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Das Schweizer Wassersportmagazin SEIT 1946<br />
Österreich / Deutschland 7,00 € | Niederlande / Italien / Frankreich / Spanien / BE / Italien 7,80 € | Kroatien 68 KN Swissboat<br />
S w i s s b o a t<br />
Deutsch-Französische Ausgabe<br />
fastnet race<br />
porto santo<br />
copa del rey<br />
sailbox-interview<br />
cigarette yachts<br />
santa maria<br />
de colombo<br />
moliceiros<br />
smartboat<br />
regulateur<br />
nautique<br />
<strong>Heiliger</strong> <strong>Hafen</strong><br />
<strong>Wassersportrevier</strong> <strong>Portugal</strong><br />
November / Dezember 06 | 2013 # CHF 9.–<br />
Erscheint zweimonatlich # www.yachting.ch
MONTBLANC TIMEWALKER<br />
CHRONOVOYAGER UTC<br />
Die Anzeige einer zweiten Zeitzone nach koordinierter Weltzeit (UTC)<br />
und die Tag/Nacht-Anzeige machen diesen Automatik-Chronographen<br />
zum optimalen Begleiter für Vielreisende. Gefertigt in der Montblanc<br />
Manufaktur in Le Locle, Schweiz.<br />
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Editorial<br />
Liebe Leser,<br />
in ihrem neu aufgelegten Klassiker „Komm, wir segeln<br />
um die Welt“ schreibt die Weltumseglerin Beate Kammler:<br />
„wer einmal die Freiheit auf den Meeren gekostet hat, ist<br />
für das Landleben verloren.“ Auch wenn das hoffentlich<br />
nicht ganz der Wahrheit entspricht, so schauen doch viele<br />
Wassersportler jetzt, da sich die Saison unerbittlich ihrem<br />
Ende zuneigt, wehmutsvoll zurück. Wo sind sie geblieben,<br />
die schönen, sonnigen Tage mit einer guten Brise? Um<br />
Ihnen die Saison ein wenig zu verlängern, war das YSB-<br />
Team für Sie dieses Mal in <strong>Portugal</strong> unterwegs – und hat<br />
ein Segelrevier mit vielen interessanten Spots entdeckt.<br />
Gehen Sie mit uns zusammen auf Entdeckungstörn zu den<br />
letzten acht der ehemals so stolzen, knapp 1.000 Boote<br />
umfassenden Moliceiros-Flotte, die einmal im Jahr mitund<br />
gegeneinander antreten, um das schnellste – und das<br />
schönste Boot zu küren. Segeln Sie mit uns von der Blumeninsel<br />
Madeira zu ihrer hübschen kleinen Schwesterinsel<br />
Porto Santo, was so viel bedeutet wie „<strong>Heiliger</strong> <strong>Hafen</strong>“<br />
– und diesem Heft zu seinem Titel verhalf. Besteigen Sie<br />
mit uns den einzigen Original-Nachbau von Christoph Kolumbus’<br />
berühmter SANTA MARIA vor Funchal und verkosten<br />
Sie in einer der ältesten Winzereien den berühmten<br />
Madeirawein. Wussten Sie übrigens, dass die „Madeirisierung“<br />
des Rebensaftes vor vielen Jahrzehnten an Bord<br />
portugiesischer Schiffe „erfunden“ wurde? Natürlich kommen<br />
auch Schweizer Themen nicht zu kurz: So berichten<br />
wir etwa vom Sieg der SPINDRIFT II beim Fastnet Race,<br />
begleiten die Schweizer Crew von Rolf Auf der Maur bei<br />
der Copa del Rey und testeten einen Weekend-Motorcruiser<br />
auf dem Zürichsee. So gesehen kann die Lektüre dieses<br />
Heftes, entgegen der eingangs aufgestellten Behauptung,<br />
vielleicht doch ein wenig dazu beitragen, das „Landleben“<br />
etwas lebenswerter zu machen…<br />
Herzlichst, Ihr<br />
Matt Müncheberg<br />
Chefredaktor<br />
P.S. – Sie haben eine interessante Wassersport-<br />
Geschichte zu erzählen, richten eine Regatta aus oder<br />
haben gerade einen Boots-Törn auf eigenem oder<br />
gechartertem Kiel absolviert? Lassen Sie uns das<br />
wissen; wir sind immer auf der Suche nach spannenden,<br />
aktuellen Stories – und wer weiss, vielleicht<br />
ist Ihr Beitrag in einer der nächsten Ausgaben von<br />
<strong>YACHTING</strong> Swissboat zu finden. Schreiben Sie an<br />
info@yachting.ch, wir freuen uns auf Ihr Feedback.<br />
3
inhalt<br />
An der Mündung des portugiesischen Rio Vouga, wo der Salzwind durch endlose Kiefernwälder rauscht, läuft einmal im Jahr eine einzigartige<br />
Regatta zu ihrem Finale auf: Dann wetteifern Moliceiros – die traditionellen Segelboote der Tangfischer – um vordere Plätze. Doch<br />
geehrt wird nicht nur die siegreiche Crew; einen mindestens ebenso geschätzten Preis erhält auch das Boot mit der kunstvollsten Bug- und<br />
Heckmalerei. YSB war an Bord von Abilio Henriques Fonsecas DOS NETOS - Bericht ab Seite 70.<br />
Coverfoto: REALTEAM SAILING-Skipper Jerome Clerc führte sein Team beim<br />
vorletzten Act der EXTREME SAILING SERIES in Nizza auf einen guten vierten<br />
Platz, hinter THE WAVE MUSCAT, ALINGHI und dem RED BULL SAILING<br />
TEAM. Overall liegt der 33-Jährige nach sechs Stationen nun auf Platz fünf,<br />
hinter THE WAVE, ALINGHI, RED BULL und SAP EXTREME. Nur sechs Punkte<br />
trennen Clerc vom vierten, zehn vom dritten Platz. Der letzte und entscheidende<br />
Act läuft vom 14. bis 17. November im brasilianischen FlorianÓpolis.<br />
Clerc hatte sein D35-Team 2012 zum Sieg geführt, nur zwei Jahre, nachdem es<br />
gegründet wurde. | Foto _ Lloyd Images<br />
4
NO. 06 | 13<br />
Titelthema<br />
PORTO SANTO 20<br />
<strong>Heiliger</strong> <strong>Hafen</strong><br />
MAGISCHER MOMENT 14<br />
Rolex Fastnet Race<br />
GENTLEMAN's-RACING 30<br />
Copa del Rey<br />
SAILBOX.CH 38<br />
Bootssharing in der Schweiz<br />
AUSRÜSTER MIT GESCHICHTE 42<br />
AWN Zürich<br />
ELECTRIC DRIVE 46<br />
Mit 2.250 PS übers Wasser<br />
SANTA MARIA 52<br />
Segeln wie zu Kolumbus' Zeiten<br />
BALANCE-AKT 62<br />
Polen-Törn mit der neuen Haber 34 C4<br />
WO DER SALZWIND RAUSCHT 70<br />
Regatta der letzten Tangfischer<br />
CRUISING GENTLY 78<br />
Smartboat 23 auf dem Zürichsee<br />
SCHWIMMENDER SILBERPFEIL 84<br />
Arrow 460 Granturismo<br />
RÉGULATEUR NAUTIQUE 86<br />
Die Entstehung der Schiffschronometer<br />
Rubriken<br />
editorial 03<br />
short cuts #1 _ news 08<br />
short cuts #2 _ produkte 60<br />
short cuts #3 _ books 94<br />
impressum 95<br />
next 98<br />
yachting.ch<br />
5
WIDE-ANGLE<br />
6
„There is no second“: Larry Ellison, Besitzer des siegreichen ORACLE TEAM USA, hält strahlend die „Auld<br />
Mug“ hoch (oben). Vorangegangen war eine in der Geschichte des America´s Cups einmalige Aufholjagd: James<br />
Spithill, Skipper und Steuermann von ORACLE, machte aus einem 1:8 ein 9:8. Dieses Ergebnis bedeutete für<br />
das amerikanische Boot nicht mehr und nicht weniger als die Titelverteidigung der wertvollsten Trophäe im<br />
Segelsport und der ältesten im Sport überhaupt. Sein Gegner, der Neuseeländer Dean Barker, hatte dagegen<br />
beim Zieldurchlauf Tränen in den Augen. Acht Rennen in Folge verloren er und seine Crew, dabei hatte er noch<br />
zehn Tage zuvor fast unbezwingbar gewirkt. Als Grund für den plötzlichen Wandel beim ORACLE-Team wird<br />
von Vielen der viermalige olympische Goldmedaillengewinner Ben Ainslie ausgemacht. Ainslie hatte an Bord<br />
von ORACLE die Position des Taktikers übernommen – doch erst die drohende Niederlage ORACLES veranlasste<br />
Spithill, ihn überhaupt an Bord zu holen. Damit leitete er die Wende eines Wettbewerbs ein, der schon<br />
entschieden schien. Wie es weitergeht mit dem America's Cup, ist offen. Aber auch Coutts und Ellison wissen,<br />
dass sie als neuerliche Titelverteidiger das Konzept ändern müssen. Beide wollen, dass die Kampagnen künftig<br />
nicht mehr so viel Geld verschlingen. Das sieht auch Bob Oatley so. Der australische Multimillionär mit seinem<br />
Hamilton Island Yacht Club ist inzwischen als erster Challenger für die kommende Regatta akzeptiert worden.<br />
Er wolle das Augenmerk lieber zu 50 Prozent auf das Können legen, zu 40 Prozent auf das Boot und nur zu<br />
10 Prozent auf technische Hilfsmittel, heisst es. americascup.com / Fotos _ © ACEA / Photo Abner Kingman<br />
7
short cuts<br />
#1<br />
Entspannt: Rund Potsdam<br />
mit dem Hausboot<br />
Die deutsche Dependance des französischen Hausboot-Vercharterers<br />
LeBoat bietet ab Potsdam am Tiefen See verschiedene<br />
Hausboottypen für Wochen- oder Wochenendtörns an. Wer<br />
sich Potsdam mit Holländerviertel, Nikolaikirche und wiedererrichtetem<br />
Stadtschloss anschauen will, einen Abstecher nach<br />
Sanssouci plant und zudem die Orte an der Potsdamer Havel erkunden<br />
möchte, mietet sich einfach eines der komfortabel ausgestatten,<br />
mit Bugstrahlruder gut zu manövrierenden Boote und<br />
geht auf Entdeckungsfahrt in einem teilweise unberührten Naturrevier,<br />
dessen Reiz darin besteht, dass es noch nicht so überfüllt<br />
ist wie die nahen Berliner Gewässer und viele Ankerplätze<br />
in stillen Buchten bereithält. Möglicher Törnverlauf für drei Tage:<br />
Vom Tiefen See geht es zunächst südwestlich die Potsdamer Havel<br />
entlang über den Templiner See bis Caputh, wo der begeisterte<br />
Segler Albert Einstein von 1929 bis 1932 in seinem gut erhaltenen<br />
Sommerhaus seine glücklichsten Jahre verbracht haben<br />
soll (Achtung Fähre). Über den Schwielowsee geht es – nun in<br />
nordwestlicher Richtung – zur Insel Werder (Wasserwanderrastplatz<br />
für bis zu 15 Meter lange und bis zu 5 Meter breite Yachten<br />
mit einer Wassertiefe bis zu zwei Metern). Auf Werder soll es den<br />
nördlichsten Wein Europas geben, den Werderaner Wachtelberg,<br />
Ketzin<br />
Göttinsee<br />
Potsdam<br />
Deutschland<br />
Schweiz<br />
Östereich<br />
Grosser Zernsee<br />
Fahrländer See<br />
Potsdam<br />
Glienicker Brücke<br />
Yachthafen Burchardi<br />
Templiner See<br />
Schwielowsee<br />
8
der sehr gut zum frischen Havelfisch passt. Weiter geht es<br />
– immer noch in nordwestlicher Richtung – erst den haffartig<br />
geweiteten Grossen, dann den Kleinen Zernsee entlang.<br />
Nach der Passage von Phöben an Backbord biegt die<br />
Potsdamer Havel nach links ab und wird zur Ketziner Havel,<br />
die nach Brandenburg führt. Wir steuern die verträumte<br />
Kleinstadt Ketzin an. Hier bieten sich gleich mehrere Möglichkeiten<br />
des Festmachens, zum Beispiel am Anleger an<br />
der zum Spaziergang einladenden Havelpromenade. Hier<br />
können jedoch nur Yachten bis zu 12 Metern längsseits gehen<br />
– zu wenig für unser knapp 14 Meter messendes Hausboot<br />
vom Typ Elegance (6 Betten, verteilt auf 3 Kabinen,<br />
3 Badezimmer, grosser lichtdurchfluteter Salon, Badeplattform,<br />
grosszügig bemessenes Sonnendeck). Doch gleich<br />
oberhalb des Anlegers offeriert der Seesportclub Ketzin<br />
für wenig Geld Möglichkeiten des Festmachens auch für<br />
grössere Boote. Wir tuckern noch ein paar Meter weiter<br />
nördlich und machen völlig ungestört an einem alten Umschlaghafen<br />
fest, wo gerade Raps von Förderbändern auf<br />
ein Binnenschiff verladen wird, nicht ohne vorher das Einverständnis<br />
eingeholt zu haben. Auf dem gasbetriebenen<br />
Bordgrill garen die T-Bone-Steaks, auch die Angeln sind<br />
längst ausgebracht. Zu Fuss erkunden wir die schöne Altstadt<br />
und besichtigen alte Bauhaus-Industriearchitektur<br />
am Industriehafen. Am nächsten Tag geht es schon wieder<br />
zurück, nun mit Kurs Ost auf dem ruhigen Sacrow-Paretzer<br />
Kanal. Wir passieren den Schlänitzsee und kurze Zeit später<br />
den (gesperrten) Fahrlander See an Backbord und gelangen<br />
über den Potsdamer Jungfernsee zur berühmten Glienicker<br />
Brücke. Wer will, macht hier an Steuerbord direkt am<br />
Brückenfundament an einem sogenannten „Gelbe Welle“-<br />
Anleger fest (hier sind Freizeitskipper gern gesehen) und<br />
besichtigt Bauwerk und Umgebung. Nach Passage der<br />
Brücke biegen wir nach Steuerbord in den Tiefen See und<br />
sind nach drei Tagen am Start- und Zielpunkt unseres Wochenendtörns<br />
am Yachthafen Burchardi/Humboldtbrücke<br />
angelangt. leboat.de. Infos zum Boot: leboat.de/hausboote/elegance.<br />
Ab 849 Euro / 1.050 CHF. Buchbar über<br />
Argos Yachtcharter, argos-yachtcharter.de.
short cuts<br />
#1<br />
Bucher + Walt: Seit 47 Jahren im<br />
Dienst des Wassersportes<br />
Bucher + Walt ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie erfolgreiche Segler ihre Leidenschaft<br />
zum Beruf gemacht haben: Am 1. Dezember 1966, also vor 47 Jahren,<br />
gründeten Pierre Walt und Manfred Bucher gemeinsam ihre Firma für Bootszubehör.<br />
Anfangs in Morges, später in Neuchâtel, befindet sich Bucher + Walt heute im<br />
firmeneigenen Gebäude mit Fachgeschäft in St-Blaise. Rund 100 bekannte Marken<br />
wie Henri Lloyd, Lewmar, Ronstan, Seldén, Zhik, Jobe, Liros, Humminbird und Garmin<br />
werden importiert und vertrieben. Das gesamte Sortiment umfasst nach eigenen<br />
Angaben rund 20.000 Artikel und zeichnet sich durch ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis<br />
aus. Grossen Wert wird bei Bucher + Walt auf eine kompetente,<br />
freundliche Beratung durch Fachpersonal sowie die effiziente Bearbeitung von Bestellungen<br />
und Anfragen gelegt. Allein 30 Mitarbeiter werden zurzeit im Marinebereich<br />
beschäftigt. Bewährt hat sich im Alltag, dass die Mitarbeiter selbst regelmässig<br />
an Regatten teilnehmen und einen grossen Teil ihrer Freizeit auf einem der drei<br />
Seen in der Region verbringen. Damit können die angebotenen Produkte gleich<br />
10
In St-Blaise in der<br />
Nähe des Neuenburger<br />
Sees betreibt die<br />
Firma Bucher + Walt<br />
auch einen eigenen<br />
Maritim Shop. Auf<br />
einer Verkaufsfläche<br />
von rund 200<br />
Quadratmeter finden<br />
die Kunden dort das<br />
gesamte nautische<br />
Markensortiment vor.<br />
Anzeige<br />
selbst getestet werden. In St-Blaise in der Nähe des Neuenburger<br />
Sees betreibt die Firma Bucher + Walt auch einen eigenen Maritim<br />
Shop. Auf einer Verkaufsfläche von rund 200 Quadratmeter<br />
finden die Kunden dort das gesamte nautische Markensortiment<br />
vor. Seit 47 Jahren unterstützt Bucher + Walt mit seinen Marken<br />
die Swiss Sailing Clubs und verschiedene Klassen bei Regatten. Die<br />
Söhne von Pierre Walt und Manfred Bucher, Romain Walt und Julien<br />
Bucher, führen die Firma in die Zukunft. Roman, der seit seiner<br />
Jugend Laser segelt und schon in einer Schweizer Juniorenmeisterschaften<br />
im Laser Radial teilgenommen hat, segelt zudem mit seinem<br />
Vater und Bruder auf ihrer Ufo 22, auf der sie zusammen viele<br />
Regatten auf dem Neuenburgersee bestritten. „Es ist eine Ehre für<br />
mich, für die Firma Bucher + Walt arbeiten zu können”, sagt Roman<br />
Walt. Sein Vater und Manfred Bucher hätten damals 1966 zusammen<br />
"mit nichts" angefangen und es über die Jahre geschafft, ein<br />
Unternehmen, das die besten Marken des Segelns präsentiert, aufzubauen.<br />
„Zusammen mit Julien Bucher und der gesamten Führung<br />
unseres Unternehmens ist es unser Ziel, auch weiterhin die<br />
Segler und Bootsfahrer in der Schweiz bestmöglich zu unterstützen”,<br />
sagt Roman Walt. „Ich kann nicht sagen, wie Bucher + Walt in<br />
20 Jahren aussehen wird, aber unser Geschäft entwickelt sich dynamisch.<br />
Vor ein paar Jahren haben wir Bekleidung der Marke Zhik in<br />
unser Bootssortiment aufgenommen. Diese Marke ist sehr gut entwickelt<br />
und spricht vor allem Wassersportler unter 40 Jahren an. Als<br />
Wiederverkäufer sind wir in der Lage, unseren Kunden aktuelle Produkte<br />
anzubieten. Wir sind sehr erfreut, dass mehrere Mannschaften<br />
der Jugend beim Youth America´s Cup Zhik-Segelbekleidung<br />
getragen haben.” Roman Walt: „Mein grösster Traum? Dass Kindern<br />
die Augen funkeln, wenn sie ein Boot auf dem See sehen.” Die<br />
Firma Bucher + Walt SA hat ihren Sitz in der Rte. de Soleure 8 in<br />
2072 St-Blaise, Telefon : 032-755 95 10, E-Mail: info@bucher-walt.ch.<br />
bucher-walt.ch<br />
11
short cuts<br />
Lagoon: neue Vertretung in der Schweiz<br />
Master Yachting ist seit 13 Jahren der erfolgreichste Lagoon<br />
Spezialist in Zentraleuropa und eröffnet nun auch in<br />
der Schweiz eine Partneragentur. Stephan Lutz berät Interessenten<br />
ab Dezember 2013 in Wetzikon in der Bahnhofstrasse<br />
139 beim Thema Katamarankauf. Das Unternehmen<br />
hat sich auf Sonderlösungen, die nicht ab Werk erhältlich<br />
sind, spezialisiert und bietet sowohl für die Langfahrt als<br />
auch für den Komfort am Schiff Zubehör samt Einbau an.<br />
Falls die Yacht auch zur Einkommensquelle gemacht werden<br />
soll, so bietet Master Yachting attraktive Yachtcharter-<br />
investmentprogramme an. Bei einer Lagoon 450 kann<br />
zum Beispiel bei vier Wochen Eignernutzung pro Jahr mit<br />
Einnahmen von etwa CHF 55.000 nach Abzug der laufenden<br />
Kosten gerechnet werden. Für Katamaran-Anfänger<br />
und -Fortgeschrittene werden – neben einer Vielzahl von<br />
Chartermöglichkeiten – von Master Yachting auch dreitägige<br />
Katamarantrainings in Sukosan/Kroatien angeboten.<br />
Die neue Lagoon 52 wird vom 18. bis 26. Januar auf der<br />
boot in Düsseldorf vorgestellt. Besichtigungen sind mit<br />
Terminvereinbarung möglich.<br />
masteryachting.com<br />
Fotos: Master Yachting<br />
12
Yachten willkommen:<br />
Hotel Alexander in<br />
Thalwil<br />
Direkt am Zürichsee gelegen, nur zehn Autominuten von der Zürcher Innenstadt entfernt,<br />
liegt das Hotel Alexander in Thalwil. Wer mit dem Boot oder der Yacht auf dem See unterwegs<br />
ist, nutzt einfach eine der für Gäste freigehaltenen Boxen direkt an der Terrasse des<br />
Hotels. Im Restaurant „Ile de Provence“ und der Brasserie kann die Crew dann provenzalische<br />
Köstlichkeiten sowie Zürcher Spezialitäten geniessen; geöffnet ist täglich von 11.30<br />
bis 14 Uhr und 17.30 bis 22.30 Uhr. Oder man lässt das Ölzeug in der wärmenden Sonne<br />
auf der Seeterrasse trocknen. Eine gute Möglichkeit für Kaffee und Kuchen, einen Apero<br />
oder eine kleine Mahlzeit zwischendurch bietet zudem die Bar/das Bistro „Maritime“, geöffnet<br />
täglich von 6.30 bis 24 Uhr. Wer will, bleibt über Nacht: „Wir offerieren 21 helle Zimmer<br />
und grosszügige Suiten mit Blick auf den Zürichsee“, sagt Inhaber Martin E. Heyne.<br />
Alle Zimmer seien mit Minibar, Safe, Telefon sowie Fernseher eingerichtet, zudem gebe<br />
es einen kostenlosen W-LAN Zugang. Es wird ein reichhaltiges Frühstücksbuffet offeriert.<br />
Hotel Alexander | Seestrasse 182 | CH-8800 Thalwil-Zürich, alexander-am-zuerichsee.ch.<br />
Zürich erkunden: Hier finden Sie das weltberühmte Shopping-Paradies, die Bahnhofstrasse<br />
und viele weitere Geschäfte in deren Umkreis. Als die grösste Wirtschaftsmetropole<br />
der Schweiz bietet Zürich ein abwechslungsreiches kulturelles Angebot. Mehrere Theater,<br />
Schauspielhäuser und die Oper bieten eine grosse Auswahl, zuerich.com. Mehrere Museen<br />
laden zum kurzweiligen Besuch ein,<br />
museen-zuerich.ch.<br />
Interboot-Branchengespräch:<br />
Aufwind für Schweizer Bootsbauer<br />
Die warmen Monate Juli und August verschafften dem Schweizerischen<br />
Bootbauer-Verband Aufwind: „Der schöne und heisse<br />
Sommer 2013 lockte viele Bootslustige aufs Wasser. Dies kann<br />
unter anderem beim Verkauf von aufblasbaren Booten und Surfbrettern<br />
festgestellt werden. Wir gehen davon aus, dass mit dem<br />
Start der Messesaison und somit zur Interboot 2013 viele kaufinteressierte<br />
Schweizer in Friedrichshafen anzutreffen sind“, erklärt<br />
David Clavadetscher, Geschäftsführer des Schweizerischen Bootbauer-Verbandes.<br />
Die Schweizer Bootsbranche umfasst 300 nautische<br />
Betriebe mit circa 1.200 Mitarbeitern. „Aktuell verzeichnen<br />
wir zudem 150 Lernende in den beiden Berufen Bootbauer und<br />
Bootfachwart in Ausbildung“, so David Clavadetscher. Eine ähnliche<br />
Entwicklung beobachtet auch Clemens Meichle, Geschäftsführer<br />
des Verbandes der Bodenseewerften in Baden-Württemberg<br />
und Geschäftsführer von Ultramarin Meichle + Mohr Marina:<br />
„Nachdem im schlechten Frühjahr bis Ende Juni die Boote<br />
nur wenig genutzt wurden, zogen mit dem Sommerwetter ab<br />
Juli die Geschäfte an. Der Verkauf von neuen Booten war ordentlich.<br />
Wer für Spezialbauten und besonderen Service bekannt ist,<br />
war auch im verhaltenen Jahr 2013 gut ausgelastet.“ Einen stabilen<br />
Kurs hält auch die Interboot: Exakt die gleiche Ausstellerzahl<br />
wie im vergangenen Jahr, nämlich 489, hatte sich zur internationalen<br />
Wassersport-Ausstellung im Dreiländereck angemeldet.<br />
interboot.de<br />
13
Rolex Fastnet Race<br />
14
Magischer<br />
<strong>YACHTING</strong><br />
Swissboat<br />
Moment<br />
Langsam und doch schnell genug: Beim Rolex Fastnet Race benötigte<br />
der Maxi-Trimaran SPINDRIFT II 38 Stunden, 53 Minuten und<br />
58 Sekunden. Das waren zwar ganze sechs Stunden mehr als beim<br />
Streckenrekord vor zwei Jahren – und dennoch reichte es zum Sieg.<br />
YSB sprach mit der Schweizer Co-Skipperin Dona Bertarelli.<br />
Text _ Paul Berg | Fotos _ Rolex Fastnet Race / B.Stichelbaut<br />
15
Rolex Fastnet Race<br />
Es war zum Verzweifeln. Kurz vor dem Ziel beim<br />
Rolex Fastnet Race, einem der berühmtesten Rennen<br />
überhaupt, gab es für Dona Bertarelli, Co-Skipperin<br />
des Trimarans SPINDRIFT II („Sprühnebel“,<br />
Gischt, die von den Wellenkämmen geblasen wird)<br />
und Co-Skipper Yann Guichard kein Vorwärtskommen<br />
mehr. Selbst der 47 Meter hohe Mast des zurzeit<br />
grössten Renn-Trimarans half da wenig: Es gab<br />
schlicht keinen Wind. Flaute. Punkt. Und dennoch<br />
entwickelte sich der Kampf um den Sieg mit Armel<br />
le Cléac´h und der Besatzung des anderen Riesen-<br />
Tris BANQUE POPULAIRE VII (Ex-GROUPAMA) zu einem<br />
regelrechten Segel-Krimi: Welche Besatzung,<br />
welche Yacht konnte aus der Situation den grösseren<br />
Vorteil ziehen? So lautete die spannende Frage,<br />
als Plymoth in Sicht und die Ziellinie zum Greifen<br />
nahe war. Doch am Ende konnte die Spitzenreiterin<br />
die Ziellinie fast 23 Minuten vor BANQUE POPULAIRE<br />
VII – um exakt 2.53,58 Uhr British Standard Time –<br />
überqueren. Der Sieg gegen den einzigen ernstzunehmenden<br />
Gegner hatte das Segler-Paar Bertarelli<br />
und Guichard also in der Tasche. Einziger Wermutstropfen<br />
in diesem Jahr war die Tatsache, dass<br />
SPINDRIFT II aufgrund der mässigen Windverhältnisse<br />
mit knapp 39 Stunden mehr als sechs Stunden<br />
langsamer war als vor zwei Jahren, als dasselbe Boot<br />
einen Streckenrekord aufgestellt hatte. Nach ihrem<br />
ersten Offshore-Rennen, dessen Bedingungen eher<br />
der Bol d´Or im Jahr 2010 geähnelt hatten (die sie<br />
damals als erste Skipperin überhaupt gewann), sagte<br />
Bertarelli: „Wir sind sehr stolz und glücklich, dass<br />
es bei diesem Rolex Fastnet Race ein Happy End für<br />
uns gegeben hat, was beim Start nicht sicher gewesen<br />
war. Wir waren bis zum Schluss sehr konzentriert,<br />
wussten, dass uns BANQUE POPULAIRE VII dicht auf<br />
den Fersen war. Doch alles an Bord klappte gut. Besorgt<br />
waren wir nur wegen der Leichtwindverhältnisse<br />
zum Ende der Wettfahrt. Diese Bedingungen<br />
kannten wir nur zu gut vom Genfer See…“ Die<br />
Schwester von America´s Cup Sieger Ernesto Bertarelli<br />
(ALINGHI) gab zu, dass sie sich eigentlich mental<br />
für ein viel anstrengenderes Rennen mit mehr Wind<br />
vorbereitet hatte. „Wir wussten, dass es schwierig<br />
werden würde, vor allem mit den vorherrschenden<br />
Leichtwind-Verhältnissen, aber wir fuhren gute Manöver<br />
hatten einen guten Speed im Boot, der uns<br />
schliesslich vor BANQUE POPULAIRE VII ins Ziel gebracht<br />
hat.“ Auch Yann Guichard war nach dem Rennen<br />
mit dem Leichtwind-Ende erleichtert: "Wir sind<br />
so glücklich, das erste Rennen für das Team mit diesem<br />
Boot gewonnen zu haben.“ Es sei nicht leicht<br />
gewesen, 14 Personen an Bord zu koordinieren. Guichard<br />
gab an, dass nur ein Teil des Rennens nicht so<br />
Dicht umdrängt von Motoryachten: Die SPINDRIFT II beim diesjährigen<br />
Fastnet Race. "Wir wussten, dass es schwierig werden würde."<br />
Foto: ROLEX / Kurt Arrigo<br />
Nord Atlantic<br />
Irland<br />
Fastnet Rock<br />
Celtic Sea<br />
Plymouth<br />
Lands End<br />
The Lizard<br />
United Kingdom<br />
Portland Bill<br />
Cowes<br />
16
ganz nach Plan verlaufen sei, nämlich, als<br />
sie die Westseite des Verkehrstrennungsgebietes<br />
bei Lands End gewählt hatten,<br />
während BANQUE POPULAIRE VII und der<br />
MOD70 OMAN AIR-MUSANDAM auf die<br />
Ostseite gesegelt waren. "So benötigten<br />
wir zu viel Zeit auf dem Backbordbug und<br />
verloren ganze zehn Meilen“, sagte Guichard,<br />
aber schliesslich seien sie um den<br />
Fastnet Rock herum gewesen, und vorwind<br />
habe es dann ein Kopf-an-Kopf-Rennen<br />
mit BANQUE POPULAIRE VII gegeben,<br />
dann habe es geheissen „Halsen, Halsen,<br />
Halsen ...“ Der Vendée-Globe-Zweite Armel<br />
le Cléac´h freute sich nach seinem offiziellen<br />
Multihull-Debüt, trotz seines zweiten<br />
Platzes so nahe an SPINDRIFT II herangekommen<br />
zu sein, obwohl sein Maxi-Tri<br />
knapp neun Meter kürzer ist. „Nach Lands<br />
End segelten wir mit OMAN AIR mit frischem<br />
Wind teilweise auf einem gemeinsamen<br />
Kurs, nur sechs Seemeilen hinter<br />
SPINDRIFT II.“ Am Fastnet Rock habe der<br />
Rückstand nur eine oder zwei Minuten<br />
betragen. „Wir waren sehr zufrieden, dass<br />
wir nicht den Anschluss an SPINDRIFT II<br />
verloren hatten.“ Später habe SPINDRIFT<br />
II einen besseren Winkel segeln können,<br />
aber „in der Nähe von Plymouth haben<br />
wir gesehen, dass sie keinen Speed mehr<br />
im Boot hatten, das hatte uns wirklich sehr<br />
motiviert.“ Dass sie das Rennen nur 20 Minuten<br />
nach SPINDRIFT II beenden konnten,<br />
habe das gesamte Team sehr gefreut,<br />
denn alle hätten gedacht, dass SPINDRIFT<br />
II sehr viel schneller sein würde.<br />
Wir waren bis<br />
zum Schluss sehr<br />
konzentriert,<br />
wussten, dass uns<br />
BANQUE POPULAIRE<br />
VII dicht auf den<br />
Fersen war. Doch<br />
alles an Bord<br />
klappte gut.<br />
Foto: ROLEX / Kurt Arrigo<br />
Un moment magique<br />
Une lente course vers la victoire : lors de la Rolex<br />
Fastnet Race, le maxi trimaran SPINDRIFT<br />
a mis 38 heures, 53 minutes et 58 secondes<br />
pour franchir la ligne d'arrivée, soit 6 heures<br />
de plus que le record battu il y a 2 ans sur ce<br />
parcours. Ce temps a pourtant suffi pour gagner<br />
la course. YSB s'est entretenu avec la coskipper<br />
suisse Dona Bertarelli. YSB : Êtes-vous<br />
satisfaite du déroulement de la course ? Dona<br />
Bertarelli : Les objectifs fixés par l'équipe ont<br />
été atteints. Nous avons porté le bateau vers<br />
la victoire après une lutte acharnée contre le<br />
maxi trimaran BANQUE POPULAIRE qui était<br />
optimisé pour ces conditions de course. Nous<br />
avons vraiment pris notre pied. Quelques<br />
mots sur votre bateau, le trimaran SPINDRIFT<br />
II... Ce bateau est indescriptible : il est très sûr,<br />
très maniable et pourtant, il demande une<br />
maîtrise permanente. Ce bateau nous permet<br />
d'allier sécurité et vitesse, à condition d'être<br />
irréprochable à bord, d'anticiper et de respecter<br />
l'ordre des manœuvres. Que tirez-vous de<br />
cette expérience ? Cette Fastnet Race restera<br />
un souvenir impérissable dans ma mémoire.<br />
Le départ dans le Solent, c'était un moment<br />
tout simplement magique.<br />
spindrift-racing.com, rorc.org<br />
17
Rolex Fastnet Race<br />
Was bleibt?<br />
Dieses Fastnet Race wird immer eine grossartige<br />
Erinnerung für mich sein. Der Start auf dem Solent<br />
– das war einfach ein magischer Moment, all<br />
diese Boote um einen herum, die Wenden dicht<br />
bei den Felsen und vor allem die tolle Zusammensetzung<br />
der Crew.<br />
Was haben Sie als nächstes geplant?<br />
Nächste Woche beginnt eine neue Trainingseinheit<br />
an Bord der SPINDRIFT II, und am 1. Oktober geht<br />
es nach Spanien zum Start einer neuen Kampagne<br />
– und unseres ersten Rekordversuchs: auf der sogenannten<br />
„Entdecker-Route“ zwischen Cadiz und San<br />
Salvador, sobald es die Wettervorhersage zulässt…<br />
spindrift-racing.com<br />
Dona Bertarelli führte die SPINDRIFT II beim diesjährigen Fastnet Race als Co-Skipperin<br />
zum Sieg. Nach dem Rennen sprach sie mit YSB. / Foto _ B.Stichelbaut<br />
YSB: Frau Bertarelli, herzlichen Glückwunsch zum<br />
Sieg. Sind Sie mit dem Rennverlauf zufrieden?<br />
Die Team-Ziele wurden erreicht, und wir haben einen<br />
Sieg davongetragen nach einem Kampf mit<br />
dem Maxi-Trimaran BANQUE POPULAIRE VII, der sehr<br />
gut optimiert war für diese Art von Rennbedingungen.<br />
Nun fühle ich mich wirklich glücklich und zufrieden.<br />
Ich war in der Lage, das Boot gut zu steuern<br />
und fand mich gut mit dem ganzen Team zurecht.<br />
Das hat wirklich viel Spass gemacht.<br />
Ein paar Worte zur Yacht, dem Trimaran<br />
SPINDRIFT II…<br />
Zwar waren die Bedingungen nicht sonderlich<br />
rau, und dennoch war es nicht leicht, die ganze<br />
Strecke bis zum Fastnet Rock auf Amwind-Kurs zu<br />
segeln, das ist nicht die ideale Konfiguration für<br />
einen Multihull, das haben wir deutlich gespürt.<br />
Das Boot ist ständig in die Wellen geknallt, es gab<br />
einen schrecklichen Lärm, und dennoch habe ich<br />
mich körperlich sehr gut gefühlt; ich hatte sogar<br />
die Möglichkeit, etwas zu schlafen. Nach diesen 38<br />
Stunden war ich weniger fertig als ich dachte. Das<br />
Boot ist unbeschreiblich: Sehr sicher, und es lässt<br />
sich leicht handhaben – und dennoch will es die<br />
ganze Zeit über beherrscht werden. Es ist möglich,<br />
dieses Boot sicher und gleichzeitig schnell zu<br />
segeln. Voraussetzung ist, dass alle Dinge an Bord<br />
sorgfältig erledigt werden und jederzeit alle Manöver<br />
geordnet und geplant ablaufen.<br />
Info Fastnet Race<br />
Das Fastnet Race ist eine Segelregatta für Hochseeyachten<br />
im Ärmelkanal vor England und im<br />
Atlantik vor der Küste Irlands. Bei der ersten Auflage<br />
im Jahr 1925 nahmen lediglich sieben Yachten<br />
teil. Heute ist die Regatta, die seit 2001 Rolex<br />
Fastnet Race heisst, weltweit das grösste und älteste<br />
Offshore-Rennen und wird im zweijährigen<br />
Turnus (ungerade Jahreszahlen) ausgetragen. Bis<br />
1999 war das Fastnet-Rennen die Abschlussregatta<br />
des Admiral´s Cups. Die 611 Seemeilen (1.132<br />
Kilometer) lange Regatta startet auf dem Solent<br />
vor Cowes, Isle of Wight, umrundet den Fastnet-<br />
Felsen vor der südwestlichen Küste von Irland und<br />
führt südlich der Scillys an der Spitze Cornwalls<br />
zurück in die <strong>Hafen</strong>stadt Plymouth. Das Rennen<br />
geht über mehrere Tage und ist für Flauten sowie<br />
extreme Wetterlagen gleichermassen berüchtigt.<br />
Viele Boote sind in der Geschichte der Regatta<br />
schon havariert. Das Fastnet-Rennen von 1979<br />
gilt als eine der grössten Katastrophen des Yachtsports.<br />
Damals geriet das Regattafeld in einen<br />
spät vorhergesagten Orkan. Dieses Jahr gab es<br />
eine Rekord-Teilnehmerzahl von 350 Yachten und<br />
mehr als 3.500 Seglern. 300 Boote starteten in der<br />
IRC-Klasse. Die grösste teilnehmende Yacht (Nicht-<br />
IRC) war in diesem Jahr die SPINDRIFT II, ein VPLP<br />
140-Trimaran mit 131 Fuss (40 Meter) Länge. Die<br />
längste IRC-Yacht war 2013 die ISIMIT EUROPA 2<br />
mit 100 Fuss (30,48 Meter) Länge, geskippert von<br />
dem Deutschen Jochen Schümann. Das Rennen<br />
wird durch den Royal Ocean Racing Club (RORC)<br />
organisiert. 2013 nahmen Boote und Crews aus 22<br />
Ländern und fünf Kontinenten teil.<br />
rorc.org<br />
18
1madeira _ Porto Santo<br />
Porto Santo ist auf den ersten Blick eine<br />
kleine, unscheinbare Insel, verloren in den<br />
Weiten des Atlantiks. Einige wenige spitze<br />
Berge, ein Strand, ein etwas grösserer<br />
Hauptort, Vila Baleira, ein kleiner Flughafen,<br />
eine Militärbasis und natürlich ein <strong>Hafen</strong>.<br />
Und dennoch hat es dieses Eiland, gelegen<br />
zwischen den Azoren im Nordwesten und<br />
den südlichen Kanaren, in viele Geschichtsbücher<br />
auf diesem Globus geschafft.<br />
19
madeira porto santo<br />
<strong>Heiliger</strong><br />
<strong>Hafen</strong><br />
Atlantischer Ozean<br />
Flughafen<br />
Porto Santo<br />
20
Atlantischer Ozean<br />
<strong>Hafen</strong> von Porto Santo<br />
Vila Baleira<br />
Atlantischer Ozean<br />
Text _ Fotos _ Matt Müncheberg<br />
Mit der Charteryacht von Madeira nach Porto Santo:<br />
Beide Inseln bilden zusammen mit den 20 Kilometer<br />
südöstlich gelegenen Ilhas Desertas und den 150 Kilometer<br />
nordöstlich Teneriffas liegenden Ilhas Selvagens<br />
den Madeira-Archipel. YSB-Törn zur hübschen kleinen<br />
Schwester der Blumeninsel.<br />
21
madeira porto santo<br />
In der Chronica da Guiné von 1448 erzählt Gomes Eanes<br />
de Azurara eine Geschichte: Danach schickte Prinz Heinrich<br />
der Seefahrer im Jahr 1419 die Schildknappen Joao Goncalves<br />
Zarco und Tristao Vaz Teixeira auf Entdeckungsreise an die afrikanische<br />
Küste. Beide, Zarco und Teixeira, sollen vorher schon<br />
an der Eroberung Ceutas beteiligt gewesen sein. Ein Sturm<br />
trieb sie zufällig nach Porto Santo. So wurde, als die Not am<br />
grössten war, die kleine Insel zu ihrer Rettung. Nach ihrer Heimkehr<br />
berichteten sie dem Prinzen, dass die Insel „gut zu besiedeln“<br />
sei. Heinrich befahl ihnen daraufhin, das Eiland in seinem<br />
Namen einzunehmen. Zusammen mit dem adeligen Seefahrer<br />
italienischer Herkunft Bartolomeu Perestelo befolgten sie diesen<br />
Befehl nur ein Jahr später. Auf ihren Spuren wollen wir in<br />
den nächsten Tagen die knapp 30 Seemeilen entfernte, elf Kilometer<br />
lange und nur sechs Kilometer breite Insel Porto Santo<br />
mitten im Atlantik erkunden.<br />
Nelson Vasconcelos ist der<br />
<strong>Hafen</strong>meister von Porto Santo.<br />
Freundlich begrüsst er<br />
jede einlaufende Yacht und<br />
gibt bereitwillig Auskunft.<br />
Als wir Ende Oktober in der Marina Quinta do Lorde bei Caniçal<br />
im äussersten Osten Madeiras eintreffen, beginnt es zu regnen.<br />
Nein, es schüttet, wie aus Eimern. „Das erste Mal in dieser Saison“,<br />
sagt die hübsche Marina-Chefin Catia Esteves. Der Sommer<br />
sei zu Ende. Noch vier Wochen bis zum Anfang des Winters.<br />
Wir bestellen Bica in der <strong>Hafen</strong>bar, so nennen die Madeirer<br />
einen Espresso, und Chinesa genannten Milchkaffee mit Zucker.<br />
In einer kurzen Regenpause besteigen wir die für uns bereitliegende<br />
PARALELO 32, eine sechs Jahre alte, sehr gepflegte Beneteau<br />
Oceanis 323. Wir lösen die Leinen und setzen Segel. Das<br />
Boot gehört Bruno, einem 38-jährigen Unternehmer aus der Inselhauptstadt<br />
Funchal. Wenn der passionierte Segler das Boot<br />
einmal nicht selbst nutzt – und Bruno segelt oft mit seiner PA-<br />
RALELO – dann kann man sein Boot auch chartern. Es ist eine<br />
der wenigen Yachten auf Madeira, die man überhaupt chartern<br />
kann, tage- oder wochenweise, bareboat oder mit Skipper. Wir<br />
haben Glück, Bruno hat gerade dienstlich zu tun. Das Boot ist<br />
frei. Also stecken wir einen nordöstlichen Kurs ab.<br />
Wir passieren den Ponta de São Lourenço und segeln zwischen<br />
der Ilhéu de Agostinho an Backbord und der kleineren, schroffen<br />
Ilhéu do Farol mit dem pittoresken Leuchtfeuer S. Lourenço<br />
hindurch. Die aus Nord anrollende Dünung wird durch die Felsen<br />
wie durch eine Düse gepresst. In der Folge entstehen beeindruckende<br />
Wellenberge, die sich durch das Nadelöhr zwängen.<br />
„Kein Problem für die PARALELO“, sagt Skipper Marc Herminio,<br />
hier sei es tief genug. Das schmucke weisse Schiffchen kommt<br />
den Felswänden kurzzeitig gefährlich nahe. Seinen Namen verdankt<br />
es seinem Heimathafen Funchal, der etwa auf dem 32. Breitengrad<br />
(portugiesisch: Paralelo) liegt. Dann ist es geschafft. Nur<br />
östlich der Ilhéu do Farol müsse man jetzt noch gut Wahrschau<br />
halten, empfiehlt der junge Marineingenieur, der einen Bootsmotoren-Service<br />
betreibt, nebenbei Bootsbautechnik lehrt und<br />
ab und zu eben auch für Bruno als Skipper arbeitet. Denn dort<br />
bei der Insel gebe es dicht unter der Wasseroberfläche einige<br />
Felsen. Die könnten bei Ebbe und Dünung eine Gefahr darstellen.<br />
Doch jetzt läuft die Farol langsam an Steuerbord achteraus.<br />
Noch lange können wir den kleinen, Pilar genannten Leuchtturm<br />
hinter uns ausmachen. Auch die nur ein paar Seemeilen entfernten<br />
Ilhas Desertas lösen sich langsam am dunstigen Horizont in<br />
ein geheimnisvolles Nichts auf. Die zum Madeira-Archipel gehörenden<br />
„öden“ Inseln sind der Blumeninsel im Südosten in einer<br />
Entfernung von etwa 12 Seemeilen vorgelagert. Im 16. Jahrhundert<br />
gab es eine Kirche mit Pfarrer auf den felsigen Eilanden. Ein<br />
knappes Jahrhundert später liess der König auf den Inseln einen<br />
Wachturm errichten. So sollte Funchal durch Feuerzeichen rechtzeitig<br />
vor Piratenschiffen gewarnt werden können. Seit 1990 stehen<br />
die Inseln unter strengem Naturschutz. Lediglich drei Wildhüter<br />
leben heute auf Chao, Deserta Grande und Bugio. 30 der<br />
seltenen Mittelmeer-Mönchsrobben leisten ihnen Gesellschaft.<br />
Schon bald können wir voraus in nordöstlicher Richtung die „goldene“<br />
Insel Porto Santo ausmachen. Doch zunächst baut sich vor<br />
uns eine tiefschwarze Wolkenwand auf. Wir rollen vorsorglich die<br />
Genua ein, binden ein Reff ins Gross und zurren das Bimini fest.<br />
Die Maschine lassen wir zur Sicherheit mitlaufen. Minuten später<br />
segeln wir in einem grauen Nichts. Starkregen, etwa eine Stunde<br />
lang. In dieser Zeit muss uns – für uns unsichtbar und unhörbar –<br />
in unmittelbarer Nähe die grosse weisse Autofähre an Steuerbord<br />
passiert haben. Sie verbindet Funchal mit Porto Santo. Vorteil des<br />
Unwetters: Durch die frische Brise machen jetzt, obschon nur unter<br />
gerefftem Gross segelnd, gute Fahrt. Trotzdem müssen wir<br />
noch ganze drei Stunden gegenankämpfen, vermeldet unser Plotter.<br />
Plötzlich fühlen wir uns ein bisschen so wie Zarco und Teixeira<br />
auf ihrer Expeditionsfahrt vor knapp 600 Jahren. So ungefähr müssen<br />
sich die Seefahrer wohl gefühlt haben, als sie damals unwissentlich<br />
auf die kleine Insel zugesteuert waren, die ihnen schliesslich<br />
zu ihrem rettenden „Heiligen <strong>Hafen</strong>“ werden sollte.<br />
Kurz bevor wir den Porto de Abrigo, den geschützten <strong>Hafen</strong> an<br />
der Südostseite Porto Santos, erreichen, klart es plötzlich wieder<br />
auf. Das sei nicht ungewöhlich für diese Jahreszeit, erklärt Skip-<br />
22
Unterhalb der Igreja Nossa Senhora do Monte starten die weltweit einmaligen<br />
Korbschlitten. Gefahren wird bis Livramento, das liegt auf halbem<br />
Weg zur Innenstadt. Die Fahrzeit beträgt zwar nur etwa zehn Minuten, die<br />
Fahrt ist aber ein Muss für jeden Madeira-Besucher (oben).<br />
Ankunft auf der kleinen Insel Porto Santo. Am kilometerlangen Strand vorbei<br />
segeln die ankommenden Yachten zum einzigen <strong>Hafen</strong> der Insel (unten).<br />
Atlantischer Ozean<br />
Porto SAnto<br />
Porto Santo<br />
Madeira<br />
quinta do lorde<br />
Funchal<br />
23
madeira porto santo<br />
per Marc. Schliesslich sei es nun schon Herbst, da gebe es einen<br />
ständigen Wechsel des Wetters. Es werde nun windiger – und<br />
eben ab und zu auch mal nass. Jetzt flaut der Wind jedoch so<br />
schnell, wie er aufkam, wieder ab. Eine angenehm wärmende<br />
Sonne bricht sich Bahn. Nun erschliesst sich uns, warum viele<br />
von Porto Santo auch als einer „goldenen“ Insel sprechen: Schuld<br />
ist der feinsandige, hellbraune Strand. Er erstreckt sich auf einer<br />
Länge von neun Kilometern entlang der gesamten Südseite der<br />
Insel von Ponta da Calheta im Westen bis zum östlich gelegenen<br />
<strong>Hafen</strong>. Einladend funkelt der Sand, dem sogar eine heilende<br />
Wirkung nachgesagt wird, in der späten Sonne. Die feinen Sandkörner<br />
bestehen aus Kalk. Meeresorganismen sind dafür verantwortlich:<br />
Sie lagerten sich mit der Zeit an der Südküste ab, als<br />
noch eine Epoche mit einem sehr viel wärmerem Klima herrschte.<br />
Kurz vor der <strong>Hafen</strong>einfahrt rufen wir über Funk den <strong>Hafen</strong>meister,<br />
erst auf Kanal 9, dann auf Kanal 16. Kurz danach heisst<br />
uns Nelson Vasconcelos willkommen. Seit elf Jahren arbeitet der<br />
freundliche junge Mann im einzigen Yachthafen auf Porto Santo.<br />
Seine spiegelnde Sonnenbrille scheint ihm in seinem gebräunten<br />
Gesicht festgewachsen zu sein. Er empfängt uns am Steg<br />
und belegt geschickt die Vorleine. Nach einer kurzen, herzlichen<br />
Begrüssung schnarrt schon wieder sein Funkgerät, das er lässig<br />
am Gürtel trägt. Vasconcelos besteigt sein <strong>Hafen</strong>-Dienstfahrzeug,<br />
ein klappriges Mountainbike, und macht sich auf den Weg, um<br />
die nächste einlaufende Yacht gebührend zu empfangen.<br />
Die stärksten Monate des Jahres seien Juli, August, September<br />
und Oktober, erklärt er uns etwas später im <strong>Hafen</strong>bistro Pato<br />
Bravo. Hier treffen sich regelmässig die <strong>Hafen</strong>arbeiter, der Zoll,<br />
die Polizei und die Mitglieder des Clube Nautico do Porto Santo<br />
mit den Gastliegern auf einen schnellen Bica oder ein Coral-Bier.<br />
Von hier aus hat man einen guten Blick auf ungezählte Gemälde<br />
von Yachten, die die Mole schmücken. Teilweise sind die Bilder<br />
schon etwas verwittert und mit einer neuen Abwasserröhre<br />
zugebaut. Siggi, Mona, Silvio, Steffen und Ferry waren auch<br />
hier, mit der INKONJANE, 1995, kurz bevor sie in die Karibik aufbrachen.<br />
Wie so viele nutzten auch sie die Insel zum Absprung<br />
über den Grossen Teich. Stolz präsentiert der junge, sympathische<br />
<strong>Hafen</strong>meister seine Statistik: Danach belegt Frankreich<br />
den ersten Platz bei den Gastyachten, traditionell gefolgt von<br />
portugiesischen und englischen Yachten. An vierter Stelle folgen<br />
schliesslich die Segler aus dem deutschsprachigen Raum<br />
inklusive der Schweiz. Ebenfalls interessant: Die weitaus meisten<br />
Yachten seien 12 Meter lang, im Übrigen betrage die Länge der<br />
hier einlaufenden Boote zwischen zehn und 13 Metern, weiss<br />
Nelson Vasconcelos. Unsere 32 Fuss lange Beneteau gehört damit<br />
in Porto Santo durchaus zum <strong>Hafen</strong>-Schnitt.<br />
Porto Santo ist auf den ersten Blick eine kleine, unscheinbare Insel,<br />
verloren in den Weiten des Atlantiks. Einige wenige spitze<br />
Berge, ein Strand, ein etwas grösserer Hauptort, Vila Baleira, ein<br />
kleiner Flughafen, eine Militärbasis und natürlich ein <strong>Hafen</strong>. Und<br />
dennoch hat es dieses Eiland, gelegen zwischen den Azoren im<br />
Fischverkäufer auf Porto Santo. Neben Stockfisch, der auf Speisekarten<br />
oft mit Kabeljau übersetzt wird, gilt der Schwarze Degenfisch (Espada<br />
Preta) auf Madeira als Delikatesse. Sein weisses Fleisch ist zart und<br />
hat nur wenige Gräten, die sich leicht entfernen lassen.<br />
Nordwesten und den südlichen Kanaren, in viele Geschichtsbücher<br />
auf diesem Globus geschafft. Grund dafür ist eine berühmte<br />
Persönlichkeit, die zwei Jahre auf der Insel gelebt haben soll:<br />
Christoph Kolumbus. 1478, noch lange vor seiner Reise nach<br />
Amerika, logierte der Seemann im benachbarten Funchal, um<br />
Zucker für Händler in Genua zu kaufen. Dort heiratete er schliesslich<br />
Filipa Moniz, die Tochter des Bartolomeu Perestrelo. Diesem<br />
war eine Capitania auf Porto Santo angedient worden, als Lohn<br />
für die Inbesitznahme der Insel. Madeira-West und -Ost waren an<br />
die beiden anderen „Entdecker“ von Porto Santo und Madeira, an<br />
Zarco und Teixeira, gegangen. Nach Bartolomé de Las Casas lebte<br />
Kolumbus mit seiner Frau dann eine Zeit lang in Porto Santo,<br />
wo 1482 ihr Sohn Diego geboren worden sein soll. Zwar dürfte<br />
Kolumbus damals nur einer von vielen Seeleuten und Händlern<br />
aus den damaligen Wirtschaftsmächten Europas gewesen sein,<br />
die Zucker aus Madeira in europäische Häfen brachten. Aber genau<br />
hier muss in dem Seefahrer der Plan für seine spätere Atlantiküberquerung<br />
gereift sein. Angeblich wurde die Idee geboren,<br />
als todkranke Seeleute an Porto Santos Küste Schiffbruch erlitten<br />
hatten. Zwar habe niemand von den Seeleuten überlebt, so<br />
die Sage. Jedoch soll der Steuermann des gestrandeten Schiffes<br />
dem späteren Entdecker auf dem Sterbebett von einer Insel „jenseits<br />
des Ozeans“ berichtet haben.<br />
Den folgenden Tag wollen wir nutzen, um die kleine Atlantik-Insel<br />
zu erkunden. Wir mieten etwas westlich des Zentrums an der<br />
Hauptstrasse ein zweisitziges Quad und fahren zunächst zum<br />
„Christoph Kolumbus Haus“, einem kleinen Museum, von den In-<br />
24
Der Strand am Ponta da Calheta im äussersten Süden Porto Santos ist einen Besuch wert.<br />
Ganz in der Nähe befindet sich das O Calhetas. Hier werden auf der Terrasse – bei gutem<br />
Wetter mit Blick bis Madeira – Fisch und Meeresfrüchte serviert.
madeira porto santo<br />
sulanern nur kurz Casa Colombo genannt. Ein unscheinbarer<br />
Bau, gut versteckt hinter der Kirche,<br />
duckt sich in die Travessa do Sacristia 2 bis 4. Lediglich<br />
der Eingangsbereich des kleineren, hinteren<br />
Hauses und zwei gemauerte Rundbogenfenster<br />
des Vorderhauses seien noch aus dem 15. Jahrhundert<br />
im Original erhalten geblieben, erfahren<br />
wir. Teil der kleinen, liebevoll arrangierten Ausstellung<br />
sind Bilder des Seefahrers, entstanden zwischen<br />
dem 16. und dem 20. Jahrhundert sowie einige<br />
Seekarten der von Kolumbus bereisten Routen.<br />
Jeweils ein Modell der SANTA MARIA (siehe Beitrag<br />
zum Original-Nachbau dieses Schiffes in diesem<br />
Heft) und der NINJA krönen die Schau. Von der PIN-<br />
TA, dem dritten Schiff der Flotte, mit der er 1492 die<br />
Karibik erreicht hatte, fehlt bis heute noch ein Modell<br />
zur Anschauung - eine lohnende Aufgabe für<br />
einen spendenwilligen Hobbybastler. Weiter geht<br />
es über Dragoal zum Aussichtspunkt gleich unterhalb<br />
des 437 Meter hohen Pico do Castelo. Wir<br />
werden belohnt mit einem weiten Blick gen Südwesten.<br />
Klar zu erkennen sind von hier aus Flughafen,<br />
Golfplatz und die vorgelagerte Felseninsel Ilhéu<br />
de Baixo ou da Cal. Weiter geht es durch den<br />
Korbflechter-Ort Camacha, in dem einst englische<br />
Weinhändler ihre Sommerresidenzen errichtet hatten,<br />
bis zur rauhen Nordküste.<br />
Kurz hinter dem Quellort Fonte da Areia endet die<br />
asphaltierte Strasse dann urplötzlich. Jetzt zahlt<br />
sich aus, dass wir ein geländegängiges Quad mit<br />
zuschaltbarem Differential angemietet haben. Von<br />
nun an geht es über staubige, steile und vor allem<br />
steinige Pisten weiter Richtung Süden. Schilder, auf<br />
denen die Namen der Orte längst verblichen sind,<br />
zeigen ins Nirgendwo. So haben wir Gelegenheit,<br />
die Insel von ihrer anderen, wilden Seite kennenzulernen.<br />
Bei Campo de Cirba erwischen wir endlich<br />
wieder eine „richtige“ Strasse. Das nächste Ziel heisst<br />
nun Ponta da Calheta am äussersten Südzipfel der<br />
Insel. Das Strandrestaurant hat bereits geschlossen,<br />
am Wasser sonnen sich nur vereinzelt ein paar Urlauber.<br />
Sie geniessen wie wir die Ruhe am Kap gleich<br />
unterhalb des Miradouro das Flores, unterbrochen<br />
nur von den Wellen, die sich im Fels brechen. Die<br />
Szene-Beachbar Pé na Aqua am Praia do Fontinha<br />
gleich unterhalb des Hauptortes Vila Baleira hat jedoch<br />
noch geöffnet. Hier geniessen wir in Gesellschaft<br />
einiger Portugiesen und eines russischen Paares<br />
nach einem erfrischenden Atlantik-Bad bei entspannten<br />
Reggea-Takten neben Sagres und Madeira-Wein<br />
das „Nationalgetränk“ Poncha zu Tuna-Steak<br />
von den Azoren und mit viel Knoblauch angemach-<br />
Der etwa acht Kilometer lange Sandstrand von Porto Santo verdankt seine<br />
goldgelbe Farbe zersplitterten Muschelschalen. Westlich des Städtchens Vila<br />
Baleira erstreckt sich langer Naturstrand mit einem vorgelagerten Dünengürtel.<br />
Ein Bad an der Ponta de Calheta ist besonders reizvoll.<br />
ten Riesengarnelen - und einen grossartigen Sonnenuntergang.<br />
Nach Einbruch der Dunkelheit spazieren<br />
viele Einheimische auf dem nun hell erleuchteten<br />
ehemaligen Schiffsanleger entlang, auf dem<br />
ein paar Angler ihre Ruten ausgeworfen haben.<br />
Der Sonntag naht, der Tag unserer Abfahrt. Anstatt<br />
noch einen Abstecher zu den nahen Ilhas Desertas<br />
zu unternehmen, haben wir entschieden, einen<br />
ganzen Tag zusätzlich auf Porto Santo zu verbringen.<br />
Für den Nachmittag sagt der Wetterbericht<br />
nun schweres Wetter aus West voraus. Aus diesem<br />
Grund wollen wir früh ablegen, um rechtzeitig wieder<br />
in der gut geschützten Marina Quinta do Lorde<br />
am Ostzipfel der Insel festmachen zu können. Mit<br />
Sonnenaufgang gegen acht Uhr verlassen wir den<br />
Porto de Abrigo. Mit einer schon früh angenehm<br />
26
wärmenden Herbstsonne im Rücken, einem heissen<br />
Pott Kaffee in der Hand und einem moderaten<br />
West rauscht unsere PARALELO am Wind durch das<br />
tiefblaue, salzige Atlantiknass, das hier bis zu 2.000<br />
Meter tief ist. Erste Zirren ziehen auf, gefolgt von immer<br />
schneller wandernden Cumuli. Erstaunlicherweise<br />
schläft der Wind fast ein, als wir uns wieder<br />
dem Ponta de São Lourenço vor Madeira nähern.<br />
Wir lassen die Maschine mitlaufen und schütteln<br />
das Reff aus. Jetzt nur keine Zeit verlieren! Ein Anruf<br />
von Bruno, der mit seiner Familie gerade am westlichsten<br />
Punkt der Insel, dem Punta do Pargo, unterwegs<br />
ist, verkündet uns von dort bereits Starkwind.<br />
Auch aus dem südlicher gelegenen Funchal gibt es<br />
eine Windwarnung. Bisher war davon auf unserem<br />
Törn noch nichts zu spüren. Erst als wir die Passage<br />
zwischen Ilhéu de Agostino und Ilhéu do Farol<br />
nehmen, bricht das Inferno über uns hinein. Mit<br />
unserer Nussschale kämpfen wir uns zwischen den<br />
Felseneilanden mit der mitlaufenden Strömung<br />
hindurch – um von starkem Wind getriebenen Brechern<br />
aus dem nun plötzlich gegenan stehenden<br />
Südwest empfangen zu werden. Spätestens hier<br />
zahlt sich jedoch die gute Seemannschaft an Bord<br />
aus: Die Segel haben wir vorausschauend eingeholt,<br />
die Maschine tut zuverlässig ihren Dienst, alles<br />
ist gut verzurrt, und wir haben die Westen angelegt.<br />
So können uns der starkböige Wind und die<br />
Brecher, die unsere PARALELO ein paarmal unsanft<br />
aufschlagen lassen, nichts anhaben.<br />
Kolumbus-Denkmal in Vila<br />
Baleira auf Porto Santo. Ob<br />
der Entdeckungsreisende<br />
tatsächlich hier gelebt hat,<br />
ist nicht mit Sicherheit<br />
geklärt. Die Einwohner<br />
ehren ihn jedoch mit dem<br />
"Casa Colombo", einem<br />
kleinen, aber sehenswerten<br />
Kolumbus-Museum in der<br />
Travessa da Sacristia.<br />
Eine halbe Stunde später ist der Spuk auch schon<br />
wieder vorbei. Das Boot haben wir sicher in Madeiras<br />
östlichstem Yachthafen verzurrt, und das frische<br />
Coral an der <strong>Hafen</strong>bar ist bereits gezapft – als das<br />
Unwetter mit brachialer Gewalt auch in der Marina<br />
losschlägt. Schwell und Wind dringen nun auch in<br />
den <strong>Hafen</strong> hinein; eine gerade einlaufende grössere<br />
Motoryacht kann nur unter grossen Mühen und<br />
mehreren vergeblichen Versuchen sicher im südlichen<br />
<strong>Hafen</strong>becken festmachen. Skipper Mark verabschiedet<br />
sich. Doch vorher verabreden wir uns noch<br />
für einen weiteren Segeltörn mit der PARALELO. Das<br />
nächste Mal wollen wir die ebenfalls zu Madeira gehörenden,<br />
etwa 300 Kilometer entfernten Ilhas Selvagens<br />
ansteuern. Man sagt, der englische Korsar<br />
William Kidd soll im 18. Jahrhundert drei mexikanische<br />
Galeonen ausgeraubt und ihre Ladung, pures<br />
Gold, auf einer „verlassenen Insel in der Nähe von Teneriffa“<br />
versteckt haben – eine der „wüsten“ Inseln?<br />
Der Schatz bleibt bis heute verschollen. <strong>YACHTING</strong><br />
Swissboat wird vom Ausgang der Schatzsuche berichten.<br />
paralelo32.pt, quintadolorde.pt<br />
27
madeira porto santo<br />
Hat eine lange Tradition: Malereien der Schiffsbesatzungen an der Kaimauer von Porto<br />
Santo. Die MOLOKINI war 20111 hier.<br />
Port-Saint<br />
A notre arrivée fin octobre dans la marina de<br />
Quinta do Lorde près de Caniçal à l'extrême Est<br />
de Madère, il commence à pleuvoir... ou plutôt,<br />
il pleut des cordes. « C'est la première fois cette<br />
saison », explique Catia Esteves, la jolie capitaine<br />
de la marina. Elle ajoute que l'été touche<br />
à sa fin et que l'hiver débutera dans quatre<br />
semaines. Nous commandons une bica au bar<br />
du port, c'est le nom que les Madériens donnent<br />
à l'espresso, tandis qu'une chinesa est un<br />
café au lait sucré. Nous profitons d'une courte<br />
accalmie pour monter à bord du PARALELO 32,<br />
un Bénéteau Oceanis 323 de 6 ans, très bien<br />
entretenu, qui nous attend au port. Nous larguons<br />
les amarres et hissons les voiles. Notre<br />
cap : l'île de Porto Santo à quelques 30 milles<br />
nautiques de là (« Port-Saint »). Nous mettons<br />
le cap au Nord-Est, contournons la Ponta de<br />
São Lourenço et naviguons entre l'Ilhéu de<br />
Agostinho à bâbord et une île plus petite et<br />
abrupte, l'Ilhéu do Farol avec son phare pittoresque<br />
du nom de S. Lourenço. La houle venue<br />
du Nord déferle entre les rochers qui font l'effet<br />
ment et dangereusement des récifs. Son nom,<br />
il le doit à Funchal, son port d'attache, situé<br />
sur le 32e parallèle (en portugais : paralelo).<br />
Nous sommes enfin hors de danger. Il faudra<br />
néanmoins rester sur nos gardes quand<br />
nous serons à l'Est de l'Ilhéu do Farol, nous<br />
conseille le jeune ingénieur maritime à la tête<br />
d'un service de moteurs marins, qui enseigne<br />
en parallèle les techniques de construction<br />
navale et est occasionnellement skipper. Car<br />
là-bas, près de l'île, il y a quelques rochers à<br />
fleur d'eau. Ils pourraient être dangereux en<br />
cas de houle à marée basse. Le Farol s'éloigne<br />
maintenant lentement sur le tribord arrière.<br />
Nous apercevons encore longtemps derrière<br />
nous son petit phare du nom de Pilar. Même<br />
les Ilhas Desertas, à seulement quelques milles<br />
marins de nous, disparaissent peu à peu dans<br />
l'horizon brumeux, se perdant dans un mystérieux<br />
néant. La petite île de Porto Santo paraît<br />
insignifiante à première vue, perdue dans<br />
l'immensité de l'Atlantique, avec ses quelques<br />
petits sommets, sa plage, sa ville principale,<br />
d'une tuyère, formant d'impressionnantes<br />
Vila Baleira, à peine plus grande, son petit<br />
montagnes de vagues qui se fraient un passage<br />
dans ce goulet d'étranglement. « Ce n'est<br />
pas un problème pour PARALELO », nous rassure<br />
le skipper Marc Herminio, ajoutant que<br />
c'est suffisamment profond à cet endroit. Le<br />
coquet petit bateau blanc s'approche rapideaéroport,<br />
sa base militaire, bien entendu, et<br />
son port. Et pourtant, cette île entre les Açores<br />
au Nord-Ouest et les Canaries du Sud, est<br />
citée dans de nombreux livres d'Histoire de la<br />
planète. Et pour cause, un célèbre personnage<br />
y aurait vécu durant deux ans : Christophe Colomb.<br />
En 1478, bien avant son voyage pour les<br />
Amériques, le navigateur logeait non loin de là,<br />
à Funchal, où il venait acheter du sucre pour<br />
les marchands de Gênes. C'est là qu'il épousa<br />
Filipa Moniz, la fille de Bartolomeu Perestrelo.<br />
Ce dernier avait obtenu la Capitania de Porto<br />
Santo en prenant possession de l'île. L'Ouest et<br />
l'Est de Madère avaient été cédés aux deux autres<br />
« découvreurs » de Porto Santo et de Madère<br />
: Zarco et Taxeira. D'après Fray Bartolomé<br />
de Las Casas, Christophe Colomb vécut un<br />
certain temps à Porto Santo avec sa femme et<br />
c'est là que naquit son fils Diego en 1482. Christophe<br />
Colomb ne devait être alors qu'un simple<br />
marin et marchand des puissances économiques<br />
européennes qui, comme tant d'autres,<br />
venait chercher du sucre à Madère pour le<br />
ramener dans des ports européens. Mais c'est<br />
pourtant à cet endroit que mûrit son projet<br />
de traversée de l'Atlantique. L'idée lui vint visiblement<br />
de marins agonisants qui s'étaient<br />
échoués sur les côtes de Porto Santo après un<br />
naufrage. On dit que personne n'avait survécu<br />
au naufrage mais que sur son lit de mort, le<br />
capitaine du bateau, aurait fait part à notre<br />
futur découvreur de l'existence d'une île « audelà<br />
de l'océan ». Le dimanche arrive, c'est le<br />
jour de notre départ. Nous quittons Porto de<br />
Abrigo à l'aube, vers huit heures. Les prévisions<br />
annoncent des vents forts. Avec un agréable<br />
soleil d'automne qui nous réchauffe le dos de<br />
bon matin, une bonne tasse de café chaud à<br />
la main et un vent d'Ouest modéré, nous voguons<br />
au vent, à bord de notre PARALELO mugissant,<br />
dans l'humidité salée de l'Atlantique<br />
bleuté dont la profondeur peut dépasser ici les<br />
2000 mètres. Ce n'est qu'au moment où nous<br />
passons entre l'Ilhéu de Agostino et l'Ilhéu<br />
do Farol que l'enfer s'abat au-dessus de nos<br />
têtes. C'est surtout dans ces moments-là qu'il<br />
est vraiment important d'avoir un équipage<br />
confirmé à bord : nous avions anticipé en<br />
amenant les voiles, le bateau fonctionnait<br />
parfaitement bien, tout était bien amarré et<br />
nous avions mis nos gilets de sauvetage. Ainsi,<br />
le vent violent en rafales et les lames brisantes<br />
qui s'abattaient de temps à autre, brutalement,<br />
sur notre PARALELO, ne pouvaient pas nous inquiéter.<br />
Une demie heure plus tard, le cauchemar<br />
était terminé. Nous avions mis le bateau<br />
en sécurité au port de plaisance le plus à l'Est<br />
de Madère et on nous avait déjà tiré une Coral<br />
fraîche au bar du port, quand la tempête, dans<br />
une rage folle, nous rattrapa dans la marina.<br />
paralelo32.pt, quintadolorde.pt<br />
28
Idealer Ausgangspunkt für einen Segeltörn nach<br />
Porto Santo: Die Marina Quinta do Lorde im<br />
Osten der Insel. Neuerdings gibt es hier auch die<br />
Möglichkeit, gepflegt zu übernachten. Von der<br />
Marina aus startet auch die PARALELO 32, die<br />
gechartert werden kann.<br />
29
Copa del rey<br />
Gemeinsam für die Schweiz: Die Kajsa III, bei den Wassersportlern besser bekannt<br />
unter dem Sponsorennamen VISCHER trat bei der 32. Auflage der prestigeträchtigen<br />
Copa del Rey unter Skipper Rolf Auf der Maur in der Klasse ORC 1 gegen<br />
ein hochkarätiges Starterfeld an – mit einem beeindruckenden Ergebnis: Platz<br />
12 von 36 teilnehmenden Yachten hiess am Ende das Ergebnis für die 13-köpfige<br />
Crew. Das kann sich sehen lassen, denn für die ambitionierte (nichtprofessionelle)<br />
Freizeitcrew stehen vor allem der Spass am Segelsport, der Teamgeist und das gesellige<br />
Miteinander im Vordergrund. Umso besser, wenn man dann in seiner Klasse<br />
noch im vorderen Drittel der Regattawertung eines hochkarätigen Anlasses landet.<br />
YSB-Bericht aus Palma de Mallorca.<br />
30
<strong>YACHTING</strong><br />
Swissboat<br />
Text _ Barbara Haueter | Fotos _ Martinez Studio<br />
31
Copa del rey<br />
Embat nennen die Segler den Wind auf Mallorca, der – mehr<br />
oder weniger zuverlässig – um die Mittagszeit einsetzt, eine leichte<br />
Meeresbrise, die das Surfen und das Segeln in der Bucht von<br />
Palma angenehm – und in der Saison ziemlich windsicher macht.<br />
Auch die Organisatoren des Real Club Náutico de Palma (RCNP),<br />
der in diesem Jahr sein 65-jähriges Bestehen feiert, sind sich dessen<br />
bewusst: Sie nutzen den thermischen, landeinwärts wehenden<br />
Wind seit 1982 als Grundlage für die Ausrichtung einer wahrhaft<br />
„königlichen“ Regatta im Mittelmeer-Raum. In diesem Jahr<br />
lief, wie stets Anfang August, bereits die 32. Auflage der prestigeträchtigen<br />
Copa del Rey MAPFRE in der Bucht vor Palma. Prestigeträchtig<br />
vor allem deshalb, weil regelmässig viele Nationalitäten<br />
vertreten sind; in diesem Jahr kamen die Crews aus 23 Ländern.<br />
Von Argentinien bis zu den USA waren 23 verschiedene Nationen<br />
aus drei Kontinenten vertreten. Darunter auch exotische Länder<br />
wie Brasilien, Ecuador, Russland, die Seychellen und Südafrika,<br />
die den weiten Weg in die mallorquinische Bucht auf sich nahmen.<br />
Hier hatte sich das „Who is Who“ eines bedeutenden Teils<br />
der Seglerwelt versammelt, darunter befanden sich so bekannte,<br />
wohlklingende Namen wie der des neuseeländischen Taktikers<br />
und America’s Cup-Veteranen Brad Butterworth. Auch der spanische<br />
Kronprinz Felipe höchstselbst gab sich die Ehre. Mittendrin<br />
Mit 13 Crewmitgliedern aus sieben Ländern bei der diesjährigen Copa<br />
mit dabei: Rolf Auf der Maurs KAJSA III auf Amwind-Kurs.<br />
der Zürcher Skipper Rolf Auf der Maur und seine 13-köpfige Crew,<br />
die für die Schweiz an den Start gingen. Die Rahmenbedingungen<br />
in diesem Jahr waren alles andere als optimal. So hatte etwa<br />
einer der Hauptsponsoren, Audi, seinen Etat kurzfristig zurückgezogen<br />
- zu kurzfristig, um im krisengebeutelten Spanien rechtzeitig<br />
angemessenen Ersatz aufzutreiben zu können. Geschätzte 30<br />
bis 40 Prozent an Budget gingen dem ausrichtenden Club damit<br />
verloren. Wie man hörte, wurde das zumindest zum Teil dadurch<br />
aufgefangen, dass die Honorare der Helfer gekürzt worden waren.<br />
Darüber hinaus hatten die Veranstalter Rücksicht zu nehmen<br />
auf das zeitnahe Zugunglück in Galizien, sowie auf verschiedene<br />
Waldbrände, die auf Mallorca gewütet hatten.<br />
Doch das alles konnte den Schweizer Segler Rolf Auf der Maur<br />
nicht aus der Ruhe bringen. Als Skipper startete er in der Klasse<br />
ORC 1. Dabei fügte sich seine Crew nahezu perfekt in den internationalen<br />
Rahmen der Copa ein: die 13 Mitsegler rekrutierten<br />
sich aus den unterschiedlichsten Ländern und Regionen. England,<br />
Frankreich, Katalonien, Mexico, Schottland, Schweden, Spanien –<br />
und selbstverständlich die Schweiz waren an Bord vertreten. Diese<br />
internationale Zusammensetzung machte die Kommunikation<br />
an Bord nicht immer ganz einfach, weswegen der Hauptsegeltrimmer<br />
Joki mit „deutscher Gründlichkeit“ zunächst einmal<br />
eine Liste für die einheitliche nautische Terminologie an Bord verfasste<br />
(die sich später an Bord übrigens hervorragend bewähren<br />
sollte…). Für Auf der Maur war es bereits die fünfte Copa-del-Rey-<br />
Teilnahme. Dabei konnten sich der Skipper und seine Crew kontinuierlich<br />
von Mal zu Mal steigern: Waren sie im ersten Jahr schon<br />
froh, den Regattakurs überhaupt gemeistert zu haben, kämpften<br />
sie sich in diesem Jahr auf Platz 12 von 36 Startern vor. In der Klasse<br />
ORC 1 segelten sie unter anderem gegen die spanische RATS ON<br />
FIRE, die Lokalmatadoren, die schliesslich den Sieg davontragen<br />
konnten, die deutsche ELENA NOVA mit Skipper Christian Plump<br />
oder die russische NATALIA. Angesichts der hochkarätigen Konkurrenz<br />
war Auf der Maur mit dem erzielten Ergebnis durchaus zufrieden.<br />
„Schliesslich agieren an Bord der schweizerischen KAJSA<br />
III lediglich ambitionierte Amateure, die ihre Ferien- und Urlaubszeit<br />
‚opfern’ um gemeinsam zu segeln und sooft es geht zu trainieren.“<br />
Skipper Rolf geht es bei den Regatten dabei vor allem um<br />
die Faszination am Segeln, den Teamgeist und das Erlebnis. „Es<br />
ist schon toll, auf einer Bahn berühmten und sehr erfolgreichen<br />
Seglern zu begegnen, die jedes Wochenende trainieren“, sagt Auf<br />
der Maur. Erfreulich sei auch der Umstand, „dass wir mit vernünftigem<br />
Aufwand jedes Jahr besser mithalten können“. Auf der Maur<br />
kümmert sich rührend um seine Crew; dabei ist ihm das technisch<br />
in einwandfreiem Zustand befindliche Boot mindestens genauso<br />
wichtig wie die gute leibliche Verpflegung der Mannschaft – etwa<br />
mit „Cava“ und „Jamón Ibérico“. Gemeinsame Abende im Race Village<br />
mit der Crew sowie das Captain’s Dinner rundeten das „soziale<br />
Rahmenprogramm“ ab. Denn bei der Copa del Rey geht es<br />
zwar überwiegend ums Segeln und natürlich um schnelle Boote<br />
und letztlich wie bei allen Regatten auch um Sieg oder Niederlage.<br />
Doch die Veranstaltung ist auch bekannt für ihr umfangrei-<br />
32
Copa del rey<br />
Es fühlt sich sehr<br />
gut an, als erste<br />
Yacht ins Ziel<br />
einzulaufen. Dies<br />
war sicherlich einer<br />
unserer Höhepunkte<br />
an der diesjährigen<br />
Copa del Rey.<br />
"Kompetitive Rennen mit Anstand und Stil unter Gleichgesinnten": die KAJSA III, fotografiert<br />
aus dem Helicopter während der diesjährigen Copa del Rey.<br />
ches Angebot an Land, etwa auf dem Gelände Sa Feixina. Rolf ist<br />
überzeugt, dass, wenn die Atmosphäre stimmt, auch gute Leute<br />
an Bord kommen; schliesslich helfe der freundschaftliche Zusammenhalt,<br />
sei man erst einmal gemeinsam auf einer Yacht gelandet,<br />
auch über Sprachbarrieren unter den verschiedenen Nationalitäten<br />
innerhalb der Crew hinweg. „Wir segeln unter dem<br />
Motto ‚Gentlemen’s Racing’, sagt Rolf stolz. Dieser Name sei Programm<br />
an Bord und bedeute „kompetitive Rennen mit Anstand<br />
und Stil unter Gleichgesinnten“. Dass bedeute etwa, dass auf der<br />
KAJSA III alle Manöver ruhig ablaufen: „Auf unserem Boot wird<br />
nicht geschrien.“ Das kommt an – und diese Atmosphäre scheint<br />
letztlich auch als Erfolgsrezept für schnelles Segeln zu taugen.<br />
Überdies funktioniert die Harmonie, so scheint es, so gut, dass in<br />
den letzten Jahren sogar schon zwei Liebespaare unter den gemischten<br />
Crewmitgliedern zusammengefunden haben. Für Skipper<br />
Rolf steht fest: Nie käme es ihm in den Sinn, Profis fürs Segeln<br />
anzuheuern, die dann den Job routiniert erledigen würden. Genauso<br />
wichtig ist es ihm, als Eigner selber am Steuer seiner Yacht<br />
zu stehen – und sich dabei kontinuierlich zu verbessern. „Es fühlt<br />
sich sehr gut an, als erste Yacht ins Ziel einzulaufen. Dies war sicherlich<br />
einer unserer Höhepunkte an der diesjährigen Copa de<br />
Rey.“ Mit dem Rating müsse man dann halt leben, dies sei Teil des<br />
Sports, so der Zürcher nach einem Rennen, bei dem er nach tatsächlicher<br />
Zeit als Erster die Ziellinie hat passieren können. Bei ORC<br />
wird die real gefahrene Zeit mittels einer Formel umgerechnet.<br />
Damit kann sich dann der vermeintliche Sieg auch schon mal in<br />
einen sechsten Rang verwandeln. Das wäre nicht weiter erwähnenswert,<br />
wäre es nicht ein besonderes Markenzeichen der Copa<br />
del Rey: Schon 1990 führte der RCNP bei der Regattaserie als erstem<br />
internationalen Segelevent das neue Klassensystem für IMS-<br />
Yachten ein. 2004 gesellte sich die neue Kategorie IMS 670 zu den<br />
bereits existierenden Kategorien IMS 500 und IMS 600 dazu, wobei<br />
ORC 1 und ORC 2 dabei den grössten Anteil ausmachen. In<br />
der ORC-1-Klasse segelte die KAJSA III – im Rennzirkus auch besser<br />
bekannt als VISCHER, der schönen silbernen Buchstaben wegen,<br />
die den Rumpf des Schiffes zieren. Dieser Name steht für eines<br />
der führenden Schweizer Anwaltsbüros in Zürich und Basel, das<br />
Auf der Maur mitgegründet hat. Eines der Themen, das die Mitarbeiter<br />
der Kanzlei zurzeit beschäftigt, ist etwa die Revision des<br />
Marken- und Wappenschutzgesetzes als Folge der sogenannten<br />
„Swissness-Vorlage“, die im Juni dieses Jahres vom Parlament verabschiedet<br />
worden ist und die das Ziel hat, die Herkunftsbezeich-<br />
34
CRUISER 33 36 40 45 50 55<br />
Une course de gentlemen<br />
Embat, c'est le nom que les navigateurs donnent au vent de<br />
Majorque qui souffle une légère brise maritime à la mi-journée<br />
et qui rend si agréable la pratique de la voile dans la baie de Palma.<br />
Grâce à lui, nous sommes assurés d'avoir du vent à la belle<br />
saison. Les membres du Real Club Náutico de Palma (RCNP), qui<br />
fête cette année ses 65 ans, l'ont bien compris : ils profitent de<br />
ce vent thermique soufflant vers l'intérieur des terres pour organiser<br />
depuis 1982 une véritable régate « royale » dans l'espace<br />
méditerranéen : cette année a eu lieu, comme tous les ans début<br />
août, la 32e édition de la prestigieuse Coupe du Roi (Copa<br />
del Rey MAPFRE) dans la baie de Palma. Prestigieuse, elle l'est<br />
avant tout parce que régulièrement, de nombreuses nationalités<br />
y sont représentées. Cette année, les équipages provenaient<br />
de 23 pays différents. Une bonne partie du « who is who » du<br />
monde de la voile était de la partie. Parmi eux, on pouvait reconnaître<br />
de doux noms célèbres tels que celui du tacticien<br />
néo-zélandais et vétéran de l'America's Cup : Brad Butterworth.<br />
Felipe, le prince héritier d'Espagne, lui-même nous avait honorés<br />
de sa présence. Le zurichois Rolf Auf der Maur, qui a fait ses<br />
débuts de skipper dans la classe ORC1, et ses 13 équipiers étaient<br />
aussi présents pour défendre le drapeau suisse. La composition<br />
de son équipage était pour ainsi dire idéale dans le cadre<br />
international de la course, puisque les 13 membres avaient été<br />
recrutés dans des régions et pays les plus variés. L'Angleterre, la<br />
France, la Catalogne, le Mexique, l'Ecosse, la Suède, l'Espagne<br />
et, bien entendu, la Suisse étaient représentés à bord. S'agissant<br />
déjà de sa cinquième participation à la Coupe du Roi, le skipper<br />
Auf der Maur a pu, comme à chaque édition, revoir ses objectifs<br />
à la hausse avec son équipage : si la première année, ils<br />
s'étaient contentés de finir la régate, ils se sont hissés cette fois<br />
à la 12e place sur 36. Dans la classe ORC1, ils ont affronté, entre<br />
autres, les Espagnols de RATS ON FIRE, les matadors locaux qui<br />
ont terminé vainqueurs, les Allemands d'ELENA NOVA avec leur<br />
skipper Christian Plump et les Russes de NATALIA. Etant donné<br />
le niveau de la compétition, Auf der Maur était tout à fait satisfait<br />
de son classement : « Après tout, les hommes qui naviguent<br />
à bord du bateau suisse KAJSA II ne sont que des amateurs<br />
ambitieux qui « sacrifient » leurs vacances et leurs congés pour<br />
faire de la voile ensemble et s'entraîner autant que possible. »<br />
Pour le skipper Rolf, ce qui compte avant tout dans la régate,<br />
c'est la fascination pour la voile, l'esprit d'équipe et l'expérience<br />
que l'on fait. « C'est déjà génial de rencontrer sur un parcours<br />
des navigateurs confirmés et célèbres qui s'entraînent tous<br />
les week-ends. », se réjouit Auf der Maur. Ce dernier choie son<br />
équipage avec une attention touchante. Selon lui, il est aussi<br />
important de veiller au bon fonctionnement technique du bateau<br />
que de bien nourrir son équipage, par exemple avec du «<br />
cava » et du « Jamón Ibérico ». Les soirées communes passées<br />
avec l'équipage dans le Race Village et le Captain’s Dinner parachèvent<br />
le « programme social annexe ». A la Coupe du Roi, la<br />
navigation passe certes avant le reste, mais le navigateur n'est<br />
justement pas en reste.<br />
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Copa del rey<br />
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im Ausland zu gewährleisten.<br />
Die Yacht VISCHER – oder eben KAJSA III – ist eine DK 46, die Auf<br />
der Maur letztes Jahr erwarb. Sein erstes Hochsee-Regattaschiff<br />
war ein Einheitsklassenboot des Typs Farr 40. „Selbstverständlich<br />
könnte man endlos viel Geld für ein neues Boot ausgeben.<br />
Ich habe mein Boot bewusst aus zweiter Hand gekauft. Damit<br />
verbunden ist nun viel Engagement und Zeit“, sagt Rolf augenzwinkernd.<br />
Zudem konnte er die ehemaligen Eigner Annie und<br />
Nick Haigh als wertvolle Crewmitglieder gewinnen. Es war ihm<br />
wichtig, ein Boot zu finden, das für Regatten geeignet ist. Dieser<br />
Wunsch wurde „Rolf“, wie ihn alle an Bord nur nennen, und<br />
der seine ersten Regatten im Opti segelnd auf dem Vierwaldstätter<br />
See absolvierte, mit der DK 46 erfüllt. „Die Yacht ist von<br />
Mills Design für Regatten konzipiert worden. Die offene Gestaltung<br />
von Cockpit und Heck sowie der 23 Meter hohe Karbon-<br />
Mast sind optimal für die Teilnahme an grossen Regatten“, sagt<br />
Auf der Maur, dem als einem von insgesamt nur drei Ausländern<br />
die Ehre einer Mitgliedschaft im prestigeträchtigen Real<br />
Club Náutico de Barcelona (RCNB) zuteilwurde. Die Fläche der<br />
Segel auf Amwind-Kurs betrage 125 und der Spinnacker trage<br />
190 Quadratmeter, sagt auf der Mauer. Daneben sollte das Boot<br />
jedoch auch „soziale Anforderungen“ erfüllen können. Auf der<br />
dänischen Schönheit finden bis zu 20 Personen Platz – genug<br />
Raum für schweisstreibendes Teambuilding und ausgelassene<br />
Geselligkeit nach der Regatta. Das Interieur biete sogar einigen,<br />
wenn auch spartanischen, Komfort, um in den Buchten rund<br />
um Formentera und Ibiza auch einmal vor Anker gehen zu können,<br />
sagt Rolf. Auch das gehört für den Segler dazu. Zumindest<br />
nach der Wettfahrt. Infos zum Boot: kajsa.ch. Alle Ergebnisse<br />
der diesjährigen Copa del Rey: copadelreyaudimapfre.com.<br />
Der ausrichtende Club: rcnp.es.<br />
Selbstverständlich<br />
könnte man endlos viel<br />
Geld für ein neues Boot<br />
ausgeben. Ich habe<br />
mein Boot bewusst aus<br />
zweiter Hand gekauft.<br />
Damit verbunden ist<br />
nun viel Engagement<br />
und Zeit.<br />
Unter den Regatta-Teilnehmern ist die KAJSA III besser bekannt als VISCHER. Dieser Name steht für eines der<br />
führenden Schweizer Anwaltsbüros in Zürich und Basel, für das Auf der Maur arbeitet.<br />
36
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gerade nicht benötigt. Ein anderer will etwas besitzen, ohne aber gleich Eigentum daran<br />
begründen zu wollen. Was sich beim Car-Sharing bereits durchgesetzt hat, hält nun auch<br />
beim Segelsport Einzug: Teilen (to share) statt kaufen, mieten oder chartern. Das macht Sinn,<br />
denn Segelsport muss nicht, aber kann sehr kostenintensiv sein, gerade bei grösseren, hochpreisigen<br />
Yachten oder in Revieren, wo allein der Liegeplatz Unsummen verschlingt. Dazu<br />
kommen Wartungs-, Versicherungs- und Instandhaltungskosten. Warum sich also nicht ein<br />
Boot einfach teilen? Vorteil gegenüber dem Mieten oder Chartern: Man kennt, was man hat,<br />
weiss, was einen erwartet – böse Überraschungen sind ausgeschlossen. Boatsharing also, sicher<br />
noch kein Trend, aber das könnte sich vielleicht bald ändern. Das würde auch zu den Ergebnissen<br />
der Beobachtungen von Megatrends durch Zukunftsforscherin Anne-Marie Dahl<br />
passen. Ihr „Blick in die Kristallkugel“ ergab, dass in Zukunft Segeln etwa unter folgenden<br />
Prämissen stattfinden könnte: Mieten, teilen, per Internet buchen stünde danach im Vordergrund,<br />
wichtig wäre ein Zugang zu spontanem Segeln ganz ohne feste Zeitpläne oder grosse<br />
Investitionen. Vor allem sollte es jedoch viel einfacher sein, mit dem Sport beginnen zu<br />
können – und damit gegebenenfalls auch je nach Lust und Laune, wenn denn die Rahmenbedingungen<br />
nicht mehr passen sollten – schnell und unproblematisch auch wieder aufhören<br />
zu können. Die Aktivitäten würden hauptsächlich ausserhalb traditioneller Segelvereine<br />
organisiert werden. Auch der Social-Media-Bereich gewönne an Bedeutung: Viel wird, so<br />
Anne-Marie Dahl, in Internet-basierten Clubs oder über Facebook-Seiten laufen. Unter dem<br />
Strich werden viele Segler nur für die Aktivitäten, die sie tatsächlich auch in Anspruch genommen<br />
haben, zahlen wollen. Hier ist das Schweizer Boatsharing-Konzept SAILBOX.CH seiner<br />
Zeit weit voraus. Die Initiatoren um Olivier Lüthold erkannten schon vor fünf Jahren den<br />
Trend – und begannen, ihn Schritt für Schritt umzusetzen.<br />
Olivier, wie kommt es, dass ausgerechnet Schweizer Segler<br />
bereits eine „Segelform der Zukunft“ mit SAILBOX.CH anbieten?<br />
Und das schon seit fünf Jahren?<br />
Wir beschäftigen uns in der Schweiz schon seit Längerem mit Zukunftsfragen rund ums<br />
Segeln. Mitgliederschwund in den Vereinen, aber auch Probleme wie akuter Liegeplatzmangel<br />
veranlassten uns, über völlig neue Konzepte nachzudenken. Wir haben jedes<br />
Jahr Tausende von Segelschein-Absolventen – die aber ihr neues Hobby nicht ausüben<br />
können. Und die Segelclubs verlieren den sorgfältig aufgebauten Segel-Nachwuchs im<br />
Alter ab 20 Jahren – Segeln ist schlicht zu teuer und zu kompliziert zu einem Zeitpunkt,<br />
an dem man sich von zu Hause abnabeln will.<br />
Also ist „miteinander zu teilen“ relativ naheliegend…<br />
Genau. Das „Sharing“ oder „Collaboration Usage“ boomt. Nutzen statt besitzen ist<br />
in der Schweiz für Autos und Velos schon Realität. Beim Segeln gibt es grosses Entwicklungspotential.<br />
Eine geeignete Yacht und der Einsatz der modernen Kommunikationsmittel<br />
sind die Basis dazu..<br />
Aber in gewissem Sinne klappt doch eine Form des „Sharings“<br />
im Segelsport bereits ganz gut, nämlich das „Chartern“?<br />
Stimmt, an der Küste oder für eine Woche ist Chartern eine gute Sache. Wir denken jedoch<br />
in erster Linie an Segler, die zwischendurch, etwa in der Mittagspause, am Feierabend oder<br />
am Wochenende aufs Wasser wollen. Die persönliche Über- und Rückgabe wie beim klassischen<br />
„Chartern“ dauert einfach zu lange und ist zu teuer. Die Alternative ist „Selfservice“. Ein<br />
Nutzer reserviert selber, übernimmt selber und gibt selbständig die Yacht zurück – analog<br />
dem Car-Sharing. Ohne Hilfe von aussen. Und daran sind wir bei SAILBOX lange hängen geblieben<br />
– wir brauchten einen simplen Prozess, eine möglichst einfach zu bedienende Software,<br />
Handy-Applikationen und so weiter. Auf der anderen Seite benötigten wir ein System<br />
im <strong>Hafen</strong>, das so simpel ist, dass jeder alleine aus- und einchecken kann.<br />
Schwer vorstellbar ist,<br />
dass unter dem Strich auf<br />
einen längeren Zeitraum betrachtet<br />
eine Segelstunde<br />
im Sharing-System preiswerter<br />
sein soll als eine Segelstunde<br />
auf meiner Eigner-<br />
Yacht, die ich schon seit Jahren<br />
besitze und auch noch<br />
weiter segeln will…<br />
Teilen ist um vieles günstiger. Die Vollkosten<br />
einer eigenen Yacht – ehrlich umgerechnet<br />
pro effektiv verbrachter Zeit auf<br />
dem Wasser – sind exorbitant hoch. Bei<br />
SAILBOX werden aber nur die tatsächlichen<br />
Segelstunden bezahlt. Wir verrechnen<br />
40 CHF pro Stunde bzw. 200 CHF pro<br />
Tag (rund 160 Euro). Teilt man sich diese<br />
Kosten mit drei Mitseglern, dann wird<br />
Segeln tatsächlich günstiger als Skifahren!<br />
Und beim „Sharen“ fallen nur variable<br />
Kosten an – geht man in einer Saison weniger<br />
oder gar nicht segeln, dann fallen<br />
überhaupt keine Kosten an!<br />
39
Sailbox ch<br />
Aber das Schiff gehört mir nicht – im Sinne von Eigentum.<br />
Ist das nicht ein Nachteil? Kommt es nicht beim Segeln – zumindest<br />
auch – auf das Verhältnis zu „seinem“ Schiff an, zu<br />
wissen, wie es wann reagiert, wo seine Vor- und auch seine<br />
Nachteile liegen?<br />
Das ist richtig. Genau aus diesem Grunde bieten wir ausschliesslich Yachten desselben<br />
Typs an, eben eine Einheitsklasse. So müssen unsere Mitglieder nur ein Mal in die Besonderheiten<br />
der Yacht eingewiesen werden, sie finden beim Segeln dann immer die exakt<br />
gleiche Hardware vor.<br />
Das dürfte hohe Anforderungen an den Bootstyp stellen,<br />
denn schliesslich soll doch der Geschmack einer breiten<br />
Zielgruppe getroffen werden.<br />
Darum haben wir uns ja auch dazu entschlossen, einen eigenen, speziell dafür geeigneten<br />
Schiffstyp in Auftrag zu geben, die „mOcean“. Wir haben bei unseren Kundengruppen<br />
Umfragen gemacht, um zu erfahren, welche Eigenschaften ein Idealboot haben sollte. Ergebnis:<br />
Das Boot soll bereits bei wenig Wind sportlich zu segeln sein und dennoch eine<br />
hohe Stabilität aufweisen, es soll zudem sehr sicher und einfach zu bedienen sein. Es soll<br />
möglichst mit Trapez, Gennaker und Spinnaker ausgerüstet sein, jedoch keine Kajüte aufweisen.<br />
Von unserer Seite kamen noch Parameter wie Haltbarkeit, die Ausstattung mit einem<br />
E-Motor, integrierter Schaumstoff-Rammschutz im Bug und die Anforderung hinzu,<br />
dass man das Boot in sieben Minuten segelfertig machen können soll - und auch nur sieben<br />
Minuten zum Verräumen benötigt werden. Eine weitere Besonderheit liegt in einem<br />
speziellen Schweizer Problem begründet: Die maximale Breite der Liegeplätze ist hier oft<br />
auf 2,20 m beschränkt, der Tiefgang sollte nicht mehr als 1,60 m betragen, und das Schiff<br />
sollte für acht Personen zugelassen sein, damit es auch für Ausbildung und Events sinnvoll<br />
einzusetzen ist. Vor allem muss das Schiff jedoch robust sein und Spass machen, weil es ja<br />
von Seglern mit sehr unterschiedlichem Leistungsniveau gesegelt wird.<br />
In dieser Kombination dürfte es nicht viele Angebote auf<br />
dem Markt geben.<br />
Deshalb wollten wir wirklich schon fast aufgeben. Doch dann kam Sebastian Schmidt,<br />
ein bekannter Schweizer Bootskonstrukteur, auf uns zu und zeichnete uns die „mOcean“.<br />
Wir liessen einen Prototyp bauen… Und damit hat dann Segeln in jeder Hinsicht richtig<br />
Spass gemacht. Mittlerweile wird das Schiff als Einheitsklasse am Bodensee in Deutschland<br />
gebaut. 21 “mOceans“ sind übrigens derzeit schon im Wasser, acht bei Clubs und Segelschulen,<br />
14 fürs Sharing, vier weitere stehen fast fertig in der Werft.<br />
Hört sich nach Erfolg an – doch wie klappt denn nun das<br />
„Sharing“, Eure eigentliche Kernaufgabe?<br />
Wir haben uns zu Beginn natürlich viele Sorgen darüber gemacht, in welchem Zustand<br />
die Yachten wieder zurückgegeben werden. Doch das hat sich als unbegründet erwiesen.<br />
Unsere Mitglieder gehen mit Schiff und System in der Regel sehr behutsam um.<br />
Bisher haben wir nur einen einzigen Fall von „Schwarzsegeln“ in unserem System erlebt<br />
und nur wenige Defekte, die nicht gemeldet wurden.<br />
Im Prinzip basiert bei uns alles auf Transparenz. Jeder, der einen Schaden – etwa am<br />
Gennaker – verursacht, muss diesen melden und dafür finanziell gerade stehen. Meldet<br />
man sich nicht, und der Nachfolger stellt einen Schaden fest, verrechnen wir vereinbarungsgemäss<br />
eine Strafgebühr. Aber das hat es fast noch nie gegeben.<br />
40
Der Schweizer<br />
Segelverband<br />
Swiss Sailing<br />
ist an SAILBOX<br />
beteiligt und will<br />
auf diese Weise<br />
Vielen den Zugang<br />
aufs Wasser<br />
ermöglichen.<br />
Unsere<br />
Mitglieder geben<br />
uns rundum<br />
ein positives<br />
Feedback.<br />
Sailbox-Mitglieder segeln bereits auf 14 mOcean Yachten auf neun Schweizer Seen.<br />
Wie ist die Akzeptanz des Sharing-Prinzips im Schweizer Segelsport?<br />
Gut, und mit wachsendem Angebot wird es zunehmend besser. Der Schweizer Segelverband<br />
Swiss Sailing ist an SAILBOX beteiligt und will auf diese Weise vielen den Zugang<br />
aufs Wasser ermöglichen. Unsere Mitglieder geben uns rundum ein positives<br />
Feedback. Die Yachten bewähren sich – obwohl sie bis zu 280 mal pro Jahr gesegelt<br />
werden! Vor allem die Aufteilung der Boote auf unterschiedliche Seen wird sehr gut bewertet<br />
– unsere Mitglieder können so auf einem ihnen vertrauten Bootstypus auf unterschiedlichen<br />
Gewässern segeln, ohne Transport, Ein- und Auswassern. Das spart Zeit,<br />
Geld und… Nerven! Etwas weniger begeistert sind verständlicherweise Bootsklassen<br />
etwa gleicher Grösse, die in uns eine Art Konkurrenz sehen.<br />
zu ernst genommen werden darf, da in<br />
unserer fünf Personen starken Mitarbeiter-<br />
Struktur alle auch teils erhebliche unentgeltliche<br />
Arbeitszeit absolvieren. Unterm<br />
Strich kann man aber das Sharing-Konzept<br />
jetzt schon als gelungen bezeichnen,<br />
selbst wenn wir noch weit von unserem<br />
Ziel „60 Sailbox-Yachten auf Schweizer<br />
Seen“ entfernt sind.<br />
sailbox.ch<br />
sailbox.ch/app<br />
Wieviele Mitglieder hat die Sharing-Struktur?<br />
Heute sind es über 500 Mitglieder, die übrigens alle ohne jegliche Werbemassnahmen<br />
auf uns aufmerksam wurden. Im Herbst und für 2014 müssen wir zusätzliche „mOceans“<br />
bereitstellen. Es soll ja schliesslich jeder segeln können, wann er es möchte. Das Verhältnis<br />
der Anzahl an Mitgliedern zu den verfügbaren Yachten muss einfach stimmen.<br />
Speziell in Zürich haben wir da einen Nachfrage-Überhang.<br />
Ab wie vielen Mitgliedern lohnt sich SAILBOX?<br />
Es kommt nicht so sehr auf die schiere Anzahl der Mitglieder an, sondern auf die Relation<br />
Mitglieder zu Yachten. Vom idealen Verhältnis sind wir noch etwas entfernt,<br />
aber nur unwesentlich. Für dieses Jahr ist ein „Break-even“ geplant, der jedoch nicht<br />
41
AWN Zurich<br />
<strong>YACHTING</strong><br />
Swissboat<br />
Foto links: Altes Firmengebäude von AWN am Hamburger Rödingsmarkt, ein für damalige Verhältnisse modernes Hochhaus.<br />
Foto rechts: Amandus Wilhelm Niemeyer prägte den Namen des Traditionsunternehmens. Fotos (c) AWN Archiv.
A.W. Niemeyer<br />
– Vom Eisenwarenhändler zum<br />
bekannten Yachtausrüster<br />
Text _ Matt Müncheberg | Fotos _ AWN Archiv / Matt Müncheberg<br />
Foto: www.shutterstock.com / steve estvanik<br />
Wer heute die Schweizer Filiale von AWN in der Züricher<br />
Pfingstweidstrasse 101 betritt, ahnt kaum, dass der Ursprung<br />
dieses traditionsreichen Unternehmens bis in die erste Hälfte des<br />
18. Jahrhunderts zurückreicht. Dabei dürfte A.W. Niemeyer eines<br />
der ältesten Handelshäuser Hamburgs sein – und vermutlich<br />
auch einer der ältesten Ausrüster im gesamten deutschsprachigen<br />
Raum. Im Jahre 1745, also vor 268 Jahren, gründete der aus<br />
der Nähe von Wuppertal zugewanderte Kaufmann Johann Daniel<br />
Wuppermann einen Eisenwarenhandel am Hamburger Rödingsmarkt.<br />
Man geht davon aus, dass Wuppermann am Rödingsmarkt<br />
seine Erzeugnisse unter anderem an Handwerksmeister,<br />
Schiffszimmerleute und Segelmacher verkaufte. Mitte<br />
1779 trat Wuppermanns Schwiegersohn August Wilhelm Schmilinsky<br />
in das Geschäft ein, das fortan den Namen Wuppermann &<br />
Schmilinsky tragen sollte. Nach seinem Tod lag die Verantwortung<br />
für das Unternehmen weitere 50 Jahre lang in den Händen<br />
seiner Witwe und seiner drei Söhne. Anfang 1862 übernahm<br />
schliesslich der Hamburger Kaufmann Amandus Wilhelm Niemeyer<br />
(1835 – 1892) das Unternehmen, das seitdem unter dem<br />
Namen A.W. Niemeyer, Wuppermann & Schmilinsky Nachfolger<br />
firmierte. „AWN“ spezialisierte sich auf Schiffsausrüstung und<br />
wurde zum wichtigsten Ausrüster im Hamburger <strong>Hafen</strong>. Um 1902<br />
übernahm dann Sohn Jacob Ernst Rudolph Niemeyer (1873 –<br />
1945) das Unternehmen. Als äusseres Zeichen für den rasanten Erfolg<br />
jener Zeit entstand in den Jahren 1908-1910 am Rödingsmarkt<br />
ein neuer Firmensitz, ein damals hochmodernes Hochhaus<br />
mit neun Stockwerken. Nach dem Krieg stellten die galoppierende<br />
Inflation und die Massenarbeitslosigkeit das Unternehmen vor<br />
schwierige Aufgaben, und doch ging es nach den schwierigen<br />
Jahren wieder aufwärts. Die Geschäftsverbindungen zu Freunden<br />
in aller Welt wurden neu geknüpft. Schiffe, deren Namen damals<br />
in aller Munde waren, wie die Luxusjacht SAVARONA, die<br />
grossen Passagierschiffe CAP POLONIO, CAP ARCONA, MONTE<br />
ROSA, die EUROPA, die Walfangmutterschiffe JAN WELLEM und<br />
WALTER RAU mit ihren Fangbooten und viele mehr wurden von<br />
AWN komplett ausgerüstet. 1945 hatte dann der Zweite Weltkrieg<br />
sein fürchterliches Erbe hinterlassen. Die Arbeit von Generationen<br />
war dahin. In den Nachkriegsjahren zeigte sich am Beispiel<br />
von AWN, dass es stets die Menschen waren und sind, ihre Verbundenheit<br />
und Treue zum Unternehmen sowie ihr Glaube an<br />
die Zukunft, die eine Firma retten können. Ein Symbol für diesen<br />
Unternehmensgeist ist ein altes Steuerrad, welches die Zerstörungen<br />
des Krieges auf wundersame Weise überlebt hat. Heute<br />
hängt es in der Hauptverwaltung von AWN im Holstenkamp 58<br />
in Hamburg-Bahrenfeld. Hunderte von Schiffsneubauten, von<br />
der Luxusjacht CHRISTINA bis zu den Supertankern der grossen<br />
43
Seglerzentrum / AWN Zürich-Geschäftsführer Rolf Frey in seinem Laden in der Zürcher Pfingstweidstrasse.<br />
Foto rechts: Das Migros- Herdern-Areal, in dem sich Freys Geschäft befindet. / Fotos _ Matt Müncheberg.<br />
Tankschiffreedereien, wurden nach dem Krieg erneut von AWN<br />
ausgerüstet, und die Abteilung für Yacht- und Bootszubehör<br />
wuchs mit der ständig grösser werdenden Zahl der Boote an der<br />
Küste, auf Flüssen und Seen. Im Herbst 1955 kehrte Gert Henry<br />
Georg Niemeyer, ein Enkel des Gründers, seit 1934 Mitarbeiter<br />
und seit 1942 Partner, aus russischer Kriegsgefangenschaft zurück.<br />
Er übernahm fortan die Führung des Familienunternehmens<br />
und konzentrierte sich ab 1960 auf die damals stark wachsende<br />
Zahl der Hobby-Skipper, die auf ihren Segelyachten und<br />
Motorbooten neben der Küsten- und Hochseefahrt auch Törns<br />
auf den Binnenrevieren in Deutschland zu ihrer liebsten Freizeitbeschäftigung<br />
erkoren hatten. Der Hamburger Unternehmer Peter<br />
Flammang erwarb 1973 das traditionsreiche Handelsunternehmen<br />
vom Alteigentümer, der aus Altersgründen ausschied.<br />
Für Flammang, der mit seiner Firma A. W. Naht (eine tatsächlich<br />
nur zufällige Gleichheit der Abkürzung AWN) im internationalen<br />
Geschäft mit Industrieanlagen, Schiffsneubauten und Reparaturen<br />
tätig war, wurde A.W. Niemeyer zu einer Passion. Er erkannte<br />
frühzeitig das Potential der Wassersportbranche und brachte im<br />
gleichen Jahr den ersten Versandkatalog für Wassersportler auf<br />
den Markt, der seither jährlich erscheint. Der damalige Katalogtitel<br />
"Der Ausrüster" ist eine Reminiszenz an die Jahre um 1900, in<br />
denen AWN in Hamburg der wichtigste Ausrüster für den <strong>Hafen</strong><br />
und die damalige Berufsschifffahrt wurde. Das Lieferprogramm<br />
des Vollsortimenters AWN umfasste seit 1970 wieder über 14.000<br />
Artikel. 1989 erwarb AWN das traditionsreiche Kieler Fachgeschäft<br />
Robert G. Ernst mit der dort angegliederten Taklerei und eröffnete<br />
damit die erste Filiale von AWN ausserhalb von Hamburg. Es<br />
folgte 1990, unmittelbar nach dem Fall der Mauer, das "Haus des<br />
Wassersports Neptun" im Ost-Berliner Stadtteil Köpenick. Mit<br />
Übernahme dieser „ehemals ersten Adresse des Wassersports in<br />
der DDR“ wurde die dritte AWN-Filiale geschaffen. Das stetige<br />
Wachstum des Versandhandels in Deutschland, auch in der Wassersportbranche,<br />
machte 1992 ein modernes Logistikzentrum<br />
am Hamburger Holstenkamp erforderlich. Mit einer Kapazität<br />
von über 2.000 Paketen pro Tag wurde mit dem Kommissionierund<br />
Versandlager ein moderner Logistikbetrieb geschaffen. Der<br />
ständig wachsende Kundenkreis und höhere Ansprüche an die<br />
Einkaufsumgebung veranlassten Peter Flammang im Jahre 1999<br />
zum Neubau eines vergrösserten Betriebsgeländes in Hamburg-<br />
Bahrenfeld. Hier wurde 2001 auf über 2500 m² Verkaufsfläche der<br />
neue Flagship-Store von AWN eröffnet und der Logistikbereich<br />
um mehr als 3.000 m² erweitert. Gleichzeitig schied Firmenchef<br />
Peter Flammang aus Altersgründen als Geschäftsführer aus und<br />
übergab das Steuer des Unternehmens an den Hamburger Kaufmann<br />
Michael Ortmüller. Neue Gesellschafter zögerten nicht lan-<br />
Barkassen des Unternehmens pendelten im Hamburger <strong>Hafen</strong> zu<br />
den grossen Schiffen und belieferten diese.<br />
44
AWN Zurich<br />
Foto: www.shutterstock.com / steve estvanik<br />
ge und brachten das AWN-Schiff zügig auf Expansionskurs. Zusätzlich<br />
zu den Standorten in Hamburg, Kiel, Berlin-Köpenick und<br />
Glücksburg wurden zu Beginn der Saison 2003 drei neue Filialen<br />
(Lübeck, Berlin-Spandau und München-Taufkirchen) eröffnet.<br />
2004 folgte Dormagen (direkt zwischen Köln und Düsseldorf),<br />
2006 Mannheim, 2007 ein erstes „Schnäppchen-Outlet“ in Hamburg,<br />
2009 wurde die erste Auslandsniederlassung in der Wiener-<br />
Neustadt eröffnet, und am 10. März 2012 eröffnet schliesslich mit<br />
dem Seglerzentrum / AWN Zürich die erste Auslandsfiliale in der<br />
Schweiz. Geschäftsführer Rolf Frey zieht im Gespräch mit YSB<br />
nach über einem Jahr eine zufriedenstellende Bilanz. „Wir haben<br />
unseren Businessplan übertroffen“, sagt der aktive Beneteau/Platu25-Segler,<br />
der lange Zeit erfolgreich im 470er segelte und sich<br />
nun neben dem Geschäft hauptsächlich um seinen Sohn kümmert.<br />
Der ist in die Fussstapfen des Vaters getreten und segelt seit<br />
einiger Zeit erfolgreich 420er. Auf die Frage, warum AWN Zürich<br />
sich in der Pfingstweidstrasse präsentiert, sagt der studierte Elektrotechniker,<br />
der bis vor zwei Jahren noch sehr erfolgreich in der<br />
Industrie gearbeitet hat, dass ein Segler-Laden dort hingehöre,<br />
„wo die Leute arbeiten, wohnen und vorbeikommen“. Das sei nun<br />
mal nicht am See, wo es nach seiner Erfahrung lediglich Notfallkäufe<br />
gebe. Da dürfe dann ein Schäkel, den man unbedingt ersetzen<br />
muss, schon mal zehn Franken kosten. Das sei aber die<br />
Ausnahme. Bei ihm im Laden gelten faire Preise. „Wir leben von<br />
den Leuten, die zu uns in den Laden kommen wollen“, sagt Frey,<br />
ihnen könne auf 700 Qudratmetern Verkaufsfläche eine absolut<br />
verkehrsgünstige Anbindung angeboten werden. Zum Migros-<br />
Herdern-Areal könne man leicht entweder mit dem Auto aus der<br />
Stadt Zürich oder vom Autobahnende der A1 der Beschilderung<br />
MIGROS P folgen, die direkt auf das Parkdach des Migros Herdern<br />
führt (Auffahrt am Westende des Gebäudes). Wer bequem die<br />
Tram nutzen wolle, fahre mit der Linie 4 bis Haltestelle Toni-Areal.<br />
Im Haus selbst müsse man dann nur noch der Beschilderung folgen.<br />
Für Interessierte, denen der Weg doch ein wenig zu weit ist,<br />
bietet Frey den Katalogversand an: „Dort haben wir etwa achtbis<br />
neuntausend Artikel vorrätig“, etwa die Hälfte davon gebe es<br />
auch im Store. Rolf Frey hat sich natürlich auch spezifisch schweizerischen<br />
Belangen angenommen: So gibt es etwa in der Pfingstweidstrasse<br />
auch Seekarten für die Schweizer Gewässer oder Ersatzteile<br />
und Zubehör für spezielle Yachten wie etwa die Onyx<br />
oder die Esse. „Da muss man sich kümmern“, sagt Frey – und der<br />
sympathische Segler kümmert sich gern. Notfalls öffnet er für<br />
gute Kunden auch mal – nach telefonischer Absprache – ausser<br />
der Reihe. Besonders am Herzen liegen ihm die jüngsten Segler<br />
und der Nachwuchsbereich „Young Ocean“: Wer will, kann im Laden<br />
zum Beispiel einen kompletten EastWave-Opti samt Zubehör<br />
und Bekleidung oder einen 420er samt Zubehör erstehen.<br />
Und Frey engagiert sich für das „Zurich Youth Team“, einem Zusammenschluss<br />
von Jugendabteilungen dreier Züricher Segelclubs.<br />
Und vielleicht, denkt Geschäftsführer Frey laut nach, vielleicht<br />
eröffnet er ja doch irgendwann einmal eine kleine Dependance<br />
des Seglerzentrums / AWN Zürich am See ...<br />
awn.ch, young-ocean.ch<br />
A. W. Niemeyer – Du quincaillier au célèbre shipchandler<br />
Quand on entre aujourd'hui dans la succursale suisse d'AWN, située<br />
dans la Pfingstweidstraße 101 à Zurich, on ne se douterait jamais<br />
que les origines de cette entreprise traditionnelle remontent à la<br />
première moitié du 18e siècle. Ainsi, A.W. Niemeyer serait l'une des<br />
plus anciennes sociétés de négoce hambourgeoises, et probablement<br />
l'un des plus anciens équipementiers de tout l'espace germanophone.<br />
C'est en 1745, il y a donc 268 ans, que le négociant Johann<br />
Daniel Wuppermann, tout droit venu de la région de Wuppertal,<br />
ouvrit une quincaillerie au Rödingsmarkt (marché de Röding) de<br />
Hambourg. Cette entreprise traditionnelle moderne est aujourd'hui<br />
dirigée par le négociant hambourgeois Michael Ortmüller. Il n'a pas<br />
fallu longtemps aux nouveaux associés pour développer AWN-Schiff<br />
(shipchandler). La première succursale étrangère a donc ouvert en<br />
Suisse le 10 mars 2012 : il s'agit du centre nautique / AWN Zurich<br />
(AWN Zürcher Segelzentrum AG). Dans un entretien accordé à YSB,<br />
le chef d'entreprise Rolf Frey tire un bilan positif après plus d'un an<br />
d'exercice. « Nous avons dépassé les objectifs fixés dans notre plan<br />
d'affaire », annonce celui qui, après avoir longtemps fait ses preuves<br />
sur 470, navigue à présent sur un Bénéteau / Platu 25. Lorsqu'il ne<br />
travaille pas, il passe le plus clair de son temps à s'occuper de son<br />
fils qui suit ses traces puisqu'il s'est mis au 420. Cet électrotechnicien<br />
diplômé avait un très bon poste dans le secteur industriel il y a<br />
encore 2 ans. Quand on lui demande pourquoi AWN Zurich est basé<br />
dans la Pfingstweidstrasse de Zurich, il répond qu'une boutique de<br />
voile a sa place « là où les gens travaillent, habitent et circulent ». Selon<br />
lui, le lac n'est pas un bon emplacement. Il sait par expérience<br />
qu'on n'y achète qu'en cas d'urgence. « Pour que nous vivions, il faut<br />
donner envie aux gens de venir dans notre boutique », ajoute Rolf<br />
Frey. Il met donc à leur disposition un espace de vente de 700 mètres<br />
carrés extrêmement bien achalandé. Le plus simple pour aller à<br />
Migros-Herdern-Areal est de prendre la voiture à partir de Zurich ou<br />
d'emprunter l'autoroute A1 et de prendre la sortie MIGROS P. Celle-ci<br />
mène directement au parking de toit de Migros Herdern (accès par<br />
l'Ouest du bâtiment). Si vous préférez profiter du confort du tram,<br />
prenez la ligne 4 jusqu'à l'arrêt Toni-Areal. Une fois dans le centre<br />
commercial, il suffit de suivre les panneaux indicateurs. Pour ceux<br />
que cela intéresse mais qui sont un peu trop loin, Rolf Frey propose<br />
d'envoyer un catalogue : « Nous y proposons 8000 à 9000 articles<br />
», dont la moitié se trouve en magasin. Rolf Frey s'adapte naturellement<br />
aux besoins spécifiques de la clientèle suisse. Ainsi, dans la<br />
Pfingstweidstraße, on trouve des cartes d'hydrographie de la Suisse<br />
ou des pièces détachées et accessoires pour des bateaux spéciaux<br />
comme par exemple l'Onyx ou l'Esse, « Il faut bien que quelqu'un s'en<br />
occupe », dit Rolf Frey, et c'est avec plaisir que ce sympathique navigateur<br />
s'en charge. awn.ch, young-ocean.ch<br />
45
driven<br />
Electric<br />
drive<br />
– mit 2.250 PS übers Wasser<br />
46<br />
Als sogenannte Rum-Runners wurden zu Zeiten der Prohibition in den USA<br />
Go-Fast-Boats bezeichnet. Mit den langen, stark motorisierten und schlanken<br />
Booten wurde Alkohol, der zumeist aus der Karibik kam, von ausserhalb der<br />
amerikanischen Hoheitsgewässer wartenden grösseren Schiffen zum US-<br />
Festland transportiert. Diese heute auch als Cigarette Yachts bezeichneten Boote<br />
erreichten Geschwindigkeiten, mit denen die Schiffe der Küstenwache lange Zeit<br />
nicht mithalten konnten. Der Name Cigarette Yachts stammt aus der jüngeren<br />
Vergangenheit, als die Flitzer dazu verwendet wurden, Zigaretten zwischen<br />
Kanada und den USA zu schmuggeln. Aus den ehemaligen Rum-Runners hat<br />
sich mittlerweile eine aktive und gut organisierte Motorboot-Offshore-Rennszene<br />
entwickelt. Doch die Zeiten, als die Boliden ausschliesslich mit Hochleistungs-<br />
Verbrennungsmotoren ausgerüstet wurden, scheinen vorbei zu sein, wie das<br />
amerikanische Cigarette Racing Team beweist: In Zusammenarbeit mit Mercedes<br />
AMG stellte es eine Cigarette Yacht vor, die komplett elektrisch angetrieben wird.
driven<br />
Foto oben: Neben dem Cigarette AMG Electric Drive stellte Cigarette Yachts eine weitere<br />
Kooperation mit AMG vor. Pate im Pkw-Bereich stand hier der Mercedes AMG G 63. Das<br />
so entstandene Powerboot Huntress 42 ist offen konzipiert und wird von fünf leistungsstarken<br />
Aussenbord-Motoren angetrieben.<br />
Foto links: Die Powerzentrale des neuen Elektro-Flitzers, bestehend aus 12 E-Motoren,<br />
die es zusammen auf sagenhafte 2.250 PS bringen.<br />
Dass nur wenige Passagiere Platz auf einem solchen Go-Fast-Boat<br />
finden, und dass sich die Annehmlichkeiten unter Deck für diese in<br />
engen (räumlichen) Grenzen halten, schreckt viele vor allem aus den<br />
USA kommende Käufer nicht ab: Sie fasziniert vor allem die Kombination<br />
aus Schmuggler-Mystik, purer Kraft und Speed.<br />
48
Text _ Matt Müncheberg | Fotos _ AMG /CRT<br />
Don Aronow ist in der Cigarette-Yacht-Szene bekannt<br />
wie ein bunter Hund. Er war es, der sich in<br />
den frühen 1960er Jahren für Motorboot-Langstreckenrennen<br />
engagierte. Der Renn-Maniac war es<br />
auch, der zusammen mit Nick Beauchamp im Jahr<br />
1969 das Cigarette Racing Team gründete. Aronov<br />
war es schliesslich, der in einem zur damaligen Zeit<br />
ungewöhnlichen 32 Fuss Cary Race-Boat die Weltmeisterschaft<br />
im Motorboot-Rennsport gewann.<br />
Der Name seines Bootes: THE CIGARETTE. Die Geschichte<br />
hinter Don Aronovs Entwicklung von sogenannten<br />
Go-Fast-Boats (die auch teilweise als Cigarette<br />
Yachts bezeichnet werden) wird dokumentiert<br />
in dem als bester Dokumentarfilm ausgezeichneten<br />
Streifen „Thunder Man: Die Don Aronov Story“ aus<br />
dem Jahr 2009. Ein typisches Go-Fast besteht aus<br />
Fiberglas und hat einen tiefen, v-förmigen Renn-<br />
Rumpf, der zwischen 30 und 50 Fuss (10 bis 15 Meter)<br />
lang ist. Es hat einen sehr schlanken Rumpf und<br />
wird zumeist von zwei oder mehr Hochleistungs-<br />
Verbrennungsmotoren angetrieben, die zusammen<br />
nicht selten 1.000 PS oder sogar noch mehr leisten.<br />
So ausgerüstet, können diese Boote Geschwindigkeiten<br />
von mehr als 80 Knoten (150 km/h) in glatter<br />
See erreichen, bei leicht bewegter See sind es<br />
immer noch über 50 Knoten (90 km/h). Dabei sind<br />
sie schwer genug, um selbst höhere Wellen mühelos<br />
durchschneiden zu können. Dass nur wenige<br />
Passagiere Platz auf einem solchen Go-Fast-Boat<br />
finden, und dass sich die Annehmlichkeiten unter<br />
Deck für diese in engen (räumlichen) Grenzen halten,<br />
schreckt viele vor allem aus den USA kommende<br />
Käufer nicht ab: Sie fasziniert vor allem die Kombination<br />
aus Schmuggler-Mystik, purer Kraft und<br />
Speed. Die US Coast Guard hat sich darauf eingestellt<br />
und ihre eigenen Go-Fasts entwickelt, um den<br />
privaten Eignern – und den Schmugglern der Neuzeit<br />
– Paroli bieten zu können. Dazu kommen speziell<br />
ausgerüstete Helikopter, die neben „nicht tödlichen“<br />
Waffen und einem schweren Maschinengewehr<br />
auch über eine spezielle Waffe verfügen, welche<br />
aus der Entfernung die Triebwerke der schnellen<br />
Motoryachten ausser Betrieb setzen kann. Doch<br />
nun zeichnet sich eine neue, für die Powerboat-Szene<br />
bahnbrechende Entwicklung ab: Mit dem neuen<br />
„SLS AMG Coupé Electric Drive“ stellte Mercedes-<br />
AMG jüngst einen komplett elektrisch angetriebenen,<br />
emissionsfreien Supersportwagen vor, der fortschrittliche<br />
Technologien mit Technik aus dem Formel-1-Renngeschehen<br />
kombiniert. „Der Mercedes-<br />
Benz SLS AMG Coupé Electric Drive ist zu Lande das<br />
stärkste und schnellste elektrisch angetriebene Serienfahrzeug<br />
der Welt“, heisst es dazu von Mercedes-<br />
Benz. Der Supersportwagen mit Hightech aus der<br />
Formel 1 hat vier Elektromotoren mit einer Gesamtleistung<br />
von 750 PS und einem maximalen Drehmoment<br />
von 1.000 Newtonmetern. Den Sprint von null<br />
auf 100 km/h soll das in Handarbeit in einer exklusiven<br />
Serie bei Mercedes-AMG in Affalterbach hergestellte<br />
Fahrzeug in nur 3,9 Sekunden absolvieren.<br />
Die Höchstgeschwindigkeit betrage – elektronisch<br />
begrenzt – 250 km/h, heisst es von dort. Logisch<br />
und revolutionär gleichermassen war der folgende<br />
Schritt, diese Technologie auch in einem Powerboat<br />
zu verbauen: elektrische Hochleistungsmotoren,<br />
eine komplette elektronische Steuerung, Hochspannungs-Batterien<br />
und der sogenannte AMG Powertrain<br />
Controller in Verbindung mit speziellen<br />
Onboard-Ladegeräten ergaben unter dem Strich<br />
das kräftigste – und schnellste – jemals gebaute<br />
rein elektrisch angetriebene Motorboot weltweit,<br />
das „Cigarette AMG Electric Drive“. Die Konzeptstudie,<br />
bei der zahlreiche Komponenten des SLS<br />
AMG Coupé Electric Drive zum Einsatz kommen, hat<br />
zwölf Elektromotoren mit insgesamt unglaublichen<br />
2.250 PS Leistung sowie ein Drehmoment von 3.000<br />
Newtonmetern – das reicht locker für eine Höchstgeschwindigkeit<br />
von mehr als 160 km/h. Don Aronow<br />
würde sich heute verwundert die Augen reiben.<br />
„Cigarettes werden von den besten Handwerkern<br />
des Landes gebaut, für die Bootsbau nicht nur<br />
ein Job, sondern eine Passion ist“, sagt Cigarette-<br />
Chef Skip Braver über seine handlaminierten und im<br />
Vakuumverfahren hergestellten Bootskörper. Stolz<br />
49
driven<br />
ist man in Florida, wo die Firma seit 2004 in Opalocka,<br />
nur 15 Meilen von der 188th Street entfernt,<br />
residiert, auf den Slogan „Made in America“. Genau<br />
hier, an der 188th Street in Aventura, Florida, war es,<br />
wo Don Aronow im Jahr 1962, also vor mehr als 50<br />
Jahren, drei Bootsfirmen gegründet, viele verschiedene<br />
Yachtmodelle kreiert und schliesslich die legendären<br />
Cigarette Yachts erfunden hatte. Hier an<br />
der „Thunderboat Row“ war es auch, wo der legendäre<br />
Bootsbauer 1987 direkt vor seinem Firmengebäude<br />
erschossen wurde. Fünfzehn Jahre später erwarb<br />
Geschäftsmann Skip Braver erst eine 42-Fuss-<br />
Cigarette-Yacht – und übernahm schliesslich die<br />
komplette Firma, um die Marke und die schnellen<br />
Yachten in die Zukunft retten zu können. Cigarette-Yachts<br />
konnten in den letzten Jahrzehnten viele<br />
Rennen und renommierte Preise gewinnen, darunter<br />
allein neun mal den vom Powerboat-Magazin<br />
ausgelobten, prestigeträchtigen „Offshore V-Bottom<br />
of the Year“-Titel. Doch die Zukunft hat auch für<br />
das Unternehmen im Miami-Dade-County von Florida<br />
längst begonnen: Die nächsten Generationen<br />
der Cigarette Yachten sollen sich nicht mehr nur an<br />
Offshore-Motoryachtrennen orientieren. Es gehe<br />
heute, zumindest auch, um Wachstum durch strategische<br />
Partnerschaften mit innovativen Hightech-<br />
Firmen und die Integration von zukunftsträchtigen<br />
Technologien und Entwicklungen, sagt Braver. Die<br />
so in Kooperation mit Mercedes-AMG entstandene<br />
emissionsfreie und geräuscharme Cigarette AMG<br />
Electric Drive ist da nur ein erster Schritt in diese<br />
Richtung. Weitere werden folgen.<br />
cigaretteracing.com, mercedes-amg.com<br />
Electric drive – 2250 chevaux sur l'eau<br />
Au moment de la Prohibition aux Etats-Unis, les go fast ont été qualifiés de rum-runners.<br />
L'alcool était alors acheminé jusqu'au continent Nord-américain à bord de ces longs<br />
bateaux étroits aux puissants moteurs. Ces offshores, maintenant aussi appelés les cigarettes,<br />
atteignaient des vitesses que les bateaux des garde-côtes n'arrivaient pas à<br />
tenir longtemps. L'époque où ces bolides étaient exclusivement équipés de moteurs à<br />
explosion semble néanmoins être révolue, comme en témoigne l'équipe américaine du<br />
Cigarette Racing : en collaboration avec Mercedes AMG, elle a présenté un bateau cigarette<br />
entièrement électrique. Ce modèle s'inspire de la nouvelle « SLS AMG Coupé Electric<br />
Drive » de Mercedes-AMG, une voiture de sport à propulsion entièrement électrique et<br />
sans émission de gaz qui combine des technologies de pointe et des techniques issues<br />
du monde de la Formule 1. Cette voiture est propulsée par 4 moteurs électriques d'une<br />
puissance totale de 750 ch et a un couple de 1000 Nm. Fabriquée de manière artisanale<br />
dans les ateliers de Mercedes-AMG à Affalterbach, elle boucle le 0-100 km/h en seulement<br />
3,9 secondes. Ce qui est révolutionnaire, c'est d'avoir eu le cran de transférer cette<br />
technologie sur un bateau offshore. Prenons des moteurs électriques très puissants, un<br />
pilotage entièrement électronique, des batteries haute-tension et le fameux moteur de<br />
puissance AMG (APC), le tout associé aux composantes spéciales présentes sur la SLS, et<br />
on finit par obtenir le bateau électrique à moteur le plus puissant et le plus rapide du<br />
monde : le « Cigarette AMG Electric Drive ». Ce prototype embarque douze moteurs électriques<br />
affichant une puissance totale incroyable de 2250 ch avec un couple de 3000 Nm,<br />
rendant aisée une vitesse de pointe excédant les 160 km/h. Si Don Aronow, « l'inventeur<br />
» des cigarettes, voyait cela, il n'en croirait pas ses yeux.<br />
50
Santa Maria _ Auf Entdeckungsfahrt<br />
2<br />
Und dann, vor genau 15 Jahren, war<br />
es endlich soweit: Das Schiff wurde im<br />
nur wenige Kilometer westlich Funchals<br />
gelegenen Fischerort CÂmara dE<br />
Lobos auf Kiel gelegt. Viele Fischer und<br />
Handwerker aus der für den Holzschiffsbau<br />
bekannten Gegend<br />
waren an der Herstellung beteiligt.
santa maria<br />
So könnte es ausgesehen haben damals: Schauspieler verkleiden sich jedes Jahr beim Festival Colombo auf Porto Santo<br />
als Christoph Kolumbus und dessen Gefolge. Eine ideale Bühne für ihren Auftritt bietet ihnen dabei die SANTA MARIA.<br />
Foto rechts: Die historische SANTA MARIA - Wandmalerei an der <strong>Hafen</strong>mole von Funchal.
SANTA MARIA<br />
DE COLOMBO<br />
... auf Entdeckungsfahrt mit dem<br />
Schiff von Christoph Kolumbus<br />
Text _ Fotos _ Matt Müncheberg<br />
Fünf Jahrhunderte lang galt die Karibikfahrt des Christoph Kolumbus als der historische<br />
Markstein für die Entdeckung Amerikas. Heute ist bekannt, dass schon vor<br />
1492 Menschen Amerika mit einem Schiff erreicht hatten: Anfang des 11. Jahrhunderts<br />
segelte und ruderte der Wikinger Leif Eriksson bis nach Neufundland. Und in<br />
mindestens zehn alten Kulturen gibt es angeblich Erzählungen über lange Schiffsreisen<br />
– und die Landung an einer „grossen Landmasse“, welche jeweils für die<br />
sogenannte „Neue Welt“ stehen könnte. Eines scheint heute jedoch festzustehen:<br />
Zumindest Chinesen und Polynesier gingen – neben den Wikingern – schon lange<br />
vor Kolumbus in Amerika an Land. YSB-Törn an Bord der SANTA MARIA, einem<br />
Original-Nachbau der Karacke, mit der einst Christoph Kolumbus in See stach…<br />
53
santa maria<br />
Die Faszination an den Fahrten des Kolumbus<br />
ist bis heute ungebrochen. Spricht man in diesem<br />
Zusammenhang von dem in spanischen Diensten<br />
stehenden Italiener, fällt noch immer das Wort<br />
„Entdecker“. Mehrere Städte beanspruchen wohl<br />
nicht zuletzt aus diesem Grunde aktuell das Recht,<br />
Geburtsort des umtriebigen Kaufmannes und Seefahrers<br />
zu sein. Zwar setzte Kolumbus seinen Fuss<br />
am 12. Oktober 1492 tatsächlich erst auf die Bahamas,<br />
später auf die Inseln Hispaniola und Kuba.<br />
Doch die Karibik, das ist eben nicht das amerikanische<br />
Festland, und schon gar nicht das eigentlich<br />
gesuchte Indien. Egal, Kolumbus-Fans scheint das<br />
nicht zu stören. So ist es auch nur zu erklären, dass<br />
es 1998, über fünfhundert Jahre, nachdem die originale<br />
SANTA MARIA im Jahr 1492 vor Hispaniola auf<br />
eine Untiefe lief, sank und aufgegeben werden<br />
musste, zu einem Neubau des Schiffes kam, dessen<br />
verbliebene Teile der Errichtung der ersten spanischen<br />
Festung in der sogenannten „Neuen Welt“<br />
dienten. Wie hat es sich wohl angefühlt, auf einer<br />
mittelalterlichen Karacke, die im Gegensatz zu den<br />
damals bei der Seemacht <strong>Portugal</strong> üblichen Karavellen<br />
grösser und schwerer war, zu segeln? Diese<br />
Frage liess Rob Wijntje keine Ruhe. Jahrelang studierte<br />
der begeisterte Segler alte Risse und Bilder<br />
des Originalschiffes. Schliesslich erstellte der gebürtige<br />
Holländer zusammen mit Spezialisten einer auf<br />
Madeira ansässigen Werft einen Bauplan. Und dann,<br />
vor genau 15 Jahren, war es endlich soweit: Das<br />
Schiff wurde im nur wenige Kilometer westlich Funchals<br />
gelegenen Fischerort Câmara de Lobos auf<br />
Kiel gelegt. Viele Fischer und Handwerker aus der<br />
für den Holzschiffsbau bekannten Gegend waren<br />
an der Herstellung beteiligt. Nach nur einem Jahr<br />
Bauzeit konnte das 22 Meter lange und sieben Meter<br />
breite Schiff feierlich auf den Namen des Kolumbus-Flaggschiffs<br />
getauft werden. Einzige Zugeständnisse<br />
an die Neuzeit sind beim Nachbau ordentlich<br />
funktionierende Toiletten und eine gemütliche<br />
Bar, die auf dem überdachten, hinteren Oberdeck,<br />
der „Hütte“, untergebracht ist. „Von so viel Luxus<br />
an Bord konnten die Segler damals nur träumen“,<br />
sagt Joáo. Der stämmige, bärtige Portugiese<br />
mit den gutmütigen Augen und den zupackenden<br />
Händen, der selbst ein kleines Boot im nicht weit<br />
entfernten <strong>Hafen</strong> von Ribeira Brava besitzt, darf seit<br />
nunmehr acht Jahren im Auftrag von Rob Wijntje<br />
auf der SANTA MARIA das Kommando führen. Auch<br />
Modell der SANTA MARIA im Casa Colombo in der<br />
Travessa da Sacristia 2/4 in Vila Baleira auf Porto Santo.<br />
wenn seine Crew nur aus zwei Matrosen, zwei Papageien<br />
und einem kleinen Hund besteht, so erfüllt es<br />
ihn doch mit unendlichem Stolz, gerade dieses<br />
Schiff befehligen zu dürfen. Denn immerhin handele<br />
es sich bei der Wuchtbrumme aus massivem Mahagoni<br />
um den einzigen unter Segeln stehenden<br />
Original-Nachbau des ehemaligen Flaggschiffes<br />
von Christopher Kolumbus bei dessen erster Schiffsreise.<br />
Dabei stört es ihn nicht im Geringsten, dass<br />
die Schiffsbau-Experten heute darüber streiten, welchem<br />
Schiffstyp die SANTA MARIA nun genau zuzurechnen<br />
ist, dem einer Karavelle oder dem der etwas<br />
grösseren sogenannten Karacke. Für ihn ist die<br />
Santa Maria schlicht eine Nau, also ein historisches<br />
Schiff, das ursprünglich aus dem Mittelmeerraum<br />
stammt, dann von portugiesischen Fischern<br />
an der Küste benutzt wurde und schliesslich von<br />
Spaniern und Portugiesen für die Fahrt auf dem Atlantik<br />
weiterentwickelt wurde. Auch für Kolumbus<br />
war die SANTA MARIA mit ihrem 26,6 Meter hohen<br />
Grossmast einfach eine Nau, wie historische Quellen<br />
54
Der Nachbau der Kolumbus-Karacke auf der Überfahrt von Funchal nach Porto Santo. Wer eine Mitfahrt auf dem Ausflugsschiff<br />
bucht, sollte die Badesachen nicht vergessen: Bei gutem Wetter kann man unterhalb des Cabo Girao ins Wasser springen.<br />
55
santa maria<br />
bezeugen. Am Mast waren ein grosses, mit einem<br />
roten Kreuz verziertes Haupt- und ein zusätzliches,<br />
oben im Mast angebrachtes Toppsegel befestigt.<br />
Der Fockmast war mit einem Rahsegel, einem rechteckigen<br />
Tuch an einer horizontal ausgerichteten<br />
Spiere, ausgestattet, und der achterliche Besanmast<br />
trug ein schrägstehendes sogenanntes Lateinersegel.<br />
Zusätzlich konnten an der Rahe zwei Leesegel<br />
und am Bugspriet noch sogenannte Bugsprietsegel<br />
gesetzt werden – ganz so wie beim Neubau. „Das<br />
Leben an Bord muss anstrengend und sehr entbehrungsreich<br />
gewesen sein“, sagt Kapitän Joáo, das sei<br />
nicht zu vergleichen mit heutigem Yachtsport. Insbesondere<br />
bei rauer See sei das Segeln mit der behäbigen<br />
SANTA MARIA sicher kein Zuckerschlecken<br />
gewesen. Schon von Kolumbus ist schliesslich die<br />
Aussage überliefert, dass das Schiff trotz ihres Geschwindigkeitspotentials<br />
von angeblich neun Knoten<br />
(etwa 16 Kilometer pro Stunde) sehr träge gewesen<br />
und eigentlich für eine transatlantische Expeditionsfahrt<br />
nicht geeignet gewesen sei. Was der<br />
41-jährige Seemann damit meint, wird an Bord der<br />
„neuen“ SANTA MARIA bei einem Testschlag vor der<br />
Südwestküste Madeiras schnell klar. „Das bauchige<br />
Schiff segelt erst ab etwa neunzig Grad Windeinfall“,<br />
sagt Joáo, damit falle klassisches Amwind-Segeln<br />
oder gar Kreuzen weg. Am besten für den Kurs sei<br />
es, wenn der Wind dwars, also rechtwinklig zur Kielrichtung,<br />
oder besser noch: ganz von achtern<br />
kommt. Denn: Die alte wie die neue SANTA MARIA<br />
verfügen nur über einen sehr flachen Kiel. So driftet<br />
der Schiffskörper seitlich stark ab, sobald der Wind<br />
nicht genau aus der gewünschten Richtung einfällt.<br />
Heute würden Segler dieses Schiff wegen seines für<br />
neuzeitliche Verhältnisse zu kleinen Lateralplanes<br />
und seiner grossen Aufbauten wegen wohl als einen<br />
klassischen „Dwarsdriewer“, einen Quertreiber,<br />
bezeichnen. Aus diesem Grund und, um auch bei<br />
ungünstigen Winden den Kurs halten zu können,<br />
besitzt der Nachbau aus Câmara de Lobos ein wirksames<br />
Hilfsmittel gegen die unerwünschte Abdrift<br />
– in Form eines 455 PS starken Caterpillar-V-Motors.<br />
Der gelbe, mächtige Marinediesel leistet auch unentbehrliche<br />
Dienste beim Manövrieren im engen<br />
<strong>Hafen</strong>wasser, insbesondere beim An- und Ablegen,<br />
auch wenn sich Kapitän Joáo stattdessen lieber<br />
zwei kleinere Motoren an Bord wünschen würde,<br />
„wegen der besseren Handhabung und der Sicherheit“.<br />
Schliesslich könne es ja einmal vorkommen,<br />
Joáo heisst der Kapitän der SANTA MARIA de COLOMBO. Er ist Herr über<br />
zwei Matrosen, zwei Papageien und einen kleinen Bordhund. Wenn Joao<br />
nicht die SANTA MARIA steuert, fährt er of mit seinem eigenen Segelboot<br />
hinaus, das im nahen Ort Ribeira Brava steht.<br />
56
Am besten für den<br />
Kurs sei es, wenn der<br />
Wind dwars, also<br />
rechtwinklig zur<br />
Kielrichtung, oder<br />
besser noch: ganz von<br />
achtern kommt. Denn:<br />
Die alte wie die neue<br />
SANTA MARIA verfügten<br />
nur über einen sehr<br />
flachen Kiel.<br />
dass der Diesel streikt. Doch dann habe man ja immer<br />
noch die Segel. Generell sei es aber nur mit Motor<br />
überhaupt möglich, mit Gästen zu segeln, denn<br />
oft genug herrsche in den Sommermonaten Flaute,<br />
die Schiffs-Fans wollten aber trotzdem zu einer<br />
Spritztour hinaus aufs Meer. Längst kein Geheimtipp<br />
mehr, kommen diese täglich in den <strong>Hafen</strong>, um<br />
einmal an Bord sein zu dürfen, wenn die salzige Atlantikbrise<br />
die fünf baumwollenen Segel füllt und<br />
die Dünung den Schiffskörper sanft wiegt – inzwischen<br />
gehört das zum schönen Alltag für den Kapitän.<br />
Doch ab und an herrscht Aufregung auf dem<br />
stäbigen Holzschiff, dann ist auch für den bärtigen<br />
Portugiesen, der mit Strohhut, einem Fischerhemd<br />
und einer alten Leinenhose bekleidet ist, ein ganz<br />
besonderer Tag. Heute ist so ein Tag, an dem ausnahmsweise<br />
einmal keine Gäste an Bord befördert<br />
werden, denn heute segelt die SANTA MARIA nach<br />
Porto Santo. Der Grund: Einmal im Jahr ist auf der<br />
kleinen Atlantikinsel, obschon in der touristischen<br />
57
santa maria<br />
58<br />
Höhepunkt des Festival Colombo auf Porto Santo ist die Anlandung der SANTA MARIA am Strand von<br />
Vila Baleira. Kolumbus und sein Gefolge werden ausgebootet und von den Insel-Offiziellen feierlich empfangen.<br />
Hunderte von Einheimischen und Touristen verfolgen das Spektakel jedes Mal mit Spannung.
Nachsaison, die Hölle los. Immer Mitte<br />
September feiern die Einheimischen auf<br />
der Nachbarinsel Madeiras das Kolumbus-<br />
Festival. Unbestrittener Star des mehrere<br />
Tage laufenden Spektakels zu Ehren ihres<br />
„Entdeckers“ ist neben Turnieren, einem<br />
Mittelaltermarkt und einem Umzug durch<br />
die Altstadt von Vila Baleira Joáos neues,<br />
altes Schiff. Wenn dann die SANTA MARIA<br />
zum Höhepunkt der drei Tage laufenden<br />
Feierlichkeiten am Festival-Freitag in der<br />
Dämmerung vor dem feinen Sandstrand<br />
Porto Santos bei Vila Baleira vor Anker<br />
geht und Schauspieler, die Kolumbus und<br />
sein Gefolge darstellen, ausgebootet werden,<br />
um vom historisch verbürgten „Notar<br />
Johanns III von Porto Santo“ empfangen<br />
zu werden, fühlt man sich schnell 500 Jahre<br />
in der Zeit zurückversetzt, als Segeln<br />
noch kein Zeitvertreib, sondern harte körperliche<br />
Arbeit bedeutete, die von Zeit zu<br />
Zeit auch ihre Opfer forderte. Nur die Hunderte<br />
von Schaulustigen auf der weit ins<br />
Meer hinausragenden, mit elektrischem<br />
Licht illuminierten Betonpier, sommerlichfarbenfroh<br />
gekleidete Touristen und viele<br />
Einheimische mit Spiegelreflexkameras,<br />
Foto-Smartphones und Videokameras erinnern<br />
daran, dass wir uns nicht in der Mitte<br />
des 15. Jahrhundert befinden, sondern<br />
das Jahr 2013 schreiben. Doch so oder so<br />
ähnlich muss es sich wohl angefühlt haben<br />
vor über 500 Jahren, als die ersten<br />
Versuche unternommen wurden, die sogenannte<br />
Neue Welt nach den Wikingern,<br />
den Chinesen und den Polynesiern auf<br />
dem Seewege zu „entdecken“.<br />
Mitfahrten auf der SANTA MARIA: Tickets<br />
gibt es am Kiosk direkt im Sporthafen von<br />
Funchal oder unter Tel. +351-29122-0327<br />
oder -5695. Das Kolumbus-Festival auf<br />
Porto Santo mit der SANTA MARIA läuft<br />
immer Mitte/Ende September mit Mittelaltermarkt,<br />
feierlichem Umzug in historischen<br />
Gewändern, Musik, Tanz und Unterhaltung.<br />
Etwas versteckt auch im Internet<br />
zu finden (auf englisch).<br />
www.visitingmadeira.com<br />
Nachdem Kolumbus auf der kleinen Schwesterinsel Madeiras gelandet ist,<br />
beginnt ein feierlicher Umzug in historischen Gewändern. Der führt durch die<br />
ganze Stadt. Danach wird ausgelassen getanzt und gefeiert.<br />
Un voyage d'exploration à bord du SANTA MARIA DE COLOMBO<br />
La fascination pour les voyages de Christophe Colomb n'a jamais cessé d'exister. C'est ce qui explique<br />
la construction de la réplique du SANTA MARIA en 1998, plus de cinq cents ans après son naufrage<br />
en 1492 au large d'Hispaniola. Quel effet cela fait-il de voyager à bord d'une caravelle médiévale ?<br />
Cette question n'a cessé d'animer Rob Wijntje. Pendant des années, ce passionné de la voile a étudié<br />
les vieilles esquisses et les tableaux du bateau original. Ce Hollandais d'origine a finit par élaborer<br />
un plan de construction avec les spécialistes d'un chantier naval de Madère. Il y a 15 ans, c'était le<br />
moment : le chantier fut lancé à quelques kilomètres à l'Ouest de Funchal, dans un port de pêcheurs<br />
appelé Camara do Lobos. De nombreux pêcheurs et artisans de cette région réputée pour ses constructions<br />
de bateaux de bois ont participé à l'ouvrage. Après seulement un an de chantier, avec tambours<br />
et trompettes, le bateau de 22 mètres de long et sept mètres de large pouvait être baptisé du<br />
nom de l'emblématique navire de Christophe Colomb. Quelques concessions des temps modernes<br />
furent faites sur cette réplique, comme des toilettes en parfait état de fonctionnement et un agréable<br />
bar, situé sur le pont-arrière couvert, dans la « cabane ». « Un tel luxe à bord, les navigateurs de<br />
l'époque n'en avaient même pas en rêve », explique Joáo. Ce Portugais barbu est depuis maintenant<br />
huit ans aux commandes du SANTA MARIA, sous contrat avec Rob Wijntjen. Même si son équipage<br />
n'est composé que de deux matelots, deux perroquets et un petit chien, il n'en est pas moins fier<br />
d'être le capitaine de ce bateau-là. En effet, ce voilier au grondement infernal, en bois d'acajou<br />
massif, est bien la seule réplique existante de la caravelle sur laquelle Christophe Colomb a fait son<br />
premier voyage en bateau. Une fois par an, c'est l'effervescence sur la petite île atlantique de Porto<br />
Santo, et pourtant, c'est l'arrière-saison touristique. Chaque année à la mi-septembre, les habitants<br />
de cette île voisine de Madère fêtent le festival de Colomb. Outre les tournois, le marché médiéval et<br />
une procession dans la vieille ville de Vila Baleira, le véritable clou du spectacle en l'hommage au «<br />
découvreur » est bien le nouveau bateau ancien de Joáos. Quand le vendredi du festival, entre chiens<br />
et loups, au plus fort des trois journées de fête permanente, le SANTA MARIA jette l'ancre devant la<br />
plage de sable fin de Porto Santo près de Vila Baleira ; quand des acteurs jouant les rôles de Christophe<br />
Colomb et de ses acolytes quittent le navire pour être reçus par le « notaire Jean III de Porto<br />
Santo », on se sent projeté 500 ans en arrière, lorsque la voile n'était pas encore un passe-temps, mais<br />
bien un dur labeur physique que certains faisaient au péril de leur vie.<br />
59
short cuts<br />
# 2<br />
Zwölfjährig, mit zwei Gläsern:<br />
Singleton Gift Pack<br />
Für Weihnachten hat Singleton eine elegante Geschenkbox<br />
kreiert. Sie enthält den 12 Jahre alten „The<br />
Singleton of Dufftown“ sowie zwei gebrandete Whiskygläser.<br />
Der weiche und reiche Single Malt hat eine<br />
süss-fruchtige Note und eine anhaltend angenehme<br />
Wärme. Destilliert in der Brennerei von Speyside Dufftown,<br />
wo hochwertige Single Malts seit 1896 hergestellt<br />
werden, wird in jedem Stadium sorgfältige Handarbeit<br />
geleistet, um den bestmöglichen Geschmack<br />
zu erreichen. Macht sich gut als Weihnachtsgeschenk<br />
– und im Yachtsalon – für den <strong>Hafen</strong>schluck nach dem<br />
Anlegen. Preis CHF 34.90 pro Geschenkset, ab November<br />
bei Denner erhältlich. malts.com. Bitte trinken Sie<br />
verantwortungsvoll: drinkiq.com.<br />
Schutzengel für den Törn: Soul Pearls<br />
Soul Pearls heisst eine neue Kollektion edler Perlen aus Asien.<br />
Das besondere daran: „Um die positive Kraft meiner Perlen weiter<br />
zu verstärken, nehme ich sie mit zu den Kraftplätzen dieser<br />
Erde – seien es historische Kultstätten, Orte mit besonderer<br />
Energiedichte oder auch Plätze in der Natur mit einzigartiger<br />
Ruhe und Ausstrahlung“, sagt Soul-Pearls-Gründerin Lydia Roeber.<br />
Die Schönheit, der zarte Glanz und die einzigartigen Formen<br />
der Perlen haben Lydia Roeber, selbst begeisterte Seglerin,<br />
sofort fasziniert. Denn: „Die Naturprodukte sind ein wenig so<br />
wie jeder von uns. Wenn wir natürlich wachsen und uns entwickeln,<br />
läuft weder alles glatt, noch bleibt unsere Oberfläche<br />
vollkommen eben. Dieses edle Naturprodukt aus Perlmutt kam<br />
mir vor wie ein Gleichnis für mein eigenes Leben und das vieler<br />
anderer Frauen.“ Und für Wassersportler auf längeren oder<br />
gefährlichen Törns hält Lydia Roeber, Magister der Psychologie<br />
und Publizistik, Reisejournalistin und XL-Model, eine besondere<br />
Perlenkette parat: Sie trägt einen kleinen, hübschen Anhänger<br />
in Form eines Schutzengels. soul-pearls.de<br />
60
Guter<br />
Durchblick:<br />
tycane<br />
Das neue Sportbrillen-Modell tycane pro von Adidas<br />
Eyewear sorgt mit hydrophober Filtertechnologie,<br />
Rundumblick und innovativem Brillendesign für<br />
eine erstklassige Sicht und maximalen Augenschutz.<br />
Speziell beim Segeln soll sie nach Herstellerangaben<br />
dafür soregen, dass man sein Ziel nie aus den Augen<br />
verliert. Die tycane pro wurde in enger Zusammenarbeit<br />
mit Athleten entwickelt, darunter der junge britische<br />
Segelprofi Sam Goodchild. Ein besonders flaches<br />
Rahmendesign lässt Wassertropfen schnell abperlen,<br />
ohne lästige Schlieren auf den Filtern zu hinterlassen.<br />
Auch Schmutz- und Staubpartikel werden<br />
einfach abgespült. Durch spezielle Ablaufkanäle am<br />
Rahmen kann das Wasser auch von innen gut ablaufen.<br />
Neu sind die POL- Filter mit 10-Base-Wölbung.<br />
Diese neuartigen Filter ermöglichen nicht nur einen<br />
perfekten Rundumblick, sondern eliminieren darüber<br />
hinaus störende Reflexionen von stark spiegelnden<br />
Oberflächen wie Wasser, Sand oder nassem Fels.<br />
Die LST-Filtertechnologie wirkt zudem lichtstabilisierend<br />
und kontrastverstärkend. Sie schützt die Augen<br />
vor gefährlicher UV-Strahlung und störendem Wind.<br />
Eine dynamische Ventilationstechnik verhindert, dass<br />
die Brille beschlägt. Das neue Modell kommt in den<br />
Grössen S und L und in den Farben matt black/lablime,<br />
matt black/grey, shiny white/red und silvermet/<br />
blue. Bei Fehlsichtigkeit kann es mit einem optischen<br />
Einsatz versehen oder vom Optiker direktverglast werden.<br />
Die Fertigung erfolgt bei Silhouette International<br />
in Österreich; Preis: ab CHF 235. adidas.com/eyewear.<br />
Swiss-Cat 18<br />
SC18 ab CHF 9 ̕000.–
haber yachts<br />
B a lan c e -<br />
AktText _ Fotos: Matt Müncheberg<br />
Haber-Werftchef Janusz Konkol bei einem Testschlag auf seiner neuen 34 C4. Die Zahl 34 weist auf die<br />
Länge der Yacht von 34 Fuss hin, die Kombination C4 auf die Ausrüstung mit insgesamt vier schwenkbaren<br />
Kielen, die einzeln oder zusammen herabgefiert werden können. Foto _ Matt Müncheberg<br />
62
Janusz Konkol von der polnischen Firma Haber Yachts<br />
ist ein passionierter Sportsegler. Und weil er gleichzeitig<br />
auch Tüftler und Bootsbauer ist, schuf er mit der<br />
neuen 34 C4 ein familien- und langfahrttaugliches Segelboot<br />
mit viel Platz und Stehhöhe an Bord, das wie<br />
geschaffen ist für die raue Ostsee mit Sturmfahrten<br />
einerseits und das Trockenfallen am Strand unter moderaten<br />
Badebedingungen andererseits. Das wirklich<br />
Revolutionäre an der neuen Haber ist jedoch das integrierte<br />
4-Schwert-System. Damit kann das Neuntonnen-Schiff<br />
nahezu perfekt ausbalanciert werden – bei<br />
jedem Wetter. YSB-Törn in der Putziger Wiek mit der<br />
Baunummer 1, die bereits an einen Schweizer Segler<br />
am Genfersee verkauft wurde.<br />
Text _ Matt Müncheberg | Fotos _ Haber Yachts<br />
Ostsee<br />
Kuźnica<br />
Polen<br />
Sopot<br />
Putziger Wieck<br />
Hel<br />
Danziger Bucht<br />
Test HABER 34 C4<br />
63
haber yachts<br />
„Wenn du einen Ruderdruck spürst, dann ist das Schiff falsch getrimmt“,<br />
bringt es Janusz Konkol bei unserem Test-Törn von Sopot<br />
am südwestlichen Zipfel der Danziger Bucht nach Kuznica<br />
auf der nördlich vorgelagerten Halbinsel Hel gleich nach dem<br />
Ablegen auf den Punkt. Das 34 Quadratmeter messende Gaffel-<br />
Gross ist gesetzt, es weht ein frischer Wind, deshalb haben wir<br />
das erste Reff eingebunden. Statt der 31 Quadratmeter grossen<br />
Genua benutzen wir die 12 Quadratmeter kleinere Fock, und<br />
munter gischtet der traditionell anmutende, in blau und creme<br />
gehaltene Gaffelkutter durchs salzige Nass. Als Polens elegantestes<br />
Seebad mit einer 512 Meter langen Mole – sie gilt als die<br />
längste in Europa – achteraus liegt, beginne ich bereits, den<br />
Törn zu geniessen. Die 12,50 Meter über Alles lange und 3,65<br />
breite Yacht (Rumpflänge 10, 40 Meter / Länge Wasserlinie 9,40<br />
Meter) segelt sich durch den 3-Tonnen-Ballast (Ballast-Anteil 33<br />
Prozent) wie ein viel kleineres Kielboot, souverän nimmt sie jede<br />
von schräg vorn anrollende Welle, unprätentiös legt sie sich mit<br />
einer leichten Verzögerung auf die Seite, wenn eine Bö einfällt.<br />
Gegen die aufspritzende Gischt ist der Steuermann vergleichsweise<br />
gut geschützt durch das nach achtern überstehende<br />
Cockpitdach und zusätzliche, seitlich angebrachte stabile Plexiglas-Elemente.<br />
So könnte es weitergehen, denke ich. Sonne und<br />
Wind und ein seegängiges Schiff, was will man mehr? Wenn nur<br />
der Ruderdruck nicht wäre. Genau hier kommt Janusz Konkols<br />
patentiertes, aus Bug-, Haupt- und zwei seitlichen Achterschwertern<br />
bestehendes Selbststeuersystem zum Einsatz. Denn dieses<br />
soll – neben der Selbststeuerungsmöglichkeit – vor allem eines<br />
bewirken: das Schiff auszubalancieren.<br />
Auf unserem Törn funktioniert das auf Anhieb überraschend<br />
gut: Wir segeln bei vier bis fünf Beaufort hart am Wind (das bedeutet<br />
bei der Haber mit etwa 45 Grad zum Wind), die Wellenhöhe<br />
beträgt einen guten halben Meter. Nun fieren wir zunächst<br />
das Hauptschwert ganz auf, wodurch sich der Tiefgang<br />
von 0,70 Meter auf maximale 2,20 Meter um eineinhalb Meter<br />
vergrössert; zusätzlich werden die beiden Heckschwerter Stück<br />
für Stück soweit gefiert, bis sich der Ruderdruck auf nahezu Null<br />
reduziert – fertig. „Würden wir nun anstelle der Fock die Genua<br />
setzen, oder die Genua zusätzlich zur Fock, dann müssten wir<br />
auch noch das Bugschwert absenken“, erklärt Konkol. Das erscheint<br />
logisch, denn schliesslich geht es vor allem darum, den<br />
seitlich einfallenden Windwiderstand so zu handeln, dass das<br />
Boot einen ausgeglichenen Zustand genau zwischen Luv- und<br />
Leegierigkeit erreicht. Konkol hat dieses System über die Jahre<br />
perfektioniert. Wenn der Kurs geändert wird und damit die Segel<br />
geöffnet oder dichter geholt werden, genügt ein kurzes Zippeln<br />
hier und ein Zuppeln dort an den Schwertfallen, schon gewähren<br />
die auf eine entsprechende Tiefe abgesenkten oder aufgeholten<br />
Schwerter in Sekundenschnelle wieder eine Kursstetigkeit,<br />
bei der man die massige Pinne – wenn überhaupt – nur<br />
mit spitzen Fingern führen könnte. Dabei wird stets auf einem<br />
Bildschirm über dem Steuerstand die genaue Tiefe der Schwerter<br />
angezeigt. Die Umlenkung der Schwertfallen erfolgt an Steu-<br />
Die neue HABER unter Vollzeug auf der Putziger Wiek. Die teilweise<br />
kräftigen Böen und Wellen bis zu einem halben Meter Höhe<br />
steckt das Boot jederzeit gut weg. Die Segel können leicht von nur<br />
einer Person gesetzt und geborgen werden.<br />
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Wenn der Kurs geändert wird und damit die Segel geöffnet<br />
oder dichter geholt werden, genügt ein kurzes Zippeln hier und<br />
ein Zuppeln dort an den Schwertfallen, schon gewähren die<br />
auf eine entsprechende Tiefe abgesenkten oder aufgeholten<br />
Schwerter in Sekundenschnelle wieder eine Kursstetigkeit.<br />
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haber yachts<br />
erbordseite direkt ins Cockpit, wo sie durch Klemmen bekniffen<br />
und bei Bedarf auch um eine Winsch gelegt werden können. So<br />
funktioniert denn auch die Selbststeuerung des<br />
4-Schwert-Systems: Einmal korrekt eingestellt, wird sich das<br />
Boot zuverlässig immer seinen Weg suchen. Vorteil: Die Crew<br />
kann auf längeren Strecken – wenn sie sich nicht sowieso für<br />
einen Autopiloten entschieden hat – einmal ausspannen oder<br />
Reparaturen erledigen. Nach Konkol soll das bei jedem Wind<br />
möglich sein – was einen entscheidenden Vorteil gegenüber<br />
herkömmlichen automatischen Selbststeueranlagen bedeuten<br />
würde. Nachteil: Da das System das Boot nicht zwingt, Kurs zu<br />
halten, sondern sich immer nur den optimalen Kurs zum Wind<br />
sucht, wird es unter Umständen zwar schneller segeln, da die<br />
kurshaltende Bremswirkung entfällt, aber es ist dann unter Umständen<br />
eben kein „gerader Kurs“ mehr absteckbar. Hier kommt<br />
es auf die Prioritäten jedes Skippers an. Will er möglichst schnell<br />
per Selbststeuerung von A nach B (dann: Autopilot), oder<br />
kommt es ihm eben in erster Linie auf eine – sichere – Kursstetigkeit<br />
mit einem gut ausbalancierten Verhältnis von Segel- und<br />
Lateralplan an – in diesem Falle bietet sich Konkols 4-Schwert-<br />
Variante an. Überhaupt ist der heute 53-jährige Bootsbauer und<br />
„Präsident“ von Haber Yachts mit Sitz im polnischen Nowe Miasto<br />
ein Schwertboot-Fan. Mag sein, dass es daran liegt, dass der<br />
gelernte Bootsbauer und studierte Naval Architect bereits mit<br />
12 Jahren sein erstes eigenes Boot baute: ein Kajak – mit Seitenschwertern,<br />
natürlich, Gaffelrigg und Fusssteuerung. Im Prinzip<br />
ist er – ganze 40 Jahre später – diesem Prinzip bis heute mit der<br />
neuen Haber 34 C4 treu geblieben, sieht man einmal von der<br />
Fusssteuerung ab. Stattdessen wird die Pinnensteuerung des<br />
immerhin neun Tonnen verdrängenden Schiffes, einmal richtig<br />
ausbalanciert, zum Kinderspiel. Selbst als wir die tückischen<br />
Flachs vor Kuznica auf Hel gemeistert haben und nur unter Motor<br />
in den <strong>Hafen</strong> einlaufen, bewährt sich Konkols System aufs<br />
Trefflichste. Mit abgesenktem Hauptschwert (die anderen drei<br />
Schwerter sind aufgeholt) ist das Boot kursstabil und dennoch<br />
leicht zu manövrieren. In einem nördlich des <strong>Hafen</strong>s direkt an<br />
der nordwestlichen Putzker Bucht gelegenen Restaurant präsentiert<br />
mir Konkol dann bei polnischem Bier und Fisch seine<br />
vergleichenden Forschungen zum Thema Kiel- contra Schwertboot.<br />
Anhand aufwendig berechneter Daten erstellte der Tüftler<br />
in jahrelanger Kleinarbeit Animationen, in denen die bei Welle<br />
und Wind seitlich auf ein Boot wirkenden Kräfte ersichtlich werden.<br />
Fazit: Ein Schwertboot (mit zumindest teilweise geliftetem<br />
Schwert) hat zwar eine grössere Abdrift, weist bei grossen<br />
durchlaufenden Wellen jedoch eine ungleich höhere Stabilität<br />
auf als ein vergleichbares Kielboot. Das ist es, was für Konkol den<br />
entscheidenden Unterschied macht. „Es ist einfach eine Frage<br />
der Sicherheit“, sagt der Haber-Chef. Deshalb garantiert der umtriebige<br />
Pole, dass seine A- und B- Kategorie-Yachten aufgrund<br />
ihrer Form von Rumpf, Deck und Aufbau nicht kentern können.<br />
Täten sie es ausnahmsweise dennoch, dann würden sie sich von<br />
allein wieder aufrichten, das gelte selbst dann, „wenn der Mast<br />
nach unten zeigt“, verspricht der Tüftler. Doch nicht nur für Si-<br />
Vom innenliegenden Steuerstand aus hat der Skipper dank grosszügiger<br />
Rundum-Verglasung des Cockpits eine gute Sicht (oben). Wohler haben<br />
wir uns allerdings an der Pinne in der geräumigen Plicht gefühlt.<br />
Foto unten: Der für die Schiffsgrösse recht üppige Salon ist klassisch<br />
konzipiert. Der Tisch lässt sich an den Seiten abklappen; der Mittelteil<br />
enthält den Schwertkasten und bleibt stehen. Im Durchgang zur Heck-<br />
Doppelkoje an Backbord achtern befindet sich die praktische Pantry.<br />
Auch unter Deck befinden sich viele Haltegriffe und Griffleisten.<br />
cherheitsfanatiker dürfte die C34 C4 eine gute Wahl sein. Familien<br />
fühlen sich mit den sieben Schlafplätzen, aufgeteilt in zwei<br />
Kajüten und den Salon, dem Extra Cockpittisch und dem grossen<br />
Platzangebot auf und unter Deck sicher genauso wohl wie<br />
Alleinsegler (alles ist für das Einhandsegeln optimiert) auf Langfahrt<br />
oder Pärchen auf Bade-Törn am Strand – denn durch den<br />
lediglich 70 Zentimeter betragenden Tiefgang mit komplett<br />
aufgeholten Schwertern ist auch ein „Aufrutschen“ auf sandigen<br />
Strand kein Problem; der bis zu 50 PS starke Einbaudiesel zieht<br />
das Schiff dann leicht wieder nach achtern ins tiefere Wasser.<br />
Und schliesslich: Selbst grössere Crewmitglieder dürften sich bei<br />
einer durchgehenden Stehhöhe von 1,96 Metern auf dem Cockpit-Segler<br />
nicht so schnell den Kopf stossen. Gefallen haben<br />
uns an Bord auf Anhieb die qualitativ hochwertigen Beschläge<br />
und der Innenausbau in Kirsche. Die Takelung als Gaffelkutter<br />
bietet eine grosse Flexibilität in der Besegelung, selbst nur<br />
unter Gross brachten wir es bei 15,3 Knoten scheinbarem Wind<br />
auf gute fünf Knoten SOG. Dabei helfen die Schwerter wieder-<br />
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Die Gaffeltakelung, die dunkelrote Farbe der Segel und die dunkelblaue Gestaltung des Rumpfes lassen die moderne Yacht<br />
schiffig wirken. Werftchef Konkol garantiert dafür, dass seine A- und B-Kategorie-Schwertboote nicht kentern können.<br />
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haber yachts<br />
Decks- und Segelplan der neuen<br />
HABER (oben): Sechs Personen finden<br />
ohne Probleme Platz in Bug- und<br />
Heck-Kajüte sowie im Salon. Unten:<br />
Deutlich zu erkennen sind die ausfahrbaren<br />
Schwerter der Yacht: Am<br />
Bug und mittschiffs befinden sich jeweils<br />
eines, am Heck sind noch einmal<br />
zwei angebracht. Sie geben dem Boot<br />
in jeder Rigg- und Windsituation die<br />
richtige Kursstabilität und nehmen<br />
Druck aus dem Ruder.<br />
Fotos /Animationen _ Haber Yachts<br />
um bei der Kursstabilität. Der Gang aufs Vorschiff gestaltet sich selbst bei<br />
Krängung dank breiter Lauffläche und vielen praktischen Handläufen als sicher;<br />
nur den stufenförmigen Absatz seitlich in der Mitte des Bootes haben<br />
wir beim ersten Mal übersehen. Kleines Manko: Den Plotter hätten wir uns<br />
grösser und direkt in der Mitte der rückseitigen Cockpitwand gewünscht.<br />
Stattdessen war das Gerät auf dem Testschiff über dem Steuerstand innen<br />
angebracht, was für eine erschwerte Ablesbarkeit sorgte, etwa, als wir<br />
mit den tückischen Flachs im Nordwesten der Putzker Bucht zu kämpfen<br />
hatten. „Der Auftraggeber entscheidet“, sagt Konkol dazu, wir geben nur<br />
Empfehlungen. So kann der Standard-Nettopreis von 242.500 Euro für die<br />
Grundversion auch schon mal überschritten werden, wenn der Auftraggeber<br />
Sonderausstattung ordert. Sollte auf einem Binnentörn einmal eine<br />
Brücke den Weg versperren, so kann mit ein wenig Übung der Mast von<br />
nur einer Person gelegt und anschliessend wieder gestellt werden – wichtig<br />
für ein so flachgehendes Boot wie die neue Haber; Janusz Konkol muss<br />
dabei noch nicht einmal den Baum abmontieren. „Nach dem Bau der neuen<br />
Haber sind wir nun vom Know-how her bereit und in der Lage, auch<br />
ein 50-Fuss-Schiff zu bauen“, sagt Konkol, bei der „34“ habe es eine Menge<br />
werftseitige Weiterentwicklungen gegeben. Ob ein grösseres Boot dann<br />
wie die Haber 34 C4 wieder auf Mallen gebaut werden wird, oder ob es<br />
für die nächste Yacht wieder eine Form geben wird, stehe noch nicht fest.<br />
„Das nächste Boot? – Der Kunde entscheidet!“, sagt Konkol selbstbewusst.<br />
Werft: haber-yachts.com. Händler Schweiz: haber-yachts.eu. Händler<br />
Deutschland: hirschmann-boote.eu. Das beschriebene Testschiff<br />
steht ab Saisonbeginn 2014 auf dem Genfersee für Besichtigungen<br />
zur Verfügung. Es wird an der nächsten Bol d´Or teilnehmen.<br />
Un numéro d'équilibriste<br />
Janusz Konkol de l'entreprise polonaise Haber-Yachts est un<br />
passionné de voile. Comme il n'en est pas moins passionné<br />
de bricolage et constructeur naval, il a mis au point le nouveau<br />
34 C4, un voilier familial conçu pour les longues sorties,<br />
très spacieux et dans lequel on peut tenir debout. Il semble<br />
avoir été créé à la fois pour les éprouvantes traversées de la<br />
tumultueuse mer du Nord et pour les mises à l'échouage sur<br />
la plage quand le temps se prête aux baignades. Mais ce<br />
qu'il y a de vraiment révolutionnaire sur le nouveau Haber,<br />
c'est son système des 4 plans de dérives réglables. C'est ce<br />
qui permet à ce bateau de 9 tonnes de rester parfaitement<br />
stable, et ce quelles que soient les conditions climatiques.<br />
Nous avons pu nous en convaincre lors d'un tour dans la<br />
baie de Putzker avec le premier modèle de ce bateau, déjà<br />
vendu à un plaisancier suisse sur le lac de Genève. « Si tu<br />
sens une pression sur le gouvernail, c'est que le bateau est<br />
mal réglé », c'est ainsi que Janusz Konkol nous met au parfum<br />
dès le départ de notre tour entre Sopot, à la pointe sudouest<br />
de la baie de Gdansk, et Kuznica, plus au Nord dans la<br />
péninsule de Hel. La grand-voile de 34 mètres carrés est hissée,<br />
le vent frais souffle et nous a fait prendre un ris. Lorsque<br />
la station balnéaire la plus élégante de la Pologne avec un<br />
môle de 512 mètres (le plus long d'Europe) est derrière-nous,<br />
je commence déjà à savourer notre sortie en mer. Le voilier<br />
de 12,50 mètres de long et 3,65 mètres de large (coque de<br />
10,40 mètres de long, ligne d'eau 9,40 mètres) glisse sur<br />
l'eau avec ses 3 tonnes de ballast (33 pour cent de son poids<br />
total), comme le ferait un quillard beaucoup plus petit. Le<br />
système de pilotage breveté par Janusz Konkol, avec un<br />
plan de dérive à la proue, un à la poupe et deux plans latéraux,<br />
permet non seulement d'améliorer le pilotage, mais<br />
aussi et surtout d'équilibrer le bateau. Lors de notre virée, le<br />
système fait immédiatement ses preuves : nous naviguons<br />
par des vents de force quatre à cinq et les vagues font près<br />
d'un demi-mètre de haut. Nous commençons par baisser<br />
entièrement la dérive centrale et augmentons ainsi le tirant<br />
d'eau d'un mètre et demi au maximum, puisqu'il peut passer<br />
de 70 centimètres à 2,20 mètres. Nous baissons en plus<br />
les deux dérives arrières, peu à peu, jusqu'à ce que la pression<br />
exercée sur le gouvernail soit nulle. Et le tour est joué. «<br />
Si on envoyait le génois à la place du foc ou si on ajoutait le<br />
génois au foc, il faudrait aussi baisser la dérive de la proue<br />
», nous explique Konkol. Cela paraît logique car finalement,<br />
il s'agit avant tout de contrer la pression latérale du vent de<br />
telle manière que le bateau ne soit ni trop ardent ni trop<br />
mou. Konkol tient la barre et rayonne. Il a perfectionné ce<br />
système pendant plusieurs années. Maintenant il le sait : le<br />
jeu en valait la chandelle.<br />
68
3<strong>Portugal</strong> _ Moliceiros<br />
Die Moliceiros, für flache Binnengewässer<br />
aus derbem Kiefernholz gezimmerte<br />
Segelschiffe, wurden benannt<br />
nach dem Wort molico, was so viel<br />
wie Algen oder Tang bedeutet. Einst<br />
wurden sie von den Menschen zum Einsammeln<br />
des Seetanges in der Lagune<br />
der Ria de Aveiro benutzt.<br />
69
Abilio Henriques Fonseca nimmt regelmässig<br />
mit seiner DOS NETOS an der Moliceiros-<br />
Regatta teil. Vor zwei Jahren beauftragte er<br />
den Neubau eines Tangfischer-Bootes in der<br />
Werft Cabecas Verde Mira.<br />
70
<strong>Portugal</strong> MOLICEIROS<br />
Wo d er<br />
Salz wind<br />
rausch t<br />
Foto: www.shutterstock.com / Goran Bogicevic<br />
Die Ria von Aveiro - nur schwer kann man sich dem Charme dieser<br />
einzigartigen Brackwasser-Landschaft an der portugiesischen Westküste<br />
entziehen. Zwischen Ovar im Norden und Mira im Süden erstreckt sich<br />
das kleine salzige Binnenmeer, das nur einen schmalen Atlantikzugang<br />
bei Barra besitzt, auf etwa 45 km Länge entlang einer feinsandigen Küste.<br />
Ihre grösste Ausdehnung erreicht die Ria mit elf Kilometern bei der<br />
Stadt Aveiro. An der Mündung des Rio Vouga, wo der Salzwind durch<br />
endlose Kiefernwälder rauscht, läuft einmal im Jahr eine einzigartige<br />
Regatta zu ihrem Finale auf: Dann wetteifern Moliceiros – die traditionellen<br />
Segelboote der Tangfischer – um vordere Plätze. Doch geehrt wird<br />
nicht nur die siegreiche Crew; einen mindestens ebenso geschätzten Preis<br />
erhält auch das Boot mit der kunstvollsten Bug- und Heckmalerei.<br />
Text _ Fotos _ Matt Müncheberg<br />
71
<strong>Portugal</strong> MOLICEIROS<br />
Doch schliesslich füllt der frisch aufbrisende<br />
Nordwest das Baumwoll-Gross, der<br />
Kurs wird Richtung Südosten abgesteckt, die<br />
Schwerter werden aus dem Wasser geholt und<br />
die Schot gefiert. So gischtet die DOS NETOS<br />
nun vor dem Wind über die Lagune, dass es eine<br />
wahre Lust ist. Da wird plötzlich auch der<br />
alte Segler ganz still.<br />
In dem sonst eher beschaulichen kleinen Fischerhafen<br />
von Torreira an der Lagune der Ria de Aveiro<br />
herrscht heute grosse Aufregung. Wo sonst nur<br />
ein paar Angler ihre Ruten stoisch ins Brackwasser<br />
der weiten Lagune halten und vereinzelt Fischer<br />
ihre schon oft geflickten Netze ausbessern, schlagen<br />
heute Segel unruhig im Wind. Sie gehören zu<br />
grossen, buntbemalten Holzschiffen, die, Rumpf<br />
an Rumpf, am kleinen Aussensteg des <strong>Hafen</strong>s festgemacht<br />
wurden. Ungeduldig ruckeln sie an ihren<br />
Festmacher- und Ankerleinen, neugierig beobachtet<br />
von ein paar alten Fischern, die vor dem „A Passoeira“<br />
gegenüber unter einem Sonnenschirm sitzen<br />
und ein kühles Sagres oder einen schwarzen<br />
Bica trinken. Die letzten Crewmitglieder entern auf.<br />
Hier und dort wandert schnell noch ein Kasten Super<br />
Bock an Bord. Ein älterer Herr klariert das mannsgrosse,<br />
angehängte Ruder an Bord seiner DOS NE-<br />
TOS. Er lascht die Seitenschwerter am Mast fest, bindet<br />
das Oberliek des einzigen Segels an Bord an einer<br />
Gaffel fest – und er flucht. Unermüdlich. Er tut<br />
dies mit einer Vehemenz und Lautstärke, die man<br />
dem kleinen, drahtigen Segler niemals zutrauen<br />
würde. Dann – endlich – ist es soweit. Wie auf ein<br />
geheimes Zeichen hin werden Leinen gelöst, Anker<br />
gelichtet, die Boote in den Wind gedreht. Ein letztes<br />
Mal wird die Gaffel dichtgeholt, das Vorliek getrimmt<br />
und das Ruder justiert. Ein letzter, langer Fluch, weil<br />
die Festmacherleine sich im Ufergestrüpp verfangen.<br />
Das kostet wertvolle Sekunden. Doch schliesslich<br />
füllt der frisch aufbrisende Nordwest das Baumwoll-Gross,<br />
der Kurs wird Richtung Südosten abgesteckt,<br />
die Schwerter werden aus dem Wasser geholt<br />
und die Schot gefiert. So gischtet die DOS NE-<br />
TOS nun vor dem Wind über die Lagune, dass es<br />
Torreira<br />
Ria de<br />
Aveiro<br />
Aveiro<br />
<strong>Portugal</strong><br />
spanien<br />
eine wahre Lust ist. Da wird plötzlich auch der alte<br />
Segler ganz still. Das erste Bier macht die Runde. Soeben<br />
wurde die Moliceiros-Wettfahrt gestartet, die<br />
Regatta der letzten acht verbliebenen noch unter<br />
Segeln stehenden Boote der ehemals eintausend<br />
Tangfischer von Torreira, Murtosa und Quintas.<br />
Die Moliceiros, für flache Binnengewässer aus derbem<br />
Kiefernholz gezimmerte Segelschiffe, wurden<br />
benannt nach dem Wort Molico, was so viel wie Algen<br />
oder Tang bedeutet. Einst wurden sie von den<br />
Menschen zum Einsammeln des Seetanges in der<br />
Lagune der Ria de Aveiro benutzt. Die siebeneinhalb<br />
bis 15 Meter langen und 1,8 bis 2,5 Meter breiten<br />
Boote verfügen über keinerlei Kiel, und den Bug<br />
ziert ein hoch in den stahlblauen Himmel ragender<br />
Steven in der Form eines stolzen Schwanenhalses.<br />
Dieser sowie das Heck sind kunstvoll mit ganz besonderen,<br />
an naive Malerei erinnernden, Gemälden<br />
Foto rechts oben: Auf<br />
der DOS NETOS bei<br />
der Regatta der letzten<br />
verbliebenen Tangfischer.<br />
Eine Startlinie gibt es<br />
nicht, auf ein Signal hin<br />
setzen die Boote Segel<br />
und lösen die Leinen.<br />
Foto rechts unten:<br />
Moliceiro-Wracks<br />
säumen die Strände der<br />
Küstenorte bei Torreira.<br />
Mit Einführung des<br />
Kunstdüngers gab es für<br />
sie keine Verwendung<br />
mehr. Hintergrund: Aveiro<br />
ist bekannt für seine<br />
kunstvollen Fliesen.<br />
72
day <strong>Portugal</strong> and night MOLICEIROS<br />
Doch in den letzten Jahrzehnten<br />
hat sich die Zahl der einst<br />
so farbenprächtigen und<br />
stolzen Schiffe von über 1.000<br />
dramatisch auf heute nur noch<br />
acht Boote verringert.<br />
74
versehen. Meist sind es die Träume der einsamen Fischer<br />
auf See, die in den Bildern dargestellt werden.<br />
Die Besatzung bestand meist aus zwei Männern.<br />
Der Schiffsführer bediente das grosse, einen halben<br />
Meter ins Wasser schneidende, angehängte Holzruder<br />
mittels zweier Leinen, die links und rechts des<br />
Ruders an Metallstangen festgemacht waren. Der<br />
Mastmann hatte das grosse, an einer Spiere baumlos<br />
befestigte, trapezförmige Rahsegel zu bedienen.<br />
Und er hatte dafür zu sorgen, dass die am Mast mit<br />
Enden befestigten hölzernen Seitenschwerter – je<br />
nach Wind – ins Wasser gehängt oder herausgezogen<br />
wurden, vergleichbar mit den Schwertern eines<br />
holländischen Plattbodenschiffs. Beim Seetang-Fischen<br />
wurden grosse Rechen aus Holz benutzt. Neben<br />
dem Einsammeln von Seetang wurden Moliceiros<br />
einst auch für den Transport von Weinfässern und<br />
landwirtschaftlichen Erzeugnissen auf den drei Kanälen<br />
Aveiros, dem Canal de São Roque, Canal das Pirâmides<br />
und dem Canal dos Santos Mârtires, genutzt.<br />
Doch in den letzten Jahrzehnten hat sich die Zahl<br />
der einst so farbenprächtigen und stolzen Schiffe<br />
von über 1.000 dramatisch auf heute nur noch acht<br />
Boote verringert. Grund: Der früher sehr einträgliche<br />
Beruf des Tangfischers ist ausgestorben, seitdem die<br />
Wiesen und Felder nicht mehr mit dem frischen Algenwuchs<br />
aus der Lagune gedüngt werden, sondern<br />
nur noch Kunstdünger Verwendung findet.<br />
Es bestand plötzlich schlicht kein Bedarf mehr an<br />
dem grünen, leicht schleimigen Meeresgewächs.<br />
Negativer Nebeneffekt: Bis vor ein paar Jahren wurde<br />
durch das Absammeln des Seegrases der Nährstoffgehalt<br />
des Wassers niedrig gehalten, die Chemie<br />
des Brackwasser-Systems in der ökologisch sehr<br />
sensiblen Lagune funktionierte einwandfrei. Nun<br />
droht das System zu kippen. Einige der einst so stolzen<br />
Moliceiros werden heute – mit ausgebautem<br />
Mast, abgesägtem Ruderblatt, entfernten Segeln<br />
und Seitenschwertern und abgetrenntem Schwanenhals<br />
am Bug zum halbstündigen Herumkutschieren<br />
von Touristen in den Kanälen von Aveiro<br />
benutzt. Dabei heult der eingebaute Aussenborder,<br />
mit dem auch gelenkt wird, ein ums andere Mal laut<br />
auf, Abgase verpesten die sonst so klare und würzige<br />
Luft, und die Stimme der Reiseleiterin aus dem<br />
Bugbereich des Schiffes schnarrt – elektrisch verstärkt<br />
– um einiges zu laut aus der Lautsprecher-Box.<br />
Als es zu Ende ging mit der Tangfischerei tourte<br />
auch der heute 76-jährige Abilio Henriques Fonseca<br />
mit seinem gestutzten Moliceiro zwei Jahre lang mit<br />
Touristen durch die Kanäle Aveiros. Doch dem See-<br />
Fotos links: Zu einem richtigen Moliceiro gehört eine kunstvoll<br />
ausgeführte Malerei an Bug und Heck des Bootes. Die Motive<br />
drücken die Sehnsüchte der einsamen Fischer auf See aus.<br />
Foto oben: Fliesen-Bildwand in Aveiro mit Tangfischerbooten.<br />
Là où mugit le vent salé<br />
La ria d'Aveiro, zone d'eau saumâtre sur la côte Ouest du <strong>Portugal</strong>, s'étend<br />
d'Ovar au Nord à Mira au Sud. C'est au niveau de la ville d'Aveiro qu'elle<br />
est la plus vaste, atteignant 11 kilomètres de large. A l'embouchure du<br />
Rio Vouga, là où le vent salé mugit à travers d’interminables pinèdes, se<br />
déroule chaque année une régate unique : c'est là que les voiliers traditionnels<br />
des pêcheurs de varech d’Aveiro, Torreira, Murtosa et Quintas, les<br />
Moliceiros, s'affrontent pour remporter la victoire. Les Moliceiros sont<br />
des voiliers en pin robuste, conçus pour naviguer sur les eaux continentales<br />
peu profondes. Ils tirent leur nom du mot molico, qui renvoie à l'idée<br />
d'algues ou de varech. Autrefois, ils étaient utilisés pour le ramassage<br />
d'algues dans la lagune du ria d'Aveiro. Ces bateaux de 7 mètres et demi<br />
à 15 mètres de long et de 1,8 à 2,5 mètres de large n'ont pas de quille et<br />
leur proue possède une étrave en forme de cou de cygne qui s'élève fièrement<br />
dans le ciel bleu acier. La proue comme la poupe sont ornées de<br />
peintures d'artistes bien spécifiques qui rappellent l'art naïf. La plupart<br />
représentent les rêves de pêcheurs isolés en pleine mer. D'ordinaire, deux<br />
hommes se trouvaient à bord. Le grand gouvernail en bois, fendant les<br />
flots sur une cinquantaine de centimètres, était dirigé par le barreur au<br />
moyen de deux bouts latéraux attachés à des barres de métal de chaque<br />
côté du gouvernail. L'homme en charge du mât maniait une grande<br />
voile au tiers trapézoïdale, sans bôme et retenue par un espar. Au cours<br />
des dernières décennies, ces fiers bateaux aux couleurs somptueuses<br />
sont malheureusement passés de 1000 exemplaires à seulement huit<br />
aujourd'hui. La raison de cette disparition dramatique est la suivante : le<br />
métier de pêcheur de varech, autrefois si lucratif, a disparu depuis que les<br />
algues fraîches de la lagune ne servent plus d'engrais dans les champs<br />
et les prairies et qu'on n'utilise plus que des engrais chimiques. La régate<br />
des anciens pêcheurs de varech est un moyen d'empêcher la disparition<br />
totale de ces fiers et magnifiques bateaux. Grâce à elle, depuis peu, la<br />
construction de nouveaux Moliceiros a même repris.<br />
75
<strong>Portugal</strong> Moli<br />
76
<strong>Portugal</strong> MOLICEIROS<br />
INFO<br />
Fotos links: Segler Fonseca an Bord seiner DOS NETOS im <strong>Hafen</strong> und auf der Regattastrecke.<br />
Sein alter Freund hilft ihm beim Bedienen der Segel.<br />
Foto rechts: Moliceiros-Motive selbst auf den städtischen Gehwegen: Mosaik in Aveiro.<br />
Am Ostteil der Lagune, inmitten<br />
eines dichten Kiefernwaldes<br />
gelegen, entstand das schmucke<br />
Schiff schliesslich in der Art<br />
und Weise, wie schon Fonsecas<br />
Vorväter vor hundert Jahren<br />
ihre Moliceiros bauten.<br />
mann aus Murtosa behagte es nicht, sich unter einen der neuen Chefs, die das Tourismusgeschäft<br />
mit den guillotinierten Schiffen schnell an sich gerissen hatten, unterzuordnen.<br />
Er verkaufte seinen schon etwas altersschwachen Moliceiro, mit dem er früher<br />
noch selbst Tang aus der Lagune geharkt hatte, und der ihm ohnehin zu klein geworden<br />
war. Und er erfüllte sich einen Traum: Ganz entgegen dem Trend zum Abwracken<br />
der einst so stolzen Segelschiffe gab er bei der Werft Cabecas Verdes Mira in der<br />
Nähe Aveiros noch einmal einen Neubau in Auftrag. Grösser sollte dieses Boot werden,<br />
grösser als all die vier Moliceiros, die er vorher besessen hatte, und noch schöner.<br />
Am Ostteil der Lagune, inmitten eines dichten Kiefernwaldes gelegen, entstand das<br />
schmucke Schiff schliesslich in der Art und Weise, wie schon Fonsecas Vorväter vor<br />
hundert Jahren ihre Moliceiros bauten. 14,80 Meter lang wurde es schliesslich, 2,50<br />
Meter breit und mit einem Tiefgang von 0,55 Meter, mit einem 12 Meter langen, in<br />
den Himmel stechenden Mast, an dem nun ein 80 Quadratmeter grosses, rechteckiges<br />
Baumwollsegel befestigt ist. Er nannte sein Schiff DOS NETOS, was so viel wie „die<br />
Nichten“ bedeutet. Für die kunstvolle Bemalung am Schwanenhals sowie am Heck<br />
sorgte schliesslich ein Maler aus Torreira am nordwestlichen Rand der geheimnisvoll<br />
schimmernden Lagune. Nun fährt der alte Tangfischer wieder mit Touristen auf die<br />
Ria hinaus, unter Segeln, und er zeigt ihnen ein Stückchen der Schönheit seiner Heimat,<br />
wo die Luft würzig und frisch die Lungen füllt, und die Sonne ein warmes Licht<br />
auf die Häuser und die Strassen und auf die Gesichter der Menschen malt.<br />
Moliceiros-Festival<br />
Das Moliceiros-Festival am Rossio-Platz in<br />
Aveiro mit einer Regatta von Torreira bis<br />
zum Yachthafen an der Schleuse vor Aveiro<br />
findet einmal im Jahr im Sommer statt.<br />
Gestartet wird nachmittags direkt vor den<br />
Stegen der Fischer. Zwei Preise werden für<br />
die Tangfischer-Boote ausgelobt: Einen erhält<br />
der Sieger der Wettfahrt, ein weiterer<br />
wird für das Schiff mit der schönsten Bemalung<br />
vergeben. Nach der Ankunft der<br />
Boote in Aveiro wird vor der Schleuse der<br />
Mast gelegt, ein kleiner Aussenborder seitlich<br />
eingehängt, und nach der Passage der<br />
Schleuse fahren die Moliceiros den Canal<br />
das Pirâmides entlang, das Eco-Museu Marinha<br />
da Troncalhada an Steuerbord lassend,<br />
bevor sie, die A 25 unterquerend, in<br />
den Canal Central einbiegen und am Nordufer<br />
am Rosso-Platz unter grossem Hallo<br />
festmachen. Am Tag nach der Ankunft<br />
wird traditionell das am kunstvollsten verzierte<br />
Boot gekürt. Alle Schiffe können frei<br />
besichtigt werden. Wer für ein paar Franken<br />
unter Segeln auf einem Moliceiro<br />
selbst die Ria de Aveiro für einen Tag erkunden<br />
will, wendet sich an Abilio Henriques<br />
Fonseca: Tel. +351 – 913 38 34 80.<br />
77
smartboat zürichsee<br />
78<br />
Foto: VPLP
<strong>YACHTING</strong><br />
Swissboat<br />
cruising gently –<br />
smartes<br />
trailerboat<br />
aus Frankreich<br />
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10<br />
Text _ Fotos _ Matt Müncheberg<br />
Wenn die bekannten Bootsdesigner von Van Peteghem Lauriot-Prévost, umgangssprachlich<br />
nur als VPLP bezeichnet, einen Daycruiser zeichnen, dann darf man auf<br />
das Ergebnis gespannt sein. Denn die französischen Naval Architekten Marc Van<br />
Peteghem und Vincent Lauriot-Prévost, die sich im Southampton College of Higher<br />
Education beim Studium des “Yacht- and Powercraft-Designs” kennenlernten und<br />
1983 in Marseille ihr überaus erfolgreiches gemeinsames Unternehmen gründeten,<br />
sind eigentlich auf schnelle Segelyachten, Renn-Trimarane und das Entwerfen von<br />
Segel- und Motorkatamaranen, etwa für die Firma Lagoon, spezialisiert.<br />
79
smartboat zürichsee<br />
Macht auch in engen, schnellgefahrenen Kurven eine "Bella Figura": Grund dafür sind neben dem in Längsrichtung profilierten<br />
Rumpf zwei kleine, seitlich angebrachte Kiele. Dieses Boot macht einfach Spass.<br />
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5 6 7 8<br />
9<br />
10<br />
So bekannte Yachten wie der Trimaran im Film “Waterworld”<br />
mit Kevin Costner in der Hauptrolle, die<br />
Hydroptère-Serie, der Tri GROUPAMA 3 sowie der<br />
Maxi-Trimaran BANQUE POPULAIRE V stammen<br />
aus ihrer Feder. Mit dem VPLP-Design der beim 33.<br />
America´s Cup als USA 17 siegreichen BMW ORACLE<br />
BOR 90 krönten die Franzosen schliesslich ihre Serie<br />
erfolgreicher, schneller und technisch innovativer<br />
Yachten. Und ein Ende ist nicht in Sicht: Der neueste<br />
Wurf des Erfolgsbüros misst in der Länge lediglich<br />
6,99, in der Breite 2,48 Meter, wiegt 1.100 Kilogramm<br />
und ist – eine kleine Monohull-Motoryacht! Dabei<br />
ist der Name Programm: Das SMARTBOOT 23 ist<br />
nach Herstellerangaben zum entspannten Cruisen<br />
mit Freunden oder der Familie gedacht; dabei soll<br />
es sich zum Angel- oder Badeausflug ebenso eignen<br />
wie zum Wasserski-Fahren. YSB fuhr das Boot<br />
auf dem sommerlichen Zürichsee.<br />
Zuerst fällt das mutige, moderne Design auf. Wer das<br />
Boot nicht kennt, denkt vielleicht zuerst, eine Züricher<br />
Ganz-Yacht 6.8, eine österreichische Frauscher 686<br />
Lido oder einen Mini-Tender von Wally vor sich zu haben.<br />
Doch schnell wird klar, dass es sich um eine andere,<br />
ähnlich modern gestaltete Yacht handeln muss,<br />
denn das SMARTBOAT wird, anders als die Konkurrenzmodelle,<br />
durch einen Aussenborder angetrieben. Das<br />
schlägt sich auch im Preis nieder: Zahlt man für eine<br />
mit Einbaumaschine ausgestattete Ganz Ovation 6.8<br />
etwa ab 114.150 CHF und für eine Frauscher 686 Lido<br />
ab etwa 119.710 CHF, so startet das VPLP-Design mit einem<br />
115 PS starken AB bei 67.500 CHF. Weitere Motorvarianten<br />
mit 150 PS (ab 71.500 CHF), 175 PS (ab 72.500<br />
CHF) und 200 PS (ab 75.500 CHF, alle Beträge auf volle<br />
Hunderter aufgerundet) stehen zur Verfügung. Wer<br />
will, kann das Boot auch ohne Motor erwerben. “Alle<br />
Käufer eines SMARTBOATS haben sich bisher für die<br />
80
stärkeren Motorisierungen entschieden”, sagt Patrick<br />
Friedli, der die 23 Fuss langen Yachten über die in<br />
Wohlenschwil ansässige Firma Friedli Fahrzeuge AG als<br />
Leiter Verkauf und Marketing vertreibt. Dabei würde<br />
wohl auch ein 115-PS-Motor für genügend Spass und<br />
Speed auf dem Wasser ausreichen.<br />
Unser Testschiff ist mit 150 Pferden befeuert, beim Ablegen<br />
fällt sofort die Laufruhe des Motors auf, der ansatzlos<br />
auf Schub reagiert und dafür sorgt, dass sich<br />
der Rumpf leicht aus dem Wasser hebt. Die am Renn-<br />
Segelsport orientierte Bugform sowie der in Längsrichtung<br />
profilierte Rumpf, in Verbindung mit zwei<br />
seitlich achtern angebrachten kleinen Kielen sorgt für<br />
eine präzise Geradeausfahrt; insbesondere bei engen,<br />
schnell gefahrenen Kurven fällt die hohe Kursstabilität<br />
auf, sanft legt sich das Boot erst auf die eine und nach<br />
einem abrupten Kurswechsel in die entgegengesetzte<br />
Richtung auf die andere Seite. Schnell kommt die kleine<br />
Yacht ins Gleiten, dabei ist man jederzeit komfortabel<br />
unterwegs, die wenigen Instrumente für Drehzahl<br />
und Speed, ein kleiner Marinekompass und die Ballastanzeige<br />
sind übersichtlich angebracht und leicht abzulesen;<br />
die Montage für einen über dem Steuerrad<br />
anzubringenden und dort sehr gut ablesbaren Plotter<br />
ist vorbereitet. Apropos Ballast: Ist das SMARTBOAT<br />
an und für sich schon sehr “smart” unterwegs, sprich<br />
laufruhig und spurtreu, so lässt sich für den Fall stärkeren<br />
Wellenganges ein Ballasttank per Knopfdruck (die<br />
sichtbaren Kreuzschlitzschrauben zur Befestigung des<br />
L'élégant bateau trailer français<br />
Lorsque les célèbres constructeurs navals de Van Peteghem Lauriot-Prévost, plus<br />
communément appelés VPLP, se lancent dans la conception d'un daycruiser, ils nous<br />
tiennent en haleine. Le dernier-né de cette entreprise à succès ne mesure pas moins de<br />
6,99 mètres de long et 2,48 de large, il pèse 1100 kilogrammes et c'est un petit monocoque<br />
à moteur ! Son nom : le SMARTBOOT 23 qui, d'après son constructeur, est conçu<br />
pour les petites escapades entre amis ou en famille, mais est également adapté aux parties<br />
de pêches, aux virées avec baignades et à la pratique du ski nautique. Cet été, YSB<br />
a piloté ce bateau sur le lac de Zurich. Nous avons tout de suite été séduits par le design<br />
moderne de ce hors-bord. Ce design VPLP coûte 67 500 CHF (soit 55 000 euros) pour un<br />
115 ch. D'autres puissances de moteurs existent : 150 ch (à partir de 71 500 CHF, soit 58<br />
000 euros), 175 ch (à partir de 72 500 CHF, soit 59 000 euros) et 200 ch (à partir de 75 500<br />
CHF, soit 61 500 euros, tarifs arrondis à la centaine). Le bateau est également disponible<br />
sans moteur. « Jusqu'à présent, tous les acquéreurs de SMARTBOATS ont opté pour le<br />
moteur le plus puissant », précise Patrick Friedli, directeur des ventes et responsable marketing,<br />
qui commercialise le 23 pieds dans son entreprise Friedli Fahrzeuge AG, basée à<br />
Wohlenschwil en Suisse. Selon lui, rien qu'avec un moteur de 115 ch, on peut prendre beaucoup<br />
de plaisir et de vitesse sur l'eau. Le bateau que nous testons est un 150 chevaux.<br />
Dès le démarrage, nous sommes frappés par la stabilité de marche du moteur qui réagit<br />
au quart de tour et qui fait se soulever légèrement la coque hors de l'eau. La forme de<br />
la proue, profilée pour la régate, la coque toute en longueur et les deux petites quilles<br />
latérales accrochées à la poupe permettent au bateau de sortir bien droit de la voie de<br />
garage. Nous notons une tenue de route particulièrement bonne dans les virages serrés<br />
et rapides : le bateau part d'abord lentement à la gîte sur un bord, vire brutalement, puis<br />
se met à la gîte sur l'autre bord dans la direction opposée. Rapidement, le petit horsbord<br />
se met à glisser, ses occupants restent toujours confortablement installés. Nous<br />
avançons à grande vitesse de Wollishofen à Thalwil, ne ménageant pas notre plaisir.<br />
Notre seule limite est le réservoir d'essence de 135 litres, mais il est encore bien rempli.<br />
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22 23<br />
Die Instrumentierung ist einfach, aber praktisch<br />
angeordnet: Drehzahlmesser, Tachometer, Kompass<br />
und Ballastanzeige sind gut ablesbar; der Einbau eines<br />
Plotters ist vorbereitet. Der Kunde entscheidet.<br />
2381
smartboat zürichsee<br />
Einer der grossen Vorzüge des neuen Weekend-Cruisers: Das Smartboat 23 ist mit seinen 6,99 Metern Länge, seiner Breite von<br />
2,55 Metern und seinem Gewicht von 820 Kilogramm problemlos trailerbar.<br />
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9<br />
10<br />
Schalters sollte man „verstecken“) und Hochleistungs-<br />
Druckpumpe mit 300 Litern Wassern füllen – für noch<br />
mehr Stabilität. Doch die Oberfläche des sommerlichen<br />
Zürichsees ist heute glatt, wir cruisen mit High-<br />
Speed von Wollishofen Richtung Thalwil, dass es eine<br />
Lust ist. Grenzen setzt lediglich der 135 Liter fassende<br />
Kraftstofftank – doch der ist noch gut gefüllt.<br />
Auf dem Papier ist das SMARTBOAT zugelassen für<br />
neun Passagiere – in der Realität werden es wohl<br />
selten mehr als sechs sein, die es sich auf zwei Bänken<br />
im Heck oder einer V-förmigen Bank am Bug<br />
des Bootes bequem machen können. Mit wenigen<br />
Handgriffen entsteht vorn aus der kleinen, umgehbaren<br />
Bank eine Liegewiese, die ausreichend Platz<br />
bietet für Crewmitglieder. Diese finden auch Platz im<br />
kleinen Cockpit, das Segler wohl als “Schlupfkajüte”<br />
bezeichnen würden. Keine Frage, ein romantisches<br />
Wochenende zu zweit dürfte damit immer drin sein,<br />
und Toiletten und Duschen gibt es schliesslich zuhauf<br />
an Land. Doch auch an Bord kann – etwa nach<br />
einem Sprung ins kühle, klare Wasser des Sees von<br />
der ausreichend grossen Badeplattform mit Leiter<br />
aus – geduscht werden. Achtern an Steuerbord<br />
versteckt sich hinter einem ausklappbaren Chromverschluss<br />
der Brausekopf. Wer an Bord bleiben will,<br />
für den empfiehlt sich ein kleines Chemie-WC, das<br />
ebenfalls geordert werden kann. Gefallen haben<br />
uns einige durchdachte Details an Bord wie etwa<br />
die versenkbar gestalteten Klampen sowie die einfach<br />
ausklappbaren – und beim Verstauen in die Innenseite<br />
des Rumpfes flächig integrierten – Kissenfender.<br />
Im Preis enthalten sind die CH-Typengenehmigung,<br />
der Einbau der CH-Homologation sowie<br />
Zulassungspapiere und Wartungsdokumente für<br />
die Schweiz. Die Installation des Aussenborders gehört<br />
ebenso dazu wie eine Inspektion vor der Auslieferung<br />
und eine Probefahrt mit kompletter Sys-<br />
82
temkontrolle. Auf das Boot gibt der Hersteller eine zweijährige, auf<br />
den Evinrude-Motor eine fünfjährige (3 + 2 Jahre) Garantie.<br />
Nicht enthalten ist neben einem Unterwasseranstrich der Trailer –<br />
doch auch diese Zusatzanschaffung lohnt, ist es doch einer der weiteren<br />
Vorzüge des nur 1.100 Kilogramm (ohne Motor) leichten und<br />
lediglich 2.48 Meter breiten SMARTBOATs, bequem trailerbar zu sein.<br />
Das kann zur Not auch nur eine Person allein bewerkstelligen, wie<br />
unser Test beweist. Der Pkw schiebt den Trailer auf der Sliprampe in<br />
der Nähe der “Seerose” in Wollishofen ins Wasser, mit einem leichten<br />
Schub des Motors rutscht das SMARTBOAT auf den Trailer, wird dort<br />
am Bug fixiert, festgezurrt – und ab geht es zum nächsten Einsatzort.<br />
Für denselben Preis hat der Käufer übrigens die Wahl zwischen<br />
einem weissen Rumpf mit weisser Brücke und Aufbauten sowie braunen<br />
Polstern oder einem dunkelgrauen Rumpf mit hellgrauer Brücke,<br />
weissen Aufbauten und orangefarbenen Polstern. Optional erhältlich<br />
ist die kleine Yacht mit lichtgrauem, rotem, himmelblauem, marineblauem<br />
oder grauem Rumpf-Gelcoat (Aufpreis 772 CHF). Wer will,<br />
belegt den Cockpitboden mit Teakholz, das kostet 6.670 CHF extra –<br />
doch der Anblick, die bessere Rutschfestigkeit und letztlich das haptische<br />
Erlebnis sprechen dafür. Besonders Segler dürfte diese Option<br />
ansprechen. “Das SMARTBOAT ist eine Mischung aus klassischem Daycruiser<br />
und kleinem Weekender”, sagt Patrick Friedli. Doch egal, ob<br />
man tageweise oder das ganze Wochenende mit der knapp sieben<br />
Meter langen, C-kategorisierten Motoryacht aus Frankreich unterwegs<br />
sein will, der Spass an Bord kommt nicht zu kurz, sei es bei einer rasanten<br />
Gleitfahrt über den See, beim Ankern in einer stillen Bucht, beim<br />
Angeln oder einem Badeausflug. Einen echten Hingucker hat man als<br />
Besitzer dieses komfortablen Spass-Cruisers sowieso.<br />
powersports.ch, vplp.fr.<br />
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03. Dezember 2013<br />
83
NAVAL ARCHITECTURE<br />
84
Schwimmender<br />
Silberpfeil<br />
ARROW 460 - Granturismo<br />
Text _ Paul Berg | Fotos _ Silver Arrows Marine /Mercedes Benz Style<br />
Silver Arrows Marine, ein in Grossbritannien eingetragenes Unternehmen,<br />
das in Zusammenarbeit mit international renommierten<br />
Designern, Schiffsarchitekten und -ingenieuren Luxus-Motoryachten<br />
auf den Markt bringt, präsentierte auf der gerade beendeten<br />
Monaco Yacht Show als Weltpremiere das in Zusammenarbeit<br />
mit Mercedes-Benz Style entstandene finale Exterieur- und<br />
Interieurdesign ihrer neuen Luxusmotoryacht – der ARROW460 –<br />
Granturismo. Die Studie soll typische Designelemente der Mercedes-Benz<br />
Fahrzeuge mit Innovationen der Bootsindustrie vereinen.<br />
Entstanden ist eine Luxusyacht, die in eine neue Dimension<br />
von Ästhetik und Komfort eintauchen soll. „Unser 'Silberpfeil<br />
der Meere' verkörpert mit Emotionalität und Hightech unsere<br />
Mercedes-Benz Designphilosophie der sinnlichen Klarheit und<br />
damit modernen Luxus“, sagt Gorden Wagener, Vice President<br />
Design der Daimler AG. Unter dem Label Mercedes-Benz Style<br />
werden exklusive Designprodukte jenseits des Automobils entwickelt.<br />
„Mit der ARROW460 - Granturismo haben wir etwas Einmaliges<br />
geschaffen. Ich bin überzeugt davon, dass die Yacht in<br />
den nächsten Jahren zum Blickfang auf den Meeren und in den<br />
Yachthäfen der Welt wird", sagt Ron Gibbs, Chairman von Silver<br />
Arrows Marine Ltd. Mit ihrem langen Vorschiff, der fliessenden,<br />
kuppelförmig gespannten Dachlinie und dem leicht abfallenden<br />
Heck besitze die Yacht klassische Automobil-Proportionen. Auch<br />
im Innern zeige sich die prägende Hand der Automobildesigner.<br />
Die ARROW460 - Granturismo wird von zwei Dieselmotoren mit<br />
einer Leistung von jeweils 353 kW (480 PS) angetrieben. Die Yacht<br />
kommt mit dem Modell „Edition 1“ auf den Markt, das in limitierter<br />
Auflage von zehn Einheiten gebaut wird. Diese exklusive Version<br />
des „Granturismo der Meere“ kann direkt bei Silver Arrows<br />
Marine zu einem Preis von 1,25 Millionen Euro (zuzüglich MwSt.)<br />
bestellt werden. Die ersten Modelle werden Anfang 2015 an Kunden<br />
ausgeliefert. Technische Daten der ARROW460 – Granturismo:<br />
Die 14,14 Meter über Alles lange Yacht (Länge Bootsrumpf:<br />
13,85 Meter) besitzt einen Tiefgang von 0,93 Meter und ist 3,97<br />
Meter breit. Die maximale Verdrängung beträgt 13,58 Tonnen.<br />
Der Treibstofftank hat eine Kapazität von 1.200 Liter, der Wassertank<br />
fasst 500 Liter. Angetrieben wird der schwimmende Silberpfeil<br />
von zwei Yanmar 6LY3-ETP Dieselmotoren mit jeweils 353<br />
kW (480 PS). Die Reisegeschwindigkeit soll – bei ruhiger See – 28<br />
bis 30 Knoten (etwa 52 bis 56 km/h) betragen, die Höchstgeschwindigkeit<br />
wird bei leichter Zuladung mit „40+“ Knoten (74<br />
km/h) angegeben. mercedes-benz-style.com<br />
Mit der ARROW460 -<br />
Granturismo haben<br />
wir etwas Einmaliges<br />
geschaffen. Ich bin<br />
überzeugt davon, dass<br />
die Yacht in den nächsten<br />
Jahren zum Blickfang<br />
auf den Meeren<br />
und in den Yachthäfen<br />
der Welt wird.<br />
85
RÉGULATEUR NAUTIQUE<br />
Régulateur<br />
Na utique<br />
Der Weg vom Bau der ersten Chronometer bis zur industriellen Fertigung von äusserst ganggenauen<br />
Schiffsuhren ist geprägt von Überraschungen, Innovationen, Enttäuschungen und<br />
Rückschlägen. Vor allem dem unermüdlichen Schaffen, der Intelligenz und des Talents von<br />
John Harrison aus Barrow-upon-Humber ist es jedoch zu verdanken, dass es überhaupt im<br />
Jahr 1735 zur Vorstellung des ersten Schiffs-Chronometers mit der Bezeichnung H1 kam. Erst<br />
gegen Ende des 20. Jahrhunderts wurden die Seechronometer von den elektronischen Navigationssystemen<br />
verdrängt. Trotzdem sind diese kleinen, mechanischen Wunderwerke der Industrietechnik<br />
noch auf vielen Schiffen und Yachten anzutreffen, sei es aus Nostalgie oder weil<br />
sie einfach schön anzuschauen sind. Die vorindustriell gefertigten Meeres-Chronos erfreuen<br />
sich bei Sammlern einer immer grösser werdenden Beliebtheit – viele von ihnen sind Unikate.<br />
Diesen besonderen Schiffsuhren widmet nun eine Schweizer Uhrenmanufaktur einen besonderen<br />
Schiffschronometer: Der auf acht Exemplare begrenzte Montblanc Grand Régulateur<br />
Nautique ist eine Reminiszenz an eine Zeit, in welcher Seeleute noch mit Karte, Kompass,<br />
Sextant – und genauen, empfindlichen Uhren umgehen können mussten.<br />
86
John Harrison ist es zu verdanken,<br />
dass sich die chronometrische Methode<br />
gegenüber der Monddistanzperiode<br />
durchsetzen konnte. Das Gemälde<br />
von Thomas King von 1767 zeigt ihn<br />
mit seiner von John Jefferys 1753<br />
angefertigten Taschenuhr in der Hand.<br />
Bild linke Seite: Harrisons berühmte<br />
H4, die er 1759 der Längenkommission<br />
vorgestellt hatte. Sie misst knapp 13<br />
Zentimeter im Durchmesser.<br />
Text _ Matt Müncheberg<br />
Fotos _ Montblanc | Matt Müncheberg<br />
Fast vierhundert Jahre dauerte es, bis die Menschen die<br />
Erde erforscht hatten und die Meere sicher befahren<br />
konnten – von der Entdeckung Amerikas durch Christoph<br />
Kolumbus (siehe Beitrag in diesem Heft) im Jahr 1492 bis<br />
hin zur Entdeckung der Dundee-Insel durch Kapitän Robertson<br />
1892. Neue Routen zu bislang unerforschten Kontinenten wurden<br />
erschlossen und Reichtümer transportiert, was den Europäern<br />
ein ausserordentliches Wirtschaftswachstum bescherte, aber<br />
auch schnell zum zentralen Streitpunkt wurde und politische und<br />
wissenschaftliche Rivalitäten heraufbeschwor. Gleichzeitig wurde<br />
für die Erschliessung der Kolonialreiche auch die Entwicklung verlässlicher<br />
Navigationsmethoden notwendig, die das Risiko beim<br />
Befahren der Meere so gering wie möglich hielten. Das Aufkommen<br />
der Dampfschifffahrt, die seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts<br />
nach und nach das Segeln ersetzte, ging damit einher, dass<br />
die Schifffahrt in den Rang einer Wissenschaft erhoben wurde. Die<br />
Koppelnavigation verlor an Bedeutung angesichts der mathematischen<br />
Genauigkeit astronomischer Bestimmungen, angesichts<br />
von Höhenlinien und anderen Berechnungen der sphärischen Trigenometrie,<br />
mit deren Hilfe es nun möglich war, die Position der<br />
Schiffe und eine exakte Route zu bestimmen. Zu diesem technischen<br />
Fortschritt und seiner Verbreitung unter den Seefahrern<br />
trugen Mathematiker und Astronomen, die seit Ende des 18. Jahrhunderts<br />
immer genauere Navigationstafeln herstellten, ebenso<br />
bei wie Kartografen im Bereich der Hydrografie aller westlichen<br />
Seefahrernationen. Dennoch wäre diese glorreiche Entwicklung<br />
nicht möglich gewesen ohne den Beitrag der Präzisionsuhrmacherkunst,<br />
die eine entscheidende Rolle bei der Errechnung der<br />
geografischen Länge auf dem Meer spielte, wenngleich auch erst<br />
recht spät. (Aus dem Vorwort zu „Zeit & Meer – Die Geschichte der<br />
Chronometer“ von Constantin Parvulesco).<br />
Vorreiter des Strebens nach Genauigkeit und technischer Perfektion<br />
war der aus dem englischen Barrow-upon-Humber stammende<br />
John Harrison. Kaum zwanzigjährig, fiel er auf durch hölzerne<br />
Uhren, die er ohne Uhrmacher-Ausbildung baute, und die<br />
über eine erstaunliche Ganggenauigkeit verfügten. 1730 nahm<br />
der junge Tüftler an der Ausschreibung des Longitude Acts<br />
teil – eines Gesetzes des Vereinigten Königreiches unter der Regentschaft<br />
von Queen Anne aus dem Jahre 1714. Das lobte einen<br />
Geldpreis aus für denjenigen, der eine einfache und praktische<br />
Methode zur genauen Bestimmung eines Schiffes auf dem<br />
Meer finden würde. Obwohl Harrison fünf Jahre lang an seinem<br />
gut funktionierenden Prototypen eines Schiffschronometers,<br />
dem berühmten H1, arbeitete und diesen 1735 einreichen konnte,<br />
sollten noch weitere 37 Jahre vergehen, ehe sich die chronometrische<br />
Methode durchsetzen konnte. Erst kamen Probefahrten<br />
der Uhr auf Schiffen nicht zustande oder wurden verschoben,<br />
dann verstarb der Kapitän, welcher den ersten Test an Bord<br />
seines Schiffes, der HMS CENTURION, durchführte, dann stiessen<br />
die Harrison-Uhren – mittlerweile war 1759 die H4 fertiggestellt<br />
– auf den energischen Widerstand der damaligen Wissenschaftler,<br />
welche die sogenannte Monddistanz-Methode zur Bestimmung<br />
eines Schiffsortes präferierten. Mit diesem Modell war es<br />
seit den siebzehnhundertsechziger Jahren möglich, mittels mathematischer<br />
Berechnungen und der Distanzmessung zwischen<br />
dem Mond und weiteren bekannten Himmelskörpern die geografische<br />
Länge des Ortes zu ermitteln, an dem gemessen wurde.<br />
Das Problem: Die Monddistanz-Methode erforderte profunde<br />
Mathematikkenntnisse – über die in der damaligen Zeit kaum<br />
ein Seemann verfügte. Einer der Hauptvertreter des Mondmodells,<br />
Nevil Maskelyne, machte Harrison das Leben besonders<br />
schwer, indem er etwa dessen Uhren anhielt oder manipulier-<br />
87
RÉGULATEUR NAUTIQUE<br />
te. Erst als sich John Harrison darüber bei Uhrenliebhaber König<br />
George III. beschwerte und dieser beim Parlament intervenierte,<br />
geschah dem inzwischen zum professionellen Spezialisten<br />
gereiften Harrison Recht: Er erhielt den „Längenpreis“ – und,<br />
viel wichtiger: Der „Board of Longitude“ musste die Überlegenheit<br />
der chronometrischen Methode über alle anderen anerkennen.<br />
„Erst jetzt, da der Beweis vorlag, dass die Uhrmacher<br />
präzise Zeitmesser entwickeln konnten, die in nicht allzu langer<br />
Zeit und in grösserer Stückzahl von spezialisierten Mechanikern<br />
nachgebaut werden konnten, sah sich der Board of Longitude<br />
in der Lage zu fordern, die gesamte britische Flotte damit auszustatten“,<br />
schreibt Constantin Parvulesco in seinem Standardwerk<br />
zur Geschichte der Chronometer, „Zeit & Meer”. Der Weg<br />
zur Schaffung des modernen Chronometers war geebnet. Namen<br />
wie Arnold, Breguet, Frodsham, Dent, später auch Le Roy<br />
und Berthoud und, nochmals später, auch Ulysse Nardin, A. Lange<br />
& Söhne sowie einige Schweizer Marken wurden bei der Weiterentwicklung<br />
des Chrometerprinzips weltberühmt.<br />
Montblanc nimmt sich in seiner Manufaktur in Villeret mit der<br />
neuen Grand Régulateur Nautique dieses Themas an. Jedes der<br />
insgesamt auf acht Exemplare limitierten Sets aus der Montblanc<br />
"Collection Villeret 1858“ besteht aus einem Armbandchronographen<br />
mit Regulatorzifferblatt und zwei Zeitzonen sowie einer<br />
grossen Navigationsuhr, die ausser der Anzeige von drei Zeitzonen<br />
auf dem Regulator-Hauptzifferblatt noch eine Weltzeitindikation<br />
enthält. Die Armbanduhr des Sets ist ein Kurzzeitmesser<br />
in bester Manufakturtradition. Ihr Chronographenwerk Kaliber<br />
MB M16.30 besitzt einen grossen Sekundenzähler aus der Mitte,<br />
einen 30-Minutenzähler bei 3 Uhr und funktioniert auf klassische<br />
Weise mit Kolonnenrad und Horizontalkupplung. Die Chronographenhebel<br />
sind in aufwändiger Handarbeit fein bearbeitet, und<br />
auch die „mise en fonction“ erfolgt von Hand, wobei die Kontaktflächen<br />
der Chronographenhebel unter der Lupe beim Bedienen<br />
der Stoppfunktionen genau beobachtet und nach und<br />
nach in minuziöser Handarbeit auf hundertstel Millimeter genau<br />
zurecht geschliffen werden. Die Stahlteile und auch die Chronographenbrücke<br />
in der typischen V-Form sind von Hand angliert<br />
und poliert. Während die Hebel auf einem feinkörnigen Stein geschliffen<br />
werden, erhalten die Brücken ein manuell aufgebrachtes<br />
Genfer Streifendekor. Die grosse massereiche Schraubenunruh<br />
mit Phillips-Spirale schwingt in der klassischen Frequenz<br />
von 18.000 Halbschwingungen pro Stunde (2,5 Hertz), die eine<br />
auf die Fünftelsekunde exakte Kurzzeitmessung ermöglicht. Eine<br />
uhrenmechanische Innovation ist die grosse Gangreserveanzeige<br />
in der unteren Zifferblatthälfte, die mit zwei Zeigern zwei<br />
Mit der Geschichte der Chronometer beschäftigt sich Constantin<br />
Parvulescos neu bei Delius Klasing erschienendes Buch "Zeit &<br />
Meer" (links). Eine von insgesamt vier englischen Briefmarken zum<br />
Thema Chronometer wurde 1993 John Harrison und seiner H4<br />
gewidmet (rechts). Gaëlle Jeanrenaud von Montblanc-Villeret zeigt<br />
uns ein altes Auslieferungsbuch, in dem penibel handschriftlich alle<br />
Bestellungen aufgeführt sind (Foto unten).<br />
88
wichtige Informationen zur Gangautonomie liefert: Die Gangreserve<br />
der letzten 48 Stunden wird durch einen silbernen Zeiger<br />
angezeigt. Beim Erreichen der letzten 12 Stunden Reserve bleibt<br />
dieser Zeiger stehen - und ein kleiner, roter Zeiger erscheint, der<br />
die "letzte Reserve" anzeigt und dem Träger empfiehlt, dass die<br />
Uhr nun dringend aufgezogen werden muss. Dem Armband-<br />
Chrono hat Montblanc eine klassische Navigationsuhr zur Seite<br />
gestellt, die ihren Platz idealerweise an Bord einer Segel- oder<br />
Motoryacht findet, aber wohl auch an Land, gewissermassen als<br />
„technisch inspiriertes Gesamtkunstwerk“, viel Aufsehen erregen<br />
wird. Schon die Abmessungen und Materialien der Montblanc<br />
Grand Régulateur Nautique Navigationsuhr, die in Zusammenarbeit<br />
mit dem renommierten Grossuhrenhersteller Erwin Sattler<br />
entstand, lassen aufhorchen. Sie misst 93 cm in der Höhe, 56 cm<br />
im Durchmesser, ist 120 kg schwer, hat einen Unterbau aus Granit,<br />
massivem Messing-Aluminium und Karbonfaser und besitzt<br />
ein Grossuhrwerk, das nach allen Regeln der Uhrmacherkunst aus<br />
Stahl, Messing und Rubin gefertigt wurde. Wie es sich für eine echte<br />
Navigationsuhr gehört, ist diese in einem Käfig aus vernickeltem<br />
Messing vollkardanisch aufgehängt. Raffiniertes Extra: Der Unterbau<br />
der Uhr zeigt durch eine nach unten auf eine Skala weisende<br />
Spitze die Krängung des Schiffs bis zu 27 Grad an. Eine gelungene<br />
Symbiose von ästhetischer Form und nautischer Funktion, wie<br />
YSB meint. John Harrison wäre zu Recht stolz gewesen auf dieses<br />
Meisterwerk der Haute Horlogerie. Schade nur, dass der Preis des<br />
„Longitude Acts“ schon vergeben ist. Schade auch (zumindest aus<br />
Uhrenliebhaber-Sicht), dass die Satellitennavigation die klassische<br />
Art der Standortbestimmung längst verdrängt hat. Doch auch das<br />
neuzeitliche System funktioniert letztlich nur dank einer präzisen<br />
Zeitmessung: So verfügt jeder Satellit des europäischen Galileo-<br />
Systems über vier in der Schweiz gebaute Atomuhren, wovon die<br />
beiden exaktesten jeweils in einer Million Jahren um nur eine Sekunde<br />
falsch gehen sollen. Das Prinzip bleibt also – fast – gleich.<br />
Und das nach 278 Jahren, nachdem die legendäre H1 von John<br />
Harrison vorgestellt wurde.<br />
montblanc.com<br />
Moderne Interpretation eines<br />
klassischen Marine-Chronometers:<br />
der vollkardanisch aufgehängte<br />
Grand Régulateur Nautique von<br />
Montblanc mit Krängungsmesser<br />
und integrierter Halterung für die<br />
dazugehörige Armbanduhr.<br />
Montblancs Manufaktur in Villeret, Kanton Bern.<br />
Hier wurde der Montblanc Grand Régulateur<br />
Nautique entwickelt.<br />
Grand Régulateur Nautique<br />
Entre la création du premier chronomètre et la fabrication industrielle<br />
d'horloges de navigation extrêmement précises, il<br />
a fallu passer par une série de surprises, d'innovations, de déceptions<br />
et de revers. Mais c'est avant tout à l'insatiable esprit<br />
créatif, à l'intelligence et au talent de John Harrison de Barrowon-Humber<br />
que l'on doit l'invention en 1735 du premier chronographe<br />
de navigation sous le nom de H1. Ce n'est qu'à la<br />
fin du 20e siècle que les chronomètres de marine ont été supplantés<br />
par les systèmes électroniques de navigation. Ces petits<br />
chefs-d’œuvre mécaniques de la technique industrielle ont<br />
néanmoins toujours leur place à bord de nombreux bateaux et<br />
yachts, que ce soit par pure nostalgie ou pour la simple beauté<br />
de l'objet. Les chronomètres de marine préindustriels sont de<br />
plus en plus prisés par les collectionneurs, d'autant qu'il s'agit<br />
souvent d'exemplaires uniques. Dans le respect des horloges<br />
de marine traditionnelles, une manufacture horlogère suisse a<br />
rassemblé tout son savoir-faire pour créer un chronomètre de<br />
navigation inédit : le Grand Régulateur Nautique de Montblanc<br />
est une réminiscence d'un temps où les marins devaient encore<br />
savoir manier la carte, le compas, le sextant et des horloges de<br />
haute précision. Les sets de la « Collection Villeret 1958 » sont<br />
produits en série limitée à huit exemplaires. Chacun se compose<br />
d'un chronographe-bracelet à cadran régulateur indiquant<br />
un second fuseau horaire et d'une grande horloge de marine<br />
qui, en plus d'afficher trois fuseaux horaires sur le cadran principal<br />
de type régulateur, indique l'heure universelle. La montrebracelet<br />
incluse dans le set est un chronographe réalisé dans<br />
le plus grand respect de la tradition. Son mouvement de chronographe<br />
de calibre MB M16.30 possède un grand compteur<br />
des secondes au centre et un compteur 30 minutes à 3 heures.<br />
Son fonctionnement est classique, avec une roue à colonnes<br />
et un embrayage horizontal. Le grand balancier massif à vis<br />
avec un spiral Phillips oscille à la fréquence ordinaire de 18 000<br />
alternances par heure (2,5 Hertz). Cela permet de prendre des<br />
mesures au cinquième de seconde près. La véritable innovation<br />
de mécanique horlogère réside dans le grand affichage de<br />
la réserve de marche situé dans la partie inférieure du cadran.<br />
Deux aiguilles y apportent deux informations essentielles à<br />
l’autonomie de marche. Montblanc associe à ce chronographebracelet<br />
une horloge de marine classique qui trouvera idéalement<br />
sa place sur un voilier ou un yacht, mais qui ne manquera<br />
pas non plus d’attirer tous les regards avides de chefs-d’œuvre<br />
technologiques sur la terre ferme.<br />
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madeirawein<br />
"Vinhos finos da Madeira - desde 1890": Artur (links) und Edmundo de Barros e Sousa in ihrer<br />
Weinkellerei in der R. dos Ferreiros 109 in Funchal. Fotos _ Matt Müncheberg.<br />
„Madeirisierter“ Wein<br />
erobert die Welt<br />
Wer mit der Yacht im madeirischen <strong>Hafen</strong><br />
von Funchal festmacht, kommt nicht umhin,<br />
vom berühmten Madeirawein zu probieren.<br />
Dabei handelt es sich um einen<br />
hochprozentigen Likörwein mit einem Alkoholgehalt<br />
von 17,5 bis 22 Prozent. Kennzeichnend<br />
für den edlen Tropfen ist das<br />
abrupte Ende der zweiten Fermentierung<br />
durch Zugabe von Branntwein oder Tresterbrand.<br />
An Bord portugiesischer Schiffe<br />
waren die Holzfässer mit dem verschnittenen<br />
Rebensaft in den Tropen oft monatelang<br />
der Sonneneinstrahlung ausgesetzt.<br />
Am Ende der Seereise stellte sich dann –<br />
so jedenfalls geht die Sage – heraus, dass<br />
die stete Erwärmung des Fassinhaltes dessen<br />
Geschmack wesentlich verbessert<br />
hatte. Fest steht, dass diese Behandlung<br />
des Weines heutzutage nicht mehr dem<br />
blossen Zufall überlassen wird. Die sogenannte<br />
Madeirisierung, also den besonderen<br />
Reifeprozess, versucht man heute<br />
durch mehrmonatige Lagerung bei Temperaturen<br />
zwischen 45 und 75 Grad Celsius<br />
zu erreichen – zumeist in gesichtslosen<br />
riesigen Speichergebäuden. Noch schneller<br />
funktioniert die Madeirisierung des Verschnittes<br />
durch ausgeklügelte Technik: In<br />
Stahltanks und mithilfe von Wasserspiralen<br />
dauert die Fertigstellung dann nur<br />
noch einen Bruchteil der Zeit.<br />
Es gibt sie jedoch noch, die klassische Methode<br />
der Madeirawein-Erzeugung. Allerdings<br />
ist sie nur noch sehr selten anzutreffen<br />
auf der Atlantikinsel. Zwei Winzer, die<br />
sich ganz der traditionellen Herstellung verschrieben<br />
haben, sind die Brüder Artur und<br />
Edmundo de Barros e Sousa. Mit ihrer „Artur<br />
de Barros e Sousa Lda., Vinhos finos da<br />
Madeira: Selectionados desde 1890“ setzen<br />
sie konsequent von Anfang an auf Qualität<br />
denn auf Quantität. Da stört die Brüder<br />
auch der Volumenverlust von rund drei<br />
Prozent pro Jahr bei der Lagerung im traditionellen<br />
Holzfass nicht. Der führt über<br />
die jahre- und teilweise auch jahrzehntelange<br />
Reifelagerung zu erheblichen Mindereinnahmen.<br />
Und dennoch: „5.000 Liter<br />
verkaufen wir jedes Jahr“, sagt der ältere<br />
der Brüder, Artur, stolz. Das seien etwa<br />
3.000 Flaschen, ergänzt Edmundo. Damit<br />
werde man nicht reich, aber es reiche aus,<br />
„um über die Runden zu kommen“.<br />
Wer die kleine Winzerei in der Rua dos Ferreiros<br />
109 in der Nähe des Praca de Municipio<br />
im Zentrum Funchals besucht, wird<br />
durch kein Reklameschild darauf hingewiesen,<br />
dass sich hinter der schweren Ein-<br />
92
gangstür eine urige Weinkellerei befindet,<br />
in der seit vier Generationen feiner Madeirawein<br />
hergestellt wird. 1890 gegründet<br />
von Dr. Pedro José Larelino, übernahm<br />
31 Jahre später Artur de Barros e Sousa<br />
das Geschäft – der Grossvater der Brüder.<br />
Seit 1952 leitete dann Edmund, der<br />
Vater der beiden leidenschaftlichen Winzer,<br />
die Weinherstellung, bis der den Laden<br />
schliesslich an seine beiden Söhne,<br />
nach Grossvater und Vater ebenfalls Artur<br />
und Edmundo genannt, übergab. Seitdem<br />
wird in der Rua dos Ferreiros 109 von<br />
den beiden alles handgemacht, von der<br />
Ernte über den Fasstransport, die Einlagerung,<br />
Degustierung, Abfüllung bis hin<br />
zum Aufmalen der traditionell weissen<br />
Lettern mittels Schablonen und dem Verkauf.<br />
Lediglich zu den Hochzeiten werden<br />
einige Zeitarbeiter beschäftigt. Das<br />
komme aber nicht allzu häufig vor, sagt<br />
Edmundo. Wer den Weg in die Weinkellerei<br />
findet, sollte sich unbedingt die Lager-,<br />
Abfüll- und schliesslich auch die Verkaufsräume<br />
der kleinen Madeirawein Limited<br />
anschauen. Oben im verwinkelten<br />
Gebäude lagern die jüngsten, unten die<br />
älteren wertvollen Weine, die schon mal<br />
mit bis zu 80 Euro pro Flasche aus dem<br />
Jahrgang 1979/80 und mit bis zu 120 Euro<br />
für noch ältere Jahrgänge, die nicht einmal<br />
mehr die beiden fleissigen Winzer-<br />
Brüder Artur und Edmundo kennen, zu<br />
Buche schlagen können.<br />
vinhosmadeira.com<br />
Fünf Fragen an den Star-Sommelier aus The Core<br />
Club in New York, Arnaud Devulder.<br />
Arnaud, was macht Madeirawein so speziell?<br />
Arnaud Devulder: Madeira ist zunächst ein weinhaltiges Getränk, das auf<br />
Madeira hergestellt wird. Madeirawein wird in einer Vielzahl von Sorten<br />
produziert, das reicht von trockenen Sorten, die als Aperitif vorzüglich sind,<br />
bis hin zu sehr süssen Weinen, die sich ausgezeichnet als Dessertwein eignen.<br />
Speziell am Madeirawein ist sein Herstellungsprozess, in dem der Wein<br />
auf bis zu 60 Grad erhitzt wird. Dadurch wird der Wein sehr robust und unvergleichlich<br />
im Geschmack.<br />
Kann Madeirawein mit den Jahren immer besser werden? Warum?<br />
Definitiv! Madeiraweine werden besser, je älter sie werden. Mit der Zeit erhalten<br />
sie eine unvergleichliche Kaffee- oder eine rauchige Note.<br />
Es gibt sie jedoch<br />
noch, die klassische<br />
Methode<br />
der Madeirawein-<br />
Erzeugung. Allerdings<br />
ist sie nur<br />
noch sehr selten<br />
anzutreffen auf<br />
der AtlantikInsel.<br />
Was ist der älteste Madeirawein, den du kennst?<br />
Ich hatte einen wundervollen D'Oliveiras Verdelho 1890, der war wirklich exquisit!<br />
Er erinnerte mich ein wenig an die Qualität von einem Cháteau Chalon<br />
aus dem Jura und auch an einige besondere Crayères-Champagner…<br />
Hast du einen Lieblings-Madeira?<br />
Zurzeit ist mein Favorit eindeutig ein Barbeito Boal von 1966! Sehr intensiv<br />
im Geschmack, mit einer leicht süssen Note. Perfekt für einen Drink nach<br />
dem Dinner! Allerdings hat dieser Genuss auch seinen Preis: 75 US-Dollar<br />
muss man hier in New York dafür hinblättern – für ein Glas!<br />
Für welche Gelegenheiten eignet sich ein Madeirawein besonders?<br />
Mein Vorschlag wäre, Madeiraweine nach dem Essen zu geniessen, oder,<br />
bei den trockeneren Varianten, als Aperitif. Hier eignet sich kein Madeira<br />
besser als der wundervolle Manzanilla-Style Sherry... Cheers!<br />
thecoreclub.com<br />
93
short cuts<br />
# 3<br />
„… und sie stimmten den hellen Gesang<br />
an“: „Die Frau aus dem Meer“<br />
Foto _ Reto Camilleri<br />
Mit dem neuen 160-seitigen Roman „Die<br />
Frau aus dem Meer“ (Rowohlt Taschenbuch<br />
Verlag) wollte der italienische Autor<br />
Andrea Camilleri nach eigener Aussage<br />
ein altes Märchen neu erzählen. „Die<br />
Geschichte von dem Bauern, der eine Sirene<br />
zur Frau nahm, hatte mir in meiner<br />
Kindheit schon Minicu erzählt, der phantasievollste<br />
unter den Bauern, die auf dem<br />
Land meines Grossvaters arbeiteten“, sagt<br />
der 1925 im sizilianischen Porto Empedocle<br />
geborene Schriftsteller. Minicu habe<br />
ihm des Öfteren ans Herz gelegt, die Augen<br />
zu schliessen, „um die zauberischen<br />
Dinge zu sehen“, die man mit geöffneten<br />
Augen normalerweise nicht sieht. Herausgekommen<br />
ist ein märchenhafter Roman<br />
über die Liebe, die Sehnsucht und das einfache<br />
Leben in der Natur, in dessen Mittelpunkt<br />
die schöne Maruzza Musumeci (so<br />
auch der Titel der italienischen Originalausgabe<br />
von 2007) steht. Von dieser faszinierenden<br />
Frau geht eine geheimnisvolle<br />
Macht aus. Als sie einwilligt, den einfachen<br />
Gärtner Gnazio zu heiraten, kann der sein<br />
Glück kaum fassen. Dass seine Frischangetraute<br />
behauptet, eine Sirene zu sein,<br />
nimmt er zunächst als liebenswerte Spinnerei<br />
hin. Doch mit der Zeit erscheint ihm<br />
Maruzzas Verhalten immer sonderbarer:<br />
Mit ihrer 100-jährigen Urgrossmutter redet<br />
sie in einer fremden Sprache, und in<br />
den Nächten steht sie auf dem Balkon<br />
und singt mit gespenstischer Stimme. Als<br />
die gemeinsame Tochter Resina mit einem<br />
Fischschwanz geboren wird, versteht<br />
Bauer Gnazio die Welt nicht mehr – oder<br />
eben auf einmal ganz anders. Dass sich<br />
unter den Romanfiguren auch der junge<br />
Lyonel Feininger befindet, der das aussergewöhnliche<br />
Paar in ihrem Haus besucht,<br />
deutet auf den künstlerischen Geschmack<br />
Camilleris hin, der mehr als zwanzig Jahre<br />
lang an der Accademia d´Arte Drammatica<br />
Silvio D´Amico lehrte, und dessen<br />
Titel seit 1998 die italienische Bestsellerliste<br />
stürmen. Auch die internationalen<br />
Büchercharts hat der mit seiner Familie in<br />
Rom lebende Autor längst erobert. Eine<br />
wunderbar erzählte Geschichte, die einen<br />
packt und nicht mehr loslässt.<br />
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unverlangt eingesandte Manuskripte und Bildsendungen. ISSN 2235-<br />
8234. Zuschriften können ohne ausdrücklichen Vorbehalt im Wortlaut<br />
oder Auszug veröffentlicht werden.<br />
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Ausblick<br />
NO.1 | 14 # Januar / Februar<br />
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Beate Kammler heute, zusammen mit ihrem Mann Uwe Jens Zimmermann auf ihrem Tuckerboot,<br />
Foto_Matt Müncheberg<br />
Die Lehrmeinungen über den günstigsten Kurs tär auf dem ecuadorianischen Konsulat auf einer<br />
Landkarte den Weg gezeigt? An der Küste<br />
zu den Galapagosinseln gehen weit auseinander.<br />
Viele Segler machen eine Wissenschaft daraus.<br />
Doch an den berüchtigten Doldrums, der Hauptstadt Quito, dann nach rechts abbie-<br />
Südamerikas hinunterfahren, bis zur Höhe der<br />
Flautenzone am Äquator, kommt keiner vorbei.<br />
Es kann geschehen, dass man Tage und unter dem roten Spinnaker, unter Grosssegel<br />
gen. Ganz einfach! (…) Tagelang ziehen wir<br />
Wochen in diesem Kalmengürtel dümpelt und Besan gleichmässig voran. Heitere und<br />
und auf Wind wartet, noch dazu ohne einen sonnige Tage. Das Wetterleuchten am Horizont<br />
kommt nie zu uns. Selbst die schwarze<br />
genauen Standort zu haben, weil der verhangene<br />
Himmel jede Positionsbestimmung unmöglich<br />
macht. Ein unberechenbarer Strom knickt zwei Seemeilen vor uns ab und fällt<br />
Wassersäule, die sich rasend schnell nähert,<br />
bringt das Schiff dabei weit vom Kurs ab. So zusammen. (…) Glucksende Wellen an den<br />
entstehen Abweichungen in der Navigation, Bordwänden, sanftes Rauschen des Kielwassers,<br />
eintöniges Flappen und Ächzen der Se-<br />
die sich die abergläubischen Seeleute früherer<br />
Jahrhunderte nur mit Zauberei erklären konnten.<br />
Die spanischen und portugiesischen See-<br />
auf dem Grossbaum; endlos und schwermügel<br />
und Schoten. Der Wind flötet zwei Töne<br />
fahrer nannten die Galapagosinseln deshalb tig wehen sie davon. Passatsegeln. Rotgoldene<br />
Riesenquallen leuchten geheimnisvoll aus<br />
Islas Encantadas, Verzauberte Inseln. Heute<br />
weiss man, dass an Südamerikas Westküste der Tiefe. Unser Kielwasser kräuselt sich silbrig.<br />
der kalte Humboldtstrom nach Norden setzt, Meeresleuchten auch im Toilettenbecken“.<br />
bis er auf den warmen Äquatorialstrom trifft.<br />
Beim Zusammenfliessen entstehen dann diese<br />
unberechenbaren Strömungen. Das Wet-<br />
Welt. Der ehrliche Bericht einer mutigen Frau,<br />
(Beate Kammler: Komm, wir segeln um die<br />
ter wird durch den Zusammenstoss von kalter<br />
und warmer Luft beeinflusst. Die Sicht ist BoD). beate-kammler.de<br />
1976. Antiquarisch oder neu aufgelegt bei<br />
durch Nebel stark behindert. Schwere Regenwolken<br />
verhängen den Himmel. Es kommt<br />
zu heftigen Gewittern. Tiefhängende Wolken<br />
saugen das Meerwasser zu Wasserhosen hoch.<br />
Der Wind ist unstet. Kurz, die Fahrt zu den Verzauberten<br />
Inseln kann ausgesprochen mühsam<br />
und unangenehm werden. Wir aber können<br />
die Galapagosinseln eigentlich gar nicht<br />
verfehlen, denn hat nicht der hilfreiche Sekre-<br />
Im nächsten Heft sind wir für Sie auf dem<br />
Indik unterwegs, zeigen mit der östlich von<br />
Mauritius liegenden Insel Rodrigues auf der<br />
einen und Fremantle sowie Perth auf der<br />
anderen, der westaustralischen Seite, Seglerparadiese<br />
fernab ausgetrampelter Yacht-<br />
Pfade. Wir steigen in St. Tropez an Bord der<br />
neuen, 54 Meter über Alles langen Stagsegelketsch<br />
CHRONOS, und wir besuchen in<br />
Newport/Rhode Island einen Mann, der das<br />
Feuerschiff NANTUCKET bei ebay ersteigert<br />
– und daraus eine schwimmende Luxusherberge<br />
gemacht hat. Aktuell berichten<br />
wir von der nächsten Etappe der SWITZER-<br />
LAND beim Clipper Round the World Race<br />
und werfen einen Blick auf die Highlights<br />
der grössten Bootsmesse boot in Düsseldorf.<br />
Wir testen neue Motor- und Segelyachten,<br />
die auf den Schweizer Seen eine<br />
ebenso gute Figur machen wie offshore,<br />
und wir zeigen Neues aus der Schweizer<br />
und der internationalen Bootsbranche –<br />
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werden auch Hausboot- und Segelferien sowie die<br />
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