die Mehrkosten des Rohrmaterials in den Kapitalkosten<br />

mit berücksichtigt werden.<br />

Diese Mehrkosten sollte jedoch von jedem Wasserversorgungsunternehmen<br />

auf Grundlage ihrer hausinternen Preise<br />

ermittelt werden.<br />

4.2 Betriebskosten<br />

Da durch die größere Dimensionierung der Stagnationsanteil<br />

in der Trinkwasserleitung steigt, erhöht sich zugleich<br />

der Wartungs- und Inspektionsaufwand. Deshalb darf der<br />

Löschwasseranteil auf die Betriebskosten verrechnet werden.<br />

Zu beachten ist, dass nur die Kosten für die Wartung und<br />

Inspektion des Trinkwassernetzes angesetzt werden sollten,<br />

da die Instandsetzungskosten nur minimal durch die Löschwasservorhaltung<br />

beeinflusst werden.<br />

5. FAZIT<br />

Für die Festlegung der löschwasserbedingte Kapitalbindung<br />

in der Trinkwasserversorgung ist es erforderlich, zunächst die<br />

rechtlichen Rahmenbedingungen im Bereich der Löschwasserversorgung<br />

sowie die Grundlagen für die Ermittlung der<br />

löschwasserbedingten Kapitalbindung in löschwasserrelevanten<br />

Wasserversorgungsanlagen zu analysieren, aufzubereiten<br />

und zusammenzufassen.<br />

Dies umfasst die Analyse der Wasserverbräuche sowie die<br />

Auslegung und Bemessung der relevanten Wasserversorgungsanlagen<br />

für die Löschwasserversorgung, unter Berücksichtigung<br />

der früheren Auslegung und Bemessung der Anlagen.<br />

Im Zuge diese Vorgehensweise, sollten die Faktoren der<br />

historischen Dimensionierungsparameter gebildet und dann<br />

gewichtet werden, in Bezug auf die Tatsache, mit welcher<br />

Trinkwasser- und Löschwassermenge die Anlagen damals<br />

ausgelegt wurden.<br />

Mit dieser Abgrenzung könnten die Löschwasseranteile [%]<br />

in den einzelnen löschwasserrelevanten Wasserversorgungsanlagen<br />

festgelegt werden, vgl. Bild 6.<br />

Aufgrund dieser Löschwasseranteile [%] könnte, unter Berücksichtigung<br />

von Kapital- und Betriebskosten, die löschwasserbedingte<br />

Kapitalbindung der einzelnen Anlagen bzw. im<br />

Trinkwasserversorgungssystem ermittelt werden, vgl. Bild 7.<br />

6. LITERATUR<br />

[1] Berufsfeuerwehr Braunschweig, „Brandschutzmerkblatt Nr. 2“<br />

[2] Thomas Zawadke „Wasserversorgung“, Auflage 5, Stand 2009 Verlag<br />

für Feuerwehr und Brandschutz Stuttgart, ISBN 978-3-17-020850-6<br />

[3] Deutsche Vereinigung des Gas- und Wasserfaches e. V.,<br />

„W 405 Bereitstellung von Löschwasser durch die öffentliche<br />

Trinkwasserversorgung“, Stand Februar 2008<br />

[4] Kemper „Löschwasserversorgung“, Auflage 2, Stand 2011,<br />

Verlagsgruppe Hüthig Jehle Rehm GmbH Heidelberg, München,<br />

Landesberg, Frechen, Hamburg, ISBN 978-3-609-62405-<br />

[5] Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit, „Wasserleitfaden-<br />

zur Herausbildung leistungsstarker kommunaler und<br />

gemischtwirtschaftlicher Unternehmen der Wasserver- und<br />

Abwasserentsorgung“, Stand Juli 2005<br />

[6] Feuerwehrgesetz Baden Württemberg, § 3 Abs. 2 FWG, Stand 2010<br />

[7] Kommunale Wasserwirtschaft Information 01, Löschwasserversorgung<br />

durch Wasserversorgungsunternehmen Seite 9<br />

[8] Oppenländer Rechtsanwälte, „Kartellrechtliche Kostenkontrolle von<br />

Wasserentgelten - Der Fall „Calw“, Stand 2012<br />

[9] Organ des Vereins für kommunale Wirtschaft und Umwelttechnik,<br />

„Kommunalwirtschaft“, Stand 2010<br />

[10] Verband kommunaler Unternehmen e.V, „Löschwasservorhaltung<br />

durch Wasserversorgungsunternehmen“, Stand 2008<br />

Dr.-Ing. ESAD OSMANCEVIC<br />

RBS wave GmbH, Stuttgart<br />

AUTOREN<br />

Teamleitung Netzmanagement, Lehrbeauftragter<br />

Hochschule Rottenburg/Neckar<br />

Tel. +49 711 289513-20<br />

E-Mail: e.osmancevic@rbs-wave.de<br />

STEFFEN MAYER<br />

Student Hochschule Biberach<br />

Tel. +49 711 289513-54<br />

E-Mail: s.mayer@rbs-wave.de<br />

66 10 | 2013


3. Praxistag am 29. Oktober 2013 in Essen<br />

Wasserversorgungsnetze<br />

Programm<br />

Moderation: Prof. Th. Wegener,<br />

iro Institut für Rohrleitungsbau, Oldenburg<br />

Wann und Wo?<br />

Themenblock 1: Netzbetrieb - Analysieren und Optimieren<br />

Auf zu neuen Ufern -<br />

aktuelle Fragestellungen in der Wasserversorgung<br />

Th. Rücken, Timo Wehr, Rechenzentrum für Versorgungsnetze Wehr<br />

GmbH, Düsseldorf<br />

Einflüsse auf die Entscheidungsfindung im Asset Management<br />

M. Beck, Fichtner Water & Transportation GmbH, Berlin<br />

Themenblock 2: Strategien zur Netzspülung<br />

Zustandsorientierte Spülung von Trinkwassernetzen<br />

Dr. A. Korth, TZW, Außenstelle Dresden<br />

Softwarebasierte Ermittlung von Spülprogrammen<br />

zur Unterstützung systematischer Netzspülungen<br />

Dr. J. Deuerlein, 3S Consult GmbH, Garbsen<br />

Strategische Planung von Netzspülungen mit Hilfe<br />

von Trinkwasseranalysen<br />

M. Geib, OOWV Oldenburgisch-Ostfriesischer Wasserverband, Brake<br />

Themenblock 3: Netzüberwachung<br />

Multiparameter-Sensorik und Online-Überwachung<br />

für Wasserversorgungsnetze - Einsatz im Rahmen des<br />

Forschungsprojektes IWaNet<br />

W. Geiger, GERO Meßsysteme GmbH, Braunschweig<br />

Watercloud: Neue Wege im Wasserverlustmanagement<br />

H.-P. Karle, F.A.S.T GmbH, Langenbrettach<br />

Interdisziplinäre Planung von Netzspülungen durch neue Untersuchungsmethode<br />

mit Berücksichtigung der biologischen<br />

Trinkwasserqualität<br />

M. Scheideler, Scheideler Dienstleistungen, Haltern am See<br />

Themenblock 4: Netzbetrieb - Anwendungen aus Sicht<br />

der Wasserversorger<br />

Handlungsempfehlungen zur Minimierung von Rohrschäden<br />

an Hauptleitungen des Hamburger Versorgungsnetzes<br />

K. Krieger, HAMBURG WASSER, Hamburg; Dr. Ch. Sorge, IWW, Mülheim<br />

Umsetzung einer Netzmanagementstrategie bei der RWW–<br />

Rheinisch-Westfälischen Wasserversorgung<br />

J. Erbel, RWW GmbH, Mülheim, Dr. G. Gangl, RBS Wave GmbH, Stuttgart<br />

Veranstalter:<br />

Veranstalter<br />

<strong>3R</strong>, ZfW, iro<br />

Termin: Dienstag, 29.10.2013,<br />

9:00 Uhr – 17:15 Uhr<br />

Ort:<br />

Zielgruppe:<br />

Essen, Welcome Hotel<br />

Mitarbeiter von Stadtwerken<br />

und Wasserversorgungsunternehmen,<br />

Dienstleister im Bereich<br />

Netzplanung, -inspektion und<br />

-wartung<br />

Teilnahmegebühr*:<br />

<strong>3R</strong>-Abonnenten<br />

und iro-Mitglieder: 390,- €<br />

Nichtabonnenten: 420,- €<br />

Bei weiteren Anmeldungen aus einem Unternehmen<br />

wird ein Rabatt von 10 % auf den jeweiligen<br />

Preis gewährt.<br />

Im Preis enthalten sind die Tagungsunterlagen<br />

sowie das Catering (2 x Kaffee, 1 x Mittagessen).<br />

* Nach Eingang Ihrer schriftlichen Anmeldung (auch per Internet<br />

möglich) sind Sie als Teilnehmer registriert und erhalten eine<br />

schriftliche Bestätigung sowie die Rechnung, die vor Veranstaltungsbeginn<br />

zu begleichen ist. Bei Absagen nach dem 15.<br />

Oktober 2013 oder Nichterscheinen wird ein Betrag von 100,- €<br />

für den Verwaltungsaufwand in Rechnung gestellt. Die Preise<br />

verstehen sich zzgl. MwSt.<br />

Mehr Information und Online-Anmeldung unter<br />

www.praxistag-wasserversorgungsnetze.de<br />

Fax-Anmeldung: 0201-82002-40 oder Online-Anmeldung: www.praxistag-wasserversorgungsnetze.de<br />

Ich bin <strong>3R</strong>-Abonnent<br />

Ich bin iro-Mitglied<br />

Ich bin Nichtabonnent/kein iro-Mitglied<br />

Vorname, Name des Empfängers<br />

Telefon<br />

Telefax<br />

Firma/Institution<br />

E-Mail<br />

Straße/Postfach<br />

Land, PLZ, Ort<br />

Nummer<br />

✘<br />

Ort, Datum, Unterschrift


PROJEKT KURZ BELEUCHTET WASSERVERSORGUNG<br />

Bau von drei 36 m langen DN 3000-<br />

GFK-Trinkwasserröhrenspeichern<br />

Am 10. Juni 2013 wurde ein neuer Hochbehälter der Ammertal-Schönbuchgruppe (ASG) offiziell eingeweiht. Der alte<br />

Trinkwasserspeicher von Hagelloch, einem Stadtteil der Universitätsstadt Tübingen, war in die Jahre gekommen und seine<br />

Kapazität reichte für die sichere Versorgung nicht mehr aus. Daher entschloss sich die ASG, einen neuen Speicher zu bauen.<br />

Während der Planung und dem Bau des neuen Trinkwasserhochbehälters<br />

der ASG wurden insbesondere Naturschutzund<br />

Artenschutzaspekte nach der Fauna-Flora-Habitat-<br />

Richtlinie (FFH-Richtlinie) berücksichtigt. Bei der FFH-Richtlinie<br />

handelt es sich um eine Naturschutz-Richtlinie der Europäischen<br />

Union aus dem Jahr 1992, deren genaue deutsche<br />

Bezeichnung „Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai<br />

1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der<br />

wildlebenden Tiere und Pflanzen“ lautet. Die Richtlinie hat das<br />

Ziel, wildlebende Arten, deren Lebensräume und die europaweite<br />

Vernetzung dieser Lebensräume zu sichern und zu<br />

schützen. Die Vernetzung dient der Bewahrung, Wiederherstellung<br />

und Entwicklung ökologischer Wechselbeziehungen<br />

sowie der Förderung natürlicher Ausbreitungs- und Wiederbesiedlungsprozesse.<br />

Unter Berücksichtigung dieser Aspekte<br />

hätte der Bau eines herkömmlichen Hochbehälters mit einer<br />

Bauzeit von rund einem Jahr deutlich zu viel Zeit beansprucht<br />

und Fauna und Flora zu sehr geschädigt. Daher entschied sich<br />

die Ammertal-Schönbuchgruppe gegen eine Konstruktion in<br />

klassischer Betonbauweise und erstmalig für den Einsatz des<br />

FLOWTITE-GFK-Systems der AMITECH Germany GmbH. Mit<br />

Erfolg: Aufgrund der weitest gehenden Vorfertigung aller<br />

GFK-Bauteile im Werk dauerte die Montage der Module des<br />

rund 650 m 3 fassenden Röhrenspeichers auf der Baustelle<br />

nur wenige Tage. Damit wurde nicht nur den Vorgaben<br />

der FFH-Richtlinie entsprochen. Auch unter wirtschaftlichen<br />

Gesichtspunkten hat das GFK-Trinkwasserspeichersystem den<br />

Auftraggeber überzeugt.<br />

Nach Aussage des Bauherrn sollte der neue Trinkwasserspeicher<br />

am höchsten Punkt des Ortes liegen, um die besonderen<br />

Druck- und Höhenverhältnisse in Hagelloch optimal ausgleichen<br />

zu können. Zudem war bei der Auslegung des neuen<br />

Hochbehälters eine Löschwasserreserve mit einzuplanen. Nach<br />

Abwägung aller Parameter entschied sich der Bauherr für den<br />

Bau eines Röhrenspeichers aus glasfaserverstärkten Kunststoffrohren<br />

von AMITECH. Insbesondere erwähnenswert und<br />

ein wichtiger Pluspunkt auch bei diesem Projekt: Trinkwasserspeicher<br />

aus dem FLOWTITE-GFK-System können individuell<br />

nach den Anforderungen des Bauherrn zusammengestellt,<br />

geplant und produziert werden. Die einzelnen Module, die<br />

auf der Baustelle zusammengefügt werden, haben trotz ihrer<br />

Ausmaße ein vergleichsweise geringes Gewicht und sind daher<br />

bei der Montage auf der Baustelle mit leichterem Baugerät zu<br />

bewegen. „Dies ist ein weiterer Vorzug des Systems, gerade<br />

Foto: ASG<br />

Foto: ASG<br />

Bild 1: Luftaufnahme mit Blick auf den neuen Trinkwasserröhrenspeicher<br />

von Hagelloch. Gut zu erkennen sind die drei<br />

parallelen 36,5 m langen Speicherbehälter DN 3000, die über die<br />

quer angeordnete Schieberkammer zugänglich sind. Zur Fertigstellung<br />

wurde Speichersystem noch mit rund 3.300 m 3 Erde überdeckt<br />

Bild 2: Der Zugang zur Schieberkammer wird mit einer Sicherheitstür<br />

aus Edelstahl der Widerstandsklasse WK3 gesichert<br />

68 10 | 2013


WASSERVERSORGUNG PROJEKT KURZ BELEUCHTET<br />

in Gelände mit schwerer Zugänglichkeit“, erläutert Martin<br />

Lang, Gebietsverkaufsleiter der AMITECH Germany GmbH.<br />

Hightech aus dem Baukasten<br />

Das Konzept sah den Bau von drei parallel angeordneten<br />

36,5 m langen Trinkwasser-Röhrenbehältern aus GFK-Wickelrohr<br />

DN 3000 vor, die mit anlaminierten GFK-Klöpperböden<br />

verschlossen wurden. Die mikrobiologische Eignung der Trinkwasserbehälter<br />

war durch ein vom DVGW anerkanntes Prüfinstitut<br />

entsprechend Arbeitsblatt W 270 nachzuweisen und zu<br />

dokumentieren. Für Wartungszwecke wurden in die Stirnseite<br />

der drei Trinkwasser-Röhrenbehälter Drucktüren DN 800 aus<br />

Edelstahl mit Schauluken DN 150 und Schnellverschluss installiert.<br />

Die Zulauf-, Zirkulations-, Überlauf-, Entleerungs- und<br />

Entnahmeleitung der Behälter bestehen aus V2A 1.4301. Quer<br />

zu den drei Speichern ist eine 19,2 m lange Schieberkammer<br />

DN 3000 aus GFK angeordnet, in der sich die Zu- und<br />

Ablaufleitungen sowie die notwendigen Absperr-Armaturen<br />

befinden. Die Schieberkammer ist stirnseitig mit Stahlbetonplatten<br />

verschlossen, wobei eine Sicherheitstür aus Edelstahl<br />

der Widerstandsklasse WK3 in die Eingangsseite der Kammer<br />

eingebaut wurde. Seitlich neben den Speicherbehältern sind<br />

Drainageleitungen DN 150 aus Vollsickerrohr mit 0,5 % Gefälle<br />

installiert, um anfallendes Sicherwasser aufzufangen und<br />

abzuleiten. Nach Fertigstellung des Behältersystems wurde<br />

die Anlage frostsicher mit Erde überdeckt.<br />

Fazit<br />

Dank der Vorteile des GFK-Trinkwassersystems konnte die<br />

Baumaßnahme deutlich schneller und günstiger fertiggestellt<br />

werden als dies mit herkömmlichen Konstruktionen<br />

möglich gewesen wäre. Mehr als 3.300 m 3 Erde wurden<br />

beim Einbau des 650 m 3 fassenden Trinkwasserspeichers<br />

bewegt. Die ASG hat<br />

insgesamt 800.000 €<br />

in das Projekt investiert<br />

und damit die<br />

Trinkwasserversorgung<br />

von Hagelloch<br />

langfristig sichergestellt.<br />

Die Gesamtbauzeit<br />

betrug inklusive<br />

der Vorarbeiten,<br />

des Speicherbaus, des<br />

Einbaus der technischen<br />

Anlagen sowie<br />

der anschließenden<br />

Erd- und Verkleidungsarbeiten<br />

nur<br />

rund vier Monate,<br />

die reine Bauzeit der<br />

Speicheranlage lediglich<br />

eine Woche. „Das<br />

Konzept mit dem<br />

GFK-System war für<br />

die Erneuerung des<br />

Trinkwasser-Hochbehälters<br />

in Hagelloch<br />

die ideale Lösung“, resümiert Dipl.-Verw.-Wirt.<br />

Astrid Stepanek, Geschäftsführerin der Zweckverband<br />

Ammertal-Schönbuchgruppe.<br />

KONTAKT: Amitech Germany GmbH, Mochau OT Großsteinbach,<br />

Tel. +49-3431-71820, E-Mail: info@amitech-germany.de,<br />

www.amitech-germany.de<br />

Foto: ASG<br />

Bild 3: Montage der Zulauf- und Entnahmeleitungen<br />

sowie der notwendigen Absperr-Armaturen in der<br />

Schieberkammer<br />

Asset Management - Risikobewertung im Rohrnetz<br />

Innovationstechnologie unterstützt professionelles<br />

Asset Management bei gezielter Erfassung<br />

und Steuerung von Risiken in Wasser- und<br />

Energienetzsystemen. Die Wissenschaft reagiert<br />

auf gestiegene Anforderungen in der sicherheitskritischen<br />

Infrastruktur. Zunehmendes<br />

Betriebsmittelalter, wachsende Reparaturkosten<br />

und steigende Schadensraten alarmieren<br />

Netzbetreiber und nachhaltige Rehabilitationskonzepte<br />

gewinnen zunehmend an Bedeutung.<br />

PiReM (Pipe Rehabilitation Management) ist<br />

ein dynamisches Softwaretool zur professionellen<br />

Erneuerungsplanung alterungsabhänigiger<br />

Wasser- und Energienetzsysteme. PiReM<br />

unterstützt Netzbetreiber die Vorgaben von<br />

Kontrollbehörden einzuhalten und Risiken vorzubeugen.<br />

Die professionelle Line Extension der Fachschale<br />

PiReM Trinkwasser auf die Netzsysteme<br />

Gas, Strom, Fernwärme, Abwasser und<br />

Transportleitungen zeigt hohe Praxisrelevanz<br />

und unterstützt den branchenübergreifenden<br />

Know-how Transfer und kosteneinein-<br />

sparende Effizienz für Multi Utility Anbieter.<br />

Unternehmen wie Berliner Wasserbetriebe,<br />

RWW Wasser, Fair Energie GmbH oder Erlanger<br />

Stadtwerke AG setzten bereits auf eine erfolgreiche<br />

Rehabilitationsplanung mit PiReM.<br />

Die Fachtagung Datenmanagement<br />

für optimale Asset Strategien stellt am<br />

19. November 2013 in Hamburg komplexe<br />

Entscheidungen der Netzplanung sowie Business<br />

Simulation und -Optimierung in Energie-<br />

und Wassernetzen in den Mittelpunkt.<br />

Folgende Fachthemen werden u.a. diskutiert:<br />

* Verbesserung von Netzzustandsdaten durch<br />

materialtechnische Zustandsbewertungen<br />

* Praxisbericht zur softwaregestützten Rehabilitationsplanung<br />

im Berliner Wassernetz<br />

* Zustandsbewertung in Hochdruckleitungs- und<br />

Transportnetzen<br />

* Best Practice Beispiele zur Umsetzung einer<br />

risikoorientierten Instandhaltungsstrategie<br />

* Dynamische Asset Simulation im Hamburger<br />

Stromnetz<br />

10 | 2013 69


FACHBERICHT WASSERVERSORGUNG<br />

Einflüsse auf die Entscheidungsfindung<br />

im Asset Management<br />

Asset Management, das effiziente Betreiben von Betriebsmitteln über den gesamten Lebenszyklus hinweg, ist bei<br />

Versorgungsunternehmen zwischenzeitlich ein auf verschiedenen Ebenen etabliertes Werkzeug zur Sicherstellung der<br />

Unternehmensziele. Operatives und strategisches Asset Management ergänzen sich hierbei idealerweise und kombinieren<br />

die Erkenntnisse auf Betriebsmittelsicht mit langfristigen Simulationen als Grundlage für die Unternehmensstrategie.<br />

Als Naturwissenschaftler und Techniker gehen wir davon aus, dass wir unsere Entscheidungen objektiv aufgrund<br />

harter technischer Fakten treffen. Leider sind wir beim Asset Management teils mit Datenquellen unterschiedlichster<br />

Qualität konfrontiert, die kombiniert und interpretiert werden müssen. In letzter Zeit veröffentlichte Erkenntnisse der<br />

Psychologie zeigen, dass hierbei kognitive Verzerrungen auftreten können. Diese Erkenntnisse zu kennen kann helfen,<br />

teure Fehlentscheidungen zu vermeiden.<br />

HINTERGRUND: SCHNELLES DENKEN, LANGSAMES<br />

DENKEN<br />

Populärwissenschaftliche Bücher über die Psychologie wie<br />

Kahnemanns „Schnelles Denken, langsames Denken“ zeigen,<br />

wo wir besonders häufig in systematische Denkfallen tappen.<br />

Namensgeber für das Buch ist die Theorie, dass unsere Denkprozesse<br />

auf zwei Ebenen oder in zwei Systemen ablaufen:<br />

System 1, das schnelle Denken, ist ein unbewusstes,<br />

ständig aktives und schnelles Beurteilen von Situationen,<br />

das hauptsächlich über Stereotype abläuft, d. h. ständig<br />

Muster vergleicht und darauf basierend Entscheidungen<br />

trifft. System 2, das langsame Denken, ist demgegenüber<br />

ein bewusstes Nachdenken über komplexere Probleme. Da<br />

es deutlich mehr Energie und Aufmerksamkeit bedarf, wird<br />

es nur „zugeschaltet“, wenn System 1 die Komplexität des<br />

Problems erkennt.<br />

Ein gutes Beispiel, um die Wirkungsweise von System 1 zu<br />

erkennen, ist das Schläger-und-Ball-Problem. Versuchen Sie<br />

dazu folgende Aufgabe zu lösen: „Ein Schläger und ein<br />

Ball zusammen kosten 1,10 EUR. Der Schläger kostet 1 EUR<br />

mehr als der Ball. Was kostet der Ball?“. Merken Sie, wie ihr<br />

System 1 meint, 0,10 EUR würde richtig ausschauen? Die<br />

meisten kommen erst, wenn Sie bewusst darüber nachdenken,<br />

dass dann in Summe 1,20 EUR rauskommt, auf die<br />

richtige Antwort.<br />

Selbstverständlich neigen wir dazu, anzunehmen, dass wir<br />

wichtige Entscheidungen ausschließlich mit System 2 treffen.<br />

Die im Folgenden beschriebenen Beispiele sollen zeigen,<br />

wo die Gefahr von Fehleinschätzungen besteht. Zum leichteren<br />

Verständnis wird jeweils zuerst ein Beispiel Kahnemanns<br />

oder ein „Allerweltsbeispiel“ verwendet und erst nach der<br />

Erläuterung des Problems der Bezug zum Asset Management<br />

hergestellt und mögliche Auswirkungen oder auch Gegenmaßnahmen<br />

diskutiert.<br />

FRAGEN ERSETZEN<br />

Wie George Pólya in „Schule des Denkens“ schreibt: „Wenn<br />

Du ein Problem nicht lösen kannst, dann gibt es ein einfacheres<br />

Problem, dass Du lösen kannst. Finde es.“<br />

Überlegen Sie sich dazu die Antwort auf folgende Fragen:<br />

- Wie erfolgreich wird Bayern München in zehn Jahren sein?<br />

- In welchem Zustand werden meine Stahlleitungen in zehn<br />

Jahren sein?<br />

In dieser Zusammenstellung wird einem sehr schnell klar,<br />

dass man die erste Frage zwar meint, beantworten zu<br />

können. Hinterfragt man die eigene Entscheidungsfindung<br />

zeigt sich aber, dass man eigentlich gar nicht genug<br />

weiß, um eine solche Vorhersage fundiert zu machen.<br />

Stattdessen hat man unbewusst die Frage durch eine<br />

„heuristische Frage“ ersetzt: „Wie gut ist Bayern München<br />

jetzt?“ Die Gefahr hier besteht also in der Neigung,<br />

das eigene Urteilsvermögen nicht anzuzweifeln, obwohl<br />

man für eine fundierte Beurteilung nicht ausreichende<br />

Daten hat.<br />

Die zweite Frage kann eigentlich nur sinnvoll beantwortet<br />

werden, wenn ein Alterungsmodell vorliegt, das netzabschnittsweise<br />

unter Berücksichtigung aller bekannten<br />

Einflussfaktoren Alterungsfunktionen ermittelt hat, die<br />

den zeitlichen Verlauf der Alterung erkennen lassen. Viel<br />

zu schnell wird man hier jedoch als Praktiker meinen, man<br />

könne die Frage beantworten, indem man sie durch ein<br />

„Wie viele Schäden hatten wir letztes Jahr an unseren<br />

Stahlleitungen?“ ersetzt.<br />

BASISRATENFEHLER<br />

Hierbei handelt es sich um Fehlschlüsse, die sich ergeben,<br />

wenn wir eine Fragestellung nur mit der Innensicht betrachten,<br />

also nur die Besonderheiten des Falles betrachten, anstatt<br />

auch die Außensicht anzuwenden, d. h. grundsätzliche Erfahrungen<br />

mit ähnlichen Problemen mit einzuschließen. Ein<br />

Beispiel, das Kahnemann selbst schildert, wird vermutlich<br />

jedem Projektmanager bekannt vorkommen. So hatte er<br />

zu Beginn eines Buchprojekts die Co-Autoren gefragt, wie<br />

lange sie die Projektdauer einschätzen. Hierbei kamen rund<br />

zwei Jahre raus. Nachdem er ein Teammitglied gezielt fragte,<br />

wie solche Projekte üblicherweise verlaufen, erklärte dieser<br />

jedoch, dass gerade mal 40 % überhaupt abgeschlossen<br />

werden und dann i.d.R. erst nach rund sieben Jahren.<br />

70 10 | 2013


WASSERVERSORGUNG FACHBERICHT<br />

Diese Diskrepanz ist ein Teil dessen, was Kahnemann<br />

später als Planungsfehlschluss erläutert, und was mit ein<br />

Grund dafür ist, dass Flughäfen oder Philharmonien nicht<br />

rechtzeitig fertig werden.<br />

Es ist jedoch auch ein Problem bei der Beurteilung z. B.<br />

des Zustands eines Netzes. Da man hier i.d.R. nur bei<br />

wenigen Materialgenerationen ausreichend Leitungen<br />

hat, um statistisch signifikante Aussagen ausschließlich<br />

über die Schadensrate zu erzielen, ist ein bewusstes<br />

Hinzuziehen von generellen Informationen notwendig.<br />

Erst die Kombination der beiden Sichtweisen ergibt eine<br />

realistische Einschätzung.<br />

OptNet bewertet hierzu Materialgeneration, vorgefundene<br />

Einflussfaktoren und Schadenshistorie der Einzelleitung<br />

anhand von Erfahrungswerten und stellt eine Zustandsnote<br />

zur Verfügung, die dem erwarteten Zustand entspricht<br />

(Außensicht). Durch die anschließende Kalibrierung der<br />

Alterungsfunktionen anhand der in der Materialgeneration<br />

und Durchmesserklasse aufgetretenen Schäden<br />

kommt eine Innensicht dazu. Sie zeigt die tatsächliche<br />

Entwicklung, ist aber, wenn von einer Materialgeneration<br />

nur geringe Mengen an Leitungen vorliegen ggf. durch<br />

statistische Ausreißer beeinflusst. Für die endgültige Beurteilung<br />

des Erneuerungsbudgetbedarfs werden diese<br />

beiden Informationen schließlich zusammengefasst und<br />

mit weiteren Erfahrungswerten so kombiniert, dass mit<br />

der „Bewertung Abnutzung“ eine fundierte Grundlage<br />

für Investitionsentscheidungen zur Verfügung steht.<br />

Bild 1 zeigt eine vergleichende Auswertung aus Opt-<br />

Net-L. Klar zu erkennen ist, dass nach der Kalibrierung<br />

selbst bei Leitungen mit rund 140 Jahren noch die Note<br />

„Sehr gut“ auftritt. Dies entspricht der gängigen Erfahrung,<br />

dass die letzten verbleibenden Rohrleitungen einer<br />

Materialgeneration ja „die besten ihrer Art“ sind und<br />

tatsächlich i.d.R. wenige Schäden aufweisen. Für die<br />

Entscheidung, wie viel Budget in den nächsten Jahren<br />

vorgeschlagen werden sollte, werden diese Leitungsabschnitte<br />

jedoch trotzdem als „verschlissen“ gewertet.<br />

Auch wenn sie derzeit nicht auffällig sind, ist anzunehmen,<br />

dass sie sich am Ende ihrer Lebensdauer befinden.<br />

Bereits eine Baustelle in der Nähe kann, vor allem bei<br />

den alten spröden Materialien, schnell sprunghaft die<br />

Schadensrate steigern. Für die tatsächliche Umsetzung<br />

des Budgets in Einzelmaßnahmen ist jedoch die tatsächliche<br />

Ausfallwahrscheinlichkeit, d. h. die „Zustandsnote<br />

kalibriert“ entscheidend.<br />

REGRESSION ZUM MITTELWERT<br />

Eine Eigenschaft der Statistik, die uns bewusst klar zu sein<br />

scheint, ist die „Regression zum Mittelwert“ – Extremwerte<br />

sind selten und die Wahrscheinlichkeit, dass nach<br />

dem Auftreten eines Extremwertes wieder normalere<br />

Werte auftreten hoch.<br />

Bei der Beurteilung von Schadensereignissen trifft uns<br />

diese Fehleinschätzung manchmal, wenn plötzlich in<br />

einem Jahr unerwartet viele Schadensereignisse an einer<br />

Materialart auftreten. Schnell kommt hier die Auffassung,<br />

man müsse sofort entgegensteuern.<br />

Bild 1: Vergleich von drei Zustandsnoten in OptNet<br />

10 | 2013 71


FACHBERICHT WASSERVERSORGUNG<br />

Bild 2 zeigt eine beispielhafte Auswertung von Schadensereignissen<br />

mehrerer Jahre („Keine Kategorie“ heißt<br />

hier, dass bei der Schadenserfassung die Materialart nicht<br />

erfasst wurde). Es zeigt sich, dass 1995 plötzlich eine<br />

vergleichsweise große Zahl PE-HD-Leitungen Schäden<br />

aufwies. Hier wäre es sicherlich keine gute Idee gewesen,<br />

dies sofort ernst zu nehmen und entsprechend zu<br />

handeln. Gleichzeitig zeigt sich aber auch die geringe<br />

Anzahl an Schäden insgesamt, die für eine Beurteilung<br />

zur Verfügung stehen, was zum nächsten Problem führt:<br />

AVAILABILITY BIAS<br />

In den Medien sind wir täglich mit Umfragen konfrontiert,<br />

von denen uns eigentlich bewusst ist, dass diese nicht aussagekräftig<br />

sind. Klassiker beginnen mit den Worten „Eine<br />

Umfrage unter X Passanten ergab…“. Und selbst, wenn<br />

die verwendete Stichprobe ausnahmsweise ausreichend<br />

groß ist, werden die Ergebnisse gerne so dargestellt, dass<br />

ein falscher Eindruck erweckt wird. Im einfachsten Fall,<br />

indem die Y-Achse verschoben wird, wie in Bild 3.<br />

Bild 2: Vereinzelte Schadenshäufigkeiten können getrost ignoriert werden<br />

Bild 3: Unterschiedliche Darstellung der gleichen Werte<br />

Selbstverständlich erkennen wir, dass in der unteren Darstellung<br />

eine Verzerrung der Unterschiede zwischen den<br />

einzelnen Werten aufgetreten ist, weil sich durch die<br />

Verschiebung der Y-Achse eine Änderung der Skalierung<br />

ergeben hat. Leider zeigt sich, dass unser Gehirn nach<br />

dem Motto „what you see is all there is“ arbeitet. In<br />

Ermangelung besserer Informationen wird jede Information<br />

genommen, die wir haben – auch wenn wir versuchen<br />

uns bewusst klar zu machen, dass die Stichprobengröße<br />

nicht ausreichend war, oder die bildliche Darstellung<br />

verzerrt war.<br />

Gerade bei der Bewertung von Anlagen lässt es sich nicht<br />

immer vermeiden, Entscheidungen auch mal auf Grundlage<br />

von Datenmengen zu treffen, die eigentlich zu gering<br />

sind, um statistisch signifikante Aussagen zu gewährleisten.<br />

Umso mehr ist es wichtig, sich bei entsprechenden<br />

Angaben immer die Datengrundlage zu notieren.<br />

Als hilfreich hat es sich erwiesen, Ergebnisse nicht nur in<br />

einem Bericht vorgelegt zu bekommen, sondern sich die<br />

Möglichkeit zu schaffen, selbst „mit den Zahlen zu spielen“.<br />

Es zeigt sich hier immer<br />

wieder, dass ausführliche Workshops<br />

zur gemeinsamen Datenanalyse<br />

deutlich mehr bringen,<br />

als lange Berichte.<br />

DER HANG ZUM<br />

NULL-RISIKO<br />

Eine unangenehme Erkenntnis<br />

für alle, die regelmäßig mit<br />

Statistiken und Wahrscheinlichkeiten<br />

zu tun haben ist sicherlich<br />

die, dass wir, auch wenn<br />

wir uns dies bewusst einreden,<br />

unbewusst Wahrscheinlichkeiten<br />

nicht differenzieren. So zeigten<br />

Versuchspersonen, die man<br />

an einen Schaltkreis anschloss,<br />

exakt das gleiche Ausmaß an<br />

Angst unabhängig davon ob<br />

man Ihnen mitteilte, dass Sie<br />

mit ein- oder zwanzigprozentiger<br />

Wahrscheinlichkeit einen<br />

Stromschlag bekommen würden.<br />

Die bewusste Überlegung,<br />

dass 1% sehr unwahrscheinlich<br />

ist, sorgte hier nicht für einen<br />

geringeren Anstieg zum Beispiel<br />

des Puls. Beruhigend ist<br />

ausschließlich eine Wahrscheinlichkeit<br />

von 0.<br />

Tatsächlich ist dies eine Fehleinschätzung,<br />

die bei der Erneuerungsplanung<br />

relativ häufig<br />

auftritt: Wie Bild 4 zeigt, sind<br />

die Ausfallwahrscheinlichkeiten<br />

innerhalb der Materialklas-<br />

72 10 | 2013


WASSERVERSORGUNG FACHBERICHT<br />

sen und Altersstufen in der<br />

Realität aufgrund unterschiedlicher<br />

Randbedingungen weit<br />

gestreut. Wäre dies nicht der<br />

Fall, so könnten nie besonders<br />

gefährdete Leitungsabschnitte<br />

identifiziert werden und sinnvolle<br />

Erneuerungsmaßnahmen<br />

vorgeschlagen werden.<br />

Der Fehler, der hier auftritt,<br />

ist angesichts des unteren<br />

Diagramms zu denken:<br />

„PE-HD ist so gut, da machen<br />

wir noch gar nichts“ oder „GG<br />

ist so schlecht, die sollten wir<br />

alle auswechseln“. Letzteres<br />

ist zugegebenermaßen in<br />

der realen Budgetplanung,<br />

in der ein Asset Manager<br />

seine Budgetwünsche durch<br />

griffige Erklärungen hinterlegen<br />

muss, manchmal eine hilfreiche<br />

Vorgehensweise. Wirtschaftlich<br />

ist sie jedoch nicht.<br />

Eine technisch-wirtschaftlich optimale Erneuerungsplanung<br />

wird im vorliegenden Fall zwar natürlich vor<br />

allem GG-Leitungen austauschen, aber eben vielleicht<br />

auch schon die eine oder andere besonders auffällige<br />

PE-HD-Leitung.<br />

Bild 4: Streuung der Ausfallwahrscheinlichkeiten<br />

WENIGER IST MEHR<br />

Überlegen Sie, was wahrscheinlicher ist:<br />

»»<br />

Option 1: Im nächsten Jahr findet in den USA eine<br />

gewaltige Flutkatastrophe statt, bei der mehr als<br />

1.000 Menschen sterben.<br />

»»<br />

Option 2: Im nächsten Jahr kommt es in Kalifornien<br />

zu einem Erdbeben. In den dadurch verursachten<br />

Fluten sterben mehr als 1.000 Menschen.<br />

Betrachtet man die beiden Optionen nüchtern, stellt man<br />

fest, dass bei Option 1 jede Art von Flutkatastrophe möglich<br />

ist, während es bei Option 2 eine Folge des Erdbebens<br />

sein müsste. Noch dazu ist in Option 2 die mögliche Region<br />

auf Kalifornien begrenzt. Die Wahrscheinlichkeit von<br />

Option 2 muss also ein geringer Bruchteil von Option 1<br />

sein. Dennoch lässt uns die Plausibilität eines Erdbebens<br />

in Kalifornien und die in sich stimmige Story dies nicht<br />

sofort erkennen. Übertragen auf die Netzbewertung kann<br />

dieser Effekt auftauchen, wenn man folgende Optionen<br />

miteinander vergleicht:<br />

»»<br />

Option 1: Die Gesamtzahl der Schäden nimmt<br />

nächstes Jahr absolut zu.<br />

»»<br />

Option 2: Bei Az-Leitungen bis DN 200 steigt<br />

nächstes Jahr die Schadenszahl.<br />

Hier bleibt offensichtlich nur, sich vor allzu schlüssig klingenden<br />

Stories zu hüten – der beste Schutz gegen solche<br />

Fehleinschätzungen ist auch hier eine detaillierte Analyse<br />

der zugrundeliegenden Daten.<br />

ZUSAMMENFASSUNG<br />

Die Berücksichtigung von Erkenntnissen der Psychologie zu<br />

Denkfallen und kognitiven Verzerrungen zeigt insbesondere<br />

bei der Interpretation statistischer Daten die Gefahr von<br />

Fehlentscheidungen. Insofern kann der „Blick über den Tellerrand“<br />

Entscheidungsträgern im Asset Management wertvolle<br />

Denkanstöße geben, um eigene Bewertungen kritisch zu<br />

hinterfragen.<br />

Grundlage für ein fundiertes Verständnis der Wirkungszusammenhänge<br />

im Netz ist eine detaillierte und objektive<br />

Analyse der Daten. Als hilfreich für ein Hinterfragen der Entscheidungsgrundlagen<br />

hat sich der Einsatz flexibler Datenanalysewerkzeuge<br />

erwiesen. So können, ohne große Einarbeitungszeit,<br />

die ermittelten Daten selbst analysiert werden und,<br />

teils allein durch eine Änderung der Darstellung der Daten,<br />

eine objektivere Sicht gewonnen werden als wenn nur ein<br />

vorgefertigter Bericht zur Verfügung steht.<br />

LITERATURVERZEICHNIS<br />

[1] Dobelli, R. (2011). Die Kunst des klaren Denkens: 52 Denkfehler, die<br />

Sie besser anderen überlassen. Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG.<br />

[2] Kahnemann, D. (2011). Schnelles Denken, Langsames Denken.<br />

München: Siedler Verlag.<br />

MIKE BECK<br />

Fichtner Water & Transportation GmbH,<br />

Berlin<br />

Tel.: +49 30 609765-41<br />

E-Mail: info@optnet.de<br />

AUTOR<br />

10 | 2013 73


FACHBERICHT KORROSIONSSCHUTZ<br />

Beeinflussung von Wasserleitungen<br />

durch Streuströme: Messtechnische<br />

Erfassung und Schutzmaßnahmen<br />

Die Wasserverteilnetze in städtischen Gebieten sind mit zunehmenden Herausforderungen bezüglich des<br />

Korrosionsschutzes konfrontiert. Während die hochwertigen Umhüllungssysteme die Problematik von Korrosion im<br />

Boden weitgehend eliminieren, besteht vielerorts eine zunehmende Gefährdung durch Streuströme. Diese rühren<br />

einerseits von der steigenden Leistung und den damit höheren Schienenpotentialen bei Gleichstrombahnen und<br />

andererseits von der alternden Beschichtung von kathodisch geschützten Rohrleitungen und dem damit steigenden<br />

Schutzstrombedarf her. Diese steigenden Ströme erhöhen die Korrosionsgefährdung von Drittstrukturen. Eine<br />

mögliche Vorgehensweise bei der Bewertung der Beeinflussung wird diskutiert und konkrete Schutzmaßnahmen<br />

werden untersucht und präsentiert.<br />

In vielen städtischen Versorgungsnetzen liegt eine hohe<br />

Dichte an erdverlegter metallischer Infrastruktur vor.<br />

Gleichzeigt besteht eine Streustromgefährdung durch<br />

Gleichstrombahnanlagen und durch Gasleitungsnetze,<br />

die mit einem kathodischen Korrosionsschutz [1] ausgerüstet<br />

sind. In vielen Fällen führt die steigende Leistung<br />

der Bahnanlagen zu steigenden Schienenpotentialen und<br />

somit zu verstärkten Streuströmen. Außerdem bedingen<br />

die allmähliche Alterung der Umhüllung, sowie die<br />

erhöhte Streustromgefährdung der kathodisch geschützten<br />

Gasrohrleitungen eine kontinuierliche Zunahme des<br />

Schutzstrombedarfs. Eine Erhöhung des Schutzstroms<br />

führt zwar zur Verbesserung des kathodischen Korrosionsschutzes<br />

und in den meisten Fällen ist es auch möglich,<br />

die Schutzkriterien für den kathodischen Korrosionsschutz<br />

aufrechtzuerhalten. Die Problematik besteht aber darin,<br />

dass diese Maßnahme auch zu einer Erhöhung der Korrosionsgefährdung<br />

von Drittstrukturen führt. Diese ist<br />

besonders ausgeprägt, wenn es sich um elektrisch längsleitfähige<br />

Rohrleitungen handelt. Konkret führt dies zu<br />

der Situation, dass durch den Streustrom der Bahnanlagen<br />

oder den kathodischen Korrosionsschutz von Gasleitungen<br />

die Lebensdauer der Drittstrukturen beeinträchtigt<br />

werden kann. Im Extremfall erreicht dabei die Gasleitung<br />

eine Nutzungsdauer von weit über 100 Jahren, während<br />

die benachbarte Wasserleitung bereits nach wenigen<br />

Jahrzehnten durch Korrosion perforiert wird. In einem<br />

ungünstigen Einzelfall wurde sogar beobachtet, dass die<br />

Leckage der Hochdruckwasserleitung zu einer Perforation<br />

der Gasleitung aufgrund von Erosion geführt hat.<br />

Bild 1: Streustrombeeinflussung einer Rohrleitung mit zwei<br />

identischen Fehlstellen. Die Messanordnung entspricht der<br />

EN 50162<br />

Bild 2: Kathodische Streustrombeeinflussung einer Rohrleitung mit<br />

einer asymmetrischen Verteilung der Fehlstellen, wie sie im Normalfall<br />

zu erwarten ist. Die Messanordnung entspricht der EN 50162<br />

74 10 | 2013


FACHBERICHT KORROSIONSSCHUTZ<br />

MESSUNG DER STREUSTROMBEEINFLUSSUNG<br />

Konkret stellt sich die Frage nach der Bewertung der Korrosionsgefährdung<br />

durch Fremdströme sowie die möglichen<br />

Schutzmaßnahmen. Denn bezüglich der Zustandserfassung<br />

und der Planung der Erneuerungsstrategie<br />

von erdverlegten städtischen Infrastruktureinrichtungen<br />

ist es wesentlich, die effektive Beeinflussungssituation<br />

zu erfassen. Generell sind anodische Beeinflussungen<br />

entsprechend Gleichung (1) zulässig, wobei ρ der Bodenwiderstand<br />

in Ωm und U max<br />

die maximal zulässige mittlere<br />

Potentialanhebung durch einen Streustrom in mV<br />

darstellt.<br />

U max<br />

=1.5⋅ ρ<br />

(1)<br />

Die Vorgaben der EN 50162 [2] für die Erfassung der<br />

Streustrombeeinflussung verlangen eine Potentialregistrierung<br />

gemessen gegen eine Bezugselektrode, die<br />

über der beeinflussten Struktur positioniert wird. Diese<br />

Konfiguration ist in Bild 1 für eine Rohrleitung mit zwei<br />

identisch großen Fehlstellen dargestellt. Der Streustromaustritt<br />

an der Schiene bewirkt einen Spannungsfall ΔU<br />

im Erdboden, der durch die beiden Fehlstellen in der<br />

elektrisch längsleitfähigen Rohrleitung abgegriffen wird.<br />

Da die Fehlstellen im dargestellten Fall identische Ausbreitungswiderstände<br />

haben, kann in erster Näherung davon<br />

ausgegangen werden, dass die anodische Potentialverschiebung<br />

ΔU a<br />

und die kathodische Beeinflussung ΔU k<br />

identisch sind. Demzufolge wird durch die Messung der<br />

Potentialbeeinflussung gemäß Bild 1 in der gegebenen<br />

Konfiguration tatsächlich die effektive Streustrombeeinflussung<br />

erfasst, die anhand der EN 50162 bewertet<br />

werden kann. Eine genauere Prüfung zeigt nun aber,<br />

dass die in Bild 1 dargestellte Situation nicht der typischen<br />

Konfiguration entspricht. Vielmehr muss davon<br />

ausgegangen werden, dass fern des Kreuzungsbereichs<br />

mit einer großen Zahl an Fehlstellen gerechnet werden<br />

muss. Das bedeutet, dass der Ausbreitungswiderstand<br />

im Spannungstrichter der Bahn im typischen Fall deutlich<br />

größer ist als jener der Rohrleitung außerhalb des Spannungstrichters.<br />

Diese Konfiguration ist in Bild 2 dargestellt,<br />

wobei die große Anzahl an Fehlstellen außerhalb<br />

des Spannungstrichters in Form einer einzigen großen<br />

Fehlstelle dargestellt wird. Es zeigt sich, dass sich der<br />

durch die beiden Fehlstellen abgegriffene Spannungsfall<br />

ΔU nicht mehr symmetrisch aufteilt. Vielmehr erfolgt<br />

eine starke kathodische Beeinflussung ΔU k<br />

, die zu einer<br />

gemessenen schwachen anodischen Beeinflussung ΔU a<br />

führt. Dies zeigt deutlich, dass anodische Spannungstrichter<br />

in vielen Fällen nicht zu kritischen anodischen<br />

Beeinflussungen führen, sofern die Widerstandsverhältnisse<br />

entsprechend günstig liegen.<br />

Schwieriger ist die Situation allerdings im Fall einer Beeinflussung<br />

durch einen kathodischen Spannungstrichter wie<br />

sie in Bild 3 dargestellt ist. Diese führt in der Messung<br />

zu einer leichten kathodischen Polarisation. Tatsächlich<br />

tritt aber eine starke anodische Beeinflussung auf. Daraus<br />

muss geschlossen werden, dass ohne weiterführende<br />

Betrachtungen eine Beeinflussungsmessung gemäß<br />

EN 50162 zu falschen Beurteilungen führen kann. Bei<br />

einer Situation gemäß Bild 3 ist nicht nur das Ausmaß,<br />

sondern sogar das Vorzeichen der Streustrombeeinflussung<br />

falsch. Konkret stellt sich die Frage, wie die effektive<br />

Beeinflussung überhaupt erfasst werden kann. Bei<br />

genauerer Betrachtung wird deutlich, dass die effektive<br />

Streustrombeeinflussung messtechnisch gar nicht<br />

zugänglich ist. Durch Verschieben der Bezugselektrode<br />

in Richtung der beeinflussenden Struktur (hier Gleise)<br />

wird aber generell eine bessere Erfassung der Beeinflussung<br />

möglich. Dies wird in Bild 4 für die verschiede-<br />

Bild 3: Anodische Streustrombeeinflussung einer<br />

Rohrleitung mit einer asymmetrischen Verteilung der<br />

Fehlstellen, wie sie im Normalfall zu erwarten ist. Die<br />

Messanordnung entspricht der EN 50162<br />

Bild 4: Anodische Streustrombeeinflussung einer Rohrleitung<br />

mit einer asymmetrischen Verteilung der Fehlstellen, wie sie im<br />

Normalfall zu erwarten ist. Der Einfluss des Elektrodenstandorts<br />

auf die gemessene Streustrombeeinflussung ΔU m<br />

10 | 2013 75


FACHBERICHT KORROSIONSSCHUTZ<br />

a)<br />

b)<br />

Bild 5: Auswirkung des kritischen Beeinflussungsradius einer kathodisch geschützten Rohrleitung (blau):<br />

a) wenn die Fremdstruktur (grau) außerhalb des Radius liegt, ist nicht von einer kritischen Beeinflussung auszugehen;<br />

b) wenn die Fremdstruktur innerhalb des Radius liegt, muss mit einer kritischen Streustrombeeinflussung gerechnet werden<br />

nen Elektrodenstandorte a bis d dargestellt. Aus dieser<br />

Darstellung wird deutlich, dass beim Standort a eine<br />

kathodische, beim Standort b keine, beim Standort c<br />

eine anodische und beim Standort d eine stark anodische<br />

Beeinflussung ΔU m<br />

gemessen wird. Dies ist hauptsächlich<br />

eine Folge der Bezugselektrodenpositionierung im Spannungstrichter<br />

der Gleise und nur teilweise ein Effekt der<br />

effektiven Beeinflussung des Rohrs. Angesichts dieser<br />

Argumentation wird deutlich, dass durch entsprechende<br />

Positionierung der Bezugselektrode jedes beliebige<br />

Ergebnis erhalten werden kann. In Bild 4 entspricht das<br />

gemessene ΔU m<br />

aber in keinem Fall der effektiv auftretenden<br />

Beeinflussung ΔU a<br />

der Fehlstelle. Das Problem<br />

besteht auch darin, dass beim Standort d selbst dann<br />

eine starke anodische Beeinflussung gemessen würde,<br />

wenn gar keine Fehlstelle im Spannungstrichter der Gleise<br />

vorhanden wäre.<br />

Diese kurze Diskussion der messtechnischen Probleme<br />

beim Erfassen der Streustrombeeinflussung macht deutlich,<br />

dass die effektive Beeinflussung der Rohrleitung nur<br />

bei umfassender Kenntnis der vorliegenden Situation<br />

(z. B. Art und Verteilung der Fehlstellen am Rohr) möglich<br />

ist. Da im Normalfall der Elektrodenstandort im überbauten<br />

Gebiet nicht frei gewählt werden kann, muss daher<br />

befürchtet werden, dass die effektive Beeinflussung in<br />

vielen Fällen falsch eingeschätzt wird.<br />

MÖGLICHKEITEN ZUR VERBESSERUNG DER<br />

BEEINFLUSSUNGSMESSUNG<br />

Da also die direkte messtechnische Erfassung der Beeinflussung<br />

nicht möglich ist, kann nur durch Berechnung<br />

der elektrischen Feldverteilung, unter Berücksichtigung<br />

der exakten Elektrodenpositionen, eine verbesserte Beurteilung<br />

der Streustromgefährdung vorgenommen werden.<br />

Diese Methodik ermöglich die Berechnung des kritischen<br />

Beeinflussungsradius [3, 4]. Dessen Bedeutung wird für<br />

den Fall einer Streustrombeeinflussung durch eine kathodisch<br />

geschützte Leitung in Bild 5a und b erläutert.<br />

Grundsätzlich führt jede Fehlstelle in der kathodisch<br />

geschützten Rohrleitung zu einem Schutzstromzutritt<br />

und somit zu einem Spannungsfall im Boden. Sobald<br />

eine längsleitfähige Rohrleitung in den Nahbereich der<br />

kathodisch geschützten Leitung gelangt, ist es möglich,<br />

dass diese durch den Schutzstrom korrosiv angegriffen<br />

wird. Im Fall einer kleinen Fehlstelle in der kathodisch<br />

geschützten Rohrleitung, kann dieser Radius vergleichsweise<br />

klein sein. Wenn die Drittstruktur außerhalb dieses<br />

Radius liegt (Bild 5a) muss nicht mit einer kritischen Beeinflussung<br />

gerechnet werden. Wenn im Falle eines großen<br />

Radius (Bild 5b), wie er beispielsweise bei einer großen<br />

Fehlstelle in der Umhüllung der kathodisch geschützten<br />

Leitung auftreten kann, die Drittstruktur innerhalb<br />

des Radius liegt, muss in der Folge mit einem erhöhten<br />

Korrosionsabtrag an der betroffenen Leitung gerechnet<br />

werden, da die maximal zulässige anodische Beeinflussung<br />

überschritten wird.<br />

Die Berechnung des kritischen Radius ist grundsätzlich<br />

sehr aufwändig, da einerseits die Lage der kathodisch<br />

geschützten Leitung und andererseits die Lage der<br />

Bezugselektrode relativ zur Rohrleitung exakt bekannt<br />

sein müssen. Zudem muss die Lage von Drittstrukturen<br />

relativ zur kathodisch geschützten Rohrleitung bekannt<br />

sein. Diese Informationen sind typischerweise im GIS<br />

hinterlegt. Es ist folglich naheliegend, die Messdaten<br />

der Intensivmessung zusammen mit den zugehörigen<br />

geometrischen Informationen über die Positionen der<br />

Bezugselektroden direkt in das GIS einzubringen und<br />

die entsprechende Berechnung, sowie die Beurteilung<br />

der Korrosionsgefährdung automatisch vornehmen zu<br />

lassen [3, 4].<br />

76 10 | 2013


FACHBERICHT KORROSIONSSCHUTZ<br />

SCHUTZMASSNAHMEN GEGEN<br />

STREUSTROMBEEINFLUSSUNG<br />

Die Streustrombeeinflussung an bestehenden Anlagen<br />

kann gemäß [1] durch eine gerichtete Drainage oder einen<br />

kathodischen Schutz erfolgen. Aus der obigen Diskussion<br />

wird aber deutlich, dass diese Schutzmaßnahmen die<br />

Korrosionsgefährdung für weitere Strukturen erhöhen<br />

können. In der EN 50122-2 [5] wird festgehalten, dass<br />

beim Einsatz einer Drainage nachgewiesen werden muss,<br />

dass diese keine negativen Auswirkungen auf weitere<br />

Strukturen hat. Konkret kann der Fall auftreten, dass<br />

durch diese Schutzmaßnahmen die Beeinflussung weiter<br />

verschleppt wird. Der messtechnische Aufwand wird<br />

daher noch zusätzlich erhöht.<br />

Auf Seite des Beeinflussers stehen die Erhöhung der<br />

Schienen- oder Rohrisolation sowie die Verringerung<br />

des Schienenpotentials respektive die Verschiebung des<br />

Einschaltpotentials in positive Richtung im Vordergrund.<br />

Bei bestehenden Anlagen gibt es diesbezüglich aber nur<br />

begrenzt Möglichkeiten zur Verbesserung und mit dem<br />

Alter der Anlagen und steigender Fahrzeugzahl und Leistung<br />

wird die Beeinflussung im Verlaufe der Zeit sogar<br />

eher zunehmen.<br />

Für den Betreiber von nicht kathodisch geschützten<br />

Wasser-, Abwasser- und Gasverteilnetzen besteht somit<br />

nur die Möglichkeit bereits beim Bau der Anlagen auf<br />

einen maximalen Streustromschutz zu achten. Aus Bild 5<br />

geht hervor, dass der Abstand zwischen beeinflussender<br />

und beeinflusster Struktur relevant ist. Da der Gefährdungsradius<br />

abhängig von den Betriebsbedingungen, der<br />

Isolationsqualität und dem Bodenwiderstand zwischen<br />

einigen Zentimetern bis über 10 m betragen kann, ist es<br />

nicht möglich, einen allgemeingültigen Minimalabstand<br />

zu definieren. Insbesondere ist zu befürchten, dass sich<br />

im Laufe der Zeit die äußeren Bedingungen ungünstig<br />

verändern und der Radius zunehmen kann. Angesichts<br />

der hohen Dichte an urbaner Infrastruktur ist es bereits<br />

unrealistisch, einen Minimalabstand im Bereich von 1 m<br />

zu fordern, da dieser bei der Ausführung gar nicht eingehalten<br />

werden kann.<br />

Somit stellt sich die Frage nach Schutzmöglichkeiten<br />

gegen Streustromkorrosion. Aus den Ausführungen geht<br />

klar hervor, dass der vom Rohr abgegriffene Spannungsfall<br />

derart begrenzt werden muss, dass die Vorgaben<br />

gemäß Gleichung (1) eingehalten werden können. Dies<br />

ist einerseits möglich, indem die Rohrleitung durch ein<br />

isolierendes Mantelrohr vom Streustromgradienten abgeschirmt<br />

wird (Bild 6a). Dieses muss so lang sein, dass der<br />

verbleibende Spannungsfall ausreichend klein ist. Die<br />

Alternative ist die Unterbrechung der Längsleitfähigkeit<br />

gemäß Bild 6b. Dabei müssen die einzelnen Rohrstücke<br />

so kurz gehalten werden, dass der abgegriffene Spannungsfall<br />

so klein wird, dass wiederum die Vorgaben der<br />

EN 50162 eingehalten werden.<br />

Aus betrieblicher Sicht ist die einfachste Vorgehensweise<br />

die Verwendung von Gussrohren mit elektrisch isolierenden<br />

Muffenverbindungen. Dadurch wird eine Begrenzung<br />

des abgegriffenen Spannungsfalls gemäß Bild 6b möglich.<br />

Wenn die Leitung zusätzlich mit einer mechanisch<br />

stabilen isolierenden Außenbeschichtung versehen wird,<br />

kann der Streustromeintritt in die Rohrleitung zusätzlich<br />

erschwert werden.<br />

MESSUNGEN DER ISOLATIONSWIRKUNG VON<br />

VERSCHIEDENEN MUFFENVERBINDUNGEN<br />

(GUSSROHRE GEMÄSS EN 545)<br />

Aufgrund dieser Überlegungen wurde die elektrische<br />

Längsleitfähigkeit von Muffenverbindungen mit Schubsicherung<br />

an verschiedenen Rohrsystemen messtechnisch<br />

erfasst. Dabei wurden nicht nur die leeren Rohre ohne<br />

Druckbeaufschlagung untersucht, sondern es wurden<br />

auch der Einfluss von mechanischen Kräften auf die Isolationselemente<br />

sowie die Auswirkung von möglicher<br />

Wasseraufnahme mit einbezogen. Hierzu wurden ver-<br />

a) b)<br />

Bild 6: Schutzmassnahmen gegen Streustromkorrosion durch Begrenzung des auftretenden Spannungsfalls:<br />

a) isolierendes Mantelrohr; b) Unterbrechung der Längsleitfähigkeit<br />

10 | 2013 77


FACHBERICHT KORROSIONSSCHUTZ<br />

SCHLUSSFOLGERUNG<br />

Die Diskussion der Streustrombeeinflussung<br />

von Rohrleitungen zeigt deutlich,<br />

dass die messtechnische Erfassung der<br />

Beeinflussung nicht ohne weiteres möglich<br />

ist. Die Problematik besteht darin,<br />

dass die relevanten Spannungsgradienten<br />

von der Position der Bezugselektrode<br />

sowie der Lage der verschiedenen<br />

Fehlstellen abhängig sind.<br />

Angesichts einer in Zukunft steigenden<br />

Beeinflussung stellt sich bei der Erneuerung<br />

und beim Neubau von Wasser- und<br />

Abwasserleitungen die Frage nach optimalen<br />

Schutzstrategien. Aufgrund der<br />

diskutierten Effekte stellt die Unterbre-<br />

Außenkorrosionsschutz<br />

Innenkorrosionsschutz<br />

Schubsicherung<br />

System A Passiv (Polyurethan) Polyurethan Typ A: außenliegend<br />

reibschlüssig<br />

System B Passiv (Polyurethan) Polyurethan Typ B: innenliegend<br />

reibschlüssig<br />

System C Aktiv (Zink/Bitumen) Polyurethan Typ C: innenliegend<br />

reibschlüssig<br />

System D Passiv Zement Typ D<br />

System E Aktiv Zement Typ E<br />

System F Aktiv Zement Typ F<br />

System G Aktiv Zement Typ G<br />

Tabelle 1: Zusammenstellung der geprüften Systeme (Gussrohre DN 150)<br />

schiedene Rohre und Muffenverbindungen im Anlieferungszustand<br />

ohne spezielle Vorbehandlung gemäß den<br />

Anleitungen der Hersteller installiert. Eine Beschreibung<br />

der geprüften Systeme ist in Tabelle 1 aufgeführt.<br />

Die Messungen des Widerstands über den Muffenverbindungen<br />

wurden im Leerzustand, am wassergefüllten<br />

drucklosen System und auf den Druckstufen 5, 10 und<br />

15 bar durchgeführt. Nach anschließender Auslagerung<br />

von drei Monaten unter Druck, wurden die Widerstände<br />

nochmals gemessen. Die Beurteilung der elektrischen<br />

Trennung erfolgte durch Messen des Wechselstromwiderstands<br />

und der Spannungsdifferenz über der Muffenverbindung.<br />

Die Ergebnisse der Wechselstromwiderstandsmessungen<br />

sind in Bild 7 zusammenfassend dargestellt.<br />

Vor der Befüllung mit Wasser zeigten die Systeme A und<br />

B sehr hohe Widerstandswerte (> 300 kΩ). Die Muffenverbindungen<br />

der Systeme C, D und E zeigten mittlere<br />

Werte zwischen 20 Ω und 120 Ω. Die Verbindungen der<br />

Leitungen F und G waren mit Werten unter 2 Ω bereits<br />

Bild 7: Resultate der Wechselstromwiderstandsmessungen<br />

nach der Installation als elektrisch verbunden<br />

zu betrachten. Mit der Wasserbefüllung, einer<br />

ersten Druckbelastung sowie dem Ansprechen<br />

der Schubsicherungen verschlechtern sich die<br />

Widerstandswerte sämtlicher Verbindungen. Bei<br />

den Verbindungen der Leitungen E, F und G ließ<br />

sich aufgrund der Widerstandswerte von weniger<br />

als 1 Ω auf eine direkte metallische Verbindung<br />

schließen. Diese Schlussfolgerung wird durch<br />

die geringen Spannungsdifferenzen von weniger<br />

als 0,1 mV zwischen den Rohren bestätigt.<br />

Die Verbindung der Leitung B fiel unter 100 Ω<br />

und lag somit im Bereich der beinahe unveränderten<br />

Werte der Verbindungen C und D. Einzig<br />

die Verbindung des Systems A zeigte mit über<br />

15 kΩ noch deutlich höhere Widerstandswerte.<br />

Unter steigendem Druck veränderten sich die<br />

Widerstandswerte nur geringfügig. Einzig das System<br />

A wurde beim Erreichen des Maximaldrucks nochmals<br />

niederohmiger. Der Widerstandswert von über 1 kΩ entspricht<br />

immer noch dem höchsten gemessenen Wert.<br />

Die Messungen zeigten primär, dass die elektrische<br />

Trennwirkung der verschiedenen Verbindungen nicht<br />

von der Befüllung und Druckbeaufschlagung abhängig<br />

war. Grundsätzlich wurden aber die Widerstandwerte<br />

mit steigendem Druck kleiner. In drei Fällen wurde festgestellt,<br />

dass es zu einer metallisch leitenden Verbindung<br />

über die Muffe gekommen ist.<br />

Bei den elektrisch trennenden Systemen A, B, C und D<br />

ist eine deutliche Verringerung der Korrosionsgefährdung<br />

aufgrund der verringerten Längsleitfähigkeit entsprechend<br />

dem Mechanismus in Bild 6b zu erwarten.<br />

Durch eine hochwertige isolierende Beschichtung auf<br />

der Außenseite kann die Streustromaufnahme zusätzlich<br />

verringert werden, während eine hochwertige Innenbeschichtung<br />

den Übertritt des Stroms ins Wasser weitgehend<br />

unterbindet. Dies führt zu einem nachhaltigen Korrosionsschutz<br />

im Fall von heterogener<br />

Bettung, Streustromeinwirkung und galvanischer<br />

Korrosion mit Fremdkathoden.<br />

78 10 | 2013


FACHBERICHT KORROSIONSSCHUTZ<br />

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chung der Längsleitfähigkeit eine wirksame Schutzmaßnahme<br />

dar. Durch eine zusätzliche hochwertige Innenund<br />

Außenbeschichtung, wie im Falle der Systeme A,<br />

B, C und D gegeben ist, kann die Streustromaufnahme<br />

und dessen Ausbreitung entlang des Rohrleitungssystems<br />

zusätzlich vermindert werden.<br />

7. DANK<br />

Diese Arbeit war möglich dank der Unterstützung der<br />

vonRoll hydro (suisse) ag.<br />

LITERATUR<br />

[1] W. v. Baeckmann, W. Schwenk, W. Prinz, „Handbuch des<br />

kathodischen Korrosionsschutzes Theorie und Praxis der<br />

elektrochemischen Schutzverfahren“. (VCH, 1988).<br />

[2] DIN EN 50162, „Schutz gegen Korrosion durch Streuströme<br />

aus Gleichstromanlagen;“ (2005)<br />

[3] M. Büchler, M. Meile, D. Joos, “GIS integrated analysis of a<br />

gas distribution network”, CEOCOR International Congress<br />

2012 (2012).<br />

[4] M. Büchler, D. Joos, M. Meile, „Methoden für die<br />

Erneuerungsplanung“, Aqua & Gas 91, 14 (2012).<br />

[5] EN 50122-2, „Bahnanwendungen - Ortsfeste Anlagen -<br />

Elektrische Sicherheit, Erdung und Rückleitung - Teil 2:<br />

Schutzmaßnahmen gegen Streustromwirkungen durch<br />

Gleichstrom-Zugförderungssysteme“ (2010)<br />

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AUTOREN<br />

Dr. MARKUS BÜCHLER<br />

SGK Schweizerische Gesellschaft für<br />

Korrosionsschutz, Zürich<br />

Tel. + 41 44 213 1590<br />

E-Mail: markus.buechler@sgk.ch<br />

DAVID JOOS<br />

SGK Schweizerische Gesellschaft für<br />

Korrosionsschutz, Zürich<br />

Tel. + 41 44 213 1592<br />

E-Mail: david.joos@sgk.ch<br />

CARL-HEINZ VOÛTE<br />

SGK Schweizerische Gesellschaft für<br />

Korrosionsschutz, Zürich<br />

Tel. + 41 44 213 1596<br />

carl-heinz.voute@sgk.ch<br />

<strong>3R</strong> erscheint in der Vulkan-Verlag GmbH, Huyssenallee 52-56, 45128 Essen<br />

10 | 2013 79


FACHBERICHT KORROSIONSSCHUTZ<br />

Anwendungsbeispiele für die Prüfung<br />

von Rohrleitungen mit Guided Waves<br />

In vielen Industrien wie z. B. in der in chemischen und petrochemischen Industrie oder in Kraftwerken sind wiederkehrende<br />

Prüfungen an Rohrleitungen eine notwendige Maßnahme, um den sicheren und zuverlässigen Betrieb sowie den<br />

reibungslosen Ablauf von Prozessen zu gewährleisten. Mit dem Guided Wave-Prüfverfahren steht dem Anwender eine<br />

qualifizierte zerstörungsfreie Prüfmethode zur Verfügung, die als Screeningverfahren andere in der Industrie bereits<br />

verwendete Verfahren optimal ergänzen kann.<br />

EINFÜHRUNG<br />

Korrosion in Rohrleitungen ist ein massives Problem sowohl<br />

in der petro-chemischen als auch in anderen verwandten<br />

Industrien. Herkömmliche Prüfmethoden zur Messung der<br />

Wanddicke in Rohrleitungen (z. B. die Prüfung mit konventionellem<br />

Ultraschall) liefern Messwerte, die lokal auf den<br />

abgetasteten Bereich begrenzt sind. Obwohl das Verfahren<br />

quantitativ ist, können diese Ergebnisse keine Aussage<br />

über direkt angrenzende Bereiche machen. Messungen<br />

werden häufig punktuell an solchen Stellen einer Rohrleitung<br />

durchgeführt, wo erfahrungsgemäß eine erhöhte<br />

Wahrscheinlichkeit für eine Wanddickenminderung (beispielsweise<br />

in Bögen) besteht. Dies ist aber nicht immer<br />

der Fall, denn lokale Prüfmethoden haben aufgrund ihrer<br />

nicht ausreichenden Abtastung der Rohrleitung eine sehr<br />

niedrige Fehlerauffindwahrscheinlichkeit. Zwar kann man<br />

diese verbessern, indem man die Anzahl der Messstellen<br />

erhöht, allerdings steigt dadurch auch der Aufwand an Zeit<br />

Bild 1 a) Wanddicken- sowie Steifigkeitsänderungen in der Rohrleitung<br />

reflektiert den vom Prüfring in beide Richtungen entlang des Rohres<br />

ausgesendeten Ultraschallimpuls. Diese Reflexionen werden vom Prüfring<br />

aufgenommen. b) Die Daten werden von einer speziellen Software<br />

ausgewertet und in einem A-Bild dargestellt<br />

und Kosten. Das fällt umso mehr ins Gewicht, wenn Rohrleitungen<br />

nur schwer zugänglich oder isoliert sind. Gerade<br />

bei isolierten Leitungen ist aber nicht vorherzusagen, an<br />

welchen Stellen bevorzugt Korrosion auftreten wird, so<br />

dass man die Isolierung ganz abnehmen müsste, um die<br />

Rohrleitung vollständig zu inspizieren. In anderen Fällen<br />

ist die Leitung gar nicht vollständig zu erreichen, z. B. in<br />

Manteldurchführungen unter Straßen oder Bundwällen in<br />

Tanklagern, so dass dort gar keine lokale Prüfung durchgeführt<br />

werden kann. Eine sinnvolle Risikobewertung muss<br />

aber auch die Stellen einer Rohrleitung einbeziehen, die<br />

nicht mit herkömmlichen Prüfmethoden erfasst werden<br />

können.<br />

Mit Guided Wave (GW), einer Prüfung mittels geführter<br />

Ultraschallwellen, hat sich inzwischen eine weitere qualifizierte<br />

Prüfmethode in die Reihe der etablierten Prüfverfahren<br />

eingereiht. Ursprünglich für die Inspektion von<br />

isolierten Rohrleitungen entwickelt, besteht das Ziel der<br />

Prüfung in der Regel in der effektiven Durchführung von<br />

Prüfaufgaben, die wie oben beschrieben, nicht zufriedenstellend<br />

oder nur mit einem erheblichen Mehraufwand zu<br />

bewältigen sind.<br />

Mit GW bezeichnet man allgemein solche Wellen, die von<br />

den Grenzflächen eines Körpers geführt werden. In der<br />

standardmäßigen GW-Prüfung von Rohrleitungen benutzt<br />

man relativ niederfrequente Ultraschallwellen von etwa<br />

20-120 kHz, die sich in der Rohrwand entlang des Rohres<br />

ausbreiten. Dazu leitet ein Prüfring, mit einer Anordnung<br />

von Ultraschallwandlern, eine GW in die Rohrleitung. Diese<br />

GW wird von Diskontinuitäten, wie Schweißnähten oder<br />

Korrosion, reflektiert und vom Prüfring im Impuls-Echo-<br />

Verfahren wieder aufgenommen (siehe Bild 1). Im Unterschied<br />

zur konventionellen Ultraschallprüfung wird nicht<br />

der Bereich unterhalb des Ultraschallwandlers geprüft,<br />

sondern die gesamte Rohrleitung innerhalb der während<br />

der Prüfung zu bestimmenden Reichweite der GW. In für<br />

die GW-Prüfung besonders zuträglichen Anwendungen<br />

kann man im laufenden Betrieb von einer einzigen, dem<br />

Prüfer zugänglichen Position nicht selten mehr als 25 m<br />

Rohrleitung in jeweils beide Richtungen vom Prüfring gesehen<br />

abdecken.<br />

Hier kommt auch der Gedanke zum Tragen, der für eine<br />

GW-Prüfung in Verbindung mit einem zusätzlichen Verfah-<br />

80 10 | 2013


KORROSIONSSCHUTZ FACHBERICHT<br />

ren in vielen Anwendungen sinnvoll ist. Für eine hohe Vertrauenswürdigkeit<br />

muss eine Prüfung zwei Eigenschaften<br />

aufweisen: 1. eine hohe Fehlerauffindwahrscheinlichkeit<br />

in einem angemessenen Zeit- und Kostenrahmen; 2. die<br />

Möglichkeit zur genauen Klassifizierung der Fehlstellen in<br />

Schweregradkategorien. Kein derzeit verfügbares Verfahren<br />

zur Prüfung von Rohrleitungen über längere Strecken<br />

kann beide Anforderungen ideal erfüllen. Aber zwei oder<br />

mehrere Prüfverfahren zusammen können dies sehr wohl.<br />

Daraus leitet sich eine Prüfphilosophie ab, in der man<br />

zunächst eine Suchmethode wie GW anwendet. Wird eine<br />

Anzeige gefunden, die auf Korrosion an einer bestimmten<br />

Stelle hinweist, wird die Prüfung mit einem Verfahren<br />

zum genauen Ausmessen – d. h. zur Klassifizierung – der<br />

Fehlstelle ergänzt. Für die Klassifizierung kommen je nach<br />

Anwendung mehrere Verfahren in Frage, beispielsweise<br />

die lokale Wanddickenprüfung mittels höherfrequentem<br />

Ultraschall oder die visuelle Prüfung.<br />

GW wird nunmehr weltweit als Suchmethode zum Auffinden<br />

lokaler Korrosion eingesetzt, obwohl es sich um<br />

eine noch recht neue Technologie handelt. Die Akzeptanz<br />

dieser Prüfmethode in der Industrie lässt sich aber an mehreren<br />

bereits veröffentlichten sowie in der Vorbereitung<br />

befindlichen internationalen Standards sehen (z. B. [1], [2]).<br />

Die hier vorgestellten praktischen Anwendungsbeispiele<br />

sollen einen kurzen Überblick über die Möglichkeiten und<br />

Grenzen der GW-Prüfung geben und verdeutlichen, wie<br />

man GW als qualitative Suchmethode einsetzen kann,<br />

um den Prüfaufwand zu verringern und die Auffindwahrscheinlichkeit<br />

für Fehlstellen zu erhöhen.<br />

HINTERGRUND ZUR GUIDED WAVE-PRÜFUNG<br />

Die GW-Prüfung von Rohrleitungen wird fast ausschließlich<br />

mit Torsionswellen durchgeführt [3]. Vom Prüfring angeregt<br />

breiten sich diese in beide Richtungen entlang des Rohres aus.<br />

Aufgrund der Tatsache, dass sich die Torsionsmode über den<br />

ganzen Querschnitt der Rohrwand gleichmäßig verteilt, werden<br />

innerhalb der Reichweite der GW 100 % der Rohrwand<br />

geprüft. Sowohl interne als auch externe Fehlstellen werden<br />

daher gleichermaßen erfasst. Die Reflexionsamplitude der<br />

Torsionsmode hängt von der Form und Abmessungen des<br />

reflektierenden Merkmals ab und wird daher zur Klassifizierung<br />

von Fehlstellen herangezogen. Traditionell wird aus der<br />

Amplitude ein Querschnittsverlust errechnet.<br />

Anders als beim Körperschall, in dem es lediglich zwei Ausbreitungsmoden<br />

gibt (Transversal- und Kompressionsmode),<br />

existieren in Rohrleitungen aufgrund der Grenzflächen viele<br />

verschiedene Ausbreitungsmoden. Wird die Torsionsmode<br />

nun von einer Änderung im Rohrquerschnitt reflektiert,<br />

kommt es daher, wenn es sich um eine nicht-axisymmetrische<br />

Änderung handelt, nicht nur zur Reflektion, sondern zugleich<br />

zur Modenkonversion in sogenannte Biegemoden. Diese<br />

Tatsache macht man sich zunutze, denn man kann mit ihrer<br />

Hilfe ein C-Bild errechnen, das die Umfangsposition eines<br />

Rohrmerkmales zeigt.<br />

Bild 3 zeigt ein typisches Messergebnis. Die schwarze Messkurve<br />

im A-Bild entspricht der Torsionsmode, während die<br />

Bild 2: Typische Prüfanordung mit Prüfringen und Wavemaker-Gerät<br />

von Guided Ultrasonics Ltd. Es gibt verschiedene Prüfringvarianten für<br />

Durchmesser von DN 25-1500<br />

Bild 3: A-Bild mit schematischer Darstellung der Rohrmerkmale<br />

(unten) und C-Bild (oben) einer GW-Prüfung. Zu sehen ist das typische<br />

Erscheinungsbild einer Korrosionsstelle bei etwa -10 m. Zu beachten<br />

ist auch die unregelmäßige Form der Schweißnaht bei etwa +8m, die<br />

auf eine Fehlstelle in der Schweißnaht oder direkt dahinter hindeutet.<br />

Beidseitig des Prüfrings ergibt sich eine Totzone (grün) sowie ein<br />

Nahfeld (grau)<br />

rote Messkurve die einer Biegemode entspricht. Bei etwa -4 m<br />

befindet sich z. B. eine Schweißnaht. Da diese weitgehend axisymmetrisch<br />

ist, findet keine Modenkonversion in Biegemoden<br />

statt. Dies zeigt sich an der im Verhältnis zur Torsionsmode<br />

kleinen Amplitude. Außerdem erscheint die Schweißnaht im<br />

C-Bild gleichmäßig um den Umfang verteilt.<br />

Es ist wichtig zu beachten, dass es sich bei der GW-Methode<br />

um eine Volumenmethode handelt und demnach nur<br />

qualitative Aussagen liefert, d. h. dass es nicht möglich ist,<br />

nach dem Auffinden einer Fehlstelle eine genaue Aussage<br />

über die Restwanddicke zu machen. Obwohl man mit<br />

Hilfe der Reflexionsamplitude der Torsionsmode sowie<br />

dem C-Bild oft recht gut den Schweregrad einer Fehlstelle<br />

bestimmen kann, muss zur quantitativen Bestimmung eine<br />

lokale Prüfmethode benutzt werden.<br />

10 | 2013 81


FACHBERICHT KORROSIONSSCHUTZ<br />

Wie in der konventionellen Ultraschallprüfung werden<br />

DAC-Kurven (Distance Amplitude Correction) benutzt, um<br />

die wahre Reflexionsamplitude unabhängig von der Distanz<br />

abschätzen zu können (gestrichelte Linien in Bild 3).<br />

Innerhalb der Reichweite der GW können in der Regel<br />

Fehlstellen mit einem Querschnittsverlust von etwa 3 %<br />

gefunden werden.<br />

Für eine tiefergehende Behandlung der Möglichkeiten und<br />

Grenzen der GW-Prüfung mit einer reichen Literaturliste<br />

sei der Leser auf [4] verwiesen.<br />

Bild 4: Piperacks in Espirito Santo (Brasilien), die sonst nur<br />

lokal untersucht wurden<br />

Bild 5: Prüfung von schwer zugänglichen Leitungen in einer<br />

Flussüberquerung im Rio Grande (Brasilien)<br />

Bild 6: Pier im Nordosten Brasiliens. Innerhalb weniger Wochen<br />

wurden hier 20 km Rohrleitung überprüft<br />

3 ANWENDUNGSBEISPIELE<br />

Die folgenden Beispiele können im Rahmen dieses Fachberichts<br />

nur einen sehr kleinen Einblick in die vielfältigen<br />

Anwendungsmöglichkeiten für GW geben. Die Autoren<br />

haben für diesen Bericht drei Hauptanwendungsgebiete<br />

ausgewählt, die besonders gut den Grundgedanken der<br />

GW-Prüfung zum Tragen bringen.<br />

3.1 Rohrbrücken<br />

Rohrbrücken sind in zweierlei Hinsicht ein idealer Anwendungsbereich<br />

für GW. Erstens hat man lange Strecken,<br />

die aufgrund ihrer Installation in der Höhe und der Nähe<br />

der Rohrleitungen zueinander oft nur bedingt zugänglich<br />

sind und daher eine gründliche visuelle Prüfung sehr<br />

erschweren (siehe Bild 4, Bild 5, Bild 6). Auch konventionelle<br />

Ultraschallprüfungen können nur lokal zum<br />

Einsatz kommen. Diese Prüfung kann mit GW jedoch<br />

schnell und ohne viel Aufwand während des laufenden<br />

Betriebs durchgeführt werden. Aufgrund der normalerweise<br />

unkomplizierten Geometrie können, bei einfach<br />

gelagerten, unbeschichteten Rohren und je nach Korrosionszustand,<br />

oft zu 50 m in einer einzigen Prüfung<br />

abgedeckt werden. Unter idealen Bedingungen können<br />

so bis zu 1,5 km Rohrleitung pro Tag und pro GW-Team<br />

geprüft werden [5].<br />

Zweitens lassen sich mit der GW-Methode auch die Auflagepunkte<br />

selbst prüfen. Speziell einfache Kontaktlager<br />

lassen sich schnell in verschiedene Schadensklassen einteilen,<br />

so dass man die Komplementärprüfung einzelner<br />

Lagerpunkte priorisieren kann. Ein Beispiel für eine solche<br />

Auflagerprüfung ist in Bild 7 gegeben.<br />

Nachträglich in diesen Anwendungen wirken sich<br />

geschweißte Auflager aus, da diese die Reichweite der<br />

GW-Prüfung stark einschränken können. Die Prüfung der<br />

Rohrleitungen wird zwar nicht von flüssigen oder gasförmigen<br />

Rohrinhalten beeinflusst, wohl aber durch feste<br />

Ablagerungen im Rohr. Letzteres führt, wie Beschichtungen<br />

in unterschiedlichem Grade, zu Schalldämpfung und<br />

damit zu einer reduzierten Reichweite.<br />

3.2 Isolierte Leitungen<br />

Die Prüfung von Leitungen, bei denen vorab die Isolierung<br />

entfernt werden muss, ist mit einem erheblichen Kostenaufwand<br />

verbunden. Anstatt die Isolierung der gesamten<br />

Strecke abzunehmen, werden bei der GW-Prüfung nur<br />

einzelne Prüfpunkte von der Isolierung befreit. Sollten<br />

82 10 | 2013


KORROSIONSSCHUTZ FACHBERICHT<br />

bei der Prüfung Anzeigen gefunden werden, die auf<br />

Korrosion hinweisen, wird an diesen Stellen abisoliert<br />

und mit einer ergänzenden Prüfmethode nachgeprüft.<br />

Die Isolierung selbst hat dabei, sofern sie aus Mineralwolle<br />

oder einem akustisch ähnlichen Material besteht,<br />

auf die Reichweite der GW keinen Einfluss, so dass auch<br />

in dieser Anwendung lange Strecken von einer Position<br />

zu prüfen sind.<br />

Generell ist zu empfehlen, dass dem GW-Prüfer ein<br />

Abisolier-Team zugeteilt wird, da der Prüfer vor Ort die<br />

besten Prüfpositionen auswählen muss. Gleichzeitig<br />

können gefundene Fehlstellen dann sofort nachgeprüft<br />

werden. Es ist zu beachten, dass in bestimmten Fällen die<br />

Klammern für Begleitheizung in der Nähe der Prüfposition<br />

gelockert werden müssen, um den Prüfring anzusetzen.<br />

Eine besondere Anwendung besteht auch in der Prüfung<br />

von Fernwärmeleitungen, die nicht nur isoliert sind,<br />

sondern häufig in unzugänglichen Schächten verlaufen.<br />

3.3 Straßendurchführungen<br />

Die Situation bei Straßendurchführungen ist ähnlich der<br />

bei isolierten Leitungen. Ohne hohe Kosten und erheblichen<br />

Mehraufwand kann mit konventionellen Prüfmethoden<br />

nicht untersucht werden. Jedoch kann man mit GW<br />

abschätzen, ob der Aufwand und die Kosten notwendig<br />

sind, und ob an der gewählten Prüfposition eine weitere<br />

konventionelle Untersuchung durchgeführt werden<br />

muss. Nicht selten hat man in einer Raffinerie mehrere<br />

Hundert Rohrleitungen, die in Straßendurchführungen<br />

oder Mantelrohren wie in Bild 9 verlegt sind. Natürlich ist<br />

meist nur ein Bruchteil der Leitungen von einem Schaden<br />

betroffen. Dennoch wird oft übersehen, welchen Nutzen<br />

eine Suchmethode leisten kann, die genau diejenigen<br />

Leitungen, die keine Schäden aufweisen, aussortiert,<br />

so dass zunächst nur derjenige Bruchteil der Leitungen<br />

näher untersucht werden muss, der suspekte Anzeigen<br />

aufweist.<br />

In Bild 8 kommt dazu, dass diese oft nur mit einer Arbeitsgenehmigung<br />

für enge Räume zu betreten sind, welches<br />

bei GW zunächst entfällt. Die GW-Prüfung wird standardmäßig<br />

an beiden Eingängen der Durchführung durchgeführt,<br />

um Falschanzeigen zu verringern und die Abdeckung<br />

bei Rohren mit geschweißten Lagern zu erhöhen [6].<br />

ZUSAMMENFASSUNG<br />

GW hat sich als schnelles und präzises Prüfverfahren zum<br />

Auffinden lokaler Korrosion weltweit bewährt. Die Anwendungsgebiete<br />

sind vielfältig und reichen von den hier aufgeführten<br />

Beispielen über Risers in der Off-shore Industrie<br />

zur Überwachung der Spritzwasserzone, Bundwalldurchführungen<br />

in Tanklagern bis hin zur Prüfung von sogenannten<br />

Sphere-legs mit Feuerschutzbeschichtung.<br />

Die Reichweite, Produktivität und Anwendbarkeit der GW-<br />

Prüfung kann allerdings durch mehrere Faktoren eingeschränkt<br />

werden; dazu gehören schalldämpfende Beschichtungen<br />

wie Bitumen sowie eine hohe Dichte an Rohrmerkmalen wie<br />

Bögen, geschweißten Lagern oder Flanschen.<br />

Bild 7a: Sicht von der Prüfposition aus<br />

Bild 7b: Mit GW gefundene Fehlstelle in etwa 8 m Enfernung in<br />

positiver Prüfrichtung;<br />

Bild 7c: Das Ergebnisbild zeigt neben anderen Rohrmerkmalen die genaue<br />

Position der Fehlstelle<br />

10 | 2013 83


FACHBERICHT KORROSIONSSCHUTZ<br />

a) b)<br />

Bild 8: Lediglich 0,5 m müssen an der<br />

Prüfposition abisoliert werden<br />

Bild 9 a) Rohrleitungen in einer schwer zugänglichen Straßendurchführung, die sonst nicht<br />

geprüft, aber mit GW zu 100 % gescannt wurden, b) Rohrleitungen in Mantelrohren<br />

In allen Fällen ist zu beachten, dass es sich um ein qualitatives<br />

Prüfverfahren handelt, das durch ein quantitatives<br />

Verfahren ergänzt werden sollte. Die Kombination beider<br />

Verfahren ist wichtig, denn selten wird eine zuverlässige<br />

Inspektion mit nur einem einzigen Verfahren erreicht.<br />

Leider ist dies aber auch nicht immer unmittelbar möglich,<br />

z. B. bei der Straßendurchführung im Mantelrohr.<br />

In diesem Fall muss die GW-Prüfung allein eine relativ<br />

genaue Einschätzung über die Schwere einer vermuteten<br />

Fehlstelle abgeben. Obwohl die heutzutage zur<br />

Verfügung stehenden Werkzeuge die Interpretation der<br />

Messkurven diese Aufgabe dem Prüfer leichter machen,<br />

verlangt sie hohe Kompetenz und Erfahrung im Umgang<br />

mit GW. Neu qualifizierte Prüfer sollten daher zunächst<br />

nur solche Anwendungen angehen, wo eine direkte<br />

Nachprüfung mit einer Komplementärmethode prinzipiell<br />

möglich ist.<br />

LITERATUR<br />

[1] BS 9690-1:2011, Non-destructive Testing. Guided Wave Testing.<br />

General Guidance and Principles.<br />

[2] ASTM E2775 – 11, Standard Practice for Guided Wave Testing of<br />

Above Ground Steel Pipework Using Piezoelectric Effect Transduction.<br />

[3] D. Alleyne, T. Vogt, P. Cawley: The choice of torsional or longitudinal<br />

excitation in guided wave pipe inspection, INSIGHT, Vol. 51, pp<br />

373-377, 2009.<br />

[4] M. Lowe, P. Cawley: Long Range Guided Wave Inspection Usage<br />

– Current Commercial Capabilities and Research Directions,<br />

2009; erhältlich unter http://www3.imperial.ac.uk/pls/portallive/<br />

docs/1/55745699.PDF.<br />

[5] H. Schubert et al: A realidade pratica do ensaio por ondas guiadas no<br />

Brasil, 11a. COTEQ – Congresso sobre Tecnologia de Equipamentos<br />

– Brasil, 2011.<br />

[6] T. Vogt, D. Alleyne: Prüfung von Rohrleitung in Straßendurchführungen<br />

mit Guided Waves, DGZfP Fachtagung, 2009.<br />

AUTOREN<br />

Dipl.-Ing. HERMANN SCHUBERT<br />

GMA-Werkstoffprüfung GmbH, Düsseldorf<br />

Tel. +49 211 73094-49<br />

E-Mail: h.schubert@gma-group.com<br />

www.gma-group.com, www.mistrasgroup.com<br />

Dr. THOMAS VOGT<br />

Guided Ultrasonics Ltd.<br />

Nottingham, Großbritannien<br />

Tel. +44 20 232 9108<br />

E-Mail: thomas@guided-ultrasonics.com<br />

Richtigstellung<br />

In Ausgabe <strong>3R</strong>-9/2013 ist uns im Fachbericht von<br />

Dr. Michael Steiner und Dipl.-Ing. Albert Wißkirchen<br />

(S. 76 ff.) bedauerlicherweise ein Fehler unterlaufen.<br />

Der darin angegebene Link, der zur Langfassung<br />

dieses Fachberichts bzw. dessen pdf-Download führt,<br />

war unvollständig. Der richtige Link lautet:<br />

https://www.di-verlag.de/media/content/<strong>3R</strong>/PDF/FB_<br />

Stressdruckprufungen_Langversion.pdf.pdf<br />

Wenn Sie den nebenstehenden QR-<br />

Code mit Ihrem Smartphone einscannen,<br />

gelangen Sie direkt dorthin.<br />

84 10 | 2013


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guten Langzeiterfahrungen mit mit<br />

3-Schichtbandsystemen der der Firma Firma<br />

Denso GmbH anhand von von Untersuchungen<br />

an an verschiedenen<br />

Gaspipelines gezeigt.<br />

Unter-<br />

gezeigt.<br />

www.<strong>3R</strong>-Rohre.de 10 | 2013 ++ www.<strong>3R</strong>-Rohre.de ++ www.<strong>3R</strong>-Rohre.de ++ www.<strong>3R</strong>-Rohre.de ++ www.<strong>3R</strong>-Rohre.de ++ www.<strong>3R</strong>-Rohre.de 85<br />

www.<strong>3R</strong>-Rohre.de ++ www.<strong>3R</strong>-Rohre.de ++ www.<strong>3R</strong>-Rohre.de ++ www.<strong>3R</strong>-Rohre.de ++ www.<strong>3R</strong>-Rohre.d


FACHBERICHT GASVERSORGUNG & PIPELINETECHNIK<br />

LDACS-Leckerkennungssystem: Mehr<br />

Sicherheit durch verteilte akustische<br />

Sensoren<br />

Die russische Firma OMEGA entwickelt und produziert multifunktionale Überwachungssysteme für räumlich ausgedehnte<br />

Prozessanlagen. Mit Hilfe von faseroptischen Sensoren zeigen diese Systeme im Online-Modus Leckagen von Öl und anderen<br />

Flüssigkeiten, sowie von Gasen und mehrphasigen Medien auf. Darüber hinaus decken diese Systeme auch den erweiterten<br />

Objektschutz ab. Das Leak Detection and Activity Control System (LDACS) ermöglicht eine präzise Ortung von Vibrationen<br />

mittels Auswertung sowie von räumlichen Versetzungen und charakteristischen Temperaturveränderungen entlang von<br />

langgestreckten Prozessanlagen wie Pipelines, Ölquellen, Eisenbahntrassen, Autobahnen und Stromleitungen. Die Firma<br />

OMEGA, die bereits mehr als 5.028 km Transneft-Pipeline (Bild 1) mit ihrem LDACS-System ausgestattet hat, optimiert<br />

stetig die Technologie der Glasfaserkabelüberwachung. Die ersten Anfänge dieser vielversprechenden Technologien<br />

liegen beinahe schon 40 Jahre zurück, jedoch gibt es immer noch ein großes Potential an Verbesserungsmöglichkeiten.<br />

LECKERKENNUNGSSYSTEM: WEITERE ÜBERLE-<br />

GUNGEN NOTWENDIG<br />

Eine vor kurzem veröffentliche Studie der Sicherheitsbehörde<br />

Pipeline and Hazardous Materials Safety Administration<br />

des US-Verkehrsministeriums verweist auf eine Reihe von<br />

Störfällen in der Vergangenheit und kommt zu dem Schluss,<br />

dass weltweit nur ein kleiner Prozentsatz aller Lecks durch<br />

bestehende Leckerkennungssysteme entdeckt und bestätigt<br />

wird [1].<br />

Mit Verweis auf zahlreiche technische Berichte vertreten<br />

die Verfasser der Studie die Ansicht, dass „im Umgang mit<br />

Leck-Alarms viel mehr zusätzliche Überlegungen notwendig<br />

sind und dass die Lösung mehrfach redundante, voneinander<br />

unabhängige Leckerkennungssysteme sowie gezielte<br />

Schulungen des Überwachungspersonals zum besseren<br />

Verständnis der physikalischen Prinzipien, die den Alarmen<br />

zu Grunde liegen, sein könnten.“<br />

Diesen Punkt haben auch die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen<br />

der Firma OMEGA erkannt, die<br />

versucht, die Wahrscheinlichkeit von Leck-Fehlalarmen,<br />

wie es sie bei entsprechenden mit LDS ausgestatteten<br />

Pipelines noch immer gibt, zu verringern. Das aktuell<br />

zum Einsatz kommende Unternehmens-Konzept umfasst<br />

zwei verteilte Sensoreinheiten, die jeweils für die Leckerkennung<br />

und für den Objektschutz konzipiert sind der<br />

verteilte Temperatursensor DTS (Distributed Temperature<br />

Sensor) und der verteilte Vibrationssensor DVS (Distributed<br />

Vibration Sensor).<br />

Bild 1: Schematische Darstellung von Transneft-Pipelines in Russland<br />

86 10 | 2013


GASVERSORGUNG & PIPELINETECHNIK FACHBERICHT<br />

Neben den traditionellen internen Leckerkennungsmethoden,<br />

bei denen der Volumenvergleich sowie die Druckund<br />

Durchflussänderungen des transportierten Mediums<br />

analysiert werden, gibt es vier etablierte Technologien<br />

zur Leckerkennung mit jeweils sehr unterschiedlichen<br />

methodischen Ansätzen: die faseroptische Sensorik, das<br />

modellbasierte Verfahren (Real-Time Transient Model,<br />

RTTM), die statistische Messwertanalyse (SA) und das<br />

Negative-Druckwellen-Verfahren (NPWA).<br />

Beim RTTM handelt es sich um ein hydraulisches Modell,<br />

das sich auf Randbedingungen stützt, die von Feldmessgeräten<br />

aus mehreren örtlich verteilten Anlagenteilen,<br />

wie z. B. Einspeisepunkte, Pump- und Kompressorstationen,<br />

übermittelt werden, während die SA verschiedene<br />

Pipeline-Prozesssignale analysiert, von denen Durchfluss,<br />

Druck und Temperatur die wichtigsten sind. Das NPWA<br />

beschäftigt sich mit der Ausprägung und Intensität des<br />

von Lecks erzeugten Druckabfalls, während die glasfaserbasierte<br />

Methode die Fähigkeit von Glasfaserkabeln ausnützt,<br />

Abweichungen im akustischen Feld und im Temperaturbereich<br />

entlang der Pipeline-Trasse zu registrieren.<br />

DAS DILEMMA DER GLASFASER-BASIERTEN<br />

LECKERKENNUNGSSYSTEME<br />

Die allgemeine, von der US-Studie bestätigte Wahrnehmung<br />

ist, dass keine der existierenden Methoden<br />

perfekt ist. „Jede der oben erwähnten Methoden<br />

hat Vor- und Nachteile; so sind z. B. die meisten der<br />

externen Leckerkennungsmethoden in der Lage, kleine<br />

Leckagen zu erkennen und deren Position genau zu<br />

bestimmen. Es kann aber sein, dass das nachträgliche<br />

Anbringen von Kabeln oder Röhren an Pipelines nicht<br />

möglich ist. Sensoren und Kameras können nur Lecks<br />

innerhalb ihrer Abtast- oder Sichtweite erkennen“, konstatierte<br />

Jun Zhang von ATMOS International auf der<br />

2013 PSIG-Konferenz in Prag [2]. „Deshalb werden die<br />

meisten externen Leckerkennungsmethoden eher für die<br />

sporadischen Routinekontrollen der Pipelines als für die<br />

kontinuierliche Überwachung verwendet. Dadurch kann<br />

es passieren, dass ein Leck bis zur nächsten Kontrolle<br />

unentdeckt bleibt.“<br />

Dieser letzte Punkt hat eine lebhafte Diskussion nach<br />

sich gezogen und eine neue Richtung für die Forschung<br />

der Firma OMEGA eröffnet, die die Präzision bei der<br />

Leckerkennung verbessern und die Anzahl der unbegründeten<br />

Leckalarme minimieren möchte. Um dieses Ziel zu<br />

erreichen, haben die Forscher die grundlegenden Vorteile<br />

der DTS- und DVS-Methoden kombiniert und damit das<br />

Leckerkennungssystem LDACS erschaffen. Die Idee war<br />

recht einfach: Ein vom Temperatursensor erzeugtes Signal<br />

eines Lecks wird durch das Signal, das Änderungen<br />

im akustischen Feld an der entsprechenden Stelle der<br />

Pipeline anzeigt, bestätigt. So wird die Verlässlichkeit des<br />

gesamten Systems grundlegend verbessert.<br />

Es ist hervorzuheben, dass OMEGA-Systeme bis jetzt hauptsächlich<br />

für Öl- und teilweise für Wasserpipelines eingesetzt<br />

werden, während in Fachkreisen die Meinung vorherrscht,<br />

Bild 2: Das neue LDACS DAS-DTS-Modul<br />

Bild 3: Eine der DAS-Möglichkeiten ist die gleichzeitige<br />

Überwachung der Position von bis zu fünf Pipeline-Molchen<br />

dass glasfaser-basierte Leckerkennungssysteme sich eher für<br />

Gaspipelines eignen, hauptsächlich aufgrund des im Joule-<br />

Thomson-Effekts beschriebenen beachtlichen Temperaturabfalls,<br />

der bei der Freisetzung von Gasen entsteht. Zudem werden<br />

auch noch kleinere Gaslecks von intensiven akustischen<br />

Vibrationen begleitet, die leicht durch die entsprechende<br />

glasfaser-basierte Sensorik erkannt werden können.<br />

10 | 2013 87


FACHBERICHT GASVERSORGUNG & PIPELINETECHNIK<br />

Ein weiterer allgemein bekannter Mangel von glasfaserbasierten<br />

Überwachungssystemen für Pipelines ist, dass<br />

es äußerst schwierig ist, diese zu testen. Um eventuelle<br />

Skeptiker zu überzeugen, verwendet OMEGA für Testzwecke<br />

speziell dafür entworfene Rohre mit Ablassventilen,<br />

die per Fernsteuerung ganz oder teilweise geöffnet<br />

werden können. Es gibt auch andere Methoden, um<br />

während der Probeläufe das Temperaturprofil an einem<br />

Leitungsabschnitt zu beeinflussen, z. B. das einfache<br />

Besprenkeln mit Wasser.<br />

GANZHEITLICHE LÖSUNG: DTS- UND DAS-<br />

SENSORIK FÜR LECKS<br />

Das russische Unternehmen hat ein neues Gerät entwickelt<br />

und vor kurzem erfolgreich an der Druschba-Ölpipeline<br />

in der Nähe der russischen Stadt Unetscha, Gebiet<br />

Brjansk, getestet. Auf Grundlage der von europäischen<br />

und amerikanischen Kollegen unterstützten Terminologie<br />

bezeichnet OMEGA das neue Produkt als verteilten akustischen<br />

Sensor (Distributed Acoustic Sensor, DAS), der<br />

eine logische Fortsetzung des verteilten Vibrationssensors<br />

darstellt, über den „<strong>3R</strong>“ 2012 berichtete [3].<br />

Der Unterschied macht es aus: Die DAS-Methode kann<br />

das reale, tatsächliche akustische Signal auf zwei 50 km<br />

langen (Leitungsabschnitten zu beiden Seiten der Auswerteeinheit<br />

messen und für den Betreiber in der Messwarte<br />

reproduzieren. Die Einheit sendet ein optisches Signal<br />

in die Faser und analysiert die natürlich auftretenden<br />

Reflexionen, die entlang des installierten Glasfaserkabels<br />

zurückgestreut werden. Durch die Analyse dieser Reflexionen<br />

und das Messen der Zeit zwischen dem Abschicken<br />

des Laserimpulses und dem Empfang des reflektierten<br />

Bild 4: Ingenieur Rustam Shakirov bereitet den Server für den Probelauf vor<br />

Signals erfasst die DAS-Methode das akustische Signal<br />

an allen Punkten entlang des faseroptischen Sensors.<br />

Der zuvor erwähnte Probelauf hat bestätigt, dass das<br />

neue DAS-basierte Leckerkennungssystem LDACS über<br />

mindestens diese Eigenschaften verfügen wird:<br />

»»<br />

maximale Reichweite mit optischem Verstärker: 50 km<br />

»»<br />

Länge des virtuellen Messkanals: 5 m und weniger<br />

»»<br />

Empfindlichkeit der Phasenumwandlung:<br />

0,1-0,2 Radiant<br />

»»<br />

Bandbreite der analysierten Frequenzen: 1-500 Hz<br />

bei einer Impulsfolge von 1 kHz.<br />

Ähnlich wie beim verteilten Vibrationssensor (DVS) verwendet<br />

die DAS-Architektur die faseroptischen Sensoren<br />

als virtuelle Mikrofone sowie als Übertragungsmedium<br />

für Messinformationen. Die DAS-Methode verwendet<br />

Coherent Optical Time Domain Reflectometry (COTDR),<br />

um die Rückstrahlung von Rayleigh-gestreutem Licht<br />

zu analysieren und um Vibrationen in vielfachen virtuellen<br />

Kanälen aufzuzeichnen, deren Anzahl in die Zehntausende<br />

gehen kann, womit ein Auflösungsverhalten<br />

sowie eine Genauigkeit von +/- 5 m erreicht wird. Hunderte<br />

Ereignisse können gleichzeitig und unabhängig<br />

voneinander erkannt und „gehört“ werden. Für kürzere<br />

Distanzen kann die herkömmliche Länge des virtuellen<br />

Mikrofons von 5 auf 3 m reduziert werden, da das<br />

neue Gerät weitreichende Möglichkeiten zur Einstellung<br />

der Arbeitsparameter bietet. Durch die Verringerung<br />

der räumlichen Auflösung können das Signal-Rausch-<br />

Verhältnis verbessert und durch das Rauschen bedingte<br />

Störungen entsprechend reduziert werden.<br />

Das neue DAS-Gerät zeichnet sich durch seine kompaktere<br />

Baugröße und sein opto-elektronisches<br />

Design aus. Es wird für das sehr viel präzisere<br />

und schnellere Messen von reflektierten<br />

Signalen verwendet. Es ermöglicht,<br />

erfasste Ereignisse akustisch aufzuzeichnen<br />

und falls nötig das Glasfaserkabel in ein<br />

akustisches Mikrofon mit einer äußerst<br />

hohen Empfindlichkeit und einem sehr<br />

guten Frequenzverhalten umzuwandeln. So<br />

entstehen auf der einen Seite neue Möglichkeiten<br />

für die Erfassung von Ereignissen<br />

und auf der anderen kann die Technologie<br />

auch für andere Bereiche der Überwachung<br />

verwendet werden. Die Anwendungsmöglichkeiten<br />

in anderen Bereichen eröffnen<br />

neue Horizonte für OMEGA, die sich nicht<br />

nur auf die Zusammenarbeit mit Öl- und<br />

Gaspipeline-Betreibern beschränkt, sondern<br />

auch den Kontakt zu Betreibern von<br />

Eisenbahnen, Stromleitungen und anderen<br />

speziell geschützten Bereichen sucht.<br />

Was den historisch gewachsenen Fokus auf<br />

die Überwachung von Öl- und Gaspipelines<br />

anbelangt, wird OMEGA das neu entwickelte<br />

DAS-System einsetzen, um die Leckerken-<br />

88 10 | 2013


GASVERSORGUNG & PIPELINETECHNIK FACHBERICHT<br />

nung und die physische Lokalisierung von Ereignissen<br />

noch sicherer und schneller zu machen. Die wichtigste<br />

neue Fähigkeit des Leckerkennungssystems LDACS ist das<br />

Duplizieren des Leckerkennungssignals, das sowohl vom<br />

verteilten Temperatursensor (DTS) als auch vom verteilten<br />

akustischen Sensor (DAS) übermittelt wird. Für diese<br />

Pionierarbeit wird in Zusammenarbeit mit führenden Wissenschaftlern<br />

der renommierten Staatlichen Universität<br />

Moskau eine spezielle Bibliothek zu akustischen Feldern<br />

von Gas- und Flüssigkeitslecks erstellt. Einer der Faktoren,<br />

der zu einer besseren Erkennung von Lecks und anderen<br />

Ereignissen führt, ist die stabile Linearität im 1-2 kHz-Frequenzbereich.<br />

So kann das lineare DAS-basierte Gerät die<br />

Form des eingehenden Rückstrahlsignals beibehalten und<br />

die morphologische Merkmalerkennung implementieren.<br />

Einer der allgemein bekannten Schwachpunkte des DVS<br />

ist die schwierige Feineinstellung bzw. Abgrenzung der<br />

einzelnen Kanäle pro Längenabschnitt, was dazu führt,<br />

dass dasselbe Ereignis vielfach mit verschiedenen Amplituden<br />

dargestellt wird. Durch die Existenz von virtuellen<br />

akustischen Mikrofonen entlang des Glasfaserkabels und<br />

durch voreingestellte Eigenschaften können alle Signale<br />

in jedem Kanal pro Längenabschnitt normalisiert werden.<br />

Das ist nicht nur der Schlüssel zur äußerst präzisen<br />

Erkennung von Ereignissen, sondern auch ein Schritt<br />

in Richtung Lösung einer anderen wichtigen Aufgabe,<br />

nämlich der Berechnung des Abstandes zwischen dem<br />

festgestellten Ereignis und dem Leitungssystem. Diese<br />

„2D“-Technologie öffnet das Tor zur Erkennung von<br />

wesentlichen Ereignissen, die nicht nur entlang der Pipeline,<br />

sondern auch senkrecht zur Pipeline (z. B. Fußgänger<br />

oder Autoverkehr) entstehen.<br />

In der zweiten Phase der algorithmischen Ereignisanalyse<br />

kann der Betreiber in der zentralen Messwarte die Entwicklung<br />

des Ereignisses verfolgen, während das Leckerkennungssystem<br />

LDACS seinerseits natürliche Ereignisse<br />

herausfiltert, die die Pipeline und ihre technischen Anlagen<br />

nicht gefährden.<br />

Ein weiterer praktischer Vorteil der DAS-Systemkomponenten<br />

ist der erweiterte Betriebstemperaturbereich des<br />

Leckerkennungssystem LDACS von +5° bis +25° C und<br />

im Falle des verteilten Vibrationssensors (DVS) von +5°<br />

bis +40° C. Aufgrund der Tatsache, dass viele Pipeline-<br />

Projekte im Nahen Osten und in Lateinamerika keine<br />

gekühlten und klimatisierten Räumlichkeiten für die Installation<br />

der Geräte bereitstellen können, wird dieser<br />

erweiterte Temperaturbereich die Kosten für Installation<br />

und Stromverbrauch senken. Die erweiterte Möglichkeit,<br />

das DAS-System sowohl für Onshore-Pipelines als auch<br />

für Offshore-Pipelines zu verwenden, ist ein weiterer<br />

wichtiger Marketingaspekt des neuen Systems.<br />

Mit der neuen Version des LDACS können auch kleinere<br />

Leckagen erkannt werden, indem die verschiedenen<br />

Methoden entsprechend kombiniert und damit verbessert<br />

werden. Dies ist wichtig für die entsprechenden technischen<br />

Anforderungen sowie für die Gesetzgebung in<br />

verschiedenen Ländern.<br />

Ein weiterer Vorteil des DAS-basierten LDACS ist dessen<br />

Unabhängigkeit vom Prozess bzw. von den Stoffparametern<br />

des transportierten Mediums sowie von betriebsbedingten<br />

dynamischen Schalthandlungen der Pipeline.<br />

Die Leckortung funktioniert für Gas, Flüssigkeiten und<br />

mehrphasige Medien schnell und hochgenau. Dabei können<br />

auch mehrere parallel auftretende Leckagen mit<br />

derselben hohen Genauigkeit erkannt werden.<br />

LITERATUR<br />

[1] U.S. Department of Transportation, Pipeline and Hazardous<br />

Materials Safety Administration, Final Report No. 12-173, “Leak<br />

Detection Study – DTPH56-11-D-000001”, Dr. David Shaw, Dr.<br />

Martin Phillips, Ron Baker, Eduardo Munoz, Hamood Rehman,<br />

Carol Gibson, Christine Mayernik, 10. Dezember 2012.<br />

[2] Review of Pipeline Leak Detection Technologies. Jun Zhang,<br />

Andy Hoffman, Keefe Murphy, John Lewis, Michael Twomey<br />

– ATMOS Internationaler Bericht von der PSIG-Konferenz in<br />

Prag, 2013.<br />

[3] <strong>3R</strong> International, Technical Journal for Piping System Integrity<br />

and Efficiency, Vulkan-Verlag, Essen Deutschland, <strong>Special</strong><br />

2/2012, p. 63-65.<br />

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10 | 2013 89


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10 | 2013<br />


Marktübersicht<br />

2013<br />

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Dienstleistungen<br />

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10 | 2013 91


2013<br />

RohRe + Komponenten<br />

Marktübersicht<br />

Armaturen<br />

Armaturen + Zubehör<br />

Anbohrarmaturen<br />

Rohre<br />

Formstücke<br />

Schutzmantelrohre<br />

Kunststoff<br />

92 10| 2013


RohRe + Komponenten<br />

2013<br />

Rohrdurchführungen<br />

Marktübersicht<br />

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Tel. 0201 82002-35<br />

Fax 0201 82002-40<br />

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10 | 2013 93


2013<br />

maschinen + GeRäte<br />

Marktübersicht<br />

Kunststoffschweißmaschinen<br />

Horizontalbohrtechnik<br />

Leckageortung<br />

94 10| 2013


KoRRosionsschutz<br />

2013<br />

Kathodischer Korrosionsschutz<br />

Marktübersicht<br />

10 | 2013 95


2013<br />

KoRRosionsschutz<br />

Marktübersicht<br />

Kathodischer Korrosionsschutz<br />

96 10| 2013


KoRRosionsschutz<br />

2013<br />

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10 | 2013 97


2013<br />

DienstleistunGen / sanieRunG<br />

Marktübersicht<br />

Sanierung<br />

Sanierung<br />

institute + VeRbänDe<br />

Institute<br />

98 10| 2013


institute + VeRbänDe<br />

2013<br />

Verbände<br />

Marktübersicht<br />

10 | 2013 99


2013<br />

institute + VeRbänDe<br />

Marktübersicht<br />

Verbände<br />

INSERENTENVERZEICHNIS<br />

Firma<br />

28. Oldenburger Rohrleitungsforum 2014, Oldenburg 3<br />

3S Consult GmbH, Garbsen 39<br />

DOYMA GmbH & Co, Oyten 7<br />

HOBAS Rohre GmbH, Neubrandenburg<br />

Titelseite<br />

NO-DIG 2014, Moskau, Russland 11<br />

Pollutec Horizons 2013, Paris, Frankreich 13<br />

RBS Wave GmbH, Stuttgart 69<br />

resinnovation GmbH, Rülzheim 55<br />

TÜV NORD Systems GmbH & Co. KG, Hannover 5<br />

Marktübersicht 91 - 100<br />

100 10| 2013


SERVICES BUCHBESPRECHUNG<br />

MANAGEMENT GROSS ANGELEGTER GRUNDSTÜCKSENTWÄSSERUNGSANLAGEN<br />

INFOS:<br />

Autor: Michael Scheffler; Fraunhofer IRB Verlag, 2013, 359<br />

Seiten, gebunden, € 69,00, auch als E-Book, ISBN: 978-3-<br />

8167-8537-8<br />

Das vorliegende Buch von Michael Scheffler ist<br />

insbesondere für Betreiber großer Grundstücksentwässerungs-(GE-)Anlagen<br />

z. B. in der Immobilien-<br />

und Wohnungswirtschaft, für große<br />

Gewerbe- und Industriebetriebe sowie Liegenschaften<br />

der öffentlichen Hand verfasst. Hintergrund<br />

des Handbuches ist die Organisation von<br />

Betrieb und Instandhaltung großer Grundstücksentwässerungsanlagen<br />

mit dem Ziel des ordnungsgemäßen<br />

und effizienten Anlagenbetriebs.<br />

Erforderliche Prozessschritte werden in strukturierte<br />

Handlungsanweisungen gefasst, durch Diagramme<br />

und Tabellen illustriert. Das Buch kann<br />

durchaus als Grundlagenquelle genutzt werden<br />

von denjenigen, die eine Zertifizierung nach<br />

DIN EN ISO 14001 ff. oder ein Qualitätsmanagement<br />

nach DIN EN ISO 9001 ff. vorbereiten. Die<br />

beiliegende CD enthält u. a. prozessunterstützende<br />

Dokumente, Formblätter und Arbeitshilfen.<br />

POWERLINES - ENERGIEPOLITISCHE ENTWICKLUNGSLINIEN EUROPAS<br />

INFOS:<br />

Herausgeber: Martin Graf (Vorstand der E-Control),<br />

Patrick Horvath (wissenschaftlicher Mitarbeiter der<br />

Arbeitsgemeinschaft für wissenschaftliche Wirtschaftspolitik<br />

(WIWIPOL)), Wolfgang Ruttenstorfer (Staatssekretär a. D.,<br />

ehem. Generaldirektor der OMV AG), 2013, 253 Seiten,<br />

gebunden, € 34,00, ISBN: 978-3-7003-1862-0<br />

In „Powerlines“ nehmen hochrangige Experten<br />

zu neuesten energiepolitischen Entwicklungslinien<br />

Europas Stellung. Ziel des Buches ist, eine öffentlichkeitswirksame<br />

Plattform für innovative Energie-Ideen<br />

anzubieten. Energiepolitik kann heute<br />

nur mehr im europäischen Kontext statt im engen<br />

nationalen Korsett verstanden werden. In „Powerlines“<br />

wird Energiepolitik als existenzielle Grundlage<br />

von Industriepolitik definiert, zusätzlich wird<br />

die soziale Dimension von Energie – Stichwort:<br />

Konsumentenschutz, leistbare Energiepreise – besonders<br />

betont. Die Vereinbarkeit mit Ökologie<br />

ist dabei eine wichtige zu bewältigende Aufgabe.<br />

Der Schlüssel zur wirtschaftlichen Zukunftsfähigkeit<br />

unseres Landes liegt im Energiebereich.<br />

„Powerlines“ will alte Denkmuster verlassen und<br />

zur breiten Diskussion über diese Energiezukunft<br />

anregen.<br />

DIE WASSERVERSORGUNG IM ANTIKEN ROM<br />

Sextus Iulius Frontinus – sein Werk in Lateinisch und Deutsch und begleitende Fachaufsätze<br />

INFOS:<br />

Herausgeber: Frontinus Gesellschaft e.V., 4. völlig neu<br />

bearbeitete, 2013, 284 Seiten, gebunden, € 89,80 ISBN:<br />

9783835671072<br />

Sextus Iulius Frontinus wurde im Jahre 97 n. Chr.<br />

durch Kaiser Nerva zum Leiter der Wasserversorgung<br />

der Stadt Rom (curator aquarum) berufen.<br />

Aus diesem Anlass verfasste er eine Schrift,<br />

die unter dem Titel „De aquaeductu urbis Romae<br />

– Die Wasserversorgung der Stadt Rom“<br />

überliefert worden ist. Frontin gibt darin einen<br />

Überblick über den Stand des Wissens bezüglich<br />

Management, Technik und Organisation<br />

der öffentlichen Wasserversorgung. Er begegnet<br />

uns als moderner Manager einer großstädtischen<br />

Wasserversorgung; seine Schrift kann<br />

als erstes Lehrbuch des Faches gelten. Die zweisprachige<br />

Ausgabe (lateinisch, deutsch) basiert<br />

auf einer sorgfältigen Überprüfung des lateinischen<br />

Textes sowie einer neuen Übersetzung ins<br />

Deutsche.<br />

13 begleitende Aufsätze, verfasst von international<br />

renommierten Vertretern der Alten Geschichte,<br />

Altphilologie und Literaturgeschichte,<br />

Archäologie und Ingenieurwissenschaften behandeln<br />

die Editionsgeschichte des Werkes, die<br />

Gestalt Frontins in ihrer politischen und sozialen<br />

Umwelt, die Organisation und Administration<br />

der Wasserversorgung, diskutieren Messtechnik<br />

und hydraulische Kenntnisse, Rohrnormung<br />

und bautechnische Fragen, und gehen ein auf<br />

die öffentlichen Bäder, Brunnenanlagen, Toiletten<br />

und Abwasserleitungen zur Zeit Frontins.<br />

Diverse Abbildungen, Karten und Tabellen ergänzen<br />

das Buch.<br />

10 | 2013 101


SERVICES AKTUELLE TERMINE<br />

brbv<br />

SPARTENÜBERGREIFENDE<br />

GRUNDLAGENSCHULUNGEN<br />

GFK-Rohrleger nach DVGW-Arbeitsblatt<br />

W 324 – Grundkurs<br />

21./22.11.2013 Gera<br />

16./17.12.2013 Rostock<br />

19./20.12.2013 Gera<br />

Baustellenabsicherung und<br />

Verkehrssicherung RSA/ZTV-SA - 1 Tag<br />

05.11.2013 Halle<br />

17.12.2013 Sulzbach<br />

GFK-Rohrleger nach DVGW-Arbeitsblatt<br />

W 324 – Nachschulung<br />

06.12.2013 Gera<br />

Stecken, Pressen und Klemmen von<br />

Kunststoffrohren<br />

14./15.11.2013 Koblenz<br />

Bauleiter (A/B) für horizontales<br />

Spülbohrverfahren nach GW 329<br />

A: 13.-24.01.2014 Oldenburg<br />

B: 13.-31.01.2014 Oldenburg<br />

INFORMATIONSVERANSTALTUNGEN<br />

Arbeitssicherheit im Tief- und Leitungsbau<br />

26.11.2013 Münster<br />

11.12.2013 Frankfurt/Main<br />

Gussrohrverlegung – aktuelle<br />

Entwicklungen und Einbauverfahren<br />

26.11.2013 München<br />

Einbau und Abdichtung von Netz- und<br />

Hausanschlüssen bei Neubau und<br />

Sanierung<br />

27.11.2013 Kassel<br />

19.12.2013 Potsdam<br />

Steuerbare horizontale Spülbohrverfahren<br />

– Weiterbildungsveranstaltung nach<br />

GW 329<br />

10.12.2013 Kassel<br />

Baurecht 2013<br />

14.11.2013 Münster<br />

05.12.2013 Berlin<br />

GAS/WASSER<br />

INFORMATIONSVERANSTALTUNGEN<br />

Kunststoffrohre in der Gas- und<br />

Wasserversorgung – Verlängerung zur<br />

GW 331<br />

07.11.2013 Frankfurt/Main<br />

10.12.2013 Karlsruhe<br />

Sachkunde GW 301 – Bau von<br />

Wasserrohrleitungen<br />

20./21.11.2013 Mannheim<br />

Sachkunde GW 301 – Bau von<br />

Gasrohrnetzen bis 16 bar<br />

05/06.11.2013 Weimar<br />

Sachkunde GW 301 – Bau von<br />

Gasrohrnetzen über 16 bar<br />

03./04.12.2013 Berlin<br />

Grabenlose Bauweisen<br />

27.11.2013 München<br />

Sachkundiger Gas bis 5 bar<br />

20.11.2013 Hannover<br />

Sachkundiger Wasser – Wasserverteilung<br />

21.11.2013 München<br />

Reinigung und Desinfektion von<br />

Wasserverteilungsanlagen<br />

19.11.2013 Magdeburg<br />

DVGW-Arbeitsblatt GW 301<br />

– Qualitätsanforderungen für<br />

Rohrleitungsbauunternehmen<br />

26.11.2013 Nürnberg<br />

PRAXISSEMINARE<br />

Arbeiten an Gasleitungen – BGR 500,<br />

Kap. 2.31 – Fachaufsicht<br />

25.-29.11.2013 Gera<br />

09.-13.12.2013 Gera<br />

Einführung in die Gasdruckregel- und<br />

Messtechnik<br />

12.-14.11.2013 Erfurt<br />

Fachwissen für Schweißaufsichten nach<br />

DVGW-Merkblatt GW 331 inkl. DVS-<br />

Abschluss 2212-1<br />

14.-15.11.2013 Dortmund<br />

12.-13.12.2013 Dortmund<br />

Qualitätssicherung bei PE-<br />

Rohrleitungen – Beurteilung von<br />

Kunststoffschweißverbindungen HS – HM<br />

nach DVS 2202/1<br />

12.11.2013 Bad Zwischenahn<br />

05.12.2013 Berlin<br />

Fachaufsicht Korrosionsschutz für<br />

Nachumhüllungsarbeiten gemäß DVGW-<br />

Merkblatt GW 15<br />

19.11.2013 Nürnberg<br />

04.12.2013 Brandenburg<br />

Druckprüfung von Wasserrohrleitungen<br />

20.11.2013 Nürnberg<br />

FERNWÄRME<br />

INFORMATIONSVERANSTALTUNGEN<br />

Aufbaulehrgang Fernwärme<br />

12.11.2013 Kerpen<br />

Rohrstatische Auslegung von<br />

Kunststoffmantelrohren<br />

12./13.11.2013 Kerpen<br />

Qualifikationen im Fernwärmeleitungsbau<br />

19.11.2013 Hannover<br />

Schweißen und Prüfen von<br />

Fernwärmeleitungen – FW 446<br />

20.11.2013 Hannover<br />

Stahlmantelrohre im<br />

Fernwärmeleitungsbau<br />

21.11.2013 Hannover<br />

Planung und Bau von<br />

Fernwärmeversorgung mit Dampf<br />

22.11.2013 Hannover<br />

Aktuelle Themen im Fernwärmeleitungsbau<br />

03./04.12.2013 Fulda<br />

SEMINARE<br />

DVGW<br />

Berechnung und Optimierung von<br />

Wasserverteilungsnetzen<br />

13./14.11.2013 Bremerhaven<br />

102 10 | 2013


AKTUELLE TERMINE SERVICES<br />

SEMINARE<br />

GWI Essen<br />

Sachkundige für Odorieranlagen - DVGW G 280<br />

12./13.11.2013 Essen<br />

Sachkundigenschulung - Instandhaltung von<br />

Gasleitungen aus Stahlrohren größer 5 bar<br />

gem. DVGW G 466-1<br />

14./15.11.2013 Essen<br />

Grundlagen, Praxis und Fachkunde von<br />

Gas-Druckregelanlagen nach DVGW G 491,<br />

G 495 und G 459-2<br />

20./21.11.2013 Essen<br />

Sicherheitstraining bei Bauarbeiten im<br />

Bereich von Versorgungsleitungen -<br />

BALSibau - DVGW GW 129<br />

22.11.2013 Essen<br />

06.12.2013 Essen<br />

Sachkundigenschulung Gasabrechnung<br />

gemäß DVGW G 685<br />

25.-27.11.2013 Essen<br />

Sachkundigenschulung - Druckbehälter<br />

und Durchleitungsdruckbehälter einschl.<br />

Erdgas-Vorwärmanlagen nach DVGW GW<br />

498 und G 499<br />

27./28.11.2013 Essen<br />

Arbeiten an Gasleitungen bei<br />

unkontrollierter Gasausströmung Schulung<br />

nach BGR 500 (gem. BGV A1 / BGI 560)<br />

03.12.2013 Essen<br />

Einstellungen, Normalbetrieb<br />

und Störungsbeseitigung an Gas-<br />

Druckregelanlagen<br />

03./04.12.2013 Essen<br />

Einstellungen, Normalbetrieb<br />

und Störungsbeseitigung an Gas-<br />

Druckregelanlagen<br />

03./04.12.2013 Essen<br />

Instandhaltung von Gasrohrnetzen<br />

10./11.12.2013 Essen<br />

Gas-Hausanschlüsse – Planung, Betrieb,<br />

Instandhaltung<br />

12./13.12.2013 Essen<br />

Druckbehälter und<br />

Durchleitungsdruckbehälter Praxis-<br />

Vertiefungsseminar/Weiterbildung der<br />

Sachkundigen nach G 498<br />

12./13.12.2013 Essen<br />

Wirtschaftliche Instandhaltung von<br />

Gasnetzen und –anlagen<br />

18.12.2013 Essen<br />

SEMINARE<br />

HDT<br />

Rohrleitungsplanung für Industrie- und<br />

Chemieanlagen<br />

14./15.11.2013 München<br />

Druckstöße, Dampfschläge und<br />

Pulsationen in Rohrleitungen<br />

02./03.12.2013 Leibstadt, Schweiz<br />

Festigkeitsmäßige Auslegung von<br />

Druckbehältern<br />

02./03.12.2013 Essen<br />

Dichtungstechnik im Rohrleitungs- und<br />

Apparatebau<br />

14.11.2013 Essen<br />

ASME-Kenntnisse für die Anfrage<br />

zu Druckgeräten, Rohrleitungen mit<br />

Zubehör und Schweißkonstruktionen im<br />

Maschinenbau<br />

19.11.2013 Essen<br />

Schweißen von Rohrleitungen im Energieund<br />

Chemieanlagenbau<br />

20./21.11.2013 Essen<br />

SEMINARE<br />

Radiodetection<br />

Aufbaumodul Kabelfehlerortung (Laufzeitund<br />

Brückenmesstechnik)<br />

26.-28.11.2013 Emmerich<br />

Grundmodul Kabel- und Leitungsortung<br />

10./11.12.2013 Emmerich<br />

Aufbaumodul Kabel- und Leitungsortung<br />

19./20.11.2013 Emmerich<br />

Grundmodul Kabelfehlersortung<br />

03.-05.12.2013 Emmerich<br />

RSV<br />

ZKS-BERATER-LEHRGÄNGE<br />

Blockschulung 2013<br />

Modulare Schulung 2013<br />

11.11.-16.11.2013 Kerpen<br />

18.11.-22.11.2013 Hamburg/Kiel<br />

02.12.-07.12.2013 Hamburg/Kiel<br />

25.11.-30.11.2013 Feuchtwangen<br />

SEMINARE<br />

SAG<br />

Grundlagen der Kanalreinigung in Theorie<br />

und Praxis<br />

09.12.2013 Lünen<br />

Fahrzeug- und Gerätetechnik im Bereich<br />

Kanalreinigung<br />

11.12.2013 Lünen<br />

Fachgerechte Reinigung von<br />

Grundstücksentwässerungsanlagen in<br />

Theorie und Praxis<br />

16.12.2013 Lünen<br />

Grundlagen der Inspektion von Kanälen<br />

und Grundstücksentwässerungsleitungen<br />

in Theorie und Praxis auf Grundlage der<br />

Europäischen Norm DIN EN 13508-2, des<br />

nationalen Regelwerks DWA-M 149, Teil<br />

2 und 5 sowie ISYBAU 2006<br />

18.11.2013 Kiel<br />

Bewertung von Schadensbildern,<br />

Zustandsklassifizierung nach DWA-M<br />

149-3, ISYBAU sowie DIN 1986-<br />

30 (02/2012), Zustandsbewertung<br />

nach DWA-M 149-3 (mit<br />

Sanierungskennzahlen) und<br />

10 | 2013 103


SERVICES AKTUELLE TERMINE<br />

Auswahl des geeigneten<br />

Sanierungsverfahrens sowie Übersicht<br />

von Sanierungsverfahren im Bereich<br />

Grundstücksentwässerung (GEA)<br />

25.11.2013 Lünen<br />

Grundlagen der Kanalsanierung privater<br />

Abwasserleitungen, Bewertung von<br />

Schadensbildern mit Zustandsklassifizierung<br />

nach DWA-M 149-3, ISYBAU 2006 und DIN<br />

1986-30 (02/2012)<br />

25.11.2013 Lünen<br />

Sachkundelehrgang Grundlagen und<br />

Anwendung des Berstliningverfahrens<br />

25.11.2013 Darmstadt<br />

27.01.2014 Lauingen<br />

SEMINARE<br />

TAH<br />

Zertifizierter Kanalsanierungs-Berater<br />

2013<br />

06.-11.01.2014 Essen<br />

17.-22.03.2014 Hannover<br />

Auf den Punkt gebracht<br />

05.11.2013 Leipzig<br />

06.11.2013 Hannover<br />

07.11.2013 Gelsenkirchen<br />

26.11.2013 Mainz<br />

27.11.2013 Stuttgart<br />

28.11.2013 München<br />

Generalentwässerungsplanung<br />

13./14.11.2013 Würzburg<br />

SEMINARE<br />

TAW<br />

Verfahrenstechnische Erfahrungsregeln bei<br />

der Auslegung von Apparaten und Anlagen<br />

25./26.11.2013 Altdorf<br />

12./13.05.2013 Wuppertal<br />

KKS-Seminar für Fortgeschrittene – Teil 1<br />

25.-27.11.2013 Wuppertal<br />

KKS-Seminar für Fortgeschrittene – Teil 2<br />

27.-29.11.2013 Wuppertal<br />

Kathodischer Korrosionsschutz<br />

unterirdischer Anlagen<br />

12.-14.03.2014 Wuppertal<br />

Urbane Sturzfluten: Analyse, Bewertung,<br />

Lösung (Zusatztermin)<br />

28.11.2013 Oberhausen<br />

KONTAKTADRESSEN<br />

Berufsförderungswerk des Rohrleitungsbauverbandes<br />

Kurt Rhode, Tel. 0221/37668-44,<br />

Fax 0221/37668-62, E-Mail: rhode@brbv.de,<br />

www.brbv.de<br />

DVGW Deutsche Vereinigung des<br />

Gas- und Wasserfaches e.V.,<br />

Tel. 0228/9188-607, Fax 0228/9188-997,<br />

E-Mail: splittgerber@dvgw.de, www.dvgw.de<br />

GWI Gas- und Wärmeinstitut<br />

Essen e.V.,<br />

Barbara Hohnhorst, Tel. 0201/3618-143,<br />

Fax 0201/3618-146, E-Mail: hohnhorst@<br />

gwi-essen.de, www.gwi-essen.de<br />

HdT<br />

Haus der Technik Essen, Tel. 0201/1803-1,<br />

E-Mail: hdt@hdt-essen.de,<br />

www.hdt-essen.de<br />

E-Mail: rd.sales.de@spx.com,<br />

www.radiodetection.com<br />

SAG-Akademie<br />

Anja Kratt, Tel. 06151/10155-111,<br />

Fax 06151/10155-155, E-Mail: Kratt@SAG-<br />

Akademie.de, www.SAG-Akademie.de<br />

Technische Akademie Hannover<br />

Dr. Igor Borovsky, Tel. 0511/39433-30,<br />

Fax 0511/39433-40, E-Mail: borovsky@tahannover.de,<br />

www.ta-hannover.de<br />

Technische Akademie Wuppertal<br />

Tel. 0202/7495-207, Fax 0202/7495-228,<br />

E-Mail: taw@taw.de, www.taw.de<br />

ZKS<br />

RSV - Rohrleitungssanierungsverband e.V.,<br />

Tel.: 05963/9810877, Fax 05963/9810878,<br />

E-Mail: rsv-ev@t-online.de, www.rsv-ev.de<br />

104 10 | 2013


IMPRESSUM<br />

IMPRESSUM<br />

Verlag<br />

© 1974 Vulkan-Verlag GmbH,<br />

Postfach 10 39 62, 45039 Essen,<br />

Telefon +49 201-82002-0, Fax -40<br />

Geschäftsführer: Carsten Augsburger, Jürgen Franke<br />

Redaktion<br />

Dipl.-Ing. N. Hülsdau, Vulkan-Verlag GmbH,<br />

Huyssenallee 52-56, 45128 Essen,<br />

Telefon +49 201-82002-33, Fax +49 201-82002-40,<br />

E-Mail: n.huelsdau@vulkan-verlag.de<br />

Kathrin Lange, Vulkan-Verlag GmbH,<br />

Telefon +49 201-82002-32, Fax +49 201-82002-40,<br />

E-Mail: k.lange@vulkan-verlag.de<br />

Barbara Pflamm, Vulkan-Verlag GmbH,<br />

Telefon +49 201-82002-28, Fax +49 201-82002-40,<br />

E-Mail: b.pflamm@vulkan-verlag.de<br />

Anzeigenverkauf<br />

Helga Pelzer, Vulkan-Verlag GmbH,<br />

Telefon +49 201-82002-66, Fax +49 201-82002-40,<br />

E-Mail: h.pelzer@vulkan-verlag.de<br />

Anzeigenverwaltung<br />

Martina Mittermayer,<br />

Vulkan-Verlag/DIV Deutscher Industrieverlag GmbH,<br />

Telefon +49 89-203 53 66-16, Fax +49 89-203 53 66-66,<br />

E-Mail: mittermayer@di-verlag.de<br />

Abonnements/Einzelheftbestellungen<br />

Leserservice <strong>3R</strong> INTERNATIONAL,<br />

Postfach 91 61, 97091 Würzburg,<br />

Telefon +49 931-4170-1616, Fax +49 931-4170-492,<br />

E-Mail: leserservice@vulkan-verlag.de<br />

Layout und Satz<br />

Dipl.-Des. Nilofar Mokhtarzada, Vulkan-Verlag GmbH<br />

E-Mail: n.mokhtarzada@vulkan-verlag.de<br />

Druck<br />

Druckerei Chmielorz, Ostring 13,<br />

65205 Wiesbaden-Nordenstadt<br />

Bezugsbedingungen<br />

<strong>3R</strong> erscheint monatlich mit Doppelausgaben im Januar/Februar,<br />

März/April und August/September · Bezugspreise: Abonnement<br />

(Deutschland): € 275,- + € 24,- Versand; Abonnement (Ausland):<br />

€ 275,- + € 28 Versand; Einzelheft (Deutschland): € 39,- + € 3,-<br />

Versand; Einzelheft (Ausland): € 39,- + € 3,50 Versand; Einzelheft<br />

als ePaper (PDF): € 39,-; Studenten: 50 % Ermäßigung auf<br />

den Heftbezugspreis gegen Nachweis · Die Preise enthalten bei<br />

Lieferung in EU-Staaten die Mehrwertsteuer, für alle übrigen<br />

Länder sind es Nettopreise.<br />

Bestellungen sind jederzeit über den Leserservice oder jede<br />

Buchhandlung möglich. Die Kündigungsfrist für Abonnementaufträge<br />

beträgt 8 Wochen zum Bezugsjahresende.<br />

Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen<br />

sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb<br />

der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung<br />

des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere<br />

für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen<br />

und die Einspeicherung und Bearbeitung in elektronischen Systemen.<br />

Auch die Rechte der Wiedergabe durch Vortrag, Funkund<br />

Fernsehsendung, im Magnettonverfahren oder ähnlichem<br />

Wege bleiben vorbehalten.<br />

Jede im Bereich eines gewerblichen Unternehmens hergestellte<br />

oder benutzte Kopie dient gewerblichen Zwecken gem. § 54 (2)<br />

UrhG und verpflichtet zur Gebührenzahlung an die VG WORT,<br />

Abteilung Wissenschaft, Goethestraße 49, 80336 München, von<br />

der die einzelnen Zahlungsmodalitäten zu erfragen sind.<br />

ISSN 2191-9798<br />

Informationsgemeinschaft zur Feststellung<br />

der Verbreitung von Werbeträgern<br />

Organschaften<br />

Fachbereich Rohrleitungen im Fachverband Dampfkessel-, Behälterund<br />

Rohrleitungsbau e.V. (FDBR), Düsseldorf · Fachverband Kathodischer<br />

Korrosionsschutz e.V., Esslingen · Kunststoffrohrverband e.V.,<br />

Köln · Rohrleitungsbauverband e.V., Köln · Rohrleitungssanierungsverband<br />

e.V., Essen · Verband der Deutschen Hersteller von Gasdruck-Regelgeräten,<br />

Gasmeß- und Gasregelanlagen e.V., Köln<br />

Herausgeber<br />

H. Fastje, EWE Aktiengesellschaft, Oldenburg (Federführender Herausgeber)<br />

· Dr.-Ing. M. K. Gräf, Vorsitzender der Geschäftsführung<br />

der Europipe GmbH, Mülheim · Dipl.-Ing. R.-H. Klaer, Bayer AG, Krefeld,<br />

Vorsitzender des Fachausschusses „Rohrleitungstechnik“ der VDI-<br />

Gesellschaft Verfahrenstechnik und Chemie-Ingenieurwesen (GVC)<br />

Dipl.-Volksw. H. Zech, Geschäftsführer des Rohrleitungssanierungsverbandes<br />

e.V., Lingen (Ems)<br />

Schriftleiter<br />

Dipl.-Ing. M. Buschmann, Rohrleitungsbauverband e.V. (rbv), Köln<br />

Rechtsanwalt C. Fürst, Erdgas Münster GmbH, Münster · Dipl.‐Ing.<br />

Th. Grage, Institutsleiter des Fernwärme-Forschungsinstituts, Hemmingen<br />

Dr.-Ing. A. Hilgenstock, E.ON New Build & Technology GmbH, Gelsenkirchen<br />

(Gastechnologie und Handelsunterstützung) Dipl.-Ing. D. Homann,<br />

IKT Institut für Unterirdische Infrastruktur, Gelsenkirchen · Dipl.‐Ing.<br />

N. Hülsdau, Vulkan-Verlag, Essen · Dipl.-Ing. T. Laier, Westnetz GmbH,<br />

Dortmund · Dipl.-Ing. J. W. Mußmann, FDBR e.V., Düsseldorf<br />

Dr.-Ing. O. Reepmeyer, Europipe GmbH, Mülheim · Dr. H.-C. Sorge,<br />

IWW Rheinisch-Westfälisches Institut für Wasser, Biebesheim · Dr. J.<br />

Wüst, SKZ - TeConA GmbH, Würzburg<br />

Beirat<br />

Dr.-Ing. W. Berger, Direktor des Forschungsinstitutes für Tief-und<br />

Rohrleitungsbau e.V., Weimar · Dr.-Ing. B. Bosseler, Wissenschaftlicher<br />

Leiter des IKT – Institut für Unterirdische Infra struktur, Gelsenkirchen<br />

· Dipl.-Ing. D. Bückemeyer, Vorstand der Stadtwerke Essen AG<br />

W. Burchard, Geschäftsführer des Fachverbands Armaturen im VD-<br />

MA, Frankfurt · Bauassessor Dipl.‐Ing. K.-H. Flick, Fachverband Steinzeugindustrie<br />

e.V., Köln · Prof. Dr.-Ing. W. Firk, Vorstand des Wasserverbandes<br />

Eifel-Rur, Düren · Dipl.-Wirt. D. Hesselmann, Geschäftsführer<br />

des Rohrleitungsbauverbandes e.V., Köln · Dipl.-Ing. H.-J. Huhn,<br />

BASF AG, Ludwigshafen · Dipl.-Ing. B. Lässer, ILF Beratende Ingenieure<br />

GmbH, München · Dr. rer. pol. E. Löckenhoff, Geschäftsführer des<br />

Kunststoffrohrverbands e.V., Bonn · Dr.-Ing. R. Maaß, Mitglied des<br />

Vorstandes, FDBR Fachverband Dampfkessel-, Behälter- und Rohrleitungsbau<br />

e.V., Düsseldorf · Dipl.-Ing. R. Middelhauve, TÜV NORD<br />

Systems GmbH & Co. KG, Essen · Dipl.-Ing. R. Moisa, Geschäftsführer<br />

der Fachgemeinschaft Guss-Rohrsysteme e.V., Griesheim · Dipl.‐Berging.<br />

H. W. Richter, GAWACON, Essen · Dipl.-Ing. T. Schamer, Geschäftsführer<br />

der ARKIL INPIPE GmbH, Bottrop · Prof. Dipl.-Ing. Th. Wegener,<br />

Institut für Rohrleitungsbau an der Fachhochschule Oldenburg<br />

Prof. Dr.-Ing. B. Wielage, Lehrstuhl für Verbundwerkstoffe, Technische<br />

Universität Chemnitz-Zwickau · Dipl.-Ing. J. Winkels, Technischer<br />

Geschäftsführer der Salzgitter Mannesmann Line Pipe GmbH, Siegen<br />

und<br />

sind Unternehmen der


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doppelt clever informiert<br />

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<strong>3R</strong> erscheint in der Vulkan-Verlag GmbH, Huyssenallee 52-56, 45128 Essen<br />

gwf Wasser/Abwasser erscheint in der DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München<br />

Wissen für DIe<br />

Zukunft<br />

Vorteilsanforderung per fax: +49 Deutscher 931 Industrieverlag / 4170-494 GmbH | Arnulfstr. oder 124 abtrennen | 80636 München und im fensterumschlag einsenden<br />

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PA3rIN0213<br />

nutzung personenbezogener Daten: für die Auftragsabwicklung und zur Pflege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich<br />

vom DIV Deutscher Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per e-Mail, nicht über interessante, fachspezifische Medien und Informationsangebote informiert und beworben werde.<br />

Diese erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.

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