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DAS SCHWEIZER WASSERSPORTMAGAZIN SEIT 1946<br />
Österreich / Deutschland 7,00 € | Niederlande / Italien / Frankreich / Spanien / BE / Italien 7,80 € | Kroatien 68 KN <strong>SWISSBOAT</strong><br />
S W I S S B O A T<br />
<strong>Rodrigues</strong><br />
Solitär im Indik<br />
Deutsch-Französische Ausgabe<br />
chronos<br />
segeln<br />
fantom vom<br />
traunsee<br />
bye bye,<br />
go anywhere<br />
search & rescue<br />
feuerschiff nantucket<br />
clipper race II<br />
küstenkreuzer<br />
medal maker<br />
JA N UA R / FEBRUAR 01 | 2014 # CHF 9.–<br />
Erscheint zweimonatlich # www.yachting.ch
Die neue Hallberg-Rassy 55 und 48 Mk II<br />
Welche Werft ist ein zuverlässiger Geschäftspartner?<br />
Hallberg-Rassy 48 Mk II<br />
Für Hallberg-Rassy ist es eine Selbstverständlichkeit,<br />
vereinbarte Lieferzeiten termingerecht einzuhalten.<br />
Hallberg-Rassy ist ein gewachsenes Familienunternehmen<br />
mit einem sehr soliden finanziellen Fundament.<br />
Deshalb können wir auf Wunsch jedem Käufer eine<br />
Bankbürgschaft zum niedrigen Selbstkostenpreis zur Verfügung<br />
stellen. Eine solche finanzielle Situation ist eine<br />
Voraussetzung für langfristige Geschäftsbeziehungen.<br />
Hallberg-Rassy – Ihr zuverlässiger Geschäftspartner<br />
- seit 1943 -<br />
HALLBERG-RASSY 310 HALLBERG-RASSY 342 HALLBERG-RASSY 372 HALLBERG-RASSY 40<br />
NEU 2012! HALLBERG-RASSY 412,<br />
1 ODER 2 ACHTERKABINEN<br />
NEU 2014! HALLBERG-RASSY 43 MK III NEU 2014! HALLBERG-RASSY 48 MK II NEU 2013! HALLBERG-RASSY 55 NEU 2011! HALLBERG-RASSY 64<br />
TAG DER OFFENEN TÜR IN ELLÖS<br />
22.-24. AUGUST 2014<br />
BOOTSWERFT ROLF MÜLLER AG, KREUZLINGERSTRASSE 9, CH-8574 LENGWIL TEL +41 71 688 41 41 rolf.mueller@hallberg-rassy.ch<br />
Original Ersatzteile und Zubehör: Hallberg-Rassy Parts AB, Edebacken 2, SE-474 31 Ellös. info@hr-parts.com Tel +46-304-54 840<br />
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www.facebook.com/hallbergrassy
Liebe Leser,<br />
EDITORIAL<br />
300<br />
seit Tagen erscheint unsere <strong>YACHTING</strong> Swissboat nun in neuem<br />
Gewand. Viele Leser begrüssen das neu gestaltete Cover, die übersichtlichere<br />
Gliederung, die stärkere Internationalisierung der Themen – ohne die typisch<br />
schweizerischen Themen aus den Augen zu verlieren – und die Hinwendung<br />
zu mehr Professionalität in Bezug auf Bildsprache und Text. 300 Tage – das<br />
bedeutete für uns unzählige Gespräche, viele Konferenzen, Mails, Recherchefahrten<br />
und auch so manche gern geleistete Überstunde. Fünf „neue“ Hefte<br />
von <strong>YACHTING</strong> Swissboat sind bisher erschienen, inklusive dem, das Sie gerade<br />
in Händen halten. Ehrlich gesagt, ein bisschen stolz sind wir schon darauf.<br />
Was meinen Sie? Helfen Sie uns, <strong>YACHTING</strong> Swissboat noch besser zu<br />
machen – Ihre Anregungen sind uns sehr willkommen. In der aktuellen Ausgabe<br />
widmen wir uns dem Abschneiden der SWITZERLAND bei der zweiten<br />
Etappe des Clipper Round The World Race, stellen die kleine, charmante<br />
Indik-Insel RODRIGUES vor und zeigen, wie man auf der neuen CHRONOS<br />
Segelyacht-Reisen geniessen und gleichzeitig die spannenden Regatten vor St.<br />
Tropez verfolgen kann. Übrigens: <strong>YACHTING</strong> Swissboat verlost eine Reise<br />
für Zwei auf diesem wunderschönen „Modern Classic“. Machen Sie mit!<br />
Nähere Informationen dazu gibt es im Innenteil. Ausserdem besuchten wir<br />
für Sie das einzige original erhaltene ehemalige US-Feuerschiff NANTUCKET<br />
in Jamestown, Rhode Island, das man ab sofort auch tage- oder wochenweise<br />
chartern kann. Wir berichten über die letzte Etappe der diesjährigen Extreme<br />
Sailing Series, bei der die ALINGHI zwar mit vier Punkten Vorsprung<br />
gewann – overall jedoch auf dem zweiten Platz landete. Und wir stellen je<br />
eine neue Segel- und Motoryacht vor, die auch auf Schweizer Seen eine Bella<br />
Figura machen. Wir wünschen Ihnen, dass Ihnen das vorliegende Heft dabei<br />
helfen möge, die segel- und motorbootfreie Zeit bestmöglich zu überstehen,<br />
und wünschen Ihnen ein schönes Fest und einen guten Start ins neue Jahr.<br />
Herzlichst, Ihre <strong>YACHTING</strong> Swissboat Crew<br />
Matt Müncheberg<br />
Chefredaktor<br />
P.S. – Sie haben eine interessante Wassersport-<br />
Geschichte zu erzählen, richten eine Regatta aus<br />
oder haben gerade einen Bootstörn auf eigenem oder<br />
gecharterten Kiel absolviert? Lassen Sie uns das<br />
wissen; wir sind immer auf der Suche nach spannenden,<br />
aktuellen Stories – und, wer weiss, vielleicht<br />
ist Ihr Beitrag in einer der nächsten Ausgaben von<br />
<strong>YACHTING</strong> Swissboat zu finden. Schreiben Sie an<br />
info@yachting.ch, wir freuen uns auf Ihr Feedback.
INHALT<br />
Seine Idee von komfortablen, erlebnisreichen und dabei doch individuellen Segelyacht-Reisen verwirklichte sich Andreas Steidle mit dem<br />
Bau der 54 Meter langen Stagsegelketsch CHRONOS. <strong>YACHTING</strong> Swissboat war an Bord, als das stolze (und schnelle) Schiff zu seiner<br />
ersten Regatta-Begleitfahrt zur Voiles de St. Tropez Segel setzte - Titel-Thema ab Seite 70. | Foto_Matt Müncheberg.<br />
Unser Coverfoto zeigt die neue Frauscher 858 Fantom auf dem Traunsee. Wieder<br />
einmal setzt die kleine Werft im oberösterreichischen Gmunden Massstäbe<br />
in puncto Design und Funktionalität - und zeigt, wie schön Motorbootfahren<br />
sein kann. Lesen Sie dazu unseren Bericht ab Seite 84. | Foto _ Werft<br />
4
NO. 01 | 14<br />
Titelthema<br />
MIT 1.000 QUADRATMETERN<br />
DURCHS MITTELMEER 70<br />
Segelyacht-Reisen mit der neuen CHRONOS<br />
EXTRME SAILING SERIES 12<br />
Sieg und Niederlage für ALINGHI<br />
RODRIGUES 18<br />
Fischerboot-Regatta beim Festival Créole<br />
SWITZERLAND II 28<br />
Clipper Race: 1, 2, 3 - Hopp Schwyz!<br />
DER MEDAL-MAKER 34<br />
Die Schweizer Wurzeln des australischen<br />
Erfolgs-Coachs Victor Kovalenko<br />
SEARCH & RESCUE 40<br />
Neue DGzRS-Stiftung in der Schweiz<br />
SCHWIMMENDER SCHUTZENGEL 44<br />
Zu Besuch auf dem letzten originalen Feuerschiff der USA<br />
BYE, BYE "GO ANYWHERE" 50<br />
65 Jahre Land Rover Defender<br />
RODRIGUES II 56<br />
Der Bootsbauer vom Anse Enfer<br />
BALT 27 64<br />
Kleiner Küstenkreuzer aus Polen<br />
BOOT DÜSSELDORF 80<br />
Messe-<strong>Vorschau</strong><br />
FANTOM VOM TRAUNSEE 84<br />
Die neue 858 Fantom von Frauscher im Test<br />
RUBRIKEN<br />
yachting.ch<br />
editorial 03<br />
short cuts #1 _ news 08<br />
short cuts #2 _ produkte 62<br />
Leserbrief 82<br />
short cuts #3 _ books 92<br />
impressum 95<br />
next 98<br />
5
WIDE-ANGLE<br />
<strong>YACHTING</strong> Swissboat zu Gast im berühmten New York Yacht Club/Harbour<br />
Court in der 5 Halidon Avenue in Newport, Rhode Island. Der Harbour<br />
Court ist eine Zweigstelle des NYYC "44th Street Club House" in der<br />
37 West 44th Street in New York. Gegründet im Jahr 1844, ist er einer der<br />
weltweit bedeutendsten und einflussreichsten Vereine im Segelsport. Der<br />
Club hat 3.000 Mitglieder - die Mitgliedschaft im New York Yacht Club ist<br />
jedoch nur auf Einladung möglich. YSB war anlässlich der diesjährigen<br />
Museum of Yachting Regatta vor Newport zu Gast im Club, finale Station<br />
des Panerai Classic Yachts-Regattacircuits an der US-Ostküste.<br />
6
SHORT CUTS<br />
#1<br />
BLUBOATS: NEUE WEBPRÄSENZ UND<br />
APP FÜRS IPAD<br />
Bluboats, eine Beratungs- und Vertriebsfirma, die zusammen mit<br />
einem breiten Netzwerk elegante Semi-custom- und One-Design-Yachten<br />
für das sportliche Binnensegeln aufs Wasser bringt,<br />
wurde im Frühling 2006 von Profisegler und Firmeninhaber Christian<br />
„Blumi“ Scherrer und Yachtdesigner Christian Bolinger gegründet.<br />
Mit der blu30 wurde die erste Semi-custom-Yacht entwickelt<br />
und gebaut, mit der blu26 folgte die erste One-Design-<br />
Yacht. Ziel sei es, in den nächsten Jahren eine möglichst grosse<br />
Anzahl an sportlichen, fürs Binnensegeln optimierte Yachten aufs<br />
Wasser zu bringen, die auch noch über ein ausgezeichnetes Design<br />
verfügen, sagt Christian Scherrer. Nun gab es den Launch der<br />
neuen Website: Unter bluboats.com gibt es neben Informationen<br />
zu den Booten, Videos und Links zu sozialen Netzwerken auch<br />
News aus der Wassersport-, Regatta- und Matchraceszene sowie<br />
zu einigen wichtigen Kooperationspartnern. Die gut gemachte,<br />
moderne Seite lädt auch dazu ein, sich die neu entwickelte, kostenfreie<br />
bluboats-App für das iPad herunterzuladen. Die gut gemachte<br />
Applikation ermöglicht es, die Welt von bluboats auch<br />
interaktiv kennenzulernen. Wie die Webseite auch, wird die App<br />
in deutscher und englischer Sprache angeboten – mit vielen Fotos,<br />
informativen Texten, Videos und 360-Grad-Ansichten von der<br />
blu26. bluboats.com<br />
NEUER CRUISER VON<br />
HUBER MARINE<br />
Wie Kurt Huber von Huber Marine mitteilte, arbeitet die Werft zurzeit<br />
an einem neuen Cruiser (siehe grosse Abbildung). Das Modell<br />
Cantius 45 soll eine Länge von 14,4 Metern und eine Breite von<br />
4,3 Metern haben und 13,4 Tonnen wiegen. Die Motorisierung ist<br />
mit IPS 500/600 angegeben, eine Bodenseezulassung soll möglich<br />
sein. Das Boot wird mit umfangreichem Zubehör ausgestattet<br />
sein (Generator, Klima, Tiefgefrierer, Ice Maker, Grill, elektrisches<br />
Glasdach und Sonnen-Store, darüber hinaus soll es über acht echte<br />
Schlafplätze verfügen. Als geplanter Liefertermin ist Juni/Juli<br />
2014 angegeben, dann erfolgt die Vorstellung bei Huber Marine.<br />
Die Firma in Bottighofen stellte erst im vergangenen Jahr einen<br />
9,90 Meter langen Cruiser des Typs Yuka 10M aus türkischer Fertigung<br />
vor (Rumpflänge 8,70, Breite 2,85 Meter. Dieses in klassischer<br />
Optik gehaltene, etwa 4,5 Tonnen schwere, CE-B zertifizierte Runabout<br />
für bis zu acht Personen sorgt mit viel Platz an Bord und<br />
zwei 4,2-Liter-Cummins MerCruiser-Dieseln QSD mit je 320 PS für<br />
jede Menge Fahrspass, der bei 338.000 CHF (Basispreis) beginnt<br />
und erst bei etwa 85 km/h und 3.800 U/min endet. Weitere Auskünfte<br />
zum aktuellen – und neuen – Cruiser bei Huber Marine unter<br />
071-688 64 54, hubermarine.ch.<br />
8
NEUE ULLMANN SAILS<br />
VERTRETUNG AM ZUGERSEE<br />
Die Bootswerft Hauser in Baar am Zugersee übernimmt ab sofort die Vertretung<br />
von Ullman Sails Zentralschweiz. Der Service beinhaltet Reparaturen sowie<br />
Neuanfertigungen von Touren- und Regattasegeln. Adresse: Bootswerft Hauser,<br />
Oberneuhofstrasse 13, 6340 Baar, Tel.: 041-761 71 44 bootswerft-hauser.ch.<br />
NEUE VORTRAGSREIHE<br />
ZUM SEGELTRIMM<br />
Eine neue Vortragsreihe von Segelmacher und Segeldesigner Dieter Kuhn, Ullmann<br />
Sails Schweiz, informiert Regatta- und Tourensegler. Themen dieser Vorträge sind unter<br />
anderem der richtige Segeltrimm, welches Segel für welchen Kurs? und Materialien,<br />
aus dem die heutigen Segel hergestellt sind. Dazu gibt es Erläuterungen zu den<br />
verschiedenen Herstellungsarten und die Möglichkeit, sich von Ullmann Sails das Segeldesign<br />
optimieren zu lassen. Auch das Thema „Sail ART“ wird angesprochen, und<br />
Fachausdrücke werden erläutert. Veranstaltungsorte sind unter anderem: CCS Zürich,<br />
CCS Bodensee, CCS Aarau, SCE, YCRO, YCK und die Delphino Segelschule. Interessierte<br />
Clubs oder Segelschulen können sich melden. Das Kuhn Sailing Center befindet sich in<br />
der Arbonerstrasse 4 in 8590 Romanshorn, Telefon 041-71 793 12 49. sailingcenter.ch.<br />
LAND IST NICHT GENUG:<br />
NEUER KATALOG 2014 VON<br />
MASTER <strong>YACHTING</strong><br />
Präzise 297 mm hoch und 210 mm breit,<br />
180 Seiten schwer, grün-orange und bestückt<br />
mit vielen Überraschungen – das<br />
ist er, der neue Master Yachting Katalog<br />
2014. Sein Name „Land ist nicht genug“<br />
ist dabei Programm: Aktuelle Yachten,<br />
neue Destinationen und einzigartige<br />
Features werden gezeigt. Neben den<br />
QR-Codes im Bereich der Preislisten bietet<br />
die aktuelle Segellektüre ein neues innovatives<br />
Special: Im neuen Katalog werden<br />
die virtuelle und die reale Welt eins.<br />
Durch die erweiterte Realität – der sogenannten<br />
Augmented Reality – werden digitale<br />
Inhalte mit der realen Umgebung<br />
verknüpft. Durch Hörbücher von Törnberichten<br />
und Revierinformationen, Bildergalerien<br />
sowie Videoclips zu den Destinationen<br />
und zahlreiche Links wird der Kunde<br />
schon vor dem Törn zu seinem Traumziel<br />
gebracht. Diese Zusatzfunktion lässt<br />
sich ganz einfach bedienen: Einfach die<br />
Gratis-App „Layar iOS“ oder „Layar Android“<br />
auf das Smartphone herunterladen<br />
und über die entsprechenden Katalogseiten<br />
halten. Ein Videoclip leistet Hilfestellung.<br />
Master Yachting Deutschland<br />
ist eine der führenden Charteragenturen<br />
in Europa und bietet weltweit eines der<br />
umfangreichsten Yachtcharterangebote<br />
an Segelyachten, Katamaranen und Motoryachten.<br />
In mehr als 30 Revieren und<br />
in über 20 Ländern umfasst das Angebot<br />
ca. 9.000 Yachten – von der acht Meter<br />
Bareboat-Yacht bis zur Motor-Luxusyacht<br />
mit Crew. Neben der klassischen<br />
Bareboat-Charter bietet Master Yachting<br />
auch Flottillen, Regatten und Crewed<br />
Charter mit Skipper, Koch und Hostess<br />
an. Im Angebot sind auch die Premium-<br />
Marken Sunsail und Moorings. Die Master<br />
Yachting GmbH ist seit 2008 Teil der TUI<br />
Travel PLC Unternehmensgruppe.<br />
master-yachting.de<br />
MASTER <strong>YACHTING</strong><br />
DEUTSCHLAND<br />
YACHTCHARTER WELTWEIT<br />
TEL. +49 (0)9333 90 440-0<br />
WWW.MASTER-<strong>YACHTING</strong>.DE<br />
9
SHORT CUTS<br />
# 2<br />
DIE EUROPEAN ODYSSEY BEKOMMT FLÜGEL<br />
E U R O P E A N<br />
O D Y S S E Y<br />
er Bridge geöffnet, um den Yachten ihren Weg zur Fahrt in die<br />
Bretagne frei zu machen. Danach geht es über die Biskaya nach<br />
Nordwestspanien mit einem Zwischenstopp in Portugals Hauptstadt.<br />
Von Lissabon segeln diejenigen Skipper, die ins Mittelmeer<br />
wollen, nach Gibraltar. Skipper, die zu den Kanaren möchten, segeln<br />
nach Rabat, Hauptstadt von Marokko. Ziel ist die neue Marina<br />
Lanzarote. Den Teilnehmern an der European Odyssey wird<br />
in allen Häfen ein reiches Programm an lokalen Aktivitäten geboten.<br />
Diejenigen, die später im Jahr über den Atlantik segeln<br />
möchten, erhalten den Vorteil von Vergünstigungen für längere<br />
Liegezeiten in der Marina Lanzarote. Weitere Vergünstigungen<br />
gibt es für die Teilnehmer an der Atlantic Odyssey I nach<br />
Martinique, die am 16. November 2014 startet, sowie der Atlantic<br />
Odyssey II nach Grenada, die am 9. Januar 2015 auf der Insel<br />
La Palma startet. Die European Odyssey im Jahr 2015 steht ganz<br />
unter einem europäischen Dach, denn dann werden die Yachten<br />
alle maritimen Länder der EU anlaufen. Sie startet in Constanza<br />
am Schwarzen Meer, in Venedig in der Adria sowie in Gdynia (an<br />
der Danziger Bucht, Ostsee). Die European Odyssey ist eine jährliche<br />
Veranstaltung der Cornell Sailing Events. Sie wird organisiert<br />
von einem internationalen Team erfahrener Segler, darunter einige<br />
Weltumsegler. Jeder, der an der European Odyssey teilnehmen<br />
möchte, kann sich per E-Mail an folgende Adresse wenden:<br />
info@cornellsailing.com. Mehrere Schweizer Segler hätten sich<br />
bereits angemeldet, heisst es. YSB wird von ihren Erfahrungen<br />
berichten. Facebook: EuropeanOdyssey.<br />
europeanodyssey.org.<br />
NAUTOR´S SWAN: NEUE<br />
REPRÄSENTANZ IN PORT ADRIANO<br />
Jan Opländer als geschäftsführender Gesellschafter<br />
eröffnete zusammen mit dem<br />
fin n is c h e n We r f t re p r ä s e nt a nte n J o a k i m<br />
Hildén und dem deutschen Geschäftsführer<br />
Thomas Bohrer die neue Repräsentanz<br />
der finnischen Luxusyachtmarke Nautor´s<br />
Swan auf Mallorca. "Nautor´s Swan Mallorca<br />
wird neben Neubauberatung und After-Sales<br />
Serviceleistungen für Swan-Eigner<br />
Jimmy Cornell, Gründer der ARC, hat in den letzten Jahrzehnten<br />
20 Transatlantik-Rallyes, vier Weltumseglungs-Rallyes und<br />
eine Weltumseglungs-Regatta organisiert. 3.000 Yachten und<br />
15.000 Seglern nahmen daran teil. Jimmy Cornells neuestes Projekt<br />
heisst Blue Planet Odyssey, ein Weltumseglungs-Event, welches<br />
das ehrgeizige Ziel hat, auf die Klimawandel-Effekte dieser<br />
Welt aufmerksam zu machen. Cornell lädt Yachteigner ein, die<br />
im Sommer 2014 von Nordeuropa zu den Kanaren oder ins Mittelmeer<br />
segeln möchten, an der European Odyssey teilzunehmen.<br />
Auf südlichem Kurs geht es über Grossbritannien, Frankreich,<br />
Spanien, Portugal nach Marokko. Gestartet wird im Juli<br />
2014 in Hamburg. Von dort aus segeln die Teilnehmer über die<br />
Nordsee nach London. Hier werden sie am symbolischen Start<br />
der Blue Planet Odyssey Weltumseglung dabei sein. Bei diesem<br />
spektakulären Start auf der Themse wird die berühmte Towinsbesondere<br />
Brokerage-Dienstleistungen,<br />
Charter, Yachtbetreuung, Management,<br />
Repair und Refit anbieten", erklärt Thomas<br />
Bohrer. "Wir werden ein ständiges Team auf<br />
Mallorca vor Ort haben, das auf die 25-jährige<br />
Erfahrung unseres deutschen Büros zurückgreifen<br />
kann. Mit Christian Bader haben<br />
wir einen Fachmann vor Ort, der die Bedürfnisse<br />
der Swan-Eigner kennt und technisch<br />
mit Rat und Tat zur Seite steht.“ Darüber hinaus<br />
stünden auch die Nautor´s Swan-BE-<br />
NELUX-Vertreter um Gideon Messink, Art<br />
Hiddinga und Anita van Oeveren im neuen<br />
Mallorca-Büro für Beratungen zur Verfügung.<br />
Der neue internationale Nautor Mallorca<br />
Standort befindet sich im ersten Stock<br />
des von Philippe Starck designten Hafenkomplexes.<br />
nautorswan-mallorca.com<br />
10
NAJAD SEGELT IN<br />
SICHEREN HAFEN<br />
Eine Pressemitteilung der schwedischen Lidköpings<br />
Båtsnickeri AB / SwedeStar lässt aufhorchen:<br />
Sie betrifft den Bootsbauer Najad,<br />
der nach Vindön umgezogen war und Konkurs<br />
angemeldet hatte. Danach übernimmt<br />
die Lidköping Båtsnickeri AB nun Najad vom<br />
ehemaligen Eigentümer Runo Gillholm. Weiter<br />
heisst es: „Najad wurde 1971 gegründet<br />
und hat seitdem mehr als 2.000 Segelboote<br />
gebaut. Nun werden es sogar noch mehr.<br />
Ursprünglich für den Bau von Najads Yachten<br />
konzipiert, geht die Produktion der Marke<br />
an die Werft in Henån auf Orust zurück.<br />
Mit der Übernahme findet das Unternehmen<br />
zurück zu seinen Wurzeln und wird<br />
nun von einem soliden Inhaber langfristig<br />
begleitet. Der neue Inhaber ist fest entschlossen,<br />
auch weiterhin in Schweden exklusive<br />
Segelboote nach den Regeln traditionell-regionaler<br />
Handwerkskunst für den<br />
internationalen Markt zu bauen.“ "Es freut<br />
mich, gute Nachrichten aus dem hart umkämpften<br />
schwedischen Bootsmarkt überbringen<br />
zu können“, sagt Håkan Bengtsson,<br />
Manager bei SwedeStar/Lidköpings Båtsnickeri.<br />
Der Kauf von Najad, einer der renommiertesten<br />
Brands im Markt, ergänze das bereits<br />
existierende Programm von SwedeStar<br />
bestens. Der Fertigungsprozess von Najad-<br />
Yachten solle ab sofort beginnen. Ziel sei es,<br />
die vorhandenen Fertigungsanlagen in Lidköping<br />
mit dem grossen Erfahrungsschatz<br />
bei der Herstellung von Najad-Yachten in<br />
Henån zu verbinden. Wenigstens ein neues<br />
Modell soll bereits auf der boot 2014 in<br />
Düsseldorf zu sehen sein; die erste Auslieferung<br />
sei für Mai 2014 geplant. "Mit der Übernahme<br />
und der Kombination von SwedeStar<br />
und Najad haben wir ein gutes Fundament<br />
für ein starkes und wettbewerbsfähiges Angebot<br />
geschaffen. Die Übernahme ist mit<br />
Eigenkapital finanziert, und wir investieren<br />
langfristig“, sagt Håkan Bengtsson. Das Ziel<br />
sei, nicht mehr, sondern die besten Boote zu<br />
bauen. Nach einer Zeit der Ungewissheit befinde<br />
sich Najad nun wieder in einem sicheren<br />
Hafen. „Wir freuen uns, unsere erfolgreiche<br />
Zusammenarbeit aus der Vergangenheit<br />
Swede-Star-Chef Hakan Bengtsson leitet ab sofort<br />
auch Najad (oben). Eine aktuelles SwedeStar-Modell<br />
(unten, Fotos_Werft).<br />
mit den neuen Inhabern auch zukünftig weiterzuführen",<br />
sagt auch Torsten Conradi, CEO<br />
von Judel/Vrolijk & Co. swedestar.se, lidkopingsbatsnickeri.se<br />
11
EXTREME SAILING SERIES<br />
ALINGHI bei der letzten Etappe der Extreme Sailing Series<br />
im brasilianischen FlorianÔpolis. Am Ende musste sich<br />
das Team um Morgan Larson bei Punktegleichheit mit<br />
THE WAVE, Muscat geschlagen geben.<br />
12
FOUR<br />
<strong>YACHTING</strong><br />
Swissboat<br />
POINTS<br />
TEXT _ Paul Berg | FOTOS _ OC Sport<br />
Vier Punkte betrug der Vorsprung von ALINGHI vor Dauerrivalen<br />
THE WAVE bei der siebten und letzten Etappe der<br />
diesjährigen EXTREME SAILING SERIES vor Florianapolis -<br />
Klarer Sieg für die Schweizer Crew. 74 : 74 lautete damit der<br />
Endstand. Bitter: THE WAVE wurde trotzdem als Sieger der<br />
Gesamtserie benannt, da die Crew aus Oman die besseren<br />
Einzelergebnisse aufweisen konnte. Leigh McMillan von THE<br />
WAVE ist damit der erste Skipper, der die Series zweimal gewonnen<br />
hat. Schwacher Trost: Morgan Larson sichert sich den<br />
Sieg im letzten Act knapp, der aber keinen Einfluss auf das Gesamtergebnis<br />
hatte. Sein Team ALINGHI ist damit jedoch das<br />
einzige, das ausnahmslos bei jedem der insgesamt sieben Acts<br />
in diesem Jahr auf dem Podium stand.<br />
13
EXTREME SAILING SERIES<br />
Kopf-an-Kopf-Rennen: ALINGHI (re.) und THE WAVE (li.) lagen während der gesamten Series dicht beieinander. Den letzten<br />
Act in Brasilien gewannen die Schweizer zwar mit vier Punkten Vorsprung - das änderte aber nichts daran, dass sie sich<br />
gesamt mit dem zweiten Platz begnügen mussten.<br />
Denkbar knapp ging es zu bei der diesjährigen Auflage der Extreme Sailing Series,<br />
die Mitte November im brasilianischen Florianópolis endete. Nach 190 Rennen<br />
in sieben Acts auf drei Kontinenten sicherte sich THE WAVE, Muscat den<br />
Sieg in einem der engsten Finals in der siebenjährigen Geschichte der Series. Bei<br />
perfekten zehn Knoten Wind führten Leigh McMillan, Ed Smyth, Pete Greenalgh,<br />
Hashim Al Rashidi und Musab Al Hadi die Flotte an, bevor das entscheidende<br />
letzte Rennen mit doppelter Punktezahl gestartet wurde. Es sollte spannend<br />
werden, denn die Schweizer America’s-Cup-Gewinner von ALINGHI hatten sich<br />
vorgenommen, ihnen noch einen Strich durch die Rechnung zu machen. Das<br />
klappte auch bedingt, denn im Finallauf entrissen Morgan Larson und seine<br />
Mannschaft McMillan den Sieg beim letzten Act. Plötzlich waren die Schweizer<br />
wieder ganz nah dran am Gesamtsieg bei der Series. Doch, welch ein Jammer,<br />
am Ende behielten McMillans Männer bei Punktgleichheit die Nase vorn.<br />
Grund: Im Saisonverlauf hatten sie in Summe mehr Acts gewonnen. Das war bitter<br />
für ALINGHI, die ein grossartiges Rennen abgeliefert hatten. Das letzte Rennen<br />
des letzten Acts in Florianópolis stellte das unglaubliche – und unglaublich<br />
spannende – Ende einer Saison dar, die auch durch politische Turbulenzen<br />
Schlagzeilen gemacht hatte – der türkische Act war ausgefallen, nachdem es<br />
Unruhen in Istanbul gegeben hatte. Und es war das erste Mal überhaupt, dass<br />
nach Abschluss der Series zwei Mannschaften an der Spitze die gleiche Anzahl<br />
Punkte besassen. „Es ist uns das ganze Jahr lang nicht gelungen, ALINGHI abzuschütteln.<br />
Sie haben einfach keine Fehler gemacht“, sagte McMillan nach den<br />
Rennen. Die Crew von THE WAVE habe gewusst, „dass sie alles Menschenmögliche<br />
versuchen würden, und in den vergangenen Tagen haben sie uns brutal<br />
über die Strecke gescheucht“. ALINGHI habe es im letzten Rennen hervorragend<br />
hinbekommen, sich an die Spitze zu setzen. „Wir hatten einfach nur Glück“,<br />
kommentierte McMillan den Höhepunkt der insgesamt 190 Rennen, welche<br />
vonn 54 TV-Stationen übertragen, von einer Million Zuschauern bei YouTube<br />
angeklickt und von 325.000 Zuschauern vor Ort verfolgt worden waren. Die bei-<br />
Quatre points<br />
Les résultats de l'édition 2013 de l'Extreme Sailing Series<br />
ont été on ne peut plus serrés. Cette course s'est achevée<br />
mi-novembre à Florianapolis au Brésil : après 190 régates<br />
en sept manches sur trois continents, THE WAVE MUSCAT<br />
a décroché la victoire dans l'une des finales les plus serrées<br />
des sept années d'existence de la Series. Par un vent de dix<br />
nœuds, Leigh McMillan, Ed Smyth, Pete Greenalgh, Hashim<br />
Al Rashidi und Musab Al Hadi ont mené la barque, avant<br />
le début de la dernière régate décisive comptant double.<br />
Celle-ci promettait d'être trépidante car les vainqueurs suisses<br />
de l'America's Cup sur ALINGHI étaient bien décidés à<br />
leur mettre encore des bâtons dans les roues. Et ils y sont<br />
parvenus, puisque Morgan Larson et son équipier McMillan<br />
ont arraché la victoire dans la dernière manche avec quatre<br />
points d'avance. Les Suisses se sont d'un coup retrouvés<br />
propulsés aux portes de la victoire finale. Malheureusement,<br />
malgré une égalité de points, les hommes de Mc Millan sont<br />
finalement passés devant, pour la bonne et simple raison<br />
qu’ils avaient gagné plus de manches dans la saison. La pilule<br />
a été dure à avaler pour ALINGHI, qui a pourtant livré<br />
une course magnifique. La dernière régate de la dernière<br />
manche à Florianapolis a été le bouquet final d'une saison<br />
passionnante, qui a aussi fait la une des journaux à cause<br />
de troubles politiques, la manche en Turquie ayant dû être<br />
annulée après des émeutes à Istanbul.<br />
14
Das Magazin «cruisetip» berichtet nicht nur über die<br />
Anbieter von Kreuz- und Flussfahrten, ihre Schiffe und<br />
Destinationen, sondern setzt ebenso auf den dazugehörenden<br />
Lifestyle mit Berichten zu Mode, Accessoires,<br />
Beauty und Gadgets. Nebst Kreuzfahrten<br />
werden auch Hausboot- und Segelferien sowie die<br />
Fährschifffahrt thematisiert. Abgerundet wird alles<br />
durch einen praktischen Serviceteil.<br />
Ja, ich möchte den cruisetip für CHF 15.–<br />
pro Jahr abonnieren (Versand Schweiz).<br />
Anrede: Herr Frau<br />
Nachname:<br />
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cruisetip, Primus Verlag AG, Postfach 1331, 8032 Zürich, www.cruisetip.ch, info@cruisetip.ch<br />
15<br />
Yachting
EXTREME SAILING SERIES<br />
Strahlende Sieger: Gewinner der diesjährigen Series war THE WAVE aus Oman mit 74 Punkten, gefolgt von ALINGHI (li., 2. Platz)<br />
mit ebenfalls 74 Punkten und dem österreichischen RED BULL SAILING TEAM mit 61 Punkten auf Platz 3 (re.). Das Schweizer<br />
REALTEAM belegte mit 49 Punkten einen hervorragenden fünften Platz.<br />
den Mannschaften liessen sich in Brasilien<br />
vom ersten Startschuss an nicht aus den<br />
Augen und trugen im Match-Race-Modus<br />
ihre ganz private Seeschlacht aus. „Ich hatte<br />
seit Saisonbeginn das Gefühl, dass die<br />
Entscheidung erst im letzten Rennen fallen<br />
könnte“, sagte ALINGHIS Steuermann<br />
Larson. Selbst nach dem ersten Tag des<br />
letzten Events, an dem es Leigh gelungen<br />
war, sich einen kleinen Vorsprung zu erarbeiten,<br />
sei ihm klar gewesen, „dass wir sehr<br />
hart werden kämpfen müssen“. Dennoch<br />
habe man die gesamte Zeit an eine Chance<br />
geglaubt. „Leigh hat dann von einigen<br />
Winddrehungen profitiert, und er hat den<br />
Sieg verdient!“, sagte Larson anerkennend.<br />
Lob fand Larson für seine eigene Mannschaft:<br />
„Dieses Jahr war ein Kraftakt für das<br />
gesamte Team, und ich habe es sehr genossen,<br />
mit dieser Schweizer Mannschaft<br />
zu segeln. Die Jungs an Bord haben mich<br />
wirklich gut aufgenommen.“ Jubeln konnte<br />
am letzten Wettfahrt-Tag auch das RED<br />
BULL SAILING TEAM, das sich schon vor<br />
dem Finallauf den dritten Platz in der Saisonwertung<br />
gesichert hatte. In ihrer vierten<br />
Saison standen sie damit in der Gesamtwertung<br />
erstmals auf dem Siegertreppchen,<br />
Sahnehäubchen für Doppel-<br />
Olympiasieger Roman Hagara. Vom Nahen<br />
Osten zog die Series in diesem Jahr<br />
nach Asien und Europa und schliesslich<br />
weiter nach Südamerika. McMillans Männer<br />
präsentierten sich als Mannschaft des<br />
Jahres und gewannen fünf Acts. Schon zu<br />
Saisonbeginn war sie in Top-Form und gewann<br />
Act 1 in ihrem Heimatrevier Oman.<br />
Zur Crew stiess in diesem Jahr der F18-<br />
Segler Musab Al Hadi. Mit McMillan, dem<br />
Omani Hashim al Rashidi (Bug), dem Briten<br />
Pete Greenalgh (Grosschot) und dem<br />
Kiwi Ed Smyth (Taktik) gingen ausserdem<br />
vier „Veteranen“ aus THE WAVE, Muscats<br />
siegreicher Mannschaft von 2012 am Start.<br />
Mark Turner, Executive Chairman des Veranstalters<br />
OC Sport: „Das kommende Jahr<br />
dürfte eines der aufregendsten der Series<br />
werden – einige Austragungsorte sind<br />
wieder dabei, wir werden aber auch zu<br />
neuen Ufern aufbrechen und dabei vier<br />
Kontinente berühren. Was die Mannschaften<br />
angeht, dürfen wir uns auf eines der<br />
stärksten Felder freuen, die wir je hatten.“<br />
Eine neue Chance für ALINGHI. Es bleibt<br />
spannend. YSB wird berichten. extremesailingseries.com<br />
INFO<br />
GESAMTWERTUNG 2013<br />
Rang / Team / Punkte<br />
1. The Wave, Muscat (OMA) 74 Punkte<br />
2. Alinghi (SUI) 74 Punkte<br />
3. Red Bull Sailing Team (AUT) 61 Punkte<br />
4. SAP Extreme Sailing Team<br />
(DEN) 51 Punkte<br />
5. Realteam (SUI) 49 Punkte<br />
6. GAC Pindar (NZL) 42 Punkte<br />
7. Team X Invitational 34 Punkte<br />
8. Team Korea (KOR) 16 Punkte<br />
16
1RUDRIGUES _ Regatta<br />
DIE HOLZSCHIFFE LAUFEN EINFACH SCHNELLER“,<br />
SAGT DER ORGANISATIONS-PROFI, BEI DEM ALLE<br />
FÄDEN ZUSAMMENLAUFEN. DAS MACHE SIE BEI<br />
DEN RODRIGUISCHEN SEGLERN NACH WIE VOR<br />
SEHR ATTRAKTIV – UND BEWAHRT DIE KLASSE SO<br />
VOR DEM AUSSTERBEN. TEILWEISE WÜRDEN HOLZ-<br />
BOOTE INZWISCHEN SOGAR BESONDERS „GETUNT“<br />
UND FARBENFROH ANGEMALT.<br />
17
RODRIGUES REGATTA<br />
TEXT | FOTOS_ Matt MünchebergDIE<br />
REGATTA<br />
DER<br />
LAGUNEN<br />
FISCHER<br />
PORT MATHURIN<br />
RODRIGUES<br />
ÎLE HERMITAGE<br />
ÎLE GOMBRANI<br />
ÎLE CHAT DE PIERROT<br />
Wenn in Deutschland die Boote längst aufgeslippt<br />
sind, feiern die Fischer der kleinen Maskareneninsel<br />
<strong>Rodrigues</strong> das Festival Créole, in diesem Jahr<br />
bereits zum fünfzehnten Mal. Höhepunkt sind die<br />
jeweils an einem Dezembertag laufenden Regatten<br />
der Pirogen. Sie tragen dazu bei, dass es<br />
diesen traditionellen, aus einheimischen Hölzern<br />
gebauten Doppelender mit dem typischen Lateinersegel<br />
überhaupt noch gibt.<br />
18
RODRIGUES REGATTA<br />
Wenn Herr Jean Ah-Kiam Lam Vo Hee einmal im Jahr im Dezember<br />
auf <strong>Rodrigues</strong> zur Regatta ruft, kann er sicher sein,<br />
dass viele Segler seinem Ruf folgen. Lam Vo Hee, bekleidet mit<br />
grosskrempigem Strohhut, grosser Sonnenbrille, weissem T-Shirt,<br />
einer roten Trainingsjacke und beigefarbenen Shorts, ist Präsident<br />
des grössten Yachtclubs von <strong>Rodrigues</strong> – der im übrigen auch<br />
der einzige der nur 18 mal 8 Kilometer messenden kleinsten der<br />
insgesamt drei Maskareneninseln ist. „Regatta-Club der Insel <strong>Rodrigues</strong>“<br />
lautet der stolze Name dieses traditionell ausgerichteten<br />
Segelvereins mit Sitz mitten im Indischen Ozean. „Bei den mehr<br />
als 50 Booten, die sich dem Club angeschlossen haben, handelt es<br />
sich ausschliesslich um Pirogen“, sagt Lam Vo Hee. Rodriguische<br />
Pirogen sind Segelboote zwischen fünf und acht Metern Länge,<br />
welche seit langem zum Fischen in der Lagune benutzt werden.<br />
Im Gegensatz zu den grösseren mauritischen Pirogen mit Spiegelheck<br />
haben die auf <strong>Rodrigues</strong> verwendeten ein Kanuheck. Das<br />
mache sie so einzigartig.<br />
Wenn der 50-jährige Rodriguer von seinem Arbeitsplatz am Anse<br />
Enfer hinaus auf die hellgrün schimmernde Lagune Richtung Südwesten<br />
blickt, dann kann er gut die Île Hermitage mit ihrem steil<br />
aufragenden Felsen sehen. Dahinter erkennt er gerade noch die<br />
grüne Île Chat de Pierrot, die Katzeninsel, und rechts daneben die<br />
langgestreckte, flache Île Gombrani. Die Eilande sind Teil des unter<br />
Naturschutz stehenden Marineparks südlich der Hauptinsel in<br />
der Nähe der – neben Port Mathurin einzigen weiteren – Passage-<br />
Möglichkeit für Yachten durchs Riff, dem Port Sud-Est. Zwischen<br />
den kleinen Inseln hindurch, um sie herum und an der nicht allzu<br />
fernen Riffkante entlang segeln die klassischen, kleinen rodriguischen<br />
Segel-Pirogen. Zumeist sind nur zwei Mann Besatzung an<br />
Bord, Steuermann und „Mast-Affe“. Wenn die Boote zum Fischen<br />
benutzt werden, und das kommt auf <strong>Rodrigues</strong> noch sehr häufig<br />
vor, dann sind auch schon mal drei Personen an Bord.<br />
Die Lagune, welche sich stellenweise mehrere hundert Meter von<br />
der Uferlinie der Insel aus Richtung offener Ozean erstreckt, gab<br />
die Bedingungen für die Konstruktion der Boote mit den harmonisch<br />
anmutenden Linien vor. Da diese überwiegend flach ist,<br />
durften die Boote der Fischer keinen grossen Tiefgang haben.<br />
Ohne Schwert, dafür nur mit einem wenige Zentimeter langen,<br />
dafür aber durchgehenden Kiel ausgestattet, sind die offenen<br />
Boote deshalb äusserst kippelig, wenn der Passat weht und die<br />
traditionellen Lateinersegel gesetzt worden sind; als „rank“ bezeichnen<br />
Segler diese Eigenschaft einer Yacht, sensibel auf Wind<br />
zu reagieren. Inzwischen gebe es in seinem Club auch Boote aus<br />
Fiberglas, sagt „Mr. President“ Lam Vo Hee, der Anteil an Eignern<br />
von Holzbooten werde immer geringer. Als Grund dafür macht<br />
der kräftige Mann mit den asiatischen Wurzeln den Preis aus: Der<br />
sei für Plastik- und Neubauten von Holzbooten nahezu gleich<br />
hoch. Während die aus mauritischem Mahagoni und rodriguischem<br />
Jackfruitbaumholz hergestellten Boote jedoch viel Pflege<br />
benötigten, müsse man sich um die mit Glasfasern verstärk-<br />
DIE LAGUNE GAB DIE<br />
BEDINGUNGEN FÜR DIE<br />
KONSTRUKTION DER BOOTE<br />
MIT DEN HARMONISCH<br />
ANMUTENDEN LINIEN VOR.<br />
ten Kunststoffboote (GfK) kaum kümmern. Deshalb würden sich<br />
beim Neukauf einer Segelpiroge immer mehr Fischer für die Variante<br />
aus GfK entscheiden.<br />
Genau aus diesem Grunde kommt Lam Vo Hees einmal im Jahr<br />
laufender Fischerboot-Regatta für den Erhalt der traditionellen<br />
Holzschiffe jedoch allergrösste Bedeutung zu. Und: „Die Holzschiffe<br />
laufen einfach schneller“, sagt der Organisations-Profi, bei<br />
dem alle Fäden zusammenlaufen. Das mache sie bei den rodriguischen<br />
Seglern nach wie vor sehr attraktiv – und bewahrt die<br />
Klasse so vor dem Aussterben. Teilweise würden Holzboote inzwischen<br />
sogar besonders „getunt“ und farbenfroh angemalt.<br />
Diese würden dann in den wenigen vorhandenen Garagen auf<br />
der Insel oder sogar in den Wohnhäusern der Segler gut geschützt<br />
und wohlbehütet untergestellt. Nur zu besonderen Anlässen,<br />
etwa zum Regattieren, würden diese „Schätzchen“ dann<br />
hervorgeholt und, auf Lkws verladen, zur Île Michel gekarrt. Fakt<br />
ist: In den letzten Jahren haben regelmässig Holzboote die vorderen<br />
Plätze belegt. Zwar gebe es neuerdings neben den traditionellen<br />
zwei Holzboot-Klassen auch eine eigene, speziell für<br />
GfK-Yachten mit einer Länge zwischen 21 und 23 Fuss eingerichtete,<br />
die inzwischen mit elf startenden Teams sogar die grösste<br />
Teilnehmer-Klasse stellt. Doch im direkten Vergleich Holz gegen<br />
Plastik seien zumeist die „wooden Boats“ siegreich, sagt Lam Vo<br />
Hee. Die Frage, ob das geringere Speed-Potential der Plastikboote<br />
an der für ihren Bau verwendeten Formen liegen könnte,<br />
die vielleicht einen schlechteren „Shape“ besitzt, oder an dem<br />
grösseren Gewicht der GfK-Yachten im Vergleich zu ihren hölzernen<br />
Schwestern, lässt der Segler offen.<br />
Die Bedeutung der Regatta für den Erhalt der alten, für <strong>Rodrigues</strong><br />
jahrzehntelang so charakteristischen Holzboote hat auch die<br />
Regierung des seit Kurzem selbständigen Eilandes erkannt. Sie<br />
nahm die an nur einem Tag laufende Wettfahrt 1998 in das Programm<br />
des vor 15 Jahren ins Leben gerufenen Festival Créole auf.<br />
Denn bei den Pirogen handelt es sich neben dem endemischen<br />
Solitaire-Vogel um eines der Wahrzeichen der Insel, und Fotos davon<br />
dürfen in keinem Reiseprospekt fehlen. Über die Einhaltung<br />
der ausgeschrieben Klassenvorschriften und die Befolgung der<br />
Wettfahrtregeln wacht Herr Ahkeng Frankilen. Mit Schreibblock,<br />
Stift und Massband ausgerüstet, kontrolliert er penibel die Boote,<br />
die sich bei ihm angemeldet haben. Das sind neben den GfK-Boo-<br />
20
<strong>Rodrigues</strong> ist eine zu Mauritius<br />
gehörige Insel im Indischen Ozean,<br />
580 km östlich der Hauptinsel gelegen.<br />
Die Hauptstadt des 109 km2 grossen<br />
Eilandes ist Port Mathurin. Die Insel<br />
hat über 40.000 Einwohner, die,<br />
abgesehen von kleinen europäischen<br />
und tamilischen Minderheiten, afrikanischer<br />
Herkunft sind. Unter ihnen<br />
sind auch einige Rastafari, welche ihre<br />
Religion unter anderem durch "Ganja"-<br />
Konsum und Dreadlocks leben.<br />
21
RODRIGUES REGATTA<br />
ten in diesem Jahr zwei der bis zu 22 Fuss langen kleinen Holzboote,<br />
und in der Klasse der bis zu 25 Fuss langen hölzernen Yachten<br />
sieben. Prompt erwischt Frankilen eine Crew beim Schummeln:<br />
Sie hatte die Länge ihres Bootes als zu gering angegeben, tatsächlich<br />
stellte sich bei der Vermessung heraus, dass die Yacht länger<br />
als 22 Fuss ist und damit in die nächstgrössere Klasse gehört.<br />
Denn auch hier gilt: Länge läuft.<br />
Freigestellt bleibt den Crews dagegen die Wahl der Segelgrösse.<br />
Das Risiko segelt jedoch immer mit: Entscheidet sich ein Team<br />
für die Verwendung eines grossen Tuches, kann zwar ein stärkerer<br />
Vortrieb erzeugt werden. In einer Bö können die teilweise über 10<br />
Meter langen Bambus-Spieren, die das dreieckig geschnittene, sogenannte<br />
Lateinersegel tragen, jedoch schnell brechen. Und tatsächlich,<br />
beim Start der elf Fiberglas-Boote bei der ersten Wettfahrt<br />
ist neben dem Verlust eines Mastes auch eine gebrochene Spiere<br />
zu beklagen. Grund dafür ist eine durchziehende Regenfront<br />
mit wechselnden, starken Winden. Zu stark auch für die Crew der<br />
SKORPION II: Nach der letzten Wende im dritten Rennen nimmt<br />
der Skipper das Segel des knapp acht Meter langen, weissen Holzbootes<br />
zu dicht. „An zweiter Stelle liegend, wollte er keinen Raum<br />
verschenken und möglichst hart an den Wind gehen, um einen<br />
besseren Kurs zur Ziellinie anliegen zu können“, sagt ein Crewmitglied<br />
nach der Regatta. Dieser Plan geht jedoch schief. Das Boot<br />
holt zwar stark krängend auf, doch dann zieht eine kurze, kräftige<br />
Böe über das Feld hinweg. Das ist zuviel für die SKORPION II: Sieben<br />
Mann Besatzung gehen über Bord, das Boot läuft voll.<br />
Fischer zerlegen ihren frischen Fang am Hafen von Port<br />
Mathurin. Restaurantbesitzer und Einheimische sind ihre<br />
Abnehmer - frischer geht es nicht.<br />
Nun heisst es für Daniel und seine Mitsegler, möglichst schnell<br />
das Wasser wieder aussenbords zu bringen, um die Regatta<br />
würdig auf eigenem Kiel unter Segeln während des Zeitlimits<br />
durchs Ziel zu bringen. Das gelingt, und unter tosendem Beifall<br />
der auf der kleinen Felsen-Halbinsel Ile Michel stehenden Hunderten<br />
von Zuschauern rauscht die SKORPION II über die Linie.<br />
Als letztes Boot zwar, doch das tut der Freude der Crew keinen<br />
Abbruch. „Mitmachen ist alles, die Stimmung ist überwältigend,<br />
und wir sind hier alle wie eine einzige, grosse Familie“, resümiert<br />
am Ende der Wettfahrt ein sichtlich geschaffter, aber nichtsdestotrotz<br />
überaus glücklicher Daniel. Seine Ehefrau Lorraine, mit<br />
der der ehemalige französische Feuerwehrmann zusammen Exkursionen<br />
zu den vorgelagerten Inseln und Tauch-Trips mit dem<br />
kräftigen Motorboot ZOMALDAN anbietet, ist stolz auf ihren<br />
Mann. Sie ist schon oft mitgesegelt auf einer der traditionellen<br />
Pirogen. Sie weiss, wie viel Kraft es erfordert und wie schwierig<br />
es ist, mit diesem Bootstyp zu segeln, ihn überhaupt unter Kontrolle<br />
halten zu können. Doch auch die hübsche Kreolin wurde<br />
vom Segel-Virus befallen: Vielleicht wird sie im nächsten Jahr mit<br />
der ersten rein weiblichen Crew an den Start gehen, wenn „Mr.<br />
President“ Lam Vo Hee erneut zur Teilnahme an der Regatta der<br />
traditionellen Segel-Pirogen von <strong>Rodrigues</strong> aufruft, beim dann<br />
bereits zum 16. Mal laufenden Festival Créole in der Lagune einer<br />
kleinen Insel mitten in den Weiten des Indik.<br />
tourism-rodrigues.mu<br />
„MITMACHEN IST<br />
ALLES, DIE STIMMUNG<br />
IST ÜBERWÄLTIGEND,<br />
UND WIR SIND HIER<br />
ALLE WIE EINE EINZIGE,<br />
GROSSE FAMILIE“,<br />
RESÜMIERT AM ENDE<br />
DER WETTFAHRT<br />
EIN SICHTLICH<br />
GESCHAFFTER, ABER<br />
NICHTSDESTOTROTZ<br />
ÜBERAUS<br />
GLÜCKLICHER DANIEL.<br />
22
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RODRIGUES REGATTA<br />
Einmal im Jahr, immer im Dezember, laufen auf der kleinen Maskareneninsel <strong>Rodrigues</strong> die Regatten der Fischer auf ihren kleinen<br />
Segelpirogen. Bei den Wettfahrten ist viel Geschick gefordert: Einmal nicht aufgepasst, und schon kentern die ranken, kielllosen<br />
Boote, die bei den Regatten eigentlich übertakelt sind. Einmal zu hart am Wind gesegelt, und schon knicken die einfachen, zusammengestückelten<br />
Masten aus Bambusspieren wie Streichhölzer.<br />
Foto unten rechts: Yachtclub-Präsident Jean Ah-Kiam Lam Vo Hee und der Regatta-Vermesser Ahkeng Frankilen sind die Organisatoren<br />
der Pirogen-Wettfahrt im Dezember eines jeden Jahres.<br />
Der <strong>Rodrigues</strong>-Solitär ist eine ausgestorbene Art der Taubenvögel. Der etwa 90 cm grosse Vogel<br />
war ein Bodenbewohner und lediglich auf der Insel <strong>Rodrigues</strong> verbreitet. Er dient in diesem Heft<br />
als Kennzeichen für Stories, in denen es um die kleine Insel im Indischen Ozean geht. Im Zuge der<br />
Besiedlung der Insel starb der flugunfähige Solitär in der Mitte des 18. Jahrhunderts aus. Grund<br />
dafür waren eingeschleppten Schweine und Katzen sowie die Bejagung durch den Menschen.<br />
Francois Leguat, der zwischen 1691 und 1693 auf <strong>Rodrigues</strong> lebte, beschrieb den Solitär als etwa<br />
20 kg schweren, truthahnähnlichen Vogel mit kurzen Flügeln.<br />
24
La régate des pêcheurs de la lagune<br />
Si en Suisse, les bateaux sont depuis longtemps en hivernage, les pêcheurs<br />
de la petite île <strong>Rodrigues</strong>, dans les Mascareignes, fêtent déjà cette année la<br />
quinzième édition du festival Kreol. Les moments forts du festival sont les régates<br />
de pirogues qui se déroulent un jour de décembre. Elles contribuent à<br />
la survivance de ces double-ender traditionnels en bois local, pourvus d'une<br />
voile latine typique. Lam Vo Hee, coiffé d'un chapeau de paille à larges bords<br />
et vêtu d'une grande paire de lunettes, d'un T-shirt blanc, d'une veste de jogging<br />
rouge et d'un short beige est le président du plus grand club nautique de<br />
<strong>Rodrigues</strong>. Il s'agit d'ailleurs du seul club de la plus petite des trois îles Mascareignes,<br />
avec une superficie de dix-huit kilomètres sur huit. Le « Club de Régates<br />
de l'île <strong>Rodrigues</strong> », tel est le nom porté fièrement par cette association de voile<br />
traditionnelle basée au cœur de l'Océan Indien. « Plus de 50 bateaux adhèrent<br />
au club et ce sont exclusivement des pirogues », explique Lam Vo Hee. Les pirogues<br />
de <strong>Rodrigues</strong> sont des voiliers de cinq à huit mètres de long, utilisés<br />
depuis longtemps pour la pêche dans la lagune. Contrairement aux pirogues<br />
mauriciennes plus grandes, qui ont la poupe carrée, celles de <strong>Rodrigues</strong> ont<br />
une poupe de canoë. C'est ce qui les rend si singulières. Les petites pirogues à<br />
voile classiques de <strong>Rodrigues</strong> naviguent entre les petites îles, autour d'elles et<br />
le long des proches récifs. La plupart du temps, deux personnes sont à bord,<br />
un barreur et un équipier au mât. Quand les bateaux servent pour la pêche, ce<br />
qui arrive encore très souvent à <strong>Rodrigues</strong>, il arrive qu'il y ait trois personnes<br />
à bord. La lagune, qui s'étend par endroits sur plusieurs centaines de mètres<br />
entre le rivage et l'océan, a dicté le plan de construction des bateaux et leurs<br />
lignes harmonieuses. Comme ces bateaux de pêche sont plats, ils ne peuvent<br />
pas avoir un grand tirant d'eau. Ne possédant pas de dérive, mais juste une<br />
quille de quelques centimètres, ces bateaux ouverts sont donc particulièrement<br />
instables quand les alizés soufflent et que les voiles latines traditionnelles<br />
sont levées. Depuis peu, le club compte également des bateaux en « fibre de<br />
verre », nous relate « Monsieur le Président » Lam Vo Hee. Les propriétaires de<br />
bateaux en bois seraient de moins en moins nombreux. Cet homme robuste<br />
aux origines asiatiques considère que leur prix en est la cause : il est sensiblement<br />
le même qu'il s'agisse de nouvelles constructions en plastique ou de bateaux<br />
en bois. Alors que les bateaux en bois d'acajou mauricien ou de jaquier<br />
rodriguais nécessitent beaucoup de soins, les bateaux en plastique renforcé<br />
de fibre de verre (PRV) seraient faciles à entretenir. C'est pourquoi, selon Lam<br />
Vo Hees, les pêcheurs optent de plus en plus fréquemment pour l'achat de pirogues<br />
à voile en PRV. Et c'est justement pour cette raison qu'il lui tient à cœur<br />
d'organiser la régate annuelle de bateaux de pêche, dans le souci de faire perdurer<br />
ces bateaux de bois traditionnels.<br />
25
RODRIGUES WATERSTONE<br />
DER HERR DER<br />
YACHTEN<br />
TEXT | FOTOS_ Matt Müncheberg<br />
Ein älterer, gepflegter Herr verlässt sein einfaches, kleines<br />
Wohnhaus an der geschützten Baie aux Huîtres, der Oyster Bay,<br />
gleich in der Nähe der Grundschule L`école primaire „Cardinal“,<br />
schnappt sich sein altes Fahrrad und fährt mit ihm über die Brücke<br />
am Hafen von Port Mathurin. Sein Name: James Waterstone.<br />
James, mit grüner Cap, sauber gebügeltem rot kariertem Hemd<br />
und grauer Hose, stellt am Hafen sein Fahrrad ab und wartet. Sein<br />
Blick wandert über die Lagune und die schmale Hafeneinfahrt.<br />
Um 1800 herum kam sein aus Irland stammender UrUrgrossvater<br />
John Waterstone nach Mauritius. William, dessen Sohn (und James΄<br />
Urgrossvater), zog es dann ein paar Jahre später auf die 605 Kilometer<br />
entfernte Insel <strong>Rodrigues</strong>. Dort war er verantwortlich für ein<br />
Boot der Marine. Boote, insbesondere Segelyachten, haben es auch<br />
dem schliesslich 1938 auf <strong>Rodrigues</strong> geborenen James Waterstone<br />
angetan. Der grossgewachsene, schlanke und freundliche ältere<br />
Herr lädt uns zu sich nach Hause ein. Er reicht Kekse und Saft.<br />
An der Wand hängt eine Kuckucksuhr, made in Taiwan, gekauft auf<br />
einem mauritischen Markt. Plastikblumen schmücken das kleine,<br />
saubere Wohnzimmer. Vorhänge mit chinesischen Schriftzeichen<br />
dienen als Abtrennung von Schlafzimmer und Küche. Alle halbe<br />
Stunde schnarrt aus einer Elektro-Uhr eine Stimme auf französisch<br />
die Zeit. Jeweils kurz danach meldet sich der mauritische Kuckuck.<br />
James, der sich vom Gefängnisaufseher zum Gerichtsdiener emporgearbeitet<br />
hat, fährt seit den achtziger Jahren zum Hafen. Je-<br />
JAMES BAT IHN, HINTEN AUF<br />
DAS BILD EINE WIDMUNG<br />
AUFZUSCHREIBEN. NUR SO,<br />
ZUR ERINNERUNG AN DAS<br />
NETTE GESPRÄCH. GESAGT,<br />
GETAN. SEITDEM SAMMELT<br />
JAMES WATERSTONE<br />
FOTOS UND NOTIZEN VON<br />
YACHTEIGNERN, DIE DIE INSEL<br />
ANSTEUERN.<br />
Er ist der "Herr der Yachten" in Port Mathurin auf <strong>Rodrigues</strong>: James Waterstone<br />
dokumentiert alle einlaufenden Sportyachten; auf sechs dicke gebundene Bände<br />
hat er es in den letzten Jahrzehnten gebracht.<br />
26
den Tag. Mit seinem schwarzen, perfekt gewarteten Rad das etwas<br />
nostalgisch wirkt. 1966 hat er es für 250 Rupies gekauft, umgerechnet<br />
etwas mehr als sechs Euro. James΄ Passion: Er dokumentiert alle<br />
in Port Mathurin einlaufenden Segelyachten.<br />
Da es der einzige Hafen auf <strong>Rodrigues</strong> ist, müssen dort alle Segelyachten<br />
anlegen, die bunkern oder etwas reparieren wollen. Ein<br />
typischer Etappenhafen, denn zu sehen gibt es nicht viel auf der<br />
18 Kilometer langen und nur acht Kilometer breiten Insel, wenn<br />
man auf der Durchreise ist. Wenn die Boote dann die schmale Hafeneinfahrt<br />
passiert haben – lediglich ein paar Pfähle kennzeichnen<br />
den Weg durchs Riff –, dann steht James oft schon da. Er<br />
nimmt die Leinen entgegen und sagt freundlich hallo. Angefangen<br />
hat alles mit einem Eigner einer Yacht, mit dem er ins Gespräch<br />
gekommen war. Der schenkte ihm zum Abschied ein Foto<br />
von sich und seinem Boot. James bat ihn, hinten auf das Bild eine<br />
Widmung aufzuschreiben. Nur so, zur Erinnerung an das nette<br />
Gespräch. Gesagt, getan. Seitdem sammelt James Waterstone Fotos<br />
und Notizen von Yachteignern, die die Insel ansteuern. Irgendwann<br />
begann er, Bücher anzulegen, in die er die Bilder einklebte<br />
und die Besucher fortan ihre Notizen und Grüsse notieren liess.<br />
James Waterstone mit Fahrrad vor seinem Haus<br />
an der Oyster Bay. Die berühmteste Yacht, welche<br />
er bisher dokumentierte, war die FREYDIS der<br />
Weltumsegler Erich und Heide Wilts. Sie liefen das<br />
kleine Eiland 2001 an.<br />
Sechs dicke Bände sind daraus bis heute geworden. Eines sei ihm<br />
von einem Touristen, der ihn zu Hause besucht hatte, gestohlen<br />
worden, ärgert sich der sonst so gut gelaunte, freundliche Herr. Pro<br />
Jahr und Saison kämen im Schnitt um die 20 Yachten, sagt James.<br />
Macht in 21 Jahren 420 Boote, die alle in seinen Büchern dokumentiert<br />
sind. Höchstwahrscheinlich sind es jedoch viel mehr, denn<br />
neuerdings wird <strong>Rodrigues</strong> von bis zu 50 Yachten angelaufen. Die<br />
Segler nähmen sich jetzt mehr Zeit, „wegen der Piraten“.<br />
Er mache das aus rein privaten Gründen und nur so zum Spass,<br />
sagt James, und er lächelt dabei. Viele Freundschaften seien daraus<br />
entstanden. Auch der Besuch der FREYDIS ist penibel verzeichnet<br />
worden. Ankunft: 19. Juli, Abreise: 1. August 2001. Es sei<br />
eine grosse Freude und eine positive Erfahrung gewesen, <strong>Rodrigues</strong><br />
angelaufen zu haben. Die das vor zwölf Jahren neben<br />
einem aufgeklebten Schwarzweiss-Foto in James Waterstones<br />
Buch geschrieben haben, sind keine geringeren als die Weltumsegler<br />
Erich und Heide Wilts.<br />
Doch James liess es nicht bei seiner exklusiven Sammlung bewenden.<br />
Stets war und ist er hilfsbereit, vermittelt Kontakte für Reparaturen<br />
oder fürs Wäschewaschen und gibt Informationen zum Einkauf.<br />
Auch für durstige Segler hat er einen Tipp parat: Bei Minko<br />
gleich hinter dem Hafen, in der „5th Avenue von <strong>Rodrigues</strong>“, gibt es<br />
gut gekühltes, lokales Phoenix-Bier in 0,65-Liter-Flaschen. Heute ist<br />
„Pay Day“, da sind alle Tische von den Männern besetzt – zum Unwillen<br />
ihrer rodriguischen Frauen. Minko ist so etwas wie das Azorische<br />
„Café Sport“ von <strong>Rodrigues</strong>. Auch hier trinken Segler – neben<br />
Hafenarbeitern und Einheimischen – ihr erstes Bier, nach langer Abstinenz<br />
auf See. Ein Muss für einlaufende Segler – genau wie ein Besuch<br />
bei James Waterstone in der Oyster Bay.<br />
Le seigneur des voiliers<br />
Depuis plus de 40 ans, James Waterstone va quotidiennement<br />
à vélo jusqu'à Port Mathurin. Il accueille les voiliers<br />
qui entrent dans l'unique port de <strong>Rodrigues</strong> et les répertorie<br />
dans un livre épais, relié en simili-cuir. Il en est d'ailleurs<br />
au sixième exemplaire. Selon lui, depuis la recrudescence<br />
de la piraterie dans la corne de l'Afrique, les escales de<br />
voiliers sur la petite île des Mascareignes, au milieu de<br />
l'océan Indien, sont plus fréquentes. Cet homme soigné,<br />
d'un certain âge, quitte souvent son petit immeuble sobre<br />
situé dans la zone protégée de la Baie aux Huîtres, près de<br />
l'école primaire « Cardinal ». Il enfourche alors son vieux<br />
vélo et rejoint Port Mathurin après avoir traversé le pont.<br />
James, avec sa casquette verte, sa chemise à carreaux<br />
rouges immaculée et repassée et son pantalon gris, gare<br />
son vélo au port et attend. Son regard balaie la lagune et<br />
l'étroite entrée du port. James, qu'un travail acharné avait<br />
fait passer de gardien de prison à huissier appariteur, va<br />
au port depuis les années 80. Quotidiennement. Avec son<br />
vélo noir parfaitement entretenu et empreint de nostalgie.<br />
Il l'a acheté en 1966 pour 250 roupies mauriciennes, soit<br />
un peu plus de six euros. La passion de James : inventorier<br />
tous les voiliers qui entrent à Port Mathurin. Selon lui, une<br />
vingtaine de voiliers y séjourneraient par an et par saison.<br />
Ce qui fait un total de 420 bateaux en 21 ans, tous répertoriés<br />
dans ses livres. Mais il y en a probablement eu bien<br />
plus car depuis peu, <strong>Rodrigues</strong> reçoit jusqu'à 50 voiliers en<br />
escale. Les navigateurs prendraient maintenant plus leur<br />
temps, « à cause des pirates ».<br />
27
CLIPPER ROUND THE WORLD<br />
1, 2, 3 –<br />
HOPP SCHWYZ!<br />
TEXT _ Hans-Harald-Schack | FOTOS_ Crew SWITZERLAND / Clipper Ventures<br />
28<br />
123 Quadratmeter Grosssegel, 330 Quadratmeter Leichtwind-Spinnaker! SWITZERLAND unter Vollzeug.
MIT<br />
TEIL II<br />
SWITZERLAND<br />
<strong>YACHTING</strong><br />
Swissboat<br />
UM DIE WELT<br />
SAN FRANCISCO,<br />
USA<br />
6<br />
NEW YORK<br />
7<br />
DERRY,<br />
LONDON-DERRY<br />
8<br />
1<br />
BREST,<br />
FRANCE 1<br />
8 DEN HELDER, NETHERLANDS<br />
LONDON, UK<br />
QINGDAO,<br />
CHINA<br />
6<br />
7<br />
7 JAMAICA<br />
PANAMA<br />
5<br />
SINGAPORE<br />
1 ALBANY,<br />
RIO DE JANEIRO, 2<br />
BRAZIL<br />
CAPE TOWN,<br />
AUSTRALIA 3<br />
4<br />
SOUTH AFRICA<br />
HOBART, 4<br />
AUSTRALIA<br />
4<br />
BRISBANE, AUSTRALIA<br />
SYDNE, AUSTRALIA<br />
GUTE LEISTUNG, SCHWACHER<br />
PLATZ: DAS CLIPPER ROUND THE<br />
WORLD RACE HAT DIE SÜDLICHE<br />
HEMISPHÄRE ERREICHT, DIE<br />
STIMMUNG AN BORD VON<br />
SWITZERLAND IST GUT. BEI DEN<br />
PLATZIERUNGEN IST ALLERDINGS<br />
NOCH LUFT NACH OBEN.
CLIPPER ROUND THE WORLD<br />
C<br />
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I<br />
P<br />
P<br />
E<br />
R<br />
Wie stolz Vicky Ellis (30) und ihre Crew auf ihre bisherige<br />
Leistung waren, lässt sich der E-Mail entnehmen, mit der sich<br />
die Skipperin nach der 1. Etappe für die kurze Zeit des Landaufenthalts<br />
von der Internet-Gemeinde verabschiedete: „Wir sind in<br />
Rio! Mit 13 Knoten unter Spinnaker in die Hafenbucht gesegelt,<br />
Halse zwischen Inseln und Containerschiffen, unter den wachsamen<br />
Augen der Christus-Statue auf dem Berg. Erfordert Mumm,<br />
wir haben’s gemacht! Gute Crew!“ Und dann dichtete sie ein kleines<br />
Liedchen über die „amazing“ Crew, die es geschafft hat, die<br />
Walen ebenso wie Gewitterböen ausweicht, die Kalmen und Passate<br />
durcheilt und die den Spi hochreisst, während die Sonne untergeht.<br />
Ihre tolle Crew, die hager, braungebrannt und „prägnant<br />
duftend“ die Strecke Brest-Rio absolviert hat! Das Gedicht endet<br />
mit „1, 2, 3 – Hopp Schwyz!". Das Versmass erinnert ein wenig an<br />
eine Kreuz bei Windstärke 8 im Ärmelkanal, aber es schwingt auch<br />
die Vorfreude auf den Landgang in Rio mit und auf die Chance, es<br />
beim nächsten Leg noch besser zu machen.<br />
Denn die erste Etappe endete mit einem ernüchternden 10.<br />
Platz. Platz 7 im ersten Rennen (London - Brest) und Platz 10 im<br />
zweiten (Brest – Rio) ergaben unterm Strich 9 Punkte. Besser als<br />
nichts, denn auch dieser 10. Platz war hart erkämpft. Für Freunde,<br />
NACH DEN KALMEN GING<br />
ES ZÜGIG WEITER, ABER DIE<br />
HOFFNUNG AUF PLATZ 8 ODER<br />
BESSER WAR MIT DER VOM<br />
WETTERGLÜCK BEGÜNSTIGTEN<br />
SPITZENGRUPPE HINTER DEM<br />
HORIZONT VERSCHWUNDEN,<br />
UND DIE KONKURRENZ IM<br />
KIELWASSER BLIEB DRAN.<br />
R<br />
A<br />
C<br />
E<br />
Zufriedene Gesichter nach dem 1. Race, immerhin ein 7. Platz in einem taktisch komplizierten Rennen. Auf "Switzerland" segeln unter britischer<br />
Flagge am Heck und Schweizer Flagge auf dem Vorschiff insgesamt 61 Crewmitglieder aus 10 Nationen<br />
30
Familien und künftige Mitsegler, welche die Schiffspositionen<br />
daheim vor ihren Computern verfolgten, war es kaum weniger<br />
aufregend als für die Segler an Bord.<br />
Kalmen, Rossbreiten, Intertropical Convergence Zone (ITCZ), die Doldrums<br />
– egal wie man ihn nennt, der Flautengürtel sägte an den Nerven.<br />
Unter Deck rann der Schweiss in Strömen, oben brannte die Sonne<br />
gnadenlos. SWITZERLAND war auf dem Weg zu den Kalmen ins<br />
hintere Drittel des Feldes gerutscht und dann in dem Gebiet drehender<br />
Winde, wo sich heftige Regenböen mit Totenflaute abwechseln,<br />
hängengeblieben, während die Spitzengruppe deutlich mehr Glück<br />
mit dem Wetter hatte. Die Kalmen sind ein Glücksspiel, und selbst<br />
die erfahrenen Wetter-Router der Profis (deren Hilfe im Clipper Race<br />
nicht erlaubt ist) können ihren Kunden hier oft wenig helfen.<br />
Nach den Kalmen ging es zügig weiter, aber die Hoffnung auf Platz<br />
8 oder besser war mit der vom Wetterglück begünstigten Spitzengruppe<br />
hinter dem Horizont verschwunden, und die Konkurrenz<br />
im Kielwasser blieb dran. In den letzten drei Tagen blieb es im hinteren<br />
Viertel des Feldes so spannend wie vorn: Während GARMIN ungehindert<br />
seinem 9. Platz entgegen strebte, setzte SWITZERLAND<br />
sich zunächst fünfzig Meilen von seinem Verfolger MISSION PER-<br />
FORMANCE ab und kreuzte sich dann von der nach Norden setzenden<br />
Strömung unter Land Richtung Osten frei. MISSION PERFORM-<br />
NACE aber blieb auf Südkurs und holte auf! Im Kampf gegen Strom<br />
und Wind kam der Verfolger auf 20 Meilen heran – und es waren<br />
noch hundert Meilen bis zum Ziel! Am Ende hatte sich SWITZER-<br />
LANDs Strategie ausgezahlt, mit besserem Wind und ohne Gegenstrom<br />
waren sie bald wieder knapp 50 Meilen voraus. Ozean-Rennen<br />
können Match Races sein, nur dass sie länger dauern.<br />
Die nächste Etappe begann für die Zuschauer vor den Computern<br />
an Land gleich wieder mit hinteren Plätzen, aber diesmal lag es an<br />
der Strategie. SWITZERLAND wählte einen südlicheren Kurs als die<br />
anderen, die sich die Option offenhalten wollten, im Scoring Gate<br />
Punkte zu machen. Auch INVEST AFRICA, die die erste Etappe auf<br />
dem letzten Platz mit Motorhilfe beendet hatte, war konsequent<br />
nach Süden gelaufen, was ihr für die erste Phase des Rennens den<br />
hintersten Platz im Feld eintrug. Das Südatlantikhoch lag ungewohnt<br />
tief im Süden, und Skipper Rich Gould hatte offenbar die<br />
Sorge, noch einmal in der Flaute zu versauern. Er verzichtete deshalb<br />
von vornherein auf mögliche Punkte, die die ersten drei Clipper<br />
im „Scoring Gate“ weiter nördlich erwarteten, und wich dem<br />
Kern des Hochdruckgebiets aus. Eine weise Entscheidung, denn<br />
Goulds Team segelte eine Woche später mit kräftiger Backstagsbrise<br />
bis auf Platz zwei vor, die „Nord-Fraktion“ schmolz auf zwei Schiffe<br />
zusammen und büsste im Ziel mit dem 10. und 12. Platz.<br />
SWITZERLAND segelte einen klugen Kurs zwischen den Extremen<br />
Nord- und Südroute, rückte zeitweise auf den vierten Platz vor und<br />
lag lange auf dem fünften. Kurz vorm Ziel wurde sie in einem Windloch<br />
unterm Tafelberg von OLD PULTENEY überholt. „Windseeker<br />
rauf und wieder runter, leichter Spi rauf, wieder runter, Yankee 1 rauf<br />
Lindsey und Paolo in der brütend heissen Navigation im Heck. Die<br />
Britin segelte alle acht Etappen um die Welt, der italienische Physiker<br />
und Crew-Meteorologe war nur auf der ersten Etappe dabei.<br />
– so einen Zieleinlauf will ich nie wieder erleben“, schrieb Skipperin<br />
Vicky, „das ist nicht gut für die Nerven.“ Gemeinerweise lag SWIT-<br />
ZERLAND nach dem 3. Race mit 16 Punkten (6, 3, 7) immer noch<br />
auf dem 10. Platz. Doch so, wie sich die Crew entwickelt, dürfte es<br />
noch bergauf gehen. Allerdings entwickeln sich auch die anderen<br />
Teams. Während dieser Text in Druck geht, liegt SWITZERLAND auf<br />
dem Weg in den Southern Ocean auf dem 5. Platz.<br />
Langstrecken-Races ziehen sich jeweils drei, vier Wochen hin<br />
und sind körperlich und psychisch anstrengend. „Die Eimer kamen<br />
zum Einsatz“, umschreibt die Skipperin diskret das Problem<br />
der Seekrankheit, die in den ersten Tagen einer Etappe zumindest<br />
die Neulinge an Bord erfasst. In den Doldrums kam es auf<br />
etlichen Schiffen zu Kreislaufproblemen bei Crewmitgliedern, auf<br />
SWITZERLAND wurden im Kojenbereich neben dem Niedergang<br />
42 Grad gemessen. Die Crew schlief teilweise auf dem Fussboden<br />
(leiser Windhauch) oder in der Segellast unter dem grossen Luk,<br />
und spannte über dem Cockpit das Sonnensegel auf. Schotentrimmerin<br />
Heather („I’m hot! Hot! Hot!“) bekam Wassereimer für<br />
die Füsse und wurde hin und wieder kühl übergossen. Jede Regenbö<br />
wurde von der Freiwache zum Duschen benutzt.<br />
„Es ist unglaublich, wie gut die Stimmung unter diesen Bedingungen<br />
ist“, berichtet eine Teilnehmerin, „keine Streitereien, wenn mal ein lautes<br />
Wort fällt, ist das Problem damit auch abgehakt.“ Andere beobachteten<br />
öfter kleinere Reibereien, es knirschte auch hin und wieder<br />
im Kommando-Getriebe. Aber getreu der Clipper-Regel „geh nie mit<br />
Ärger in die Koje“ wurden Unstimmigkeiten schnell geklärt.<br />
31
CLIPPER ROUND THE WORLD<br />
C<br />
L<br />
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E<br />
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R<br />
A<br />
C<br />
E<br />
Den psychologisch schwierigsten Job an Bord haben<br />
die Skipper. Sie sind für alles verantwortlich,<br />
Fehler haben bei ihnen ein anderes Gewicht als<br />
bei einem Crewmitglied. Der Skipper von GARMIN,<br />
die auf der zweiten Etappe zeitweise ganz vorn lag,<br />
stieg in Kapstadt aus. Veranstalter und der Skipper<br />
selbst schweigen über die Gründe. Gab es eine Meuterei<br />
an Bord? Clipper-Media-Chef Jonathan Levy:<br />
„Nichts dergleichen, ich kann nur so viel sagen, dass<br />
die Crew traurig und ein wenig enttäuscht war.“ Mitsegler<br />
vermuten, es habe Stress wegen einer nicht<br />
gemeldeten Grundberührung zu Beginn des Rennens<br />
gegeben. Clipper-Chairman Robin Knox-Johnston:<br />
„Es ist nicht ungewöhnlich, dass von Zeit zu<br />
Zeit ein Skipper ersetzt werden muss. Im längsten<br />
Yachtrennen der Welt eine Amateur-Crew zu führen<br />
ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe.“<br />
* Kurz vor Andruck dieses Hefts jagt die Clipper-Flotte<br />
3000 Meilen von Australien entfernt durch den Southern<br />
Ocean. Kompakte Tiefs mit über 40 Knoten<br />
Wind und Orkanböen, Surfs bis zu 30 Knoten Boatspeed<br />
- "wie Sommer in Schottland", schreibt Vicky<br />
Ellis. Zwei Verletzte (aufgeschlitzte Wade, Bänderrisse<br />
am Arm) wurden nach Port Elizabeth (Südafrika) gebracht.<br />
"SWITZERLAND" liegt seit fast tausend Meilen<br />
auf Platz 5, gejagt von "INVEST AFRICA", die 120 Meilen<br />
weiter südlich segeln, in Richtung Ziel aber nur zwölf<br />
Meilen hinter "SWITZERLAND" liegen. "Unsere Crews<br />
sind keine Amateure mehr", schreibt "Henri-Lloyd"-<br />
Skipper Eric Holden (Platz 2). "QINGDAO" führt.<br />
clipperroundtheworld.com<br />
LANGSTRECKEN-RACES<br />
ZIEHEN SICH JEWEILS<br />
DREI, VIER WOCHEN HIN<br />
UND SIND KÖRPERLICH<br />
UND PSYCHISCH<br />
ANSTRENGEND. „DIE<br />
EIMER KAMEN ZUM<br />
EINSATZ“, UMSCHREIBT<br />
DIE SKIPPERIN DISKRET<br />
DAS PROBLEM DER<br />
SEEKRANKHEIT, DIE IN<br />
DEN ERSTEN TAGEN EINER<br />
ETAPPE ZUMINDEST<br />
DIE NEULINGE AN BORD<br />
ERFASST.<br />
Bugspriet und ein prägnantes Heck mit Doppelrudern und Kimmkanten ("chines") -<br />
"SWITZERLAND" ist ein Clipper der 3. Generation. Auf der 3. Etappe wurden im Surf<br />
schon bis 30 Knoten Geschwindigkeit gemessen.<br />
Port-Saint<br />
A notre arrivée fin octobre dans la marina de Quinta do Lorde près de Caniçal à l'extrême<br />
Est de Madère, il commence à pleuvoir... ou plutôt, il pleut des cordes. « C'est la première<br />
fois cette saison », explique Catia Esteves, la jolie capitaine de la marina. Elle ajoute que<br />
l'été touche à sa fin et que l'hiver débutera dans quatre semaines. Nous commandons<br />
une bica au bar du port, c'est le nom que les Madériens donnent à l'espresso, tandis<br />
qu'une chinesa est un café au lait sucré. Nous profitons d'une courte accalmie pour monter<br />
à bord du PARALELO 32, un Bénéteau Oceanis 323 de 6 ans, très bien entretenu, qui<br />
nous attend au port. Nous larguons les amarres et hissons les voiles. Notre cap : l'île de<br />
Porto Santo à quelques 30 milles nautiques de là (« Port-Saint »). Nous mettons le cap au<br />
Nord-Est, contournons la Ponta de São Lourenço et naviguons entre l'Ilhéu de Agostinho<br />
à bâbord et une île plus petite et abrupte, l'Ilhéu do Farol avec son phare pittoresque<br />
du nom de S. Lourenço. La houle venue du Nord déferle entre les rochers qui font l'effet<br />
d'une tuyère, formant d'impressionnantes montagnes de vagues qui se fraient un passage<br />
dans ce goulet d'étranglement. « Ce n'est pas un problème pour PARALELO », nous<br />
rassure le skipper Marc Herminio, ajoutant que c'est suffisamment profond à cet endroit.<br />
Le coquet petit bateau blanc s'approche rapidement et dangereusement des récifs. Son<br />
nom, il le doit à Funchal, son port d'attache, situé sur le 32e parallèle (en portugais : paralelo).<br />
Nous sommes enfin hors de danger. Il faudra néanmoins rester sur nos gardes<br />
quand nous serons à l'Est de l'Ilhéu do Farol, nous conseille le jeune ingénie pour PARAL-<br />
ELO », nous rassure le skipper Marc Herminio, ajoutant que c'est suffisamment profond<br />
à cet endroit. Le coquet petit bateau blanc s'approche rapidement et dangereusement<br />
des récifs. Son nom, il le doit à Funchal, son port d'attache, situé sur le 32e parallèle (en<br />
portugais : paralelo). Nous sommes enfin hors de danger. Il faudra néanmoins rester sur<br />
nos gardes quand nous serons à l'Est de l'Ilhéu do Farol, nous conseille le jeune ingénie<br />
32
INFO<br />
Skipperin Vicky Ellis<br />
CLIPPER ROUND THE WORLD<br />
RACE 2013/14<br />
12 Yachten segeln acht Etappen mit je 1-3<br />
Wettfahrten (gesamt 16), insgesamt sind<br />
40.000 Seemeilen zu absolvieren.<br />
678 Crewmitglieder aus 40 Nationen nehmen<br />
teil, darunter 391 Briten, 67 Australier,<br />
42 US-Amerikaner, 16 Iren, 12 Franzosen,<br />
5 Schweizer, 3 Österreicher und 11 Deutsche,<br />
4 Russen. Aus Indien, Israel, Kenia,<br />
Mali, Hongkong und der Türkei kommt jeweils<br />
1 Teilnehmer/in.<br />
SWITZERLAND wird vom Schweizerischen<br />
Segelverband Swiss Sailing gesponsert<br />
und unterstützt die Ärzte-Hilfsorganisation<br />
„Mercy Ships“. Die Crew besteht aus 60<br />
Teilnehmern aus 12 Nationen. Skipperin Vicky<br />
Ellis (30) aus Bristol arbeitete als Ingenieurin,<br />
bevor sie Segelprofi wurde.
VICTOR KOVALENKO<br />
MM<br />
M<br />
EDAL AKER<br />
Der Name steht für Erfolg und Engagement, aber<br />
auch für Bescheidenheit: Victor Kovalenko, Cheftrainer<br />
des australischen Segler-Verbandes, holte<br />
viermal Gold und einmal Silber für seine Athleten<br />
bei den Olympischen Spielen 2012.<br />
Die Grundlage für diese internationale Karriere<br />
wurde jedoch in der Schweiz gelegt.<br />
TEXT _ Paul Berg<br />
FOTOS_ Daniel Forster / Sport Australia Hall of Fame, Vicki Jones / ROLEX, Kurt Arrigo<br />
34
Victor Kovalenko wurde im Oktober 2013 in die Sport Australia<br />
Hall of Fame aufgenommen.<br />
Photo _ Sport Australia Hall of Fame | Photographer Vicki Jones.<br />
35
VICTOR KOVALENKO<br />
Er gilt als einer der erfolgreichsten Trainer und Cheftrainer<br />
des Segelsportes. Neun Olympische Medaillen gehen auf sein<br />
Konto, davon allein sechs goldene in der 470-Klasse, je zwei Goldund<br />
Silbermedaillen in weiteren Klassen als Head Coach, sechzehn<br />
470-Weltmeistertitel, zehn 470-Europameistertitel, 40 Siege<br />
in der 470-Klasse an Worldcups – und die Liste liesse sich beliebig<br />
fortsetzen. Dabei begann Victor Kovalenkos Karriere als Segel-Coach<br />
eher unspektakulär – und verlief nicht immer gradlinig.<br />
Kovalenko, aufgewachsen am Fluss Dnepr in der ehemaligen<br />
UdSSR, musste als kleiner Junge das alte Motorboot sauber halten,<br />
das Vater und Grossvater besassen, um damit ab und zu auf dem<br />
zweitgrössten Fluss Europas Touren zu unternehmen. Mit 12 Jahren<br />
erlaubte ihm sein Vater, mit dem Boot rudern zu gehen. An<br />
einem schönen Sommertag blies ein steifer Wind, und der kleine<br />
Victor sagte voll Begeisterung zu seinen Freunden: lasst uns diese<br />
Windenergie nutzen! Sie nahmen ein Bettlaken, befestigten es<br />
an einem Stecken auf dem Boot – und es funktionierte. Kovalenko<br />
erinnert sich noch ganz genau daran, wie er damals ausgerufen<br />
hatte: „Wow, das ist Segeln!“ Was ihn zudem faszinierte, war das<br />
Dahinrauschen auf dem Wasser ohne Motorenlärm, begleitet nur<br />
vom Sound der Wellen und dem Geräusch des Windes im „Segel“.<br />
Das war sein Einstieg in den Segelsport: simpel, aber vom ersten<br />
Moment an gepackt von der Faszination des Segelns. Die Freunde<br />
trafen sich fortan wöchentlich, durften aus alten Bettlaken selber<br />
Segel schneidern und waren stolz auf ihr „grosses Schiff“. Als<br />
sein Vater die Jungs beobachtete, war ihm klar, dass sie Spass hatten<br />
am Segeln, und er schickte seinen Sohn in einen nah gelegenen<br />
Segelclub. Zu dieser Zeit war das sehr günstig, umgerechnet<br />
etwa 25 Rappen kostete der Jahresbeitrag lediglich. Sie hatten<br />
alles zur Verfügung: Segelboote, Coach, Training, Regattasegeln...<br />
Der Sport wurde zu dieser Zeit in der ehemaligen Sowjetunion<br />
stark gefördert. Victor segelte verschiedene Klassen, vor allem im<br />
Flying Dutchman – der erste ernsthafte Schritt zu seinem sportlichen<br />
Werdegang. Mit 24 Jahren wurde er sowjetischer Meister<br />
in dieser Klasse, was grosse Anerkennung brachte, honoriert und<br />
unterstützt wurde: vom Staat, der Stadt, von Verwandten, Freunden,<br />
Medien... Ein Champion zu sein in der UdSSR, das bedeutete<br />
viel. Mit 27 Jahren wechselte Kovalenko dann in die 470-Klasse.<br />
Internationales Segeln war angesagt. Gleichzeitig gab ihm sein<br />
Coach eine Spezialaufgabe: Er durfte Junioren trainieren. So wurde<br />
er immer mehr in die Trainertätigkeit involviert, die 1983 für<br />
ihn zur persönlichen Wende führen sollte. Die UdSSR boykottierte<br />
die Olympischen Spiele in Los Angeles 1984. Dadurch ging für ihn<br />
ein grosser Traum abrupt zu Ende. Die betroffenen Segler waren<br />
MIT 27 JAHREN WECHSELTE<br />
KOVALENKO DANN IN DIE<br />
470-KLASSE. INTERNATIONALES<br />
SEGELN WAR ANGESAGT.<br />
GLEICHZEITIG GAB IHM SEIN<br />
COACH EINE SPEZIALAUFGABE:<br />
ER DURFTE JUNIOREN<br />
TRAINIEREN.<br />
36<br />
Mat Belcher, Victor Kovalenko und Malcolm Page bei der Siegerehrung an den Olympischen Spielen 2012 in London /Weymouth<br />
Photo _ Daniel Forster
Le faiseur de médailles<br />
Mat Belcher (AUS), Gewinner 2013 des ISAF Rolex World Sailor of the Year<br />
und sein Trainer Victor Kovalenko<br />
Photo _ ROLEX | Kurt Arrigo<br />
schockiert. In diesem Moment verabschiedete sich Victor Kovalenko vom Segelsport<br />
als aktiver Kadersegler. Er ging zurück zu seinem Segelclub in der Ukraine,<br />
schrieb einen Brief an den Sportminister der damaligen UdSSR und erklärte<br />
darin, wie Jugendliche erfolgreich im Segelsport trainiert werden können. Der<br />
Minister war begeistert, lud ihn nach Moskau und vermittelte ihm sofort einen<br />
Job als Trainer im lokalen Segelclub. Kovalenko setzte sein begonnenes Sportstudium<br />
an der Universität fort und diplomierte 1987 – mit Bestnote und Goldmedaille.<br />
In seiner Trainertätigkeit ging es ihm zuerst darum, Resultate zu erzielen.<br />
Doch seine Einstellung änderte sich: Es ging ihm nicht mehr um seine persönlich<br />
erzielten Resultate. Ihm wurde klar, dass sein Produkt die Athleten waren,<br />
die gute Resultate zu erzielten hatten. Schliesslich wurde ihm bewusst, dass es<br />
letztlich darum ging, ein System zu kreieren, das erfolgreiche Athleten mit entsprechenden<br />
Resultaten hervorbrachte. Er entwickelte dieses Prinzip zu Konzepten:<br />
Konzepte, geschaffen durch eigene Erkenntnisse, welche den Athleten zur<br />
Verfügung standen um erfolgreich segeln zu können. 1990 kam dann die politische<br />
Wende. An den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona starteten die qualifizierten<br />
sowjetischen Teams unter der „Community of Independent States“ – die<br />
UdSSR war zerfallen, und die Teams segelten nun ohne staatliche Unterstützung<br />
für die zum unabhängigen Staat gewordene Ukraine.<br />
Zu diesem Zeitpunkt kam die Schweiz erstmals ins Spiel: Jean-Pierre Baudet<br />
aus der französischen Schweiz schenkte dem ukrainischen 470-Team seinen<br />
gebrauchten 470 der Marke Nautivela. Doch damit war es nicht getan. Kovalenko<br />
erinnert sich an den Anfang des Jahres 1993 als eine extrem harte Erfahrung.<br />
Sein 470-Team segelte das Boot aus der Schweiz, gebrauchte Segel erhielten<br />
sie von den Amerikanern und Norwegern, und der Mast wurde ihnen<br />
von einem französischen 470-Team ausgeliehen. Dann kam der Schock in der<br />
internationalen 470-Segelszene: Mit diesem Patchwork an gebrauchtem Material<br />
erzielte das ukrainische Team gleich einen hervorragenden internationalen<br />
Erfolg. Sie wurden 470-Europameister 1993! Dank der Schweiz öffneten sich<br />
dann auch die Tore für die internationale Trainertätigkeit von Victor Kovalenko.<br />
Il est considéré comme l'un des meilleurs entraîneurs de voile.<br />
On lui doit neuf médailles olympiques dont six en or dans<br />
la classe des 470, deux en or et deux en argent dans les autres<br />
classes où il a été coach sportif. S'ajoutent seize titres de<br />
champion du monde, dix de champion européen et quarante<br />
coupes du monde dans la classe des 470. Kovalenko a grandi<br />
en ex-URSS, il a commencé la voile sur un Flying Dutchman<br />
et en est devenu un maître soviétique à 24 ans. A 27 ans, il a<br />
changé de support en adoptant le 470. Il a alors commencé<br />
à entraîner des juniors. En 1984, l'URSS a boycotté les Jeux<br />
Olympiques de Los Angeles. Kovalenko a arrêté la voile pour<br />
devenir cadre navigant. De retour en Ukraine, dans son club<br />
de voile local, il s'est lancé comme entraîneur. Il a repris ses<br />
études de STAPS et a terminé major de sa promotion, avec<br />
une médaille d'or. En 1990, ce fut la fin du régime communiste.<br />
Aux Jeux Olympiques de 1992 à Barcelone, les équipes soviétiques<br />
ont alors concouru sous le nom de « Communauté des<br />
Etats Indépendants ». L'URSS étant tombée, les équipes ont<br />
alors navigué sous le drapeau ukrainien. C'est là que la Suisse<br />
est entrée en jeu : le Suisse francophone Jean-Pierre Baudet<br />
a offert à l'équipe ukrainienne ses 470 Nautivela d'occasion,<br />
les Américains et les Norvégiens leur ont fourni de vieilles<br />
voiles et une équipe française de 470 leur a prêté un mât. Ce<br />
qui en a découlé : Kovalenko est devenu champion d'Europe<br />
1993 de 470 avec son équipe ! Grâce à la Suisse, il a été embauché<br />
comme entraîneur dans cette classe. Il a incité les<br />
navigateurs suisses à suivre des entraînements intensifs et à<br />
faire un partenariat avec l'équipe vainqueur ukrainienne. En<br />
1996, au bout de deux ans, la Suisse a participé aux championnats<br />
du monde de 470 à Porto Alegre au Brésil, contre huit<br />
autres équipes. Chris Rast et Jean-Pierre Ziegert se sont sélectionnés<br />
pour les Jeux d'Atlanta en 1996. Malgré tout, Kovalenko<br />
n'a pas été retenu par la fédération suisse de voile pour<br />
être coach lors de ces Jeux Olympiques, et pas seulement à<br />
cause d'un contingentement des entraîneurs. Kovalenko n'a<br />
pas digéré cette décision. Il a ensuite été choisi comme entraîneur<br />
de la fédération ukrainienne de voile pour les Jeux<br />
d'Atlanta, et a permis à son équipe de remporter rapidement<br />
des médailles olympiques : pour la classe des 470, l'or pour<br />
les hommes et le bronze pour les femmes. Un coup d'éclat !<br />
Mais la fédération de voile suisse n'a pas renouvelé son contrat.<br />
Une énorme déception pour Kovalenko. Il a donc décidé<br />
d'accepter de devenir entraîneur de 470 pour la fédération<br />
australienne de voile qui le lui avait proposé. Fin octobre 1997,<br />
Victor a donc migré vers Sydney, sa femme l'a rejoint six mois<br />
plus tard avec leur fils. Ils vivent encore là-bas tous les trois et<br />
se sont depuis fait naturaliser australiens. Quand on lui demande<br />
comment il explique son succès fulgurant, Kovalenko<br />
répond : « Ce n'est pas mon succès, mais celui des navigateurs<br />
! Ce sont eux qui ont obtenu les résultats. Que mon travail de<br />
coach soit un succès, je ne le nie pas. Mais ce n'est pas du tout<br />
la même chose. J'accompagne les navigateurs sur la voie du<br />
succès, mais c'est à eux que le succès revient ensuite. »<br />
37
VICTOR KOVALENKO<br />
Mat Belcher und Malcolm Page nach dem letzten, siegreichen Zieleinlauf an den OS 2012 in der 470-Klasse<br />
Photo _ Daniel Forster<br />
Anna Maria Gregorini, damalige Präsidentin des schweizerischen<br />
Elitesports Segeln und ihr Head Coach, der Amerikaner Jim Young,<br />
waren von Kovalenkos Trainerqualitäten überzeugt. Sie engagierten<br />
ihn als Trainer in der 470-Klasse und übertrugen ihm weitere<br />
Aufgaben im Segelkader. Diese Zusammenarbeit entfaltete sich<br />
äusserst kreativ, auch zusammen mit Jan Christiansen aus Dänemark,<br />
dem neu engagierten Trainer für die Europe-Klasse, die damals<br />
noch Olympische Einhandklasse für die Frauen war. Victor<br />
Kovalenko bewies vom ersten Moment an seine Trainerqualitäten.<br />
Er förderte die Schweizer 470er-Segler nicht nur durch intensives,<br />
persönliches Training, sondern auch mit dem erfolgreichen ukrainischen<br />
Team als Sparringspartner – zu dieser Zeit die Nummer<br />
Eins in der internationalen Ranking List. Noch heute schwärmt<br />
Victor von dieser produktiven, systematischen Aufbauarbeit,<br />
die er als wunderbare Synergie und Kooperation eines homogenen<br />
Gesamtteams bezeichnet. Der Einsatz von Organisatoren<br />
und Kader trug bald Früchte. Alles entwickelte sich positiv<br />
– abgesehen von der damaligen Verbandsspitze, die in diesem<br />
Ressort scheinbar nur ungern eine Frau als Vorsitzende sehen<br />
wollte und versuchte, dieser das Leben schwer zu machen, was<br />
1994 schliesslich zu ihrer Demission führte. Doch die effiziente<br />
Aufbauarbeit mit dem Kader wurde von Jim Young, Victor Kovalenko<br />
und Jan Christiansen weitergeführt. Viele Segler und Trainer<br />
weltweit erinnern Kovalenko immer wieder daran, dass die<br />
damalige motivierte Aufbauarbeit des Schweizer Teams genauso<br />
zu seinem grossen Erfolg gehört, wie die Olympischen Medaillen<br />
mit anderen Staaten. Bereits nach knapp zwei Jahren intensiver<br />
Aufbaujahren war die Schweiz an den 470-Weltmeisterschaften<br />
1996 in Porto Alegre in Brasilien mit acht Teams vertreten,<br />
und Chris Rast und Jean-Pierre Ziegert schafften die Selektion zu<br />
den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta / Savannah. Doch weder<br />
Victor noch sein Kollege Jan Christiansen, der für die Europe-Klasse<br />
engagiert war, wurden vom Schweizerischen Segler-<br />
Verband als Begleitung für die Olympischen Spiele ernannt, was<br />
nicht nur auf das beschränkte Trainerkontingent zurückzuführen<br />
sein dürfte. Beide Trainer konnten diesen Entscheid nicht nachvollziehen.<br />
Kovalenko wurde somit vom Ukrainischen Segler-Verband<br />
als Trainer für die Spiele in Atlanta ernannt und Jan Christiansen<br />
vom Dänischen Segler-Verband – und beide holten mit<br />
ihren Teams Olympische Medaillen: In der 470-Klasse Gold (Männer)<br />
und Bronze (Frauen) für die Ukraine und in der Europe-Klasse<br />
Gold für Dänemark. Ein Eklat! Beide Schweizer Trainer holten Gold<br />
VIELE SEGLER UND TRAINER<br />
WELTWEIT ERINNERN<br />
KOVALENKO IMMER WIEDER<br />
DARAN, DASS DIE DAMALIGE<br />
MOTIVIERTE AUFBAUARBEIT<br />
DES SCHWEIZER TEAMS<br />
GENAUSO ZU SEINEM GROSSEN<br />
ERFOLG GEHÖRT, WIE DIE<br />
OLYMPISCHEN MEDAILLEN MIT<br />
ANDEREN STAATEN.<br />
38
Merry Fisher 755<br />
mit ihrem Heimatland, anstatt ihr Potential als Trainer mit<br />
dem Land beweisen zu können, in welchem sie sich die vorangehenden<br />
zwei, drei Jahre engagiert hatten. Schliesslich<br />
wurden auch beide Trainerverträge vom Schweizer Segler-<br />
Verband nicht erneuert. Kovalenko war darüber sehr enttäuscht.<br />
Doch einmal mehr siegte sein positiver Geist, und er<br />
entschied sich dafür, das Angebot des Australischen Segler-<br />
Verbandes als Trainer der 470-Klasse anzunehmen, das ihm<br />
bereits während der Olympischen Spiele unterbreitet worden<br />
war. Er sagte zu. Die Antwort der australischen Delegation<br />
war jedoch, alles in Ruhe anzugehen. So arbeitete Victor<br />
zunächst weiter auf freiberuflicher Basis mit den Schweizer<br />
470-Kadersegler. Der Verband schien jetzt doch plötzlich<br />
zu überlegen, Victor nach dem Erfolg in Atlanta / Savannah<br />
wieder anzustellen, liess aber wiederum Zeit verfliessen, um<br />
konkret zu werden. Somit verfestigte sich Kovalenkos Entscheidung,<br />
nach Australien zu gehen, mehr und mehr. Bis<br />
der Vertrag unterschrieben war, sollten jedoch noch ganze<br />
14 Monate vergehen. Ende Oktober 1997 übersiedelte Victor<br />
nach Sydney, seine Frau Tatiana, eine Primarschullehrerin,<br />
folgte ihm ein halbes Jahr später mit dem gemeinsamen<br />
Sohn. Dort leben die drei auch heute noch und haben inzwischen<br />
die australische Bürgerschaft erhalten. Auf die Frage<br />
an Victor Kovalenko, wie er seinen kometenhaften Erfolg<br />
erklären kann, lautet seine Antwort: „Nicht ich bin erfolgreich,<br />
sondern die Segler! Sie erzielen die Resultate. Meine<br />
Arbeit als Coach ist erfolgreich, das ja. Das ist ein grosser Unterschied.<br />
Ich begleite Segler zum Erfolg - der Erfolg selber<br />
gehört jedoch ihnen.“ Auf die Frage, wie es kommt, dass seine<br />
Teams auch an den Olympischen Spielen immer bis zuletzt<br />
die Nerven behalten und somit siegreich bleiben, antwortet<br />
Kovalenko: „Meine Segler werden stark durch all die<br />
Erfahrungen, die sie in der gesamten Vorbereitungskampagne<br />
erleben. Dazu gehörte auch, sich kaum gutes Essen<br />
leisten zu können oder im Auto übernachten zu müssen.<br />
Es bedeutet, sich nicht durch schwierige Umstände klein<br />
kriegen zu lassen, sondern sie zu meistern, nach vorne zu<br />
schauen und Lösungen suchen. Verzicht kann den Willen<br />
verstärken für dieses harte, persönliche Engagement. In so<br />
einem Moment sagen sich die Segler: ‚Never give up!’ Das<br />
wird sie später auch im Beruf und im Privatleben begleiten.“<br />
Und genau das ist, was Victor Kovalenko als „Medal Maker“<br />
auszeichnet: Nicht predigen, sondern Vorbild sein, und so<br />
zeigen zu können, wie Schwierigkeiten im Leben gemeistert<br />
werden können, wie jeder Schlag im Leben im Rücken<br />
verspürt werden sollte, um vorwärts zu kommen. Victor vermittelt<br />
diese Philosophie nicht mit Strenge, sondern mit einer<br />
gewissen inneren Strahlkraft. Positives Denken spielt bei<br />
ihm eine entscheidende Rolle – und das Vertrauen in jeden<br />
Einzelnen mit seinem jeweiligen Potential. Kovalenko weiss<br />
heute nicht, wie seine Zukunft aussehen wird. Doch eines<br />
ist gewiss: Seine Mission ist und bleibt es, anderen zu helfen,<br />
damit sie ihre hochgesteckten Ziele erreichen können.<br />
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39
DGZRS SEARCH & RESCUE<br />
TEXT _ Matt Müncheberg | FOTOS_ DGzRS
Mit einer neuen Schweizer Stiftung<br />
kommt die die Deutsche Gesellschaft zur<br />
Rettung Schiffbrüchiger den eidgenössischen<br />
Seglern entgegen: Die können nun<br />
erstmals ihre Spenden an den Verein<br />
steuerlich absetzen.<br />
Wer kennt sie nicht, die Deutsche Gesellschaft zur Rettung<br />
Schiffbrüchiger, von den Wassersportlern kurz DGzRS genannt.<br />
Jeder, der einmal auf Ost-oder Nordsee und den angrenzenden<br />
Gewässern mit dem eigenen oder gecharterten Boot unterwegs<br />
gewesen ist, der ist schon einmal einem der insgesamt 60 modernen,<br />
weissen, mit roter Signalfarbe gekennzeichneten Seenotkreuzern<br />
und –booten begegnet. Auf 54 Stationen zwischen<br />
Borkum im Westen und dem östlich gelegenen Ueckermünde<br />
hat die deutsche – nichtstaatliche – Seenot-Rettungsorganisation<br />
ihre Schiffe verteilt. Die sind zuständig für den Such- und Rettungsdienst<br />
(SAR: „Search and Rescue“) bei sogenannten Seenotfällen.<br />
Die DGzRS finanziert sich neben Bussgeldern, die jedoch<br />
nur einen kleinen Prozentsatz ausmachen, ausschliesslich durch<br />
freiwillige Zuwendungen und kommt dabei ganz ohne Steuergelder<br />
aus. Haupteinnahmequelle der in Bremen beheimateten<br />
Organisation sind Mitgliedsbeiträge und Spenden, die etwa<br />
drei Viertel der gesamten Einnahmen ausmachen. „Auch in der<br />
Schweiz haben wir einige tausend treue Spender“, sagt DGzRS-<br />
Geschäftsführer Nicolaus Stadeler. Viele Schweizer seien traditionell<br />
sehr aktiv in den von den Seenotrettern abgesicherten<br />
deutschen Gewässern mit ihren Yachten unterwegs. Bisher gab<br />
es jedoch für die eidgenössischen Spender einen gravierenden<br />
Nachteil: Ihre Spenden konnten steuerlich nicht geltend gemacht<br />
werden, da eine in den Kantonen steuerlich anerkannte Organisation<br />
der DGzRS fehlte. Das wurde nun geändert. „Mit der DGzRS-<br />
Stiftung Schweiz mit Sitz in Meggen haben wir eine rechtliche<br />
Grundlage schaffen können, um Spendern in der Schweiz die Absetzbarkeit<br />
ihrer Zuwendungen gewährleisten zu können“, sagt<br />
Nicolaus Stadeler. Damit sei die DGzRS eines der wenigen deutschen<br />
Unternehmen, das in der Schweiz eine Stiftung gegründet<br />
habe, um von dort Geld abzuziehen, sagt der Chef-Retter augenzwinkernd.<br />
Fakt sei jedoch, dass die in der Schweiz gespendeten<br />
Gelder „eins zu eins“ dem deutschen Seenot-Rettungswerk zugutekommen<br />
– und damit auch den zahlreichen Schweizer Wassersportlern,<br />
die auf Ost- und Nordsee segeln und motoren. Dass<br />
es für die Retter einen grossen Bedarf gibt, zeigen die Zahlen. Im<br />
vergangenen Jahr haben die Besatzungen der 20 Seenotkreuzer<br />
und 40 Seenotrettungsboote in Nord- und Ostsee 60 Menschen<br />
aus Seenot gerettet. 1.075 Menschen wurden aus drohender Gefahr<br />
befreit. 396 mal wurden erkrankte oder verletzte Menschen<br />
von Seeschiffen, Inseln oder Halligen zum Festland transportiert.<br />
72 Schiffe und Boote konnten dank der DGzRS vor dem Totalverlust<br />
bewahrt werden. Darüber hinaus wurden 1.017 Hilfeleistun-<br />
Rettung ist seine Mission: DGzRS-Geschäftsführer<br />
Nicolaus Stadeler, hier mit einem der typischen<br />
Spenden-Schiffchen, gründete eine DGzRS-Stiftung<br />
in der Schweiz. Foto _ Matt Müncheberg.<br />
gen für „Wasserfahrzeuge aller Art“ erbracht sowie 492 Einsatzanläufe<br />
und Sicherungsfahrten absolviert. „Insgesamt sind seit dem<br />
Bestehen der Gesellschaft 1865 bis Ende 2012 80.198 Menschen<br />
aus Seenot gerettet oder aus lebensbedrohenden Situationen<br />
befreit worden“, sagt Stadeler nicht ohne Stolz. Dabei kann die<br />
Gesellschaft lediglich auf 180 festangestellte und rund 800 freiwillige<br />
Mitarbeiter zurückgreifen; weitere 600 ehrenamtliche Mitarbeiter<br />
unterstützen den „rechtsfähigen Verein kraft staatlicher<br />
Verleihung“ an Land bei seinen Spendensammlungen, Vorträgen<br />
oder Messen. Und die Anforderungen an die Seenotrettung werden<br />
in naher Zukunft eher noch steigen. Gründe dafür seien unter<br />
anderem eine durch die Klimaerwärmung zu erwartende Wetterverschlechterung,<br />
sagt Stadeler. Auch der stark steigende Verkehr,<br />
vor allem in der Ostsee, sei eine Herausforderung. Dem trägt die<br />
DGzRS durch weitere Modernisierungen und Umstationierungen<br />
der Flotte Rechnung. Und: Ab 2015 sollen die Kreuzer der 27,5-m-<br />
Klasse schrittweise durch Neubauten der sogenannten 28-m-<br />
Klasse ersetzt werden. Im Gegensatz zu den letzten Schiffen werden<br />
die Neubauten wieder mit einem festen Tochterboot ausgerüstet<br />
sein. Die müssen bezahlt werden. In diesem Sinne: Für Münzen<br />
und Scheine gibt es die kleinen Sammelschiffchen. Nicht nur,<br />
wer selbst schon einmal in Seenot war – und durch die DGzRS daraus<br />
befreit wurde – sollte ihnen die Aufmerksamkeit zollen, welche<br />
ihnen gebührt. Für alle anderen Spenden gibt es ein Konto.<br />
Und ab sofort sogar eine Spendenabzugsbescheinigung in der<br />
Schweiz. Nie war Spenden so einfach. Für die Sicherheit auf See.<br />
Für ein gutes Gefühl. Und für das Gewissen. seenotretter.de<br />
41
DGZRS SEARCH & RESCUE<br />
DGzRS: von einer Rettungsstation zum modernen Rettungswerk<br />
Die erste deutsche Rettungsstation wurde 1802 in Memel gegründet. Die bestand aus<br />
einem mit Lotsen bemannten Rettungsboot, gestiftet von der „Kaufmännischen Korporation“.<br />
1827 wurden in den flachen Küstengewässern bei Memel Bergeleinen mit<br />
kleinen Kanonen zu gestrandeten Schiffen geschossen. 1839 kam die private Einrichtung<br />
unter staatliche Verwaltung. 1861 wurden unabhängig voneinander in Emden,<br />
Bremerhaven und Hamburg Rettungsvereine gegründet. Die ersten Rettungsstationen<br />
wurden auf Juist und Langeoog eingerichtet. Am 29. Mai 1865 vereinigten sich<br />
diese Gesellschaften in Kiel zur DGzRS. Gemeinsam erklärtes Ziel: Menschen sollten<br />
aus Seenot gerettet werden. Ab 1887 unterhielt die DGzRS auch in Pillau, Memel und<br />
Mellneraggen Stationen. 1910 gab es vor der deutschen Küste von Borkum bis Nimmersatt<br />
in Ostpreussen ein durchgehendes und einheitlich ausgerüstetes Netz mit 129<br />
Stationen. Die Ausrüstung bestand zunächst aus offenen Ruderrettungsbooten (RRB)<br />
und Korkschwimmwesten, später kamen einfache Raketenapparate mit sogenannten<br />
Hosenbojen hinzu. Ab 1911 gab es die ersten motorbetriebenen Rettungsboote, die<br />
jedoch zunächst noch sehr unzuverlässig waren. Erst mit der Entwicklung kompakter<br />
und robuster Dieselmotoren erfolgte nach dem Ersten Weltkrieg die Umstellung auf<br />
gedeckte Motorboote, die ab 1955 als Küstenrettungsboote (KR) oder -schiffe (KRS) bezeichnet<br />
wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg – und durch die Teilung Deutschlands –<br />
verlor die DGzRS einen grossen Teil ihrer Stationen an der Ostsee. Im Jahr 1990 konnten<br />
die Stationen des ehemaligen Seenot-Rettungsdienstes der DDR übernommen werden.<br />
Mit der Indienststellung des Seenotkreuzers HERMANN APELT im Jahre 1955 begann<br />
eine neue, wegweisende Ära im Bau moderner, vielseitig einsetzbarer Rettungskreuzer.<br />
Insgesamt wurden bis 2013 38 Seenotkreuzer in Dienst gestellt.<br />
Seit 2008 bezeichnet sich die DGzRS in der Öffentlichkeit als DGzRS – Die Seenotretter.<br />
Mit Feststoffwesten und Südwester: Erst ab 1911 gab es die ersten motorbetriebenen<br />
Rettungsboote. Davor mussten sich die Retter kräftig in die<br />
Riemen legen - und mit Pferden umzugehen wissen (Fotos DGzRS-Archiv).<br />
Search and Rescue<br />
La création d'une fondation suisse permet à la société<br />
allemande de sauvetage des naufragés (DGzRS) de se<br />
rapprocher des navigateurs helvétiques : ils peuvent<br />
pour la première fois déduire de leurs impôts leurs dons<br />
à l'association. Qui ne la connaît pas, cette Deutsche Gesellschaft<br />
zur Rettung Schiffbrüchiger, abrégée DGzRS<br />
par les amateurs de sports nautiques. Tous ceux qui ont<br />
déjà navigué dans la mer du Nord ou la Baltique, à bord<br />
de leur propre bateau ou d'un charter, ont déjà croisé<br />
l'un des 60 bateaux et croiseurs de sauvetage blancs modernes<br />
à la couleur signalétique rouge. Cette organisation<br />
de sauvetage en mer, reconnue d'utilité publique, a<br />
réparti ses bateaux entre ses 54 stations, qui s'étendent<br />
de Borkum à l'Ouest à Ueckermünde plus à l'Est. Ils sont<br />
responsables des opérations de recherche et de sauvetage<br />
(SAR : « Search and Rescue ») en cas d'urgence en mer.<br />
Outre les amendes, qui ne constituent qu'un faible pourcentage<br />
des ressources du DGzRS, ce sont exclusivement<br />
les donations volontaires qui le financent, sans faire<br />
appel fonds publics. La principale source de revenus de<br />
l'organisation basée à Brême reste les contributions des<br />
membres et les donations qui correspondent à environ<br />
trois-quarts de l'ensemble des revenus. « En Suisse aussi,<br />
nous avons plusieurs milliers de fidèles donateurs », explique<br />
Nicolaus Stadeler, le directeur de la DGzRS. Traditionnellement,<br />
les Suisses sont très nombreux à circuler<br />
sur leurs voiliers dans les eaux territoriales allemandes<br />
protégées par les sauveteurs en mer. Jusqu'à présent, les<br />
donateurs helvétiques étaient face à un inconvénient de<br />
taille : leurs dons ne pouvaient pas être déductibles de<br />
leurs impôts puisque la DGRS n'était pas fiscalement reconnue<br />
dans les cantons. Cela a maintenant changé : «<br />
Avec la fondation DGzRS-Stiftung Schweiz dont le siège<br />
est à Meggen, nous avons pu créer une base juridique<br />
pour assurer aux donateurs helvétiques une déduction<br />
d'impôts de leurs dons », se félicite Nicolaus Stadeler.<br />
42
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NANTUCKET FEUERSCHIFF<br />
SCHWIMMENDE<br />
Manchmal muss man als Journalist zu einer bestimmten Zeit einfach an einem bestimmten<br />
Ort sein, um interessante Menschen zu treffen und um interessante Geschichten zu akquirieren.<br />
So geschehen Ende August vor Newport, Rhode Island. YSB war unterwegs mit der<br />
62 Fuss langen Commuter-Yacht PAM aus dem Jahre 1921 aus der sogenannten Tiedemann-<br />
Collection. Man kam ins Gespräch mit den anderen Gästen, die an Bord waren, als wir gerade<br />
das berühmte Fort Adams am Nordende des Newport Neck am Eingang zur Narragansett<br />
Bay passierten, man sprach – natürlich – über Yachten, und auf die Frage, ob er selbst ein<br />
44
NORDAMERIKA<br />
SCHUTZENGEL<br />
Boot eigne, antwortete mein Gesprächspartner, der sich mit Bill vorgestellt hatte, lapidar:<br />
„Ja, ich habe ein Lightship.“ – Ob er tatsächlich ein „echtes Feuerschiff“ besitzen würde,<br />
hakte ich ungläubig nach. „Sure“, kam seine Antwort, es sei die NANTUCKET – und<br />
wenn wir wollten, könnten wir sie auch einmal besichtigen. Wir wollten. Und fanden uns<br />
am nächsten Tag auf dem einzigen original erhaltenen und noch voll funktionstüchtigen<br />
Feuerschiff der Vereinigten Staaten im Hafen von Jamestown wieder.<br />
TEXT _ FOTOS | Matt Müncheberg<br />
45
NANTUCKET FEUERSCHIFF<br />
Sie sind Seglern aus aller Welt bekannt, meist rot lackiert und<br />
werden, je nachdem in welchem Land sie sich befinden, wahlweise<br />
bezeichnet als Fyrskib, Bateau-feu, Battello faro, Lichtschip oder<br />
– auf englisch – als Lightship. Feuerschiffe, bemannte oder unbemannte,<br />
an einer bestimmten Position vor Anker liegende und<br />
mit einem Leuchtfeuer ähnlich einem Leuchtturm ausgestattete<br />
Schiffe, haben heute ausgedient. Die moderne elektronische Navigation<br />
hat sie längst entbehrlich gemacht. Waren die früher im<br />
Deutschen auch als „Laternenschiffe“ bezeichneten Wasserfahrzeuge<br />
einst wichtige Helfer für die Seeschifffahrt, so werden die<br />
heute weltweit noch erhaltenen insgesamt knapp hundert Exemplare<br />
wahlweise als Museen, Restaurants oder Büros genutzt<br />
– wenn sie denn nicht kurz vor dem unwiderruflichen Abwracken<br />
stehen. Auch als Trainingsschiffe oder Radiostationen werden<br />
einige der ehemaligen schwimmenden Seezeichen heute<br />
benutzt. Mit 35 noch erhaltenen Schiffen besitzt Grossbritannien<br />
die grösste Anzahl ehemaliger Feuerschiffe, gefolgt von den USA<br />
(15), Deutschland (9) und Dänemark (8). Ein paar der Schiffe, die<br />
zumeist eine gut sichtbare Bezeichnung für die Position an ihren<br />
Bordwänden aufweisen, sind von privaten Liebhabern mit grossem<br />
Aufwand sogar zu mehr oder weniger gemütlichen Wohnschiffen<br />
umgebaut worden. Jüngstes Beispiel dafür ist das Feuerschiff<br />
NANTUCKET an der Ostküste Nordamerikas. Wer die East<br />
Passage der Narragansett Bay in Rhode Island, von Süden kommend,<br />
entlang segelt, erblickt es heute auf Höhe von Rose Island<br />
kurz vor der riesigen Claiborne Pell Newport Brücke an Backbord.<br />
An der Aussenmole der Conanicut Marina hat es seit Kurzem eine<br />
neue Heimat gefunden. Wie es da, gut festgemacht und abgefendert,<br />
im Hafen von Jamestown am Eingang zur Narragansett<br />
Bay in der späten Septembersonne glänzt, könnte man fast meinen,<br />
es handele sich um einen Neubau. Denn was man der roten<br />
Lady mit dem weissen Schriftzug am Schiffsbauch nicht ansieht,<br />
ist, dass sie bereits 63 teils harte Jahre auf dem Buckel hat.<br />
„Im Jahre 1950 erbaut, tat die NANTUCKET (internationales Unterscheidungsmerkmal<br />
WLV 612) bis 1969 ihren Dienst drei Seemeilen<br />
vor der Golden Gate Bridge von San Francisco“, erklärt Bill Golden.<br />
Als die Feuerschiffe dort irgendwann durch 40 Fuss lange,<br />
unbemannte Bojen ersetzt wurden, habe die „612“ in der Folge<br />
drei Jahre lang vor dem Kap Mendocino in Kalifornien Dienst getan.<br />
1971 bis 1975 habe sie dann vor Portland in Maine gestanden,<br />
und in den folgenden Jahren habe sie als letztes schwimmendes<br />
Seezeichen Amerikas 45 Seemeilen südöstlich von Nantucket Is-<br />
46
Vorhergehende Doppelseite: Feuerschiff-Eigner<br />
Bill Golden am historischen Steuerstand der<br />
NANTUCKET, der in einem massiv aus Messing<br />
gefertigten Gehäuse untergebracht ist. Die<br />
voll funktionstüchtige NANTUCKET wurde in<br />
drei Jahren zum exklusiven Wohn- und Charterschiff<br />
umgebaut. Die Feuerschiff-Ausrüstung<br />
blieb dabei original erhalten und wurde, wo<br />
nötig, restauriert (Foto oben | B. Golden privat).<br />
Foto unten: Die Original-Plakette des Schiffes<br />
hängt eingerahmt im Treppenhaus.<br />
DENN WAS MAN<br />
DER ROTEN LADY<br />
MIT DEM WEISSEN<br />
SCHRIFTZUG AM<br />
SCHIFFSBAUCH<br />
NICHT ANSIEHT, IST,<br />
DASS SIE BEREITS<br />
63 TEILS HARTE<br />
JAHRE AUF DEM<br />
BUCKEL HAT.<br />
land bis 1983 zuverlässig gearbeitet. Dort<br />
habe sie als „Guardian Angel“, als Schutzengel<br />
für die Seeschifffahrt also, vor den<br />
berühmt-berüchtigten Nantucket-Shoals-Untiefen<br />
gewarnt. „Vor 28 Jahren war<br />
dann Schluss mit den Feuerschiffen“, erinnert<br />
sich Bill Golden. 1985 sei die NAN-<br />
TUCKET I von der United States Coast Guard<br />
endgültig stillgelegt worden. „Ein Jammer“,<br />
sagt Bill, der das Schicksal des Schiffes<br />
seitdem mit grossem Interesse verfolgte.<br />
„Vor 13 Jahren war es dann so weit“, sagt<br />
Bill; die Coast Guard habe das Schiff „sehr<br />
preiswert“ über eBay zum Verkauf angeboten<br />
– so mache man das eben heute,<br />
schmunzelt der ehemalige Behörden-Verwaltungsangestellte,<br />
der sein Geld zurzeit<br />
auf freiberuflicher Basis als Berater für „spezielle<br />
Projekte“ verdient, „die mich interessieren“.<br />
Bill fackelte nicht lange – und bot<br />
mit. Als er schliesslich den Zuschlag erhielt,<br />
war die Freude gross, erinnert sich<br />
der schlanke Mann mit den wachen Augen,<br />
bekleidet mit Jeans, der unvermeidlichen<br />
Baseball Cap und einem T-Shirt<br />
mit einem Ausspruch Buddhas darauf.<br />
Drei Dinge könnten über kurz oder lang<br />
nicht unentdeckt bleiben, heisst es dort:<br />
die Sonne, der Mond – und die Wahrheit.<br />
Dann begann die Restaurierung des Schiffes<br />
und der Umbau zu einer Luxus-Yacht,<br />
die Bill und seine Frau Kristen fortan verchartern<br />
oder für Veranstaltungen vermieten<br />
wollten. Ganze drei Jahre dauerte die<br />
Komplettsanierung der NANTUCKET, das<br />
Schiff sei jetzt zwar in dem Zustand, den<br />
Bill und seine Frau sich ursprünglich vorgestellt<br />
hatten. Doch „so richtig fertig wird<br />
man mit solch einem Schiff wohl nie“, resümiert<br />
der Feuerschiff-Fan, der die fünf<br />
Paaren Platz bietende NANTUCKET gern<br />
mit Frau, Sohn und Hund selbst bewohnt,<br />
INFO<br />
RHODE ISLAND<br />
JAMESTOWN /<br />
CONANICUT MARINA<br />
NANTUCKET (I) – WLV 612<br />
Länge über alles: 128 ft. (39 Meter)<br />
Breite: 30 ft. (9,14 Meter)<br />
Tiefgang: 11.5 bis 7,5 ft. (3,5 bis 2,2 Meter)<br />
Maximaler flüssiger Ballast: 61.000 Gallonen<br />
(227.120 Liter)<br />
Rumpf: Stahl; Steuerhaus: Messing massiv<br />
Masthöhe: 74 ft. (22,5 Meter)<br />
1. Leuchtfeuer: doppelte Fresnell Linsen aus<br />
Kristall am Fockmast<br />
2. Leuchtfeuer: Scheinwerfer<br />
Nebelhorn: doppelt, mit Luftdruck betrieben<br />
Anker: Pilzanker; Ankerkette : 800 ft. (244<br />
Meter)<br />
Motor: d 379 Caterpillar Diesel<br />
Propeller: 7 ft. bronze (2,13 Meter)<br />
Generatoren: 1 x 65 kW, 1 x 45 kW<br />
Frischwasser: 11.000 Gallonen (41.640 Liter)<br />
Fassungsvermögen: 15.000 Gallonen<br />
(56,780 Liter)<br />
Reichweite: 4000 Seemeilen<br />
47
NANTUCKET FEUERSCHIFF<br />
wenn gerade keine Charter oder Event-Vermietung ansteht. „Einst<br />
dienten Feuerschiffe als Lebensretter“, sagt Bill, heute trage sein<br />
Schiff dazu bei, das Leben auf See angenehm zu machen, denn –<br />
und das ist das Besondere an der NANTUCKET – sie ist voll manövrierfähig<br />
und steht tatsächlich für weite Charterreisen ohne Einschränkung<br />
zur Verfügung. Nebenbei helfe das Schiff, das Andenken<br />
an die einst so wichtigen Feuerschiffe aufrecht zu erhalten,<br />
denn die ursprüngliche Ausstattung mit ultrastarken Scheinwerfern,<br />
einem luftdruckbetriebenen Nebelhorn und einigen weiteren<br />
Features wurde ebenfalls aufwendig restauriert und an den<br />
originalen Stellen an Bord belassen. „Wer kann von sich schon<br />
behaupten, mit einem voll funktionstüchtigen, original erhaltenen<br />
Feuerschiff auf den Meeren dieser Welt unterwegs zu sein?“,<br />
fragt Bill augenzwinkernd. Auf einem, das sich in so einem ausgezeichneten<br />
technischen sowie wohnlich-luxuriösem Zustand<br />
befindet, könnte man ergänzen. Denn wer einmal das von aussen<br />
eher nüchtern und technisch wirkende Schiff betreten hat,<br />
kommt sich auf einmal im Inneren vor wie in einer geräumigen<br />
Suite eines Fünf-Sterne-Hotels. Viel Arbeit habe es gekostet, im<br />
mittleren „Maindeck“ neben Wäscherei und Büro vor allem ansprechende<br />
Gäste-Suiten (inklusive einer Master-Suite) einzurichten,<br />
die jeweils gross genug und gemütlich eingerichtet sein sollten.<br />
Das ist Bill und seinen Helfern auf grossartige Art und Weise<br />
gelungen. Neben den Suiten, die selbstverständlich alle über ein<br />
eigenes Bad verfügen, wurde noch eine schöne, opulent ausgestattete<br />
Bibliothek untergebracht, und zum Dinner trifft man sich<br />
im grossen, von echten alten Ölschinken stilsicher eingerahmten<br />
Salon. Ein Stockwerk weiter unten, im Lower Deck, gibt es neben<br />
den Crew Cabins zwei weitere geschmackvoll eingerichtete<br />
Suiten mit Bad (hier fühlten sich erfahrungsgemäss die Kinder<br />
am wohlsten, sagt Bill) und einen zum gemütlichen Skat einladenden<br />
„Entertainment Room“ mit grossem Flatscreen-TV und<br />
original erhaltenem runden Kartentisch. Wer das sogenannte<br />
„Weatherdeck“ mit dem massiv aus Messing hergestellten Steuerhaus<br />
ganz oben besichtigt, sollte sich von dem historisch anmutenden<br />
Steuerstand nicht täuschen lassen: Dieser sei nur für<br />
die Optik wieder hergerichtet worden; tatsächlich gesteuert werde<br />
das Schiff über die modernen Bedienelemente, welche in einem<br />
Schapp davor untergebracht seien, sagt Bill. Als wir gemeinsam<br />
vom Steuerstand aus aufs Vordeck schauen, schweift Bills Blick<br />
verträumt in die Ferne. Wir schweigen und geniessen für einen Augenblick<br />
die Aussicht auf die weite, plötzlich in wattiges Grau getauchte<br />
weite Bay. Einige der von Herreshoff gezeichneten und in<br />
den zwanziger und dreissiger Jahren gebauten, an der US-Ostküste<br />
sehr populären S-Class-Yachten bereiten sich auf ihren grossen<br />
Auftritt bei der diesjährigen Museum of Yachting Regatta vor Newport<br />
vor. Elegant ziehen sie am Fusse der Claiborne Pell Bridge ihre<br />
Bahnen, teilweise stark krängend. Dann sagt Bill, nicht ohne Stolz in<br />
der plötzlich ganz ruhigen Stimme, dass es bis ins Jahr 1983 hinein<br />
sein NANTUCKET-Feuerschiff gewesen sei – und nicht die Freiheitsstatue<br />
– welches die Seeleute und die Einwanderer auf dem Weg<br />
in die Vereinigten Staaten zuerst begrüsst habe.<br />
nantucketlightship.com<br />
Einladend: Im grossen Salon trifft man sich zum Dinner. Er ist stilecht eingerahmt<br />
mit alten, maritimen Ölgemälden - eine kleine, schwimmende Kunstausstellung.<br />
48
Les anges-gardiens flottants<br />
Vom Achterdeck aus haben die Gäste einen weiten Blick auf die gesamte südöstliche<br />
Narragansett Bay und die gewaltige Claiborne Pell Bridge. Wenn keine<br />
Gäste an Bord sind, bewohnen Bill und seine Frau Kristen gern selbst ihr Schiff;<br />
der Junior ist immer mit dabei (oben rechts).<br />
VIEL ARBEIT HABE ES<br />
GEKOSTET, IM MITTLEREN<br />
„MAINDECK“ NEBEN<br />
WÄSCHEREI UND BÜRO VOR<br />
ALLEM ANSPRECHENDE<br />
GÄSTE-SUITEN (INKLUSIVE<br />
EINER MASTER-SUITE)<br />
EINZURICHTEN, DIE<br />
JEWEILS GROSS GENUG UND<br />
GEMÜTLICH SEIN SOLLTEN.<br />
DAS IST BILL UND SEINEN<br />
HELFERN AUF GROSSARTIGE<br />
ART UND WEISE GELUNGEN.<br />
Les bateaux-phares, dotés d'une balise lumineuse semblable<br />
à un phare et précisément positionnés au mouillage avec<br />
ou sans équipage, ont maintenant fait leur temps. La navigation<br />
moderne électronique les a depuis longtemps rendus<br />
obsolètes. Aujourd'hui dans le monde, il n'existe plus qu'une<br />
centaine d'exemplaires de ces bateaux devenus des musées,<br />
des restaurants ou des bureaux, quand ils n'attendent<br />
pas d'être mis à la ferraille. Des amateurs privés ont même<br />
employé les grands moyens pour en rendre quelques-uns<br />
habitables. Le NANTUCKET, sur la côte Est de l'Amérique<br />
du Nord, en est l'exemple le plus récent. Ce bateau a trouvé<br />
un nouveau port d'attache à Jamestown (Rhode Island),<br />
sur le môle extérieur de la marina de Conanicut. Bill nous<br />
explique que « le NANTUCKET (site historique international<br />
WLV 612) a été construit en 1950, a été basé jusqu'en 1969<br />
à seulement trois milles du Golden Gate de San Francisco,<br />
avant d'être positionné quelques années au cap Mendocino<br />
en Californie, puis devant Portland, dans l'Etat du Maine.<br />
Il a ensuite trouvé sa place à 45 milles au Sud-Est de l'île de<br />
Nantucket où il a servi jusqu'en 1983. Ce fut la dernière balise<br />
lumineuse flottante de toute l'Amérique. » C'est à cet endroit<br />
qu'il a été l'ange-gardien des navigateurs, les prévenant<br />
de la présence des tristement célèbres hauts-fonds et bancs<br />
de Nantucket. Le NANTUCKET I a été définitivement mis<br />
hors service par la Garde Côtière des Etats-Unis (USCG) en<br />
1985. « Tout s'est terminé il y a 13 ans », raconte Bill. « La garde<br />
côtière a alors mis le bateau en vente à « bon prix » sur<br />
ebay, comme on a surtout coutume de le faire aujourd'hui<br />
», sourit cet ancien employé de l'administration élancé, aux<br />
yeux vifs, vêtu d'un jean, de l'incontournable casquette de<br />
base-ball et d'un T-shirt. Il se souvient avoir sauté de joie au<br />
moment où, finalement, il a remporté l'enchère. Le bateau<br />
a ensuite été restauré et transformé en un yacht de luxe, que<br />
Bill et sa femme Kristen louent dorénavant pour naviguer<br />
ou pour organiser des cérémonies. La restauration complète<br />
de NANTUCKET a duré trois années pleines. Le bateau est<br />
à présent tel que Bill et sa femme se l'étaient imaginés, mais<br />
« avec ce genre de bateaux, on n'a jamais vraiment fini les<br />
travaux », résume l'amateur de bateaux-phares.<br />
49
DRIVEN<br />
BYE,<br />
BYE<br />
»<br />
GO<br />
ANYWHERE<br />
«<br />
TEXT _ Paul Berg | FOTOS _ Land Rover<br />
50
Nach 65 Jahren Land Rover Defender<br />
steht fest: Ende 2015 wird die<br />
Produktion des allradangetriebenen<br />
Briten eingestellt. Manch einer<br />
mag das schade finden. Andere<br />
sagen, der kastenförmige Geländewagen<br />
passt einfach nicht mehr<br />
in unsere Zeit. Dabei macht ihn<br />
gerade seine Fähigkeit, 3,5 Tonnen<br />
schwere Trailer ziehen zu können,<br />
für viele Bootsbesitzer interessant.<br />
YSB machte sich mit dem 2013er<br />
Modell des Defender TD4 90 2.2<br />
Station Wagon ein eigenes Bild.
DRIVEN<br />
Als wir zu einer Recherchereise nach Newark in<br />
den USA unterwegs waren und unser United-Flugkapitän<br />
über dem Nordatlantik einen ungeplanten<br />
Tank-Stop in Labrador ankündigte, waren viele Fluggäste<br />
nicht sonderlich erbaut ob der neuen Route,<br />
die letztlich ein paar Stunden Zeit kosten sollte. Ich<br />
sass am Fenster und konnte meinen Blick nicht von<br />
der faszinierenden Landschaft lösen, die da dicht unter<br />
uns bei klarem Wetter vorbeizog: abgeschliffene,<br />
braune, leblose Steinlandschaften, soweit das Auge<br />
reichte, unterbrochen von unzähligen Wasserläufen<br />
und Seen, mal ganz klein, mal etwas grösser. Kein<br />
Haus, keine Strasse. Kärgliche, vom Dunkelgrünen<br />
ins Hellbraune changierende Vegetation. Kein Boot<br />
zeigte seine weissen Segel auf dem Lake Melville,<br />
kein Hafen, der Schutz bieten würde. Kein Trost. Einsamkeit.<br />
Wildnis. Dann: mitten darin eine Blockhütte.<br />
Muss es nicht wunderbar sein, dort einmal einige<br />
Wochen völlig abgeschieden von der sogenannten<br />
Zivilisation zu verbringen, dachte ich spontan. Die<br />
Eingangssequenz von „Stunde des Jägers“ kam mir<br />
in den Sinn, und noch lange nach der Landung auf<br />
dem Airport Happy Valley in Goose Bay dachte ich<br />
an die einsame Hütte im Wald. Und daran, dass man<br />
natürlich für ein solches Vorhaben auch ein praktisches<br />
Fahrzeug benötigen würde. Der Defender von<br />
Land Rover kam mir in den Sinn, eine Legende, klar,<br />
Bilder von einem Land Rover mit angeschnalltem<br />
Pflug und Schneeschild und von der Experience, die<br />
früher noch Camel Trophy hiess, tauchten auf. Männerträume<br />
– einerseits. Andererseits war es neben<br />
dem permanenten Allradantrieb und der Mittendifferenzial-Sperre<br />
und der Geländeuntersetzung<br />
vor allem die simple Mechanik, die diesen „echten“<br />
Geländewagen tatsächlich zu einem „Go anywhere<br />
Vehicle“ machte und heutige SUV-Hipster im Offroad-Terrain<br />
noch immer das grosse Staunen lehrt.<br />
Wir fuhren den aktuellen Land Rover TD4 90 2.2 Station<br />
Wagen, der mit einem Grundpreis von 28.890<br />
Euro angegeben ist – und übrigens erst seit 1990<br />
den Zusatz Defender trägt. Mit Wagenfarbe in Orkney<br />
Grey, einem schwarzen Dach, Ablagebox vorn,<br />
schwarzen Radkästen, Leichtmetallfelgen und passender<br />
Bereifung, Klimaanlage, „Soundpaket“ mit<br />
Bluetooth, ABS und elektronischer Traktionskontrolle<br />
kamen wir schnell auf einen Preis jenseits der<br />
38.000 Euro für unseren Testwagen. Eine Anhängerkupplung<br />
– tatsächlich ein sehr sinnvolles Zubehör<br />
für den Defender – schlug zusätzlich noch mit 370<br />
Euro zu Buche. Ernüchterung dann auf der Strasse:<br />
Ein Stück des Weges legten wir auf der Autobahn<br />
zurück – kurz nur, aber lang genug, um festzustellen,<br />
dass man sich konzentrieren muss, das Lenkrad wegen<br />
des speziellen Geradeauslaufes und der besonderen<br />
Lenkung ab 120 km/h in beide Hände nehmen<br />
sollte und die Musikanlage lauter stellen muss<br />
– der Windgeräusche wegen. Aber der Defender ist<br />
– und war nie – ein Renner. Das überlässt er gern anderen.<br />
Genau wie eine ergonomische Form und den<br />
sparsamen Verbrauch. Die Stärke des gut zwei Millionen<br />
Mal produzierten Engländers mit seinem 2,2-Liter-Diesel<br />
mit 122 PS und 360 Newtonmeter Drehmoment<br />
bei 2.000 U/min liegt eindeutig im Gelände.<br />
Eingeschworene Defender-Fans wissen das. Sie<br />
lieben ihr kantiges, etwas unbeholfen daherkommendes<br />
Baby gerade wegen der bekannten Unzulänglichkeiten<br />
– bekommen sie doch dafür ein reines,<br />
schnörkelloses Vehikel, das sogar Spass machen<br />
52
Man muss schon genau hinschauen, um entscheiden zu können, welcher Land Rover jünger<br />
ist (links und erste Doppelseite). Foto oben: Gebremst kann der aktuelle Defender bis zu 3,5<br />
Tonnen wegschleppen. Das macht ihn für viele Yachtbesitzer immer noch sehr interessant.<br />
Der vorne längs eingebaute Reihenvierzylinder leistet 90 kW bei bei 3.500 U/min, das maximale<br />
Drehmoment wird mit 360 Nm bei 2.000 U/min angegeben (unten).<br />
»<br />
DIE STÄRKE DES GUT ZWEI MILLIONEN MAL PRODUZIERTEN<br />
ENGLÄNDERS MIT SEINEM 2,2-LITER-DIESEL MIT 122 PS<br />
UND 360 NEWTONMETER DREHMOMENT BEI 2.000 U/MIN<br />
LIEGT EINDEUTIG IM GELÄNDE.<br />
53
DRIVEN<br />
kann, wenn man sich darauf einlässt – und<br />
nicht ständig auf langen geraden Strassen<br />
oder im Stadtverkehr unterwegs sein<br />
muss. Windkanal kann heutzutage jeder,<br />
sparsam auch. Der Defender hat andere<br />
Werte. Und wird wohl genau deshalb<br />
nach 68 Jahren in Rente geschickt. Immer<br />
schärfere Abgaswerte und Sicherheitsbestimmungen<br />
zwingen ihn dazu.<br />
Wer noch einen Neuen haben will, muss<br />
sich also beeilen – oder sich beizeiten<br />
nach einem guten Gebrauchten umsehen.<br />
Dann stehen auch Offroad-Fahrten<br />
etwa von der neufundländischen Goose<br />
Bay in Happy Valley aus ins Gelände<br />
nichts mehr im Weg. Und wer weiss, vielleicht<br />
lässt sich ja dann auch eine einsame<br />
Blockhütte im Wald finden. Arbeit für<br />
das Auto gibt es genug: Holz heranschaffen,<br />
Wasser holen, fischen, jagen… Und<br />
das dürfte das Arbeitstier Defender nach<br />
wie vor für Boots- und Yachtbesitzer interessant<br />
machen: Mit einer maximalen<br />
Anhängelast (gebremst) von 3,5 Tonnen<br />
(ungebremst 750 Kilogramm) lassen sich<br />
auch grössere Wasserfahrzeuge problemlos<br />
wegziehen, notfalls auch über Stock<br />
und Stein. Das Abenteuer hat gerade erst<br />
begonnen. landrover.de<br />
Adieu « Go-anywhere »<br />
Après 65 ans d'existence de la Land Rover Defender,<br />
une chose est sûre : en 2016<br />
la production de cette britannique à quatre<br />
roues motrices sera abandonnée. Si certains le<br />
regrettent, d'autres au contraire pensent que<br />
ce véhicule en forme de boîte n'est plus dans<br />
l'air du temps. Le Defender est une légende<br />
incontestée, les images du Camel Trophy, sont<br />
gravées dans notre esprit. En plus de la transmission<br />
intégrale permanente, du blocage de<br />
différentiel central et de la réduction tout-terrain,<br />
c'était surtout la simplicité de leur mécanique<br />
qui permettait de faire de ces « véritables<br />
» voitures tout-terrain des « go-anywhere vehicle<br />
», et qui épate toujours les SUV Hipster sur les<br />
terrains Offroad. Nous avons conduit la Land<br />
Rover TD4 90 2.2 Station Wagon. Elle coûte 28<br />
890 euros. Ajoutons 370 euros pour un attelage<br />
de remorque. Le Defender n'est pas une voiture<br />
de course. La force de cette Anglaise produite à<br />
deux millions d'exemplaires, avec ses 2,2 litres<br />
de diesel, ses 122 ch et un couple maximal de<br />
360 Nm à 2000 tours/minute, c'est le terrain. De<br />
nos jours, un tunnel aérodynamique est accessible<br />
à bon prix. Le Defender, lui, a d'autres qualités<br />
et c'est justement pour cela qu'il est mis à la<br />
retraite après 68 ans de services. Si vous envisagez<br />
d'en acquérir un nouveau, dépêchez-vous<br />
ou procurez-vous en un bon d'occasion avant<br />
qu'il ne soit trop tard. La bête de trait qu'est le<br />
Defender devrait en effet intéresser les propriétaires<br />
de bateaux : avec une charge remorquable<br />
freinée de 3,5 t (contre 750 kg non freinée), il<br />
peut tracter même les plus grands bateaux sans<br />
aucun problème, même par monts et par vaux.<br />
Que l'aventure commence !<br />
Differenzialsperre und Geländeuntersetzung sorgen dafür, dass es sich bei dem Defender um einen<br />
"echten" Geländewagen handelt (unten). So ausgerüstet kann man dem Longseller abseits der<br />
Strasse viel zumuten. Dann wird er tatsächlich zu dem viel gepriesenen "Go anywhere Vehicle",<br />
wie eine Werbung aus den Anfangszeiten des Land Rovers versprach (oben).<br />
54
2RODRIGUES<br />
_ Der Bootsbauer<br />
EIN DUTZEND DER AUSGEDIENTEN SEGELNDEN<br />
ARBEITSBOOTE LIEGT IN DER NÄHE DES ANSE<br />
ENFER BEREITS HERUM. BOOTSBAUER AZI HOFFT,<br />
DASS SICH EINES TAGES JEMAND FINDET, DER<br />
EINES ODER VIELLEICHT SOGAR MEHRERE DER<br />
WIE GESTRANDETE WALE ANMUTENDEN<br />
SCHIFFE BEI IHM RESTAURIEREN LÄSST.
RODRIGUES BOOTSBAU<br />
DER BOOTSBAUER<br />
ANSE ENFER<br />
VON<br />
TEXT | FOTOS_ Matt Müncheberg<br />
RODRIGUES<br />
PORT MATHURIN<br />
ÎLE GOMBRANI<br />
ÎLE HERMITAGE<br />
ÎLE CHAT DE PIERROT<br />
Sein Arbeitsplatz befindet sich unter einem grossen,<br />
uralten Baum unter freiem Himmel. Neben dem<br />
Baum steht eine kleine, windschiefe Wellblechhütte<br />
für Werkzeuge mit einem winzigen Dachvorsprung<br />
für den Fall, dass es einmal regnen sollte. Das kommt<br />
auf <strong>Rodrigues</strong> jedoch nur sehr selten vor. Es duftet<br />
nach frischem Holz, Farbe, Verdünnung und Schweiss.<br />
Überall auf der Erde liegen Späne und Holzteile herum.<br />
Auf einem kleinen Tisch liegt ein Hobel griffbereit. In<br />
der Hütte kann man im Halbdunkel vage eine Stichsäge<br />
erkennen. Das ist alles. Kein Licht, kein Werkzeugschrank,<br />
kein Dach, keine Wände, ja nicht einmal<br />
einen Zaun gibt es. Wenn die Sonne untergeht, und<br />
das passiert früh auf <strong>Rodrigues</strong>, kommen die Moskitos.<br />
Dann ist es Zeit für den Mann, nach Hause zu<br />
gehen. Sein Name: Baby Azi, einziger verbliebener<br />
Bootsbauer der eleganten, stolzen, traditionell-hölzernen<br />
Segelpirogen von Anse Enfer, <strong>Rodrigues</strong>.<br />
56
RODRIGUES BOOTSBAU<br />
Muss kurz vor dem Auslaufen<br />
noch schnell den Hobel ansetzen:<br />
Baby Azi beim Anpassen<br />
eines neuen Mastes für eine der<br />
hölzernen Segel-Pirogen. Sein<br />
gesamtes Wirken hat der Bootsbauer<br />
dem Erhalt der traditionellen<br />
Klassen verschrieben, die<br />
es so nur auf <strong>Rodrigues</strong>, einer<br />
kleinen Insel östlich von Mauritius,<br />
gibt. Foto rechts: "Babys"<br />
Arbeitsplatz befindet sich unter<br />
freiem Himmel. Hier bessert er<br />
Schäden aus, restauriert alte -<br />
und baut ab und zu sogar auch<br />
einmal eine neue Segel-Piroge.<br />
Doch das kommt immer seltener<br />
vor, seit GfK auch auf dem<br />
kleinen Eiland im Indik auf dem<br />
Vormarsch ist (rechts).<br />
Die segelnden Fischer von <strong>Rodrigues</strong> (siehe Beitrag<br />
in diesem Heft, Seite 18) wissen um die Bedeutung<br />
des ansonsten unscheinbaren Anse Enfer. Seit<br />
27 Jahren arbeitet hier Baby Azi, den alle nur „Baby“<br />
nennen. Vor mehr als einem Vierteljahrhundert lehrte<br />
ihn sein Onkel Ezen Agathe die Kunst des Bootsbaues.<br />
Seitdem baut und repariert er die Segel-Pirogen<br />
auf der kleinen Maskareneninsel: Die hölzernen,<br />
die den Fischern gehören, und die manchmal auch<br />
zum Regattieren benutzt werden.<br />
Es gebe neuerdings auch Boote aus „Fiberglas“,<br />
sagt Azi. Mit diesem Teufelszeug wolle er aber lieber<br />
nichts zu tun haben. Immer mehr Fischer kauften<br />
sich diese neuen Plastik-Boote. Das führe dazu,<br />
dass immer mehr der authentischen, hölzernen Yachten<br />
verschrottet werden. Das macht Baby Azi traurig.<br />
Schliesslich stellten die Boote einen wichtigen Teil der<br />
Geschichte und damit der Identität der Rodriguer dar.<br />
Azi sammelt die Wracks ein und lagert sie vorsorglich<br />
in der Nähe seiner „Werkstatt“. Ein Dutzend der ausgedienten<br />
segelnden Arbeitsboote liegt in der Nähe<br />
des Anse Enfer bereits herum. Bootsbauer Azi hofft,<br />
dass sich eines Tages jemand findet, der eines oder<br />
vielleicht sogar mehrere der wie gestrandete Wale anmutenden<br />
Schiffe bei ihm restaurieren lässt. Teilweise<br />
sind die Rümpfe jedoch schon in einem so schlechten<br />
Zustand, dass eine Sanierung wohl einem Neubau<br />
gleichkäme. Vor einiger Zeit habe er seit langem<br />
wieder einmal ein komplett von ihm selbst gebautes<br />
Boot an einen Fischer ausgeliefert, eine echte traditionelle<br />
rodruiguische Piroge, die der Auftraggeber auf<br />
den stolzen Namen Liberté getauft hat.<br />
Eigentlich handelt es sich bei den Pirogen aus <strong>Rodrigues</strong><br />
um einen klassischen, schmalen Doppelender.<br />
Dieses Prinzip hält die benetzte Fläche des<br />
Schiffchens klein und schafft so mehr Geschwindigkeitspotential.<br />
So ist es möglich, auch einmal richtig<br />
um die Wette zu fahren. Das habe eine lange Tradition<br />
auf <strong>Rodrigues</strong>, sagt Baby. Für den Bau oder<br />
nötige Reparaturen verwende er zwei verschiedene<br />
Hölzer: mauritisches Mahagoni für Beplankung,<br />
Kiel, Totholz und Wrangen und das weichere Holz<br />
des einheimischen Jackfruitbaumes für die Spanten.<br />
Von der Qualität, den Segeleigenschaften und dem<br />
Speed der von ihm gebauten Boote überzeugt sich<br />
der stille und wortkarge Azi regelmässig selbst: Etwa<br />
bei der diesjährigen Fischerboot-Regatta vor der Île<br />
Michel. Dann wird er selbst eines der Crewmitglieder<br />
auf der neuen, stolzen LIBERTÉ sein.<br />
ES GEBE NEUERDINGS AUCH<br />
BOOTE AUS „FIBERGLAS“,<br />
SAGT AZI. MIT DIESEM<br />
TEUFELSZEUG WOLLE ER<br />
ABER LIEBER NICHTS ZU TUN<br />
HABEN. IMMER MEHR FISCHER<br />
KAUFTEN SICH DIESE NEUEN<br />
PLASTIK-BOOTE.<br />
58
RODRIGUES DOMAINE<br />
RODRIGUES<br />
Kleine Insel inmitten des Indik, ganz umgeben von einer<br />
Lagune, über der sich der Mond schlafen gelegt hat.<br />
RODRIGUES<br />
PORT MATHURIN<br />
ÎLE GOMBRANI<br />
ÎLE HERMITAGE<br />
ÎLE CHAT DE PIERROT<br />
60
Claudine und Pascal Stern haben sich im nördlichen<br />
Bezirk Terre Rouge oberhalb des in der Nähe<br />
befindlichen English Bay einen Traum verwirklicht.<br />
Einen Traum aus Stein, Holz, Beton, Wasser und Blumen.<br />
Über Stock und Stein windet sich der Weg hinauf<br />
zu ihrem Refugium, der Domaine de la Paix. No<br />
Stress. Relax, lautet die Devise für Reisende oder für<br />
Segler, die für ein paar Tage der Enge ihrer Yacht<br />
entfliehen wollen. Claudine, die junggebliebene,<br />
zierliche Mittsechzigerin, verfügt über eine schier<br />
unerschöpfliche Energie. Die nutzt die Franco-Mauritierin,<br />
um aus Beton und Holz Accessoires für die<br />
Gästewohnungen und ihr gleich nebenan stehendes<br />
eigenes Haus zu schaffen. Einen Grossteil der<br />
Gebäude sowie die Pools hat sie selbst entworfen.<br />
Mit den Dachflächen fängt sie Wasser auf, sollte es<br />
einmal regnen. Das leitet sie, für den Betrachter unsichtbar,<br />
durch in Säulen versteckte Kanäle zu unterirdischen<br />
Auffangbecken. Sind diese einmal gefüllt,<br />
kommen das Paar und deren Gäste gut über die folgenden<br />
drei Monate. Eine städtische Wasserleitung<br />
gibt es nicht. Es ist Ende November. Und es hat drei<br />
Monate lang nicht mehr geregnet in Terre Rouge.<br />
Die nächsten Tage werden spannend in der Domaine.<br />
Der freundliche Franzose und seine blonde kreolische<br />
Frau sehen es gelassen. Zur Not haben sie<br />
den Pool. Der ist randvoll mit magnesiumversetztem<br />
Wasser gefüllt. Das sei gut für den Körper und<br />
mache Chlor überflüssig, sagt Claudine.<br />
Ihre Vorfahren waren einst mit dem Boot über Madagaskar,<br />
die Seychellen und Réunion auf Mauritius<br />
gelandet. Sogar auf der kleinen Insel Neu-Amsterdam<br />
inmitten des weiten Indik wohnten Verwandte<br />
von ihr. Auf der grössten der Maskarenen, Mauritius,<br />
betreibt die agile schlanke Frau an der Westseite<br />
seit vielen Jahren ein Hotel mit Garten in der<br />
Nähe der Mündung des Black River. Vor knapp drei<br />
Jahren kam sie schliesslich mit Pascal, den sie liebevoll<br />
ihr „Baby“ nennt, nach <strong>Rodrigues</strong>. Es sind die-<br />
Sie leben ihren Traum - und lassen Gäste gern daran teilhaben: Claudine und<br />
Pascal Stern auf ihrer Domaine in Terre Rouge auf <strong>Rodrigues</strong>. Wer bei ihnen zu<br />
Besuch war, verlässt die beiden als Freund.<br />
se Momente nach einem guten französischen Essen,<br />
selbst zubereitet oder bei ihrem Freund Emeric<br />
im Aux 2 frères unten in der grossen Stadt am<br />
Place François Leguat genossen, wenn sie schweigend<br />
auf ihrer Terrasse sitzen und in den schwarzen<br />
Nachthimmel schauen. Wenn die Venus hell neben<br />
der Sichel des Mondes scheint, zu dem die beiden<br />
nur „Croissant“ sagen. Dann sind sie angekommen<br />
in ihrer neuen Heimat. Das Croissant scheint,<br />
anders als in Deutschland, etwa 10.000 Kilometer<br />
nordwestlich, über dieser ihrer kleinen Insel nicht<br />
zu stehen – über <strong>Rodrigues</strong> liegt es. So als habe es<br />
sich zur Nacht gebettet. In der Ferne jault ein Hund.<br />
Ein Männer-Rufen hallt leise aus dem Dorf empor.<br />
Wer gute Ohren hat und ganz genau hinhört, kann<br />
das ferne Rauschen der Brandung an der Riffkante<br />
vernehmen. Frieden. Als alle längst schlafen, die<br />
Hunde, die Männer und die Frauen, beginnt es zu<br />
regnen über der Domaine de la Paix.<br />
www.vacances-rodrigues.com<br />
ÜBER STOCK UND STEIN WINDET SICH DER WEG<br />
HINAUF ZU IHREM REFUGIUM, DER DOMAINE DE LA<br />
PAIX. NO STRESS. RELAX, LAUTET DIE DEVISE FÜR<br />
REISENDE ODER FÜR SEGLER, DIE FÜR EIN PAAR<br />
TAGE DER ENGE IHRER YACHT ENTFLIEHEN WOLLEN.<br />
61
SHORT CUTS<br />
# 2<br />
PIRELLI MODISCH: FUNKTIONALE BEKLEIDUNG<br />
VON P ZERO MODA<br />
Im P Zero Moda Flagshipstore in Mailand präsentiert Pirelli aktuell<br />
eine aussergewöhnliche Linie von Funktionskleidung im urbanen<br />
Stil. Für die häufig wechselhaften Wetterverhältnisse im<br />
Herbst hat Pirelli eine exklusive Kollektion für Damen und Herren<br />
aufgelegt, die mit vielen Innovationen aufwartet. Der Ansatz, modernste<br />
Technologie und höchste Leistungsfähigkeit mit viel Stil<br />
zu kombinieren, hat auch in der Modelinie des italienischen Rei-<br />
fenkonzerns eine lange Tradition. Bereits seit den 1960er Jahren<br />
entwirft das Label des Premiumherstellers modische und funktionale<br />
Kleidung. Die neue Herbstkollektion ist ideal für Menschen,<br />
die viel unterwegs sind, dabei auf zuverlässige Funktionalität und<br />
auch die Grösse ihres Outfits achten, und bei allen Wetterbedingungen<br />
stilsicher auftreten wollen. Alle Teile der Kollektion lassen<br />
sich schnell auf eine äusserst kompakte Grösse falten und leicht<br />
in der Backskiste verstauen, um dann bei schlechtem Wetter sofort<br />
zum Einsatz zu kommen. Entsprechend heisst die Kollektion<br />
"Rain Sottosella". Alle Teile der Kollektion sind wasserdicht und atmungsaktiv.<br />
Sie werden in speziellen Hightech-Verfahren produziert,<br />
lasergeschnitten und hitzeversiegelt. Die innovative Fertigungsweise<br />
garantiert ein geringes Gewicht sowie perfekte Ergonomie<br />
und Funktionalität. Raincoat, Jacke und Hose in der Damen-<br />
und Herren-Kollektion sind jeweils in den Farben rot, blau<br />
sowie dark olive erhältlich. pirellipzero.com<br />
AUS ALT MACH NEU: RADIOMIR 1940<br />
Um 1940 entstand in den Werkstätten von<br />
Panerai in Florenz ein neues Gehäuse. Das<br />
konsequent auf die gestiegenen Anforderungen<br />
der italienischen Marinetaucher abgestimmte<br />
Modell war eine Weiterentwicklung<br />
des erstmals 1936 vorgestellten und<br />
heute unter dem Namen Radiomir bekannten<br />
Gehäuses. Seinen Namen verdankte es<br />
dem von Panerai patentierten fluoreszierenden<br />
Material, durch das sich das Zifferblatt<br />
auch im Dunkeln ablesen liess. Einige<br />
innovative konstruktive Änderungen<br />
machten es zudem noch robuster und<br />
strapazierfähiger. Das so entstandene Radiomir-1940-Gehäuse<br />
hat auch heute noch<br />
nichts von seiner Faszination verloren, wie<br />
die neuen Modelle eindrucksvoll belegen:<br />
Mit der Radiomir 1940 3 Days bereichert<br />
das Radiomir-1940-Gehäuse erstmals die<br />
Historische Kollektion von Officine Panerai.<br />
Das neue Modell mit dem mechanischen<br />
Uhrwerk P.3000 mit Handaufzug und einer<br />
Gangreserve von drei Tagen ist in Stahl und<br />
Rotgold erhältlich. Für die Radiomir 1940 3<br />
Days kombinierte Panerai sein klassisches<br />
Design mit uhrentechnisch anspruchsvollen<br />
Material- und Detaillösungen. Das Zifferblatt<br />
mit kleiner Sekundenanzeige auf<br />
der 9-Uhr-Position und Datumsfenster auf<br />
der 3-Uhr-Position ist in Sandwich-Bauwei-<br />
se ausgeführt. Hierbei leuchtet das fluoreszierende<br />
Material zwischen zwei übereinander<br />
liegenden Scheiben durch die ausgesparten<br />
Stundenmarkierungen in der<br />
oberen Scheibe. Das Zifferblatt ist bei der<br />
Stahlversion schwarz und bei dem Modell<br />
in Rotgold braun. Die Radiomir 1940 3 Days<br />
(PAM00514) und die Radiomir 1940 3 Days<br />
Oro Rosso (PAM00515) mit schwarzem Lederarmband<br />
bzw. braunem Alligatorlederarmband<br />
sind Teil der Historischen Kollektion<br />
von Officine Panerai. Als Wasserdichtigkeit<br />
gibt der Hersteller 10 bar (100 Meter für<br />
das Stahlgehäuse) bzw. 5 bar (50 Meter) für<br />
die Rotgold-Version an. panerai.com<br />
62
BALT 26<br />
7,88 x 2,53 m x Schwenkkielversion 0,38 / 1,46 m<br />
Kielschwertversion 0,52 / 1,46 m<br />
Preis 33.625,00 €<br />
(40.014,00 € incl. 19% MWST)<br />
KISS FÜR DIE YACHT:<br />
KEEP IT SIMPLY SWISS<br />
Amici Caffè AG und Gotec SA lancieren mit Kiss die vermutlich kleinste Espressomaschine<br />
der Welt. Kiss steht für "Keep it Simply Swiss". Damit wird sie auch für Yachteigner interessant,<br />
die unterwegs oder im Hafen an Bord nicht auf ihren schwarzen Espresso verzichten<br />
wollen. Wie ein präzises Uhrwerk heizt der Kolben in wenigen Sekunden die richtige<br />
Menge Wasser für einen Espresso auf und presst es ohne Vibration durch das Kaffeepulver.<br />
Die von Gotec dafür entwickelte Technik wurde bereits mehrfach prämiert. Grund: Bei<br />
Kiss handelt es sich um eine Espressomaschine im Kompaktformat, die nicht wie übliche<br />
Geräte mit einer vibrierenden Pumpe ausgerüstet ist, sondern mit einem Kolben, der das<br />
Wasser kontinuierlich und sanft in den Brühkopf presst. Dies ermöglicht einen Espresso<br />
oder Ristretto, der nach Herstellerangaben weicher, samtener und cremiger sein soll als<br />
vergleichbare Heissgetränke. amici.ch, gotec.ch<br />
ARMOR-X: SCHUTZHÜLLEN<br />
FÜR SMARTPHONES UND CO.<br />
AN BORD<br />
Entwickelt wurden diese robusten und beweglichen Bodyguards für alle, die auch an Bord<br />
nicht auf Annehmlichkeiten wie Kommunikation, Navigation oder auch Unterhaltung verzichten<br />
möchten. Dabei werden die Geräte durch Silikonhüllen geschützt, die in extrem robuste<br />
Polycarbonat-Gehäuse eingefasst sind. Alle Anschlüsse sind frei zugängig, sodass der<br />
Nutzer seine Geräte wie gewohnt bedienen kann. Armor-X-Schutzhüllen sind spritzwasserund<br />
stossgeschützt kompatibel mit allen gängigen Smartphones und Tablets. Ein umfangreiches<br />
und optional erhältliches Befestigungssystem erlaubt es, die Geräte direkt neben<br />
dem Ruder, an der Reling oder wo auch immer gewünscht zu installieren. Erhältlich sind die<br />
nützlichen Helfer in hübschen Farben und einem trendigen Stil. armor-x.eu<br />
BALT 27<br />
8,15 x 2,53 x 1,28 m<br />
Kielschwertversion 0,52 / 1,46 m<br />
Preis 34.762,00 €<br />
( 41.365,00 € incl. 19% MWST )<br />
CAPELLI DINO 26<br />
7,88 x 2,76 m<br />
bis 250 PS Außenbordmotor<br />
Preis 52.500,00 €<br />
( 62.475,00 € incl. 19% MWST )<br />
BALT SUNCAMPER 30<br />
10,30 x 2,98 x 0,45 m<br />
21 - 60 PS Dieseleinbau- oder Außenbordmotore<br />
Preis 59.111,00 € mit 60 PS Motor<br />
( 70.342,00 € incl. 19% MWST )<br />
BALT TITAN 818<br />
78,20 x 2,70 x 0,40 m<br />
bis 90 PS Außenbordmotore<br />
Preis 39.900,00 € mit 60 PS Motor<br />
( 47.480,00 € incl. 19% MWST )<br />
FICHTNER MARINE GmbH<br />
Am Yachthafen 1 | D-14550 Deetz bei Potsdam<br />
Tel: (+ 49) 033207 - 5 11 77 | Fax: (+ 49) 033207 - 5 11 76<br />
www.fichtner-marine.de | www.hanse-vertrieb.de<br />
www.second-hand-boat.de
TEST BALT 27<br />
Geräumige - und trotzdem recht ansehnliche<br />
- Yacht: Die neue BALT 27 debütiert mit<br />
vielen möglichen Ausstattungsvariationen,<br />
bietet viel Platz, segelt ordentlich - und<br />
schliesst ganz nebenbei die schmerzliche<br />
Lücke im Kleinkreuzer-Segment von 25 bis<br />
29 Fuss Länge.
KÜSTEN<br />
KREUZER<br />
KLEINER<br />
Balt-Yacht debütiert mit einem kompakten 27-Fuss-Fahrtenboot mit Kiel,<br />
zertifiziert für küstenferne Fahrt. Für Schweizer Gewässer gibt es auch<br />
eine Schwertversion mit Innenballast.<br />
TEXT _ FOTOS _ Matt Müncheberg<br />
Helles Holz und viel Licht lassen<br />
den Stehhöhe-Salon noch<br />
gösser wirken, als er ohnehin<br />
schon ist. Die Schott-Tür zur<br />
Bugkoje kostet extra. Die<br />
Steuerbordbank kann mit drei<br />
Handgriffen zu einem breiten<br />
Bett umgebaut werden. Am<br />
Niedergang an Backbord befindet<br />
sich eine kleine Pantry,<br />
an Steuerbord gibt es sogar<br />
ein kleines Kartentischchen.<br />
Eine 27 Fuss (8,15 Meter) lange neue Segelyacht mit guten Segeleigenschaften,<br />
viel Stauraum und Stehhöhe für unter 43.500<br />
CHF (35.000 Euro) – gibt es nicht? Gibt es doch! BALT 27 heisst<br />
die kleine, seegängige Yacht für vier Personen aus der polnischen<br />
Yachtwerft Balt-Yacht in Augustów im äussersten Nordosten<br />
Polens. Der neueste Wurf der seit 1990 existierenden, ersten<br />
privat betriebenen Yachtwerft Polens nach der „Wende“ füllt<br />
die Nische des fast ausgestorbenen Kleinkreuzer-Segments zwischen<br />
25 und 29 Fuss mit gleich zwei Varianten ein und desselben<br />
Bootstyps. Doch der Reihe nach. Gleich beim Betreten der<br />
Yacht über das traditionell gestaltete Cockpit mit längs angeordneten<br />
Sitzbänken mit hohen Lehnen, freistehendem Ruderrad<br />
(Normalversion mit Pinne) und als Zubehör erhältlichem,<br />
dahinter angebrachtem Instrumentenhalter fällt auf, dass der<br />
eigentlich recht kleine 27-Füsser ungewöhnlich viel Platz bietet<br />
– jedenfalls auf Deck sowie in etwas eingeschränkterem Masse<br />
auch unter Deck. Dort gibt es zunächst im Pantrybereich eine<br />
Stehhöhe von 1,87 Metern und – für mittelgrosse Crewmitglieder<br />
sogar in der (echten!) Nasszelle. Trotzdem wirkt die kleine<br />
Yacht unter Segeln keineswegs plump oder übertrieben hochbordig<br />
wie viele ihrer polnischen Kolleginnen, sondern eher<br />
sportlich-elegant – nicht zuletzt der langgezogenen Kajüte mit<br />
den flachen, modernen Kajütfenstern, dem senkrechten Steven<br />
und der leicht nach achtern ausgestellten Heckpartie mit kleiner<br />
Badeplattform samt -leiter (Zubehör) wegen. Der Spiegel<br />
bleibt „clean“; das Spatenruder ist unter dem Rumpf angebracht<br />
– und kann mittels umgelenkter Talje notfalls dichgeholt werden,<br />
wenn es einmal flach werden sollte. Im Bugbereich finden<br />
65
TEST BALT 27<br />
Elegante Wende: die neue BALT 27 ist einfach zu handhaben. Bei der kleineren Schwester BALT 26 gibt es<br />
statt des Rades eine Pinne, und das Ruder ist achtern am Heck befestigt. Ein Aussenborder ersetzt bei der<br />
"abgespeckten" Version die Einbaumaschine. Trotzdem - oder gerade deshalb - muss die 26 nicht die schlechtere<br />
Wahl sein. Der Käufer entscheidet - je nach Revier und zukünftigem Nutzungswunsch.<br />
zwei Personen ausreichenden Platz für die Nacht, und im Salon<br />
gibt es eine weitere Schlafmöglichkeit: Mittschiffs an Steuerbord<br />
kann durch das Hochklappen des Tisches und die Installation eines<br />
zusätzlichen Einlegebretts eine kleine Liegewiese geschaffen<br />
werden, die mit mehr als 2,10 Metern lang genug und mit<br />
knapp 1,10 Meter Breite auch breit genug für eine erwachsene<br />
Person oder zwei Kinder ist. Im Heckbereich gibt es an Backbord<br />
eine Art Hundekoje, in der eine Person gut unterkommen kann.<br />
Alles ist unter Deck in der Sonderausstattung mit Echtholzfurnier<br />
in hellem afrikanischem Koto verkleidet. Im Bugbereich des<br />
Rumpfes sowie Mittschiffs sorgen weitere dezent getönte Fenster<br />
für Licht (Zubehör). Im Preis von 42.820 CHF (34.762 Euro; netto)<br />
nicht inbegriffen sind neben der blauen Rumpffarbe die elektrisch<br />
betriebene Ankerwinde, eine Webasto-Heizung und ein<br />
Kühlfach im Salon. Aufpreispflichtig sind ausserdem die Lichtanlage<br />
mit Dreifarbenlaterne und Dampferlicht, ein Wandler,<br />
Batterielader und Steckdosen im Schiff. Türen und Schottwände<br />
zum Vor- und Achterschiff kosten ebenfalls extra; die Durchgänge<br />
sind ansonsten offen gestaltet – ausreichend für einen Törn<br />
zu zweit oder mit der Familie. Der in unser Testschiff verbaute, 14<br />
PS leistende Einbaudiesel von Yanmar leistete gute Arbeit und<br />
tuckerte vergleichsweise unauffällig. Er schlägt, zusammen mit<br />
Dieseltank, einer Gel-Starterbatterie mit 70 Ah und einem Ladetrenner<br />
für zwei Batterien mit 12.702 CHF (10.312 Euro) zu Buche.<br />
Inklusive allen genannten Zubehörs plus dem Transport in die<br />
Schweiz, Aufriggen und Inbetriebnahme kommt man auf netto<br />
77.603 CHF (63.000 Euro) – immer noch ein sehr fairer Preis.<br />
DER NEUESTE WURF<br />
DER SEIT 1990<br />
EXISTIERENDEN, ERSTEN<br />
PRIVAT BETRIEBENEN<br />
YACHTWERFT POLENS<br />
NACH DER „WENDE“<br />
HEISST BALT 27 UND<br />
FÜLLT DIE NISCHE DES<br />
FAST AUSGESTORBENEN<br />
KLEINKREUZER-<br />
SEGMENTS ZWISCHEN 25<br />
UND 29 FUSS MIT GLEICH<br />
ZWEI VARIANTEN EIN UND<br />
DESSELBEN BOOTSTYPS.<br />
66
INFO<br />
Stellt die hier beschriebene BALT 27 einen<br />
guten Einstieg in das Segment seegängiger<br />
Fahrtenkreuzer auf vergleichsweise<br />
hohem Niveau dar, so ist auch die<br />
„abgespeckte“ Version für Fahrten- oder<br />
Daysailer bzw. Crews mit eingeschränktem<br />
Budget interessant: Die nennt sich<br />
BALT 26 und wird in derselben Form wie<br />
ihre Schwester gebaut. Die kleinere Nummer<br />
in der Typenbezeichnung deutet also<br />
weniger auf einen kürzeren Rumpf denn<br />
auf eine andere Ausstattung hin. Diese<br />
kann – zumindest teilweise – aber durchaus<br />
auch für den ambitionierten Fahrtensegler<br />
Sinn machen. Nicht jeder mag es<br />
etwa, auch bei starker Krängung am Rad<br />
zu hängen – hier bietet sich durchaus<br />
die Montage der Standard-Pinne an, die<br />
mittels Ausleger gut von der hohen Kante<br />
aus zu bedienen ist – und zudem den<br />
Vorteil hat, auf dem doch recht schmalen<br />
Boot im Cockpit Platz an den Seiten zu<br />
schaffen. Bei der 26 hängt das Ruder zudem<br />
am Spiegel – auch das kann durchaus<br />
Sinn machen, wenn man oft die Gewässertiefen<br />
wechselt und zum Beispiel<br />
ab und zu auch flachere Häfen ansteuert,<br />
in denen das Ruder schnell mal hochgeholt<br />
werden muss – das aber funktioniert<br />
beim Heckruder besser, schneller<br />
und, da nicht aufwendig umgelenkt,<br />
auch leichter. Schliesslich wird die kleine<br />
Schwester der BALT 27 auch nicht durch<br />
einen Einbau-Diesel angetrieben, sondern<br />
durch einen aussen seitlich angebrachten<br />
Flautenschieber. Der kann auf<br />
Wunsch – etwa um auf einer Regatta Gewicht<br />
zu sparen – schnell und problemlos<br />
abgehängt werden. Einfacher muss<br />
also nicht immer ein Minus an Praktikabilität<br />
bedeuten – der Käufer entscheidet<br />
in jedem Fall selbst. Schliesslich hat die<br />
26er-Variante noch einen weiteren entscheidenden<br />
Vorteil: Man erhält für die<br />
eingangs erwähnten 43.500 CHF (35.000<br />
Euro) einen waschechten 27-Fuss-Küstenkreuzer.<br />
Das muss erst einmal einer<br />
nachmachen.<br />
FAZIT: Unser Favorit ist eine Mischung aus<br />
beiden Varianten, der auf hohem Niveau<br />
ausgerüsteten BALT 27 und der „abgespeckten“<br />
26er-Version. Generell gilt: Die BALT<br />
kann wunderbar den verschiedensten Revie-<br />
TECHNISCHE DATEN BALT 27:<br />
Länge über Alles: 8,15 Meter<br />
Breite: 2,53 Meter<br />
Tiefgang: 1,28 Meter in der Standardversion<br />
mit Kiel, als Kielschwerter: 0,52/1,46<br />
Meter, mit Schwert: 0,38/1,46 Meter (nur<br />
BALT 26).<br />
Ballast: 150 Kilogramm<br />
Stehhöhe: max. 1,86 Meter<br />
Masthöhe: 9 Meter<br />
Gross: 17,20 Quadratmeter<br />
Standardfock: 10,30 Quadratmeter<br />
Genua: 12,80 Quadratmeter<br />
Spinnaker: 40 Quadratmeter<br />
Max. Personenanzahl: 6<br />
Kojen: 6<br />
Einbaumaschine Diesel: 9 bis 14 PS<br />
CE-Kategorie: B/C<br />
Konstrukteur: W. Spisak<br />
67
TEST BALT 27<br />
ren angepasst werden, indem man einfach<br />
zwischen den verschiedenen Optionen das<br />
für sich selbst optimal Passende heraussucht.<br />
Für die Schweizer Seen etwa könnte ein Innenballast<br />
mit Integralschwert die passende<br />
Wahl sein, für Tidengewässer und wechselnde<br />
Reviere steht ein Schwenkkiel zur Verfügung,<br />
und für grössere und tiefe Gewässer<br />
gibt es die Festkiel-Version. Der einfachen<br />
Konstruktion und Ausstattung steht eine<br />
umfangreiche Ausstattungsliste mit allen<br />
notwendigen und vielen praktischen Extras<br />
zur Seite. Das von dem bekannten polnischen<br />
Naval Architekten Wojciech Spisak<br />
gezeichnete Schiff ist standardmässig in<br />
der Kielversion sogar CE-B kategorisiert, das<br />
heisst, es darf ausserhalb von Küstengewässern<br />
bis zu einer Windstärke von acht Beaufort<br />
und vier Meter Welle fahren (küstenferne<br />
Fahrt). Optional ist eine Schwenkkiel-Version<br />
(ebenfalls Kat. B) oder eine reine Schwertversion<br />
(C-Kategorie – küstennahe Gewässer bis<br />
zu sechs Beaufort und zwei Meter Wellenhöhe)<br />
erhältlich. Wer will, lässt den Rumpf in<br />
Blau oder Bordeaurot lackieren, standardmässig<br />
wird die Yacht in Weiss ausgeliefert.<br />
Wer sportlicher segeln möchte, rüstet wie bei<br />
unserem Testschiff eine Folien-Segelgarderobe<br />
auf, ersetzt die 10,30 Quadratmeter messende<br />
Standardfock durch eine 2,50 Quadratmeter<br />
grössere Genua und ordert den 40<br />
Quadratmeter grossen Spi. Für Einhandsegler<br />
wichtig: Auch eine Selbstwendefock ist<br />
bei Balt-Yacht in Arbeit und kann in Kürze<br />
bestellt werden.<br />
Ständige Ausstellung und Vertrieb:<br />
fichtner-marine.de.<br />
Auf der boot in Düsseldorf vertreten,<br />
allerdings nur mit der Touren-Motoryacht<br />
SUNCAMPER 30 (am Gemeinschaftsstand<br />
der Hersteller Ostpolens).<br />
Rad und vorbereiteter Instrumententräger kosten extra; wer<br />
will, wählt die preiswertere Pinnen-Version. Die bietet unter<br />
anderem den Vorteil, dass man mehr Platz im Cockpit hat und<br />
besser von achtern zum Vorschiff kommt.<br />
Le petit croiseur côtier<br />
Un nouveau voilier de 27 pieds (8,15 mètres) avec de bonnes qualités de navigation, un espace à<br />
vivre et un espace de rangement conséquents pour la modique somme de 43 500 CHF (soit 35 000<br />
euros). C'est impossible ? Eh bien détrompez-vous ! Ce petit voilier de croisière, prévu pour quatre<br />
personnes (et dans lequel on peut même dormir à six), s'appelle le BALT 27. Il est le dernier né du<br />
chantier naval Balt Yacht à Augustów en Pologne, premier chantier polonais privé, créé en 1990<br />
après la réunification. Ce bateau, dans ses deux variantes, comble le créneau presque disparu des<br />
petits croiseurs entre 25 et 29 pieds. Lorsque l'on pénètre dans le voilier par le cockpit traditionnel<br />
aux bancs à larges dossiers disposés longitudinalement, avec sa barre à roue (barre franche pour la<br />
version basique) disponible en option et ses supports d'instruments adaptés, nous sommes frappés<br />
de voir à quel point il est spacieux pour un petit bateau de 27 pieds. Cela n'est pas courant. Pourtant,<br />
lorsque les voiles sont levées, le petit voilier ne paraît ni massif, ni trop haut de bords, il est plutôt élégant<br />
et sportif, notamment du fait de sa cabine longiligne aux hublots plats et modernes, mais aussi<br />
grâce à son étrave verticale et une partie de la poupe légèrement exposée à l'arrière avec une petite<br />
plate-forme de bain et une échelle (en option). Ni la couleur bleue de la coque, ni les guindeaux électriques,<br />
le chauffage Webasto ou le réfrigérateur du salon ne sont compris dans le prix de 42 820 CHF<br />
(soit 34 762 euros nets). Si l'on inclut les moteurs in-board YANMAR, tous les accessoires sus-cités, le<br />
transport jusqu'à la Suisse, le gréement et la mise en service, on arrive à un total net de 77 603 CHF<br />
(soit 63 000 euros). Le BALT 27 présenté ici est un bon moyen d'entrer dans le monde des bateaux de<br />
plaisance marins de haut niveau. La version « allégée » pour des croisières ou des sorties à la journée<br />
est également très intéressante pour les équipages au budget limité : c'est le BALT 26 construit avec<br />
la même forme que son grand frère. Si dans la désignation de ce modèle le nombre est inférieur, cela<br />
n'est pas parce que la coque est plus courte, mais parce que l'équipement est différent. Ce modèle<br />
a toute sa raison d'être : même quand l'angle de gîte est fort, tout le monde n'aime pas être pendu<br />
à une roue. Ce bateau-ci a été construit avec une barre fixe standard, qui dispose d'un stick pour<br />
l'utiliser du bord au vent et qui a l'avantage de libérer de la place sur les bords du cockpit, bien que<br />
le bateau soit vraiment étroit. Sur le 26, le gouvernail est suspendu à la poupe, ce qui est tout à fait<br />
pertinent quand la profondeur d'eau varie souvent. Enfin, le petit frère du BALT 27 est équipé d'un<br />
moteur d'appoint, qui peut être rapidement accroché à l'extérieur du bateau, sur le côté. Finalement,<br />
la variante 26 a un dernier avantage décisif : on acquiert pour les 43500 CHF (35000 euros) un croiseur<br />
côtier pur jus de 27 pieds. Mettons quiconque au défi d'en faire autant !<br />
68
3CHRONOS _ Segelyacht-Reisen<br />
DABEI STELLTE SICH GERADE DIE FÜR EINE<br />
STAGSEGELKETSCH TYPISCHE AUFTEILUNG DER<br />
ZWISCHEN DEN MASTEN ANGEBRACHTEN SEGEL<br />
IN ZWEI EINZELNE, DREIECKIGE SEGEL (SPREIZ-<br />
GAFFEL- UND BESANSTAGSEGEL) ALS VORTEIL-<br />
HAFT HERAUS, DENN SCHLIESSLICH SIND FÜNF<br />
KLEINERE SEGEL LEICHTER ZU BEDIENEN ALS<br />
WENIGE GROSSE – GERADE BEI STARKEM WIND.<br />
69
CHRONOS SEGELYACHT-REISEN<br />
70
MIT 1.000<br />
QUADRATMETERN<br />
SEGELFLÄCHE<br />
DURCHS<br />
MITTELMEER<br />
Was passiert, wenn ein Segler<br />
und Klassik-Fan seine eigene Idee<br />
von einer grossen, luxuriösen<br />
Segelyacht realisiert, konnte man<br />
bei der diesjährigen Les Voiles<br />
de Saint-Tropez erleben. Die neue<br />
CHRONOS, eine 54 Meter lange<br />
Stagsegelketsch, debütierte am<br />
Rande der Regatten – und das<br />
bei teilweise recht starkem Wind.<br />
Fazit: Klaus Röders Riss, nach<br />
Eignerangaben mit viel Liebe zum<br />
Detail umgesetzt von Ark Yacht<br />
in Bodrum, sieht nicht nur toll aus<br />
– sie segelt auch schnell. Das Beste<br />
aber ist: Zu relativ moderaten<br />
Preisen ist Kojencharter möglich.<br />
YSB war an Bord.<br />
TEXT _ FOTOS _ Matt Müncheberg<br />
71
CHRONOS SEGELYACHT-REISEN<br />
Wenn sich zum Saisonausgang in den Häfen um<br />
St. Tropez und, vor Anker liegend, auf dem gleichnamigen<br />
Golf zwischen dem Côte d´Azur-Städtchen<br />
und dem nördlichen Sainte-Maxime Ende September<br />
die schönsten unter den schwimmenden Klassikern<br />
des Mittelmeerraumes zu einem letzten Stelldichein<br />
versammeln, dann ist wieder „Voiles-Zeit“.<br />
Die Voiles de Saint-Tropez, vor 32 Jahren als „La<br />
Nioulargue“ aus einer Bierlaune heraus geboren,<br />
zehrt von der Legende ihrer Entstehung: Zwei Segler,<br />
so heisst es, sassen am 29. September 1981 in<br />
Saint-Tropez bei einem Glas Wein zusammen. Einer<br />
von ihnen schlug spontan eine Regatta Boot<br />
gegen Boot vor. Gesagt, getan: Die Leinen wurden<br />
losgemacht, die Segel aufgeheisst und, nachdem<br />
der Pointe de la Rabiou und das Cap de St. Tropez<br />
im Uhrzeigersinn gerundet waren, ward ein südwestlicher<br />
Kurs eingeschlagen. Gewinner sollte<br />
derjenige sein, welcher zuerst den Strandclub 55 in<br />
der Bucht von Pampelonne erreicht hatte. Der Verlierer<br />
hatte – so lautete die spontane Verabredung –<br />
dem anderen einen Drink zu spendieren. Diese Rolle<br />
kam dann – so die Überlieferung – dem Amerikaner<br />
Dick Jason mit seiner Swan 44 PRIDE zu, denn<br />
Jean Lorrain aus St. Tropez segelte mit seiner 12mR-<br />
Yacht IKRA 12-K3 schneller; so konnte er als erster<br />
den Club 55 betreten. Damit war eine Segelveranstaltung<br />
geboren, die in den letzten drei Jahrzehnten<br />
zu einer der beliebtesten – und bedeutendsten<br />
– Regattawochen im Mittelmeerraum gewachsen<br />
ist. Den ursprünglichen Namen „La Nioulargue“<br />
verdankt die Veranstaltung einer unscheinbaren,<br />
50 Meter tiefen Untiefe, die sich ein paar Seemeilen<br />
ostnordöstlich vor dem Cap Camarat befindet<br />
und übersetzt so viel wie „Vogelnest da draussen“<br />
bedeutet. Viele Skipper nutzen die Wettfahrten,<br />
um ein letztes Mal im Jahr zu segeln, Freunde zu<br />
treffen und ausgelassen zu feiern. Für andere setzen<br />
die „Voiles“ einen Endpunkt ihres Saisonaufenthaltes<br />
in den mediterranen Gewässern – sie rüsten<br />
sich nach der Woche im Golfe de St. Tropez zu ihrem<br />
„Long Leg“ in wärmere, karibische Gefilde.<br />
So auch die CHRONOS, eine 54 Meter über Alles lange<br />
Stagsegelketsch, die in diesem Jahr im Stile eines<br />
modernen Klassikers in Bodrum vom Stapel gelaufen<br />
ist. YSB war an Bord, als das von Klaus Röder<br />
aus Tutzing gezeichnete Stahlschiff die Regatten<br />
der klassischen Yachten vor St. Tropez begleitete.<br />
Dabei konnten wir uns spätestens am Voiles-Donnerstag<br />
davon überzeugen, dass klassisches Design<br />
nicht im Widerspruch stehen muss zu guten Segeleigenschaften.<br />
Mit bis zu 40 Knoten blies der Wind<br />
an diesem Tag über den Golf, in Böen waren es sogar<br />
mehr. Acht Beaufort – zu viel für die meisten der<br />
klassischen Teilnehmeryachten, die, um das wertvolle<br />
Material zu schonen, im Hafen geblieben waren.<br />
Nicht so die CHRONOS, deren insgesamt 990 Quadratmeter<br />
Segelfläche auf Klüver, Fock, Spreizgaffel-,<br />
Besanstag- und Besansegel aufgeteilt sind. Dabei<br />
stellte sich gerade die für eine Stagsegelketsch<br />
typische Aufteilung der zwischen den Masten angebrachten<br />
Segel in zwei einzelne, dreieckige Segel<br />
(Spreizgaffel- und Besanstagsegel) als vorteilhaft heraus,<br />
denn schliesslich sind fünf kleinere Segel leichter<br />
zu bedienen als wenige grosse – gerade bei starkem<br />
Wind. Das unter holländischer Flagge fahrende,<br />
als kleines Passagierschiff bis zu 36 Gästen zugelassene<br />
Schiff war an diesem Tag, so schien es, richtig<br />
in seinem Element. Souverän schnitt der Löffelbug<br />
der CHRONOS durch die seewärts immer mehr an-<br />
72
CHRONOS – Une voilure de 1000 mètres carrés déployée sur<br />
la Méditerranée<br />
Matthijs van Middelkoop ist der Kapitän auf der CHRONOS. Den<br />
43-jährigen Holländer bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Vorher<br />
arbeitete Matthijs sechs Jahre lang auf dem Schwesterschiff KAIROS.<br />
Jung trifft Jungeblieben: Die Idee der Segelyacht-Reisen von Eigner Steidle<br />
spricht alle Altersgruppen an, darunter sind auch viele Gäste, die selbst<br />
aktiv segeln und - in schiffiger Atmosphäre - entspannen wollen. Logo<br />
links: Die CHRONOS entstand auf der Ark Yacht Werft in Bodrum, die<br />
auf den Neubau von "Klassikern" spezialisiert ist.<br />
Quand à la fin de la saison, fin septembre, les plus beaux classiques<br />
flottants de l'espace méditerranéen se rassemblent<br />
pour un dernier rendez-vous et se mettent au mouillage dans<br />
les ports proches de Saint-Tropez, dans le golfe du même nom,<br />
entre les petites villes de la Côte d'Azur et Sainte-Maxime plus<br />
au Nord, c'est encore « l'heure de la voile ». Les Voiles de Saint-<br />
Tropez sont nées d'un simple jeu, il y a 32 ans, on les appela<br />
alors « La Nioulargue ». Cette année le nouveau CHRONOS arrive<br />
dans la course. C'est un ketsch à voile d'étai de 54 mètres,<br />
dans le style d'un classique moderne, inauguré à Bodrum<br />
cette année. YSB est monté à bord, quand le bateau en acier<br />
dessiné par Klaus Röder de Tutzing a accompagné les régates<br />
des voiliers classiques devant Saint-Tropez. Nous avons pu<br />
nous convaincre que le design classique n'est pas forcément<br />
en contradiction avec une bonne qualité de navigation : ce<br />
jeudi-là dans le golfe, le vent a soufflé jusqu'à 40 nœuds, et<br />
plus encore dans les bourrasques. Huit beauforts, bien trop<br />
pour la plupart des voiliers classiques restés au port pour<br />
épargner leurs précieux matériaux, mais pas pour CHRONOS,<br />
dont la surface de voilure totalise les 990 mètres carrés, en<br />
comptant le foc, la trinquette, la voile de wishbone, la voile<br />
d'étai et la voile d'artimon. Sa répartition des voiles entre les<br />
deux mâts, typique d'un ketch à voile d'étai, avec deux voiles<br />
séparées triangulaires (la voile de wishbone et la voile d'étai)<br />
s'est révélée être avantageuse. En effet, il est finalement plus<br />
facile de régler cinq voiles de plus petite taille que des grandes<br />
voiles moins nombreuses, notamment quand le vent est<br />
fort. Ce petit navire de plaisance au pavillon hollandais, et<br />
pouvant accueillir jusqu'à 36 passagers, avait vraiment l'air<br />
d'être dans son élément ce jour-là. En prenant le large, la<br />
proue de CHRONOS fendait à la perfection les lames de plus<br />
en plus bouillonnantes et de plus en plus formées, et les voiles<br />
poussaient puissamment la carène de 48 mètres en avant.<br />
Aussi, le bateau atteignait parfois les 12 nœuds, alors que la<br />
voile de wishbone n'avait pas pu être hissée. « Pas mal pour un<br />
déplaceur de 333 tonnes », se réjouit son propriétaire Andreas<br />
Steidle, qui a réalisé un rêve en faisant l'acquisition de CHRO-<br />
NOS. Les « voyages en voiliers », comme les appelle Steidle,<br />
doivent donner l'occasion aux passagers, de naviguer à la<br />
fois paisiblement et activement, « en voguant de baie en baie,<br />
en se baignant, presque comme sur un voilier privé, tout en<br />
ayant un service complet à bord ». Le chantier naval turc Ark,<br />
spécialisé dans la construction en bois, a eu le contrat de construction<br />
de CHRONOS peu après celui d'un voilier un peu plus<br />
petit : la goélette KAIROS de 38 mètres. « Son nom désigne le<br />
dieu du temps dans la mythologie grecque, rappelle Andreas<br />
Steidle, il symbolise la durée de vie, que l'on ferait vraiment<br />
mieux d'employer à naviguer. »<br />
73
CHRONOS SEGELYACHT-REISEN<br />
DER MYTHOS LEBT:<br />
St. Tropez mit dem Schiff<br />
Weitere Infos gibt<br />
es hier: Einfach QR-<br />
Code scannen und<br />
Film über die CHRO-<br />
NOS anschauen.<br />
Zur Verfügung gestellt<br />
von Aqua-TV.<br />
St. Tropez ist eine Reise wert – vor allem zur<br />
„Voiles“-Zeit. Dann wetteifern die Klassiker Bug an<br />
Bug in verschiedenen Klassen um die Trophäen, und<br />
abends feiern die Crews ausgelassen in der Altstadt<br />
und bestaunen den riesigen Laufsteg der Eitelkeiten.<br />
Wer eine Kabine auf der CHRONOS für eine Regattabegleitfahrt<br />
gebucht hat, kann beides geniessen:<br />
Tagsüber werden unter Segeln auf dem Golfe<br />
de St. Tropez die spannenden Bootsduelle beobachtet,<br />
und abends geht es mit dem Schlauchboot<br />
auf Wunsch zum Hafen, um zu flanieren, Boote anzuschauen,<br />
für ein Abendmahl oder einen Drink im<br />
weltberühmten „roten Café“ Sénéquier. Dabei kann<br />
es durchaus preiswerter sein, eine Woche mit der<br />
CHRONOS vor St. Tropez zu kreuzen, auf ihr zu wohnen<br />
und zu speisen (ist im Charterpreis inklusive, und<br />
ab dem späten Nachmittag den ehemaligen Fischerhafen<br />
zu erkunden, als etwa in einem der kleinen,<br />
aber zumeist nicht gerade billigen Hotels zu übernachten<br />
– eigentlich eine ganz einfache Rechnung.<br />
Und dabei ist man sogar noch auf einem Schiff, das<br />
in puncto Einrichtung und Ausstattung kaum Wünsche<br />
offen lässt. Die Anreise für Charterer erfolgt in<br />
Eigenregie – auf Wunsch wird aber auch eine Abholung<br />
vom Flughafen Nizza organisiert. Übergesetzt<br />
zur CHRONOS wird dann mit dem schiffseigenen<br />
Dingi vom Turm des Hafenmeisters an der westlichen<br />
Ecke des Hafenbeckens aus. Glaubt man der Legende,<br />
dann leitet sich der Name der 6.000-Einwohner-Stadt<br />
vom heiligen Torpes ab, einem römischen<br />
Offizier, der zur Zeit Neros wegen seines Glaubens<br />
enthauptet worden sein soll. Der kopflose Leichnam<br />
des Märtyrers soll dann, behauptet jedenfalls die Legende,<br />
zusammen mit einem Huhn und einem Hahn<br />
am Hafen des heutigen St. Tropez angespült worden<br />
sein. Wer genug vom vermeintlichen Glanz der „Reichen<br />
und Schönen“ hat, besucht die etwas oberhalb<br />
der Stadt gelegene Festung, die ein liebevoll eingerichtetes<br />
Schifffahrtsmuseum beherbergt und eine<br />
tolle Aussicht auf die Bucht bietet.<br />
74
CHRONOS SEGELYACHT-REISEN<br />
schwellenden Wellenberge, die in immer dichteren<br />
Formationen anrollten, und die Segel drückten den<br />
48 Meter langen Rumpf kraftvoll nach vorn. Dabei<br />
erreichte das Schiff zeitweise einen Speed von um<br />
die 12 Knoten, obwohl das Spreizgaffelsegel an diesem<br />
Tag gar nicht gesetzt werden konnte – „nicht<br />
schlecht für einen 333-Tonnen-Verdränger“, meinte<br />
Eigner Andreas Steidle, der sich mit der CHRONOS<br />
einen Traum verwirklicht hat. „Als ich im Jahr 2001<br />
die „Nioulargue“ besuchte, bestaunte ich die frisch<br />
restaurierte J-Class ENDEAVOR“, erinnerte sich Klassiker-Fan<br />
Steidle, der selbst von Kindesbeinen an<br />
auf verschiedenen Bootstypen erfolgreich gesegelt<br />
war. Vieles hätte er damals dafür gegeben, einmal<br />
ein paar Tage an Bord dieser Yacht gehen zu können.<br />
Doch Einzelbucher-Charter gab es da noch nicht. Da<br />
begann in ihm eine Idee erst zu reifen – um schliesslich<br />
Gestalt anzunehmen: „Warum nicht selbst ein<br />
klassisch anmutendes Segelschiff bauen, auf dem –<br />
neben Vollcharter – auch einzelne Kabinen angeboten<br />
werden können?“ Die Idee der „Segelyacht-Reisen“,<br />
wie Steidle es nennt, war geboren. Den Gästen<br />
an Bord sollte Gelegenheit gegeben werden, entspannt<br />
– und dennoch aktiv – zu segeln, „von Bucht<br />
zu Bucht, Baden von Bord aus, fast wie auf einer privaten<br />
Yacht – allerdings in Verbindung mit einem<br />
umfassenden Service“. Nach einem etwas kleineren<br />
Schiff, dem 38 Meter langen Schoner KAIROS, gab er<br />
2011 bei der türkischen, auf Holzausbau spezialisierten<br />
Ark Yacht Werft die CHRONOS in Auftrag. „Der<br />
Name steht in der griechischen Mythologie für den<br />
Gott der Zeit“, sagt Andreas Steidle; er versinnbildliche<br />
die Lebenszeit, die man doch wohl „am besten<br />
segelnd verbringen“ könne… Recht hat er, der Mann,<br />
der für sein Schiffsprojekt kämpfte, sich erfolgreich<br />
durch den Behördendschungel schlug und auch<br />
das Problem der Finanzierung schliesslich in den<br />
Griff bekam. „Trotz vieler Kompromisse, die zum Bau,<br />
der Klassifizierung und nicht zuletzt auch dem wirtschaftlichen<br />
Betrieb eines solchen Schiffes erforderlich<br />
waren, ist die Grundidee unserer Segelyacht-Reisen<br />
unverändert gültig“, sagt Steidle. Das bedeutete<br />
für den kräftigen Vierundfünfzigjährigen, dass an<br />
Bord einer grossen Yacht ein authentisches und entspanntes<br />
Segelerlebnis geboten werden soll – und<br />
das bei hohem Komfort an Bord. Besonders wichtig<br />
sei dem Stuttgarter, die Törns zu den „schönsten<br />
Küsten und Inseln“ möglichst individuell und spontan<br />
gestalten zu können, also „ohne festen Fahrplan<br />
und ohne „Programm“. Dass dieses Konzept bei den<br />
Gästen gut ankommt, beweist die hohe Anzahl der<br />
Mehrfach-Bucher; viele Segler, die auch schon auf<br />
dem kleineren Schwesterschiff der CHRONOS un-<br />
INFO<br />
NÄCHSTE TÖRNZIELE<br />
(Auswahl) Ab KW 49/2013 bis KW 15/2014<br />
werden angelaufen: Antigua, St. Martin, St.<br />
Barth, Saba, Anguilla, die British Virgin Islands,<br />
Barbuda, Dominica, Martinique (mit<br />
Karneval in der KW 9/2014), die Grenadinen,<br />
die Tobago Cays, Grenada, Mustique,<br />
St. Vincent, St. Lucia. Höhepunkt des Karibik-Aufenthaltes<br />
der CHRONOS im deutschen<br />
Winterhalbjahr ist die Teilnahme an<br />
der Antigua Classic Yacht Regatta in der<br />
KW 16/2014, danach (KW 17-20) begibt sich<br />
das Schiff am 24. April auf den langen Wasserweg<br />
zurück nach Gibraltar, wo es am<br />
14. Mai eintreffen wird.<br />
TECHNISCHE DATEN<br />
Länge über Alles: 54 Meter<br />
Rumpflänge : 48 Meter<br />
Segelfläche am Wind : 990 Quadratmeter<br />
Maschine: Volvo 600 PS<br />
3 Generatoren, Klimaanlage, Wasserentsalzer<br />
| 2 Radar 96 + 6 Seemeilen, EPIRB, Sart<br />
| 2 Beiboote AB Lamina mit 25 und 40 PS<br />
| Wasserski, Wakeboard, Kneeboard u.a. |<br />
2 Wellenkajaks | 1 Segeldinghi CubaRS |<br />
Tauchkompressor und Schnorchelausrüstung<br />
| 10 Doppelkabinen Deluxe ja ca. 12-<br />
13 Quadratmeter | 2 Doppelkabinen Long<br />
Cabin (L) je ca. 11 Quadratmeter | 1 Master<br />
Cabin (M) mit ca. 14 Quadratmeter | Heimathafen<br />
Rotterdam, Klasse RINA<br />
76
Wirkt wie ein Klassiker und ist doch ein modernes Schiff: Die CHRONOS am<br />
Wind vor dem Pointe de la Rabion. Zeitweise erreichte die Ketsch einen Speed von<br />
12 Knoten - dabei war das Spreizgaffelsegel noch gar nicht gesetzt.<br />
77
CHRONOS SEGELYACHT-REISEN<br />
Auch bei grösseren Wellen machte die CHRONOS eine gute Figur wie hier<br />
bei der Regattabegleitfahrt auf dem Golfe de St. Tropez.<br />
Mit an Bord vor St. Tropez: Claas Huizinga, Spezialist für klassische Riggs,<br />
entwarf das formschöne und schnelle Rigg der CHRONOS.<br />
RELAXEN AN BORD DER<br />
GEPFLEGTEN, LIEBEVOLL<br />
IN TEAK UND MAHAGONI<br />
AUSGEFÜHRTEN YACHT IST<br />
OBERSTE PFLICHT, EGAL<br />
OB AUF DEN GROSSEN,<br />
FREIEN DECKSFLÄCHEN,<br />
IM GEMÜTLICHEN SALON<br />
ODER IM SITZBEREICH<br />
ACHTERN ZWISCHEN<br />
DEM FREISTEHENDEN<br />
STEUERSTAND UND DEM<br />
GROSSEN DECKSHAUS.<br />
78
terwegs waren, buchen sich nun auf der Stagsegelketsch<br />
ein – und werden wiederkommen. So wie<br />
Doris aus Zürich, die bereits mit der KAIROS den Atlantik<br />
überquerte, oder Manfred aus München, der<br />
mit dem Schoner (hier steht der grössere der zwei<br />
Masten im Gegensatz zu einer Ketsch achtern) KAI-<br />
ROS schon in Griechenland gesegelt war. Auch auf<br />
Regattabegleitfahrten chartern Gäste gern regelmässig<br />
eine Koje – denn wo sonst kommt man den<br />
schwimmenden Klassikern etwa an der Côte d´Azur<br />
oder bei der Antigua Classic Sailing Week so nahe?<br />
Wenn diese Ausgabe von <strong>YACHTING</strong> Swissboat erscheint,<br />
hat die CHRONOS St. Tropez längst verlassen;<br />
über Malaga und Gibraltar hat sie bereits Anfang<br />
November die Kanaren erreicht. Von dort startete<br />
die stolze Ketsch am 4. November, also genau<br />
vor einem Monat, ihren ersten Transatlantik-Törn, der<br />
– ganz dem Konzept von Andreas Steidle entsprechend<br />
– natürlich auch für Gäste buchbar ist. Drei<br />
Wochen auf See – Richtung Wärme, Richtung Sonne,<br />
wenn in unseren Breiten das Wetter so richtig ungemütlich<br />
wird – wer will das nicht? Wenn alles gut gelaufen<br />
ist, traf die CHRONOS während des Druckes<br />
unseres Heftes planmässig am 24. November in<br />
Falmouth Harbour auf der Karibikinsel Antigua ein.<br />
Dass alles gut läuft an Bord, das bewies nicht zuletzt<br />
der Starkwind-Törn vor St. Tropez, ein letzter guter<br />
Test, bei dem Boot, Crew und Gäste einmal erfolgreich<br />
ausprobieren konnten, wie es sich so anfühlt,<br />
bei Wind und Welle auf einer klassisch anmutenden,<br />
dennoch modernen und dabei sehr luxuriösen Segelyacht,<br />
deren Name Programm ist. Denn wenn<br />
schon die Lebenszeit unaufhaltsam vergehen muss,<br />
dann scheint dieses Schiff jedenfalls der rechte Ort<br />
dafür zu sein, die Zeit mit ihren Wochentagen und<br />
all ihren Zwängen einmal komplett vergessen zu<br />
können – zumindest für eine Weile. Relaxen an Bord<br />
der gepflegten, liebevoll in Teak und Mahagoni ausgeführten<br />
Yacht ist oberste Pflicht, egal ob auf den<br />
grossen, freien Decksflächen, im gemütlichen Salon<br />
oder im Sitzbereich achtern zwischen dem freistehenden<br />
Steuerstand und dem grossen Deckshaus.<br />
Mit einer Ausnahme: Wer will, packt mit an, wenn<br />
die Kommandos zum Segelsetzen oder -bergen erschallen.<br />
Tip der YSB-Redaktion: Smartphone und<br />
Tablet einfach zu Hause lassen oder während der<br />
Segelreise ausgeschaltet in die Reisetasche stecken;<br />
stattdessen die neueste Ausgabe von <strong>YACHTING</strong><br />
Swissboat und ein gutes Buch einpacken (zur Not<br />
gibt es an Bord eine gut bestückte Bibliothek). Törnplan<br />
und Infos zum Schiff: sailing-classics.com. Ansprechpartner<br />
Schweiz: nautictravel.ch<br />
Auch Gäste aus der Schweiz präferieren<br />
regelmässig die Idee von Segelyacht-<br />
Reisen auf klassischen Schiffen wie der<br />
neuen CHRONOS - viele Erlebnisse und<br />
Erholung inklusive.<br />
VERLOSUNG<br />
SEGELREISE<br />
YSB verlost eine einwöchige Segelreise für<br />
zwei Personen in einer Doppelkabine auf der<br />
CHRONOS namens „Wale und Delfine“ vom 7.<br />
bis 14. Juni 2014 auf der Strasse von Gibraltar<br />
– bei eigener An- und Abreise. Schicken Sie<br />
uns dazu ein Foto, auf dem Sie diese Ausgabe<br />
von <strong>YACHTING</strong> Swissboat in der Hand halten,<br />
und auf dem im Hintergrund ein schiffbares<br />
Gewässer erkennbar ist. Einsendungen<br />
bitte an info@yachting.ch.<br />
Einsendeschluss ist der 27. Januar 2014.<br />
Das Los entscheidet. YSB behält sich vor, die<br />
Fotos in einer der folgenden Ausgaben zu<br />
veröffentlichen und den oder die Gewinner<br />
vorzustellen. Anschrift nicht vergessen! YSB<br />
wünscht viel Glück.<br />
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Eine Barauszahlung<br />
ist nicht möglich. Der Gewinn ist<br />
personengebunden und nicht übertragbar.<br />
Mitarbeiter des Verlags und von CHRONOS<br />
sowie deren Angehörige sind von der Verlosung<br />
ausgeschlossen.<br />
79
BOOT DÜSSELDORF<br />
boot:<br />
BRANCHENTREFF IM JANUAR<br />
Eine Antwort auf die drängendsten Zukunftsaufgabe der Bootsund<br />
Wassersportbranche will die boot 2014 geben. Zuvörderst<br />
gilt es, den demografischen Wandel zu bewältigen und neue<br />
Zielgruppen, vor allem junge Menschen und Familien, für den<br />
Wassersport zu begeistern. Die Düsseldorfer Bootsschau, geöffnet<br />
vom 18. bis 26. Januar täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr, präsentiert<br />
etwa 1.650 Austeller aus über 60 Ländern. Die werden<br />
in 17 Messehallen auf insgesamt 213.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche<br />
Yachtpremieren, neue Wassersportausrüstungen<br />
und maritime Dienstleistungen vorstellen. „Ob sich unsere Erwartung<br />
erfüllt, einen leichten Zuwachs zu realisieren, wird sich<br />
in den nächsten Monaten zeigen“, sagt boot-Director Goetz-Ulf<br />
Jungmichel in einer <strong>Vorschau</strong> auf die Messe. Rund 50.000 Besucher<br />
aus dem Ausland zieht die boot Düsseldorf alljährlich an. 650<br />
Aussteller stammen aus dem Ausland und belegen fast die Hälfte<br />
der Ausstellungsfläche. Die Länderliste reicht von Ägypten bis Zypern.<br />
Grösste ausländische Ausstellernation sind die Niederlande<br />
mit 140 Werften, Ausrüstern und Dienstleistern, gefolgt von Italien,<br />
Frankreich, Polen und Grossbritannien. Aus der Schweiz waren<br />
bei Redaktionsschluss knapp 20 Aussteller angemeldet, darunter<br />
Boesch-Motorboote aus Kilchberg (Hall5, Stand A 19), die<br />
Yacht- und Bootswerft Pedrazzini aus Bäch (Hall6, Stand B 78), Saphire<br />
aus Küssnacht am Rigi (Halle 16, Stand A 10) und Swiss Boats<br />
aus Wohlen, die in der Halle 9 am Stand A 41 zu sehen sind. Neu<br />
auf der boot im Januar ist unter anderem das Refit Center in Halle<br />
11, das den Besuchern Informationen und Orientierungsmöglichkeiten<br />
rund um das Thema Werterhalt und Wertsteigerung von<br />
RUND 50.000 BESUCHER<br />
AUS DEM AUSLAND ZIEHT<br />
DIE BOOT DÜSSELDORF<br />
ALLJÄHRLICH AN. 650<br />
AUSSTELLER STAMMEN AUS<br />
DEM AUSLAND UND BELEGEN<br />
FAST DIE HÄLFTE DER<br />
AUSSTELLUNGSFLÄCHE.<br />
80
Booten bieten soll. Urlaubssuchende lockt der maritime Reisemarkt<br />
in die Hallen 13 und 14. Ob Türkei, Kroatien, Italien, die Balearen<br />
oder die ostdeutschen Binnengewässer: Wer das passende<br />
Reiseziel für den kommenden Sommer sucht, ein Boot chartern<br />
oder eine Ausbildung beginnen möchte, findet unter fast 300 internationalen<br />
Vercharterern, Reiseveranstaltern, Touristikorganisationen,<br />
Vereinen und Verbänden mit Sicherheit den richtigen<br />
Anbieter. Laut einer aktuellen Analyse des deutschen Bundesverbandes<br />
Wassersportwirtschaft (BVWW) aus Köln, ideeller Träger<br />
der boot, hat es nach der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise<br />
2008 zahlreiche Stimmen gegeben, die eine mittelfristige Erholung<br />
des Marktes vorausgesehen haben. Tatsächlich hat sich<br />
der internationale Bootsmarkt in den Jahren 2010 und 2011 auch<br />
deutlich verbessert. Wie bekannt, hat sich diese Entwicklung in<br />
den Jahren 2012 und 2013 jedoch nicht nur nicht fortgesetzt. „Im<br />
Gegenteil, die europäische Bootsbranche musste einen erneuten<br />
Rückschlag hinnehmen. Die Produktionszahlen der europäischen<br />
Bootshersteller im Jahr 2013 lagen auf dem Niveau des Vorjahres<br />
und damit nur knapp über den Ergebnissen des Krisenjahres<br />
2009“, sagt BVWW-Geschäftsführer Jürgen Tracht in der Analyse.<br />
Allerdings deute der bisherige Verlauf der Herbstmessen auf eine<br />
Erholung des Marktes im kommenden Jahr hin. M. M. boot.de<br />
360˚ Wassersport erleben. Vom 18. – 26.1. 2014<br />
P1<br />
P2<br />
EINGANG<br />
NORD<br />
EINGANG<br />
NORD-OST<br />
(Nur für Pendelbusse)<br />
6 SUPERYACHTEN<br />
3 TAUCHEN<br />
7a SUPER YACHT<br />
SHOW<br />
5 MOTOR-<br />
BOOTE<br />
4 MOTOR-<br />
BOOTE<br />
4<br />
7 MARITIME<br />
KUNST<br />
5 POWER-<br />
BOOTE<br />
2 TREND-<br />
SPORT<br />
9 MOTORBOOTE<br />
10<br />
MOTOR-<br />
BOOTE<br />
17 SEGELN<br />
10<br />
AUS-<br />
RÜSTUNG/<br />
ZUBEHÖR<br />
16 SEGELN<br />
11<br />
AUSRÜSTUNG/<br />
ZUBEHÖR<br />
MARINA AUSSTATTUNG<br />
15 SEGELN/<br />
CAT<br />
12 AUSRÜSTUNG/<br />
ZUBEHÖR<br />
12 ANGELN<br />
15 MOTOR-<br />
BOOTE<br />
13 PADDELN<br />
13 WASSER-<br />
TOURISMUS<br />
14 WASSER-<br />
TOURISMUS<br />
1 TRENDSPORT<br />
P4<br />
EINGANG<br />
OST<br />
EINGANG<br />
SÜD<br />
TRENDSPORT – Windsurfen, Kiten, Stand Up<br />
1 Paddling, Wakeboard, Wassersportschulen,<br />
Skimboard, Beach World.<br />
TRENDSPORT – Zubehör und Handel,<br />
2 Wassersportbekleidung.<br />
TAUCHEN – Tauchsportausrüstungen,<br />
3 Tauch sport tourismus, Water Pixel World<br />
(Unterwasser- und Actionfotografie),<br />
4 Tauchturm, Schnuppertauchbecken.<br />
MOTORBOOTE – Motorboote,<br />
4 Motoryachten „Big Five“.<br />
MOTORBOOTE – Classics, Motorboote,<br />
Motoryachten, Powerboote,<br />
5<br />
Powerboat World.<br />
SUPERYACHTEN – Großyachten<br />
6 (Motoryachten, Motorsegler),<br />
Blue Motion Lounge.<br />
SUPER YACHT SHOW<br />
7a<br />
MARITIME KUNST<br />
7<br />
MOTORBOOTE<br />
9<br />
MOTORBOOTE – Aufblasbare Boote,<br />
10 Jet ski, kleine Motorboote, Boots trailer,<br />
Wassersport mobil.<br />
AUSRÜSTUNG/ZUBEHÖR – Motoren,<br />
10 technisches Zubehör.<br />
AUSRÜSTUNG/ZUBEHÖR – Motoren,<br />
11 technisches Zubehör, Marina Ausstattung,<br />
Bootsausrüstungen und Zubehör, Bootsinstrumente,<br />
Wassersportbekleidung,<br />
maritime Publikationen, Dienstleister,<br />
Refit Center.<br />
AUSRÜSTUNG/ZUBEHÖR – Bootsausrüstungen<br />
und Zubehör, Wassersportbe-<br />
12<br />
kleidung, Sportfischen, Sportfischer Center.<br />
WASSERTOURISMUS/KANU – Wassertourismus,<br />
Charter, Schulen, Verbände,<br />
13<br />
Marinas, Kanus, Kajaks, World of Paddling,<br />
boot Kinderland.<br />
WASSERTOURISMUS – Wassertourismus,<br />
14 Charter, Schulen, Verbände, Marinas,<br />
boot Segelschule, Maritimes Klassenzimmer.<br />
MOTORBOOTE – Motorboote /Stahlyachten,<br />
15<br />
Verdränger, Explorer, Trawler, Classic Forum.<br />
SEGELN/CAT – Segelboote,<br />
Mehrrumpfboote/<br />
15<br />
Katamarane, Multihull<br />
Forum.<br />
SEGELN – Segelboote,<br />
16 Segelyachten, Jollen,<br />
Segel Center.<br />
17<br />
Änderungen vorbehalten.<br />
MOMENTUM elektrische Bootsantriebsysteme 2.5 bis 25 kw<br />
leicht<br />
effizient<br />
lautlos<br />
einziehbar<br />
modular<br />
wartungsfrei<br />
M140 Einsatzbereit<br />
M140 Eingefahren<br />
Wood&Composite GmbH Nautische Manufaktur<br />
Rupperswilerstrasse 3, CH-5502 Hunzenschwil<br />
0041 79 377 34 88 info@woodcomposite.ch
LESER ZUSCHRIFT<br />
DER DIMMERFÖHN UND VIER<br />
GESUNKENE STARBOOTE<br />
LESER<br />
ZUSCHRIFT<br />
Den 17. August 1963 werde ich nie vergessen. Noldi Osterwalder<br />
und ich waren zu den Regatten vor Brunnen angereist. Es herrschte<br />
Westwindwetter, darum signalisierte das Regattakomitee, dass im<br />
Gersauerbecken gesegelt werde, nicht wie üblich auf dem Urnersee.<br />
VERSPÄTET AM START<br />
Wegen irgendeines Problemes beim Maststellen erreichten<br />
wir die Startlinie ein paar Minuten verspätet.<br />
An den vorausliegenden Booten erkannten wir eine<br />
sich nähernde Winddrehung von West-Südwest gegen<br />
West-Nordwest und wendeten sofort auf Steuerbordbug,<br />
während das Gros vom Start weg backbords<br />
weitersegelte. Nach einigen hundert Metern<br />
wendeten wir auf Backbord zurück und stellten fest,<br />
dass wir etwa zwei Drittel des Feldes überholt hatten.<br />
Nun legte der Wind zu auf etwa Stärke 6, und<br />
unvermittelt fielen vom Rigi her Fallböen von vermutlich<br />
10 bis 11 Windstärken auf uns herab. Mehrere<br />
Male berührte unser Grosssegel das Wasser und<br />
tauchte manchmal bis zur Hälfte unter Wasser. Unsere<br />
Konkurrenten waren bis auf einen in unserem<br />
Lee. Hochbord sitzend waren sie für mich nicht zu<br />
sehen. Als sich unser Boot kurzzeitig etwas aufrichtete,<br />
konnte ich durchs Segelfenster sehen, dass wir<br />
bereits etwa Position 4 belegten.<br />
WIR ÜBERNEHMEN DIE SPITZE<br />
Ein Boot segelte etwa 100 Meter vor uns her. Da<br />
brach in einer Bö plötzlich sein Mast. Also waren wir<br />
jetzt Dritte, trotz zu spätem Start! Ich schaute nochmals<br />
nach Lee – da waren die beiden führenden<br />
Boote nicht mehr zu sehen. Hatten sie aufgegeben<br />
oder ebenfalls Mastbruch? Wir jubelten, jetzt waren<br />
wir das Spitzenboot!<br />
UNSER BOOT DROHT ZU SINKEN<br />
Doch plötzlich erstarb unser Jubel. Erschrocken stell-<br />
JE HÖHER<br />
WIR ABER<br />
AM WIND<br />
ZU SEGELN<br />
VERSUCHTEN,<br />
UMSO MEHR<br />
KRÄNGTE<br />
COLOMBA UND<br />
UMSO MEHR<br />
WASSER<br />
DRANG<br />
SEITLICH INS<br />
COCKPIT.<br />
ten wir nämlich fest, dass unser Boot schon halbvoll<br />
Wasser war. Jedes Mal, wenn wir so extrem krängten,<br />
flossen dutzende Liter ins Cockpit. Inzwischen<br />
waren auch die uns entgegenkommenden Wellen<br />
bedrohlich angewachsen. Die grössten massen<br />
wohl gegen zwei Meter. Sie spülten jedesmal noch<br />
mehr Wasser ins Schiff. Um die Krängung zu vermindern<br />
mussten wir abfallen und die Segel halbwegs<br />
killen lassen. Mit dem Eimer begann ich, wie wild<br />
Wasser aus dem Boot zu schöpfen und kauerte mich<br />
dabei mit dem Rücken gegen den vorderen Cockpitrand,<br />
um so die Wellen am Eindringen zu hindern.<br />
Das Wasser im Boot stand so hoch, dass manchmal<br />
durch die Schlingerbewegungen sogar wieder Wasser<br />
aus dem Boot hinaus schwappte. Was tun? Die<br />
Ufer waren beidseitig steil und felsig.<br />
DIE RETTUNG<br />
Plötzlich gewahrte ich am Südufer ein Ledischiff.<br />
Wenn dort ein Ledischiff landen konnte, sollte es<br />
wohl auch für uns eine Möglichkeit geben. Also<br />
versuchten wir, dorthin zu segeln. Das war aber<br />
schwierig. Das Ledischiff lag etwa 60 Grad zur Windrichtung<br />
voraus, was bedingte, dass wir genügend<br />
Höhe gegen den Wind erzielten. Je höher wir aber<br />
am Wind zu segeln versuchten, umso mehr krängte<br />
COLOMBA, und umso mehr Wasser drang seitlich<br />
ins Cockpit. Es war eine Art Balanceakt. Als wir endlich<br />
in Ufernähe waren, fehlten uns etwa 20 Meter<br />
Höhe. So schnell als möglich bereitete ich die 25 Meter<br />
lange Ankertrosse vor – fachgerecht, wie ich es<br />
bei Walter Meier im Yachtclub gelernt hatte. Wir hat-<br />
82
SCHWEIZ<br />
WALDSTÄTTERSEE<br />
Vierwaldstättersee<br />
VOLLINGEN<br />
ZIEL<br />
TREIB<br />
BRUNNEN<br />
START<br />
START<br />
<strong>YACHTING</strong> Swissboat<br />
auch als<br />
eMagazine<br />
ten nur eine einzige Chance. Die Arbeiter auf dem<br />
Ledischiff hatten uns bemerkt und standen bereit.<br />
Jetzt warf ich ihnen die Trosse zu, der Wurf gelang,<br />
einer der Männer fing das Seil, zog uns ans Schiff heran<br />
und band uns fest. Wir und COLOMBA waren<br />
gerettet. Jetzt konnten wir unser Boot leer schöpfen.<br />
VIER STARBOOTE GESUNKEN<br />
Nachher kehrten wir – nur mit dem Vorsegel – nach<br />
Brunnen zurück. Leider hatte COLOMBA vom Ledischiff<br />
kräftige Schrammen eingefangen. Dass dies<br />
ein verhältnismässig kleines Übel war, erfuhren wir<br />
an Land: Vier Starboote, 4470, 4473, 4476 und 4242,<br />
waren gesunken! Zudem war die Besatzung von<br />
4242, Mario Giulivano und seine Vorschötlerin, unterkühlt<br />
aufgefischt worden und musste in den Spital.<br />
Als ihr Boot zu sinken begann, hatten sie noch keine<br />
Schwimmwesten getragen und konnten diese dann<br />
nicht richtig anziehen.<br />
DER DIMMERFÖHN<br />
Die Einheimischen nannten diesen verrückten Wind<br />
„Dimmerföhn“. Er war wohl eine Mischung von Westwind-<br />
und Föhnsturm. Was „Dimmer“ bedeutet, erfuhr<br />
ich erst viele Jahre später. Eine Urnerin erzählte<br />
von einem Erlebnis mit dem Drischiff. Auf meine Frage,<br />
was denn ein Drischiff sei, antwortete sie: „S’Drischiff<br />
ich doch das, wo am Dri z’Fliele abfahrt!“ Logischerweise<br />
war also der Dimmerföhn für Nicht-Urner der<br />
Dümmerföhn, also der „dümmere“ der Föhnarten.<br />
von Werner Landau<br />
Jetzt<br />
erhältlich für nur<br />
CHF 9.-<br />
<strong>YACHTING</strong> Swissboat gibt es ab sofort auch am<br />
virtuellen Kiosk! Sie können das Heft schon<br />
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Print-Ausgabe online kaufen und sofort auf<br />
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DIE NÄCHSTE AUSGABE VON<br />
<strong>YACHTING</strong> Swissboat<br />
ERSCHEINT AM<br />
11. FEBRUAR 2014
FRAUSCHER FANTOM<br />
84
FANTOM<br />
VOM<br />
TRAUNSEE<br />
TEXT _ FOTOS | Arek Rejs<br />
VIELE JAHRE STANDEN<br />
LEGENDÄRE ORTE AM<br />
MITTELMEER WIE LIDO<br />
UND ST. TROPEZ ALS<br />
INSPIRATIONSQUELLE FÜR<br />
DIE NAMENSFINDUNG<br />
BEI DEN MODERNEN,<br />
FORMSCHÖNEN<br />
FRAUSCHER-MODELLEN.<br />
JETZT HAT DIE<br />
GMUNDENER WERFT EINE<br />
NEUE DESIGN-LEGENDE<br />
GEBOREN: DIE 858 FANTOM.<br />
85
FRAUSCHER FANTOM<br />
Ein Phantom (von griechisch: Phantasma, Phantasie) bezeichnet eigentlich<br />
ein Trugbild, eine unwirkliche Erscheinung, eine Einbildung<br />
oder gar einen Geist. Viele durchaus erfolgreiche Hersteller<br />
benannten ihre Produkte nach dem griechischen Phantasie-Begriff:<br />
Die McDonnell FH Phantom etwa war das erste strahlgetriebene<br />
Jagdflugzeug der United States Navy, eine unbemannte<br />
Drohne der Firma Boeing trug den Namen Phantom Ray, und<br />
gleich zwei Automobile trugen den Namen – und ragen ihn noch –,<br />
der wohl Schnelligkeit und Mystik assoziieren sollte: Rolls-Royce<br />
baut seit 1925 bis heute den Phantom, der für das jeweilige Spitzenmodell<br />
des Autohauses steht, und der Phantom Corsair ging als<br />
ein – allerdings niemals realisiertes – „Car of Tomorrow“ in die Automobilgeschichte<br />
ein, denn der Entwurf von Rusty Heinz (aus der<br />
bekannten Ketchup-Familie) aus dem Jahre 1938 war seiner Zeit<br />
hinsichtlich der im Windkanal getesteten Aluminium-Karosserie<br />
mit einem beeindruckend niedrigen Luftwiderstand um etwa 50<br />
Jahre voraus. Nun gibt es also ein weiteres Produkt, das die Reihe<br />
der teils bedeutenden Fortbewegungsmittel, die diesen Namen in<br />
der Luft und auf der Strasse weltbekannt gemacht haben, auf dem<br />
Wasser fortsetzen könnte. Die 858 Fantom (geschrieben mit „F“)<br />
wurde erschaffen auf dem Zeichenblock und den Computern dreier<br />
österreichischer Bootsdesigner: von Thomas Gerzer, dem Mastermind<br />
hinter Frauscher-Erfolgsgeschichten wie die der 717 GT,<br />
von dem auf Renn- und Cruiser-Segelyachten spezialisierten<br />
Rumpfdesigner Harry Miesbauer und Gerald Kiska mit seinem Design-Team,<br />
das für KTM und die aktuellen Interieurs bei Audi verantwortlich<br />
zeichnet. Die Aufgabe: Es sollte eine komplett neue Linie<br />
fürs Deck und die Oberflächen oberhalb der Wasserlinie entwickelt<br />
werden. Die 858 ist das erste Modell, das komplett in Frauschers<br />
neuem Werftkomplex in Steyrermühl entstanden ist. Das neue<br />
Mutterhaus ist nicht nur toll gestaltet, sondern bietet auch die Kapazität,<br />
deutlich grössere und zugleich auch mehr Boote bauen zu<br />
können – und das „in kürzerer Produktionszeit in noch besserer<br />
Qualität“, sagt Werftchef Michael Frauscher. Der Weg dorthin sei<br />
lang gewesen und habe den Bootsbauern einiges an Geduld abverlangt.<br />
Jetzt, einige Monate nach dem Umzug, seien die Vorteile<br />
jedoch klar zu erkennen. Mit dem neuen System benötige die Werft<br />
rund sechs Wochen von der Vertragsunterzeichnung bis zur Auslieferung<br />
des neu gebauten Boots; das gelte für die recht grosse Fantom.<br />
„Elektroboote kann die Werft in drei Wochen fertig stellen“,<br />
sagt Frauscher (je nach Auftragslage). Schöne sanfte Kurven an den<br />
Rumpfseiten und eine Art von Flügeln beiderseits des achterlichen<br />
Sonnendecks geben der Fantom ein sehr dynamisches Aussehen,<br />
das an klassisches Autodesign der 1960er Jahre erinnert, aber modern<br />
interpretiert ist. Gerald Kiska sagt, er und die Werfteigner hätten<br />
bei der Planung der Fantom im Sinn gehabt, eine „typische<br />
Frauscher“ mit Inspirationen aus der Autoindustrie zu erschaffen.<br />
Für diese Linienführung galt es, vier Rumpfformen zu bauen, wo<br />
ansonsten zwei oder maximal drei völlig ausgereicht hatten. Dann<br />
wurden diese Elemente – optisch unsichtbar – miteinander verbunden.<br />
Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Der Bug der 858<br />
gleicht fast dem Vordeck der 1017 GT mit seiner planen Teakoberfläche<br />
– typisch Frauscher eben. Die Fantom hat jedoch keine Kajütdecken-Luks,<br />
und die Seiten sind deutlich kurviger geschwungen<br />
als bei der geradlinigen GT. Zwei dunkle Streifen, die nach vorn<br />
hin wie die Hörner eines Stiers anmuten, verbinden Vorschiff und<br />
Achtersonnenliege optisch miteinander. Neu sind auch die Einzüge<br />
an der Seitenbordwand. „Das kennt man im Yachtbereich eigentlich<br />
nur von alten Holzbooten“, sagt Stefan Frauscher; aufgrund einer<br />
ausgereiften Entwicklung der Bootsform sei dieses Feature nun<br />
erstmalig auch bei Polyester-Booten möglich. Im sicheren, da tiefen,<br />
Cockpit laden zwei verstellbare Einzelsitze Fahrer und Navigator zu<br />
86
Zu Recht ist man im Hause Frauscher stolz auf<br />
die harmonische Linienführung, die klasssiche<br />
Elemente modern interpretiert. Unter Wasser sorgen<br />
kleine Kanten für eine stabile Kurvenlage und<br />
mehr Speed (oben). Foto unten: Die Instrumentierung<br />
passt sich mit klassischen Formen dem<br />
Bootsdesign an und lässt sich gut ablesen.<br />
SCHÖNE SANFTE<br />
KURVEN AN DEN<br />
RUMPFSEITEN<br />
UND EINE ART<br />
VON FLÜGELN<br />
BEIDERSEITS DES<br />
ACHTERLICHEN<br />
SONNENDECKS GEBEN<br />
DER FANTOM EIN<br />
SEHR DYNAMISCHES<br />
AUSSEHEN, DAS<br />
AN KLASSISCHES<br />
AUTODESIGN<br />
DER 1960ER<br />
JAHRE ERINNERT,<br />
ABER MODERN<br />
INTERPRETIERT IST.<br />
858<br />
Le fantôme du lac de Traunsee<br />
Pendant longtemps, les noms donnés aux très modernes et élégants Frauscher se sont inspirés de<br />
lieux légendaires de la Méditerranée comme Lido et Saint-Tropez. Le chantier naval de Gmunden<br />
vient de donner naissance à une nouvelle légende du design : le 858 Fantom. Ce bateau a été<br />
conçu par trois Autrichiens : Thomas Gerzer, maître d’œuvre de nombreux succès de Frauscher<br />
comme le 717 GT, Harry Miesbauer, spécialiste en carènes de voiliers de course et de croisière, et<br />
Gerald Kiska et toute son équipe de designers, qui travaillent déjà pour KTM et réalisent le design<br />
intérieur des automobiles Audi. Leur mission était de concevoir un bateau aux galbes complète-<br />
ment inédits, aussi bien au niveau du pont que des surfaces émergées. Le 858 est le premier modè-<br />
le à avoir été fabriqué entièrement dans le nouveau complexe naval de Frauscher à Steyrermühl.<br />
L'aménagement de la nouvelle maison-mère est optimal. La production est accrue, les bateaux<br />
peuvent être sensiblement siblement plus grands, le temps de fabrication est réduit et la qualité est encore<br />
meilleure », se félicite Frauscher. Les lignes de la carène sont d'une douceur majestueuse et les<br />
francs-bords s'élancent tels des ailerons de part et d'autre du bain de soleil arrière,<br />
faisant du Fan-<br />
tom un bateau des plus dynamiques. Ce n'est pas sans rappeler le design automobile classique<br />
des années 60, réinterprété au goût du jour. Gerald Kiska explique que dans la phase de concepti-<br />
on du Fantom, ils ont toujours gardé à l'esprit l'idée de réaliser un « Frauscher typique » avec des<br />
inspirations issues de l'industrie automobile. Pour obtenir le design souhaité, il a été nécessaire de<br />
construire quatre carènes, alors que d'ordinaire, deux ou trois suffisent amplement. Ces éléments<br />
ont ensuite été assemblés. Le résultat parle de lui-même : la proue du 858 s'apparente au pont<br />
avant du 1017 GT avec sa surface en teck caractéristique des Frauscher. Le Fantom n'a néanmoins<br />
pas de lucarne au plafond de la cabine et ses flancs sont sensiblement plus incurvés que ceux<br />
du GT rectiligne. « En plus du travail extraordinaire réalisé par Harry Miesbauer, le designer de<br />
la partie immergée e du bateau, nous avons aussi bénéficié de la grande expérience de Thomas<br />
Gerzer, notre chef de développement », explique Stefan Frauscher, le chef de chantier. Selon lui, les<br />
bords immergés du bateau garantissent la stabilité dans l'eau. Les steps permettent de déjauger<br />
plus rapidement et d'atteindre une vitesse de pointe encore plus importante. Le 858 Fantom est de<br />
toute évidence à la pointe de l'innovation en matière de construction de hors-bords. Il a su allier<br />
à la perfection le design moderne et les éléments classiques des Frauscher sur une coque parfaite.<br />
Stefan Frauscher r ajoute : « Nous avions la prétention de construire un très beau bateau capable,<br />
malgré sa petite taille, de rester sec en pleine mer. Nous sommes parvenus à combiner deux qua-<br />
lités difficilement associables : le bateau est beau et il a des francs-bords légèrement surélevés. »<br />
87
FRAUSCHER FANTOM<br />
Blick nach vorn: Ein<br />
Wochenend-Trip zu<br />
zweit dürfte mit der<br />
neuen Fantom kein Problem<br />
sein: Doppelbett<br />
und Weinkühler sind<br />
vorhanden. Wer will,<br />
lässt sich ein kleines<br />
Bord-WC einbauen.<br />
Frischluft kommt durch<br />
die Eingangstür.<br />
einer tollen Gleitfahrt ein, dazu gibt es eine komfortable Sitzbank<br />
achtern, auf der drei Personen Platz finden sollen – so richtig bequem<br />
machen können es sich achtern zwei Mitfahrer. Für den (als<br />
Extra erhältlichen) Tisch steht nicht allzu viel Platz zur Verfügung.<br />
Grosse offene Ablagen an den inneren Rumpfseiten fallen uns als<br />
sehr praktisches Detail auf; sie ergänzen den Stauraum unterm<br />
Cockpitboden deutlich. Unter der achterlichen Bank ist zudem ausreichend<br />
Platz für die als Option erhältliche Kühlschublade. Das Bimini,<br />
das bei Bedarf das gesamte Cockpit überdeckt, liegt allzeit<br />
bereit unter der hydraulisch betriebenen Motorraumklappe. Am<br />
achterlichen Ende des Cockpits fehlen die typischen Handläufe aus<br />
Metall; die kräftig geschwungenen Rumpfkanten aus GfK, die Richtung<br />
Heck wie Flügel auslaufen, dienen jedoch als adäquater Ersatz.<br />
Diese „Flügel“ reichen dabei nicht wirklich hoch, sie sind jedoch<br />
ausreichend, um für die Gäste auf dem Sonnenbett einen effektiven<br />
Windschutz gewährleisten zu können. Liegeflächenpolsterung<br />
und Rückbank sind von der Werft als Designelement gedacht und<br />
sollen eine geöffnete Muschel assoziieren. Schaut man aufs Boot, ist<br />
nicht zu erkennen, wo exakt mittschiffs die ungewöhnliche Flügellinie<br />
beginnt, bevor sie sich in Richtung Badeplattform wieder verjüngt.<br />
Der Anblick jedenfalls ist beeindruckend. Die mit Teakholz<br />
belegte, recht grosse Badeplattform ist hoch angesetzt und wird –<br />
wie von zwei Armen – seitlich von unten durch den GFK-Rumpf<br />
umschlossen. Da steht genug Raum zur Verfügung, um bei Flachwasser<br />
schnell den Antrieb hochnehmen zu können. Eine Badeleiter<br />
gehört zur Standardausstattung, die Borddusche geht extra. Die<br />
Fantom will kein Fahrtenboot mit Komfortkajüte für die grossen<br />
Ferien sein; die kleine Doppelkabine bietet jedoch genug Platz zum<br />
Übernachten für zwei, die sich mögen. Der Weg zur Bugkajüte führt<br />
über zwei Holztürchen zwischen Fahrer- und Navigatorensitz. Das<br />
Bett in V-Form lässt sich leicht mit ein paar Handgriffen in ein grosses<br />
Doppelbett umbauen. Neben einem Schränkchen gibt es hier<br />
– wichtiges Detail! – auch einen Weinkühler. Gute Idee, finden wir.<br />
Sogar der Einbau eines Chemie-WCs ist machbar. Natürliches Licht<br />
gelangt nur über den Eingang in die Kajüte. Wen das stören sollte,<br />
lässt sich ein zu öffnendes Oberlicht installieren – das wäre machbar,<br />
sagt Stefan Frauscher, würde allerdings zu Lasten des ausgezeichneten<br />
Designs gehen. Das Instrumentenbrett wirkt optisch<br />
ansprechend, alle fünf in klassischer Bauart gefertigten, mit Edelstahlrahmen<br />
versehenen analogen Anzeigen lassen sich sehr gut<br />
ablesen. Wer zusätzlich einen Plotter benötigt, sollte darauf achten,<br />
dass er gut ablesbar installiert wird. Aktuell ist er horizintal verbaut<br />
– fährt man im Stehen, ist die Ablesbarkeit top. Der Überblick für den<br />
Schiffsführer über das gesamte Boot ist sehr gut – sowohl beim Fahren<br />
im Stehen als auch sitzend auf dem bequemen verstellbaren<br />
Fahrersessel. Was vor dem Bug unseres Boots vor sich geht, liegt<br />
immer im Blickfeld. Auch achteraus ist in jeder Geschwindigkeitslage<br />
optisch stets alles unter Kontrolle. Apropos Kontrolle: Ich kenne<br />
die sportlichen Motorboote von Frauscher als einfach handhabbare<br />
Schiffe – und doch hat mich die 858 Fantom in dieser Hinsicht<br />
noch einmal beeindruckt. Die Rumpfkonstrukteure haben bei diesem<br />
Boot eine hervorragende Balance gefunden zwischen zwei<br />
gleichermassen wichtigen Szenarien: dem Moment, an dem wir<br />
den Rumpf buchstäblich an der Wasseroberfläche festnageln wollen<br />
– und jenem anderen Fall, wenn wir mit ein bisschen Drift des<br />
Achterschiffs Spass auf dem Wasser haben wollen. Sowohl mit<br />
niedrigem als auch bei hohem Tempo geht die Frauscher 858 Fantom<br />
fast wie ein Auto in die Kurven. Bei der Slalomfahrt zwischen<br />
eng ausgebrachten schwimmenden Markierungen lässt sich das<br />
Boot wie ein Sportwagen steuern. Eine leichte Bewegung des Steuerrads<br />
im passenden Moment – und nicht, wie bei anderen Booten,<br />
einige Sekunden früher oder später – reicht für ein exakt ausgeführtes<br />
Fahrmanöver. Wer driften will, nimmt einfach etwas Tempo heraus,<br />
geht in die Kurve und gibt dann wieder etwas Gas – und<br />
schon hört man die Gäste auf der Achtersitzbank vor Spass quietschen.<br />
Die dafür ursächliche Zentrifugalkraft ist in Höhe des Fahrstandes<br />
dagegen fast zu vernachlässigen. „Neben der tollen Arbeit<br />
von Harry Miesbauer, dem Designer des Unterwasserschiffes, ist<br />
auch sehr viel Erfahrung unseres Entwicklungsleiters Thomas Gerzer<br />
eingeflossen“, sagt Werftchef Stefan Frauscher. Verantwortlich<br />
für die Stabilität im Wasser seien die Unterwasser-Kanten. Diese Stufen<br />
ermöglichten es, die Gleitfahrt schneller zu erreichen, sagt Frau-<br />
88
scher, ausserdem erhalte man damit eine<br />
noch höhere Top-Geschwindigkeit. Unser<br />
Testboot wird angetrieben mit der stärksten<br />
verfügbaren Motorvariante, einem 430<br />
PS starken MerCruiser 8.2. Ohne Trimm erreichen<br />
wir 47,9 Knoten (89 km/h) bei maximaler<br />
Drehzahl von 4.900 U/min. Trimmen<br />
bringt nicht viel: Nach Optimierung kommen<br />
wir am Testtag auf 48,2 Knoten. Bei<br />
rund 2.500 U/min beginnt die Fantom zu<br />
gleiten; dann ist sie rund 20 Knoten (37<br />
km/h) schnell. Um diesen Zustand von Null<br />
aus zu erreichen, braucht es rund acht Sekunden<br />
Beschleunigungszeit. Bei Marschfahrt<br />
von 22 bis 25 Knoten (etwa 41 bis 46<br />
km/h) liegt der Spritverbrauch bei etwa 30<br />
Litern pro Stunde. Den eingebauten Bugstrahler<br />
müssen wir nicht einsetzen. Unsere<br />
858 dreht sich auch ohne ihn wie ein Aussenborder-Sportboot.<br />
In einer engen Marina<br />
mit starkem Seitenwind hat das Strahlruder<br />
sicher seine Berechtigung. Obwohl das<br />
Motorenabteil genug Platz für zwei Maschinen<br />
bietet, arbeitet unsere Fantom mit nur<br />
einem Aggregat – und das beeindruckend<br />
gut. Die Frauscher 858 Fantom bietet klar<br />
den „State of the Art“ des Motorbootbaus.<br />
Es ist eine perfekte Verbindung von modernem<br />
Design und den klassischen Frauscher-Gestaltungselementen,<br />
die auf einem<br />
ebenso perfekten Rumpf aufbauen.<br />
Stefan Frauscher dazu: „Unser Anspruch war<br />
es, ein sehr schönes Boot zu bauen, das<br />
auch in dieser Grösse sehr trocken am Meer<br />
gefahren werden kann. Es ist uns gut gelungen,<br />
beide Eigenschaften – schön und<br />
trotzdem etwas hochbordig – miteinander<br />
zu verbinden.“ Die maximale Bootsbreite beträgt<br />
weniger als drei Meter, das Gewicht beträgt<br />
2.500 kg – ein Transport per Standardtrailer<br />
ist damit problemlos an jeden Schweizer<br />
See möglich. Fazit: Bei der neuen Fantom<br />
von Frauscher handelt es sich nicht um ein<br />
Trugbild, ganz im Gegenteil. Die beeindruckende<br />
Erscheinung ist ganz und gar real –<br />
zum Glück. Zu sehen auf der boot in Düsseldorf,<br />
Halle 6, Stand A61. Dort wird neben der<br />
neuen 858 Fantom auch die Frauscher 1017<br />
GT ausgestellt werden.<br />
frauscherboats.com.<br />
In der Schweiz: krueger-werft.ch<br />
89858<br />
INFO<br />
TECHNISCHE DATEN<br />
Länge: 8,67 m<br />
Breite: 2,51 m<br />
Tiefgang: 0,85 m<br />
Gewicht: 2.500 kg<br />
Motorisierung: MerCruiser 8.2 MAG HO<br />
DTS mit 430 PS (320 kW)<br />
Maximale Passagierzahl: 7 Personen<br />
CE-Kategorie: C (küstennahe Gewässer)<br />
Preis: ab 186.833 CHF (151.666 Euro),<br />
Netto-Preis<br />
STANDARDAUSSTATTUNG<br />
(AUSWAHL)<br />
Rumpf und Deck in Weiss, Ankerbox vorne,<br />
Flaggenstock achtern, randlose getönte<br />
Frontscheibe, Teakholzboden, weisse<br />
Polster, klappbare Einzelsitze vorn, Feuerlöscher,<br />
mit Teak belegte Badeplattform,<br />
Sonnenliege, Wasserskihaken, Cockpitbeleuchtung,<br />
Positionslampen, Weinkühler,<br />
komplettes Elektriksystem mit Batterien,<br />
12-V-Steckdose, Bilgenpumpen<br />
EXTRAS (AUSWAHL)<br />
Rumpf und Deck in Wunschfarbe, Antifouling,<br />
elektrische Ankerwinsch, Bugstrahlruder,<br />
Polster in Wunschfarbe, Teakholz-<br />
Cockpittisch, Musikanlage Clarion CMD6<br />
mit CD-Spieler, USB-Anschluss und wasserfesten<br />
Bose-Lautsprechern, Cockpit-<br />
Kühlbox, Bimini, Decksdusche, Chemie-WC,<br />
Pump-WC mit Septiktank, Landanschluss<br />
mit Ladekabel, Persenninge<br />
MOTORISIERUNGSALTERNATIVEN<br />
MerCruiser 350 MAG DTS mit 300 PS (224<br />
kW, Standard), Volvo Penta D4 mit Duoprop<br />
und 300 PS (220 kW)<br />
TECHNISCHE DATEN<br />
Fahrleistungen und Schallmesswerte<br />
U/min kn dbA<br />
350 3,8 63<br />
500 4,1 65<br />
1.000 5,4 68<br />
1.500 7,8 73<br />
2.000 12 77<br />
2.500 20 80<br />
3.000 27,5 83<br />
3.500 32,5 85<br />
4.000 40,1 89<br />
4.500 44,5 90<br />
4.900 48,2 93
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SHORT CUTS<br />
# 3<br />
DAS MEER IST KEINE SEIDIGE SPIELWIESE:<br />
LEGENDEN DES SEGELNS<br />
Waren die Ozeane zunächst Orte, auf denen<br />
man um Einflussbereiche kämpfte und Besitzungen<br />
ausdehnte, wo man Wale und Dorsche<br />
fing, Schlachten verlor und Beute nach<br />
Hause brachte, sind es heute andere Gefechte,<br />
die dort ausgetragen werden: Es geht um die<br />
Vielzahl der gesegelten Meilen oder das Rennen<br />
gegen die Uhr. Was bleibt, ist die Erkenntnis,<br />
dass kein Sieg auf dem Meer je auf lange<br />
Sicht gewonnen ist – und dass niemand<br />
die Kraft und das Ungestüm der Elemente<br />
beherrschen wird. Auf dem Wasser, dessen<br />
Grenzen veränderlich sind, geht es immer<br />
darum, zu siegen. Über sich selbst, über andere<br />
oder um natürliche Gegebenheiten und<br />
Widrigkeiten… Auch wenn dieses Spiel den<br />
Einsatz wert ist, so wird jeder Skipper, der sich<br />
darauf eingelassen hat, gelernt haben, dass<br />
alles in jedem Augenblick zu Ende sein kann.<br />
Denn das Meer ist keine seidige Spielwiese,<br />
und der Tod schleicht unaufhörlich um<br />
die Seeleute herum. Einst waren es Steuermannsmaten,<br />
Kanoniere und Admiräle, heute<br />
sind es Einhandsegler und erfahrene Skipper.<br />
Wenn es darum geht, eine Seele auszuhauchen,<br />
verliert sich die Natur nicht in Details.<br />
Und niemand weiss im Vorfeld, wie eine<br />
Reise enden wird. Die unternommenen Heldentaten<br />
und die Bewunderung der Massen,<br />
die ihnen innewohnt, beginnen also in dem<br />
Moment, wo derjenige, der aufbricht, sich<br />
vom festen Boden entfernt und aufs Meer begibt.<br />
Denn auch wenn die Umrisse langsam<br />
verschwinden, bleibt der Seemann umso<br />
grösser vor dem inneren Auge derer, die an<br />
Land bleiben, zurück. Ob er nun heimkehrt<br />
oder auch nicht, das Kielwasser, das er hinterlässt,<br />
wird sich mit der Zeit nicht glätten. Es<br />
gibt lebende Legenden und andere, die nicht<br />
mehr sind. Aber nur dadurch, dass es sie gegeben<br />
hat, können andere, Menschen wie du<br />
und ich, sich für sie begeistern.<br />
(Rémy Fière, aus dem Vorwort zu „Legenden<br />
des Segelns – Leidenschaftliche Segler im<br />
Porträt“, Delius Klasing, 224 Seiten, mit 100<br />
wunderbaren S/W-Fotos und Porträts, Format<br />
27,7 x 29,7 cm, gebunden mit Schutzumschlag).<br />
Aus der Schweiz werden porträtiert:<br />
„Ernesto Bertarelli – Definierte das Wort<br />
America´s-Cup-Gipfel neu“ und „Laurent<br />
Bourgnon – Ein Prinz wird kommen“.<br />
delius-klasing.de<br />
92
LESS IS MORE:<br />
KLEINER SEGELN, GRÖSSER LEBEN.<br />
„Darf ich Ihnen eine Frage stellen?“ Vor einigen Wochen bin ich oft, wenn jemand<br />
am Boot stand und mir Fragen stellen wollte, zum Bug gegangen und habe mich<br />
dann unterhalten. Das habe ich irgendwann aufgegeben. Denn sonst würde ich<br />
viel am Bug stehen. Der Belag dort wäre sicher schon durchgetreten. Denn an Hafentagen<br />
kommen oft Fragesteller. Und das Wetter bescherte uns bisher mehr Hafentage,<br />
als uns lieb war. Inzwischen lasse ich mich aber durch die Fragen nicht<br />
gross ablenken, sondern mache einfach mit dem weiter, was ich gerade in Angriff<br />
genommen habe. In diesem Fall also mit der Kaffeezubereitung und bejahe die Frage<br />
nach der Frage, die sie stellen möchte: „Ja, klar… Fragen Sie nur…“. „Sind Sie Wissenschaftler?“<br />
Ich stoppe sämtliche Handlungen. „Was?“ „Ich habe mich gefragt, ob<br />
sie Wissenschaftler sind. Auch wegen der vielen Kräuter. Ich dachte, Sie erforschen,<br />
wie lange man es auf einem kleinen Boot aushält und wie man darauf überhaupt<br />
zu zweit mit Hund leben kann. Also, was ist, machen Sie so eine Forschungsreise…?“<br />
Ich beuge mich nun über die Sprayhood, schaue die Dame wohl ziemlich verwundert<br />
an und falle in einen Zustand, den man bei Tieren „Duldungsstarre“ nennt. Diese<br />
Frage ist nämlich völlig neu. Dann erwache ich wieder zum Leben. „Was? Nein!<br />
ich mache das zum Spass. Nur zum Spass. Und das geht ganz wunderbar.“<br />
Warum lässt man seinen Job sausen und arbeitet lieber am Boot? Warum<br />
geht man vier Monate segeln? Warum kann ein Segeltörn ein Leben verändern?<br />
Die Entdeckung der Reduktion: Nach einem erfolgreichen „Erstleben“<br />
als Werbefilmer mit eigenem Studio, jeder Menge technischem Spielzeug<br />
und einem grossen Boot besinnt sich Stephan Boden auf das Wesentliche:<br />
Mistet aus, schafft ab, reduziert sich und seine Bedürfnisse und kauft sich eine<br />
5,75 m lange Varianta 18, mit der er vier Monate lang im Sommer 2012 durch<br />
die Ostsee tingelt – und sich dabei gross und frei fühlt wie nie zuvor.<br />
Stephan Boden: „Digger Hamburg - Kleiner segeln, grösser leben“, Delius Klasing,<br />
224 Seiten, 75 Farbfotos, 51 farbige Abbildungen, zwei Karten, Format<br />
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93
SHORT CUTS<br />
# 3<br />
WELTBESEGELUNG JETZT! – VOM BEGINN<br />
EINER GROSSEN REISE<br />
Wenn eine promovierte Ökonomin und<br />
ein promovierter Chemiker zur gemeinsamen<br />
Langfahrt starten, sind „eher zu viele<br />
linke Hände an Bord“. Schon am Anfang<br />
dieses Buches wird klar, dass Gesina Lüthje<br />
und Leo Merz sich erfreulicherweise selbst<br />
nicht zu ernst nehmen und ihren Lesern<br />
einen authentischen, ehrlichen Einblick<br />
voller Schweizer Humor in die ersten beiden<br />
Jahre mit eigener Yacht gewähren.<br />
Das Paar wollte mit dem Leben an Bord einer<br />
Yacht nicht bis zur Rente warten und<br />
kaufte deshalb seine 20 Jahre alte Sonate<br />
Ovni 41 „SELUNA“ deutlich vor den 40. Geburtstagen.<br />
Ausrüstung und Refit der Yacht<br />
werden zum Mammutprojekt. Um anderen<br />
vielleicht einige der selbst gemachten<br />
Fehler zu ersparen, wurde die Idee für dieses<br />
schmale Paperback-Buch geboren. Es<br />
beschreibt die Planung zum Ausstieg auf<br />
Zeit, die Suche nach dem passenden Schiff,<br />
die Anschaffung und das umfangreiche Arbeitsprogramm<br />
bis zum Start. Nachahmern<br />
liefert es viele Empfehlungen, die jedoch<br />
nie dogmatisch gesehen werden. Das gehört<br />
in die Bordapotheke; deshalb haben<br />
wir uns für eine feuerverzinkte Stahl-Ankerkette<br />
statt der rostfreien Edelstahl-Variante<br />
entschieden; so gross haben wir unsere<br />
Batteriekapazität gewählt.<br />
Von Südfrankreich aus geht es zunächst<br />
nach Lanzarote. Wie sieht er aus, der Alltag<br />
an Bord? Auch hier warten natürlich<br />
neben Abenteuer und Romantik einige<br />
Schwierigkeiten. „Ja, Segeln ist manchmal<br />
eine äusserst unbequeme Art des Reisens.“<br />
Auf Lanzarote angekommen, erneuert die<br />
ziemlich frustrierte Crew erst mal die komplette<br />
Bordelektrik. „Eine Atlantiküberquerung<br />
ist nicht langweilig, sie ist anstrengend.“<br />
Und zusätzlicher Stress wird aufgebaut,<br />
wenn klar ist, dass in der Karibik<br />
schon Freunde warten, die an Bord kommen<br />
möchten, um ihre Urlaubswochen<br />
unter Segeln zu verbringen. Dennoch beginnt<br />
in der Karibik für die „Weltbesegler“<br />
(bloss nicht mit dem Ausdruck „Weltumsegler“<br />
selbst unter Druck setzen) endlich<br />
die Langfahrt, von der sie träumten. Die Insel<br />
Grenada ist der Wendepunkt zu Müssiggang,<br />
Naturbeobachtungen, Wanderungen<br />
oder der Erkundung des Indian River<br />
auf Dominica. Natürlich wird auch weiterhin<br />
viel an der SELUNA gearbeitet, aber<br />
eben nicht mehr ausschliesslich. Der Leser<br />
erfährt auf sechs Buchseiten, was er über<br />
verschiedene Stoffe für Bimini, Sprayhood<br />
und Co. wissen muss, wo diese zu bekommen<br />
sind und wie sinnvollerweise genäht<br />
wird. Aber auch Einkochtipps oder Infos<br />
über den E-Mail-Versand via Kurzwellen-<br />
Funkanlage werden gegeben. Nach der<br />
Suche nach einer Ersatz-Rollgenua können<br />
auch konkrete Aussagen über die<br />
Yachtausstatter und Segelmacher auf und<br />
um Sint Maarten gemacht werden. Von<br />
den British Virgin Islands geht es schliesslich<br />
nonstop 1.000 Seemeilen bis nach Panama,<br />
wo das vorliegende Buch entsteht.<br />
Deshalb ist der Blick auf die Höhen und<br />
Tiefen, Freuden und Herausforderungen<br />
und immer neue Schwierigkeiten im ersten<br />
Seglerjahr „frisch“ und nicht durch zeitlichen<br />
Abstand verwässert. Einige wichtige<br />
Lektionen haben die „Selunas“ (beachten<br />
Sie bei der Wahl Ihres Schiffsnamens,<br />
dass Sie als Crew nach diesem benannt<br />
werden) in den zwei Jahren seit dem<br />
Schiffskauf gelernt. „Alles – wirklich alles<br />
– dauert immer viel länger, als man meint“<br />
etwa oder „Wann immer du etwas selbst<br />
reparieren kannst, dann tu es. Wenn du es<br />
nicht kannst, dann lerne es“ und – wichtig<br />
– „Triff nie eine Verabredung für die Zeit<br />
nach einer grossen Passage“ und „Nimm<br />
dir Zeit für das Reisen“. „Wir waren frech<br />
genug, sind einfach losgesegelt.“ Gesina<br />
Lüthje und Leo Merz waren auch frech genug<br />
und haben einfach ein Buch geschrieben.<br />
Das ist nicht fehlerfrei, und die Fotos<br />
im gelungenen Layout könnten besser<br />
sein. Aber es ist in seinem lockeren Ton<br />
sehr unterhaltsam und strotzt nur so vor<br />
sehr vielen guten Tipps, die jedem Mut für<br />
die Verwirklichung des eigenen Fahrtensegler-Traums<br />
machen werden. Deshalb<br />
ist das Buch – trotz des eher hohen Preises<br />
– sehr empfehlenswert. Die SELUNA kreuzt<br />
übrigens inzwischen im Pazifik. Wir dürfen<br />
uns also vermutlich auf mindestens ein<br />
weiteres Buch freuen. Stefan Schorr. Erhältlich<br />
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eingesandte Manuskripte und Bildsendungen. ISSN 2235-8234. Zuschriften können ohne ausdrücklichen<br />
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NEXT<br />
DER MARITIME KLASSIKER<br />
AUSBLICK<br />
NO.2 | 14 # MÄRZ / APRIL<br />
Noch immer ein Geheimtipp: Segeln vor Kuba,<br />
Foto _ M. Müncheberg<br />
Als ich vor einigen Jahren – wie lange es genau<br />
her ist, tut wenig zur Sache – so gut wie<br />
nichts in der Tasche hatte und von einem<br />
weiteren Aufenthalt auf dem Lande nichts<br />
mehr wissen wollte, kam ich auf den Gedanken,<br />
ein wenig zur See zu fahren, um die Welt<br />
des Meeres kennenzulernen. Man verliert auf<br />
diese Weise seinen verrückten Spleen, und<br />
dann ist es auch gut für die Blutzirkulation.<br />
Wen man den scheusslichen Geschmack auf<br />
der Zunge nicht loswerden kann; wenn man<br />
das Frostgefühl eines feuchten und kalten Novembers<br />
auf der Seele hat; wenn man unwillkürlich<br />
vor jedem Sargmagazin stehen bleibt<br />
und jedem Leichenzug nachsieht; wenn man<br />
sich der Schwermut nicht mehr erwehren<br />
kann, dass man auf die Strasse stürzen und<br />
vorsätzlich den Leuten den Hut vom Kopfe<br />
schlagen müsste, dann ist es allerhöchste<br />
Zeit, auf See zu gehen. Das ist für mich Ersatz<br />
für Pistole und Kugel. Cato stürzte sich mit<br />
einer philosophischen Geste in sein Schwert.<br />
Ich entschied mich in aller Ruhe für das Schiff.<br />
Das ist durchaus nichts Besonderes! Wenn Sie<br />
es wüssten, so würden mit der Zeit mehr oder<br />
weniger alle dem Ozean mit denselben Gefühlen<br />
begegnen wie ich.<br />
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Wer errät, um welchen „maritimen Klassiker“<br />
es sich handelt? Mail an info@yachting.ch.<br />
Unter den ersten zehn Einsendern verlosen<br />
wir einmal den neuen, opulenten Foto-Bildband<br />
aus dem Verlag Delius Klasing „Legendäre<br />
Yachten – Porträts klassischer Schönheiten“<br />
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Carlo Borlenghi (160 Seiten, Format 25,7 x<br />
34,7 cm, gebunden): Fototechnik trifft Herzblut.<br />
Wenn Stil auf Sport trifft, Eleganz auf<br />
Schnelligkeit und Teak auf Team: Dann beginnen<br />
die Herzen der Klassikfans höher zu<br />
schlagen. Denn dann fällt ihr Blick mit hoher<br />
Wahrscheinlichkeit auf eine der hölzernen<br />
Schönheiten, die in dem Fotoband meisterlich<br />
in Szene gesetzt werden“. Viel Glück!<br />
Auflösung im nächsten Heft.<br />
Im nächsten Heft widmen wir uns schwerpunktmässig<br />
der Karibikinsel Kuba. Die<br />
YSB-Redaktion segelte auf den Spuren des<br />
Nobelpreisträgers Ernest Hemingway, besuchte<br />
die Isla de la Juventud im Südwesten<br />
und die legendären Gärten der Königin<br />
im Südosten der Insel. Wir stellen die<br />
neuen Yachten und Reviere vor, die bei der<br />
boot in Düsseldorf aktuell gezeigt werden.<br />
Wir berichten von einem Schweizer Ehepaar,<br />
das in diesem Sommer erstmals mit<br />
einem Serienkatamaran die NW-Passage<br />
durchquert hat, und wir würdigen das 75.<br />
Jubliäum des Geschwindigkeits-Weltrekordes<br />
von Sir Malcolm Campbell mit seiner<br />
legendären "BLUEBIRD" auf dem Hallwilersee.<br />
Und wir testen wieder neue Motor-<br />
und Segelyachten, die auf den Schweizer<br />
Seen eine ebenso gute Figur machen<br />
wie offshore, und wir zeigen Neues aus<br />
der Schweizer und der internationalen<br />
Bootsbranche – im typisch spannenden,<br />
ansprechenden YSB-Mix. Bleiben Sie neugierig!<br />
(Ihre Themen im <strong>YACHTING</strong> Swissboat:<br />
Schreiben Sie uns einfach eine Mail<br />
an info@yachting.ch. Gern berücksichtigen<br />
wir nach Möglichkeit Ihre Hinweise,<br />
Termine, Regattaergebnisse und Beiträge<br />
in einer der nächsten Ausgaben).<br />
DESHALB JETZT SCHON VORMERKEN:<br />
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