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stereoplay 35 Jahre (Vorschau)

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MIT GRATIS-CD<br />

05 | 2013<br />

Die technische Dimension von HiFi<br />

Deutschland 6,50 €<br />

Deutschland: 6,50 € / Österreich: 7,15 € / Schweiz: 13,00 sfr / BeNeLux: 7,60 € / Italien: 8,45 €<br />

Spanien: 8,45 € / Slowenien: 8,45 € / Slowakei: 8,45 € / Finnland: 9,60 € / Griechenland: 9,75 €<br />

www.<strong>stereoplay</strong>.de<br />

<strong>35</strong><br />

Endlich perfekt kombiniert<br />

JAHRE<br />

JUBILÄUMS-TESTS: Ewige HIFI-Legenden<br />

Die aktuellen Versionen von: Linn LP12 +++ Burmester 808 +++ Denon DL103 +++ Quadral Vulkan<br />

ASR Emitter +++ Transrotor Classic +++ Canton Ergo +++ Klipschorn +++ AVM Monos +++ Bose 901<br />

Auf CD:<br />

Audiophile LP-Klassiker der 50er und 60er<br />

<strong>Jahre</strong> mit <strong>stereoplay</strong>s Referenz-Kette abgetastet<br />

EAT Forte: Super-Laufwerk mit 2 Herzen<br />

Ratgeber: LP & Tonband in HiRes wandeln


Editorial<br />

Holger Biermann<br />

Viele Gründe,<br />

um zu feiern<br />

Es ist das Jahr der Jubiläen. Zum Beispiel<br />

die Musikkassette: Sie wird in<br />

diesem Jahr 50. Das leider kaum noch<br />

verbreitete Medium hat einen wichtigen,<br />

nicht immer ausreichend gewürdigten Beitrag<br />

zur Verbreitung der Musik geleistet.<br />

Oder die CD: Der immer noch wichtigste<br />

Tonträger wird dieses Jahr 30.<br />

Aber auch einzelne Geräte blicken auf<br />

eine lange Geschichte zurück. Der Linn<br />

LP 12 beispielsweise, immer noch einer<br />

der besten Plattenspieler der Welt, wird<br />

40. Ihm und neun weiteren, immer noch<br />

erhältlichen legendären Komponenten<br />

haben wir in dieser Ausgabe ab Seite 14<br />

ein kleines Denkmal gesetzt: Wir testen<br />

sie in der aktuellen Version und werfen<br />

einen liebevollen Blick auf das Stück<br />

HiFi-Geschichte, das sie verkörpern.<br />

Doch nicht allein: Sieben ehemalige<br />

<strong>stereoplay</strong>er, heute bei anderen Magazinen<br />

oder in anderen Branchen tätig,<br />

schlüpften wieder in ihre Rolle als Tester<br />

und nahmen sich ihre Lieblinge vor. Denn<br />

trotz aller Veränderungen: <strong>stereoplay</strong> steht<br />

Vinyl Classics Vol.1<br />

auch für Langlebigkeit und Kontinuität.<br />

Eigentlich wäre das Heft schon fast 40,<br />

aber wir zählen die italienischen <strong>Jahre</strong><br />

nicht mit: Die Grundsteinlegung für die<br />

<strong>stereoplay</strong>, die Sie heute in den Händen<br />

halten, begann 1978, und damit begehen<br />

wir das <strong>35</strong>. Jubiläum. Und ich weiß, dass<br />

viele von Ihnen, liebe Leser, uns schon<br />

lange begleiten. Als kleines Dankeschön<br />

für diese Treue haben wir ein hochaktuelles<br />

Thema auf CD gebracht: die Digitalisierung<br />

superber Analog-Aufnahmen<br />

(siehe unten). Wir haben die Klassik-<br />

Titel zudem in 24/192-Auflösung bei<br />

www.highresaudio.com hinterlegt. Die<br />

Unterschiede sind gar nicht ohne...Vielleicht<br />

inspiriert Sie ja unsere Geschichte<br />

(ab Seite 56), Ihre analogen Schätze auf<br />

die Festplatte zu ziehen.<br />

<strong>35</strong> <strong>Jahre</strong> sind eine lange Zeit. Und wir<br />

werden noch viele <strong>Jahre</strong> drauflegen. Ich<br />

hoffe, Sie bleiben dabei – und uns gewogen.<br />

Herzlichst, Ihr<br />

Zum Jubiläum mal etwas Anderes:<br />

Analoge Klassiker, die wegen ihrer<br />

grandiosen Interpretation und Aufnahmetechnik<br />

in keinem Plattenschrank<br />

fehlen sollten, wurden über <strong>stereoplay</strong>s<br />

Referenzanlage auf die beiliegende<br />

CD gespielt. Herausgekommen<br />

ist ein Sampler mit über 60 Minuten<br />

Musik vom Feinsten: Louis Armstrong,<br />

Harry Belafonte, Miles Davis, Frank<br />

Sinatra sowie das Beste von Beethoven,<br />

Grieg, Schubert und Strauss. Die<br />

Aufnahmen sind schon älter, klingen<br />

aber alle atemberaubend frisch...<br />

Siegerboxen<br />

...die begeistern<br />

nuLine 264<br />

Leserwahlsieger 2013<br />

bei Stereoplay, Kategorie Standboxen bis 2000 Euro<br />

„Schlank verpackte<br />

Leistungsfähigkeit“<br />

Referenz AreaDVD 7/12<br />

SIEGER<br />

• nur 15 cm schlank!<br />

• zierlich aber klangstark<br />

• präzise und pegelfest<br />

• Subwoofer-verdächtige<br />

Bässe bis <strong>35</strong> Hertz<br />

• meisterhafte Qualität<br />

made in Germany<br />

Schleiflack Weiß,<br />

Platin, Schwarz oder<br />

Nussbaum, Kirsche<br />

260/180 W<br />

100 cm hoch<br />

785,- €/Box<br />

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10/12<br />

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Schwäbisch Gmünd und D-73430 Aalen ■ Bestell-Hotline mit<br />

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Inhalt<br />

Test & Technik<br />

HiFi-Legenden: Standboxen<br />

014 Teilweise schon 67 <strong>Jahre</strong> im Dienst<br />

Klipschorn AK5 (Seite 14), Bose 901 VI<br />

(Seite 18), Canton Ergo 690 (Seite 36),<br />

Quadral Vulkan VIII R (Seite 48)<br />

HiFi-Legenden: Plattenspieler<br />

022 Die Dauerläufer<br />

Linn LP 12 mit Lingo (Seite 22),<br />

Räke Classic.3 (Seite 40)<br />

HiFi-Legenden: Tonabnehmer<br />

026 Die vielen Gesichter des Denon 103<br />

Denon DL-A100, Denon 1DL-03 R, T<br />

Stereo Lab, TechneAudio, Zu Audio<br />

HiFi-Legenden: Vorverstärker<br />

032 Hochpräzise Vergleichsmaschine<br />

Burmester 808 MK 5, Stand 2013<br />

HiFi-Legenden: Vollverstärker<br />

044 Über 1000 Watt pro Kanal<br />

ASR Emitter 2 Exclusive setzt Maßstäbe<br />

HiFi-Legenden: Endverstärker<br />

052 Entstanden auf den „Blauen Seiten“<br />

AVM Digital-Monos Evolution 3.2<br />

A/D-Wandler<br />

058 Endlich LPs audiophil digitalisieren<br />

Ayre QA-9 und M2Tech Joplin<br />

Plattenspieler<br />

072 Mit neuem Graham-Arm an die Spitze<br />

Das XXL-Laufwerk EAT Forte<br />

In-Ear-Kopfhörer<br />

138 Die neue Oberklasse stellt sich vor<br />

Logitech UE 900, Shure SE5<strong>35</strong>, Sony<br />

MDR-EX1000 und Ultrasone IQ<br />

138<br />

44<br />

40<br />

Der perfekte In-Ear-Klang<br />

Test der 500 Euro-Klasse: Logitech, Shure, Sony & Ultrasone<br />

Stärkster aller Verstärker<br />

Der ASR Emitter 2 Exclusive mit drei externen Netzteilen<br />

Ein echter Klassiker<br />

Für <strong>stereoplay</strong> legt Räke seinen Classic wieder auf<br />

4<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de


Service Bestenliste<br />

In kleinen Zimmern können Kompaktboxen<br />

besser als Standlautsprecher sein,<br />

in großen Räumen sind Hörner oft die<br />

beste Wahl. Im Bild die Magico V 3, die in<br />

normal großen Räumen mit ihrem völlig<br />

natürlichen Klang kaum zu toppen ist.<br />

Absolute Spitzenklasse<br />

Isophon Berlina RC 11 70 92 150000 1/12<br />

Focal Grande Utopia EM 69 95 130000 6/09<br />

Magico M 5 69 91 110000 5/10<br />

Magico Q 5 69 91 70000 5/11<br />

Sonus Faber Aida 69 93 90000 8/12<br />

Ascendo System M-S S.E. 68 91 60000 1/12<br />

TAD Reference One 68 93 70000 10/10<br />

Dynaudio Consequence Ultimate Edition 68 88 48000 11/09<br />

Isosphon Tofana 68 88 44000 8/10<br />

Magico S5 68 91 30000 1/13<br />

Vivid Audio Giya G 2 68 91 38000 5/12<br />

Wilson Audio Sasha W/P 68 89 30000 11/11<br />

Focal Maestro Utopia BE 67 90 36000 10/12<br />

■ KEF Blade 67 90 25000 1/12<br />

Sonus Faber Amati Futura 67 82 26900 7/11<br />

T + A Solitaire CWT 2000 67 91 30000 8/11<br />

B&W 800 Diamond 66 89 22000 1/11<br />

Isophon Berlina RC 7 66 88 24500 12/10<br />

Franco Serblin Ktema 66 91 27500 11/12<br />

Tannoy Kingdom Royal 66 87 42000 1/11<br />

T + A Solitaire CWT 1000 66 86 24000 7/12<br />

Triangle Magellan Concerto 2 66 87 27000 7/120<br />

Wilson Audio Sophia 3 66 88 20000 5/12<br />

Dali Epicon 8 65 86 14000 3/13<br />

Horns Universum 3 65 87 26600 4/13<br />

Sonus Faber Elipsa Stradivari 65 88 20000 9/10<br />

Blumenhofer Genuin FS 1 64 84 <strong>35</strong>000 1/09<br />

B&W 802 Diamond 64 87 14000 5/10<br />

Canton Reference 1.2 DC 64 88 20000 9/09<br />

Fischer & Fischer SN 770 64 83 25000 5/12<br />

JBL K 2 S 9900 64 87 39800 1/11<br />

■ KEF Reference 207/2 64 88 20000 5/08<br />

Piega Coax 90.2 64 86 16000 5/12<br />

ATC SCM 50 P SL Tower 63 82 10400 4/11<br />

ASW Magadis 63 86 17000 3/09<br />

Die linke Punktezahl verrät Ihnen die pure Klangqualität<br />

des Geräts. Die rechte, unterlegte Punktezahl zeigt<br />

(ab 7/02) das Gesamtergebnis und erfasst so auch die<br />

Kriterien Messwerte, Praxistauglichkeit, Wertigkeit und<br />

gegebenenfalls Bildqualität.<br />

Die Klangpunkte sind innerhalb von Gattungen kompatibel.<br />

So können Sie Stereo-Verstärker und den<br />

Stereo-Ton von AV-Receivern vergleichen. Oder<br />

verschiedene Boxenarten. Oder CD- mit MP3-Playern!<br />

Geräte, die ein überragendes<br />

Preis/Leistungs-Verhältnis sowie solide Verarbeitung<br />

und praxistaugliche Bedienung bieten, bekommen den<br />

Ehren titel <strong>stereoplay</strong> Highlight (blaues Emblem ).<br />

Komponenten, mit denen die Redakteure<br />

besonders gern arbeiten, erhalten den Ehrentitel<br />

Favorit der Redaktion (roter Würfel ■).<br />

Cabasse Pacific 3 SA 63 86 12000 6/11<br />

Elac FS 509 VX JET 63 85 14000 3/12<br />

● Isophon Cassiano D 63 84 17000 1/06<br />

JBK Studio 4365 63 86 16000 4/13<br />

Klipsch Palladium P 39 F 63 84 16000 3/08<br />

Piega Coax 70.2 63 85 12000 12/11<br />

Quadral Titan VIII 63 85 11000 10/11<br />

Tannoy Definition DC 10 A 63 82 13800 3/13<br />

Tannoy Westminster SE 63 80 28000 7/07<br />

● Thiel CS 3.7 63 84 13800 1/08<br />

● Cabasse Riga/Santorin 30 62 87 10000 6/10<br />

B&W 803 Diamond 62 82 9000 4/12<br />

Canton Reference Jubilee 62 86 9000 8/12<br />

Elac FS 507 VX-Jet 62 85 10000 9/12<br />

Focal Electra 1038 BE II 62 84 9200 4/10<br />

McIntosh XR 100 62 86 10900 2/13<br />

Progessive Audio Elise II 62 82 9400 6/12<br />

Triangle Magellan Cello 2 62 81 9000 2/12<br />

B&W 804 Diamond 61 82 7000 7/10<br />

Dynaudio Focus 380 61 80 6200 10/11<br />

GammuT M'inenT 5 61 81 9500 8/10<br />

■ Naim Ovator S 600 61 82 7800 3/10<br />

Phonar Credo Reference 61 82 9000 11/11<br />

T+A Criterion TCD 110S 61 81 7000 10/12<br />

ASW Chelys 60 82 9000 4/10<br />

Burmester B 30 60 82 9000 4/10<br />

Canton Reference 5.2 DC 60 82 6000 9/11<br />

Dynaudio Focus 360 60 79 5500 2/09<br />

■ Epos Encore 50 60 82 5900 3/10<br />

Heco "The New Statement" 60 83 4800 9/12<br />

Klipsch Palladium P 37 F 60 82 8000 6/10<br />

Monitor Audio PL 300 60 82 7900 4/10<br />

Paradigm S8 60 82 7200 7/11<br />

Piega Coax 30.2 60 82 8000 12/12<br />

Quadral Aurum Vulkan VIII 60 81 6500 9/10<br />

T+A Criterion TCD 210 S 60 84 5500 2/13<br />

Isophon Arcona 80 59 78 4000 1/13<br />

Klipsch RF-7 II 59 79 3800 4/13<br />

KEF R 900 59 80 3600 11/11<br />

Linn Majik Isobarik 59 79 4200 9/11<br />

Naim Ovator S 400 59 81 4200 6/11<br />

ASW Genius 510 59 81 5500 12/11<br />

Thiel CS 2.4 SE 59 79 8800 4/10<br />

ADAM Audo Column Mk3 58 77 5400 9/12<br />

Blumenhofer Genuin FS 3 58 78 8900 4/10<br />

Canton Vento 890.2 DC 58 78 3200 2/12<br />

Dynaudio Focus 340 58 76 4900 10/11<br />

Klipsch La Scala Anniversary 58 72 8000 4/06<br />

Magnat Quantum 1009 58 79 4000 1/09<br />

= <strong>stereoplay</strong> Highlight | Rote Schrift = <strong>stereoplay</strong> Referenz | ■ = Favorit der Redaktion<br />

● = An diesen Boxen klingen Röhrenverstärker besonders gut<br />

Lautsprecher: Darunter fallen auch<br />

Subwoofer, Surround-Sets und alle Arten<br />

von Kopfhörern.<br />

Verstärker: Unterteilt in Stereo- und AV,<br />

aber auch nach Prinzip: Transistor,<br />

Röhren und Digitalverstärker.<br />

Digital-Quellen: Alle Spielarten von<br />

Playern: MP3, CD, SACD, Netzwerk, DVD,<br />

Blu-ray. Tuner. Recorder. Digitalwandler.<br />

Komplettanlagen: CD- und DVD-<br />

Systeme mit und ohne Lautsprecher.<br />

Phono: Schallplatten spieler, Tonabnehmer,<br />

Phonovorstufen.<br />

Zubehör: Lautsprecherkabel (fertig und<br />

als Meterware), Cinchverbindungen.<br />

Ratgeber: Übersicht von Tipps & Tricks.<br />

Nubert nuVero 14 58 81 3880 10/08<br />

PSB Synchrony One 58 49 4000 4/11<br />

Sonus Faber Liuto 58 80 4000 11/09<br />

Audium Comp 8 57 77 4500 6/12<br />

Burmester B 20 57 73 5000 11/09<br />

Blumenhofer Big Fun 17 57 77 5500 6/12<br />

Cabasse Iroise 3 57 78 3800 11/09<br />

Chario Ursa Major 57 77 7200 7/10<br />

Dynaudio Focus 260 57 75 3400 10/11<br />

Expolinear S. 2-60/TW 1 57 76 6500 6/12<br />

Opera Quinta Mk 2 57 79 3700 8/12<br />

ProAc Response D 28 57 77 4800 11/09<br />

Spendor ST 57 76 8000 4/10<br />

PMC Twenty 23 56 74 2660 4/12<br />

ADAM Audio Pencil Mk 3 56 76 3600 11/09<br />

ATC SCM 40 56 75 3750 9/12<br />

Blumenhofer Fun 17 56 74 3900 11/12<br />

Cabasse Egea 3 56 75 3000 5/09<br />

Canton Karat 790.2 56 77 2500 11/10<br />

Heco Celan GT 902 56 78 2200 10/11<br />

● Klipsch Cornwall III 56 72 4000 3/08<br />

Magnat Quantum 807 56 77 2600 8/11<br />

Magnat Quantum 1005 56 77 2800 8/09<br />

Monitor Audio GX 200 56 78 2900 11/12<br />

Monitor Audio GX 300 56 76 3880 3/12<br />

Nubert nuVero 11 56 78 2690 5/09<br />

PSB Imagine T 2 56 77 3000 2/12<br />

Quadral Orkan VIII 56 77 2800 1/10<br />

Revox G Prestige 56 74 3000 5/11<br />

Swans M 6 56 77 4500 11/09<br />

Tannoy DC 8 T 56 77 4500 11/09<br />

Teufel Ultima 800 Mk 2 56 77 3000 2/12<br />

Dali Fazon 5 56 76 3000 12/11<br />

Spitzenklasse<br />

Audium Comp 7 55 73 3000 10/10<br />

B&W CM 9 55 74 2500 3/09<br />

B&W CM 8 55 75 1800 3/11<br />

Dynaudio Excite X 32 55 75 2050 3/11<br />

Canton Vento 870.2 55 76 2000 7/12<br />

Canton Chrono SL 590.2 DC 55 74 2000 10/11<br />

● ■ Heco Celan GT 702 55 77 1600 3/12<br />

KEF Q 900 55 74 1600 1/11<br />

● Kudos Cardea C 2 55 73 2900 2/12<br />

Magnat Quantum 757 55 73 1800 11/12<br />

Martin Logan Motion 40 55 75 2250 11/12<br />

Rega RS 7 55 74 2800 2/13<br />

T+A KS 300 55 73 2500 5/10<br />

Vienna Acoustics Mozart Grand SE 55 74 2860 5/11<br />

ASW Genius 310 54 76 2200 6/11<br />

Cabasse Majorca MC 40 54 73 1900 7/12<br />

Canton Karat 770.2 DC 54 74 2000 3/11<br />

● ■ Dynavox Impuls III 54 71 1400 1/12<br />

Elac FS 189 54 74 2000 10/11<br />

KEF R 500 54 74 1800 3/12<br />

■ KEF Q 700 54 72 1400 1/11<br />

Magnat Quantum 805 54 75 2000 7/12<br />

Nubert nuLine 264 54 76 1570 10/12<br />

PMC OB 1i 54 73 4300 11/09<br />

Sonus Faber Toy Tower 54 72 1700 5/09<br />

Triangle Altea EX 54 71 1700 11/12<br />

Audium Comp 5 53 71 2000 4/08<br />

Cervin Vega XLS 215 53 67 1400 5/11<br />

Dynaudio DM 3/7 53 70 1450 11/10<br />

JBL Studio 590 54 72 2200 7/12<br />

Klipsch RF 63 53 70 2200 6/08<br />

Nubert nuLine 102 53 74 1450 3/08<br />

PSB Imagine T 53 73 2000 7/12<br />

Quadral Platinum M 4 53 72 1400 12/09<br />

System Audio Mantra 30 53 75 1700 10/12<br />

Dali Ikon 7 Mk 2 52 69 1800 3/11<br />

German Maestro Linea S F-One 52 70 1400 9/09<br />

Heco Aleva 500 52 74 1200 9/08<br />

Heco Celan XT 501 52 73 1400 12/09<br />

Epos Elan 30 ( 52 70 1500 3/13<br />

Klipsch Heresy III ( 52 69 2100 5/11<br />

Neat Motive 1 52 71 1950 7/12<br />

Elac FS 187 51 70 1340 12/09<br />

Monitor Audio Silver RX 6 51 72 1030 2/10<br />

Nubert nuBox 681 51 71 980 2/10<br />

Revox Re:Sound G Column 51 73 1500 10/12<br />

Dali Lektor 8 50 67 1340 12/09<br />

Jamo S 608 50 69 1000 2/10<br />

KEF Q 500 50 68 1000 1/11<br />

Canton GLE 490.2 49 68 800 12/10<br />

PSB Image T 5 48 68 1000 2/10<br />

Teufel T 500 Mk II 48 71 750 12/12<br />

Canton GLE 476 47 70 720 12/12<br />

Heco Music Colors 200 47 67 1000 5/12<br />

Elac FS 58.2 47 64 700 2/11<br />

B&W 684 46 62 1000 11/07<br />

Elac FS 68 46 62 800 11/07<br />

Heco Aleva 400 46 66 1000 11/07<br />

Monitor Audio Bronze BX 5 46 63 700 2/11<br />

Quadral Argentum 371 46 68 760 12/12<br />

Klipsch RF 42 II 44 59 650 2/11<br />

Magnat Quantum 557 44 59 700 2/11<br />

Wharfedale 10.6 43 60 760 2/11<br />

Obere Mittelklasse<br />

Nubert nuBox 481 39 57 500 4/07<br />

Wharfedale Diamond 9.5 37 53 550 4/07<br />

Absolute Spitzenklasse<br />

Magico Mini II 63 84 37000 8/09<br />

61 83 15000 12/11<br />

Kiso Acoustic HB 1 59 78 13800 3/10<br />

● Wilson Audio Duette 59 82 12750 7/06<br />

GamuT El Superiores 3 58 78 15200 8/09<br />

Revel Ultima Gem 2 58 82 9800 2/09<br />

Vienna Acoustics Der Kuss 58 78 12000 8/09<br />

Focal Diablo Utopia 57 77 8000 12/08<br />

B&W 805 Diamond 57 76 4500 12/11<br />

Dali Epicon 2 57 78 4500 1/13<br />

Lindemann BL 10 57 76 7000 6/11<br />

Sonus Faber Guarneri Memento 57 76 10000 2/09<br />

Cabasse Bora 56 79 2500 4/13<br />

Focal Electra 1008 BE II 56 76 <strong>35</strong>00 1/11<br />

KEF Reference 201/2 56 79 5000 7/07<br />

Neat Ultimatum XLS 56 75 5800 6/11<br />

Phonar Credo Primus 56 78 4000 11/11<br />

Spitzenklasse<br />

Burmester B 10 55 75 3400 1/12<br />

B&W Prestige Monitor 1 55 73 2500 9/11<br />

JBL Studio 4429 55 72 6000 2/12<br />

PMC Twenty22 55 77 2300 2/13<br />

Thiel Power Point 1.2 54 73 3200 2/09<br />

Thiel SCS 4 54 73 2400 7/08<br />

Opera Callas 53 73 <strong>35</strong>00 10/08<br />

Klipsch Palladium P 17 B 52 72 4000 11/08<br />

Sonus Faber Auditor Elipsa 52 72 3700 4/08<br />

Sonus Faber Cremona Auditor M 52 72 3700 2/08<br />

Dynaudio Focus 160 51 69 2000 10/11<br />

ProAc Tablette Anniversary 51 74 2000 4/13<br />

Sonus Faber Venere 1.5 50 69 1500 12/12<br />

● Harbeth HL Compact 7 ES 3 50 66 2700 2/08<br />

KEF LS 50 (C, D) 49 70 1000 8/12<br />

Harbeth P3 ESR SE 49 65 1750 12/11<br />

Linn Majik 109 47 64 1200 2/09<br />

Dynaudio Contour S R 46 64 2000 2/09<br />

Elac BS 244 46 66 1340 2/08<br />

KEF R 100 46 66 800 2/12<br />

Piega AP 3 46 64 1600 2/09<br />

Nubert nuVero 3 46 68 1090 4/11<br />

Vienna Acoustics Waltz Grand 46 64 1400 2/09<br />

Canton Chrono SL 530 44 62 800 3/10<br />

Dali Ikon On Wall 44 60 800 2/09<br />

Dynaudio DM 2/7 44 65 650 4/10<br />

Epos M 12i 44 61 800 4/09<br />

KEF Q 300 44 62 600 1/11<br />

Canton GLE 430.2 43 60 400 12/10<br />

Dynaudio DM 2/6 43 64 575 4/10<br />

Neat Iota 43 61 820 5/12<br />

PSB Imagine Mini 43 62 800 12/11<br />

System Audio SA 705 43 59 770 2/09<br />

KEF Q 100 42 60 500 1/11<br />

Heco Music Colors 42 57 400 9/10<br />

Canton GLE 420.2 40 56 360 12/10<br />

Nubert nuBox 381 40 58 380 2/07<br />

Obere Mittelklasse<br />

Canton GLE 410.2 38 54 320 12/10<br />

Dali Lektor 1 33 47 340 1/09<br />

Dipol-Strahler werfen den Schall nach vorn und hinten und<br />

brauchen deshalb viel Abstand zur Rückwand. Radialstrahler (RS,<br />

kugelförmige Abstrahlung) brauchen auch viel Abstand zur Seite.<br />

Absolute Spitzenklasse<br />

German Physiks PQS 302 68 93 44000 9/10<br />

Martin Logan CLX 66 34400 5/09<br />

■ Martin Logan Summit X 64 86 16800 5/09<br />

Martin Logan CLX 63 82 28000 1/09<br />

Martin Logan Montis 62 83 12000 3/12<br />

Duevel Sirius 61 84 20000 1/10<br />

German Physiks HRS-120-D 61 79 7000 10/12<br />

German Physiks Unicorn MK II 61 82 12200 6/11<br />

Martin Logan Ethos 61 88 8000 11/10<br />

■ Quad ESL 2905 61 79 9000 3/06<br />

German Physiks Limited 11 60 78 8900 2/11<br />

PIOSound Eagle 68 80 8000 8/12<br />

German Physiks PQS 100+ 59 76 9000 12/11<br />

Jamo Reference 907 59 79 8000 2/11<br />

MBL 101 E 59 80 37800 11/03<br />

PIO Sound Falcon 59 80 4500 5/12<br />

Duevel Bella Luna Diamante 58 79 7000 9/10<br />

Magnepan Magneplanar 1.7 58 76 3000 9/10<br />

Martin Logan ElectroMotion 58 75 3000 9/11<br />

Audio Exclusiv P 3.1 57 74 7800 2/11<br />

MBL 126 57 77 8000 9/10<br />

Spitzenklasse<br />

Parrot Zikmu 31 51 1300 12/09<br />

Separate Basslautsprecher mit eingebauten Verstärkern. Der Bass<br />

eines Subwoofers mit z. B. 40 Punkten entspricht bei richtiger<br />

Einstellung dem Bass einer Vollbereichsbox mit 40 Punkten.<br />

Absolute Spitzenklasse<br />

Velodyne DD 1812 67 97 14000 7/05<br />

■ B&W DB 1 66 97 4250 4/11<br />

Paradigm Sub 1 65 92 6500 12/11<br />

Martin Logan Descent i 65 91 3750 7/10<br />

Paradigm Studio Sub 15 64 92 3200 4/11<br />

Velodyne DD 12 Plus 64 94 4000 7/11<br />

63 90 2400 3/13<br />

62 91 2800 9/12<br />

62 89 2100 4/11<br />

62 88 1450 9/12<br />

Canton SUB 850 R 61 87 2400 9/11<br />

Chario Hercules 61 83 2200 7/10<br />

Klipsch SW 311 61 84 1900 4/11<br />

Klipsch RT 12 D 61 84 2000 3/07<br />

Paradigm Reference Seismic 110 60 81 1550 7/10<br />

Teufel M 9500 SW THX Ultra 2 60 82 1600 8/09<br />

XTZ SubAmp 1 DSP + 99 W 12.18 P 60 86 1120 5/12<br />

Nubert AW 1100 DSP 58 84 965 3/13<br />

Nubert AW 1300 DSP 58 84 1185 8/11<br />

Canton Sub 12.2 57 80 800 3/13<br />

KEF XQ 60b 57 77 1200 7/10<br />

Nubert nuVero AW 13 DSP 57 82 1360 5/12<br />

Paradigm SE Sub 57 82 950 9/12<br />

SVS SB-12 NBS 57 80 800 3/13<br />

Triangle Meteor 0.5 57 79 1050 7/10<br />

ADAM Audio S 260 MK 3 56 77 1000 7/10<br />

Martin Logan Dynamo 700 56 80 790 1/10<br />

Velodyne EQ Max 10 56 82 790 3/13<br />

Spitzenklasse<br />

Klipsch RW 12 D 55 76 800 8/09<br />

Teufel M 6200 THX Select 55 74 600 7/10<br />

Velodyne CHT 12 Q 55 79 900 8/09<br />

Velodyne MicroVee 55 78 900 2/08<br />

B&W ASW 610 54 72 600 8/09<br />

Boston Acoustic RPS 1000 54 72 900 7/10<br />

Heco Metas XT Sub 251 A 54 73 600 7/10<br />

JBL ES 250 PW 54 74 550 8/09<br />

KEF Q 400 B 54 72 600 1/11<br />

Klipsch RW 10 D 54 75 600 10/08<br />

Nubert AW 991 54 76 600 12/07<br />

Velodyne CHT 12 R 54 76 800 12/07<br />

Magnat Quantum 630 A 53 71 500 10/08<br />

Velodyne EQ MAX 8 53 75 540 5/12<br />

B&W ASW 608 52 70 450 10/08<br />

Nubert AW 560 52 74 506 7/06<br />

Canton Sub 8 51 68 800 12/10<br />

Elac MicroSub 51 72 900 1/10<br />

Nubert AW 441 Black & Black 51 72 370 8/09<br />

Tannoy TS 1201 51 70 750 7/10<br />

Velodyne Impact Mini 51 68 650 7/10<br />

Canton AS F 75 SC 50 68 400 1/10<br />

Diese Lautsprecher haben alle Endstufen bereits eingebaut.<br />

Ihre Einstellmöglichkeiten sind viel größer als bei Passivboxen,<br />

ihr Preis/Leistungs-Verhältnis ist in der Regel weit besser.<br />

Absolute Spitzenklasse<br />

Backes & Müller BM Line 50 68 92 3/11<br />

Cabasse L'Océan 68 97 4/12<br />

Cabasse La Sphère 68 95 1/07<br />

ME Geithain ME 800 K 67 95 40000 1/10<br />

Backes & Müller BM Line 25 66 91 39000 1/09<br />

Linn Komri Aktiv + Chakra 4200 66 91 76600 2/07<br />

Backes & Müller Line 30 65 88 52000 9/11<br />

ADAM Tensor Beta 64 89 23400 11/07<br />

ATC SCM 100 A SL Tower FF 64 81 16500 8/10<br />

Backes & Müller Line 15 64 87 22000 12/12<br />

Martion Orgon 64 89 40000 1/05<br />

ATC SCM 50 A SL Tower FF 62 81 14500 4/11<br />

Linn Klimax 320 A 62 88 22500 2/11<br />

Manger MSMs 1 62 84 13200 3/12<br />

Genelec 8260 A 61 87 8460 7/11<br />

Linn Majik Isobarik + 2 x Majik 4100 ( 61 84 11200 9/11<br />

Manger MSMc 1 60 82 9680 10/10<br />

Backes & Müller Prime 6 59 80 7500 11/10<br />

Backes & Müller BM 2 S 59 83 8000 11/08<br />

ME Geithain RL 940 59 80 5300 4/09<br />

Bang & Olufsen BeoLab 9 58 79 7250 5/07<br />

ADAM Tensor Epsilon 57 79 5400 4/09<br />

Backes & Müller BM 2 57 80 5000 4/09<br />

Meridian M6 57 77 6000 12/12<br />

A = Standbox freistehend, im Idealfall<br />

mindestens 70 cm fern von jeder Wand.<br />

B = Standbox direkt vor der Rückwand,<br />

mindestens 70 cm zur Seitenwand.<br />

C = auf stabilem Ständer freistehend,<br />

mindestens 50 cm fern jeder Wand.<br />

D = auf Ständer direkt vor der Rückwand,<br />

oder in stabilem Regal.<br />

E = an der Wand hängend/Einbau.<br />

Detaillierte Raumeignungs-Hinweise<br />

fi nden Sie im jeweiligen Test.<br />

Magazin<br />

6<br />

Who is who<br />

bei <strong>stereoplay</strong><br />

25 Köpfe für ein<br />

Magazin. Das Team<br />

stellt sich vor.<br />

Alle Testgeräte<br />

alphabetisch<br />

044 ASR Emitter 2 Exclusive<br />

052 AVM Evolution 3.2<br />

058 Ayre QA-9<br />

018 Bose 901 VI<br />

032 Burmester 808 MK 5<br />

036 Canton Ergo 690<br />

026 Denon DL-103R<br />

026 Denon DL-A100<br />

076 Dynaudio Stand 6<br />

072 EAT Forte<br />

014 Klipsch Klipschorn AK 5<br />

022 Linn LP 12 (Lingo)<br />

139 Logitech UE 900<br />

Rang und Namen<br />

Der ultimative Einkaufsführer von <strong>stereoplay</strong>: über 1000 Testergebnisse im Vergleich.<br />

Die jeweiligen Einstufungen und So lesen Sie die Liste<br />

Die Aufteilung<br />

Preise gelten für die Geräteversion,<br />

die zum Testdatum verfügbar war.<br />

Die aktuelle Rang & Namen-Liste<br />

reicht in der Regel über drei <strong>Jahre</strong><br />

zurück; in Einzelfällen können aber<br />

aber viele <strong>Jahre</strong> mehr (vor allem<br />

im Analogbereich) oder nur ein<br />

Jahr (wie zum Beispiel im schnelllebigen<br />

AV-Bereich) sein. So lange,<br />

wie es die Geräte halt im Programm<br />

der Anbieter sind.<br />

Lautsprecher<br />

Stand-Lautsprecher<br />

▼<br />

Jubiläums-<br />

Aufnahmen<br />

Alles Wissenwerte<br />

zur Titel-CD Vinyl<br />

Classics Vol.1<br />

Kompakt-Lautsprecher<br />

▼<br />

66 76<br />

Der klingende<br />

Boxenständer<br />

Dynaudio Stand 6<br />

mit verschiedenen<br />

Füll-Materialien<br />

58<br />

Überlegene<br />

A/D-Wandler<br />

Mit Ayre und<br />

M2Tech gelingen<br />

perfekte Digital-<br />

Aufnahmen.<br />

060 M2Tech Joplin<br />

048 Quadral Vulkan VIII R<br />

040 Räke Classic.3<br />

139 Shure SE5<strong>35</strong><br />

140 Sony MDR-EX1000<br />

026 Stereo Lab Ebenholz<br />

026 TechneAudio Titan<br />

140 Ultrasone IQ<br />

026 Zu Audio Aluminium<br />

Rubriken<br />

003 Editorial<br />

142 Fachhändler-Termine<br />

144 Leserforum<br />

144 Impressum<br />

162 <strong>Vorschau</strong><br />

Dipol- & Radialstrahler<br />

Aktive Subwoofer<br />

▼<br />

▼<br />

Lautsprecher, vollaktiv<br />

Aufstellungstipps (in Klammern)<br />

▼<br />

Auf die Bestenliste<br />

haben wir in<br />

dieser Aus gabe<br />

verzichtet.<br />

Sie finden sie<br />

unter www.<br />

<strong>stereoplay</strong>.de<br />

und natürlich im<br />

nächsten Heft.<br />

010 News, Facts, Trends, Events<br />

Docking-Station von B&W, 2.1-Set von<br />

KEF, Superbox von German Physiks, die<br />

neue Receiver-Linie von Onkyo<br />

012 Vor 30 <strong>Jahre</strong>n<br />

Die Magnat-Box erklimmt die Spitzenklasse<br />

Ratgeber & Service<br />

006 Die Redaktion stellt sich vor<br />

Wer macht was bei <strong>stereoplay</strong>?<br />

064 So digitalisieren Sie LPs & Tonbänder<br />

Schritt für Schritt zur perfekten<br />

HiRes-Aufnahme<br />

066 Vinyl Classics Vol.1<br />

Hintergründe, Entstehung, Titelliste<br />

076 Forschung: Füllung für Boxenständer<br />

Gehört und gemessen: Das beste<br />

Material und die optimale Füllmenge<br />

<strong>stereoplay</strong> music<br />

146 Musikalischer Rückblick<br />

Das Beste aus <strong>35</strong> <strong>Jahre</strong>n Pop und Jazz<br />

148 – 161 Über 60 Rezensionen aus Pop,<br />

Oldies, Jazz und Klassik auf CD,<br />

DVD, Blu-ray und Vinyl<br />

David Bowie, Depeche Mode, OMD,<br />

James Blake, Hans Theessink, Van<br />

Halen, Stephen Stills, Paul Kuhn...<br />

Seite<br />

148<br />

The Next Day<br />

... ist ein Blick zurück:<br />

David Bowie<br />

hat ein Album eingespielt,<br />

das wie eine<br />

Hommage an die<br />

70er-<strong>Jahre</strong> klingt.<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 5<br />

152 4/13 <strong>stereoplay</strong>.de<br />

4/13 <strong>stereoplay</strong>.de 153


Magazin Die Redaktion<br />

Who is who?<br />

24 Köpfe für ein Magazin: Es braucht eine Menge Spezialisten und viele<br />

helle Köpfe, um Monat für Monat eine <strong>stereoplay</strong> fertigzustellen und an<br />

die Druckerei zu liefern. Doch wer steckt dahinter? Eine Übersicht über<br />

die aktuelle <strong>stereoplay</strong>-Mannschaft.<br />

Am Ende ist es doch immer<br />

sehr viel Arbeit, bis eine<br />

neue <strong>stereoplay</strong> entstanden ist.<br />

Und es sind ja keineswegs nur<br />

die Redakteure, die das Heft mit<br />

Inhalten füllen. Hinter jeder<br />

fertiggestellten <strong>stereoplay</strong> steckt<br />

eine ganze Organisation: viele<br />

Hände und Köpfe, die Monat<br />

für Monat ihr Bestes geben.<br />

Da sind zum Beispiel die Fotografen,<br />

die immer wieder die<br />

Faszination der Geräte herausarbeiten.<br />

Und die Grafiker, die<br />

diese Fotos und die Texte und<br />

Tabellen letztendlich zu einem<br />

leckeren Ganzen verbinden. Und<br />

die Kollegen aus dem Messlabor,<br />

die seit Anbeginn einen ganz<br />

wesentlichen Teil dazu beitragen,<br />

dass <strong>stereoplay</strong> neutrale und<br />

aussagekräftige Ergebnisse abliefern<br />

kann. Und die Redaktionsassistentinnen,<br />

die sich hingebungsvoll<br />

um alle Belange<br />

rund um die Redaktion kümmern.<br />

Und die mittlerweile stark<br />

aufgestockte Online-Abteilung,<br />

die viele <strong>stereoplay</strong>-Inhalte auf<br />

die neu geschaffene Website von<br />

AUDIO, <strong>stereoplay</strong> und video<br />

(www.audio.de) setzt.<br />

Und und und: Zum Jubiläum<br />

wollen wir an dieser Stelle all<br />

diese Macher, Helfer und Helfershelfer<br />

vorstellen, ohne die<br />

eine <strong>stereoplay</strong> nicht entstehen<br />

könnte. Wer genau mitzählt,<br />

kommt hier auf 24 – und dabei<br />

sind die Kollegen vom Vertrieb,<br />

von der Herstellung (das sind<br />

die, die für das nötige Papier<br />

sorgen und die Kommunikation<br />

zu den Druckereien übernehmen)<br />

und von der Anzeigen-<br />

Annahme noch nicht einmal<br />

mitgezählt. Mit ihnen wären es<br />

noch einmal deutlich mehr.<br />

Jene Leser, die womöglich<br />

die Übersichten der letzten Jubiläen<br />

hervorholen, werden<br />

feststellen, dass sich bei <strong>stereoplay</strong><br />

personell einiges getan hat.<br />

Es ist dabei nicht der üblichen<br />

Personal-Erosion, sondern vielmehr<br />

dem Redaktionsumzug<br />

von Stuttgart nach München/<br />

Haar geschuldet, dass wir viele<br />

neue Kollegen im <strong>stereoplay</strong>-<br />

Kreis begrüßen durften.<br />

Zum Beispiel Malte Ruhnke<br />

(stellvertretender Chefredakteur)<br />

und Marco Breddin. Beide<br />

zählen noch nicht einmal 40<br />

Lenze. Das ist hilfreich, weil<br />

sie den Markt bei den derzeit<br />

hochmodernen Themen Streaming<br />

und Computer-Audio bestens<br />

kennen und sich auch in<br />

modernen Netzwerken tummeln;<br />

seit einigen Monaten gibt<br />

es zum Beispiel eine Facebook-<br />

Seite von <strong>stereoplay</strong>.<br />

<strong>stereoplay</strong> music<br />

Aber es gibt auch jene Kollegen,<br />

die schon einmal für <strong>stereoplay</strong><br />

gearbeitet haben und<br />

nun wieder dabei sind. Das gilt<br />

vor allem für die Kollegen aus<br />

der Musikredaktion, die wir<br />

überzeugen konnten, wieder für<br />

uns zu schreiben. Bis Dezember<br />

kamen die Inhalte von einer<br />

Münchener Agentur, die auch<br />

die Süddeutsche mit Rezensionen<br />

versorgte. Seit der Januar-<br />

Ausgabe 2013 machen wir die<br />

komplette Musikrubrik wieder<br />

im Haus. Ein gutes Gefühl...<br />

Stuttgart und München<br />

Doch trotz des Umzugs nach<br />

München pflegt <strong>stereoplay</strong> noch<br />

engste Kontakte zum Standort<br />

Stutt gart. Nach wie vor ist dort<br />

das Messlabor mit dem wichtigen<br />

Lautsprecher-Messraum<br />

beheimatet, nach wie vor sitzt<br />

hier Julian Bauer, der seit über<br />

zehn <strong>Jahre</strong>n beste Bilder für<br />

<strong>stereoplay</strong> (und auch für AU-<br />

DIOphile) schießt, und nicht<br />

zuletzt ist in Stuttgart auch noch<br />

der größere Teil des Geräte-<br />

Managements angesiedelt.<br />

Der neue Hörraum<br />

Wie auch die Bilder in diesem<br />

Beitrag rankt sich bei <strong>stereoplay</strong><br />

fast alles um den neuen Hörraum.<br />

Damit Sie, liebe Leser,<br />

einmal einen Eindruck von unserem<br />

neuen Schmuckstück bekommen,<br />

haben wir ein 240-<br />

Grad-Bild gemacht.<br />

Im Vergleich zu dem über<br />

viele <strong>Jahre</strong> bewährten Stuttgarter<br />

Hörraum, der nach bestem<br />

Wissen und Gewissen der 90er-<br />

<strong>Jahre</strong> erbaut wurde und den wir<br />

immer noch zu Referenz-<br />

Hörtests nutzen, ist der neue in<br />

München Haar minimal kleiner<br />

(40 Quadratmeter), aber klanglich<br />

deutlich lebendiger und<br />

weniger energieraubend. Das<br />

war von uns ausdrücklich gewünscht,<br />

denn eine solche Geschichte<br />

wie das Röhren-Spezial<br />

in Heft 3/13 mit zum Teil<br />

sehr schwachen Röhren-<br />

Holger Biermann<br />

Biermann, Jahrgang 1962, studierte Geschichte<br />

und Publizistik in Göttingen und ist<br />

HiFi-Fan seit Kindesbeinen. 1991 begann<br />

seine erste Station bei AUDIO, die Redaktion<br />

<strong>stereoplay</strong> führt er seit 2000. Eine lange Zeit<br />

in dieser wechsel haften Szenerie – was dem<br />

Grün-Wähler den wenig schmeichelhaften<br />

Beinamen „Helmut Kohl des HiFi-Journalismus“<br />

einbrachte. Er nimmt es gelassen.<br />

HÖRRAUM<br />

Julian Bauer<br />

Bauer, Jahrgang 1969, bringt jeden Monat<br />

Faszination ins Heft: Er macht die meisten<br />

der fantastischen Aufmacher bei <strong>stereoplay</strong><br />

(sowie bei AUDIOphile). Der sympathische,<br />

dreifache Familienvater arbeitet seit 1996 für<br />

<strong>stereoplay</strong> und kann längst auch komplexe<br />

Schaltungstechniken voneinander unterscheiden.<br />

Er ist fraglos einer der besten und<br />

profiliertesten HiFi-Fotografen Deutschlands.<br />

6<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de


Malte Ruhnke<br />

Trotz seines Jahrgangs (1975) ist er Quadro-<br />

Fan und bekennender Wagnerianer, gemeinsam<br />

mit Andreas Günther Dauergast in den<br />

Münchner Konzert- und Opernhäusern und<br />

im Sommer gern schnell auf Inline-Skates<br />

unterwegs. Bei <strong>stereoplay</strong> ist der diplomierte<br />

Medienwirt (Wirtschaft & Medientechnik)<br />

stellvertretender Chefredakteur und leitet im<br />

Nebenberuf das Sonderheft AUDIOphile.<br />

Marco Breddin und Thomas Bruer<br />

Breddin, Jahrgang 1974, ist das neueste T&T-<strong>stereoplay</strong>-Mitglied. Der geschichtsinteressierte<br />

Kommunikationsdesigner betreibt einen Klangkultur-Blog, unterstützt nachhaltige Entwicklungen<br />

und hört privat an selbst konstruierten Boxen. Bei <strong>stereoplay</strong> ist er der Spezialist für alle Arten von<br />

Zubehör, Computer-HiFi, soziale Medien und ist zudem bei Leserfragen immer ansprechbar.<br />

Thomas Bruer, Jahrgang 1961, ist studierter Jurist und seit 20 <strong>Jahre</strong>n bei WEKA. Bei <strong>stereoplay</strong><br />

hat er eine gemeine Doppelbelastung: Als Chef vom Dienst muss er für die Einhaltung der Termine<br />

sorgen und als Textredakteur in mitunter langen Leseabenden den Texten ihre Fehler austreiben...<br />

Den idealen Ausgleich findet er im Chorgesang (Bass).<br />

Cihan Ergen<br />

Cihan Ergen, Jahrgang 1964, ist gelernter<br />

Schlosser und ein begnadeter Handwerker.<br />

Der passionierte Eisschwimmer ist ein großer<br />

Musikfan und mit dem Umzug von <strong>stereoplay</strong><br />

nach Haar nun auch überzeugter Highfidelitist.<br />

Cihan Ergen organisiert für die Redaktion<br />

das umfangreiche Gerätelager vor Ort und<br />

beweist als Gast bei Hörtests immer wieder<br />

sein ausgezeichnetes Gehör.<br />

Ralf Dombrowski<br />

Der studierte Germanist und Historiker,<br />

Jahrgang 1965, ist seit 1994 Musikjournalist<br />

(Süddeutsche Zeitung, Bayerischer Rundfunk<br />

etc.), Fotograf, Hobby-Musiker (Klavier,<br />

Gitarre), bekennender Punk-Fan mit Upgrade<br />

in die Jazz-Welt, liebt Radeln, Bier und gute<br />

Comics. Für <strong>stereoplay</strong> arbeitet er seit 2005:<br />

Er ist der Mann für die Dinosaurier und<br />

Wiedergänger – kurz: Oldies.<br />

Andreas Günther<br />

Der studierte Opern-Regisseur und bekennende<br />

Klassik-Fan, Jahrgang 1964, ist einer<br />

der originellsten Schreiber der deutschen<br />

HiFi-Szene und spätestens seit dem Umzug<br />

der <strong>stereoplay</strong> nach München eng in das<br />

Team eingebunden. Der Familienvater ist bei<br />

<strong>stereoplay</strong> der Chefreporter bei Hintergrund-<br />

Reportagen und kümmert sich um alles, was<br />

analog ist.<br />

Josef Bleier und Stefan Rudnick<br />

Bleier (rechts), geboren 1957, studierte Informatik und Wirtschaft. Es folgte eine Fotografenlehre<br />

und 1990 die Meisterprüfung. Von 1990 bis 1998 war Bleier Dozent und Leiter des Berufsbildungszentrums<br />

der Fotografen im München. Seit 1983 ist er als freier Fotograf für WEKA tätig,<br />

seit September 2012 auch für <strong>stereoplay</strong>. Den gemütlichen Bayern bringt nichts aus der Ruhe.<br />

Entspannung findet er beim Malen, Tennis- und Schlagzeug-Spielen.<br />

Stefan Rudnick, 43, ist ausgebildeter Fotograf mit Schwerpunkt „People“. Der ausgewiesene<br />

Musikfan ist Bleiers fotografische rechte Hand und für <strong>stereoplay</strong> zudem ein unverzichtbarer<br />

Helfer beim Aufbau des digitalen Archivs.<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 7


Magazin Die Redaktion<br />

Robert Biedermann und Michael Grebenstein<br />

Grebenstein (hinten), Jahrgang 1961, ist mit 24 <strong>Jahre</strong>n Zugehörigkeit ein Urgestein bei WEKA.<br />

Der belesene Nordhesse, der sich gern etwas knurrig gibt, ist ein Freund guter Single Malts und<br />

der größte lebende Fan von Stan Getz. Als <strong>stereoplay</strong>-Grafiker kämpft er tapfer gegen das tägliche<br />

Chaos des entstehenden Heftes, sorgt für das geradlinige Layout und die wichtigen Druckvorstufen.<br />

Robert Biedermann, Jahrgang 1968, lernte den Beruf des Grafikers von der Pike auf. Der<br />

Familienvater hat lange Stationen bei Börse Online, Graffiti und der Bravo vorzuweisen, konnte<br />

sich aber dennoch seine gewissenhaft-ruhige Art bewahren. Für die <strong>stereoplay</strong> hat er das neue<br />

Titel-Konzept entwickelt und setzt dieses auch Monat für Monat liebevoll um.<br />

Dr. Michael Hackenberg<br />

Hackenberg, Jahrgang 1956, ist promovierter<br />

Kommunikationswissenschaftler und<br />

Philosoph, wurde aber Anzeigen-Spezialist.<br />

In der Freizeit widmet sich der Vespa-Fahrer<br />

seinen zwei Töchtern, den Spielen des FC<br />

Bayern München oder seiner nie fertig<br />

werdenden Modelleisenbahn. Er leitet seit<br />

1998 mit viel Verve das Anzeigengeschäft<br />

von <strong>stereoplay</strong>.<br />

Nadine Stiegler<br />

Die ausgebildete Reiseverkehrskauffrau war<br />

berufsbedingt viel im Ausland unterwegs und<br />

hat ein Diplom in internationaler Betriebswirtschaftslehre.<br />

Nach dem Studium war sie<br />

unter anderem Sales Manager für FOX<br />

International Channels Online. Bei <strong>stereoplay</strong><br />

arbeitet sie erst seit Frühling 2013 und unterstützt<br />

hier Dr. Hackenberg bei seinem<br />

emsigen Tun.<br />

Matthias Inhoffen<br />

Inhoffen, geboren 1951, hat Germanistik und<br />

Geschichte studiert. Er leitete <strong>stereoplay</strong>s<br />

Musikressort von 1981 bis 1996 – was er<br />

seit Anfang 2013 wieder tut. Von 2010 bis<br />

2012 wachte er zudem als Textchef über die<br />

<strong>stereoplay</strong>-Texte. Wenn er nicht gerade nach<br />

den neuen Musik-Highlights forscht, schnürt<br />

er die Laufschuhe oder entspannt bei einem<br />

Tropfen guten Rotweins.<br />

Reinhard Paprotka<br />

Paprotka, Jahrgang 1950, ist einer der<br />

erfahrensten HiFi-Redakteure Deutschlands.<br />

Er studierte Elektrotechnik und ging zuerst<br />

für lange <strong>Jahre</strong> zur Stereo – bis er 1999 zu<br />

<strong>stereoplay</strong> konvertierte und sein Sonderheft<br />

HiFi + PC einbrachte. Bereits damals ahnte<br />

er, dass Musik mobil und im ganzen Haus<br />

verfügbar sein muss. Paprotka ist Spezialist<br />

für günstiges Netzwerk- und Mobil-HiFi.<br />

Sabine Steinbach, Kerstin Engler, Gerlinde Drobe<br />

„Hier werden Sie geholfen“: Im Büro der drei Assistentinnen laufen alle Telefon-, Mail- und<br />

Fax-Drähte zusammen. Alle Anfragen, sei es von Leser- oder Herstellerseite, werden hier<br />

kompetent und freundlich – etwa von der mehrere Sprachen sprechenden Gerlinde Drobe<br />

(rechts) – beantwortet oder, wenn das nicht geht, weitergeleitet. Kerstin Engler (Mitte) war<br />

die letzten <strong>Jahre</strong> im Online-Marketing tätig und leitet jetzt die Assistenzabteilung.<br />

Alle drei sind schon seit <strong>Jahre</strong>n bei WEKA beschäftigt; auf die längste Zeit blickt Sabine<br />

Steinbach (links) zurück. Dieses Trio bringt so gut wie nichts aus der Ruhe – es sei denn,<br />

die Konferenzräume wurden wieder einmal verlassen, als ob die Barbaren dort gehaust<br />

hätten...<br />

8<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de


Klaus Schlappa<br />

Schlappa, Jahrgang 1961, arbeitet mit<br />

kurzen Unterbrechungen schon über zehn<br />

<strong>Jahre</strong> für <strong>stereoplay</strong>. Für die Redaktion ist der<br />

bekennende VFB-Fan Hansdampf in vielen<br />

Gassen: Bildredakteur, Grafiker bei<br />

Sonderobjekten, Bindeglied zwischen<br />

Fotograf, Messlabor und Redaktion – letztendlich<br />

so etwas wie der Stallmeister für den<br />

Stuttgarter Bereich von <strong>stereoplay</strong>.<br />

Jürgen Schröder<br />

Schröder, Jahrgang 1959, ist <strong>stereoplay</strong>s<br />

technologische Allzweckwaffe. Gleich, ob<br />

komplexe Digital-Schaltungen oder<br />

leistungsschwache Röhrenverstärker, der<br />

gelernte Tontechniker erkennt ihre Vor- oder<br />

Nachteile meist auf den ersten Blick. Wenn er<br />

nicht gerade für <strong>stereoplay</strong> schuftet, rackert<br />

sich Jürgen Schröder am Schlagzeug der<br />

Band Kitchen Gig ab.<br />

Thomas Voigt<br />

Voigt, Jahrgang 1960, ist einer der besten<br />

Klassik-Spezialisten der Republik. Schon seit<br />

seiner Kindheit liebt der Wahl-Kölner<br />

klassische Musik, vor allem Opern. Der<br />

studierte Germanist und Theologe war bei<br />

der Opernwelt und Chefredakteur des Fono<br />

Forum. Für <strong>stereoplay</strong> arbeitet Voigt seit<br />

2003. „Nebenbei“ schreibt er Biografien und<br />

Drehbücher für Dokumentarfilme.<br />

Amps hätte sich im alten nur<br />

schwer umsetzen lassen.<br />

Das konsequente Raum-in-<br />

Raum-Konzept des Wohn hörraums<br />

stammt von den Akus tik-<br />

Profis Dr. Jörg Hunecke (der<br />

auch den RaumRechenService<br />

entwickelt hat) und Thomas Fast<br />

(Fast Audio), der das Ganze auch<br />

noch liebevoll und hochkompetent<br />

umgesetzt hat. Zu dem Konzept<br />

gehören nicht nur die sehr<br />

ausgewogene Akustik (Nachhallzeit<br />

von durchschnittlich 0,4<br />

Millisekunden), es wurden auch<br />

optische Aspekte einbezogen.<br />

Das reicht von den mit Covern<br />

berühmter Platten bezogenen<br />

Absorbern über den Hochflor-<br />

Teppich bis hin zur Sesselkombination<br />

aus akustisch bestens<br />

geeignetem Kaltschaum (Hersteller:<br />

Schaum stoff-Schwestern,<br />

Hamburg). In diesem Raum fühlt<br />

man sich sofort wohl und kann<br />

– das war das Ziel – stundenlang<br />

Musik hören. Und was auch auffällig<br />

ist: Wegen der geschickten<br />

Kombination aus Absorbern und<br />

Diffusoren klingen Aufnahmen<br />

hier besonders räumlich; die Abbildung<br />

guter Boxen ist hier<br />

noch überzeugender.<br />

Michael Götzinger, Peter Schüller, Sebastian Jünger<br />

Götzinger (links), Jahrgang 1968, ist seit 14 <strong>Jahre</strong>n Schüllers (Mitte) rechte Hand. Der diplomierte<br />

Elektrotechniker und ausgewiesene Thailand-Fan ist <strong>stereoplay</strong>s Spezialist für Digital-HiFi.<br />

In seinem Vorleben war Peter Schüller (Jahrgang 1949) Entwicklungsleiter bei Kirksaeter. Seit<br />

1986 ist die Düsseldorfer Frohnatur Messlaborleiter; auf ihn geht die Entwicklung vieler<br />

richtungsweisender Messungen zurück. Schüller ist passionierter Mountain-Biker.<br />

Sebastian Jünger (rechts) ist neu an Bord. Der Student der audiovisuellen Medien schreibt gerade<br />

seine Bachelor-Arbeit und steigt dann voll in die Arbeit des Messlabors ein.<br />

Foto: Dr. Markus Rudolph<br />

Raphael Vogt<br />

...weiß über Surround so gut wie alles. Der<br />

gelernte Elektromechaniker (Jahrgang 1966)<br />

ist altgedienter <strong>stereoplay</strong>-Tester sowie<br />

THX-zertifizierter Home-Theater- und<br />

ISF-Kalibrator. Er lebt seinen Heimkino-<br />

Traum im akustisch optimierten, 40-m 2 -<br />

Loft-Hörraum mit vollaktiver 7.1-Bestückung<br />

plus High-End-Projektion mit akustisch<br />

transparenter CinemaScope-Leinwand.<br />

Beste Voraussetzungen<br />

Die Bedingungen durch den<br />

Umzug haben sich aber nicht<br />

nur wegen des neuen Hörraums<br />

verbessert; es gibt im Redaktionshaus<br />

in München/Haar einfach<br />

mehr Platz – zum Beispiel<br />

für ein weiteres Fotostudio, für<br />

ein spezielles Heimkino-Studio<br />

oder für die derzeit permanent<br />

wachsende Online-Abteilung.<br />

stereo play hat sich nach <strong>35</strong><br />

<strong>Jahre</strong>n quasi wieder einmal gehäutet<br />

und damit fit gemacht für<br />

die nächsten Jahrzehnte. Wir<br />

würden uns freuen, wenn Sie,<br />

liebe Leser, uns auch in den kommenden<br />

<strong>Jahre</strong>n so intensiv und<br />

konstruktiv begleiten würden wie<br />

bisher. Holger Biermann■<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 9


Magazin Neuheiten schon gehört<br />

Nachruf<br />

Werner Röschlau<br />

Das kam dann doch sehr<br />

unerwartet: Werner<br />

Röschlau, Chef der<br />

Plattenspieler-Manufaktur<br />

AMG, die erst in den<br />

letzten <strong>Jahre</strong>n einen<br />

kometenhaften Aufstieg<br />

erlebte, verstarb Ende<br />

Februar. Er wurde nur<br />

62 <strong>Jahre</strong> alt. Die Szene<br />

verliert mit ihm einen der<br />

versiertesten Analog-Kenner<br />

und Streiter um das<br />

letzte Quäntchen Perfektion.<br />

Sein Sohn Julian<br />

Lorenzi führt das Werk<br />

des Vaters fort.<br />

Alles schön rund<br />

Die neueste Generation KEF-Eier<br />

Mit den E305 hat KEF eine der erfolgreichsten Subwoofer/Satelliten-Kombinationen<br />

wieder einmal auf den neuesten Stand gebracht. Die eierförmigen Satelliten arbeiten nun<br />

mit dem neuen Koax, der auch in der voll aktiven X300A werkelt. Das Gehäuse des<br />

Subwoofers ist nicht nur aus optischen Gründen ebenfalls eiförmig – die Form verleiht<br />

immense Stabilität. Klanglich ist die Kombi (die es auch als 5.12-Set gibt) ein Hammer<br />

und kostet nicht einmal 1000 Euro. Infos: 0231 / 9860320 oder www.kef.com/de<br />

Immer am Netz<br />

Neuer Streaming-Receiver von Onkyo<br />

Das klassische AV-Gedeck ist heute ja nur noch eine Seite der<br />

Medaille: Neben 7.2-Surround bringt der neue TX-NR727 die<br />

Fähigkeit zur Beschallung von drei Zonen und einen Netzwerk-<br />

Anschluss mit. Eine App sorgt für die besonders leichte<br />

Bedienbarkeit. Der Preis dürfte unter 1000 Euro liegen.<br />

Infos: www.eu.onkyo.com<br />

Leuchtendes Vorbild<br />

Docking Station mit AirPlay<br />

Und noch eine Docking-Station von B&W. Die<br />

in Kürze lieferbare Z2 hat den bekannt satten<br />

Sound ihrer größeren Geschwister und über den<br />

Lightning Connector wieder einen festen Port<br />

für iPhone und Co. Ihr Preis: 400 Euro.<br />

Infos: 05201/87170 oder www.bwspeakers.com<br />

10<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de


Volles Haus<br />

Neuer Rekord auf der<br />

High End 2013<br />

Nicht nur für Horn-Fans<br />

Die High End 2013 lockt erneut mit leckerstem HiFi<br />

Die ersten Zahlen lassen Großes erwarten: Bis zum Heftschluss<br />

waren zur High End bereits <strong>35</strong>6 Firmen gemeldet.<br />

Das klingt erneut nach Vollbelegung und jeder Menge<br />

allerbestem HiFi. Und mehr denn je wird sich diese High<br />

End 2013 den neuen Medien widmen. HiFi aus dem Netzwerk<br />

ist nicht mehr wegzudenken und ja auch klanglich mit<br />

die beste aller Möglichkeiten, Musik zu hören. Für alle<br />

HiFi-Fans heißt das: Der Zeitraum vom 9.5. bis 12.5.13 muss<br />

geblockt werden – da findet man sich in den Messehallen<br />

des Müncheners M.O.C. ein. Wir sehen uns!<br />

Renate Paxa ist die Öffentlichkeits-Spezialistin<br />

der High End<br />

Society. <strong>stereoplay</strong> fragte sie,<br />

warum man die Messe 2013<br />

nicht verpassen darf.<br />

R. Paxa: Zum einen werden wir wohl den Ausstel -<br />

ler rekord vom letzten Jahr noch toppen. Schon jetzt<br />

haben wir über <strong>35</strong>0 feste Anmeldungen. Zweitens<br />

haben wir noch viel mehr Live-Musik als in den<br />

letzten <strong>Jahre</strong>n. Besonders freue ich mich hier auf<br />

Deutschlands einzige Alphorn-Frauenband. Drittens<br />

weiß ich – weil die Firmen für unseren Katalog<br />

immer vorab ihre Neuheiten einreichen – dass<br />

dieses Jahr besonders viele Highlights zu erwarten<br />

sind. Etwa der Italienische Riesen-Verstärker, der<br />

1,5 Tonnen wiegt und über zwei Meter hoch ist...<br />

_0AD4B_Ultrasone_STP_05.pdf;S: 1;Format:(210.00 x 137.00 mm);21. Mar 2013 10:16:11<br />

(CeCe Rogers)<br />

Don Dexter Agency ©<br />

THE headphone company<br />

www.ultrasone.com<br />

www.ultrasone-fanpage.com


Magazin<br />

Mai 1983<br />

Eine neue Geräteart betrat<br />

1983 die HiFi-Bühne: der<br />

Casseiver. Sonys XO 1001,<br />

eine Kombination aus Kassettenrekorder<br />

und klassischem<br />

Receiver, hatte für damalige<br />

Verhältnisse einen tollen<br />

Bedienungskomfort, aber die<br />

große Zukunft, die Chefredakteur<br />

Gerald O. Dick prophezeite,<br />

sollte dieser Geräteart dann<br />

doch nicht zuteil werden.<br />

Der Weltempfänger<br />

Revox‘ große Verstärker/Tuner-Kombi<br />

Im Mai 1983 legte Revox den<br />

Maßstab für Tuner wieder ein wenig<br />

höher. Der B 261 war zwar nicht<br />

weltbewegend anders aufgebaut<br />

als sein Vorgänger B 760, hatte<br />

aber doch so einigen Detailschliff<br />

bekommen. Und so wurde der B<br />

261 umgehend zu einem der besten<br />

Tuner, die bei <strong>stereoplay</strong> je im<br />

Labor waren. Einzig der damals<br />

dominierende Kenwood KT-1100<br />

schlug sich noch etwas besser, weil<br />

der Revox keine Nahselektion<br />

ermög lichte. Trotzdem ein sensationelles<br />

Ergebnis.<br />

Dem B 261 zur Seite stand der<br />

Vollverstärker B 251, der sich von<br />

den Messwerten her ebenfalls<br />

beachtlich schlug. Wegen seiner<br />

als „sehr frisch“ charakterisierten<br />

Spielart empfahl Tester Dieter Benn<br />

ihn vor allem für Lautsprecher mit<br />

etwas gedämpften Höhen. Eine<br />

echte Empfehlung klingt anders.<br />

Billig und sehr gut<br />

Als der Jecklin Float noch 200 Mark kostete...<br />

Ein Riesen-Vergleichstest von 15 Kopfhörern um 200 Euro: Sechs<br />

Tester traten an, um jeden Kopfhörer mit fünf Stücken zu hören. Alle<br />

großen Namen waren vertreten, aber nicht alle klangen auch groß:<br />

Koss, Sennheiser und Sony fielen mehr oder minder durch, der<br />

elektrostatische Bügelkopfhörer Jecklin Float 1, der konventionelle<br />

PMB 45 MK II und beyerdynamic DT 660 dominierten das Testfeld.<br />

Die Magnat-Glanzstunde<br />

Klarer Sieger beim Vergleich der 1000-Mark-Klasse<br />

Was gab es damals doch für herrlich skurrile Boxen. Die Orbid Sound<br />

Mini Galaxis beispielsweise, die mit nicht weniger als elf (!) Chassis<br />

daherkam. Allerdings kannten die Tester bei der Schwabenbox kein<br />

Pardon – wie auch bei der B+O MC 120.2. Beide bekamen nur ein<br />

„ausreichend“ im Klang. Strahlender Sieger war die Magnat All Ribbon<br />

P10. Ihr blitzsauberer Klang katapultierte sie in die Spitzenklasse.<br />

Die perfekte Aufnahme<br />

Led Zeppelin II<br />

MFSL 1-065<br />

Klangqualität:<br />

sehr gut<br />

Aufnahme: 1969<br />

Hardrock steht gemeinhin bei<br />

HiFi-Freunden weniger hoch im<br />

Kurs. Nicht, dass die Musik nicht<br />

gefiele, sondern, weil der Sound oft<br />

so lieblos abgemischt ist. Bei Led<br />

Zeppelin II war schon die Ur-Version<br />

von 1969 erstaunlich gut – das ganze<br />

Klangbild besser aufgeräumt als alles<br />

andere, was sich damals Hardrock<br />

nannte. Das Halfspeed-Remaster<br />

von MFSL aber setzte noch einen<br />

drauf: Noch feiner und transparenter,<br />

die Bässe präziser, druckvoller. Nicht<br />

nur damals Maßstab setzend.<br />

12<br />

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Für HiFi-Klassiker<br />

Motor-Tuning-Kit für Thorens TD 160<br />

Was haben wir geweint über die jämmerliche Stromversorgung<br />

des Oldies. Doch es gibt Abhilfe: ein sauber<br />

verkapseltes, maßgeschneidertes Tuning-Kit. Vibrationen<br />

gerade im hörbaren Bereich um 100 Hertz<br />

verschwinden, die gesamte Elektrik wird sicherer.<br />

Kosten: rund 150 Euro. Infos: www.hanzehifi.nl<br />

Kaiserlicher Klang<br />

German Physiks neue Emperor<br />

DIE MESSE FÜR EXZELLENTE<br />

UNTERHALTUNGSELEKTRONIK<br />

Neue Basstreiber und neue digitale Entzerrung: German<br />

Physiks hat seine Emperor noch einmal komplett auf den<br />

Prüfstand gestellt. Mit neuen Motoren für die ausfahrbaren<br />

DDD-Treiber kosten die superben Superboxen ab 183000<br />

Euro. Infos: 06109 / 5029823 oder www.german-physiks.de<br />

09.-12. MAI 2013 IM MOC MÜNCHEN<br />

TÄGLICH VON 10-18 UHR<br />

FACHBESUCHERTAG 09.05.2013<br />

www.HighEnd2013.de


HiFi-Legenden<br />

Lautsprecher<br />

66 <strong>Jahre</strong> und kein<br />

bisschen leise<br />

Es wird seit 1946 kontinuierlich gebaut und widersteht allen Design-Trends.<br />

Dynamisch ist und bleibt das Eckhorn von Klipsch ohnehin eine Klasse für sich.<br />

Der Autor: Hans Martin Burr<br />

Burr ist Röhren-Fan und<br />

steht deshalb auf<br />

besonders „laute“<br />

Lautsprecher.<br />

Burr kam 1982 als Volontär zu<br />

<strong>stereoplay</strong>. Es folgten Stationen<br />

bei HiFi Vision, AUDIO<br />

und video. Er wurde Herausgeber<br />

des UE-Geschäftsbereichs<br />

– also auch <strong>stereoplay</strong>-<br />

Chef. 2005 wechselte er als<br />

Chefredakteur und Herausgeber<br />

von computerbild.de zum<br />

Mitbewerber. Heute ist er<br />

selbstständiger Berater und<br />

systemischer Business-Coach.<br />

Das müsste genügen – mit<br />

diesen handverlesenen<br />

Worten endete nach gefühlten<br />

27 Sekunden meine erste Begegnung<br />

mit dem Phänomen<br />

Klipsch. Nun sah ich als 16-Jähriger<br />

auch nicht so aus, als wäre<br />

ich in der Lage, die paar Tausend<br />

Mark für ein Pärchen La<br />

Scala mal so eben über den Tresen<br />

zu schieben. Also muss man<br />

dem Verkäufer des HiFi-Studios<br />

Kolban in Esslingen vor allem<br />

einmal dankbar sein, dass er in<br />

einem Anfall von Mitleid den<br />

Plattenspieler für mich angeworfen<br />

hat. Es war so schön.<br />

Den Gipfel meines Klipsch-<br />

Glücks erklomm ich <strong>Jahre</strong> später<br />

im Hörraum von <strong>stereoplay</strong>:<br />

das Eckhorn. Da standen sie<br />

nun wie zwei verunglückte Garderobenschränke<br />

von Möbel<br />

Mammut und versprühten den<br />

Charme von gediegenem Nussbaum<br />

Natur.<br />

Die ganze Tragweite des<br />

Projekts Eckhorn erschließt sich<br />

ohnehin nur anhand von Risszeichnungen.<br />

Wie raffiniert der<br />

alte Paul Klipsch (bereits damals<br />

war er schon 78 <strong>Jahre</strong> alt)<br />

den Schall des im Gehäuse verschanzten<br />

38er-Basses über ein<br />

hölzernes Labyrinth zu den beiden<br />

seitlichen Öffnungen bugsierte<br />

und die bessere Ankopplung<br />

an die Raumluft für hohen<br />

Wirkungsgrad ausnutzte. Wie<br />

genial er des Eckhorn-Besitzers<br />

eigene vier Wände als monströse<br />

Hornöffnung missbrauchte.<br />

Und welch überwältigenden<br />

Effekt er damit erzielte:<br />

Die Membran im Inneren<br />

muss gewissermaßen nur mit<br />

den Augen zwinkern und der<br />

Zuhörer holt sich ein posttraumatisches<br />

Bass-Erlebnis, von<br />

dem er noch lange zehren kann.<br />

Ohne „h“, mit viel Pegel<br />

Während ich noch, ganz in Gedanken,<br />

nach dem verschwundenen<br />

„h“ des Klipschorns<br />

fahndete, erklangen auch schon<br />

die ersten Takte Musik. Falsch:<br />

Es tobte ein orkanartiges Gewitter.<br />

Als Reaktion auf die übliche<br />

Stellung des Lautstärkereglers<br />

scheint das Eckhorn zu<br />

sagen: „Wenn Du die Antwort<br />

ertragen kannst.“ Und „Bring<br />

mal das Kofferradio!“.<br />

Mit gemessenen 96 Dezibel<br />

ist das Eckhorn einer der effektivsten,<br />

wenn nicht der effektivste<br />

Verwerter von Leistung.<br />

Das empfiehlt den Lautsprecher<br />

nicht nur für den blauen Umwelt-Engel,<br />

sondern auch für<br />

feinstes Röhrengerät, das sich<br />

bei 10 Watt Leistungsanforderung<br />

schon mal hilfesuchend<br />

umschaut. Ein Warnhinweis:<br />

Wie alle anderen Boxen unterscheidet<br />

auch das Klipschorn<br />

nicht zwischen Stör- und Nutzsignalen<br />

– über das Grundrauschen<br />

der Elektronik macht sich<br />

das Horn genauso gierig her wie<br />

über Musiksignale. Die Folge:<br />

ein eindringlicher Rauschteppich,<br />

wenn sich die Elektronik<br />

nicht um beste Signal-Rauschabstände<br />

bemüht.<br />

Gut, mit Röhren hatte man<br />

es in den 1970er- und 80er-<br />

<strong>Jahre</strong>n nicht so, man war vielmehr<br />

froh, dass der Transistor<br />

erfunden war. Aber auch mit<br />

der Referenz-Endstufe Denon<br />

POA 3000 war das Eckhorn<br />

nicht nur laut. Es bewies eindrücklich,<br />

dass ein Gutteil des<br />

Live-Erlebnisses vom Unterschied<br />

des leisesten zum lautesten<br />

Ton abhängt, und davon,<br />

wie unvermittelt das beim Zuhörer<br />

auf dem Sofa ankommt.<br />

Das „Orn“ macht süchtig<br />

Ich hörte mich in einen wahren<br />

Klipsch-Rausch. Mit Rock und<br />

Pop und Pop und Rock. Unglücklicherweise<br />

verlangte das<br />

Hörprotokoll von <strong>stereoplay</strong><br />

auch das Abspielen klassischen<br />

Liedguts. Die Instrumente ließen<br />

sich unterscheiden und die<br />

Celli kamen mehr von rechts<br />

und von links die Geigen.<br />

Aber spielte das eine Rolle?<br />

Für feingeistige Klassik-Liebhaber<br />

ist Klipsch ohnehin nicht<br />

die erste Wahl, der Rest der Welt<br />

lässt sich von ihrer Klang-Vorstellung<br />

einfach mitreißen.<br />

Auch Freunde gepflegter Tiefenstaffelung<br />

mögen vielleicht<br />

anmerken, dass die Mittelhochton-Hörner<br />

eventuell ein<br />

14<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de


ZUE R S T<br />

GE TE S TE T IN<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 15


HiFi-Legenden<br />

Lautsprecher<br />

Heute kaum zu<br />

glauben: Damals<br />

gehörte das<br />

Klipschorn zu<br />

den kleinen<br />

Vertretern seiner<br />

Art. Die Wände<br />

des Wohnraums<br />

dienen als<br />

Fortsetzung des<br />

Hornes selbst.<br />

Der 15-Zöller im<br />

geschlossenen<br />

Volumen spielt<br />

auf ein Labyrinth,<br />

das den Strahlungswiderstand<br />

optimal nach<br />

außen koppelt.<br />

Das sehr tief bauende und sich langsam nach vorn öffnende<br />

Mittelhochtonhorn koppelt bei rund 450 Hz an und wird von einem<br />

klassischen Druckkammertreiber befeuert. Dessen inverse 50-Millimeter-Inverskalotte<br />

besteht aus getränktem Gewebematerial und<br />

würde noch heute jeder Beschallungsbox zur Ehre gereichen.<br />

wenig weiter entfernt von den<br />

Wänden, dem Vortrag möglicherweise<br />

eine Nuance mehr…<br />

Ab in die Ecken mit ihnen.<br />

Sehen wir es positiv: Kein<br />

langes Herumschieben des 80-<br />

Kilo-Turms auf der Suche nach<br />

dem besten Klang. Die Hornkonstruktion<br />

verlangt nun mal<br />

die Eckaufstellung und damit<br />

hat sich die Mittelhochtoneinheit<br />

zu begnügen – im Zweifel<br />

mit großem Stereo-Dreieck.<br />

Daran hat sich auch in der<br />

aktuellsten Version des Eckhorns<br />

AK5 nichts geändert.<br />

Druck, Dynamik, dieser umwerfende<br />

Bass – nach wie vor<br />

eine Klasse für sich. Die Fähigkeit<br />

im Umgang mit tonalen<br />

Gegebenheiten ist jedoch mittlerweile<br />

anders: Im Laufe der<br />

Zeit haben die Klipsch-Entwickler<br />

auch das Mittelhochton-Hornduo<br />

überarbeitet und<br />

modernen Hörgewohnheiten<br />

angepasst. Wo es früher noch<br />

etwas trötig und im Grundton<br />

vernebelt klang, überzeugt heute<br />

– gemessen an anderen Wandlern<br />

dieser Pegelklasse – die<br />

hinreichende Konkretisierung.<br />

Und der Bass? Er ist nur<br />

noch besser geworden: Bassdrum-Schläge<br />

stampfen aus<br />

dem Gehäuse, als gäbe es kein<br />

Morgen mehr! Der Marschbefehl<br />

der Klipsch-Entwickler für<br />

den Bass lautet auch in der<br />

AK5-Version: rauf bis 500<br />

Hertz, bevor das Mitteltonhorn<br />

ins Spiel kommt – leichte<br />

Grundton-Vernebelungen sind<br />

daher auch heute noch die Folge.<br />

Aber das macht überhaupt<br />

nichts: Erschöpft, aber selig beendet<br />

das Testteam erst zu mitternächtlicher<br />

Stunde die Hörsession.<br />

Das müsste doch eigentlich<br />

genügen, möchte man<br />

meinen. Tut es aber nicht. Von<br />

diesem Horn muss man immer<br />

mehr hören.<br />

Hans Martin Burr ■<br />

Klipschorn AK5<br />

14000 Euro (Herstellerangabe)<br />

Vertrieb: Osiris Audio AG<br />

www.osiris-audio.de<br />

www.klipsch.com<br />

Auslandsvertretungen siehe Internet<br />

Maße: B: 113 x H: 163 x T: 72,5 cm<br />

Gewicht: 100 kg<br />

Aufstellungstipp: in die Ecke,<br />

Hörabstand ab 4 m, normal/wenig<br />

bedämpfte Räume ab 45 m²<br />

Messwerte<br />

Frequenzgang & Impedanzverlauf<br />

Relativ ausgewogen mit welligem<br />

Verlauf, in Hörraumecke noch mehr<br />

Bass; extrem hoher Wirkungsgrad.<br />

Pegel- & Klirrverlauf 85-100 dB SPL<br />

Klipsch KHorn<br />

Pegel- & Klirrverlauf<br />

110 dB<br />

85 dB 90 dB 95 dB 100 dB<br />

100 dB<br />

90 dB<br />

80 dB<br />

70 dB<br />

60 dB<br />

50 dB<br />

20 Hz 50 Hz 100 Hz 200 Hz 500 Hz 1 kHz 2 kHz 5 kHz<br />

Recht geringe Verzerrungen, die nur<br />

langsam mit dem Pegel steigen.<br />

<strong>stereoplay</strong> Kompatibilitätsdiagramm<br />

Spannungsbedarf<br />

2,8 V<br />

Impedanz-∆<br />

3,6-14,7 Ω<br />

Strombedarf<br />

Kommt mit minimaler Spannung und<br />

niedriger Stromlieferung aus.<br />

Untere Grenzfreq. -3/-6 dB 55/47 Hz<br />

Maximalpegel<br />

114 dB<br />

Bewertung<br />

9 11 15 15 12<br />

Natürlichkeit<br />

Feinauflösung<br />

Grenzdynamik<br />

Bassqualität<br />

Abbildung<br />

0,9 A<br />

Klang 62<br />

0 10 20 30 40 50 60 70<br />

Messwerte 6<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Praxis 6<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Wertigkeit 7<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Extrem dynamisches und<br />

direktes, dabei offen spielendes<br />

Horn mit toller Ansprache,<br />

Feinzeichnung und sensationell<br />

genauer Abbildung, aber weniger<br />

sanft. Kommt mit praktisch<br />

allen Verstärkern, auch den<br />

schwächsten, zurecht.<br />

<strong>stereoplay</strong> Testurteil<br />

Klang<br />

Absolute Spitzenklasse 62 Punkte<br />

Gesamturteil<br />

sehr gut<br />

81 Punkte<br />

Preis/Leistung sehr gut<br />

16<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de


Paul Wilbur Klipsch: der Pionier<br />

Rasanter Aufstieg: Von der Baracke zur stolzen<br />

Manufaktur brauchte es nur wenige <strong>Jahre</strong>. Das<br />

Eckhornprinzip überzeugte (Werbung rechts),<br />

und von echtem Tiefbass konnten andere<br />

in den 1940er-<strong>Jahre</strong>n nur träumen.<br />

Nicht nur das<br />

Horn, das<br />

seinen Namen<br />

trägt, ist in die<br />

HiFi-Geschichte<br />

eingegangen,<br />

auch der<br />

Erfinder<br />

Klipsch selbst gilt als<br />

Legende, als frühester<br />

Prototyp eines rast- und<br />

kompromisslosen HiFi-<br />

Ingenieurs – lange bevor<br />

der Begriff „High Fidelity“<br />

erfunden wurde.<br />

Der 1904 geborene Paul<br />

Wilbur konstruierte schon<br />

zu Highschool-Zeiten<br />

eigene Lautsprecher und<br />

spielte Cornett. 1926<br />

erwarb er seinen Bachelor<br />

in Elektrotechnik und<br />

konstruierte fortan Mittelwellen-Radios<br />

für General<br />

Electric. Nach Stationen in<br />

der Öl- und Eisenbahnindustrie<br />

fand er erst während<br />

des Zweiten Weltkriegs<br />

als Offizier im (offenkundig<br />

langweiligen)<br />

Militärdienst die Zeit, an<br />

seinen Boxen zu feilen.<br />

Seinen Kameraden stellte<br />

er in der Kaserne das erste<br />

Eckhorn vor.<br />

Die Legende vom bassstarken<br />

und effizienten<br />

Lautsprecher, der die<br />

Raumecken als Verlängerung<br />

nutzt, verbreitete sich<br />

über die USA wie ein Lauffeuer.<br />

Klipsch gründete<br />

seine eigene Firma und<br />

baute die ersten Boxen in<br />

der Wellblechhütte einer<br />

Wäscherei: eigenhändig!<br />

Erst drei<br />

<strong>Jahre</strong> später stellte<br />

er die ersten Mitarbeiter<br />

ein, und die<br />

Firma Klipsch & Associates<br />

wuchs mit dem Bedarf<br />

nach lauten Speakern<br />

hohen Wirkungsgrads.<br />

Klipsch selbst galt bei<br />

Angestellten und Musik-<br />

Enthusiasten als geradlinig<br />

und perfektionistisch, aber<br />

auch als streitbar. Seine<br />

Angewohnheit, zwei oder<br />

drei Armbanduhren gleichzeitig<br />

zu tragen („zur<br />

Sicherheit!“) ist seinen<br />

Weggefährten ebenso eine<br />

Anekdote wert wie sein<br />

gelber „Bullshit“-Button,<br />

mit dem er Werbeaussagen<br />

seiner Mitbewerber ver-<br />

nichtend zu kommentieren<br />

wusste. So kam es auch,<br />

dass Grundkonstruktion<br />

und Größe des Klipschorns<br />

nie verändert wurden, allenfalls<br />

beim Material und bei<br />

der Abstimmung ließ Paul<br />

W. mit sich reden.<br />

Die Idee, eine kompakte<br />

Version ohne Basshorn zu<br />

entwickeln, bezeichnete er<br />

spaßeshalber als Lästerung<br />

der heiligen Gesetze der<br />

Akustik. Nach getaner Entwicklung<br />

nannte er sie Heresy<br />

(auf Deutsch: Ketzerei)<br />

und freute sich darüber,<br />

dass vor allem Kirchen und<br />

konservative Politiker sie<br />

als kompakte Beschallungs<br />

systeme nutzten.<br />

Als <strong>stereoplay</strong> 1981 eine<br />

überarbeitete Version<br />

testete, galt das Horn<br />

bereits als Oldie und ist<br />

heute die am längsten<br />

kontinuierlich produzierte<br />

HiFi-Komponente der Welt.<br />

Ähnlich zäh wie sein Erfinder,<br />

der das fast biblische<br />

Alter von 98 erreichte und<br />

1997 noch zu Lebzeiten in<br />

die nur 55 Namen zählende<br />

amerikanische Hall of Fame<br />

der besten Wissenschaftler<br />

und Ingenieure aufgenommen<br />

wurde – neben<br />

Thomas Edison und Nikola<br />

Tesla. Malte Ruhnke ■<br />

Die 40er<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 17


HiFi-Legenden<br />

Lautsprecher<br />

Einfach anders<br />

Bose baut seit 45 <strong>Jahre</strong>n einen Lautsprecher, der gängige Lehrmeinungen<br />

auf den Kopf zu stellen scheint. Muss die HiFi-Geschichte neu geschrieben<br />

werden? Oder ist die legendäre 901 einfach nur eine clevere Konstruktion?<br />

Als die NASA sich aufmachte,<br />

den Mond zu erobern,<br />

entwickelte Bose-Gründer<br />

und Namensgeber Amar<br />

Bose, der bereits als 17-Jähriger<br />

am renommierten Massachusetts<br />

Institute of Technology<br />

studieren durfte, einen Lautsprecher,<br />

der allen gängigen<br />

Regeln zuwider gebaut schien,<br />

mit neun Breitband-Lautsprechern,<br />

von denen acht von der<br />

Rückseite gegen die Hörraumwand<br />

strahlen.<br />

Betrachtet man, woher die<br />

Idee Boses stammt, kommt<br />

einem das schon weniger exzentrisch<br />

vor, beschäftigte er<br />

sich doch mit der Psychoakustik<br />

von Konzertsälen. Tatsächlich<br />

macht der Direktschallanteil<br />

der Instrumente eines Konzerts<br />

nur einen vergleichsweise<br />

Der Autor: Raphael Vogt<br />

Die indirekt/direkt<br />

abstrahlende 901 war<br />

für Surround-Fan Vogt<br />

genau das Richtige.<br />

Foto: Dr. Markus Rudolph<br />

geringen Teil der Schallenergie<br />

aus, die den Hörer erreicht. Der<br />

weitaus meiste Schall gelangt<br />

über viele Reflexionen aus dem<br />

Raum ans Ohr.<br />

Seit frühem Teenie-Alter begeistert<br />

sich Vogt für Musik<br />

und Kino, mit Schwerpunkten<br />

Jazz und Science-Fiction.<br />

Leider fehlt ihm das physische<br />

Talent zum Spielen eines<br />

Instruments, ob Blockflöte<br />

oder klassische, akustische<br />

Gitarre. Heute ist Raphael Vogt<br />

<strong>stereoplay</strong>s Spezialist für alles,<br />

was Surround, Bild und<br />

Installing angeht.<br />

Direkt oder reflektierend?<br />

Das Grundkonzept der 901 hat<br />

sich seit ihrer Ureinführung<br />

1968 nicht geändert. Neun<br />

Breitband-Lautsprecher mit<br />

hoher Impedanz werden in Serie<br />

geschaltet. Je vier davon<br />

emittieren den Schall nach<br />

schräg hinten links und rechts<br />

und einer gerade nach vorne<br />

direkt zum Zuhörer – daher die<br />

Bezeichnung „Direct Reflecting“.<br />

Diese Aufteilung legt die<br />

Balance aus direktem zu indirektem<br />

Schallanteil fest.<br />

Das klingt Ihnen zu absurd?<br />

So etwas kann gar nicht klingen?<br />

Schauen wir mal auf die<br />

Haben-Seite, dann dreht sich<br />

das Ganze schon in eine andere<br />

Richtung. Technisch baut Bose<br />

mit der 901 ein Array aus Breitbändern:<br />

So arbeiten auch modernste<br />

Großbeschallungen.<br />

Dabei addieren sich die Membranflächen<br />

zu einer aktiven<br />

Fläche und schon summieren<br />

sich die Membranflächen zu<br />

einem Riesen-Emitter, der aber<br />

immer noch in Sachen Impulstreue<br />

und Präzision die Eigenschaften<br />

eines guten Mitteltöners<br />

besitzt, nun aber plötzlich<br />

mit Macht auch tiefen Bass zu<br />

übertragen versteht. So kommen<br />

aus der getesteten 901-Serie<br />

VI V2 ungebremst noch 40<br />

Hertz heraus – und das auch mit<br />

ordentlich Pegel. Das kompakte<br />

Böxlein schiebt in der Praxis<br />

mehr als verblüffende Lautstärken<br />

in den Raum – mit gehörig<br />

Wucht und Schub. Für die Ortung<br />

und den Direkschallanteil<br />

ist der einzelne Breitbänder in<br />

der Front zuständig, nicht unähnlich<br />

dem konventionellen<br />

Mitteltöner einer Drei-Wege-<br />

Box. Das funktioniert gut.<br />

„Das kann trotzdem nicht<br />

klingen, selbst wenn die Amis<br />

fast ein Dutzend ,Mitteltöner‘<br />

koppeln!“ Stimmt, daher verwendet<br />

Bose auch eine aktive<br />

Entzerrung, die den Frequenzgang<br />

kompensiert, und damit<br />

war Bose vor über vier Jahrzehnten<br />

wirklich seiner Zeit<br />

sehr weit voraus. Der serienmäßige<br />

Equalizer entzerrt den<br />

Frequenzgang aber nicht einfach<br />

nur pauschal, er erlaubt<br />

auch eine sehr weiträumige Anpassung<br />

im Bass und in den<br />

Höhen, um die tonale Balance<br />

dem Hörraum anzugleichen.<br />

Zum Tiefbass hin lässt sich der<br />

Bass bei stabilen Wänden ebenfalls<br />

noch pauschal absenken.<br />

Der Equalizer wird in einen<br />

Tape-Monitor eingeschleift oder<br />

zwischen Vor- und Endstufe.<br />

Da die Entzerrung vor der Verstärkung<br />

sitzt, ist das per Definitionem<br />

eine Aktiv-Ansteuerung.<br />

Und weil die Endstufe<br />

direkt an den Chassis sitzt, übt<br />

sie auch eine sehr direkte Kontrolle<br />

aus. Aktiv-Lautsprecher<br />

mit Raum entzerrung: Das klingt<br />

nun nicht mehr so absurd.<br />

Die 901: eine Aktivbox!<br />

Passend zu den Lautsprechern<br />

bietet Bose stilechte Standfüße<br />

mit geschwungenen Tellern an<br />

(130 Euro je Paar). Diese erlauben<br />

eine Kabeldurchführung,<br />

falls das Kabel ausreichend<br />

dünn ist. Der obere Teller verdeckt<br />

das Anschlussterminal<br />

und kann an der Box festgeschraubt<br />

werden. Entsprechende<br />

Körnungen zum Vorbohren sind<br />

bereits auf dem Gehäuseboden<br />

eingebracht. Einzig ungeschickt<br />

ist das Fehlen einer Kabelzuführung<br />

im Bodenteller des<br />

Fußes. Idealerweise kommt<br />

18<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de


ZUE R S T<br />

GE TE S TE T IN<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 19


HiFi-Legenden<br />

Lautsprecher<br />

Gehört serienmäßig zu jedem 901-Pärchen: Boses Active Equalizer.<br />

Er erlaubt zwei schaltbare Tiefbass-Pegel; mit den beiden Schiebereglern<br />

lässt sich die tonale Balance aus Tiefen und Höhen steuern.<br />

also an der passenden Stelle das<br />

Lautsprecherkabel aus dem<br />

Fußboden, oder es hat dort ein<br />

Anschlussterminal. Sonst muss<br />

man dem Fußteller Gummifüße<br />

verpassen und das Kabel durch<br />

die Füßchen verlegen.<br />

Im Hörraum steht die 901 VI<br />

nach Bose-Vorgabe etwa 30<br />

Zentimeter vor der Wand gegenüber<br />

dem Hörplatz auf den<br />

vergleichsweise niedrigen Ständern.<br />

Mit dem Equalizer zunächst<br />

auf Neutralstellung bespielen<br />

wir Musik vom Server<br />

zu. Der erste Eindruck erzeugt<br />

eine gewisse Erleichterung,<br />

denn die moderne 901 klingt<br />

auch signifikant moderner als<br />

die historische 901, die ich zuvor<br />

beim deutschen Bose-Chef<br />

Anton Schalkamp erleben durfte<br />

(siehe Seite 22). Die aktuelle<br />

Box liefert auf Anhieb deutlich<br />

mehr Detailabbildung und Feindynamik,<br />

als die Chassis-Technik<br />

der Serie II herzugeben<br />

vermochte.<br />

Kein Wunder, wer versteht<br />

schon mehr von kleinen Breitbändern<br />

als Bose? Und dann<br />

kommt auch wieder das Lächeln<br />

in das Gesicht der Tester: Wie<br />

schon die Vorgänger überzeugt<br />

auch die Serie VI mit vollmundigem,<br />

fast wuchtigem Sound,<br />

den man der kleinen Box kaum<br />

zutraut. Trotzdem ist das eine<br />

Spur zu viel und die zweite<br />

Bass-Entzerrung klingt ausgewogener.<br />

Die 901 vermittelt Spaß<br />

Obwohl die Bose irgendwie anders<br />

klingt als alles andere, hört<br />

es sich dennoch nie falsch an.<br />

Mit dem überproportionalen<br />

Diffusschallanteil klingt es fast,<br />

als überschreibe sie den Aufnahme-Raum<br />

mit dem des Hörraums.<br />

Tatsächlich hat man eher<br />

den Eindruck, die Musiker spielen<br />

im eigenen Raum statt in<br />

dem der Aufnahme. Das vermittelt<br />

trotz der vergleichsweise<br />

unscharfen Bühnenabbildung<br />

eine ungewöhnlich hohe Intimität<br />

in der Wiedergabe.<br />

Was die 18 Breitbänder vermitteln<br />

können, ist aber auch<br />

eine gehörige Portion Dynamik,<br />

und das vor allem bei Musikpassagen<br />

mit einer Portion Attacke.<br />

Klavieranschläge und<br />

Schlagzeug tönen dann verblüffend<br />

plas tisch, und trotz gewisser<br />

Verfärbungen besitzen<br />

auch Stimmen und Saxofon<br />

stets Charme und Timbre.<br />

Kurz: Mit der Bose 901 Musik<br />

zu hören macht immer noch<br />

verdammt viel Spaß!<br />

Raphael Vogt ■<br />

Rückansicht: Das<br />

transparente<br />

Modell zeigt den<br />

seit Jahrzehnten<br />

gleich gebliebenen<br />

Innenaufbau<br />

mit acht rückwärtigen<br />

Breitbändern<br />

und<br />

Bassreflex plus<br />

einem Chassis<br />

nach vorne.<br />

Bose 901 Serie VI<br />

2100 Euro (Herstellerangabe)<br />

Vertrieb: Bose, Friedrichsdorf<br />

Telefon: 0800 - 2673444<br />

www.bose.de<br />

www.bose.com<br />

Auslandsvertretungen siehe Internet<br />

Maße: B: 53,3 x H: 32 x T: 33 cm<br />

Gewicht: 16 kg<br />

Aufstellungstipp: parallel, 30 cm<br />

vor der Wand, Hörabstand ab 3 m,<br />

normal bedämpfte Räume ab 20 m²<br />

Messwerte<br />

Frequenzgang & Impedanzverlauf<br />

Bose 901 Series 6 Steller<br />

Frequenzgang<br />

100 dB<br />

axial 10*hoch 30*seitl.<br />

90 dB<br />

80 dB<br />

70 dB<br />

60 dB<br />

50 dB<br />

10 Hz 100 Hz 1 kHz 10 kHz 40 kHz<br />

In 2 m Entfernung recht ausgewogen<br />

mit extrem hohem Schalldruck.<br />

Impedanz ab 400 Hz konstant.<br />

Pegel- & Klirrverlauf 85-100 dB SPL<br />

110 dB<br />

100 dB<br />

90 dB<br />

80 dB<br />

70 dB<br />

60 dB<br />

Bose 901 Series 6 Steller<br />

Recht geringe Verzerrungen, die nur<br />

langsam mit dem Pegel steigen.<br />

<strong>stereoplay</strong> Kompatibilitätsdiagramm<br />

Spannungsbedarf<br />

17,7 V<br />

Impedanz-∆<br />

8,1-49 Ω<br />

Kommt mit minimaler Spannung und<br />

niedriger Stromlieferung aus.<br />

Untere Grenzfreq. -3/-6 dB 55/47 Hz<br />

Maximalpegel<br />

114 dB<br />

Bewertung<br />

Natürlichkeit<br />

Feinauflösung<br />

Grenzdynamik<br />

Klang 53<br />

0 10 20 30 40 50 60 70<br />

Messwerte 6<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Praxis 5<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Wertigkeit 6<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Die Mutter aller modernen<br />

Bose-Speaker und die Schwester<br />

des legendären Bühnen-<br />

Monitors 801 kann verblüffend<br />

tiefen, kräftigen Bass und ist<br />

mittels serienmäßigen EQ leicht<br />

an den Hörraum anpassbar.<br />

Klingt weiträumig und wuchtig.<br />

<strong>stereoplay</strong> Testurteil<br />

Klang<br />

Spitzenklasse<br />

Gesamturteil<br />

gut – sehr gut<br />

Preis/Leistung<br />

85 dB 90 dB 95 dB 100 dB<br />

50 dB<br />

20 Hz 50 Hz 100 Hz 200 Hz 500 Hz 1 kHz 2 kHz 5 kHz<br />

Strombedarf<br />

Bassqualität<br />

Pegel- & Klirrverlauf<br />

10 9 13 13 8<br />

Abbildung<br />

2,6 A<br />

53 Punkte<br />

70 Punkte<br />

sehr gut<br />

20<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de


Historisches Hörerlebnis bei Boses Deutschland-Chef Anton Schalkamp<br />

Kurz vor dem Test mit der<br />

aktuellen Bose 901 VI<br />

wurde den Testern noch<br />

eine besondere Ehre zu<br />

Teil: Sie folgten der Einladung<br />

von Bose-Geschäftsführer<br />

Anton Schalkamp in<br />

seine Münsterländer<br />

Heimat. Dort betreibt er<br />

privat eine ganz besondere<br />

Anlage von historischem<br />

Charme. Er sammelt<br />

tatsächlich nicht nur des<br />

Sammelns willen alte<br />

HiFi-Geräte, er verwendet<br />

Exemplare). Als Verstärker<br />

dienen die Bose-Solid-<br />

State-Vorstufe 4401 und<br />

die kräftige Endstufe 1801.<br />

Die Vorstufe ließe sich<br />

sogar zur quadrofonischen<br />

Version ausbauen. Da<br />

die Komponenten<br />

allesamt den<br />

Hippie-<strong>Jahre</strong>n<br />

entsprungen sind,<br />

müssen auch die<br />

Zuspieler passen.<br />

Diese bestehen<br />

aktuell aus drei<br />

sie auch. Der Kern dieser<br />

Anlage besteht natürlich<br />

aus Bose-Komponenten –<br />

und zwar aus Exemplaren,<br />

die er bereits in den<br />

70er-<strong>Jahre</strong>n erwarb und<br />

die seither ununterbrochen<br />

ihren Dienst verrichten. Das<br />

beginnt mit einem Pärchen<br />

Bose 901, in diesem Falle<br />

aus der Serie II, und dem<br />

passenden aktiven Equalizer<br />

(er besitzt sogar zwei<br />

Studer-Studiobandmaschinen<br />

und einer Uhr, einem<br />

Tuner von Klein+Hummel<br />

und einem EMT-Studioplattenspieler.<br />

Als kleines<br />

Zugeständnis an das<br />

Digitalzeitalter gibt es einen<br />

McIntosh-CD-Spieler<br />

MCD7000 aus den frühen<br />

80er-<strong>Jahre</strong>n...<br />

Schalkamp lebt diese Zeit<br />

und garnierte seine<br />

Vorführung mit pointenreichen<br />

Anekdoten aus der<br />

guten alten HiFi-Zeit. Wir<br />

kamen aus dem Schmunzeln<br />

nicht mehr heraus.<br />

Und natürlich führte er<br />

authentische, zeitgenössische<br />

Aufnahmen von LP<br />

und Tonband vor. Einen<br />

Leckerbissen nach dem<br />

anderen zauberte er aus<br />

seinem Fundus: von frühen<br />

Aufnahmen der Stones und<br />

Janis Joplin über Masterbänder<br />

und LP-Pressungen<br />

aus eigenen Aufnahmen<br />

bis zu Demo-Scheiben des<br />

guten, alten deutschen<br />

High-Fidelity-Instituts, dem<br />

jahrzehntelang Karl Breh<br />

vorstand, bis Mitte der<br />

90er-<strong>Jahre</strong> Chefredakteur<br />

der <strong>stereoplay</strong>.<br />

Die unrestaurierten 901 II<br />

schlugen sich verblüffend<br />

gut und beeindruckten mit<br />

vollmundigem Sound und<br />

sattem Bass selbst bei<br />

Konzertpegeln.<br />

Ab und an aber gerieten<br />

die alten Bose-Solid-State-<br />

Amps an ihre Grenzen,<br />

denn durch die geschlossene<br />

Konstruktion der alten<br />

901 schnellten die Pegelanzeigen<br />

der 1801 gerne<br />

mal auf ein Viertel Kilowatt,<br />

wenn es lauter wurde. Und<br />

sicher spielte das System<br />

in Sachen Auflösung und<br />

Feindynamik nicht ganz auf<br />

dem Niveau aktueller<br />

Technik. Aber was die alten<br />

Recken an Musikalität und<br />

Grobdynamik lieferten –<br />

und das erst recht bei<br />

Party-Pegeln – das verlangt<br />

Respekt und belegt<br />

am lebendigen Beispiel,<br />

dass man auch schon vor<br />

30 bis 40 <strong>Jahre</strong>n mächtig<br />

Spaß mit Musik haben<br />

konnte. Schalkamp hat sich<br />

diese Faszination bis heute<br />

bewahrt. Nach dem<br />

Besuch verstehen wir auch,<br />

warum.<br />

Die 60er<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 21


HiFi-Legenden<br />

Plattenspieler<br />

Sonnendeck<br />

Seit 40 <strong>Jahre</strong>n baut Linn den Sondek LP12. Die mittlere Ausbaustufe<br />

mit neuem Lingo-Netzteil bringt Musik warm und intensiv zum Leuchten<br />

und stellt fast die ganze Konkurrenz in den Schatten.<br />

Obwohl ich mit AUDIO<br />

eigentlich gut ausgelastet<br />

bin, konnte ich Holger Biermanns<br />

Bitte um ein Gastspiel<br />

nicht ausschlagen. Es passt alles<br />

zu gut zusammen: <strong>stereoplay</strong><br />

war 1995 meine erste Station<br />

als HiFi-Schreiber, und dass es<br />

überhaupt so weit kam, daran<br />

trägt wiederum Linn eine beträchtliche,<br />

wenn auch nur indirekte<br />

Mitschuld.<br />

Es ist nicht so, dass die<br />

Schotten mich aktiv überredet<br />

haben, mein Studium schleifen<br />

zu lassen und stattdessen immer<br />

tiefer in die HiFi-Welt einzusteigen.<br />

Das Motiv einer ganzseitigen<br />

Linn-Anzeige in – logisch<br />

– <strong>stereoplay</strong> reichte völlig<br />

aus. Da sah man den LP12 mit<br />

dem gerade neu erschienenen<br />

Tonarm Ekos in seiner ganzen<br />

Der Autor: Bernhard Rietschel<br />

Er hat lange nur analog<br />

gehört. Im Alter wird er<br />

milder und hört auch<br />

digital – per Streamer.<br />

bulligen Solidität, dramatisch<br />

von hinten über den Lagerblock<br />

fotografiert. Kein Text. Das Bild<br />

sollte für sich sprechen, und das<br />

tat es, nachhaltig. Ich gebe zu,<br />

ich habe die Anzeige damals<br />

aus dem Heft herausgetrennt<br />

und in meiner Studentenbude<br />

über den Schreibtisch gepinnt.<br />

Leisten konnte ich mir den<br />

LP12 nicht, nach einem Ferienjob<br />

rückte dann aber immerhin<br />

sein kleiner Bruder, der<br />

Linn Axis, in greifbare Nähe.<br />

Der Schritt von meinem Dual<br />

CS-5000 zum Axis ließ mich<br />

zum ersten Mal nachvollziehen,<br />

was Plattenspieler-Tests schon<br />

damals predigten, und was ohne<br />

eigene Hörerfahrungen bis heute<br />

schwer vorstellbar ist: Dass<br />

Laufwerk und Arm den Klang<br />

prägen – auch dann, wenn sie<br />

Rietschel, Jahrgang 1966, kam<br />

1995 zu <strong>stereoplay</strong>, nachdem<br />

er schon lange <strong>Jahre</strong> im<br />

HiFi-Handel tätig war und sich<br />

im Chemie-Studium versucht<br />

hatte. Leider blieb er nur ein<br />

Jahr. Wir hätten ihn gern<br />

länger behalten, aber die<br />

Verlagsoberen versetzten ihn<br />

zur AUDIO. Die brauchte den<br />

begnadeten Schreiber dringender.<br />

Seit 2011 ist er dort<br />

Chefredakteur.<br />

messtechnisch längst jenseits<br />

von Gut und Böse sind. Der<br />

Spieler in diesem Test stellt<br />

vielleicht die vernünftigste unter<br />

den vielen möglichen Varianten<br />

des Linn-Klassikers dar:<br />

Er hat die wichtigsten Upgrades<br />

bereits intus, macht aber vor<br />

den letzten, extrem teuren Ausbauschritten<br />

halt. Man kann<br />

damit jahrelang zufrieden Tausende<br />

von Vinyl-Kilometern<br />

durchpflügen. Stellt sich irgendwann<br />

unerwarteter Geldsegen<br />

ein, weiß man dennoch gleich,<br />

wohin damit.<br />

Die Basis ist vom Einstiegsmodell<br />

Majik (siehe <strong>stereoplay</strong><br />

5/08) bis zum Flaggschiff Radikal<br />

(vgl. Heft 6/09) gleich:<br />

Hartholzrahmen, bündig eingelassene<br />

Decke aus Edelstahl,<br />

weich gefedertes, unbedämpftes<br />

Subchassis, zweiteiliger Teller<br />

aus Zink-Druckguss – Linn ist<br />

der letzte Hersteller, der dieses<br />

klassische, hochdichte und<br />

nichtmagnetische Material noch<br />

verwendet.<br />

Den Antrieb gibt es in drei<br />

Varianten, von denen wir die<br />

mittlere wählen: einen klassischen<br />

Synchronmotor samt externem<br />

Oszillator-Netzteil Lingo.<br />

Diese Stromversorgung hat<br />

gegenüber der Basisversion den<br />

Vorteil mess- und hörbar größerer<br />

Laufruhe. Statt direkt den<br />

Wechselstrom aus dem Netz zu<br />

verwenden, generiert das Lingo<br />

für die beiden Motorphasen jeweils<br />

eine lupenreine Sinuswelle<br />

und verstärkt diese Signale<br />

mit zwei kleinen Transistor-<br />

Endstufen. Das Ganze funktioniert<br />

mit zwei umschaltbaren<br />

Frequenzen (50 und 67,5 Hertz<br />

für 33 und 45 Umdrehungen)<br />

und mit variabler Spannung:<br />

Nur beim Start gibt das Lingo<br />

Vollgas, dann fällt die Spannung<br />

(und damit das Drehmoment)<br />

auf Schleichfahrt-Niveau.<br />

Vibrationsärmer kann man den<br />

Motor nicht antreiben.<br />

Abtaster sind vergänglich<br />

Während Motor und Tellerlager<br />

ihren Besitzer überleben können,<br />

sind Tonabnehmer vergänglich:<br />

Im Idealfall halten<br />

Nadeln 1000 bis 1500 Stunden.<br />

Das System ist damit neben<br />

dem Riemen der einzige Verschleißposten<br />

an einem guten<br />

Spieler. Deshalb trägt unser<br />

LP12 eine exzellent klingende,<br />

aber betriebskostenfreundliche<br />

Tondose: 480 Euro kostet das<br />

MM-System Adikt, ein Nadeltausch<br />

nur 240 Euro.<br />

Geführt wird das Adikt vom<br />

Tonarm Akito, der preislich<br />

zwischen dem im Einsteiger-<br />

Gedeck Majik montierten Pro-<br />

Ject 9CC und der superteuren<br />

Spitzenkraft Ekos SE liegt. Es<br />

gibt keinen vernünftigen Grund,<br />

dem Akito je untreu zu werden:<br />

Seine Lager laufen in der aktuellen<br />

Version fast so geschmeidig<br />

wie die meines Pin-up-<br />

22<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de


ZUE R S T<br />

GE TE S TE T IN<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 23


HiFi-Legenden<br />

Plattenspieler<br />

Motivs Ekos, und geometrisch<br />

sowie mechanisch ist der Arm<br />

so geschickt konstruiert, dass<br />

praktisch jeder Abtaster dieses<br />

Universums korrekt montierund<br />

justierbar ist.<br />

Der Klang des LP12 resultiert<br />

aus den Beiträgen seiner<br />

einzelnen Komponenten, die<br />

ich am eigenen Spieler, an Test-<br />

LP12s und an Linns in meinem<br />

Bekanntenkreis hundertfach<br />

verglichen habe – mit kleineren<br />

wie größeren, neueren wie älteren,<br />

Linn-internen wie fremden<br />

Alternativen. Bis heute jedoch<br />

ist der Wechsel vom gewiss<br />

nicht schlechten Axis zum<br />

LP12 (mit der damals günstigsten<br />

„Basik“-Motorisierung)<br />

die atemberaubendste Verbesserung<br />

geblieben, die meine<br />

Anlage erfahren hat. Zunächst<br />

nur versuchshalber transplantierte<br />

ich damals die Arm-System-Kombination<br />

des Axis 1:1<br />

auf den LP12, erwartete nichts<br />

Dramatisches – und fand mich<br />

schlagartig in einer völlig neuen<br />

HiFi-Welt wieder. Der Zuwachs<br />

an Dynamik, Sauberkeit<br />

und Spielfreude war so überwältigend,<br />

dass ich das Laufwerk<br />

trotz seines schon damals<br />

hohen Preises sofort kaufte.<br />

Auch im aktuellen Vergleich<br />

mit anderen wirklich guten<br />

Spielern nimmt der Linn für<br />

meine Ohren eine Sonderrolle<br />

ein: enorm kraftvoll, aber nie<br />

forciert, erhaben ruhig, aber nie<br />

distanziert. Diese perfekte Balance,<br />

die den viel zitierten<br />

Swing, das legendäre Timing<br />

des schottischen Laufwerks erst<br />

ermöglicht, findet man bis heute<br />

auch in vergleichbar teuren<br />

Laufwerken nur selten.<br />

Früher mit mehr Bauch<br />

Den Ruf, im Tiefton etwas dick<br />

aufzutragen, hat sich der LP12<br />

in den ersten zwei Bau-Jahrzehnten<br />

– von 1974 bis in die<br />

frühen 90er – erworben. Linn-<br />

MCs wie das Troika waren damals<br />

etwas bassbetont, hinzu<br />

kam eine gewisse Grundton-<br />

Eigenresonanz des alten, einlagigen<br />

und verwindungsfreudigen<br />

Pressblech-Subchassis.<br />

Mit dem aktuellen, seit 1994<br />

verbauten Sandwich aus zwei<br />

mit steinhartem Kleber verbundenen<br />

Blechlagen spielt der<br />

LP12 auch im Frequenzkeller<br />

neutral und konturiert. Noch<br />

mehr Ordnung und Präzision<br />

bekommt, wer vom Standard-<br />

Netzteil zum Lingo wechselt.<br />

Es gibt Romantiker, die damit<br />

bis heute hadern, weil es die<br />

letzten Reste des wollig-rosigen<br />

70er-Sounds vertreibt. Neutral<br />

betrachtet, bringt das Lingo<br />

aber nur Vorteile: Der Klang ist<br />

viel tiefer durchstrukturiert, die<br />

Ruhe in Pausen noch absoluter,<br />

die Rhythmik rastet präziser ein<br />

und das Tempo wirkt straffer<br />

und flotter.<br />

Tonarme, made in Japan<br />

Auch die verschiedenen Inkarnationen<br />

des „kleinen“ Linn-<br />

Arms habe ich über die <strong>Jahre</strong><br />

durchgehört: Basik Plus, Akito<br />

I (beide wurden noch in Japan<br />

gebaut), Akito II (made in Scotland)<br />

sowie diverse Exemplare<br />

des danach folgenden Akito, der<br />

mehrmals überarbeitet wurde,<br />

aber stets Akito hieß.<br />

Der Effekt der Armwechsel<br />

war der, den ich mir anfangs oft<br />

vom Einsatz teurer Tonabnehmer<br />

versprochen, dann aber<br />

meist nicht bekommen hatte:<br />

weniger Abtastverzerrungen,<br />

mehr Transparenz, lebendigere<br />

Klangfarben, entspannte Wiedergabe<br />

„schwieriger“ Platten.<br />

Was keineswegs heißen soll,<br />

dass edle MCs sinnlos wären.<br />

Ein Akito auf heutigem<br />

Stand führt auch ein vornehmes<br />

Ortofon, Benz oder Lyra zu<br />

Höchstleistungen. Wer erlebt<br />

hat, wie ausgewogen, lebendig<br />

und souverän der bescheidene<br />

Adikt auf dem mittleren LP12<br />

klingt, spürt jedoch keinen direkten<br />

Handlungsbedarf. LPs<br />

und Tonabnehmer wird es, so<br />

wie es aussieht, noch lange geben.<br />

Man kann es also ruhig<br />

langsam angehen lassen.<br />

Bernhard Rietschel ■<br />

Das Netzteil Lingo sorgt für einen absolut ruckfreien Motor-Antrieb<br />

und schafft damit eine erstaunlich große Klangverbesserung.<br />

Linn LP 12 + Lingo<br />

+ Akito + Adikt<br />

6300 Euro (Herstellerangabe)<br />

Vertrieb: Linn, Hamburg<br />

Telefon: 040 / 8906600<br />

www.linn.co.uk<br />

Auslandsvertretungen siehe Internet<br />

Maße: B: 44 x H: 16 x T: 34,5 cm<br />

Gewicht: 9,8 kg<br />

Messwerte<br />

Frequenzgang & Übersprechen<br />

10dB<br />

0dB<br />

-10dB<br />

-20dB<br />

-30dB<br />

-40dB<br />

-50dB<br />

20Hz 100Hz 1kHz 10kHz 50kHz<br />

Ausgewogen ohne Höhenresonanz,<br />

leichte Kanalunterschiede<br />

Gleichlaufton-Spektrum<br />

0 dB<br />

-20 dB<br />

-40 dB<br />

-60 dB<br />

-80 dB<br />

-500Hz 3150Hz +500Hz<br />

Sehr guter Gleichlauf mit schön<br />

schlanker Spitze im Spektrum<br />

Rumpel-Spektrum<br />

-20 dB<br />

-40 dB<br />

-60 dB<br />

-80 dB<br />

-100 dB<br />

-120 dB<br />

5Hz 10Hz 50Hz 100Hz 500Hz<br />

Sehr niedriges Rumpeln ohne nennenswerte<br />

Störkomponenten<br />

Gleichlauf, bewertet ±0,064 %<br />

Solldrehzahl – (einstellbar)<br />

Rumpelstörabstand, bewertet<br />

Platte/Koppler<br />

73,5/82 dB<br />

Tonarm-Gewichtsklasse mittel<br />

Verbrauch Standby/Betrieb 3,0/10 W<br />

Bewertung<br />

Klang 55<br />

0 10 20 30 40 50 60 70<br />

Messwerte 10<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Praxis 7<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Wertigkeit 8<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Den LP 12 gibt es in zig Ausbau-<br />

Varianten, aber diese mit Lingo,<br />

Akito + Adikt ist schon besonders<br />

attraktiv. Von der Musikalität her<br />

dürfte es nur wenige Kombinationen<br />

in dieser Preisklasse<br />

geben, die wirklich besser sind.<br />

<strong>stereoplay</strong> Testurteil<br />

Klang<br />

Spitzenklasse<br />

Gesamturteil<br />

sehr gut<br />

Preis/Leistung<br />

55 Punkte<br />

80 Punkte<br />

überragend<br />

24<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de


Im Interview: Gilad Tiefenbrunn und Uli Michalik<br />

Gilad Tiefenbrunn lenkt seit<br />

<strong>Jahre</strong>n die Geschicke der<br />

schottischen High-End-<br />

Schmiede. Er legte den<br />

Fokus auf moderne Digital-<br />

Geräte (Streamer) und<br />

nahm mit einem vielseits<br />

beachteten Schritt die<br />

CD-Player aus dem Programm.<br />

Er gab auch den<br />

Startschuss für Linns<br />

HiRes-Plattform namens<br />

Linn Lounge. Von ihm<br />

wollten wir wissen, welche<br />

Rolle eine so wenig digitale<br />

Quelle wie der LP12 für<br />

Linn noch spielen kann.<br />

G. Tiefenbrunn: Der Sondek<br />

LP12 war und ist ein visionäres<br />

Produkt, denn er steht wie<br />

seine digitalen Enkel von heute<br />

(beispielsweise der Netzwerk-Streamer<br />

Linn DS) für<br />

Modularität, Erweiterbarkeit<br />

und Upgrade-Fähigkeit. Deshalb<br />

hat auch der LP12 bei uns<br />

eine Zukunft: Solange es Musikliebhaber<br />

gibt, die ihr Vinyl<br />

in bestmöglicher Klangqualität<br />

genießen möchten, werden<br />

wir den LP12 weiterbauen und<br />

weiterentwickeln. Die jüngsten<br />

Schritte mit Bodenplatte Keel<br />

und den ständig verbesserten<br />

Wenn der Sohn mit dem Vater: Gilad und Ivor Tiefenbrunn sind die<br />

Linn-Lenker. Gilad als Geschäftsführer, Ivor nur noch als Berater.<br />

Netzteilen sprechen da eine<br />

deutliche Sprache. Wenn Sie<br />

mich fragen, wie lange die<br />

Nachfrage nach dem LP12<br />

noch anhalten wird, sagt mein<br />

Bauchgefühl: Das wird noch<br />

sehr, sehr lange der Fall<br />

sein.<br />

Als Ivor Tiefenbrunn 1973<br />

seinen LP12 auf den Markt<br />

brachte, war Ulrich Michalik<br />

immerhin schon 18 <strong>Jahre</strong><br />

alt – also im besten HiFi-<br />

Alter. Der LP12 begleitete<br />

Michalik dann auch sein<br />

ganzes Leben als HiFi-Journalist<br />

(stereo, HiFi Exklusiv<br />

und Image HiFi) und nun bei<br />

seiner Tätigkeit als Pressesprecher<br />

von Linn.<br />

<strong>stereoplay</strong>: Was ist aus<br />

Ihrer Sicht das Besondere<br />

am LP12?<br />

U. Michalik: Als der LP12<br />

auf den Markt kam, galt<br />

nicht die Signalquelle,<br />

sondern der Lautsprecher<br />

als wichtigstes Glied einer<br />

HiFi-Kette. Es war der<br />

Verdienst von Ivor Tiefenbrunn,<br />

klarzumachen, dass<br />

die Quelle, in diesem Fall<br />

ein Plattenspielerlaufwerk,<br />

die Klangqualität entscheidender<br />

beeinflusst als jeder<br />

andere Faktor der Anlage.<br />

„Garbage in, garbage out“<br />

war sein berühmtes<br />

Schlagwort. Das heißt: Was<br />

du an der Quelle verbockst,<br />

das kannst du an keiner<br />

anderen Stelle der Anlage<br />

wieder ausbügeln. Diesem<br />

Credo folgt übrigens Linn<br />

auch heute noch.<br />

<strong>stereoplay</strong>: Aber wie kam<br />

es zu dem Erfolg? Die<br />

deutsche Konkurrenz war<br />

damals doch extrem stark.<br />

U. Michalik: Tatsächlich war<br />

es die <strong>stereoplay</strong>, die erste<br />

deutsche Fachzeitschrift, die<br />

den Mut hatte, das vermeintliche<br />

schottische Freak-Laufwerk<br />

LP12 gegen die etablierten<br />

Platzhirsche zum<br />

Testsieger zu küren. Dieser<br />

Artikel von Martin Doll aus<br />

dem <strong>Jahre</strong> 1980 hat Linn hierzulande<br />

viele Türen und noch<br />

mehr HiFi-Fans Augen und<br />

Ohren geöffnet.<br />

Der LP12 aus den frühen 70er-<strong>Jahre</strong>n sieht aus wie ein Modell von<br />

heute. Erkennungszeichen damals: der Linn-eigene Tonarm Ittok.<br />

Ex-HiFi-Journalist Uli Michalik<br />

ist Pressesprecher bei Linn.<br />

Die 70er<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 25


HiFi-Legenden<br />

Tonabnehmer<br />

Mythos & Auster<br />

Vor 50 <strong>Jahre</strong>n formten Denon-Ingenieure einen legendären Tonabnehmer.<br />

Bis heute lebt er, wird verkauft, geehrt – und geknackt wie eine Auster:<br />

Das Innere des DL-103 wandert in Alu-, Holz- und High-Tech-Hüllen.<br />

Lassen Sie sich nichts vormachen:<br />

Von den sieben<br />

Weltwundern stehen heute nur<br />

noch die Pyramiden. Eindrucksvoll,<br />

aber nicht mehr in ihrem<br />

schönsten Zustand. Was ist aus<br />

den anderen sechs Wundern geworden?<br />

Eine Frage für Archäologen<br />

und Mystiker. Weshalb<br />

eine gewisse Portion<br />

Misstrauen angebracht ist, wenn<br />

das Wort „Mythos“ fällt. Auch<br />

in der modernen Warenwelt.<br />

Jedes zweite Produkt, das ein<br />

paar <strong>Jahre</strong> auf dem Buckel hat,<br />

wird zum „Mythos“ stilisiert.<br />

Obwohl vielleicht technisch<br />

schon längst verblasst, zerfallen,<br />

nicht mehr greifbar.<br />

Der DL-103 hebt sich ab: ein<br />

Tonabnehmer, den Denon vor<br />

genau 50 <strong>Jahre</strong>n das erste Mal<br />

vorstellte und der noch immer<br />

Der Autor: Andreas Günther<br />

Der Sammler und Jäger<br />

verfügt über eine riesige<br />

Plattensammlung –<br />

natürlich nur Klassik.<br />

lebt. Verwandelt und erneuert<br />

zwar, aber klar erkennbar in den<br />

Genen von 1963. Also die Pyramiden<br />

der audiophilen Geschichtsschreibung.<br />

Mit dem<br />

Unterschied, dass dieser Tonabnehmer<br />

heute vielleicht stärker<br />

glänzt als je zuvor.<br />

Ins Allerheiligste<br />

Um im Vergleich zu bleiben: Je<br />

heller der Glanz, desto größer<br />

auch die Gefahr, Grabräuber<br />

anzulocken. Und es gibt derer<br />

viele: Profis, die ins Innere eines<br />

DL-103-Systems einbrechen<br />

und die wertvollsten Teile rauben.<br />

<strong>stereoplay</strong> hat für diesen<br />

Test drei Originale aus dem<br />

Hause Denon in Konfrontation<br />

gestellt zu drei Um-Interpretationen:<br />

edel verkapselte Derivate<br />

in Holz, Alu oder gar Titan.<br />

Es gibt schlimmere Grade,<br />

doch die „schwarze Manie“<br />

ist bei unserem Autor stark<br />

ausgeprägt. Er kann an keiner<br />

Vinylscheibe vorbeigehen. Auf<br />

Flohmärkten findet man ihn<br />

auf Knien – rasant blätternd<br />

in LP-Boxen. Drei Folgeprobleme:<br />

Wie die Beute an der<br />

Ehefrau vorbei schmuggeln?<br />

Wie die Statik der Wohnung<br />

erhalten? Wie senile Doppel-<br />

Käufe als Absicht verkären?<br />

Neu behaust, neu verklebt, sogar<br />

mit neuem Nadelträger und<br />

verfeinertem Diamantschliff.<br />

Warum macht sich jemand<br />

diese Mühe? Weil es Geld<br />

bringt, Ehre und vor allem sinnvoll<br />

ist. Der DL-103 gilt als<br />

Wundertier unter den Tonabnehmern:<br />

erschwinglich, robust,<br />

klanglich sehr smart, druckvoll,<br />

dynamisch – doch eher lieblos<br />

verpackt. Das Kunststoffgehäuse<br />

ist ein Zugeständnis an den<br />

Preis – für viele sogar ein Affront<br />

an die inneren Werte. Unter<br />

Kennern kursieren viele<br />

Ratschläge. Fast immer Not-todo-Empfehlungen,<br />

was einem<br />

Denon DL-103 keinesfalls angetan<br />

werden dürfe. Etwa die<br />

Schrauben bei der Headshell-<br />

Montage zu fest anzuziehen, da<br />

das Kunststoffgehäuse splittern<br />

könnte. Unfug. Das ist Gruselmärchen-Propaganda.<br />

Ein weiteres Kapitel daraus:<br />

Ein DL-103 kann nur auf<br />

schweren Tonarmen gut aufspielen.<br />

Auch das stimmt nicht.<br />

Der Markt wird dominiert von<br />

mittelschweren Armen – der<br />

Denon harmoniert mit allen.<br />

Limitierend wirkt sich primär<br />

die geringe Nadelnachgiebigkeit<br />

aus. Ein DL-103 surft<br />

nicht in der Rille, sondern liegt<br />

wie ein Brett über dem Vinyl.<br />

In manche Gruselgeschichten<br />

spielt vielleicht ganz simpel<br />

auch ein optisches Element hinein:<br />

An einem filigranen Tonarm<br />

sieht ein DL-103 unelegant<br />

aus, ein Klotz aus der Steinzeit.<br />

Was der DL-103 ja historisch<br />

gesehen auch ist. Ursprünglich<br />

gebaut für den Nahkampf im<br />

Tonstudio der Radioanstalten.<br />

Mit den entsprechenden klanglichen<br />

Präferenzen: direkt, robust<br />

gegen Verzerrungen – in<br />

der Folge aber auch begrenzt in<br />

der Feinauflösung. Ganz brutal<br />

gesagt: kein System für hustende<br />

Flöhe und wachsende Grashalme.<br />

Umgekehrt aber auch<br />

entfernt davon, anämisch oder<br />

gar nervig zu klingen.<br />

Der „R“-Faktor<br />

Es spricht für Denon, dass man<br />

hausintern genau diesen Mix<br />

aus Grenzen und Chancen erkannt<br />

hat. 2006 schickte Denon<br />

den DL-103“R“ nach Europa.<br />

Äußerlich mit güldener Aufschrift<br />

verfeinert, vor allem im<br />

Inneren radikal verändert: hochreines<br />

Kupfer, in weniger Wicklungen<br />

zwar, aber mit neuem<br />

Kernmaterial – was in der Summe<br />

zu einer kaum geringeren<br />

Ausgangsspannung führte. Bleiben<br />

durften der rustikale Nadelträger<br />

aus Aluminium und<br />

der elliptische Diamantschliff.<br />

Diese Frage hören wir oft:<br />

„Nehme ich nun das einfache<br />

System oder die „R“-Variante?“<br />

Eigentlich keine Frage – klanglich<br />

ist „R“ ein Beam-me-up in<br />

die Gegenwart, das klar bessere<br />

System. Schneller, fein-<br />

26<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de


ZUE R S T<br />

GE TE S TE T IN<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 27


HiFi-Legenden<br />

Tonabnehmer<br />

dynamischer, aber noch immer<br />

mit den gleichen musikalischen<br />

Werten wie sein Ahnherr ausgestattet.<br />

In der Kombination<br />

ein Preisbrecher, zu Recht ein<br />

Superseller und ein <strong>stereoplay</strong>-<br />

Highlight, an dem man nicht so<br />

schnell vorbeikommt.<br />

Auch Denon nicht. Kürzlich<br />

legten die Japaner den DL-<br />

A100 auf: eine bewusste Verbeugung<br />

vor dem Ur-103 und<br />

der eigenen 100-jährigen Firmengeschichte.<br />

In unserem Test<br />

war der A100 der Mitstreiter<br />

mit der höchsten Auflösung, mit<br />

dem feinsten Gespür für den<br />

Aufnahmeraum. Aber nicht mit<br />

der wirklich entscheidenden<br />

Mittenpräsenz des 103R gesegnet.<br />

Der hausintern kleinere lag<br />

in unserem Vergleich mit dem<br />

großen Bruder auf Augenhöhe<br />

– überraschend.<br />

Glanzvoll in Alu<br />

Gelingt dieser Coup auch den<br />

Außenstehenden? Der Markt<br />

an Tunern ist gewaltig. Zum Teil<br />

mit wirklich professionellen<br />

Ansprüchen. Wie bei Zu Audio<br />

aus Utah: einer Company, die<br />

man aufgrund ihrer Cool- und<br />

Cleverness im Auge behalten<br />

sollte. Zu Audio kauft eine<br />

Vermutlich eine der ältesten Fertigungsmaschinen in der Firmenzentrale:<br />

Denon lässt die Spulen der DL-103-Serie nach wie vor<br />

in Handarbeit wickeln.<br />

große Marge DL-103 auf und<br />

wirft das hauseigene Messlabor<br />

an. Nach Auskunft der Firma<br />

können bei den Urtypen bis zu<br />

sechs Prozent dynamische Ausgangsdifferenz<br />

zwischen den<br />

Stereo kanälen liegen. Das Zu-<br />

Team misst nach, selektiert und<br />

verpackt die besten 103 in einen<br />

Alu-Klotz mit Firmen-Branding<br />

und Seriennummer. Die Feinheit<br />

der Selektion bestimmt dabei<br />

den Preis.<br />

Die Überraschung, die eigentlich<br />

keine ist: Natürlich legt<br />

mit der neuen Hülle auch das<br />

Gesamtgewicht zu (Alu ist nun<br />

mal schwerer als Kunststoff);<br />

der Tonarm sollte 13,5 Gramm<br />

ausgleichen können. Der Klanggewinn<br />

danach ist deutlich –<br />

und nicht offensichtlich: Die<br />

Für diese Situationen wurde der DL-103 Anfang der 60er-<strong>Jahre</strong><br />

eigentlich entwickelt: für den professionellen Rundfunkbereich.<br />

höhere Bedämpfung durch Alu<br />

bremst den DL-103 nicht aus,<br />

sondern erweitert die Präzision<br />

in beide Richtungen des Frequenzspektrums:<br />

Der Bass hält<br />

seine Konturen bis weit unter<br />

60 Hertz, die Höhen bringen<br />

Luft und Präzision in die Abbildung<br />

des Raumes. Keine<br />

Fragen, nur Freuden.<br />

Smarter Rundbau<br />

Einen ganz anderen Weg beschreitet<br />

Stereo Lab. Die Manufaktur<br />

setzt auf Edelholz,<br />

wahlweise Rosen- oder Ebenholz,<br />

aus dem Block geschnitzt,<br />

in halbrunder oder komplett<br />

runder Form. Aus dem Denon-<br />

Klotz wird ein hoch elegantes<br />

Praliné. Interessenten können<br />

wahlweise den leeren Korpus<br />

oder die bereits eingepasste Gemeinschaft<br />

mit einem 103 oder<br />

103R ordern. Wir haben den<br />

klassischen 103 im runden<br />

Ebenholz-Mantel zum Test bestellt.<br />

Bildschön, sofort versteht<br />

man alle Tuner. Nach der Begegnung<br />

mit dieser Kombi ist<br />

man fürs gemeine Kunststoffgehäuse<br />

für immer verloren.<br />

Auch im Hörtest gewann<br />

Denon. Der erste Eindruck war<br />

wie erwartet eine höhere Ruhe.<br />

Trotzdem verfiel die Stereo-<br />

Lab-Hülle nicht in falsche Gemütlichkeit.<br />

Der 103 spielte<br />

weiterhin seine attraktive Mittenpräsenz<br />

aus, erweiterte diese<br />

Smartheit aber deutlich bis<br />

Denon DL-103R<br />

400 Euro (Herstellerangabe)<br />

Vertrieb: Denon Deutschland<br />

41334 Nettetal<br />

Telefon: 02157 / 1208-0<br />

www.denon.de<br />

Auslandsvertretungen siehe Internet<br />

Messwerte<br />

Frequenzgang & Übersprechen<br />

10dB<br />

0dB<br />

-10dB<br />

-20dB<br />

-30dB<br />

-40dB<br />

-50dB<br />

20Hz 100Hz 1kHz 10kHz 50kHz<br />

Sehr ausgewogener und ausgedehnter<br />

Frequenzgang mit sehr<br />

geringem Übersprechen<br />

Ausgangsspan. L/R: 0,74/0,73mV<br />

Systemimpedanz 17,2 µH, 17,1 Ω<br />

Tiefenabtastfähigkeit 110 µm<br />

Hochtonverzerrung 0,18 %<br />

Tiefenresonanz (13g-Arm) 9,4 Hz<br />

Systemgewicht<br />

9,47 g<br />

empfohlene Auflagekraft 2,5 g<br />

empf. Tonarmklasse mittel (9-13 g)<br />

Bewertung<br />

Klang 48<br />

0 10 20 30 40 50 60 70<br />

Messwerte 8<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Praxis 8<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Wertigkeit 7<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Die R-Version glänzt mit den<br />

Stärken des Ur-DL103, kann<br />

aber zusätzlich noch in allen<br />

weiteren Werten wie Feinauflösung,<br />

Raumabbildung und<br />

Dynamik zulegen – souverän ein<br />

<strong>stereoplay</strong> Highlight.<br />

<strong>stereoplay</strong> Testurteil<br />

Klang<br />

Spitzenklasse<br />

Gesamturteil<br />

gut – sehr gut<br />

Preis/Leistung<br />

48 Punkte<br />

71 Punkte<br />

überragend<br />

in das Bassfundament. Die samtigste<br />

Kombi in diesem Test,<br />

dazu noch im Vergleich zu anderen<br />

Holz-Umbauten erstaunlich<br />

günstig. Und mit nur drei<br />

Gramm mehr im Verhältnis zum<br />

103er-Standard (12,44 / 9,45<br />

Gramm) auch weitgehend unproblematisch<br />

für den Tonarm.<br />

28<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de


Zu Audio – Aluminium<br />

550 Euro („SD“, inkl. DL-103)<br />

Vertrieb: TCG Handels GmbH<br />

Telefon: 05921 / 78849 27<br />

www.zu-audio.de<br />

www.zuaudio.com<br />

Auslandsvertretungen siehe Internet<br />

Messwerte<br />

Frequenzgang & Übersprechen<br />

Stereo Lab – Ebenholz<br />

440 Euro (inkl. DL-103 – HA)<br />

Vertrieb: Stereo Lab<br />

76761 Rülzheim<br />

Telefon: 07272 / 929661<br />

www.stereo-lab.de<br />

Auslandsvertretungen siehe Internet<br />

Messwerte<br />

Frequenzgang & Übersprechen<br />

TechneAudio – Titan<br />

695 Euro (inkl. DL-103 – HA)<br />

Vertrieb: TechneAudio<br />

79809 Weilheim-Remetschwiel<br />

Telefon: 07755 / 938586<br />

www.techne-audio.de<br />

Auslandsvertretungen siehe Internet<br />

Messwerte<br />

Frequenzgang & Übersprechen<br />

Denon DL-A100<br />

500 Euro (Herstellerangabe)<br />

Vertrieb: Denon Deutschland<br />

41334 Nettetal<br />

Telefon: 02157 / 1208-0<br />

www.denon.de<br />

Auslandsvertretungen siehe Internet<br />

Messwerte<br />

Frequenzgang & Übersprechen<br />

10dB<br />

10dB<br />

10dB<br />

10dB<br />

0dB<br />

0dB<br />

0dB<br />

0dB<br />

-10dB<br />

-10dB<br />

-10dB<br />

-10dB<br />

-20dB<br />

-20dB<br />

-20dB<br />

-20dB<br />

-30dB<br />

-30dB<br />

-30dB<br />

-30dB<br />

-40dB<br />

-40dB<br />

-40dB<br />

-40dB<br />

-50dB<br />

20Hz 100Hz 1kHz 10kHz 50kHz<br />

Sehr ausgewogener und ausgedehnter<br />

Frequenzgang mit geringem<br />

Übersprechen<br />

Ausgangsspan. L/R: 0.90/0,95mV<br />

Systemimpedanz 50,9 µH, 40,2 Ω<br />

Tiefenabtastfähigkeit 100 µm<br />

Hochtonverzerrung 0,176 %<br />

Tiefenresonanz (13-g-Arm) 7,3 Hz<br />

Systemgewicht<br />

14,15 g<br />

Empfohlene Auflagekraft 2,5 g<br />

Empf. Tonarmklasse mittel (9-13 g)<br />

-50dB<br />

20Hz 100Hz 1kHz 10kHz 50kHz<br />

Sehr ausgewogener Frequenzgang<br />

mit leichter Höhenbetonung und<br />

noch geringem Übersprechen<br />

Ausgangsspan. L/R: 0,95/0,97mV<br />

Systemimpedanz 73,9 µH, 46,8 Ω<br />

Tiefenabtastfähigkeit 120 µm<br />

Hochtonverzerrung 0,23 %<br />

Tiefenresonanz (13-g-Arm) 8 Hz<br />

Systemgewicht<br />

12,44 g<br />

Empfohlene Auflagekraft 2,5 g<br />

Empf. Tonarmklasse mittel (9-13 g)<br />

-50dB<br />

20Hz 100Hz 1kHz 10kHz 50kHz<br />

Ausgewogener Frequenzgang mit<br />

deutlicher Höhenbetonung und recht<br />

geringem Übersprechen<br />

Ausgangsspan. L/R: 0,87/0,85mV<br />

Systemimpedanz 60,4 µH, 41,5 Ω<br />

Tiefenabtastfähigkeit 120 µm<br />

Hochtonverzerrung 0,084 %<br />

Tiefenresonanz (13-g-Arm) 7,3 Hz<br />

Systemgewicht<br />

17,7 g<br />

Empfohlene Auflagekraft 2,5 g<br />

Empf. Tonarmklasse mittel (9-13 g)<br />

-50dB<br />

20Hz 100Hz 1kHz 10kHz 50kHz<br />

Ausgewogener und ausgedehnter<br />

Frequenzgang mit leichter Höhenbetonung<br />

und geringem Übersprechen<br />

Ausgangsspan. L/R: 0,89/0,87mV<br />

Systemimpedanz 67,8 µH, 44,8 Ω<br />

Tiefenabtastfähigkeit 120 µm<br />

Hochtonverzerrung 0,13 %<br />

Tiefenresonanz (13-g-Arm) 9 Hz<br />

Systemgewicht<br />

9,49 g<br />

Empfohlene Auflagekraft 2,5 g<br />

Empf. Tonarmklasse mittel (9-13 g)<br />

Bewertung<br />

Klang 49<br />

Bewertung<br />

Klang 49<br />

Bewertung<br />

Klang 50<br />

Bewertung<br />

Klang 48<br />

0 10 20 30 40 50 60 70<br />

Messwerte 8<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Praxis 8<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Wertigkeit 8<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Selektiert und frisch verpackt:<br />

Kantig und glanzvoll wie das<br />

Alu auch der hörbare Zugewinn:<br />

Klares Plus in der Bass-Abbildung;<br />

die typische Mittenpräsenz<br />

des DL-103 ragt noch<br />

weiter aus der Boxenebene.<br />

<strong>stereoplay</strong> Testurteil<br />

Klang<br />

Spitzenklasse<br />

Gesamturteil<br />

gut – sehr gut<br />

Preis/Leistung<br />

49 Punkte<br />

73 Punkte<br />

sehr gut<br />

0 10 20 30 40 50 60 70<br />

Messwerte 8<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Praxis 8<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Wertigkeit 8<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Die Form wird nicht jeden Vinyl-<br />

Fan ansprechen – das Ergebnis<br />

jedoch überzeugt umfassend,<br />

ist in mehrfachem Sinne „rund“:<br />

Der DL-103 erhält eine neue<br />

Basis an Samtigkeit, wirkt harmonisch<br />

geschlossener.<br />

<strong>stereoplay</strong> Testurteil<br />

Klang<br />

Spitzenklasse<br />

Gesamturteil<br />

gut – sehr gut<br />

Preis/Leistung<br />

49 Punkte<br />

73 Punkte<br />

sehr gut<br />

0 10 20 30 40 50 60 70<br />

Messwerte 8<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Praxis 7<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Wertigkeit 9<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Großer Umbau: Gehäuse,<br />

Nadelträger, Diamant – alles<br />

neu. Hör- und messbar präziser<br />

im Bass, Luftschub in der Höhe.<br />

Kraftzuwachs im groben (Bass-)<br />

Punch wie im feinen (Saiten-)<br />

Plop. Aber: schwer für den Arm.<br />

<strong>stereoplay</strong> Testurteil<br />

Klang<br />

Spitzenklasse<br />

Gesamturteil<br />

gut – sehr gut<br />

Preis/Leistung<br />

50 Punkte<br />

74 Punkte<br />

sehr gut<br />

0 10 20 30 40 50 60 70<br />

Messwerte 7<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Praxis 8<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Wertigkeit 8<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Die Sonder-Ausgabe des DL-<br />

103 im transparenten Design<br />

des ersten Produktmusters.<br />

Feiner auflösend, heller in der<br />

Raumabbildung, in der Summe<br />

aber nicht zwingend musikalischer<br />

– Augenhöhe zum 103R.<br />

<strong>stereoplay</strong> Testurteil<br />

Klang<br />

Spitzenklasse<br />

Gesamturteil<br />

gut – sehr gut<br />

Preis/Leistung<br />

48 Punkte<br />

71 Punkte<br />

sehr gut<br />

Erlaubter Einbruch? Darf man die Gehäuse-Hülle knacken?<br />

Ein kurzer Streifzug durch<br />

die Internet-Auktionshäuser<br />

zeigt dutzendfache Konkurrenz<br />

unter den Anbietern<br />

von DL-103-Gehäusen.<br />

Fragen tauchen auf: Selbst<br />

das Herzstück umbetten?<br />

Den Service dem Anbieter<br />

überlassen? Oder ein Komplett-Set<br />

erwerben? Was<br />

nichts an dem Fakt ändert,<br />

dass mit dem Eingriff jeder<br />

Garantieanspruch gegenüber<br />

Denon endet. Wer<br />

selbst „die Auster knacken“<br />

möchte, sollte über Zeit<br />

und das richtige Werkzeug<br />

verfügen. Ein Teppichmesser<br />

ist grausam, ein<br />

Skalpell die deutlich<br />

bessere Wahl. Unser Tipp<br />

für die Unerschrockenen:<br />

Das Web kennt viele<br />

To-Do-Videos.<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 29


HiFi-Legenden<br />

Tonabnehmer<br />

Maximale Verwandlung<br />

Ein anderes Kaliber dagegen<br />

das Titan-Gehäuse von TechneAudio:<br />

17,73 Gramm haben<br />

wir gewogen – das ist fast das<br />

Doppelte des Ur-Gewichts und<br />

damit eher ein Mitspieler für<br />

robuste Tonarme mit entsprechender<br />

Gegengewichtsskala.<br />

Der Herstellungsprozess ist<br />

State of the Art für Kenner, für<br />

die meisten Menschen jedoch<br />

futuristisch: ein „Rapid Prototyping“<br />

– aus einem CAD-Datensatz<br />

wird das Gehäuse in<br />

Pulver-Schichten aufgebaut und<br />

per Laser- oder Elektronenstrahl<br />

verschmolzen. So präzise, dass<br />

der 103er-Korpus auf den Mikrometer<br />

passt, hält und nicht<br />

mit Klebstoffen justiert bzw.<br />

malträtiert werden muss.<br />

Damit nicht genug: TechneAudio<br />

entkleidet das 103er-<br />

System auch: Nadelträger mitsamt<br />

Diamant entschwinden,<br />

neu eingesetzt wird ein frischer<br />

Aluminium-Nadelträger mit<br />

Diamant im Shibata-Schliff.<br />

Ehrfürchtiges Staunen, eine<br />

Operation am offenen Herzen.<br />

Mit positiven Folgen für das<br />

Klangbild: Der Hochtonhimmel<br />

reißt auf, eine Frische, wie nie<br />

an einem 103 erlebt. Im Messdiagramm<br />

fast kritisch lesbar:<br />

Zwischen 10 und 20 Kilohertz<br />

startet TechneAudio um 10 dB<br />

durch, bleibt „unten“ aber bis<br />

unter 30 Hertz auf Achse.<br />

Das Hochton-Plus schlug in<br />

unserem Test nicht in Nervigkeit<br />

um, öffnete eher die Basis<br />

für höhere Feindynamik – Saitenimpulse<br />

ploppten leichter<br />

aus der Boxenebene. Die maximale<br />

Verwandlung des Mythos<br />

DL-103 – äußerlich, inhaltlich,<br />

klanglich.<br />

Fazit<br />

Wenn es nur ein System sein<br />

kann: Die „R“-Variante des DL-<br />

103 strotzt mit dem fairsten<br />

Preis-Leistungs-Verhältnis –<br />

und überflügelt selbst hausinterne<br />

Familienmitglieder.<br />

Die Tuning-Varianten toppt der<br />

Umbau von TechneAudio. Dezent,<br />

doch effektiv hat Zu Audio<br />

das Thema umgesetzt – mit dem<br />

Fokus auf druckvolle Dynamik.<br />

Den konträren, sensibel-smarten<br />

Weg beschreitet Stereo Lab<br />

mit der Holzverkapselung: die<br />

vielleicht sinnigste Lösung gerade<br />

für Selbst-Tuner. Über alles<br />

verwirrt, überrascht und<br />

auch beglückt das enorme Potenzial<br />

zur Verwandlung. Was<br />

die Denon-Ingenieure vor 50<br />

<strong>Jahre</strong>n weder planen noch vorausahnen<br />

konnten. Oder doch?<br />

Bei unserer nächsten Japan-<br />

Reise forschen wir nach.<br />

Andreas Günther ■<br />

Denon triff NHK – Siegeszug mit staatlichem Startschuss<br />

Zwei haben sich zusammengetan:<br />

der staatliche<br />

Radiosender und der<br />

aufstrebende HiFi-Hersteller.<br />

Denon hatte als<br />

Grammophon-Company<br />

angefangen – im sagenhaften<br />

Jahr 1910. Gegründet<br />

– Überraschung – von<br />

einem US-amerikanischen<br />

Geschäftsmann.<br />

Seit 1941 fertigte man auch<br />

professionelle Tonabnehmer,<br />

1961 wandte sich die<br />

„Nippon Hōsō Kyōkai“ an<br />

Denon. NHK, die „japanische<br />

Rundfunkgesellschaft“,<br />

brauchte Tonabnehmer<br />

– robust, zuverlässig,<br />

hart im Nehmen,<br />

dynamisch klingend.<br />

Gemeinsam formte man<br />

den DL-103. Seine Premiere<br />

feierte er 1963. Ein<br />

Erdrutschsieg folgte:<br />

Innerhalb nur eines weiteren<br />

<strong>Jahre</strong>s statteten alle<br />

Radioanstalten in Japan<br />

ihre Plattenspieler mit<br />

diesem System aus. Was in<br />

der Folge auch Sehnsucht<br />

im Consumer-Markt<br />

auslöste: Japanische<br />

Vinyl-Fans drängten auf<br />

eine Version für den freien<br />

Verkauf. Denon ließ sich<br />

Zeit: Erst 1970 erschien der<br />

DL-103 in den Regalen der<br />

Händler – und wurde<br />

entrissen. Denon hatte ihn<br />

bewusst erschwinglich in<br />

großer Auflage in den<br />

Markt gepumpt und ließ<br />

alle drei, vier <strong>Jahre</strong> eine<br />

Sonderversion folgen –<br />

„D“, „M“, „GL“, „LC“, „LC2“,<br />

„LS“ „FL“ „C1“... 1994<br />

schließlich der große<br />

Eingriff zum DL-103R – der<br />

mit seinem neuen Spulenkonzept<br />

jedoch erst 2006<br />

nach Europa kam.<br />

Wer einen hat, will ihn nicht<br />

wieder herausgeben. Ein<br />

DL103 zeigt sich auch<br />

robust gegenüber Alterung<br />

und Zeitgeschmack: Ein<br />

Messprotokoll von 1972<br />

liest sich exakt gleich zu<br />

heutigen Messungen. Einer<br />

Reif für die Ruhmeshalle: Nein, das ist nicht die aktuelle Baureihe<br />

A-100, sondern der kostbare Vorserien-Entwurf der Denon-Ingenieure<br />

im transparenten Gehäuse. Das Alter von 50 <strong>Jahre</strong>n erkennt<br />

man am feinen Rostschleier auf der Hülse und den Kontakten.<br />

von vielen Gründen, der<br />

auch für <strong>stereoplay</strong> den<br />

DL-103 zum Maßstab<br />

erhebt: Diesem kleinen<br />

schwarzen Kasten kann<br />

man vertrauen und die<br />

Ohren justieren. Immer<br />

wieder nützlich, wenn<br />

es darum geht, ob so<br />

manches deutlich teurere<br />

System tatsächlich dynamischer,<br />

kraftvoller und<br />

farbstärker klingt.<br />

Auspacken, aufschrauben,<br />

2,5 Gramm vorgeben und<br />

entspannt staunen. Jeder<br />

sollte einen haben – wir<br />

werden noch in diesem<br />

Jahr eine Petition an den<br />

Bundestag einreichen.<br />

30<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de<br />

Die 60er 40er


Herzlichen Glückwunsch<br />

zum<strong>35</strong>-jährigen Jubiläum.<br />

quadral gratuliert Holger Biermann und seinem Team zum<br />

<strong>35</strong> jährigen <strong>stereoplay</strong>-Jubiläum als Partner der ersten Stunde.<br />

Macht weiter so, HiFi bleibt spannend.<br />

Wir sind dabei!<br />

quadral GmbH & Co. KG<br />

Am Herrenhäuser Bahnhof 26-28<br />

30419 Hannover<br />

Tel: 0511 - 74 09 0 · Fax: 0511 - 74 09 444<br />

info@quadral.com · www.quadral.com


HiFi-Legenden<br />

Vorverstärker<br />

Einer für alles<br />

1980 erschuf Dieter Burmester den Vorverstärker 808. Eine HiFi-Legende,<br />

die sich im <strong>stereoplay</strong>-Testalltag bestens bewährte und die auch 30 <strong>Jahre</strong><br />

später – nun in der fünften Generation – ein Maß für sich ist.<br />

Uns Testern standen in der<br />

Ära von Chefredakteur<br />

Karl Breh (1984 – 1996) ideale<br />

Arbeitsverhältnisse zur Verfügung.<br />

Der Klangvergleich im<br />

Hörraum genoss oberste Priorität,<br />

er erfolgte unter kontrollierten<br />

Bedingungen, und dazu<br />

gehörten beim direkten A/B-<br />

Vergleich gleiche Pegelverhältnisse<br />

für die Kandidaten.<br />

Die Anzahl der Geräte, die<br />

damals die Tests durchliefen,<br />

war enorm. Für das Analog-<br />

Ressort stand mir Gott sei Dank<br />

ein zweiter Hörraum zur Verfügung,<br />

der vom ständigen Auf-,<br />

Um- und Abbau nicht betroffen<br />

war. Eine Oase mit Platz für<br />

viele Plattenspieler, mit nur<br />

einem Paar Lautsprecher (meist<br />

die Ecouton LQL 200) und häufige<br />

wechselnden Endstufen –<br />

und dem Burmester 808.<br />

Der Autor: Wilfried Kress<br />

Wilfried Kress hat viele<br />

<strong>Jahre</strong> mit dem 808 gearbeitet<br />

und weiß dessen<br />

Qualität zu schätzen.<br />

Wilfried Kress stieß nach<br />

seinem Buch „High End – Die<br />

hohe Kunst der Musikreproduktion“<br />

1990 zu <strong>stereoplay</strong>.<br />

Als Redakteur für Sonderaufgaben<br />

galt er bis 1996 als „der<br />

High-Ender“ der Redaktion<br />

und widmete sich gerne<br />

analogen Themen. Kress ist<br />

der Branche erhalten geblieben,<br />

heute ist er Herausgeber<br />

von hifi & records und dem<br />

Web-Magazin i-fidelity.net.<br />

Zugegeben, an ihn musste<br />

ich mich anfangs erst gewöhnen,<br />

aber dann wurde mir der<br />

808 MK III zum treuen Begleiter<br />

während meiner gesamten<br />

Zeit in der Redaktion. Seinen<br />

modularen Aufbau erachtete ich<br />

anfangs als zu unpuristisch,<br />

aber gerade der erlaubte es, den<br />

808 zum Phono-Vorverstärker<br />

mit sechs MM/MC-Eingängen<br />

aufzurüsten. Die Module für<br />

Moving-Magnet- (MM) und<br />

Moving- Coil-Systeme (MC)<br />

waren in der Redaktion vorhanden<br />

und perfekte Vergleichsmöglichkeiten<br />

damit gegeben.<br />

Pegelunterschiede zwischen<br />

unterschiedlichen Systemen<br />

konnte der 808 präzise ausgleichen,<br />

die Empfindlichkeit der<br />

Phonomodule ließ sich über einen<br />

weiten Bereich regeln und<br />

die Anpassung der Tonabnehmer<br />

am jeweiligen Eingang<br />

konnte individuell erfolgen. Dafür<br />

gab es Cinch-Stecker, die<br />

Parallel-Widerstände oder zusätzliche<br />

Kapazitäten in feinen<br />

Abstufungen enthielten.<br />

Einzigartig vielseitig<br />

Um die Bedeutung des 808 zu<br />

verstehen, muss man sich gedanklich<br />

in die Zeit zurückversetzen,<br />

als es noch nicht einmal<br />

den CD-Player gab. „Der wirklich<br />

faire Hörvergleich“, konstatierte<br />

Heinrich Sauer im Test<br />

des 808 MK II in Heft 9/1982<br />

zu Recht, „mit korrekter Abschluss-Impedanz,<br />

exakt gleicher<br />

Lautstärke der Systeme<br />

und kompensierten Balance-<br />

Unterschieden war schlechthin<br />

ein Ding der Unmöglichkeit.“<br />

Der 808 hat das ein für allemal<br />

geändert, aber er war auch<br />

klanglich sowie messtechnisch<br />

seiner Zeit weit voraus.<br />

Für die ultrapräzise RIAA-<br />

Entzerrung garantierte Burmester<br />

eine maximale Abweichung<br />

von einem Zehntel Dezibel,<br />

die Lautstärke wurde<br />

nicht über ein Potenziometer,<br />

sondern über logarithmisch abgestufte<br />

Festwiderstände eingestellt.<br />

Klirrzugaben erlaubte<br />

sich der 808 MK II im ersten<br />

Test so gut wie keine. Mit „unfassbar“<br />

geringen harmonischen<br />

Verzerrungen von 0,000<strong>35</strong> Prozent<br />

(nicht zu verwechseln mit<br />

dem Klirrfaktor THD+N, bei<br />

dem auch das Rauschen berücksichtigt<br />

wird) und Intermodulationswerten<br />

(SMPTE) von<br />

0,0005 Prozent kann sich ein<br />

High-End-Vorverstärker auch<br />

heute noch überall sehen lassen.<br />

Die Störabstände waren überragend,<br />

der Phono-MM-Eingang<br />

fast genauso gut wie das<br />

Hochpegelmodul; zwischen<br />

beiden lag ein Dezibel bei der<br />

Geräuschspannung. Das MC-<br />

Modul war gleichfalls Spitzenklasse,<br />

rauscharm, universell<br />

einsetzbar und ab 1985 sogar<br />

symmetrisch erhältlich.<br />

Berliner Prüf-Instrument<br />

Der Klang des 808 hatte immer<br />

etwas „Unbestechliches“, denn<br />

er trat selbst nur ganz wenig in<br />

Erscheinung. Neutralität war<br />

ihm oberstes Gebot, seine Sauberkeit<br />

und Präzision waren<br />

außergewöhnlich. Damals wurden<br />

Verstärker gerne für besondere<br />

Klangeigenschaften gelobt,<br />

nicht selten für das, was sie<br />

klanglich hinzufügten oder für<br />

ihre tonalen Abweichungen von<br />

der RIAA-Entzerrungs-Kennlinie.<br />

Der 808 dagegen war<br />

schon damals unauffällig bis<br />

zur Selbstverleugnung (was<br />

noch heute gerne mit „analytisch“<br />

verwechselt wird) und<br />

damit ideal, um die feinsten<br />

Klangeigenschaften von Tonabnehmern<br />

aufzuspüren.<br />

Aber auch bei Laufwerkoder<br />

Tonarm-Tests war der 808<br />

unverzichtbar. Für ein Heft hatten<br />

wir einmal fünf der<br />

32<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de


ZUE R S T<br />

GE TE S TE T IN<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 33


HiFi-Legenden<br />

Vorverstärker<br />

Getestet in Heft 10/97<br />

Wir hatten den 808 MK5 bereits<br />

in <strong>stereoplay</strong> 10/97 im Test. Damals<br />

wurde er wieder einmal<br />

Vorstufen-Referenz – im Bereich<br />

Phono. Kunststück: Besser<br />

als mit ihm kann man Tonabnehmer<br />

(bzw. Komplett-Plattenspieler)<br />

nicht vergleichen.<br />

Doch das ist 16 <strong>Jahre</strong> her.<br />

Technisch hat sich bei ihm<br />

nichts geändert, heißt es aus<br />

dem Hause Burmester. Aber<br />

auch hier mussten die Anpassungen<br />

für CE und RoHS gemacht<br />

werden, auch hier hat<br />

besten Plattenspieler zusammengeholt;<br />

jeder Hersteller erhielt<br />

von der Redaktion ein erprobtes<br />

MC-System und durfte<br />

seinen Spieler selbst aufbauen<br />

und justieren. Sogar beim Unterbau<br />

hatten sie die Option<br />

zwischen leichtem Ikea-Tisch,<br />

schwerem Gartenbaustein oder<br />

Rack nach Wahl. Am Ende lieferten<br />

die Hersteller ein „klangliches<br />

Ergebnis“ ab. Die Aufgabe<br />

des 808 war es dann, die<br />

unvermeidlichen Serienstreuungen<br />

zwischen den MC-Systemen<br />

auszupegeln und direkte<br />

Vergleiche ohne mühseliges<br />

Umstecken zu ermöglichen. Mit<br />

zwei Schallplatten gelang dann<br />

sogar der unmittelbare A/B-<br />

Vergleich, und das sogar vom<br />

Hörplatz aus: Für das Umschalten<br />

der Eingänge gab es beim<br />

808 eine „kabelgebundene<br />

Fernbedienung“.<br />

Aber nicht nur im Analogbereich,<br />

auch im Haupthörraum<br />

war der 808 unverzichtbar. Zu<br />

meiner Zeit standen uns zwei<br />

Geräte in MK-III-Version zur<br />

Verfügung. Ein Clou des 808<br />

ist, dass auch seine doppelt vorhandenen<br />

Ausgangsstufen regelbar<br />

sind, sogar ein Voltmeter<br />

mit Digitalanzeige war eingebaut.<br />

Damit bekam man auch<br />

Endverstärker mit unterschiedlichen<br />

Empfindlichkeiten in den<br />

Griff. Und da er symmetrische<br />

und unsymmetrische Ausgänge<br />

hatte, war er quasi im Dauereinsatz.<br />

Keinen anderen Vorverstärker<br />

habe ich öfter genutzt.<br />

Zehn <strong>Jahre</strong> an der Spitze<br />

Durch seinen Referenz-Status<br />

wurde er auch regelmäßig zu<br />

immer die bessere Bauteile-<br />

Qualität Einzug gehalten, wenn<br />

das Team um Dieter Burmester<br />

dies für richtig befand.<br />

Die Veränderungen hört man.<br />

Er hat den unnachahmli chen<br />

Drive behalten – vor allem im<br />

Bass. Aber alle, die den 808<br />

MK5 schon genutzt haben, attestieren<br />

diesem Testmodell von<br />

2013 mehr Geschmeidigkeit<br />

und Homogenität. Das bringt<br />

zwar keinen Referenz-Status,<br />

genügt aber, um mit vielen modernen<br />

Top-Vorstufen mitzuhalten.<br />

Holger Biermann ■<br />

direkten Vergleichen mit den<br />

jeweils neuesten Mitbewerbern<br />

als Maßstab herangezogen. Die<br />

meisten von ihnen haben sich<br />

am 808 MK III regelrecht abgearbeitet,<br />

lange Zeit kam kaum<br />

einer auf Augenhöhe, geschweige<br />

denn darüber. Zehn <strong>Jahre</strong> –<br />

von 1985 bis 1995 – stand er in<br />

der Rang-und-Namen-Liste bei<br />

den Vorverstärkern ganz oben:<br />

eine einmalige Leistung. All das<br />

macht den 808 für mich bis heute<br />

zu „dem Burmester schlechthin“.<br />

Wilfried Kress ■<br />

Auch im Jahr 33 nach seinem<br />

Stapellauf hat der Chromblitzende<br />

808 nichts von<br />

seiner Faszination und<br />

Perfektion verloren:<br />

Pegeleinstellungen<br />

mit Hochpräzisions-Widerständen,<br />

alle<br />

Anschlüsse<br />

in Cinch<br />

und XLR...<br />

Burmester 808 MK5<br />

24900 Euro (Herstellerangabe)<br />

Vertrieb: Burmester, Berlin<br />

Telefon: 030 / 7879680<br />

www.burmester.de<br />

Auslandsvertretungen siehe Internet<br />

Maße: B: 48,3 x H: 16 x T: 33 cm<br />

Gewicht: 25 kg<br />

Messwerte<br />

Frequenzgänge<br />

15dB<br />

15dB<br />

12dB<br />

9dB<br />

6dB<br />

3dB<br />

0dB 10Hz 100Hz 1kHz 10kHz 100kHz<br />

Sehr ausgewogen und breitbandig,<br />

auch symmetrisch (blaue Kurve)<br />

Klirrspektrum Cinch<br />

-30dB<br />

-50dB<br />

-70dB<br />

-90dB<br />

-110dB<br />

-130dB<br />

-150dB<br />

20Hz 200Hz 2kHz 20kHz<br />

Sehr geringer Klirr, völlig unbedeutende<br />

Netzstörkomponenten<br />

Klirr-Analyse XLR k 2<br />

bis k 5<br />

-30dBV<br />

-50dBV<br />

-70dBV<br />

-90dBV<br />

-110dBV<br />

-130dBV<br />

-150dBV<br />

20mV 50mV 0,1V 0,2V 0,5V 1V<br />

Nur bei hohen Pegeln ragen Klirrkomponenten<br />

aus dem Rauschen<br />

Rauschabst. RCA/XLR 99/97 dB<br />

Rauschabst. MM/MC –/75 dB<br />

Ausgangswid. RCA/XLR 27/40,8 Ω<br />

Verbrauch Standby/Betrieb 2,6/55 W<br />

Bewertung<br />

Klang 58<br />

0 10 20 30 40 50 60 70<br />

Messwerte 10<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Praxis 10<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Wertigkeit 10<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Auch nach über 30 <strong>Jahre</strong>n ist<br />

der 808 mit seinen regelba ren<br />

Ein- und Ausgängen immer noch<br />

ein einzigartiger Traum für den<br />

vergleichenden Tester. Klanglich<br />

sehr druckvoll-dynamisch und<br />

mit packendem Bass.<br />

<strong>stereoplay</strong> Testurteil<br />

Klang<br />

Absolute Spitzenklasse 58 Punkte<br />

Gesamturteil<br />

sehr gut<br />

88 Punkte<br />

Preis/Leistung gut – sehr gut<br />

34<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de


Im Interview: Dieter Burmester<br />

Dieter<br />

Bur mester,<br />

Deutschlands<br />

bekann tester<br />

High -Ender.<br />

Der 808 ist<br />

seine weltweit<br />

bekannteste<br />

Komponente.<br />

<strong>stereoplay</strong>: Wie kommt man auf die<br />

Idee, einen solch außergewöhnlichen<br />

Vorverstärker zu bauen? Für den<br />

normalen HiFi-Fan ist er doch völlig<br />

übertrieben ausgestattet.<br />

D. Burmester: Ich habe den 808 für<br />

mich gebaut, für meine Arbeit. Ich hatte<br />

mir damals gerade den Thorens Referenz<br />

gekauft, einen Plattenspieler mit<br />

drei Tonarmen. Wollte man einen wirklich<br />

fairen Vergleich von drei Tonabnehmern<br />

machen, mussten drei gleiche,<br />

präzise einstellbare Eingänge<br />

vorhanden sein. Dass die Initialzündung<br />

für den 808 vom Thorens Referenz<br />

kam, kann man noch heute sehen:<br />

Ich habe als Bedienknöpfe die gleiche<br />

Form gewählt, wie sie auch auf dem<br />

Thorens zu finden war.<br />

<strong>stereoplay</strong>: Das alles klingt eher<br />

nach Einzelstück. Wie kam es dann<br />

zu dem weltweiten Erfolg?<br />

D. Burmester: Das Konzept des 808<br />

habe ich auf der Heathrow-Messe in<br />

London meinem Freund A. J. van den<br />

Hul auf einer Serviette aufgemalt. Er war<br />

begeistert, weil er sofort begriff, dass<br />

er damit seine Tonabnehmer viel besser<br />

entwickeln kann. Er kaufte den zweiten.<br />

Den dritten kaufte Hannes Scholten,<br />

damals Chefredakteur der AUDIO. Es<br />

gab einen Test und anschließend viel<br />

Nachfrage. Wohlbemerkt: Für ein Gerät,<br />

das 1980 um die 10 000 Mark gekostet<br />

hat. Hätten die Kunden nicht so stark<br />

nachgefragt, die Händler hätten mir<br />

schön was gehustet. Aber die Tests<br />

generierten uns ein tolles Image bis<br />

hin nach Hongkong.<br />

<strong>stereoplay</strong>: Der 808 schien damals<br />

einzigartig. Hatte er Vorbilder?<br />

D. Burmester: Nein, der 808 war ein<br />

richtig freches Ding, den haben wir<br />

uns schon allein ausgedacht. Allein<br />

schon die Sache mit dem vielen<br />

Chrom... Aber nach nach seinem Erscheinen<br />

kamen schnell die Nachahmer<br />

auf den Plan. Mark Levinson war<br />

mit der Cello Suite der erste, meine<br />

ich. Es folgten viele andere, die dann<br />

ebenfalls die Vorzüge des modularen<br />

Aufbaus entdeckten. Das Konzept des<br />

808 war von Anfang an auf die Zukunft<br />

ausgerichtet. Es ist kein Problem, heute<br />

ein DAC-Modul zu integrieren.<br />

<strong>stereoplay</strong>: Der 808 wird seit über 30<br />

<strong>Jahre</strong>n gebaut. Hatte er stärkere und<br />

schwächere Nachfragejahre?<br />

D. Burmester: Komischerweise nein,<br />

der 808 unterliegt, wie es scheint, keiner<br />

Mode. Bis heute verkaufen wir<br />

zwischen 40 und 60 Stück pro Jahr<br />

und sind so mittlerweile bei einer Zahl<br />

von über 1500 Stück angelangt.<br />

Ein Plattenspieler,<br />

der inspirierte: Den<br />

massigen Thorens<br />

Referenz konnte man<br />

mit bis zu drei<br />

Tonarmen bestücken<br />

und bequem<br />

bedienen. Die 90 Kilo<br />

schwere analoge<br />

Trutzburg kostete<br />

1980 mit einem Arm<br />

18 000 Mark.<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de <strong>35</strong>


HiFi-Legenden<br />

Lautsprecher<br />

Der Zeit voraus<br />

Seit mehr als 30 <strong>Jahre</strong>n gibt es bei Canton hochwertige Boxen, die auf den<br />

Namen Ergo hören. Das zeitlos-gefällige Design hat sich seither nur wenig<br />

geändert, Technik und Klang dafür umso mehr.<br />

Manche Produkte der wilden<br />

80er-<strong>Jahre</strong> waren<br />

optisch derart aufdringlich, dass<br />

sie nach wenigen <strong>Jahre</strong>n wieder<br />

in der Versenkung verschwanden.<br />

Andere reiften zu Klassikern,<br />

denen man ihr wahres<br />

Alter auch nach Jahrzehnten<br />

nicht ansieht.<br />

Hätten Sie gewusst, dass das<br />

Design der heutigen Ergo 690<br />

auf einem über 30 <strong>Jahre</strong> alten<br />

Entwurf basiert? Die sanft gerundeten<br />

Kanten und die charakteristische<br />

Gitterabdeckung<br />

zum Schutz der Chassis besaß<br />

bereits die Ur-Ergo (siehe Bild,<br />

Seite 38 oben), die <strong>stereoplay</strong><br />

im Dezember 1981 getestet hat.<br />

Typische HiFi-Boxen jener<br />

Zeit waren breiter und gedrungener<br />

als ihre heutigen Geschwister.<br />

Besonders schalldruckfeste<br />

Exemplare besaßen<br />

Der Autor: Wolfram Eifert<br />

Er ist seit Mitte der 90er-<br />

<strong>Jahre</strong> stolzer Besitzer<br />

der Maßstab setzenden<br />

Canton Digital 1.<br />

Eifert, Jahrgang 1958, war bis<br />

zum Umzug nach München<br />

„der“ Boxen-Spezialist von<br />

<strong>stereoplay</strong>. Viele der in der<br />

aktuellen Rang & Namen-Liste<br />

aufgeführten Boxen hat er<br />

getestet. Abgesehen von einer<br />

kleinen Auszeit (1995 bis 1999)<br />

war der studierte Medientechniker<br />

von 1988 bis 2012 fester<br />

Bestandteil der Redak tion.<br />

Wolfram Eifert arbeitet heute<br />

als freier Autor für AUDIO.<br />

Tieftöner im 12-Zoll-Format<br />

und waren entsprechend bullig<br />

geformt. Viele Boxen waren<br />

wegen ihrer geringen Höhe auf<br />

Podeste angewiesen, um ihre<br />

akustischen Zentren auf Ohrhöhe<br />

zu bringen.<br />

Das Ergo-Design brach mit<br />

dieser nicht sonderlich sinnvollen<br />

Tradition. Sperrige Einzeltieftöner<br />

wurden durch mehrere<br />

kleine Treiber ersetzt, die<br />

den Raum gleichmäßiger anregen.<br />

Dank einer Bauhöhe von<br />

deutlich über einem Meter lagen<br />

Hoch- und Mitteltöner automatisch<br />

dort, wo sie aus klanglicher<br />

Sicht hingehören.<br />

Die klanglichen Vorteile der<br />

Bauweise waren derart überzeugend,<br />

dass auch andere Hersteller<br />

nach und nach auf den<br />

Zug aufsprangen. Heute sind<br />

Standboxen mit mehreren parallel<br />

geschalteten Tieftönern<br />

und akustischen Zentren auf<br />

Ohrhöhe die normalste Sache<br />

der Welt.<br />

Zeitlos und wertig<br />

Dass das Ergo-Design so erfolgreich<br />

wurde, liegt auch an<br />

seiner handwerklichen Umsetzung.<br />

Die fein modellierten Radien<br />

nehmen der Form die<br />

Strenge und vermitteln das, was<br />

heutige Käuferkreise gerne als<br />

Wertigkeit bezeichnen. Die<br />

Rundungen sind mit Massivholz-Viertelstäben<br />

ausgeführt<br />

und betonen so die hochwertige<br />

Verarbeitung der furnierten<br />

Oberflächen zusätzlich.<br />

Seit der Erstausgabe wurde<br />

das Design nur behutsam modifiziert.<br />

Mit den <strong>Jahre</strong>n wurden<br />

die Ergo-Modelle dem Zeitgeschmack<br />

folgend noch etwas<br />

schlanker – vor allem durch<br />

schmalere Schallwände. Auch<br />

die Furniere wurden immer wieder<br />

geändert, weil der Zeitgeist<br />

mal eher helle und dann wieder<br />

dunklere Hölzer bevorzugt. Aktuell<br />

sind Esche-Schwarz, Kirsche<br />

und Wenge verfügbar.<br />

Unter der hübschen Haube<br />

hat sich wesentlich mehr getan.<br />

So haben die in der Ergo 690<br />

eingesetzten Chassis und Filter<br />

mit denen der frühen <strong>Jahre</strong> so<br />

gut wie nichts mehr gemeinsam.<br />

Besonders deutlich wird dies<br />

beim Vergleich der Hoch- und<br />

Mitteltöner. Im Gegensatz zu<br />

den Basstreibern, die mit der<br />

Zeit kleiner wurden, wuchsen<br />

hier die Membranflächen. Der<br />

Durchmesser der Hochtonkalotten<br />

stieg von 19 auf 25 Millimeter<br />

und die Körbe der Mitteltöner<br />

vergrößerten sich von<br />

12 auf 18 Zentimeter.<br />

Besonders deutlich wird der<br />

Fortschritt bei den Membranwerkstoffen.<br />

Anstelle von Textilgewebe<br />

(bei Hochtönern) und<br />

beschichtetem Papier (bei Konustreibern)<br />

dient heute Aluminium<br />

als Ausgangsmaterial. Die<br />

Metallmembranen sind steifer<br />

und können komplexen Signalen<br />

präziser folgen. Auch<br />

ihre Stabilität gegenüber Umweltfaktoren<br />

wie beispielsweise<br />

UV-Licht ist höher.<br />

Über die Generationen stieg<br />

auch die thermische Belastbarkeit.<br />

Dafür verantwortlich sind<br />

Kleber, die höhere Temperaturen<br />

verkraften, und besser<br />

belüftete Schwingsysteme mit<br />

größeren Durchmessern. Heute<br />

liegt die Nennbelastbarkeit einer<br />

Ergo 690 bei satten 170<br />

Watt. Dass Chassis oder Weichenbauteile<br />

wegen Überhitzung<br />

den Dienst versagten, war<br />

vor 30 <strong>Jahre</strong>n keine Seltenheit,<br />

heute liegen die Ausfallraten<br />

bei sachgerechter Nutzung im<br />

Promillebereich.<br />

Tatsächlich können die frühen<br />

Ergo-Generationen weder<br />

messtechnisch noch klanglich<br />

neben den Vertretern der<br />

36<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de


ZUE R S T<br />

GE TE S TE T IN<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 37


HiFi-Legenden<br />

Lautsprecher<br />

Hoch- und Mitteltöner der Ur-Ergo von 1981 waren auffallend zierlich.<br />

Die Kalotte (links) aus Textilgewebe war nur 19 Millimeter groß. Der<br />

Mitteltonkonus aus Papier besaß einen 12-Zentimeter-Korb.<br />

aktuellen Baureihe bestehen.<br />

Das liegt an den stark verfeinerten<br />

Entwicklungsmethoden,<br />

die spätestens seit dem<br />

Jahrtausendwechsel von Simulationsprogrammen<br />

wie Klippel<br />

bestimmt werden. Mit deren<br />

Hilfe lässt sich das Schwingungsverhalten<br />

in einer Weise<br />

perfektionieren, die mit den<br />

früheren handwerklichen Methoden<br />

nicht darstellbar war.<br />

Heute können die Entwickler<br />

das Rundstrahlverhalten und<br />

damit die Klangfarbentreue<br />

über die Membrangeometrie<br />

optimieren und den Frequenzgang<br />

eines Chassis an den Enden<br />

seines Einsatzgebietes so<br />

gestalten, dass im Verbund mit<br />

der passenden Filterkonfiguration<br />

das Ausschwingverhalten<br />

der Box verbessert wird.<br />

Am deutlichsten macht sich<br />

die kontinuierliche Weiterentwicklung<br />

bei den Verzerrungen<br />

bemerkbar. Selbst bei Pegeln<br />

um 100 Dezibel (rote Linien im<br />

Klirrdiagramm in der Messwertetabelle)<br />

verzerrt die Ergo 690<br />

in den klangentscheidenden<br />

Mitten nur sehr wenig.<br />

Ein weiterer Grund für den<br />

entspannten Umgang der 690<br />

mit komplexen Signalen sind<br />

die mit der jüngsten Generation<br />

eingeführten Doppelsicken für<br />

die Konusreiber. Diese gestatten<br />

den Membranen größere Hübe<br />

und federn die Bewegung dennoch<br />

zuverlässig ab.<br />

Die wilden 80er-<strong>Jahre</strong><br />

Im selben Jahr, als Canton seine<br />

erste Ergo vorstellte, begann<br />

mit „Speak & Spell“ die Karriere<br />

der Synthie-Pop-Band Depeche<br />

Mode. Den Durchbruch<br />

brachte „People Are People“,<br />

das 1984 erschien.<br />

Die 690 hatte mit dem melodiösen<br />

80er-<strong>Jahre</strong>-Klassiker<br />

nicht die geringste Mühe.<br />

Der stimmbetonte, rhythmisch<br />

durchaus vertrackte Song klang<br />

mit der Ergo derart einnehmend,<br />

dass ich mir wünschte, ich hätte<br />

schon zu meiner damaligen<br />

Studentenzeit eine so klangsouveräne<br />

Box zur Verfügung<br />

gehabt. Die optisch sowie konstruktiv<br />

jüngere Vento 890.2,<br />

die kürzlich von den <strong>stereoplay</strong>-<br />

Lesern zur besten Standbox bis<br />

5000 Euro gekürt wurde, kann<br />

das alles noch eine Spur besser.<br />

Sie klingt direkter, feiner und<br />

habhafter, kostet aber mit 3200<br />

Euro auch 60 Prozent mehr.<br />

Tonal jedenfalls lagen die<br />

ungleichen Canton-Geschwister<br />

extrem dicht beisammen und<br />

auch dynamisch war die etwas<br />

kleinere Ergo nicht so weit entfernt,<br />

dass man sie als preisgünstigere<br />

Alternative nicht in<br />

Erwägung ziehen könnte.<br />

Depeche Mode sind nach<br />

wie vor sehr gut im Geschäft<br />

und haben mit ihrer brand neuen<br />

Single „Heaven“ kürzlich Platz<br />

zwei in den deutschen Single-<br />

Charts erreicht. Lauschen Sie<br />

diesem klangfarbenreichen<br />

Song mal in aller Ruhe über die<br />

690. Sie werden hören: Diese<br />

Box ist akustisch voll auf der<br />

Höhe der Zeit.<br />

Wolfram Eifert ■<br />

Der Ergo-Mitteltöner<br />

ist etwa sechs<br />

Zentimeter größer<br />

als das historische<br />

Vorbild. Seine<br />

Aluminiummembran<br />

und die<br />

Doppelsicke sind<br />

hochmodern. Die<br />

Hochtonkalotte<br />

bringt dank<br />

Doppelmagnet<br />

hohen Pegel.<br />

Canton Ergo 690 DC<br />

1900 Euro (Herstellerangabe)<br />

Vertrieb: Canton Elektonik, Weilrod<br />

Telefon: 0 60 83 / 2 87 0<br />

www.canton.de<br />

Auslandsvertretungen siehe Internet<br />

Maße: B: 23 x H: 105 x T: 30,5 cm<br />

Gewicht: 23,5 kg<br />

Aufstellungstipp: freistehend,<br />

Hörabstand ab 2,5 m, normal bedämpfte<br />

Räume ab 30 m²<br />

Messwerte<br />

Frequenzgang & Impedanzverlauf<br />

Canton Ergo 690<br />

Frequenzgang<br />

100 dB<br />

axial 10*hoch 30*seitl.<br />

90 dB<br />

80 dB<br />

70 dB<br />

16 Ohm<br />

8 Ohm<br />

60 dB<br />

4 Ohm<br />

2 Ohm<br />

Impedanzverlauf<br />

50 dB<br />

1 Ohm<br />

10 Hz 100 Hz 1 kHz 10 kHz 40 kHz<br />

In 2 m Entfernung recht ausgewogen<br />

mit extrem hohem Schalldruck.<br />

Impedanz ab 400 Hz konstant.<br />

Pegel- & Klirrverlauf 85-100 dB SPL<br />

110 dB<br />

100 dB<br />

90 dB<br />

80 dB<br />

70 dB<br />

60 dB<br />

Canton Ergo 690<br />

Recht geringe Verzerrungen, die nur<br />

langsam mit dem Pegel steigen.<br />

<strong>stereoplay</strong> Kompatibilitätsdiagramm<br />

Spannungsbedarf<br />

10,1 V<br />

Impedanz-∆<br />

3,1 - 9,9 Ω<br />

Kommt mit minimaler Spannung und<br />

niedriger Stromlieferung aus.<br />

Untere Grenzfreq. -3/-6 dB 51/46 Hz<br />

Maximalpegel<br />

108,5 dB<br />

Bewertung<br />

Natürlichkeit<br />

Feinauflösung<br />

Grenzdynamik<br />

Klang 52<br />

0 10 20 30 40 50 60 70<br />

Messwerte 7<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Praxis 4<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Wertigkeit 6<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Preiswerte und großvolumige<br />

Dreiwege-Oldschool-Standbox<br />

mit ausgereifter Technik und<br />

zeitlosem Design. Die 690 klingt<br />

herrlich erwachsen und tonal so<br />

ausgewogen wie von Canton<br />

gewohnt. Sie harmoniert auch<br />

mit kleineren Verstärkern.<br />

<strong>stereoplay</strong> Testurteil<br />

Klang<br />

Spitzenklasse<br />

Gesamturteil<br />

gut<br />

Preis/Leistung<br />

85 dB 90 dB 95 dB 100 dB<br />

50 dB<br />

20 Hz 50 Hz 100 Hz 200 Hz 500 Hz 1 kHz 2 kHz 5 kHz<br />

Strombedarf<br />

Bassqualität<br />

Pegel- & Klirrverlauf<br />

11 11 11 10 9<br />

Abbildung<br />

3,3 A<br />

52 Punkte<br />

69 Punkte<br />

sehr gut<br />

38<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de


Runde Sache: Die Ergo-Serie ist seit 1981 fester Bestandteil im Canton-Programm<br />

Als Canton 1981 die erste<br />

Box mit dem Namen Ergo<br />

vorstellte, konnte niemand<br />

ahnen, dass die typischen<br />

Design-Merkmale selbst<br />

30 <strong>Jahre</strong> später noch gefragt<br />

sein würden. Das<br />

Konzept stammt von dem<br />

Industrie-Designer Richard<br />

Fischer, der zeitweilig auch<br />

für die Braun AG tätig war.<br />

Der gebürtige Oberpfälzer<br />

war bis 1999 Professor an<br />

der Hochschule<br />

für Gestaltung<br />

in Offenbach<br />

und ist<br />

2010 leider<br />

verstorben.<br />

Die Ur-Ergo<br />

von 1981 war<br />

zunächst ein<br />

Einzelprodukt.<br />

Die Standbox<br />

war vollaktiv<br />

und bot drei<br />

Endstufen mit<br />

je 75 Watt<br />

Dauerleistung.<br />

Sie besaß<br />

Klangregler<br />

und eine komfortable<br />

Einschaltautomatik.<br />

Eine Gegenkopplung<br />

verhalf den Tieftönern zu<br />

mehr Präzision.<br />

Erst als sicher war, dass<br />

die Optik bei den Kunden<br />

ganz hervorragend ankam,<br />

entstanden umfangreiche<br />

Baureihen im Ergo-Stil. Das<br />

Design wurde seither kaum<br />

verändert, Treiber und<br />

Frequenzweichen hingegen<br />

regelmäßig erneuert.<br />

Die meisten Ergo-Modelle<br />

waren und sind reinrassige<br />

Passivboxen, doch keine<br />

Regel ohne Ausnahme.<br />

Mitte der 90er erschienen<br />

die mit Signalprozessoren<br />

vielfältig klangoptimierten<br />

Technologieträger Digital 1<br />

und 2 im Ergo-Design. Die<br />

Ergo RC-A (Jahrgang 2001)<br />

war teilaktiv mit Endstufen<br />

für die Tieftöner inklusive<br />

elektronischer Entzerrung.<br />

Die zeitweilig extrem<br />

populären SC-Modelle<br />

erzielten über eine externe<br />

Vorschalt-Entzerrung eine<br />

tiefere Grenzfrequenz.<br />

Die größten Veränderungen<br />

gab es über die <strong>Jahre</strong> bei<br />

den Chassis. Zu Zeiten der<br />

Ur-Ergo waren noch Bässe<br />

mit satten 25 Zentimetern<br />

Durchmesser erforderlich,<br />

um einen mittelgroßen<br />

Wohnraum angemessen<br />

mit Schalldruck zu füllen.<br />

Der heutigen Ergo 690<br />

genügen zwei 20er für eine<br />

Klangpracht, an die eine<br />

Ur-Ergo trotz komplexerer<br />

Technik nicht heranreichte.<br />

Ein Teil der gesteigerten<br />

Durchhörbarkeit geht auf<br />

das Konto einer in die<br />

Abstimmung einbezogenen<br />

Hochpassfilterung, die<br />

Canton seit einigen <strong>Jahre</strong>n<br />

in die Filter integriert.<br />

Dass die Klangqualität mit<br />

den <strong>Jahre</strong>n stieg, liegt an<br />

vielen Details, die in der<br />

Summe enorm wirken.<br />

Klangneutralere Werkstoffe<br />

für Membranen, linearer<br />

arbeitende Antriebe und<br />

exakter abgestimmte Filter<br />

sind die wesentlichen<br />

Faktoren. Doch auch für<br />

die Besitzer älterer Ergo-<br />

Modelle ist gesorgt. Der<br />

Service von Canton kann<br />

auch die frühen Modelle<br />

noch reparieren. Notfalls<br />

werden die Treiber von<br />

Hand neu aufgebaut.<br />

Dank der kontinuierlichen<br />

Weiterentwicklung sind die<br />

Ergo-Modelle auch heute<br />

konkurrenzfähig. Lassen<br />

wir uns überraschen, was<br />

Canton in den kommenden<br />

<strong>Jahre</strong>n noch mit seinem<br />

Klassiker anstellen wird.<br />

KEINE KOMPROMISSE.<br />

Vollverstärker M6i Eingänge: 4 x Cinch, 1 x XLR, 1 x USB; Ausgänge:<br />

1 x Lautsprecher, Tape-Out, Pre-Out; Leistung 200 Watt/Kanal, silber<br />

oder schwarz, 17Kg, 2.549,-€<br />

MEHR PRODUKTE UND HÄNDLER:<br />

TELEFON 077 28 - 10 64 · WWW.REICHMANN-AUDIOSYSTEME.DE


HiFi-Legenden<br />

Plattenspieler<br />

Mit Stil zum Ziel<br />

Einige Transrotor-Plattenspieler sehen einfach „rattenscharf“ aus. Für den<br />

völlig neu überarbeiteten Classic gilt das erst recht. Aber das ist noch nicht<br />

mal das Beste an dem schicken Acryldreher.<br />

Große Musiker gab es zu<br />

allen Zeiten. Musiker, die<br />

stilbildend wirken, sind allerdings<br />

deutlich seltener. Die<br />

Beatles gehören in diese Ausnahmekategorie,<br />

sicher auch<br />

Toscanini, Glenn Gould oder<br />

Miles Davis. Bei Plattenspielern<br />

sieht das ähnlich aus: Nur wenige<br />

Konstruktionen haben den<br />

Lauf der Dinge nachhaltig verändert<br />

und wurden so zu Kultgeräten.<br />

Man denke an den<br />

Technics SL-1210MK2 und den<br />

Linn LP12 oder aber an den<br />

Transrotor AC und seinen legitimen<br />

Nachfolger, den Transrotor<br />

Classic.<br />

Als ich zum ersten Mal einen<br />

Transrotor AC zu Gesicht bekam,<br />

war eigentlich nichts mehr<br />

wie zuvor. Eine vergleichbare<br />

Wirkung hatten zu dieser Zeit<br />

Der Autor: Marius Dittert<br />

Schallplatten sind seine<br />

große Passion. Und an<br />

besonderen Tagen hört<br />

er am liebsten Mono...<br />

vielleicht noch die „Drei Engel<br />

für Charlie“. Der Acryldreher<br />

von Transrotor sah dabei fast<br />

noch heißer aus als Farrah Fawcett<br />

und war gleichzeitig unfassbar<br />

cool. Der AC wurde so<br />

völlig zu Recht zum Kultgerät<br />

und zur Urform aller Acrylglas-<br />

Plattenspieler. Kurzum: Der AC<br />

war stilbildend.<br />

Etwa zehn <strong>Jahre</strong> nach dem<br />

AC erschuf Jochen Räke den<br />

Transrotor Classic, den es von<br />

Anfang an in den Ausführungen<br />

Classic Chrom und Classic<br />

Gold gab. Inklusive SME-MK2-<br />

Arm kostete er rund 4000 DM.<br />

Der Classic ging zurück auf<br />

eine Anfrage der Firma Grundig,<br />

die eine adäquate Plattenspieler-Ergänzung<br />

für ihre damals<br />

hochgelobte Fine-Arts-<br />

Serie benötigte (siehe den<br />

Marius Dittert war Mitglied der<br />

<strong>stereoplay</strong>-Redaktion von<br />

1995 bis 1999. Zuerst als<br />

Praktikant, später als Volontär<br />

und Testredakteur, unterbrochen<br />

nur durch ein kleines<br />

Intermezzo bei der AUDIO<br />

(1996/‘97). Der Analogfan blieb<br />

der <strong>stereoplay</strong> stets freundschaftlich<br />

verbunden und<br />

schrieb auch für AUDIOphile.<br />

Heute arbeitet er bei den René<br />

Staud Studios in Leonberg.<br />

Historien-Abschnitt, Seite 43).<br />

Zusammen mit dem AC ist der<br />

Classic das bis heute populärste<br />

Transrotor-Gerät. Über 4000<br />

Exemplare wechselten im Laufe<br />

der Jahrzehnte den Besitzer.<br />

Der Classic ließ die Gene des<br />

AC von Anfang an acrylklar<br />

durchscheinen, gab sich aber<br />

weniger verspielt und noch puristischer.<br />

Ähnlich war beiden<br />

Geräten die Grundkonstruktion<br />

mit einer Basis aus hochstabilem<br />

Plexiglas, einem Wechselstrommotor<br />

mit hoher Masse<br />

und einem Antrieb mit Rundriemen.<br />

Abkehr vom AC<br />

Gänzlich anders als beim AC<br />

fiel beim Classic der Plattenteller<br />

aus: Räke nahm hier einen<br />

resonanztechnisch äußerst sorgfältig<br />

gefertigten Präzisions-<br />

Acrylteller, bei dem er die für<br />

Transrotor-Geräte charakteristischen<br />

Gewichte auf die Unterseite<br />

des Tellers verlagerte.<br />

Der Grund: Die schwindsüchtigen<br />

LP-Pressungen der 80er-<br />

<strong>Jahre</strong> wären zwischen den Gewichten<br />

auf der Oberseite glatt<br />

durchgehangen.<br />

Der neue Classic.3 (Modell<br />

2014) ist die inzwischen dritte<br />

Evolutionsstufe. Allerdings hat<br />

Jochen Räke seinen Bestseller<br />

nicht nur facegeliftet, sondern<br />

gleich in allen Details neu<br />

durchdacht und entsprechend<br />

verbessert. Das und die Tatsache,<br />

dass der Classic.3 nur in<br />

Kleinstserie gefertigt wird, erklären<br />

den kräftigen Preissprung<br />

zumindest teilweise. Voll aufgetakelt<br />

– mit dem derzeit besten<br />

SME-Arm V9 und dem<br />

Transrotor-Moving-Coil-System<br />

Merlot, mit Acrylhaube und<br />

Netzteil – beläuft sich das Testmuster<br />

auf nunmehr 14215<br />

Euro. Das ist gerade für einen<br />

wieder aufgelegten Klassiker<br />

eine hübsche Stange Geld. Doch<br />

bei genauer Betrachtung hat ja<br />

der Classic.3 mit seinem Ahn<br />

aus Grundig-Tagen nur noch<br />

wenig zu tun. Es ist vielmehr<br />

das derzeit modernste Räke-<br />

Laufwerk – halt nur mit einem<br />

seit vielen <strong>Jahre</strong>n bekannten<br />

Äußeren.<br />

Alles, was man anfasst, fühlt<br />

sich am Classic derart edel, satt<br />

und für die Ewigkeit gebaut an,<br />

dass man seine Finger überhaupt<br />

nicht mehr davon lassen<br />

mag. Es ist ein großes sinnliches<br />

Vergnügen, mit den Händen<br />

über die perfekt gefertigten Metallteile<br />

aus Messing und Bronze<br />

zu streichen, deren ebenfalls<br />

perfekt hochglanzpolierte und<br />

verchromte Oberflächen wie<br />

permanente Netzhautpflege wirken.<br />

Das gleiche überragende<br />

Qualitätsgefühl vermitteln auch<br />

die Haube und die Acrylglas-<br />

Grundplatte.<br />

Apropos Acrylglas-Grundplatte:<br />

Für den Classic.3 verwendet<br />

Jochen Räke eine<br />

40<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de


5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 41


HiFi-Legenden<br />

Plattenspieler<br />

Auch hier ganz in der<br />

Tradition: Wo früher<br />

Basis, die mit einer Stärke von<br />

2,5 Zentimetern deutlich massiver<br />

als beim Vorgängermodell<br />

ausfällt. Die Füße, auf denen<br />

das Chassis ruht, gerieten ebenfalls<br />

eine Nummer größer: Sie<br />

besitzen mehr Durchmesser und<br />

sind entsprechend schwerer und<br />

stabiler. Auch beim Plattenteller<br />

des Classic.3 legte Transrotor<br />

noch ordentlich einen drauf: Er<br />

gewann deutlich an Materialstärke<br />

und weiterer Solidität.<br />

Der Teller des Classic.3<br />

kommt erstmals mit fünf anstelle<br />

der sonst üblichen sechs Gewichte<br />

aus. Räke hat festgestellt,<br />

dass sich das Resonanzverhalten<br />

des Tellers so<br />

verbessert. Da die fünf Gewichte<br />

insgesamt zwei Kilogramm<br />

mehr auf die Waage<br />

bringen als die ursprünglichen<br />

sechs, verbessert sich gleichzeitig<br />

die dynamische Masse.<br />

Gerade bei sehr dynamikreichem<br />

Musikmaterial mit<br />

starken Rillenauslenkungen<br />

verbessert sich so der „Durchzug“.<br />

Nach Meinung von Räke<br />

bremsen solche Stellen auf der<br />

Platte. Messtechnisch sei das<br />

Die Achse aus hochpolierten<br />

Wälzlagerrollen ist Räkes ganzer<br />

Stolz. Wegen ihr soll sich der<br />

Plattenteller ruhiger drehen als<br />

bei den Modellen der 80er-<strong>Jahre</strong>.<br />

nicht nachweisbar, aber hören<br />

könne man das.<br />

Eine weitere wichtige Neuerung<br />

ist das Plattentellerlager,<br />

das aus dem Transrotor Zet 3<br />

stammt. Nach Aussage von<br />

Räke soll die Achse aus gehärteten,<br />

hochglanzpolierten Wälzlagerrollen<br />

viel ruhiger und<br />

präziser arbeiten als bei den<br />

vorherigen Classic-Ausführungen.<br />

O-Ton Räke: „Es liegen<br />

Welten dazwischen.“<br />

Geht los wie eine Rakete<br />

Auch klanglich taten sich neue<br />

Welten auf: Der Classic.3 spielte<br />

fein- und grobdynamisch in einer<br />

völlig anderen Liga als seine<br />

Vorgängermodelle. Donnerwetter:<br />

Bass-Attacken haben<br />

ein SME 3009/II<br />

seinen Dienst versah,<br />

übernimmt diesen<br />

Job heute ein V9.<br />

wir von einem Räke schon lange<br />

nicht mehr mit einem derartigen<br />

Verve gehört. Der Classic.3<br />

groovt, swingt und reißt<br />

mit, dass es nur so eine Freude<br />

ist. Da macht ihm auch der<br />

ebenfalls im Heft getestete EAT<br />

Forte (ab Seite 72) nichts vor.<br />

Im direkten Vergleich schien<br />

dieser etwas langsamer zu spielen,<br />

wenngleich feiner mit noch<br />

mehr sonoren Klangfarben und<br />

räumlich großzügiger. Für Klassik<br />

ist diese Gangart sicherlich<br />

passender, der Räke ist so ewas<br />

wie die erste Wahl, wenn man<br />

vor allem Pop und Jazz hört.<br />

Der neue Classic.3 markiert<br />

einen Sprung nach vorne, vergleichbar<br />

demjenigen etwa, den<br />

die Beatles von „Help“ zu<br />

„Rubber Soul“ machten. Jochen<br />

Räke und sein Team haben dabei<br />

auf alles Überflüssige verzichtet<br />

und die klassische Aura<br />

ihres legendären Plattendrehers<br />

unangetastet gelassen. So<br />

kommt man mit Stil zum Ziel.<br />

Marius Dittert ■<br />

Transrotor Classic.3<br />

mit SME V9 + TA Merlot<br />

14 200 Euro (Herstellerangabe)<br />

Vertrieb: Räke, Bergisch Gladbach<br />

Telefon: 01805 / 05 95 95<br />

www.transrotor.de<br />

Auslandsvertretungen siehe Internet<br />

Maße: B: 48 x H: 42,5 x T: 48,5 cm<br />

Gewicht: 60 kg<br />

Messwerte<br />

Frequenzgang & Übersprechen<br />

10dB<br />

0dB<br />

-10dB<br />

-20dB<br />

-30dB<br />

-40dB<br />

-50dB<br />

20Hz 100Hz 1kHz 10kHz 50kHz<br />

Sehr ausgewogen und breitbandig<br />

mit recht geringem Übersprechen<br />

Gleichlaufton-Spektrum<br />

0 dB<br />

-20 dB<br />

-40 dB<br />

-60 dB<br />

-80 dB<br />

-500Hz 3150Hz +500Hz<br />

Super Gleichlauf mit sehr schlanker,<br />

hochreichender Spitze im Spektrum<br />

Rumpel-Spektrum<br />

-20 dB<br />

-40 dB<br />

-60 dB<br />

-80 dB<br />

-100 dB<br />

-120 dB<br />

5Hz 10Hz 50Hz 100Hz 500Hz<br />

Extrem niedriges Rumpelgeräusch<br />

fast an der Messgrenze<br />

Gleichlauf, bewertet ±0,085 %<br />

Solldrehzahl – (einstellbar)<br />

Rumpelstörabstand, bewertet<br />

Platte/Koppler<br />

73,5/85 dB<br />

Tonarm-Gewichtsklasse mittel<br />

Verbrauch Standby/Betrieb 2,8/8,2 W<br />

Bewertung<br />

Klang 56<br />

0 10 20 30 40 50 60 70<br />

Messwerte 9<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Praxis 7<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Wertigkeit 9<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Er sieht aus wie ein Classic<br />

von vor 25 <strong>Jahre</strong>n, ist aber<br />

modernste Analog-Technik aus<br />

Bergisch Gladbach. Räke schafft<br />

hier etwas wirklich Besonderes:<br />

den Klassiker mit High-Tech-<br />

Appeal.<br />

<strong>stereoplay</strong> Testurteil<br />

Klang<br />

Spitzenklasse<br />

Gesamturteil<br />

sehr gut<br />

Preis/Leistung<br />

56 Punkte<br />

81 Punkte<br />

befried. – gut<br />

42<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de


Transrotor als Zulieferer für den deutschen Weltkonzern<br />

Ohne Grundig kein Classic.<br />

Auf diesen einfachen<br />

Nenner kann man die<br />

Geschichte des am<br />

längsten gebauten Transrotor<br />

bringen. Sie beginnt<br />

1986. Initiator für die<br />

Zusammenarbeit Grundig-<br />

Transrotor war Dr. Burkhardt<br />

Schwäbe, der damals<br />

als Produktmanager bei<br />

Grundig die Fine Arts-Serie<br />

aus der Taufe hob. Die<br />

hoch geachteten Komponenten<br />

sollten Grundigs<br />

Kompetenz im gehobenen<br />

HiFi-Segment untermauern<br />

und dem Unternehmen aus<br />

Fürth zudem lang ersehnte<br />

neue Käuferschichten erschließen.<br />

Zum Fotoshooting für den<br />

anstehenden Fine Arts-<br />

Katalog suchte Schwäbe<br />

als Ergänzung nach einem<br />

hochwertigen Schallplattenspieler,<br />

was einen Anruf<br />

bei Jochen Räke zur Folge<br />

hatte. Der Produktmanager<br />

des damaligen Weltkonzerns<br />

wollte sich bei der<br />

kleine Manufaktur aus<br />

Bergisch Gladbach ein<br />

Gerät leihen. Jochen Räke<br />

hätte dem netten Anrufer<br />

auch gerne geholfen, aber<br />

rein optisch passte keiner<br />

In Stanley Kubriks Film-Klassiker „Clockwork Orange“ durfte der<br />

Classic zumindest eine Nebenrolle besetzen.<br />

der damaligen Transrotor-<br />

Dreher, das stellte sich<br />

nach einem ersten Treffen<br />

schnell heraus. Es wurde<br />

daher beschlossen, für die<br />

Linie Fine Arts einen<br />

eigenen Plattenspieler<br />

aufzulegen.<br />

Um in der Sache schnell<br />

voranzukommen, durfte<br />

Räke ein Holzmodell eines<br />

zukünftigen Geräts gleich<br />

mitnehmen. Würde Jochen<br />

Räke heute auch nur<br />

darüber nachdenken, ein<br />

handgefertigtes und<br />

kostbares Musterexemplar<br />

einfach so einzupacken –<br />

er würde wahrscheinlich<br />

nicht einmal bis zur Tür<br />

kommen.<br />

Letztendlich entstand aus<br />

diesem für heutige Verhältnisse<br />

unfassbar lässigen<br />

Vorgehen der Transrotor<br />

Classic. Allerdings nicht<br />

ganz so schnell, wie es<br />

zunächst aussah, denn<br />

nachdem Jochen Räke<br />

einen Entwurf eingereicht<br />

hatte, wollte Grundig gleich<br />

400 Einheiten ordern.<br />

Eigentlich ein Grund zum<br />

Jubeln, doch für eine kleine<br />

Manufaktur, die sich von<br />

den Umsatzeinbußen des<br />

CD-Zeitalters gerade<br />

halbwegs erholt hatte, nicht<br />

Autos und Plattenspieler: Jochen<br />

Räke hat ein Faible für Klassiker.<br />

zu realisieren. Schließlich<br />

musste auch im Jahr 1986<br />

eine Produktion vorfinanziert<br />

werden. Bei Transrotor<br />

entschied man deshalb,<br />

den Verkauf in eigenen<br />

Händen zu behalten und<br />

die Produktion somit in<br />

realistischer Größenordnung<br />

anzusiedeln. Grundig<br />

ging den Weg mit. Dr.<br />

Schwäbe sei Dank.<br />

Entwickelt für den Weltkonzern: Im Katalog der noblen Grundig Fine Arts Line stiehlt der hübsche<br />

Classic/Connaisseur dem Vollverstärker A 9000 die Schau.<br />

Die 80er<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 43


HiFi-Legenden<br />

Vollverstärker<br />

Heavy Metal<br />

Die Verstärker von Friedrich Schäfer wurden im Laufe der Zeit immer<br />

besser – und immer schwerer. Der aktuelle Emitter 2 Exclusive wiegt fast<br />

drei Zentner und ist einer der besten Amps der <strong>stereoplay</strong>-Geschichte.<br />

Seit fast 30 <strong>Jahre</strong>n ist der<br />

Emitter von ASR Schäfer<br />

(früher Schäfer & Rompf) einer<br />

der ungewöhnlichsten Verstärker<br />

der HiFi-Branche. Und ein<br />

bisschen hat <strong>stereoplay</strong> an seiner<br />

Erfolgsgeschichte mitgeschrieben.<br />

Nach verschiedenen<br />

Tests von Boxen und der Phonostufe<br />

Basis brachte Firmenchef<br />

und -Entwickler Friedrich<br />

Schäfer im August 1985 seinen<br />

Emitter zum ersten Test bei <strong>stereoplay</strong><br />

vorbei. Bereits damals<br />

war das ein gewaltiges Ding mit<br />

ausgelagertem Netzteil, das fantastisch<br />

klang und umgehend<br />

zum bes ten aller damaligen<br />

Vollverstärker gekürt wurde.<br />

Es war Zufall, dass ich gerade<br />

in dieser Ausgabe auch die<br />

Klirr-Theorie in <strong>stereoplay</strong> veröffentlichte.<br />

Der Emitter passte<br />

Der Autor: Hannes Maier<br />

Der routinierte Schwimmer<br />

kennt die Bedeutung<br />

von Kraft. Der<br />

Emitter hat genug davon.<br />

Der leidenschaftliche (und<br />

durchaus erfolgreiche) Funker<br />

hospitierte bei der HiFi Stereophonie,<br />

bevor er 1984 im<br />

Fahrwasser von Karl Breh zur<br />

<strong>stereoplay</strong> kam und hier zum<br />

unumschränkten Verstärker-<br />

Papst wurde. Maier, Jahrgang<br />

1950, entwickelte etliche<br />

Messungen und die noch<br />

heute für <strong>stereoplay</strong> elementare<br />

Klirr-Theorie. Seit 2012<br />

steht er in AUDIO-Diensten.<br />

da wie die Faust aufs Auge, verhielt<br />

er sich doch so, als wäre<br />

Schäfer Mitautor gewesen: Die<br />

Spalte: Die Klirroberwellen<br />

staffelten sich harmonisch<br />

schnell abfallend, so wie es sich<br />

bei der ausgiebigen Forschung<br />

zuvor als ideal erwiesen hat..<br />

Der hier getestete Emitter 2<br />

Exclusive ist viele Generationen<br />

später und hat das dickste Gedeck<br />

im ASR-Programm. Im<br />

Sommer soll es zwar noch<br />

dicker kommen (mit einem<br />

Kind, das noch keinen Namen<br />

hat), aber das ist Zukunftsmusik.<br />

Bleiben wir bei dem, was<br />

wir haben: dem größten Vollverstärker,<br />

der je im Hörraum<br />

stand, ein vierteiliger Verstärkerschrein<br />

mit drei Netzteilen:<br />

je eines für den linken und rechten<br />

Kanal der Leistungs-Sektion<br />

(je 32 Kilogramm) und ein<br />

Akku-Netzteil für die Eingangs-<br />

Sektion (26 Kilogramm).<br />

Ein eigenes Akku-Netzteil<br />

wofür? Für die Eingangssektion?<br />

Genau: Schäfer be zei ch net<br />

seine Emitter ja immer als Endstufen<br />

mit Pegelabschwächer.<br />

Das ist natürlich nur bedingt<br />

richtig. Bis 51 Dezibel (im Display)<br />

schwächt ein Mikroprozessor-gesteuertes<br />

Netzwerk<br />

aus 16 Relais das Signal in 71<br />

Stufen ab. Oberhalb des magischen<br />

51-Dezibel-Punktes<br />

muss das Signal trotz alledem<br />

verstärkt werden, bevor es an<br />

die langen Batterien von 20<br />

Endstufen-Transistoren weitergeleitet<br />

wird.<br />

137 Kilo High End<br />

Noch mehr Zahlen: Wenn man<br />

die 47 Kilo des eigentlichen<br />

Verstärkerblocks hinzurechnet,<br />

addieren sich die Bestandteile<br />

des Emitter 2 Exclusive auf 137<br />

Kilo feinstes High End – mit<br />

satt einrastenden Schaltern, mit<br />

in jahrzehntelanger Suche gefundenen<br />

Top-Bauteilen und<br />

einer Mechanik, die ihresgleichen<br />

sucht. Aber natürlich machen<br />

die drei Netzteile den<br />

Emitter 2 Exclusive so besonders.<br />

Es fragt sich nur: wozu<br />

der ganze Aufwand.<br />

Zum einen klingen Schaltungen<br />

immer besser, wenn die<br />

Netztrafos möglichst weit weg<br />

stehen. Vor allem aber geht es<br />

Schäfer hier um Stabilität, Stabilität<br />

und nochmals Stabilität.<br />

Die Laborwerte des Emitter 2<br />

Exclusive sind tatsächlich jenseits<br />

von Gut und Böse: Der<br />

Emitter 2 zeigt sich als extrem<br />

breitbandig. Mit seinem Verzerrungsverhalten<br />

toppt er seinen<br />

Urahn von 1985 um einiges:<br />

Der Oberwellenverlauf präsentiert<br />

sich noch schöner.. Was<br />

Laborchef Peter Schüller besonders<br />

strahlen ließ: Die Spannungs-<br />

und Stromlieferfähigkeit<br />

des Emitter war quasi in jeder<br />

(Phasen-)Lage perfekt. Schüller<br />

schwärmt: „Einen kraftvolleren<br />

Verstärker hatten wir noch nicht<br />

im Labor. Der große ASR ist<br />

stabil bis kurz vorm Kurzschluss<br />

und er schafft bis zu 1250 Watt<br />

Mu-sikleis tung (an 2 Ohm). “<br />

Und damit präsentiert er sich<br />

fast doppelt so stark wie der<br />

kleinere Emitter 1, den wir vor<br />

zwei <strong>Jahre</strong>n (Heft 4/11) getestet<br />

haben. Das zeigt jedenfalls, dass<br />

das zusätzliche Netzteil doch<br />

einiges bringt. Allerdings nimmt<br />

der große Emitter auch doppelt<br />

so viel Strom auf.<br />

Man sieht es seinen Kraftwerken<br />

zwar nicht an, aber<br />

Schäfer ist ein Ökostromer, der<br />

vorzugsweise Elektroauto fährt.<br />

Um den Strombedarf zu senken,<br />

hat er dem Emitter 2 zwei Betriebsmodi<br />

mit auf den Weg<br />

gegeben: Im Modus 1 laufen<br />

die Endstufen-Transistoren nur<br />

mit halber Betriebsspan-<br />

44<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de


ZUE R S T<br />

GE TE S TE T IN<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 45


HiFi-Legenden<br />

Vollverstärker<br />

ASR Emitter 2 Exclusive<br />

15000 Euro (Herstellerangabe)<br />

Vertrieb: ASR Audio Systeme<br />

Telefon: 02772 / 649880<br />

www.asraudio.de<br />

Der Emitter, so wie wir ihn kennen: groß, schwer und so perfekt aufgebaut, dass man gern durch den<br />

Plexiglasdeckel die Parade der Bauteile abnimmt. Schon ohne Netzteile wiegt der Emitter 47 Kilogramm.<br />

nung. Modus 2 ist klanglich<br />

besser, weil druckvoller.<br />

Im Hörtest nutzten wir vor<br />

allem den Betriebsmodus 2. Der<br />

Emitter beeindruckte mit einer<br />

ganz seltenen Form von Stabilität<br />

und Substanz im Klangbild.<br />

Griegs „Halle des Bergkönigs“,<br />

das letzte Stück unserer Titel-<br />

CD, hatte mit ihm einen solchen<br />

Schub, eine solche subsonische<br />

Energie, dass selbst die Referenz-Vor-/End-Kombination<br />

(Pass/Ayre) dagegen fast fahl<br />

wirkte – zumal der Emitter auch<br />

in den Mitten spektakulär farbig<br />

und dynamisch spielte. Im Vergleich<br />

zu den beiden amtierenden<br />

Referenz-Vollverstärkern,<br />

PADIS A1 und A2, zeigte<br />

sich der ASR als unerschöpfliches<br />

Energiebündel, das dank<br />

seines sensationellen Tieftonteppichs<br />

auch immer ein bisschen<br />

mehr Raumtiefe bot. Vor<br />

allem bei höheren Pegeln offenbarte<br />

der ASR eine Klangschönheit,<br />

die man selten findet. Nur<br />

bei geringeren Pegeln hatten die<br />

PADIS-Modelle eindeutige Vorteile,<br />

weil sie insgesamt etwas<br />

leichtfüßiger und noch flüssiger<br />

im Hochton aufspielten.<br />

Im Ausgust 1985 wurde der<br />

Emitter zum besten Verstärker<br />

der <strong>stereoplay</strong>-Geschichte. 28<br />

<strong>Jahre</strong> später gelingt dem Emitter<br />

2 Exclusive dieses Kunststück<br />

erneut. Nur muss er sich<br />

jetzt den Platz an der Sonne mit<br />

den beiden PADIS-Amps teilen.<br />

Hannes Maier ■<br />

Auslandsvertretungen siehe Internet<br />

Maße: B: 57 x H: 23 x T: 47 cm<br />

Gewicht: 47 + 2 x 32 +26 kg<br />

Messwerte<br />

Frequenzgänge<br />

6dB<br />

3dB<br />

0dB<br />

-3dB<br />

-6dB<br />

-9dB<br />

-12dB<br />

-15dB<br />

10Hz 100Hz 1kHz 10kHz 100kHz<br />

Extrem breitbandig. Frequenzgang ohne<br />

Abfall bis 100 Kilohertz . Perfekt.<br />

Klirr-Analyse (k2 bis k5 vs. Leistung)<br />

0dBV<br />

-20dBV<br />

-40dBV<br />

-60dBV<br />

-80dBV<br />

-100dBV<br />

-120dBV<br />

0,01W 0,1W 1W 10W 100W 1kW<br />

Perfektes Klirr- und Lastwechselverhalten:<br />

Die Abstände zwischen den<br />

Oberwellen bleiben konstant<br />

<strong>stereoplay</strong> Kompatibilitätsdiagramm<br />

Spannung 8Ω<br />

54,8 V<br />

Frequenzgang<br />

∆ 0,03 dB<br />

Strom an 3Ω<br />

25 A<br />

Leistung ohne Ende: Egal, ob Strom<br />

oder Spannung gefordert ist, der<br />

Emitter liefert – bis unter 2 Ohm.<br />

Sinusleistung 1 kHz, k = 1 %<br />

an 8/4 Ω:<br />

331/617 W<br />

Rauschabstand Line 115 dB<br />

Verbrauch Standby/Betrieb<br />

25/115 W<br />

Auch im Akku-gepufferten<br />

Netzteil für die<br />

Eingangsstufe<br />

überlässt Schäfer<br />

nichts dem Zufall:<br />

Obwohl der Akku-<br />

Strom der Panasonic-<br />

Akkus (rot) von Hause<br />

aus sauber ist, wird er<br />

hier über zwei Trafos<br />

plus Folienkondensatoren<br />

(blau) noch<br />

einmal gesiebt. In<br />

Hörpausen lädt<br />

eine digitale Regelelektronik<br />

die Akkus<br />

wieder auf.<br />

Bewertung<br />

Klang 60<br />

0 10 20 30 40 50 60 70<br />

Messwerte 10<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Praxis 6<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Wertigkeit 10<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Der Emitter 2 Exclusive schreibt<br />

die Erfolgsstory der ASR-<br />

Verstärker weiter. Souverän bei<br />

allen Leistungs- und Impedanzlagen<br />

(bis 1250 Watt an 2 Ohm!)<br />

wird dieser vierteilige, 137 Kilo<br />

schwere Wonneproppen <strong>stereoplay</strong>s<br />

neue Co-Referenz.<br />

<strong>stereoplay</strong> Testurteil<br />

Klang<br />

Abs. Spitzenklasse<br />

Gesamturteil<br />

sehr gut<br />

Preis/Leistung<br />

60 Punkte<br />

86 Punkte<br />

sehr gut<br />

46<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de


Wie alles begann: Ein Rückblick von ASR-Chef Friedrich Schäfer<br />

Ich war schon immer<br />

technisch interessiert.<br />

Wenn sich andere Leute<br />

abends mit schönen<br />

Romanen entspannen,<br />

lese ich Schaltpläne. So<br />

entwickelte ich schon<br />

während meines Betriebswirtschaftsstudiums<br />

unsere<br />

Phonostufe, die Basis (die<br />

es immer noch gibt) und<br />

eine ganze Reihe recht<br />

erfolgreicher Lautsprecher.<br />

Doch beim Verkaufen war<br />

ich immer ein bisschen zu<br />

schüchtern und deshalb<br />

nur wenig erfolgreich.<br />

Deshalb fragte ich meinen<br />

alten Schulfreund Michael<br />

Rompf, ob er das übernehmen<br />

wolle. Der konnte das.<br />

Er tat es und das Geschäft<br />

unter Schäfer & Rompf<br />

(Gründungsjahr 1980)<br />

funktionierte bis 1994<br />

hervorragend, obwohl er<br />

von unseren Geräten gar<br />

nicht so viel verstand...<br />

Aber dann verliebte er sich<br />

in amerikanische Motorräder<br />

und verkauft seitdem<br />

Harley Davidson. Ich<br />

änderte daraufhin den<br />

Namen in ASR Schäfer und<br />

führe seitdem das Geschäft<br />

allein.<br />

Den ersten Kontakt zur<br />

Fachpresse hatten wir mit<br />

<strong>stereoplay</strong>, die sowohl<br />

unsere Lautsprecher als<br />

auch die Phonostufe Basis<br />

ausgesprochen positiv<br />

testete. Das legte wohl den<br />

Grundstein dafür, dass<br />

<strong>stereoplay</strong> auch als erstes<br />

Magazin unsere bis dato<br />

völlig unbekannten Emitter-<br />

Verstärker vorstellte; das<br />

war im Sommer 1985. Der<br />

damals gerade ins <strong>stereoplay</strong>-Team<br />

aufgenommene<br />

Hannes Maier hatte den<br />

Test arrangiert, aber die<br />

leitenden Tester waren<br />

anfangs völlig lustlos. „Wieder<br />

so ein Riesen-Verstärker“,<br />

dachten sie wahrscheinlich<br />

und gaben sich<br />

nur wenig amüsiert. Ich<br />

fürchtete schon, das würde<br />

ein kompletter Reinfall<br />

werden. Immerhin durften<br />

wir den Emitter aufbauen<br />

und beim ersten Hören<br />

dabeibleiben.<br />

Es wurde dann ein ziemlich<br />

langer Abend – mit viel<br />

Der Meister vor zeitgnössischer Fototapete mit seinen neuesten Kreationen: Friedrich Schäfer,<br />

damals im <strong>Jahre</strong> 1977 20 Lenze alt, mit den Lautsprechern, die er neben seinem Betriebswirtschaftsstudium<br />

entwickelte<br />

Musik und noch mehr<br />

Hören. Vor allem Hannes<br />

Maier zeigte sich mehr und<br />

mehr begeistert. So sehr,<br />

dass er gleich einen anstehenden<br />

Kabeltest mit dem<br />

Emitter 1 machte und ihn<br />

zum ersten Vollverstärker<br />

der absoluten Spitzenklasse<br />

machte. Das war für uns<br />

ein Meilenstein.<br />

Von der Grundidee her ist<br />

dieser Emitter von 1985<br />

dem heutigen Emitter 2<br />

oder dem bald kommenden<br />

Emitter 3 (der wird so um<br />

die 22000 Euro kosten) gar<br />

nicht so unähnlich. Natürlich<br />

sind die Bauteile heute<br />

alle besser und Teillösungen<br />

sind auf das Feinste<br />

perfektioniert.<br />

Aber was sich wirklich<br />

gewandelt hat, ist mein<br />

Markt. Früher haben wir<br />

fast alle Geräte in Deutschland<br />

verkauft, heute mache<br />

ich 90 Prozent meines<br />

Geschäfts im Ausland.<br />

Es ist schon belustigend,<br />

dass ich, obwohl ich mein<br />

Abitur mit einem lausigen<br />

„mangelhaft“ in Englisch<br />

abgeschlossen habe, heute<br />

fast den ganzen Tag<br />

Englisch sprechen muss...<br />

Friedrich Schäfer ■<br />

Die 80er<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 47


HiFi-Legenden<br />

Lautsprecher<br />

Schlankheitskur<br />

In ihrer über 30-jährigen Geschichte hat die Quadral Vulkan viel an Breite<br />

und Gewicht verloren. An Klangfaszination hat sie erheblich gewonnen.<br />

Nein, ich schreibe sie nicht:<br />

die rührende Geschichte<br />

vom Jüngling, der sich die Nase<br />

an den Schaufenstern seiner<br />

HiFi-Händler plattdrückte und<br />

von richtigem High End träumte.<br />

Obwohl sie wahr wäre.<br />

Und auch die Vulkan wäre<br />

drin vorgekommen. Womit<br />

schon mal eine Antwort auf die<br />

Frage gegeben wäre, warum ich<br />

ausgerechnet diese Lautsprecherbox<br />

ausgesucht habe.<br />

Die zweite: Kollege Biermann<br />

kann sehr überzeugend<br />

sein, wenn es darum geht, einen<br />

bekennenden Elektrostaten-Fan<br />

zu einem dynamischen Lautsprecher<br />

zu überreden.<br />

Die dritte: Der Hochtöner ist<br />

keine elektrodynamische Kalotte,<br />

sondern ein „echtes Bändchen“<br />

– und kommt damit an<br />

die von mir bevorzugte Art heran,<br />

aus Wechselspannungen<br />

Musik zu machen.<br />

Der Autor: Lothar Brandt<br />

Er schätzt den Klang von<br />

Elektrostaten, findet aber<br />

auch Bändchen klasse:<br />

Lothar Brandt.<br />

Die vierte bildet in dieser<br />

Phalanx von Antworten die<br />

Speerspitze: Die Titan, die<br />

große Schwester, hatte ich in<br />

ihrer Inkarnation Generation<br />

VIII bereits für das Schweizer<br />

Magazin Home Electronics getestet<br />

und für überragend befunden.<br />

Weil der Mittel- und<br />

Hochtöner der Vulkan VIII R<br />

denen in ihren großen Verwandten<br />

entsprechen, durfte ich ähnlich<br />

Gutes erwarten. Zudem hat<br />

sie – wenn auch mit kleineren<br />

21-cm-Chassis – die Druckkammer-Reflex-Konstruktion<br />

für den frontal abgestrahlten<br />

Tieftonbereich übernommen.<br />

Wie alles begann<br />

Seine fröhlichen Urstände feierte<br />

der schon immer zweitgrößte<br />

Quadral-Lautsprecher<br />

bei <strong>stereoplay</strong> in Ausgabe 10/82.<br />

Die Titan war dort im Vorjahr<br />

Referenz bei den Passivboxen<br />

Lothar Brandt, Jahrgang 1961,<br />

absolvierte seine Ausbildung<br />

ab 1986 bei der motorpresse<br />

Stuttgart. Von Februar 1996<br />

bis August 2001 verantwortete<br />

er als geschäftsführender<br />

Redakteur die Geschicke von<br />

<strong>stereoplay</strong>, bevor er zu AUDIO<br />

übersiedelte. Der bekennende<br />

Analogfan und Musiksammler<br />

wechselte 2011 in die Schweiz,<br />

wo er auch das Magazin Home<br />

Electronics leitet.<br />

geworden. Dem Trio Dietrich<br />

Benn, Hans-Martin Burr und<br />

Joachim Reinert jedenfalls fiel<br />

an der Vulkan auf, dass sie wie<br />

ihre Schwester zur Bass-Kräftigung<br />

eine Transmissionline<br />

im Gehäuse-Inneren gefaltet<br />

hatte, dass sie einem Langhub-<br />

Konus-Mitteltöner den wichtigen<br />

Stimmbereich anvertraute<br />

und dass ein Bändchenhochtöner<br />

den im Messlabor ermittelten<br />

recht strammen Höhenanstieg<br />

zu verantworten hatte.<br />

So gipfelte der nicht sehr<br />

ausführliche Hörtest der damals<br />

immerhin 5200 Mark (Paarpreis)<br />

teuren Vulkan I (Basis-<br />

Preis der VW Gold 2 C zur<br />

Markteinführung 1983: 13490<br />

Mark) in dem Urteil: „kräftige,<br />

recht saubere Tieftonpassagen<br />

drangen mit Druck zum Hörer.<br />

... Die Vulkan gab Mitten und<br />

Höhen sehr gut wieder. ... Die<br />

Höhen brachte sie betonter als<br />

der englische Kandidat“ (gemeint<br />

war die eineinhalbmal so<br />

teure B&W 801F). Aus dem<br />

Test wurden die Leser mit dem<br />

Rat entlassen: „Deshalb ist vor<br />

dem Boxenkauf ein Hörtest<br />

beim Händler sehr wichtig, um<br />

persönliche Präferenzen zu berücksichtigen.“<br />

Wir nervten den Quadral-<br />

Händler in unserer kleinen<br />

Stadt, um unsere persönlichen<br />

Präferenzen zu berücksichtigen.<br />

So gewaltig die damalige Vulkan<br />

mit ihrer gigantischen<br />

Schallwand auf heutige Betrachter<br />

wirkt, kam sie uns damals<br />

nicht vor. Vielleicht, weil<br />

viele große Lautsprecher damals<br />

so groß waren. Der damalige<br />

Quadral-Entwickler Helmut<br />

Schaper jedenfalls freute<br />

sich: „Das viele Holz kommt<br />

eben gut an“. Die asymmetrische<br />

Positionierung und die<br />

Reihenfolge der Töner auf und<br />

in besagtem Holz, Tieftöner<br />

oben, Höchtöner unten, kamen<br />

uns freilich schon eigenartig<br />

vor. In der Tat blieb von den<br />

prägnanten Höhen, die man im<br />

Sitzen um die Ohren geweht<br />

bekam, nach dem Aufstehen<br />

nicht mehr ganz so viel übrig.<br />

Begriffe wie vertikale Bündelung<br />

fielen uns nicht dazu ein.<br />

Viel Bass ist nicht besser<br />

Klar freuten wir uns über den<br />

tatsächlich mächtigen Bass.<br />

Doch insbesondere denen, die<br />

Band-Erfahrung in den Händler-Hörraum<br />

mitbrachten, fiel<br />

dann doch auf, dass die Bassdrum<br />

und die tiefen Saiten eines<br />

Fender Precision da nicht so<br />

richtig mitkamen mit dem Rest<br />

der Instrumente. Die Vulkan<br />

erhitzte ein wenig die Gemüter<br />

und konnte mindestens einen<br />

glühenden Verehrer für sich gewinnen,<br />

bei uns anderen löste<br />

sie indes nicht wirklich Begeisterung<br />

aus.<br />

Das ist lange her. Die vielen<br />

<strong>Jahre</strong> seitdem bescherten uns<br />

die CD, die ernstzunehmenden<br />

Varianten des Mehrkanal-<br />

Sounds, etliche Rohrkrepierer<br />

der HiFi-Technik, den schon<br />

wieder abgeflauten Sturmlauf<br />

von MP3 und die digitale<br />

48<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de


ZUE R S T<br />

GE TE S TE T IN<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 49


HiFi-Legenden<br />

Lautsprecher<br />

Der Schalter am stabilen<br />

Bi-Wiring-Anschlussfeld bietet<br />

die Möglichkeit der Hochton-<br />

Anpassung an Raum und<br />

Geschmack.<br />

Vernetzung. Lautsprecherboxen<br />

brauchten und brauchen wir<br />

immer. Und immer gab es irgendeine<br />

Vulkan.<br />

Schon 1983 folgte die II mit<br />

dem Magnetostaten Technics<br />

TH-400 als „Bändchen“, 1986<br />

vom TH-800 in der III abgelöst.<br />

Das Gewicht betrug jetzt schon<br />

70 Kilogramm pro Stück (I: 55<br />

kg), in der Höhe war sie von<br />

1,16 auf 1,23 Meter gewachsen.<br />

Die IV ragte schon 1,30 Meter<br />

auf, <strong>stereoplay</strong> testete sie in<br />

Heft 1/90. Ich war inzwischen<br />

Testredakteur bei AUDIO.<br />

Die Vulkan traf ich so zufällig<br />

wieder – und da hatte sich<br />

doch einiges getan. Den Vulkan-Ausbruch<br />

aus der bisherigen<br />

Bestückungs-Philosophie,<br />

der sich 1993 mit der V (Test<br />

in <strong>stereoplay</strong> 10/1993) ereignete,<br />

bekam ich wieder nur von<br />

außen mit.<br />

2000 dann der totale Umbruch,<br />

optisch wie technisch,<br />

mit der VI: unten zwei hinter<br />

Gittern sitzende Tieftöner, darüber<br />

nehmen zwei Mitteltöner<br />

eine Hochtonkalotte in die Mitte.<br />

Auch wenn <strong>stereoplay</strong> in<br />

5/2000 extrem fair blieb: Das<br />

war doch keine Vulkan mehr...<br />

Die Fans wandten sich ab, Quadral<br />

geriet in schweres Wetter.<br />

Und kam da auch mit einem<br />

neuerlichen formalen Befreiungsschlag<br />

nicht raus.<br />

Über das Zipfelmützen-Design<br />

der VII breiten alte Quadralos<br />

am liebsten den Mantel<br />

des Schweigens aus, obwohl<br />

das Ding tatsächlich nicht<br />

Die beiden<br />

21-Zentimeter-<br />

Bässe arbeiten auf<br />

ein stattliches<br />

Bassreflex-Rohr<br />

auf der Rückseite.<br />

Dies offenbart<br />

auch, dass die<br />

Vulkan VIII R mit<br />

bester Innenverdrahtung<br />

aufwartet.<br />

Die Verbindungen<br />

vom<br />

französischen<br />

Hersteller Real<br />

Cable hat Quadral<br />

klassisch auch<br />

konfektioniert im<br />

Programm.<br />

schlecht klang. Es kam, wie es<br />

kommen musste: Generation<br />

VIII für 6500 Euro Paarpreis sah<br />

wieder ganz anders aus.<br />

Die beste aller Vulkane<br />

Und nun ist die VIII R wie revised<br />

da – für 8000 Euro. Wie<br />

die Schwester Titan hat auch<br />

sie nicht mehr viel mit den Altvorderen<br />

gemein, außer, dass<br />

sie ein Lautsprecher, diesmal<br />

mit „echtem“ Bändchen ist.<br />

Doch beim Hörtest zeigte<br />

sich, dass sie der aktuellen Verwandtschaft<br />

keine Schande<br />

macht. Was da an Oberton-Auflösung<br />

herauskam, war vom<br />

Feinsten. Egal, ob ein fauchendes<br />

Crash-Becken oder eine<br />

wehmütige Geige: Jeder Charakter<br />

kam zu seinem Recht.<br />

Erstaunlich auch die gelungene<br />

Anbindung vom Bändchen an<br />

den Mittelton-Konus mit seiner<br />

aus Aluminium, Titan und Magnesium<br />

legierten Membran.<br />

Diese schwingt auch bei den<br />

beiden 21-Zentimeter-Bässen,<br />

die sehr präzise dafür sorgten,<br />

dass Stimmen auch stimmig mit<br />

Brustkorb klangen. Oft wird<br />

vergessen, dass der Grundtonbereich<br />

tief im Arbeitsbereich<br />

dieser Fundamentalisten gründet.<br />

Gemessen an der Vorgängerin<br />

ist diese Vulkan druckvoller,<br />

authentischer, viel dichter<br />

dran an der Musik. Sie spielt<br />

im besten Sinne neutral und<br />

macht richtig viel Spaß – da<br />

möge man einfach nur einmal<br />

ein gut aufgenommenes Schlagzeugsolo<br />

auflegen und wird so<br />

schnell keine Box in dieser<br />

Preisklasse finden, die das besser<br />

kann.<br />

Riss sie mich damals keineswegs<br />

vom Hocker, kann ich<br />

mich heute gewaltig für diesen<br />

Vulkan erwärmen. Wozu so eine<br />

jahrzehntelange, an Irrwegen<br />

nicht arme Entwicklung doch<br />

gut ist... Lothar Brandt ■<br />

Aurum Vulkan VIII R<br />

8000 Euro (Herstellerangabe)<br />

Vertrieb: Quadral, Hannover<br />

Telefon: 0511 / 79040<br />

www.aurumspeakers.com<br />

Auslandsvertretungen siehe Internet<br />

Maße: B: 28 x H: 122 x T: 50 cm<br />

Gewicht: 78 kg<br />

Aufstellungstipp: frei, Hörabstand<br />

ab 2,5 m, normal- und hochbedämpfte<br />

Räume ab 25 m²<br />

Messwerte<br />

Frequenzgang & Impedanzverlauf<br />

Erkennbare Grundtonsenke, darüber<br />

perfekt ausgewogen. Auch die Impedanz<br />

liegt stabil um 4 Ohm.<br />

Pegel- & Klirrverlauf 85-100 dB SPL<br />

Quadral Vulkan VIII R<br />

Pegel- & Klirrverlauf<br />

110 dB<br />

85 dB 90 dB 95 dB 100 dB<br />

100 dB<br />

90 dB<br />

80 dB<br />

70 dB<br />

60 dB<br />

50 dB<br />

20 Hz 50 Hz 100 Hz 200 Hz 500 Hz 1 kHz 2 kHz 5 kHz<br />

Sehr niedrige Verzerrungswerte im<br />

gesamten Mess-Bereich<br />

<strong>stereoplay</strong> Kompatibilitätsdiagramm<br />

Spannungsbedarf<br />

3,1 4,2 V<br />

Impedanz-∆<br />

3,2-8 3,9-6 Ω<br />

Strombedarf<br />

Kommt mit wenig Spannung und<br />

niedriger Stromlieferung aus.<br />

Untere Grenzfreq. -3/-6 dB <strong>35</strong>/29 Hz<br />

Maximalpegel<br />

110,5 dB<br />

Bewertung<br />

13 13 12 13 11<br />

Natürlichkeit<br />

Feinauflösung<br />

Grenzdynamik<br />

Bassqualität<br />

Abbildung<br />

1,1 X,X A<br />

Klang 62<br />

0 10 20 30 40 50 60 70<br />

Messwerte 9<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Praxis 5<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Wertigkeit 8<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Die erste Vulkan aus dem <strong>Jahre</strong><br />

1982 setzte Maßstäbe, die Vulkan<br />

VIII R macht es erneut. Sie<br />

ist eine hochneutrale und äußerst<br />

dynamische Box, die bei<br />

jeder Art von Musik wunderbar<br />

lebendig und fein klingt. Zudem<br />

nur wenig watthungrig.<br />

<strong>stereoplay</strong> Testurteil<br />

Klang<br />

Absolute Spitzenklasse 62 Punkte<br />

Gesamturteil<br />

sehr gut<br />

84 Punkte<br />

Preis/Leistung überragend<br />

50<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de


Im Schatten der Titan: Interview mit Edmond Semmelhaack<br />

Der heutige Quadral-Geschäftsführer<br />

Edmond Semmelhaack<br />

ist seit 1976 im Unternehmen.<br />

<strong>stereoplay</strong>: Die Vulkan ist<br />

über die Zeit gesehen die<br />

erfolgreichste Box von<br />

Quadral. Wie kommt man<br />

auf die Idee, eine solche,<br />

doch gar nicht alltägliche<br />

Box zu entwickeln?<br />

E. Semmelhaack: Mitte der<br />

70er-<strong>Jahre</strong> lag der Fokus von<br />

All Akustik – so hieß die Firma<br />

ja damals – vor allem auf den<br />

Marken Luxman und Micro<br />

Seiki. Lautsprecher spielten<br />

nur eine Nebenrolle, was man<br />

auch daran sehen kann, dass<br />

Quadral erst 1978 gegründet<br />

wurde.<br />

Allerdings wollte der damalige<br />

Geschäftsführer Heinz Dieter<br />

Hoffmann schon früh eine<br />

echte Referenz, um die Qualitäten<br />

von Luxman und Micro<br />

aufzuzeigen. Es war Helmut<br />

Schaper, der uns damals von<br />

seinem Titan-Konzept überzeugt<br />

hat und ohne den das<br />

Projekt High-End-Boxen von<br />

Quadral niemals möglich gewesen<br />

wäre.<br />

<strong>stereoplay</strong>: Und die Titan<br />

war von anfang an als<br />

Transmissionline konzipiert?<br />

E. Semmelhaack: Ja, damals<br />

gab es im Grunde ja nur zwei<br />

Richtungen: 1. Deutsch, mit<br />

Bassreflex-Bass und Hochtonkalotte<br />

oder 2. Englisch,<br />

gern mit Transmissionline-<br />

Bass. Die Bändchen waren zu<br />

der Zeit noch richtig exotisch<br />

neu. Das machte uns zusätzlich<br />

interessant. Und alle<br />

wollten eben diesen mächtigen<br />

Bass...<br />

Der große Erfolg der Titan –<br />

an dem <strong>stereoplay</strong> übrigens<br />

nicht ganz unschuldig ist –<br />

stellte uns anfangs vor echte<br />

Probleme. Wir konnten sie<br />

kaum verschicken und aus<br />

purer Verzweiflung bin ich<br />

selbst mit dem Bus durch die<br />

Gegend gefahren und habe<br />

die Titans ausgeliefert.<br />

<strong>stereoplay</strong>: Verständlich, wer<br />

viele schwere Boxen schleppen<br />

muss, der wünscht sich<br />

eine kleine Titan...<br />

E. Semmelhaack: Genau so<br />

war es. Helmut Schaper entwickelte<br />

daraufhin die Vulkan,<br />

die bis zur Generation 6 immer<br />

die miniaturisierte Schwester<br />

der Titan blieb – sich aber<br />

fünfmal besser verkaufte.<br />

<strong>stereoplay</strong>: Da stellt sich die<br />

Frage, ob es bei so vielen,<br />

über die <strong>Jahre</strong> verkauften<br />

Vulkan-Boxen noch die<br />

Möglichkeit zur Reparatur<br />

der alten Helden gibt?<br />

E. Semmelhaack: Ja, wir treiben<br />

da großen Aufwand. Wir<br />

ersetzen Membranen, Sicken<br />

oder Bändchenfolien; der Verschleiß<br />

über die <strong>Jahre</strong> ist doch<br />

hörbar und manche Leute<br />

wollen sich einfach nicht von<br />

ihren Schätzchen trennen.<br />

<strong>stereoplay</strong>: Was meinen Sie<br />

selbst zur Evolution der<br />

Vulkan: Kann man die<br />

Unterschiede der einzelnen<br />

Generationen hören?<br />

E. Semmelhaack: Aber sicher.<br />

Früher haben wir tagelang<br />

gehört, gehört gehört. Heute<br />

kann man viel mehr simulieren<br />

und viel besser messen. Die<br />

Der damalige Entwickler Helmut<br />

Schaper war Mastermind hinter<br />

Titan und Vulkan.<br />

VIII R ist zweifelsohne die<br />

beste Vulkan aller Zeiten.<br />

<strong>stereoplay</strong>: Bei einer so<br />

langen Geschichte gibt es<br />

doch sicherlich viele<br />

Anekdoten, die um die<br />

Vulkan ranken, oder?<br />

E. Semmelhaack: Na ja, das<br />

„Lustigste“ kam aus Ihrem<br />

Haus, vom Schwestermagazin<br />

AUDIO; der damalige Chefredakteur<br />

verglich die Vulkan<br />

mit der Papp-Box Charly und<br />

meinte, die Charly sei wenigstens<br />

genauso gut. Wir fanden<br />

das gar nicht lustig, aber die<br />

Kenner haben sich prächtig<br />

amüsiert...<br />

Die Erfolgsgeschichte auf einen Blick: Bis in die 6. Generation war die Vulkan immer eine maßstabsgetreue verkleinerte Version der<br />

mächtigen Titan. Mit der 7. Generation brach diese Tradition, die aber heute wieder gelebt wird. Aufällig: Die Vulkans – das gilt natürlich<br />

auch für die großen Titan-Schwestern – wurden im Laufe der Zeit immer schlanker.<br />

Die 80er<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 51


HiFi-Legenden<br />

Endstufe<br />

Ahnen-Galerie<br />

Sie heißen Evolution, doch eigentlich sind diese Monos eine Revolution<br />

in vielen Schritten: Vom analogen MOSFET zum Schaltverstärker,<br />

von einem Selbstbauprojekt zu feinem High End mit umschaltbarer<br />

Klirr- und Klangcharakteristik. Ihre Historie führt zur Messlabor- und<br />

Elektronikerszene der 1980er – und zu den Blauen Seiten von <strong>stereoplay</strong>!<br />

Der Autor: Malte Ruhnke<br />

Er steht auf Aktivboxen,<br />

5.1 und Vintage-HiFi;<br />

grast gern Flohmärkte<br />

nach Quadro-LPs ab.<br />

Mit offiziell 23 Dienstjahren,<br />

in denen die Mono-<br />

Verstärker von AVM gebaut<br />

werden, zählen sie noch nicht<br />

zu den Oldies unter den ewigen<br />

HiFi-Geräten. Auch legt die<br />

neue Version MA3.2 die Verwandtschaft<br />

zu ihren Urahnen<br />

nur in Teilbereichen offen, so<br />

deutlich wurden Schaltungskonzept<br />

und Leistungsmerkmale<br />

im Laufe der <strong>Jahre</strong> verbessert.<br />

Und doch sind die Monos im<br />

eleganten Halbformat ein Stück<br />

HiFi-Geschichte. Nicht nur,<br />

weil sie in den gigantomanischen<br />

1990er-<strong>Jahre</strong>n gezeigt<br />

haben, dass in Deutschland gefertigtes<br />

High End auch klein,<br />

fein klingend und bezahlbar<br />

sein kann. Nein, es ist auch die<br />

Genese der Vorgänger, die den<br />

AVMs einen Platz in den Geschichtsbüchern<br />

sichert.<br />

So waren die Entwicklung<br />

und die Abstimmung der Ur-<br />

Monos ein über Monate angelegtes<br />

öffentliches Projekt, ein<br />

Selbstbaukurs im Rahmen der<br />

„Blauen Seiten“ von <strong>stereoplay</strong>.<br />

Günter Mania, der geistige Vater<br />

aller Versionen, öffnete ohne<br />

Scheu den Blick in sein Labor,<br />

seine Trickkiste und alle Schaltpläne<br />

und ließ die Leser teilhaben.<br />

Und das <strong>Jahre</strong>, bevor es<br />

das Internet, Wikipedia und<br />

Er sog die Musikbegeisterung<br />

mit der Muttermilch auf, stand<br />

sogar selbst als Chorsänger<br />

auf der Opernbühne, und fand<br />

doch die väterliche HiFi-Anlage<br />

noch faszinierender. Das<br />

beeinflusste die Studienwahl<br />

(Wirtschaft und Medientechnik),<br />

machte ihn zum Boxenexperten<br />

bei AUDIO und Leiter<br />

von AUDIOphile, bevor er als<br />

stellvertretender Chefredakteur<br />

zu <strong>stereoplay</strong> wechselte.<br />

diverse Selbstbau-Foren gab.<br />

Etliche Leser folgten seinen<br />

Empfehlungen und bauten in<br />

den späten 80er-<strong>Jahre</strong>n ihr eigenes<br />

Pärchen Mono-Amps,<br />

ganz im Sinne des damaligen<br />

Trends zu selbstgebauten HiFi-<br />

Komponenten, der sich keineswegs<br />

auf Boxen beschränkte.<br />

Erst 1990 bot Mania die dann<br />

M1 genannten Blöcke auch als<br />

Fertigprodukte an, bestückte sie<br />

allerdings deutlich edler als die<br />

DIY-Version.<br />

Von klassisch zu modern<br />

Das Format der Mono-Riegel<br />

hat sich mit der aktuellen Version<br />

MA3.2 kaum geändert, ist<br />

sogar etwas schmaler geworden.<br />

Im Inneren fallen zwei Dinge<br />

auf: erstens das nun deutlich<br />

mehr Raum füllende Netzteil<br />

mit einem vergossenen, riesigen<br />

Ringkerntrafo und dafür deutlicher<br />

weniger Siebelkos. Zweitens:<br />

Statt eines Quartetts Feldeffekttransistoren<br />

in der Ausgangsstufe,<br />

die den Stromfluss<br />

auf althergebrachte Weise regeln,<br />

arbeitet in der MA3.2 eine<br />

Schaltverstärkerkonstruktion,<br />

bei der die Endtransistoren keine<br />

analoge Signalverstärkung<br />

mehr vornehmen, sondern das<br />

Musiksignal als gepulste Folge<br />

von Schaltvorgängen mit anschließender<br />

Filterung wieder<br />

synthetisieren. Laut Erfinder<br />

Mania ein heute gangbarer Weg<br />

auch zu höchsten Klangweihen,<br />

wenn man einige Rahmenbedingungen<br />

beachtet.<br />

Dazu gehört zum Beispiel<br />

die unbedingte Stabilität der<br />

Stromversorgung, die Mania<br />

ausdrücklich einem klassischen<br />

Netzteil überlässt und keiner<br />

Schaltlösung. Der Ringkern<br />

mobilisiert samt Stabilisierung<br />

und Siebung eine Leistungszufuhr<br />

von 750 Watt, obwohl die<br />

Endstufe selbst „nur“ 420 Watt<br />

abgibt. Das stellt aber laut Mania<br />

sicher, dass auch im oberen<br />

Leistungsbereich die Verhältnisse<br />

konstant bleiben und sich<br />

das Klirrverhalten bei Last- und<br />

Leistungswechsel nicht oder<br />

nur linear ändert.<br />

Damals wie heute schwört<br />

er auf eine nur leichte Gegenkopplung,<br />

die lediglich grobe<br />

Fehler durch einen Vergleich<br />

zwischen Eingangs- und Ausgangssignal<br />

nivelliert, aber vom<br />

Lautsprecher induzierte Spannung<br />

nicht als Anlass zu sinnlosen<br />

Verschlimmbesserungen<br />

nimmt. Eine Besonderheit hierbei:<br />

Die Charakteristik der Gegenkopplung<br />

und mit ihr der<br />

laut Mania klangrelevante Klirr,<br />

lässt sich dreistufig umschalten;<br />

zwischen einer „blitzsauberen“,<br />

praktisch klirrfreien und im<br />

52<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de


ZUE R S T<br />

GE TE S TE T IN<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 53


HiFi-Legenden<br />

Endstufe<br />

AVM MA3.2<br />

5000 Euro (Paar lt. Hersteller)<br />

Vertrieb: AVM, Malsch<br />

Telefon: 0 72 46 / 42 85<br />

www.avm-audio.de<br />

Auslandsvertretungen siehe Internet<br />

Moderne Endstufe mit Schaltverstärkung,<br />

kombiniert mit<br />

einem klassischen analogen<br />

Netzteil – das ist das Rezept der<br />

MA3.2. Der riesige Ringkerntrafo<br />

ist gegen Resonanzen<br />

komplett vergossen.<br />

Maße: B: 21 x H: 10 x T: 38 cm<br />

Gewicht: 12 kg<br />

Messwerte<br />

Frequenzgänge<br />

6dB<br />

3dB<br />

0dB<br />

-3dB<br />

-6dB<br />

-9dB<br />

-12dB<br />

-15dB<br />

10Hz 100Hz 1kHz 10kHz 100kHz<br />

Ausgewogen und laststabil mit<br />

sanftem Rolloff oberhalb 20 kHz<br />

Klirr-Analyse (k2 bis k5 vs. Leistung)<br />

0dBV<br />

Labor überlegenen Variante und<br />

zwei anderen mit leicht erhöhter,<br />

aber musikalischerer<br />

Obertonverteilung.<br />

Brüder im Geiste<br />

Kann eine Schaltendstufe aber<br />

wirklich so musikalisch, warm<br />

und „analog“ klingen wie eine<br />

aus klassischen MOSFETs?<br />

Schon in der Betriebsart „clean“<br />

(also messtechnisch klirrarm)<br />

straften die MA3.2 jedes Vorurteil<br />

über „harten Digitalklang“<br />

Lügen. Bei Händels „Messias“<br />

(deutsche Fassung, dirigiert von<br />

Katzschner) offenbarten sie eine<br />

herausragend lebendige und<br />

musikalisch feinziselierte Tonalität.<br />

Allenfalls einen Tick zu<br />

viel Genauigkeit in den Höhen<br />

konnte man ihnen in der Kombination<br />

mit der hier eher<br />

schlank und präzise aufspielenden<br />

B&W 802 Diamond<br />

attes tieren – vor allem, als es<br />

bei Dire Straits‘ „Brothers in<br />

Arms“ (SACD-Version) lauter<br />

wurde. Beeindruckend kraftvoll<br />

und präzise im Timing schlugen<br />

die Schlagzeuganschläge von<br />

„Money For Nothing“ ein, völlig<br />

schlackenfrei und sauber<br />

folgte die AVM den Gitarren.<br />

Begrenzungen bei Leistung<br />

oder Stabilität kannte die MA<br />

3.2 nicht – bis zur Leistungsgrenze<br />

war sie voll da.<br />

Hier schlug die Stunde der<br />

umschaltbaren Klangcharakteristik:<br />

In der Stellung „smooth“<br />

klang die Stimme eine Spur lockerer,<br />

in „clean“ etwas prägnanter.<br />

Im Normalbetrieb ein<br />

absolut subtiler Unterschied,<br />

der aber gerade bei der Anpassung<br />

an verschiedene Lautsprecher<br />

das i-Tüpfelchen sein kann.<br />

Und der beweist: Bei AVM wird<br />

nicht nur mit dem Messgerät<br />

entwickelt. Die aktuellen Monos<br />

klingen grandios – unabhängig<br />

von Musik, Pegel und<br />

Box. Malte Ruhnke ■<br />

-20dBV<br />

-40dBV<br />

-60dBV<br />

-80dBV<br />

-100dBV<br />

-120dBV<br />

0,01W 0,1W 1W 10W 100W 1kW<br />

Gleichmäßig verlaufende und dominante<br />

Klirrkomponente k3 (rot) mit<br />

perfektem Lastwechselverhalten<br />

<strong>stereoplay</strong> Kompatibilitätsdiagramm<br />

Spannung 8Ω<br />

43,8 V<br />

Frequenzgang<br />

∆ 0,15 dB<br />

Strom an 3Ω<br />

14,1 A<br />

Wird mit hoher Spannung, hohem<br />

Strom und bester Laststabilität auch<br />

anspruchsvollsten Boxen gerecht<br />

Sinusleistung 1 kHz, k = 1 %:<br />

an 8/4 Ω<br />

240/430 W<br />

Rauschabstand XLR 103 dB<br />

Verbrauch Standby/Betrieb 1,3/17 W<br />

Bewertung<br />

Klang 56<br />

XLR-Eingänge und<br />

doppelte Speaker-<br />

Klemmen erleichtern<br />

die Anschlüsse.<br />

Die dreifach<br />

schaltbare Sound-<br />

Charakteristik lädt<br />

den Hörer zum<br />

Experimentieren ein.<br />

0 10 20 30 40 50 60 70<br />

Messwerte 9<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Praxis 7<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Wertigkeit 8<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Analog und transparent klingende<br />

Monos, die mit wunderbarer<br />

Auflösung und beinahe<br />

grenzenlosen Leistungsreserven<br />

aufwarten. Subtil umschaltbare<br />

Klirr- und Klangcharakteristik.<br />

<strong>stereoplay</strong> Testurteil<br />

Klang<br />

Absolute Spitzenkl.<br />

Gesamturteil<br />

überragend<br />

Preis/Leistung<br />

56 Punkte<br />

80 Punkte<br />

überragend<br />

54<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de


Evolution der Evolution<br />

Die Geschichte von Entwickler<br />

Günther Mania und <strong>stereoplay</strong> war<br />

schon verbunden, bevor die<br />

ersten Mono-Endstufen die<br />

Fabrikationshallen in Malsch<br />

verließen: Er war Leiter des<br />

Karlsruher Messlabors von<br />

HiFi-Stereophonie und <strong>stereoplay</strong>,<br />

und gründete 1986 mit einem<br />

Teilhaber die Audio Video Messtechnik<br />

GmbH. Das resultierende<br />

Kürzel AVM wurde übrigens erst<br />

viel später als<br />

„Audio Video<br />

Manufaktur“ interpretiert.<br />

1988 nahm der<br />

Entwickler die Leser<br />

von <strong>stereoplay</strong> auf<br />

einen einmaligen<br />

Kurs mit: Im Rahmen<br />

der „Blauen Seiten“,<br />

auf denen Experten<br />

komplexe technische<br />

Zusammenhänge<br />

vorstellten, erklärte Mania<br />

Schritt für Schritt die Entwicklung<br />

der einzelnen Schaltungen und<br />

Aufbau sowie Abstimmung einer<br />

kompletten Mono-Endstufe, die<br />

anschließend jeder Leser selbst<br />

nachbauen konnte. Was etliche<br />

auch taten – erst mit<br />

Komponenten aus den<br />

Elektronik-Shops, später<br />

in Form der Bausätze,<br />

die AVM unter eigenem<br />

Namen quasi als<br />

Nebengeschäft vertrieb.<br />

Die Monos klangen so<br />

gut, dass auch der<br />

Markt für Fertiggeräte<br />

danach verlangte, und<br />

schon 1990 erblickten<br />

sie unter dem Namen M1 das Licht<br />

des HiFi-Marktes. Insgesamt<br />

wurden die verschiedenen Generationen<br />

dieser Monos mehr als<br />

20000-mal gebaut und sind heute<br />

auf dem Sammlermarkt dennoch<br />

gesucht wie Raritäten.<br />

REFERENZ<br />

SELECTION<br />

FÜR KLANG,<br />

DER UNTER DIE<br />

HAUT GEHT<br />

Erleben und hören Sie unsere Referenz<br />

Selection Kabel auf der High End<br />

LIVE BEI<br />

AUDIO EXKLUSIV<br />

ELAC<br />

DENON<br />

NAD<br />

REVOX<br />

T+A<br />

Halle 3<br />

Stand C08<br />

www.in-akustik.de/referenzselection


5/13 <strong>stereoplay</strong>.de<br />

Titel-CD Spezial Einleitung<br />

HiRes hausgemacht<br />

Analoge Schätze hochauflösend digitalisieren: <strong>stereoplay</strong> zeigt Ihnen,<br />

wie man LPs, Tonbänder und Co. in die digitale Welt konvertiert.<br />

Und liefert neun Beispiele gleich mit: die Titel-CD Vinyl Classics Vol.1!<br />

Der Reiz des highendigen<br />

Streamings liegt sicher<br />

auch in der Tatsache begründet,<br />

dass man mit Formaten wie<br />

PCM 24/96 heute Studioqualität<br />

bequem zu Hause wiedergeben<br />

kann, die vor wenigen <strong>Jahre</strong>n<br />

noch undenkbar war. Doch<br />

seien wir ehrlich: Das Angebot<br />

an entsprechenden Downloads<br />

ist noch nicht so breit, wie man<br />

sich das wünscht. Und ausgerechnet<br />

Ihre persönlichen Lieblingsaufnahmen<br />

sind nur als<br />

CD erhältlich?<br />

Analoge Schätze<br />

Sind sie oft gar nicht, das Gute,<br />

sprich Hochauflösende, liegt<br />

viel näher. Analoge Tonträger<br />

lagern in so manchem Schrank:<br />

zumeist auf LP, bei vielen erfahrenen<br />

High-Endern aber<br />

auch auf dem Tonband. Warum<br />

also nicht diese Quelle anzapfen<br />

und die darauf gespeicherte<br />

Musik in ein hochauflösendes<br />

Digitalformat übertragen?<br />

Das Handwerkszeug dazu<br />

dürfte großteils vorhanden sein:<br />

LP-Laufwerk, Phonovorstufe<br />

oder ein analoges Tonbandgerät<br />

sowie ein PC, der mit entsprechender<br />

Software die einzelnen<br />

Titel aufnimmt, von Störungen<br />

befreit und „taggt“, also nach<br />

User-Eingaben mit Metadaten<br />

versieht. Zum Digitalisieren der<br />

analogen Musiksignale fehlt als<br />

einziges Bindeglied nur noch<br />

Titel-CD Spezial Hintergrund: Tipps<br />

Vinyl goes digital<br />

Wer seine Vinyl-Schätzchen digitalisieren möchte, braucht neben<br />

Computer und Plattenspieler drei Dinge: Speicherplatz, Zeit und Geduld.<br />

Das sind die besten Voraussetzungen für gut klingende Überspielungen.<br />

Tipp 4: Sind Sie stolzer Besitzer einer top klingenden Analog-Kombi, sollten Sie auch das digitale<br />

Aufzeichnungsfenster weit genug öffnen – das heißt konsequent im 24/192-HiRes-Format aufnehmen,<br />

was den Speicherbedarf allerdings extrem ansteigen lässt. Wenn Sie in diese Kategorie<br />

einsteigen, sind die beiden auf den vorhergehenden Seiten getesteten A/D-Wandler genau das<br />

richtige Werkzeug.<br />

ie erste Frage lautet: Möch-<br />

Sie Ihre Platten mit Dten<br />

ordentlichem Klang mobil via<br />

iPod & Co. oder im Drahtlos-<br />

Netzwerk wiedergeben oder<br />

streben Sie höchstes, quasi analoges<br />

Qualitätsniveau zur High-<br />

Resolution-Wiedergabe mit<br />

dem Computer oder gar zu Archivzwecken<br />

an? Im ersten Fall<br />

haben Sie es relativ leicht, und<br />

auch der Aufwand hält sich in<br />

Grenzen: Besorgen Sie sich zunächst<br />

einmal eine einfache<br />

Recording-Software, die das<br />

Überspielen und Konfektionieren<br />

von Schallplatten oder Kassetten<br />

erleichtert – schon können<br />

Sie loslegen (vgl. Tipp 1).<br />

Weniger empfehlenswert<br />

sind dagegen die oft angebotenen<br />

USB-Plattenspieler: Sie<br />

versprechen zwar ein besonders<br />

einfaches Handling, aber wegen<br />

der meist fraglichen Qualität<br />

ihrer Abtaster könnten Ihre Platten<br />

ziemlich beansprucht werden<br />

(siehe Tipp 2).<br />

Erheblich aufwendiger wird<br />

es dagegen, wenn Sie absolute<br />

Top-Qualität anstreben. Das gilt<br />

nicht nur für das Equipment,<br />

das dann bereits auf der analogen<br />

Seite deutlich im fünfstelligen<br />

Preisbereich anzusiedeln<br />

ist. Mindestens ebenso wichtig<br />

wie bestes Equipment ist, dass<br />

Ihr Setup perfekt justiert ist<br />

(siehe Tipp 4) und zudem keine<br />

äußeren Störeinflüsse die Aufnahme<br />

beeinträchtigen können.<br />

Das gilt für Trittschall ebenso<br />

wie für eventuell auftretende<br />

Brumm-, Knister- oder Prasselstörungen,<br />

hervorgerufen durch<br />

ungünstige Erdung, nahe Dimmer<br />

oder Leuchtstofflampen.<br />

Auch wenn Sie es im HiFi-Alltag<br />

kaum merken – spätestens<br />

beim Überspielen werden Sie<br />

es hören und sich darüber ärgern.<br />

Jürgen Schröder ■<br />

Tipp 5: Sorgen Sie dafür, dass Ihr Laufwerk unbehelligt<br />

von Trittschall seine Runden drehen kann, damit es keine<br />

Rumpelgeräusche gibt. Sehr empfehlenswert ist eine<br />

Wandhalterung wie die Rega Wall Bracket (siehe Bild<br />

links). Ebenso wichtig ist die richtige Erdung von Laufwerk,<br />

Tonarm und Phono-Pre-Amp. Brummstörungen<br />

lassen sich gehörmäßig, aber auch mit dem Aussteuerungsmesser<br />

der Aufnahme-Software optimieren. Achten<br />

Sie auch auf elektrische Störfelder, die zum Beispiel von<br />

Leuchtstofflampen verursacht werden.<br />

Tipp 6: Checken Sie vorher die richtige Einstellung von Tonabnehmer und Tonarm. Perfektionisten<br />

optimieren das Zusammenspiel mithilfe der PC-Software Adjust+ (Download unter www.<br />

adjustplus.de, ab 250 Euro). Adjust+ erlaubt die sehr genaue Azimut-Justage des Tonabnehmers<br />

und mit ein wenig Erfahrung auch die VTA-Optimierung des Tonarms und die Skating-Kompensation.<br />

Die Kanal-Balance und der Phasengang lassen sich hierdurch ganz wesentlich verbessern<br />

Tipp 1: Eine relativ einfache, aber sehr praxisgerechte und zudem preiswerte<br />

und Übersprechen verringern.<br />

Software für Analog-Digital-Überspielungen ist VinylStudio (erhältlich für<br />

Mac und PC bei www.alpinesoft.co.uk für etwa 22 Euro). Zahlreiche<br />

Funktionen, zum Beispiel automatisches Starten beim Aufsetzen der Nadel,<br />

erleichtern den Umgang. Daneben bietet VinylStudio auch die Möglichkeit,<br />

Störgeräusche nachträglich zu entfernen. Die Aussteuerungsanzeige reagiert<br />

jedoch etwas zu träge – pegeln Sie daher eher vorsichtig aus.<br />

Tipp 7: Aufgezeichnet wird dann mit speziellen, maßgeschneiderten<br />

Programmen wie Pure Vinyl (für Mac,<br />

Download unter www.channld.com, 230 Euro), Amarra<br />

Vinyl (für Mac, zum Herunterladen unter www.sonicstudio.<br />

com, rund 300 Euro) oder auch mit dem kostenlosen<br />

Audacity (Mac oder PC, Download unter audacity.<br />

Tipp 2: Anstelle von USB-Plattenspielern empfiehlt<br />

sourceforge.net): Letzteres bietet zwar nur manuelles<br />

<strong>stereoplay</strong> in jedem Fall, in ein preisgünstiges, aber<br />

Konfektionieren der Files und nur eingeschränktes<br />

hochqualitatives Laufwerk nebst entsprechendem<br />

De-Clicking, eignet sich aber sehr gut zum Aufnehmen<br />

Abtaster zu investieren. Ein guter Einstieg ist der<br />

bis hinauf zu 384 Kilohertz und bietet zudem umfang-<br />

Pro-Ject Debut (Bild links), Preis: ab 300 Euro. Und die<br />

reiche Konvertierungsfunktionen.<br />

Phono-Vorstufe sollte man nicht vergessen. Die gibt es<br />

auch von Pro-Ject oder von NAD (PP2, Preis: 100 Euro).<br />

Tipp 8: Achtung, Aufnahme – Ruhe bitte! Um akustische Rückkopplungen ins<br />

Tipp 3: Ein vielfach unterschätztes Utensil ist die Plattenwaschmaschine.<br />

Laufwerk auszuschließen, sollten Sie während der Aufnahme ausschließlich mit<br />

Wenn Sie Ihre Schallplatten früher nass abgespielt haben, ist sie sogar<br />

Kopfhörer arbeiten – Lautsprecher sind absolut tabu. Mithilfe eines hochwertigen<br />

ein Muss. Leitungswasser, übliches Spülmittel und Spiritus als Reinigungsflüssigkeit<br />

sind nicht geeignet. Zu empfehlen ist Record Cleaning<br />

flüsse wesentlich einfacher und sicherer möglich als mit Lautsprechern. Damit Sie<br />

Kopfhörers wie dem Sennheiser HD 800 ist auch das Aufspüren eventueller Störein-<br />

Liquid, etwa L‘Arte du Son (zu bestellen unter www.fastaudio.com). Ein<br />

immer wissen, was Sie tatsächlich aufzeichnen, sollten Sie den Kopfhörer stets am<br />

guter Einstieg ist die Nitty Gritty Basic für etwa 200 Euro oder Sie lassen<br />

Computer (oder am daran angeschlossenen D/A-Wandler) anschließen.<br />

die Platten beim Händler waschen (Infos unter www.plattenwaschen.de).<br />

Test: 2 superbe A/D-Wandler, Seite 58 Tipps&Tricks zum LP-Abtasten, Seite 64<br />

64<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 65<br />

56<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de


ein A/D-Wandler, denn die in<br />

den meisten Rechnern oder inzwischen<br />

sogar in DJ-Plattenspielern<br />

eingebaute Soundkarte<br />

ist weder von der Qualität der<br />

Analogstufe noch von der Auflösung<br />

her für HiRes-Konvertierung<br />

geeignet.<br />

Zahlreiche Geräte mit Wurzeln<br />

aus dem Studiobereich,<br />

wo das A/D-Wandeln seit jeher<br />

zum Kerngeschäft gehört, bieten<br />

sich dafür an – sei es als<br />

Stand-alone-Digitalrekorder<br />

oder als sogenannter ADC<br />

(Analog-Digital-Converter) für<br />

den PC oder Mac. Doch auch<br />

viele ausgewiesene High-End-<br />

Manufakturen wie Ayre, Ayon<br />

und Musical Fidelity widmen<br />

sich mittlerweile dem Thema<br />

und bieten A/D-Wandler an<br />

oder integrieren solche in ihre<br />

Streamer, D/A-Wandler oder<br />

Musik-Server.<br />

<strong>stereoplay</strong> hat es ausprobiert<br />

und war ob der zu erreichenden<br />

Klangqualität begeistert. Legendäre<br />

LPs aus der Frühzeit<br />

der Stereophonie, von Harry<br />

Belafonte bis Miles Davis, haben<br />

wir für Sie digitalisiert und<br />

der Einfachheit halber auch auf<br />

CD konvertiert. Denn bei allem<br />

Enthusiasmus: Das HiRes-Konvertieren<br />

fürs heimische Netzwerk<br />

ist zeitaufwändig und benötigt<br />

etwas Erfahrung. Aber es<br />

lohnt sich.<br />

Malte Ruhnke ■<br />

Titel-CD: Die Entstehung, Seite 66 Titel-CD: Der Inhalt, Seite 68<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 57


Titel-CD Spezial A/D-Wandler<br />

Maßstab Ayre<br />

Dem Analog/Digital-Wandler kommt bei der digitalen Musikwiedergabe die<br />

Schlüsselrolle zu: Mit dem QA-9 präsentiert Ayre einen technisch recht<br />

unkonventionellen A/D-Konverter, der neue klangliche Maßstäbe setzt.<br />

Ausgelöst vor allem durch<br />

Computer Audio, haben<br />

externe D/A-Wandler in den<br />

letzten <strong>Jahre</strong>n geradezu enorme<br />

klangliche Fortschritte gemacht.<br />

Das wiederum führte dazu, dass<br />

sich Computer mittlerweile sogar<br />

in audiophil geprägter Umgebung<br />

einen festen Platz erobern<br />

konnten.<br />

Zu den D/A-Wandlern, die<br />

diese Entwicklung maßgeblich<br />

herbeigeführt haben, gehört der<br />

Ayre QB-9. Darum erstaunt es<br />

nicht, dass der HiFi-Spezialist<br />

aus Colorado in Sachen Computer<br />

Audio jetzt erneut Impulse<br />

setzt: So bildet der neue, knapp<br />

4000 Euro teure QA-9 das optisch<br />

beinahe identische Pendant<br />

zum berühmten QB-9 – als<br />

Analog/Digital-Wandler jedoch<br />

zu Hause auf der „anderen“ Seite<br />

des Computers. War schon<br />

Nicht „von der Stange“ präsentiert sich das Innenleben des QA-9. Der 12-stufige Eingangspegel-Wähler<br />

wirkt Zahnriemen-gekoppelt auf beide Kanäle – mittels Reinsilberkontakten und Präzisionswiderständen<br />

erfolgt die Verstärkungsumschaltung der Eingangsstufe (rechts unten) in Zwei-Dezibel-Schritten. Diese ist<br />

mit einzelnen Transistoren diskret aufgebaut und verzichtet vollständig auf negative Rückkopplung.<br />

58<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de


der QB-9 mit seinem asynchron<br />

und damit besonders Jitter-arm<br />

arbeitenden USB-Interface für<br />

hochwertige D/A-Wandler richtungsweisend,<br />

so liegt dem<br />

QA-9 nun wieder ungewöhnliches<br />

Gedankengut zugrunde.<br />

Seine Existenz verdankt er letztlich<br />

der Tatsache, dass Ayre-<br />

Mastermind Charles Hansen<br />

und sein Team über <strong>Jahre</strong> hinaus<br />

herauszufinden versuchten, warum<br />

Direct Stream Digital<br />

(DSD) allgemein als besonders<br />

herausragend empfunden wird,<br />

obwohl es vom reinen Informationsgehalt<br />

prinzipiell nicht<br />

besser dasteht als Multibit im<br />

HiRes-Format.<br />

Klangfalle Digitalfilter<br />

Nach Charles Hansens Auffasssung<br />

liegt der entscheidende<br />

Grund hierfür in der Tatsache,<br />

dass DSD bei derAufzeichnung<br />

vollständig auf Anti-Aliasing-<br />

Filter im Signalweg verzichten<br />

kann – was beim Multibit-Verfahren<br />

prinzipbedingt nicht<br />

ohne Weiteres möglich ist. Daher<br />

entwickelte Hansen für den<br />

QA-9 ein besonderes Digitalfilter<br />

(siehe Kasten unten).<br />

Analoge Signale nimmt der QA-9 über symmetrische XLR-Anschlüsse<br />

entgegen – Cinch-auf-XLR-Adapter werden mitgeliefert. Neben<br />

dem USB- gibt es auch einen AES/EBU-Digitalausgang.<br />

Das Herz des QA-9 ist der<br />

exklusive Zwei-Kanal-Wandlerchip<br />

AT1201 von Arda Technologies,<br />

der sich durch einen<br />

ungewöhnlich hohen Dynamikbereich<br />

von bis zu 124 Dezibel<br />

über die gesamte Bandbreite<br />

auszeichnet. Dabei setzte Ayre<br />

alles daran, dass sich der edle<br />

Chip im QA-9 so richtig wohlfühlt<br />

und seine Vorzüge voll<br />

ausspielen kann: Dafür waren<br />

die besten Bauteile und das<br />

feinste Leiterplattenmaterial<br />

gerade gut genug.<br />

Typisch Ayre ist auch die<br />

analoge Eingangsstufe, die aus<br />

vielen bipolaren Einzeltransistoren<br />

diskret aufgebaut ist und<br />

vollständig auf negative Rückkopplung<br />

verzichtet. Als spiegelsymmetrische<br />

Schaltung<br />

nimmt sie die Eingangssignale<br />

über XLR-Buchsen entgegen,<br />

sodass sich der QA-9 auch im<br />

Tonstudio wohlfühlt. Für solche<br />

Profi-Anwendungen gibt es ihn<br />

gegen 800 Euro Aufpreis auch<br />

mit Word-Clock-Ausgängen<br />

und DSD-Interface.<br />

Wie herausragend der QA-9<br />

klingt, können <strong>stereoplay</strong>-Leser<br />

auf der Heft-CD nachvollziehen.<br />

Sein volles Klangpoten zial<br />

entfaltet der Ayre aber erst bei<br />

HiRes-Files. Er zählt zu den<br />

besten A/D-Wandlern weltweit<br />

und ist fortan <strong>stereoplay</strong>s Maßstab<br />

in seiner Gattung.<br />

Jürgen Schröder ■<br />

Ayre QA-9<br />

4000 Euro (Herstellerangabe)<br />

Vertrieb: Sun Audio<br />

Telefon: 089 / 47 94 43<br />

www.sunaudio.de<br />

www.ayre.com<br />

Auslandsvertretungen siehe Internet<br />

Maße: B: 22 x H: 8 x T: 28 cm<br />

Gewicht: 3 kg<br />

Messwerte<br />

Frequenzgänge<br />

15dB<br />

15dB<br />

12dB<br />

9dB<br />

6dB<br />

3dB<br />

0dB 10Hz 100Hz 1kHz 10kHz 100kHz<br />

Im „Listen“-Modus weitreichender<br />

Frequenzgang mit sanftem Rolloff.<br />

Klirrspektrum<br />

-30dB<br />

-50dB<br />

-70dB<br />

-90dB<br />

-110dB<br />

-130dB<br />

-150dB<br />

20Hz 200Hz 2kHz 20kHz<br />

Geringer, unterhalb - 6 dBFs sehr geringer<br />

Klirr mit günstigem Spektrum.<br />

Jitterspektrum<br />

-80dB<br />

-90dB<br />

-100dB<br />

-110dB<br />

-120dB<br />

-130dB<br />

-<strong>35</strong>00Hz 11025Hz +<strong>35</strong>00Hz<br />

entfällt<br />

Das Digitalfilter im QA-9<br />

Rauschabst. XLR<br />

Eingangswiderstand XLR<br />

Verbrauch Standby/Betrieb<br />

115 dB<br />

2 MΩ<br />

–/10 W<br />

Anstelle eines herkömmlichen<br />

steilflankigen<br />

„Brickwall“-Filters, das<br />

deutliches Vor- und<br />

Nachschwingen (Ringing)<br />

an den Impulsflanken<br />

erzeugt, verwendet der<br />

QA-9 ein sogenanntes<br />

Moving-Average-Digitalfilter<br />

(Moving Average<br />

bedeutet „gleitender<br />

Mittelwert“) – bislang eher<br />

eingesetzt zur Trendanalyse<br />

von Aktienkursen. Bei<br />

diesem Filter verläuft der<br />

Übergang vom Durchlass-<br />

in den Sperrbereich zwar<br />

deutlich sanfter, dafür ist<br />

es frei von Vor- oder Nachschwingern.<br />

Die Dämpfung<br />

im Sperrbereich fällt jedoch<br />

nicht so drastisch<br />

aus wie bei herkömmlichen<br />

Filtern, daher spielt das<br />

Moving-Average-Filter<br />

seine Vorzüge speziell bei<br />

höheren Sampling-Frequenzen<br />

aus. Unterhalb<br />

von 96 kHz Abtastrate<br />

agiert der QA-9 steilflankiger,<br />

um Aliasing-Komponenten<br />

zu vermeiden.<br />

Um Gleichspannungkomponenten<br />

im Signal zu<br />

verhindern, verwenden die<br />

meisten A/D-Wand ler ebenfalls<br />

steilflankige und damit<br />

Ringing-behaftete Hochpassfilter.<br />

Nicht so der Ayre<br />

QA-9, der hier abermals<br />

auf das Moving-Average-<br />

Prinzip setzt: Hierzu wertet<br />

er mehrere Tausend<br />

Samples aus und addiert<br />

erst bei vorhandenen<br />

Gleichspannungsanteilen<br />

entsprechende Korrektur-<br />

Bits.<br />

Bewertung<br />

Klang (16/44,1 / 24/96 / 24/192) 65<br />

0 10 20 30 40 50 60 70<br />

Messwerte 9<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Praxis 8<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Wertigkeit 9<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Technisch anspruchsvoller,<br />

puristisch konzipierter A/D-<br />

Wandler, der mit phänomenal<br />

natürlichem, feingliedrigem und<br />

völlig unangestrengtem Klang<br />

neue Maßstäbe setzt. Optional<br />

erhältlich ist ein DSD-Ausgang.<br />

<strong>stereoplay</strong> Testurteil<br />

Klang (16/44,1 / 24/96 / 24/192)<br />

Abs. Spitzenkl. 65 Punkte<br />

Gesamturteil<br />

überragend<br />

91 Punkte<br />

Preis/Leistung überragend<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 59


Titel-CD Spezial A/D-Wandler<br />

Wandlungsfähig<br />

Äußerst flexible Einsatzmöglichkeiten, umfangreiche Ausstattung und hervorragender<br />

Klang machen den A/D-Wandler Joplin vom Digitalspezialisten<br />

M2Tech zu einem schier unwiderstehlichen Angebot.<br />

Ebenso wie Ayre zählt auch<br />

der italienische Hersteller<br />

M2Tech zu den Digital-Pionieren<br />

in Sachen Computer HiFi.<br />

So war es M2Tech-Inhaber und<br />

Chefentwickler Marco Manunta,<br />

der die Szene mit seinem<br />

HiFace-USB-zu-S/PDIF-Interface<br />

ordentlich aufmischte. Nicht<br />

umsonst also bezieht selbst die<br />

Konkurrenz asynchron arbeitende<br />

USB-Schnittstellen-Baugruppen<br />

von M2Tech.<br />

Dass die Italiener vorausschauend<br />

mit dem knapp 2000<br />

Euro teuren Joplin jetzt auch<br />

einen A/D-Konverter anbieten,<br />

überrascht daher nicht. Marco<br />

Manunta geht fest davon aus,<br />

dass Musikhören künftig im<br />

Wesentlichen über zentrale<br />

Speichersysteme (Stichwort:<br />

Cloud) erfolgt – was auch für<br />

analog gespeichertes Tonmate-<br />

Der Blickfang im Inneren des Joplin sind die großen MKP-Folienkondensatoren im Eingangbereich (rote<br />

Quader), die sich durch geringe dielektrische Verluste auszeichnen. Als Eingangsverstärker dient der<br />

Profi-Mikrofon-Verstärkerchip PGA 2500 von Burr Brown, der eine feinfühlige, digitale Verstärkungseinstellung<br />

von bis zu 65 Dezibel in 1-Dezibel-Schritten erlaubt.<br />

60<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de


ial wie Band und Schallplatte<br />

gilt. Daher hat M2Tech den Joplin<br />

auf einen möglichst flexiblen<br />

Einsatz ausgelegt, sodass<br />

seine Fähigkeiten allen Programmquellen<br />

der Anlage zugutekommen.<br />

Flexibilität ist Trumpf<br />

Der Joplin ist ein Paradebeispiel<br />

dafür, dass sich hohe Flexibilität<br />

und allerbeste Performance<br />

nicht im Wege stehen müssen.<br />

Das Herzstück der professionell<br />

gefertigten und erlesen bestückten<br />

Platine bildet der A/D-<br />

Wandler-Baustein ES 9102 aus<br />

der Sabre-Serie von ESS, der<br />

mit 32 Bit Auflösung bei Sampling-Frequenzen<br />

von bis zu<br />

384 Kilohertz glänzt. Als analoge<br />

Eingangsstufe entschied<br />

sich Marco Manunta für den<br />

exzellenten Profi-Mikrofonvorverstärker-Chip<br />

Burr Browm<br />

PGA 2500, der eine digital programmierbare<br />

Verstärkung von<br />

10 bis 65 Dezibel in 1-Dezibel-<br />

Schritten bietet. Darüber hinaus<br />

lässt sich auch eine 0-Dezibel-<br />

Position anwählen, in der das<br />

Eingangssignal nicht verstärkt<br />

wird.<br />

Der unsymmetrische Analog-Eingang akzeptiert beinahe jede<br />

Tonquelle vom MC-Tonabnehmer bis zum CD-Spieler. Es gibt sogar<br />

einen koaxialen Digitaleingang zur S/PDIF- auf USB-Wandlung.<br />

Damit akzeptiert der Joplin<br />

fast jede analoge Tonquelle, die<br />

an seinen unsymmetrischen<br />

Cinch-Anschlüssen andockt –<br />

egal, ob es sich um Low-Level-<br />

MC-Ab taster oder Hochpegelquellen<br />

mit Ausgangsspannungen<br />

von bis zu 1,7 Volt<br />

handelt. Besonders interessant<br />

für Vinylfans ist, dass der Joplin<br />

die Schneidkennlinien-Entzerrung<br />

gleich mitbringt – neben<br />

der gängigen RIAA- auch noch<br />

in 23 anderen, teils historischen<br />

Kurven. Darüber hinaus gibt es<br />

auch vier weitere Entzerrungen<br />

nach CCIR und NAB für entsprechendes<br />

Playback-Equalizing<br />

von Bandaufnahmen.<br />

Damit nicht genug, besitzt<br />

der Joplin zuschaltbare Rauschund<br />

Rumpelfilter zur Reduktion<br />

von Störgeräuschen; selbst ein<br />

extrem steilflankiges 19-Kilohertz-Filter<br />

zum Unterdrücken<br />

des Stereo-Pilottons bei Rundfunksendungen<br />

ist an Bord. Das<br />

Interessante dabei: Sämtliche<br />

Frequenzgang-Entzerrungen<br />

und Filtervorgänge erfolgen<br />

beim Joplin auf der digitalen<br />

Ebene.<br />

Im Hörtest zeigte sich der<br />

M2Tech als sehr neutraler, dynamisch<br />

agiler „Übersetzer“,<br />

der konturenscharf, aber ohne<br />

digitalen Beigeschmack mit<br />

konkreter Stereo-Abbildung<br />

artikulierte. Im Vergleich brachte<br />

der Ayre QA-9 noch mehr<br />

Gelassenheit, Tonfülle und Finesse<br />

ins Spiel – allerdings auch<br />

zum doppelten Preis. Darum<br />

unser Fazit: Der M2Tech Joplin<br />

ist ein klares Highlight.<br />

Jürgen Schröder ■<br />

M2Tech Joplin<br />

2000 Euro (Herstellerangabe)<br />

Vertrieb: Digital Highend<br />

Telefon: 0201 / 83 25 82 5<br />

www.digital-highend.de<br />

www.m2tech.biz<br />

Auslandsvertretungen siehe Internet<br />

Maße: B: 20 x H: 5 x T: 20 cm<br />

Gewicht: 2 kg<br />

Messwerte<br />

Frequenzgänge<br />

15dB<br />

15dB<br />

12dB<br />

9dB<br />

6dB<br />

3dB<br />

0dB 10Hz 100Hz 1kHz 10kHz 100kHz<br />

Sehr weitreichender, auch mit RIAA-<br />

Entzerrung linearer Frequenzgang.<br />

Klirrspektrum<br />

-30dB<br />

-50dB<br />

-70dB<br />

-90dB<br />

-110dB<br />

-130dB<br />

-150dB<br />

20Hz 200Hz 2kHz 20kHz<br />

Extrem geringer Klirr mit nur wenig<br />

ausgeprägtem Obertonspektrum.<br />

Jitterspektrum<br />

-80dB<br />

-90dB<br />

-100dB<br />

-110dB<br />

-120dB<br />

-130dB<br />

-<strong>35</strong>00Hz 11025Hz +<strong>35</strong>00Hz<br />

entfällt<br />

LPs überspielen mit dem Joplin<br />

Rauschabst. Line/Phono 99/70 dB<br />

Eingangswiderstand RCA 47 kΩ<br />

Verbrauch Standby/Betrieb 0,3/5,7 W<br />

Dank seiner integrierten<br />

Schneidkennlinien-Entzerrung<br />

und der hochverstärkenden<br />

Eingangsstufe<br />

lassen sich mit dem Joplin<br />

ohne Vorschalten einer<br />

separaten Phono-Vorstufe<br />

direkt Digital-Überspielungen<br />

von Schallplatten<br />

machen – das sogar mit<br />

niederpegeligen MC-Tonabnehmern.<br />

Seine Eingangsimpedanz<br />

beträgt<br />

47 Kiloohm und passt<br />

daher perfekt für MM-<br />

Tonabnehmer. Zur Impedanz-Anpassung<br />

von MC-<br />

Systemen empfiehlt<br />

M2Tech Y-Adapter mit<br />

passenden Widerstands-<br />

Steckern.<br />

Im Praxistest erzielte die<br />

digitale RIAA-Entzerrung<br />

im Joplin eine exzellente<br />

Tonqualität, was jedoch<br />

(bedingt durch die enge<br />

Nachbarschaft von Digital<br />

und hochverstärkendem<br />

Analog) zeitraubende Experimente<br />

zur korrekten<br />

Erdung von Laufwerk und<br />

Tonarm erforderte. Der maximal<br />

erreichbare Störspannungsabstand<br />

mit<br />

einem MC-System als<br />

Quelle lag bei guten 70<br />

Dezibel – also deutlich<br />

unter dem Eigengeräusch<br />

der Platte. Ohne Digital-<br />

RIAA-EQ und bei 0-Dezibel-Position<br />

in Verbindung<br />

mit einer ordentlichen<br />

Phono-Vorstufe fiel der<br />

Störabstand zwar nochmals<br />

um 6 Dezibel besser<br />

aus, allerdings war der<br />

Klang dann auch nicht<br />

ganz so durchsichtig.<br />

Bewertung<br />

Klang (16/44,1 / 24/96 / 24/192) 62<br />

0 10 20 30 40 50 60 70<br />

Messwerte 9<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Praxis 9<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Wertigkeit 8<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Dank intergrierter, digitaler<br />

Entzerrungs- und Filterfunktion<br />

und hochverstärkender<br />

Eingangsstufe extrem vielfältig<br />

einsetzbarer A/D-Wandler mit<br />

präzisem, konturenscharfem<br />

und neutralem Klang.<br />

<strong>stereoplay</strong> Testurteil<br />

Klang (16/44,1 / 24/96 / 24/192)<br />

Abs. Spitzenkl. 62 Punkte<br />

Gesamturteil<br />

sehr gut<br />

88 Punkte<br />

Preis/Leistung überragend<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 61


Titel-CD Spezial A/D-Wandler<br />

Phono-Entzerrung digital – eine Alternative?<br />

Schallplatten-Schneidemaschinen<br />

gehören zu den<br />

sogenannten Schnellewandlern:<br />

Daher sind die<br />

Auslenkungen des<br />

Schneidstichels bei tiefen<br />

Frequenzen groß, bei<br />

hohen Frequenzen dagegen<br />

gering. Um die Rillenbreite<br />

jedoch annähernd<br />

konstant zu halten, was die<br />

Spielzeit steigert und dem<br />

Rauschabstand zugutekommt,<br />

wird der elektrische<br />

Pegel beim Schneiden<br />

tiefer Frequenzen<br />

kräftig abgesenkt, bei<br />

hohen dagegen ebenso<br />

kräftig angehoben. Der<br />

Frequenzgang dieser<br />

„Schneidkennlinie“ ist<br />

genormt, wobei der<br />

Standard RIAA (Recording<br />

Industry Association of<br />

America) seit etwa 1954<br />

international verwendet<br />

wird – es gibt jedoch<br />

Ausnahmen.<br />

Da MM- und MC-Tonabnehmer<br />

ebenfalls Schnellewandler<br />

sind und daher<br />

beim Abspielen tiefer<br />

Frequenzen auf RIAA-entzerrten<br />

Schallplatten<br />

wenig, bei hohen dagegen<br />

hohe Ausgangsspannung<br />

liefern, muss im Phono-<br />

Eingang eine entsprechende<br />

Rückentzerrung<br />

vorgenommen werden,<br />

damit der Amplitudenfrequenzgang<br />

wieder gleichmäßig<br />

verläuft. Diese<br />

RIAA-Rückentzerrung<br />

erfolgt normalerweise<br />

mittels Widerstands-Kondensator-Kombinationen<br />

im Gegenkopplungszweig<br />

des Phono-Verstärkers,<br />

der dadurch eine frequenzabhängige<br />

Verstärkung<br />

besitzt. Nachteile der<br />

analogen Lösung: Durch<br />

die geringere Gegenkopplung<br />

bei tiefen Frequenzen<br />

steigen hier die Verzerrungen<br />

an, während bei<br />

hohen Frequenzen die<br />

Gefahr der Übersteuerung<br />

besteht, was die Verzerrungen<br />

ebenfalls klettern<br />

lässt. Zudem ist die<br />

Einhaltung der RIAA-<br />

Schneidkennlinie nur mit<br />

einigem Aufwand exakt zu<br />

realisieren.<br />

Digitalfilter hingegen<br />

könnten diese Präzision<br />

spielend liefern, jedoch<br />

stellt sich hier ein ganz<br />

anderes Problem: Durch<br />

die kräftige Bassabsenkung<br />

und Höhenanhebung<br />

der RIAA-Schneidkennlinie<br />

um jeweils maximal 20<br />

Dezibel fällt die Quantisierung<br />

bei 20 Hertz theoretisch<br />

um mehr als 6 Bit<br />

grober aus als bei 20<br />

Kilohertz, schließt man<br />

einen Plattenspieler ohne<br />

entsprechende Entzerrung<br />

direkt an einen A/D-<br />

Wandler an (Bild 1).<br />

Angesichts der dadurch zu<br />

erwartenden Quantisierungsfehler<br />

bei tiefen<br />

Frequenzen stellt sich die<br />

berechtigte Frage, ob eine<br />

digitale Entzerrung überhaupt<br />

sinnvoll ist.<br />

In der Praxis wirkt sich das<br />

weitaus weniger dramatisch<br />

aus: Zum einen<br />

bewirkt digitales Filtern<br />

nach RIAA-Verlauf wie bei<br />

einem Tiefpass (ähnlich<br />

dem bei DSD) eine drastische<br />

Reduktion des<br />

Quantisierungsrauschens,<br />

was die geringere Auflösung<br />

bei tiefen Frequenzen<br />

1<br />

weitestgehend kompensiert.<br />

Zum anderen enthält<br />

selbst kritisches Tonmaterial<br />

niemals so starke<br />

Hochtonanteile, sodass<br />

diese trotz kräftiger<br />

RIAA-Höhenanhebung nur<br />

selten den durchschnittlichen<br />

Pegel bei 1000 Hertz<br />

überschreiten. Dadurch<br />

ergibt sich ein weiterer<br />

Aussteuerungsspielraum<br />

von bis zu 3 Bit, der sich<br />

beim Einpegeln des A/D-<br />

Wandlers nutzen lässt.<br />

Rechnerisch betrachtet,<br />

erreicht die digitale RIAA-<br />

Lösung damit in etwa<br />

gleiche Störabstände wie<br />

die analoge – bei theoretisch<br />

möglicher, höherer<br />

Präzision. Beim M2Tech<br />

Joplin erfolgt die Frequenzgang-Entzerrung<br />

über ein<br />

2<br />

spezielles Digitalfilter, das<br />

im A/D-Wandlerbaustein<br />

bereits enthalten ist.<br />

Allerdings kann digitale<br />

Phono-Entzerrung auch<br />

Software-basiert per<br />

Computer erfolgen – so<br />

beispielsweise beim<br />

Programm Pure Vinyl von<br />

Channel D (siehe Tipp 7,<br />

Seite 65). In diesem Fall<br />

erfolgt die Digital-Überspielung<br />

der Platte über<br />

einen linearen (Mikrofon-)<br />

Vorverstärker ohne Frequenzgang-Korrektur<br />

– die<br />

RIAA-Entzerrung geschieht<br />

dann erst bei der Wiedergabe.<br />

Ein wesentlicher<br />

Vorzug dieser Lösung:<br />

Störende Knackser auf der<br />

Platte, die ja erst nach dem<br />

Pressvorgang entstanden<br />

sind, lassen sich auf der<br />

digitalen Ebene ohne<br />

RIAA-Entzerrung<br />

leichter und viel<br />

genauer entfernen.<br />

Erfolgt die RIAA-Entzerrung<br />

hingegen<br />

schon vor der Digital-<br />

Überspielung, werden<br />

Knackser, bedingt<br />

durch die starke<br />

Filterung, von kräftigem<br />

Ein- und<br />

Ausschwingen<br />

begleitet (Bild 2).<br />

62<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de


Besser. Einfach. Alles.<br />

Mit den neuen Modellen der Digital Music Suite bietet NAD perfekte<br />

Lösungen für alle modernen Digitalquellen. Modern, intuitiv zu bedienen<br />

und klanglich auf allerhöchstem Niveau.<br />

i HIGH END 2013, Atrium 3, Raum D105, www.nad.de Details<br />

Klingt irre gut.<br />

Unsere NAD Digital Music Suite Händler in Ihrer Nähe:<br />

Radio Körner, 01067 Dresden | Uni Hifi, 04103 Leipzig | Hifi Lounge, 08060 Zwickau | King Music, 10623 Berlin | Saturn, 20095 Hamburg | Schlauershoppen, 20537<br />

Hamburg | Hifi & Hifi, 26125 Oldenburg | Alex Giese, 30159 Hannover | Radio Maurer, 34117 Kassel | Radio Ferner, 38100 Braunschweig | Radio Philipps, 45721 Haltern |<br />

Hifi Master’s Schluderbacher, 47877 Willich | Your Hifi, 48691 Vreden | Blang Elektrowelten, 54292 Trier | Graf Hören & Sehen, 70182 Stuttgart | Heinzler Hifi ideal, 86853<br />

Langerringen-Schwabmühlhausen | Hifi Studio Kemper, 89073 Ulm | MD-Sound, 97783 Karsbach-Weyersfeld | Hifi Senf, 99817 Eisenach


Titel-CD Spezial Hintergrund: Tipps<br />

Vinyl goes digital<br />

Wer seine Vinyl-Schätzchen digitalisieren möchte, braucht neben<br />

Computer und Plattenspieler drei Dinge: Speicherplatz, Zeit und Geduld.<br />

Das sind die besten Voraussetzungen für gut klingende Überspielungen.<br />

Die erste Frage lautet: Möchten<br />

Sie Ihre Platten mit<br />

ordentlichem Klang mobil via<br />

iPod & Co. oder im Drahtlos-<br />

Netzwerk wiedergeben oder<br />

streben Sie höchstes, quasi analoges<br />

Qualitätsniveau zur High-<br />

Resolution-Wiedergabe mit<br />

dem Computer oder gar zu Archivzwecken<br />

an? Im ersten Fall<br />

haben Sie es relativ leicht, und<br />

auch der Aufwand hält sich in<br />

Grenzen: Besorgen Sie sich zunächst<br />

einmal eine einfache<br />

Recording-Software, die das<br />

Überspielen und Konfektionieren<br />

von Schallplatten oder Kassetten<br />

erleichtert – schon können<br />

Sie loslegen (vgl. Tipp 1).<br />

Weniger empfehlenswert<br />

sind dagegen die oft angebotenen<br />

USB-Plattenspieler: Sie<br />

versprechen zwar ein besonders<br />

einfaches Handling, aber wegen<br />

der meist fraglichen Qualität<br />

ihrer Abtaster könnten Ihre Platten<br />

ziemlich beansprucht werden<br />

(siehe Tipp 2).<br />

Erheblich aufwendiger wird<br />

es dagegen, wenn Sie absolute<br />

Top-Qualität anstreben. Das gilt<br />

nicht nur für das Equipment,<br />

das dann bereits auf der analogen<br />

Seite deutlich im fünfstelligen<br />

Preisbereich anzusiedeln<br />

ist. Mindestens ebenso wichtig<br />

wie bestes Equipment ist, dass<br />

Ihr Setup perfekt justiert ist<br />

(siehe Tipp 4) und zudem keine<br />

äußeren Störeinflüsse die Aufnahme<br />

beeinträchtigen können.<br />

Das gilt für Trittschall ebenso<br />

wie für eventuell auftretende<br />

Brumm-, Knister- oder Prasselstörungen,<br />

hervorgerufen durch<br />

ungünstige Erdung, nahe Dimmer<br />

oder Leuchtstofflampen.<br />

Auch wenn Sie es im HiFi-Alltag<br />

kaum merken – spätestens<br />

beim Überspielen werden Sie<br />

es hören und sich darüber ärgern.<br />

Jürgen Schröder ■<br />

Tipp 1: Eine relativ einfache, aber sehr praxisgerechte und zudem preiswerte<br />

Software für Analog-Digital-Überspielungen ist VinylStudio (erhältlich für<br />

Mac und PC bei www.alpinesoft.co.uk für etwa 22 Euro). Zahlreiche<br />

Funktionen, zum Beispiel automatisches Starten beim Aufsetzen der Nadel,<br />

erleichtern den Umgang. Daneben bietet VinylStudio auch die Möglichkeit,<br />

Störgeräusche nachträglich zu entfernen. Die Aussteuerungsanzeige reagiert<br />

jedoch etwas zu träge – pegeln Sie daher eher vorsichtig aus.<br />

Tipp 2: Anstelle von USB-Plattenspielern empfiehlt<br />

<strong>stereoplay</strong> in jedem Fall, in ein preisgünstiges, aber<br />

hochqualitatives Laufwerk nebst entsprechendem<br />

Abtaster zu investieren. Ein guter Einstieg ist der<br />

Pro-Ject Debut (Bild links), Preis: ab 300 Euro. Und die<br />

Phono-Vorstufe sollte man nicht vergessen. Die gibt es<br />

auch von Pro-Ject oder von NAD (PP2, Preis: 100 Euro).<br />

Tipp 3: Ein vielfach unterschätztes Utensil ist die Plattenwaschmaschine.<br />

Wenn Sie Ihre Schallplatten früher nass abgespielt haben, ist sie sogar<br />

ein Muss. Leitungswasser, übliches Spülmittel und Spiritus als Reinigungsflüssigkeit<br />

sind nicht geeignet. Zu empfehlen ist Record Cleaning<br />

Liquid, etwa L‘Arte du Son (zu bestellen unter www.fastaudio.com). Ein<br />

guter Einstieg ist die Nitty Gritty Basic für etwa 200 Euro oder Sie lassen<br />

die Platten beim Händler waschen (Infos unter www.plattenwaschen.de).<br />

64<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de


Tipp 4: Sind Sie stolzer Besitzer einer top klingenden Analog-Kombi, sollten Sie auch das digitale<br />

Aufzeichnungsfenster weit genug öffnen – das heißt konsequent im 24/192-HiRes-Format aufnehmen,<br />

was den Speicherbedarf allerdings extrem ansteigen lässt. Wenn Sie in diese Kategorie<br />

einsteigen, sind die beiden auf den vorhergehenden Seiten getesteten A/D-Wandler genau das<br />

richtige Werkzeug.<br />

Tipp 5: Sorgen Sie dafür, dass Ihr Laufwerk unbehelligt<br />

von Trittschall seine Runden drehen kann, damit es keine<br />

Rumpelgeräusche gibt. Sehr empfehlenswert ist eine<br />

Wandhalterung wie die Rega Wall Bracket (siehe Bild<br />

links). Ebenso wichtig ist die richtige Erdung von Laufwerk,<br />

Tonarm und Phono-Pre-Amp. Brummstörungen<br />

lassen sich gehörmäßig, aber auch mit dem Aussteuerungsmesser<br />

der Aufnahme-Software optimieren. Achten<br />

Sie auch auf elektrische Störfelder, die zum Beispiel von<br />

Leuchtstofflampen verursacht werden.<br />

Tipp 6: Checken Sie vorher die richtige Einstellung von Tonabnehmer und Tonarm. Perfektionisten<br />

optimieren das Zusammenspiel mithilfe der PC-Software Adjust+ (Download unter www.<br />

adjustplus.de, ab 250 Euro). Adjust+ erlaubt die sehr genaue Azimut-Justage des Tonabnehmers<br />

und mit ein wenig Erfahrung auch die VTA-Optimierung des Tonarms und die Skating-Kompensation.<br />

Die Kanal-Balance und der Phasengang lassen sich hierdurch ganz wesentlich verbessern<br />

und Übersprechen verringern.<br />

Tipp 7: Aufgezeichnet wird dann mit speziellen, maßgeschneiderten<br />

Programmen wie Pure Vinyl (für Mac,<br />

Download unter www.channld.com, 230 Euro), Amarra<br />

Vinyl (für Mac, zum Herunterladen unter www.sonicstudio.<br />

com, rund 300 Euro) oder auch mit dem kostenlosen<br />

Audacity (Mac oder PC, Download unter audacity.<br />

sourceforge.net): Letzteres bietet zwar nur manuelles<br />

Konfektionieren der Files und nur eingeschränktes<br />

De-Clicking, eignet sich aber sehr gut zum Aufnehmen<br />

bis hinauf zu 384 Kilohertz und bietet zudem umfangreiche<br />

Konvertierungsfunktionen.<br />

Tipp 8: Achtung, Aufnahme – Ruhe bitte! Um akustische Rückkopplungen ins<br />

Laufwerk auszuschließen, sollten Sie während der Aufnahme ausschließlich mit<br />

Kopfhörer arbeiten – Lautsprecher sind absolut tabu. Mithilfe eines hochwertigen<br />

Kopfhörers wie dem Sennheiser HD 800 ist auch das Aufspüren eventueller Störeinflüsse<br />

wesentlich einfacher und sicherer möglich als mit Lautsprechern. Damit Sie<br />

immer wissen, was Sie tatsächlich aufzeichnen, sollten Sie den Kopfhörer stets am<br />

Computer (oder am daran angeschlossenen D/A-Wandler) anschließen.<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 65


Titel-CD Spezial CD: Herstellung<br />

Großes Gedeck<br />

Kaffee, Kuchen und Sekt sind langweilig. Zum Geburtstag beschenkt sich<br />

<strong>stereoplay</strong> mit einer der aufwendigsten Analog-Digital-Ketten überhaupt.<br />

Das Ergebnis können Sie zu Hause nachhören – per Heft-CD oder<br />

HiRes-Download.<br />

Jürgen<br />

Schröder<br />

Der gelernte<br />

Tonmeister<br />

hat alle<br />

Aufnahmen<br />

gemacht<br />

und vorbearbeitet.<br />

Die Klassiker audiophil digitalisieren!<br />

Das Team von<br />

<strong>stereoplay</strong> stöberte in den<br />

Schatzkammern und hat schließlich<br />

neun Vinyl-Meisterwerke<br />

hauptsächlich aus der frühen<br />

Stereo-Ära zu ihren Lieblingen<br />

gekrönt. Die Original-LPs wurden<br />

mit einer audiophilen Kette<br />

in die digitale Welt übertragen.<br />

Sie finden sie auf unserer<br />

Heft-CD und die Klassik-Aufnahmen<br />

zusätzlich als HiRes-<br />

Download auf der Website<br />

www.highresaudio.com als<br />

FLAC-Dateien.<br />

Reinigungsarbeiten<br />

Vor dem Abtasten bestellten wir<br />

die Putzfrau – eine der besten<br />

Plattenwaschmaschinen des<br />

Weltmarkts: Eine PRC4 von<br />

Loricraft befreite die Rillen von<br />

Staub, Schmutz und Hinterlassenschaften<br />

aus dem Pressprozess.<br />

Ein Jungbrunnen für<br />

hochgeschätzte, aber eben auch<br />

viel genutzte Lieblinge. Wer<br />

viele Schwarzscheiben besitzt,<br />

denkt unweigerlich über die<br />

Anschaffung nach – und müsste<br />

2650 Euro bereithalten, die Reinigungsflüssigkeit<br />

geht extra.<br />

Wer uns bereits jetzt Prahlerei<br />

vorwirft, liegt richtig, sollte<br />

aber bedenken, dass ein digitales<br />

HiRes-File nur so gut werden<br />

kann wie die Quelle, von<br />

der es stammt.<br />

Nun ging es an den Aufbau<br />

der analogen ste reoplay-<br />

Referenzkette, denn Rumpelgeräusche<br />

oder Gleichlaufschwankungen<br />

müssten so strikt<br />

wie möglich vermieden werden,<br />

ist doch eine spätere Korrektur<br />

kaum möglich. Als Laufwerk<br />

fiel die Wahl auf den stattlichen<br />

EAT Forte mit Graham-Arm –<br />

ausführlich beschrieben und<br />

gehuldigt in dieser Ausgabe ab<br />

Seite 72. Nur den Tonabnehmer<br />

des EAT haben wir ausgetauscht:<br />

gegen das Referenz-<br />

System Titan-i von Lyra. Eine<br />

der angenehmsten Ballungen<br />

von Klirrarmut und dynamischen<br />

Drive auf wenigen<br />

Gramm (Wert: 5200 Euro).<br />

Die 20000-Euro-Marke wäre<br />

bereits jetzt überschritten. Harmonisch<br />

fügt sich noch die<br />

Phono-Vorstufe ein – finanziell<br />

(mit 14700 Euro) und vor allem<br />

66<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de


klanglich: Die Reference Phono<br />

2 SE von Audio Research bringt<br />

einen höchst agilen, fast drängenden<br />

Schub in die Kette – mit<br />

wuchtigen Trafos und einem<br />

Edel-Parcours Röhren im Hybridkonzept.<br />

Die Herausforderung<br />

an das ste reoplay-Team:<br />

Diese Vorstufe bietet gleich drei<br />

unterschiedliche Entzerrungskurven<br />

an; schnell und eindeutig<br />

kristallisierte sich der RIAA-<br />

Standard als beste Basis für den<br />

Transfer heraus.<br />

Das Signal kann entweder<br />

direkt oder nach Pegelregelung<br />

durch eine optionale, hochwertige<br />

Vorstufe in den QA-9-<br />

Wandler von Ayre gelangen. Die<br />

höchst innovativen Ingenieure<br />

aus Colorado haben in dem<br />

recht kompakten QB9-Gehäuse<br />

(kein Vergleich zum EAT-Giganten)<br />

einen der effektivsten<br />

D/A-Wandler der Gegenwart<br />

untergebracht: hoch-symmetrisch,<br />

in Zero-Feedback-Schaltung<br />

und bis 24 Bit/192 kHz<br />

feinjustierbar. Der Ayre kostet<br />

4000 Euro; er wird porträtiert<br />

ab Seite 58.<br />

Effektiv und kostenlos<br />

Dann geht der Datenstrom per<br />

USB-Kabel in ein MacBook<br />

Pro (1700 Euro). Alles unter<br />

direkter Ohrenkontrolle über<br />

Kopfhörer. Davon gibt es zwei<br />

angesichts der im Nahfeld unterschiedlichen<br />

Charakteristika:<br />

einen Sennheiser HD 800 (1000<br />

Euro), flankiert von einem Philips<br />

Fidelio (300 Euro).<br />

Natürlich stehen im <strong>stereoplay</strong>-Hörraum<br />

auch exzellente<br />

Lautsprecher zum Abhören.<br />

Aber da plaudern wir ja kein<br />

Geheimnis aus: Plattenspieler<br />

klingen im Bass präziser, wenn<br />

sie nicht über den Schall der<br />

Boxen angeregt werden, und<br />

über den Kopfhörer bemerkt<br />

man Verzerrungen oder Störgeräusche<br />

ohnehin besser.<br />

Und dann gehört zu dieser<br />

Kette noch ein Recording- und<br />

Schnittprogramm: Zum Ausprobieren<br />

empfehlen wir das<br />

kostenlos erhältliche Audacity.<br />

Simpel und effektiv: eine laute<br />

Empfehlung selbst unter finanzkräftigen<br />

Profis.<br />

Und was ist am Ende dabei<br />

herausgekommen? Urteilen Sie<br />

selbst: Sind die Aufnahmen von<br />

Vinyl Classics Vol. 1 so gut wie<br />

von uns empfunden? Rechtfertigt<br />

der Klang unserer Titel-CD<br />

den doch recht stattlichen Aufwand?<br />

Schreiben Sie uns – wir<br />

freuen uns auf Ihr Feedback.<br />

Andreas Günther ■<br />

+<br />

+<br />

+<br />

+<br />

Ein Recording- und Schnittprogramm ist Pflicht – wir haben das<br />

kostenlose Audacity verwendet.<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 67


Titel-CD Spezial CD: Vinyl-Meisterwerke<br />

Heldentaten<br />

Schon in den frühen Tagen der Stereophonie<br />

wurde audiophil produziert: Diese Original-LPs<br />

aus den 1950er- und frühen 1960er-<strong>Jahre</strong>n<br />

genießen unter High-Endern Kultstatus und<br />

sind auch im Digital-Zeitalter ein Genuss.<br />

Andreas Spreer, unser<br />

Tonmeister, überwachte<br />

das Mastering. Für die<br />

Heft-CD kappte er alle<br />

Einlaufgeräusche und<br />

kleine Knackser – alles<br />

per Hand.<br />

Die Mitglieder der <strong>stereoplay</strong>-Redaktion<br />

stöberten<br />

lange in den Archiven,<br />

und wählten neun Vinyl-Klassiker<br />

aus, die noch heute Hörtest-Relevanz<br />

haben. Die Tracks,<br />

überwiegend aus der Frühzeit<br />

der LP, fallen nicht nur durch<br />

hohe musikalische Werte auf,<br />

sondern erzählen auch eigene<br />

Geschichten: über die Ästhetik<br />

vom Pingpong-Stereo zum weiten<br />

Panorama, von der Qualität<br />

der frühen Pressungen und von<br />

der knisternden Spannung der<br />

Frühtage der Stereophonie. Und<br />

eine Anekdote von einer U-<br />

Bahn unter dem Konzertsaal.<br />

Unsere neun Vinyl-Lieblinge<br />

gibt es auf der Heft-CD zum<br />

Nachhören. Wer tiefer lauschen<br />

möchte: Auf der Website www.<br />

highresaudio.com stehen die<br />

Klassik-Aufnahmen von Vinyl<br />

Classics Vol. 1 auch zum Download<br />

in 24 Bit und 192 Kilohertz<br />

bereit.<br />

Andreas Günther ■<br />

Harry Belafonte: „In The Evenin‘ Mama“ („Harry Belafonte Sings The Blues“, RCA 1958) – 3:32<br />

Wir haben den falschen Filter: Für<br />

die meisten Mitteleuropäer ist<br />

Harry Belafonte ein charmanter<br />

Schauspieler mit Superhit. Eben<br />

dem „Banana Boat Song“, leicht<br />

süßlich und angepasst. Was ihm<br />

aber überhaupt nicht entspricht.<br />

Von kaum einem Sänger gibt es<br />

mehr politische Statements.<br />

Seine Karriere begann in Jazz-<br />

Clubs. Wie viel Intensität er in seine<br />

Stimme legen konnte – hier<br />

wird es erlebbar. Nach Art der<br />

Zeit wurde der Track fast live eingefangen:<br />

Ein Januar-Vormittag<br />

1958 im Studio genügte. Frühes<br />

Stereo mit markanter Positionierung<br />

der Instrumente und leichtem<br />

Hall auf der Stimme – kunstvoll,<br />

aber nicht künstlich. Vor allem<br />

erstaunlich fein in der Dynamik.<br />

Frank Sinatra: „Cheek To Cheek“ („Come Dance With me“, Capitol 1959) – 3:07<br />

Dieses Album war der Abräumer<br />

des <strong>Jahre</strong>s 1959. Nach heutigen<br />

Maßstäben unvorstellbare 30 Monate<br />

krallte sich Sinatra damit in<br />

den Billboard Charts fest. Drei<br />

Grammys kamen noch als Zugabe<br />

hinzu. Natürlich für den Star<br />

selbst, doch auch „for best Arrangement“<br />

an Billy May. Das ist<br />

frühe Fun-Musik mit Sogkraft. Der<br />

Drive geht vom Schlagzeug halblinks<br />

aus, die Holzbläser füllen,<br />

die Blechbläser setzten Akzente<br />

versetzt und im Auftakt hinzu.<br />

Ein Meisterwerk rundum. Die<br />

Komposition selbst war schon zu<br />

Sinatras Zeiten ein Oldie. Der<br />

große Irving Berlin hatte sie ursprünglich<br />

19<strong>35</strong> Fred Astaire auf<br />

den Leib und den begrenzten<br />

Stimmumfang geschrieben.<br />

Miles Davis: „Someday My Prince Will Come“ (Columbia 1961) – 6:41<br />

Von welchem Prinz ist hier die<br />

Rede? Tatsächlich vom Märchenprinzen<br />

aus Schneewittchen. Die<br />

Melodie entstand 1937 für Walt<br />

Disneys Zeichentrickfilm. Jazz-<br />

Musiker erkannten dutzendweise<br />

den Charme der Harmoniefolge.<br />

Miles Davis war nicht der einzige,<br />

die Reihe der Verwandler erstreckt<br />

sich von Dave Brubeck<br />

bis Barbra Streisand.<br />

Trotzdem: Keine Version konnte<br />

und kann dieser das Wasser reichen.<br />

Zumal Davis an nur drei<br />

Tagen im Studio legendäre Mitstreiter<br />

versammelte. Allen voran:<br />

John Coltrane mit seinem großen<br />

Saxofon-Solo. Viel Atmosphäre,<br />

heller Aufnahmeraum und Miles<br />

mit dynamischem Fokus aus der<br />

Mitte der Stereo achse.<br />

68<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de


Ella Fitzgerald & Louis Armstrong: „Under A Blanket Of Blue“ (Verve 1956) – 4:19<br />

Das Coverfoto sagt eigentlich alles:<br />

Zwei Superstars der 50er-<br />

<strong>Jahre</strong> trafen sich mal eben schnell<br />

im Studio – entspannt, ohne Leistungsdruck.<br />

Schallplatten-Aufnahmen<br />

zu dieser Zeit waren vor<br />

allem Dokumente. Jeder kannte<br />

sein Repertoire von der Bühne.<br />

Eine LP war konserviertes Musikleben<br />

und Nebengeschäft.<br />

Diese Platte legt man auf, wenn<br />

eine Kette auf Leichtigkeit getestet<br />

werden soll: Stellt sich der Samt<br />

in Ellas Stimme nicht ein, schneidet<br />

die Tompete von Louis aus<br />

der Mono-Front, dann stimmt oft<br />

die Höhe des Tonarms nicht. Oder<br />

die Stromversorgung ist instabil.<br />

Eine kleine Kombi kann hier jeden<br />

auf Brillanz überzüchteten High-<br />

End-Parcours ausspielen.<br />

Bassface Swing Trio: „Our Love Is Here To Stay“ (Stockfisch 2007) – 6:47<br />

Zeitsprung! Diese Aufnahme entstand<br />

ein halbes Jahrhundert<br />

nach den meisten hier veröffentlichten<br />

Tracks, ist aber verwandt<br />

mit den Meisterwerken aus der<br />

frühsten Stereo-Epoche. Tonmeister<br />

und Produzent Günter Pauler<br />

grenzte alle Tricks eines modernen<br />

Aufnahmestudios aus. Keine<br />

Schönfärberei, keine Schnitte,<br />

kein doppelter Boden – sondern<br />

ein Direktschnitt per DMM in die<br />

Metallmatrize. Das verlangt nervenstarke<br />

Musiker und eine gute<br />

Atmosphäre, was man hier hören<br />

kann. Ein Test auch für die Stringenz,<br />

die Stabilität einer guten<br />

Wiedergabekette: Zu keinem Zeitpunkt<br />

dürfen die Lautsprecher<br />

den Kontakt zum körperbetonten<br />

Walking Bass links verlieren.<br />

Strauss – Wiener Philharmoniker, Willi Boskovsky: „An der schönen blauen Donau“ (Decca 1959) – 9:14<br />

Die Donau ist heute nicht mehr<br />

blau, diese Aufnahme aber erstaunlich<br />

alterslos und authentisch:<br />

Die Wiener Philharmoniker<br />

spielen unter ihrem langjährigen<br />

Konzertmeister Willi Boskovsky.<br />

Als Studio diente ein nicht minder<br />

legendärer Raum: die Sophiensäle,<br />

in denen Decca Records auch<br />

Wagners „Ring“ unter Georg Solti<br />

aufzeichnete.<br />

Der definierte Nachhall ist entscheidend:<br />

einerseits als direktes<br />

Feedback für die Musiker und natürlich<br />

für die Hörer im Stereo-<br />

Dreieck. Schon mit dem ersten<br />

Pianissimo fließt die Walzerseligkeit<br />

in klarster, aber eben nicht<br />

karger Räumlichkeit. Wie eine<br />

Süßspeise, mit elegantem Druck<br />

aus den unteren Mitten.<br />

Beethoven – Philharmonia Orchestra, Otto Klemperer: „Coriolan Ouvertüre“ (EMI 1959) – 7:57<br />

Ein bewusster Kontrast: Die Wiener<br />

Donau und dieser Beethoven<br />

wurden fast zeitgleich aufgenommen,<br />

aber in höchst verschiedener<br />

Ästhetik der Tonmeister.<br />

Während die Decca-Techniker die<br />

edle räumliche Geschlossenheit<br />

suchten, setzte man bei EMI in<br />

London auf die Trennung der Instrumentengruppen:<br />

Mischklang<br />

versus Spaltklang. Auch der große<br />

Otto Klemperer war ein Mann von<br />

erstaunlicher menschlicher und<br />

musikalischer Kantigkeit.<br />

Herausgekommen ist eine Aufnahme<br />

wie ein Granitblock. Zudem<br />

entstand sie in strenger deutscher<br />

Sitzordnung: Die zweiten<br />

Geigen sitzen rechts, den ersten<br />

Violinen markant gegenüber im<br />

Stereo-Dreieck.<br />

Schubert – Clifford Curzon & Mitglieder des Wiener Oktetts: „Forellenquintett, Andantino“ (Decca 1958) – 7:34<br />

Die Melodie verlockt zum Mitpfeifen.<br />

Das ist erlaubt, wenn man<br />

zeitgleich seine Bewunderung vor<br />

der Leistung der Tontechniker<br />

ausdrückt. Diese Aufnahme ist<br />

55 <strong>Jahre</strong> alt, klingt aber wie gestern<br />

mitgeschnitten. Enorm lustvoll,<br />

vorwärtsstrebend musiziert.<br />

Links neben dem berühmten britischen<br />

Pianisten Sir Clifford Curzon<br />

sitzt Willi Boskovsky, der Konzertmeister<br />

der Wiener Philharmoniker<br />

und Dirigent der „Blauen<br />

Donau“ zwei Tracks zuvor.<br />

Der Mix aus Direktklang der Instrumente,<br />

kantiger Basslinie und<br />

feinen Raumreflexionen hat Maßstäbe<br />

gesetzt. Wortwörtlich: Bis<br />

heute beziehen sich Tontechniker<br />

auf die Klangästhetik der frühen<br />

Decca-Meister.<br />

Grieg – London Symphony Orchestra, Oivin Fjeldstad: Szenen aus „Peer Gynt“ (Decca 1958) – 5:13, 4:<strong>35</strong>, 2:42<br />

Gleich drei hyperdynamische<br />

Tracks aus der Bühnenmusik zu<br />

Peer Gynt beschließen die Titel-<br />

CD: „Vorspiel“, „Morgenstimmung“<br />

und „In der Halle des Bergkönigs“.<br />

Zugegeben: Es knistert<br />

leicht. Das kann man aber verschmerzen,<br />

denn die Aufnahme<br />

ist auf maximale Direktheit ausgelegt.<br />

Die Tontechniker von Decca<br />

hatten 1958 ihre Mikrofone<br />

extrem nahe bei den Instrumentengruppen<br />

aufgestellt. Vielleicht,<br />

weil man ungeliebte Gäste<br />

ausgrenzen wollte: Unter der<br />

Kingsway Hall herrschte ein reger<br />

U-Bahn-Verkehr. Heute legendär<br />

und amüsant: In Track neun rumpeln<br />

gleich zwei Züge aus unterschiedlichen<br />

Richtungen in den<br />

Tiefstbass.<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 69


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WK 3020 E05


Test & Technik Plattenspieler<br />

Die Kraft der<br />

zwei Herzen<br />

Die wuchtige Größe dieses Plattenspielers lässt sich schwer vermitteln:<br />

ein Riese mit überbreitem Teller und 12-Zoll-Arm. Gleich zwei Motoren<br />

bringen den 20-Kilo-Teller, verpackt in feinstem Makassar-Holz, auf<br />

Touren. Ein Fest für Augen, Bandscheiben und Freunde der Feinmechanik.<br />

72<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de


Die Gewichtsangabe auf der<br />

Holzkiste, in der der EAT-<br />

Plattenspieler geliefert wird, ist<br />

beeindruckend: 80 Kilogramm.<br />

Das lässt Rückschlüsse auf die<br />

Ausmaße dieses Vinyl-Laufwerks<br />

zu. Auf den Fotos kann<br />

man die Wucht dieses Riesen<br />

nur erahnen. Was man den Top-<br />

Fotografen von <strong>stereoplay</strong> nicht<br />

anlasten kann, das liegt eher an<br />

dem Umstand, dass hier ein Gigant<br />

so elegant wie möglich<br />

erscheinen möchte.<br />

Also ein Design-Plattenspieler?<br />

Natürlich nicht: Das wäre<br />

in High-End-Kreisen eine Beleidigung<br />

und käme fast einem<br />

Todesstoß gleich. Denn was gut<br />

aussieht, kann nicht wirklich<br />

audiophil sein. Oder etwa doch?<br />

Der EAT Forte gibt sich jedenfalls<br />

alle Mühe.<br />

Physikalischer Tiefsinn<br />

Das reale Lebendgewicht –<br />

ohne Verpackung – ist etwas<br />

geringer, gefährdet aber mit 65<br />

Kilogramm noch immer die<br />

Bandscheiben, wenn man den<br />

Koloss allein stemmen will.<br />

Was den Forte optisch so leicht<br />

wirken lässt, ist primär der Plattenteller.<br />

Er wurde nicht in die<br />

Höhe getürmt, sondern in die<br />

Breite gestreckt. Der Durchmesser<br />

liegt bei 40 Zentimetern.<br />

Eine LP mit 30 Zentimetern<br />

schrumpft in den Proportionen<br />

fast auf eine EP. Das sieht nicht<br />

nur gut aus, sondern ist auch<br />

physikalisch sinnvoll – die<br />

Schwungmasse nimmt um den<br />

Faktor fünf zu. Das kann man<br />

leicht testen: ausschalten und<br />

einen Finger an den Teller halten.<br />

Das Ergebnis: Dieser Bolide<br />

lässt sich nicht ausbremsen,<br />

er läuft und läuft – ebenso schön<br />

wie gnadenlos.<br />

Doch wie kommt der Superteller<br />

dann auf Touren? Die<br />

Hochlaufzeit muss doch exorbitant<br />

sein. Ist sie aber nicht. Auf<br />

den Startknopf drücken, die LP<br />

aus der Hülle ziehen und die Nadel<br />

absenken – das funktioniert<br />

ohne Gedenkminute und erstaunlich<br />

flott. Die Kraft der<br />

zwei Herzen steckt dahinter. In<br />

einem externen Antriebsblock<br />

wirft EAT zwei Motoren an. Jeder<br />

Motor wird getrennt versorgt,<br />

um 180 Grad versetzt:<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 73


Test & Technik Plattenspieler<br />

Der eine Motor beginnt genau<br />

dann seine Schubphase, wenn<br />

die andere gerade endet.<br />

Noch ein Dualismus:<br />

Die Füße des Chassis federn<br />

auf einem magnetischen<br />

Bett, auch das<br />

invertierte Lager nutzt die<br />

Kraft der Abstoßung. Der Tellerdruck<br />

auf die zentrale Keramikkugel<br />

lässt sich sogar über<br />

Sicherungsschrauben nachjustieren.<br />

Entlastung ist erwünscht,<br />

„schweben“ soll der<br />

Forte aber nicht. Das Chassis<br />

ist bewusst wuchtig ausgelegt<br />

und hart bedämpft. Wie bei<br />

einem Sportwagen – nahe am<br />

Asphalt. In direkter Folge fallen<br />

auch die Messergebnisse exzellent<br />

aus: Das Rumpeln liegt an<br />

der Grenze des Messbaren –<br />

hier spielen auch weitere Konstruktionsmerkmale<br />

mit, beispielsweise<br />

der Materialmix aus<br />

Magnesium und Aluminium<br />

plus ein eingefräster Sorbothan-<br />

Ring auf der Unterseite.<br />

EAT hat den 40-Zentimeter-<br />

Teller mit einem 12-Zoll-Tonarm<br />

kombiniert. Das sieht von<br />

oben fast aus wie die gewohnte<br />

30-Zentimeter-zu-9-Zoll-Konstellation.<br />

Hier aber in<br />

schönstem XXL, auch im<br />

Adelsgrad des Stammbaums:<br />

„Yosegi“ – Holz um Coil: EAT lässt ein MC-System maßschneidern<br />

und verpackt es in einen Body aus acht verschiedenen Holzarten.<br />

EAT hat bei Bob Graham in<br />

Massachusetts einen „Phantom<br />

II“-Tonarm gekauft. Der Name<br />

kokettiert mit dem Rolls-Royce-<br />

Modell – und trifft ins Schwarze:<br />

Das ist jenseits der Premium-Liga<br />

unter Fahrzeugen sowie<br />

Tonarmen die mythische<br />

„class of its own“. Es gibt viele<br />

Besonderheiten wie zum Beispiel<br />

Magneglide: ein magnetisches<br />

Kräftefeld, das den Arm<br />

auf perfekter Azimut-Achse<br />

halten soll.<br />

Edle Optik und<br />

mechanische Präzision<br />

Eine festliche Inszenierung liefert<br />

EAT auch an der Spitze.<br />

„Yosegi“ nennen die Japaner<br />

diese Form von Holzmosaik –<br />

unser Begriff der „Intarsienarbeit“<br />

würde zu kurz greifen.<br />

Yosegi-Schatullen sind farbstarke<br />

Puzzle-Arbeiten, ausgeführt<br />

von feinsinnigen Händen und<br />

starken Nerven. In so eine Yosegi-Schönheit<br />

packt EAT ein<br />

bei Audio Technica in Auftrag<br />

gegebenes, maßgeschneidertes<br />

MC-System. Wieder einmal<br />

gilt: Das macht nicht nur ästhetisch<br />

Freude, sondern ist auch<br />

physikalisch sinnvoll – jede<br />

Holzart (amerikanische Walnuss,<br />

chinesische Zeder, gelbe<br />

Maulbeere...) verfügt über eine<br />

eigene Resonanzbedämpfung,<br />

gemeinsam ist man stark.<br />

Der Mix aus Edeloptik und<br />

mechanischem Präzisionswillen<br />

ist auch hörbar. Dem <strong>stereoplay</strong>-Team<br />

war schnell klar:<br />

Hier spielt ein auf Absolutheit<br />

gerichteter Superheld. Die Finesse<br />

liegt in (vielmehr über)<br />

einem ultra-knochigen, unangreifbaren<br />

Bass. Wir haben mit<br />

unterschiedlichen Tonabnehmern<br />

experimentiert. Wer<br />

die harten Analytiker aufschraubt,<br />

verliert Tempo, das<br />

anspringende Moment guter<br />

Vinylpressungen. Das Yosegi<br />

harmoniert durch seine leichte<br />

Spielweise. Wir stellen uns vor:<br />

Der elegante Lebenskünstler<br />

(Yosegi) thront im Penthouse<br />

über dem Bankgebäude (Laufwerk/Arm).<br />

Die Mittenpräsenz, die räumlich<br />

greifbare Gegenwart von<br />

Frauenstimmen können andere<br />

Laufwerke vielleicht direkter<br />

herausstellen. Bei EAT herrschte<br />

eher Schwärze, kombiniert mit<br />

natürlichem Glanz. Perfekt bedient<br />

Nick Cave in seinem neuen<br />

Album „Push the Sky Away“<br />

diesen schönen Schimmer. Der<br />

Titel „We Real Cool“ ist ein<br />

Gradmesser: trockener Raum,<br />

dezente, aber vielschichtige<br />

Bassinformationen und diese<br />

volumenreiche, „auf Lunge“<br />

gehauchte Stimme. Die Forte-<br />

Gemeinschaft holte aus der superben<br />

180-Gramm-Pressung<br />

(Bad Seed Ltd.) Schwarzwerte<br />

von herrschaftlicher Eleganz.<br />

Schöner kann dieser melancholische,<br />

dunkle Samt nicht ausgeleuchtet<br />

werden.<br />

Andreas Günther ■<br />

Ritterschlag und Feinjustage<br />

„Ich habe entschieden. Mir<br />

muss das zuerst gefallen.“<br />

Solche gewichtigen Sätze<br />

kommen in der Regel von<br />

männlichen Top-Managern<br />

oder „Basta“-Bundeskanzlern.<br />

Bei EAT, dem Euro Audio<br />

Team kommen sie aus<br />

dem Mund einer Frau.<br />

Jozefína Lichtenegger<br />

verleiht EAT Profil und<br />

Gesicht. Das Topmodell<br />

unter den hauseigenen<br />

Plattenspielern, den Forte,<br />

brachte die Chefin direkt<br />

von Prag in die Redaktionsräume.<br />

Mit Stolz, insbesondere<br />

auf eine neue<br />

Partnerschaft: Der legendäre<br />

Bob Graham hat einen<br />

12-Zoll-Tonarm für EAT<br />

verfeinert und zum Kooperations-Branding<br />

freigegeben:<br />

„E-Go“ steht für „Euro<br />

Audio Team – Graham<br />

Original“, ein Ritterschlag.<br />

Der Ritterschlag für <strong>stereoplay</strong>:<br />

Jozefína Lichtenegger<br />

stellte den neuen<br />

Tonarm nicht nur vor,<br />

sondern auch ein. Der<br />

E-Go wird mit einer<br />

kompakten Schablone<br />

ausgeliefert, über die sich<br />

der millimetergenaue<br />

Abstand zwischen Tellerund<br />

Tonarmachse in<br />

wenigen Minuten fixieren<br />

lässt.<br />

74<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de


Live-Lift: Das werden Sammler unterschiedlich<br />

dicker Pressungen lieben – die Tonarmhöhe des<br />

E-Go ist in Feinstufen auf- und abschraubbar.<br />

EAT Forte<br />

+ E-Go + Yosegi<br />

15 900 Euro (Herstellerangabe)<br />

Vertrieb: Audio Reference, Hamburg<br />

Telefon: 040 / 533 203 59<br />

www.euroaudioteam.com<br />

Auslandsvertretungen siehe Internet<br />

Maße: B: 70 x H: 25 x T: 44 cm<br />

Gewicht: 65 kg<br />

Messwerte<br />

Gleichlaufton-Spektrum<br />

10dB<br />

0dB<br />

-10dB<br />

-20dB<br />

-30dB<br />

-40dB<br />

-50dB<br />

20Hz 100Hz 1kHz 10kHz 50kHz<br />

Super Gleichlauf mit sehr schlanker<br />

Spitze im Spektrum<br />

Gleichlaufschwankungen vs. Zeit<br />

0 dB<br />

-20 dB<br />

-40 dB<br />

-60 dB<br />

Königsklasse aus<br />

Massachusetts:<br />

Bob Graham hat<br />

seinen Tonarm<br />

Phantom II für<br />

EAT zum „E-Go“<br />

umfirmiert.<br />

Inklusive magnetischer<br />

Azimut-<br />

Stabilisation<br />

(Magneglide,<br />

oben links).<br />

Anpassungswillig: Graham hat den E-Go auf die<br />

klassische SME-Armboard-Justage ausgelegt.<br />

Auf Wunsch bietet EAT weitere Boards an.<br />

Das komplette vordere Arm-Segment wird<br />

zugesteckt: nach den Idealen des britischen<br />

Herstellers SME – fünfpolig und verschraubbar.<br />

Kleiner, feiner Eyecatcher: Bob Graham legt am<br />

Lager eine Mikro-Wasserwaage wie einen Erker<br />

aus – für den schnellen Blick beim VTA-Setup.<br />

-80 dB<br />

-500Hz 3150Hz +500Hz<br />

Sehr geringe Schwankungsbreite<br />

beim Gleichlauf über die Zeit<br />

Rumpel-Spektrum<br />

-20 dB<br />

-40 dB<br />

-60 dB<br />

-80 dB<br />

-100 dB<br />

-120 dB<br />

5Hz 10Hz 50Hz 100Hz 500Hz<br />

Extrem niedriges Rumpelgeräusch<br />

ohne auffällige Störkomponenten<br />

Gleichlauf, bewertet ±0,061 %<br />

Solldrehzahl – (einstellbar)<br />

Rumpelstörabstand, bewertet<br />

Platte/Koppler 73,5/84,5 dB<br />

Tonarm-Gewichtsklasse mittel<br />

Verbrauch Standby/Betrieb 1,4/15 W<br />

Bewertung<br />

Klang 58<br />

0 10 20 30 40 50 60 70<br />

Messwerte 10<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Praxis 8<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Wertigkeit 9<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Schwarz, schwärzer: Der höchste<br />

Faszinationsgrad des Forte liegt<br />

im immensen Kontrast – knorrig<br />

und tief bis an die Grenzen des<br />

Infraschalls. Der Yosegi-Abnehmer<br />

bringt dazu den Samt ins<br />

audiophile Spiel.<br />

<strong>stereoplay</strong> Testurteil<br />

Klang<br />

Absolute Spitzenklasse 58 Punkte<br />

Gesamturteil<br />

sehr gut<br />

85 Punkte<br />

Preis/Leistung gut – sehr gut<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 75


Forschung Bedämpfungsstoffe für Lautsprecherständer<br />

Resonanzbedämpfende<br />

Gummischicht<br />

Dynaudio Stand 6<br />

Resonanzbedämpfende<br />

Gummischicht<br />

KATZENSTREU<br />

BAUSCHAUM<br />

VOGELSAND<br />

QUARZSAND<br />

KUNSTSTOFFGRANULAT<br />

Good Vibrations<br />

Zur Resonanzbedämpfung bei Lautsprecherständern gilt<br />

Quarzsand als ungeschlagen. <strong>stereoplay</strong> hat fünf Stoffe in<br />

Dynaudios Stand 6 gefüllt und nachgemessen.<br />

Wenn es rumpelt und vibriert, dann<br />

stimmt irgendetwas nicht. Ist es die<br />

Box oder der Untergrund? Spielt dabei die<br />

Aufstellung oder der Raum die größere<br />

Rolle? Ein weiteres Puzzleteil bei der Suche<br />

nach den Ursachen kommt hinzu, wenn ein<br />

Kompaktlautsprecher mit im Spiel ist. Ärgerlich<br />

dabei ist, dass der zur Aufstellung<br />

nötige Ständer den Körperschall nicht einfach<br />

nur absorbiert oder durchleitet, sondern<br />

selbst in Eigenschwingung gerät.<br />

Ohne Befüllung bleibt das leere Rohr<br />

ein hervorragender Resonanzkörper. Mit<br />

Schlitz und Mundstück wäre man schnell<br />

beim Orgelpfeifenprinzip.<br />

In anderen Kulturen sind Hohlröhren<br />

Musikinstrumente: So funktioniert das bekannte<br />

australische Didgeridoo über eine<br />

Hohlraumresonanz, die immerhin als Sound<br />

durchgeht. Musikpädagogisch bedeutend<br />

und brandneu sind die Boomwhackers:<br />

unterschiedlich lange, offene Kunststoffröhren,<br />

die, auf den Boden gestampft, eine<br />

Tonleiter von Drumsounds erzeugen.<br />

Doch als Lautsprecherhörer will man<br />

keinen „Rohrsound“. Gemeinhin gilt die<br />

Befüllung mit Quarzsand als probatestes<br />

Mittel zur Schwingungsbedämpfung. Wir<br />

wollten es wissen und haben fünf unterschiedliche<br />

Stoffe in zwei Füllgraden verglichen:<br />

Vogelsand, Quarzsand, Bauschaum,<br />

Katzenstreu (Catsan) und ein spezielles<br />

Kunststoffgranulat. Dynaudio spendierte<br />

seinen neuen, besonders schwingungsarmen<br />

Lautsprecherständer Stand 6 (UVP: 395<br />

Euro/Paar). Zur Schwingungsanregung<br />

haben wir die Drei-Wege-Kompaktbox Cabasse<br />

Minorca verwendet und Ankopplung<br />

und Dämpfung miteinander verglichen.<br />

76<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de


Ein Gedankenspiel<br />

Welche Stoffe eignen sich zur Bedämpfung?<br />

Dazu zuerst ein Gedankenspiel:<br />

Wenn die Box ihren Körperschall in den<br />

Stand leitet, handelt es sich um unterschiedliche<br />

Frequenzen. Je nach Konstruktion des<br />

Boxengehäuses werden diese mal mehr,<br />

mal weniger stark abgegeben.<br />

Der hohle Lautsprecherständer<br />

dient prinzipiell als Verstärker.<br />

In der Regel sind es dabei<br />

die niederfrequenten und mittelhohen<br />

Schallanteile, die uns Musikhörer<br />

stören. Wenn Körperschall<br />

auf ein Granulat trifft,<br />

dann bewegen sich diese Teilchen<br />

mit. Sie vibrieren und verändern<br />

dabei ihre Position. Durch<br />

diese Reibung entsteht Wärme<br />

und die eingeleitete Energie wird<br />

quasi ausgebremst. Ein fester<br />

Körper kann hingegen selbst keinen<br />

Schall aufnehmen bzw. absorbieren.<br />

Er kann nur reflektieren<br />

oder durchleiten. Zur Absorption<br />

müsste ein Körper entweder<br />

viele kleine Hohlräume enthalten<br />

oder biegsam sein. Nur so kann<br />

der Schall in irgendeiner Weise<br />

bearbeitet werden. Genau wie in<br />

der Raumakustik ist eine Mischung<br />

aus Diffusion und Absorption<br />

erforderlich.<br />

Energie = Kraft x Weg<br />

Wird im Stand zu viel Schwingungsenergie<br />

reflektiert, richtet<br />

sich dieses Frequenz-Ungeheuer<br />

gegen seinen eigenen Erzeuger:<br />

die Box. Jetzt muss das Gehäuse<br />

mehr Energie ableiten. Ist der Diffusionsgrad<br />

zu hoch, muss die<br />

Rohrkonstruktion die „Schallreste“<br />

abfangen. Wird dagegen zu viel<br />

Energie resorbiert, klingt die Box vielleicht<br />

nicht mehr so wie ursprünglich vom Entwickler<br />

ersonnen. Ein geeignetes Granulat zu finden<br />

ist also keine profane Sache.<br />

Grob- oder feinkörnig?<br />

Wie aber muss das geeignete Material oder<br />

Granulat beschaffen sein? Eher grob- oder<br />

feinkörnig? Leicht, schwer, dick oder dünn?<br />

Lieber viel oder wenig? Wir haben einen<br />

Querschnitt aus den im Baustoffhandel<br />

erhältlichen Materialien besorgt und mit<br />

einem exklusiven Granulat eines HiFi-<br />

Herstellers verglichen.<br />

➜ Quarzsand ist der Favorit vieler Selbstbauer.<br />

In fast jedem Baumarkt erhältlich,<br />

sorgt seine hohe Schüttdichte für eine enge<br />

Messstand in der TESTfactory: Laborleiter Schüller und Sebastian<br />

Jünger überprüfen die zu erwartenden Eigenresonanzen von Dynaudios<br />

Stand 6. Anschließend wird auf halber Höhe ein Beschleunigungsaufnehmer<br />

platziert und über die Cabasse Minorca angeregt.<br />

Befüllung des Rohres und – was oft betont<br />

wird – für viel Gewicht.<br />

Quarzsand entsteht durch Verwitterung<br />

und Mineralanreicherung in der Erde. Der<br />

Quarzgehalt beträgt mindestens 85 Prozent,<br />

die Korngröße variiert von 0,1 bis 0,4 mm.<br />

Der Sand enthält poröse Elemente und kann<br />

sich dadurch gut bewegen. Jedoch oxidiert<br />

das eisenhaltige Gestein durch Sauerstoff<br />

und verändert dadurch mittelfristig seine<br />

Eigenschaften. Grundsätzlich sind das aber<br />

gute Voraussetzungen für eine ausgewogene<br />

Schallbearbeitung.<br />

➜ Vogelsand ist ein leichterer rundgeschliffener<br />

Quarzsand mit für den originären<br />

Einsatzzweck saugfähigen Kalkelementen<br />

und Muschelgrit. Die Korngröße variiert<br />

von 0,1 bis 0,7 mm. Der sehr<br />

feine Sand hat gute Rieseleigenschaften<br />

und ist vergleichbar mit<br />

Meeressand. Durch seine Feinkörnigkeit<br />

und niedrige Dichte<br />

ist Vogelsand beweglicher als<br />

der natürliche Quarzsand.<br />

➜ Katzenstreu (Catsan) ist ein<br />

Tipp unter den experimentierfreudigen<br />

Musikhörern. Darin<br />

befinden sich viele Kalkelemente<br />

und verschiedenartige<br />

Substanzen. Dieses Granulat<br />

besteht aus Quarzsand und Kalk.<br />

Die Korngröße variiert bis maximal<br />

4 mm. Seine offen poröse<br />

Struktur sorgt für eine differenzierte<br />

Masse und Verteilung im<br />

Rohr. Man sollte die Substanz<br />

nicht einfach komplett in das<br />

Rohr füllen, sondern immer mal<br />

wieder an das Rohr klopfen, um<br />

so die Schüttdichte zu maximieren.<br />

Die vielfach variablen Körnchen<br />

setzen sich dadurch in jede<br />

Lücke und bilden eine zerklüftete<br />

Reibefläche für den Schall.<br />

Was aber bewirkt ein eher<br />

leichtes Material mit klebenden<br />

Eigenschaften? Dafür haben wir<br />

uns den sogenannten Bauschaum<br />

ausgesucht.<br />

➜ 2K-PU-Montageschaum auf<br />

Basis von Polyurethan erweitert<br />

kontinuierlich sein Volumen und<br />

härtet absolut trocken und luftdicht<br />

aus. Vollständig mit allen Stellen<br />

verbunden, sollte ein Rohr doch relativ schallberuhigt<br />

sein, oder? Zumindest ab den mittleren<br />

Frequenzen aufwärts würden wir etwas<br />

in diese Richtung erwarten. Wäre dadurch<br />

aber der Bassbereich stärker?<br />

➜ Fillin kommt vom deutschen BT-HiFi-<br />

Vertrieb. Der italienische Hersteller Music<br />

Tools hat ein schwarzes Granulat aus gleich<br />

großen zylinderförmigen Kunststoffteilchen<br />

entworfen. Diese bringen dank ihrer starken<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 77


Forschung Bedämpfungsstoffe für Lautsprecherständer<br />

Staubige Angelegenheit: Mit Lineal und<br />

Trichter befüllen wir alle Ständer zu 60%.<br />

Im zweiten Durchgang wird jeder Ständer bis<br />

100% aufgefüllt und noch einmal gemessen.<br />

Mein Klang-Tipp ist Vogelsand. Ob es sich<br />

auch messtechnisch durchsetzen kann?<br />

Biegsamkeit einen hohen Grad an Eigendämpfung<br />

mit. Die feste Korngröße beträgt<br />

ca. 8 mm. Das Material ist jedoch vergleichsweise<br />

leicht. Kann es so auch die Eigenschwingungen<br />

des Rohres aufnehmen?<br />

Unser Versuchsaufbau<br />

Um herauszufinden, welche Rolle der Füllgrad<br />

spielt, haben wir jeden Stand einmal zu<br />

60 und zu 100 Prozent mit dem gleichen<br />

Material befüllt. Erwartungsgemäß sollte sich<br />

dann auch der Dämpfungsgrad verbessern.<br />

Schließlich geht es uns darum, im Hörtest<br />

eventuelle Klangtendenzen erkennen zu können.<br />

Unser Schallproduzent, die solide Cabasse<br />

Minorca, glänzt durch Präzision, hervorragendes<br />

Timing und die besonders trocken-schnelle<br />

Basswiedergabe. Die gute<br />

Schwingungsableitung der Drei-Wege-Kompaktbox<br />

ist prädestiniert für unseren Test.<br />

Wird es dennoch auf irgendeinem Stand mulmig<br />

oder dröhnig klingen? Und werden Messund<br />

Hörergebnis korrelieren?<br />

Musikhörer fragen uns oft nach der idealen<br />

Mischung aus Bedämpfung und Ankopplung<br />

(siehe den Kasten unten). Wir<br />

testen beide Varianten. Die Stands stehen<br />

dabei auf Spikes. Im <strong>stereoplay</strong>-Hörraum<br />

wird anschließend jeder Stand – in Mono –<br />

auf einem Beton-Untergrund abgehört.<br />

Insgesamt messen und hören wir so zehn<br />

Varianten durch. Das Teststück „Deep“ von<br />

Ilene Barnes regt Tief- und Oberbass gleichermaßen<br />

an. Ihre Stimme liefert dazu<br />

einen tief-sonoren Grundtonansatz mit präsenten,<br />

sauberen Zischlauten.<br />

Hörvergleich auf Hartgummi<br />

Die Stands sind zu 60 Prozent befüllt. Mit<br />

Quarzsand erklingt es im Mittelhochtonbereich<br />

besonders klar und präzise, jedoch<br />

relativ trocken: eine insgesamt ausgewogene<br />

Darbietung ohne Besonderheiten über<br />

alle Frequenzbereiche. Mit Vogelsand tönt<br />

es im Vergleich noch transparenter mit et-<br />

1 2<br />

Ankopplung vs. Dämpfung<br />

Durch die akustische Ankopplung [1] des Schallproduzenten (Box) an den<br />

Resonanzkörper (Stand) wird ein Großteil der Schwingungsenergie an den<br />

Lautsprecherständer und an den Untergrund abgegeben. Der Nachteil: Schwingende<br />

Böden wie Holzdielen und schwimmender Estrich verstärken diesen<br />

Schall und übertragen die Schwingungsenergie, sogar auf andere Möbel. Bei<br />

harten Böden wie Beton, festem Laminat, Parkett oder Fliesen werden die<br />

Vibrationen jedoch effektiv resorbiert, und das Boxgehäuse bleibt im Endeffekt<br />

ruhiger.<br />

Bei einer Bedämpfung durch Hartgummi [2] ist der Schallproduzent (Box)<br />

energetisch vom angrenzenden Resonanzkörper (Stand) isolierter. Im Dämpfungselement<br />

wird die Schwingungsenergie in Wärme umgewandelt und<br />

größtenteils vernichtet. Stand und Boden werden so weniger angeregt und das<br />

Boxengehäuse gerät nicht zusätzlich in Schwingung. Das bedeutet aber auch,<br />

dass mehr Schwingungsenergie in der Box selbst resorbiert werden muss.<br />

78<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de


was unschärferen Konturen, jedoch höherer<br />

Klangfarbentreue. Gitarre und Shaker schälen<br />

sich deutlich aus dem Geschehen. Der<br />

Bass ist dafür weniger akkurat. Das schwarze<br />

Granulat lässt zwar einen besonders<br />

sauberen Grundton stehen, macht die Wiedergabe<br />

jedoch insgesamt stumpf. Die Bassdrum<br />

klingt kaum nach. In der Tontechnik<br />

würde man den Charakter mit „dry“ umschreiben,<br />

überdies recht ausgewogen und<br />

ohne Störungen. Catsan wiederum verstärkt<br />

den Grundtonbereich, ist weniger präzise<br />

und betont die Zischlaute in Barnes‘ Stimme.<br />

Hier hören wir zum ersten Mal die<br />

Ständer-Resonanzen durch, denn es tönt<br />

leicht nagelig. Mit Bauschaum gibt es signifikant<br />

mehr Tiefbass, dabei rumst es nun<br />

im Oberbass. Unausgewogen, wuchtig und<br />

zischelig – damit kann uns der Bauschaum<br />

am wenigsten überzeugen.<br />

Hörvergleich auf Spikes<br />

Auf Spikes muss der Ständer mehr Bassenergie<br />

ableiten. Mit Quarzsand ist sogleich<br />

ein Timing-Gewinn auszumachen.<br />

Die Box kommt auf den Punkt, klingt<br />

dabei natürlich-offenporig und liefert einen<br />

fein diffenzierten Grundton. Dynamisch<br />

ist die Cabasse nun ebenfalls von<br />

der Leine: ein klarer Gewinner gegenüber<br />

den Hartgummischeiben. Mit Vogelsand<br />

macht die Box einen leicht strengen Eindruck.<br />

Tonal präsenter und weniger aus<br />

einem Guss ist der relativ sonore, leicht<br />

mulmige Grundtoncharakter nicht zu überhören.<br />

Pluspunkte gibt es für die gesteigerte<br />

Transparenz und Natürlichkeit. Es<br />

klingt charaktervoll und „wet“, wie der<br />

Tontechniker sagt. Das schwarze Granulat<br />

wiederum trocknet den Sound scheinbar<br />

aus. Auf Spikes klingt es jedoch weniger<br />

stumpf als auf Hartgummi. Die Cabasse<br />

tönt ausgewogen und sauber, mit graduell<br />

dumpferer Note gegenüber Quarzsand.<br />

Bei Catsan fällt sofort die Verlangsamung<br />

des Timings auf. Alles schleppt sich nun<br />

behäbiger dahin. Hinzu kommt ein strenger<br />

Nachhall mit einem hörbaren Sirren: im<br />

Ergebnis also noch unausgewogener als<br />

die Hartgummi-Variante. Bauschaum erzeugt<br />

mehr Rums und skaliert Barnes‘<br />

Stimme unnatürlich groß. Hinzu kommt<br />

das hörbare Sirren des Ständers, das in<br />

seiner strengen Diktion einen ungenieß-<br />

VOLLES ROHR<br />

Überraschend: Komplett mit Quarzsand<br />

befüllt, verstärken sich die Rohrresonanzen<br />

zu 90, 200 und 400 Hz um bis zu 5 Dezibel.<br />

Die Frequenzextreme werden hingegen<br />

besser bedämpft. Was nun aber besser<br />

klingt, soll der Hörtest beweisen.<br />

baren Klangcocktail fabriziert. Bauschaum<br />

bleibt der klare Verlierer im Quintett.<br />

Mehr Füllung = mehr Klang?<br />

Wir schütten alle Stands zu 100 Prozent<br />

auf und sind jetzt besonders gespannt auf<br />

den kommenden Hörvergleich! In unseren<br />

Messungen zeigt der höhere Füllgrad kaum<br />

CABASSE AUF SPIKES: MATERIALBEDÄMPFUNG IM VERGEICH ZUM LEERSTÄNDER<br />

Leerständer unbedämpft:<br />

Die spezifischen Rohrresonanzen<br />

liegen bei 200 , 550 ,<br />

750 und 1600 Hz. Die Buckel<br />

im Bassbereich entstehen<br />

durch externe Einwirkungen.<br />

Bauschaum dämpft kaum.<br />

Im Bassbereich entstehen<br />

sogar neue Schwingungen.<br />

Die extern induzierte 100-<br />

Hz-Resonanz wird dafür um<br />

20 db reduziert. Insgesamt<br />

sehr unausgewogen.<br />

Katzenstreu dämpft etwas<br />

gleichmäßiger, lässt jedoch<br />

zahlreiche schmalbandige<br />

Spitzen stehen. Auffällig<br />

starke Reduktion der<br />

typischen Rohrresonanzen<br />

bei 550 Hz und 750 Hz.<br />

Vogelsand bedämpft die<br />

oberen Höhen stärker als<br />

den Grundtonbereich. Auch<br />

bleiben schmalbandige<br />

Rohrresonanzen stehen.<br />

Insgesamt eine progressive<br />

Bedämpfung zu den Höhen.<br />

Fillin schafft zwar nur eine<br />

geringfügige Reduktion der<br />

200-Hz-Resonanz, erreicht<br />

aber eine ausgewogene<br />

Bedämpfung aller Frequenzbereiche.<br />

Besonders gut in<br />

den oberen Mitten.<br />

Quarzsand erreicht die<br />

homogenste Bedämpfung<br />

im Testfeld. Bis auf die<br />

kleine Kerbe bei 100 Hz<br />

gelingt dem Naturquarz eine<br />

gleichmäßige Reduktion<br />

aller Resonanzen.<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 79


Forschung Bedämpfungsstoffe für Lautsprecherständer<br />

Box auf Hartgummi, Stand 60%: Besonders effektiv gelingt die<br />

Bedämpfung des Bass- und Grundtonbereichs. Von 600 bis 1200<br />

Hz wird tendenziell überdämpft, daneben entstehen Spitzen.<br />

Box auf Spikes, Stand 60%: Der Bassbereich schwankt deutlich.<br />

Die Bedämpfung der 200-Hz-Resonanz gelingt keinem Material<br />

besonders gut. Über 200 Hz gewinnt das Kunststoffgranulat.<br />

Best of Hartgummi, Stand 100%: Das Kunststoffgranulat erreicht<br />

die stärkste Bedämpfung. Jedoch bietet Quarzsand mehr Homogenität<br />

in den oberen Mitten. Vogelsand ist dort unregelmäßiger.<br />

Best of Spikes, Stand 100%: Hier liegen die Materialien dicht<br />

beieinander. Wieder dämpft das Kunststoffgranulat am stärksten.<br />

Quarzsand bleibt dennoch gleichmäßiger – auch als Vogelsand.<br />

nennenswerte Verbesserungen. Nur im<br />

Bass- und Hochtonbereich verringert sich<br />

der Schwingungsgrad ein wenig. Jedoch<br />

stören nun die ständereigenen Resonanzen<br />

wieder stärker. Auch in den Hörvergleichen<br />

konnte ich keine Vorteile für den höheren<br />

Dämpfungsgrad ausmachen. Im Gegenteil,<br />

es klingt etwas dumpfer und weniger lebendig<br />

– zumindest auf Betonboden. In<br />

klanglicher Hinsicht bringt eine gewisse<br />

Eigenschwingung des Stands Vorteile.<br />

Deshalb lautet meine Empfehlung: Befüllen<br />

Sie die Ständer höchstens zu 70 Prozent.<br />

Probieren Sie die exakte Füllmenge<br />

aus, denn es lässt sich nie vorhersagen, wie<br />

das Schwingungskonstrukt aus Box, Stand<br />

und Boden am besten funktioniert.<br />

Fazit<br />

Auf Hartgummi klingt die Box etwas überdämpft,<br />

wohl weil im Stand bereits Dämpfungsschichten<br />

eingebaut sind und die Box<br />

so zuviel resorbieren muss. Über Spikes<br />

gelingt die natürlichere Energieableitung.<br />

Bauschaum und Katzenstreu lassen das<br />

Rohr zu stark mitsirren. Die feinen Sande<br />

verhalten sich deutlich fließender und homogener.<br />

Offensichtlich spielen dabei zwei<br />

Faktoren eine wichtige Rolle: hohe Teilchendichte<br />

und günstige Gleitreibungs-<br />

Eigenschaften. Gerade Quarzsand weist<br />

hier ein nahezu optimales Verhältnis aus<br />

beiden Faktoren auf. Entgegen vieler Gerüchte<br />

hängt die Dämpfung der Bassfrequenzen<br />

nicht ursächlich mit dem Gewicht<br />

der Bedämpfungsmasse zusammen. Das<br />

leichtere Kunststoffgranulat schafft sogar<br />

eine deutlichere Reduktion tiefer Frequenzen.<br />

Aber klingt es deshalb auch besser?<br />

Es kommt auf den Boden an. Bei schwingenden<br />

Böden (siehe den Kasten, Seite<br />

138) ist Fillin im Vorteil, bei harten Böden<br />

liegen die Sande vorn. Wichtig ist eine<br />

homogene Dämpfungsverteilung im Frequenzspektrum.<br />

Besonders natürliche<br />

Dämpfungseigenschaften zeigt Vogelsand.<br />

Die goldene Mitte aus Präzision und Natürlichkeit<br />

erreicht Quarzsand. Nicht die<br />

stärkste Schallresorption siegt also, sondern<br />

die gleichmäßigste Reduktion aller Frequenzbereiche.<br />

Erst dadurch kann die Box<br />

so schwingen, wie vom Entwickler ursprünglich<br />

konzipiert. Marco Breddin ■<br />

Bleibt standhaft: Dynaudios Stand 6.<br />

Die elliptische Form macht die Aluminiumsäule<br />

besonders verwindungssteif.<br />

Eine zusätzliche Verstrebung teilt in<br />

Befüllungs- und Kabelrohr. Die Standflächen<br />

bestehen aus einem dreilagigen<br />

Aluminium-Gummi-Compound.<br />

80<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de


Test & Technik In-Ear-Hörer<br />

Vibrato(h)ren<br />

Seit <strong>Jahre</strong>n dominieren zwei Treibertechnologien den In-Ear-Markt:<br />

Balanced Armature (BA) und Elektrodynamik. Was besser klingt, haben<br />

wir anhand von vier individuellen High-End-Lösungen verglichen.<br />

Längst haben die Klangstöpsel<br />

den Kopfhörermarkt<br />

revolutioniert. Mittlerweile gibt<br />

es günstige In-Ears wie Sand<br />

am Meer. Doch immer mehr<br />

Hörer wollen wissen, was aus<br />

den ausgefallenen Miniaturge-<br />

häusen technisch noch alles<br />

herauszuholen ist.<br />

Geht es um Mikrotreibertechnologie,<br />

klingt Ba lanced<br />

Armature etwa so verheißungsvoll<br />

wie für den HiFi-Freund<br />

das Bändchen. Die BA-Folienmembran<br />

erzielt einen hohen<br />

elektrischen Wirkungsgrad,<br />

braucht keine externe Luftankopplung<br />

und klingt daher sehr<br />

präzise. Der Nachteil ist die geringe<br />

Basskraft. Deshalb müssen<br />

immer mehrere Wandler<br />

kombiniert werden. Der dynamische<br />

Treiber bietet einen größeren<br />

Frequenzumfang und<br />

klingt dank Luftankoppelung<br />

druckvoller, aber auch detailärmer.<br />

Eine Synthese aus beiden<br />

Welten – das wärs doch, oder?<br />

Logitech<br />

UE900<br />

Shure<br />

SE5<strong>35</strong><br />

Sony<br />

MDREX 1000<br />

Ultrasone<br />

IQ<br />

138 5/13 <strong>stereoplay</strong>.de


Logitech Ultra Ears 900<br />

Shure SE5<strong>35</strong><br />

Logitech bekennt Farbe. Im<br />

Portfolio des Herstellers von<br />

Computerzubehör bekommt<br />

jede In-Ear-Serie ihren eigenen<br />

Anstrich. Die flexible<br />

blaue Leine des UE 900 ist<br />

zwecks Verringerung der<br />

Kabelkapazität sorgfältig<br />

verdrillt: erst jeder einzelne<br />

Kanal, dann beide Kanäle<br />

miteinander. Das reduziert<br />

die gegenseitige Leiter-Beeinflussung<br />

und verhindert<br />

eine etwaige magnetische<br />

Einkopplung. Praktischerweise<br />

hängt am rechten<br />

Kanal eine Lautstärkeregelung<br />

mit Play/Stop-Taste und<br />

Titelsprung. Über das inte -<br />

grierte Mikrofon kann man<br />

ausschließlich per iPhone<br />

telefonieren. Wer nur Musik<br />

hören möchte, greift zum<br />

zweiten Kabel – zum schwarzen<br />

Äquivalent ohne Tasten.<br />

Dazu löst man das Kabel<br />

direkt am Gehäuse.<br />

Das Einsetzen der In-Ears<br />

gelingt auf Anhieb und ohne<br />

Verwirrung, zumal sich das<br />

Silikon-ummantelte Kabelstück<br />

gut hinter dem Ohr<br />

anschmiegen lässt. Dank<br />

der Plastikklammer kann die<br />

Lautstärkeregelung zur<br />

weiteren Zugentlastung am<br />

Kragen befestigt werden –<br />

sitzt wie angegossen.<br />

Im Gehäuse stecken vier<br />

Balanced-Armature-Wandler:<br />

zwei Bässe, ein Mitteltöner<br />

und ein Hochtöner. Es ist<br />

kaum vorstellbar, wie solch<br />

ein ausgewachsenes Drei-<br />

Wege-System in ein derart<br />

kleines Gehäuse passen<br />

kann. Etwas lauter drehen<br />

muss man schon, dann spielen<br />

die UEs sanft homogen<br />

und geschlossen ohne<br />

störende Ecken und Kanten,<br />

lassen aber vergleichsweise<br />

etwas Durchsetzungskraft<br />

vermissen. Marco Breddin ■<br />

Dass Shure für Bühnenanwendungen<br />

entwickelt, zeigt<br />

sich an wenigen Details: Das<br />

doppelwandige Gehäuse ist<br />

wasserdicht und enthält<br />

einen Shock-Absorber.<br />

Außerdem ist das Kabel zur<br />

Trittsicherheit Kevlar-verstärkt.<br />

Die Isolationswirkung<br />

des Gehäuses liegt mit<br />

knapp 40 dB ebenfalls über<br />

dem Durchschnitt. Mit den<br />

Ohr-Oliven erhöht sich die<br />

Geräuschreduktion auf<br />

schalltotverdächtige 90 dB.<br />

Das scheint auch genug für<br />

den Alltag zu sein. Indes ist<br />

das Kabel ziemlich steif<br />

geraten. Erst durch mehrmaliges<br />

„Abstreifen“ wird das<br />

Kevlar geschmeidiger.<br />

Aufsetzen lassen sich die<br />

Ohrkanal-Hörer genauso<br />

schnell und unkompliziert<br />

wie die UE 900, wobei die<br />

Shure-In-Ears bei mir noch<br />

einen Tick angenehmer<br />

sitzen. Wichtig ist, dass es<br />

sich im Ohr nicht verstopft<br />

anfühlt. Shure liefert dazu<br />

Tannenbaum-Einsätze, mit<br />

deren Hilfe man sich dem<br />

Optimum annähern kann.<br />

Dennoch sollte es dicht<br />

genug sein, damit genügend<br />

Bassresonanz erzeugt wird.<br />

Dafür befinden sich gleich<br />

zwei BA-Tieftöner im<br />

bernsteinfarbenen Gehäuse.<br />

Den hohen Wirkungsgrad<br />

bekommt man dann auch<br />

unweigerlich zu spüren –<br />

Aufdrehen ist kaum nötig,<br />

sofort entsteht ein bassintensives,<br />

durchsetzungsfähiges<br />

Klangbild von hoher<br />

Prägnanz. Nach einer Einhörphase<br />

schält sich jedoch<br />

eine leichte Mittenbetonung<br />

heraus, die sicher für die<br />

Bühnenpraxis relevant ist,<br />

aber auch den leicht verfärbten<br />

Klang des SE5<strong>35</strong><br />

ausmacht. Marco Breddin ■<br />

Die drehbaren Köpfe<br />

erleichtern das<br />

Einsetzen der<br />

transparenten<br />

Ohrhörer. Im<br />

reichhaltigen Zubehör<br />

befinden sich zwei Kabel, fünf<br />

Ohr-Oliven aus Silikon, drei<br />

aus adaptivem Schaum, ein<br />

Flugzeug-Adapter zur<br />

Reduktion der Umgebungsgeräusche<br />

und der obligatorische<br />

6,3-mm-Klinkenadapter<br />

sowie zwei Reiseetuis.<br />

Das drahtverstärkte Kabel ist<br />

am Hörer drehbar und<br />

damit leicht auszutauschen.<br />

Im Zubehör<br />

finden sich Tannenbaum-Ohrpassstücke,<br />

Silikon- und Schaumstoff-<br />

Oliven, ein Miniklinken-Flugzeug-Adapter,<br />

ein Kabelaufsatz<br />

mit Lautstärkeregelung,<br />

der 6,3-mm-Klinkenadapter<br />

und ein stabiles, wasserdichtes<br />

Hardcase mit<br />

Reißverschluss.<br />

3-Wege BA<br />

109,5 dB<br />

31,2 Ohm<br />

10 g<br />

400 Euro<br />

2-Wege BA<br />

115 dB<br />

37,5 Ohm<br />

10 g<br />

530 Euro<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 139


Test & Technik In-Ear-Hörer<br />

Sony MDR-EX1000<br />

Ultrasone IQ<br />

Das Gehäuse des Sony ist<br />

auffallend groß. „Form follows<br />

function“: Eine dynamische<br />

Membran ist rund<br />

und braucht eben Platz. Das<br />

tropfenförmige Design impliziert<br />

die frontale Treiberausrichtung<br />

der großen 16-Millimeter-Flüssigkristallpolymer-Membran.<br />

Der produzierte<br />

Schall wird demnach<br />

seitlich aus dem Gehäuse in<br />

den Ohrkanal geführt. Die<br />

Hörer sind auffällig leicht,<br />

eine spezielle Magnesiumlegierung<br />

soll Vibrationen vermeiden<br />

und für Klarheit bei<br />

der Wiedergabe sorgen.<br />

Sony hat an viele praktische<br />

Details gedacht: So liegt das<br />

flexible 120-cm-Kabel mit<br />

kupferreinen 7N-OFC-Leitern<br />

zusätzlich in halber<br />

Länge bei, um mit einem<br />

Lautstärkeregelungsadapter<br />

wieder auf volle Länge<br />

gebracht zu werden.<br />

Der Sitz des MDR-EX1000<br />

ist jedoch etwas gewöhnungsbedürftig.<br />

Sony liefert<br />

ausschließlich Silikon-Oliven,<br />

die ihre Größe nicht<br />

adaptiv an den Gehörgang<br />

anpassen. So schmiegen<br />

sich die In-Ears nicht ganz<br />

so dicht ans Ohr. Der Bügel<br />

lässt sich wiederum leicht<br />

verbiegen – das ist Abstimmungssache.<br />

Einmal angeschlossen,<br />

entfaltet dieser<br />

Ohrkanal-Hörer ein besonders<br />

transparentes und<br />

durchsichtiges Klangbild,<br />

das sich geradezu vom Ohr<br />

lösen kann.<br />

Dynamisch-konsistent und<br />

durchsetzungsfähig bis in<br />

die untersten Register –<br />

damit ist der Sony einer der<br />

besten seiner Klasse.<br />

Lediglich in den Präsenzen<br />

neigt er zu einer leichten<br />

Vordergründigkeit.<br />

Marco Breddin ■<br />

Die deutsche Manufaktur<br />

Ultrasone, eher für große<br />

On-Ears klassischer Bauart<br />

bekannt, mischt mit dem<br />

neuen IQ die höchste In-<br />

Ear-Preisklasse auf. Im edlen<br />

Metalldruckgehäuse verbergen<br />

sich zwei Treiber, wobei<br />

der dynamische 8-Millimeter-Bass<br />

und der BA-Mittelhochtöner<br />

durch einen mikroskopisch<br />

kleinen Schallauslass<br />

gemeinsam auf ein<br />

Volumen spielen.<br />

Das Handling ist etwas ungewohnt,<br />

steht doch das<br />

Gehäuse schräg aus dem<br />

Ohrkanal heraus. Zudem<br />

braucht man einige Sekunden,<br />

bis das starre Kabel<br />

sitzt – dann ist aber ein<br />

fester und dank der Stöpsel<br />

aus Schaumstoff angenehmer<br />

Sitz garantiert.<br />

Von einer Frequenzaufteilung<br />

war in den Hörtests<br />

nichts zu bemerken: Im<br />

Gegenteil, bei „Best of the<br />

Doors“ fügt sich der trocken-knackige<br />

und extrem<br />

tiefe Bass sensationell harmonisch<br />

und rhythmisch<br />

absolut präzise in die<br />

unbestechlich neutralen<br />

Klangfarben ein. Unendlich<br />

feinauflösend meisterte er<br />

selbst komplexeste Musikwerke<br />

wie Mahlers 8. Sinfonie<br />

(dirigiert von Michael<br />

Tilson Thomas) mit bester<br />

Staffelung und folgte dabei<br />

jeder dynamischen Schattierung.<br />

Wer aber Schönfärberei<br />

und warme Abstimmung<br />

schätzt, wird den IQ anfänglich<br />

als überpräzise empfinden,<br />

doch dank seines<br />

Tragekomforts, der richtigen<br />

Klangfarben und mühelosen<br />

Transparenz ist er schlicht<br />

der beste In-Ear: eine Art<br />

Studiomonitor mit Langzeitgenussfaktor<br />

für den<br />

Ohrkanal. Malte Ruhnke ■<br />

Für einen Kabelwechsel muss<br />

am Hals eine Gewindemuffe<br />

gedreht werden. Schön und<br />

auch praktisch ist Sonys<br />

Ohr-Oliven-Farbpalette. Bei<br />

den geringen Größenunterschieden<br />

wird so deutlich,<br />

welche Oliven zusammengehören.<br />

Mitgeliefert werden drei<br />

isolierende und zehn Hybrid-<br />

Oliven, zwei Kabel und eine<br />

Echtleder-Tasche.<br />

Das Gussgehäuse wirkt<br />

extrem edel, auch das<br />

geflochtene Koaxialkabel<br />

erscheint langzeitstabil.<br />

Rund um die Ohren<br />

stabilisiert ein Draht<br />

die Kabelführung<br />

von vorne. Im<br />

Innenaufbau erkennt<br />

man den runden<br />

Basstreiber, BA-Treiber<br />

für Mittelhochton<br />

und das gemeinsame Volumen<br />

samt Ohrkanal.<br />

1-Wege dynamisch<br />

106 dB<br />

32,3 Ohm<br />

12,6 g<br />

500 Euro<br />

2-Wege BA/dynamisch<br />

109 dB<br />

20,4 Ohm<br />

14,6 g<br />

650 Euro<br />

140 5/13 <strong>stereoplay</strong>.de


Logitech UE 900<br />

400 Euro (Herstellerangabe)<br />

Vertrieb: Logitech, München<br />

Telefon: 089/894670<br />

ultimateears.logitech.com<br />

www.logitech.com<br />

Auslandsvertretungen siehe Internet<br />

Gewicht: 10 g (ohne Kabel)<br />

Messwerte<br />

Frequenzgang & Klirr bei 100 dB SPL<br />

Shure S5<strong>35</strong><br />

530 Euro (Herstellerangabe)<br />

Vertrieb: Shure, Eppingen<br />

Telefon: 07262/9249-100<br />

www.shure.de<br />

Auslandsvertretungen siehe Internet<br />

Gewicht: 10 g (ohne Kabe)<br />

Messwerte<br />

Frequenzgang & Klirr bei 100 dB SPL<br />

Sony MDR-EX1000<br />

500 Euro (Herstellerangabe)<br />

Vertrieb: Sony, Berlin<br />

Telefon: 01805/252586<br />

www.sony.de<br />

Auslandsvertretungen siehe Internet<br />

Gewicht: 12,6 g (ohne Kabel)<br />

Messwerte<br />

Frequenzgang & Klirr bei 100 dB SPL<br />

Ultrasone IQ<br />

650 Euro (Herstellerangabe)<br />

Vertrieb: Synthax GmbH<br />

Telefon: 089/9788038-0<br />

www.ultrasone.com<br />

Auslandsvertretungen siehe Internet<br />

Gewicht: 14,6 g (ohne Kabel)<br />

Messwerte<br />

Frequenzgang & Klirr bei 100 dB SPL<br />

120 dB<br />

110 dB<br />

100 dB<br />

90 dB<br />

80 dB<br />

70 dB<br />

60 dB<br />

50 dB<br />

40 dB<br />

20Hz 200Hz 2kHz 20kHz<br />

Ungewöhnlich linear abgestimmter<br />

In-Ear ohne typische Brillianzerhöhung.<br />

Relativ früher jedoch sanfter<br />

Höhenabfall ab 3 kHz, erhöhter Klirr.<br />

Schallpegel 0,1 - 4 kHz 1 mW/32 Ω 109,5 dB<br />

Impedanz bei 1 kHz<br />

31,2 Ω<br />

120 dB<br />

110 dB<br />

100 dB<br />

90 dB<br />

80 dB<br />

70 dB<br />

60 dB<br />

50 dB<br />

40 dB<br />

20Hz 200Hz 2kHz 20kHz<br />

Sehr linear und tiefreichend mit<br />

deutlicher Präsenzanhebung. Etwas<br />

unregelmäßiger Höhenabfall mit Peak<br />

um 15 kHz. Relativ geringer Klirr.<br />

Schallpegel 0,1 - 4 kHz 1 mW/32 Ω 115 dB<br />

Impedanz bei 1 kHz<br />

37,5 Ω<br />

120 dB<br />

110 dB<br />

100 dB<br />

90 dB<br />

80 dB<br />

70 dB<br />

60 dB<br />

50 dB<br />

40 dB<br />

20Hz 200Hz 2kHz 20kHz<br />

Linearer Hörer mit weitreichendem<br />

Hochton, präsenter Abstimmung und<br />

Brillanzspitze. Winziger Bassabfall.<br />

Klirrpeak um 5,5 kHz.<br />

Schallpegel 0,1 - 4 kHz 1 mW/32 Ω 106 dB<br />

Impedanz bei 1 kHz<br />

32,3 Ω<br />

120 dB<br />

110 dB<br />

100 dB<br />

90 dB<br />

80 dB<br />

70 dB<br />

60 dB<br />

50 dB<br />

40 dB<br />

20Hz 200Hz 2kHz 20kHz<br />

In-Ear-gerechte Abstimmung.<br />

Kräftiger Grundtonbereich, Senke<br />

in den oberen Mitten, homogenes<br />

Hochtonplateau. Relativ klirrarm.<br />

Schallpegel 0,1 - 4 kHz 1 mW/32 Ω 109 dB<br />

Impedanz bei 1 kHz<br />

20,4 Ω<br />

Bewertung<br />

Klang 44<br />

Bewertung<br />

Klang 46<br />

Bewertung<br />

Klang 48<br />

Bewertung<br />

Klang 49<br />

0 10 20 30 40 50 60 70<br />

Messwerte 6<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Praxis 8<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Wertigkeit 5<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Langzeittauglicher Charakter<br />

mit gutmütiger Abstimmung.<br />

Klingt leicht verhangen, dürfte<br />

aber auf die meisten Ohren gut<br />

passen. Schönes Design mit<br />

praxisgerechtem Zubehör und<br />

Bedienkonzept für iPhone, iPod<br />

touch und iPod Classic.<br />

0 10 20 30 40 50 60 70<br />

Messwerte 6<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Praxis 7<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Wertigkeit 6<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Durchsetzungsstarker und robuster<br />

In-Ear mit der Erfahrung<br />

aus der Bühnentechnik. Arbeitet<br />

Soloinstrumente und Stimmen<br />

präzise aus dem Mix. Neigt<br />

etwas zur Prägnanz. Sinnvolles<br />

und reichhaltiges Zubehör für<br />

Musikhörer, ohne Mikrofon.<br />

0 10 20 30 40 50 60 70<br />

Messwerte 7<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Praxis 6<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Wertigkeit 7<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Dynamisch-impulsiver<br />

Ohrkanal-Hörer mit analytischer<br />

Ausrichtung und knackiger<br />

Tiefbasswiedergabe. Erzeugt<br />

besonders große Klangbühnen<br />

für Unterwegs. Relativ groß am<br />

Ohr. Sinnvolles Zubehör für den<br />

Musikhörer, ohne Mikrofon.<br />

0 10 20 30 40 50 60 70<br />

Messwerte 7<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Praxis 9<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Wertigkeit 8<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

High End auf kleinstem Raum.<br />

Fantastischer Hybrid-In-Ear mit<br />

sehr hoher Klangfarbentreue<br />

und Frequenzgang-Linearität.<br />

Sinnvolles Zubehör und<br />

Smartphone-Kompatibilität. Der<br />

IQ zählt zu den absoluten Highlights<br />

des mobilen Klangs.<br />

<strong>stereoplay</strong> Testurteil<br />

Klang<br />

Spitzenklasse<br />

Gesamturteil<br />

gut<br />

Preis/Leistung<br />

44 Punkte<br />

63 Punkte<br />

gut<br />

<strong>stereoplay</strong> Testurteil<br />

Klang<br />

Spitzenklasse<br />

Gesamturteil<br />

gut<br />

Preis/Leistung<br />

46 Punkte<br />

65 Punkte<br />

sehr gut<br />

<strong>stereoplay</strong> Testurteil<br />

Klang<br />

Spitzenklasse<br />

Gesamturteil<br />

gut<br />

Preis/Leistung<br />

48 Punkte<br />

68 Punkte<br />

überragend<br />

<strong>stereoplay</strong> Testurteil<br />

Klang<br />

Spitzenklasse<br />

Gesamturteil<br />

gut – sehr gut<br />

Preis/Leistung<br />

49 Punkte<br />

73 Punkte<br />

überragend<br />

Alle vier In-Ears im Hörvergleich<br />

Metallisch-rot ist die<br />

Posaune, mit der Nils<br />

Landgren seine Funk Unit<br />

auf „Fonk da World“<br />

antreibt. Produziert wurde<br />

das Album 2001 vom<br />

unlängst verstorbenen<br />

Esbjörn Svensson.<br />

Auf „Mo Stuff“ schält der<br />

Shure SE5<strong>35</strong> die Posaune<br />

am deutlichsten heraus,<br />

geht aber im Bass nicht so<br />

tief. Ausgewogen und angenehm<br />

integriert der UE 900<br />

die Posaune, definiert den<br />

Bass jedoch weniger und<br />

klingt in den Höhen etwas<br />

bedeckt. Mit offen luftiger<br />

Transparenz kontert der<br />

Sony, zeigt die knackigere<br />

Posaune und macht unweigerlich<br />

klar, dass noch<br />

ein Egg-Shaker mitspielt.<br />

Der Ultrasone zieht alles<br />

gerade, löst Hi-Hat, Snare<br />

und Shaker am feinsten auf<br />

und liefert obendrein die<br />

natürlichste Posaune.<br />

Auf dem Titelstück zeigt der<br />

SE5<strong>35</strong> den knackigsten<br />

Oberbass und wirft Landgrens<br />

Stimme nach vorne,<br />

während der UE 900 alles<br />

mehr zusammenzieht und<br />

insgesamt unaufgeregter<br />

bleibt – und auch nicht so<br />

feinauflösend. Die Sony-In-<br />

Ears erweiteren den Klang<br />

um einen sauberen Tiefbass,<br />

reißen die Abbildung<br />

auf und präzi sieren das<br />

differenzierte Schlagwerk,<br />

ohne das der schnell pumpende<br />

Funkbass dies beeinträchtigt.<br />

Erst mit den<br />

Ultrasone IQs fällt auf,<br />

welches Metall im Hi-Hat-<br />

Becken steckt, dass Nils<br />

Landgrens Stimme eigentlich<br />

doch sanfter klingt, der<br />

Bass von Fender stammt<br />

und dass mehr Grundtonpräzision<br />

im Mix steckt.<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 141


Service Leserbriefe/Termine<br />

Fachhändler-Vorführungen: Hören Sie rein!<br />

Pirmasens, 12./13.4.<br />

HiFi-Studio Schön, 66955 Pirmasens,<br />

lädt zu den Pirmasenser HiFi-Tagen.<br />

Präsentiert werden Röhrenverstärker,<br />

Vollverstärker und CD-Spieler unter<br />

anderem von Cayin und Lyric. Dazu<br />

spielen diverse Lautsprecher von<br />

Indiana Line und Magnepan auf,<br />

interessantes Zubehör kommt von<br />

Creaktiv. Premiere feiern aus dem<br />

Hause Audio Exklusiv der CD-Player<br />

P8 sowie die Class-A-Monoblöcke P4;<br />

Cayin stellt die neuen Röhren-Amps<br />

MA-80 Selection und A-88TMK2<br />

Selection vor. An beiden Tagen findet<br />

zudem ein Workshop statt. Thema<br />

sind „Klangverbesserung durch<br />

Reduzierung von mechanischen und<br />

elektromagnetischen Störungen“. Um<br />

eine Voranmeldung für die Workshops<br />

wird gebeten – Telefon: 06331/41722.<br />

www.hifi-studio-schoen.de<br />

Berlin, 12.4. – 10.5.<br />

Boxen Gross, 10999 Berlin, informiert<br />

immer freitags (Bergmannstr. 17, 17<br />

bis 19 Uhr) über analoge Klangkultur<br />

sowie spannende „digitale“ Aspekte.<br />

Die Themen der kommenden Wochen.<br />

12. April: Preiswerte HiFi-Technik –<br />

Phono zeigt, wie gut Einsteiger-Anlagen<br />

klingen können, woran man gute<br />

Geräte erkennt und worauf man bei<br />

der Zusammenstellung einer<br />

günstigen HiFi-Kette achten sollte.<br />

19. 4.: Platten waschen & reinigen –<br />

Tipps & Tricks rund um Vinyl-Waschmaschinen,<br />

Spezialreiniger & Co.<br />

26. 4.: Tonabnehmer im Vergleich –<br />

Welchen Einfluss hat der Nadelschliff?<br />

Klingen teure Abtaster wirklich<br />

besser? Welcher Tonabnehmer passt<br />

zu welchem Plattenspieler? Ein Exkurs<br />

mit zahlreichen Hörbeispielen, mit<br />

denen Klangunterschiede hörbar<br />

Das High-End-Meeting in der Schweiz: Am 20. April verwandelt sich<br />

Schloss Greifensee wieder in das abenteuerliche KLANGSchloss!<br />

2013<br />

April<br />

20-21<br />

KLANGSchloss<br />

werden. 3. Mai: High-End für Kenner<br />

und Genießer – hochwertige<br />

Plattenspieler namhafter Hersteller im<br />

Direktvergleich. 10. 5.: Tuning-Tipps<br />

für HiFi-Anlagen gibt es mehr, als man<br />

denkt: Ob Stromversorgung, NF-Kabel,<br />

Netzkabel, Füße, Racks, oder Stellflächen<br />

– wer an den richtigen Stellschrauben<br />

dreht, kann aus seiner<br />

HiFi-Anlage ein paar zusätzliche<br />

Klang-Prozent herauskitzeln.<br />

PhonoPhono zeigt, wie’s geht – und<br />

beweist es mit einer Reihe schöner<br />

Musikbeispiele.<br />

www.phonophono.de<br />

Berlin, 12.4./19.4./3.5.<br />

Berliner Klangwellen-Manufaktur,<br />

12277 Berlin, freut sich auf den<br />

Besuch von Werner Strehl. In der<br />

Großbeerenstr. 134a präsentiert der<br />

ATC-Mann am 12. und 19. April sowie<br />

am 3. Mai jeweils von 16 bis 19 Uhr<br />

die Aktivlautsprecher 50A FF „Private<br />

Edition“ und EL150A. Im Mittelpunkt<br />

stehen die Aspekte großorchestrale<br />

Dynamik und Klangfarbentreue – Themen,<br />

die ATC durch den Einbau von<br />

Class-A-Endstufen sowie seinen<br />

legendären Mitteltöner hervorhebt.<br />

Und auch für Vinyl-Fans hat Strehl ein<br />

Schmankerl im Gepäck: das Laufwerk<br />

„Cantano“ mit Titan-Tonarm und dem<br />

Ortofon-Tonabnehmer „Anna“. Eine<br />

Anmeldung wird erbeten – Telefon<br />

0172/3921503. Andere Termine sind<br />

nach Vereinbarung möglich.<br />

www.klangwellenmanufaktur.de/<br />

www.audiotra.de<br />

Braunschweig, 13.4./26.4.<br />

Radio Ferner, 38100 Braunschweig,<br />

informiert mit seinen beiden<br />

Veranstaltungsreihen „Im Fokus“<br />

(jeweils am zweiten Samstag eines<br />

Monats) und „Die Kleine Hörprobe“<br />

(an jedem letzten Freitag eines<br />

Monats) über aktuelle HiFi-Technik.<br />

Am 13. April „im Fokus“: das<br />

Marken-Duo Exposure & Sonus Faber:<br />

Der Purismus der englischen<br />

Elektronikfirma Exposure trifft hier auf<br />

die Eleganz und Klangkultur der<br />

venezianischen Lautsprecher-Manufaktur<br />

Sonus Faber – eine Begegnung<br />

der besonderen Art. Im Rahmen der<br />

„Kleinen Hörprobe heißt das Motto am<br />

26.4. „Burmester – handmade in<br />

Germany“: Dann stehen etliche<br />

Elektronik- und Lautsprecher-Kostbarkeiten<br />

aus dem Portfolio der Berliner<br />

High-End-Schmiede zum Probehören<br />

bereit. www.radio-ferner.de<br />

Nürnberg, 19./20.4.<br />

Luna Audio Lounge, 90471 Nürnberg,<br />

Neulich in Nürnberg (auf der HIGH<br />

END On Tour): Ein vergleichsweise<br />

zierlicher Standlautsprecher flutet den<br />

Hörraum mit opulentem Klang. Kein<br />

Wunder, dass es um Thomas<br />

Mathejczyk geschehen war. Der neue<br />

Schwarm des Luna-Audio-Chefs hört<br />

auf den Namen Mozart Symphonie<br />

Edition und stammt aus der<br />

Concert-Grand-Serie von Vienna<br />

Acoustics. Wie viel (Bass-)Spaß und<br />

elegante, unangestrengte Musikalität<br />

dieser „Made in Österreich“-Lautsprecher<br />

entfaltet, lässt sich am 20./21.4.<br />

im Euckenweg 17 nachhören.<br />

Außerdem tritt die neue Veritas P8<br />

Next von Phonar an – bei gleicher<br />

Preislage ebenso schlank, allerdings<br />

deutlich größer als die Mozart SE.<br />

www.luna-audio.de<br />

Altusried, 20./26.4.<br />

HiFi auf dem Bauernhof, 87452<br />

Altusried veranstaltet am 20. 4. einen<br />

„Dali-Samstag“: Gezeigt werden<br />

unterschiedliche Modelle der<br />

skandinavischen Lautsprechermanufaktur<br />

quer durch alle Preisklassen;<br />

Surround-Sets inklusive. Dali-Mitarbeiter<br />

Alan Bachmann kommt<br />

ebenfalls ins schöne Allgäu.<br />

Beim allmonatlichen Musikabend<br />

(jeden letzten Freitag im Monat) steht<br />

am 26. April ein „Röhrenabend“ an:<br />

142 5/13 <strong>stereoplay</strong>.de


Es werden Röhren-Geräte verschiedener<br />

Preisklassen verglichen und<br />

diverse Tuning-Maßnahmen speziell<br />

für Röhrenkomponenten vorgestellt<br />

– Snacks und Getränke inklusive. Eine<br />

Anmeldung ist willkommen: Telefon<br />

08373/7019. Außerdem gibt es einen<br />

Neuzugang auf dem HiFi-Bauernhof:<br />

Neben Inhaber Dietmar Sutter sowie<br />

Gebhard Riedle gehört ab sofort auch<br />

Conny Englmeier zum Team.<br />

Fränkische HiFi-Fans kennen Englmeier<br />

noch aus Altdorf nahe Nürnberg –<br />

dort betrieb er lange ein eigenes Highend-Studio.<br />

www.hifi-bauernhof.de<br />

München, 20.4./9.5. – 12.5.<br />

HiFi Concept, 81667 München,<br />

widmet sich am 20. April den Marken<br />

Devialet und Wilson Audio. Mit dabei<br />

in der Wörthstr. 45+38 ist aus dem<br />

Hause Devialet der neue D-Premier:<br />

ein momentan heiß diskutierter<br />

Verstärker der Szene, der sich<br />

anschickt, „das Tor zu einer neuen<br />

Musik- und Technikdimension“<br />

aufzustoßen. Die passenden<br />

High-End-Speaker stellt die US-Firma<br />

Wilson. Mitarbeiter beider Vertriebe<br />

sind anwesend und freuen sich auf<br />

Fachgespräche unter HiFiisten.<br />

Vom 9. bis 12. Mai (also parallel zur<br />

HIGH END) zeigt das HiFi-Concept-<br />

Team plus eine Audionet-Delegation<br />

die 2013-Neuheiten von Thomas<br />

Gesslers Bochumer High-End-<br />

Schmiede. Unter anderem spielen die<br />

Streaming-Vorstufe DNP, der<br />

Streaming-Vollverstärker DNA und der<br />

Streaming-Client DNC; dazu werden<br />

ein Software-Update und neue<br />

Bedienungs-Apps vorgestellt. Als<br />

Lautsprecher sekundiert die B&W 800<br />

Diamond. www.hificoncept.de<br />

Wesseling, 20.4.<br />

Sprint Service GmbH, 50389<br />

Wesseling, gastiert mit den Lautsprechern<br />

der Aktiv-Spezialisten Backes &<br />

Müller an der Weser. Anmeldung und<br />

Infos zum „Stadtmusikanten-Workshop“<br />

in Bremen gibts unter Telefon<br />

02236 / 848 445 – dort erfährt man<br />

auch den genauen Auftrittsort.<br />

Übrigens: Für Stammkunden bietet die<br />

Sprint Service GmbH derzeit eine „Aus<br />

Alt mach Neu“-Aktion: Neue<br />

B&M-Modelle oder Austausch<br />

einzelner Komponenten (z. B. der<br />

Wandlerplatinen) bis zum 15. 4. zu<br />

Vorzugskonditionen.<br />

www.aktiv-backesmueller24.eu<br />

Greifensee bei Zürich, 20./21.4.<br />

Klangschloss, CH-8606 Greifensee.<br />

Langjährige AUDIO-Leser wissen<br />

Bescheid. Das mittelalterliche<br />

Anwesen verwandelt sich wieder zum<br />

wohltönenden KLANGSchloss. Zum<br />

achten Mal dürfen sich Freunde der<br />

gehobenen Klangkultur auf die<br />

einzigartige Kombination aus<br />

High-End-Anlagen, Vorträgen und<br />

Live-Musik in abenteuerlich-stilvollem<br />

Ambiente freuen. Unter Federführung<br />

von Markus Thomann vom Zürcher<br />

High-End-Studio Klangwerk präsentieren<br />

Fachhändler und Hersteller ihre<br />

individuellen Wege zum audiophilen<br />

Glück. Unter verschiedenen<br />

Leitmotiven wie „Avantgarde High<br />

End“, „Timeless Products“ oder<br />

„Feelgood Acoustic“ werden mehr als<br />

zehn Hörräume sowie das großzügige<br />

Schloss-Foyer bespielt. Mit dabei sind<br />

Marken wie Weiss Highend, Linn,<br />

AVM, Manger, B&W, Magnepan,<br />

Elipson, kurz: die Crème de la Crème<br />

der High-End-Szene. In diesem Jahr<br />

gewähren Tonmeister Adi Tosetto und<br />

Daniel Dettwiler Einblicke in ihre<br />

Aufnahmestudio-Arbeit. Über<br />

unterschiedliche Beatles-Tonträger<br />

und deren Qualität berichtet Kollege<br />

und Musikkritiker Lothar Brandt. Alle<br />

besprochenen und gehörten Tonträger<br />

gibt es auch zu kaufen: Eine<br />

Schallplattenbörse wartet mit<br />

limitierten CD- und LP-Schätzen auf,<br />

außerdem gibt es exklusive<br />

Fotographien von Jazz- und<br />

Rock-Ikonen aus den 60er <strong>Jahre</strong>n.<br />

Beim traditionellen Live-Konzert am<br />

Samstagabend bezaubern diesmal der<br />

Bandoneonist Marcelo Nisinman,<br />

Gitarrist Friedemann Wuttke und das<br />

Casals Quartet mit einer Mischung<br />

aus Tangos von Astor Piazzolla und<br />

klassischen Werken von Mozart und<br />

Haydn. Tickets für Ausstellung plus<br />

Konzert (inklusive Aperitif) gibt es zum<br />

Preis von 45 CHF / 38 Euro. Caterer<br />

Wein & Co. sorgt in bewährter Manier<br />

für eine gut sortierte Bar und leckere<br />

Sandwiches. Öffnungszeiten: Samstag<br />

10-19 Uhr, Sonntag 10-18 Uhr. Eintritt<br />

inkl. Getränkebon: 10 CHF/ 8 Euro.<br />

www.klangschloss.ch<br />

Stuttgart, 26.4.<br />

HiFi-Studio Wittmann, 70195<br />

Stuttgart, präsentiert von 14 bis 20<br />

Uhr exklusiv im deutschen Süden die<br />

Stella Utopia EM von Focal. Im<br />

Tieftöner von einem Elektromagneten<br />

angetrieben verspricht das neue<br />

Focal-Flaggschiff zum Paarpreis von<br />

72000 Euro eine herausragende und<br />

individuelle Bass-Anpassung an die<br />

Hörbedingungen. So etwas hört man<br />

nicht alle Tage, also nicht entgehen<br />

lassen! Anm. unter Tel: 0711/696774.<br />

www.wittmann-hifi.de<br />

Falkensee, 26.4.<br />

HiFi-Studio Falkensee, 14612 Falkensee,<br />

lädt ab 19 Uhr zu einem großen<br />

Hörvergleich zwischen verschiedenen<br />

digitalen Quellgeräten. Da die Teilnehmerzahl<br />

begrenzt ist, wird um eine<br />

Voranmeldung gebeten. Telefon:<br />

03322/2131655. www.berlin-hifi.de<br />

Hamburg, 26./27.4.<br />

HiFi-Studio Bramfeld, 22175<br />

Hamburg. Freitag 11 bis 19 Uhr &<br />

Samstag 10:30 bis 16 Uhr kommt<br />

Zubehör des Kabel- und Netzleistenspezialisten<br />

HMS unter die Lupe.<br />

HMS-Chef Hans M. Strassner<br />

informiert in der Bramfelder Chaussee<br />

332 persönlich über Themen wie die<br />

Komponenten-Entkopplung durch<br />

Gerätebasen, Netzfilterprodukte mit<br />

„Energia Definitiva und Energia RC“<br />

oder klangliche Auswirkungen des<br />

Kabelaufbaus; und er verrät (ein paar)<br />

Geheimnisse der HMS-Produktpalette.<br />

Um Voranmeldung wird gebeten:<br />

Telefon 040/6417641; E-Mail: Info@<br />

hifi-studio-bramfeld.de.<br />

www.hifi-studio-bramfeld.de<br />

Dresden, 26./27.4.<br />

Cimerus, 01189 Dresden, „Wenn Vinyl<br />

... dann richtig“: Unter diesem Motto<br />

dreht sich bei Cimerus - Klang und<br />

Designobjekte alles „Rund um die<br />

Technik der Schallplatte“. Im Mittelpunkt<br />

steht die Firma Dr. Feickert: Der<br />

Chef-Entwickler kommt persönlich als<br />

Gastdozent an die Elbe, stellt seine<br />

Plattenspieler-Träume vor und<br />

informiert über Einmessmöglichkeiten<br />

von Vinylspielern und Tonabnehmern.<br />

Außerdem geht es um die Frage,<br />

warum Vinylalben heute oft besser<br />

klingen als ihre CD-Geschwister – die<br />

Spur führt Richtung „Loudness-War“<br />

Eine Anmeldung wird empfohlen!<br />

Telefon 0<strong>35</strong>1/40031-<strong>35</strong>; E-Mail:<br />

info@cimerus.de. www.cimerus.de<br />

München, 9. – 12.5.<br />

High End, 80939 München. Was<br />

planen HiFi-Fans an Himmelfahrt?<br />

Klarer Fall: eine München-Fahrt!<br />

Fachbesuchertag ist am 9. Mai,<br />

Besuchertage 10 – 12. Mai. Im M,O,C,<br />

(Lilienthalallee 40, München-Freimann)<br />

verwöhnt die HIGH END wieder<br />

audiophile Ohren, Augen und Seelen.<br />

Ob von der guten alten Vinyl-Schallplatte,<br />

von CD oder Festplatten-<br />

Media-Server, ob per Computer oder<br />

unterwegs über Smartphone – immer<br />

geht es um die bestmögliche Qualität.<br />

Was die europäische Leitmesse für<br />

besten Ton dieses Jahr zu bieten hat:<br />

www.highendsociety.de<br />

HIGH END 2013 (10. bis 12. Mai): Neue klangoptimierte Vorführräume<br />

locken dieses Jahr alle interessierten Besucher nach München!<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 143


Service Leserbriefe/Termine<br />

leserbriefe@<strong>stereoplay</strong>.de<br />

Hoher Standby-Verbrauch<br />

Zum Testbericht „Tief und smart“ in<br />

<strong>stereoplay</strong> 3/13, ab Seite 32<br />

Andreas Weidenbacher <br />

Nach dem Nubert-Test des neuen Subwoofers war<br />

ich erst ein bisschen erstaunt, wie es sein kann,<br />

dass sich doch mehrere Fehlerteufel einschleichen<br />

können. Da ist etwa der Standby-Verbrauch, der so<br />

völlig utopisch ist. Was mich aber am meisten<br />

verwundert hat: Wieso werden US-Geräte getestet,<br />

die die EU-Normen bzgl. Standby um das 15-fache<br />

übertreffen? Die dürften doch gar nicht mehr<br />

verkauft, geschweige denn angepriesen werden.<br />

<strong>stereoplay</strong>: Mehrere Fehlerteufel – Sie haben<br />

Recht. Beim Nubert AW-1100 ist ein völlig falscher<br />

Wert reingerutscht: 0,<strong>35</strong>/10 Watt sollten es sein.<br />

Wie in der neuen EU-Richtlinie vorgesehen, schaltet<br />

der Nubert-Woofer nach 15 Minuten automatisch in<br />

den Stromsparmodus. Damit ist der deutsche Sub<br />

auf der Energiehöhe der Zeit. Auch der amerikanische<br />

SVS SB 12 kommt auf niedrigere Werte:<br />

1,1/15,2 Watt Standby bzw. Betriebsleistung.<br />

Die neue Standby-Richtlinie gilt übrigens für alle<br />

Produkte, die ab 2013 auf den EU-Markt kommen:<br />

Hier müssen die amerikanischen Hersteller bald<br />

nachbessern. Technisch ist die geringere Wattgüte<br />

allerdings nicht ganz einfach umzusetzen, da die<br />

interne Gerätekontrolle zwischen 1 und 0,5 Watt<br />

nicht immer funktioniert. Wer dennoch einen der<br />

getesteten US-Subs kaufen will, macht sich natür -<br />

lich nicht strafbar. Auch wir wollen und können<br />

dafür keine Verantwortung übernehmen. / MB<br />

Lautstärke beim KEF X300A regeln<br />

Daniel Rosenwasser <br />

Zum Testbericht „Das Holodeck“ in<br />

<strong>stereoplay</strong> 3/13, ab Seite 28<br />

Aufgrund des begeisternden Berichts über die KEF<br />

X300A als audiophile PC-Boxen für den Schreibtisch<br />

habe ich mich näher mit dem Produkt befasst. Bei<br />

der Bedienung eines Aktivlautsprechers fällt<br />

eigentlich nur die Lautstärkeregelung an. Gemäß<br />

KEFs Bedienungsanleitung soll man dafür den<br />

System-Gain-Regler benutzen, da die Lautstärkeregelung<br />

via Software am PC einen Verlust an<br />

Sampling-Tiefe mit sich bringt (und das wollen wir<br />

ja nicht). Nur: Der Regler ist an der Rückseite des<br />

Lautsprechers angebracht. Glaubt KEF oder auch Ihr<br />

Redakteur, dass wir Käufer uns jedesmal verrenken<br />

wollen, wenn der Pegel angepasst werden soll?<br />

<strong>stereoplay</strong>: Das glaubt er nicht. Wie im Artikel<br />

beschrieben, weise ich auf die Software-Regelung<br />

per Audirvana hin. Dieser RAM-Player umgeht die<br />

verlustbehaftete Lautstärkeregelung von iTunes.<br />

Vielleicht hätte ich das im Artikel noch expliziter<br />

hervorheben sollen. Sie brauchen daher den<br />

System-Gain-Regler der Box nur einmal auf etwa 60<br />

bis 80 Prozent einzustellen und regeln dann fortan<br />

über Audirvana. Das funktioniert nahezu verlustfrei.<br />

Sie können natürlich auch andere Player wie etwa<br />

PureMusic dafür nutzen.<br />

/ MB<br />

NAD M50/51 an Aktivboxen<br />

Rolf Ehemann <br />

Zum Testbericht „Großer Bahnhof“<br />

in <strong>stereoplay</strong> 3/13, ab Seite 54<br />

Wenn ich es richtig verstehe, kann ich den NAD<br />

M50 mit dem M51 zusammen mit Aktivboxen<br />

nutzen, ohne einen zusätzlichen Verstärker<br />

anschließen zu müssen. Wenn ja: Reicht die<br />

Leistung zum Beispiel der Aktivboxen – Dynaudio<br />

XEO 3/5 oder KEF X300A –, um einen Raum von<br />

50 bis 60 m 2 Fläche und einer Höhe von ca. 2,30<br />

Metern gut zu beschallen? Wäre eine mögliche<br />

Alternative, auch wenn der Preis höher ist und der<br />

Wandler sich im Gerät befindet, der T+A MP3000<br />

HV? Oder ist es sinnvoller, bei der Raumgröße und<br />

dem gewünschten Klangbild einen Verstärker zu<br />

integrieren und dabei Passivboxen zu bevorzugen?<br />

<strong>stereoplay</strong>: Es ist nicht sinnvoll, die XEO-Serie<br />

oder die KEF X300A mit dem NAD M51 zu nutzen,<br />

da beide Aktivboxenkonzepte bereits mit internen<br />

D/A-Wandlern arbeiten. In der KEF ist der Wandler<br />

direkt eingebaut, die XEO-Serie bietet dafür eine<br />

Breakout-Box. In diese Breakout-Box können Sie<br />

zwar auch analog reingehen, das Signal wird aber<br />

so insgesamt zweimal digitalisiert und dann per<br />

WLAN an die Box übermittelt. Natürlich können Sie<br />

den M50-CD-Transport direkt an die genannten<br />

Aktivboxen binden und hätten so eine richtig<br />

effiziente Signalkette. Ihren 60-m 2 -Raum sollten<br />

Sie jedoch mit einer Standbox – wie der XEO 5 –<br />

versorgen. Überhaupt ist ihr Raumvolumen prädestiniert<br />

für potente Standboxen.<br />

Welche Aufstellung am besten funktioniert, probieren<br />

Sie bitte mit unserem RaumRechenService<br />

aus! Der T+A MP3000 HV vereint Streaming-Client,<br />

CD-Laufwerk und DAC in einem kompakten<br />

Gehäuse. Aufgrund seines herausragenden<br />

Wandlers binden Sie diesen Referenz-Multi-Player<br />

entweder an eine analoge Aktivbox (ohne<br />

D/A-Wandler) oder über Analog-Verstärker an<br />

Passivboxen in ein klassisches HiFi-Konzept.<br />

Analoge Aktivboxen sind beispielsweise Adam<br />

Audios ARTist 6 oder die T+A KS Active aus<br />

gleichem Hause.<br />

/ MB<br />

Lautstärke-App für iPad an USB-DAC<br />

Wilhelm Michalke <br />

Ich hab mir den Meridian Explorer bestellt. Was<br />

mache ich als iPad-Nutzer? Ich kann nämlich einen<br />

USB-DAC mit dem Apple Camera Connection Kit<br />

direkt ans iPad anschließen. Dann bekomme ich<br />

ohne USB-Kabel von einer per Akku betriebenen<br />

Quelle ein Digitalsignal in den DAC.<br />

Aber wie geht es dann weiter? Wie kann ich dann<br />

für den Betrieb meines AKG K 701 die Lautstärke<br />

regeln? Gibt es eine empfehlenswerte App – auch<br />

für HiRes-Downloads?<br />

<strong>stereoplay</strong>: Der Meridian Explorer besitzt keinen<br />

eigenen Gain-Regler. Eine App ist uns leider nicht<br />

bekannt. Eine Lösung wäre eine nachfolgende<br />

Impressum<br />

VERLAG:<br />

WEKA MEDIA PUBLISHING GmbH<br />

REDAKTION:<br />

Postanschrift:<br />

Richard-Reitzner-Allee 2, 85540 Haar<br />

Tel. 089 / 25556 1141<br />

Fax 089 / 25556 1620<br />

leserbriefe@<strong>stereoplay</strong>.de<br />

Bereichsleiter Unterhaltungselektronik:<br />

Andreas Stumptner<br />

Chefredakteur (v.i.S.d.P.): Holger Biermann<br />

Stellvertr. Chefredakteur: Malte Ruhnke<br />

Chef vom Dienst/Textredaktion: Thomas Bruer<br />

Grafik: Michael Grebenstein<br />

Titellayout: Robert Biedermann<br />

Produktion / Lithografie / Bildredaktion:<br />

DC-Design & Consulting/Sindelfingen, www.promooffice.de<br />

Test & Technik:<br />

Marco Breddin (MB), Andreas Günther (AG), Reinhard<br />

Paprotka (RP), Jürgen Schröder (JS), Raphael Vogt (RV)<br />

<strong>stereoplay</strong> music:<br />

Willi Andresen (WA), Constantin Aravanlis (CA), Miquel<br />

Cabruja (MC), Attila Csampai (AC), Ralf Dombrowski (RD),<br />

Christof Hammer (CH), Matthias Inhoffen (MI), Martin<br />

Mezger (MM), Michael Sohn (MS), Christoph Schlüren<br />

(CS), Rolf Schneider (RS), Werner Stiefele (WS), Thomas<br />

Voigt (TV)<br />

Gastautoren: Lothar Brandt, Hans-Martin Burr, Marius<br />

Dittert, Wolfram Eifert, Wilfried Kress, Hannes Maier,<br />

Bernhard Rietschel, Friedrich Schäfer<br />

Messlabor TESTfactory: Dipl.-Ing. Peter Schüller (Ltg.),<br />

Dipl.-Ing. Michael Götzinger, Sebastian Jünger<br />

Fotografie: Julian Bauer, Joseph Bleier, Stefan Rudnick<br />

Leserservice & Sekretariat:<br />

Gerlinde Drobe, Sabine Steinbach<br />

Testgeräte-Verwaltung:<br />

Cinhangir Ergen, Christoph Monn, Kristian Rimar<br />

ANZEIGENABTEILUNG:<br />

Ihr Kontakt zum Anzeigenteam: Jasmin Köbele,<br />

0711 / 20 70 30 85 00, Fax 85 01<br />

Anzeigenverkauf: Dr. Michael Hackenberg<br />

(verantwortlich für Anzeigen), 0711 / 207030-8502,<br />

mhackenberg@wekanet.de;<br />

Vedran Budimir, 089 / 25556-1181,<br />

vbudimir@wekanet.de<br />

Nadine Stiegler, 089/25556-1125, nstiegler@wekanet.de<br />

Jennifer Jung, 089 / 25556-1237, jjung@wekanet.de<br />

HiFi-Markt: Jürgen Auselt, 089 / 25556-1172,<br />

jauselt@wekanet.de<br />

Leitung Sales Corporate Publishing & Media Services:<br />

Richard Spitz, 089 / 25 55 61 10 8, rspitz@wekanet.de<br />

Anzeigendisposition:<br />

Petra Otte, 089 / 25556-1479, potte@wekanet.de<br />

Anzeigendisposition HiFi-Markt:<br />

Sylvia Buck, 089 / 25556-1109, sbuck@wekanet.de<br />

Sonderdrucke: Dr. Michael Hackenberg, 0711 / 20 70<br />

30 85 02, mhackenberg@wekanet.de<br />

Anzeigengrundpreise: Preisliste Nr. 38 vom 01.01.2013<br />

INTERNATIONAL REPRESENTATIVES:<br />

UK/Ireland/France: Huson International Media, Ms.<br />

Rachel Di Santo, Cambridge House, Gogmore Lane,<br />

Chertsey, GB - Surrey, KT16 9AP, phone 0044 / 19 32 56<br />

49 99, fax -49 98, rachel.disanto@husonmedia.com<br />

USA/Canada - West Coast: Huson International<br />

Media, Ms. Allison Padilla, Pruneyard Towers, 1999 South<br />

Bascom Avenue, Suite #450, USA - Campbell, CA 95008,<br />

phone 001 / 408 / 87 96 66 6, fax 001 / 408 / 87 96 66 9,<br />

allison.padilla@husonusa.com<br />

USA/Canada - East Coast:<br />

Huson International Media, Mr. Jorge Arango,<br />

The Empire State Building, <strong>35</strong>0 5th Avenue, Suite 4614,<br />

USA - New York, NY 10118,<br />

phone: 001 / 212 / 26 83 34 4,<br />

fax 001 / 212 / 26 83 <strong>35</strong> 5,<br />

jorge.arango@husonmedia.com<br />

Korea: Young Media Inc., Mr. Young J. Baek, 407 Jinyang<br />

Sangga, 120-3 Chungmuro 4 ga, Chung-ku, Seoul, Korea<br />

100-863, phone 0082 / 2 / 22 73 48 18,<br />

fax 0082 / 2 / 22 73 48 66, ymedia@ymedia.co.kr<br />

ABOVERTRIEB und KUNDENSERVICE:<br />

Burda Direct GmbH<br />

77649 Offenburg; Telefon 0781 / 63 94 54 8,<br />

Fax 0781 / 63 94 54 9;<br />

weka@burdadirect.de<br />

<strong>Jahre</strong>sabonnement: Inland 74,90 Euro;<br />

EU-Ausland 84,90 Euro;<br />

Schweiz 149,90 sfr;<br />

weiteres Ausland auf Anfrage.<br />

Studenten erhalten gegen Vorlage einer Immatrikulationsbescheinigung<br />

10 % Nachlass auf den Abopreis.<br />

Fotoservice/Syndication/Lizenzen:<br />

Motor-Presse International, Telefon 0711 / 18 20 1<br />

Gerichtsstand Stuttgart<br />

ISSN 0172-388 X<br />

<strong>stereoplay</strong> – gegründet von Daniel Caimi<br />

EINZELHEFT-NACHBESTELLUNG:<br />

Burda Direct GmbH<br />

77649 Offenburg; Telefon 0781 / 63 94 54 8,<br />

Fax 0781 / 63 94 54 9;<br />

weka-bestell@burdadirect.de<br />

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Leitung Herstellung: Marion Stephan<br />

Druck: Stürtz GmbH,<br />

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Printed in Germany.<br />

<strong>stereoplay</strong> erscheint monatlich.<br />

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Telefon 089 / 31 90 60, Fax 089 / 31 90 61 13<br />

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Werner Mützel<br />

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Vorstufe bzw. ein Kopfhörerverstärker. Sie gehen<br />

also per USB in den DAC, anschließend per<br />

RCA-Klinkenadapter in einen regelbaren Kopfhörer-<br />

Amp. So benötigen Sie zwar ein Kabel mehr, können<br />

aber den Pegel regeln. Eine angenehme Dreingabe<br />

ist die bessere Vorstufe im Amp. Beachten Sie<br />

dabei, dass der iTunes-Regler immer maximal<br />

aufgedreht sein muss!<br />

/ MB<br />

Thorens in der Schweiz restaurieren<br />

Balthasar Dürst <br />

Zum Testbericht des HiFi-Klassiker Thorens TD<br />

160 „Die Einsamkeit des Langstreckenläufers“<br />

in <strong>stereoplay</strong> 1/13, ab Seite 58<br />

Mit viel Begeisterung habe ich Ihren Beitrag gelesen.<br />

Ich selbst besitze zwei Dreher: den Thorens<br />

160 B MK II mit SME Tonarm 3009, MM-System<br />

Ortofon Master Red und neuen Rowen-Kabeln, und<br />

den Thorens 145 MK II mit Empire 900 MK II,<br />

TP16-Tonarm und steckbarem Isotrack-Tonarmrohr.<br />

Beide Plattenspieler sind mit neuen, nylonartigen<br />

gedrehten Füßen ausgestattet. Im Vergleich zu den<br />

neuen Thorens-Modellen sind das nach meiner<br />

Meinung Supermaschinen. Die neueren Modelle<br />

sind kein Fortschritt.<br />

Ich beschäftige mich auch mit der Restaurierung<br />

der Gehäuse und habe schon viele Abdeckhauben<br />

durch Schleifen und Polieren auf Neuzustand<br />

gebracht. In der Schweiz hapert es leider bei vielen<br />

Service-Vertretungen, richtig gut funktioniert es<br />

eigentlich nur bei Dynavox. Wer also einen alten<br />

Thorens aufpolieren lassen möchte, kann sich gerne<br />

über die Redaktion <strong>stereoplay</strong> an mich wenden!<br />

Tipps zu Revox-Tonbandmaschinen<br />

Wolfgang Reinhardt <br />

Zum Testbericht des HiFi-Klassikers Revox B77<br />

„ReVox Populi“ in <strong>stereoplay</strong> 3/13, ab Seite 44<br />

Mich freut es sehr, wenn Sie HiFi-Klassiker wie<br />

Revox-Tonbandmaschinen in Erinnerung bringen.<br />

Sie sind wie bei mir neben CD-Rekorder und SACD<br />

immer noch im Einsatz, denn ich besitze ausgezeichnete<br />

Bandaufnahmen, die ich nicht mehr<br />

missen möchte.<br />

Sie beschreiben die B77 ganz richtig und zeigen<br />

auch kleine Schwächen auf. Die große Schwester<br />

der B77, die PR99, hat aber noch technische<br />

Verbesserungen zu bieten, die erwähnenswert sind.<br />

Sie hat zum Beispiel statt des per Riemen angetriebenen<br />

Zählwerks der B77 ein elektronisch gesteuertes,<br />

das den wirklichen Bandverbrauch in Minuten<br />

und Sekunden anzeigt und auch ermöglicht, jede<br />

Stelle sekundengenau anzufahren, was ich nicht<br />

mehr missen möchte. Dann hat es eine genaue<br />

Bandzugregelung über Fühlhebel links und rechts,<br />

die den Bandzug gleichmäßig regeln, was auch sehr<br />

schöne Wickel ergibt. Vario Speed, eine Geschwindigkeitsregelung,<br />

ist fürs Musizieren sehr wichtig:<br />

Haben Sie eine Aufnahme und möchten im Playback<br />

mit einem Klavier dazu spielen, das etwas tiefer<br />

gestimmt ist, haben Sie die Möglichkeit die<br />

Bandgeschwindigkeit so zu korrigieren, dass die<br />

Stimmung passt. Bei alten Bandaufnahmen mit<br />

Einmotorbandmaschinen von Grundig, UHER oder<br />

Telefunken wird in der Regel durch Bundzugbremsen<br />

die Geschwindigkeit so abgewürgt, dass sie nur<br />

zum Schein mit 9,5 cm Bandgeschwindigkeit<br />

aufnehmen, in Wirklichkeit aber nur mit 9 cm. Eine<br />

Sinfonie in C-Dur kommt dann bei richtiger Geschwindigkeit<br />

etwa auf einer Revox PR99 einen<br />

halben Ton höher in Cis-Dur. Dies korrigieren zu<br />

können ist sehr wichtig, denn erst dann klingt die<br />

Aufnahme wieder gut.<br />

<strong>stereoplay</strong>: Vielen Dank für Ihren sehr informativen<br />

Beitrag!<br />

/ MB<br />

DAC an Nubert nuPro A20<br />

Norbert Ritter <br />

Aufgrund Ihrer Testberichte habe ich mir Nubert-<br />

Aktivboxen nuPro A20 gekauft. Ich betreibe diese<br />

analog über Cinch, also über den Kopfhörerausgang<br />

einer Kenwood-Mikroanlage K 521 (fernbedienbare<br />

Lautstärke ist mir wichtig!). Die Quellle ist ein<br />

Samsung-Multigerät (Blu-ray-Receiver), der BD<br />

8200, welcher digital angeschlossen ist.<br />

Meine Frage: Lässt sich der Klang über einen<br />

fernbedienbaren DAC noch verbessern? Anscheinend<br />

gibt es so etwas in ganz Deutschland nicht!<br />

<strong>stereoplay</strong>: Aber sicher lässt sich die Klangqualität<br />

weiter steigern! Allerdings gestaltet sich Ihre<br />

Konfiguration etwas problematisch, da die nuPro 20<br />

lediglich einen USB-Digitaleingang besitzt. So<br />

können Sie das Digitalsignal nicht direkt in den<br />

nuPro-D/A-Wandler schicken, was aber die<br />

klanglich beste Möglichkeit darstellen würde! Der<br />

BD 8200 bietet nur einen optischen Digitalausgang,<br />

den Sie mit anderen D/A-Wandlern nutzen können.<br />

In die nuPro 20 ginge es dann analog per Cinch.<br />

Da Sie noch eine Lautstärkeregelung wünschen,<br />

kommen nur Wandler mit integrierter Vorstufe in<br />

Frage! Der günstigste uns bekannte Vorstufen-DAC<br />

ist der Asus Xonar Essence One – allerdings ohne<br />

Fernbedienbarkeit! Ein gelungener DAC mit<br />

Fernbedienung ist der M1SDAC von Musical Fidelity.<br />

Ganz billig ist diese Synthese aus Klang und<br />

Ergonomie nicht, aber klanglich dürften Sie damit<br />

einen Siebenmeilenstiefel-Schritt machen! / MB<br />

Canton DM 90.2 und Raumakustik<br />

Sven Heitsch <br />

Ich erhalte leider kein zufriedenstellendes<br />

Klangergebnis. Trotz korrekter Einstellung der<br />

Hörposition ist es mir bis heute nicht gelungen,<br />

hieran etwas zu ändern. Ich erhalte zwar einen<br />

räumlichen Höreindruck, dieser beschränkt sich<br />

aber auf die rechte Seite. Der Soundbar steht auf<br />

einem Lowboard mit 50 cm Höhe und 20 cm<br />

Abstand zur Wand. Die Entfernung zum Hörplatz<br />

beträgt 3,80 m; diesen Abstand habe ich entsprechend<br />

eingegeben. Gemessen von der Mitte des<br />

Lautsprechers beträgt der Abstand zur rechten<br />

Wand 1,60 m und zur linken Wand 4,40 m. Die<br />

Raummaße betragen insgesamt 5x6 Meter. Der<br />

Lautsprecher befindet sich also auf einem Viertel<br />

der Raumbreite. Ich vermute, dass sich durch diese<br />

Aufstellung der Klang in der rechten Ecke „fängt“<br />

und der räumliche Höreindruck nur auf dieser Seite<br />

entsteht. Links hingegen scheint der Klang ins Leere<br />

zu laufen. Wenn ich mittels Pegelanpassung (Pegeleinstellungen<br />

bei mir: Subwoofer +2 db, Front und<br />

Center 0 db, hinten links und rechts +6 db) die<br />

Lautstärke des linken vorderen Lautsprechers<br />

erhöhe, ergibt sich lediglich ein „schiefes“ Klang -<br />

bild, wobei vorne links und hinten rechts eindeutig<br />

dominieren.<br />

<strong>stereoplay</strong>: Es liegt an Ihrer Aufstellung. Solche<br />

stark unterschiedlichen Wandabstände könnte ein<br />

Einmesssystem eventuell hinreichend korrigieren.<br />

Mit dem DM 90.2 haben Sie diese Möglichkeit nicht.<br />

Die unterschiedlichen Entfernungen erzeugen stark<br />

differenzierte Reflexionen im Grundton- und Oberbassbereich.<br />

Hier liegt auch der Grund für Ihre<br />

„verbogene“ Räumlichkeit. Wenn Sie einen Kanal<br />

lauter drehen, wird dieser Eindruck noch verstärkt.<br />

Sie müssen also dafür sorgen, dass die seitlichen<br />

Wandabstände in etwa gleich sind.<br />

Bitte tun Sie sich den Gefallen und bauen Sie Ihr<br />

Wohnzimmer entsprechend um, damit Sie bald<br />

wieder entspannen können. Es gibt doch kaum<br />

etwas Schlimmeres als ein schiefes Klangbild! / MB<br />

<strong>stereoplay</strong> freut sich auf Ihre Fragen, Kommentare, Erfahrungsberichte und Fotos. Schreiben Sie bitte an<br />

leserbriefe@<strong>stereoplay</strong>.de. Zwecks leichterer Kommunikation der Leser miteinander drucken wir die<br />

E-Mail-Adresse grundsätzlich mit ab. Bitte vermerken Sie, wenn diese nicht veröffentlicht werden soll.<br />

Anfragen ohne E-Mail-Adresse oder Fax können wir nicht beantworten.<br />

Jeden ersten Donnerstag<br />

im Monat, 14 – 17 Uhr.<br />

Tel.: 089 / 25556-1111<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 145


Musik Zeitlose Alben<br />

Let’s Dance<br />

Die große Zeit von Rock und Pop<br />

waren die Sechziger und frühen<br />

Siebziger? Halt! Auch in der<br />

<strong>stereoplay</strong>-Ära ab 1978 gab es<br />

tolle Musik. Matthias Inhoffen<br />

nennt hier 16 Album-Tipps, die<br />

seiner HiFi-Anlage das Tanzen<br />

beigebracht haben.<br />

1983<br />

David Bowie: Let’s Dance<br />

(EMI)<br />

Eigentlich soll hier nicht von den absoluten<br />

Dickschiffen die Rede sein, von den Beatles,<br />

Stones, U2 und Dylan, die eh jeder kennt.<br />

Doch „Let’s Dance“ gehört einfach zu meinen<br />

musikalischen Schlüsselerlebnissen.<br />

Ich bin ein ruhiger, aber positiv gestimmter<br />

Mensch – und so empfand ich Bowies<br />

Power-Statement (wie auch „The Lexicon<br />

Of Love“ von ABC) damals als Befreiungsschlag<br />

nach all der vorangegangenen New-<br />

Wave-Düsternis. Da ging die Sonne auf –<br />

und meine HiFi-Anlage tanzte gleich mit.<br />

1985<br />

Dire Straits: Brothers In Arms<br />

(Vertigo / Universal)<br />

Dire Straits – ja, die müssen hier sein. Denn<br />

die Lieblings-Rockband der audiophilen<br />

Gemeinde in den Eighties hat auch mich<br />

nicht unberührt gelassen. „Brothers In<br />

Arms“ war ihr erfolgreichstes Werk, und es<br />

kommt mit seiner Mixtur aus krachender<br />

Power und feinem britischen Humor heute<br />

noch toll rüber. Ich hatte seinerzeit das<br />

Glück, die Live-Premiere in Budapest (noch<br />

hinter dem Eisernen Vorhang) miterleben<br />

zu können. So was vergisst man nie! Auch<br />

Mark Knopflers leisere Soloalben mit ihren<br />

Zutaten aus Blues und irischem oder US-<br />

Folk höre ich immer wieder gern.<br />

1986<br />

Tears For Fears: Songs From The Big Chair<br />

(Mercury / Universal)<br />

Die Achtziger waren weit besser als ihr Ruf.<br />

Denn es gab neben dem Plastik-Pop jener<br />

<strong>Jahre</strong> ja noch die Neue Deutsche Welle –<br />

und gerade auf den britischen Inseln eine<br />

Fülle kreativer Bands, die nicht zu Superstars<br />

von Madonna-Maßen wurden, aber auch<br />

nicht als Eintagsfliegen endeten, sondern<br />

mit einer Handvoll feiner Alben und Hits<br />

begeisterten. Ich nenne hier mal als Beispiel<br />

das Duo Tears For Fears. Die „Songs From<br />

The Big Chair“ sind heute noch für eine<br />

Gänsehaut gut – und nicht nur „Shout“ oder<br />

„Everybody Wants To Rule The World“. 1989<br />

Alice: Il sole nella pioggia<br />

(EMI)<br />

Italien – dieses Land fasziniert mich seit<br />

den Siebzigern, als ein guter Freund in Florenz<br />

studierte und mich häufig einlud. Damals<br />

lernte ich auch – jenseits der lärmigen<br />

Urlaubsschlager – die Kultur der Cantautori<br />

kennen und schätzen. Wie schön, dass<br />

die Musik vom Stiefel dann in den Achtzigern<br />

eine europaweit beachtete Blüte erlebte: mit<br />

Lucio Dalla, dem singenden Advokaten Paolo<br />

Conte, dem Soul-Brother Zucchero – oder<br />

eben Alice. Ihr für mich bis heute schönstes<br />

Album ist das mystisch-verträumte „Il sole<br />

1989<br />

Simple Minds: Street Fighting Years<br />

(EMI)<br />

Die Celtic-Rock-Götter U2 um Gutmensch<br />

Bono lassen mich bis heute ziemlich kalt.<br />

Ganz anders die schottischen Simple Minds.<br />

„New Gold Dream“ war 1982 ein wunderbar<br />

pulsierendes Kraftrockalbum, das mich in<br />

seinem Sog mitnahm. Sieben <strong>Jahre</strong> später<br />

das nächste Aha-Erlebnis: „Street Fighting<br />

Years“ mit rhythmisch abwechslungsreichem<br />

Rock-Adrenalin und weiträumigen Hymnen.<br />

Den Sänger Jim Kerr durfte ich in seinem<br />

Studio in den Highlands zu diesem Meisterwerk<br />

interviewen. Es wurde dann auch der<br />

Soundtrack meiner Hochzeitsreise...<br />

nella pioggia“ – nicht zuletzt dank englischer<br />

Gäste wie Sänger Peter Hammill und Musikern<br />

aus Bands wie Japan oder XTC. Da<br />

kommt wahrlich die Sonne im Regen raus.<br />

1995<br />

Brian Wilson & Van Dyke Parks:<br />

Orange Crate Art (Warner)<br />

Brian Wilson ist mein All-time-Hero, mein<br />

erstes Geld für Musik habe ich für eine<br />

Beach-Boys-Single ausgegeben. Auch im<br />

Solowerk des tragischen Genies finde ich<br />

immer wieder Kostbarkeiten – wie „Orange<br />

Crate Art“, entstanden mit dem flippigen<br />

Soundschöpfer und alten Weg gefährten Van<br />

Dyke Parks („Smile“-Sessions!). Hier begegnen<br />

sich Fantasie und scharfer Verstand,<br />

schwelgerische Schönheit und ein Sinn fürs<br />

Schräge. Die Vertreibung aus dem Paradies,<br />

meisterhaft inszeniert.<br />

1995<br />

Mike & The Mechanics:<br />

Beggar On A Beach Of Gold (EMI)<br />

146 5/13 <strong>stereoplay</strong>.de


Es war die Zeit, als der melodische Popsong<br />

zum Auslaufmodell wurde, überrollt von<br />

Musikmoden, die mehr auf (meist ohrenbetäubende)<br />

Soundeffekte setzten (wie Crossover<br />

oder Techno). Doch in einem kleinen<br />

britischen Dorf regte sich Widerstand...<br />

Mike Rutherford hieß dieser Asterix: Er griff<br />

gewöhnlich für Genesis in die Saiten und<br />

feilte nebenher mit den Mechanics an einem<br />

goldenen Popkonzept. „Beggar On A Beach<br />

Of Gold“ enthält einen funkelnden Ohrwurm<br />

nach dem anderen. Prädikat: zeitlos.<br />

die Firma von Todor „Toscho“ Todorovic<br />

produziert, geht mir in Bauch, Beine und<br />

Gehirn: klare Melodien, satte Gitarren und<br />

Bläser, clevere Texte. Aber kein BC-Album<br />

habe ich persönlich so oft gehört wie „The<br />

Quiet Side“ – weil diese Unplugged-Aufnahme<br />

die Tiefe und Lakonie der Band-<br />

Highlights so schön zum Ausdruck bringt.<br />

1996<br />

Pet Shop Boys: Bilingual<br />

(EMI)<br />

Sie haben Hits wie am Fließband produziert,<br />

einer geschmeidiger, zündender als der<br />

nächste („West End Girls“ „It’s A Sin“, „Go<br />

West“ etc.). Doch das Album, das ich von<br />

diesem famosen britischen Elektropop-Duo<br />

am unwiderstehlichsten fand, ist eines der<br />

weniger erfolgreichen: „Bilingual“ mit seinem<br />

Mix aus Brasil-Trommeln („Discoteca“),<br />

hymnischen Ohrwürmern („A Red Letter<br />

Day“) und Romantik („The Survivors“). Musik<br />

für alle Lebenslagen, besonders genossen<br />

habe ich „Bilingual“ bei sommerlichen<br />

Ausfahrten über die Schwäbische Alb.<br />

2002<br />

e.s.t.: Strange Place For Snow<br />

(ACT / Edel:Kultur)<br />

Meine Passion für Jazz ist 40 <strong>Jahre</strong> alt, die<br />

für Piano-Trios verhältnismäßig jung. Die<br />

traditionelleren Combos wie das klassische<br />

Bill Evans Trio habe ich mit Respekt gehört,<br />

aber ohne Feuer zu fangen. Das änderte<br />

sich schlagartig, als drei junge Schweden<br />

die Szene betraten und einen Sound zwischen<br />

Meditation und Ekstase kreierten,<br />

der seine Wurzeln im Rock nicht verbarg.<br />

Heute, fünf <strong>Jahre</strong> nach Esbjörn Svenssons<br />

Tod, gelten e.s.t. längst als stilbildend.<br />

„Strange Place For Snow“ krönt zusammen<br />

mit „Viaticum“ (2005) ihr Studio-Erbe.<br />

2002<br />

Lambchop: Is A Woman<br />

(City Slang / EMI)<br />

Die Euphorie ist ein wenig verflogen; der<br />

„Americana“-Produktionen, so authentisch<br />

sie sein mögen, werde ich zunehmend überdrüssig.<br />

Doch diesen zarten Geniestreich<br />

von Lambchop-Mastermind Kurt Wagner<br />

werde ich immer lieben: hingehauchte<br />

Alternative-Country-Balladen, die man still<br />

genießt wie delikateste Nougatpralinen.<br />

2005<br />

Kate Bush: Aerial<br />

(EMI)<br />

Was für eine ausdrucksvolle, unverwechselbare<br />

Stimme! Ihre Karriere ist so alt wie<br />

die von <strong>stereoplay</strong>: 1978 bezirzte Kate Bush<br />

die Popwelt mit „Wuthering Heights“ – und<br />

seither bin ich Fan. Immer wieder hat sie<br />

feine Alben aufgenommen, doch keines<br />

habe ich öfter gehört als „Aerial“, das sich<br />

so wohltuend Zeit nimmt für die Entwicklung<br />

seiner schönen Themen.<br />

2006<br />

Blues Company: The Quiet Side<br />

(inak / in-akustik)<br />

Wenn Jazz aus Europa mit dem US-Output<br />

mithalten kann, ihn heute gar übertrifft,<br />

warum soll das nicht auch für den Blues<br />

gelten? Ich gebe zu: Bei der Blues Company<br />

aus Osnabrück hat’s mich gepackt. Was<br />

2009<br />

Geir Lysne Ensemble: The Grieg Code<br />

(ACT / Edel:Kultur)<br />

Mein Jazz-Geschmack ist sehr europäisch:<br />

Terroir-geprägter Folk-Jazz vom Mittelmeer<br />

bis Lappland, und natürlich der magische<br />

ECM-Sound. Doch es gibt noch viel mehr:<br />

Neben Piano-Trios in allen denkbaren Ausformungen<br />

haben es mir moderne Bigbands<br />

angetan, mal zauberhaft melancholisch wie<br />

in Vince Mendozas „Blauklang“, mal dynamischer<br />

wie bei dem Norweger Geir Lysne,<br />

der in „The Grieg Code“ einem großen Sohn<br />

seiner Heimat Tribut zollt – und in seinen<br />

Klangpanoramen eine unendliche Fülle an<br />

Farben und Rhythmen auffächert.<br />

2010<br />

Bryan Ferry: Olympia<br />

(Virgin / EMI)<br />

Er ist der König der (Salon-)Löwen in der<br />

Rockmusik, aber nicht nur die Frauen liegen<br />

dem smarten Briten zu Füßen. Denn Bryan<br />

Ferry spielt mit seiner seidigen Stimme nicht<br />

bloß virtuos auf der Klaviatur von Romantik<br />

und Sehnsucht. Er ist auch ein kunstsinniger<br />

Ästhet mit Gespür fürs Experimentelle und<br />

Extravagante. Auf „Olympia“ streifte der<br />

gereifte Charmeur mit souveräner Geste<br />

durch sein Jagdgebiet. Erinnerungen an den<br />

druckvollen Glamour-Rock von Roxy Music<br />

wie an Ferrys elegante Soloaufnahmen sind<br />

hier unvermeidlich. 65 <strong>Jahre</strong> alt war der<br />

Gentle man, als er dieses glänzende Werk<br />

vorstellte. Gibt es einen besseren Beweis<br />

dafür, dass auch alternde Rockstars noch<br />

Großes leisten können?<br />

2010<br />

Fredrika Stahl: Sweep Me Away<br />

(Columbia / Sony)<br />

Popmusik darf erheitern, unterhalten, wach<br />

machen, Tage oder Nächte bereichern –<br />

und sie kann in seltenen Fällen verzaubern.<br />

Das ist mir mit diesem Album von Fredrika<br />

Stahl passiert. Die Stockholmerin mit Wahlheimat<br />

Paris erwählte den Jazz als Laufsteg<br />

für ihre ersten musikalischen Schritte, mittlerweile<br />

bewegt sie sich erstaunlich trittfest<br />

auf dem Terrain des Songwriter-Pop, in<br />

raffiniertem Rollenwechsel zwischen Lolita<br />

und Vamp. Süffige Melodien sowie unerwartete<br />

Rhythmus-Kapriolen machen die<br />

Songs dieser frechen Lady noch verführerischer.<br />

Musik für die Stunden zu zweit.<br />

2013<br />

Steven Wilson: The Raven That Refused<br />

To Sing (Kscope / Edel)<br />

Der Brite Steven Wilson ist nicht nur ein<br />

exzellenter Producer und Progrock-Bandleader<br />

(von Porcupine Tree). Mit dem neuen<br />

Soloalbum „The Raven...“ gelang ihm ein<br />

großer Wurf – Songs mit Substanz, melodischer<br />

Verführungskraft und einer packenden<br />

Dramaturgie: Hinter jeder Taktschleife<br />

lauert eine neue Überraschung.<br />

Man meint, die klassischen King Crimson<br />

seien in Bestform wieder auferstanden.<br />

Ach ja, bei der Vorbereitung dieses Beitrags<br />

sind mir natürlich noch zahllose weitere<br />

wunderbare Aufnahmen in die Hand gefallen.<br />

Doch ich hoffe, dass auch diese kleine,<br />

nicht repräsentative Auswahl den einen oder<br />

anderen Leser zu einem anregenden Hörabenteuer<br />

einlädt.<br />

Matthias Inhoffen,<br />

Musikexperte von<br />

<strong>stereoplay</strong> seit 1981.<br />

Vorlieben: Rock,<br />

Pop, neuerer Jazz.<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 147


Musik Pop<br />

POP & ROCK<br />

CD DES MONATS<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Der nächste Streich<br />

Die Pop-Presse greint, denn David Bowie macht<br />

es ihr nicht leicht. Nach der ersten Single „Where<br />

Are You Now?“ und den spärlich gestreuten Vorabinformationen<br />

hätte es das große Album für die<br />

Verklärung der späten Siebziger werden können.<br />

Doch wieder einmal verweigert sich der Stilakrobat<br />

den diffusen Erwartungen des Musikmarktes.<br />

So unbehelligt er während des vergangenen Jahrzehnts<br />

das Leben eines künstlerischen Privatiers<br />

führen konnte, so wenig interessiert ihn heute die<br />

David Bowie<br />

Columbia / Sony<br />

(60:26)<br />

The Next Day<br />

ästhetische Meinungsführerschaft. Mehr noch:<br />

Auf dem Cover von „The Next Day“, einem grafisch<br />

überklebten Zitat der ikonischen Geste von<br />

„Heroes“ (1977), wird der alte Titel sogar durchgestrichen,<br />

um auch dem letzten Fan zu zeigen,<br />

dass diese Ära für ihn Geschichte ist.<br />

Auf der anderen Seite ist die Musik so sehr Bowie<br />

wie seit jenen Berliner <strong>Jahre</strong>n nicht mehr: keine<br />

Experimente mit Klangmoden, auch nichts, was<br />

an Leichtgewichtigeres wie „China Girl“ (von<br />

„Let’s Dance“) erinnert. Die 17 Songs tönen<br />

schmucklos rockig, wenn auch wunderbar ausgewogen<br />

produziert von einem Team, zu dem<br />

sein langjähriger Begleiter, der Produzent Tony<br />

Visconti, sowie Musiker wie der Gitarrist David<br />

Torn und der Bassist Tony Levin gehören.<br />

Bowies Songs spielen mit der Melancholie, dem<br />

Starrummel, der Dunkelheit, den Grenzen des<br />

Alltäglichen, auch mit der Liebe in ihren lebensalterlichen<br />

Transformationen. Vor allem aber<br />

haben sie diese sanfte Nachhaltigkeit, sich nicht<br />

beim ersten Konsum zu erschließen.<br />

Etwas mehr als eine Stunde Musik steuert Bowie<br />

nach seiner langen Pause zum Popdiskurs der Gegenwart<br />

bei, als alter Herr der Camouflage, der<br />

sich diesmal erstaunlich lebensecht präsentiert.<br />

Genau dieser fehlende Anspruch auf Hipness<br />

hilft, das Album vom Sockel der Verehrung zu<br />

heben, um es zugleich als eine Sammlung packender<br />

Lieder wahrzunehmen, die das Zeug<br />

haben, lange im Gedächtnis zu bleiben. RD<br />

ROCK, BLUES, COUNTRY<br />

Eric Johnson<br />

Mascot / Rough Trade<br />

(50:37)<br />

Up Close – Another Look<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Selten wird ein bereits publikes Album nochmals<br />

eingespielt. Eric Johnsons „Up Close“ erschien<br />

2010 in den USA. Für Europa hat der Gitarrist<br />

aus Austin/Texas nun 13 der 15 Songs erneuert.<br />

Er wollte mehr Live-Feeling und tüftelte an<br />

Nuancen – was dem 58-Jährigen gelungen ist.<br />

Der Mix aus Rock, Blues, Country und Pop tönt<br />

lebendig im lichten Klangbild. Nur der stilistische<br />

Bogen wirkt überspannt. Warum zwängt Johnson<br />

seine ganze Saitenkunst in ein Album?<br />

Zwei Songs ragen heraus: der Blues-Feger „Texas“<br />

mit Jimmie Vaughan als Co-Gitarrist und<br />

Steve Miller am Mikro sowie die Ballade „Your<br />

Book“ mit Saitenkumpel Sonny Landreth. WA<br />

BRITROCK<br />

Johnny Marr<br />

BRITROCK & -POP<br />

Suede<br />

PSYCHEDELIC POP & ROCK<br />

Kashmir<br />

The Messenger<br />

Bloodsports<br />

E.A.R.<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Wer über The Smiths spricht, der meint in den<br />

meisten Fällen Morrissey. Der einstige Vorsänger<br />

hat es geschafft, die Wahrnehmung auf sich<br />

zu konzentrieren, dabei war der Sound der Band<br />

vor allem durch Johnny Marrs feinsinniges, schwebendes<br />

Gitarrenspiel bestimmt. „The Messenger“<br />

ist nun Marrs erstes Album unter eigenem Namen,<br />

und es ist ein unspektakulär charmantes<br />

Musterstück des Brit-Rock geworden. Da flirren<br />

die Gitarren, pathetisch in großen Räumen agierend,<br />

von einem Hauch Folk durchzogen, von<br />

schlichtem Gesang flankiert und um ein paar<br />

Synthesizer-Flächen ergänzt. Das hat viel von damals<br />

– irgendwie.<br />

RD<br />

Warner<br />

(48:30)<br />

Für jüngere Musikfans: Suede feierten in den<br />

1990er-<strong>Jahre</strong>n mit glamourösem Britpop große<br />

Erfolge. Frontmann Brett Anderson war mindestens<br />

so cool wie Kurt Cobain und stritt sich gern<br />

und ausgiebig mit Gitarrist Bernard Butler – bis<br />

der entnervt die Band verließ. Auf dem ersten<br />

Album seit mehr als zehn <strong>Jahre</strong>n blitzt nur noch<br />

selten die alte Grandezza auf. Etwas schwerfällig<br />

schleppt sich die Band um die Gründer Brett<br />

Anderson und Matt Osman in die neue Zeit: Zu<br />

überladen sind die Arrangements, zu undifferenziert<br />

geriet der Klang, zu verkrampft setzen die<br />

Engländer auf rockigen Sound, mit dem sie in<br />

den großen Arenen bestehen können. MS<br />

ADA / Warner<br />

(39:50)<br />

Ein Songklassiker von Led Zeppelin stand Pate<br />

bei der Namensgebung dieser Band aus Dänemark,<br />

die es seit 1991 gibt und die mit ihrem versponnenen,<br />

atmosphärisch reizvollen Indie-Rock<br />

eine große Fangemeinde um sich geschart hat.<br />

Wer in die meist gemächlich dahinfließenden<br />

Soundströme des achten Kashmir-Albums<br />

„E.A.R.“ eintaucht, wird verblüffende Parallelen<br />

zu Coldplay feststellen: in der Melodieführung<br />

sowie in den leicht schrägen, flehenden Vocals<br />

von Kasper Eistrup. Dennoch tönt das alles eigenständig,<br />

und die ins klare Klangbild eingestreuten<br />

Soundtupfer stehen für eine zeitgemäße<br />

Psychedelia, die nicht drogenbefeuert ist. MI<br />

Sony<br />

(61:14)<br />

FOTO: Eva Kinader<br />

148 5/13 <strong>stereoplay</strong>.de


INDIE R&B, ELECTRONICA<br />

James Blake<br />

Overgrown<br />

FOLK-BLUES<br />

Back to the Roots<br />

Hans Theessink<br />

Wishing Well<br />

AUDIOPHILE DES MONATS<br />

Polydor / Universal<br />

(39:24)<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Es war fast schon unheimlich. Auf sein selbstbetiteltes<br />

Debütalbum konnten sich alle einigen.<br />

Die Sound-Experimente und gefühlvollen Piano-Balladen,<br />

die ätherischen Vocals und subsonischen<br />

Bass-Impulse: Blakes abstrakte Tracks trafen<br />

2011 den richtigen Nerv. Schnell avancierte<br />

der Londoner zum Posterboy des Post-Dubstep.<br />

Zwei <strong>Jahre</strong> später singt er noch immer voller Inbrunst<br />

und kreiert schöne, anrührend intime<br />

Tracks. Das ist alles nicht mehr neu, aber immer<br />

noch verdammt gut. Schon wieder ein Meisterstück,<br />

inklusive kurzem Rap-Intermezzo von RZA.<br />

Wer mal Fan von Massive Attack war, der wird<br />

diesen James Blake lieben.<br />

MS<br />

Der 1995 verstorbene irische Gitarrist Rory Gallag<br />

her, ein Meister des Country-Blues, spielte oft<br />

glorreiche akustische Sets. Hans Theessink ist in<br />

seine Fußstapfen gestiegen. Der 1958 im niederländischen<br />

Enschede geborene Gitarrist mit Wahlheimat<br />

Wien zählt schon seit langer Zeit zu den<br />

größten Bluesmusikern europäischer Prägung.<br />

Auf „Wishing Well“ widmet sich der Saitenpicker<br />

einem akustischen Abenteuer, das er nahezu im<br />

Alleingang bewältigte. In zwei Studios in Wien spielte<br />

er die wohl intimsten Aufnahmen seiner 40-jährigen<br />

Karriere ein; dazu gab es Sessions in Los Angeles<br />

und in Indien. „Live und direkt“ hieß das Motto –<br />

und tatsächlich nimmt man unmittelbar teil daran,<br />

wie Theessink mit Hingabe auf den Spuren seiner<br />

Vorbilder Brownie McGhee, Sonny Terry und Big<br />

Bill Broonzy wandelt. Respektvoll singt und zupft<br />

er gut abgehangenes Fremdmaterial und wertige<br />

eigene Stücke, die ins Portfolio passen. Töne und<br />

Riffs perlen und springen förmlich von den Saiten,<br />

warm und introspektiv legt sie der Künstler in das<br />

aufgeräumte, klare Klangbild, in dessen Zentrum<br />

Stimme und Instrument prosperieren. In dieser<br />

Atmosphäre, in der Nähe Trumpf ist, hört man jeden<br />

Anschlag auf akustischer Gitarre, Banjo und<br />

Mandoline – und jede Nuance der Baritonstimme<br />

des Holländers: mal spröde, mal empathisch, meist<br />

dezent leidenschaftlich.<br />

Theessink startet seinen Roots-Music-Trip mit dem<br />

eigenen „New Home Upon The Hill“, in dem er<br />

mitfühlend die Probleme globaler Erwärmung und<br />

KLANGTIPP<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

das Leiden der Flutopfer anreißt. „Wayfaring Stranger“<br />

ist ein Gospel, den er schon mit Johnny Cash<br />

backstage in Wien sang. Townes Van Zandts „Hellbound“<br />

interpretiert er mit großem Einfühlungsvermögen.<br />

Und Bob Dylans „Ballad Of Hollis<br />

Brown“ schwebt magisch im Ohr, nicht zuletzt dank<br />

der Melodienbögen, die Dave Pearlman von der<br />

Pedal Steel streichelt. Ein behutsames Meisterstück,<br />

direkt und packend aufgezeichnet.<br />

WA<br />

Blue Groove / in-akustik<br />

(59:25)<br />

ADULT ELECTROPOP<br />

FOLK<br />

SYNTHIE-POP<br />

Depeche Mode<br />

Delta Machine<br />

Milk Carton Kids<br />

The Ash & Clay<br />

OMD<br />

English Electric<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Es ist schon eine Kunst, Low und High Fidelity<br />

so stimmig zu kombinieren. Depeche Mode verweigern<br />

sich mit ihrem 13. Studioalbum „Delta<br />

Machine“ dem Automaten-Pop, für den sie seit<br />

ihren Anfängen stehen, und zehren zugleich von<br />

seinen Sounds. Vieles klingt synthetisch, manches<br />

mit 8-Bit-Ästhetik im Sinn, karg arrangiert, oder<br />

ein bisschen wie damals, als der Moog noch nicht<br />

mehr zuließ. Dann wieder blitzt der Blues auf,<br />

der die Musiker getrieben haben soll. Das ist keine<br />

„Music For The Masses“, sondern ein dunkler<br />

Trance-Cocktail für die Generation 40+, die<br />

in den Achtzigern mit Depeche Mode groß und<br />

seitdem mit ihnen älter geworden ist. RD<br />

Sony<br />

(58:16)<br />

Sie kommen von der Westcoast, aus L.A., haben<br />

aber den 50 <strong>Jahre</strong> alten Ostküsten-Folk(Pop) der<br />

frühen Simon & Garfunkel perfekt verinnerlicht.<br />

Noch eine modernere Prise Americana hinzugefügt<br />

– fertig ist die Musikmelange von Kenneth<br />

Pattengale und Joey Ryan, die es in der US- Heimat<br />

bereits zu Kultstatus gebracht haben. Drei Songs<br />

von „The Ash & Clay“ schmücken Gus Van Sants<br />

Film „Promised Land“. Schöne Schlichtheit, auch<br />

im Sound, triumphiert auf dem Album: virtuose<br />

Gitarrenlinien und elegante Harmony-Vocals,<br />

reißverschlussartig verzahnt mit dem Leadgesang.<br />

Nur an markanten Melodien fehlt es den Milk<br />

Carton Kids noch.<br />

MI<br />

Anti / Indigo<br />

(42:26)<br />

An der Frage, wie unsere Zukunft klingen könnte,<br />

arbeiten sich Künstler heute nicht mehr ab. Diese<br />

Aufgabe haben längst Marktforscher übernommen.<br />

Doch Andy McCluskey und Paul Humphreys<br />

fragen 2013 in einem sägenden Techno-<br />

Stomper: „What Does The Future Sound Like?“<br />

Verpackt ist die Utopie in ein lustig abwechslungsreiches<br />

Patchwork aus State-of-the-Art-Synthie-<br />

Sounds und 80er-<strong>Jahre</strong>-Melancholie. McCluskeys<br />

nach wie vor jungenhafte Stimme ruft in der<br />

melodischen Pop-Schwelgerei „Helen Of Troy“<br />

Erinnerungen an Hits wie „Maid Of Orleans“<br />

hervor. Voller, satter, klarer Klang, den man vor<br />

30 <strong>Jahre</strong>n so noch nicht hingekriegt hätte. MS<br />

BMG Rights / Rough Trade<br />

(43:03)<br />

Musik max. 10 Punkte, Klang max. 10 Punkte erhältlich auf CD erhältlich auf Vinyl erhältlich als Download<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 149


Musik Pop<br />

SONGWRITER<br />

Sarah Blasko<br />

Im Reich der Träume<br />

Fantasie ist weiblich? Der Musikmarkt liefert jeden<br />

Monat Belege für diese Annahme. Aktuell zum Beispiel<br />

im Angebot: Sarah Blasko. Die junge Australierin<br />

steht für ambitioniertes Songwriting, zeigt<br />

aber auch keine Scheu vor großen Popgesten, vor<br />

Dramatik, verpackt in orchestrale Arrangements.<br />

Die Tontechnik beugt einer Überladung vor und<br />

stellt Blaskos sehr variantenreiche, oftmals leicht<br />

angeraute Stimme in den Vordergrund; sie führt<br />

den Zuhörer zuverlässig durch die sehr komplex<br />

aufgebauten Stücke von „I Awake“. Erstaunlich klischeefrei<br />

ist diese Musik, nur die Melodien könnten<br />

ein wenig einprägsamer sein.<br />

Zurück nach Deutschland: Die Berlinerin Lea W.<br />

Frey liefert auf „How Soon Is Now“ (Traumton/<br />

Indigo, 48:01, als CD, Download) weiblich zärtliche,<br />

intime Interpretationen von meist männlichen<br />

Songwriter-Großtaten: „It Ain’t Me Babe“ (Bob<br />

Dylan), „Weeping Willow“ (Verve), „A Forest“<br />

(Cure) oder das Titelstück von The Smiths. Freys<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

KLANGTIPP<br />

I Awake<br />

Begleiter, die Brüder Peter (Gitarre) und Bernhard<br />

Meyer (Bass), knüpfen ihrem gekonnt schläfrigen<br />

Singsang einen Soundteppich aus modernem<br />

Lounge-Pop und Nu Jazz; ein räumliches Klangbild,<br />

trendig cool und warm zugleich, verstärkt die<br />

Wirkung der in feinen Pastellfarben gehaltenen<br />

Tongemälde noch.<br />

Geniestreich oder Scharlatanerie? Die Münchner<br />

Songwriterin Rosalie Eberle ist so spontan wie<br />

intelligent und hat unter dem Namen Rosalie und<br />

Wanda ein Album aufgenommen, das in keine<br />

Schublade passen will. Für „Meister Hora“ (36:19,<br />

Ahoi/Megaphon, als CD und Download) – nach<br />

einer Figur aus Michael Endes „Momo“ getauft –<br />

nahm sie mit Manfred Mildenberger (Klavier,<br />

Drums, Produktion) und Sascha Biebergeil (Gitarre)<br />

zehn liebenswert verspielte Songs auf, die klanglich<br />

druckvoll und transparent rüberkommen und<br />

in ihren Minimaltexten reizvolle Rätsel aufgeben.<br />

Musik zum Staunen, Genießen und Träumen. MI<br />

Dramatico / Rough Trade<br />

(46:49)<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

INDIE-POP<br />

Daughter<br />

If You Leave<br />

Nach Deptford Goth und Rhye ist das schon wieder<br />

eine Band, bei der man nicht umhinkommt,<br />

The xx als Referenz anzugeben. Auch hier zeichnen<br />

zwei Jungs und ein Mädchen für die karge<br />

Inszenierung verantwortlich. Zwischen sanft pulsierenden<br />

Beats bekommen einzelne Gitarrenspuren<br />

oder Elena Tonras Stimme viel Raum. Sie<br />

und Gitarrist Igor Haefeli haben an der Musikhochschule<br />

wohl gut aufgepasst. Der Sound wird<br />

im Lauf des Albums immer dichter, fast rockig,<br />

um dann wieder folkig schwerelos zu entschweben.<br />

Die Unschärfen im Klang passen gut zu den<br />

grobkörnigen, mit warmen Vintage-Filtern bearbeiteten<br />

Fotografien im Booklet.<br />

MS<br />

4AD – Beggars / Indigo<br />

(45:40)<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

ROCK<br />

Bon Jovi<br />

RETRO-ROCK<br />

The Sheepdogs<br />

ADULT PUNK<br />

Wire<br />

What About Now<br />

The Sheepdogs<br />

Change Becomes Us<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Wann bezeichnet man eine Rockband als gut?<br />

Wenn sie konsequent rockt – und große Balladen<br />

produziert. Aerosmith sind darin Meister – und<br />

Bon Jovi. Das Quartett aus New Jersey liefert hier<br />

drei melodische Schwergewichte: „I’m With You“,<br />

„Pictures Of You“ und „Thick As Thieves“.<br />

Ansons ten protzen Bon Jovi im fetten Stadion-<br />

Sound, der sich einwandfrei im Ohr einpegelt.<br />

Nichts Neues, sie rocken seit 30 <strong>Jahre</strong>n so. Und<br />

sie geben sich kämpferisch: „Ich bin ein Soldat“,<br />

singt Jon Bon Jovi in „Army Of One“ und rät:<br />

„Gib niemals auf!“ Kämpfer und Malocher sind<br />

sein Thema: „Die Welt der einfachen Menschen,<br />

das ist auch unsere Welt“, meint der Chef. WA<br />

Island / Universal<br />

(51:40)<br />

Sie waren 2011 die erste Band ohne Plattendeal<br />

auf dem Cover des Rolling Stone. Dies änderte<br />

sich danach natürlich sofort, und jetzt kann das<br />

kanadische Quartett seine urwüchsigen Rocksongs<br />

mit der Unterstützung des Musikriesen<br />

Warner in die Umlaufbahn schicken. Das ist gut<br />

so. Denn auf ihrem neuen selbstbetitelten Album<br />

schenken die Sheepdogs dem Blues- und Southern-<br />

Rock der Siebziger eine saftige Verjüngungskur.<br />

Stets in solide zurechtgehauenem Klang, tönt es<br />

mal nach Free, mal nach Lynyrd Skynyrd. Dabei<br />

halten die Kanadier nichts von ausufernden Soli,<br />

sie setzen auf klare Riffs sowie einprägsame Harmony<br />

Vocals. Und das ist auch gut so. MI<br />

Atlantic / Warner<br />

(44:12)<br />

Die Frage stellt sich nicht nur für Wire: Wie werde<br />

ich als Punkband würdevoll alt? Die seit fünf<br />

<strong>Jahre</strong>n als Trio agierende Combo, 1976 in London<br />

gegründet, greift bei „Change Becomes Us“<br />

auf einen cleveren Kunstgriff zurück und lässt einige<br />

ihrer Lieder von mehr als drei Jahrzehnte<br />

alten Song-Fragmenten aus starten – eine Art<br />

Eigenbluttherapie musikalischer Kreativität.<br />

Das Konzept geht auf: Das Album wirkt einerseits<br />

frisch, zuweilen sogar ein wenig lümmelhaft,<br />

zugleich aber nicht berufsjugendlich, sondern mit<br />

dem Augenzwinkern der Familienväter gespielt,<br />

die sich ihrer Vergangenheit mit gestalterischem<br />

Qualitätsanspruch bewusst sind.<br />

RD<br />

Pink Flag / Cargo<br />

(48:45)<br />

150 5/13 <strong>stereoplay</strong>.de


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Musik Oldies<br />

WORLD BEAT<br />

OLDIE-CD DES MONATS<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Der Beat-Schamane<br />

Der nigerianische Song-Schamane Fela Kuti war<br />

eine singuläre Gestalt der Musikgeschichte. Er<br />

erfand den Afrobeat zu einem Zeitpunkt, als es<br />

den Begriff Weltmusik noch nicht gab, und emanzipierte<br />

die afrikanische Musik von der Black Music<br />

Amerikas. Seine spontane Mixtur aus Funk,<br />

Jazz und diversen afrikanischen Grooves hatte<br />

nichts mit euroamerikanischen Marktformaten<br />

zu tun. Kutis packende Verdichtung aus Storytelling,<br />

MC’ing, politischen Statements, flam-<br />

Fela Kuti The Best Of The Black President 2<br />

menden Groove-Teppichen, Bläsersalven und Improvisations-Stakkati,<br />

meist auf Saxofon und E-<br />

Piano, war magisch.<br />

Knitting Factory Records holt nun das Gesamtwerk<br />

des 1997 verstorbenen Musikers zurück in<br />

den Blickpunkt und veröffent licht aus diesem Anlass<br />

eine Compilation, die einen ersten Überblick<br />

über seine Klangphilosophie gibt. Die Tracks<br />

stammen aus den 70er-<strong>Jahre</strong>n und beamen das<br />

Ohr direkt in diese Zeit. Es entsteht der Eindruck,<br />

Fela Kuti hatte überhaupt keinen kommerziellen<br />

Druck und jede nur erdenkliche Freiheit. Er konnte<br />

so ausladend sein, wie er wollte, und Tempo,<br />

Dich tegrad sowie melodischen Gehalt in seinen<br />

langen Songs so oft und spontan variieren, wie<br />

es ihm beliebte.<br />

Seine Musik klingt roh, unbehauen, sehr direkt.<br />

Diesen Tracks, die eher wie offene Jams als wie<br />

konkrete Stücke wirken, haftet das Gefühl eines<br />

Stammesrituals an. Und das, obwohl Kuti stets<br />

bewusst in Pidgin-Englisch sang. Gerade in ihrer<br />

zeitlichen Entrücktheit – niemand würde heute<br />

mehr solche Platten machen – erscheinen diese<br />

Aufnahmen noch hochaktuell. Denn die afrikanische<br />

Wirklichkeit hat sich bis heute kaum nennenswert<br />

verändert. Aber kein Musiker des schwarzen<br />

Kontinents war seither so einflussreich und<br />

zugleich unkorrumpierbar wie Fela Kuti.<br />

Zur Veranschaulichung ist der Compilation noch<br />

eine DVD mit einem Konzertmitschnitt von 1984<br />

beigelegt.<br />

WK<br />

KFR / Rough Trade<br />

(79:22, 77:58 + DVD)<br />

ROCK<br />

Jimi Hendrix<br />

Legacy / Sony<br />

(52:20)<br />

People, Hell & Angels<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Mehr als vier Jahrzehnte lagen ein Dutzend Studio-Aufnahmen<br />

von Jimi Hendrix im Schrank:<br />

nicht etwa der Ausschuss bekannter Sessions,<br />

sondern ein Kompendium mit herbem, packendem<br />

Blues Rock mit Kollegen wie Drummer<br />

Buddy Miles und Gitarrist Stephen Stills, stellenweise<br />

sogar um Bläser ergänzt. Entstanden<br />

zwischen 1968 und 1970, bündelt Hendrix seine<br />

Energie in eine Mischung aus ungebändigtem<br />

Gesang und aufbrandenden Gitarrenwogen, stellenweise<br />

funky, skizzenhaft in den Arrangements,<br />

aber gerade dadurch immens direkt. Nach dem<br />

Experience-Nachlass „Valleys Of Neptune“ (2010)<br />

ein weiterer Hammer aus dem Blues-Labor. RD<br />

POP<br />

SINGER/SONGWRITER<br />

WAVE/POP<br />

The Everly Brothers<br />

The Ballads<br />

Ulla Meinecke<br />

Original Album Classics<br />

Simple Minds<br />

Celebrate<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

KLANGTIPP<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

In ihrer ansprechenden „Ballads“-Reihe haben<br />

die Oldies-Spezialisten von Bear Family drei neue<br />

CD-Revuen für bekennende Träumer im Angebot.<br />

Neben den Paraden der Schmuse-Songs von Ricky<br />

Nelson und The Platters verdienen vor allem die<br />

Herzöffner der Everly Brothers gebührende<br />

Beachtung. Don und Phil Everly glänzen mit<br />

schnuckeligen Hits (wie „All I Have To Do Is<br />

Dream“, „Devoted To You“ und „Crying In The<br />

Rain“) und weiteren Schleichern. Alles in allem<br />

29 Titel von 1957 bis 1962 plus ein angehängtes<br />

Fundstück sind hier versammelt, in erstaunlich<br />

aktuellem Klang und ergänzt um ein Label- typisch<br />

üppiges Begleitheft.<br />

MI<br />

Bear Family / Delta<br />

(72:54)<br />

Ulla Meinecke war die Suzanne Vega der Neuen<br />

Deutschen Welle. In einer Zeit, als deutsche Texte<br />

meist albern oder linksbewegt waren, verordnete<br />

die Songwriterin aus dem Taunus dem Genre<br />

eine freche poetische Lakonik. Die fünf Platten<br />

der „Original Album Classics“ spannen den Bogen<br />

von „Überdosis Großstadt“ (1980) bis „An!“<br />

(1994) und dokumentieren die Entwicklung vom<br />

jugendlichen Pop über die Lässigkeit von „Wenn<br />

schon nicht für immer...“ bis hin zum wieder entdeckten<br />

Rockigen der Künstlerin. Produziert von<br />

Kollegen wie Herwig Mitteregger und Udo Arndt,<br />

klingt ihre Musik bis heute vorbildlich präsent<br />

und hintergründig verschmitzt.<br />

SF<br />

BMG / Sony<br />

(3:06:09, 5CD)<br />

Eine gute Nachricht für Fans: Auch die drei neuen<br />

Stücke, die die Jubiläumsbox zum <strong>35</strong>-jährigen<br />

Bandbestehen der Simple Minds als Bonus enthält,<br />

klingen wie gewohnt. Pathos, viel Synthesizer,<br />

wuchtiges Schlagzeug, dazu Jim Kerrs beschwörende<br />

Stimme – dieses Konzept hatte sich<br />

spätestens seit „Sparkle In The Rain“ (1984) als<br />

Klangkonzept verfestigt und für zahlreiche Hits<br />

gesorgt. „Celebrate“ versammelt die wichtigsten<br />

Lieder der Schotten von „Sweat In Bullet“ über<br />

„Belfast Child“ bis „Dancing Barefoot“ in einer<br />

Box. Viel schiefgehen kann da nicht, außer dass<br />

ein etwas ausführlicheres Booklet den Hörer noch<br />

hätte an der Hand nehmen können.<br />

RD<br />

Virgin / EMI<br />

(3:36:55, 3CD)<br />

152 5/13 <strong>stereoplay</strong>.de


ROCK, FOLK, BLUES<br />

Stephen Stills<br />

Rock-Ekstase<br />

und freie Liebe<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Er ist die markante tiefe Stimme bei Crosby, Stills,<br />

Nash (& Young) – und weit mehr: Der Texaner<br />

Stephen Stills, Jahrgang 1945, Sänger, Songwriter<br />

und Gitarrist, hat die Aura eines Elder Statesman<br />

im amerikanischen Rock. Geschickt zieht er<br />

im Hintergrund zahlreiche Fäden, und immer<br />

wieder überrascht er mit kraftvollen Auftritten in<br />

den unterschiedlichsten Konstellationen. Die<br />

Werkschau „Carry On“, kuratiert unter anderem<br />

von seinem alten Freund Graham Nash, würdigt<br />

nun 50 Karrierejahre mit vielen Höhepunkten<br />

auf vier CDs: fast fünf Stunden Musik, 82 Songs,<br />

davon 25 bisher unveröffentlicht.<br />

Carry On<br />

Die Zeitreise streift die erste Erfolgsband Buffalo<br />

Springfield – mit deutlichen Beat-Einflüssen<br />

und Neil Young als Partner –, schwenkt dann zur<br />

Woodstock-Sensation CSN & Y, dem vierblättrigen<br />

Kleeblatt des Harmoniegesangs, um sich<br />

schließlich in Live- und Studio-Beispielen in -<br />

ter essanten jüngeren Projekten zuzuwenden. Rock,<br />

Blues, Folk, Latin, gar Jazz: Man staunt, was der<br />

Typ alles draufhat. Das hervorragende Rhino-Remastering<br />

liefert quasi einen Abriss der Rock-<br />

Aufnahmetechnik im Zeitraffer. Im Programm<br />

Offenheit,<br />

Energie,<br />

Teamgeist:<br />

Stephen<br />

Stills ist<br />

ein Mann<br />

mit vielen<br />

Saiten.<br />

sind alle Hits (auch „Love The One You’re With“,<br />

die Hymne der freien Liebe), weiterhin Gemmen,<br />

die eine Entdeckung wert sind, Gastauftritte von<br />

Jimi Hendrix, Eric Clapton und Herbie Hancock<br />

und tolle Cover-Versionen (etwa von Traffic und<br />

Bob Dylan). Diese Box mit 113-Seiten-Buch ist<br />

nicht nur für Fans absolut empfehlenswert. MI<br />

Rhino / Warner<br />

(4:56:30, 4CD)<br />

ROCK<br />

Van Halen The Studio Albums 1978-1984<br />

Dieses L.A.-Quartett hat weit über das Hardrock-Genre<br />

hinaus gewirkt. Wie ein Wirbelsturm<br />

fegten Van Halen gegen Ende der Siebziger über<br />

die Bühnen, elektrisierten ihr Publikum mit Eddie<br />

Van Halens kniffligen Highspeed-Gitarrenlicks<br />

und den Tarzanschreien von David Lee Roth.<br />

Im Schuber zum Schnäppchenpreis präsentiert<br />

Rhino nun die sechs klassischen Band-Alben,<br />

druckvoll gemastert, in schmucklose Kartons verpackt<br />

und ohne Bonustracks. Vor allem das selbstbetitelte<br />

Debüt (mit „You Really Got Me“) und<br />

„1984“ (mit „Jump“) sind immer noch für eine<br />

Gänsehaut gut. Der ideale Soundtrack zur Luftgitarren-Performance<br />

vor dem Flurspiegel. MI<br />

Rhino / Warner<br />

(3:17:29, 6CD)<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

ROCK’N’ROLL/POP<br />

Elvis<br />

BEAT/POP<br />

The Byrds<br />

POP<br />

Paul Anka<br />

Aloha From Hawaii Via Satellite<br />

All The Best (Reclam Music Edition)<br />

Dianacally Yours<br />

FOTO: Eva Kinader<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Ein Traumauftritt, in jeder Hinsicht. Für Elvis,<br />

weil er mit rund einer Milliarde Zuschauer an<br />

den Fernsehgeräten in 40 Ländern das größte<br />

nur mögliche Publikum seiner Zeit erreichte. Für<br />

die Menschen, weil sie den Star, Showbiz und<br />

Exotik in einer von Ölkrise und Vietnam-Krieg<br />

gebeutelten Welt geboten bekamen. Und für die<br />

Plattenfirma, weil „Aloha From Hawaii“ ein legendäres<br />

Album wurde, das nach vier Jahrzehnten<br />

zusammen mit der Generalprobe „The Alternate<br />

Aloha“ und fünf Bonus-Stücken ohne Publikum<br />

in einer Legacy Edition wieder erscheint. Ein Erinnerungsalbum,<br />

mit einem ausführlichen Booklet<br />

versehen, sonst aber ohne großen Pomp. SF<br />

RCA / Legacy / Sony<br />

(62:20, 68:39)<br />

Die Qualität einer Kompilation liegt heute hauptsächlich<br />

in der Zusammenstellung, Präsentation<br />

und redaktionellen Begleitung. Da hält die aktuelle<br />

Runde der Reclam Music Edition – The Byrds,<br />

Toto, Sade, Boney M., Leonard Bernstein, Glenn<br />

Gould – leider nicht das Niveau, das den Buchverlag<br />

ausmacht. Beispiel The Byrds: Repertoire,<br />

in Ordnung, das Wichtigste ist vorhanden. Präsentation:<br />

lieblos, aber wiedererkennbar. Redaktion:<br />

Band-Biografie, eine skelettierte Timeline,<br />

die den Diskurs anreißt, kurzes, unkommentiertes<br />

Tracklisting, kaum Hintergründe oder Zusammenhänge.<br />

Eine verschenkte Chance, eine Reihe<br />

mit Samplern unentbehrlich zu machen. RD<br />

Sony<br />

(75:45)<br />

Der Kanadier war ein typisches Teen-Idol aus der<br />

Zeit, bevor die Beatles & Co. die Popwelt gründlich<br />

umkrempelten. Aus heutiger Perspektive wirken<br />

die hübschen Popschlager jener Ära, die nur<br />

ein Thema kannten (Love!), noch niedlicher und<br />

naiver, als sie ohnehin waren. Wer mal wieder voll<br />

in rosa Nostalgie schwelgen will, liegt mit der vorliegenden<br />

Paul-Anka-Compilation goldrichtig.<br />

Die Oldies-Enthusiasten von Bear Family reihten<br />

für eine sensationelle Spielzeit von fast anderthalb<br />

Stunden 36 fein remasterte Songperlen<br />

aneinander, von „Diana“ bis „Lonely Boy“, von<br />

1957 bis 1962, das alles verpackt in ein Booklet<br />

mit Fotos zum Schmunzeln.<br />

MI<br />

Bear Family / Delta<br />

(88:03)<br />

Musik max. 10 Punkte, Klang max. 10 Punkte erhältlich auf CD erhältlich auf Vinyl erhältlich als Download<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 153


Musik Jazz<br />

BASS SOLO<br />

CD DES MONATS<br />

KLANGTIPP<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Bass erstaunt<br />

Nur wenige Kontrabassisten im Jazz riskierten es<br />

bisher, ein Soloalbum aufzunehmen. Maßstäbe<br />

gesetzt haben Miroslav Vitous mit „Emergency“<br />

und Dave Holland mit „Emerald Tears“. Nun<br />

hat auch Charnett Moffett die sich selbst auferlegte<br />

Herausforderung mit Bravour bestanden.<br />

Der 46-Jährige spielte dafür an zwei Tagen 20<br />

Stücke ein – Standards, Eigenes sowie zwei Popsongs.<br />

Und mit einer Ausnahme, Miles Davis’<br />

„All Blues“, ganz frei von Overdubs.<br />

Charnett Moffett<br />

Motéma / Membran<br />

(55:28)<br />

The Bridge<br />

Keith Rigling und Steven Schlapper nahmen<br />

Moffetts Miniaturen für Saiten, Holz, Finger und<br />

die Pferdehaare des Bogens sehr natürlich und<br />

direkt auf. Sie kennen die Grenzlinie zwischen<br />

Diskretion und Intimität – ihr Klangbild gibt die<br />

Geräusche der Finger beim Andrücken und<br />

Anschlagen der Saiten wieder, ohne diese überzubetonen.<br />

So wird hier auch die handwerkliche<br />

Auseinandersetzung mit dem Instrument dokumentiert.<br />

Im Vordergrund stehen aber die musikalischen<br />

Aspekte: Melodien, Rhythmen, Akkorde,<br />

das Volumen des Resonanzraums, das Ein- und<br />

Ausschwingen der Töne.<br />

Unverkennbar hat Charnett Moffett die großen<br />

Kontrabassisten studiert. So leitet er Duke Ellingtons<br />

„Caravan“ mit einem Flamenco-Zitat<br />

aus Charles Mingus’ „Ysabel’s Table Dance“ ein:<br />

nur eine von vielen kleinen Anspielungen. Den<br />

„Haitian Fight Song“ gestaltet er hingegen wesentlich<br />

leichtfingriger als der große Bassgrantler<br />

Mingus. Wenn Moffett auf bekannte Themen<br />

wie „Eleanor Rigby“ (Beatles), „Fragile“ (Sting),<br />

ein Monk-Medley oder Eden Ahbez’ „Nature<br />

Boy“ zurückgreift, lässt er diese behutsam aufblühen<br />

und nach einigen Abwandlungen ausklingen.<br />

Diese Konzentration unterscheidet ihn von<br />

Holland, dessen Stücke stärkere Bezüge zur europäischen<br />

Kammermusik aufwiesen, sowie von<br />

Vitous, der sich sogar auf die große Form einließ,<br />

indem er Miles’ Adaption des „Concierto de<br />

Aranjuez“ variierte.<br />

WS<br />

VOCAL JAZZ<br />

Maria Markesini<br />

KLANGTIPP<br />

Cinema Passionata<br />

Ob der Inhalt hier wohl so sexy ist wie die Verpackung?<br />

Die in Griechenland geborene Wahl-<br />

Holländerin Maria Markesini ist ohne Zweifel ein<br />

Hingucker, und zu ihrem CD-Motto „Cinema<br />

Passionata“ gehört die optische Komponente<br />

ohnehin dazu. Doch die rothaarige Diva mit den<br />

neckischen Sommersprossen bringt Männer nicht<br />

nur mit ihrem Augenaufschlag zum Träumen. In<br />

13 Filmsongs und zwei Eigenkompositionen zeigt<br />

sie, begleitet von Orchester und versierter Band<br />

und gehüllt in seidige, großzügig geschnittene<br />

Klangkleider, beeindruckende Ausdrucksvielfalt:<br />

von Renaissance-Flair bis Kunstlied und Barjazz.<br />

Musik zum Abheben, teils himmlisch schön. MI<br />

Sony Classical<br />

(61:05)<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

PIANO-JAZZ<br />

Rantala, Wollny, Moždžer<br />

POSTMODERNER JAZZ<br />

Marius Neset<br />

JAZZ, POSTROCK<br />

Ceramic Dog<br />

Jazz at Berlin Philharm. I<br />

Birds<br />

Your Turn<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Tolle Idee, Norman Grantz’ US-Konzertkonzept<br />

„Jazz at the Philharmonic“ in die deutsche Hauptstadt<br />

zu verpflanzen! Die Auftaktveranstaltung<br />

von „Jazz at Berlin Philharmonic“ gibt’s nun auch<br />

als sauber aufgezeichnete Tonkonserve, die aber<br />

die Faszination eines solchen Abends nur ungenügend<br />

wiedergeben kann. Drei Weltklasse-<br />

Pianisten – der Finne Iiro Rantala, der Deutsche<br />

Michael Wollny und der Pole Leszek Moždžer –<br />

demonstrieren ihre unglaubliche Virtuosität in<br />

wechselnden Konstellationen und in Stücken zwischen<br />

E und U. Man staunt – und fängt doch<br />

nicht so recht Feuer, weil einfach die optische<br />

Komponente fehlt bei dieser Leistungsschau. MI<br />

ACT / Edel:Kultur<br />

(56:30)<br />

Marius Nesets Jazz verweist nicht allein auf Swing<br />

und Bebop. Folklore sowie die zeitgenössische<br />

und klassische Kammermusik sind für den norwegischen<br />

Saxofonisten weitere Bezugspunkte,<br />

aus denen sein Quintett plus Gäste teils minutiös<br />

arrangierte, teils virtuos improvisierte Stücke zaubern.<br />

Mal reibt sich ein nervöser Puls an süffigen<br />

Melodien, mal scheint die zuvor präsente Musik<br />

– vom Tontechniker geschickt eingefädelt – in<br />

nebelverhangene Räume abzudriften. Minimalistische<br />

Drehwurmfiguren und ineinander verzahnte<br />

Klangschichten machen Neset zu einem der<br />

interessantesten Bandleader und Komponisten<br />

der letzten <strong>Jahre</strong>.<br />

WS<br />

Edition / Soulfood<br />

(62:47)<br />

Im Gespräch erzählt Marc Ribot, dass er natürlich<br />

ein Fan von Velvet Underground ist. Deshalb<br />

zerhackt er deren historischen Sound auch ein<br />

wenig, wie so manches Andere aus der urbanen<br />

Klangkultur, das er sich mit seinem Trio Ceramic<br />

Dog vornimmt. Da schreit, jault die Gitarre,<br />

scherzt wieder, wirkt wütend, entrüstet oder<br />

humorvoll verstockt in Kommunikation mit den<br />

derben Beats von Drummer Ches Smith und den<br />

kraftvollen Linien des Bassisten Shahzad Ismaily.<br />

Die Ironisierung des Avantgardehaften kommt<br />

so versteckt, dass man Ribot dieses Spaßprojekt<br />

als klares Statement gegen alles Konventionelle<br />

abnimmt. Famos herb.<br />

RD<br />

yellowbird / Soulfood<br />

(52:05)<br />

FOTO: Eva Kinader<br />

154 5/13 <strong>stereoplay</strong>.de


PIANO TRIO<br />

Claudio Filippini Trio<br />

Trios im Trend<br />

Italien als neues Pianojazz-Paradies? Es sieht so aus.<br />

Eine Menge gibt’s dort jedenfalls zu entdecken.<br />

Claudio Filippini aus Pescara wird in Bella Italia<br />

schon länger hoch gehandelt. Nun gibt’s gleich drei<br />

Alben von ihm auch nördlich der Alpen.<br />

Das jüngste, „Facing North“, zeigt ihn mit internationalen<br />

Gefährten wie Palle Danielsson (Bass) und<br />

Olavi Louhivuori (Drums) als virtuosen Improvisator,<br />

der kraftvolle wie leise Passagen gleichermaßen<br />

meistert. „Through The Journey“ (56:37) fällt<br />

dagegen etwas ab: Bei dieser Duoaufnahme wirkt<br />

das Trompetenspiel von Partner Fulvio Sigurtà zu<br />

plakativ. „The Enchanted Garden“ (51:24) schließlich<br />

ist das Highlight unter den drei CDs. Mit italienischen<br />

Kollegen an Bass und Schlagzeug streift<br />

Filippini hier zuweilen das Korsett der Konvention<br />

ab und experimentiert in rhythmisch abwechslungsreichen,<br />

dynamischen Stücken mit Elektronik, die<br />

entfernt an e.s.t. erinnert. Durchweg tief, rund,<br />

räumlich präsentiert sich der Klang.<br />

KLANGTIPP<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

KLANGTIPP<br />

Facing North<br />

Giovanni Guidi ist nach Stefano Bollani und Stefano<br />

Battaglia die dritte Klavierentdeckung aus Italien<br />

von ECM. Auf „City Of Broken Dreams“ (ECM /<br />

Universal, 52:07, als CD und Download) lässt der<br />

ehemalige Sideman von Trompeter Enrico Rava<br />

seinem Faible für lyrische Grundstimmungen und<br />

einen melodischen Fluss der Töne freien Lauf. Im<br />

Trio mit Bassist Thomas Morgan und Drummer<br />

João Lobo entstand so ein elegantes Piano-Trio-<br />

Album in makellosem, durchsichtigem Klang.<br />

In Deutschland empfiehlt sich Lorenz Kellhuber<br />

als aufstrebendes Talent im Klavier-Kosmos. Sein<br />

in sauberem Klang live aufgenommenes „Cosmos“<br />

(Blackbird Music / Soulfood, 73:26, als CD<br />

und Download) wirft ein freundliches Licht auf<br />

einen fantasiebegabten jungen Wilden, der bloß<br />

manchmal noch etwas mehr mit den Tönen<br />

haushalten sollte. In Bassist Arne Huber und<br />

Drummer Gabriel Hahn hat der gerade mal<br />

22-jährige Münchner perfekte Begleiter. MI<br />

CamJazz / Edel:Kultur<br />

(50:40)<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

PIANO TRIO<br />

Tingvall Trio<br />

Skip / Soulfood<br />

(78:58)<br />

In Concert<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Alles schon mal gehört? Mag sein, denn das<br />

Tingvall Trio konzentrierte sich 2012 in Bad<br />

Wörishofen und Innsbruck auf Material seiner<br />

bekannten Studioalben. Doch die differenziert<br />

aufgezeichneten Live-Versionen wirken noch<br />

packender als die ohnehin attraktiven Vorlagen.<br />

Ohrenschmeichlerische Melodien, kluge Spannungsbögen<br />

und ausgefuchste Dynamik, dazu<br />

magische Grooves, inspiriert von Calypso, Rock,<br />

Funk und Swing, plus ein paar Balladen: Das<br />

macht gute Laune. „In Concert“ steht in einer<br />

Linie mit den Trio-Klassikern „At The Pershing“<br />

von Ahmad Jamal und „Concert By The Sea“<br />

von Erroll Garner.<br />

WS<br />

CROSSOVER<br />

MAINSTREAM<br />

KAMMER-JAZZ<br />

Christian Muthspiel 4<br />

Seven Teares<br />

New Bone<br />

Destined<br />

Paolo Thorsen-Nagel Projekt<br />

And On<br />

KLANGTIPP<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

KLANGTIPP<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

John Dowland (1563 – 1626) schrieb seinen<br />

Zyk lus „Lachrimae, Or Seaven Teares“ vor mehr<br />

als 400 <strong>Jahre</strong>n. Dieses Renaissance-Werk arbeitete<br />

der Posaunist, Pianist und Keyboarder<br />

Christian Muthspiel für sein Quartett mit dem<br />

Trompeter Matthieu Michel, dem Vibrafonisten<br />

Franck Tortiller und dem E-Bassisten Steve Swallow<br />

behutsam in einen Zwitter aus alter Musik<br />

und Jazz um. Das von der Tontechnik kühl, aber<br />

sehr räumlich und präzise eingefangene Hin und<br />

Her zwischen gestelzten Figuren, weich fließendem<br />

Jazz und gelegentlichen Elektronik-<br />

Sounds sorgt manchmal für Überraschungen. Andernorts<br />

wirkt es eher gewollt als organisch. WS<br />

ACT / Edel:Kultur<br />

(56:48)<br />

Frische Brise aus dem Osten: Dieser „neue Knochen“,<br />

das sind fünf Polen um den Trompeter<br />

Tomasz Kudyk, die in den Neunzigern an der<br />

Akademie in Krakau zusammenfanden und seither<br />

ihrer Leidenschaft für den modalen Jazz<br />

frönen, wie ihn Miles Davis und Wayne Shorter<br />

in den Sixties kultivierten. Längst ist dieser Stil<br />

zum Mainstream geronnen, doch Kudyk und seine<br />

Partner an Altsax, Piano, Bass und Drums (mit<br />

zwei Gästen an Tenor und Perkussion) geben ihm<br />

neue Brisanz – mit klaren Linien, eleganten Soli<br />

und vitalem Teamwork. Den Elan dieser feinen<br />

Band hält die Tontechnik in druckvoller und zugleich<br />

sehr genauer Abbildung fest.<br />

MI<br />

CM Records / Galileo<br />

(63:55)<br />

Jung ist er, noch neu in der Szene, aber dafür bereits<br />

erstaunlich gereift im eigenen musikalischen<br />

Denken. Paolo Thorsen-Nagel gehört im weiteren<br />

Sinne zum Umfeld der Weilheimer Szene, was<br />

Gäste wie den Saxofonisten Johannes Enders<br />

erklärt. Er ist als Schüler von Wolfgang Muthspiel<br />

aber eigenständig genug, um für sein Debüt<br />

„And On“ Kollegen wie Pablo Held am Klavier<br />

und Flügelhornist Matthieu Michel harmonisch<br />

und ästhetisch den Weg zu weisen. Seine Kompositionen<br />

sind melodisch fein gearbeitet, sein Gitarrenspiel<br />

ist unaufdringlich geschmackvoll, ohne<br />

darüber an Substanz einzubüßen. Da tritt jemand<br />

mit Zukunft ins Rampenlicht.<br />

RD<br />

Material / harmonia mundi<br />

(41:11)<br />

Musik max. 10 Punkte, Klang max. 10 Punkte erhältlich auf CD erhältlich auf Vinyl erhältlich als Download<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 155


Musik Klassik<br />

Vinyl ist endgültig zurück.<br />

Die „sanfte Gegenrevolution“<br />

gewinnt immer mehr<br />

Anhänger, selbst prominente Digital-Profis<br />

wie Rainer Maillard<br />

(siehe <strong>stereoplay</strong> 3/13, ab Seite<br />

134), Bernie Grundman oder<br />

Keith Johnson haben audiophile<br />

LP-Labels gegründet, vertrauen<br />

wieder auf die Magie und die akustische<br />

Überlegenheit der schwarzen<br />

Scheibe. Wenn das jemand vor<br />

dreißig <strong>Jahre</strong>n prophezeit hätte,<br />

als die ersten CDs auf den Markt<br />

kamen und bejubelt wurden (obwohl<br />

viele nicht gut klangen), hätte<br />

man ihn für verrückt, unbelehrbar<br />

und altmodisch gehalten. Mittlerweile<br />

ist Vinyl gerade dabei, seinen<br />

Vintage-Status abzustreifen,<br />

der zumindest im Klassik-Bereich<br />

so lange an ihm haftete, aus dem<br />

Museum der historischen Aufnahmen<br />

und einer reinen Reissue-Kultur<br />

herauszutreten und sich endlich<br />

wieder auch ins Musikleben<br />

von heute einzumischen – sei es<br />

durch Analog-Transfers aktueller<br />

Digitalaufnahmen, sei es durch<br />

Schwarze<br />

Magie<br />

Die Vinyl-Scheibe streift ihr Vintage-Image ab.<br />

Nicht nur historische Schätze wie die von VEB<br />

Eterna erscheinen auf audiophilen LPs, sondern<br />

zunehmend auch aktuelle Klassik-Produktionen.<br />

kompromisslose Direct-to-Disc-<br />

Produktionen, wie sie etwa bei den<br />

„Berliner Meister-Schallplatten“<br />

wiederbelebt werden.<br />

Mittlerweile haben sich auch<br />

die einflussreichen Major Companies<br />

der Vinyl-Renaissance angeschlossen:<br />

So hat Sony zwei seiner<br />

aktuellen CD-Titel in vorzüglicher<br />

180-Gramm-Qualität nachgepresst<br />

und damit der schwarzen<br />

Scheibe in seinem Sortiment eine<br />

Art Exklusiv-Status eingeräumt.<br />

Lang Langs erfolgreiches „Chopin-Album“<br />

gibt es jetzt auch auf<br />

zwei großzügig geschnittenen LPs,<br />

und es klingt trotz digitaler Quelle<br />

angenehmer, haptischer und farbintensiver<br />

als die CD-Version.<br />

Ähnliches gilt für den LP-Schnitt<br />

des ebenfalls digital produzierten<br />

Neujahrskonzerts der Wiener Philharmoniker,<br />

das mehr Atmosphäre<br />

und pralle Klangpracht transportiert<br />

als die etwas flacher klingende<br />

Digitalscheibe.<br />

Auch Edel:Kultur, das<br />

weltweit größte Independent-Label,<br />

hat jetzt unter dem Titel „AAA<br />

Eterna Cuts“ einige Juwelen aus<br />

dem reichen Archivbestand des<br />

vormaligen DDR-Staatslabels VEB<br />

Eterna in einer audiophilen, streng<br />

limitierten Luxus-Edition in originalen<br />

1:1-Reissues auf schwere<br />

180-Gramm-Scheiben gepresst.<br />

Dazu wurden die alten Masterbänder<br />

von einer Studer A80 direkt<br />

auf die VMS-70-Schneide-<br />

Lang Lang. The Chopin Album (2012)<br />

Sony 88725449131 (2 LPs)<br />

Neujahrskonzert 2013<br />

Wiener Philharmoniker, Franz Welser-Möst<br />

Sony 88765411631 (2 LPs)<br />

Schubert, Die schöne Müllerin, Rellstab-Lieder (1971)<br />

Peter Schreier, Walter Olbertz<br />

Edel/Eterna 0300527BC (2 LPs)<br />

Mozart, Die Entführung aus dem Serail (1961)<br />

Vulpius, Apreck, van Mill u. a., Staatskapelle Dresden, Otmar Suitner<br />

Edel/Eterna 0300529BC (3 LPs)<br />

Wagner, Parsifal (1975)<br />

Kollo, Adam, Cold, Schröter u. a., Rundfunk-Sinfonie-Orchester Leipzig,<br />

Herbert Kegel<br />

Edel/Eterna 0300528BC (5 LPs)<br />

Bach, Matthäus-Passion (1970)<br />

Schreier, Adam, Stolte u. a., Dresdner Kreuzchor, Thomanerchor Leipzig,<br />

Gewandhausorchester Leipzig, Rudolf und Erhard Mauersberger<br />

Edel/Eterna 0300527BC (4 LPs)<br />

Beethoven, Missa Solemnis (1972)<br />

Tomowa-Sintow, Burmeister, Schreier, Polster, Rundfunkchor Leipzig,<br />

Gewandhausorchester Leipzig, Kurt Masur<br />

Edel/Eterna 0300525BC (2 LPs)<br />

Mozart, Klavierkonzerte C-Dur KV 467 und c-moll KV 491 (1995)<br />

Eugene Istomin, Klavier; Seattle Symphony Orchestra, Gerard Schwarz<br />

Reference Recordings RM-2506 / Sieveking Sound (2 LPs)<br />

Prokofjew, Suiten<br />

London Symphony Orchestra, Antal Doráti (1957)<br />

ORG 118 / Sieveking Sound (2 LPs)<br />

156 5/13 <strong>stereoplay</strong>.de


maschine<br />

überspielt, ohne<br />

jegliche digitale Zwischenspeicherung.<br />

Der Käufer<br />

erhält also echte AAA-Qualität,<br />

freilich in weitaus besseren<br />

Pressungen als zu DDR-Zeiten.<br />

Das Startprogramm mit fünf<br />

vokalen Schwergewichten dokumentiert<br />

eindringlich das hohe Niveau<br />

der Musikkultur im „anderen“<br />

Deutschland: Am meisten<br />

beeindruckt hat mich Peter Schreiers<br />

ungemein präzise, spannende<br />

und intelligente Interpretation des<br />

Schubert-Liedzyklus „Die schöne<br />

Müllerin“, den er neben einigen<br />

Rellstab-Liedern im Frühjahr<br />

1971 in der Dresdner Lukaskirche<br />

produzierte, sehr einfühlsam<br />

unterstützt von dem exzellenten<br />

Begleiter Walter Olbertz.<br />

Auf erstaunlich hohem Niveau<br />

auch die beiden Opern-Aufnahmen<br />

des Pakets: Im Herbst 1961,<br />

wenige Wochen nach dem Mauerbau,<br />

dirigierte Otmar Suitner in<br />

Dresden eine kammermusikalisch<br />

dichte Aufführung der „Entführung“<br />

von Mozart mit exzellenten<br />

Protagonisten: Jutta Vulpius (als<br />

Konstanze), Arnold von Mill (als<br />

Osmin) und der feinfühlige Rolf<br />

Apreck (als Belmonte) stehen für<br />

den Ensemble-Geist jener <strong>Jahre</strong>.<br />

Hingegen war die Leipziger<br />

Rundfunkproduktion des „Parsifal“<br />

in der sozialistischen DDR<br />

1975 noch eine echte Pioniertat:<br />

Mit René Kollo als Parsifal und<br />

Theo Adam als Amfortas konnte<br />

Herbert Kegel auch zwei zugkräftige<br />

Namen aufbieten, die fünf<br />

<strong>Jahre</strong> zuvor in der deutsch-deutschen<br />

Produktion der „Meistersinger“<br />

unter Karajan geglänzt hatten.<br />

Selten hört man „Parsifal“,<br />

dieses Glaubensbekenntnis Wagners,<br />

so sehr von allem Weihrauch<br />

befreit, so modern und dramatisch-stringent<br />

wie in Kegels<br />

Aufnahme.<br />

Und dann gibt es noch eine in<br />

bester sächsischer Bach-Tradition<br />

stehende „Matthäus-Passion“ unter<br />

der Leitung der beiden legendären<br />

Kantoren-Brüder Rudolf<br />

und Erhard Mauersberger mit<br />

dem 160-köpfigen Thomaner- und<br />

Kreuzchor sowie eine beschwörende,<br />

sehr eindringliche Interpretation<br />

der „Missa solemnis“ Beethovens<br />

mit dem Gewandhaus-Orchester<br />

unter Kurt Masur aus dem<br />

Jahr 1972 – alles unverzichtbare<br />

Dokumente der jüngeren deutschen<br />

Musikgeschichte.<br />

Wie schon berichtet, hat der<br />

Vinyl-Virus längst auch die Digital-Cracks<br />

jenseits des Großen<br />

Teichs angesteckt: Bei Reference<br />

Recordings in San Francisco hat<br />

Keith Johnson seine eigene Digitalproduktion<br />

der Mozart-Klavierkonzerte<br />

KV 467 und KV 491 aus<br />

dem Jahr 1995 mit dem Seattle<br />

Symphony Orchestra und dem<br />

wunderbar klar<br />

artikulierenden<br />

Solisten Eugene<br />

Istomin im Half-<br />

Speed-Mastering auf<br />

zwei 200-Gramm-Scheiben<br />

in 45er-Geschwindigkeit<br />

geschnitten.<br />

Auf seinem ähnlich „großzügigen“<br />

LP-Label ORG präsentiert<br />

der in Hollywood ansässige Bernie<br />

Grundman aum ersten Mal einen<br />

Fund aus dem Archiv des legendären<br />

Mercury-Labels: Antal<br />

Dorátis fantastische Londoner<br />

Produktion der „Skythischen<br />

Suite“ Prokofjews und der Suite<br />

aus der Oper „Die Liebe zu den<br />

drei Orangen“, ebenfalls auf zwei<br />

LPs in 45 rpm überspielt. Um<br />

größten Genuss an der extremen<br />

Dynamik der Aufnahme zu schaffen,<br />

dauern die LP-Seiten nur acht<br />

bis zehn Minuten. So farbenfroh,<br />

so differenziert, so natürlich und<br />

magisch haben diese frühen Stereoaufnahmen<br />

der Mercury-Ikone<br />

Robert C. Fine noch niemals geklungen.<br />

Attila Csampai<br />

Double Bass Fantasy Ödön Rácz, Kontrabass; János Balázs jr., Klavier (2012)<br />

AUDIOPHILE CD<br />

KLANGTIPP<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

KLANGDETAILS:<br />

Räumlichkeit: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Bass: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Transparenz: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Gramola 989<strong>35</strong> (59:32)<br />

Ein neuer „Paganini des Kontrabasses“?<br />

Bassisten sind musikalische Kanalarbeiter. Mit ihren<br />

riesigen Instrumenten stehen sie meist ganz hinten im<br />

Orchester, im Schatten der gefeierten Solisten, und sorgen<br />

für das unerschütterliche Fundament der musikalischen<br />

Architektur. Das Publikum nimmt sie kaum zur<br />

Kenntnis, aber wehe, wenn sie nur einen falschen Ton<br />

spielten, dann würde das ganze Klanggebäude wie ein<br />

Kartenhaus in sich zusammenbrechen. Auch im anderen<br />

„freien“ Lager des Jazz und der Popmusik agieren<br />

sie meist bescheiden im Hintergrund, und nur wenigen,<br />

genialisch Begabten gelingt es, sich individuell zu<br />

profilieren, ein Star zu werden – wie Mingus, Pasto rius,<br />

Clarke oder Bromberg.<br />

Im Klassikbereich sind Kontrabass-Virtuosen gar nicht<br />

vorgesehen, denn das solistische Repertoire ist äußerst<br />

spärlich, und der letzte, der damit weltberühmt wurde,<br />

war Giovanni Bottesini, der „Paganini des Kontrabasses“,<br />

der ganz nebenbei die Uraufführung von Verdis<br />

„Aida“ in Kairo dirigierte. Er starb 1889. Zwei seiner<br />

unspielbar virtuosen Opern-Paraphrasen hat jetzt der<br />

junge ungarische Solo-Kontrabassist der Wiener Philharmoniker,<br />

Ödön Rácz, auf seiner ersten Solo-CD<br />

ausgegraben und derart geschmackvoll und mühelos<br />

wiederbelebt, dass einem von den ersten Takten an der<br />

Atem stockt und man sich kaum erklären kann, in welche<br />

Höhenregionen man auf diesem abgrundtiefen Instrument<br />

vordringen kann: Faszinierend dabei sind vor<br />

allem die Leichtigkeit und die lupenreine Intonation,<br />

mit der der 32-jährige Budapester mit perfekter Flageolett-Technik<br />

sogar die Sopranlage einer „Lucia di<br />

Lupenreine Intonation:<br />

Ödön Rácz, Kontrabassist<br />

der Wiener Philharmoniker.<br />

Foto: Fadil Berisha<br />

Lammermoor“ meistert und dabei noch herzerweichend<br />

schön zu „singen“ versteht. Die eigentliche dunkel-ernste<br />

Seele des größten Streichinstruments, seine<br />

Leidenschaft und seine Trauer, entfacht Rácz dann in<br />

den beiden modernen Stücken der Auswahl, in der „Sonata<br />

Enigmatica“ von Gottfried von Einem und in der<br />

2003 komponierten, klanggewaltigen und effektvollen<br />

Solostudie „Bass Trip“ des Letten Peteris Vasks. Mit<br />

Rimski-Korsakows „Hummelflug“, jetzt endlich in der<br />

richtigen „brummenden“ Tonlage eines Rieseninsekts,<br />

findet diese ungewöhnliche und wirklich eindrucksvolle<br />

„Double Bass Fantasy“ ihren heiteren Ausklang. Das<br />

Klangbild ist sehr angenehm, kernig und sonor und<br />

bringt die lyrischen Qualitäten des 1781 gebauten Instruments<br />

bestens zur Geltung.<br />

Attila Csampai<br />

Musik max. 10 Punkte, Klang max. 10 Punkte erhältlich auf CD erhältlich auf SACD erhältlich als Download<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 157


Musik Klassik<br />

VOKAL<br />

„Alleluia“: Motetten von Vivaldi, Händel, Porpora und Mozart Lezhneva, Il Giardino Armonico, Antonini (2013)<br />

LAUTE<br />

Im 18. Jahrhundert war die Laute das<br />

wichtigste Zupfinstrument im<br />

deutschsprachigen Raum, und von<br />

berühmten Lautenisten erwartete<br />

man geradezu, dass sie fremde Kompositionen<br />

für ihr Instrument einzurichten<br />

verstanden. Davon ausgehend,<br />

hat sich der spanische Lauten-Virtuose<br />

Miguel Rincón Violinwerke Johann<br />

Sebastian Bachs vorgenommen<br />

und für sein Instrument transkribiert:<br />

Mit der viersätzigen Sonate in g-Moll,<br />

BWV 1001, und der fünfsätzigen Partita<br />

in d-Moll, BWV 1004, dehnte<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ Bach auf geradezu geniale Weise die<br />

Carpe diem 16295 (52:19)<br />

Was für eine Stimme! Die 1989 im<br />

fernsten Osten Sibiriens geborene Julia<br />

Lezhneva, ausgebildet in Moskau<br />

und Cardiff, ist eine Sopranistin, wie<br />

ich sie lange nicht mehr gehört habe:<br />

kraftvoll in der tiefen, fast wie ein<br />

Mezzosopran gefärbten Lage, funkelnd<br />

wie ein Diamant und perfekt<br />

fokussiert in der Höhe, von einer<br />

schier unglaublichen Leichtigkeit und<br />

Agilità in den Koloraturen und Passagen,<br />

dabei absolut makellos in der<br />

Intonation – es kann einem geradezu<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ schwindelig werden beim Zuhören!<br />

Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ Trotz des geringen Vibrato ist ihr So-<br />

Decca 478 5242 (60:46)<br />

pran keine typische Alte-Musik-Stimme,<br />

und auf ihrem ersten Solo-Album<br />

(2011 unter Marc Minkowski, bei<br />

Naïve) war sie denn auch mit Rossini-Arien<br />

zu erleben.<br />

Inzwischen ist Julia Leszhneva exklusiv<br />

bei Decca, wo nun ihre erste CD<br />

mit drei Barock-Motetten und Mozarts<br />

„Exsultate, jubilate“ erschienen<br />

ist: ein affekt-geladenes Repertoire,<br />

das von rasender Wut zur Abgeklärtheit<br />

der strahlend hellen Sterne des<br />

Himmels reicht, vom „In furore“ Antonio<br />

Vivaldis zu den „Stelle clare in<br />

caelo“ Nicola Porporas. Giovanni Antonini<br />

und Il Giardino Armonico begleiten<br />

(wie immer) ein wenig „ruppig“,<br />

aber das unterstreicht vielleicht<br />

noch das Raffinement der jungen<br />

Russin, die alle Facetten ihrer wunderbaren<br />

Stimmen leuchten und schillern<br />

lässt. Bleibt nur zu hoffen, dass<br />

ihr neues Label ihr die Zeit lässt, sich<br />

zu entwickeln und zu reifen. Das Potenzial,<br />

eine der ganz Großen ihres<br />

Fachs zu werden, hat Julia Lezhneva<br />

je denfalls.<br />

Michael Stegemann<br />

Johann Sebastian Bach: Sonata BWV 1001, Partita BWV 1004 Miguel Rincón (2012)<br />

klanglichen Möglichkeiten der Violine<br />

aus, die vorrangig zum Spiel einstimmiger<br />

Melodielinien befähigt ist.<br />

Wie in der Lautenfassung der Fuge<br />

aus Sonate BWV 1001, die höchstwahrscheinlich<br />

von Bach selbst<br />

stammt (BWV 1000), nutzt Rincón<br />

die Möglichkeiten seines Instruments<br />

zur polyphonen Erweiterung der<br />

Kompositionen.<br />

Beim Einsatz zusätzlicher Bassnoten,<br />

Stimmführungen und Akkorde zeigt<br />

Rincón sich so selbstbewusst und feinfühlig,<br />

dass seine Eingriffe sowohl stilistisch<br />

als auch künstlerisch überzeugen.<br />

Mit meisterlicher Spieltechnik,<br />

leuchtenden Nuancen und edler<br />

Klangkultur dringt er in die Tiefenschichten<br />

der Musik vor.<br />

Miguel Rincóns sinnliche Auseinandersetzung<br />

mit Johann Sebastian Bach<br />

erlaubt einen so ungewöhnlichen wie<br />

bereichernden Blick auf zwei der bedeutendsten<br />

Werke des Violin-Repertoires<br />

und zieht den Zuhörer in ihren<br />

Bann. Ein beeindruckendes Lauten-<br />

Album.<br />

Miquel Cabruja<br />

Voigts Kolumne<br />

Scheinbar schwerelos:<br />

Daniel Behles Bach-Recital,<br />

seine erste CD für Sony<br />

„Ein exquisites Debüt-Album“, schrieb<br />

Jürgen Kesting 2009 über die erste Liedplatte<br />

von Daniel Behle (Phoenix Edition).<br />

Seither hat der Tenor, Sohn und<br />

Schüler der Sopranistin Renate Behle,<br />

Karriere gemacht: als Opern-, Lied- und<br />

Konzertsänger sowie im Platten-Business.<br />

Ob als Tamino in der „Zauberflöte“<br />

unter Jacobs (harmonia mundi) oder<br />

als Interpret der „Dichterliebe“ und der<br />

„Schönen Müllerin“ (Capriccio) – Behle<br />

gehört zu den wenigen Sängern von heute,<br />

die den Vergleich mit großen Vorgängern<br />

nicht scheuen müssen. Dass er nicht<br />

nur das lyrische Tenorfach, sondern auch<br />

den verzierten Stil beherrscht, weiß man<br />

spätestens seit seinem Ramiro in Rossinis<br />

„Cenerentola“ in Stockholm. Doch<br />

gegen das, was Bach seinen Sängern an<br />

Schwierigkeiten zugemutet hat, wirken<br />

Mozart- und Rossini-Koloraturen fast<br />

wie ein Kinderspiel. Selbst Sänger mit<br />

versierter Technik hatten mit Bach-Kantaten<br />

ihre liebe Not, man denke nur an<br />

diverse Aufnahmen prominenter Sopranistinnen<br />

von „Jauchzet Gott in allen<br />

Landen“.<br />

Daniel Behle aber hält sich auf diesem<br />

allzu glatten Parkett souverän. Nicht zuletzt<br />

dank seiner Ausbildung als Posaunist<br />

verfügt er über die meisterhafte Atemtechnik,<br />

die für Vocal Stunts wie „So<br />

schnell ein rauschend Wasser fließet“<br />

(Kantate BMV 26) erforderlich sind.<br />

Dieses wahnwitzig rasante Stück ist für<br />

meine Begriffe das absolute Highlight<br />

der CD, trotz ernstem Inhalt beschwingend<br />

– zumindest wenn es so gut klingt<br />

wie hier. Auch im ebenso anspruchsvollen<br />

„Bleibt Ihr, Engel, bleibt bei mir“ (aus<br />

BWV 19) kann Behle all den virtuosen<br />

Counter-Tenören, die seit <strong>Jahre</strong>n im Barock-Repertoire<br />

„abräumen“, etwas Eigenständiges<br />

entgegensetzen.<br />

Das „Verhältnis von Engel und Mensch<br />

als ein vertontes Spiel von Flöte und Gesang“<br />

– so beschreibt der Musikwissenschaftler<br />

Niko Dörr im Booklet-Text das<br />

Konzept des Albums, das Behle mit der<br />

Flötistin Anne-Cathérine Heinzmann<br />

entwickelt hat. Die Flötistin, die mit der<br />

Sonate BMV 1013 auch als Solistin zu<br />

hören ist, erweist sich als ideale Dialogpartnerin.<br />

Es ist lange her, dass ich an einem Bach-<br />

Recital so viel Freude hatte wie mit dieser<br />

CD. Unbedingt empfehlenswert! (Sony<br />

CD 88765477802).<br />

158 5/13 <strong>stereoplay</strong>.de


VOKAL Giuseppe Verdi: Requiem, Te Deum Milanov, Björling, Castagna, Moscona, NBC, Toscanini (1940)<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Sopransolo mit<br />

magischen<br />

Höhenflügen:<br />

Zinka Milanov<br />

(Foto als Tosca).<br />

Music & Arts 1269 (99:50, 2 CDs)<br />

Toscaninis Verdi-Sternstunde<br />

Eine historische Kult-Aufnahme von enormer Suggestivität<br />

und kontemplativer Kraft hat das auf amerikanische<br />

Raritäten spezialisierte US-Label Music & Arts<br />

jetzt schon zum dritten Mal restauriert und akustisch<br />

derart optimiert, dass man kaum glauben möchte, dass<br />

diese in jeder Hinsicht perfekte Aufnahme mehr als 70<br />

<strong>Jahre</strong> alt ist: Im November 1940 dirigierte Arturo Toscanini<br />

in der New Yorker Carnegie Hall seine wohl<br />

schönste und eindringlichste Aufführung des Verdi-Requiems.<br />

Die 1874 für den Dichter Alessandro Manzoni komponierte<br />

Totenmesse lag dem rigorosen Verdi-Interpreten<br />

Toscanini besonders am Herzen: Zwischen 1902<br />

(zu Verdis erstem Todestag) und 1951 (Verdis 50. Todestag)<br />

dirigierte<br />

er das hochdramatische<br />

Werk 29-mal,<br />

stets mit prominenten<br />

Solisten.<br />

So auch 1940,<br />

als er mit den<br />

Metropolitan-<br />

Stars Zinka Milanov,<br />

Bruna<br />

Castagna, Jussi<br />

Björling und<br />

Nicola Moscona<br />

sein wohl<br />

bestes und ausgewogenstes<br />

Solistenquartett aufbieten konnte. Dennoch gab man<br />

später als offizielle Schallplattenversion der ungleich<br />

harscheren Aufnahme von 1951 den Vorzug, die im<br />

strohtrockenen Studio 8H der RCA produziert wurde.<br />

Da hatte der greise Maestro in Herva Nelli eine weitaus<br />

weniger überzeugende Sopransolistin.<br />

In der früheren Version hingegen glänzt der 74-Jährige<br />

durch eine ungewohnte Flexibilität und eine beschwörende<br />

Innerlichkeit, die mit eher breiten Tempi die lyrischen<br />

Schönheiten und die geistige Tiefe dieses Meisterwerks<br />

ausleuchtet und auch auf manch vordergründige<br />

Zuspitzung verzichtet.<br />

Chor und Solisten sind hier nicht zu toppen. So glänzt<br />

der 29-jährige Jussi Björling mit überirdisch-schönem,<br />

strömendem Legato und Nicola Moscona mit seinem<br />

wunderbar fokussierten, warmen „Basso cantante“.<br />

Und Zinka Milanovs Sopransolo in „Libera me“ ist<br />

schlicht erschütternd, magisch, definitiv. Es sei die<br />

„überwältigendste Aufnahme des Requiems überhaupt“,<br />

schwärmt Toscanini-Biograph Harvey Sachs im Booklet<br />

– und man kann ihm nur zustimmen: Faszinierend,<br />

ja geradezu audiophil auch die akustische Präsenz, die<br />

Rauschfreiheit, die suggestive klangliche Aura dieses<br />

uralten Live-Mitschnitts, der von Kit Higginson jetzt<br />

komplett neu digital bearbeitet wurde und der den wohl<br />

größten italienischen Dirigenten hier als unglaublich<br />

souveränen, nach innen gerichteten, tiefschürfenden<br />

Lyriker ausweist. Das Verdi-Jahr 2013 hat einen ersten<br />

unerwarteten Höhepunkt.<br />

Attila Csampai<br />

KLASSIK NEWS<br />

DOKU ÜBER DIE BERLINER KROLL-OPER<br />

Den meisten Musikliebhabern ist sie vor allem<br />

als „Avangarde“-Bühne der Weimarer Repu blik<br />

ein Begriff. Unter der Musikalischen Leitung<br />

von Otto Klemperer und in der Regie von Jürgen<br />

Fehling machte die Kroll Oper Ende der<br />

1920er-<strong>Jahre</strong> mehr von sich reden als die renommierte<br />

Linden Oper. Den Nationalsozialisten<br />

war sie natürlich ein Dorn im Auge: Nach<br />

der Machtübernahme wurde die Kroll Oper als<br />

alternative Tagungsstätte des Reichstages benutzt;<br />

so verabschiedete Hitler dort das Ermächtigungsgesetz.<br />

Die Dokumentation von Jörg Moser-Metius erzählt<br />

unter Einbeziehung von historischem Bildmaterial<br />

und Berichten von Zeitzeugen die Geschichte<br />

eines Ortes, „an dem deutsche Geschichte<br />

manifestiert wurde“. EuroArts DVD<br />

(Vertrieb: Naxos).<br />

FRANKFURTER „RING“ AUF DVD<br />

Wahrscheinlich leichter verdaulich als Frankfurter Kranz: der<br />

Frankfurter „Ring“ von 2011/12. Viel Gutes wurde über die<br />

Audio-Version auf CD geschrieben, doch wurde wiederholt<br />

angemerkt, dass man diesen „Ring“ eigentlich auch sehen<br />

muss. Nun ist es so weit: Oehms Classics hat den Zyklus auf<br />

acht DVDs herausgebracht. Die Box enthält auch ein „Making<br />

Of“ mit Erläuterungen der Regisseurin Vera Nemirova<br />

und des Dirigenten Sebastian Weigle. In den Hauptrollen:<br />

Terje Stensvold (Wotan), Susan Bullock (Brünnhilde), Lance<br />

Ryan (Siegfried), Frank van Aken (Siegmund), Eva Maria<br />

Westbroek (Sieglinde), Jochen Schmeckenbecher (Alberich),<br />

Gregory Frank (Hagen), Kurt Streit (Loge) u. a.<br />

KOMPOSITIONSPREIS FÜR<br />

GEORG FRIEDRICH HAAS<br />

Der österreichische Komponist Georg<br />

Friedrich Haas, Jahrgang 1953, wurde mit<br />

dem mit 60000 Euro dotierten Kompositionspreis<br />

der Salzburger Festspiele ausgezeichnet.<br />

Haas studierte in den 1970er-<br />

<strong>Jahre</strong>n unter anderem Komposition in Graz<br />

bei Iván Eröd und Gösta Neuwirth sowie<br />

bei Friedrich Cerha in Wien. Als Professor<br />

für Komposition lehrte Haas an der<br />

Universität für Musik und darstellende<br />

Kunst Graz und seit 2005 an der Hochschule<br />

für Musik der Musikakademie der<br />

Stadt Basel. In Salzburg wurden seine<br />

Werke in der Vergangenheit beim Festival<br />

Aspekte, beim Zeitfluss-Festival sowie bei<br />

den Salzburger Festspielen aufgeführt.<br />

Der Internationale Salzburger Kompositionspreis<br />

wurde 2006 zum ersten Mal vergeben.<br />

Zu den bisherigen Preisträgern gehören<br />

Salvatore Sciarrino, Klaus Huber<br />

und Friedrich Cerha.<br />

Musik max. 10 Punkte, Klang max. 10 Punkte erhältlich auf CD erhältlich auf SACD erhältlich als Download<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 159


Musik Klassik<br />

VOKAL<br />

Giovanni Battista Pergolesi: Septem verba a Christo Akademie für Alte Musik Berlin, René Jacobs (2012)<br />

Pergolesi ist der Meister des schrumpfenden<br />

Werkkatalogs. Doch nicht immer<br />

entlarven Musikdetektive Fehlzuschreibungen,<br />

manchmal gelingt<br />

auch der umgekehrte Weg. So im Fall<br />

der „Septem verba a Christo“, eines<br />

Kantatenzyklus über die sieben Worte<br />

Jesu am Kreuz.<br />

Das Werk ist seit den 30er-<strong>Jahre</strong>n bekannt,<br />

doch erst jüngst konnte Reinhard<br />

Fehling es mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />

dem Neapolitaner zuordnen.<br />

Vom „hohen Katheder des<br />

KLANGTIPP<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ Kreuzes“ he rab doziert Jesus hier in<br />

Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ barockem Latein über den theologi-<br />

harmonia mundi 902155 (80:30)<br />

schen Sinn seiner letzten Worte. Das<br />

klingt nach trockenem Katechismus,<br />

gewinnt in der Vertonung mit hochdramatischen<br />

Accompagnato-Rezitativen<br />

und Da-Capo-Arien jedoch ergreifende<br />

Expressivität.<br />

Wo es gebührt, zünden René Jacobs<br />

und die Alte-Musik-Akademiker flammend-leidenschaftliches<br />

Seria-Brio.<br />

Prägender sind die ernsten, gedeckten<br />

Timbres in diesem farbenreichen<br />

Werk (unter anderem mit solistischen<br />

Bratschen, gedämpfter Trompete und<br />

Harfe), denen die Interpreten alle<br />

Kunst ausdrucksvoller Schattierung<br />

widmen. Konstantin Wolff singt einen<br />

baritonal-markigen, in der Tiefe<br />

manchmal mulmenden Christus-Bass,<br />

Sophie Karthäuser gelingen licht-dramatische<br />

Sopran-Seelentöne, der<br />

Kontratenor Christophe Dumaux gibt<br />

kehlig-femininen, manchmal etwas<br />

eckigen Laut, der Tenor Julien Behr<br />

gestaltet expressiv, doch mit begrenztem<br />

Schmelz. Das Werk ist eine Entdeckung,<br />

die Erstaufnahme mit geringen<br />

vokalen Abstrichen eine bewegende<br />

Klangpredigt.<br />

Martin Mezger<br />

KAMMERMUSIK<br />

Claude Debussy, Maurice Ravel und Camille Saint-Saëns: Streichquartette Quatuor Modigliani (2012)<br />

Wie Rhythmus und Farbe eins werden<br />

– das ist die Sensation dieser staunenswerten<br />

Quartett-Einspielung.<br />

Das Kopfthema des Debussy-Quartetts<br />

nehmen die Modiglianis kernig<br />

gespannt. Blitzschnell dann der Wechsel<br />

in den flimmernden Aggregatzustand<br />

des Seitenthemas, geradezu<br />

schwindelerregend die Vexiereffekte<br />

der Akzentdynamik.<br />

Ein glutvolles, mediterranes Temperament<br />

durchzieht die Interpretation<br />

KLANGTIPP und lässt sich doch nichts von der<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ Feinheit der Farben und Zwischentöne<br />

entgehen. Wie auf Kante gestellt<br />

Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Mirare MIR 188 (85:00, 2 CDs)<br />

und doch spielerisch klingt das Scherzo,<br />

brut wie Champagner statt trocken<br />

oder dürr. Im Andantino zeigen<br />

die Interpreten die hohe Kunst<br />

expressiver Agogik, im Finale herrscht<br />

leuchtende Klarheit mit einem bei allem<br />

Powerplay trefflich entspannten<br />

Schluss. Solch luzider Elan opfert<br />

auch Ravels Perpetuum-mobile-Finale<br />

nicht einfach dem Maschinenhaften,<br />

sondern lässt der Rasanz organischen<br />

Atem. Dieses kongeniale<br />

Sensorium für die innere Spannung<br />

der Musik bewährt sich ebenso im<br />

langsamen Satz, wo alle nostalgische<br />

oder verschattete Melancholie in den<br />

großen Bogen eingebunden bleibt.<br />

Und das Scherzo gerät mit seiner<br />

rhythmischen Pointierung zur imaginativen<br />

Collage der Extreme: Pizzicato-Holzschnitt<br />

und Kantilenen-<br />

Gouache. Alle Impressionismus-Klischees<br />

weichen in dieser hoch inspirierten,<br />

technisch superben Interpretation<br />

einer pulsierenden Leuchtkraft,<br />

die auch das e-moll-Opus des „konservativen“<br />

Saint-Saëns frisch klingen<br />

lässt.<br />

Martin Mezger<br />

KLASSIK-DVDs<br />

DVD / OPER<br />

Luigi Cherubini: Médée<br />

Virgin Classics 40424996 (193 Min., 2 DVDs)<br />

Michael, Streit, Stotijn, Le<br />

Texier, van Kerckhove u.a.;<br />

Les Talens Lyriques, Rousset.<br />

Regie: K. Warlikowski (2011)<br />

Typ: DVD / Blu-ray<br />

Tonformat: 2.0 / DTS 5.1<br />

Sprache: F<br />

Untertitel: D, E, F, NL<br />

Kunst: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Ton: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Bild: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Eine alte Geschichte: Ein Mann trennt sich von<br />

seiner Frau und heiratet eine andere. Die Verlassene<br />

kann nicht loslassen und will die Kinder<br />

behalten. Aus Liebe wird Hass, Alkohol<br />

nährt die Rache, und am Ende sieht sie keinen<br />

anderen Ausweg mehr, als ihre Kinder zu töten<br />

und die Nebenbuhlerin gleich mit.<br />

Auch so lässt sich die antike Tragödie um Medea,<br />

Jason und Dircé erzählen, wie Krzysztof<br />

Warlikowski an der Brüsseler Monnaie gezeigt<br />

hat: eine Inszenierung, die in ihrem beinahe<br />

schäbigen Dekor und im Alltag der Figuren<br />

zwar einen denkbar scharfen Kontrast zu Cherubinis<br />

klassizistisch-erhabener Musik (von<br />

1797) und der Größe der Gefühle bildet, aber<br />

durch die schauspielerische Präsenz besticht.<br />

Leider sind die Stimmen durchweg zu schwer<br />

für diese erste Version auf historischen Instrumenten,<br />

die Christophe Rousset in bewährter<br />

Qualität mit seinen Talens Lyriques realisiert<br />

hat. Nadja Michael in der Titelpartie kann sich<br />

nicht zwischen Mezzo- und Sopran-Register<br />

entscheiden, Kurt Streit als Jason klingt angestrengt,<br />

die Amme Néris von Christianne Stotijn<br />

„wobbelt“ – schade! Oder ist es nur die Erinnerung<br />

an Maria Callas (sie hat Cherubinis<br />

Oper vor 60 <strong>Jahre</strong>n dem Vergessen entrissen),<br />

die hier die Messlatte zu hoch legt?<br />

Michael Stegemann<br />

DVD / ORGEL<br />

The Genius of Cavaillé-Coll<br />

Roth, Latry, Bouvard, Brooks,<br />

Griveau u. a., Regie: Will<br />

Fraser (2012)<br />

Typ: DVD<br />

Tonformat: 2.0, DTS 4.1/5.1<br />

Sprache: E<br />

Untertitel: D, E, F<br />

Kunst: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Ton: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Bild: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Fugue State Films / Naxos FSFDVD007 (3 DVDs, 2 CDs)<br />

Die mehr als 500 Instrumente des Aristide Cavaillé-Coll<br />

(1811 bis 1899) gehören zum Großartigsten<br />

und Schönsten, was es weltweit an<br />

Orgeln zu hören gibt. Die französische Orgel-<br />

Sinfonik (Franck, Widor, Vierne, Dupré & Co.)<br />

wäre ohne seine Meisterwerke nicht denkbar,<br />

und jeder, der je die Orgel von Saint-Sulpice<br />

in Paris, Saint-Ouen in Rouen oder Saint-<br />

Sernin in Toulouse live erlebt hat, wird das nie<br />

wieder vergessen.<br />

Die opulente Dokumentation des englischen<br />

Regisseurs Will Fraser zeichnet Leben und<br />

Werk Cavaillé-Colls nach, stellt 18 seiner wichtigsten<br />

Orgeln vor (gespielt von Daniel Roth,<br />

Olivier Latry und anderen Star-Organisten, die<br />

die Besonderheiten des jeweiligen Instruments<br />

vorführen) und bietet auf drei DVDs und zwei<br />

CDs einen wunderbaren Querschnitt durch<br />

die sinfonische Orgelmusik des 19. und 20.<br />

Jahrhunderts – in bester Surround-Klangqualität,<br />

die einem wenigstens eine Ahnung der<br />

Klangwirkung im Kirchenraum vermittelt; dazu<br />

gibt es ein detailliertes und reich bebildertes<br />

Booklet mit allen Dispositionen.<br />

Filmisch manchmal ein bisschen spröde, aber<br />

informativ und materialreich, und für jeden<br />

Orgel-Liebhaber ohnehin ein absolutes<br />

Muss!<br />

Michael Stegemann<br />

160 5/13 <strong>stereoplay</strong>.de


Musik DVD<br />

JAZZ<br />

Paul Kuhn: Swing 95 Limited Edition Birthday Box<br />

Senioren-Swing<br />

vom Feinsten<br />

✓ Sprache Deutsch<br />

Deutsche UT<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Ton: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Bild: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Paul Kuhn gehört sicher zu den absoluten Ausnahmemusikern<br />

in Deutschland. Der Jazz- und<br />

Swing-Fan wurde im März 85 <strong>Jahre</strong> alt und ist<br />

immer noch aktiv. Paul Kuhn machte in seiner<br />

sehr langen Karriere alle Höhen und Tiefen des<br />

Lebens und des Showbusiness durch und erfährt<br />

gerade in den vergangenen <strong>Jahre</strong>n auf seinen immer<br />

noch zahlreichen Konzerten seine verdiente<br />

hohe Wertschätzung.<br />

In dieser Jubiläumsbox stecken zwei CDs und eine<br />

DVD. CD 1 „The L. A. Session“ (auch einzeln<br />

erhältlich) enthält Aufnahmen aus den Capitol<br />

Records Studios in Los Angeles vom November<br />

2011. Die zweite CD „Best of Paul Kuhn“<br />

sammelt einen Querschnitt durch 17 Aufnahmen<br />

der letzten <strong>Jahre</strong> mit vielen Gastmusikern von<br />

Toots Thielemanns bis Till Brönner.<br />

Der Höhepunkt der Box ist sicher die DVD. Sie<br />

zeigt ein Konzert von Paul Kuhn & The Best mit<br />

dem Filmorchester Babelsberg auf dem B’Jazz-<br />

Festival Burghausen 2008. Wenn jemand den Beweis<br />

dafür antreten kann, dass Musik jung hält,<br />

dann „der Mann am Klavier“. Man sieht Paul<br />

Kuhn sein Alter und sein bewegtes Leben schon<br />

deutlich an und vor allem seine Sehkraft scheint<br />

nachzulassen. Sobald er aber am Klavier sitzt,<br />

swingt und groovt es, als spiele das physische Alter<br />

keine Rolle. Zwar klingt auch seine Stimme<br />

betagt, aber das erzeugt eher ein wenig verschmitzten<br />

Charme, insbesondere wenn er zwischendurch<br />

locker moderierend mit vielen Anekdoten<br />

seine nächsten Titel ankündigt.<br />

Die Band und das Orchester spielen wunderbar<br />

nahtlos und harmonisch zusammen. Die Arrangements<br />

sind füllig und swingen stets sanft ohne<br />

jeden Kitsch. Bild- und Klangqualität der Produktion<br />

des Bayerischen Rundfunks zeigen gutes<br />

PAL-Niveau und einen ausgewogenen Mix in Stereo<br />

und Surround. Als Bonus gibt es auf der DVD<br />

die Biografie „Paul Kuhn: Eine deutsche Geschichte“<br />

von Tim Gorbauch.<br />

Diese 3er-Box ist das ideale Geschenk für Swing-<br />

Liebhaber.<br />

RV<br />

In+Out Records/in-akustik<br />

(82:09)<br />

POP<br />

Paul Anka: Live In Switzerland<br />

in-akustik<br />

(88:34)<br />

Sprache Deutsch<br />

Deutsche UT<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Ton: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Bild: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Seit über einem halben Jahrhundert hinterlässt<br />

Paul Anka, der Kanadier mit libanesischen Wurzeln,<br />

nun seine Spuren im Showgeschäft. Die Bluray<br />

Disc (auch als DVD erhältlich) zeigt das Konzert<br />

zum 25-jährigen Bestehen der AVO-Session<br />

in Basel, das Teil der Tournee Ankas mit seiner<br />

Big Band 2011 war. Es brauchte ein paar Titel,<br />

bis die zur vornehmen Feier geladenen Gäste von<br />

ihren Stühlen aufstanden, dann aber tanzte der<br />

Saal. Spannend waren Paul Ankas Swing-Arrangements<br />

bekannter Rocktitel wie Van Halens<br />

„Jump“. Das Bild der Blu-ray zeigt gutes HD-<br />

Niveau. Der Stereo-Mix klingt gut, der Surround-<br />

Ton dagegen deutlich zu hallig.<br />

RV<br />

ROCK<br />

Peter Frampton: Live In Detroit<br />

BLUES, ROCK<br />

Joe Bonamassa: An Acoustic Evening At The Vienna<br />

Opera House<br />

Sprache Deutsch<br />

Deutsche UT<br />

BIOGRAFIE<br />

Sprache Deutsch<br />

Deutsche UT<br />

Eagles: The History of the Eagles<br />

Sprache Deutsch<br />

Deutsche UT<br />

KLANGTIPP<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Ton: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Bild: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Ton: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Bild: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Ton: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Bild: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Grammy-Gewinner Peter Frampton spielte dieses<br />

Konzert 1999 in Detroits Pine Knob Amphitheater.<br />

Die damit schon leicht betagte High-Definition-Aufnahme<br />

sieht nicht nur im Bild hervorragend<br />

aus, der mitreißende Sound von großartiger<br />

musikalischer, emotionaler und akustischer<br />

Dynamik ist einem hervorragenden Live-Recording<br />

und wohl auch dem ausgezeichneten Mastering<br />

von Tonmeister-Legende Bob Ludwig zu<br />

verdanken. Frampton zupft die zarte akustische<br />

Gitarre ebenso überzeugend wie die Rock-E-Gitarre.<br />

Er und seine präzise spielende Band reißen<br />

Zuhörer selbst von Blu-ray (auch auf DVD erhältlich)<br />

noch von den Stühlen.<br />

RV<br />

Eagle Rock / Edel<br />

(100:07)<br />

Gitarren-Künstler Joe Bonamassa stand bereits<br />

im Alter von 12 <strong>Jahre</strong>n mit B. B. King auf der<br />

Bühne. Auf seiner 2012er -Tour spielte er gemeinsam<br />

mit Gerry O’Connor (Violine), Mats Wester<br />

(Nyckelharpa), Arlan Schierbaum (Klavier) und<br />

Lenny Castro (Percussion) komplett akustisch.<br />

Das Wiener Opernhaus bildet eine würdige Bühne<br />

für das atmosphärisch dichte Konzert, auch<br />

wenn man sich insbesondere bei fetzigen Blues-<br />

Arrangements mit Waschbrett-Rhythmus, Fidel<br />

und Honkytonk eher in die Baumwollfelder<br />

Louisianas versetzt fühlt. Toller Stereo- und Surround-Ton<br />

mit knackigem Bild. Die Bonus-DVD<br />

zeigt das Making-Of und Interviews. RV<br />

Macott / Rough Trade<br />

(39:38)<br />

Diese aufwendig produzierte und auf DVD und<br />

Blu-ray erschienene Biografie der Eagles zeigt die<br />

Geschichte der legendären Band in zwei Teilen:<br />

von der Vorgeschichte bis zur Auflösung 1981<br />

und im zweiten Teil ab ihrer Neugründung 1994.<br />

In Dutzenden Interviews vieler Weggefährten und<br />

sorgsam restaurierten Original-Filmaufnahmen<br />

wird das künstlerische Umfeld wie die Story der<br />

Band um Frontmann Don Henley von ihrer Vorgeschichte<br />

über ihren Beginn als Backing-Band<br />

von Linda Ronstadt bis zur Auflösung beschrieben.<br />

Der zweite Teil dokumentiert ihre triumphale<br />

Rückkehr in die Säle und Stadien der Welt<br />

nach den Solokarrieren. Spannend.<br />

RV<br />

Universal Music<br />

(119:53 + 68:01)<br />

Musik max. 10 Punkte, Klang max. 10 Punkte, Bild max. 10 Punkte enthält BluRay enthält DVD enthält CD<br />

5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 161


<strong>Vorschau</strong> auf Ausgabe 6/2013, ab 10. Mai am Kiosk<br />

Die Superboxen<br />

der High End<br />

■ Kleine Französinnen<br />

Mit „Little French Songs“ bringt sich<br />

Carla Bruni wieder ins Bewusstsein der<br />

Fans. Die Musikredaktion war von den<br />

Demo-Tapes schwer beeindruckt.<br />

Wie immer testet <strong>stereoplay</strong> die interessantesten<br />

Neuheiten, schon bevor die Messe ihre Pforten<br />

öffnet. Zum Beispiel die Betonbox AudioGrade<br />

Ardora, die smarte Alu-Box Magico S1, das<br />

verdammt günstige Flaggschiff von Focals neuer<br />

Chorus Line, Heiner Martions Einhorn, die neue<br />

Spitzenbox von Magnat...<br />

Vollverstärker und CD-Player<br />

Die Welt-Kombi<br />

T+A hat mit seinen Hochvolt-Modellen<br />

P3000 und CD30000 zwei überraschend<br />

andere und überragende Komponenten<br />

geschaffen. Der erste Test dieser<br />

Kombination in der nächsten <strong>stereoplay</strong>.<br />

Vollverstärker<br />

Viel Kraft und USB<br />

Die neuen Vollverstärker der 1000-Euro-<br />

Klasse bieten viel mehr als nur guten<br />

Klang. Zum Beispiel USB-Eingänge für<br />

HiRes-Audio. Der Test von Arcam A19,<br />

Creek Evo 50a und Rotel RA 12.<br />

Kopfhörer<br />

Liefertermine, Gerätedefekte, Nieten sowie Neugier können zu Themenänderungen führen.<br />

_0ACEJ_Visonik_STP_05_ST100_Actives.pdf;S: 1;Format:(210.00 x 74.00 mm);19. Mar 2013 13:17:23<br />

Der beste Klang<br />

Seit über 30 <strong>Jahre</strong>n hat Stax das Prinzip<br />

des elektrostatischen Kopfhörers<br />

perfektioniert. Zur High End sind die<br />

Edelhörer auch in Deutschland wieder<br />

zu haben. Der Test des großen SR 009.<br />

Teilauflagen enthalten Beilagen der Grey Computer Cologne GmbH,<br />

der High End Society Marketing GmbH und der Audio Emotion GmbH.<br />

ATOLL ST 200<br />

Atrium 4, 2. OG, Raum F 232<br />

AUDIUM Active ATOLL Streamer<br />

Vollaktiver Breitbänder mit<br />

Netzwerkstreamer<br />

integriertem Subwoofer<br />

mit integrierter Vorstufe<br />

Raumanpassung und<br />

Internetradio, Digitaleingänge<br />

Bassmanagement durch<br />

Analoge Volume-Regelung<br />

150W Digitalendstufe mit DSP<br />

App-Steuerung<br />

Comp 3 / Comp 5 Active<br />

ST 100 / ST 200<br />

ab € 2250.- *<br />

ab € 1600.- *<br />

www.audium.com - 030 / 613 47 40<br />

+Active AUDIUM oder<br />

Atoll Endstufe z.B. AM 100 ab € 750.- *<br />

*Unverbindliche Preisempfehlung


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NEUE SEITEN AN!<br />

Ab 24. April im Handel<br />

Das DMAX Magazin<br />

dmax-magazin.de


Z2<br />

Wireless Music System<br />

NEU<br />

für iPhone<br />

5<br />

Jetzt mit Lightning Connector und AirPlay!<br />

Z2 – das neue Wireless Musiksystem von Bowers & Wilkins<br />

begeistert mit seiner faszinierenden Kombination aus bestem<br />

Klang, edel kompaktem Design und höchstem Bedienkomfort.<br />

Ausgestattet mit integrierter AirPlay ® Technologie und neuem Apple<br />

Lightning Connector ist das Z2 das perfekte Sound-Dock für Ihr<br />

aktuelles iPhone 5 sowie die jüngste Generation von iPod touch und<br />

iPod nano. Dank AirPlay Wireless Streaming bringt das Z2 auch<br />

die digitalen Musikschätze auf Ihrem iPad und aus Ihrer iTunes-<br />

Mediathek auf Mac oder PC in bester HiFi-Klangqualität zu Gehör.<br />

Zudem erfreut es seinen Besitzer mit einem vielseitig einsetzbaren<br />

und elegant dezenten Design, das wirklich in jedes Ambiente passt.<br />

Und selbst das AirPlay-Setup sowie die Einbindung in Ihr WLAN-<br />

Netzwerk wird mit der kostenlosen „Bowers & Wilkins Control“-App<br />

zu einem echten Kinderspiel. Mehr Infos: www.bowers-wilkins.de<br />

Mit neuem Apple<br />

Lightning<br />

Connector<br />

Apple AirPlay ® für<br />

Wireless Audio Streaming<br />

Bowers & Wilkins<br />

Control-App<br />

für einfaches AirPlay-Setup<br />

Lightning, AirPlay, iPhone, iPad, iPod touch, iPod nano und iTunes sind eingetragene Warenzeichen von Apple Inc., registriert in den USA und anderen Ländern.

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