stereoplay 35 Jahre (Vorschau)
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05 | 2013<br />
Die technische Dimension von HiFi<br />
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<strong>35</strong><br />
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JAHRE<br />
JUBILÄUMS-TESTS: Ewige HIFI-Legenden<br />
Die aktuellen Versionen von: Linn LP12 +++ Burmester 808 +++ Denon DL103 +++ Quadral Vulkan<br />
ASR Emitter +++ Transrotor Classic +++ Canton Ergo +++ Klipschorn +++ AVM Monos +++ Bose 901<br />
Auf CD:<br />
Audiophile LP-Klassiker der 50er und 60er<br />
<strong>Jahre</strong> mit <strong>stereoplay</strong>s Referenz-Kette abgetastet<br />
EAT Forte: Super-Laufwerk mit 2 Herzen<br />
Ratgeber: LP & Tonband in HiRes wandeln
Editorial<br />
Holger Biermann<br />
Viele Gründe,<br />
um zu feiern<br />
Es ist das Jahr der Jubiläen. Zum Beispiel<br />
die Musikkassette: Sie wird in<br />
diesem Jahr 50. Das leider kaum noch<br />
verbreitete Medium hat einen wichtigen,<br />
nicht immer ausreichend gewürdigten Beitrag<br />
zur Verbreitung der Musik geleistet.<br />
Oder die CD: Der immer noch wichtigste<br />
Tonträger wird dieses Jahr 30.<br />
Aber auch einzelne Geräte blicken auf<br />
eine lange Geschichte zurück. Der Linn<br />
LP 12 beispielsweise, immer noch einer<br />
der besten Plattenspieler der Welt, wird<br />
40. Ihm und neun weiteren, immer noch<br />
erhältlichen legendären Komponenten<br />
haben wir in dieser Ausgabe ab Seite 14<br />
ein kleines Denkmal gesetzt: Wir testen<br />
sie in der aktuellen Version und werfen<br />
einen liebevollen Blick auf das Stück<br />
HiFi-Geschichte, das sie verkörpern.<br />
Doch nicht allein: Sieben ehemalige<br />
<strong>stereoplay</strong>er, heute bei anderen Magazinen<br />
oder in anderen Branchen tätig,<br />
schlüpften wieder in ihre Rolle als Tester<br />
und nahmen sich ihre Lieblinge vor. Denn<br />
trotz aller Veränderungen: <strong>stereoplay</strong> steht<br />
Vinyl Classics Vol.1<br />
auch für Langlebigkeit und Kontinuität.<br />
Eigentlich wäre das Heft schon fast 40,<br />
aber wir zählen die italienischen <strong>Jahre</strong><br />
nicht mit: Die Grundsteinlegung für die<br />
<strong>stereoplay</strong>, die Sie heute in den Händen<br />
halten, begann 1978, und damit begehen<br />
wir das <strong>35</strong>. Jubiläum. Und ich weiß, dass<br />
viele von Ihnen, liebe Leser, uns schon<br />
lange begleiten. Als kleines Dankeschön<br />
für diese Treue haben wir ein hochaktuelles<br />
Thema auf CD gebracht: die Digitalisierung<br />
superber Analog-Aufnahmen<br />
(siehe unten). Wir haben die Klassik-<br />
Titel zudem in 24/192-Auflösung bei<br />
www.highresaudio.com hinterlegt. Die<br />
Unterschiede sind gar nicht ohne...Vielleicht<br />
inspiriert Sie ja unsere Geschichte<br />
(ab Seite 56), Ihre analogen Schätze auf<br />
die Festplatte zu ziehen.<br />
<strong>35</strong> <strong>Jahre</strong> sind eine lange Zeit. Und wir<br />
werden noch viele <strong>Jahre</strong> drauflegen. Ich<br />
hoffe, Sie bleiben dabei – und uns gewogen.<br />
Herzlichst, Ihr<br />
Zum Jubiläum mal etwas Anderes:<br />
Analoge Klassiker, die wegen ihrer<br />
grandiosen Interpretation und Aufnahmetechnik<br />
in keinem Plattenschrank<br />
fehlen sollten, wurden über <strong>stereoplay</strong>s<br />
Referenzanlage auf die beiliegende<br />
CD gespielt. Herausgekommen<br />
ist ein Sampler mit über 60 Minuten<br />
Musik vom Feinsten: Louis Armstrong,<br />
Harry Belafonte, Miles Davis, Frank<br />
Sinatra sowie das Beste von Beethoven,<br />
Grieg, Schubert und Strauss. Die<br />
Aufnahmen sind schon älter, klingen<br />
aber alle atemberaubend frisch...<br />
Siegerboxen<br />
...die begeistern<br />
nuLine 264<br />
Leserwahlsieger 2013<br />
bei Stereoplay, Kategorie Standboxen bis 2000 Euro<br />
„Schlank verpackte<br />
Leistungsfähigkeit“<br />
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Bässe bis <strong>35</strong> Hertz<br />
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Inhalt<br />
Test & Technik<br />
HiFi-Legenden: Standboxen<br />
014 Teilweise schon 67 <strong>Jahre</strong> im Dienst<br />
Klipschorn AK5 (Seite 14), Bose 901 VI<br />
(Seite 18), Canton Ergo 690 (Seite 36),<br />
Quadral Vulkan VIII R (Seite 48)<br />
HiFi-Legenden: Plattenspieler<br />
022 Die Dauerläufer<br />
Linn LP 12 mit Lingo (Seite 22),<br />
Räke Classic.3 (Seite 40)<br />
HiFi-Legenden: Tonabnehmer<br />
026 Die vielen Gesichter des Denon 103<br />
Denon DL-A100, Denon 1DL-03 R, T<br />
Stereo Lab, TechneAudio, Zu Audio<br />
HiFi-Legenden: Vorverstärker<br />
032 Hochpräzise Vergleichsmaschine<br />
Burmester 808 MK 5, Stand 2013<br />
HiFi-Legenden: Vollverstärker<br />
044 Über 1000 Watt pro Kanal<br />
ASR Emitter 2 Exclusive setzt Maßstäbe<br />
HiFi-Legenden: Endverstärker<br />
052 Entstanden auf den „Blauen Seiten“<br />
AVM Digital-Monos Evolution 3.2<br />
A/D-Wandler<br />
058 Endlich LPs audiophil digitalisieren<br />
Ayre QA-9 und M2Tech Joplin<br />
Plattenspieler<br />
072 Mit neuem Graham-Arm an die Spitze<br />
Das XXL-Laufwerk EAT Forte<br />
In-Ear-Kopfhörer<br />
138 Die neue Oberklasse stellt sich vor<br />
Logitech UE 900, Shure SE5<strong>35</strong>, Sony<br />
MDR-EX1000 und Ultrasone IQ<br />
138<br />
44<br />
40<br />
Der perfekte In-Ear-Klang<br />
Test der 500 Euro-Klasse: Logitech, Shure, Sony & Ultrasone<br />
Stärkster aller Verstärker<br />
Der ASR Emitter 2 Exclusive mit drei externen Netzteilen<br />
Ein echter Klassiker<br />
Für <strong>stereoplay</strong> legt Räke seinen Classic wieder auf<br />
4<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de
Service Bestenliste<br />
In kleinen Zimmern können Kompaktboxen<br />
besser als Standlautsprecher sein,<br />
in großen Räumen sind Hörner oft die<br />
beste Wahl. Im Bild die Magico V 3, die in<br />
normal großen Räumen mit ihrem völlig<br />
natürlichen Klang kaum zu toppen ist.<br />
Absolute Spitzenklasse<br />
Isophon Berlina RC 11 70 92 150000 1/12<br />
Focal Grande Utopia EM 69 95 130000 6/09<br />
Magico M 5 69 91 110000 5/10<br />
Magico Q 5 69 91 70000 5/11<br />
Sonus Faber Aida 69 93 90000 8/12<br />
Ascendo System M-S S.E. 68 91 60000 1/12<br />
TAD Reference One 68 93 70000 10/10<br />
Dynaudio Consequence Ultimate Edition 68 88 48000 11/09<br />
Isosphon Tofana 68 88 44000 8/10<br />
Magico S5 68 91 30000 1/13<br />
Vivid Audio Giya G 2 68 91 38000 5/12<br />
Wilson Audio Sasha W/P 68 89 30000 11/11<br />
Focal Maestro Utopia BE 67 90 36000 10/12<br />
■ KEF Blade 67 90 25000 1/12<br />
Sonus Faber Amati Futura 67 82 26900 7/11<br />
T + A Solitaire CWT 2000 67 91 30000 8/11<br />
B&W 800 Diamond 66 89 22000 1/11<br />
Isophon Berlina RC 7 66 88 24500 12/10<br />
Franco Serblin Ktema 66 91 27500 11/12<br />
Tannoy Kingdom Royal 66 87 42000 1/11<br />
T + A Solitaire CWT 1000 66 86 24000 7/12<br />
Triangle Magellan Concerto 2 66 87 27000 7/120<br />
Wilson Audio Sophia 3 66 88 20000 5/12<br />
Dali Epicon 8 65 86 14000 3/13<br />
Horns Universum 3 65 87 26600 4/13<br />
Sonus Faber Elipsa Stradivari 65 88 20000 9/10<br />
Blumenhofer Genuin FS 1 64 84 <strong>35</strong>000 1/09<br />
B&W 802 Diamond 64 87 14000 5/10<br />
Canton Reference 1.2 DC 64 88 20000 9/09<br />
Fischer & Fischer SN 770 64 83 25000 5/12<br />
JBL K 2 S 9900 64 87 39800 1/11<br />
■ KEF Reference 207/2 64 88 20000 5/08<br />
Piega Coax 90.2 64 86 16000 5/12<br />
ATC SCM 50 P SL Tower 63 82 10400 4/11<br />
ASW Magadis 63 86 17000 3/09<br />
Die linke Punktezahl verrät Ihnen die pure Klangqualität<br />
des Geräts. Die rechte, unterlegte Punktezahl zeigt<br />
(ab 7/02) das Gesamtergebnis und erfasst so auch die<br />
Kriterien Messwerte, Praxistauglichkeit, Wertigkeit und<br />
gegebenenfalls Bildqualität.<br />
Die Klangpunkte sind innerhalb von Gattungen kompatibel.<br />
So können Sie Stereo-Verstärker und den<br />
Stereo-Ton von AV-Receivern vergleichen. Oder<br />
verschiedene Boxenarten. Oder CD- mit MP3-Playern!<br />
Geräte, die ein überragendes<br />
Preis/Leistungs-Verhältnis sowie solide Verarbeitung<br />
und praxistaugliche Bedienung bieten, bekommen den<br />
Ehren titel <strong>stereoplay</strong> Highlight (blaues Emblem ).<br />
Komponenten, mit denen die Redakteure<br />
besonders gern arbeiten, erhalten den Ehrentitel<br />
Favorit der Redaktion (roter Würfel ■).<br />
Cabasse Pacific 3 SA 63 86 12000 6/11<br />
Elac FS 509 VX JET 63 85 14000 3/12<br />
● Isophon Cassiano D 63 84 17000 1/06<br />
JBK Studio 4365 63 86 16000 4/13<br />
Klipsch Palladium P 39 F 63 84 16000 3/08<br />
Piega Coax 70.2 63 85 12000 12/11<br />
Quadral Titan VIII 63 85 11000 10/11<br />
Tannoy Definition DC 10 A 63 82 13800 3/13<br />
Tannoy Westminster SE 63 80 28000 7/07<br />
● Thiel CS 3.7 63 84 13800 1/08<br />
● Cabasse Riga/Santorin 30 62 87 10000 6/10<br />
B&W 803 Diamond 62 82 9000 4/12<br />
Canton Reference Jubilee 62 86 9000 8/12<br />
Elac FS 507 VX-Jet 62 85 10000 9/12<br />
Focal Electra 1038 BE II 62 84 9200 4/10<br />
McIntosh XR 100 62 86 10900 2/13<br />
Progessive Audio Elise II 62 82 9400 6/12<br />
Triangle Magellan Cello 2 62 81 9000 2/12<br />
B&W 804 Diamond 61 82 7000 7/10<br />
Dynaudio Focus 380 61 80 6200 10/11<br />
GammuT M'inenT 5 61 81 9500 8/10<br />
■ Naim Ovator S 600 61 82 7800 3/10<br />
Phonar Credo Reference 61 82 9000 11/11<br />
T+A Criterion TCD 110S 61 81 7000 10/12<br />
ASW Chelys 60 82 9000 4/10<br />
Burmester B 30 60 82 9000 4/10<br />
Canton Reference 5.2 DC 60 82 6000 9/11<br />
Dynaudio Focus 360 60 79 5500 2/09<br />
■ Epos Encore 50 60 82 5900 3/10<br />
Heco "The New Statement" 60 83 4800 9/12<br />
Klipsch Palladium P 37 F 60 82 8000 6/10<br />
Monitor Audio PL 300 60 82 7900 4/10<br />
Paradigm S8 60 82 7200 7/11<br />
Piega Coax 30.2 60 82 8000 12/12<br />
Quadral Aurum Vulkan VIII 60 81 6500 9/10<br />
T+A Criterion TCD 210 S 60 84 5500 2/13<br />
Isophon Arcona 80 59 78 4000 1/13<br />
Klipsch RF-7 II 59 79 3800 4/13<br />
KEF R 900 59 80 3600 11/11<br />
Linn Majik Isobarik 59 79 4200 9/11<br />
Naim Ovator S 400 59 81 4200 6/11<br />
ASW Genius 510 59 81 5500 12/11<br />
Thiel CS 2.4 SE 59 79 8800 4/10<br />
ADAM Audo Column Mk3 58 77 5400 9/12<br />
Blumenhofer Genuin FS 3 58 78 8900 4/10<br />
Canton Vento 890.2 DC 58 78 3200 2/12<br />
Dynaudio Focus 340 58 76 4900 10/11<br />
Klipsch La Scala Anniversary 58 72 8000 4/06<br />
Magnat Quantum 1009 58 79 4000 1/09<br />
= <strong>stereoplay</strong> Highlight | Rote Schrift = <strong>stereoplay</strong> Referenz | ■ = Favorit der Redaktion<br />
● = An diesen Boxen klingen Röhrenverstärker besonders gut<br />
Lautsprecher: Darunter fallen auch<br />
Subwoofer, Surround-Sets und alle Arten<br />
von Kopfhörern.<br />
Verstärker: Unterteilt in Stereo- und AV,<br />
aber auch nach Prinzip: Transistor,<br />
Röhren und Digitalverstärker.<br />
Digital-Quellen: Alle Spielarten von<br />
Playern: MP3, CD, SACD, Netzwerk, DVD,<br />
Blu-ray. Tuner. Recorder. Digitalwandler.<br />
Komplettanlagen: CD- und DVD-<br />
Systeme mit und ohne Lautsprecher.<br />
Phono: Schallplatten spieler, Tonabnehmer,<br />
Phonovorstufen.<br />
Zubehör: Lautsprecherkabel (fertig und<br />
als Meterware), Cinchverbindungen.<br />
Ratgeber: Übersicht von Tipps & Tricks.<br />
Nubert nuVero 14 58 81 3880 10/08<br />
PSB Synchrony One 58 49 4000 4/11<br />
Sonus Faber Liuto 58 80 4000 11/09<br />
Audium Comp 8 57 77 4500 6/12<br />
Burmester B 20 57 73 5000 11/09<br />
Blumenhofer Big Fun 17 57 77 5500 6/12<br />
Cabasse Iroise 3 57 78 3800 11/09<br />
Chario Ursa Major 57 77 7200 7/10<br />
Dynaudio Focus 260 57 75 3400 10/11<br />
Expolinear S. 2-60/TW 1 57 76 6500 6/12<br />
Opera Quinta Mk 2 57 79 3700 8/12<br />
ProAc Response D 28 57 77 4800 11/09<br />
Spendor ST 57 76 8000 4/10<br />
PMC Twenty 23 56 74 2660 4/12<br />
ADAM Audio Pencil Mk 3 56 76 3600 11/09<br />
ATC SCM 40 56 75 3750 9/12<br />
Blumenhofer Fun 17 56 74 3900 11/12<br />
Cabasse Egea 3 56 75 3000 5/09<br />
Canton Karat 790.2 56 77 2500 11/10<br />
Heco Celan GT 902 56 78 2200 10/11<br />
● Klipsch Cornwall III 56 72 4000 3/08<br />
Magnat Quantum 807 56 77 2600 8/11<br />
Magnat Quantum 1005 56 77 2800 8/09<br />
Monitor Audio GX 200 56 78 2900 11/12<br />
Monitor Audio GX 300 56 76 3880 3/12<br />
Nubert nuVero 11 56 78 2690 5/09<br />
PSB Imagine T 2 56 77 3000 2/12<br />
Quadral Orkan VIII 56 77 2800 1/10<br />
Revox G Prestige 56 74 3000 5/11<br />
Swans M 6 56 77 4500 11/09<br />
Tannoy DC 8 T 56 77 4500 11/09<br />
Teufel Ultima 800 Mk 2 56 77 3000 2/12<br />
Dali Fazon 5 56 76 3000 12/11<br />
Spitzenklasse<br />
Audium Comp 7 55 73 3000 10/10<br />
B&W CM 9 55 74 2500 3/09<br />
B&W CM 8 55 75 1800 3/11<br />
Dynaudio Excite X 32 55 75 2050 3/11<br />
Canton Vento 870.2 55 76 2000 7/12<br />
Canton Chrono SL 590.2 DC 55 74 2000 10/11<br />
● ■ Heco Celan GT 702 55 77 1600 3/12<br />
KEF Q 900 55 74 1600 1/11<br />
● Kudos Cardea C 2 55 73 2900 2/12<br />
Magnat Quantum 757 55 73 1800 11/12<br />
Martin Logan Motion 40 55 75 2250 11/12<br />
Rega RS 7 55 74 2800 2/13<br />
T+A KS 300 55 73 2500 5/10<br />
Vienna Acoustics Mozart Grand SE 55 74 2860 5/11<br />
ASW Genius 310 54 76 2200 6/11<br />
Cabasse Majorca MC 40 54 73 1900 7/12<br />
Canton Karat 770.2 DC 54 74 2000 3/11<br />
● ■ Dynavox Impuls III 54 71 1400 1/12<br />
Elac FS 189 54 74 2000 10/11<br />
KEF R 500 54 74 1800 3/12<br />
■ KEF Q 700 54 72 1400 1/11<br />
Magnat Quantum 805 54 75 2000 7/12<br />
Nubert nuLine 264 54 76 1570 10/12<br />
PMC OB 1i 54 73 4300 11/09<br />
Sonus Faber Toy Tower 54 72 1700 5/09<br />
Triangle Altea EX 54 71 1700 11/12<br />
Audium Comp 5 53 71 2000 4/08<br />
Cervin Vega XLS 215 53 67 1400 5/11<br />
Dynaudio DM 3/7 53 70 1450 11/10<br />
JBL Studio 590 54 72 2200 7/12<br />
Klipsch RF 63 53 70 2200 6/08<br />
Nubert nuLine 102 53 74 1450 3/08<br />
PSB Imagine T 53 73 2000 7/12<br />
Quadral Platinum M 4 53 72 1400 12/09<br />
System Audio Mantra 30 53 75 1700 10/12<br />
Dali Ikon 7 Mk 2 52 69 1800 3/11<br />
German Maestro Linea S F-One 52 70 1400 9/09<br />
Heco Aleva 500 52 74 1200 9/08<br />
Heco Celan XT 501 52 73 1400 12/09<br />
Epos Elan 30 ( 52 70 1500 3/13<br />
Klipsch Heresy III ( 52 69 2100 5/11<br />
Neat Motive 1 52 71 1950 7/12<br />
Elac FS 187 51 70 1340 12/09<br />
Monitor Audio Silver RX 6 51 72 1030 2/10<br />
Nubert nuBox 681 51 71 980 2/10<br />
Revox Re:Sound G Column 51 73 1500 10/12<br />
Dali Lektor 8 50 67 1340 12/09<br />
Jamo S 608 50 69 1000 2/10<br />
KEF Q 500 50 68 1000 1/11<br />
Canton GLE 490.2 49 68 800 12/10<br />
PSB Image T 5 48 68 1000 2/10<br />
Teufel T 500 Mk II 48 71 750 12/12<br />
Canton GLE 476 47 70 720 12/12<br />
Heco Music Colors 200 47 67 1000 5/12<br />
Elac FS 58.2 47 64 700 2/11<br />
B&W 684 46 62 1000 11/07<br />
Elac FS 68 46 62 800 11/07<br />
Heco Aleva 400 46 66 1000 11/07<br />
Monitor Audio Bronze BX 5 46 63 700 2/11<br />
Quadral Argentum 371 46 68 760 12/12<br />
Klipsch RF 42 II 44 59 650 2/11<br />
Magnat Quantum 557 44 59 700 2/11<br />
Wharfedale 10.6 43 60 760 2/11<br />
Obere Mittelklasse<br />
Nubert nuBox 481 39 57 500 4/07<br />
Wharfedale Diamond 9.5 37 53 550 4/07<br />
Absolute Spitzenklasse<br />
Magico Mini II 63 84 37000 8/09<br />
61 83 15000 12/11<br />
Kiso Acoustic HB 1 59 78 13800 3/10<br />
● Wilson Audio Duette 59 82 12750 7/06<br />
GamuT El Superiores 3 58 78 15200 8/09<br />
Revel Ultima Gem 2 58 82 9800 2/09<br />
Vienna Acoustics Der Kuss 58 78 12000 8/09<br />
Focal Diablo Utopia 57 77 8000 12/08<br />
B&W 805 Diamond 57 76 4500 12/11<br />
Dali Epicon 2 57 78 4500 1/13<br />
Lindemann BL 10 57 76 7000 6/11<br />
Sonus Faber Guarneri Memento 57 76 10000 2/09<br />
Cabasse Bora 56 79 2500 4/13<br />
Focal Electra 1008 BE II 56 76 <strong>35</strong>00 1/11<br />
KEF Reference 201/2 56 79 5000 7/07<br />
Neat Ultimatum XLS 56 75 5800 6/11<br />
Phonar Credo Primus 56 78 4000 11/11<br />
Spitzenklasse<br />
Burmester B 10 55 75 3400 1/12<br />
B&W Prestige Monitor 1 55 73 2500 9/11<br />
JBL Studio 4429 55 72 6000 2/12<br />
PMC Twenty22 55 77 2300 2/13<br />
Thiel Power Point 1.2 54 73 3200 2/09<br />
Thiel SCS 4 54 73 2400 7/08<br />
Opera Callas 53 73 <strong>35</strong>00 10/08<br />
Klipsch Palladium P 17 B 52 72 4000 11/08<br />
Sonus Faber Auditor Elipsa 52 72 3700 4/08<br />
Sonus Faber Cremona Auditor M 52 72 3700 2/08<br />
Dynaudio Focus 160 51 69 2000 10/11<br />
ProAc Tablette Anniversary 51 74 2000 4/13<br />
Sonus Faber Venere 1.5 50 69 1500 12/12<br />
● Harbeth HL Compact 7 ES 3 50 66 2700 2/08<br />
KEF LS 50 (C, D) 49 70 1000 8/12<br />
Harbeth P3 ESR SE 49 65 1750 12/11<br />
Linn Majik 109 47 64 1200 2/09<br />
Dynaudio Contour S R 46 64 2000 2/09<br />
Elac BS 244 46 66 1340 2/08<br />
KEF R 100 46 66 800 2/12<br />
Piega AP 3 46 64 1600 2/09<br />
Nubert nuVero 3 46 68 1090 4/11<br />
Vienna Acoustics Waltz Grand 46 64 1400 2/09<br />
Canton Chrono SL 530 44 62 800 3/10<br />
Dali Ikon On Wall 44 60 800 2/09<br />
Dynaudio DM 2/7 44 65 650 4/10<br />
Epos M 12i 44 61 800 4/09<br />
KEF Q 300 44 62 600 1/11<br />
Canton GLE 430.2 43 60 400 12/10<br />
Dynaudio DM 2/6 43 64 575 4/10<br />
Neat Iota 43 61 820 5/12<br />
PSB Imagine Mini 43 62 800 12/11<br />
System Audio SA 705 43 59 770 2/09<br />
KEF Q 100 42 60 500 1/11<br />
Heco Music Colors 42 57 400 9/10<br />
Canton GLE 420.2 40 56 360 12/10<br />
Nubert nuBox 381 40 58 380 2/07<br />
Obere Mittelklasse<br />
Canton GLE 410.2 38 54 320 12/10<br />
Dali Lektor 1 33 47 340 1/09<br />
Dipol-Strahler werfen den Schall nach vorn und hinten und<br />
brauchen deshalb viel Abstand zur Rückwand. Radialstrahler (RS,<br />
kugelförmige Abstrahlung) brauchen auch viel Abstand zur Seite.<br />
Absolute Spitzenklasse<br />
German Physiks PQS 302 68 93 44000 9/10<br />
Martin Logan CLX 66 34400 5/09<br />
■ Martin Logan Summit X 64 86 16800 5/09<br />
Martin Logan CLX 63 82 28000 1/09<br />
Martin Logan Montis 62 83 12000 3/12<br />
Duevel Sirius 61 84 20000 1/10<br />
German Physiks HRS-120-D 61 79 7000 10/12<br />
German Physiks Unicorn MK II 61 82 12200 6/11<br />
Martin Logan Ethos 61 88 8000 11/10<br />
■ Quad ESL 2905 61 79 9000 3/06<br />
German Physiks Limited 11 60 78 8900 2/11<br />
PIOSound Eagle 68 80 8000 8/12<br />
German Physiks PQS 100+ 59 76 9000 12/11<br />
Jamo Reference 907 59 79 8000 2/11<br />
MBL 101 E 59 80 37800 11/03<br />
PIO Sound Falcon 59 80 4500 5/12<br />
Duevel Bella Luna Diamante 58 79 7000 9/10<br />
Magnepan Magneplanar 1.7 58 76 3000 9/10<br />
Martin Logan ElectroMotion 58 75 3000 9/11<br />
Audio Exclusiv P 3.1 57 74 7800 2/11<br />
MBL 126 57 77 8000 9/10<br />
Spitzenklasse<br />
Parrot Zikmu 31 51 1300 12/09<br />
Separate Basslautsprecher mit eingebauten Verstärkern. Der Bass<br />
eines Subwoofers mit z. B. 40 Punkten entspricht bei richtiger<br />
Einstellung dem Bass einer Vollbereichsbox mit 40 Punkten.<br />
Absolute Spitzenklasse<br />
Velodyne DD 1812 67 97 14000 7/05<br />
■ B&W DB 1 66 97 4250 4/11<br />
Paradigm Sub 1 65 92 6500 12/11<br />
Martin Logan Descent i 65 91 3750 7/10<br />
Paradigm Studio Sub 15 64 92 3200 4/11<br />
Velodyne DD 12 Plus 64 94 4000 7/11<br />
63 90 2400 3/13<br />
62 91 2800 9/12<br />
62 89 2100 4/11<br />
62 88 1450 9/12<br />
Canton SUB 850 R 61 87 2400 9/11<br />
Chario Hercules 61 83 2200 7/10<br />
Klipsch SW 311 61 84 1900 4/11<br />
Klipsch RT 12 D 61 84 2000 3/07<br />
Paradigm Reference Seismic 110 60 81 1550 7/10<br />
Teufel M 9500 SW THX Ultra 2 60 82 1600 8/09<br />
XTZ SubAmp 1 DSP + 99 W 12.18 P 60 86 1120 5/12<br />
Nubert AW 1100 DSP 58 84 965 3/13<br />
Nubert AW 1300 DSP 58 84 1185 8/11<br />
Canton Sub 12.2 57 80 800 3/13<br />
KEF XQ 60b 57 77 1200 7/10<br />
Nubert nuVero AW 13 DSP 57 82 1360 5/12<br />
Paradigm SE Sub 57 82 950 9/12<br />
SVS SB-12 NBS 57 80 800 3/13<br />
Triangle Meteor 0.5 57 79 1050 7/10<br />
ADAM Audio S 260 MK 3 56 77 1000 7/10<br />
Martin Logan Dynamo 700 56 80 790 1/10<br />
Velodyne EQ Max 10 56 82 790 3/13<br />
Spitzenklasse<br />
Klipsch RW 12 D 55 76 800 8/09<br />
Teufel M 6200 THX Select 55 74 600 7/10<br />
Velodyne CHT 12 Q 55 79 900 8/09<br />
Velodyne MicroVee 55 78 900 2/08<br />
B&W ASW 610 54 72 600 8/09<br />
Boston Acoustic RPS 1000 54 72 900 7/10<br />
Heco Metas XT Sub 251 A 54 73 600 7/10<br />
JBL ES 250 PW 54 74 550 8/09<br />
KEF Q 400 B 54 72 600 1/11<br />
Klipsch RW 10 D 54 75 600 10/08<br />
Nubert AW 991 54 76 600 12/07<br />
Velodyne CHT 12 R 54 76 800 12/07<br />
Magnat Quantum 630 A 53 71 500 10/08<br />
Velodyne EQ MAX 8 53 75 540 5/12<br />
B&W ASW 608 52 70 450 10/08<br />
Nubert AW 560 52 74 506 7/06<br />
Canton Sub 8 51 68 800 12/10<br />
Elac MicroSub 51 72 900 1/10<br />
Nubert AW 441 Black & Black 51 72 370 8/09<br />
Tannoy TS 1201 51 70 750 7/10<br />
Velodyne Impact Mini 51 68 650 7/10<br />
Canton AS F 75 SC 50 68 400 1/10<br />
Diese Lautsprecher haben alle Endstufen bereits eingebaut.<br />
Ihre Einstellmöglichkeiten sind viel größer als bei Passivboxen,<br />
ihr Preis/Leistungs-Verhältnis ist in der Regel weit besser.<br />
Absolute Spitzenklasse<br />
Backes & Müller BM Line 50 68 92 3/11<br />
Cabasse L'Océan 68 97 4/12<br />
Cabasse La Sphère 68 95 1/07<br />
ME Geithain ME 800 K 67 95 40000 1/10<br />
Backes & Müller BM Line 25 66 91 39000 1/09<br />
Linn Komri Aktiv + Chakra 4200 66 91 76600 2/07<br />
Backes & Müller Line 30 65 88 52000 9/11<br />
ADAM Tensor Beta 64 89 23400 11/07<br />
ATC SCM 100 A SL Tower FF 64 81 16500 8/10<br />
Backes & Müller Line 15 64 87 22000 12/12<br />
Martion Orgon 64 89 40000 1/05<br />
ATC SCM 50 A SL Tower FF 62 81 14500 4/11<br />
Linn Klimax 320 A 62 88 22500 2/11<br />
Manger MSMs 1 62 84 13200 3/12<br />
Genelec 8260 A 61 87 8460 7/11<br />
Linn Majik Isobarik + 2 x Majik 4100 ( 61 84 11200 9/11<br />
Manger MSMc 1 60 82 9680 10/10<br />
Backes & Müller Prime 6 59 80 7500 11/10<br />
Backes & Müller BM 2 S 59 83 8000 11/08<br />
ME Geithain RL 940 59 80 5300 4/09<br />
Bang & Olufsen BeoLab 9 58 79 7250 5/07<br />
ADAM Tensor Epsilon 57 79 5400 4/09<br />
Backes & Müller BM 2 57 80 5000 4/09<br />
Meridian M6 57 77 6000 12/12<br />
A = Standbox freistehend, im Idealfall<br />
mindestens 70 cm fern von jeder Wand.<br />
B = Standbox direkt vor der Rückwand,<br />
mindestens 70 cm zur Seitenwand.<br />
C = auf stabilem Ständer freistehend,<br />
mindestens 50 cm fern jeder Wand.<br />
D = auf Ständer direkt vor der Rückwand,<br />
oder in stabilem Regal.<br />
E = an der Wand hängend/Einbau.<br />
Detaillierte Raumeignungs-Hinweise<br />
fi nden Sie im jeweiligen Test.<br />
Magazin<br />
6<br />
Who is who<br />
bei <strong>stereoplay</strong><br />
25 Köpfe für ein<br />
Magazin. Das Team<br />
stellt sich vor.<br />
Alle Testgeräte<br />
alphabetisch<br />
044 ASR Emitter 2 Exclusive<br />
052 AVM Evolution 3.2<br />
058 Ayre QA-9<br />
018 Bose 901 VI<br />
032 Burmester 808 MK 5<br />
036 Canton Ergo 690<br />
026 Denon DL-103R<br />
026 Denon DL-A100<br />
076 Dynaudio Stand 6<br />
072 EAT Forte<br />
014 Klipsch Klipschorn AK 5<br />
022 Linn LP 12 (Lingo)<br />
139 Logitech UE 900<br />
Rang und Namen<br />
Der ultimative Einkaufsführer von <strong>stereoplay</strong>: über 1000 Testergebnisse im Vergleich.<br />
Die jeweiligen Einstufungen und So lesen Sie die Liste<br />
Die Aufteilung<br />
Preise gelten für die Geräteversion,<br />
die zum Testdatum verfügbar war.<br />
Die aktuelle Rang & Namen-Liste<br />
reicht in der Regel über drei <strong>Jahre</strong><br />
zurück; in Einzelfällen können aber<br />
aber viele <strong>Jahre</strong> mehr (vor allem<br />
im Analogbereich) oder nur ein<br />
Jahr (wie zum Beispiel im schnelllebigen<br />
AV-Bereich) sein. So lange,<br />
wie es die Geräte halt im Programm<br />
der Anbieter sind.<br />
Lautsprecher<br />
Stand-Lautsprecher<br />
▼<br />
Jubiläums-<br />
Aufnahmen<br />
Alles Wissenwerte<br />
zur Titel-CD Vinyl<br />
Classics Vol.1<br />
Kompakt-Lautsprecher<br />
▼<br />
66 76<br />
Der klingende<br />
Boxenständer<br />
Dynaudio Stand 6<br />
mit verschiedenen<br />
Füll-Materialien<br />
58<br />
Überlegene<br />
A/D-Wandler<br />
Mit Ayre und<br />
M2Tech gelingen<br />
perfekte Digital-<br />
Aufnahmen.<br />
060 M2Tech Joplin<br />
048 Quadral Vulkan VIII R<br />
040 Räke Classic.3<br />
139 Shure SE5<strong>35</strong><br />
140 Sony MDR-EX1000<br />
026 Stereo Lab Ebenholz<br />
026 TechneAudio Titan<br />
140 Ultrasone IQ<br />
026 Zu Audio Aluminium<br />
Rubriken<br />
003 Editorial<br />
142 Fachhändler-Termine<br />
144 Leserforum<br />
144 Impressum<br />
162 <strong>Vorschau</strong><br />
Dipol- & Radialstrahler<br />
Aktive Subwoofer<br />
▼<br />
▼<br />
Lautsprecher, vollaktiv<br />
Aufstellungstipps (in Klammern)<br />
▼<br />
Auf die Bestenliste<br />
haben wir in<br />
dieser Aus gabe<br />
verzichtet.<br />
Sie finden sie<br />
unter www.<br />
<strong>stereoplay</strong>.de<br />
und natürlich im<br />
nächsten Heft.<br />
010 News, Facts, Trends, Events<br />
Docking-Station von B&W, 2.1-Set von<br />
KEF, Superbox von German Physiks, die<br />
neue Receiver-Linie von Onkyo<br />
012 Vor 30 <strong>Jahre</strong>n<br />
Die Magnat-Box erklimmt die Spitzenklasse<br />
Ratgeber & Service<br />
006 Die Redaktion stellt sich vor<br />
Wer macht was bei <strong>stereoplay</strong>?<br />
064 So digitalisieren Sie LPs & Tonbänder<br />
Schritt für Schritt zur perfekten<br />
HiRes-Aufnahme<br />
066 Vinyl Classics Vol.1<br />
Hintergründe, Entstehung, Titelliste<br />
076 Forschung: Füllung für Boxenständer<br />
Gehört und gemessen: Das beste<br />
Material und die optimale Füllmenge<br />
<strong>stereoplay</strong> music<br />
146 Musikalischer Rückblick<br />
Das Beste aus <strong>35</strong> <strong>Jahre</strong>n Pop und Jazz<br />
148 – 161 Über 60 Rezensionen aus Pop,<br />
Oldies, Jazz und Klassik auf CD,<br />
DVD, Blu-ray und Vinyl<br />
David Bowie, Depeche Mode, OMD,<br />
James Blake, Hans Theessink, Van<br />
Halen, Stephen Stills, Paul Kuhn...<br />
Seite<br />
148<br />
The Next Day<br />
... ist ein Blick zurück:<br />
David Bowie<br />
hat ein Album eingespielt,<br />
das wie eine<br />
Hommage an die<br />
70er-<strong>Jahre</strong> klingt.<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 5<br />
152 4/13 <strong>stereoplay</strong>.de<br />
4/13 <strong>stereoplay</strong>.de 153
Magazin Die Redaktion<br />
Who is who?<br />
24 Köpfe für ein Magazin: Es braucht eine Menge Spezialisten und viele<br />
helle Köpfe, um Monat für Monat eine <strong>stereoplay</strong> fertigzustellen und an<br />
die Druckerei zu liefern. Doch wer steckt dahinter? Eine Übersicht über<br />
die aktuelle <strong>stereoplay</strong>-Mannschaft.<br />
Am Ende ist es doch immer<br />
sehr viel Arbeit, bis eine<br />
neue <strong>stereoplay</strong> entstanden ist.<br />
Und es sind ja keineswegs nur<br />
die Redakteure, die das Heft mit<br />
Inhalten füllen. Hinter jeder<br />
fertiggestellten <strong>stereoplay</strong> steckt<br />
eine ganze Organisation: viele<br />
Hände und Köpfe, die Monat<br />
für Monat ihr Bestes geben.<br />
Da sind zum Beispiel die Fotografen,<br />
die immer wieder die<br />
Faszination der Geräte herausarbeiten.<br />
Und die Grafiker, die<br />
diese Fotos und die Texte und<br />
Tabellen letztendlich zu einem<br />
leckeren Ganzen verbinden. Und<br />
die Kollegen aus dem Messlabor,<br />
die seit Anbeginn einen ganz<br />
wesentlichen Teil dazu beitragen,<br />
dass <strong>stereoplay</strong> neutrale und<br />
aussagekräftige Ergebnisse abliefern<br />
kann. Und die Redaktionsassistentinnen,<br />
die sich hingebungsvoll<br />
um alle Belange<br />
rund um die Redaktion kümmern.<br />
Und die mittlerweile stark<br />
aufgestockte Online-Abteilung,<br />
die viele <strong>stereoplay</strong>-Inhalte auf<br />
die neu geschaffene Website von<br />
AUDIO, <strong>stereoplay</strong> und video<br />
(www.audio.de) setzt.<br />
Und und und: Zum Jubiläum<br />
wollen wir an dieser Stelle all<br />
diese Macher, Helfer und Helfershelfer<br />
vorstellen, ohne die<br />
eine <strong>stereoplay</strong> nicht entstehen<br />
könnte. Wer genau mitzählt,<br />
kommt hier auf 24 – und dabei<br />
sind die Kollegen vom Vertrieb,<br />
von der Herstellung (das sind<br />
die, die für das nötige Papier<br />
sorgen und die Kommunikation<br />
zu den Druckereien übernehmen)<br />
und von der Anzeigen-<br />
Annahme noch nicht einmal<br />
mitgezählt. Mit ihnen wären es<br />
noch einmal deutlich mehr.<br />
Jene Leser, die womöglich<br />
die Übersichten der letzten Jubiläen<br />
hervorholen, werden<br />
feststellen, dass sich bei <strong>stereoplay</strong><br />
personell einiges getan hat.<br />
Es ist dabei nicht der üblichen<br />
Personal-Erosion, sondern vielmehr<br />
dem Redaktionsumzug<br />
von Stuttgart nach München/<br />
Haar geschuldet, dass wir viele<br />
neue Kollegen im <strong>stereoplay</strong>-<br />
Kreis begrüßen durften.<br />
Zum Beispiel Malte Ruhnke<br />
(stellvertretender Chefredakteur)<br />
und Marco Breddin. Beide<br />
zählen noch nicht einmal 40<br />
Lenze. Das ist hilfreich, weil<br />
sie den Markt bei den derzeit<br />
hochmodernen Themen Streaming<br />
und Computer-Audio bestens<br />
kennen und sich auch in<br />
modernen Netzwerken tummeln;<br />
seit einigen Monaten gibt<br />
es zum Beispiel eine Facebook-<br />
Seite von <strong>stereoplay</strong>.<br />
<strong>stereoplay</strong> music<br />
Aber es gibt auch jene Kollegen,<br />
die schon einmal für <strong>stereoplay</strong><br />
gearbeitet haben und<br />
nun wieder dabei sind. Das gilt<br />
vor allem für die Kollegen aus<br />
der Musikredaktion, die wir<br />
überzeugen konnten, wieder für<br />
uns zu schreiben. Bis Dezember<br />
kamen die Inhalte von einer<br />
Münchener Agentur, die auch<br />
die Süddeutsche mit Rezensionen<br />
versorgte. Seit der Januar-<br />
Ausgabe 2013 machen wir die<br />
komplette Musikrubrik wieder<br />
im Haus. Ein gutes Gefühl...<br />
Stuttgart und München<br />
Doch trotz des Umzugs nach<br />
München pflegt <strong>stereoplay</strong> noch<br />
engste Kontakte zum Standort<br />
Stutt gart. Nach wie vor ist dort<br />
das Messlabor mit dem wichtigen<br />
Lautsprecher-Messraum<br />
beheimatet, nach wie vor sitzt<br />
hier Julian Bauer, der seit über<br />
zehn <strong>Jahre</strong>n beste Bilder für<br />
<strong>stereoplay</strong> (und auch für AU-<br />
DIOphile) schießt, und nicht<br />
zuletzt ist in Stuttgart auch noch<br />
der größere Teil des Geräte-<br />
Managements angesiedelt.<br />
Der neue Hörraum<br />
Wie auch die Bilder in diesem<br />
Beitrag rankt sich bei <strong>stereoplay</strong><br />
fast alles um den neuen Hörraum.<br />
Damit Sie, liebe Leser,<br />
einmal einen Eindruck von unserem<br />
neuen Schmuckstück bekommen,<br />
haben wir ein 240-<br />
Grad-Bild gemacht.<br />
Im Vergleich zu dem über<br />
viele <strong>Jahre</strong> bewährten Stuttgarter<br />
Hörraum, der nach bestem<br />
Wissen und Gewissen der 90er-<br />
<strong>Jahre</strong> erbaut wurde und den wir<br />
immer noch zu Referenz-<br />
Hörtests nutzen, ist der neue in<br />
München Haar minimal kleiner<br />
(40 Quadratmeter), aber klanglich<br />
deutlich lebendiger und<br />
weniger energieraubend. Das<br />
war von uns ausdrücklich gewünscht,<br />
denn eine solche Geschichte<br />
wie das Röhren-Spezial<br />
in Heft 3/13 mit zum Teil<br />
sehr schwachen Röhren-<br />
Holger Biermann<br />
Biermann, Jahrgang 1962, studierte Geschichte<br />
und Publizistik in Göttingen und ist<br />
HiFi-Fan seit Kindesbeinen. 1991 begann<br />
seine erste Station bei AUDIO, die Redaktion<br />
<strong>stereoplay</strong> führt er seit 2000. Eine lange Zeit<br />
in dieser wechsel haften Szenerie – was dem<br />
Grün-Wähler den wenig schmeichelhaften<br />
Beinamen „Helmut Kohl des HiFi-Journalismus“<br />
einbrachte. Er nimmt es gelassen.<br />
HÖRRAUM<br />
Julian Bauer<br />
Bauer, Jahrgang 1969, bringt jeden Monat<br />
Faszination ins Heft: Er macht die meisten<br />
der fantastischen Aufmacher bei <strong>stereoplay</strong><br />
(sowie bei AUDIOphile). Der sympathische,<br />
dreifache Familienvater arbeitet seit 1996 für<br />
<strong>stereoplay</strong> und kann längst auch komplexe<br />
Schaltungstechniken voneinander unterscheiden.<br />
Er ist fraglos einer der besten und<br />
profiliertesten HiFi-Fotografen Deutschlands.<br />
6<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de
Malte Ruhnke<br />
Trotz seines Jahrgangs (1975) ist er Quadro-<br />
Fan und bekennender Wagnerianer, gemeinsam<br />
mit Andreas Günther Dauergast in den<br />
Münchner Konzert- und Opernhäusern und<br />
im Sommer gern schnell auf Inline-Skates<br />
unterwegs. Bei <strong>stereoplay</strong> ist der diplomierte<br />
Medienwirt (Wirtschaft & Medientechnik)<br />
stellvertretender Chefredakteur und leitet im<br />
Nebenberuf das Sonderheft AUDIOphile.<br />
Marco Breddin und Thomas Bruer<br />
Breddin, Jahrgang 1974, ist das neueste T&T-<strong>stereoplay</strong>-Mitglied. Der geschichtsinteressierte<br />
Kommunikationsdesigner betreibt einen Klangkultur-Blog, unterstützt nachhaltige Entwicklungen<br />
und hört privat an selbst konstruierten Boxen. Bei <strong>stereoplay</strong> ist er der Spezialist für alle Arten von<br />
Zubehör, Computer-HiFi, soziale Medien und ist zudem bei Leserfragen immer ansprechbar.<br />
Thomas Bruer, Jahrgang 1961, ist studierter Jurist und seit 20 <strong>Jahre</strong>n bei WEKA. Bei <strong>stereoplay</strong><br />
hat er eine gemeine Doppelbelastung: Als Chef vom Dienst muss er für die Einhaltung der Termine<br />
sorgen und als Textredakteur in mitunter langen Leseabenden den Texten ihre Fehler austreiben...<br />
Den idealen Ausgleich findet er im Chorgesang (Bass).<br />
Cihan Ergen<br />
Cihan Ergen, Jahrgang 1964, ist gelernter<br />
Schlosser und ein begnadeter Handwerker.<br />
Der passionierte Eisschwimmer ist ein großer<br />
Musikfan und mit dem Umzug von <strong>stereoplay</strong><br />
nach Haar nun auch überzeugter Highfidelitist.<br />
Cihan Ergen organisiert für die Redaktion<br />
das umfangreiche Gerätelager vor Ort und<br />
beweist als Gast bei Hörtests immer wieder<br />
sein ausgezeichnetes Gehör.<br />
Ralf Dombrowski<br />
Der studierte Germanist und Historiker,<br />
Jahrgang 1965, ist seit 1994 Musikjournalist<br />
(Süddeutsche Zeitung, Bayerischer Rundfunk<br />
etc.), Fotograf, Hobby-Musiker (Klavier,<br />
Gitarre), bekennender Punk-Fan mit Upgrade<br />
in die Jazz-Welt, liebt Radeln, Bier und gute<br />
Comics. Für <strong>stereoplay</strong> arbeitet er seit 2005:<br />
Er ist der Mann für die Dinosaurier und<br />
Wiedergänger – kurz: Oldies.<br />
Andreas Günther<br />
Der studierte Opern-Regisseur und bekennende<br />
Klassik-Fan, Jahrgang 1964, ist einer<br />
der originellsten Schreiber der deutschen<br />
HiFi-Szene und spätestens seit dem Umzug<br />
der <strong>stereoplay</strong> nach München eng in das<br />
Team eingebunden. Der Familienvater ist bei<br />
<strong>stereoplay</strong> der Chefreporter bei Hintergrund-<br />
Reportagen und kümmert sich um alles, was<br />
analog ist.<br />
Josef Bleier und Stefan Rudnick<br />
Bleier (rechts), geboren 1957, studierte Informatik und Wirtschaft. Es folgte eine Fotografenlehre<br />
und 1990 die Meisterprüfung. Von 1990 bis 1998 war Bleier Dozent und Leiter des Berufsbildungszentrums<br />
der Fotografen im München. Seit 1983 ist er als freier Fotograf für WEKA tätig,<br />
seit September 2012 auch für <strong>stereoplay</strong>. Den gemütlichen Bayern bringt nichts aus der Ruhe.<br />
Entspannung findet er beim Malen, Tennis- und Schlagzeug-Spielen.<br />
Stefan Rudnick, 43, ist ausgebildeter Fotograf mit Schwerpunkt „People“. Der ausgewiesene<br />
Musikfan ist Bleiers fotografische rechte Hand und für <strong>stereoplay</strong> zudem ein unverzichtbarer<br />
Helfer beim Aufbau des digitalen Archivs.<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 7
Magazin Die Redaktion<br />
Robert Biedermann und Michael Grebenstein<br />
Grebenstein (hinten), Jahrgang 1961, ist mit 24 <strong>Jahre</strong>n Zugehörigkeit ein Urgestein bei WEKA.<br />
Der belesene Nordhesse, der sich gern etwas knurrig gibt, ist ein Freund guter Single Malts und<br />
der größte lebende Fan von Stan Getz. Als <strong>stereoplay</strong>-Grafiker kämpft er tapfer gegen das tägliche<br />
Chaos des entstehenden Heftes, sorgt für das geradlinige Layout und die wichtigen Druckvorstufen.<br />
Robert Biedermann, Jahrgang 1968, lernte den Beruf des Grafikers von der Pike auf. Der<br />
Familienvater hat lange Stationen bei Börse Online, Graffiti und der Bravo vorzuweisen, konnte<br />
sich aber dennoch seine gewissenhaft-ruhige Art bewahren. Für die <strong>stereoplay</strong> hat er das neue<br />
Titel-Konzept entwickelt und setzt dieses auch Monat für Monat liebevoll um.<br />
Dr. Michael Hackenberg<br />
Hackenberg, Jahrgang 1956, ist promovierter<br />
Kommunikationswissenschaftler und<br />
Philosoph, wurde aber Anzeigen-Spezialist.<br />
In der Freizeit widmet sich der Vespa-Fahrer<br />
seinen zwei Töchtern, den Spielen des FC<br />
Bayern München oder seiner nie fertig<br />
werdenden Modelleisenbahn. Er leitet seit<br />
1998 mit viel Verve das Anzeigengeschäft<br />
von <strong>stereoplay</strong>.<br />
Nadine Stiegler<br />
Die ausgebildete Reiseverkehrskauffrau war<br />
berufsbedingt viel im Ausland unterwegs und<br />
hat ein Diplom in internationaler Betriebswirtschaftslehre.<br />
Nach dem Studium war sie<br />
unter anderem Sales Manager für FOX<br />
International Channels Online. Bei <strong>stereoplay</strong><br />
arbeitet sie erst seit Frühling 2013 und unterstützt<br />
hier Dr. Hackenberg bei seinem<br />
emsigen Tun.<br />
Matthias Inhoffen<br />
Inhoffen, geboren 1951, hat Germanistik und<br />
Geschichte studiert. Er leitete <strong>stereoplay</strong>s<br />
Musikressort von 1981 bis 1996 – was er<br />
seit Anfang 2013 wieder tut. Von 2010 bis<br />
2012 wachte er zudem als Textchef über die<br />
<strong>stereoplay</strong>-Texte. Wenn er nicht gerade nach<br />
den neuen Musik-Highlights forscht, schnürt<br />
er die Laufschuhe oder entspannt bei einem<br />
Tropfen guten Rotweins.<br />
Reinhard Paprotka<br />
Paprotka, Jahrgang 1950, ist einer der<br />
erfahrensten HiFi-Redakteure Deutschlands.<br />
Er studierte Elektrotechnik und ging zuerst<br />
für lange <strong>Jahre</strong> zur Stereo – bis er 1999 zu<br />
<strong>stereoplay</strong> konvertierte und sein Sonderheft<br />
HiFi + PC einbrachte. Bereits damals ahnte<br />
er, dass Musik mobil und im ganzen Haus<br />
verfügbar sein muss. Paprotka ist Spezialist<br />
für günstiges Netzwerk- und Mobil-HiFi.<br />
Sabine Steinbach, Kerstin Engler, Gerlinde Drobe<br />
„Hier werden Sie geholfen“: Im Büro der drei Assistentinnen laufen alle Telefon-, Mail- und<br />
Fax-Drähte zusammen. Alle Anfragen, sei es von Leser- oder Herstellerseite, werden hier<br />
kompetent und freundlich – etwa von der mehrere Sprachen sprechenden Gerlinde Drobe<br />
(rechts) – beantwortet oder, wenn das nicht geht, weitergeleitet. Kerstin Engler (Mitte) war<br />
die letzten <strong>Jahre</strong> im Online-Marketing tätig und leitet jetzt die Assistenzabteilung.<br />
Alle drei sind schon seit <strong>Jahre</strong>n bei WEKA beschäftigt; auf die längste Zeit blickt Sabine<br />
Steinbach (links) zurück. Dieses Trio bringt so gut wie nichts aus der Ruhe – es sei denn,<br />
die Konferenzräume wurden wieder einmal verlassen, als ob die Barbaren dort gehaust<br />
hätten...<br />
8<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de
Klaus Schlappa<br />
Schlappa, Jahrgang 1961, arbeitet mit<br />
kurzen Unterbrechungen schon über zehn<br />
<strong>Jahre</strong> für <strong>stereoplay</strong>. Für die Redaktion ist der<br />
bekennende VFB-Fan Hansdampf in vielen<br />
Gassen: Bildredakteur, Grafiker bei<br />
Sonderobjekten, Bindeglied zwischen<br />
Fotograf, Messlabor und Redaktion – letztendlich<br />
so etwas wie der Stallmeister für den<br />
Stuttgarter Bereich von <strong>stereoplay</strong>.<br />
Jürgen Schröder<br />
Schröder, Jahrgang 1959, ist <strong>stereoplay</strong>s<br />
technologische Allzweckwaffe. Gleich, ob<br />
komplexe Digital-Schaltungen oder<br />
leistungsschwache Röhrenverstärker, der<br />
gelernte Tontechniker erkennt ihre Vor- oder<br />
Nachteile meist auf den ersten Blick. Wenn er<br />
nicht gerade für <strong>stereoplay</strong> schuftet, rackert<br />
sich Jürgen Schröder am Schlagzeug der<br />
Band Kitchen Gig ab.<br />
Thomas Voigt<br />
Voigt, Jahrgang 1960, ist einer der besten<br />
Klassik-Spezialisten der Republik. Schon seit<br />
seiner Kindheit liebt der Wahl-Kölner<br />
klassische Musik, vor allem Opern. Der<br />
studierte Germanist und Theologe war bei<br />
der Opernwelt und Chefredakteur des Fono<br />
Forum. Für <strong>stereoplay</strong> arbeitet Voigt seit<br />
2003. „Nebenbei“ schreibt er Biografien und<br />
Drehbücher für Dokumentarfilme.<br />
Amps hätte sich im alten nur<br />
schwer umsetzen lassen.<br />
Das konsequente Raum-in-<br />
Raum-Konzept des Wohn hörraums<br />
stammt von den Akus tik-<br />
Profis Dr. Jörg Hunecke (der<br />
auch den RaumRechenService<br />
entwickelt hat) und Thomas Fast<br />
(Fast Audio), der das Ganze auch<br />
noch liebevoll und hochkompetent<br />
umgesetzt hat. Zu dem Konzept<br />
gehören nicht nur die sehr<br />
ausgewogene Akustik (Nachhallzeit<br />
von durchschnittlich 0,4<br />
Millisekunden), es wurden auch<br />
optische Aspekte einbezogen.<br />
Das reicht von den mit Covern<br />
berühmter Platten bezogenen<br />
Absorbern über den Hochflor-<br />
Teppich bis hin zur Sesselkombination<br />
aus akustisch bestens<br />
geeignetem Kaltschaum (Hersteller:<br />
Schaum stoff-Schwestern,<br />
Hamburg). In diesem Raum fühlt<br />
man sich sofort wohl und kann<br />
– das war das Ziel – stundenlang<br />
Musik hören. Und was auch auffällig<br />
ist: Wegen der geschickten<br />
Kombination aus Absorbern und<br />
Diffusoren klingen Aufnahmen<br />
hier besonders räumlich; die Abbildung<br />
guter Boxen ist hier<br />
noch überzeugender.<br />
Michael Götzinger, Peter Schüller, Sebastian Jünger<br />
Götzinger (links), Jahrgang 1968, ist seit 14 <strong>Jahre</strong>n Schüllers (Mitte) rechte Hand. Der diplomierte<br />
Elektrotechniker und ausgewiesene Thailand-Fan ist <strong>stereoplay</strong>s Spezialist für Digital-HiFi.<br />
In seinem Vorleben war Peter Schüller (Jahrgang 1949) Entwicklungsleiter bei Kirksaeter. Seit<br />
1986 ist die Düsseldorfer Frohnatur Messlaborleiter; auf ihn geht die Entwicklung vieler<br />
richtungsweisender Messungen zurück. Schüller ist passionierter Mountain-Biker.<br />
Sebastian Jünger (rechts) ist neu an Bord. Der Student der audiovisuellen Medien schreibt gerade<br />
seine Bachelor-Arbeit und steigt dann voll in die Arbeit des Messlabors ein.<br />
Foto: Dr. Markus Rudolph<br />
Raphael Vogt<br />
...weiß über Surround so gut wie alles. Der<br />
gelernte Elektromechaniker (Jahrgang 1966)<br />
ist altgedienter <strong>stereoplay</strong>-Tester sowie<br />
THX-zertifizierter Home-Theater- und<br />
ISF-Kalibrator. Er lebt seinen Heimkino-<br />
Traum im akustisch optimierten, 40-m 2 -<br />
Loft-Hörraum mit vollaktiver 7.1-Bestückung<br />
plus High-End-Projektion mit akustisch<br />
transparenter CinemaScope-Leinwand.<br />
Beste Voraussetzungen<br />
Die Bedingungen durch den<br />
Umzug haben sich aber nicht<br />
nur wegen des neuen Hörraums<br />
verbessert; es gibt im Redaktionshaus<br />
in München/Haar einfach<br />
mehr Platz – zum Beispiel<br />
für ein weiteres Fotostudio, für<br />
ein spezielles Heimkino-Studio<br />
oder für die derzeit permanent<br />
wachsende Online-Abteilung.<br />
stereo play hat sich nach <strong>35</strong><br />
<strong>Jahre</strong>n quasi wieder einmal gehäutet<br />
und damit fit gemacht für<br />
die nächsten Jahrzehnte. Wir<br />
würden uns freuen, wenn Sie,<br />
liebe Leser, uns auch in den kommenden<br />
<strong>Jahre</strong>n so intensiv und<br />
konstruktiv begleiten würden wie<br />
bisher. Holger Biermann■<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 9
Magazin Neuheiten schon gehört<br />
Nachruf<br />
Werner Röschlau<br />
Das kam dann doch sehr<br />
unerwartet: Werner<br />
Röschlau, Chef der<br />
Plattenspieler-Manufaktur<br />
AMG, die erst in den<br />
letzten <strong>Jahre</strong>n einen<br />
kometenhaften Aufstieg<br />
erlebte, verstarb Ende<br />
Februar. Er wurde nur<br />
62 <strong>Jahre</strong> alt. Die Szene<br />
verliert mit ihm einen der<br />
versiertesten Analog-Kenner<br />
und Streiter um das<br />
letzte Quäntchen Perfektion.<br />
Sein Sohn Julian<br />
Lorenzi führt das Werk<br />
des Vaters fort.<br />
Alles schön rund<br />
Die neueste Generation KEF-Eier<br />
Mit den E305 hat KEF eine der erfolgreichsten Subwoofer/Satelliten-Kombinationen<br />
wieder einmal auf den neuesten Stand gebracht. Die eierförmigen Satelliten arbeiten nun<br />
mit dem neuen Koax, der auch in der voll aktiven X300A werkelt. Das Gehäuse des<br />
Subwoofers ist nicht nur aus optischen Gründen ebenfalls eiförmig – die Form verleiht<br />
immense Stabilität. Klanglich ist die Kombi (die es auch als 5.12-Set gibt) ein Hammer<br />
und kostet nicht einmal 1000 Euro. Infos: 0231 / 9860320 oder www.kef.com/de<br />
Immer am Netz<br />
Neuer Streaming-Receiver von Onkyo<br />
Das klassische AV-Gedeck ist heute ja nur noch eine Seite der<br />
Medaille: Neben 7.2-Surround bringt der neue TX-NR727 die<br />
Fähigkeit zur Beschallung von drei Zonen und einen Netzwerk-<br />
Anschluss mit. Eine App sorgt für die besonders leichte<br />
Bedienbarkeit. Der Preis dürfte unter 1000 Euro liegen.<br />
Infos: www.eu.onkyo.com<br />
Leuchtendes Vorbild<br />
Docking Station mit AirPlay<br />
Und noch eine Docking-Station von B&W. Die<br />
in Kürze lieferbare Z2 hat den bekannt satten<br />
Sound ihrer größeren Geschwister und über den<br />
Lightning Connector wieder einen festen Port<br />
für iPhone und Co. Ihr Preis: 400 Euro.<br />
Infos: 05201/87170 oder www.bwspeakers.com<br />
10<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de
Volles Haus<br />
Neuer Rekord auf der<br />
High End 2013<br />
Nicht nur für Horn-Fans<br />
Die High End 2013 lockt erneut mit leckerstem HiFi<br />
Die ersten Zahlen lassen Großes erwarten: Bis zum Heftschluss<br />
waren zur High End bereits <strong>35</strong>6 Firmen gemeldet.<br />
Das klingt erneut nach Vollbelegung und jeder Menge<br />
allerbestem HiFi. Und mehr denn je wird sich diese High<br />
End 2013 den neuen Medien widmen. HiFi aus dem Netzwerk<br />
ist nicht mehr wegzudenken und ja auch klanglich mit<br />
die beste aller Möglichkeiten, Musik zu hören. Für alle<br />
HiFi-Fans heißt das: Der Zeitraum vom 9.5. bis 12.5.13 muss<br />
geblockt werden – da findet man sich in den Messehallen<br />
des Müncheners M.O.C. ein. Wir sehen uns!<br />
Renate Paxa ist die Öffentlichkeits-Spezialistin<br />
der High End<br />
Society. <strong>stereoplay</strong> fragte sie,<br />
warum man die Messe 2013<br />
nicht verpassen darf.<br />
R. Paxa: Zum einen werden wir wohl den Ausstel -<br />
ler rekord vom letzten Jahr noch toppen. Schon jetzt<br />
haben wir über <strong>35</strong>0 feste Anmeldungen. Zweitens<br />
haben wir noch viel mehr Live-Musik als in den<br />
letzten <strong>Jahre</strong>n. Besonders freue ich mich hier auf<br />
Deutschlands einzige Alphorn-Frauenband. Drittens<br />
weiß ich – weil die Firmen für unseren Katalog<br />
immer vorab ihre Neuheiten einreichen – dass<br />
dieses Jahr besonders viele Highlights zu erwarten<br />
sind. Etwa der Italienische Riesen-Verstärker, der<br />
1,5 Tonnen wiegt und über zwei Meter hoch ist...<br />
_0AD4B_Ultrasone_STP_05.pdf;S: 1;Format:(210.00 x 137.00 mm);21. Mar 2013 10:16:11<br />
(CeCe Rogers)<br />
Don Dexter Agency ©<br />
THE headphone company<br />
www.ultrasone.com<br />
www.ultrasone-fanpage.com
Magazin<br />
Mai 1983<br />
Eine neue Geräteart betrat<br />
1983 die HiFi-Bühne: der<br />
Casseiver. Sonys XO 1001,<br />
eine Kombination aus Kassettenrekorder<br />
und klassischem<br />
Receiver, hatte für damalige<br />
Verhältnisse einen tollen<br />
Bedienungskomfort, aber die<br />
große Zukunft, die Chefredakteur<br />
Gerald O. Dick prophezeite,<br />
sollte dieser Geräteart dann<br />
doch nicht zuteil werden.<br />
Der Weltempfänger<br />
Revox‘ große Verstärker/Tuner-Kombi<br />
Im Mai 1983 legte Revox den<br />
Maßstab für Tuner wieder ein wenig<br />
höher. Der B 261 war zwar nicht<br />
weltbewegend anders aufgebaut<br />
als sein Vorgänger B 760, hatte<br />
aber doch so einigen Detailschliff<br />
bekommen. Und so wurde der B<br />
261 umgehend zu einem der besten<br />
Tuner, die bei <strong>stereoplay</strong> je im<br />
Labor waren. Einzig der damals<br />
dominierende Kenwood KT-1100<br />
schlug sich noch etwas besser, weil<br />
der Revox keine Nahselektion<br />
ermög lichte. Trotzdem ein sensationelles<br />
Ergebnis.<br />
Dem B 261 zur Seite stand der<br />
Vollverstärker B 251, der sich von<br />
den Messwerten her ebenfalls<br />
beachtlich schlug. Wegen seiner<br />
als „sehr frisch“ charakterisierten<br />
Spielart empfahl Tester Dieter Benn<br />
ihn vor allem für Lautsprecher mit<br />
etwas gedämpften Höhen. Eine<br />
echte Empfehlung klingt anders.<br />
Billig und sehr gut<br />
Als der Jecklin Float noch 200 Mark kostete...<br />
Ein Riesen-Vergleichstest von 15 Kopfhörern um 200 Euro: Sechs<br />
Tester traten an, um jeden Kopfhörer mit fünf Stücken zu hören. Alle<br />
großen Namen waren vertreten, aber nicht alle klangen auch groß:<br />
Koss, Sennheiser und Sony fielen mehr oder minder durch, der<br />
elektrostatische Bügelkopfhörer Jecklin Float 1, der konventionelle<br />
PMB 45 MK II und beyerdynamic DT 660 dominierten das Testfeld.<br />
Die Magnat-Glanzstunde<br />
Klarer Sieger beim Vergleich der 1000-Mark-Klasse<br />
Was gab es damals doch für herrlich skurrile Boxen. Die Orbid Sound<br />
Mini Galaxis beispielsweise, die mit nicht weniger als elf (!) Chassis<br />
daherkam. Allerdings kannten die Tester bei der Schwabenbox kein<br />
Pardon – wie auch bei der B+O MC 120.2. Beide bekamen nur ein<br />
„ausreichend“ im Klang. Strahlender Sieger war die Magnat All Ribbon<br />
P10. Ihr blitzsauberer Klang katapultierte sie in die Spitzenklasse.<br />
Die perfekte Aufnahme<br />
Led Zeppelin II<br />
MFSL 1-065<br />
Klangqualität:<br />
sehr gut<br />
Aufnahme: 1969<br />
Hardrock steht gemeinhin bei<br />
HiFi-Freunden weniger hoch im<br />
Kurs. Nicht, dass die Musik nicht<br />
gefiele, sondern, weil der Sound oft<br />
so lieblos abgemischt ist. Bei Led<br />
Zeppelin II war schon die Ur-Version<br />
von 1969 erstaunlich gut – das ganze<br />
Klangbild besser aufgeräumt als alles<br />
andere, was sich damals Hardrock<br />
nannte. Das Halfspeed-Remaster<br />
von MFSL aber setzte noch einen<br />
drauf: Noch feiner und transparenter,<br />
die Bässe präziser, druckvoller. Nicht<br />
nur damals Maßstab setzend.<br />
12<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de
Für HiFi-Klassiker<br />
Motor-Tuning-Kit für Thorens TD 160<br />
Was haben wir geweint über die jämmerliche Stromversorgung<br />
des Oldies. Doch es gibt Abhilfe: ein sauber<br />
verkapseltes, maßgeschneidertes Tuning-Kit. Vibrationen<br />
gerade im hörbaren Bereich um 100 Hertz<br />
verschwinden, die gesamte Elektrik wird sicherer.<br />
Kosten: rund 150 Euro. Infos: www.hanzehifi.nl<br />
Kaiserlicher Klang<br />
German Physiks neue Emperor<br />
DIE MESSE FÜR EXZELLENTE<br />
UNTERHALTUNGSELEKTRONIK<br />
Neue Basstreiber und neue digitale Entzerrung: German<br />
Physiks hat seine Emperor noch einmal komplett auf den<br />
Prüfstand gestellt. Mit neuen Motoren für die ausfahrbaren<br />
DDD-Treiber kosten die superben Superboxen ab 183000<br />
Euro. Infos: 06109 / 5029823 oder www.german-physiks.de<br />
09.-12. MAI 2013 IM MOC MÜNCHEN<br />
TÄGLICH VON 10-18 UHR<br />
FACHBESUCHERTAG 09.05.2013<br />
www.HighEnd2013.de
HiFi-Legenden<br />
Lautsprecher<br />
66 <strong>Jahre</strong> und kein<br />
bisschen leise<br />
Es wird seit 1946 kontinuierlich gebaut und widersteht allen Design-Trends.<br />
Dynamisch ist und bleibt das Eckhorn von Klipsch ohnehin eine Klasse für sich.<br />
Der Autor: Hans Martin Burr<br />
Burr ist Röhren-Fan und<br />
steht deshalb auf<br />
besonders „laute“<br />
Lautsprecher.<br />
Burr kam 1982 als Volontär zu<br />
<strong>stereoplay</strong>. Es folgten Stationen<br />
bei HiFi Vision, AUDIO<br />
und video. Er wurde Herausgeber<br />
des UE-Geschäftsbereichs<br />
– also auch <strong>stereoplay</strong>-<br />
Chef. 2005 wechselte er als<br />
Chefredakteur und Herausgeber<br />
von computerbild.de zum<br />
Mitbewerber. Heute ist er<br />
selbstständiger Berater und<br />
systemischer Business-Coach.<br />
Das müsste genügen – mit<br />
diesen handverlesenen<br />
Worten endete nach gefühlten<br />
27 Sekunden meine erste Begegnung<br />
mit dem Phänomen<br />
Klipsch. Nun sah ich als 16-Jähriger<br />
auch nicht so aus, als wäre<br />
ich in der Lage, die paar Tausend<br />
Mark für ein Pärchen La<br />
Scala mal so eben über den Tresen<br />
zu schieben. Also muss man<br />
dem Verkäufer des HiFi-Studios<br />
Kolban in Esslingen vor allem<br />
einmal dankbar sein, dass er in<br />
einem Anfall von Mitleid den<br />
Plattenspieler für mich angeworfen<br />
hat. Es war so schön.<br />
Den Gipfel meines Klipsch-<br />
Glücks erklomm ich <strong>Jahre</strong> später<br />
im Hörraum von <strong>stereoplay</strong>:<br />
das Eckhorn. Da standen sie<br />
nun wie zwei verunglückte Garderobenschränke<br />
von Möbel<br />
Mammut und versprühten den<br />
Charme von gediegenem Nussbaum<br />
Natur.<br />
Die ganze Tragweite des<br />
Projekts Eckhorn erschließt sich<br />
ohnehin nur anhand von Risszeichnungen.<br />
Wie raffiniert der<br />
alte Paul Klipsch (bereits damals<br />
war er schon 78 <strong>Jahre</strong> alt)<br />
den Schall des im Gehäuse verschanzten<br />
38er-Basses über ein<br />
hölzernes Labyrinth zu den beiden<br />
seitlichen Öffnungen bugsierte<br />
und die bessere Ankopplung<br />
an die Raumluft für hohen<br />
Wirkungsgrad ausnutzte. Wie<br />
genial er des Eckhorn-Besitzers<br />
eigene vier Wände als monströse<br />
Hornöffnung missbrauchte.<br />
Und welch überwältigenden<br />
Effekt er damit erzielte:<br />
Die Membran im Inneren<br />
muss gewissermaßen nur mit<br />
den Augen zwinkern und der<br />
Zuhörer holt sich ein posttraumatisches<br />
Bass-Erlebnis, von<br />
dem er noch lange zehren kann.<br />
Ohne „h“, mit viel Pegel<br />
Während ich noch, ganz in Gedanken,<br />
nach dem verschwundenen<br />
„h“ des Klipschorns<br />
fahndete, erklangen auch schon<br />
die ersten Takte Musik. Falsch:<br />
Es tobte ein orkanartiges Gewitter.<br />
Als Reaktion auf die übliche<br />
Stellung des Lautstärkereglers<br />
scheint das Eckhorn zu<br />
sagen: „Wenn Du die Antwort<br />
ertragen kannst.“ Und „Bring<br />
mal das Kofferradio!“.<br />
Mit gemessenen 96 Dezibel<br />
ist das Eckhorn einer der effektivsten,<br />
wenn nicht der effektivste<br />
Verwerter von Leistung.<br />
Das empfiehlt den Lautsprecher<br />
nicht nur für den blauen Umwelt-Engel,<br />
sondern auch für<br />
feinstes Röhrengerät, das sich<br />
bei 10 Watt Leistungsanforderung<br />
schon mal hilfesuchend<br />
umschaut. Ein Warnhinweis:<br />
Wie alle anderen Boxen unterscheidet<br />
auch das Klipschorn<br />
nicht zwischen Stör- und Nutzsignalen<br />
– über das Grundrauschen<br />
der Elektronik macht sich<br />
das Horn genauso gierig her wie<br />
über Musiksignale. Die Folge:<br />
ein eindringlicher Rauschteppich,<br />
wenn sich die Elektronik<br />
nicht um beste Signal-Rauschabstände<br />
bemüht.<br />
Gut, mit Röhren hatte man<br />
es in den 1970er- und 80er-<br />
<strong>Jahre</strong>n nicht so, man war vielmehr<br />
froh, dass der Transistor<br />
erfunden war. Aber auch mit<br />
der Referenz-Endstufe Denon<br />
POA 3000 war das Eckhorn<br />
nicht nur laut. Es bewies eindrücklich,<br />
dass ein Gutteil des<br />
Live-Erlebnisses vom Unterschied<br />
des leisesten zum lautesten<br />
Ton abhängt, und davon,<br />
wie unvermittelt das beim Zuhörer<br />
auf dem Sofa ankommt.<br />
Das „Orn“ macht süchtig<br />
Ich hörte mich in einen wahren<br />
Klipsch-Rausch. Mit Rock und<br />
Pop und Pop und Rock. Unglücklicherweise<br />
verlangte das<br />
Hörprotokoll von <strong>stereoplay</strong><br />
auch das Abspielen klassischen<br />
Liedguts. Die Instrumente ließen<br />
sich unterscheiden und die<br />
Celli kamen mehr von rechts<br />
und von links die Geigen.<br />
Aber spielte das eine Rolle?<br />
Für feingeistige Klassik-Liebhaber<br />
ist Klipsch ohnehin nicht<br />
die erste Wahl, der Rest der Welt<br />
lässt sich von ihrer Klang-Vorstellung<br />
einfach mitreißen.<br />
Auch Freunde gepflegter Tiefenstaffelung<br />
mögen vielleicht<br />
anmerken, dass die Mittelhochton-Hörner<br />
eventuell ein<br />
14<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de
ZUE R S T<br />
GE TE S TE T IN<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 15
HiFi-Legenden<br />
Lautsprecher<br />
Heute kaum zu<br />
glauben: Damals<br />
gehörte das<br />
Klipschorn zu<br />
den kleinen<br />
Vertretern seiner<br />
Art. Die Wände<br />
des Wohnraums<br />
dienen als<br />
Fortsetzung des<br />
Hornes selbst.<br />
Der 15-Zöller im<br />
geschlossenen<br />
Volumen spielt<br />
auf ein Labyrinth,<br />
das den Strahlungswiderstand<br />
optimal nach<br />
außen koppelt.<br />
Das sehr tief bauende und sich langsam nach vorn öffnende<br />
Mittelhochtonhorn koppelt bei rund 450 Hz an und wird von einem<br />
klassischen Druckkammertreiber befeuert. Dessen inverse 50-Millimeter-Inverskalotte<br />
besteht aus getränktem Gewebematerial und<br />
würde noch heute jeder Beschallungsbox zur Ehre gereichen.<br />
wenig weiter entfernt von den<br />
Wänden, dem Vortrag möglicherweise<br />
eine Nuance mehr…<br />
Ab in die Ecken mit ihnen.<br />
Sehen wir es positiv: Kein<br />
langes Herumschieben des 80-<br />
Kilo-Turms auf der Suche nach<br />
dem besten Klang. Die Hornkonstruktion<br />
verlangt nun mal<br />
die Eckaufstellung und damit<br />
hat sich die Mittelhochtoneinheit<br />
zu begnügen – im Zweifel<br />
mit großem Stereo-Dreieck.<br />
Daran hat sich auch in der<br />
aktuellsten Version des Eckhorns<br />
AK5 nichts geändert.<br />
Druck, Dynamik, dieser umwerfende<br />
Bass – nach wie vor<br />
eine Klasse für sich. Die Fähigkeit<br />
im Umgang mit tonalen<br />
Gegebenheiten ist jedoch mittlerweile<br />
anders: Im Laufe der<br />
Zeit haben die Klipsch-Entwickler<br />
auch das Mittelhochton-Hornduo<br />
überarbeitet und<br />
modernen Hörgewohnheiten<br />
angepasst. Wo es früher noch<br />
etwas trötig und im Grundton<br />
vernebelt klang, überzeugt heute<br />
– gemessen an anderen Wandlern<br />
dieser Pegelklasse – die<br />
hinreichende Konkretisierung.<br />
Und der Bass? Er ist nur<br />
noch besser geworden: Bassdrum-Schläge<br />
stampfen aus<br />
dem Gehäuse, als gäbe es kein<br />
Morgen mehr! Der Marschbefehl<br />
der Klipsch-Entwickler für<br />
den Bass lautet auch in der<br />
AK5-Version: rauf bis 500<br />
Hertz, bevor das Mitteltonhorn<br />
ins Spiel kommt – leichte<br />
Grundton-Vernebelungen sind<br />
daher auch heute noch die Folge.<br />
Aber das macht überhaupt<br />
nichts: Erschöpft, aber selig beendet<br />
das Testteam erst zu mitternächtlicher<br />
Stunde die Hörsession.<br />
Das müsste doch eigentlich<br />
genügen, möchte man<br />
meinen. Tut es aber nicht. Von<br />
diesem Horn muss man immer<br />
mehr hören.<br />
Hans Martin Burr ■<br />
Klipschorn AK5<br />
14000 Euro (Herstellerangabe)<br />
Vertrieb: Osiris Audio AG<br />
www.osiris-audio.de<br />
www.klipsch.com<br />
Auslandsvertretungen siehe Internet<br />
Maße: B: 113 x H: 163 x T: 72,5 cm<br />
Gewicht: 100 kg<br />
Aufstellungstipp: in die Ecke,<br />
Hörabstand ab 4 m, normal/wenig<br />
bedämpfte Räume ab 45 m²<br />
Messwerte<br />
Frequenzgang & Impedanzverlauf<br />
Relativ ausgewogen mit welligem<br />
Verlauf, in Hörraumecke noch mehr<br />
Bass; extrem hoher Wirkungsgrad.<br />
Pegel- & Klirrverlauf 85-100 dB SPL<br />
Klipsch KHorn<br />
Pegel- & Klirrverlauf<br />
110 dB<br />
85 dB 90 dB 95 dB 100 dB<br />
100 dB<br />
90 dB<br />
80 dB<br />
70 dB<br />
60 dB<br />
50 dB<br />
20 Hz 50 Hz 100 Hz 200 Hz 500 Hz 1 kHz 2 kHz 5 kHz<br />
Recht geringe Verzerrungen, die nur<br />
langsam mit dem Pegel steigen.<br />
<strong>stereoplay</strong> Kompatibilitätsdiagramm<br />
Spannungsbedarf<br />
2,8 V<br />
Impedanz-∆<br />
3,6-14,7 Ω<br />
Strombedarf<br />
Kommt mit minimaler Spannung und<br />
niedriger Stromlieferung aus.<br />
Untere Grenzfreq. -3/-6 dB 55/47 Hz<br />
Maximalpegel<br />
114 dB<br />
Bewertung<br />
9 11 15 15 12<br />
Natürlichkeit<br />
Feinauflösung<br />
Grenzdynamik<br />
Bassqualität<br />
Abbildung<br />
0,9 A<br />
Klang 62<br />
0 10 20 30 40 50 60 70<br />
Messwerte 6<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Praxis 6<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Wertigkeit 7<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Extrem dynamisches und<br />
direktes, dabei offen spielendes<br />
Horn mit toller Ansprache,<br />
Feinzeichnung und sensationell<br />
genauer Abbildung, aber weniger<br />
sanft. Kommt mit praktisch<br />
allen Verstärkern, auch den<br />
schwächsten, zurecht.<br />
<strong>stereoplay</strong> Testurteil<br />
Klang<br />
Absolute Spitzenklasse 62 Punkte<br />
Gesamturteil<br />
sehr gut<br />
81 Punkte<br />
Preis/Leistung sehr gut<br />
16<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de
Paul Wilbur Klipsch: der Pionier<br />
Rasanter Aufstieg: Von der Baracke zur stolzen<br />
Manufaktur brauchte es nur wenige <strong>Jahre</strong>. Das<br />
Eckhornprinzip überzeugte (Werbung rechts),<br />
und von echtem Tiefbass konnten andere<br />
in den 1940er-<strong>Jahre</strong>n nur träumen.<br />
Nicht nur das<br />
Horn, das<br />
seinen Namen<br />
trägt, ist in die<br />
HiFi-Geschichte<br />
eingegangen,<br />
auch der<br />
Erfinder<br />
Klipsch selbst gilt als<br />
Legende, als frühester<br />
Prototyp eines rast- und<br />
kompromisslosen HiFi-<br />
Ingenieurs – lange bevor<br />
der Begriff „High Fidelity“<br />
erfunden wurde.<br />
Der 1904 geborene Paul<br />
Wilbur konstruierte schon<br />
zu Highschool-Zeiten<br />
eigene Lautsprecher und<br />
spielte Cornett. 1926<br />
erwarb er seinen Bachelor<br />
in Elektrotechnik und<br />
konstruierte fortan Mittelwellen-Radios<br />
für General<br />
Electric. Nach Stationen in<br />
der Öl- und Eisenbahnindustrie<br />
fand er erst während<br />
des Zweiten Weltkriegs<br />
als Offizier im (offenkundig<br />
langweiligen)<br />
Militärdienst die Zeit, an<br />
seinen Boxen zu feilen.<br />
Seinen Kameraden stellte<br />
er in der Kaserne das erste<br />
Eckhorn vor.<br />
Die Legende vom bassstarken<br />
und effizienten<br />
Lautsprecher, der die<br />
Raumecken als Verlängerung<br />
nutzt, verbreitete sich<br />
über die USA wie ein Lauffeuer.<br />
Klipsch gründete<br />
seine eigene Firma und<br />
baute die ersten Boxen in<br />
der Wellblechhütte einer<br />
Wäscherei: eigenhändig!<br />
Erst drei<br />
<strong>Jahre</strong> später stellte<br />
er die ersten Mitarbeiter<br />
ein, und die<br />
Firma Klipsch & Associates<br />
wuchs mit dem Bedarf<br />
nach lauten Speakern<br />
hohen Wirkungsgrads.<br />
Klipsch selbst galt bei<br />
Angestellten und Musik-<br />
Enthusiasten als geradlinig<br />
und perfektionistisch, aber<br />
auch als streitbar. Seine<br />
Angewohnheit, zwei oder<br />
drei Armbanduhren gleichzeitig<br />
zu tragen („zur<br />
Sicherheit!“) ist seinen<br />
Weggefährten ebenso eine<br />
Anekdote wert wie sein<br />
gelber „Bullshit“-Button,<br />
mit dem er Werbeaussagen<br />
seiner Mitbewerber ver-<br />
nichtend zu kommentieren<br />
wusste. So kam es auch,<br />
dass Grundkonstruktion<br />
und Größe des Klipschorns<br />
nie verändert wurden, allenfalls<br />
beim Material und bei<br />
der Abstimmung ließ Paul<br />
W. mit sich reden.<br />
Die Idee, eine kompakte<br />
Version ohne Basshorn zu<br />
entwickeln, bezeichnete er<br />
spaßeshalber als Lästerung<br />
der heiligen Gesetze der<br />
Akustik. Nach getaner Entwicklung<br />
nannte er sie Heresy<br />
(auf Deutsch: Ketzerei)<br />
und freute sich darüber,<br />
dass vor allem Kirchen und<br />
konservative Politiker sie<br />
als kompakte Beschallungs<br />
systeme nutzten.<br />
Als <strong>stereoplay</strong> 1981 eine<br />
überarbeitete Version<br />
testete, galt das Horn<br />
bereits als Oldie und ist<br />
heute die am längsten<br />
kontinuierlich produzierte<br />
HiFi-Komponente der Welt.<br />
Ähnlich zäh wie sein Erfinder,<br />
der das fast biblische<br />
Alter von 98 erreichte und<br />
1997 noch zu Lebzeiten in<br />
die nur 55 Namen zählende<br />
amerikanische Hall of Fame<br />
der besten Wissenschaftler<br />
und Ingenieure aufgenommen<br />
wurde – neben<br />
Thomas Edison und Nikola<br />
Tesla. Malte Ruhnke ■<br />
Die 40er<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 17
HiFi-Legenden<br />
Lautsprecher<br />
Einfach anders<br />
Bose baut seit 45 <strong>Jahre</strong>n einen Lautsprecher, der gängige Lehrmeinungen<br />
auf den Kopf zu stellen scheint. Muss die HiFi-Geschichte neu geschrieben<br />
werden? Oder ist die legendäre 901 einfach nur eine clevere Konstruktion?<br />
Als die NASA sich aufmachte,<br />
den Mond zu erobern,<br />
entwickelte Bose-Gründer<br />
und Namensgeber Amar<br />
Bose, der bereits als 17-Jähriger<br />
am renommierten Massachusetts<br />
Institute of Technology<br />
studieren durfte, einen Lautsprecher,<br />
der allen gängigen<br />
Regeln zuwider gebaut schien,<br />
mit neun Breitband-Lautsprechern,<br />
von denen acht von der<br />
Rückseite gegen die Hörraumwand<br />
strahlen.<br />
Betrachtet man, woher die<br />
Idee Boses stammt, kommt<br />
einem das schon weniger exzentrisch<br />
vor, beschäftigte er<br />
sich doch mit der Psychoakustik<br />
von Konzertsälen. Tatsächlich<br />
macht der Direktschallanteil<br />
der Instrumente eines Konzerts<br />
nur einen vergleichsweise<br />
Der Autor: Raphael Vogt<br />
Die indirekt/direkt<br />
abstrahlende 901 war<br />
für Surround-Fan Vogt<br />
genau das Richtige.<br />
Foto: Dr. Markus Rudolph<br />
geringen Teil der Schallenergie<br />
aus, die den Hörer erreicht. Der<br />
weitaus meiste Schall gelangt<br />
über viele Reflexionen aus dem<br />
Raum ans Ohr.<br />
Seit frühem Teenie-Alter begeistert<br />
sich Vogt für Musik<br />
und Kino, mit Schwerpunkten<br />
Jazz und Science-Fiction.<br />
Leider fehlt ihm das physische<br />
Talent zum Spielen eines<br />
Instruments, ob Blockflöte<br />
oder klassische, akustische<br />
Gitarre. Heute ist Raphael Vogt<br />
<strong>stereoplay</strong>s Spezialist für alles,<br />
was Surround, Bild und<br />
Installing angeht.<br />
Direkt oder reflektierend?<br />
Das Grundkonzept der 901 hat<br />
sich seit ihrer Ureinführung<br />
1968 nicht geändert. Neun<br />
Breitband-Lautsprecher mit<br />
hoher Impedanz werden in Serie<br />
geschaltet. Je vier davon<br />
emittieren den Schall nach<br />
schräg hinten links und rechts<br />
und einer gerade nach vorne<br />
direkt zum Zuhörer – daher die<br />
Bezeichnung „Direct Reflecting“.<br />
Diese Aufteilung legt die<br />
Balance aus direktem zu indirektem<br />
Schallanteil fest.<br />
Das klingt Ihnen zu absurd?<br />
So etwas kann gar nicht klingen?<br />
Schauen wir mal auf die<br />
Haben-Seite, dann dreht sich<br />
das Ganze schon in eine andere<br />
Richtung. Technisch baut Bose<br />
mit der 901 ein Array aus Breitbändern:<br />
So arbeiten auch modernste<br />
Großbeschallungen.<br />
Dabei addieren sich die Membranflächen<br />
zu einer aktiven<br />
Fläche und schon summieren<br />
sich die Membranflächen zu<br />
einem Riesen-Emitter, der aber<br />
immer noch in Sachen Impulstreue<br />
und Präzision die Eigenschaften<br />
eines guten Mitteltöners<br />
besitzt, nun aber plötzlich<br />
mit Macht auch tiefen Bass zu<br />
übertragen versteht. So kommen<br />
aus der getesteten 901-Serie<br />
VI V2 ungebremst noch 40<br />
Hertz heraus – und das auch mit<br />
ordentlich Pegel. Das kompakte<br />
Böxlein schiebt in der Praxis<br />
mehr als verblüffende Lautstärken<br />
in den Raum – mit gehörig<br />
Wucht und Schub. Für die Ortung<br />
und den Direkschallanteil<br />
ist der einzelne Breitbänder in<br />
der Front zuständig, nicht unähnlich<br />
dem konventionellen<br />
Mitteltöner einer Drei-Wege-<br />
Box. Das funktioniert gut.<br />
„Das kann trotzdem nicht<br />
klingen, selbst wenn die Amis<br />
fast ein Dutzend ,Mitteltöner‘<br />
koppeln!“ Stimmt, daher verwendet<br />
Bose auch eine aktive<br />
Entzerrung, die den Frequenzgang<br />
kompensiert, und damit<br />
war Bose vor über vier Jahrzehnten<br />
wirklich seiner Zeit<br />
sehr weit voraus. Der serienmäßige<br />
Equalizer entzerrt den<br />
Frequenzgang aber nicht einfach<br />
nur pauschal, er erlaubt<br />
auch eine sehr weiträumige Anpassung<br />
im Bass und in den<br />
Höhen, um die tonale Balance<br />
dem Hörraum anzugleichen.<br />
Zum Tiefbass hin lässt sich der<br />
Bass bei stabilen Wänden ebenfalls<br />
noch pauschal absenken.<br />
Der Equalizer wird in einen<br />
Tape-Monitor eingeschleift oder<br />
zwischen Vor- und Endstufe.<br />
Da die Entzerrung vor der Verstärkung<br />
sitzt, ist das per Definitionem<br />
eine Aktiv-Ansteuerung.<br />
Und weil die Endstufe<br />
direkt an den Chassis sitzt, übt<br />
sie auch eine sehr direkte Kontrolle<br />
aus. Aktiv-Lautsprecher<br />
mit Raum entzerrung: Das klingt<br />
nun nicht mehr so absurd.<br />
Die 901: eine Aktivbox!<br />
Passend zu den Lautsprechern<br />
bietet Bose stilechte Standfüße<br />
mit geschwungenen Tellern an<br />
(130 Euro je Paar). Diese erlauben<br />
eine Kabeldurchführung,<br />
falls das Kabel ausreichend<br />
dünn ist. Der obere Teller verdeckt<br />
das Anschlussterminal<br />
und kann an der Box festgeschraubt<br />
werden. Entsprechende<br />
Körnungen zum Vorbohren sind<br />
bereits auf dem Gehäuseboden<br />
eingebracht. Einzig ungeschickt<br />
ist das Fehlen einer Kabelzuführung<br />
im Bodenteller des<br />
Fußes. Idealerweise kommt<br />
18<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de
ZUE R S T<br />
GE TE S TE T IN<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 19
HiFi-Legenden<br />
Lautsprecher<br />
Gehört serienmäßig zu jedem 901-Pärchen: Boses Active Equalizer.<br />
Er erlaubt zwei schaltbare Tiefbass-Pegel; mit den beiden Schiebereglern<br />
lässt sich die tonale Balance aus Tiefen und Höhen steuern.<br />
also an der passenden Stelle das<br />
Lautsprecherkabel aus dem<br />
Fußboden, oder es hat dort ein<br />
Anschlussterminal. Sonst muss<br />
man dem Fußteller Gummifüße<br />
verpassen und das Kabel durch<br />
die Füßchen verlegen.<br />
Im Hörraum steht die 901 VI<br />
nach Bose-Vorgabe etwa 30<br />
Zentimeter vor der Wand gegenüber<br />
dem Hörplatz auf den<br />
vergleichsweise niedrigen Ständern.<br />
Mit dem Equalizer zunächst<br />
auf Neutralstellung bespielen<br />
wir Musik vom Server<br />
zu. Der erste Eindruck erzeugt<br />
eine gewisse Erleichterung,<br />
denn die moderne 901 klingt<br />
auch signifikant moderner als<br />
die historische 901, die ich zuvor<br />
beim deutschen Bose-Chef<br />
Anton Schalkamp erleben durfte<br />
(siehe Seite 22). Die aktuelle<br />
Box liefert auf Anhieb deutlich<br />
mehr Detailabbildung und Feindynamik,<br />
als die Chassis-Technik<br />
der Serie II herzugeben<br />
vermochte.<br />
Kein Wunder, wer versteht<br />
schon mehr von kleinen Breitbändern<br />
als Bose? Und dann<br />
kommt auch wieder das Lächeln<br />
in das Gesicht der Tester: Wie<br />
schon die Vorgänger überzeugt<br />
auch die Serie VI mit vollmundigem,<br />
fast wuchtigem Sound,<br />
den man der kleinen Box kaum<br />
zutraut. Trotzdem ist das eine<br />
Spur zu viel und die zweite<br />
Bass-Entzerrung klingt ausgewogener.<br />
Die 901 vermittelt Spaß<br />
Obwohl die Bose irgendwie anders<br />
klingt als alles andere, hört<br />
es sich dennoch nie falsch an.<br />
Mit dem überproportionalen<br />
Diffusschallanteil klingt es fast,<br />
als überschreibe sie den Aufnahme-Raum<br />
mit dem des Hörraums.<br />
Tatsächlich hat man eher<br />
den Eindruck, die Musiker spielen<br />
im eigenen Raum statt in<br />
dem der Aufnahme. Das vermittelt<br />
trotz der vergleichsweise<br />
unscharfen Bühnenabbildung<br />
eine ungewöhnlich hohe Intimität<br />
in der Wiedergabe.<br />
Was die 18 Breitbänder vermitteln<br />
können, ist aber auch<br />
eine gehörige Portion Dynamik,<br />
und das vor allem bei Musikpassagen<br />
mit einer Portion Attacke.<br />
Klavieranschläge und<br />
Schlagzeug tönen dann verblüffend<br />
plas tisch, und trotz gewisser<br />
Verfärbungen besitzen<br />
auch Stimmen und Saxofon<br />
stets Charme und Timbre.<br />
Kurz: Mit der Bose 901 Musik<br />
zu hören macht immer noch<br />
verdammt viel Spaß!<br />
Raphael Vogt ■<br />
Rückansicht: Das<br />
transparente<br />
Modell zeigt den<br />
seit Jahrzehnten<br />
gleich gebliebenen<br />
Innenaufbau<br />
mit acht rückwärtigen<br />
Breitbändern<br />
und<br />
Bassreflex plus<br />
einem Chassis<br />
nach vorne.<br />
Bose 901 Serie VI<br />
2100 Euro (Herstellerangabe)<br />
Vertrieb: Bose, Friedrichsdorf<br />
Telefon: 0800 - 2673444<br />
www.bose.de<br />
www.bose.com<br />
Auslandsvertretungen siehe Internet<br />
Maße: B: 53,3 x H: 32 x T: 33 cm<br />
Gewicht: 16 kg<br />
Aufstellungstipp: parallel, 30 cm<br />
vor der Wand, Hörabstand ab 3 m,<br />
normal bedämpfte Räume ab 20 m²<br />
Messwerte<br />
Frequenzgang & Impedanzverlauf<br />
Bose 901 Series 6 Steller<br />
Frequenzgang<br />
100 dB<br />
axial 10*hoch 30*seitl.<br />
90 dB<br />
80 dB<br />
70 dB<br />
60 dB<br />
50 dB<br />
10 Hz 100 Hz 1 kHz 10 kHz 40 kHz<br />
In 2 m Entfernung recht ausgewogen<br />
mit extrem hohem Schalldruck.<br />
Impedanz ab 400 Hz konstant.<br />
Pegel- & Klirrverlauf 85-100 dB SPL<br />
110 dB<br />
100 dB<br />
90 dB<br />
80 dB<br />
70 dB<br />
60 dB<br />
Bose 901 Series 6 Steller<br />
Recht geringe Verzerrungen, die nur<br />
langsam mit dem Pegel steigen.<br />
<strong>stereoplay</strong> Kompatibilitätsdiagramm<br />
Spannungsbedarf<br />
17,7 V<br />
Impedanz-∆<br />
8,1-49 Ω<br />
Kommt mit minimaler Spannung und<br />
niedriger Stromlieferung aus.<br />
Untere Grenzfreq. -3/-6 dB 55/47 Hz<br />
Maximalpegel<br />
114 dB<br />
Bewertung<br />
Natürlichkeit<br />
Feinauflösung<br />
Grenzdynamik<br />
Klang 53<br />
0 10 20 30 40 50 60 70<br />
Messwerte 6<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Praxis 5<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Wertigkeit 6<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Die Mutter aller modernen<br />
Bose-Speaker und die Schwester<br />
des legendären Bühnen-<br />
Monitors 801 kann verblüffend<br />
tiefen, kräftigen Bass und ist<br />
mittels serienmäßigen EQ leicht<br />
an den Hörraum anpassbar.<br />
Klingt weiträumig und wuchtig.<br />
<strong>stereoplay</strong> Testurteil<br />
Klang<br />
Spitzenklasse<br />
Gesamturteil<br />
gut – sehr gut<br />
Preis/Leistung<br />
85 dB 90 dB 95 dB 100 dB<br />
50 dB<br />
20 Hz 50 Hz 100 Hz 200 Hz 500 Hz 1 kHz 2 kHz 5 kHz<br />
Strombedarf<br />
Bassqualität<br />
Pegel- & Klirrverlauf<br />
10 9 13 13 8<br />
Abbildung<br />
2,6 A<br />
53 Punkte<br />
70 Punkte<br />
sehr gut<br />
20<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de
Historisches Hörerlebnis bei Boses Deutschland-Chef Anton Schalkamp<br />
Kurz vor dem Test mit der<br />
aktuellen Bose 901 VI<br />
wurde den Testern noch<br />
eine besondere Ehre zu<br />
Teil: Sie folgten der Einladung<br />
von Bose-Geschäftsführer<br />
Anton Schalkamp in<br />
seine Münsterländer<br />
Heimat. Dort betreibt er<br />
privat eine ganz besondere<br />
Anlage von historischem<br />
Charme. Er sammelt<br />
tatsächlich nicht nur des<br />
Sammelns willen alte<br />
HiFi-Geräte, er verwendet<br />
Exemplare). Als Verstärker<br />
dienen die Bose-Solid-<br />
State-Vorstufe 4401 und<br />
die kräftige Endstufe 1801.<br />
Die Vorstufe ließe sich<br />
sogar zur quadrofonischen<br />
Version ausbauen. Da<br />
die Komponenten<br />
allesamt den<br />
Hippie-<strong>Jahre</strong>n<br />
entsprungen sind,<br />
müssen auch die<br />
Zuspieler passen.<br />
Diese bestehen<br />
aktuell aus drei<br />
sie auch. Der Kern dieser<br />
Anlage besteht natürlich<br />
aus Bose-Komponenten –<br />
und zwar aus Exemplaren,<br />
die er bereits in den<br />
70er-<strong>Jahre</strong>n erwarb und<br />
die seither ununterbrochen<br />
ihren Dienst verrichten. Das<br />
beginnt mit einem Pärchen<br />
Bose 901, in diesem Falle<br />
aus der Serie II, und dem<br />
passenden aktiven Equalizer<br />
(er besitzt sogar zwei<br />
Studer-Studiobandmaschinen<br />
und einer Uhr, einem<br />
Tuner von Klein+Hummel<br />
und einem EMT-Studioplattenspieler.<br />
Als kleines<br />
Zugeständnis an das<br />
Digitalzeitalter gibt es einen<br />
McIntosh-CD-Spieler<br />
MCD7000 aus den frühen<br />
80er-<strong>Jahre</strong>n...<br />
Schalkamp lebt diese Zeit<br />
und garnierte seine<br />
Vorführung mit pointenreichen<br />
Anekdoten aus der<br />
guten alten HiFi-Zeit. Wir<br />
kamen aus dem Schmunzeln<br />
nicht mehr heraus.<br />
Und natürlich führte er<br />
authentische, zeitgenössische<br />
Aufnahmen von LP<br />
und Tonband vor. Einen<br />
Leckerbissen nach dem<br />
anderen zauberte er aus<br />
seinem Fundus: von frühen<br />
Aufnahmen der Stones und<br />
Janis Joplin über Masterbänder<br />
und LP-Pressungen<br />
aus eigenen Aufnahmen<br />
bis zu Demo-Scheiben des<br />
guten, alten deutschen<br />
High-Fidelity-Instituts, dem<br />
jahrzehntelang Karl Breh<br />
vorstand, bis Mitte der<br />
90er-<strong>Jahre</strong> Chefredakteur<br />
der <strong>stereoplay</strong>.<br />
Die unrestaurierten 901 II<br />
schlugen sich verblüffend<br />
gut und beeindruckten mit<br />
vollmundigem Sound und<br />
sattem Bass selbst bei<br />
Konzertpegeln.<br />
Ab und an aber gerieten<br />
die alten Bose-Solid-State-<br />
Amps an ihre Grenzen,<br />
denn durch die geschlossene<br />
Konstruktion der alten<br />
901 schnellten die Pegelanzeigen<br />
der 1801 gerne<br />
mal auf ein Viertel Kilowatt,<br />
wenn es lauter wurde. Und<br />
sicher spielte das System<br />
in Sachen Auflösung und<br />
Feindynamik nicht ganz auf<br />
dem Niveau aktueller<br />
Technik. Aber was die alten<br />
Recken an Musikalität und<br />
Grobdynamik lieferten –<br />
und das erst recht bei<br />
Party-Pegeln – das verlangt<br />
Respekt und belegt<br />
am lebendigen Beispiel,<br />
dass man auch schon vor<br />
30 bis 40 <strong>Jahre</strong>n mächtig<br />
Spaß mit Musik haben<br />
konnte. Schalkamp hat sich<br />
diese Faszination bis heute<br />
bewahrt. Nach dem<br />
Besuch verstehen wir auch,<br />
warum.<br />
Die 60er<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 21
HiFi-Legenden<br />
Plattenspieler<br />
Sonnendeck<br />
Seit 40 <strong>Jahre</strong>n baut Linn den Sondek LP12. Die mittlere Ausbaustufe<br />
mit neuem Lingo-Netzteil bringt Musik warm und intensiv zum Leuchten<br />
und stellt fast die ganze Konkurrenz in den Schatten.<br />
Obwohl ich mit AUDIO<br />
eigentlich gut ausgelastet<br />
bin, konnte ich Holger Biermanns<br />
Bitte um ein Gastspiel<br />
nicht ausschlagen. Es passt alles<br />
zu gut zusammen: <strong>stereoplay</strong><br />
war 1995 meine erste Station<br />
als HiFi-Schreiber, und dass es<br />
überhaupt so weit kam, daran<br />
trägt wiederum Linn eine beträchtliche,<br />
wenn auch nur indirekte<br />
Mitschuld.<br />
Es ist nicht so, dass die<br />
Schotten mich aktiv überredet<br />
haben, mein Studium schleifen<br />
zu lassen und stattdessen immer<br />
tiefer in die HiFi-Welt einzusteigen.<br />
Das Motiv einer ganzseitigen<br />
Linn-Anzeige in – logisch<br />
– <strong>stereoplay</strong> reichte völlig<br />
aus. Da sah man den LP12 mit<br />
dem gerade neu erschienenen<br />
Tonarm Ekos in seiner ganzen<br />
Der Autor: Bernhard Rietschel<br />
Er hat lange nur analog<br />
gehört. Im Alter wird er<br />
milder und hört auch<br />
digital – per Streamer.<br />
bulligen Solidität, dramatisch<br />
von hinten über den Lagerblock<br />
fotografiert. Kein Text. Das Bild<br />
sollte für sich sprechen, und das<br />
tat es, nachhaltig. Ich gebe zu,<br />
ich habe die Anzeige damals<br />
aus dem Heft herausgetrennt<br />
und in meiner Studentenbude<br />
über den Schreibtisch gepinnt.<br />
Leisten konnte ich mir den<br />
LP12 nicht, nach einem Ferienjob<br />
rückte dann aber immerhin<br />
sein kleiner Bruder, der<br />
Linn Axis, in greifbare Nähe.<br />
Der Schritt von meinem Dual<br />
CS-5000 zum Axis ließ mich<br />
zum ersten Mal nachvollziehen,<br />
was Plattenspieler-Tests schon<br />
damals predigten, und was ohne<br />
eigene Hörerfahrungen bis heute<br />
schwer vorstellbar ist: Dass<br />
Laufwerk und Arm den Klang<br />
prägen – auch dann, wenn sie<br />
Rietschel, Jahrgang 1966, kam<br />
1995 zu <strong>stereoplay</strong>, nachdem<br />
er schon lange <strong>Jahre</strong> im<br />
HiFi-Handel tätig war und sich<br />
im Chemie-Studium versucht<br />
hatte. Leider blieb er nur ein<br />
Jahr. Wir hätten ihn gern<br />
länger behalten, aber die<br />
Verlagsoberen versetzten ihn<br />
zur AUDIO. Die brauchte den<br />
begnadeten Schreiber dringender.<br />
Seit 2011 ist er dort<br />
Chefredakteur.<br />
messtechnisch längst jenseits<br />
von Gut und Böse sind. Der<br />
Spieler in diesem Test stellt<br />
vielleicht die vernünftigste unter<br />
den vielen möglichen Varianten<br />
des Linn-Klassikers dar:<br />
Er hat die wichtigsten Upgrades<br />
bereits intus, macht aber vor<br />
den letzten, extrem teuren Ausbauschritten<br />
halt. Man kann<br />
damit jahrelang zufrieden Tausende<br />
von Vinyl-Kilometern<br />
durchpflügen. Stellt sich irgendwann<br />
unerwarteter Geldsegen<br />
ein, weiß man dennoch gleich,<br />
wohin damit.<br />
Die Basis ist vom Einstiegsmodell<br />
Majik (siehe <strong>stereoplay</strong><br />
5/08) bis zum Flaggschiff Radikal<br />
(vgl. Heft 6/09) gleich:<br />
Hartholzrahmen, bündig eingelassene<br />
Decke aus Edelstahl,<br />
weich gefedertes, unbedämpftes<br />
Subchassis, zweiteiliger Teller<br />
aus Zink-Druckguss – Linn ist<br />
der letzte Hersteller, der dieses<br />
klassische, hochdichte und<br />
nichtmagnetische Material noch<br />
verwendet.<br />
Den Antrieb gibt es in drei<br />
Varianten, von denen wir die<br />
mittlere wählen: einen klassischen<br />
Synchronmotor samt externem<br />
Oszillator-Netzteil Lingo.<br />
Diese Stromversorgung hat<br />
gegenüber der Basisversion den<br />
Vorteil mess- und hörbar größerer<br />
Laufruhe. Statt direkt den<br />
Wechselstrom aus dem Netz zu<br />
verwenden, generiert das Lingo<br />
für die beiden Motorphasen jeweils<br />
eine lupenreine Sinuswelle<br />
und verstärkt diese Signale<br />
mit zwei kleinen Transistor-<br />
Endstufen. Das Ganze funktioniert<br />
mit zwei umschaltbaren<br />
Frequenzen (50 und 67,5 Hertz<br />
für 33 und 45 Umdrehungen)<br />
und mit variabler Spannung:<br />
Nur beim Start gibt das Lingo<br />
Vollgas, dann fällt die Spannung<br />
(und damit das Drehmoment)<br />
auf Schleichfahrt-Niveau.<br />
Vibrationsärmer kann man den<br />
Motor nicht antreiben.<br />
Abtaster sind vergänglich<br />
Während Motor und Tellerlager<br />
ihren Besitzer überleben können,<br />
sind Tonabnehmer vergänglich:<br />
Im Idealfall halten<br />
Nadeln 1000 bis 1500 Stunden.<br />
Das System ist damit neben<br />
dem Riemen der einzige Verschleißposten<br />
an einem guten<br />
Spieler. Deshalb trägt unser<br />
LP12 eine exzellent klingende,<br />
aber betriebskostenfreundliche<br />
Tondose: 480 Euro kostet das<br />
MM-System Adikt, ein Nadeltausch<br />
nur 240 Euro.<br />
Geführt wird das Adikt vom<br />
Tonarm Akito, der preislich<br />
zwischen dem im Einsteiger-<br />
Gedeck Majik montierten Pro-<br />
Ject 9CC und der superteuren<br />
Spitzenkraft Ekos SE liegt. Es<br />
gibt keinen vernünftigen Grund,<br />
dem Akito je untreu zu werden:<br />
Seine Lager laufen in der aktuellen<br />
Version fast so geschmeidig<br />
wie die meines Pin-up-<br />
22<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de
ZUE R S T<br />
GE TE S TE T IN<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 23
HiFi-Legenden<br />
Plattenspieler<br />
Motivs Ekos, und geometrisch<br />
sowie mechanisch ist der Arm<br />
so geschickt konstruiert, dass<br />
praktisch jeder Abtaster dieses<br />
Universums korrekt montierund<br />
justierbar ist.<br />
Der Klang des LP12 resultiert<br />
aus den Beiträgen seiner<br />
einzelnen Komponenten, die<br />
ich am eigenen Spieler, an Test-<br />
LP12s und an Linns in meinem<br />
Bekanntenkreis hundertfach<br />
verglichen habe – mit kleineren<br />
wie größeren, neueren wie älteren,<br />
Linn-internen wie fremden<br />
Alternativen. Bis heute jedoch<br />
ist der Wechsel vom gewiss<br />
nicht schlechten Axis zum<br />
LP12 (mit der damals günstigsten<br />
„Basik“-Motorisierung)<br />
die atemberaubendste Verbesserung<br />
geblieben, die meine<br />
Anlage erfahren hat. Zunächst<br />
nur versuchshalber transplantierte<br />
ich damals die Arm-System-Kombination<br />
des Axis 1:1<br />
auf den LP12, erwartete nichts<br />
Dramatisches – und fand mich<br />
schlagartig in einer völlig neuen<br />
HiFi-Welt wieder. Der Zuwachs<br />
an Dynamik, Sauberkeit<br />
und Spielfreude war so überwältigend,<br />
dass ich das Laufwerk<br />
trotz seines schon damals<br />
hohen Preises sofort kaufte.<br />
Auch im aktuellen Vergleich<br />
mit anderen wirklich guten<br />
Spielern nimmt der Linn für<br />
meine Ohren eine Sonderrolle<br />
ein: enorm kraftvoll, aber nie<br />
forciert, erhaben ruhig, aber nie<br />
distanziert. Diese perfekte Balance,<br />
die den viel zitierten<br />
Swing, das legendäre Timing<br />
des schottischen Laufwerks erst<br />
ermöglicht, findet man bis heute<br />
auch in vergleichbar teuren<br />
Laufwerken nur selten.<br />
Früher mit mehr Bauch<br />
Den Ruf, im Tiefton etwas dick<br />
aufzutragen, hat sich der LP12<br />
in den ersten zwei Bau-Jahrzehnten<br />
– von 1974 bis in die<br />
frühen 90er – erworben. Linn-<br />
MCs wie das Troika waren damals<br />
etwas bassbetont, hinzu<br />
kam eine gewisse Grundton-<br />
Eigenresonanz des alten, einlagigen<br />
und verwindungsfreudigen<br />
Pressblech-Subchassis.<br />
Mit dem aktuellen, seit 1994<br />
verbauten Sandwich aus zwei<br />
mit steinhartem Kleber verbundenen<br />
Blechlagen spielt der<br />
LP12 auch im Frequenzkeller<br />
neutral und konturiert. Noch<br />
mehr Ordnung und Präzision<br />
bekommt, wer vom Standard-<br />
Netzteil zum Lingo wechselt.<br />
Es gibt Romantiker, die damit<br />
bis heute hadern, weil es die<br />
letzten Reste des wollig-rosigen<br />
70er-Sounds vertreibt. Neutral<br />
betrachtet, bringt das Lingo<br />
aber nur Vorteile: Der Klang ist<br />
viel tiefer durchstrukturiert, die<br />
Ruhe in Pausen noch absoluter,<br />
die Rhythmik rastet präziser ein<br />
und das Tempo wirkt straffer<br />
und flotter.<br />
Tonarme, made in Japan<br />
Auch die verschiedenen Inkarnationen<br />
des „kleinen“ Linn-<br />
Arms habe ich über die <strong>Jahre</strong><br />
durchgehört: Basik Plus, Akito<br />
I (beide wurden noch in Japan<br />
gebaut), Akito II (made in Scotland)<br />
sowie diverse Exemplare<br />
des danach folgenden Akito, der<br />
mehrmals überarbeitet wurde,<br />
aber stets Akito hieß.<br />
Der Effekt der Armwechsel<br />
war der, den ich mir anfangs oft<br />
vom Einsatz teurer Tonabnehmer<br />
versprochen, dann aber<br />
meist nicht bekommen hatte:<br />
weniger Abtastverzerrungen,<br />
mehr Transparenz, lebendigere<br />
Klangfarben, entspannte Wiedergabe<br />
„schwieriger“ Platten.<br />
Was keineswegs heißen soll,<br />
dass edle MCs sinnlos wären.<br />
Ein Akito auf heutigem<br />
Stand führt auch ein vornehmes<br />
Ortofon, Benz oder Lyra zu<br />
Höchstleistungen. Wer erlebt<br />
hat, wie ausgewogen, lebendig<br />
und souverän der bescheidene<br />
Adikt auf dem mittleren LP12<br />
klingt, spürt jedoch keinen direkten<br />
Handlungsbedarf. LPs<br />
und Tonabnehmer wird es, so<br />
wie es aussieht, noch lange geben.<br />
Man kann es also ruhig<br />
langsam angehen lassen.<br />
Bernhard Rietschel ■<br />
Das Netzteil Lingo sorgt für einen absolut ruckfreien Motor-Antrieb<br />
und schafft damit eine erstaunlich große Klangverbesserung.<br />
Linn LP 12 + Lingo<br />
+ Akito + Adikt<br />
6300 Euro (Herstellerangabe)<br />
Vertrieb: Linn, Hamburg<br />
Telefon: 040 / 8906600<br />
www.linn.co.uk<br />
Auslandsvertretungen siehe Internet<br />
Maße: B: 44 x H: 16 x T: 34,5 cm<br />
Gewicht: 9,8 kg<br />
Messwerte<br />
Frequenzgang & Übersprechen<br />
10dB<br />
0dB<br />
-10dB<br />
-20dB<br />
-30dB<br />
-40dB<br />
-50dB<br />
20Hz 100Hz 1kHz 10kHz 50kHz<br />
Ausgewogen ohne Höhenresonanz,<br />
leichte Kanalunterschiede<br />
Gleichlaufton-Spektrum<br />
0 dB<br />
-20 dB<br />
-40 dB<br />
-60 dB<br />
-80 dB<br />
-500Hz 3150Hz +500Hz<br />
Sehr guter Gleichlauf mit schön<br />
schlanker Spitze im Spektrum<br />
Rumpel-Spektrum<br />
-20 dB<br />
-40 dB<br />
-60 dB<br />
-80 dB<br />
-100 dB<br />
-120 dB<br />
5Hz 10Hz 50Hz 100Hz 500Hz<br />
Sehr niedriges Rumpeln ohne nennenswerte<br />
Störkomponenten<br />
Gleichlauf, bewertet ±0,064 %<br />
Solldrehzahl – (einstellbar)<br />
Rumpelstörabstand, bewertet<br />
Platte/Koppler<br />
73,5/82 dB<br />
Tonarm-Gewichtsklasse mittel<br />
Verbrauch Standby/Betrieb 3,0/10 W<br />
Bewertung<br />
Klang 55<br />
0 10 20 30 40 50 60 70<br />
Messwerte 10<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Praxis 7<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Wertigkeit 8<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Den LP 12 gibt es in zig Ausbau-<br />
Varianten, aber diese mit Lingo,<br />
Akito + Adikt ist schon besonders<br />
attraktiv. Von der Musikalität her<br />
dürfte es nur wenige Kombinationen<br />
in dieser Preisklasse<br />
geben, die wirklich besser sind.<br />
<strong>stereoplay</strong> Testurteil<br />
Klang<br />
Spitzenklasse<br />
Gesamturteil<br />
sehr gut<br />
Preis/Leistung<br />
55 Punkte<br />
80 Punkte<br />
überragend<br />
24<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de
Im Interview: Gilad Tiefenbrunn und Uli Michalik<br />
Gilad Tiefenbrunn lenkt seit<br />
<strong>Jahre</strong>n die Geschicke der<br />
schottischen High-End-<br />
Schmiede. Er legte den<br />
Fokus auf moderne Digital-<br />
Geräte (Streamer) und<br />
nahm mit einem vielseits<br />
beachteten Schritt die<br />
CD-Player aus dem Programm.<br />
Er gab auch den<br />
Startschuss für Linns<br />
HiRes-Plattform namens<br />
Linn Lounge. Von ihm<br />
wollten wir wissen, welche<br />
Rolle eine so wenig digitale<br />
Quelle wie der LP12 für<br />
Linn noch spielen kann.<br />
G. Tiefenbrunn: Der Sondek<br />
LP12 war und ist ein visionäres<br />
Produkt, denn er steht wie<br />
seine digitalen Enkel von heute<br />
(beispielsweise der Netzwerk-Streamer<br />
Linn DS) für<br />
Modularität, Erweiterbarkeit<br />
und Upgrade-Fähigkeit. Deshalb<br />
hat auch der LP12 bei uns<br />
eine Zukunft: Solange es Musikliebhaber<br />
gibt, die ihr Vinyl<br />
in bestmöglicher Klangqualität<br />
genießen möchten, werden<br />
wir den LP12 weiterbauen und<br />
weiterentwickeln. Die jüngsten<br />
Schritte mit Bodenplatte Keel<br />
und den ständig verbesserten<br />
Wenn der Sohn mit dem Vater: Gilad und Ivor Tiefenbrunn sind die<br />
Linn-Lenker. Gilad als Geschäftsführer, Ivor nur noch als Berater.<br />
Netzteilen sprechen da eine<br />
deutliche Sprache. Wenn Sie<br />
mich fragen, wie lange die<br />
Nachfrage nach dem LP12<br />
noch anhalten wird, sagt mein<br />
Bauchgefühl: Das wird noch<br />
sehr, sehr lange der Fall<br />
sein.<br />
Als Ivor Tiefenbrunn 1973<br />
seinen LP12 auf den Markt<br />
brachte, war Ulrich Michalik<br />
immerhin schon 18 <strong>Jahre</strong><br />
alt – also im besten HiFi-<br />
Alter. Der LP12 begleitete<br />
Michalik dann auch sein<br />
ganzes Leben als HiFi-Journalist<br />
(stereo, HiFi Exklusiv<br />
und Image HiFi) und nun bei<br />
seiner Tätigkeit als Pressesprecher<br />
von Linn.<br />
<strong>stereoplay</strong>: Was ist aus<br />
Ihrer Sicht das Besondere<br />
am LP12?<br />
U. Michalik: Als der LP12<br />
auf den Markt kam, galt<br />
nicht die Signalquelle,<br />
sondern der Lautsprecher<br />
als wichtigstes Glied einer<br />
HiFi-Kette. Es war der<br />
Verdienst von Ivor Tiefenbrunn,<br />
klarzumachen, dass<br />
die Quelle, in diesem Fall<br />
ein Plattenspielerlaufwerk,<br />
die Klangqualität entscheidender<br />
beeinflusst als jeder<br />
andere Faktor der Anlage.<br />
„Garbage in, garbage out“<br />
war sein berühmtes<br />
Schlagwort. Das heißt: Was<br />
du an der Quelle verbockst,<br />
das kannst du an keiner<br />
anderen Stelle der Anlage<br />
wieder ausbügeln. Diesem<br />
Credo folgt übrigens Linn<br />
auch heute noch.<br />
<strong>stereoplay</strong>: Aber wie kam<br />
es zu dem Erfolg? Die<br />
deutsche Konkurrenz war<br />
damals doch extrem stark.<br />
U. Michalik: Tatsächlich war<br />
es die <strong>stereoplay</strong>, die erste<br />
deutsche Fachzeitschrift, die<br />
den Mut hatte, das vermeintliche<br />
schottische Freak-Laufwerk<br />
LP12 gegen die etablierten<br />
Platzhirsche zum<br />
Testsieger zu küren. Dieser<br />
Artikel von Martin Doll aus<br />
dem <strong>Jahre</strong> 1980 hat Linn hierzulande<br />
viele Türen und noch<br />
mehr HiFi-Fans Augen und<br />
Ohren geöffnet.<br />
Der LP12 aus den frühen 70er-<strong>Jahre</strong>n sieht aus wie ein Modell von<br />
heute. Erkennungszeichen damals: der Linn-eigene Tonarm Ittok.<br />
Ex-HiFi-Journalist Uli Michalik<br />
ist Pressesprecher bei Linn.<br />
Die 70er<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 25
HiFi-Legenden<br />
Tonabnehmer<br />
Mythos & Auster<br />
Vor 50 <strong>Jahre</strong>n formten Denon-Ingenieure einen legendären Tonabnehmer.<br />
Bis heute lebt er, wird verkauft, geehrt – und geknackt wie eine Auster:<br />
Das Innere des DL-103 wandert in Alu-, Holz- und High-Tech-Hüllen.<br />
Lassen Sie sich nichts vormachen:<br />
Von den sieben<br />
Weltwundern stehen heute nur<br />
noch die Pyramiden. Eindrucksvoll,<br />
aber nicht mehr in ihrem<br />
schönsten Zustand. Was ist aus<br />
den anderen sechs Wundern geworden?<br />
Eine Frage für Archäologen<br />
und Mystiker. Weshalb<br />
eine gewisse Portion<br />
Misstrauen angebracht ist, wenn<br />
das Wort „Mythos“ fällt. Auch<br />
in der modernen Warenwelt.<br />
Jedes zweite Produkt, das ein<br />
paar <strong>Jahre</strong> auf dem Buckel hat,<br />
wird zum „Mythos“ stilisiert.<br />
Obwohl vielleicht technisch<br />
schon längst verblasst, zerfallen,<br />
nicht mehr greifbar.<br />
Der DL-103 hebt sich ab: ein<br />
Tonabnehmer, den Denon vor<br />
genau 50 <strong>Jahre</strong>n das erste Mal<br />
vorstellte und der noch immer<br />
Der Autor: Andreas Günther<br />
Der Sammler und Jäger<br />
verfügt über eine riesige<br />
Plattensammlung –<br />
natürlich nur Klassik.<br />
lebt. Verwandelt und erneuert<br />
zwar, aber klar erkennbar in den<br />
Genen von 1963. Also die Pyramiden<br />
der audiophilen Geschichtsschreibung.<br />
Mit dem<br />
Unterschied, dass dieser Tonabnehmer<br />
heute vielleicht stärker<br />
glänzt als je zuvor.<br />
Ins Allerheiligste<br />
Um im Vergleich zu bleiben: Je<br />
heller der Glanz, desto größer<br />
auch die Gefahr, Grabräuber<br />
anzulocken. Und es gibt derer<br />
viele: Profis, die ins Innere eines<br />
DL-103-Systems einbrechen<br />
und die wertvollsten Teile rauben.<br />
<strong>stereoplay</strong> hat für diesen<br />
Test drei Originale aus dem<br />
Hause Denon in Konfrontation<br />
gestellt zu drei Um-Interpretationen:<br />
edel verkapselte Derivate<br />
in Holz, Alu oder gar Titan.<br />
Es gibt schlimmere Grade,<br />
doch die „schwarze Manie“<br />
ist bei unserem Autor stark<br />
ausgeprägt. Er kann an keiner<br />
Vinylscheibe vorbeigehen. Auf<br />
Flohmärkten findet man ihn<br />
auf Knien – rasant blätternd<br />
in LP-Boxen. Drei Folgeprobleme:<br />
Wie die Beute an der<br />
Ehefrau vorbei schmuggeln?<br />
Wie die Statik der Wohnung<br />
erhalten? Wie senile Doppel-<br />
Käufe als Absicht verkären?<br />
Neu behaust, neu verklebt, sogar<br />
mit neuem Nadelträger und<br />
verfeinertem Diamantschliff.<br />
Warum macht sich jemand<br />
diese Mühe? Weil es Geld<br />
bringt, Ehre und vor allem sinnvoll<br />
ist. Der DL-103 gilt als<br />
Wundertier unter den Tonabnehmern:<br />
erschwinglich, robust,<br />
klanglich sehr smart, druckvoll,<br />
dynamisch – doch eher lieblos<br />
verpackt. Das Kunststoffgehäuse<br />
ist ein Zugeständnis an den<br />
Preis – für viele sogar ein Affront<br />
an die inneren Werte. Unter<br />
Kennern kursieren viele<br />
Ratschläge. Fast immer Not-todo-Empfehlungen,<br />
was einem<br />
Denon DL-103 keinesfalls angetan<br />
werden dürfe. Etwa die<br />
Schrauben bei der Headshell-<br />
Montage zu fest anzuziehen, da<br />
das Kunststoffgehäuse splittern<br />
könnte. Unfug. Das ist Gruselmärchen-Propaganda.<br />
Ein weiteres Kapitel daraus:<br />
Ein DL-103 kann nur auf<br />
schweren Tonarmen gut aufspielen.<br />
Auch das stimmt nicht.<br />
Der Markt wird dominiert von<br />
mittelschweren Armen – der<br />
Denon harmoniert mit allen.<br />
Limitierend wirkt sich primär<br />
die geringe Nadelnachgiebigkeit<br />
aus. Ein DL-103 surft<br />
nicht in der Rille, sondern liegt<br />
wie ein Brett über dem Vinyl.<br />
In manche Gruselgeschichten<br />
spielt vielleicht ganz simpel<br />
auch ein optisches Element hinein:<br />
An einem filigranen Tonarm<br />
sieht ein DL-103 unelegant<br />
aus, ein Klotz aus der Steinzeit.<br />
Was der DL-103 ja historisch<br />
gesehen auch ist. Ursprünglich<br />
gebaut für den Nahkampf im<br />
Tonstudio der Radioanstalten.<br />
Mit den entsprechenden klanglichen<br />
Präferenzen: direkt, robust<br />
gegen Verzerrungen – in<br />
der Folge aber auch begrenzt in<br />
der Feinauflösung. Ganz brutal<br />
gesagt: kein System für hustende<br />
Flöhe und wachsende Grashalme.<br />
Umgekehrt aber auch<br />
entfernt davon, anämisch oder<br />
gar nervig zu klingen.<br />
Der „R“-Faktor<br />
Es spricht für Denon, dass man<br />
hausintern genau diesen Mix<br />
aus Grenzen und Chancen erkannt<br />
hat. 2006 schickte Denon<br />
den DL-103“R“ nach Europa.<br />
Äußerlich mit güldener Aufschrift<br />
verfeinert, vor allem im<br />
Inneren radikal verändert: hochreines<br />
Kupfer, in weniger Wicklungen<br />
zwar, aber mit neuem<br />
Kernmaterial – was in der Summe<br />
zu einer kaum geringeren<br />
Ausgangsspannung führte. Bleiben<br />
durften der rustikale Nadelträger<br />
aus Aluminium und<br />
der elliptische Diamantschliff.<br />
Diese Frage hören wir oft:<br />
„Nehme ich nun das einfache<br />
System oder die „R“-Variante?“<br />
Eigentlich keine Frage – klanglich<br />
ist „R“ ein Beam-me-up in<br />
die Gegenwart, das klar bessere<br />
System. Schneller, fein-<br />
26<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de
ZUE R S T<br />
GE TE S TE T IN<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 27
HiFi-Legenden<br />
Tonabnehmer<br />
dynamischer, aber noch immer<br />
mit den gleichen musikalischen<br />
Werten wie sein Ahnherr ausgestattet.<br />
In der Kombination<br />
ein Preisbrecher, zu Recht ein<br />
Superseller und ein <strong>stereoplay</strong>-<br />
Highlight, an dem man nicht so<br />
schnell vorbeikommt.<br />
Auch Denon nicht. Kürzlich<br />
legten die Japaner den DL-<br />
A100 auf: eine bewusste Verbeugung<br />
vor dem Ur-103 und<br />
der eigenen 100-jährigen Firmengeschichte.<br />
In unserem Test<br />
war der A100 der Mitstreiter<br />
mit der höchsten Auflösung, mit<br />
dem feinsten Gespür für den<br />
Aufnahmeraum. Aber nicht mit<br />
der wirklich entscheidenden<br />
Mittenpräsenz des 103R gesegnet.<br />
Der hausintern kleinere lag<br />
in unserem Vergleich mit dem<br />
großen Bruder auf Augenhöhe<br />
– überraschend.<br />
Glanzvoll in Alu<br />
Gelingt dieser Coup auch den<br />
Außenstehenden? Der Markt<br />
an Tunern ist gewaltig. Zum Teil<br />
mit wirklich professionellen<br />
Ansprüchen. Wie bei Zu Audio<br />
aus Utah: einer Company, die<br />
man aufgrund ihrer Cool- und<br />
Cleverness im Auge behalten<br />
sollte. Zu Audio kauft eine<br />
Vermutlich eine der ältesten Fertigungsmaschinen in der Firmenzentrale:<br />
Denon lässt die Spulen der DL-103-Serie nach wie vor<br />
in Handarbeit wickeln.<br />
große Marge DL-103 auf und<br />
wirft das hauseigene Messlabor<br />
an. Nach Auskunft der Firma<br />
können bei den Urtypen bis zu<br />
sechs Prozent dynamische Ausgangsdifferenz<br />
zwischen den<br />
Stereo kanälen liegen. Das Zu-<br />
Team misst nach, selektiert und<br />
verpackt die besten 103 in einen<br />
Alu-Klotz mit Firmen-Branding<br />
und Seriennummer. Die Feinheit<br />
der Selektion bestimmt dabei<br />
den Preis.<br />
Die Überraschung, die eigentlich<br />
keine ist: Natürlich legt<br />
mit der neuen Hülle auch das<br />
Gesamtgewicht zu (Alu ist nun<br />
mal schwerer als Kunststoff);<br />
der Tonarm sollte 13,5 Gramm<br />
ausgleichen können. Der Klanggewinn<br />
danach ist deutlich –<br />
und nicht offensichtlich: Die<br />
Für diese Situationen wurde der DL-103 Anfang der 60er-<strong>Jahre</strong><br />
eigentlich entwickelt: für den professionellen Rundfunkbereich.<br />
höhere Bedämpfung durch Alu<br />
bremst den DL-103 nicht aus,<br />
sondern erweitert die Präzision<br />
in beide Richtungen des Frequenzspektrums:<br />
Der Bass hält<br />
seine Konturen bis weit unter<br />
60 Hertz, die Höhen bringen<br />
Luft und Präzision in die Abbildung<br />
des Raumes. Keine<br />
Fragen, nur Freuden.<br />
Smarter Rundbau<br />
Einen ganz anderen Weg beschreitet<br />
Stereo Lab. Die Manufaktur<br />
setzt auf Edelholz,<br />
wahlweise Rosen- oder Ebenholz,<br />
aus dem Block geschnitzt,<br />
in halbrunder oder komplett<br />
runder Form. Aus dem Denon-<br />
Klotz wird ein hoch elegantes<br />
Praliné. Interessenten können<br />
wahlweise den leeren Korpus<br />
oder die bereits eingepasste Gemeinschaft<br />
mit einem 103 oder<br />
103R ordern. Wir haben den<br />
klassischen 103 im runden<br />
Ebenholz-Mantel zum Test bestellt.<br />
Bildschön, sofort versteht<br />
man alle Tuner. Nach der Begegnung<br />
mit dieser Kombi ist<br />
man fürs gemeine Kunststoffgehäuse<br />
für immer verloren.<br />
Auch im Hörtest gewann<br />
Denon. Der erste Eindruck war<br />
wie erwartet eine höhere Ruhe.<br />
Trotzdem verfiel die Stereo-<br />
Lab-Hülle nicht in falsche Gemütlichkeit.<br />
Der 103 spielte<br />
weiterhin seine attraktive Mittenpräsenz<br />
aus, erweiterte diese<br />
Smartheit aber deutlich bis<br />
Denon DL-103R<br />
400 Euro (Herstellerangabe)<br />
Vertrieb: Denon Deutschland<br />
41334 Nettetal<br />
Telefon: 02157 / 1208-0<br />
www.denon.de<br />
Auslandsvertretungen siehe Internet<br />
Messwerte<br />
Frequenzgang & Übersprechen<br />
10dB<br />
0dB<br />
-10dB<br />
-20dB<br />
-30dB<br />
-40dB<br />
-50dB<br />
20Hz 100Hz 1kHz 10kHz 50kHz<br />
Sehr ausgewogener und ausgedehnter<br />
Frequenzgang mit sehr<br />
geringem Übersprechen<br />
Ausgangsspan. L/R: 0,74/0,73mV<br />
Systemimpedanz 17,2 µH, 17,1 Ω<br />
Tiefenabtastfähigkeit 110 µm<br />
Hochtonverzerrung 0,18 %<br />
Tiefenresonanz (13g-Arm) 9,4 Hz<br />
Systemgewicht<br />
9,47 g<br />
empfohlene Auflagekraft 2,5 g<br />
empf. Tonarmklasse mittel (9-13 g)<br />
Bewertung<br />
Klang 48<br />
0 10 20 30 40 50 60 70<br />
Messwerte 8<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Praxis 8<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Wertigkeit 7<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Die R-Version glänzt mit den<br />
Stärken des Ur-DL103, kann<br />
aber zusätzlich noch in allen<br />
weiteren Werten wie Feinauflösung,<br />
Raumabbildung und<br />
Dynamik zulegen – souverän ein<br />
<strong>stereoplay</strong> Highlight.<br />
<strong>stereoplay</strong> Testurteil<br />
Klang<br />
Spitzenklasse<br />
Gesamturteil<br />
gut – sehr gut<br />
Preis/Leistung<br />
48 Punkte<br />
71 Punkte<br />
überragend<br />
in das Bassfundament. Die samtigste<br />
Kombi in diesem Test,<br />
dazu noch im Vergleich zu anderen<br />
Holz-Umbauten erstaunlich<br />
günstig. Und mit nur drei<br />
Gramm mehr im Verhältnis zum<br />
103er-Standard (12,44 / 9,45<br />
Gramm) auch weitgehend unproblematisch<br />
für den Tonarm.<br />
28<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de
Zu Audio – Aluminium<br />
550 Euro („SD“, inkl. DL-103)<br />
Vertrieb: TCG Handels GmbH<br />
Telefon: 05921 / 78849 27<br />
www.zu-audio.de<br />
www.zuaudio.com<br />
Auslandsvertretungen siehe Internet<br />
Messwerte<br />
Frequenzgang & Übersprechen<br />
Stereo Lab – Ebenholz<br />
440 Euro (inkl. DL-103 – HA)<br />
Vertrieb: Stereo Lab<br />
76761 Rülzheim<br />
Telefon: 07272 / 929661<br />
www.stereo-lab.de<br />
Auslandsvertretungen siehe Internet<br />
Messwerte<br />
Frequenzgang & Übersprechen<br />
TechneAudio – Titan<br />
695 Euro (inkl. DL-103 – HA)<br />
Vertrieb: TechneAudio<br />
79809 Weilheim-Remetschwiel<br />
Telefon: 07755 / 938586<br />
www.techne-audio.de<br />
Auslandsvertretungen siehe Internet<br />
Messwerte<br />
Frequenzgang & Übersprechen<br />
Denon DL-A100<br />
500 Euro (Herstellerangabe)<br />
Vertrieb: Denon Deutschland<br />
41334 Nettetal<br />
Telefon: 02157 / 1208-0<br />
www.denon.de<br />
Auslandsvertretungen siehe Internet<br />
Messwerte<br />
Frequenzgang & Übersprechen<br />
10dB<br />
10dB<br />
10dB<br />
10dB<br />
0dB<br />
0dB<br />
0dB<br />
0dB<br />
-10dB<br />
-10dB<br />
-10dB<br />
-10dB<br />
-20dB<br />
-20dB<br />
-20dB<br />
-20dB<br />
-30dB<br />
-30dB<br />
-30dB<br />
-30dB<br />
-40dB<br />
-40dB<br />
-40dB<br />
-40dB<br />
-50dB<br />
20Hz 100Hz 1kHz 10kHz 50kHz<br />
Sehr ausgewogener und ausgedehnter<br />
Frequenzgang mit geringem<br />
Übersprechen<br />
Ausgangsspan. L/R: 0.90/0,95mV<br />
Systemimpedanz 50,9 µH, 40,2 Ω<br />
Tiefenabtastfähigkeit 100 µm<br />
Hochtonverzerrung 0,176 %<br />
Tiefenresonanz (13-g-Arm) 7,3 Hz<br />
Systemgewicht<br />
14,15 g<br />
Empfohlene Auflagekraft 2,5 g<br />
Empf. Tonarmklasse mittel (9-13 g)<br />
-50dB<br />
20Hz 100Hz 1kHz 10kHz 50kHz<br />
Sehr ausgewogener Frequenzgang<br />
mit leichter Höhenbetonung und<br />
noch geringem Übersprechen<br />
Ausgangsspan. L/R: 0,95/0,97mV<br />
Systemimpedanz 73,9 µH, 46,8 Ω<br />
Tiefenabtastfähigkeit 120 µm<br />
Hochtonverzerrung 0,23 %<br />
Tiefenresonanz (13-g-Arm) 8 Hz<br />
Systemgewicht<br />
12,44 g<br />
Empfohlene Auflagekraft 2,5 g<br />
Empf. Tonarmklasse mittel (9-13 g)<br />
-50dB<br />
20Hz 100Hz 1kHz 10kHz 50kHz<br />
Ausgewogener Frequenzgang mit<br />
deutlicher Höhenbetonung und recht<br />
geringem Übersprechen<br />
Ausgangsspan. L/R: 0,87/0,85mV<br />
Systemimpedanz 60,4 µH, 41,5 Ω<br />
Tiefenabtastfähigkeit 120 µm<br />
Hochtonverzerrung 0,084 %<br />
Tiefenresonanz (13-g-Arm) 7,3 Hz<br />
Systemgewicht<br />
17,7 g<br />
Empfohlene Auflagekraft 2,5 g<br />
Empf. Tonarmklasse mittel (9-13 g)<br />
-50dB<br />
20Hz 100Hz 1kHz 10kHz 50kHz<br />
Ausgewogener und ausgedehnter<br />
Frequenzgang mit leichter Höhenbetonung<br />
und geringem Übersprechen<br />
Ausgangsspan. L/R: 0,89/0,87mV<br />
Systemimpedanz 67,8 µH, 44,8 Ω<br />
Tiefenabtastfähigkeit 120 µm<br />
Hochtonverzerrung 0,13 %<br />
Tiefenresonanz (13-g-Arm) 9 Hz<br />
Systemgewicht<br />
9,49 g<br />
Empfohlene Auflagekraft 2,5 g<br />
Empf. Tonarmklasse mittel (9-13 g)<br />
Bewertung<br />
Klang 49<br />
Bewertung<br />
Klang 49<br />
Bewertung<br />
Klang 50<br />
Bewertung<br />
Klang 48<br />
0 10 20 30 40 50 60 70<br />
Messwerte 8<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Praxis 8<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Wertigkeit 8<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Selektiert und frisch verpackt:<br />
Kantig und glanzvoll wie das<br />
Alu auch der hörbare Zugewinn:<br />
Klares Plus in der Bass-Abbildung;<br />
die typische Mittenpräsenz<br />
des DL-103 ragt noch<br />
weiter aus der Boxenebene.<br />
<strong>stereoplay</strong> Testurteil<br />
Klang<br />
Spitzenklasse<br />
Gesamturteil<br />
gut – sehr gut<br />
Preis/Leistung<br />
49 Punkte<br />
73 Punkte<br />
sehr gut<br />
0 10 20 30 40 50 60 70<br />
Messwerte 8<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Praxis 8<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Wertigkeit 8<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Die Form wird nicht jeden Vinyl-<br />
Fan ansprechen – das Ergebnis<br />
jedoch überzeugt umfassend,<br />
ist in mehrfachem Sinne „rund“:<br />
Der DL-103 erhält eine neue<br />
Basis an Samtigkeit, wirkt harmonisch<br />
geschlossener.<br />
<strong>stereoplay</strong> Testurteil<br />
Klang<br />
Spitzenklasse<br />
Gesamturteil<br />
gut – sehr gut<br />
Preis/Leistung<br />
49 Punkte<br />
73 Punkte<br />
sehr gut<br />
0 10 20 30 40 50 60 70<br />
Messwerte 8<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Praxis 7<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Wertigkeit 9<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Großer Umbau: Gehäuse,<br />
Nadelträger, Diamant – alles<br />
neu. Hör- und messbar präziser<br />
im Bass, Luftschub in der Höhe.<br />
Kraftzuwachs im groben (Bass-)<br />
Punch wie im feinen (Saiten-)<br />
Plop. Aber: schwer für den Arm.<br />
<strong>stereoplay</strong> Testurteil<br />
Klang<br />
Spitzenklasse<br />
Gesamturteil<br />
gut – sehr gut<br />
Preis/Leistung<br />
50 Punkte<br />
74 Punkte<br />
sehr gut<br />
0 10 20 30 40 50 60 70<br />
Messwerte 7<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Praxis 8<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Wertigkeit 8<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Die Sonder-Ausgabe des DL-<br />
103 im transparenten Design<br />
des ersten Produktmusters.<br />
Feiner auflösend, heller in der<br />
Raumabbildung, in der Summe<br />
aber nicht zwingend musikalischer<br />
– Augenhöhe zum 103R.<br />
<strong>stereoplay</strong> Testurteil<br />
Klang<br />
Spitzenklasse<br />
Gesamturteil<br />
gut – sehr gut<br />
Preis/Leistung<br />
48 Punkte<br />
71 Punkte<br />
sehr gut<br />
Erlaubter Einbruch? Darf man die Gehäuse-Hülle knacken?<br />
Ein kurzer Streifzug durch<br />
die Internet-Auktionshäuser<br />
zeigt dutzendfache Konkurrenz<br />
unter den Anbietern<br />
von DL-103-Gehäusen.<br />
Fragen tauchen auf: Selbst<br />
das Herzstück umbetten?<br />
Den Service dem Anbieter<br />
überlassen? Oder ein Komplett-Set<br />
erwerben? Was<br />
nichts an dem Fakt ändert,<br />
dass mit dem Eingriff jeder<br />
Garantieanspruch gegenüber<br />
Denon endet. Wer<br />
selbst „die Auster knacken“<br />
möchte, sollte über Zeit<br />
und das richtige Werkzeug<br />
verfügen. Ein Teppichmesser<br />
ist grausam, ein<br />
Skalpell die deutlich<br />
bessere Wahl. Unser Tipp<br />
für die Unerschrockenen:<br />
Das Web kennt viele<br />
To-Do-Videos.<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 29
HiFi-Legenden<br />
Tonabnehmer<br />
Maximale Verwandlung<br />
Ein anderes Kaliber dagegen<br />
das Titan-Gehäuse von TechneAudio:<br />
17,73 Gramm haben<br />
wir gewogen – das ist fast das<br />
Doppelte des Ur-Gewichts und<br />
damit eher ein Mitspieler für<br />
robuste Tonarme mit entsprechender<br />
Gegengewichtsskala.<br />
Der Herstellungsprozess ist<br />
State of the Art für Kenner, für<br />
die meisten Menschen jedoch<br />
futuristisch: ein „Rapid Prototyping“<br />
– aus einem CAD-Datensatz<br />
wird das Gehäuse in<br />
Pulver-Schichten aufgebaut und<br />
per Laser- oder Elektronenstrahl<br />
verschmolzen. So präzise, dass<br />
der 103er-Korpus auf den Mikrometer<br />
passt, hält und nicht<br />
mit Klebstoffen justiert bzw.<br />
malträtiert werden muss.<br />
Damit nicht genug: TechneAudio<br />
entkleidet das 103er-<br />
System auch: Nadelträger mitsamt<br />
Diamant entschwinden,<br />
neu eingesetzt wird ein frischer<br />
Aluminium-Nadelträger mit<br />
Diamant im Shibata-Schliff.<br />
Ehrfürchtiges Staunen, eine<br />
Operation am offenen Herzen.<br />
Mit positiven Folgen für das<br />
Klangbild: Der Hochtonhimmel<br />
reißt auf, eine Frische, wie nie<br />
an einem 103 erlebt. Im Messdiagramm<br />
fast kritisch lesbar:<br />
Zwischen 10 und 20 Kilohertz<br />
startet TechneAudio um 10 dB<br />
durch, bleibt „unten“ aber bis<br />
unter 30 Hertz auf Achse.<br />
Das Hochton-Plus schlug in<br />
unserem Test nicht in Nervigkeit<br />
um, öffnete eher die Basis<br />
für höhere Feindynamik – Saitenimpulse<br />
ploppten leichter<br />
aus der Boxenebene. Die maximale<br />
Verwandlung des Mythos<br />
DL-103 – äußerlich, inhaltlich,<br />
klanglich.<br />
Fazit<br />
Wenn es nur ein System sein<br />
kann: Die „R“-Variante des DL-<br />
103 strotzt mit dem fairsten<br />
Preis-Leistungs-Verhältnis –<br />
und überflügelt selbst hausinterne<br />
Familienmitglieder.<br />
Die Tuning-Varianten toppt der<br />
Umbau von TechneAudio. Dezent,<br />
doch effektiv hat Zu Audio<br />
das Thema umgesetzt – mit dem<br />
Fokus auf druckvolle Dynamik.<br />
Den konträren, sensibel-smarten<br />
Weg beschreitet Stereo Lab<br />
mit der Holzverkapselung: die<br />
vielleicht sinnigste Lösung gerade<br />
für Selbst-Tuner. Über alles<br />
verwirrt, überrascht und<br />
auch beglückt das enorme Potenzial<br />
zur Verwandlung. Was<br />
die Denon-Ingenieure vor 50<br />
<strong>Jahre</strong>n weder planen noch vorausahnen<br />
konnten. Oder doch?<br />
Bei unserer nächsten Japan-<br />
Reise forschen wir nach.<br />
Andreas Günther ■<br />
Denon triff NHK – Siegeszug mit staatlichem Startschuss<br />
Zwei haben sich zusammengetan:<br />
der staatliche<br />
Radiosender und der<br />
aufstrebende HiFi-Hersteller.<br />
Denon hatte als<br />
Grammophon-Company<br />
angefangen – im sagenhaften<br />
Jahr 1910. Gegründet<br />
– Überraschung – von<br />
einem US-amerikanischen<br />
Geschäftsmann.<br />
Seit 1941 fertigte man auch<br />
professionelle Tonabnehmer,<br />
1961 wandte sich die<br />
„Nippon Hōsō Kyōkai“ an<br />
Denon. NHK, die „japanische<br />
Rundfunkgesellschaft“,<br />
brauchte Tonabnehmer<br />
– robust, zuverlässig,<br />
hart im Nehmen,<br />
dynamisch klingend.<br />
Gemeinsam formte man<br />
den DL-103. Seine Premiere<br />
feierte er 1963. Ein<br />
Erdrutschsieg folgte:<br />
Innerhalb nur eines weiteren<br />
<strong>Jahre</strong>s statteten alle<br />
Radioanstalten in Japan<br />
ihre Plattenspieler mit<br />
diesem System aus. Was in<br />
der Folge auch Sehnsucht<br />
im Consumer-Markt<br />
auslöste: Japanische<br />
Vinyl-Fans drängten auf<br />
eine Version für den freien<br />
Verkauf. Denon ließ sich<br />
Zeit: Erst 1970 erschien der<br />
DL-103 in den Regalen der<br />
Händler – und wurde<br />
entrissen. Denon hatte ihn<br />
bewusst erschwinglich in<br />
großer Auflage in den<br />
Markt gepumpt und ließ<br />
alle drei, vier <strong>Jahre</strong> eine<br />
Sonderversion folgen –<br />
„D“, „M“, „GL“, „LC“, „LC2“,<br />
„LS“ „FL“ „C1“... 1994<br />
schließlich der große<br />
Eingriff zum DL-103R – der<br />
mit seinem neuen Spulenkonzept<br />
jedoch erst 2006<br />
nach Europa kam.<br />
Wer einen hat, will ihn nicht<br />
wieder herausgeben. Ein<br />
DL103 zeigt sich auch<br />
robust gegenüber Alterung<br />
und Zeitgeschmack: Ein<br />
Messprotokoll von 1972<br />
liest sich exakt gleich zu<br />
heutigen Messungen. Einer<br />
Reif für die Ruhmeshalle: Nein, das ist nicht die aktuelle Baureihe<br />
A-100, sondern der kostbare Vorserien-Entwurf der Denon-Ingenieure<br />
im transparenten Gehäuse. Das Alter von 50 <strong>Jahre</strong>n erkennt<br />
man am feinen Rostschleier auf der Hülse und den Kontakten.<br />
von vielen Gründen, der<br />
auch für <strong>stereoplay</strong> den<br />
DL-103 zum Maßstab<br />
erhebt: Diesem kleinen<br />
schwarzen Kasten kann<br />
man vertrauen und die<br />
Ohren justieren. Immer<br />
wieder nützlich, wenn<br />
es darum geht, ob so<br />
manches deutlich teurere<br />
System tatsächlich dynamischer,<br />
kraftvoller und<br />
farbstärker klingt.<br />
Auspacken, aufschrauben,<br />
2,5 Gramm vorgeben und<br />
entspannt staunen. Jeder<br />
sollte einen haben – wir<br />
werden noch in diesem<br />
Jahr eine Petition an den<br />
Bundestag einreichen.<br />
30<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de<br />
Die 60er 40er
Herzlichen Glückwunsch<br />
zum<strong>35</strong>-jährigen Jubiläum.<br />
quadral gratuliert Holger Biermann und seinem Team zum<br />
<strong>35</strong> jährigen <strong>stereoplay</strong>-Jubiläum als Partner der ersten Stunde.<br />
Macht weiter so, HiFi bleibt spannend.<br />
Wir sind dabei!<br />
quadral GmbH & Co. KG<br />
Am Herrenhäuser Bahnhof 26-28<br />
30419 Hannover<br />
Tel: 0511 - 74 09 0 · Fax: 0511 - 74 09 444<br />
info@quadral.com · www.quadral.com
HiFi-Legenden<br />
Vorverstärker<br />
Einer für alles<br />
1980 erschuf Dieter Burmester den Vorverstärker 808. Eine HiFi-Legende,<br />
die sich im <strong>stereoplay</strong>-Testalltag bestens bewährte und die auch 30 <strong>Jahre</strong><br />
später – nun in der fünften Generation – ein Maß für sich ist.<br />
Uns Testern standen in der<br />
Ära von Chefredakteur<br />
Karl Breh (1984 – 1996) ideale<br />
Arbeitsverhältnisse zur Verfügung.<br />
Der Klangvergleich im<br />
Hörraum genoss oberste Priorität,<br />
er erfolgte unter kontrollierten<br />
Bedingungen, und dazu<br />
gehörten beim direkten A/B-<br />
Vergleich gleiche Pegelverhältnisse<br />
für die Kandidaten.<br />
Die Anzahl der Geräte, die<br />
damals die Tests durchliefen,<br />
war enorm. Für das Analog-<br />
Ressort stand mir Gott sei Dank<br />
ein zweiter Hörraum zur Verfügung,<br />
der vom ständigen Auf-,<br />
Um- und Abbau nicht betroffen<br />
war. Eine Oase mit Platz für<br />
viele Plattenspieler, mit nur<br />
einem Paar Lautsprecher (meist<br />
die Ecouton LQL 200) und häufige<br />
wechselnden Endstufen –<br />
und dem Burmester 808.<br />
Der Autor: Wilfried Kress<br />
Wilfried Kress hat viele<br />
<strong>Jahre</strong> mit dem 808 gearbeitet<br />
und weiß dessen<br />
Qualität zu schätzen.<br />
Wilfried Kress stieß nach<br />
seinem Buch „High End – Die<br />
hohe Kunst der Musikreproduktion“<br />
1990 zu <strong>stereoplay</strong>.<br />
Als Redakteur für Sonderaufgaben<br />
galt er bis 1996 als „der<br />
High-Ender“ der Redaktion<br />
und widmete sich gerne<br />
analogen Themen. Kress ist<br />
der Branche erhalten geblieben,<br />
heute ist er Herausgeber<br />
von hifi & records und dem<br />
Web-Magazin i-fidelity.net.<br />
Zugegeben, an ihn musste<br />
ich mich anfangs erst gewöhnen,<br />
aber dann wurde mir der<br />
808 MK III zum treuen Begleiter<br />
während meiner gesamten<br />
Zeit in der Redaktion. Seinen<br />
modularen Aufbau erachtete ich<br />
anfangs als zu unpuristisch,<br />
aber gerade der erlaubte es, den<br />
808 zum Phono-Vorverstärker<br />
mit sechs MM/MC-Eingängen<br />
aufzurüsten. Die Module für<br />
Moving-Magnet- (MM) und<br />
Moving- Coil-Systeme (MC)<br />
waren in der Redaktion vorhanden<br />
und perfekte Vergleichsmöglichkeiten<br />
damit gegeben.<br />
Pegelunterschiede zwischen<br />
unterschiedlichen Systemen<br />
konnte der 808 präzise ausgleichen,<br />
die Empfindlichkeit der<br />
Phonomodule ließ sich über einen<br />
weiten Bereich regeln und<br />
die Anpassung der Tonabnehmer<br />
am jeweiligen Eingang<br />
konnte individuell erfolgen. Dafür<br />
gab es Cinch-Stecker, die<br />
Parallel-Widerstände oder zusätzliche<br />
Kapazitäten in feinen<br />
Abstufungen enthielten.<br />
Einzigartig vielseitig<br />
Um die Bedeutung des 808 zu<br />
verstehen, muss man sich gedanklich<br />
in die Zeit zurückversetzen,<br />
als es noch nicht einmal<br />
den CD-Player gab. „Der wirklich<br />
faire Hörvergleich“, konstatierte<br />
Heinrich Sauer im Test<br />
des 808 MK II in Heft 9/1982<br />
zu Recht, „mit korrekter Abschluss-Impedanz,<br />
exakt gleicher<br />
Lautstärke der Systeme<br />
und kompensierten Balance-<br />
Unterschieden war schlechthin<br />
ein Ding der Unmöglichkeit.“<br />
Der 808 hat das ein für allemal<br />
geändert, aber er war auch<br />
klanglich sowie messtechnisch<br />
seiner Zeit weit voraus.<br />
Für die ultrapräzise RIAA-<br />
Entzerrung garantierte Burmester<br />
eine maximale Abweichung<br />
von einem Zehntel Dezibel,<br />
die Lautstärke wurde<br />
nicht über ein Potenziometer,<br />
sondern über logarithmisch abgestufte<br />
Festwiderstände eingestellt.<br />
Klirrzugaben erlaubte<br />
sich der 808 MK II im ersten<br />
Test so gut wie keine. Mit „unfassbar“<br />
geringen harmonischen<br />
Verzerrungen von 0,000<strong>35</strong> Prozent<br />
(nicht zu verwechseln mit<br />
dem Klirrfaktor THD+N, bei<br />
dem auch das Rauschen berücksichtigt<br />
wird) und Intermodulationswerten<br />
(SMPTE) von<br />
0,0005 Prozent kann sich ein<br />
High-End-Vorverstärker auch<br />
heute noch überall sehen lassen.<br />
Die Störabstände waren überragend,<br />
der Phono-MM-Eingang<br />
fast genauso gut wie das<br />
Hochpegelmodul; zwischen<br />
beiden lag ein Dezibel bei der<br />
Geräuschspannung. Das MC-<br />
Modul war gleichfalls Spitzenklasse,<br />
rauscharm, universell<br />
einsetzbar und ab 1985 sogar<br />
symmetrisch erhältlich.<br />
Berliner Prüf-Instrument<br />
Der Klang des 808 hatte immer<br />
etwas „Unbestechliches“, denn<br />
er trat selbst nur ganz wenig in<br />
Erscheinung. Neutralität war<br />
ihm oberstes Gebot, seine Sauberkeit<br />
und Präzision waren<br />
außergewöhnlich. Damals wurden<br />
Verstärker gerne für besondere<br />
Klangeigenschaften gelobt,<br />
nicht selten für das, was sie<br />
klanglich hinzufügten oder für<br />
ihre tonalen Abweichungen von<br />
der RIAA-Entzerrungs-Kennlinie.<br />
Der 808 dagegen war<br />
schon damals unauffällig bis<br />
zur Selbstverleugnung (was<br />
noch heute gerne mit „analytisch“<br />
verwechselt wird) und<br />
damit ideal, um die feinsten<br />
Klangeigenschaften von Tonabnehmern<br />
aufzuspüren.<br />
Aber auch bei Laufwerkoder<br />
Tonarm-Tests war der 808<br />
unverzichtbar. Für ein Heft hatten<br />
wir einmal fünf der<br />
32<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de
ZUE R S T<br />
GE TE S TE T IN<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 33
HiFi-Legenden<br />
Vorverstärker<br />
Getestet in Heft 10/97<br />
Wir hatten den 808 MK5 bereits<br />
in <strong>stereoplay</strong> 10/97 im Test. Damals<br />
wurde er wieder einmal<br />
Vorstufen-Referenz – im Bereich<br />
Phono. Kunststück: Besser<br />
als mit ihm kann man Tonabnehmer<br />
(bzw. Komplett-Plattenspieler)<br />
nicht vergleichen.<br />
Doch das ist 16 <strong>Jahre</strong> her.<br />
Technisch hat sich bei ihm<br />
nichts geändert, heißt es aus<br />
dem Hause Burmester. Aber<br />
auch hier mussten die Anpassungen<br />
für CE und RoHS gemacht<br />
werden, auch hier hat<br />
besten Plattenspieler zusammengeholt;<br />
jeder Hersteller erhielt<br />
von der Redaktion ein erprobtes<br />
MC-System und durfte<br />
seinen Spieler selbst aufbauen<br />
und justieren. Sogar beim Unterbau<br />
hatten sie die Option<br />
zwischen leichtem Ikea-Tisch,<br />
schwerem Gartenbaustein oder<br />
Rack nach Wahl. Am Ende lieferten<br />
die Hersteller ein „klangliches<br />
Ergebnis“ ab. Die Aufgabe<br />
des 808 war es dann, die<br />
unvermeidlichen Serienstreuungen<br />
zwischen den MC-Systemen<br />
auszupegeln und direkte<br />
Vergleiche ohne mühseliges<br />
Umstecken zu ermöglichen. Mit<br />
zwei Schallplatten gelang dann<br />
sogar der unmittelbare A/B-<br />
Vergleich, und das sogar vom<br />
Hörplatz aus: Für das Umschalten<br />
der Eingänge gab es beim<br />
808 eine „kabelgebundene<br />
Fernbedienung“.<br />
Aber nicht nur im Analogbereich,<br />
auch im Haupthörraum<br />
war der 808 unverzichtbar. Zu<br />
meiner Zeit standen uns zwei<br />
Geräte in MK-III-Version zur<br />
Verfügung. Ein Clou des 808<br />
ist, dass auch seine doppelt vorhandenen<br />
Ausgangsstufen regelbar<br />
sind, sogar ein Voltmeter<br />
mit Digitalanzeige war eingebaut.<br />
Damit bekam man auch<br />
Endverstärker mit unterschiedlichen<br />
Empfindlichkeiten in den<br />
Griff. Und da er symmetrische<br />
und unsymmetrische Ausgänge<br />
hatte, war er quasi im Dauereinsatz.<br />
Keinen anderen Vorverstärker<br />
habe ich öfter genutzt.<br />
Zehn <strong>Jahre</strong> an der Spitze<br />
Durch seinen Referenz-Status<br />
wurde er auch regelmäßig zu<br />
immer die bessere Bauteile-<br />
Qualität Einzug gehalten, wenn<br />
das Team um Dieter Burmester<br />
dies für richtig befand.<br />
Die Veränderungen hört man.<br />
Er hat den unnachahmli chen<br />
Drive behalten – vor allem im<br />
Bass. Aber alle, die den 808<br />
MK5 schon genutzt haben, attestieren<br />
diesem Testmodell von<br />
2013 mehr Geschmeidigkeit<br />
und Homogenität. Das bringt<br />
zwar keinen Referenz-Status,<br />
genügt aber, um mit vielen modernen<br />
Top-Vorstufen mitzuhalten.<br />
Holger Biermann ■<br />
direkten Vergleichen mit den<br />
jeweils neuesten Mitbewerbern<br />
als Maßstab herangezogen. Die<br />
meisten von ihnen haben sich<br />
am 808 MK III regelrecht abgearbeitet,<br />
lange Zeit kam kaum<br />
einer auf Augenhöhe, geschweige<br />
denn darüber. Zehn <strong>Jahre</strong> –<br />
von 1985 bis 1995 – stand er in<br />
der Rang-und-Namen-Liste bei<br />
den Vorverstärkern ganz oben:<br />
eine einmalige Leistung. All das<br />
macht den 808 für mich bis heute<br />
zu „dem Burmester schlechthin“.<br />
Wilfried Kress ■<br />
Auch im Jahr 33 nach seinem<br />
Stapellauf hat der Chromblitzende<br />
808 nichts von<br />
seiner Faszination und<br />
Perfektion verloren:<br />
Pegeleinstellungen<br />
mit Hochpräzisions-Widerständen,<br />
alle<br />
Anschlüsse<br />
in Cinch<br />
und XLR...<br />
Burmester 808 MK5<br />
24900 Euro (Herstellerangabe)<br />
Vertrieb: Burmester, Berlin<br />
Telefon: 030 / 7879680<br />
www.burmester.de<br />
Auslandsvertretungen siehe Internet<br />
Maße: B: 48,3 x H: 16 x T: 33 cm<br />
Gewicht: 25 kg<br />
Messwerte<br />
Frequenzgänge<br />
15dB<br />
15dB<br />
12dB<br />
9dB<br />
6dB<br />
3dB<br />
0dB 10Hz 100Hz 1kHz 10kHz 100kHz<br />
Sehr ausgewogen und breitbandig,<br />
auch symmetrisch (blaue Kurve)<br />
Klirrspektrum Cinch<br />
-30dB<br />
-50dB<br />
-70dB<br />
-90dB<br />
-110dB<br />
-130dB<br />
-150dB<br />
20Hz 200Hz 2kHz 20kHz<br />
Sehr geringer Klirr, völlig unbedeutende<br />
Netzstörkomponenten<br />
Klirr-Analyse XLR k 2<br />
bis k 5<br />
-30dBV<br />
-50dBV<br />
-70dBV<br />
-90dBV<br />
-110dBV<br />
-130dBV<br />
-150dBV<br />
20mV 50mV 0,1V 0,2V 0,5V 1V<br />
Nur bei hohen Pegeln ragen Klirrkomponenten<br />
aus dem Rauschen<br />
Rauschabst. RCA/XLR 99/97 dB<br />
Rauschabst. MM/MC –/75 dB<br />
Ausgangswid. RCA/XLR 27/40,8 Ω<br />
Verbrauch Standby/Betrieb 2,6/55 W<br />
Bewertung<br />
Klang 58<br />
0 10 20 30 40 50 60 70<br />
Messwerte 10<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Praxis 10<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Wertigkeit 10<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Auch nach über 30 <strong>Jahre</strong>n ist<br />
der 808 mit seinen regelba ren<br />
Ein- und Ausgängen immer noch<br />
ein einzigartiger Traum für den<br />
vergleichenden Tester. Klanglich<br />
sehr druckvoll-dynamisch und<br />
mit packendem Bass.<br />
<strong>stereoplay</strong> Testurteil<br />
Klang<br />
Absolute Spitzenklasse 58 Punkte<br />
Gesamturteil<br />
sehr gut<br />
88 Punkte<br />
Preis/Leistung gut – sehr gut<br />
34<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de
Im Interview: Dieter Burmester<br />
Dieter<br />
Bur mester,<br />
Deutschlands<br />
bekann tester<br />
High -Ender.<br />
Der 808 ist<br />
seine weltweit<br />
bekannteste<br />
Komponente.<br />
<strong>stereoplay</strong>: Wie kommt man auf die<br />
Idee, einen solch außergewöhnlichen<br />
Vorverstärker zu bauen? Für den<br />
normalen HiFi-Fan ist er doch völlig<br />
übertrieben ausgestattet.<br />
D. Burmester: Ich habe den 808 für<br />
mich gebaut, für meine Arbeit. Ich hatte<br />
mir damals gerade den Thorens Referenz<br />
gekauft, einen Plattenspieler mit<br />
drei Tonarmen. Wollte man einen wirklich<br />
fairen Vergleich von drei Tonabnehmern<br />
machen, mussten drei gleiche,<br />
präzise einstellbare Eingänge<br />
vorhanden sein. Dass die Initialzündung<br />
für den 808 vom Thorens Referenz<br />
kam, kann man noch heute sehen:<br />
Ich habe als Bedienknöpfe die gleiche<br />
Form gewählt, wie sie auch auf dem<br />
Thorens zu finden war.<br />
<strong>stereoplay</strong>: Das alles klingt eher<br />
nach Einzelstück. Wie kam es dann<br />
zu dem weltweiten Erfolg?<br />
D. Burmester: Das Konzept des 808<br />
habe ich auf der Heathrow-Messe in<br />
London meinem Freund A. J. van den<br />
Hul auf einer Serviette aufgemalt. Er war<br />
begeistert, weil er sofort begriff, dass<br />
er damit seine Tonabnehmer viel besser<br />
entwickeln kann. Er kaufte den zweiten.<br />
Den dritten kaufte Hannes Scholten,<br />
damals Chefredakteur der AUDIO. Es<br />
gab einen Test und anschließend viel<br />
Nachfrage. Wohlbemerkt: Für ein Gerät,<br />
das 1980 um die 10 000 Mark gekostet<br />
hat. Hätten die Kunden nicht so stark<br />
nachgefragt, die Händler hätten mir<br />
schön was gehustet. Aber die Tests<br />
generierten uns ein tolles Image bis<br />
hin nach Hongkong.<br />
<strong>stereoplay</strong>: Der 808 schien damals<br />
einzigartig. Hatte er Vorbilder?<br />
D. Burmester: Nein, der 808 war ein<br />
richtig freches Ding, den haben wir<br />
uns schon allein ausgedacht. Allein<br />
schon die Sache mit dem vielen<br />
Chrom... Aber nach nach seinem Erscheinen<br />
kamen schnell die Nachahmer<br />
auf den Plan. Mark Levinson war<br />
mit der Cello Suite der erste, meine<br />
ich. Es folgten viele andere, die dann<br />
ebenfalls die Vorzüge des modularen<br />
Aufbaus entdeckten. Das Konzept des<br />
808 war von Anfang an auf die Zukunft<br />
ausgerichtet. Es ist kein Problem, heute<br />
ein DAC-Modul zu integrieren.<br />
<strong>stereoplay</strong>: Der 808 wird seit über 30<br />
<strong>Jahre</strong>n gebaut. Hatte er stärkere und<br />
schwächere Nachfragejahre?<br />
D. Burmester: Komischerweise nein,<br />
der 808 unterliegt, wie es scheint, keiner<br />
Mode. Bis heute verkaufen wir<br />
zwischen 40 und 60 Stück pro Jahr<br />
und sind so mittlerweile bei einer Zahl<br />
von über 1500 Stück angelangt.<br />
Ein Plattenspieler,<br />
der inspirierte: Den<br />
massigen Thorens<br />
Referenz konnte man<br />
mit bis zu drei<br />
Tonarmen bestücken<br />
und bequem<br />
bedienen. Die 90 Kilo<br />
schwere analoge<br />
Trutzburg kostete<br />
1980 mit einem Arm<br />
18 000 Mark.<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de <strong>35</strong>
HiFi-Legenden<br />
Lautsprecher<br />
Der Zeit voraus<br />
Seit mehr als 30 <strong>Jahre</strong>n gibt es bei Canton hochwertige Boxen, die auf den<br />
Namen Ergo hören. Das zeitlos-gefällige Design hat sich seither nur wenig<br />
geändert, Technik und Klang dafür umso mehr.<br />
Manche Produkte der wilden<br />
80er-<strong>Jahre</strong> waren<br />
optisch derart aufdringlich, dass<br />
sie nach wenigen <strong>Jahre</strong>n wieder<br />
in der Versenkung verschwanden.<br />
Andere reiften zu Klassikern,<br />
denen man ihr wahres<br />
Alter auch nach Jahrzehnten<br />
nicht ansieht.<br />
Hätten Sie gewusst, dass das<br />
Design der heutigen Ergo 690<br />
auf einem über 30 <strong>Jahre</strong> alten<br />
Entwurf basiert? Die sanft gerundeten<br />
Kanten und die charakteristische<br />
Gitterabdeckung<br />
zum Schutz der Chassis besaß<br />
bereits die Ur-Ergo (siehe Bild,<br />
Seite 38 oben), die <strong>stereoplay</strong><br />
im Dezember 1981 getestet hat.<br />
Typische HiFi-Boxen jener<br />
Zeit waren breiter und gedrungener<br />
als ihre heutigen Geschwister.<br />
Besonders schalldruckfeste<br />
Exemplare besaßen<br />
Der Autor: Wolfram Eifert<br />
Er ist seit Mitte der 90er-<br />
<strong>Jahre</strong> stolzer Besitzer<br />
der Maßstab setzenden<br />
Canton Digital 1.<br />
Eifert, Jahrgang 1958, war bis<br />
zum Umzug nach München<br />
„der“ Boxen-Spezialist von<br />
<strong>stereoplay</strong>. Viele der in der<br />
aktuellen Rang & Namen-Liste<br />
aufgeführten Boxen hat er<br />
getestet. Abgesehen von einer<br />
kleinen Auszeit (1995 bis 1999)<br />
war der studierte Medientechniker<br />
von 1988 bis 2012 fester<br />
Bestandteil der Redak tion.<br />
Wolfram Eifert arbeitet heute<br />
als freier Autor für AUDIO.<br />
Tieftöner im 12-Zoll-Format<br />
und waren entsprechend bullig<br />
geformt. Viele Boxen waren<br />
wegen ihrer geringen Höhe auf<br />
Podeste angewiesen, um ihre<br />
akustischen Zentren auf Ohrhöhe<br />
zu bringen.<br />
Das Ergo-Design brach mit<br />
dieser nicht sonderlich sinnvollen<br />
Tradition. Sperrige Einzeltieftöner<br />
wurden durch mehrere<br />
kleine Treiber ersetzt, die<br />
den Raum gleichmäßiger anregen.<br />
Dank einer Bauhöhe von<br />
deutlich über einem Meter lagen<br />
Hoch- und Mitteltöner automatisch<br />
dort, wo sie aus klanglicher<br />
Sicht hingehören.<br />
Die klanglichen Vorteile der<br />
Bauweise waren derart überzeugend,<br />
dass auch andere Hersteller<br />
nach und nach auf den<br />
Zug aufsprangen. Heute sind<br />
Standboxen mit mehreren parallel<br />
geschalteten Tieftönern<br />
und akustischen Zentren auf<br />
Ohrhöhe die normalste Sache<br />
der Welt.<br />
Zeitlos und wertig<br />
Dass das Ergo-Design so erfolgreich<br />
wurde, liegt auch an<br />
seiner handwerklichen Umsetzung.<br />
Die fein modellierten Radien<br />
nehmen der Form die<br />
Strenge und vermitteln das, was<br />
heutige Käuferkreise gerne als<br />
Wertigkeit bezeichnen. Die<br />
Rundungen sind mit Massivholz-Viertelstäben<br />
ausgeführt<br />
und betonen so die hochwertige<br />
Verarbeitung der furnierten<br />
Oberflächen zusätzlich.<br />
Seit der Erstausgabe wurde<br />
das Design nur behutsam modifiziert.<br />
Mit den <strong>Jahre</strong>n wurden<br />
die Ergo-Modelle dem Zeitgeschmack<br />
folgend noch etwas<br />
schlanker – vor allem durch<br />
schmalere Schallwände. Auch<br />
die Furniere wurden immer wieder<br />
geändert, weil der Zeitgeist<br />
mal eher helle und dann wieder<br />
dunklere Hölzer bevorzugt. Aktuell<br />
sind Esche-Schwarz, Kirsche<br />
und Wenge verfügbar.<br />
Unter der hübschen Haube<br />
hat sich wesentlich mehr getan.<br />
So haben die in der Ergo 690<br />
eingesetzten Chassis und Filter<br />
mit denen der frühen <strong>Jahre</strong> so<br />
gut wie nichts mehr gemeinsam.<br />
Besonders deutlich wird dies<br />
beim Vergleich der Hoch- und<br />
Mitteltöner. Im Gegensatz zu<br />
den Basstreibern, die mit der<br />
Zeit kleiner wurden, wuchsen<br />
hier die Membranflächen. Der<br />
Durchmesser der Hochtonkalotten<br />
stieg von 19 auf 25 Millimeter<br />
und die Körbe der Mitteltöner<br />
vergrößerten sich von<br />
12 auf 18 Zentimeter.<br />
Besonders deutlich wird der<br />
Fortschritt bei den Membranwerkstoffen.<br />
Anstelle von Textilgewebe<br />
(bei Hochtönern) und<br />
beschichtetem Papier (bei Konustreibern)<br />
dient heute Aluminium<br />
als Ausgangsmaterial. Die<br />
Metallmembranen sind steifer<br />
und können komplexen Signalen<br />
präziser folgen. Auch<br />
ihre Stabilität gegenüber Umweltfaktoren<br />
wie beispielsweise<br />
UV-Licht ist höher.<br />
Über die Generationen stieg<br />
auch die thermische Belastbarkeit.<br />
Dafür verantwortlich sind<br />
Kleber, die höhere Temperaturen<br />
verkraften, und besser<br />
belüftete Schwingsysteme mit<br />
größeren Durchmessern. Heute<br />
liegt die Nennbelastbarkeit einer<br />
Ergo 690 bei satten 170<br />
Watt. Dass Chassis oder Weichenbauteile<br />
wegen Überhitzung<br />
den Dienst versagten, war<br />
vor 30 <strong>Jahre</strong>n keine Seltenheit,<br />
heute liegen die Ausfallraten<br />
bei sachgerechter Nutzung im<br />
Promillebereich.<br />
Tatsächlich können die frühen<br />
Ergo-Generationen weder<br />
messtechnisch noch klanglich<br />
neben den Vertretern der<br />
36<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de
ZUE R S T<br />
GE TE S TE T IN<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 37
HiFi-Legenden<br />
Lautsprecher<br />
Hoch- und Mitteltöner der Ur-Ergo von 1981 waren auffallend zierlich.<br />
Die Kalotte (links) aus Textilgewebe war nur 19 Millimeter groß. Der<br />
Mitteltonkonus aus Papier besaß einen 12-Zentimeter-Korb.<br />
aktuellen Baureihe bestehen.<br />
Das liegt an den stark verfeinerten<br />
Entwicklungsmethoden,<br />
die spätestens seit dem<br />
Jahrtausendwechsel von Simulationsprogrammen<br />
wie Klippel<br />
bestimmt werden. Mit deren<br />
Hilfe lässt sich das Schwingungsverhalten<br />
in einer Weise<br />
perfektionieren, die mit den<br />
früheren handwerklichen Methoden<br />
nicht darstellbar war.<br />
Heute können die Entwickler<br />
das Rundstrahlverhalten und<br />
damit die Klangfarbentreue<br />
über die Membrangeometrie<br />
optimieren und den Frequenzgang<br />
eines Chassis an den Enden<br />
seines Einsatzgebietes so<br />
gestalten, dass im Verbund mit<br />
der passenden Filterkonfiguration<br />
das Ausschwingverhalten<br />
der Box verbessert wird.<br />
Am deutlichsten macht sich<br />
die kontinuierliche Weiterentwicklung<br />
bei den Verzerrungen<br />
bemerkbar. Selbst bei Pegeln<br />
um 100 Dezibel (rote Linien im<br />
Klirrdiagramm in der Messwertetabelle)<br />
verzerrt die Ergo 690<br />
in den klangentscheidenden<br />
Mitten nur sehr wenig.<br />
Ein weiterer Grund für den<br />
entspannten Umgang der 690<br />
mit komplexen Signalen sind<br />
die mit der jüngsten Generation<br />
eingeführten Doppelsicken für<br />
die Konusreiber. Diese gestatten<br />
den Membranen größere Hübe<br />
und federn die Bewegung dennoch<br />
zuverlässig ab.<br />
Die wilden 80er-<strong>Jahre</strong><br />
Im selben Jahr, als Canton seine<br />
erste Ergo vorstellte, begann<br />
mit „Speak & Spell“ die Karriere<br />
der Synthie-Pop-Band Depeche<br />
Mode. Den Durchbruch<br />
brachte „People Are People“,<br />
das 1984 erschien.<br />
Die 690 hatte mit dem melodiösen<br />
80er-<strong>Jahre</strong>-Klassiker<br />
nicht die geringste Mühe.<br />
Der stimmbetonte, rhythmisch<br />
durchaus vertrackte Song klang<br />
mit der Ergo derart einnehmend,<br />
dass ich mir wünschte, ich hätte<br />
schon zu meiner damaligen<br />
Studentenzeit eine so klangsouveräne<br />
Box zur Verfügung<br />
gehabt. Die optisch sowie konstruktiv<br />
jüngere Vento 890.2,<br />
die kürzlich von den <strong>stereoplay</strong>-<br />
Lesern zur besten Standbox bis<br />
5000 Euro gekürt wurde, kann<br />
das alles noch eine Spur besser.<br />
Sie klingt direkter, feiner und<br />
habhafter, kostet aber mit 3200<br />
Euro auch 60 Prozent mehr.<br />
Tonal jedenfalls lagen die<br />
ungleichen Canton-Geschwister<br />
extrem dicht beisammen und<br />
auch dynamisch war die etwas<br />
kleinere Ergo nicht so weit entfernt,<br />
dass man sie als preisgünstigere<br />
Alternative nicht in<br />
Erwägung ziehen könnte.<br />
Depeche Mode sind nach<br />
wie vor sehr gut im Geschäft<br />
und haben mit ihrer brand neuen<br />
Single „Heaven“ kürzlich Platz<br />
zwei in den deutschen Single-<br />
Charts erreicht. Lauschen Sie<br />
diesem klangfarbenreichen<br />
Song mal in aller Ruhe über die<br />
690. Sie werden hören: Diese<br />
Box ist akustisch voll auf der<br />
Höhe der Zeit.<br />
Wolfram Eifert ■<br />
Der Ergo-Mitteltöner<br />
ist etwa sechs<br />
Zentimeter größer<br />
als das historische<br />
Vorbild. Seine<br />
Aluminiummembran<br />
und die<br />
Doppelsicke sind<br />
hochmodern. Die<br />
Hochtonkalotte<br />
bringt dank<br />
Doppelmagnet<br />
hohen Pegel.<br />
Canton Ergo 690 DC<br />
1900 Euro (Herstellerangabe)<br />
Vertrieb: Canton Elektonik, Weilrod<br />
Telefon: 0 60 83 / 2 87 0<br />
www.canton.de<br />
Auslandsvertretungen siehe Internet<br />
Maße: B: 23 x H: 105 x T: 30,5 cm<br />
Gewicht: 23,5 kg<br />
Aufstellungstipp: freistehend,<br />
Hörabstand ab 2,5 m, normal bedämpfte<br />
Räume ab 30 m²<br />
Messwerte<br />
Frequenzgang & Impedanzverlauf<br />
Canton Ergo 690<br />
Frequenzgang<br />
100 dB<br />
axial 10*hoch 30*seitl.<br />
90 dB<br />
80 dB<br />
70 dB<br />
16 Ohm<br />
8 Ohm<br />
60 dB<br />
4 Ohm<br />
2 Ohm<br />
Impedanzverlauf<br />
50 dB<br />
1 Ohm<br />
10 Hz 100 Hz 1 kHz 10 kHz 40 kHz<br />
In 2 m Entfernung recht ausgewogen<br />
mit extrem hohem Schalldruck.<br />
Impedanz ab 400 Hz konstant.<br />
Pegel- & Klirrverlauf 85-100 dB SPL<br />
110 dB<br />
100 dB<br />
90 dB<br />
80 dB<br />
70 dB<br />
60 dB<br />
Canton Ergo 690<br />
Recht geringe Verzerrungen, die nur<br />
langsam mit dem Pegel steigen.<br />
<strong>stereoplay</strong> Kompatibilitätsdiagramm<br />
Spannungsbedarf<br />
10,1 V<br />
Impedanz-∆<br />
3,1 - 9,9 Ω<br />
Kommt mit minimaler Spannung und<br />
niedriger Stromlieferung aus.<br />
Untere Grenzfreq. -3/-6 dB 51/46 Hz<br />
Maximalpegel<br />
108,5 dB<br />
Bewertung<br />
Natürlichkeit<br />
Feinauflösung<br />
Grenzdynamik<br />
Klang 52<br />
0 10 20 30 40 50 60 70<br />
Messwerte 7<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Praxis 4<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Wertigkeit 6<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Preiswerte und großvolumige<br />
Dreiwege-Oldschool-Standbox<br />
mit ausgereifter Technik und<br />
zeitlosem Design. Die 690 klingt<br />
herrlich erwachsen und tonal so<br />
ausgewogen wie von Canton<br />
gewohnt. Sie harmoniert auch<br />
mit kleineren Verstärkern.<br />
<strong>stereoplay</strong> Testurteil<br />
Klang<br />
Spitzenklasse<br />
Gesamturteil<br />
gut<br />
Preis/Leistung<br />
85 dB 90 dB 95 dB 100 dB<br />
50 dB<br />
20 Hz 50 Hz 100 Hz 200 Hz 500 Hz 1 kHz 2 kHz 5 kHz<br />
Strombedarf<br />
Bassqualität<br />
Pegel- & Klirrverlauf<br />
11 11 11 10 9<br />
Abbildung<br />
3,3 A<br />
52 Punkte<br />
69 Punkte<br />
sehr gut<br />
38<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de
Runde Sache: Die Ergo-Serie ist seit 1981 fester Bestandteil im Canton-Programm<br />
Als Canton 1981 die erste<br />
Box mit dem Namen Ergo<br />
vorstellte, konnte niemand<br />
ahnen, dass die typischen<br />
Design-Merkmale selbst<br />
30 <strong>Jahre</strong> später noch gefragt<br />
sein würden. Das<br />
Konzept stammt von dem<br />
Industrie-Designer Richard<br />
Fischer, der zeitweilig auch<br />
für die Braun AG tätig war.<br />
Der gebürtige Oberpfälzer<br />
war bis 1999 Professor an<br />
der Hochschule<br />
für Gestaltung<br />
in Offenbach<br />
und ist<br />
2010 leider<br />
verstorben.<br />
Die Ur-Ergo<br />
von 1981 war<br />
zunächst ein<br />
Einzelprodukt.<br />
Die Standbox<br />
war vollaktiv<br />
und bot drei<br />
Endstufen mit<br />
je 75 Watt<br />
Dauerleistung.<br />
Sie besaß<br />
Klangregler<br />
und eine komfortable<br />
Einschaltautomatik.<br />
Eine Gegenkopplung<br />
verhalf den Tieftönern zu<br />
mehr Präzision.<br />
Erst als sicher war, dass<br />
die Optik bei den Kunden<br />
ganz hervorragend ankam,<br />
entstanden umfangreiche<br />
Baureihen im Ergo-Stil. Das<br />
Design wurde seither kaum<br />
verändert, Treiber und<br />
Frequenzweichen hingegen<br />
regelmäßig erneuert.<br />
Die meisten Ergo-Modelle<br />
waren und sind reinrassige<br />
Passivboxen, doch keine<br />
Regel ohne Ausnahme.<br />
Mitte der 90er erschienen<br />
die mit Signalprozessoren<br />
vielfältig klangoptimierten<br />
Technologieträger Digital 1<br />
und 2 im Ergo-Design. Die<br />
Ergo RC-A (Jahrgang 2001)<br />
war teilaktiv mit Endstufen<br />
für die Tieftöner inklusive<br />
elektronischer Entzerrung.<br />
Die zeitweilig extrem<br />
populären SC-Modelle<br />
erzielten über eine externe<br />
Vorschalt-Entzerrung eine<br />
tiefere Grenzfrequenz.<br />
Die größten Veränderungen<br />
gab es über die <strong>Jahre</strong> bei<br />
den Chassis. Zu Zeiten der<br />
Ur-Ergo waren noch Bässe<br />
mit satten 25 Zentimetern<br />
Durchmesser erforderlich,<br />
um einen mittelgroßen<br />
Wohnraum angemessen<br />
mit Schalldruck zu füllen.<br />
Der heutigen Ergo 690<br />
genügen zwei 20er für eine<br />
Klangpracht, an die eine<br />
Ur-Ergo trotz komplexerer<br />
Technik nicht heranreichte.<br />
Ein Teil der gesteigerten<br />
Durchhörbarkeit geht auf<br />
das Konto einer in die<br />
Abstimmung einbezogenen<br />
Hochpassfilterung, die<br />
Canton seit einigen <strong>Jahre</strong>n<br />
in die Filter integriert.<br />
Dass die Klangqualität mit<br />
den <strong>Jahre</strong>n stieg, liegt an<br />
vielen Details, die in der<br />
Summe enorm wirken.<br />
Klangneutralere Werkstoffe<br />
für Membranen, linearer<br />
arbeitende Antriebe und<br />
exakter abgestimmte Filter<br />
sind die wesentlichen<br />
Faktoren. Doch auch für<br />
die Besitzer älterer Ergo-<br />
Modelle ist gesorgt. Der<br />
Service von Canton kann<br />
auch die frühen Modelle<br />
noch reparieren. Notfalls<br />
werden die Treiber von<br />
Hand neu aufgebaut.<br />
Dank der kontinuierlichen<br />
Weiterentwicklung sind die<br />
Ergo-Modelle auch heute<br />
konkurrenzfähig. Lassen<br />
wir uns überraschen, was<br />
Canton in den kommenden<br />
<strong>Jahre</strong>n noch mit seinem<br />
Klassiker anstellen wird.<br />
KEINE KOMPROMISSE.<br />
Vollverstärker M6i Eingänge: 4 x Cinch, 1 x XLR, 1 x USB; Ausgänge:<br />
1 x Lautsprecher, Tape-Out, Pre-Out; Leistung 200 Watt/Kanal, silber<br />
oder schwarz, 17Kg, 2.549,-€<br />
MEHR PRODUKTE UND HÄNDLER:<br />
TELEFON 077 28 - 10 64 · WWW.REICHMANN-AUDIOSYSTEME.DE
HiFi-Legenden<br />
Plattenspieler<br />
Mit Stil zum Ziel<br />
Einige Transrotor-Plattenspieler sehen einfach „rattenscharf“ aus. Für den<br />
völlig neu überarbeiteten Classic gilt das erst recht. Aber das ist noch nicht<br />
mal das Beste an dem schicken Acryldreher.<br />
Große Musiker gab es zu<br />
allen Zeiten. Musiker, die<br />
stilbildend wirken, sind allerdings<br />
deutlich seltener. Die<br />
Beatles gehören in diese Ausnahmekategorie,<br />
sicher auch<br />
Toscanini, Glenn Gould oder<br />
Miles Davis. Bei Plattenspielern<br />
sieht das ähnlich aus: Nur wenige<br />
Konstruktionen haben den<br />
Lauf der Dinge nachhaltig verändert<br />
und wurden so zu Kultgeräten.<br />
Man denke an den<br />
Technics SL-1210MK2 und den<br />
Linn LP12 oder aber an den<br />
Transrotor AC und seinen legitimen<br />
Nachfolger, den Transrotor<br />
Classic.<br />
Als ich zum ersten Mal einen<br />
Transrotor AC zu Gesicht bekam,<br />
war eigentlich nichts mehr<br />
wie zuvor. Eine vergleichbare<br />
Wirkung hatten zu dieser Zeit<br />
Der Autor: Marius Dittert<br />
Schallplatten sind seine<br />
große Passion. Und an<br />
besonderen Tagen hört<br />
er am liebsten Mono...<br />
vielleicht noch die „Drei Engel<br />
für Charlie“. Der Acryldreher<br />
von Transrotor sah dabei fast<br />
noch heißer aus als Farrah Fawcett<br />
und war gleichzeitig unfassbar<br />
cool. Der AC wurde so<br />
völlig zu Recht zum Kultgerät<br />
und zur Urform aller Acrylglas-<br />
Plattenspieler. Kurzum: Der AC<br />
war stilbildend.<br />
Etwa zehn <strong>Jahre</strong> nach dem<br />
AC erschuf Jochen Räke den<br />
Transrotor Classic, den es von<br />
Anfang an in den Ausführungen<br />
Classic Chrom und Classic<br />
Gold gab. Inklusive SME-MK2-<br />
Arm kostete er rund 4000 DM.<br />
Der Classic ging zurück auf<br />
eine Anfrage der Firma Grundig,<br />
die eine adäquate Plattenspieler-Ergänzung<br />
für ihre damals<br />
hochgelobte Fine-Arts-<br />
Serie benötigte (siehe den<br />
Marius Dittert war Mitglied der<br />
<strong>stereoplay</strong>-Redaktion von<br />
1995 bis 1999. Zuerst als<br />
Praktikant, später als Volontär<br />
und Testredakteur, unterbrochen<br />
nur durch ein kleines<br />
Intermezzo bei der AUDIO<br />
(1996/‘97). Der Analogfan blieb<br />
der <strong>stereoplay</strong> stets freundschaftlich<br />
verbunden und<br />
schrieb auch für AUDIOphile.<br />
Heute arbeitet er bei den René<br />
Staud Studios in Leonberg.<br />
Historien-Abschnitt, Seite 43).<br />
Zusammen mit dem AC ist der<br />
Classic das bis heute populärste<br />
Transrotor-Gerät. Über 4000<br />
Exemplare wechselten im Laufe<br />
der Jahrzehnte den Besitzer.<br />
Der Classic ließ die Gene des<br />
AC von Anfang an acrylklar<br />
durchscheinen, gab sich aber<br />
weniger verspielt und noch puristischer.<br />
Ähnlich war beiden<br />
Geräten die Grundkonstruktion<br />
mit einer Basis aus hochstabilem<br />
Plexiglas, einem Wechselstrommotor<br />
mit hoher Masse<br />
und einem Antrieb mit Rundriemen.<br />
Abkehr vom AC<br />
Gänzlich anders als beim AC<br />
fiel beim Classic der Plattenteller<br />
aus: Räke nahm hier einen<br />
resonanztechnisch äußerst sorgfältig<br />
gefertigten Präzisions-<br />
Acrylteller, bei dem er die für<br />
Transrotor-Geräte charakteristischen<br />
Gewichte auf die Unterseite<br />
des Tellers verlagerte.<br />
Der Grund: Die schwindsüchtigen<br />
LP-Pressungen der 80er-<br />
<strong>Jahre</strong> wären zwischen den Gewichten<br />
auf der Oberseite glatt<br />
durchgehangen.<br />
Der neue Classic.3 (Modell<br />
2014) ist die inzwischen dritte<br />
Evolutionsstufe. Allerdings hat<br />
Jochen Räke seinen Bestseller<br />
nicht nur facegeliftet, sondern<br />
gleich in allen Details neu<br />
durchdacht und entsprechend<br />
verbessert. Das und die Tatsache,<br />
dass der Classic.3 nur in<br />
Kleinstserie gefertigt wird, erklären<br />
den kräftigen Preissprung<br />
zumindest teilweise. Voll aufgetakelt<br />
– mit dem derzeit besten<br />
SME-Arm V9 und dem<br />
Transrotor-Moving-Coil-System<br />
Merlot, mit Acrylhaube und<br />
Netzteil – beläuft sich das Testmuster<br />
auf nunmehr 14215<br />
Euro. Das ist gerade für einen<br />
wieder aufgelegten Klassiker<br />
eine hübsche Stange Geld. Doch<br />
bei genauer Betrachtung hat ja<br />
der Classic.3 mit seinem Ahn<br />
aus Grundig-Tagen nur noch<br />
wenig zu tun. Es ist vielmehr<br />
das derzeit modernste Räke-<br />
Laufwerk – halt nur mit einem<br />
seit vielen <strong>Jahre</strong>n bekannten<br />
Äußeren.<br />
Alles, was man anfasst, fühlt<br />
sich am Classic derart edel, satt<br />
und für die Ewigkeit gebaut an,<br />
dass man seine Finger überhaupt<br />
nicht mehr davon lassen<br />
mag. Es ist ein großes sinnliches<br />
Vergnügen, mit den Händen<br />
über die perfekt gefertigten Metallteile<br />
aus Messing und Bronze<br />
zu streichen, deren ebenfalls<br />
perfekt hochglanzpolierte und<br />
verchromte Oberflächen wie<br />
permanente Netzhautpflege wirken.<br />
Das gleiche überragende<br />
Qualitätsgefühl vermitteln auch<br />
die Haube und die Acrylglas-<br />
Grundplatte.<br />
Apropos Acrylglas-Grundplatte:<br />
Für den Classic.3 verwendet<br />
Jochen Räke eine<br />
40<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 41
HiFi-Legenden<br />
Plattenspieler<br />
Auch hier ganz in der<br />
Tradition: Wo früher<br />
Basis, die mit einer Stärke von<br />
2,5 Zentimetern deutlich massiver<br />
als beim Vorgängermodell<br />
ausfällt. Die Füße, auf denen<br />
das Chassis ruht, gerieten ebenfalls<br />
eine Nummer größer: Sie<br />
besitzen mehr Durchmesser und<br />
sind entsprechend schwerer und<br />
stabiler. Auch beim Plattenteller<br />
des Classic.3 legte Transrotor<br />
noch ordentlich einen drauf: Er<br />
gewann deutlich an Materialstärke<br />
und weiterer Solidität.<br />
Der Teller des Classic.3<br />
kommt erstmals mit fünf anstelle<br />
der sonst üblichen sechs Gewichte<br />
aus. Räke hat festgestellt,<br />
dass sich das Resonanzverhalten<br />
des Tellers so<br />
verbessert. Da die fünf Gewichte<br />
insgesamt zwei Kilogramm<br />
mehr auf die Waage<br />
bringen als die ursprünglichen<br />
sechs, verbessert sich gleichzeitig<br />
die dynamische Masse.<br />
Gerade bei sehr dynamikreichem<br />
Musikmaterial mit<br />
starken Rillenauslenkungen<br />
verbessert sich so der „Durchzug“.<br />
Nach Meinung von Räke<br />
bremsen solche Stellen auf der<br />
Platte. Messtechnisch sei das<br />
Die Achse aus hochpolierten<br />
Wälzlagerrollen ist Räkes ganzer<br />
Stolz. Wegen ihr soll sich der<br />
Plattenteller ruhiger drehen als<br />
bei den Modellen der 80er-<strong>Jahre</strong>.<br />
nicht nachweisbar, aber hören<br />
könne man das.<br />
Eine weitere wichtige Neuerung<br />
ist das Plattentellerlager,<br />
das aus dem Transrotor Zet 3<br />
stammt. Nach Aussage von<br />
Räke soll die Achse aus gehärteten,<br />
hochglanzpolierten Wälzlagerrollen<br />
viel ruhiger und<br />
präziser arbeiten als bei den<br />
vorherigen Classic-Ausführungen.<br />
O-Ton Räke: „Es liegen<br />
Welten dazwischen.“<br />
Geht los wie eine Rakete<br />
Auch klanglich taten sich neue<br />
Welten auf: Der Classic.3 spielte<br />
fein- und grobdynamisch in einer<br />
völlig anderen Liga als seine<br />
Vorgängermodelle. Donnerwetter:<br />
Bass-Attacken haben<br />
ein SME 3009/II<br />
seinen Dienst versah,<br />
übernimmt diesen<br />
Job heute ein V9.<br />
wir von einem Räke schon lange<br />
nicht mehr mit einem derartigen<br />
Verve gehört. Der Classic.3<br />
groovt, swingt und reißt<br />
mit, dass es nur so eine Freude<br />
ist. Da macht ihm auch der<br />
ebenfalls im Heft getestete EAT<br />
Forte (ab Seite 72) nichts vor.<br />
Im direkten Vergleich schien<br />
dieser etwas langsamer zu spielen,<br />
wenngleich feiner mit noch<br />
mehr sonoren Klangfarben und<br />
räumlich großzügiger. Für Klassik<br />
ist diese Gangart sicherlich<br />
passender, der Räke ist so ewas<br />
wie die erste Wahl, wenn man<br />
vor allem Pop und Jazz hört.<br />
Der neue Classic.3 markiert<br />
einen Sprung nach vorne, vergleichbar<br />
demjenigen etwa, den<br />
die Beatles von „Help“ zu<br />
„Rubber Soul“ machten. Jochen<br />
Räke und sein Team haben dabei<br />
auf alles Überflüssige verzichtet<br />
und die klassische Aura<br />
ihres legendären Plattendrehers<br />
unangetastet gelassen. So<br />
kommt man mit Stil zum Ziel.<br />
Marius Dittert ■<br />
Transrotor Classic.3<br />
mit SME V9 + TA Merlot<br />
14 200 Euro (Herstellerangabe)<br />
Vertrieb: Räke, Bergisch Gladbach<br />
Telefon: 01805 / 05 95 95<br />
www.transrotor.de<br />
Auslandsvertretungen siehe Internet<br />
Maße: B: 48 x H: 42,5 x T: 48,5 cm<br />
Gewicht: 60 kg<br />
Messwerte<br />
Frequenzgang & Übersprechen<br />
10dB<br />
0dB<br />
-10dB<br />
-20dB<br />
-30dB<br />
-40dB<br />
-50dB<br />
20Hz 100Hz 1kHz 10kHz 50kHz<br />
Sehr ausgewogen und breitbandig<br />
mit recht geringem Übersprechen<br />
Gleichlaufton-Spektrum<br />
0 dB<br />
-20 dB<br />
-40 dB<br />
-60 dB<br />
-80 dB<br />
-500Hz 3150Hz +500Hz<br />
Super Gleichlauf mit sehr schlanker,<br />
hochreichender Spitze im Spektrum<br />
Rumpel-Spektrum<br />
-20 dB<br />
-40 dB<br />
-60 dB<br />
-80 dB<br />
-100 dB<br />
-120 dB<br />
5Hz 10Hz 50Hz 100Hz 500Hz<br />
Extrem niedriges Rumpelgeräusch<br />
fast an der Messgrenze<br />
Gleichlauf, bewertet ±0,085 %<br />
Solldrehzahl – (einstellbar)<br />
Rumpelstörabstand, bewertet<br />
Platte/Koppler<br />
73,5/85 dB<br />
Tonarm-Gewichtsklasse mittel<br />
Verbrauch Standby/Betrieb 2,8/8,2 W<br />
Bewertung<br />
Klang 56<br />
0 10 20 30 40 50 60 70<br />
Messwerte 9<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Praxis 7<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Wertigkeit 9<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Er sieht aus wie ein Classic<br />
von vor 25 <strong>Jahre</strong>n, ist aber<br />
modernste Analog-Technik aus<br />
Bergisch Gladbach. Räke schafft<br />
hier etwas wirklich Besonderes:<br />
den Klassiker mit High-Tech-<br />
Appeal.<br />
<strong>stereoplay</strong> Testurteil<br />
Klang<br />
Spitzenklasse<br />
Gesamturteil<br />
sehr gut<br />
Preis/Leistung<br />
56 Punkte<br />
81 Punkte<br />
befried. – gut<br />
42<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de
Transrotor als Zulieferer für den deutschen Weltkonzern<br />
Ohne Grundig kein Classic.<br />
Auf diesen einfachen<br />
Nenner kann man die<br />
Geschichte des am<br />
längsten gebauten Transrotor<br />
bringen. Sie beginnt<br />
1986. Initiator für die<br />
Zusammenarbeit Grundig-<br />
Transrotor war Dr. Burkhardt<br />
Schwäbe, der damals<br />
als Produktmanager bei<br />
Grundig die Fine Arts-Serie<br />
aus der Taufe hob. Die<br />
hoch geachteten Komponenten<br />
sollten Grundigs<br />
Kompetenz im gehobenen<br />
HiFi-Segment untermauern<br />
und dem Unternehmen aus<br />
Fürth zudem lang ersehnte<br />
neue Käuferschichten erschließen.<br />
Zum Fotoshooting für den<br />
anstehenden Fine Arts-<br />
Katalog suchte Schwäbe<br />
als Ergänzung nach einem<br />
hochwertigen Schallplattenspieler,<br />
was einen Anruf<br />
bei Jochen Räke zur Folge<br />
hatte. Der Produktmanager<br />
des damaligen Weltkonzerns<br />
wollte sich bei der<br />
kleine Manufaktur aus<br />
Bergisch Gladbach ein<br />
Gerät leihen. Jochen Räke<br />
hätte dem netten Anrufer<br />
auch gerne geholfen, aber<br />
rein optisch passte keiner<br />
In Stanley Kubriks Film-Klassiker „Clockwork Orange“ durfte der<br />
Classic zumindest eine Nebenrolle besetzen.<br />
der damaligen Transrotor-<br />
Dreher, das stellte sich<br />
nach einem ersten Treffen<br />
schnell heraus. Es wurde<br />
daher beschlossen, für die<br />
Linie Fine Arts einen<br />
eigenen Plattenspieler<br />
aufzulegen.<br />
Um in der Sache schnell<br />
voranzukommen, durfte<br />
Räke ein Holzmodell eines<br />
zukünftigen Geräts gleich<br />
mitnehmen. Würde Jochen<br />
Räke heute auch nur<br />
darüber nachdenken, ein<br />
handgefertigtes und<br />
kostbares Musterexemplar<br />
einfach so einzupacken –<br />
er würde wahrscheinlich<br />
nicht einmal bis zur Tür<br />
kommen.<br />
Letztendlich entstand aus<br />
diesem für heutige Verhältnisse<br />
unfassbar lässigen<br />
Vorgehen der Transrotor<br />
Classic. Allerdings nicht<br />
ganz so schnell, wie es<br />
zunächst aussah, denn<br />
nachdem Jochen Räke<br />
einen Entwurf eingereicht<br />
hatte, wollte Grundig gleich<br />
400 Einheiten ordern.<br />
Eigentlich ein Grund zum<br />
Jubeln, doch für eine kleine<br />
Manufaktur, die sich von<br />
den Umsatzeinbußen des<br />
CD-Zeitalters gerade<br />
halbwegs erholt hatte, nicht<br />
Autos und Plattenspieler: Jochen<br />
Räke hat ein Faible für Klassiker.<br />
zu realisieren. Schließlich<br />
musste auch im Jahr 1986<br />
eine Produktion vorfinanziert<br />
werden. Bei Transrotor<br />
entschied man deshalb,<br />
den Verkauf in eigenen<br />
Händen zu behalten und<br />
die Produktion somit in<br />
realistischer Größenordnung<br />
anzusiedeln. Grundig<br />
ging den Weg mit. Dr.<br />
Schwäbe sei Dank.<br />
Entwickelt für den Weltkonzern: Im Katalog der noblen Grundig Fine Arts Line stiehlt der hübsche<br />
Classic/Connaisseur dem Vollverstärker A 9000 die Schau.<br />
Die 80er<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 43
HiFi-Legenden<br />
Vollverstärker<br />
Heavy Metal<br />
Die Verstärker von Friedrich Schäfer wurden im Laufe der Zeit immer<br />
besser – und immer schwerer. Der aktuelle Emitter 2 Exclusive wiegt fast<br />
drei Zentner und ist einer der besten Amps der <strong>stereoplay</strong>-Geschichte.<br />
Seit fast 30 <strong>Jahre</strong>n ist der<br />
Emitter von ASR Schäfer<br />
(früher Schäfer & Rompf) einer<br />
der ungewöhnlichsten Verstärker<br />
der HiFi-Branche. Und ein<br />
bisschen hat <strong>stereoplay</strong> an seiner<br />
Erfolgsgeschichte mitgeschrieben.<br />
Nach verschiedenen<br />
Tests von Boxen und der Phonostufe<br />
Basis brachte Firmenchef<br />
und -Entwickler Friedrich<br />
Schäfer im August 1985 seinen<br />
Emitter zum ersten Test bei <strong>stereoplay</strong><br />
vorbei. Bereits damals<br />
war das ein gewaltiges Ding mit<br />
ausgelagertem Netzteil, das fantastisch<br />
klang und umgehend<br />
zum bes ten aller damaligen<br />
Vollverstärker gekürt wurde.<br />
Es war Zufall, dass ich gerade<br />
in dieser Ausgabe auch die<br />
Klirr-Theorie in <strong>stereoplay</strong> veröffentlichte.<br />
Der Emitter passte<br />
Der Autor: Hannes Maier<br />
Der routinierte Schwimmer<br />
kennt die Bedeutung<br />
von Kraft. Der<br />
Emitter hat genug davon.<br />
Der leidenschaftliche (und<br />
durchaus erfolgreiche) Funker<br />
hospitierte bei der HiFi Stereophonie,<br />
bevor er 1984 im<br />
Fahrwasser von Karl Breh zur<br />
<strong>stereoplay</strong> kam und hier zum<br />
unumschränkten Verstärker-<br />
Papst wurde. Maier, Jahrgang<br />
1950, entwickelte etliche<br />
Messungen und die noch<br />
heute für <strong>stereoplay</strong> elementare<br />
Klirr-Theorie. Seit 2012<br />
steht er in AUDIO-Diensten.<br />
da wie die Faust aufs Auge, verhielt<br />
er sich doch so, als wäre<br />
Schäfer Mitautor gewesen: Die<br />
Spalte: Die Klirroberwellen<br />
staffelten sich harmonisch<br />
schnell abfallend, so wie es sich<br />
bei der ausgiebigen Forschung<br />
zuvor als ideal erwiesen hat..<br />
Der hier getestete Emitter 2<br />
Exclusive ist viele Generationen<br />
später und hat das dickste Gedeck<br />
im ASR-Programm. Im<br />
Sommer soll es zwar noch<br />
dicker kommen (mit einem<br />
Kind, das noch keinen Namen<br />
hat), aber das ist Zukunftsmusik.<br />
Bleiben wir bei dem, was<br />
wir haben: dem größten Vollverstärker,<br />
der je im Hörraum<br />
stand, ein vierteiliger Verstärkerschrein<br />
mit drei Netzteilen:<br />
je eines für den linken und rechten<br />
Kanal der Leistungs-Sektion<br />
(je 32 Kilogramm) und ein<br />
Akku-Netzteil für die Eingangs-<br />
Sektion (26 Kilogramm).<br />
Ein eigenes Akku-Netzteil<br />
wofür? Für die Eingangssektion?<br />
Genau: Schäfer be zei ch net<br />
seine Emitter ja immer als Endstufen<br />
mit Pegelabschwächer.<br />
Das ist natürlich nur bedingt<br />
richtig. Bis 51 Dezibel (im Display)<br />
schwächt ein Mikroprozessor-gesteuertes<br />
Netzwerk<br />
aus 16 Relais das Signal in 71<br />
Stufen ab. Oberhalb des magischen<br />
51-Dezibel-Punktes<br />
muss das Signal trotz alledem<br />
verstärkt werden, bevor es an<br />
die langen Batterien von 20<br />
Endstufen-Transistoren weitergeleitet<br />
wird.<br />
137 Kilo High End<br />
Noch mehr Zahlen: Wenn man<br />
die 47 Kilo des eigentlichen<br />
Verstärkerblocks hinzurechnet,<br />
addieren sich die Bestandteile<br />
des Emitter 2 Exclusive auf 137<br />
Kilo feinstes High End – mit<br />
satt einrastenden Schaltern, mit<br />
in jahrzehntelanger Suche gefundenen<br />
Top-Bauteilen und<br />
einer Mechanik, die ihresgleichen<br />
sucht. Aber natürlich machen<br />
die drei Netzteile den<br />
Emitter 2 Exclusive so besonders.<br />
Es fragt sich nur: wozu<br />
der ganze Aufwand.<br />
Zum einen klingen Schaltungen<br />
immer besser, wenn die<br />
Netztrafos möglichst weit weg<br />
stehen. Vor allem aber geht es<br />
Schäfer hier um Stabilität, Stabilität<br />
und nochmals Stabilität.<br />
Die Laborwerte des Emitter 2<br />
Exclusive sind tatsächlich jenseits<br />
von Gut und Böse: Der<br />
Emitter 2 zeigt sich als extrem<br />
breitbandig. Mit seinem Verzerrungsverhalten<br />
toppt er seinen<br />
Urahn von 1985 um einiges:<br />
Der Oberwellenverlauf präsentiert<br />
sich noch schöner.. Was<br />
Laborchef Peter Schüller besonders<br />
strahlen ließ: Die Spannungs-<br />
und Stromlieferfähigkeit<br />
des Emitter war quasi in jeder<br />
(Phasen-)Lage perfekt. Schüller<br />
schwärmt: „Einen kraftvolleren<br />
Verstärker hatten wir noch nicht<br />
im Labor. Der große ASR ist<br />
stabil bis kurz vorm Kurzschluss<br />
und er schafft bis zu 1250 Watt<br />
Mu-sikleis tung (an 2 Ohm). “<br />
Und damit präsentiert er sich<br />
fast doppelt so stark wie der<br />
kleinere Emitter 1, den wir vor<br />
zwei <strong>Jahre</strong>n (Heft 4/11) getestet<br />
haben. Das zeigt jedenfalls, dass<br />
das zusätzliche Netzteil doch<br />
einiges bringt. Allerdings nimmt<br />
der große Emitter auch doppelt<br />
so viel Strom auf.<br />
Man sieht es seinen Kraftwerken<br />
zwar nicht an, aber<br />
Schäfer ist ein Ökostromer, der<br />
vorzugsweise Elektroauto fährt.<br />
Um den Strombedarf zu senken,<br />
hat er dem Emitter 2 zwei Betriebsmodi<br />
mit auf den Weg<br />
gegeben: Im Modus 1 laufen<br />
die Endstufen-Transistoren nur<br />
mit halber Betriebsspan-<br />
44<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de
ZUE R S T<br />
GE TE S TE T IN<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 45
HiFi-Legenden<br />
Vollverstärker<br />
ASR Emitter 2 Exclusive<br />
15000 Euro (Herstellerangabe)<br />
Vertrieb: ASR Audio Systeme<br />
Telefon: 02772 / 649880<br />
www.asraudio.de<br />
Der Emitter, so wie wir ihn kennen: groß, schwer und so perfekt aufgebaut, dass man gern durch den<br />
Plexiglasdeckel die Parade der Bauteile abnimmt. Schon ohne Netzteile wiegt der Emitter 47 Kilogramm.<br />
nung. Modus 2 ist klanglich<br />
besser, weil druckvoller.<br />
Im Hörtest nutzten wir vor<br />
allem den Betriebsmodus 2. Der<br />
Emitter beeindruckte mit einer<br />
ganz seltenen Form von Stabilität<br />
und Substanz im Klangbild.<br />
Griegs „Halle des Bergkönigs“,<br />
das letzte Stück unserer Titel-<br />
CD, hatte mit ihm einen solchen<br />
Schub, eine solche subsonische<br />
Energie, dass selbst die Referenz-Vor-/End-Kombination<br />
(Pass/Ayre) dagegen fast fahl<br />
wirkte – zumal der Emitter auch<br />
in den Mitten spektakulär farbig<br />
und dynamisch spielte. Im Vergleich<br />
zu den beiden amtierenden<br />
Referenz-Vollverstärkern,<br />
PADIS A1 und A2, zeigte<br />
sich der ASR als unerschöpfliches<br />
Energiebündel, das dank<br />
seines sensationellen Tieftonteppichs<br />
auch immer ein bisschen<br />
mehr Raumtiefe bot. Vor<br />
allem bei höheren Pegeln offenbarte<br />
der ASR eine Klangschönheit,<br />
die man selten findet. Nur<br />
bei geringeren Pegeln hatten die<br />
PADIS-Modelle eindeutige Vorteile,<br />
weil sie insgesamt etwas<br />
leichtfüßiger und noch flüssiger<br />
im Hochton aufspielten.<br />
Im Ausgust 1985 wurde der<br />
Emitter zum besten Verstärker<br />
der <strong>stereoplay</strong>-Geschichte. 28<br />
<strong>Jahre</strong> später gelingt dem Emitter<br />
2 Exclusive dieses Kunststück<br />
erneut. Nur muss er sich<br />
jetzt den Platz an der Sonne mit<br />
den beiden PADIS-Amps teilen.<br />
Hannes Maier ■<br />
Auslandsvertretungen siehe Internet<br />
Maße: B: 57 x H: 23 x T: 47 cm<br />
Gewicht: 47 + 2 x 32 +26 kg<br />
Messwerte<br />
Frequenzgänge<br />
6dB<br />
3dB<br />
0dB<br />
-3dB<br />
-6dB<br />
-9dB<br />
-12dB<br />
-15dB<br />
10Hz 100Hz 1kHz 10kHz 100kHz<br />
Extrem breitbandig. Frequenzgang ohne<br />
Abfall bis 100 Kilohertz . Perfekt.<br />
Klirr-Analyse (k2 bis k5 vs. Leistung)<br />
0dBV<br />
-20dBV<br />
-40dBV<br />
-60dBV<br />
-80dBV<br />
-100dBV<br />
-120dBV<br />
0,01W 0,1W 1W 10W 100W 1kW<br />
Perfektes Klirr- und Lastwechselverhalten:<br />
Die Abstände zwischen den<br />
Oberwellen bleiben konstant<br />
<strong>stereoplay</strong> Kompatibilitätsdiagramm<br />
Spannung 8Ω<br />
54,8 V<br />
Frequenzgang<br />
∆ 0,03 dB<br />
Strom an 3Ω<br />
25 A<br />
Leistung ohne Ende: Egal, ob Strom<br />
oder Spannung gefordert ist, der<br />
Emitter liefert – bis unter 2 Ohm.<br />
Sinusleistung 1 kHz, k = 1 %<br />
an 8/4 Ω:<br />
331/617 W<br />
Rauschabstand Line 115 dB<br />
Verbrauch Standby/Betrieb<br />
25/115 W<br />
Auch im Akku-gepufferten<br />
Netzteil für die<br />
Eingangsstufe<br />
überlässt Schäfer<br />
nichts dem Zufall:<br />
Obwohl der Akku-<br />
Strom der Panasonic-<br />
Akkus (rot) von Hause<br />
aus sauber ist, wird er<br />
hier über zwei Trafos<br />
plus Folienkondensatoren<br />
(blau) noch<br />
einmal gesiebt. In<br />
Hörpausen lädt<br />
eine digitale Regelelektronik<br />
die Akkus<br />
wieder auf.<br />
Bewertung<br />
Klang 60<br />
0 10 20 30 40 50 60 70<br />
Messwerte 10<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Praxis 6<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Wertigkeit 10<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Der Emitter 2 Exclusive schreibt<br />
die Erfolgsstory der ASR-<br />
Verstärker weiter. Souverän bei<br />
allen Leistungs- und Impedanzlagen<br />
(bis 1250 Watt an 2 Ohm!)<br />
wird dieser vierteilige, 137 Kilo<br />
schwere Wonneproppen <strong>stereoplay</strong>s<br />
neue Co-Referenz.<br />
<strong>stereoplay</strong> Testurteil<br />
Klang<br />
Abs. Spitzenklasse<br />
Gesamturteil<br />
sehr gut<br />
Preis/Leistung<br />
60 Punkte<br />
86 Punkte<br />
sehr gut<br />
46<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de
Wie alles begann: Ein Rückblick von ASR-Chef Friedrich Schäfer<br />
Ich war schon immer<br />
technisch interessiert.<br />
Wenn sich andere Leute<br />
abends mit schönen<br />
Romanen entspannen,<br />
lese ich Schaltpläne. So<br />
entwickelte ich schon<br />
während meines Betriebswirtschaftsstudiums<br />
unsere<br />
Phonostufe, die Basis (die<br />
es immer noch gibt) und<br />
eine ganze Reihe recht<br />
erfolgreicher Lautsprecher.<br />
Doch beim Verkaufen war<br />
ich immer ein bisschen zu<br />
schüchtern und deshalb<br />
nur wenig erfolgreich.<br />
Deshalb fragte ich meinen<br />
alten Schulfreund Michael<br />
Rompf, ob er das übernehmen<br />
wolle. Der konnte das.<br />
Er tat es und das Geschäft<br />
unter Schäfer & Rompf<br />
(Gründungsjahr 1980)<br />
funktionierte bis 1994<br />
hervorragend, obwohl er<br />
von unseren Geräten gar<br />
nicht so viel verstand...<br />
Aber dann verliebte er sich<br />
in amerikanische Motorräder<br />
und verkauft seitdem<br />
Harley Davidson. Ich<br />
änderte daraufhin den<br />
Namen in ASR Schäfer und<br />
führe seitdem das Geschäft<br />
allein.<br />
Den ersten Kontakt zur<br />
Fachpresse hatten wir mit<br />
<strong>stereoplay</strong>, die sowohl<br />
unsere Lautsprecher als<br />
auch die Phonostufe Basis<br />
ausgesprochen positiv<br />
testete. Das legte wohl den<br />
Grundstein dafür, dass<br />
<strong>stereoplay</strong> auch als erstes<br />
Magazin unsere bis dato<br />
völlig unbekannten Emitter-<br />
Verstärker vorstellte; das<br />
war im Sommer 1985. Der<br />
damals gerade ins <strong>stereoplay</strong>-Team<br />
aufgenommene<br />
Hannes Maier hatte den<br />
Test arrangiert, aber die<br />
leitenden Tester waren<br />
anfangs völlig lustlos. „Wieder<br />
so ein Riesen-Verstärker“,<br />
dachten sie wahrscheinlich<br />
und gaben sich<br />
nur wenig amüsiert. Ich<br />
fürchtete schon, das würde<br />
ein kompletter Reinfall<br />
werden. Immerhin durften<br />
wir den Emitter aufbauen<br />
und beim ersten Hören<br />
dabeibleiben.<br />
Es wurde dann ein ziemlich<br />
langer Abend – mit viel<br />
Der Meister vor zeitgnössischer Fototapete mit seinen neuesten Kreationen: Friedrich Schäfer,<br />
damals im <strong>Jahre</strong> 1977 20 Lenze alt, mit den Lautsprechern, die er neben seinem Betriebswirtschaftsstudium<br />
entwickelte<br />
Musik und noch mehr<br />
Hören. Vor allem Hannes<br />
Maier zeigte sich mehr und<br />
mehr begeistert. So sehr,<br />
dass er gleich einen anstehenden<br />
Kabeltest mit dem<br />
Emitter 1 machte und ihn<br />
zum ersten Vollverstärker<br />
der absoluten Spitzenklasse<br />
machte. Das war für uns<br />
ein Meilenstein.<br />
Von der Grundidee her ist<br />
dieser Emitter von 1985<br />
dem heutigen Emitter 2<br />
oder dem bald kommenden<br />
Emitter 3 (der wird so um<br />
die 22000 Euro kosten) gar<br />
nicht so unähnlich. Natürlich<br />
sind die Bauteile heute<br />
alle besser und Teillösungen<br />
sind auf das Feinste<br />
perfektioniert.<br />
Aber was sich wirklich<br />
gewandelt hat, ist mein<br />
Markt. Früher haben wir<br />
fast alle Geräte in Deutschland<br />
verkauft, heute mache<br />
ich 90 Prozent meines<br />
Geschäfts im Ausland.<br />
Es ist schon belustigend,<br />
dass ich, obwohl ich mein<br />
Abitur mit einem lausigen<br />
„mangelhaft“ in Englisch<br />
abgeschlossen habe, heute<br />
fast den ganzen Tag<br />
Englisch sprechen muss...<br />
Friedrich Schäfer ■<br />
Die 80er<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 47
HiFi-Legenden<br />
Lautsprecher<br />
Schlankheitskur<br />
In ihrer über 30-jährigen Geschichte hat die Quadral Vulkan viel an Breite<br />
und Gewicht verloren. An Klangfaszination hat sie erheblich gewonnen.<br />
Nein, ich schreibe sie nicht:<br />
die rührende Geschichte<br />
vom Jüngling, der sich die Nase<br />
an den Schaufenstern seiner<br />
HiFi-Händler plattdrückte und<br />
von richtigem High End träumte.<br />
Obwohl sie wahr wäre.<br />
Und auch die Vulkan wäre<br />
drin vorgekommen. Womit<br />
schon mal eine Antwort auf die<br />
Frage gegeben wäre, warum ich<br />
ausgerechnet diese Lautsprecherbox<br />
ausgesucht habe.<br />
Die zweite: Kollege Biermann<br />
kann sehr überzeugend<br />
sein, wenn es darum geht, einen<br />
bekennenden Elektrostaten-Fan<br />
zu einem dynamischen Lautsprecher<br />
zu überreden.<br />
Die dritte: Der Hochtöner ist<br />
keine elektrodynamische Kalotte,<br />
sondern ein „echtes Bändchen“<br />
– und kommt damit an<br />
die von mir bevorzugte Art heran,<br />
aus Wechselspannungen<br />
Musik zu machen.<br />
Der Autor: Lothar Brandt<br />
Er schätzt den Klang von<br />
Elektrostaten, findet aber<br />
auch Bändchen klasse:<br />
Lothar Brandt.<br />
Die vierte bildet in dieser<br />
Phalanx von Antworten die<br />
Speerspitze: Die Titan, die<br />
große Schwester, hatte ich in<br />
ihrer Inkarnation Generation<br />
VIII bereits für das Schweizer<br />
Magazin Home Electronics getestet<br />
und für überragend befunden.<br />
Weil der Mittel- und<br />
Hochtöner der Vulkan VIII R<br />
denen in ihren großen Verwandten<br />
entsprechen, durfte ich ähnlich<br />
Gutes erwarten. Zudem hat<br />
sie – wenn auch mit kleineren<br />
21-cm-Chassis – die Druckkammer-Reflex-Konstruktion<br />
für den frontal abgestrahlten<br />
Tieftonbereich übernommen.<br />
Wie alles begann<br />
Seine fröhlichen Urstände feierte<br />
der schon immer zweitgrößte<br />
Quadral-Lautsprecher<br />
bei <strong>stereoplay</strong> in Ausgabe 10/82.<br />
Die Titan war dort im Vorjahr<br />
Referenz bei den Passivboxen<br />
Lothar Brandt, Jahrgang 1961,<br />
absolvierte seine Ausbildung<br />
ab 1986 bei der motorpresse<br />
Stuttgart. Von Februar 1996<br />
bis August 2001 verantwortete<br />
er als geschäftsführender<br />
Redakteur die Geschicke von<br />
<strong>stereoplay</strong>, bevor er zu AUDIO<br />
übersiedelte. Der bekennende<br />
Analogfan und Musiksammler<br />
wechselte 2011 in die Schweiz,<br />
wo er auch das Magazin Home<br />
Electronics leitet.<br />
geworden. Dem Trio Dietrich<br />
Benn, Hans-Martin Burr und<br />
Joachim Reinert jedenfalls fiel<br />
an der Vulkan auf, dass sie wie<br />
ihre Schwester zur Bass-Kräftigung<br />
eine Transmissionline<br />
im Gehäuse-Inneren gefaltet<br />
hatte, dass sie einem Langhub-<br />
Konus-Mitteltöner den wichtigen<br />
Stimmbereich anvertraute<br />
und dass ein Bändchenhochtöner<br />
den im Messlabor ermittelten<br />
recht strammen Höhenanstieg<br />
zu verantworten hatte.<br />
So gipfelte der nicht sehr<br />
ausführliche Hörtest der damals<br />
immerhin 5200 Mark (Paarpreis)<br />
teuren Vulkan I (Basis-<br />
Preis der VW Gold 2 C zur<br />
Markteinführung 1983: 13490<br />
Mark) in dem Urteil: „kräftige,<br />
recht saubere Tieftonpassagen<br />
drangen mit Druck zum Hörer.<br />
... Die Vulkan gab Mitten und<br />
Höhen sehr gut wieder. ... Die<br />
Höhen brachte sie betonter als<br />
der englische Kandidat“ (gemeint<br />
war die eineinhalbmal so<br />
teure B&W 801F). Aus dem<br />
Test wurden die Leser mit dem<br />
Rat entlassen: „Deshalb ist vor<br />
dem Boxenkauf ein Hörtest<br />
beim Händler sehr wichtig, um<br />
persönliche Präferenzen zu berücksichtigen.“<br />
Wir nervten den Quadral-<br />
Händler in unserer kleinen<br />
Stadt, um unsere persönlichen<br />
Präferenzen zu berücksichtigen.<br />
So gewaltig die damalige Vulkan<br />
mit ihrer gigantischen<br />
Schallwand auf heutige Betrachter<br />
wirkt, kam sie uns damals<br />
nicht vor. Vielleicht, weil<br />
viele große Lautsprecher damals<br />
so groß waren. Der damalige<br />
Quadral-Entwickler Helmut<br />
Schaper jedenfalls freute<br />
sich: „Das viele Holz kommt<br />
eben gut an“. Die asymmetrische<br />
Positionierung und die<br />
Reihenfolge der Töner auf und<br />
in besagtem Holz, Tieftöner<br />
oben, Höchtöner unten, kamen<br />
uns freilich schon eigenartig<br />
vor. In der Tat blieb von den<br />
prägnanten Höhen, die man im<br />
Sitzen um die Ohren geweht<br />
bekam, nach dem Aufstehen<br />
nicht mehr ganz so viel übrig.<br />
Begriffe wie vertikale Bündelung<br />
fielen uns nicht dazu ein.<br />
Viel Bass ist nicht besser<br />
Klar freuten wir uns über den<br />
tatsächlich mächtigen Bass.<br />
Doch insbesondere denen, die<br />
Band-Erfahrung in den Händler-Hörraum<br />
mitbrachten, fiel<br />
dann doch auf, dass die Bassdrum<br />
und die tiefen Saiten eines<br />
Fender Precision da nicht so<br />
richtig mitkamen mit dem Rest<br />
der Instrumente. Die Vulkan<br />
erhitzte ein wenig die Gemüter<br />
und konnte mindestens einen<br />
glühenden Verehrer für sich gewinnen,<br />
bei uns anderen löste<br />
sie indes nicht wirklich Begeisterung<br />
aus.<br />
Das ist lange her. Die vielen<br />
<strong>Jahre</strong> seitdem bescherten uns<br />
die CD, die ernstzunehmenden<br />
Varianten des Mehrkanal-<br />
Sounds, etliche Rohrkrepierer<br />
der HiFi-Technik, den schon<br />
wieder abgeflauten Sturmlauf<br />
von MP3 und die digitale<br />
48<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de
ZUE R S T<br />
GE TE S TE T IN<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 49
HiFi-Legenden<br />
Lautsprecher<br />
Der Schalter am stabilen<br />
Bi-Wiring-Anschlussfeld bietet<br />
die Möglichkeit der Hochton-<br />
Anpassung an Raum und<br />
Geschmack.<br />
Vernetzung. Lautsprecherboxen<br />
brauchten und brauchen wir<br />
immer. Und immer gab es irgendeine<br />
Vulkan.<br />
Schon 1983 folgte die II mit<br />
dem Magnetostaten Technics<br />
TH-400 als „Bändchen“, 1986<br />
vom TH-800 in der III abgelöst.<br />
Das Gewicht betrug jetzt schon<br />
70 Kilogramm pro Stück (I: 55<br />
kg), in der Höhe war sie von<br />
1,16 auf 1,23 Meter gewachsen.<br />
Die IV ragte schon 1,30 Meter<br />
auf, <strong>stereoplay</strong> testete sie in<br />
Heft 1/90. Ich war inzwischen<br />
Testredakteur bei AUDIO.<br />
Die Vulkan traf ich so zufällig<br />
wieder – und da hatte sich<br />
doch einiges getan. Den Vulkan-Ausbruch<br />
aus der bisherigen<br />
Bestückungs-Philosophie,<br />
der sich 1993 mit der V (Test<br />
in <strong>stereoplay</strong> 10/1993) ereignete,<br />
bekam ich wieder nur von<br />
außen mit.<br />
2000 dann der totale Umbruch,<br />
optisch wie technisch,<br />
mit der VI: unten zwei hinter<br />
Gittern sitzende Tieftöner, darüber<br />
nehmen zwei Mitteltöner<br />
eine Hochtonkalotte in die Mitte.<br />
Auch wenn <strong>stereoplay</strong> in<br />
5/2000 extrem fair blieb: Das<br />
war doch keine Vulkan mehr...<br />
Die Fans wandten sich ab, Quadral<br />
geriet in schweres Wetter.<br />
Und kam da auch mit einem<br />
neuerlichen formalen Befreiungsschlag<br />
nicht raus.<br />
Über das Zipfelmützen-Design<br />
der VII breiten alte Quadralos<br />
am liebsten den Mantel<br />
des Schweigens aus, obwohl<br />
das Ding tatsächlich nicht<br />
Die beiden<br />
21-Zentimeter-<br />
Bässe arbeiten auf<br />
ein stattliches<br />
Bassreflex-Rohr<br />
auf der Rückseite.<br />
Dies offenbart<br />
auch, dass die<br />
Vulkan VIII R mit<br />
bester Innenverdrahtung<br />
aufwartet.<br />
Die Verbindungen<br />
vom<br />
französischen<br />
Hersteller Real<br />
Cable hat Quadral<br />
klassisch auch<br />
konfektioniert im<br />
Programm.<br />
schlecht klang. Es kam, wie es<br />
kommen musste: Generation<br />
VIII für 6500 Euro Paarpreis sah<br />
wieder ganz anders aus.<br />
Die beste aller Vulkane<br />
Und nun ist die VIII R wie revised<br />
da – für 8000 Euro. Wie<br />
die Schwester Titan hat auch<br />
sie nicht mehr viel mit den Altvorderen<br />
gemein, außer, dass<br />
sie ein Lautsprecher, diesmal<br />
mit „echtem“ Bändchen ist.<br />
Doch beim Hörtest zeigte<br />
sich, dass sie der aktuellen Verwandtschaft<br />
keine Schande<br />
macht. Was da an Oberton-Auflösung<br />
herauskam, war vom<br />
Feinsten. Egal, ob ein fauchendes<br />
Crash-Becken oder eine<br />
wehmütige Geige: Jeder Charakter<br />
kam zu seinem Recht.<br />
Erstaunlich auch die gelungene<br />
Anbindung vom Bändchen an<br />
den Mittelton-Konus mit seiner<br />
aus Aluminium, Titan und Magnesium<br />
legierten Membran.<br />
Diese schwingt auch bei den<br />
beiden 21-Zentimeter-Bässen,<br />
die sehr präzise dafür sorgten,<br />
dass Stimmen auch stimmig mit<br />
Brustkorb klangen. Oft wird<br />
vergessen, dass der Grundtonbereich<br />
tief im Arbeitsbereich<br />
dieser Fundamentalisten gründet.<br />
Gemessen an der Vorgängerin<br />
ist diese Vulkan druckvoller,<br />
authentischer, viel dichter<br />
dran an der Musik. Sie spielt<br />
im besten Sinne neutral und<br />
macht richtig viel Spaß – da<br />
möge man einfach nur einmal<br />
ein gut aufgenommenes Schlagzeugsolo<br />
auflegen und wird so<br />
schnell keine Box in dieser<br />
Preisklasse finden, die das besser<br />
kann.<br />
Riss sie mich damals keineswegs<br />
vom Hocker, kann ich<br />
mich heute gewaltig für diesen<br />
Vulkan erwärmen. Wozu so eine<br />
jahrzehntelange, an Irrwegen<br />
nicht arme Entwicklung doch<br />
gut ist... Lothar Brandt ■<br />
Aurum Vulkan VIII R<br />
8000 Euro (Herstellerangabe)<br />
Vertrieb: Quadral, Hannover<br />
Telefon: 0511 / 79040<br />
www.aurumspeakers.com<br />
Auslandsvertretungen siehe Internet<br />
Maße: B: 28 x H: 122 x T: 50 cm<br />
Gewicht: 78 kg<br />
Aufstellungstipp: frei, Hörabstand<br />
ab 2,5 m, normal- und hochbedämpfte<br />
Räume ab 25 m²<br />
Messwerte<br />
Frequenzgang & Impedanzverlauf<br />
Erkennbare Grundtonsenke, darüber<br />
perfekt ausgewogen. Auch die Impedanz<br />
liegt stabil um 4 Ohm.<br />
Pegel- & Klirrverlauf 85-100 dB SPL<br />
Quadral Vulkan VIII R<br />
Pegel- & Klirrverlauf<br />
110 dB<br />
85 dB 90 dB 95 dB 100 dB<br />
100 dB<br />
90 dB<br />
80 dB<br />
70 dB<br />
60 dB<br />
50 dB<br />
20 Hz 50 Hz 100 Hz 200 Hz 500 Hz 1 kHz 2 kHz 5 kHz<br />
Sehr niedrige Verzerrungswerte im<br />
gesamten Mess-Bereich<br />
<strong>stereoplay</strong> Kompatibilitätsdiagramm<br />
Spannungsbedarf<br />
3,1 4,2 V<br />
Impedanz-∆<br />
3,2-8 3,9-6 Ω<br />
Strombedarf<br />
Kommt mit wenig Spannung und<br />
niedriger Stromlieferung aus.<br />
Untere Grenzfreq. -3/-6 dB <strong>35</strong>/29 Hz<br />
Maximalpegel<br />
110,5 dB<br />
Bewertung<br />
13 13 12 13 11<br />
Natürlichkeit<br />
Feinauflösung<br />
Grenzdynamik<br />
Bassqualität<br />
Abbildung<br />
1,1 X,X A<br />
Klang 62<br />
0 10 20 30 40 50 60 70<br />
Messwerte 9<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Praxis 5<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Wertigkeit 8<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Die erste Vulkan aus dem <strong>Jahre</strong><br />
1982 setzte Maßstäbe, die Vulkan<br />
VIII R macht es erneut. Sie<br />
ist eine hochneutrale und äußerst<br />
dynamische Box, die bei<br />
jeder Art von Musik wunderbar<br />
lebendig und fein klingt. Zudem<br />
nur wenig watthungrig.<br />
<strong>stereoplay</strong> Testurteil<br />
Klang<br />
Absolute Spitzenklasse 62 Punkte<br />
Gesamturteil<br />
sehr gut<br />
84 Punkte<br />
Preis/Leistung überragend<br />
50<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de
Im Schatten der Titan: Interview mit Edmond Semmelhaack<br />
Der heutige Quadral-Geschäftsführer<br />
Edmond Semmelhaack<br />
ist seit 1976 im Unternehmen.<br />
<strong>stereoplay</strong>: Die Vulkan ist<br />
über die Zeit gesehen die<br />
erfolgreichste Box von<br />
Quadral. Wie kommt man<br />
auf die Idee, eine solche,<br />
doch gar nicht alltägliche<br />
Box zu entwickeln?<br />
E. Semmelhaack: Mitte der<br />
70er-<strong>Jahre</strong> lag der Fokus von<br />
All Akustik – so hieß die Firma<br />
ja damals – vor allem auf den<br />
Marken Luxman und Micro<br />
Seiki. Lautsprecher spielten<br />
nur eine Nebenrolle, was man<br />
auch daran sehen kann, dass<br />
Quadral erst 1978 gegründet<br />
wurde.<br />
Allerdings wollte der damalige<br />
Geschäftsführer Heinz Dieter<br />
Hoffmann schon früh eine<br />
echte Referenz, um die Qualitäten<br />
von Luxman und Micro<br />
aufzuzeigen. Es war Helmut<br />
Schaper, der uns damals von<br />
seinem Titan-Konzept überzeugt<br />
hat und ohne den das<br />
Projekt High-End-Boxen von<br />
Quadral niemals möglich gewesen<br />
wäre.<br />
<strong>stereoplay</strong>: Und die Titan<br />
war von anfang an als<br />
Transmissionline konzipiert?<br />
E. Semmelhaack: Ja, damals<br />
gab es im Grunde ja nur zwei<br />
Richtungen: 1. Deutsch, mit<br />
Bassreflex-Bass und Hochtonkalotte<br />
oder 2. Englisch,<br />
gern mit Transmissionline-<br />
Bass. Die Bändchen waren zu<br />
der Zeit noch richtig exotisch<br />
neu. Das machte uns zusätzlich<br />
interessant. Und alle<br />
wollten eben diesen mächtigen<br />
Bass...<br />
Der große Erfolg der Titan –<br />
an dem <strong>stereoplay</strong> übrigens<br />
nicht ganz unschuldig ist –<br />
stellte uns anfangs vor echte<br />
Probleme. Wir konnten sie<br />
kaum verschicken und aus<br />
purer Verzweiflung bin ich<br />
selbst mit dem Bus durch die<br />
Gegend gefahren und habe<br />
die Titans ausgeliefert.<br />
<strong>stereoplay</strong>: Verständlich, wer<br />
viele schwere Boxen schleppen<br />
muss, der wünscht sich<br />
eine kleine Titan...<br />
E. Semmelhaack: Genau so<br />
war es. Helmut Schaper entwickelte<br />
daraufhin die Vulkan,<br />
die bis zur Generation 6 immer<br />
die miniaturisierte Schwester<br />
der Titan blieb – sich aber<br />
fünfmal besser verkaufte.<br />
<strong>stereoplay</strong>: Da stellt sich die<br />
Frage, ob es bei so vielen,<br />
über die <strong>Jahre</strong> verkauften<br />
Vulkan-Boxen noch die<br />
Möglichkeit zur Reparatur<br />
der alten Helden gibt?<br />
E. Semmelhaack: Ja, wir treiben<br />
da großen Aufwand. Wir<br />
ersetzen Membranen, Sicken<br />
oder Bändchenfolien; der Verschleiß<br />
über die <strong>Jahre</strong> ist doch<br />
hörbar und manche Leute<br />
wollen sich einfach nicht von<br />
ihren Schätzchen trennen.<br />
<strong>stereoplay</strong>: Was meinen Sie<br />
selbst zur Evolution der<br />
Vulkan: Kann man die<br />
Unterschiede der einzelnen<br />
Generationen hören?<br />
E. Semmelhaack: Aber sicher.<br />
Früher haben wir tagelang<br />
gehört, gehört gehört. Heute<br />
kann man viel mehr simulieren<br />
und viel besser messen. Die<br />
Der damalige Entwickler Helmut<br />
Schaper war Mastermind hinter<br />
Titan und Vulkan.<br />
VIII R ist zweifelsohne die<br />
beste Vulkan aller Zeiten.<br />
<strong>stereoplay</strong>: Bei einer so<br />
langen Geschichte gibt es<br />
doch sicherlich viele<br />
Anekdoten, die um die<br />
Vulkan ranken, oder?<br />
E. Semmelhaack: Na ja, das<br />
„Lustigste“ kam aus Ihrem<br />
Haus, vom Schwestermagazin<br />
AUDIO; der damalige Chefredakteur<br />
verglich die Vulkan<br />
mit der Papp-Box Charly und<br />
meinte, die Charly sei wenigstens<br />
genauso gut. Wir fanden<br />
das gar nicht lustig, aber die<br />
Kenner haben sich prächtig<br />
amüsiert...<br />
Die Erfolgsgeschichte auf einen Blick: Bis in die 6. Generation war die Vulkan immer eine maßstabsgetreue verkleinerte Version der<br />
mächtigen Titan. Mit der 7. Generation brach diese Tradition, die aber heute wieder gelebt wird. Aufällig: Die Vulkans – das gilt natürlich<br />
auch für die großen Titan-Schwestern – wurden im Laufe der Zeit immer schlanker.<br />
Die 80er<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 51
HiFi-Legenden<br />
Endstufe<br />
Ahnen-Galerie<br />
Sie heißen Evolution, doch eigentlich sind diese Monos eine Revolution<br />
in vielen Schritten: Vom analogen MOSFET zum Schaltverstärker,<br />
von einem Selbstbauprojekt zu feinem High End mit umschaltbarer<br />
Klirr- und Klangcharakteristik. Ihre Historie führt zur Messlabor- und<br />
Elektronikerszene der 1980er – und zu den Blauen Seiten von <strong>stereoplay</strong>!<br />
Der Autor: Malte Ruhnke<br />
Er steht auf Aktivboxen,<br />
5.1 und Vintage-HiFi;<br />
grast gern Flohmärkte<br />
nach Quadro-LPs ab.<br />
Mit offiziell 23 Dienstjahren,<br />
in denen die Mono-<br />
Verstärker von AVM gebaut<br />
werden, zählen sie noch nicht<br />
zu den Oldies unter den ewigen<br />
HiFi-Geräten. Auch legt die<br />
neue Version MA3.2 die Verwandtschaft<br />
zu ihren Urahnen<br />
nur in Teilbereichen offen, so<br />
deutlich wurden Schaltungskonzept<br />
und Leistungsmerkmale<br />
im Laufe der <strong>Jahre</strong> verbessert.<br />
Und doch sind die Monos im<br />
eleganten Halbformat ein Stück<br />
HiFi-Geschichte. Nicht nur,<br />
weil sie in den gigantomanischen<br />
1990er-<strong>Jahre</strong>n gezeigt<br />
haben, dass in Deutschland gefertigtes<br />
High End auch klein,<br />
fein klingend und bezahlbar<br />
sein kann. Nein, es ist auch die<br />
Genese der Vorgänger, die den<br />
AVMs einen Platz in den Geschichtsbüchern<br />
sichert.<br />
So waren die Entwicklung<br />
und die Abstimmung der Ur-<br />
Monos ein über Monate angelegtes<br />
öffentliches Projekt, ein<br />
Selbstbaukurs im Rahmen der<br />
„Blauen Seiten“ von <strong>stereoplay</strong>.<br />
Günter Mania, der geistige Vater<br />
aller Versionen, öffnete ohne<br />
Scheu den Blick in sein Labor,<br />
seine Trickkiste und alle Schaltpläne<br />
und ließ die Leser teilhaben.<br />
Und das <strong>Jahre</strong>, bevor es<br />
das Internet, Wikipedia und<br />
Er sog die Musikbegeisterung<br />
mit der Muttermilch auf, stand<br />
sogar selbst als Chorsänger<br />
auf der Opernbühne, und fand<br />
doch die väterliche HiFi-Anlage<br />
noch faszinierender. Das<br />
beeinflusste die Studienwahl<br />
(Wirtschaft und Medientechnik),<br />
machte ihn zum Boxenexperten<br />
bei AUDIO und Leiter<br />
von AUDIOphile, bevor er als<br />
stellvertretender Chefredakteur<br />
zu <strong>stereoplay</strong> wechselte.<br />
diverse Selbstbau-Foren gab.<br />
Etliche Leser folgten seinen<br />
Empfehlungen und bauten in<br />
den späten 80er-<strong>Jahre</strong>n ihr eigenes<br />
Pärchen Mono-Amps,<br />
ganz im Sinne des damaligen<br />
Trends zu selbstgebauten HiFi-<br />
Komponenten, der sich keineswegs<br />
auf Boxen beschränkte.<br />
Erst 1990 bot Mania die dann<br />
M1 genannten Blöcke auch als<br />
Fertigprodukte an, bestückte sie<br />
allerdings deutlich edler als die<br />
DIY-Version.<br />
Von klassisch zu modern<br />
Das Format der Mono-Riegel<br />
hat sich mit der aktuellen Version<br />
MA3.2 kaum geändert, ist<br />
sogar etwas schmaler geworden.<br />
Im Inneren fallen zwei Dinge<br />
auf: erstens das nun deutlich<br />
mehr Raum füllende Netzteil<br />
mit einem vergossenen, riesigen<br />
Ringkerntrafo und dafür deutlicher<br />
weniger Siebelkos. Zweitens:<br />
Statt eines Quartetts Feldeffekttransistoren<br />
in der Ausgangsstufe,<br />
die den Stromfluss<br />
auf althergebrachte Weise regeln,<br />
arbeitet in der MA3.2 eine<br />
Schaltverstärkerkonstruktion,<br />
bei der die Endtransistoren keine<br />
analoge Signalverstärkung<br />
mehr vornehmen, sondern das<br />
Musiksignal als gepulste Folge<br />
von Schaltvorgängen mit anschließender<br />
Filterung wieder<br />
synthetisieren. Laut Erfinder<br />
Mania ein heute gangbarer Weg<br />
auch zu höchsten Klangweihen,<br />
wenn man einige Rahmenbedingungen<br />
beachtet.<br />
Dazu gehört zum Beispiel<br />
die unbedingte Stabilität der<br />
Stromversorgung, die Mania<br />
ausdrücklich einem klassischen<br />
Netzteil überlässt und keiner<br />
Schaltlösung. Der Ringkern<br />
mobilisiert samt Stabilisierung<br />
und Siebung eine Leistungszufuhr<br />
von 750 Watt, obwohl die<br />
Endstufe selbst „nur“ 420 Watt<br />
abgibt. Das stellt aber laut Mania<br />
sicher, dass auch im oberen<br />
Leistungsbereich die Verhältnisse<br />
konstant bleiben und sich<br />
das Klirrverhalten bei Last- und<br />
Leistungswechsel nicht oder<br />
nur linear ändert.<br />
Damals wie heute schwört<br />
er auf eine nur leichte Gegenkopplung,<br />
die lediglich grobe<br />
Fehler durch einen Vergleich<br />
zwischen Eingangs- und Ausgangssignal<br />
nivelliert, aber vom<br />
Lautsprecher induzierte Spannung<br />
nicht als Anlass zu sinnlosen<br />
Verschlimmbesserungen<br />
nimmt. Eine Besonderheit hierbei:<br />
Die Charakteristik der Gegenkopplung<br />
und mit ihr der<br />
laut Mania klangrelevante Klirr,<br />
lässt sich dreistufig umschalten;<br />
zwischen einer „blitzsauberen“,<br />
praktisch klirrfreien und im<br />
52<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de
ZUE R S T<br />
GE TE S TE T IN<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 53
HiFi-Legenden<br />
Endstufe<br />
AVM MA3.2<br />
5000 Euro (Paar lt. Hersteller)<br />
Vertrieb: AVM, Malsch<br />
Telefon: 0 72 46 / 42 85<br />
www.avm-audio.de<br />
Auslandsvertretungen siehe Internet<br />
Moderne Endstufe mit Schaltverstärkung,<br />
kombiniert mit<br />
einem klassischen analogen<br />
Netzteil – das ist das Rezept der<br />
MA3.2. Der riesige Ringkerntrafo<br />
ist gegen Resonanzen<br />
komplett vergossen.<br />
Maße: B: 21 x H: 10 x T: 38 cm<br />
Gewicht: 12 kg<br />
Messwerte<br />
Frequenzgänge<br />
6dB<br />
3dB<br />
0dB<br />
-3dB<br />
-6dB<br />
-9dB<br />
-12dB<br />
-15dB<br />
10Hz 100Hz 1kHz 10kHz 100kHz<br />
Ausgewogen und laststabil mit<br />
sanftem Rolloff oberhalb 20 kHz<br />
Klirr-Analyse (k2 bis k5 vs. Leistung)<br />
0dBV<br />
Labor überlegenen Variante und<br />
zwei anderen mit leicht erhöhter,<br />
aber musikalischerer<br />
Obertonverteilung.<br />
Brüder im Geiste<br />
Kann eine Schaltendstufe aber<br />
wirklich so musikalisch, warm<br />
und „analog“ klingen wie eine<br />
aus klassischen MOSFETs?<br />
Schon in der Betriebsart „clean“<br />
(also messtechnisch klirrarm)<br />
straften die MA3.2 jedes Vorurteil<br />
über „harten Digitalklang“<br />
Lügen. Bei Händels „Messias“<br />
(deutsche Fassung, dirigiert von<br />
Katzschner) offenbarten sie eine<br />
herausragend lebendige und<br />
musikalisch feinziselierte Tonalität.<br />
Allenfalls einen Tick zu<br />
viel Genauigkeit in den Höhen<br />
konnte man ihnen in der Kombination<br />
mit der hier eher<br />
schlank und präzise aufspielenden<br />
B&W 802 Diamond<br />
attes tieren – vor allem, als es<br />
bei Dire Straits‘ „Brothers in<br />
Arms“ (SACD-Version) lauter<br />
wurde. Beeindruckend kraftvoll<br />
und präzise im Timing schlugen<br />
die Schlagzeuganschläge von<br />
„Money For Nothing“ ein, völlig<br />
schlackenfrei und sauber<br />
folgte die AVM den Gitarren.<br />
Begrenzungen bei Leistung<br />
oder Stabilität kannte die MA<br />
3.2 nicht – bis zur Leistungsgrenze<br />
war sie voll da.<br />
Hier schlug die Stunde der<br />
umschaltbaren Klangcharakteristik:<br />
In der Stellung „smooth“<br />
klang die Stimme eine Spur lockerer,<br />
in „clean“ etwas prägnanter.<br />
Im Normalbetrieb ein<br />
absolut subtiler Unterschied,<br />
der aber gerade bei der Anpassung<br />
an verschiedene Lautsprecher<br />
das i-Tüpfelchen sein kann.<br />
Und der beweist: Bei AVM wird<br />
nicht nur mit dem Messgerät<br />
entwickelt. Die aktuellen Monos<br />
klingen grandios – unabhängig<br />
von Musik, Pegel und<br />
Box. Malte Ruhnke ■<br />
-20dBV<br />
-40dBV<br />
-60dBV<br />
-80dBV<br />
-100dBV<br />
-120dBV<br />
0,01W 0,1W 1W 10W 100W 1kW<br />
Gleichmäßig verlaufende und dominante<br />
Klirrkomponente k3 (rot) mit<br />
perfektem Lastwechselverhalten<br />
<strong>stereoplay</strong> Kompatibilitätsdiagramm<br />
Spannung 8Ω<br />
43,8 V<br />
Frequenzgang<br />
∆ 0,15 dB<br />
Strom an 3Ω<br />
14,1 A<br />
Wird mit hoher Spannung, hohem<br />
Strom und bester Laststabilität auch<br />
anspruchsvollsten Boxen gerecht<br />
Sinusleistung 1 kHz, k = 1 %:<br />
an 8/4 Ω<br />
240/430 W<br />
Rauschabstand XLR 103 dB<br />
Verbrauch Standby/Betrieb 1,3/17 W<br />
Bewertung<br />
Klang 56<br />
XLR-Eingänge und<br />
doppelte Speaker-<br />
Klemmen erleichtern<br />
die Anschlüsse.<br />
Die dreifach<br />
schaltbare Sound-<br />
Charakteristik lädt<br />
den Hörer zum<br />
Experimentieren ein.<br />
0 10 20 30 40 50 60 70<br />
Messwerte 9<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Praxis 7<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Wertigkeit 8<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Analog und transparent klingende<br />
Monos, die mit wunderbarer<br />
Auflösung und beinahe<br />
grenzenlosen Leistungsreserven<br />
aufwarten. Subtil umschaltbare<br />
Klirr- und Klangcharakteristik.<br />
<strong>stereoplay</strong> Testurteil<br />
Klang<br />
Absolute Spitzenkl.<br />
Gesamturteil<br />
überragend<br />
Preis/Leistung<br />
56 Punkte<br />
80 Punkte<br />
überragend<br />
54<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de
Evolution der Evolution<br />
Die Geschichte von Entwickler<br />
Günther Mania und <strong>stereoplay</strong> war<br />
schon verbunden, bevor die<br />
ersten Mono-Endstufen die<br />
Fabrikationshallen in Malsch<br />
verließen: Er war Leiter des<br />
Karlsruher Messlabors von<br />
HiFi-Stereophonie und <strong>stereoplay</strong>,<br />
und gründete 1986 mit einem<br />
Teilhaber die Audio Video Messtechnik<br />
GmbH. Das resultierende<br />
Kürzel AVM wurde übrigens erst<br />
viel später als<br />
„Audio Video<br />
Manufaktur“ interpretiert.<br />
1988 nahm der<br />
Entwickler die Leser<br />
von <strong>stereoplay</strong> auf<br />
einen einmaligen<br />
Kurs mit: Im Rahmen<br />
der „Blauen Seiten“,<br />
auf denen Experten<br />
komplexe technische<br />
Zusammenhänge<br />
vorstellten, erklärte Mania<br />
Schritt für Schritt die Entwicklung<br />
der einzelnen Schaltungen und<br />
Aufbau sowie Abstimmung einer<br />
kompletten Mono-Endstufe, die<br />
anschließend jeder Leser selbst<br />
nachbauen konnte. Was etliche<br />
auch taten – erst mit<br />
Komponenten aus den<br />
Elektronik-Shops, später<br />
in Form der Bausätze,<br />
die AVM unter eigenem<br />
Namen quasi als<br />
Nebengeschäft vertrieb.<br />
Die Monos klangen so<br />
gut, dass auch der<br />
Markt für Fertiggeräte<br />
danach verlangte, und<br />
schon 1990 erblickten<br />
sie unter dem Namen M1 das Licht<br />
des HiFi-Marktes. Insgesamt<br />
wurden die verschiedenen Generationen<br />
dieser Monos mehr als<br />
20000-mal gebaut und sind heute<br />
auf dem Sammlermarkt dennoch<br />
gesucht wie Raritäten.<br />
REFERENZ<br />
SELECTION<br />
FÜR KLANG,<br />
DER UNTER DIE<br />
HAUT GEHT<br />
Erleben und hören Sie unsere Referenz<br />
Selection Kabel auf der High End<br />
LIVE BEI<br />
AUDIO EXKLUSIV<br />
ELAC<br />
DENON<br />
NAD<br />
REVOX<br />
T+A<br />
Halle 3<br />
Stand C08<br />
www.in-akustik.de/referenzselection
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de<br />
Titel-CD Spezial Einleitung<br />
HiRes hausgemacht<br />
Analoge Schätze hochauflösend digitalisieren: <strong>stereoplay</strong> zeigt Ihnen,<br />
wie man LPs, Tonbänder und Co. in die digitale Welt konvertiert.<br />
Und liefert neun Beispiele gleich mit: die Titel-CD Vinyl Classics Vol.1!<br />
Der Reiz des highendigen<br />
Streamings liegt sicher<br />
auch in der Tatsache begründet,<br />
dass man mit Formaten wie<br />
PCM 24/96 heute Studioqualität<br />
bequem zu Hause wiedergeben<br />
kann, die vor wenigen <strong>Jahre</strong>n<br />
noch undenkbar war. Doch<br />
seien wir ehrlich: Das Angebot<br />
an entsprechenden Downloads<br />
ist noch nicht so breit, wie man<br />
sich das wünscht. Und ausgerechnet<br />
Ihre persönlichen Lieblingsaufnahmen<br />
sind nur als<br />
CD erhältlich?<br />
Analoge Schätze<br />
Sind sie oft gar nicht, das Gute,<br />
sprich Hochauflösende, liegt<br />
viel näher. Analoge Tonträger<br />
lagern in so manchem Schrank:<br />
zumeist auf LP, bei vielen erfahrenen<br />
High-Endern aber<br />
auch auf dem Tonband. Warum<br />
also nicht diese Quelle anzapfen<br />
und die darauf gespeicherte<br />
Musik in ein hochauflösendes<br />
Digitalformat übertragen?<br />
Das Handwerkszeug dazu<br />
dürfte großteils vorhanden sein:<br />
LP-Laufwerk, Phonovorstufe<br />
oder ein analoges Tonbandgerät<br />
sowie ein PC, der mit entsprechender<br />
Software die einzelnen<br />
Titel aufnimmt, von Störungen<br />
befreit und „taggt“, also nach<br />
User-Eingaben mit Metadaten<br />
versieht. Zum Digitalisieren der<br />
analogen Musiksignale fehlt als<br />
einziges Bindeglied nur noch<br />
Titel-CD Spezial Hintergrund: Tipps<br />
Vinyl goes digital<br />
Wer seine Vinyl-Schätzchen digitalisieren möchte, braucht neben<br />
Computer und Plattenspieler drei Dinge: Speicherplatz, Zeit und Geduld.<br />
Das sind die besten Voraussetzungen für gut klingende Überspielungen.<br />
Tipp 4: Sind Sie stolzer Besitzer einer top klingenden Analog-Kombi, sollten Sie auch das digitale<br />
Aufzeichnungsfenster weit genug öffnen – das heißt konsequent im 24/192-HiRes-Format aufnehmen,<br />
was den Speicherbedarf allerdings extrem ansteigen lässt. Wenn Sie in diese Kategorie<br />
einsteigen, sind die beiden auf den vorhergehenden Seiten getesteten A/D-Wandler genau das<br />
richtige Werkzeug.<br />
ie erste Frage lautet: Möch-<br />
Sie Ihre Platten mit Dten<br />
ordentlichem Klang mobil via<br />
iPod & Co. oder im Drahtlos-<br />
Netzwerk wiedergeben oder<br />
streben Sie höchstes, quasi analoges<br />
Qualitätsniveau zur High-<br />
Resolution-Wiedergabe mit<br />
dem Computer oder gar zu Archivzwecken<br />
an? Im ersten Fall<br />
haben Sie es relativ leicht, und<br />
auch der Aufwand hält sich in<br />
Grenzen: Besorgen Sie sich zunächst<br />
einmal eine einfache<br />
Recording-Software, die das<br />
Überspielen und Konfektionieren<br />
von Schallplatten oder Kassetten<br />
erleichtert – schon können<br />
Sie loslegen (vgl. Tipp 1).<br />
Weniger empfehlenswert<br />
sind dagegen die oft angebotenen<br />
USB-Plattenspieler: Sie<br />
versprechen zwar ein besonders<br />
einfaches Handling, aber wegen<br />
der meist fraglichen Qualität<br />
ihrer Abtaster könnten Ihre Platten<br />
ziemlich beansprucht werden<br />
(siehe Tipp 2).<br />
Erheblich aufwendiger wird<br />
es dagegen, wenn Sie absolute<br />
Top-Qualität anstreben. Das gilt<br />
nicht nur für das Equipment,<br />
das dann bereits auf der analogen<br />
Seite deutlich im fünfstelligen<br />
Preisbereich anzusiedeln<br />
ist. Mindestens ebenso wichtig<br />
wie bestes Equipment ist, dass<br />
Ihr Setup perfekt justiert ist<br />
(siehe Tipp 4) und zudem keine<br />
äußeren Störeinflüsse die Aufnahme<br />
beeinträchtigen können.<br />
Das gilt für Trittschall ebenso<br />
wie für eventuell auftretende<br />
Brumm-, Knister- oder Prasselstörungen,<br />
hervorgerufen durch<br />
ungünstige Erdung, nahe Dimmer<br />
oder Leuchtstofflampen.<br />
Auch wenn Sie es im HiFi-Alltag<br />
kaum merken – spätestens<br />
beim Überspielen werden Sie<br />
es hören und sich darüber ärgern.<br />
Jürgen Schröder ■<br />
Tipp 5: Sorgen Sie dafür, dass Ihr Laufwerk unbehelligt<br />
von Trittschall seine Runden drehen kann, damit es keine<br />
Rumpelgeräusche gibt. Sehr empfehlenswert ist eine<br />
Wandhalterung wie die Rega Wall Bracket (siehe Bild<br />
links). Ebenso wichtig ist die richtige Erdung von Laufwerk,<br />
Tonarm und Phono-Pre-Amp. Brummstörungen<br />
lassen sich gehörmäßig, aber auch mit dem Aussteuerungsmesser<br />
der Aufnahme-Software optimieren. Achten<br />
Sie auch auf elektrische Störfelder, die zum Beispiel von<br />
Leuchtstofflampen verursacht werden.<br />
Tipp 6: Checken Sie vorher die richtige Einstellung von Tonabnehmer und Tonarm. Perfektionisten<br />
optimieren das Zusammenspiel mithilfe der PC-Software Adjust+ (Download unter www.<br />
adjustplus.de, ab 250 Euro). Adjust+ erlaubt die sehr genaue Azimut-Justage des Tonabnehmers<br />
und mit ein wenig Erfahrung auch die VTA-Optimierung des Tonarms und die Skating-Kompensation.<br />
Die Kanal-Balance und der Phasengang lassen sich hierdurch ganz wesentlich verbessern<br />
Tipp 1: Eine relativ einfache, aber sehr praxisgerechte und zudem preiswerte<br />
und Übersprechen verringern.<br />
Software für Analog-Digital-Überspielungen ist VinylStudio (erhältlich für<br />
Mac und PC bei www.alpinesoft.co.uk für etwa 22 Euro). Zahlreiche<br />
Funktionen, zum Beispiel automatisches Starten beim Aufsetzen der Nadel,<br />
erleichtern den Umgang. Daneben bietet VinylStudio auch die Möglichkeit,<br />
Störgeräusche nachträglich zu entfernen. Die Aussteuerungsanzeige reagiert<br />
jedoch etwas zu träge – pegeln Sie daher eher vorsichtig aus.<br />
Tipp 7: Aufgezeichnet wird dann mit speziellen, maßgeschneiderten<br />
Programmen wie Pure Vinyl (für Mac,<br />
Download unter www.channld.com, 230 Euro), Amarra<br />
Vinyl (für Mac, zum Herunterladen unter www.sonicstudio.<br />
com, rund 300 Euro) oder auch mit dem kostenlosen<br />
Audacity (Mac oder PC, Download unter audacity.<br />
Tipp 2: Anstelle von USB-Plattenspielern empfiehlt<br />
sourceforge.net): Letzteres bietet zwar nur manuelles<br />
<strong>stereoplay</strong> in jedem Fall, in ein preisgünstiges, aber<br />
Konfektionieren der Files und nur eingeschränktes<br />
hochqualitatives Laufwerk nebst entsprechendem<br />
De-Clicking, eignet sich aber sehr gut zum Aufnehmen<br />
Abtaster zu investieren. Ein guter Einstieg ist der<br />
bis hinauf zu 384 Kilohertz und bietet zudem umfang-<br />
Pro-Ject Debut (Bild links), Preis: ab 300 Euro. Und die<br />
reiche Konvertierungsfunktionen.<br />
Phono-Vorstufe sollte man nicht vergessen. Die gibt es<br />
auch von Pro-Ject oder von NAD (PP2, Preis: 100 Euro).<br />
Tipp 8: Achtung, Aufnahme – Ruhe bitte! Um akustische Rückkopplungen ins<br />
Tipp 3: Ein vielfach unterschätztes Utensil ist die Plattenwaschmaschine.<br />
Laufwerk auszuschließen, sollten Sie während der Aufnahme ausschließlich mit<br />
Wenn Sie Ihre Schallplatten früher nass abgespielt haben, ist sie sogar<br />
Kopfhörer arbeiten – Lautsprecher sind absolut tabu. Mithilfe eines hochwertigen<br />
ein Muss. Leitungswasser, übliches Spülmittel und Spiritus als Reinigungsflüssigkeit<br />
sind nicht geeignet. Zu empfehlen ist Record Cleaning<br />
flüsse wesentlich einfacher und sicherer möglich als mit Lautsprechern. Damit Sie<br />
Kopfhörers wie dem Sennheiser HD 800 ist auch das Aufspüren eventueller Störein-<br />
Liquid, etwa L‘Arte du Son (zu bestellen unter www.fastaudio.com). Ein<br />
immer wissen, was Sie tatsächlich aufzeichnen, sollten Sie den Kopfhörer stets am<br />
guter Einstieg ist die Nitty Gritty Basic für etwa 200 Euro oder Sie lassen<br />
Computer (oder am daran angeschlossenen D/A-Wandler) anschließen.<br />
die Platten beim Händler waschen (Infos unter www.plattenwaschen.de).<br />
Test: 2 superbe A/D-Wandler, Seite 58 Tipps&Tricks zum LP-Abtasten, Seite 64<br />
64<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 65<br />
56<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de
ein A/D-Wandler, denn die in<br />
den meisten Rechnern oder inzwischen<br />
sogar in DJ-Plattenspielern<br />
eingebaute Soundkarte<br />
ist weder von der Qualität der<br />
Analogstufe noch von der Auflösung<br />
her für HiRes-Konvertierung<br />
geeignet.<br />
Zahlreiche Geräte mit Wurzeln<br />
aus dem Studiobereich,<br />
wo das A/D-Wandeln seit jeher<br />
zum Kerngeschäft gehört, bieten<br />
sich dafür an – sei es als<br />
Stand-alone-Digitalrekorder<br />
oder als sogenannter ADC<br />
(Analog-Digital-Converter) für<br />
den PC oder Mac. Doch auch<br />
viele ausgewiesene High-End-<br />
Manufakturen wie Ayre, Ayon<br />
und Musical Fidelity widmen<br />
sich mittlerweile dem Thema<br />
und bieten A/D-Wandler an<br />
oder integrieren solche in ihre<br />
Streamer, D/A-Wandler oder<br />
Musik-Server.<br />
<strong>stereoplay</strong> hat es ausprobiert<br />
und war ob der zu erreichenden<br />
Klangqualität begeistert. Legendäre<br />
LPs aus der Frühzeit<br />
der Stereophonie, von Harry<br />
Belafonte bis Miles Davis, haben<br />
wir für Sie digitalisiert und<br />
der Einfachheit halber auch auf<br />
CD konvertiert. Denn bei allem<br />
Enthusiasmus: Das HiRes-Konvertieren<br />
fürs heimische Netzwerk<br />
ist zeitaufwändig und benötigt<br />
etwas Erfahrung. Aber es<br />
lohnt sich.<br />
Malte Ruhnke ■<br />
Titel-CD: Die Entstehung, Seite 66 Titel-CD: Der Inhalt, Seite 68<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 57
Titel-CD Spezial A/D-Wandler<br />
Maßstab Ayre<br />
Dem Analog/Digital-Wandler kommt bei der digitalen Musikwiedergabe die<br />
Schlüsselrolle zu: Mit dem QA-9 präsentiert Ayre einen technisch recht<br />
unkonventionellen A/D-Konverter, der neue klangliche Maßstäbe setzt.<br />
Ausgelöst vor allem durch<br />
Computer Audio, haben<br />
externe D/A-Wandler in den<br />
letzten <strong>Jahre</strong>n geradezu enorme<br />
klangliche Fortschritte gemacht.<br />
Das wiederum führte dazu, dass<br />
sich Computer mittlerweile sogar<br />
in audiophil geprägter Umgebung<br />
einen festen Platz erobern<br />
konnten.<br />
Zu den D/A-Wandlern, die<br />
diese Entwicklung maßgeblich<br />
herbeigeführt haben, gehört der<br />
Ayre QB-9. Darum erstaunt es<br />
nicht, dass der HiFi-Spezialist<br />
aus Colorado in Sachen Computer<br />
Audio jetzt erneut Impulse<br />
setzt: So bildet der neue, knapp<br />
4000 Euro teure QA-9 das optisch<br />
beinahe identische Pendant<br />
zum berühmten QB-9 – als<br />
Analog/Digital-Wandler jedoch<br />
zu Hause auf der „anderen“ Seite<br />
des Computers. War schon<br />
Nicht „von der Stange“ präsentiert sich das Innenleben des QA-9. Der 12-stufige Eingangspegel-Wähler<br />
wirkt Zahnriemen-gekoppelt auf beide Kanäle – mittels Reinsilberkontakten und Präzisionswiderständen<br />
erfolgt die Verstärkungsumschaltung der Eingangsstufe (rechts unten) in Zwei-Dezibel-Schritten. Diese ist<br />
mit einzelnen Transistoren diskret aufgebaut und verzichtet vollständig auf negative Rückkopplung.<br />
58<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de
der QB-9 mit seinem asynchron<br />
und damit besonders Jitter-arm<br />
arbeitenden USB-Interface für<br />
hochwertige D/A-Wandler richtungsweisend,<br />
so liegt dem<br />
QA-9 nun wieder ungewöhnliches<br />
Gedankengut zugrunde.<br />
Seine Existenz verdankt er letztlich<br />
der Tatsache, dass Ayre-<br />
Mastermind Charles Hansen<br />
und sein Team über <strong>Jahre</strong> hinaus<br />
herauszufinden versuchten, warum<br />
Direct Stream Digital<br />
(DSD) allgemein als besonders<br />
herausragend empfunden wird,<br />
obwohl es vom reinen Informationsgehalt<br />
prinzipiell nicht<br />
besser dasteht als Multibit im<br />
HiRes-Format.<br />
Klangfalle Digitalfilter<br />
Nach Charles Hansens Auffasssung<br />
liegt der entscheidende<br />
Grund hierfür in der Tatsache,<br />
dass DSD bei derAufzeichnung<br />
vollständig auf Anti-Aliasing-<br />
Filter im Signalweg verzichten<br />
kann – was beim Multibit-Verfahren<br />
prinzipbedingt nicht<br />
ohne Weiteres möglich ist. Daher<br />
entwickelte Hansen für den<br />
QA-9 ein besonderes Digitalfilter<br />
(siehe Kasten unten).<br />
Analoge Signale nimmt der QA-9 über symmetrische XLR-Anschlüsse<br />
entgegen – Cinch-auf-XLR-Adapter werden mitgeliefert. Neben<br />
dem USB- gibt es auch einen AES/EBU-Digitalausgang.<br />
Das Herz des QA-9 ist der<br />
exklusive Zwei-Kanal-Wandlerchip<br />
AT1201 von Arda Technologies,<br />
der sich durch einen<br />
ungewöhnlich hohen Dynamikbereich<br />
von bis zu 124 Dezibel<br />
über die gesamte Bandbreite<br />
auszeichnet. Dabei setzte Ayre<br />
alles daran, dass sich der edle<br />
Chip im QA-9 so richtig wohlfühlt<br />
und seine Vorzüge voll<br />
ausspielen kann: Dafür waren<br />
die besten Bauteile und das<br />
feinste Leiterplattenmaterial<br />
gerade gut genug.<br />
Typisch Ayre ist auch die<br />
analoge Eingangsstufe, die aus<br />
vielen bipolaren Einzeltransistoren<br />
diskret aufgebaut ist und<br />
vollständig auf negative Rückkopplung<br />
verzichtet. Als spiegelsymmetrische<br />
Schaltung<br />
nimmt sie die Eingangssignale<br />
über XLR-Buchsen entgegen,<br />
sodass sich der QA-9 auch im<br />
Tonstudio wohlfühlt. Für solche<br />
Profi-Anwendungen gibt es ihn<br />
gegen 800 Euro Aufpreis auch<br />
mit Word-Clock-Ausgängen<br />
und DSD-Interface.<br />
Wie herausragend der QA-9<br />
klingt, können <strong>stereoplay</strong>-Leser<br />
auf der Heft-CD nachvollziehen.<br />
Sein volles Klangpoten zial<br />
entfaltet der Ayre aber erst bei<br />
HiRes-Files. Er zählt zu den<br />
besten A/D-Wandlern weltweit<br />
und ist fortan <strong>stereoplay</strong>s Maßstab<br />
in seiner Gattung.<br />
Jürgen Schröder ■<br />
Ayre QA-9<br />
4000 Euro (Herstellerangabe)<br />
Vertrieb: Sun Audio<br />
Telefon: 089 / 47 94 43<br />
www.sunaudio.de<br />
www.ayre.com<br />
Auslandsvertretungen siehe Internet<br />
Maße: B: 22 x H: 8 x T: 28 cm<br />
Gewicht: 3 kg<br />
Messwerte<br />
Frequenzgänge<br />
15dB<br />
15dB<br />
12dB<br />
9dB<br />
6dB<br />
3dB<br />
0dB 10Hz 100Hz 1kHz 10kHz 100kHz<br />
Im „Listen“-Modus weitreichender<br />
Frequenzgang mit sanftem Rolloff.<br />
Klirrspektrum<br />
-30dB<br />
-50dB<br />
-70dB<br />
-90dB<br />
-110dB<br />
-130dB<br />
-150dB<br />
20Hz 200Hz 2kHz 20kHz<br />
Geringer, unterhalb - 6 dBFs sehr geringer<br />
Klirr mit günstigem Spektrum.<br />
Jitterspektrum<br />
-80dB<br />
-90dB<br />
-100dB<br />
-110dB<br />
-120dB<br />
-130dB<br />
-<strong>35</strong>00Hz 11025Hz +<strong>35</strong>00Hz<br />
entfällt<br />
Das Digitalfilter im QA-9<br />
Rauschabst. XLR<br />
Eingangswiderstand XLR<br />
Verbrauch Standby/Betrieb<br />
115 dB<br />
2 MΩ<br />
–/10 W<br />
Anstelle eines herkömmlichen<br />
steilflankigen<br />
„Brickwall“-Filters, das<br />
deutliches Vor- und<br />
Nachschwingen (Ringing)<br />
an den Impulsflanken<br />
erzeugt, verwendet der<br />
QA-9 ein sogenanntes<br />
Moving-Average-Digitalfilter<br />
(Moving Average<br />
bedeutet „gleitender<br />
Mittelwert“) – bislang eher<br />
eingesetzt zur Trendanalyse<br />
von Aktienkursen. Bei<br />
diesem Filter verläuft der<br />
Übergang vom Durchlass-<br />
in den Sperrbereich zwar<br />
deutlich sanfter, dafür ist<br />
es frei von Vor- oder Nachschwingern.<br />
Die Dämpfung<br />
im Sperrbereich fällt jedoch<br />
nicht so drastisch<br />
aus wie bei herkömmlichen<br />
Filtern, daher spielt das<br />
Moving-Average-Filter<br />
seine Vorzüge speziell bei<br />
höheren Sampling-Frequenzen<br />
aus. Unterhalb<br />
von 96 kHz Abtastrate<br />
agiert der QA-9 steilflankiger,<br />
um Aliasing-Komponenten<br />
zu vermeiden.<br />
Um Gleichspannungkomponenten<br />
im Signal zu<br />
verhindern, verwenden die<br />
meisten A/D-Wand ler ebenfalls<br />
steilflankige und damit<br />
Ringing-behaftete Hochpassfilter.<br />
Nicht so der Ayre<br />
QA-9, der hier abermals<br />
auf das Moving-Average-<br />
Prinzip setzt: Hierzu wertet<br />
er mehrere Tausend<br />
Samples aus und addiert<br />
erst bei vorhandenen<br />
Gleichspannungsanteilen<br />
entsprechende Korrektur-<br />
Bits.<br />
Bewertung<br />
Klang (16/44,1 / 24/96 / 24/192) 65<br />
0 10 20 30 40 50 60 70<br />
Messwerte 9<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Praxis 8<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Wertigkeit 9<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Technisch anspruchsvoller,<br />
puristisch konzipierter A/D-<br />
Wandler, der mit phänomenal<br />
natürlichem, feingliedrigem und<br />
völlig unangestrengtem Klang<br />
neue Maßstäbe setzt. Optional<br />
erhältlich ist ein DSD-Ausgang.<br />
<strong>stereoplay</strong> Testurteil<br />
Klang (16/44,1 / 24/96 / 24/192)<br />
Abs. Spitzenkl. 65 Punkte<br />
Gesamturteil<br />
überragend<br />
91 Punkte<br />
Preis/Leistung überragend<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 59
Titel-CD Spezial A/D-Wandler<br />
Wandlungsfähig<br />
Äußerst flexible Einsatzmöglichkeiten, umfangreiche Ausstattung und hervorragender<br />
Klang machen den A/D-Wandler Joplin vom Digitalspezialisten<br />
M2Tech zu einem schier unwiderstehlichen Angebot.<br />
Ebenso wie Ayre zählt auch<br />
der italienische Hersteller<br />
M2Tech zu den Digital-Pionieren<br />
in Sachen Computer HiFi.<br />
So war es M2Tech-Inhaber und<br />
Chefentwickler Marco Manunta,<br />
der die Szene mit seinem<br />
HiFace-USB-zu-S/PDIF-Interface<br />
ordentlich aufmischte. Nicht<br />
umsonst also bezieht selbst die<br />
Konkurrenz asynchron arbeitende<br />
USB-Schnittstellen-Baugruppen<br />
von M2Tech.<br />
Dass die Italiener vorausschauend<br />
mit dem knapp 2000<br />
Euro teuren Joplin jetzt auch<br />
einen A/D-Konverter anbieten,<br />
überrascht daher nicht. Marco<br />
Manunta geht fest davon aus,<br />
dass Musikhören künftig im<br />
Wesentlichen über zentrale<br />
Speichersysteme (Stichwort:<br />
Cloud) erfolgt – was auch für<br />
analog gespeichertes Tonmate-<br />
Der Blickfang im Inneren des Joplin sind die großen MKP-Folienkondensatoren im Eingangbereich (rote<br />
Quader), die sich durch geringe dielektrische Verluste auszeichnen. Als Eingangsverstärker dient der<br />
Profi-Mikrofon-Verstärkerchip PGA 2500 von Burr Brown, der eine feinfühlige, digitale Verstärkungseinstellung<br />
von bis zu 65 Dezibel in 1-Dezibel-Schritten erlaubt.<br />
60<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de
ial wie Band und Schallplatte<br />
gilt. Daher hat M2Tech den Joplin<br />
auf einen möglichst flexiblen<br />
Einsatz ausgelegt, sodass<br />
seine Fähigkeiten allen Programmquellen<br />
der Anlage zugutekommen.<br />
Flexibilität ist Trumpf<br />
Der Joplin ist ein Paradebeispiel<br />
dafür, dass sich hohe Flexibilität<br />
und allerbeste Performance<br />
nicht im Wege stehen müssen.<br />
Das Herzstück der professionell<br />
gefertigten und erlesen bestückten<br />
Platine bildet der A/D-<br />
Wandler-Baustein ES 9102 aus<br />
der Sabre-Serie von ESS, der<br />
mit 32 Bit Auflösung bei Sampling-Frequenzen<br />
von bis zu<br />
384 Kilohertz glänzt. Als analoge<br />
Eingangsstufe entschied<br />
sich Marco Manunta für den<br />
exzellenten Profi-Mikrofonvorverstärker-Chip<br />
Burr Browm<br />
PGA 2500, der eine digital programmierbare<br />
Verstärkung von<br />
10 bis 65 Dezibel in 1-Dezibel-<br />
Schritten bietet. Darüber hinaus<br />
lässt sich auch eine 0-Dezibel-<br />
Position anwählen, in der das<br />
Eingangssignal nicht verstärkt<br />
wird.<br />
Der unsymmetrische Analog-Eingang akzeptiert beinahe jede<br />
Tonquelle vom MC-Tonabnehmer bis zum CD-Spieler. Es gibt sogar<br />
einen koaxialen Digitaleingang zur S/PDIF- auf USB-Wandlung.<br />
Damit akzeptiert der Joplin<br />
fast jede analoge Tonquelle, die<br />
an seinen unsymmetrischen<br />
Cinch-Anschlüssen andockt –<br />
egal, ob es sich um Low-Level-<br />
MC-Ab taster oder Hochpegelquellen<br />
mit Ausgangsspannungen<br />
von bis zu 1,7 Volt<br />
handelt. Besonders interessant<br />
für Vinylfans ist, dass der Joplin<br />
die Schneidkennlinien-Entzerrung<br />
gleich mitbringt – neben<br />
der gängigen RIAA- auch noch<br />
in 23 anderen, teils historischen<br />
Kurven. Darüber hinaus gibt es<br />
auch vier weitere Entzerrungen<br />
nach CCIR und NAB für entsprechendes<br />
Playback-Equalizing<br />
von Bandaufnahmen.<br />
Damit nicht genug, besitzt<br />
der Joplin zuschaltbare Rauschund<br />
Rumpelfilter zur Reduktion<br />
von Störgeräuschen; selbst ein<br />
extrem steilflankiges 19-Kilohertz-Filter<br />
zum Unterdrücken<br />
des Stereo-Pilottons bei Rundfunksendungen<br />
ist an Bord. Das<br />
Interessante dabei: Sämtliche<br />
Frequenzgang-Entzerrungen<br />
und Filtervorgänge erfolgen<br />
beim Joplin auf der digitalen<br />
Ebene.<br />
Im Hörtest zeigte sich der<br />
M2Tech als sehr neutraler, dynamisch<br />
agiler „Übersetzer“,<br />
der konturenscharf, aber ohne<br />
digitalen Beigeschmack mit<br />
konkreter Stereo-Abbildung<br />
artikulierte. Im Vergleich brachte<br />
der Ayre QA-9 noch mehr<br />
Gelassenheit, Tonfülle und Finesse<br />
ins Spiel – allerdings auch<br />
zum doppelten Preis. Darum<br />
unser Fazit: Der M2Tech Joplin<br />
ist ein klares Highlight.<br />
Jürgen Schröder ■<br />
M2Tech Joplin<br />
2000 Euro (Herstellerangabe)<br />
Vertrieb: Digital Highend<br />
Telefon: 0201 / 83 25 82 5<br />
www.digital-highend.de<br />
www.m2tech.biz<br />
Auslandsvertretungen siehe Internet<br />
Maße: B: 20 x H: 5 x T: 20 cm<br />
Gewicht: 2 kg<br />
Messwerte<br />
Frequenzgänge<br />
15dB<br />
15dB<br />
12dB<br />
9dB<br />
6dB<br />
3dB<br />
0dB 10Hz 100Hz 1kHz 10kHz 100kHz<br />
Sehr weitreichender, auch mit RIAA-<br />
Entzerrung linearer Frequenzgang.<br />
Klirrspektrum<br />
-30dB<br />
-50dB<br />
-70dB<br />
-90dB<br />
-110dB<br />
-130dB<br />
-150dB<br />
20Hz 200Hz 2kHz 20kHz<br />
Extrem geringer Klirr mit nur wenig<br />
ausgeprägtem Obertonspektrum.<br />
Jitterspektrum<br />
-80dB<br />
-90dB<br />
-100dB<br />
-110dB<br />
-120dB<br />
-130dB<br />
-<strong>35</strong>00Hz 11025Hz +<strong>35</strong>00Hz<br />
entfällt<br />
LPs überspielen mit dem Joplin<br />
Rauschabst. Line/Phono 99/70 dB<br />
Eingangswiderstand RCA 47 kΩ<br />
Verbrauch Standby/Betrieb 0,3/5,7 W<br />
Dank seiner integrierten<br />
Schneidkennlinien-Entzerrung<br />
und der hochverstärkenden<br />
Eingangsstufe<br />
lassen sich mit dem Joplin<br />
ohne Vorschalten einer<br />
separaten Phono-Vorstufe<br />
direkt Digital-Überspielungen<br />
von Schallplatten<br />
machen – das sogar mit<br />
niederpegeligen MC-Tonabnehmern.<br />
Seine Eingangsimpedanz<br />
beträgt<br />
47 Kiloohm und passt<br />
daher perfekt für MM-<br />
Tonabnehmer. Zur Impedanz-Anpassung<br />
von MC-<br />
Systemen empfiehlt<br />
M2Tech Y-Adapter mit<br />
passenden Widerstands-<br />
Steckern.<br />
Im Praxistest erzielte die<br />
digitale RIAA-Entzerrung<br />
im Joplin eine exzellente<br />
Tonqualität, was jedoch<br />
(bedingt durch die enge<br />
Nachbarschaft von Digital<br />
und hochverstärkendem<br />
Analog) zeitraubende Experimente<br />
zur korrekten<br />
Erdung von Laufwerk und<br />
Tonarm erforderte. Der maximal<br />
erreichbare Störspannungsabstand<br />
mit<br />
einem MC-System als<br />
Quelle lag bei guten 70<br />
Dezibel – also deutlich<br />
unter dem Eigengeräusch<br />
der Platte. Ohne Digital-<br />
RIAA-EQ und bei 0-Dezibel-Position<br />
in Verbindung<br />
mit einer ordentlichen<br />
Phono-Vorstufe fiel der<br />
Störabstand zwar nochmals<br />
um 6 Dezibel besser<br />
aus, allerdings war der<br />
Klang dann auch nicht<br />
ganz so durchsichtig.<br />
Bewertung<br />
Klang (16/44,1 / 24/96 / 24/192) 62<br />
0 10 20 30 40 50 60 70<br />
Messwerte 9<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Praxis 9<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Wertigkeit 8<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Dank intergrierter, digitaler<br />
Entzerrungs- und Filterfunktion<br />
und hochverstärkender<br />
Eingangsstufe extrem vielfältig<br />
einsetzbarer A/D-Wandler mit<br />
präzisem, konturenscharfem<br />
und neutralem Klang.<br />
<strong>stereoplay</strong> Testurteil<br />
Klang (16/44,1 / 24/96 / 24/192)<br />
Abs. Spitzenkl. 62 Punkte<br />
Gesamturteil<br />
sehr gut<br />
88 Punkte<br />
Preis/Leistung überragend<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 61
Titel-CD Spezial A/D-Wandler<br />
Phono-Entzerrung digital – eine Alternative?<br />
Schallplatten-Schneidemaschinen<br />
gehören zu den<br />
sogenannten Schnellewandlern:<br />
Daher sind die<br />
Auslenkungen des<br />
Schneidstichels bei tiefen<br />
Frequenzen groß, bei<br />
hohen Frequenzen dagegen<br />
gering. Um die Rillenbreite<br />
jedoch annähernd<br />
konstant zu halten, was die<br />
Spielzeit steigert und dem<br />
Rauschabstand zugutekommt,<br />
wird der elektrische<br />
Pegel beim Schneiden<br />
tiefer Frequenzen<br />
kräftig abgesenkt, bei<br />
hohen dagegen ebenso<br />
kräftig angehoben. Der<br />
Frequenzgang dieser<br />
„Schneidkennlinie“ ist<br />
genormt, wobei der<br />
Standard RIAA (Recording<br />
Industry Association of<br />
America) seit etwa 1954<br />
international verwendet<br />
wird – es gibt jedoch<br />
Ausnahmen.<br />
Da MM- und MC-Tonabnehmer<br />
ebenfalls Schnellewandler<br />
sind und daher<br />
beim Abspielen tiefer<br />
Frequenzen auf RIAA-entzerrten<br />
Schallplatten<br />
wenig, bei hohen dagegen<br />
hohe Ausgangsspannung<br />
liefern, muss im Phono-<br />
Eingang eine entsprechende<br />
Rückentzerrung<br />
vorgenommen werden,<br />
damit der Amplitudenfrequenzgang<br />
wieder gleichmäßig<br />
verläuft. Diese<br />
RIAA-Rückentzerrung<br />
erfolgt normalerweise<br />
mittels Widerstands-Kondensator-Kombinationen<br />
im Gegenkopplungszweig<br />
des Phono-Verstärkers,<br />
der dadurch eine frequenzabhängige<br />
Verstärkung<br />
besitzt. Nachteile der<br />
analogen Lösung: Durch<br />
die geringere Gegenkopplung<br />
bei tiefen Frequenzen<br />
steigen hier die Verzerrungen<br />
an, während bei<br />
hohen Frequenzen die<br />
Gefahr der Übersteuerung<br />
besteht, was die Verzerrungen<br />
ebenfalls klettern<br />
lässt. Zudem ist die<br />
Einhaltung der RIAA-<br />
Schneidkennlinie nur mit<br />
einigem Aufwand exakt zu<br />
realisieren.<br />
Digitalfilter hingegen<br />
könnten diese Präzision<br />
spielend liefern, jedoch<br />
stellt sich hier ein ganz<br />
anderes Problem: Durch<br />
die kräftige Bassabsenkung<br />
und Höhenanhebung<br />
der RIAA-Schneidkennlinie<br />
um jeweils maximal 20<br />
Dezibel fällt die Quantisierung<br />
bei 20 Hertz theoretisch<br />
um mehr als 6 Bit<br />
grober aus als bei 20<br />
Kilohertz, schließt man<br />
einen Plattenspieler ohne<br />
entsprechende Entzerrung<br />
direkt an einen A/D-<br />
Wandler an (Bild 1).<br />
Angesichts der dadurch zu<br />
erwartenden Quantisierungsfehler<br />
bei tiefen<br />
Frequenzen stellt sich die<br />
berechtigte Frage, ob eine<br />
digitale Entzerrung überhaupt<br />
sinnvoll ist.<br />
In der Praxis wirkt sich das<br />
weitaus weniger dramatisch<br />
aus: Zum einen<br />
bewirkt digitales Filtern<br />
nach RIAA-Verlauf wie bei<br />
einem Tiefpass (ähnlich<br />
dem bei DSD) eine drastische<br />
Reduktion des<br />
Quantisierungsrauschens,<br />
was die geringere Auflösung<br />
bei tiefen Frequenzen<br />
1<br />
weitestgehend kompensiert.<br />
Zum anderen enthält<br />
selbst kritisches Tonmaterial<br />
niemals so starke<br />
Hochtonanteile, sodass<br />
diese trotz kräftiger<br />
RIAA-Höhenanhebung nur<br />
selten den durchschnittlichen<br />
Pegel bei 1000 Hertz<br />
überschreiten. Dadurch<br />
ergibt sich ein weiterer<br />
Aussteuerungsspielraum<br />
von bis zu 3 Bit, der sich<br />
beim Einpegeln des A/D-<br />
Wandlers nutzen lässt.<br />
Rechnerisch betrachtet,<br />
erreicht die digitale RIAA-<br />
Lösung damit in etwa<br />
gleiche Störabstände wie<br />
die analoge – bei theoretisch<br />
möglicher, höherer<br />
Präzision. Beim M2Tech<br />
Joplin erfolgt die Frequenzgang-Entzerrung<br />
über ein<br />
2<br />
spezielles Digitalfilter, das<br />
im A/D-Wandlerbaustein<br />
bereits enthalten ist.<br />
Allerdings kann digitale<br />
Phono-Entzerrung auch<br />
Software-basiert per<br />
Computer erfolgen – so<br />
beispielsweise beim<br />
Programm Pure Vinyl von<br />
Channel D (siehe Tipp 7,<br />
Seite 65). In diesem Fall<br />
erfolgt die Digital-Überspielung<br />
der Platte über<br />
einen linearen (Mikrofon-)<br />
Vorverstärker ohne Frequenzgang-Korrektur<br />
– die<br />
RIAA-Entzerrung geschieht<br />
dann erst bei der Wiedergabe.<br />
Ein wesentlicher<br />
Vorzug dieser Lösung:<br />
Störende Knackser auf der<br />
Platte, die ja erst nach dem<br />
Pressvorgang entstanden<br />
sind, lassen sich auf der<br />
digitalen Ebene ohne<br />
RIAA-Entzerrung<br />
leichter und viel<br />
genauer entfernen.<br />
Erfolgt die RIAA-Entzerrung<br />
hingegen<br />
schon vor der Digital-<br />
Überspielung, werden<br />
Knackser, bedingt<br />
durch die starke<br />
Filterung, von kräftigem<br />
Ein- und<br />
Ausschwingen<br />
begleitet (Bild 2).<br />
62<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de
Besser. Einfach. Alles.<br />
Mit den neuen Modellen der Digital Music Suite bietet NAD perfekte<br />
Lösungen für alle modernen Digitalquellen. Modern, intuitiv zu bedienen<br />
und klanglich auf allerhöchstem Niveau.<br />
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Titel-CD Spezial Hintergrund: Tipps<br />
Vinyl goes digital<br />
Wer seine Vinyl-Schätzchen digitalisieren möchte, braucht neben<br />
Computer und Plattenspieler drei Dinge: Speicherplatz, Zeit und Geduld.<br />
Das sind die besten Voraussetzungen für gut klingende Überspielungen.<br />
Die erste Frage lautet: Möchten<br />
Sie Ihre Platten mit<br />
ordentlichem Klang mobil via<br />
iPod & Co. oder im Drahtlos-<br />
Netzwerk wiedergeben oder<br />
streben Sie höchstes, quasi analoges<br />
Qualitätsniveau zur High-<br />
Resolution-Wiedergabe mit<br />
dem Computer oder gar zu Archivzwecken<br />
an? Im ersten Fall<br />
haben Sie es relativ leicht, und<br />
auch der Aufwand hält sich in<br />
Grenzen: Besorgen Sie sich zunächst<br />
einmal eine einfache<br />
Recording-Software, die das<br />
Überspielen und Konfektionieren<br />
von Schallplatten oder Kassetten<br />
erleichtert – schon können<br />
Sie loslegen (vgl. Tipp 1).<br />
Weniger empfehlenswert<br />
sind dagegen die oft angebotenen<br />
USB-Plattenspieler: Sie<br />
versprechen zwar ein besonders<br />
einfaches Handling, aber wegen<br />
der meist fraglichen Qualität<br />
ihrer Abtaster könnten Ihre Platten<br />
ziemlich beansprucht werden<br />
(siehe Tipp 2).<br />
Erheblich aufwendiger wird<br />
es dagegen, wenn Sie absolute<br />
Top-Qualität anstreben. Das gilt<br />
nicht nur für das Equipment,<br />
das dann bereits auf der analogen<br />
Seite deutlich im fünfstelligen<br />
Preisbereich anzusiedeln<br />
ist. Mindestens ebenso wichtig<br />
wie bestes Equipment ist, dass<br />
Ihr Setup perfekt justiert ist<br />
(siehe Tipp 4) und zudem keine<br />
äußeren Störeinflüsse die Aufnahme<br />
beeinträchtigen können.<br />
Das gilt für Trittschall ebenso<br />
wie für eventuell auftretende<br />
Brumm-, Knister- oder Prasselstörungen,<br />
hervorgerufen durch<br />
ungünstige Erdung, nahe Dimmer<br />
oder Leuchtstofflampen.<br />
Auch wenn Sie es im HiFi-Alltag<br />
kaum merken – spätestens<br />
beim Überspielen werden Sie<br />
es hören und sich darüber ärgern.<br />
Jürgen Schröder ■<br />
Tipp 1: Eine relativ einfache, aber sehr praxisgerechte und zudem preiswerte<br />
Software für Analog-Digital-Überspielungen ist VinylStudio (erhältlich für<br />
Mac und PC bei www.alpinesoft.co.uk für etwa 22 Euro). Zahlreiche<br />
Funktionen, zum Beispiel automatisches Starten beim Aufsetzen der Nadel,<br />
erleichtern den Umgang. Daneben bietet VinylStudio auch die Möglichkeit,<br />
Störgeräusche nachträglich zu entfernen. Die Aussteuerungsanzeige reagiert<br />
jedoch etwas zu träge – pegeln Sie daher eher vorsichtig aus.<br />
Tipp 2: Anstelle von USB-Plattenspielern empfiehlt<br />
<strong>stereoplay</strong> in jedem Fall, in ein preisgünstiges, aber<br />
hochqualitatives Laufwerk nebst entsprechendem<br />
Abtaster zu investieren. Ein guter Einstieg ist der<br />
Pro-Ject Debut (Bild links), Preis: ab 300 Euro. Und die<br />
Phono-Vorstufe sollte man nicht vergessen. Die gibt es<br />
auch von Pro-Ject oder von NAD (PP2, Preis: 100 Euro).<br />
Tipp 3: Ein vielfach unterschätztes Utensil ist die Plattenwaschmaschine.<br />
Wenn Sie Ihre Schallplatten früher nass abgespielt haben, ist sie sogar<br />
ein Muss. Leitungswasser, übliches Spülmittel und Spiritus als Reinigungsflüssigkeit<br />
sind nicht geeignet. Zu empfehlen ist Record Cleaning<br />
Liquid, etwa L‘Arte du Son (zu bestellen unter www.fastaudio.com). Ein<br />
guter Einstieg ist die Nitty Gritty Basic für etwa 200 Euro oder Sie lassen<br />
die Platten beim Händler waschen (Infos unter www.plattenwaschen.de).<br />
64<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de
Tipp 4: Sind Sie stolzer Besitzer einer top klingenden Analog-Kombi, sollten Sie auch das digitale<br />
Aufzeichnungsfenster weit genug öffnen – das heißt konsequent im 24/192-HiRes-Format aufnehmen,<br />
was den Speicherbedarf allerdings extrem ansteigen lässt. Wenn Sie in diese Kategorie<br />
einsteigen, sind die beiden auf den vorhergehenden Seiten getesteten A/D-Wandler genau das<br />
richtige Werkzeug.<br />
Tipp 5: Sorgen Sie dafür, dass Ihr Laufwerk unbehelligt<br />
von Trittschall seine Runden drehen kann, damit es keine<br />
Rumpelgeräusche gibt. Sehr empfehlenswert ist eine<br />
Wandhalterung wie die Rega Wall Bracket (siehe Bild<br />
links). Ebenso wichtig ist die richtige Erdung von Laufwerk,<br />
Tonarm und Phono-Pre-Amp. Brummstörungen<br />
lassen sich gehörmäßig, aber auch mit dem Aussteuerungsmesser<br />
der Aufnahme-Software optimieren. Achten<br />
Sie auch auf elektrische Störfelder, die zum Beispiel von<br />
Leuchtstofflampen verursacht werden.<br />
Tipp 6: Checken Sie vorher die richtige Einstellung von Tonabnehmer und Tonarm. Perfektionisten<br />
optimieren das Zusammenspiel mithilfe der PC-Software Adjust+ (Download unter www.<br />
adjustplus.de, ab 250 Euro). Adjust+ erlaubt die sehr genaue Azimut-Justage des Tonabnehmers<br />
und mit ein wenig Erfahrung auch die VTA-Optimierung des Tonarms und die Skating-Kompensation.<br />
Die Kanal-Balance und der Phasengang lassen sich hierdurch ganz wesentlich verbessern<br />
und Übersprechen verringern.<br />
Tipp 7: Aufgezeichnet wird dann mit speziellen, maßgeschneiderten<br />
Programmen wie Pure Vinyl (für Mac,<br />
Download unter www.channld.com, 230 Euro), Amarra<br />
Vinyl (für Mac, zum Herunterladen unter www.sonicstudio.<br />
com, rund 300 Euro) oder auch mit dem kostenlosen<br />
Audacity (Mac oder PC, Download unter audacity.<br />
sourceforge.net): Letzteres bietet zwar nur manuelles<br />
Konfektionieren der Files und nur eingeschränktes<br />
De-Clicking, eignet sich aber sehr gut zum Aufnehmen<br />
bis hinauf zu 384 Kilohertz und bietet zudem umfangreiche<br />
Konvertierungsfunktionen.<br />
Tipp 8: Achtung, Aufnahme – Ruhe bitte! Um akustische Rückkopplungen ins<br />
Laufwerk auszuschließen, sollten Sie während der Aufnahme ausschließlich mit<br />
Kopfhörer arbeiten – Lautsprecher sind absolut tabu. Mithilfe eines hochwertigen<br />
Kopfhörers wie dem Sennheiser HD 800 ist auch das Aufspüren eventueller Störeinflüsse<br />
wesentlich einfacher und sicherer möglich als mit Lautsprechern. Damit Sie<br />
immer wissen, was Sie tatsächlich aufzeichnen, sollten Sie den Kopfhörer stets am<br />
Computer (oder am daran angeschlossenen D/A-Wandler) anschließen.<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 65
Titel-CD Spezial CD: Herstellung<br />
Großes Gedeck<br />
Kaffee, Kuchen und Sekt sind langweilig. Zum Geburtstag beschenkt sich<br />
<strong>stereoplay</strong> mit einer der aufwendigsten Analog-Digital-Ketten überhaupt.<br />
Das Ergebnis können Sie zu Hause nachhören – per Heft-CD oder<br />
HiRes-Download.<br />
Jürgen<br />
Schröder<br />
Der gelernte<br />
Tonmeister<br />
hat alle<br />
Aufnahmen<br />
gemacht<br />
und vorbearbeitet.<br />
Die Klassiker audiophil digitalisieren!<br />
Das Team von<br />
<strong>stereoplay</strong> stöberte in den<br />
Schatzkammern und hat schließlich<br />
neun Vinyl-Meisterwerke<br />
hauptsächlich aus der frühen<br />
Stereo-Ära zu ihren Lieblingen<br />
gekrönt. Die Original-LPs wurden<br />
mit einer audiophilen Kette<br />
in die digitale Welt übertragen.<br />
Sie finden sie auf unserer<br />
Heft-CD und die Klassik-Aufnahmen<br />
zusätzlich als HiRes-<br />
Download auf der Website<br />
www.highresaudio.com als<br />
FLAC-Dateien.<br />
Reinigungsarbeiten<br />
Vor dem Abtasten bestellten wir<br />
die Putzfrau – eine der besten<br />
Plattenwaschmaschinen des<br />
Weltmarkts: Eine PRC4 von<br />
Loricraft befreite die Rillen von<br />
Staub, Schmutz und Hinterlassenschaften<br />
aus dem Pressprozess.<br />
Ein Jungbrunnen für<br />
hochgeschätzte, aber eben auch<br />
viel genutzte Lieblinge. Wer<br />
viele Schwarzscheiben besitzt,<br />
denkt unweigerlich über die<br />
Anschaffung nach – und müsste<br />
2650 Euro bereithalten, die Reinigungsflüssigkeit<br />
geht extra.<br />
Wer uns bereits jetzt Prahlerei<br />
vorwirft, liegt richtig, sollte<br />
aber bedenken, dass ein digitales<br />
HiRes-File nur so gut werden<br />
kann wie die Quelle, von<br />
der es stammt.<br />
Nun ging es an den Aufbau<br />
der analogen ste reoplay-<br />
Referenzkette, denn Rumpelgeräusche<br />
oder Gleichlaufschwankungen<br />
müssten so strikt<br />
wie möglich vermieden werden,<br />
ist doch eine spätere Korrektur<br />
kaum möglich. Als Laufwerk<br />
fiel die Wahl auf den stattlichen<br />
EAT Forte mit Graham-Arm –<br />
ausführlich beschrieben und<br />
gehuldigt in dieser Ausgabe ab<br />
Seite 72. Nur den Tonabnehmer<br />
des EAT haben wir ausgetauscht:<br />
gegen das Referenz-<br />
System Titan-i von Lyra. Eine<br />
der angenehmsten Ballungen<br />
von Klirrarmut und dynamischen<br />
Drive auf wenigen<br />
Gramm (Wert: 5200 Euro).<br />
Die 20000-Euro-Marke wäre<br />
bereits jetzt überschritten. Harmonisch<br />
fügt sich noch die<br />
Phono-Vorstufe ein – finanziell<br />
(mit 14700 Euro) und vor allem<br />
66<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de
klanglich: Die Reference Phono<br />
2 SE von Audio Research bringt<br />
einen höchst agilen, fast drängenden<br />
Schub in die Kette – mit<br />
wuchtigen Trafos und einem<br />
Edel-Parcours Röhren im Hybridkonzept.<br />
Die Herausforderung<br />
an das ste reoplay-Team:<br />
Diese Vorstufe bietet gleich drei<br />
unterschiedliche Entzerrungskurven<br />
an; schnell und eindeutig<br />
kristallisierte sich der RIAA-<br />
Standard als beste Basis für den<br />
Transfer heraus.<br />
Das Signal kann entweder<br />
direkt oder nach Pegelregelung<br />
durch eine optionale, hochwertige<br />
Vorstufe in den QA-9-<br />
Wandler von Ayre gelangen. Die<br />
höchst innovativen Ingenieure<br />
aus Colorado haben in dem<br />
recht kompakten QB9-Gehäuse<br />
(kein Vergleich zum EAT-Giganten)<br />
einen der effektivsten<br />
D/A-Wandler der Gegenwart<br />
untergebracht: hoch-symmetrisch,<br />
in Zero-Feedback-Schaltung<br />
und bis 24 Bit/192 kHz<br />
feinjustierbar. Der Ayre kostet<br />
4000 Euro; er wird porträtiert<br />
ab Seite 58.<br />
Effektiv und kostenlos<br />
Dann geht der Datenstrom per<br />
USB-Kabel in ein MacBook<br />
Pro (1700 Euro). Alles unter<br />
direkter Ohrenkontrolle über<br />
Kopfhörer. Davon gibt es zwei<br />
angesichts der im Nahfeld unterschiedlichen<br />
Charakteristika:<br />
einen Sennheiser HD 800 (1000<br />
Euro), flankiert von einem Philips<br />
Fidelio (300 Euro).<br />
Natürlich stehen im <strong>stereoplay</strong>-Hörraum<br />
auch exzellente<br />
Lautsprecher zum Abhören.<br />
Aber da plaudern wir ja kein<br />
Geheimnis aus: Plattenspieler<br />
klingen im Bass präziser, wenn<br />
sie nicht über den Schall der<br />
Boxen angeregt werden, und<br />
über den Kopfhörer bemerkt<br />
man Verzerrungen oder Störgeräusche<br />
ohnehin besser.<br />
Und dann gehört zu dieser<br />
Kette noch ein Recording- und<br />
Schnittprogramm: Zum Ausprobieren<br />
empfehlen wir das<br />
kostenlos erhältliche Audacity.<br />
Simpel und effektiv: eine laute<br />
Empfehlung selbst unter finanzkräftigen<br />
Profis.<br />
Und was ist am Ende dabei<br />
herausgekommen? Urteilen Sie<br />
selbst: Sind die Aufnahmen von<br />
Vinyl Classics Vol. 1 so gut wie<br />
von uns empfunden? Rechtfertigt<br />
der Klang unserer Titel-CD<br />
den doch recht stattlichen Aufwand?<br />
Schreiben Sie uns – wir<br />
freuen uns auf Ihr Feedback.<br />
Andreas Günther ■<br />
+<br />
+<br />
+<br />
+<br />
Ein Recording- und Schnittprogramm ist Pflicht – wir haben das<br />
kostenlose Audacity verwendet.<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 67
Titel-CD Spezial CD: Vinyl-Meisterwerke<br />
Heldentaten<br />
Schon in den frühen Tagen der Stereophonie<br />
wurde audiophil produziert: Diese Original-LPs<br />
aus den 1950er- und frühen 1960er-<strong>Jahre</strong>n<br />
genießen unter High-Endern Kultstatus und<br />
sind auch im Digital-Zeitalter ein Genuss.<br />
Andreas Spreer, unser<br />
Tonmeister, überwachte<br />
das Mastering. Für die<br />
Heft-CD kappte er alle<br />
Einlaufgeräusche und<br />
kleine Knackser – alles<br />
per Hand.<br />
Die Mitglieder der <strong>stereoplay</strong>-Redaktion<br />
stöberten<br />
lange in den Archiven,<br />
und wählten neun Vinyl-Klassiker<br />
aus, die noch heute Hörtest-Relevanz<br />
haben. Die Tracks,<br />
überwiegend aus der Frühzeit<br />
der LP, fallen nicht nur durch<br />
hohe musikalische Werte auf,<br />
sondern erzählen auch eigene<br />
Geschichten: über die Ästhetik<br />
vom Pingpong-Stereo zum weiten<br />
Panorama, von der Qualität<br />
der frühen Pressungen und von<br />
der knisternden Spannung der<br />
Frühtage der Stereophonie. Und<br />
eine Anekdote von einer U-<br />
Bahn unter dem Konzertsaal.<br />
Unsere neun Vinyl-Lieblinge<br />
gibt es auf der Heft-CD zum<br />
Nachhören. Wer tiefer lauschen<br />
möchte: Auf der Website www.<br />
highresaudio.com stehen die<br />
Klassik-Aufnahmen von Vinyl<br />
Classics Vol. 1 auch zum Download<br />
in 24 Bit und 192 Kilohertz<br />
bereit.<br />
Andreas Günther ■<br />
Harry Belafonte: „In The Evenin‘ Mama“ („Harry Belafonte Sings The Blues“, RCA 1958) – 3:32<br />
Wir haben den falschen Filter: Für<br />
die meisten Mitteleuropäer ist<br />
Harry Belafonte ein charmanter<br />
Schauspieler mit Superhit. Eben<br />
dem „Banana Boat Song“, leicht<br />
süßlich und angepasst. Was ihm<br />
aber überhaupt nicht entspricht.<br />
Von kaum einem Sänger gibt es<br />
mehr politische Statements.<br />
Seine Karriere begann in Jazz-<br />
Clubs. Wie viel Intensität er in seine<br />
Stimme legen konnte – hier<br />
wird es erlebbar. Nach Art der<br />
Zeit wurde der Track fast live eingefangen:<br />
Ein Januar-Vormittag<br />
1958 im Studio genügte. Frühes<br />
Stereo mit markanter Positionierung<br />
der Instrumente und leichtem<br />
Hall auf der Stimme – kunstvoll,<br />
aber nicht künstlich. Vor allem<br />
erstaunlich fein in der Dynamik.<br />
Frank Sinatra: „Cheek To Cheek“ („Come Dance With me“, Capitol 1959) – 3:07<br />
Dieses Album war der Abräumer<br />
des <strong>Jahre</strong>s 1959. Nach heutigen<br />
Maßstäben unvorstellbare 30 Monate<br />
krallte sich Sinatra damit in<br />
den Billboard Charts fest. Drei<br />
Grammys kamen noch als Zugabe<br />
hinzu. Natürlich für den Star<br />
selbst, doch auch „for best Arrangement“<br />
an Billy May. Das ist<br />
frühe Fun-Musik mit Sogkraft. Der<br />
Drive geht vom Schlagzeug halblinks<br />
aus, die Holzbläser füllen,<br />
die Blechbläser setzten Akzente<br />
versetzt und im Auftakt hinzu.<br />
Ein Meisterwerk rundum. Die<br />
Komposition selbst war schon zu<br />
Sinatras Zeiten ein Oldie. Der<br />
große Irving Berlin hatte sie ursprünglich<br />
19<strong>35</strong> Fred Astaire auf<br />
den Leib und den begrenzten<br />
Stimmumfang geschrieben.<br />
Miles Davis: „Someday My Prince Will Come“ (Columbia 1961) – 6:41<br />
Von welchem Prinz ist hier die<br />
Rede? Tatsächlich vom Märchenprinzen<br />
aus Schneewittchen. Die<br />
Melodie entstand 1937 für Walt<br />
Disneys Zeichentrickfilm. Jazz-<br />
Musiker erkannten dutzendweise<br />
den Charme der Harmoniefolge.<br />
Miles Davis war nicht der einzige,<br />
die Reihe der Verwandler erstreckt<br />
sich von Dave Brubeck<br />
bis Barbra Streisand.<br />
Trotzdem: Keine Version konnte<br />
und kann dieser das Wasser reichen.<br />
Zumal Davis an nur drei<br />
Tagen im Studio legendäre Mitstreiter<br />
versammelte. Allen voran:<br />
John Coltrane mit seinem großen<br />
Saxofon-Solo. Viel Atmosphäre,<br />
heller Aufnahmeraum und Miles<br />
mit dynamischem Fokus aus der<br />
Mitte der Stereo achse.<br />
68<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de
Ella Fitzgerald & Louis Armstrong: „Under A Blanket Of Blue“ (Verve 1956) – 4:19<br />
Das Coverfoto sagt eigentlich alles:<br />
Zwei Superstars der 50er-<br />
<strong>Jahre</strong> trafen sich mal eben schnell<br />
im Studio – entspannt, ohne Leistungsdruck.<br />
Schallplatten-Aufnahmen<br />
zu dieser Zeit waren vor<br />
allem Dokumente. Jeder kannte<br />
sein Repertoire von der Bühne.<br />
Eine LP war konserviertes Musikleben<br />
und Nebengeschäft.<br />
Diese Platte legt man auf, wenn<br />
eine Kette auf Leichtigkeit getestet<br />
werden soll: Stellt sich der Samt<br />
in Ellas Stimme nicht ein, schneidet<br />
die Tompete von Louis aus<br />
der Mono-Front, dann stimmt oft<br />
die Höhe des Tonarms nicht. Oder<br />
die Stromversorgung ist instabil.<br />
Eine kleine Kombi kann hier jeden<br />
auf Brillanz überzüchteten High-<br />
End-Parcours ausspielen.<br />
Bassface Swing Trio: „Our Love Is Here To Stay“ (Stockfisch 2007) – 6:47<br />
Zeitsprung! Diese Aufnahme entstand<br />
ein halbes Jahrhundert<br />
nach den meisten hier veröffentlichten<br />
Tracks, ist aber verwandt<br />
mit den Meisterwerken aus der<br />
frühsten Stereo-Epoche. Tonmeister<br />
und Produzent Günter Pauler<br />
grenzte alle Tricks eines modernen<br />
Aufnahmestudios aus. Keine<br />
Schönfärberei, keine Schnitte,<br />
kein doppelter Boden – sondern<br />
ein Direktschnitt per DMM in die<br />
Metallmatrize. Das verlangt nervenstarke<br />
Musiker und eine gute<br />
Atmosphäre, was man hier hören<br />
kann. Ein Test auch für die Stringenz,<br />
die Stabilität einer guten<br />
Wiedergabekette: Zu keinem Zeitpunkt<br />
dürfen die Lautsprecher<br />
den Kontakt zum körperbetonten<br />
Walking Bass links verlieren.<br />
Strauss – Wiener Philharmoniker, Willi Boskovsky: „An der schönen blauen Donau“ (Decca 1959) – 9:14<br />
Die Donau ist heute nicht mehr<br />
blau, diese Aufnahme aber erstaunlich<br />
alterslos und authentisch:<br />
Die Wiener Philharmoniker<br />
spielen unter ihrem langjährigen<br />
Konzertmeister Willi Boskovsky.<br />
Als Studio diente ein nicht minder<br />
legendärer Raum: die Sophiensäle,<br />
in denen Decca Records auch<br />
Wagners „Ring“ unter Georg Solti<br />
aufzeichnete.<br />
Der definierte Nachhall ist entscheidend:<br />
einerseits als direktes<br />
Feedback für die Musiker und natürlich<br />
für die Hörer im Stereo-<br />
Dreieck. Schon mit dem ersten<br />
Pianissimo fließt die Walzerseligkeit<br />
in klarster, aber eben nicht<br />
karger Räumlichkeit. Wie eine<br />
Süßspeise, mit elegantem Druck<br />
aus den unteren Mitten.<br />
Beethoven – Philharmonia Orchestra, Otto Klemperer: „Coriolan Ouvertüre“ (EMI 1959) – 7:57<br />
Ein bewusster Kontrast: Die Wiener<br />
Donau und dieser Beethoven<br />
wurden fast zeitgleich aufgenommen,<br />
aber in höchst verschiedener<br />
Ästhetik der Tonmeister.<br />
Während die Decca-Techniker die<br />
edle räumliche Geschlossenheit<br />
suchten, setzte man bei EMI in<br />
London auf die Trennung der Instrumentengruppen:<br />
Mischklang<br />
versus Spaltklang. Auch der große<br />
Otto Klemperer war ein Mann von<br />
erstaunlicher menschlicher und<br />
musikalischer Kantigkeit.<br />
Herausgekommen ist eine Aufnahme<br />
wie ein Granitblock. Zudem<br />
entstand sie in strenger deutscher<br />
Sitzordnung: Die zweiten<br />
Geigen sitzen rechts, den ersten<br />
Violinen markant gegenüber im<br />
Stereo-Dreieck.<br />
Schubert – Clifford Curzon & Mitglieder des Wiener Oktetts: „Forellenquintett, Andantino“ (Decca 1958) – 7:34<br />
Die Melodie verlockt zum Mitpfeifen.<br />
Das ist erlaubt, wenn man<br />
zeitgleich seine Bewunderung vor<br />
der Leistung der Tontechniker<br />
ausdrückt. Diese Aufnahme ist<br />
55 <strong>Jahre</strong> alt, klingt aber wie gestern<br />
mitgeschnitten. Enorm lustvoll,<br />
vorwärtsstrebend musiziert.<br />
Links neben dem berühmten britischen<br />
Pianisten Sir Clifford Curzon<br />
sitzt Willi Boskovsky, der Konzertmeister<br />
der Wiener Philharmoniker<br />
und Dirigent der „Blauen<br />
Donau“ zwei Tracks zuvor.<br />
Der Mix aus Direktklang der Instrumente,<br />
kantiger Basslinie und<br />
feinen Raumreflexionen hat Maßstäbe<br />
gesetzt. Wortwörtlich: Bis<br />
heute beziehen sich Tontechniker<br />
auf die Klangästhetik der frühen<br />
Decca-Meister.<br />
Grieg – London Symphony Orchestra, Oivin Fjeldstad: Szenen aus „Peer Gynt“ (Decca 1958) – 5:13, 4:<strong>35</strong>, 2:42<br />
Gleich drei hyperdynamische<br />
Tracks aus der Bühnenmusik zu<br />
Peer Gynt beschließen die Titel-<br />
CD: „Vorspiel“, „Morgenstimmung“<br />
und „In der Halle des Bergkönigs“.<br />
Zugegeben: Es knistert<br />
leicht. Das kann man aber verschmerzen,<br />
denn die Aufnahme<br />
ist auf maximale Direktheit ausgelegt.<br />
Die Tontechniker von Decca<br />
hatten 1958 ihre Mikrofone<br />
extrem nahe bei den Instrumentengruppen<br />
aufgestellt. Vielleicht,<br />
weil man ungeliebte Gäste<br />
ausgrenzen wollte: Unter der<br />
Kingsway Hall herrschte ein reger<br />
U-Bahn-Verkehr. Heute legendär<br />
und amüsant: In Track neun rumpeln<br />
gleich zwei Züge aus unterschiedlichen<br />
Richtungen in den<br />
Tiefstbass.<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 69
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WK 3020 E05
Test & Technik Plattenspieler<br />
Die Kraft der<br />
zwei Herzen<br />
Die wuchtige Größe dieses Plattenspielers lässt sich schwer vermitteln:<br />
ein Riese mit überbreitem Teller und 12-Zoll-Arm. Gleich zwei Motoren<br />
bringen den 20-Kilo-Teller, verpackt in feinstem Makassar-Holz, auf<br />
Touren. Ein Fest für Augen, Bandscheiben und Freunde der Feinmechanik.<br />
72<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de
Die Gewichtsangabe auf der<br />
Holzkiste, in der der EAT-<br />
Plattenspieler geliefert wird, ist<br />
beeindruckend: 80 Kilogramm.<br />
Das lässt Rückschlüsse auf die<br />
Ausmaße dieses Vinyl-Laufwerks<br />
zu. Auf den Fotos kann<br />
man die Wucht dieses Riesen<br />
nur erahnen. Was man den Top-<br />
Fotografen von <strong>stereoplay</strong> nicht<br />
anlasten kann, das liegt eher an<br />
dem Umstand, dass hier ein Gigant<br />
so elegant wie möglich<br />
erscheinen möchte.<br />
Also ein Design-Plattenspieler?<br />
Natürlich nicht: Das wäre<br />
in High-End-Kreisen eine Beleidigung<br />
und käme fast einem<br />
Todesstoß gleich. Denn was gut<br />
aussieht, kann nicht wirklich<br />
audiophil sein. Oder etwa doch?<br />
Der EAT Forte gibt sich jedenfalls<br />
alle Mühe.<br />
Physikalischer Tiefsinn<br />
Das reale Lebendgewicht –<br />
ohne Verpackung – ist etwas<br />
geringer, gefährdet aber mit 65<br />
Kilogramm noch immer die<br />
Bandscheiben, wenn man den<br />
Koloss allein stemmen will.<br />
Was den Forte optisch so leicht<br />
wirken lässt, ist primär der Plattenteller.<br />
Er wurde nicht in die<br />
Höhe getürmt, sondern in die<br />
Breite gestreckt. Der Durchmesser<br />
liegt bei 40 Zentimetern.<br />
Eine LP mit 30 Zentimetern<br />
schrumpft in den Proportionen<br />
fast auf eine EP. Das sieht nicht<br />
nur gut aus, sondern ist auch<br />
physikalisch sinnvoll – die<br />
Schwungmasse nimmt um den<br />
Faktor fünf zu. Das kann man<br />
leicht testen: ausschalten und<br />
einen Finger an den Teller halten.<br />
Das Ergebnis: Dieser Bolide<br />
lässt sich nicht ausbremsen,<br />
er läuft und läuft – ebenso schön<br />
wie gnadenlos.<br />
Doch wie kommt der Superteller<br />
dann auf Touren? Die<br />
Hochlaufzeit muss doch exorbitant<br />
sein. Ist sie aber nicht. Auf<br />
den Startknopf drücken, die LP<br />
aus der Hülle ziehen und die Nadel<br />
absenken – das funktioniert<br />
ohne Gedenkminute und erstaunlich<br />
flott. Die Kraft der<br />
zwei Herzen steckt dahinter. In<br />
einem externen Antriebsblock<br />
wirft EAT zwei Motoren an. Jeder<br />
Motor wird getrennt versorgt,<br />
um 180 Grad versetzt:<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 73
Test & Technik Plattenspieler<br />
Der eine Motor beginnt genau<br />
dann seine Schubphase, wenn<br />
die andere gerade endet.<br />
Noch ein Dualismus:<br />
Die Füße des Chassis federn<br />
auf einem magnetischen<br />
Bett, auch das<br />
invertierte Lager nutzt die<br />
Kraft der Abstoßung. Der Tellerdruck<br />
auf die zentrale Keramikkugel<br />
lässt sich sogar über<br />
Sicherungsschrauben nachjustieren.<br />
Entlastung ist erwünscht,<br />
„schweben“ soll der<br />
Forte aber nicht. Das Chassis<br />
ist bewusst wuchtig ausgelegt<br />
und hart bedämpft. Wie bei<br />
einem Sportwagen – nahe am<br />
Asphalt. In direkter Folge fallen<br />
auch die Messergebnisse exzellent<br />
aus: Das Rumpeln liegt an<br />
der Grenze des Messbaren –<br />
hier spielen auch weitere Konstruktionsmerkmale<br />
mit, beispielsweise<br />
der Materialmix aus<br />
Magnesium und Aluminium<br />
plus ein eingefräster Sorbothan-<br />
Ring auf der Unterseite.<br />
EAT hat den 40-Zentimeter-<br />
Teller mit einem 12-Zoll-Tonarm<br />
kombiniert. Das sieht von<br />
oben fast aus wie die gewohnte<br />
30-Zentimeter-zu-9-Zoll-Konstellation.<br />
Hier aber in<br />
schönstem XXL, auch im<br />
Adelsgrad des Stammbaums:<br />
„Yosegi“ – Holz um Coil: EAT lässt ein MC-System maßschneidern<br />
und verpackt es in einen Body aus acht verschiedenen Holzarten.<br />
EAT hat bei Bob Graham in<br />
Massachusetts einen „Phantom<br />
II“-Tonarm gekauft. Der Name<br />
kokettiert mit dem Rolls-Royce-<br />
Modell – und trifft ins Schwarze:<br />
Das ist jenseits der Premium-Liga<br />
unter Fahrzeugen sowie<br />
Tonarmen die mythische<br />
„class of its own“. Es gibt viele<br />
Besonderheiten wie zum Beispiel<br />
Magneglide: ein magnetisches<br />
Kräftefeld, das den Arm<br />
auf perfekter Azimut-Achse<br />
halten soll.<br />
Edle Optik und<br />
mechanische Präzision<br />
Eine festliche Inszenierung liefert<br />
EAT auch an der Spitze.<br />
„Yosegi“ nennen die Japaner<br />
diese Form von Holzmosaik –<br />
unser Begriff der „Intarsienarbeit“<br />
würde zu kurz greifen.<br />
Yosegi-Schatullen sind farbstarke<br />
Puzzle-Arbeiten, ausgeführt<br />
von feinsinnigen Händen und<br />
starken Nerven. In so eine Yosegi-Schönheit<br />
packt EAT ein<br />
bei Audio Technica in Auftrag<br />
gegebenes, maßgeschneidertes<br />
MC-System. Wieder einmal<br />
gilt: Das macht nicht nur ästhetisch<br />
Freude, sondern ist auch<br />
physikalisch sinnvoll – jede<br />
Holzart (amerikanische Walnuss,<br />
chinesische Zeder, gelbe<br />
Maulbeere...) verfügt über eine<br />
eigene Resonanzbedämpfung,<br />
gemeinsam ist man stark.<br />
Der Mix aus Edeloptik und<br />
mechanischem Präzisionswillen<br />
ist auch hörbar. Dem <strong>stereoplay</strong>-Team<br />
war schnell klar:<br />
Hier spielt ein auf Absolutheit<br />
gerichteter Superheld. Die Finesse<br />
liegt in (vielmehr über)<br />
einem ultra-knochigen, unangreifbaren<br />
Bass. Wir haben mit<br />
unterschiedlichen Tonabnehmern<br />
experimentiert. Wer<br />
die harten Analytiker aufschraubt,<br />
verliert Tempo, das<br />
anspringende Moment guter<br />
Vinylpressungen. Das Yosegi<br />
harmoniert durch seine leichte<br />
Spielweise. Wir stellen uns vor:<br />
Der elegante Lebenskünstler<br />
(Yosegi) thront im Penthouse<br />
über dem Bankgebäude (Laufwerk/Arm).<br />
Die Mittenpräsenz, die räumlich<br />
greifbare Gegenwart von<br />
Frauenstimmen können andere<br />
Laufwerke vielleicht direkter<br />
herausstellen. Bei EAT herrschte<br />
eher Schwärze, kombiniert mit<br />
natürlichem Glanz. Perfekt bedient<br />
Nick Cave in seinem neuen<br />
Album „Push the Sky Away“<br />
diesen schönen Schimmer. Der<br />
Titel „We Real Cool“ ist ein<br />
Gradmesser: trockener Raum,<br />
dezente, aber vielschichtige<br />
Bassinformationen und diese<br />
volumenreiche, „auf Lunge“<br />
gehauchte Stimme. Die Forte-<br />
Gemeinschaft holte aus der superben<br />
180-Gramm-Pressung<br />
(Bad Seed Ltd.) Schwarzwerte<br />
von herrschaftlicher Eleganz.<br />
Schöner kann dieser melancholische,<br />
dunkle Samt nicht ausgeleuchtet<br />
werden.<br />
Andreas Günther ■<br />
Ritterschlag und Feinjustage<br />
„Ich habe entschieden. Mir<br />
muss das zuerst gefallen.“<br />
Solche gewichtigen Sätze<br />
kommen in der Regel von<br />
männlichen Top-Managern<br />
oder „Basta“-Bundeskanzlern.<br />
Bei EAT, dem Euro Audio<br />
Team kommen sie aus<br />
dem Mund einer Frau.<br />
Jozefína Lichtenegger<br />
verleiht EAT Profil und<br />
Gesicht. Das Topmodell<br />
unter den hauseigenen<br />
Plattenspielern, den Forte,<br />
brachte die Chefin direkt<br />
von Prag in die Redaktionsräume.<br />
Mit Stolz, insbesondere<br />
auf eine neue<br />
Partnerschaft: Der legendäre<br />
Bob Graham hat einen<br />
12-Zoll-Tonarm für EAT<br />
verfeinert und zum Kooperations-Branding<br />
freigegeben:<br />
„E-Go“ steht für „Euro<br />
Audio Team – Graham<br />
Original“, ein Ritterschlag.<br />
Der Ritterschlag für <strong>stereoplay</strong>:<br />
Jozefína Lichtenegger<br />
stellte den neuen<br />
Tonarm nicht nur vor,<br />
sondern auch ein. Der<br />
E-Go wird mit einer<br />
kompakten Schablone<br />
ausgeliefert, über die sich<br />
der millimetergenaue<br />
Abstand zwischen Tellerund<br />
Tonarmachse in<br />
wenigen Minuten fixieren<br />
lässt.<br />
74<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de
Live-Lift: Das werden Sammler unterschiedlich<br />
dicker Pressungen lieben – die Tonarmhöhe des<br />
E-Go ist in Feinstufen auf- und abschraubbar.<br />
EAT Forte<br />
+ E-Go + Yosegi<br />
15 900 Euro (Herstellerangabe)<br />
Vertrieb: Audio Reference, Hamburg<br />
Telefon: 040 / 533 203 59<br />
www.euroaudioteam.com<br />
Auslandsvertretungen siehe Internet<br />
Maße: B: 70 x H: 25 x T: 44 cm<br />
Gewicht: 65 kg<br />
Messwerte<br />
Gleichlaufton-Spektrum<br />
10dB<br />
0dB<br />
-10dB<br />
-20dB<br />
-30dB<br />
-40dB<br />
-50dB<br />
20Hz 100Hz 1kHz 10kHz 50kHz<br />
Super Gleichlauf mit sehr schlanker<br />
Spitze im Spektrum<br />
Gleichlaufschwankungen vs. Zeit<br />
0 dB<br />
-20 dB<br />
-40 dB<br />
-60 dB<br />
Königsklasse aus<br />
Massachusetts:<br />
Bob Graham hat<br />
seinen Tonarm<br />
Phantom II für<br />
EAT zum „E-Go“<br />
umfirmiert.<br />
Inklusive magnetischer<br />
Azimut-<br />
Stabilisation<br />
(Magneglide,<br />
oben links).<br />
Anpassungswillig: Graham hat den E-Go auf die<br />
klassische SME-Armboard-Justage ausgelegt.<br />
Auf Wunsch bietet EAT weitere Boards an.<br />
Das komplette vordere Arm-Segment wird<br />
zugesteckt: nach den Idealen des britischen<br />
Herstellers SME – fünfpolig und verschraubbar.<br />
Kleiner, feiner Eyecatcher: Bob Graham legt am<br />
Lager eine Mikro-Wasserwaage wie einen Erker<br />
aus – für den schnellen Blick beim VTA-Setup.<br />
-80 dB<br />
-500Hz 3150Hz +500Hz<br />
Sehr geringe Schwankungsbreite<br />
beim Gleichlauf über die Zeit<br />
Rumpel-Spektrum<br />
-20 dB<br />
-40 dB<br />
-60 dB<br />
-80 dB<br />
-100 dB<br />
-120 dB<br />
5Hz 10Hz 50Hz 100Hz 500Hz<br />
Extrem niedriges Rumpelgeräusch<br />
ohne auffällige Störkomponenten<br />
Gleichlauf, bewertet ±0,061 %<br />
Solldrehzahl – (einstellbar)<br />
Rumpelstörabstand, bewertet<br />
Platte/Koppler 73,5/84,5 dB<br />
Tonarm-Gewichtsklasse mittel<br />
Verbrauch Standby/Betrieb 1,4/15 W<br />
Bewertung<br />
Klang 58<br />
0 10 20 30 40 50 60 70<br />
Messwerte 10<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Praxis 8<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Wertigkeit 9<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Schwarz, schwärzer: Der höchste<br />
Faszinationsgrad des Forte liegt<br />
im immensen Kontrast – knorrig<br />
und tief bis an die Grenzen des<br />
Infraschalls. Der Yosegi-Abnehmer<br />
bringt dazu den Samt ins<br />
audiophile Spiel.<br />
<strong>stereoplay</strong> Testurteil<br />
Klang<br />
Absolute Spitzenklasse 58 Punkte<br />
Gesamturteil<br />
sehr gut<br />
85 Punkte<br />
Preis/Leistung gut – sehr gut<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 75
Forschung Bedämpfungsstoffe für Lautsprecherständer<br />
Resonanzbedämpfende<br />
Gummischicht<br />
Dynaudio Stand 6<br />
Resonanzbedämpfende<br />
Gummischicht<br />
KATZENSTREU<br />
BAUSCHAUM<br />
VOGELSAND<br />
QUARZSAND<br />
KUNSTSTOFFGRANULAT<br />
Good Vibrations<br />
Zur Resonanzbedämpfung bei Lautsprecherständern gilt<br />
Quarzsand als ungeschlagen. <strong>stereoplay</strong> hat fünf Stoffe in<br />
Dynaudios Stand 6 gefüllt und nachgemessen.<br />
Wenn es rumpelt und vibriert, dann<br />
stimmt irgendetwas nicht. Ist es die<br />
Box oder der Untergrund? Spielt dabei die<br />
Aufstellung oder der Raum die größere<br />
Rolle? Ein weiteres Puzzleteil bei der Suche<br />
nach den Ursachen kommt hinzu, wenn ein<br />
Kompaktlautsprecher mit im Spiel ist. Ärgerlich<br />
dabei ist, dass der zur Aufstellung<br />
nötige Ständer den Körperschall nicht einfach<br />
nur absorbiert oder durchleitet, sondern<br />
selbst in Eigenschwingung gerät.<br />
Ohne Befüllung bleibt das leere Rohr<br />
ein hervorragender Resonanzkörper. Mit<br />
Schlitz und Mundstück wäre man schnell<br />
beim Orgelpfeifenprinzip.<br />
In anderen Kulturen sind Hohlröhren<br />
Musikinstrumente: So funktioniert das bekannte<br />
australische Didgeridoo über eine<br />
Hohlraumresonanz, die immerhin als Sound<br />
durchgeht. Musikpädagogisch bedeutend<br />
und brandneu sind die Boomwhackers:<br />
unterschiedlich lange, offene Kunststoffröhren,<br />
die, auf den Boden gestampft, eine<br />
Tonleiter von Drumsounds erzeugen.<br />
Doch als Lautsprecherhörer will man<br />
keinen „Rohrsound“. Gemeinhin gilt die<br />
Befüllung mit Quarzsand als probatestes<br />
Mittel zur Schwingungsbedämpfung. Wir<br />
wollten es wissen und haben fünf unterschiedliche<br />
Stoffe in zwei Füllgraden verglichen:<br />
Vogelsand, Quarzsand, Bauschaum,<br />
Katzenstreu (Catsan) und ein spezielles<br />
Kunststoffgranulat. Dynaudio spendierte<br />
seinen neuen, besonders schwingungsarmen<br />
Lautsprecherständer Stand 6 (UVP: 395<br />
Euro/Paar). Zur Schwingungsanregung<br />
haben wir die Drei-Wege-Kompaktbox Cabasse<br />
Minorca verwendet und Ankopplung<br />
und Dämpfung miteinander verglichen.<br />
76<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de
Ein Gedankenspiel<br />
Welche Stoffe eignen sich zur Bedämpfung?<br />
Dazu zuerst ein Gedankenspiel:<br />
Wenn die Box ihren Körperschall in den<br />
Stand leitet, handelt es sich um unterschiedliche<br />
Frequenzen. Je nach Konstruktion des<br />
Boxengehäuses werden diese mal mehr,<br />
mal weniger stark abgegeben.<br />
Der hohle Lautsprecherständer<br />
dient prinzipiell als Verstärker.<br />
In der Regel sind es dabei<br />
die niederfrequenten und mittelhohen<br />
Schallanteile, die uns Musikhörer<br />
stören. Wenn Körperschall<br />
auf ein Granulat trifft,<br />
dann bewegen sich diese Teilchen<br />
mit. Sie vibrieren und verändern<br />
dabei ihre Position. Durch<br />
diese Reibung entsteht Wärme<br />
und die eingeleitete Energie wird<br />
quasi ausgebremst. Ein fester<br />
Körper kann hingegen selbst keinen<br />
Schall aufnehmen bzw. absorbieren.<br />
Er kann nur reflektieren<br />
oder durchleiten. Zur Absorption<br />
müsste ein Körper entweder<br />
viele kleine Hohlräume enthalten<br />
oder biegsam sein. Nur so kann<br />
der Schall in irgendeiner Weise<br />
bearbeitet werden. Genau wie in<br />
der Raumakustik ist eine Mischung<br />
aus Diffusion und Absorption<br />
erforderlich.<br />
Energie = Kraft x Weg<br />
Wird im Stand zu viel Schwingungsenergie<br />
reflektiert, richtet<br />
sich dieses Frequenz-Ungeheuer<br />
gegen seinen eigenen Erzeuger:<br />
die Box. Jetzt muss das Gehäuse<br />
mehr Energie ableiten. Ist der Diffusionsgrad<br />
zu hoch, muss die<br />
Rohrkonstruktion die „Schallreste“<br />
abfangen. Wird dagegen zu viel<br />
Energie resorbiert, klingt die Box vielleicht<br />
nicht mehr so wie ursprünglich vom Entwickler<br />
ersonnen. Ein geeignetes Granulat zu finden<br />
ist also keine profane Sache.<br />
Grob- oder feinkörnig?<br />
Wie aber muss das geeignete Material oder<br />
Granulat beschaffen sein? Eher grob- oder<br />
feinkörnig? Leicht, schwer, dick oder dünn?<br />
Lieber viel oder wenig? Wir haben einen<br />
Querschnitt aus den im Baustoffhandel<br />
erhältlichen Materialien besorgt und mit<br />
einem exklusiven Granulat eines HiFi-<br />
Herstellers verglichen.<br />
➜ Quarzsand ist der Favorit vieler Selbstbauer.<br />
In fast jedem Baumarkt erhältlich,<br />
sorgt seine hohe Schüttdichte für eine enge<br />
Messstand in der TESTfactory: Laborleiter Schüller und Sebastian<br />
Jünger überprüfen die zu erwartenden Eigenresonanzen von Dynaudios<br />
Stand 6. Anschließend wird auf halber Höhe ein Beschleunigungsaufnehmer<br />
platziert und über die Cabasse Minorca angeregt.<br />
Befüllung des Rohres und – was oft betont<br />
wird – für viel Gewicht.<br />
Quarzsand entsteht durch Verwitterung<br />
und Mineralanreicherung in der Erde. Der<br />
Quarzgehalt beträgt mindestens 85 Prozent,<br />
die Korngröße variiert von 0,1 bis 0,4 mm.<br />
Der Sand enthält poröse Elemente und kann<br />
sich dadurch gut bewegen. Jedoch oxidiert<br />
das eisenhaltige Gestein durch Sauerstoff<br />
und verändert dadurch mittelfristig seine<br />
Eigenschaften. Grundsätzlich sind das aber<br />
gute Voraussetzungen für eine ausgewogene<br />
Schallbearbeitung.<br />
➜ Vogelsand ist ein leichterer rundgeschliffener<br />
Quarzsand mit für den originären<br />
Einsatzzweck saugfähigen Kalkelementen<br />
und Muschelgrit. Die Korngröße variiert<br />
von 0,1 bis 0,7 mm. Der sehr<br />
feine Sand hat gute Rieseleigenschaften<br />
und ist vergleichbar mit<br />
Meeressand. Durch seine Feinkörnigkeit<br />
und niedrige Dichte<br />
ist Vogelsand beweglicher als<br />
der natürliche Quarzsand.<br />
➜ Katzenstreu (Catsan) ist ein<br />
Tipp unter den experimentierfreudigen<br />
Musikhörern. Darin<br />
befinden sich viele Kalkelemente<br />
und verschiedenartige<br />
Substanzen. Dieses Granulat<br />
besteht aus Quarzsand und Kalk.<br />
Die Korngröße variiert bis maximal<br />
4 mm. Seine offen poröse<br />
Struktur sorgt für eine differenzierte<br />
Masse und Verteilung im<br />
Rohr. Man sollte die Substanz<br />
nicht einfach komplett in das<br />
Rohr füllen, sondern immer mal<br />
wieder an das Rohr klopfen, um<br />
so die Schüttdichte zu maximieren.<br />
Die vielfach variablen Körnchen<br />
setzen sich dadurch in jede<br />
Lücke und bilden eine zerklüftete<br />
Reibefläche für den Schall.<br />
Was aber bewirkt ein eher<br />
leichtes Material mit klebenden<br />
Eigenschaften? Dafür haben wir<br />
uns den sogenannten Bauschaum<br />
ausgesucht.<br />
➜ 2K-PU-Montageschaum auf<br />
Basis von Polyurethan erweitert<br />
kontinuierlich sein Volumen und<br />
härtet absolut trocken und luftdicht<br />
aus. Vollständig mit allen Stellen<br />
verbunden, sollte ein Rohr doch relativ schallberuhigt<br />
sein, oder? Zumindest ab den mittleren<br />
Frequenzen aufwärts würden wir etwas<br />
in diese Richtung erwarten. Wäre dadurch<br />
aber der Bassbereich stärker?<br />
➜ Fillin kommt vom deutschen BT-HiFi-<br />
Vertrieb. Der italienische Hersteller Music<br />
Tools hat ein schwarzes Granulat aus gleich<br />
großen zylinderförmigen Kunststoffteilchen<br />
entworfen. Diese bringen dank ihrer starken<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 77
Forschung Bedämpfungsstoffe für Lautsprecherständer<br />
Staubige Angelegenheit: Mit Lineal und<br />
Trichter befüllen wir alle Ständer zu 60%.<br />
Im zweiten Durchgang wird jeder Ständer bis<br />
100% aufgefüllt und noch einmal gemessen.<br />
Mein Klang-Tipp ist Vogelsand. Ob es sich<br />
auch messtechnisch durchsetzen kann?<br />
Biegsamkeit einen hohen Grad an Eigendämpfung<br />
mit. Die feste Korngröße beträgt<br />
ca. 8 mm. Das Material ist jedoch vergleichsweise<br />
leicht. Kann es so auch die Eigenschwingungen<br />
des Rohres aufnehmen?<br />
Unser Versuchsaufbau<br />
Um herauszufinden, welche Rolle der Füllgrad<br />
spielt, haben wir jeden Stand einmal zu<br />
60 und zu 100 Prozent mit dem gleichen<br />
Material befüllt. Erwartungsgemäß sollte sich<br />
dann auch der Dämpfungsgrad verbessern.<br />
Schließlich geht es uns darum, im Hörtest<br />
eventuelle Klangtendenzen erkennen zu können.<br />
Unser Schallproduzent, die solide Cabasse<br />
Minorca, glänzt durch Präzision, hervorragendes<br />
Timing und die besonders trocken-schnelle<br />
Basswiedergabe. Die gute<br />
Schwingungsableitung der Drei-Wege-Kompaktbox<br />
ist prädestiniert für unseren Test.<br />
Wird es dennoch auf irgendeinem Stand mulmig<br />
oder dröhnig klingen? Und werden Messund<br />
Hörergebnis korrelieren?<br />
Musikhörer fragen uns oft nach der idealen<br />
Mischung aus Bedämpfung und Ankopplung<br />
(siehe den Kasten unten). Wir<br />
testen beide Varianten. Die Stands stehen<br />
dabei auf Spikes. Im <strong>stereoplay</strong>-Hörraum<br />
wird anschließend jeder Stand – in Mono –<br />
auf einem Beton-Untergrund abgehört.<br />
Insgesamt messen und hören wir so zehn<br />
Varianten durch. Das Teststück „Deep“ von<br />
Ilene Barnes regt Tief- und Oberbass gleichermaßen<br />
an. Ihre Stimme liefert dazu<br />
einen tief-sonoren Grundtonansatz mit präsenten,<br />
sauberen Zischlauten.<br />
Hörvergleich auf Hartgummi<br />
Die Stands sind zu 60 Prozent befüllt. Mit<br />
Quarzsand erklingt es im Mittelhochtonbereich<br />
besonders klar und präzise, jedoch<br />
relativ trocken: eine insgesamt ausgewogene<br />
Darbietung ohne Besonderheiten über<br />
alle Frequenzbereiche. Mit Vogelsand tönt<br />
es im Vergleich noch transparenter mit et-<br />
1 2<br />
Ankopplung vs. Dämpfung<br />
Durch die akustische Ankopplung [1] des Schallproduzenten (Box) an den<br />
Resonanzkörper (Stand) wird ein Großteil der Schwingungsenergie an den<br />
Lautsprecherständer und an den Untergrund abgegeben. Der Nachteil: Schwingende<br />
Böden wie Holzdielen und schwimmender Estrich verstärken diesen<br />
Schall und übertragen die Schwingungsenergie, sogar auf andere Möbel. Bei<br />
harten Böden wie Beton, festem Laminat, Parkett oder Fliesen werden die<br />
Vibrationen jedoch effektiv resorbiert, und das Boxgehäuse bleibt im Endeffekt<br />
ruhiger.<br />
Bei einer Bedämpfung durch Hartgummi [2] ist der Schallproduzent (Box)<br />
energetisch vom angrenzenden Resonanzkörper (Stand) isolierter. Im Dämpfungselement<br />
wird die Schwingungsenergie in Wärme umgewandelt und<br />
größtenteils vernichtet. Stand und Boden werden so weniger angeregt und das<br />
Boxengehäuse gerät nicht zusätzlich in Schwingung. Das bedeutet aber auch,<br />
dass mehr Schwingungsenergie in der Box selbst resorbiert werden muss.<br />
78<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de
was unschärferen Konturen, jedoch höherer<br />
Klangfarbentreue. Gitarre und Shaker schälen<br />
sich deutlich aus dem Geschehen. Der<br />
Bass ist dafür weniger akkurat. Das schwarze<br />
Granulat lässt zwar einen besonders<br />
sauberen Grundton stehen, macht die Wiedergabe<br />
jedoch insgesamt stumpf. Die Bassdrum<br />
klingt kaum nach. In der Tontechnik<br />
würde man den Charakter mit „dry“ umschreiben,<br />
überdies recht ausgewogen und<br />
ohne Störungen. Catsan wiederum verstärkt<br />
den Grundtonbereich, ist weniger präzise<br />
und betont die Zischlaute in Barnes‘ Stimme.<br />
Hier hören wir zum ersten Mal die<br />
Ständer-Resonanzen durch, denn es tönt<br />
leicht nagelig. Mit Bauschaum gibt es signifikant<br />
mehr Tiefbass, dabei rumst es nun<br />
im Oberbass. Unausgewogen, wuchtig und<br />
zischelig – damit kann uns der Bauschaum<br />
am wenigsten überzeugen.<br />
Hörvergleich auf Spikes<br />
Auf Spikes muss der Ständer mehr Bassenergie<br />
ableiten. Mit Quarzsand ist sogleich<br />
ein Timing-Gewinn auszumachen.<br />
Die Box kommt auf den Punkt, klingt<br />
dabei natürlich-offenporig und liefert einen<br />
fein diffenzierten Grundton. Dynamisch<br />
ist die Cabasse nun ebenfalls von<br />
der Leine: ein klarer Gewinner gegenüber<br />
den Hartgummischeiben. Mit Vogelsand<br />
macht die Box einen leicht strengen Eindruck.<br />
Tonal präsenter und weniger aus<br />
einem Guss ist der relativ sonore, leicht<br />
mulmige Grundtoncharakter nicht zu überhören.<br />
Pluspunkte gibt es für die gesteigerte<br />
Transparenz und Natürlichkeit. Es<br />
klingt charaktervoll und „wet“, wie der<br />
Tontechniker sagt. Das schwarze Granulat<br />
wiederum trocknet den Sound scheinbar<br />
aus. Auf Spikes klingt es jedoch weniger<br />
stumpf als auf Hartgummi. Die Cabasse<br />
tönt ausgewogen und sauber, mit graduell<br />
dumpferer Note gegenüber Quarzsand.<br />
Bei Catsan fällt sofort die Verlangsamung<br />
des Timings auf. Alles schleppt sich nun<br />
behäbiger dahin. Hinzu kommt ein strenger<br />
Nachhall mit einem hörbaren Sirren: im<br />
Ergebnis also noch unausgewogener als<br />
die Hartgummi-Variante. Bauschaum erzeugt<br />
mehr Rums und skaliert Barnes‘<br />
Stimme unnatürlich groß. Hinzu kommt<br />
das hörbare Sirren des Ständers, das in<br />
seiner strengen Diktion einen ungenieß-<br />
VOLLES ROHR<br />
Überraschend: Komplett mit Quarzsand<br />
befüllt, verstärken sich die Rohrresonanzen<br />
zu 90, 200 und 400 Hz um bis zu 5 Dezibel.<br />
Die Frequenzextreme werden hingegen<br />
besser bedämpft. Was nun aber besser<br />
klingt, soll der Hörtest beweisen.<br />
baren Klangcocktail fabriziert. Bauschaum<br />
bleibt der klare Verlierer im Quintett.<br />
Mehr Füllung = mehr Klang?<br />
Wir schütten alle Stands zu 100 Prozent<br />
auf und sind jetzt besonders gespannt auf<br />
den kommenden Hörvergleich! In unseren<br />
Messungen zeigt der höhere Füllgrad kaum<br />
CABASSE AUF SPIKES: MATERIALBEDÄMPFUNG IM VERGEICH ZUM LEERSTÄNDER<br />
Leerständer unbedämpft:<br />
Die spezifischen Rohrresonanzen<br />
liegen bei 200 , 550 ,<br />
750 und 1600 Hz. Die Buckel<br />
im Bassbereich entstehen<br />
durch externe Einwirkungen.<br />
Bauschaum dämpft kaum.<br />
Im Bassbereich entstehen<br />
sogar neue Schwingungen.<br />
Die extern induzierte 100-<br />
Hz-Resonanz wird dafür um<br />
20 db reduziert. Insgesamt<br />
sehr unausgewogen.<br />
Katzenstreu dämpft etwas<br />
gleichmäßiger, lässt jedoch<br />
zahlreiche schmalbandige<br />
Spitzen stehen. Auffällig<br />
starke Reduktion der<br />
typischen Rohrresonanzen<br />
bei 550 Hz und 750 Hz.<br />
Vogelsand bedämpft die<br />
oberen Höhen stärker als<br />
den Grundtonbereich. Auch<br />
bleiben schmalbandige<br />
Rohrresonanzen stehen.<br />
Insgesamt eine progressive<br />
Bedämpfung zu den Höhen.<br />
Fillin schafft zwar nur eine<br />
geringfügige Reduktion der<br />
200-Hz-Resonanz, erreicht<br />
aber eine ausgewogene<br />
Bedämpfung aller Frequenzbereiche.<br />
Besonders gut in<br />
den oberen Mitten.<br />
Quarzsand erreicht die<br />
homogenste Bedämpfung<br />
im Testfeld. Bis auf die<br />
kleine Kerbe bei 100 Hz<br />
gelingt dem Naturquarz eine<br />
gleichmäßige Reduktion<br />
aller Resonanzen.<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 79
Forschung Bedämpfungsstoffe für Lautsprecherständer<br />
Box auf Hartgummi, Stand 60%: Besonders effektiv gelingt die<br />
Bedämpfung des Bass- und Grundtonbereichs. Von 600 bis 1200<br />
Hz wird tendenziell überdämpft, daneben entstehen Spitzen.<br />
Box auf Spikes, Stand 60%: Der Bassbereich schwankt deutlich.<br />
Die Bedämpfung der 200-Hz-Resonanz gelingt keinem Material<br />
besonders gut. Über 200 Hz gewinnt das Kunststoffgranulat.<br />
Best of Hartgummi, Stand 100%: Das Kunststoffgranulat erreicht<br />
die stärkste Bedämpfung. Jedoch bietet Quarzsand mehr Homogenität<br />
in den oberen Mitten. Vogelsand ist dort unregelmäßiger.<br />
Best of Spikes, Stand 100%: Hier liegen die Materialien dicht<br />
beieinander. Wieder dämpft das Kunststoffgranulat am stärksten.<br />
Quarzsand bleibt dennoch gleichmäßiger – auch als Vogelsand.<br />
nennenswerte Verbesserungen. Nur im<br />
Bass- und Hochtonbereich verringert sich<br />
der Schwingungsgrad ein wenig. Jedoch<br />
stören nun die ständereigenen Resonanzen<br />
wieder stärker. Auch in den Hörvergleichen<br />
konnte ich keine Vorteile für den höheren<br />
Dämpfungsgrad ausmachen. Im Gegenteil,<br />
es klingt etwas dumpfer und weniger lebendig<br />
– zumindest auf Betonboden. In<br />
klanglicher Hinsicht bringt eine gewisse<br />
Eigenschwingung des Stands Vorteile.<br />
Deshalb lautet meine Empfehlung: Befüllen<br />
Sie die Ständer höchstens zu 70 Prozent.<br />
Probieren Sie die exakte Füllmenge<br />
aus, denn es lässt sich nie vorhersagen, wie<br />
das Schwingungskonstrukt aus Box, Stand<br />
und Boden am besten funktioniert.<br />
Fazit<br />
Auf Hartgummi klingt die Box etwas überdämpft,<br />
wohl weil im Stand bereits Dämpfungsschichten<br />
eingebaut sind und die Box<br />
so zuviel resorbieren muss. Über Spikes<br />
gelingt die natürlichere Energieableitung.<br />
Bauschaum und Katzenstreu lassen das<br />
Rohr zu stark mitsirren. Die feinen Sande<br />
verhalten sich deutlich fließender und homogener.<br />
Offensichtlich spielen dabei zwei<br />
Faktoren eine wichtige Rolle: hohe Teilchendichte<br />
und günstige Gleitreibungs-<br />
Eigenschaften. Gerade Quarzsand weist<br />
hier ein nahezu optimales Verhältnis aus<br />
beiden Faktoren auf. Entgegen vieler Gerüchte<br />
hängt die Dämpfung der Bassfrequenzen<br />
nicht ursächlich mit dem Gewicht<br />
der Bedämpfungsmasse zusammen. Das<br />
leichtere Kunststoffgranulat schafft sogar<br />
eine deutlichere Reduktion tiefer Frequenzen.<br />
Aber klingt es deshalb auch besser?<br />
Es kommt auf den Boden an. Bei schwingenden<br />
Böden (siehe den Kasten, Seite<br />
138) ist Fillin im Vorteil, bei harten Böden<br />
liegen die Sande vorn. Wichtig ist eine<br />
homogene Dämpfungsverteilung im Frequenzspektrum.<br />
Besonders natürliche<br />
Dämpfungseigenschaften zeigt Vogelsand.<br />
Die goldene Mitte aus Präzision und Natürlichkeit<br />
erreicht Quarzsand. Nicht die<br />
stärkste Schallresorption siegt also, sondern<br />
die gleichmäßigste Reduktion aller Frequenzbereiche.<br />
Erst dadurch kann die Box<br />
so schwingen, wie vom Entwickler ursprünglich<br />
konzipiert. Marco Breddin ■<br />
Bleibt standhaft: Dynaudios Stand 6.<br />
Die elliptische Form macht die Aluminiumsäule<br />
besonders verwindungssteif.<br />
Eine zusätzliche Verstrebung teilt in<br />
Befüllungs- und Kabelrohr. Die Standflächen<br />
bestehen aus einem dreilagigen<br />
Aluminium-Gummi-Compound.<br />
80<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de
Test & Technik In-Ear-Hörer<br />
Vibrato(h)ren<br />
Seit <strong>Jahre</strong>n dominieren zwei Treibertechnologien den In-Ear-Markt:<br />
Balanced Armature (BA) und Elektrodynamik. Was besser klingt, haben<br />
wir anhand von vier individuellen High-End-Lösungen verglichen.<br />
Längst haben die Klangstöpsel<br />
den Kopfhörermarkt<br />
revolutioniert. Mittlerweile gibt<br />
es günstige In-Ears wie Sand<br />
am Meer. Doch immer mehr<br />
Hörer wollen wissen, was aus<br />
den ausgefallenen Miniaturge-<br />
häusen technisch noch alles<br />
herauszuholen ist.<br />
Geht es um Mikrotreibertechnologie,<br />
klingt Ba lanced<br />
Armature etwa so verheißungsvoll<br />
wie für den HiFi-Freund<br />
das Bändchen. Die BA-Folienmembran<br />
erzielt einen hohen<br />
elektrischen Wirkungsgrad,<br />
braucht keine externe Luftankopplung<br />
und klingt daher sehr<br />
präzise. Der Nachteil ist die geringe<br />
Basskraft. Deshalb müssen<br />
immer mehrere Wandler<br />
kombiniert werden. Der dynamische<br />
Treiber bietet einen größeren<br />
Frequenzumfang und<br />
klingt dank Luftankoppelung<br />
druckvoller, aber auch detailärmer.<br />
Eine Synthese aus beiden<br />
Welten – das wärs doch, oder?<br />
Logitech<br />
UE900<br />
Shure<br />
SE5<strong>35</strong><br />
Sony<br />
MDREX 1000<br />
Ultrasone<br />
IQ<br />
138 5/13 <strong>stereoplay</strong>.de
Logitech Ultra Ears 900<br />
Shure SE5<strong>35</strong><br />
Logitech bekennt Farbe. Im<br />
Portfolio des Herstellers von<br />
Computerzubehör bekommt<br />
jede In-Ear-Serie ihren eigenen<br />
Anstrich. Die flexible<br />
blaue Leine des UE 900 ist<br />
zwecks Verringerung der<br />
Kabelkapazität sorgfältig<br />
verdrillt: erst jeder einzelne<br />
Kanal, dann beide Kanäle<br />
miteinander. Das reduziert<br />
die gegenseitige Leiter-Beeinflussung<br />
und verhindert<br />
eine etwaige magnetische<br />
Einkopplung. Praktischerweise<br />
hängt am rechten<br />
Kanal eine Lautstärkeregelung<br />
mit Play/Stop-Taste und<br />
Titelsprung. Über das inte -<br />
grierte Mikrofon kann man<br />
ausschließlich per iPhone<br />
telefonieren. Wer nur Musik<br />
hören möchte, greift zum<br />
zweiten Kabel – zum schwarzen<br />
Äquivalent ohne Tasten.<br />
Dazu löst man das Kabel<br />
direkt am Gehäuse.<br />
Das Einsetzen der In-Ears<br />
gelingt auf Anhieb und ohne<br />
Verwirrung, zumal sich das<br />
Silikon-ummantelte Kabelstück<br />
gut hinter dem Ohr<br />
anschmiegen lässt. Dank<br />
der Plastikklammer kann die<br />
Lautstärkeregelung zur<br />
weiteren Zugentlastung am<br />
Kragen befestigt werden –<br />
sitzt wie angegossen.<br />
Im Gehäuse stecken vier<br />
Balanced-Armature-Wandler:<br />
zwei Bässe, ein Mitteltöner<br />
und ein Hochtöner. Es ist<br />
kaum vorstellbar, wie solch<br />
ein ausgewachsenes Drei-<br />
Wege-System in ein derart<br />
kleines Gehäuse passen<br />
kann. Etwas lauter drehen<br />
muss man schon, dann spielen<br />
die UEs sanft homogen<br />
und geschlossen ohne<br />
störende Ecken und Kanten,<br />
lassen aber vergleichsweise<br />
etwas Durchsetzungskraft<br />
vermissen. Marco Breddin ■<br />
Dass Shure für Bühnenanwendungen<br />
entwickelt, zeigt<br />
sich an wenigen Details: Das<br />
doppelwandige Gehäuse ist<br />
wasserdicht und enthält<br />
einen Shock-Absorber.<br />
Außerdem ist das Kabel zur<br />
Trittsicherheit Kevlar-verstärkt.<br />
Die Isolationswirkung<br />
des Gehäuses liegt mit<br />
knapp 40 dB ebenfalls über<br />
dem Durchschnitt. Mit den<br />
Ohr-Oliven erhöht sich die<br />
Geräuschreduktion auf<br />
schalltotverdächtige 90 dB.<br />
Das scheint auch genug für<br />
den Alltag zu sein. Indes ist<br />
das Kabel ziemlich steif<br />
geraten. Erst durch mehrmaliges<br />
„Abstreifen“ wird das<br />
Kevlar geschmeidiger.<br />
Aufsetzen lassen sich die<br />
Ohrkanal-Hörer genauso<br />
schnell und unkompliziert<br />
wie die UE 900, wobei die<br />
Shure-In-Ears bei mir noch<br />
einen Tick angenehmer<br />
sitzen. Wichtig ist, dass es<br />
sich im Ohr nicht verstopft<br />
anfühlt. Shure liefert dazu<br />
Tannenbaum-Einsätze, mit<br />
deren Hilfe man sich dem<br />
Optimum annähern kann.<br />
Dennoch sollte es dicht<br />
genug sein, damit genügend<br />
Bassresonanz erzeugt wird.<br />
Dafür befinden sich gleich<br />
zwei BA-Tieftöner im<br />
bernsteinfarbenen Gehäuse.<br />
Den hohen Wirkungsgrad<br />
bekommt man dann auch<br />
unweigerlich zu spüren –<br />
Aufdrehen ist kaum nötig,<br />
sofort entsteht ein bassintensives,<br />
durchsetzungsfähiges<br />
Klangbild von hoher<br />
Prägnanz. Nach einer Einhörphase<br />
schält sich jedoch<br />
eine leichte Mittenbetonung<br />
heraus, die sicher für die<br />
Bühnenpraxis relevant ist,<br />
aber auch den leicht verfärbten<br />
Klang des SE5<strong>35</strong><br />
ausmacht. Marco Breddin ■<br />
Die drehbaren Köpfe<br />
erleichtern das<br />
Einsetzen der<br />
transparenten<br />
Ohrhörer. Im<br />
reichhaltigen Zubehör<br />
befinden sich zwei Kabel, fünf<br />
Ohr-Oliven aus Silikon, drei<br />
aus adaptivem Schaum, ein<br />
Flugzeug-Adapter zur<br />
Reduktion der Umgebungsgeräusche<br />
und der obligatorische<br />
6,3-mm-Klinkenadapter<br />
sowie zwei Reiseetuis.<br />
Das drahtverstärkte Kabel ist<br />
am Hörer drehbar und<br />
damit leicht auszutauschen.<br />
Im Zubehör<br />
finden sich Tannenbaum-Ohrpassstücke,<br />
Silikon- und Schaumstoff-<br />
Oliven, ein Miniklinken-Flugzeug-Adapter,<br />
ein Kabelaufsatz<br />
mit Lautstärkeregelung,<br />
der 6,3-mm-Klinkenadapter<br />
und ein stabiles, wasserdichtes<br />
Hardcase mit<br />
Reißverschluss.<br />
3-Wege BA<br />
109,5 dB<br />
31,2 Ohm<br />
10 g<br />
400 Euro<br />
2-Wege BA<br />
115 dB<br />
37,5 Ohm<br />
10 g<br />
530 Euro<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 139
Test & Technik In-Ear-Hörer<br />
Sony MDR-EX1000<br />
Ultrasone IQ<br />
Das Gehäuse des Sony ist<br />
auffallend groß. „Form follows<br />
function“: Eine dynamische<br />
Membran ist rund<br />
und braucht eben Platz. Das<br />
tropfenförmige Design impliziert<br />
die frontale Treiberausrichtung<br />
der großen 16-Millimeter-Flüssigkristallpolymer-Membran.<br />
Der produzierte<br />
Schall wird demnach<br />
seitlich aus dem Gehäuse in<br />
den Ohrkanal geführt. Die<br />
Hörer sind auffällig leicht,<br />
eine spezielle Magnesiumlegierung<br />
soll Vibrationen vermeiden<br />
und für Klarheit bei<br />
der Wiedergabe sorgen.<br />
Sony hat an viele praktische<br />
Details gedacht: So liegt das<br />
flexible 120-cm-Kabel mit<br />
kupferreinen 7N-OFC-Leitern<br />
zusätzlich in halber<br />
Länge bei, um mit einem<br />
Lautstärkeregelungsadapter<br />
wieder auf volle Länge<br />
gebracht zu werden.<br />
Der Sitz des MDR-EX1000<br />
ist jedoch etwas gewöhnungsbedürftig.<br />
Sony liefert<br />
ausschließlich Silikon-Oliven,<br />
die ihre Größe nicht<br />
adaptiv an den Gehörgang<br />
anpassen. So schmiegen<br />
sich die In-Ears nicht ganz<br />
so dicht ans Ohr. Der Bügel<br />
lässt sich wiederum leicht<br />
verbiegen – das ist Abstimmungssache.<br />
Einmal angeschlossen,<br />
entfaltet dieser<br />
Ohrkanal-Hörer ein besonders<br />
transparentes und<br />
durchsichtiges Klangbild,<br />
das sich geradezu vom Ohr<br />
lösen kann.<br />
Dynamisch-konsistent und<br />
durchsetzungsfähig bis in<br />
die untersten Register –<br />
damit ist der Sony einer der<br />
besten seiner Klasse.<br />
Lediglich in den Präsenzen<br />
neigt er zu einer leichten<br />
Vordergründigkeit.<br />
Marco Breddin ■<br />
Die deutsche Manufaktur<br />
Ultrasone, eher für große<br />
On-Ears klassischer Bauart<br />
bekannt, mischt mit dem<br />
neuen IQ die höchste In-<br />
Ear-Preisklasse auf. Im edlen<br />
Metalldruckgehäuse verbergen<br />
sich zwei Treiber, wobei<br />
der dynamische 8-Millimeter-Bass<br />
und der BA-Mittelhochtöner<br />
durch einen mikroskopisch<br />
kleinen Schallauslass<br />
gemeinsam auf ein<br />
Volumen spielen.<br />
Das Handling ist etwas ungewohnt,<br />
steht doch das<br />
Gehäuse schräg aus dem<br />
Ohrkanal heraus. Zudem<br />
braucht man einige Sekunden,<br />
bis das starre Kabel<br />
sitzt – dann ist aber ein<br />
fester und dank der Stöpsel<br />
aus Schaumstoff angenehmer<br />
Sitz garantiert.<br />
Von einer Frequenzaufteilung<br />
war in den Hörtests<br />
nichts zu bemerken: Im<br />
Gegenteil, bei „Best of the<br />
Doors“ fügt sich der trocken-knackige<br />
und extrem<br />
tiefe Bass sensationell harmonisch<br />
und rhythmisch<br />
absolut präzise in die<br />
unbestechlich neutralen<br />
Klangfarben ein. Unendlich<br />
feinauflösend meisterte er<br />
selbst komplexeste Musikwerke<br />
wie Mahlers 8. Sinfonie<br />
(dirigiert von Michael<br />
Tilson Thomas) mit bester<br />
Staffelung und folgte dabei<br />
jeder dynamischen Schattierung.<br />
Wer aber Schönfärberei<br />
und warme Abstimmung<br />
schätzt, wird den IQ anfänglich<br />
als überpräzise empfinden,<br />
doch dank seines<br />
Tragekomforts, der richtigen<br />
Klangfarben und mühelosen<br />
Transparenz ist er schlicht<br />
der beste In-Ear: eine Art<br />
Studiomonitor mit Langzeitgenussfaktor<br />
für den<br />
Ohrkanal. Malte Ruhnke ■<br />
Für einen Kabelwechsel muss<br />
am Hals eine Gewindemuffe<br />
gedreht werden. Schön und<br />
auch praktisch ist Sonys<br />
Ohr-Oliven-Farbpalette. Bei<br />
den geringen Größenunterschieden<br />
wird so deutlich,<br />
welche Oliven zusammengehören.<br />
Mitgeliefert werden drei<br />
isolierende und zehn Hybrid-<br />
Oliven, zwei Kabel und eine<br />
Echtleder-Tasche.<br />
Das Gussgehäuse wirkt<br />
extrem edel, auch das<br />
geflochtene Koaxialkabel<br />
erscheint langzeitstabil.<br />
Rund um die Ohren<br />
stabilisiert ein Draht<br />
die Kabelführung<br />
von vorne. Im<br />
Innenaufbau erkennt<br />
man den runden<br />
Basstreiber, BA-Treiber<br />
für Mittelhochton<br />
und das gemeinsame Volumen<br />
samt Ohrkanal.<br />
1-Wege dynamisch<br />
106 dB<br />
32,3 Ohm<br />
12,6 g<br />
500 Euro<br />
2-Wege BA/dynamisch<br />
109 dB<br />
20,4 Ohm<br />
14,6 g<br />
650 Euro<br />
140 5/13 <strong>stereoplay</strong>.de
Logitech UE 900<br />
400 Euro (Herstellerangabe)<br />
Vertrieb: Logitech, München<br />
Telefon: 089/894670<br />
ultimateears.logitech.com<br />
www.logitech.com<br />
Auslandsvertretungen siehe Internet<br />
Gewicht: 10 g (ohne Kabel)<br />
Messwerte<br />
Frequenzgang & Klirr bei 100 dB SPL<br />
Shure S5<strong>35</strong><br />
530 Euro (Herstellerangabe)<br />
Vertrieb: Shure, Eppingen<br />
Telefon: 07262/9249-100<br />
www.shure.de<br />
Auslandsvertretungen siehe Internet<br />
Gewicht: 10 g (ohne Kabe)<br />
Messwerte<br />
Frequenzgang & Klirr bei 100 dB SPL<br />
Sony MDR-EX1000<br />
500 Euro (Herstellerangabe)<br />
Vertrieb: Sony, Berlin<br />
Telefon: 01805/252586<br />
www.sony.de<br />
Auslandsvertretungen siehe Internet<br />
Gewicht: 12,6 g (ohne Kabel)<br />
Messwerte<br />
Frequenzgang & Klirr bei 100 dB SPL<br />
Ultrasone IQ<br />
650 Euro (Herstellerangabe)<br />
Vertrieb: Synthax GmbH<br />
Telefon: 089/9788038-0<br />
www.ultrasone.com<br />
Auslandsvertretungen siehe Internet<br />
Gewicht: 14,6 g (ohne Kabel)<br />
Messwerte<br />
Frequenzgang & Klirr bei 100 dB SPL<br />
120 dB<br />
110 dB<br />
100 dB<br />
90 dB<br />
80 dB<br />
70 dB<br />
60 dB<br />
50 dB<br />
40 dB<br />
20Hz 200Hz 2kHz 20kHz<br />
Ungewöhnlich linear abgestimmter<br />
In-Ear ohne typische Brillianzerhöhung.<br />
Relativ früher jedoch sanfter<br />
Höhenabfall ab 3 kHz, erhöhter Klirr.<br />
Schallpegel 0,1 - 4 kHz 1 mW/32 Ω 109,5 dB<br />
Impedanz bei 1 kHz<br />
31,2 Ω<br />
120 dB<br />
110 dB<br />
100 dB<br />
90 dB<br />
80 dB<br />
70 dB<br />
60 dB<br />
50 dB<br />
40 dB<br />
20Hz 200Hz 2kHz 20kHz<br />
Sehr linear und tiefreichend mit<br />
deutlicher Präsenzanhebung. Etwas<br />
unregelmäßiger Höhenabfall mit Peak<br />
um 15 kHz. Relativ geringer Klirr.<br />
Schallpegel 0,1 - 4 kHz 1 mW/32 Ω 115 dB<br />
Impedanz bei 1 kHz<br />
37,5 Ω<br />
120 dB<br />
110 dB<br />
100 dB<br />
90 dB<br />
80 dB<br />
70 dB<br />
60 dB<br />
50 dB<br />
40 dB<br />
20Hz 200Hz 2kHz 20kHz<br />
Linearer Hörer mit weitreichendem<br />
Hochton, präsenter Abstimmung und<br />
Brillanzspitze. Winziger Bassabfall.<br />
Klirrpeak um 5,5 kHz.<br />
Schallpegel 0,1 - 4 kHz 1 mW/32 Ω 106 dB<br />
Impedanz bei 1 kHz<br />
32,3 Ω<br />
120 dB<br />
110 dB<br />
100 dB<br />
90 dB<br />
80 dB<br />
70 dB<br />
60 dB<br />
50 dB<br />
40 dB<br />
20Hz 200Hz 2kHz 20kHz<br />
In-Ear-gerechte Abstimmung.<br />
Kräftiger Grundtonbereich, Senke<br />
in den oberen Mitten, homogenes<br />
Hochtonplateau. Relativ klirrarm.<br />
Schallpegel 0,1 - 4 kHz 1 mW/32 Ω 109 dB<br />
Impedanz bei 1 kHz<br />
20,4 Ω<br />
Bewertung<br />
Klang 44<br />
Bewertung<br />
Klang 46<br />
Bewertung<br />
Klang 48<br />
Bewertung<br />
Klang 49<br />
0 10 20 30 40 50 60 70<br />
Messwerte 6<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Praxis 8<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Wertigkeit 5<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Langzeittauglicher Charakter<br />
mit gutmütiger Abstimmung.<br />
Klingt leicht verhangen, dürfte<br />
aber auf die meisten Ohren gut<br />
passen. Schönes Design mit<br />
praxisgerechtem Zubehör und<br />
Bedienkonzept für iPhone, iPod<br />
touch und iPod Classic.<br />
0 10 20 30 40 50 60 70<br />
Messwerte 6<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Praxis 7<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Wertigkeit 6<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Durchsetzungsstarker und robuster<br />
In-Ear mit der Erfahrung<br />
aus der Bühnentechnik. Arbeitet<br />
Soloinstrumente und Stimmen<br />
präzise aus dem Mix. Neigt<br />
etwas zur Prägnanz. Sinnvolles<br />
und reichhaltiges Zubehör für<br />
Musikhörer, ohne Mikrofon.<br />
0 10 20 30 40 50 60 70<br />
Messwerte 7<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Praxis 6<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Wertigkeit 7<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Dynamisch-impulsiver<br />
Ohrkanal-Hörer mit analytischer<br />
Ausrichtung und knackiger<br />
Tiefbasswiedergabe. Erzeugt<br />
besonders große Klangbühnen<br />
für Unterwegs. Relativ groß am<br />
Ohr. Sinnvolles Zubehör für den<br />
Musikhörer, ohne Mikrofon.<br />
0 10 20 30 40 50 60 70<br />
Messwerte 7<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Praxis 9<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Wertigkeit 8<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
High End auf kleinstem Raum.<br />
Fantastischer Hybrid-In-Ear mit<br />
sehr hoher Klangfarbentreue<br />
und Frequenzgang-Linearität.<br />
Sinnvolles Zubehör und<br />
Smartphone-Kompatibilität. Der<br />
IQ zählt zu den absoluten Highlights<br />
des mobilen Klangs.<br />
<strong>stereoplay</strong> Testurteil<br />
Klang<br />
Spitzenklasse<br />
Gesamturteil<br />
gut<br />
Preis/Leistung<br />
44 Punkte<br />
63 Punkte<br />
gut<br />
<strong>stereoplay</strong> Testurteil<br />
Klang<br />
Spitzenklasse<br />
Gesamturteil<br />
gut<br />
Preis/Leistung<br />
46 Punkte<br />
65 Punkte<br />
sehr gut<br />
<strong>stereoplay</strong> Testurteil<br />
Klang<br />
Spitzenklasse<br />
Gesamturteil<br />
gut<br />
Preis/Leistung<br />
48 Punkte<br />
68 Punkte<br />
überragend<br />
<strong>stereoplay</strong> Testurteil<br />
Klang<br />
Spitzenklasse<br />
Gesamturteil<br />
gut – sehr gut<br />
Preis/Leistung<br />
49 Punkte<br />
73 Punkte<br />
überragend<br />
Alle vier In-Ears im Hörvergleich<br />
Metallisch-rot ist die<br />
Posaune, mit der Nils<br />
Landgren seine Funk Unit<br />
auf „Fonk da World“<br />
antreibt. Produziert wurde<br />
das Album 2001 vom<br />
unlängst verstorbenen<br />
Esbjörn Svensson.<br />
Auf „Mo Stuff“ schält der<br />
Shure SE5<strong>35</strong> die Posaune<br />
am deutlichsten heraus,<br />
geht aber im Bass nicht so<br />
tief. Ausgewogen und angenehm<br />
integriert der UE 900<br />
die Posaune, definiert den<br />
Bass jedoch weniger und<br />
klingt in den Höhen etwas<br />
bedeckt. Mit offen luftiger<br />
Transparenz kontert der<br />
Sony, zeigt die knackigere<br />
Posaune und macht unweigerlich<br />
klar, dass noch<br />
ein Egg-Shaker mitspielt.<br />
Der Ultrasone zieht alles<br />
gerade, löst Hi-Hat, Snare<br />
und Shaker am feinsten auf<br />
und liefert obendrein die<br />
natürlichste Posaune.<br />
Auf dem Titelstück zeigt der<br />
SE5<strong>35</strong> den knackigsten<br />
Oberbass und wirft Landgrens<br />
Stimme nach vorne,<br />
während der UE 900 alles<br />
mehr zusammenzieht und<br />
insgesamt unaufgeregter<br />
bleibt – und auch nicht so<br />
feinauflösend. Die Sony-In-<br />
Ears erweiteren den Klang<br />
um einen sauberen Tiefbass,<br />
reißen die Abbildung<br />
auf und präzi sieren das<br />
differenzierte Schlagwerk,<br />
ohne das der schnell pumpende<br />
Funkbass dies beeinträchtigt.<br />
Erst mit den<br />
Ultrasone IQs fällt auf,<br />
welches Metall im Hi-Hat-<br />
Becken steckt, dass Nils<br />
Landgrens Stimme eigentlich<br />
doch sanfter klingt, der<br />
Bass von Fender stammt<br />
und dass mehr Grundtonpräzision<br />
im Mix steckt.<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 141
Service Leserbriefe/Termine<br />
Fachhändler-Vorführungen: Hören Sie rein!<br />
Pirmasens, 12./13.4.<br />
HiFi-Studio Schön, 66955 Pirmasens,<br />
lädt zu den Pirmasenser HiFi-Tagen.<br />
Präsentiert werden Röhrenverstärker,<br />
Vollverstärker und CD-Spieler unter<br />
anderem von Cayin und Lyric. Dazu<br />
spielen diverse Lautsprecher von<br />
Indiana Line und Magnepan auf,<br />
interessantes Zubehör kommt von<br />
Creaktiv. Premiere feiern aus dem<br />
Hause Audio Exklusiv der CD-Player<br />
P8 sowie die Class-A-Monoblöcke P4;<br />
Cayin stellt die neuen Röhren-Amps<br />
MA-80 Selection und A-88TMK2<br />
Selection vor. An beiden Tagen findet<br />
zudem ein Workshop statt. Thema<br />
sind „Klangverbesserung durch<br />
Reduzierung von mechanischen und<br />
elektromagnetischen Störungen“. Um<br />
eine Voranmeldung für die Workshops<br />
wird gebeten – Telefon: 06331/41722.<br />
www.hifi-studio-schoen.de<br />
Berlin, 12.4. – 10.5.<br />
Boxen Gross, 10999 Berlin, informiert<br />
immer freitags (Bergmannstr. 17, 17<br />
bis 19 Uhr) über analoge Klangkultur<br />
sowie spannende „digitale“ Aspekte.<br />
Die Themen der kommenden Wochen.<br />
12. April: Preiswerte HiFi-Technik –<br />
Phono zeigt, wie gut Einsteiger-Anlagen<br />
klingen können, woran man gute<br />
Geräte erkennt und worauf man bei<br />
der Zusammenstellung einer<br />
günstigen HiFi-Kette achten sollte.<br />
19. 4.: Platten waschen & reinigen –<br />
Tipps & Tricks rund um Vinyl-Waschmaschinen,<br />
Spezialreiniger & Co.<br />
26. 4.: Tonabnehmer im Vergleich –<br />
Welchen Einfluss hat der Nadelschliff?<br />
Klingen teure Abtaster wirklich<br />
besser? Welcher Tonabnehmer passt<br />
zu welchem Plattenspieler? Ein Exkurs<br />
mit zahlreichen Hörbeispielen, mit<br />
denen Klangunterschiede hörbar<br />
Das High-End-Meeting in der Schweiz: Am 20. April verwandelt sich<br />
Schloss Greifensee wieder in das abenteuerliche KLANGSchloss!<br />
2013<br />
April<br />
20-21<br />
KLANGSchloss<br />
werden. 3. Mai: High-End für Kenner<br />
und Genießer – hochwertige<br />
Plattenspieler namhafter Hersteller im<br />
Direktvergleich. 10. 5.: Tuning-Tipps<br />
für HiFi-Anlagen gibt es mehr, als man<br />
denkt: Ob Stromversorgung, NF-Kabel,<br />
Netzkabel, Füße, Racks, oder Stellflächen<br />
– wer an den richtigen Stellschrauben<br />
dreht, kann aus seiner<br />
HiFi-Anlage ein paar zusätzliche<br />
Klang-Prozent herauskitzeln.<br />
PhonoPhono zeigt, wie’s geht – und<br />
beweist es mit einer Reihe schöner<br />
Musikbeispiele.<br />
www.phonophono.de<br />
Berlin, 12.4./19.4./3.5.<br />
Berliner Klangwellen-Manufaktur,<br />
12277 Berlin, freut sich auf den<br />
Besuch von Werner Strehl. In der<br />
Großbeerenstr. 134a präsentiert der<br />
ATC-Mann am 12. und 19. April sowie<br />
am 3. Mai jeweils von 16 bis 19 Uhr<br />
die Aktivlautsprecher 50A FF „Private<br />
Edition“ und EL150A. Im Mittelpunkt<br />
stehen die Aspekte großorchestrale<br />
Dynamik und Klangfarbentreue – Themen,<br />
die ATC durch den Einbau von<br />
Class-A-Endstufen sowie seinen<br />
legendären Mitteltöner hervorhebt.<br />
Und auch für Vinyl-Fans hat Strehl ein<br />
Schmankerl im Gepäck: das Laufwerk<br />
„Cantano“ mit Titan-Tonarm und dem<br />
Ortofon-Tonabnehmer „Anna“. Eine<br />
Anmeldung wird erbeten – Telefon<br />
0172/3921503. Andere Termine sind<br />
nach Vereinbarung möglich.<br />
www.klangwellenmanufaktur.de/<br />
www.audiotra.de<br />
Braunschweig, 13.4./26.4.<br />
Radio Ferner, 38100 Braunschweig,<br />
informiert mit seinen beiden<br />
Veranstaltungsreihen „Im Fokus“<br />
(jeweils am zweiten Samstag eines<br />
Monats) und „Die Kleine Hörprobe“<br />
(an jedem letzten Freitag eines<br />
Monats) über aktuelle HiFi-Technik.<br />
Am 13. April „im Fokus“: das<br />
Marken-Duo Exposure & Sonus Faber:<br />
Der Purismus der englischen<br />
Elektronikfirma Exposure trifft hier auf<br />
die Eleganz und Klangkultur der<br />
venezianischen Lautsprecher-Manufaktur<br />
Sonus Faber – eine Begegnung<br />
der besonderen Art. Im Rahmen der<br />
„Kleinen Hörprobe heißt das Motto am<br />
26.4. „Burmester – handmade in<br />
Germany“: Dann stehen etliche<br />
Elektronik- und Lautsprecher-Kostbarkeiten<br />
aus dem Portfolio der Berliner<br />
High-End-Schmiede zum Probehören<br />
bereit. www.radio-ferner.de<br />
Nürnberg, 19./20.4.<br />
Luna Audio Lounge, 90471 Nürnberg,<br />
Neulich in Nürnberg (auf der HIGH<br />
END On Tour): Ein vergleichsweise<br />
zierlicher Standlautsprecher flutet den<br />
Hörraum mit opulentem Klang. Kein<br />
Wunder, dass es um Thomas<br />
Mathejczyk geschehen war. Der neue<br />
Schwarm des Luna-Audio-Chefs hört<br />
auf den Namen Mozart Symphonie<br />
Edition und stammt aus der<br />
Concert-Grand-Serie von Vienna<br />
Acoustics. Wie viel (Bass-)Spaß und<br />
elegante, unangestrengte Musikalität<br />
dieser „Made in Österreich“-Lautsprecher<br />
entfaltet, lässt sich am 20./21.4.<br />
im Euckenweg 17 nachhören.<br />
Außerdem tritt die neue Veritas P8<br />
Next von Phonar an – bei gleicher<br />
Preislage ebenso schlank, allerdings<br />
deutlich größer als die Mozart SE.<br />
www.luna-audio.de<br />
Altusried, 20./26.4.<br />
HiFi auf dem Bauernhof, 87452<br />
Altusried veranstaltet am 20. 4. einen<br />
„Dali-Samstag“: Gezeigt werden<br />
unterschiedliche Modelle der<br />
skandinavischen Lautsprechermanufaktur<br />
quer durch alle Preisklassen;<br />
Surround-Sets inklusive. Dali-Mitarbeiter<br />
Alan Bachmann kommt<br />
ebenfalls ins schöne Allgäu.<br />
Beim allmonatlichen Musikabend<br />
(jeden letzten Freitag im Monat) steht<br />
am 26. April ein „Röhrenabend“ an:<br />
142 5/13 <strong>stereoplay</strong>.de
Es werden Röhren-Geräte verschiedener<br />
Preisklassen verglichen und<br />
diverse Tuning-Maßnahmen speziell<br />
für Röhrenkomponenten vorgestellt<br />
– Snacks und Getränke inklusive. Eine<br />
Anmeldung ist willkommen: Telefon<br />
08373/7019. Außerdem gibt es einen<br />
Neuzugang auf dem HiFi-Bauernhof:<br />
Neben Inhaber Dietmar Sutter sowie<br />
Gebhard Riedle gehört ab sofort auch<br />
Conny Englmeier zum Team.<br />
Fränkische HiFi-Fans kennen Englmeier<br />
noch aus Altdorf nahe Nürnberg –<br />
dort betrieb er lange ein eigenes Highend-Studio.<br />
www.hifi-bauernhof.de<br />
München, 20.4./9.5. – 12.5.<br />
HiFi Concept, 81667 München,<br />
widmet sich am 20. April den Marken<br />
Devialet und Wilson Audio. Mit dabei<br />
in der Wörthstr. 45+38 ist aus dem<br />
Hause Devialet der neue D-Premier:<br />
ein momentan heiß diskutierter<br />
Verstärker der Szene, der sich<br />
anschickt, „das Tor zu einer neuen<br />
Musik- und Technikdimension“<br />
aufzustoßen. Die passenden<br />
High-End-Speaker stellt die US-Firma<br />
Wilson. Mitarbeiter beider Vertriebe<br />
sind anwesend und freuen sich auf<br />
Fachgespräche unter HiFiisten.<br />
Vom 9. bis 12. Mai (also parallel zur<br />
HIGH END) zeigt das HiFi-Concept-<br />
Team plus eine Audionet-Delegation<br />
die 2013-Neuheiten von Thomas<br />
Gesslers Bochumer High-End-<br />
Schmiede. Unter anderem spielen die<br />
Streaming-Vorstufe DNP, der<br />
Streaming-Vollverstärker DNA und der<br />
Streaming-Client DNC; dazu werden<br />
ein Software-Update und neue<br />
Bedienungs-Apps vorgestellt. Als<br />
Lautsprecher sekundiert die B&W 800<br />
Diamond. www.hificoncept.de<br />
Wesseling, 20.4.<br />
Sprint Service GmbH, 50389<br />
Wesseling, gastiert mit den Lautsprechern<br />
der Aktiv-Spezialisten Backes &<br />
Müller an der Weser. Anmeldung und<br />
Infos zum „Stadtmusikanten-Workshop“<br />
in Bremen gibts unter Telefon<br />
02236 / 848 445 – dort erfährt man<br />
auch den genauen Auftrittsort.<br />
Übrigens: Für Stammkunden bietet die<br />
Sprint Service GmbH derzeit eine „Aus<br />
Alt mach Neu“-Aktion: Neue<br />
B&M-Modelle oder Austausch<br />
einzelner Komponenten (z. B. der<br />
Wandlerplatinen) bis zum 15. 4. zu<br />
Vorzugskonditionen.<br />
www.aktiv-backesmueller24.eu<br />
Greifensee bei Zürich, 20./21.4.<br />
Klangschloss, CH-8606 Greifensee.<br />
Langjährige AUDIO-Leser wissen<br />
Bescheid. Das mittelalterliche<br />
Anwesen verwandelt sich wieder zum<br />
wohltönenden KLANGSchloss. Zum<br />
achten Mal dürfen sich Freunde der<br />
gehobenen Klangkultur auf die<br />
einzigartige Kombination aus<br />
High-End-Anlagen, Vorträgen und<br />
Live-Musik in abenteuerlich-stilvollem<br />
Ambiente freuen. Unter Federführung<br />
von Markus Thomann vom Zürcher<br />
High-End-Studio Klangwerk präsentieren<br />
Fachhändler und Hersteller ihre<br />
individuellen Wege zum audiophilen<br />
Glück. Unter verschiedenen<br />
Leitmotiven wie „Avantgarde High<br />
End“, „Timeless Products“ oder<br />
„Feelgood Acoustic“ werden mehr als<br />
zehn Hörräume sowie das großzügige<br />
Schloss-Foyer bespielt. Mit dabei sind<br />
Marken wie Weiss Highend, Linn,<br />
AVM, Manger, B&W, Magnepan,<br />
Elipson, kurz: die Crème de la Crème<br />
der High-End-Szene. In diesem Jahr<br />
gewähren Tonmeister Adi Tosetto und<br />
Daniel Dettwiler Einblicke in ihre<br />
Aufnahmestudio-Arbeit. Über<br />
unterschiedliche Beatles-Tonträger<br />
und deren Qualität berichtet Kollege<br />
und Musikkritiker Lothar Brandt. Alle<br />
besprochenen und gehörten Tonträger<br />
gibt es auch zu kaufen: Eine<br />
Schallplattenbörse wartet mit<br />
limitierten CD- und LP-Schätzen auf,<br />
außerdem gibt es exklusive<br />
Fotographien von Jazz- und<br />
Rock-Ikonen aus den 60er <strong>Jahre</strong>n.<br />
Beim traditionellen Live-Konzert am<br />
Samstagabend bezaubern diesmal der<br />
Bandoneonist Marcelo Nisinman,<br />
Gitarrist Friedemann Wuttke und das<br />
Casals Quartet mit einer Mischung<br />
aus Tangos von Astor Piazzolla und<br />
klassischen Werken von Mozart und<br />
Haydn. Tickets für Ausstellung plus<br />
Konzert (inklusive Aperitif) gibt es zum<br />
Preis von 45 CHF / 38 Euro. Caterer<br />
Wein & Co. sorgt in bewährter Manier<br />
für eine gut sortierte Bar und leckere<br />
Sandwiches. Öffnungszeiten: Samstag<br />
10-19 Uhr, Sonntag 10-18 Uhr. Eintritt<br />
inkl. Getränkebon: 10 CHF/ 8 Euro.<br />
www.klangschloss.ch<br />
Stuttgart, 26.4.<br />
HiFi-Studio Wittmann, 70195<br />
Stuttgart, präsentiert von 14 bis 20<br />
Uhr exklusiv im deutschen Süden die<br />
Stella Utopia EM von Focal. Im<br />
Tieftöner von einem Elektromagneten<br />
angetrieben verspricht das neue<br />
Focal-Flaggschiff zum Paarpreis von<br />
72000 Euro eine herausragende und<br />
individuelle Bass-Anpassung an die<br />
Hörbedingungen. So etwas hört man<br />
nicht alle Tage, also nicht entgehen<br />
lassen! Anm. unter Tel: 0711/696774.<br />
www.wittmann-hifi.de<br />
Falkensee, 26.4.<br />
HiFi-Studio Falkensee, 14612 Falkensee,<br />
lädt ab 19 Uhr zu einem großen<br />
Hörvergleich zwischen verschiedenen<br />
digitalen Quellgeräten. Da die Teilnehmerzahl<br />
begrenzt ist, wird um eine<br />
Voranmeldung gebeten. Telefon:<br />
03322/2131655. www.berlin-hifi.de<br />
Hamburg, 26./27.4.<br />
HiFi-Studio Bramfeld, 22175<br />
Hamburg. Freitag 11 bis 19 Uhr &<br />
Samstag 10:30 bis 16 Uhr kommt<br />
Zubehör des Kabel- und Netzleistenspezialisten<br />
HMS unter die Lupe.<br />
HMS-Chef Hans M. Strassner<br />
informiert in der Bramfelder Chaussee<br />
332 persönlich über Themen wie die<br />
Komponenten-Entkopplung durch<br />
Gerätebasen, Netzfilterprodukte mit<br />
„Energia Definitiva und Energia RC“<br />
oder klangliche Auswirkungen des<br />
Kabelaufbaus; und er verrät (ein paar)<br />
Geheimnisse der HMS-Produktpalette.<br />
Um Voranmeldung wird gebeten:<br />
Telefon 040/6417641; E-Mail: Info@<br />
hifi-studio-bramfeld.de.<br />
www.hifi-studio-bramfeld.de<br />
Dresden, 26./27.4.<br />
Cimerus, 01189 Dresden, „Wenn Vinyl<br />
... dann richtig“: Unter diesem Motto<br />
dreht sich bei Cimerus - Klang und<br />
Designobjekte alles „Rund um die<br />
Technik der Schallplatte“. Im Mittelpunkt<br />
steht die Firma Dr. Feickert: Der<br />
Chef-Entwickler kommt persönlich als<br />
Gastdozent an die Elbe, stellt seine<br />
Plattenspieler-Träume vor und<br />
informiert über Einmessmöglichkeiten<br />
von Vinylspielern und Tonabnehmern.<br />
Außerdem geht es um die Frage,<br />
warum Vinylalben heute oft besser<br />
klingen als ihre CD-Geschwister – die<br />
Spur führt Richtung „Loudness-War“<br />
Eine Anmeldung wird empfohlen!<br />
Telefon 0<strong>35</strong>1/40031-<strong>35</strong>; E-Mail:<br />
info@cimerus.de. www.cimerus.de<br />
München, 9. – 12.5.<br />
High End, 80939 München. Was<br />
planen HiFi-Fans an Himmelfahrt?<br />
Klarer Fall: eine München-Fahrt!<br />
Fachbesuchertag ist am 9. Mai,<br />
Besuchertage 10 – 12. Mai. Im M,O,C,<br />
(Lilienthalallee 40, München-Freimann)<br />
verwöhnt die HIGH END wieder<br />
audiophile Ohren, Augen und Seelen.<br />
Ob von der guten alten Vinyl-Schallplatte,<br />
von CD oder Festplatten-<br />
Media-Server, ob per Computer oder<br />
unterwegs über Smartphone – immer<br />
geht es um die bestmögliche Qualität.<br />
Was die europäische Leitmesse für<br />
besten Ton dieses Jahr zu bieten hat:<br />
www.highendsociety.de<br />
HIGH END 2013 (10. bis 12. Mai): Neue klangoptimierte Vorführräume<br />
locken dieses Jahr alle interessierten Besucher nach München!<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 143
Service Leserbriefe/Termine<br />
leserbriefe@<strong>stereoplay</strong>.de<br />
Hoher Standby-Verbrauch<br />
Zum Testbericht „Tief und smart“ in<br />
<strong>stereoplay</strong> 3/13, ab Seite 32<br />
Andreas Weidenbacher <br />
Nach dem Nubert-Test des neuen Subwoofers war<br />
ich erst ein bisschen erstaunt, wie es sein kann,<br />
dass sich doch mehrere Fehlerteufel einschleichen<br />
können. Da ist etwa der Standby-Verbrauch, der so<br />
völlig utopisch ist. Was mich aber am meisten<br />
verwundert hat: Wieso werden US-Geräte getestet,<br />
die die EU-Normen bzgl. Standby um das 15-fache<br />
übertreffen? Die dürften doch gar nicht mehr<br />
verkauft, geschweige denn angepriesen werden.<br />
<strong>stereoplay</strong>: Mehrere Fehlerteufel – Sie haben<br />
Recht. Beim Nubert AW-1100 ist ein völlig falscher<br />
Wert reingerutscht: 0,<strong>35</strong>/10 Watt sollten es sein.<br />
Wie in der neuen EU-Richtlinie vorgesehen, schaltet<br />
der Nubert-Woofer nach 15 Minuten automatisch in<br />
den Stromsparmodus. Damit ist der deutsche Sub<br />
auf der Energiehöhe der Zeit. Auch der amerikanische<br />
SVS SB 12 kommt auf niedrigere Werte:<br />
1,1/15,2 Watt Standby bzw. Betriebsleistung.<br />
Die neue Standby-Richtlinie gilt übrigens für alle<br />
Produkte, die ab 2013 auf den EU-Markt kommen:<br />
Hier müssen die amerikanischen Hersteller bald<br />
nachbessern. Technisch ist die geringere Wattgüte<br />
allerdings nicht ganz einfach umzusetzen, da die<br />
interne Gerätekontrolle zwischen 1 und 0,5 Watt<br />
nicht immer funktioniert. Wer dennoch einen der<br />
getesteten US-Subs kaufen will, macht sich natür -<br />
lich nicht strafbar. Auch wir wollen und können<br />
dafür keine Verantwortung übernehmen. / MB<br />
Lautstärke beim KEF X300A regeln<br />
Daniel Rosenwasser <br />
Zum Testbericht „Das Holodeck“ in<br />
<strong>stereoplay</strong> 3/13, ab Seite 28<br />
Aufgrund des begeisternden Berichts über die KEF<br />
X300A als audiophile PC-Boxen für den Schreibtisch<br />
habe ich mich näher mit dem Produkt befasst. Bei<br />
der Bedienung eines Aktivlautsprechers fällt<br />
eigentlich nur die Lautstärkeregelung an. Gemäß<br />
KEFs Bedienungsanleitung soll man dafür den<br />
System-Gain-Regler benutzen, da die Lautstärkeregelung<br />
via Software am PC einen Verlust an<br />
Sampling-Tiefe mit sich bringt (und das wollen wir<br />
ja nicht). Nur: Der Regler ist an der Rückseite des<br />
Lautsprechers angebracht. Glaubt KEF oder auch Ihr<br />
Redakteur, dass wir Käufer uns jedesmal verrenken<br />
wollen, wenn der Pegel angepasst werden soll?<br />
<strong>stereoplay</strong>: Das glaubt er nicht. Wie im Artikel<br />
beschrieben, weise ich auf die Software-Regelung<br />
per Audirvana hin. Dieser RAM-Player umgeht die<br />
verlustbehaftete Lautstärkeregelung von iTunes.<br />
Vielleicht hätte ich das im Artikel noch expliziter<br />
hervorheben sollen. Sie brauchen daher den<br />
System-Gain-Regler der Box nur einmal auf etwa 60<br />
bis 80 Prozent einzustellen und regeln dann fortan<br />
über Audirvana. Das funktioniert nahezu verlustfrei.<br />
Sie können natürlich auch andere Player wie etwa<br />
PureMusic dafür nutzen.<br />
/ MB<br />
NAD M50/51 an Aktivboxen<br />
Rolf Ehemann <br />
Zum Testbericht „Großer Bahnhof“<br />
in <strong>stereoplay</strong> 3/13, ab Seite 54<br />
Wenn ich es richtig verstehe, kann ich den NAD<br />
M50 mit dem M51 zusammen mit Aktivboxen<br />
nutzen, ohne einen zusätzlichen Verstärker<br />
anschließen zu müssen. Wenn ja: Reicht die<br />
Leistung zum Beispiel der Aktivboxen – Dynaudio<br />
XEO 3/5 oder KEF X300A –, um einen Raum von<br />
50 bis 60 m 2 Fläche und einer Höhe von ca. 2,30<br />
Metern gut zu beschallen? Wäre eine mögliche<br />
Alternative, auch wenn der Preis höher ist und der<br />
Wandler sich im Gerät befindet, der T+A MP3000<br />
HV? Oder ist es sinnvoller, bei der Raumgröße und<br />
dem gewünschten Klangbild einen Verstärker zu<br />
integrieren und dabei Passivboxen zu bevorzugen?<br />
<strong>stereoplay</strong>: Es ist nicht sinnvoll, die XEO-Serie<br />
oder die KEF X300A mit dem NAD M51 zu nutzen,<br />
da beide Aktivboxenkonzepte bereits mit internen<br />
D/A-Wandlern arbeiten. In der KEF ist der Wandler<br />
direkt eingebaut, die XEO-Serie bietet dafür eine<br />
Breakout-Box. In diese Breakout-Box können Sie<br />
zwar auch analog reingehen, das Signal wird aber<br />
so insgesamt zweimal digitalisiert und dann per<br />
WLAN an die Box übermittelt. Natürlich können Sie<br />
den M50-CD-Transport direkt an die genannten<br />
Aktivboxen binden und hätten so eine richtig<br />
effiziente Signalkette. Ihren 60-m 2 -Raum sollten<br />
Sie jedoch mit einer Standbox – wie der XEO 5 –<br />
versorgen. Überhaupt ist ihr Raumvolumen prädestiniert<br />
für potente Standboxen.<br />
Welche Aufstellung am besten funktioniert, probieren<br />
Sie bitte mit unserem RaumRechenService<br />
aus! Der T+A MP3000 HV vereint Streaming-Client,<br />
CD-Laufwerk und DAC in einem kompakten<br />
Gehäuse. Aufgrund seines herausragenden<br />
Wandlers binden Sie diesen Referenz-Multi-Player<br />
entweder an eine analoge Aktivbox (ohne<br />
D/A-Wandler) oder über Analog-Verstärker an<br />
Passivboxen in ein klassisches HiFi-Konzept.<br />
Analoge Aktivboxen sind beispielsweise Adam<br />
Audios ARTist 6 oder die T+A KS Active aus<br />
gleichem Hause.<br />
/ MB<br />
Lautstärke-App für iPad an USB-DAC<br />
Wilhelm Michalke <br />
Ich hab mir den Meridian Explorer bestellt. Was<br />
mache ich als iPad-Nutzer? Ich kann nämlich einen<br />
USB-DAC mit dem Apple Camera Connection Kit<br />
direkt ans iPad anschließen. Dann bekomme ich<br />
ohne USB-Kabel von einer per Akku betriebenen<br />
Quelle ein Digitalsignal in den DAC.<br />
Aber wie geht es dann weiter? Wie kann ich dann<br />
für den Betrieb meines AKG K 701 die Lautstärke<br />
regeln? Gibt es eine empfehlenswerte App – auch<br />
für HiRes-Downloads?<br />
<strong>stereoplay</strong>: Der Meridian Explorer besitzt keinen<br />
eigenen Gain-Regler. Eine App ist uns leider nicht<br />
bekannt. Eine Lösung wäre eine nachfolgende<br />
Impressum<br />
VERLAG:<br />
WEKA MEDIA PUBLISHING GmbH<br />
REDAKTION:<br />
Postanschrift:<br />
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Fax 089 / 25556 1620<br />
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Andreas Stumptner<br />
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Paprotka (RP), Jürgen Schröder (JS), Raphael Vogt (RV)<br />
<strong>stereoplay</strong> music:<br />
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Cabruja (MC), Attila Csampai (AC), Ralf Dombrowski (RD),<br />
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Mezger (MM), Michael Sohn (MS), Christoph Schlüren<br />
(CS), Rolf Schneider (RS), Werner Stiefele (WS), Thomas<br />
Voigt (TV)<br />
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Dittert, Wolfram Eifert, Wilfried Kress, Hannes Maier,<br />
Bernhard Rietschel, Friedrich Schäfer<br />
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Vorstufe bzw. ein Kopfhörerverstärker. Sie gehen<br />
also per USB in den DAC, anschließend per<br />
RCA-Klinkenadapter in einen regelbaren Kopfhörer-<br />
Amp. So benötigen Sie zwar ein Kabel mehr, können<br />
aber den Pegel regeln. Eine angenehme Dreingabe<br />
ist die bessere Vorstufe im Amp. Beachten Sie<br />
dabei, dass der iTunes-Regler immer maximal<br />
aufgedreht sein muss!<br />
/ MB<br />
Thorens in der Schweiz restaurieren<br />
Balthasar Dürst <br />
Zum Testbericht des HiFi-Klassiker Thorens TD<br />
160 „Die Einsamkeit des Langstreckenläufers“<br />
in <strong>stereoplay</strong> 1/13, ab Seite 58<br />
Mit viel Begeisterung habe ich Ihren Beitrag gelesen.<br />
Ich selbst besitze zwei Dreher: den Thorens<br />
160 B MK II mit SME Tonarm 3009, MM-System<br />
Ortofon Master Red und neuen Rowen-Kabeln, und<br />
den Thorens 145 MK II mit Empire 900 MK II,<br />
TP16-Tonarm und steckbarem Isotrack-Tonarmrohr.<br />
Beide Plattenspieler sind mit neuen, nylonartigen<br />
gedrehten Füßen ausgestattet. Im Vergleich zu den<br />
neuen Thorens-Modellen sind das nach meiner<br />
Meinung Supermaschinen. Die neueren Modelle<br />
sind kein Fortschritt.<br />
Ich beschäftige mich auch mit der Restaurierung<br />
der Gehäuse und habe schon viele Abdeckhauben<br />
durch Schleifen und Polieren auf Neuzustand<br />
gebracht. In der Schweiz hapert es leider bei vielen<br />
Service-Vertretungen, richtig gut funktioniert es<br />
eigentlich nur bei Dynavox. Wer also einen alten<br />
Thorens aufpolieren lassen möchte, kann sich gerne<br />
über die Redaktion <strong>stereoplay</strong> an mich wenden!<br />
Tipps zu Revox-Tonbandmaschinen<br />
Wolfgang Reinhardt <br />
Zum Testbericht des HiFi-Klassikers Revox B77<br />
„ReVox Populi“ in <strong>stereoplay</strong> 3/13, ab Seite 44<br />
Mich freut es sehr, wenn Sie HiFi-Klassiker wie<br />
Revox-Tonbandmaschinen in Erinnerung bringen.<br />
Sie sind wie bei mir neben CD-Rekorder und SACD<br />
immer noch im Einsatz, denn ich besitze ausgezeichnete<br />
Bandaufnahmen, die ich nicht mehr<br />
missen möchte.<br />
Sie beschreiben die B77 ganz richtig und zeigen<br />
auch kleine Schwächen auf. Die große Schwester<br />
der B77, die PR99, hat aber noch technische<br />
Verbesserungen zu bieten, die erwähnenswert sind.<br />
Sie hat zum Beispiel statt des per Riemen angetriebenen<br />
Zählwerks der B77 ein elektronisch gesteuertes,<br />
das den wirklichen Bandverbrauch in Minuten<br />
und Sekunden anzeigt und auch ermöglicht, jede<br />
Stelle sekundengenau anzufahren, was ich nicht<br />
mehr missen möchte. Dann hat es eine genaue<br />
Bandzugregelung über Fühlhebel links und rechts,<br />
die den Bandzug gleichmäßig regeln, was auch sehr<br />
schöne Wickel ergibt. Vario Speed, eine Geschwindigkeitsregelung,<br />
ist fürs Musizieren sehr wichtig:<br />
Haben Sie eine Aufnahme und möchten im Playback<br />
mit einem Klavier dazu spielen, das etwas tiefer<br />
gestimmt ist, haben Sie die Möglichkeit die<br />
Bandgeschwindigkeit so zu korrigieren, dass die<br />
Stimmung passt. Bei alten Bandaufnahmen mit<br />
Einmotorbandmaschinen von Grundig, UHER oder<br />
Telefunken wird in der Regel durch Bundzugbremsen<br />
die Geschwindigkeit so abgewürgt, dass sie nur<br />
zum Schein mit 9,5 cm Bandgeschwindigkeit<br />
aufnehmen, in Wirklichkeit aber nur mit 9 cm. Eine<br />
Sinfonie in C-Dur kommt dann bei richtiger Geschwindigkeit<br />
etwa auf einer Revox PR99 einen<br />
halben Ton höher in Cis-Dur. Dies korrigieren zu<br />
können ist sehr wichtig, denn erst dann klingt die<br />
Aufnahme wieder gut.<br />
<strong>stereoplay</strong>: Vielen Dank für Ihren sehr informativen<br />
Beitrag!<br />
/ MB<br />
DAC an Nubert nuPro A20<br />
Norbert Ritter <br />
Aufgrund Ihrer Testberichte habe ich mir Nubert-<br />
Aktivboxen nuPro A20 gekauft. Ich betreibe diese<br />
analog über Cinch, also über den Kopfhörerausgang<br />
einer Kenwood-Mikroanlage K 521 (fernbedienbare<br />
Lautstärke ist mir wichtig!). Die Quellle ist ein<br />
Samsung-Multigerät (Blu-ray-Receiver), der BD<br />
8200, welcher digital angeschlossen ist.<br />
Meine Frage: Lässt sich der Klang über einen<br />
fernbedienbaren DAC noch verbessern? Anscheinend<br />
gibt es so etwas in ganz Deutschland nicht!<br />
<strong>stereoplay</strong>: Aber sicher lässt sich die Klangqualität<br />
weiter steigern! Allerdings gestaltet sich Ihre<br />
Konfiguration etwas problematisch, da die nuPro 20<br />
lediglich einen USB-Digitaleingang besitzt. So<br />
können Sie das Digitalsignal nicht direkt in den<br />
nuPro-D/A-Wandler schicken, was aber die<br />
klanglich beste Möglichkeit darstellen würde! Der<br />
BD 8200 bietet nur einen optischen Digitalausgang,<br />
den Sie mit anderen D/A-Wandlern nutzen können.<br />
In die nuPro 20 ginge es dann analog per Cinch.<br />
Da Sie noch eine Lautstärkeregelung wünschen,<br />
kommen nur Wandler mit integrierter Vorstufe in<br />
Frage! Der günstigste uns bekannte Vorstufen-DAC<br />
ist der Asus Xonar Essence One – allerdings ohne<br />
Fernbedienbarkeit! Ein gelungener DAC mit<br />
Fernbedienung ist der M1SDAC von Musical Fidelity.<br />
Ganz billig ist diese Synthese aus Klang und<br />
Ergonomie nicht, aber klanglich dürften Sie damit<br />
einen Siebenmeilenstiefel-Schritt machen! / MB<br />
Canton DM 90.2 und Raumakustik<br />
Sven Heitsch <br />
Ich erhalte leider kein zufriedenstellendes<br />
Klangergebnis. Trotz korrekter Einstellung der<br />
Hörposition ist es mir bis heute nicht gelungen,<br />
hieran etwas zu ändern. Ich erhalte zwar einen<br />
räumlichen Höreindruck, dieser beschränkt sich<br />
aber auf die rechte Seite. Der Soundbar steht auf<br />
einem Lowboard mit 50 cm Höhe und 20 cm<br />
Abstand zur Wand. Die Entfernung zum Hörplatz<br />
beträgt 3,80 m; diesen Abstand habe ich entsprechend<br />
eingegeben. Gemessen von der Mitte des<br />
Lautsprechers beträgt der Abstand zur rechten<br />
Wand 1,60 m und zur linken Wand 4,40 m. Die<br />
Raummaße betragen insgesamt 5x6 Meter. Der<br />
Lautsprecher befindet sich also auf einem Viertel<br />
der Raumbreite. Ich vermute, dass sich durch diese<br />
Aufstellung der Klang in der rechten Ecke „fängt“<br />
und der räumliche Höreindruck nur auf dieser Seite<br />
entsteht. Links hingegen scheint der Klang ins Leere<br />
zu laufen. Wenn ich mittels Pegelanpassung (Pegeleinstellungen<br />
bei mir: Subwoofer +2 db, Front und<br />
Center 0 db, hinten links und rechts +6 db) die<br />
Lautstärke des linken vorderen Lautsprechers<br />
erhöhe, ergibt sich lediglich ein „schiefes“ Klang -<br />
bild, wobei vorne links und hinten rechts eindeutig<br />
dominieren.<br />
<strong>stereoplay</strong>: Es liegt an Ihrer Aufstellung. Solche<br />
stark unterschiedlichen Wandabstände könnte ein<br />
Einmesssystem eventuell hinreichend korrigieren.<br />
Mit dem DM 90.2 haben Sie diese Möglichkeit nicht.<br />
Die unterschiedlichen Entfernungen erzeugen stark<br />
differenzierte Reflexionen im Grundton- und Oberbassbereich.<br />
Hier liegt auch der Grund für Ihre<br />
„verbogene“ Räumlichkeit. Wenn Sie einen Kanal<br />
lauter drehen, wird dieser Eindruck noch verstärkt.<br />
Sie müssen also dafür sorgen, dass die seitlichen<br />
Wandabstände in etwa gleich sind.<br />
Bitte tun Sie sich den Gefallen und bauen Sie Ihr<br />
Wohnzimmer entsprechend um, damit Sie bald<br />
wieder entspannen können. Es gibt doch kaum<br />
etwas Schlimmeres als ein schiefes Klangbild! / MB<br />
<strong>stereoplay</strong> freut sich auf Ihre Fragen, Kommentare, Erfahrungsberichte und Fotos. Schreiben Sie bitte an<br />
leserbriefe@<strong>stereoplay</strong>.de. Zwecks leichterer Kommunikation der Leser miteinander drucken wir die<br />
E-Mail-Adresse grundsätzlich mit ab. Bitte vermerken Sie, wenn diese nicht veröffentlicht werden soll.<br />
Anfragen ohne E-Mail-Adresse oder Fax können wir nicht beantworten.<br />
Jeden ersten Donnerstag<br />
im Monat, 14 – 17 Uhr.<br />
Tel.: 089 / 25556-1111<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 145
Musik Zeitlose Alben<br />
Let’s Dance<br />
Die große Zeit von Rock und Pop<br />
waren die Sechziger und frühen<br />
Siebziger? Halt! Auch in der<br />
<strong>stereoplay</strong>-Ära ab 1978 gab es<br />
tolle Musik. Matthias Inhoffen<br />
nennt hier 16 Album-Tipps, die<br />
seiner HiFi-Anlage das Tanzen<br />
beigebracht haben.<br />
1983<br />
David Bowie: Let’s Dance<br />
(EMI)<br />
Eigentlich soll hier nicht von den absoluten<br />
Dickschiffen die Rede sein, von den Beatles,<br />
Stones, U2 und Dylan, die eh jeder kennt.<br />
Doch „Let’s Dance“ gehört einfach zu meinen<br />
musikalischen Schlüsselerlebnissen.<br />
Ich bin ein ruhiger, aber positiv gestimmter<br />
Mensch – und so empfand ich Bowies<br />
Power-Statement (wie auch „The Lexicon<br />
Of Love“ von ABC) damals als Befreiungsschlag<br />
nach all der vorangegangenen New-<br />
Wave-Düsternis. Da ging die Sonne auf –<br />
und meine HiFi-Anlage tanzte gleich mit.<br />
1985<br />
Dire Straits: Brothers In Arms<br />
(Vertigo / Universal)<br />
Dire Straits – ja, die müssen hier sein. Denn<br />
die Lieblings-Rockband der audiophilen<br />
Gemeinde in den Eighties hat auch mich<br />
nicht unberührt gelassen. „Brothers In<br />
Arms“ war ihr erfolgreichstes Werk, und es<br />
kommt mit seiner Mixtur aus krachender<br />
Power und feinem britischen Humor heute<br />
noch toll rüber. Ich hatte seinerzeit das<br />
Glück, die Live-Premiere in Budapest (noch<br />
hinter dem Eisernen Vorhang) miterleben<br />
zu können. So was vergisst man nie! Auch<br />
Mark Knopflers leisere Soloalben mit ihren<br />
Zutaten aus Blues und irischem oder US-<br />
Folk höre ich immer wieder gern.<br />
1986<br />
Tears For Fears: Songs From The Big Chair<br />
(Mercury / Universal)<br />
Die Achtziger waren weit besser als ihr Ruf.<br />
Denn es gab neben dem Plastik-Pop jener<br />
<strong>Jahre</strong> ja noch die Neue Deutsche Welle –<br />
und gerade auf den britischen Inseln eine<br />
Fülle kreativer Bands, die nicht zu Superstars<br />
von Madonna-Maßen wurden, aber auch<br />
nicht als Eintagsfliegen endeten, sondern<br />
mit einer Handvoll feiner Alben und Hits<br />
begeisterten. Ich nenne hier mal als Beispiel<br />
das Duo Tears For Fears. Die „Songs From<br />
The Big Chair“ sind heute noch für eine<br />
Gänsehaut gut – und nicht nur „Shout“ oder<br />
„Everybody Wants To Rule The World“. 1989<br />
Alice: Il sole nella pioggia<br />
(EMI)<br />
Italien – dieses Land fasziniert mich seit<br />
den Siebzigern, als ein guter Freund in Florenz<br />
studierte und mich häufig einlud. Damals<br />
lernte ich auch – jenseits der lärmigen<br />
Urlaubsschlager – die Kultur der Cantautori<br />
kennen und schätzen. Wie schön, dass<br />
die Musik vom Stiefel dann in den Achtzigern<br />
eine europaweit beachtete Blüte erlebte: mit<br />
Lucio Dalla, dem singenden Advokaten Paolo<br />
Conte, dem Soul-Brother Zucchero – oder<br />
eben Alice. Ihr für mich bis heute schönstes<br />
Album ist das mystisch-verträumte „Il sole<br />
1989<br />
Simple Minds: Street Fighting Years<br />
(EMI)<br />
Die Celtic-Rock-Götter U2 um Gutmensch<br />
Bono lassen mich bis heute ziemlich kalt.<br />
Ganz anders die schottischen Simple Minds.<br />
„New Gold Dream“ war 1982 ein wunderbar<br />
pulsierendes Kraftrockalbum, das mich in<br />
seinem Sog mitnahm. Sieben <strong>Jahre</strong> später<br />
das nächste Aha-Erlebnis: „Street Fighting<br />
Years“ mit rhythmisch abwechslungsreichem<br />
Rock-Adrenalin und weiträumigen Hymnen.<br />
Den Sänger Jim Kerr durfte ich in seinem<br />
Studio in den Highlands zu diesem Meisterwerk<br />
interviewen. Es wurde dann auch der<br />
Soundtrack meiner Hochzeitsreise...<br />
nella pioggia“ – nicht zuletzt dank englischer<br />
Gäste wie Sänger Peter Hammill und Musikern<br />
aus Bands wie Japan oder XTC. Da<br />
kommt wahrlich die Sonne im Regen raus.<br />
1995<br />
Brian Wilson & Van Dyke Parks:<br />
Orange Crate Art (Warner)<br />
Brian Wilson ist mein All-time-Hero, mein<br />
erstes Geld für Musik habe ich für eine<br />
Beach-Boys-Single ausgegeben. Auch im<br />
Solowerk des tragischen Genies finde ich<br />
immer wieder Kostbarkeiten – wie „Orange<br />
Crate Art“, entstanden mit dem flippigen<br />
Soundschöpfer und alten Weg gefährten Van<br />
Dyke Parks („Smile“-Sessions!). Hier begegnen<br />
sich Fantasie und scharfer Verstand,<br />
schwelgerische Schönheit und ein Sinn fürs<br />
Schräge. Die Vertreibung aus dem Paradies,<br />
meisterhaft inszeniert.<br />
1995<br />
Mike & The Mechanics:<br />
Beggar On A Beach Of Gold (EMI)<br />
146 5/13 <strong>stereoplay</strong>.de
Es war die Zeit, als der melodische Popsong<br />
zum Auslaufmodell wurde, überrollt von<br />
Musikmoden, die mehr auf (meist ohrenbetäubende)<br />
Soundeffekte setzten (wie Crossover<br />
oder Techno). Doch in einem kleinen<br />
britischen Dorf regte sich Widerstand...<br />
Mike Rutherford hieß dieser Asterix: Er griff<br />
gewöhnlich für Genesis in die Saiten und<br />
feilte nebenher mit den Mechanics an einem<br />
goldenen Popkonzept. „Beggar On A Beach<br />
Of Gold“ enthält einen funkelnden Ohrwurm<br />
nach dem anderen. Prädikat: zeitlos.<br />
die Firma von Todor „Toscho“ Todorovic<br />
produziert, geht mir in Bauch, Beine und<br />
Gehirn: klare Melodien, satte Gitarren und<br />
Bläser, clevere Texte. Aber kein BC-Album<br />
habe ich persönlich so oft gehört wie „The<br />
Quiet Side“ – weil diese Unplugged-Aufnahme<br />
die Tiefe und Lakonie der Band-<br />
Highlights so schön zum Ausdruck bringt.<br />
1996<br />
Pet Shop Boys: Bilingual<br />
(EMI)<br />
Sie haben Hits wie am Fließband produziert,<br />
einer geschmeidiger, zündender als der<br />
nächste („West End Girls“ „It’s A Sin“, „Go<br />
West“ etc.). Doch das Album, das ich von<br />
diesem famosen britischen Elektropop-Duo<br />
am unwiderstehlichsten fand, ist eines der<br />
weniger erfolgreichen: „Bilingual“ mit seinem<br />
Mix aus Brasil-Trommeln („Discoteca“),<br />
hymnischen Ohrwürmern („A Red Letter<br />
Day“) und Romantik („The Survivors“). Musik<br />
für alle Lebenslagen, besonders genossen<br />
habe ich „Bilingual“ bei sommerlichen<br />
Ausfahrten über die Schwäbische Alb.<br />
2002<br />
e.s.t.: Strange Place For Snow<br />
(ACT / Edel:Kultur)<br />
Meine Passion für Jazz ist 40 <strong>Jahre</strong> alt, die<br />
für Piano-Trios verhältnismäßig jung. Die<br />
traditionelleren Combos wie das klassische<br />
Bill Evans Trio habe ich mit Respekt gehört,<br />
aber ohne Feuer zu fangen. Das änderte<br />
sich schlagartig, als drei junge Schweden<br />
die Szene betraten und einen Sound zwischen<br />
Meditation und Ekstase kreierten,<br />
der seine Wurzeln im Rock nicht verbarg.<br />
Heute, fünf <strong>Jahre</strong> nach Esbjörn Svenssons<br />
Tod, gelten e.s.t. längst als stilbildend.<br />
„Strange Place For Snow“ krönt zusammen<br />
mit „Viaticum“ (2005) ihr Studio-Erbe.<br />
2002<br />
Lambchop: Is A Woman<br />
(City Slang / EMI)<br />
Die Euphorie ist ein wenig verflogen; der<br />
„Americana“-Produktionen, so authentisch<br />
sie sein mögen, werde ich zunehmend überdrüssig.<br />
Doch diesen zarten Geniestreich<br />
von Lambchop-Mastermind Kurt Wagner<br />
werde ich immer lieben: hingehauchte<br />
Alternative-Country-Balladen, die man still<br />
genießt wie delikateste Nougatpralinen.<br />
2005<br />
Kate Bush: Aerial<br />
(EMI)<br />
Was für eine ausdrucksvolle, unverwechselbare<br />
Stimme! Ihre Karriere ist so alt wie<br />
die von <strong>stereoplay</strong>: 1978 bezirzte Kate Bush<br />
die Popwelt mit „Wuthering Heights“ – und<br />
seither bin ich Fan. Immer wieder hat sie<br />
feine Alben aufgenommen, doch keines<br />
habe ich öfter gehört als „Aerial“, das sich<br />
so wohltuend Zeit nimmt für die Entwicklung<br />
seiner schönen Themen.<br />
2006<br />
Blues Company: The Quiet Side<br />
(inak / in-akustik)<br />
Wenn Jazz aus Europa mit dem US-Output<br />
mithalten kann, ihn heute gar übertrifft,<br />
warum soll das nicht auch für den Blues<br />
gelten? Ich gebe zu: Bei der Blues Company<br />
aus Osnabrück hat’s mich gepackt. Was<br />
2009<br />
Geir Lysne Ensemble: The Grieg Code<br />
(ACT / Edel:Kultur)<br />
Mein Jazz-Geschmack ist sehr europäisch:<br />
Terroir-geprägter Folk-Jazz vom Mittelmeer<br />
bis Lappland, und natürlich der magische<br />
ECM-Sound. Doch es gibt noch viel mehr:<br />
Neben Piano-Trios in allen denkbaren Ausformungen<br />
haben es mir moderne Bigbands<br />
angetan, mal zauberhaft melancholisch wie<br />
in Vince Mendozas „Blauklang“, mal dynamischer<br />
wie bei dem Norweger Geir Lysne,<br />
der in „The Grieg Code“ einem großen Sohn<br />
seiner Heimat Tribut zollt – und in seinen<br />
Klangpanoramen eine unendliche Fülle an<br />
Farben und Rhythmen auffächert.<br />
2010<br />
Bryan Ferry: Olympia<br />
(Virgin / EMI)<br />
Er ist der König der (Salon-)Löwen in der<br />
Rockmusik, aber nicht nur die Frauen liegen<br />
dem smarten Briten zu Füßen. Denn Bryan<br />
Ferry spielt mit seiner seidigen Stimme nicht<br />
bloß virtuos auf der Klaviatur von Romantik<br />
und Sehnsucht. Er ist auch ein kunstsinniger<br />
Ästhet mit Gespür fürs Experimentelle und<br />
Extravagante. Auf „Olympia“ streifte der<br />
gereifte Charmeur mit souveräner Geste<br />
durch sein Jagdgebiet. Erinnerungen an den<br />
druckvollen Glamour-Rock von Roxy Music<br />
wie an Ferrys elegante Soloaufnahmen sind<br />
hier unvermeidlich. 65 <strong>Jahre</strong> alt war der<br />
Gentle man, als er dieses glänzende Werk<br />
vorstellte. Gibt es einen besseren Beweis<br />
dafür, dass auch alternde Rockstars noch<br />
Großes leisten können?<br />
2010<br />
Fredrika Stahl: Sweep Me Away<br />
(Columbia / Sony)<br />
Popmusik darf erheitern, unterhalten, wach<br />
machen, Tage oder Nächte bereichern –<br />
und sie kann in seltenen Fällen verzaubern.<br />
Das ist mir mit diesem Album von Fredrika<br />
Stahl passiert. Die Stockholmerin mit Wahlheimat<br />
Paris erwählte den Jazz als Laufsteg<br />
für ihre ersten musikalischen Schritte, mittlerweile<br />
bewegt sie sich erstaunlich trittfest<br />
auf dem Terrain des Songwriter-Pop, in<br />
raffiniertem Rollenwechsel zwischen Lolita<br />
und Vamp. Süffige Melodien sowie unerwartete<br />
Rhythmus-Kapriolen machen die<br />
Songs dieser frechen Lady noch verführerischer.<br />
Musik für die Stunden zu zweit.<br />
2013<br />
Steven Wilson: The Raven That Refused<br />
To Sing (Kscope / Edel)<br />
Der Brite Steven Wilson ist nicht nur ein<br />
exzellenter Producer und Progrock-Bandleader<br />
(von Porcupine Tree). Mit dem neuen<br />
Soloalbum „The Raven...“ gelang ihm ein<br />
großer Wurf – Songs mit Substanz, melodischer<br />
Verführungskraft und einer packenden<br />
Dramaturgie: Hinter jeder Taktschleife<br />
lauert eine neue Überraschung.<br />
Man meint, die klassischen King Crimson<br />
seien in Bestform wieder auferstanden.<br />
Ach ja, bei der Vorbereitung dieses Beitrags<br />
sind mir natürlich noch zahllose weitere<br />
wunderbare Aufnahmen in die Hand gefallen.<br />
Doch ich hoffe, dass auch diese kleine,<br />
nicht repräsentative Auswahl den einen oder<br />
anderen Leser zu einem anregenden Hörabenteuer<br />
einlädt.<br />
Matthias Inhoffen,<br />
Musikexperte von<br />
<strong>stereoplay</strong> seit 1981.<br />
Vorlieben: Rock,<br />
Pop, neuerer Jazz.<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 147
Musik Pop<br />
POP & ROCK<br />
CD DES MONATS<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Der nächste Streich<br />
Die Pop-Presse greint, denn David Bowie macht<br />
es ihr nicht leicht. Nach der ersten Single „Where<br />
Are You Now?“ und den spärlich gestreuten Vorabinformationen<br />
hätte es das große Album für die<br />
Verklärung der späten Siebziger werden können.<br />
Doch wieder einmal verweigert sich der Stilakrobat<br />
den diffusen Erwartungen des Musikmarktes.<br />
So unbehelligt er während des vergangenen Jahrzehnts<br />
das Leben eines künstlerischen Privatiers<br />
führen konnte, so wenig interessiert ihn heute die<br />
David Bowie<br />
Columbia / Sony<br />
(60:26)<br />
The Next Day<br />
ästhetische Meinungsführerschaft. Mehr noch:<br />
Auf dem Cover von „The Next Day“, einem grafisch<br />
überklebten Zitat der ikonischen Geste von<br />
„Heroes“ (1977), wird der alte Titel sogar durchgestrichen,<br />
um auch dem letzten Fan zu zeigen,<br />
dass diese Ära für ihn Geschichte ist.<br />
Auf der anderen Seite ist die Musik so sehr Bowie<br />
wie seit jenen Berliner <strong>Jahre</strong>n nicht mehr: keine<br />
Experimente mit Klangmoden, auch nichts, was<br />
an Leichtgewichtigeres wie „China Girl“ (von<br />
„Let’s Dance“) erinnert. Die 17 Songs tönen<br />
schmucklos rockig, wenn auch wunderbar ausgewogen<br />
produziert von einem Team, zu dem<br />
sein langjähriger Begleiter, der Produzent Tony<br />
Visconti, sowie Musiker wie der Gitarrist David<br />
Torn und der Bassist Tony Levin gehören.<br />
Bowies Songs spielen mit der Melancholie, dem<br />
Starrummel, der Dunkelheit, den Grenzen des<br />
Alltäglichen, auch mit der Liebe in ihren lebensalterlichen<br />
Transformationen. Vor allem aber<br />
haben sie diese sanfte Nachhaltigkeit, sich nicht<br />
beim ersten Konsum zu erschließen.<br />
Etwas mehr als eine Stunde Musik steuert Bowie<br />
nach seiner langen Pause zum Popdiskurs der Gegenwart<br />
bei, als alter Herr der Camouflage, der<br />
sich diesmal erstaunlich lebensecht präsentiert.<br />
Genau dieser fehlende Anspruch auf Hipness<br />
hilft, das Album vom Sockel der Verehrung zu<br />
heben, um es zugleich als eine Sammlung packender<br />
Lieder wahrzunehmen, die das Zeug<br />
haben, lange im Gedächtnis zu bleiben. RD<br />
ROCK, BLUES, COUNTRY<br />
Eric Johnson<br />
Mascot / Rough Trade<br />
(50:37)<br />
Up Close – Another Look<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Selten wird ein bereits publikes Album nochmals<br />
eingespielt. Eric Johnsons „Up Close“ erschien<br />
2010 in den USA. Für Europa hat der Gitarrist<br />
aus Austin/Texas nun 13 der 15 Songs erneuert.<br />
Er wollte mehr Live-Feeling und tüftelte an<br />
Nuancen – was dem 58-Jährigen gelungen ist.<br />
Der Mix aus Rock, Blues, Country und Pop tönt<br />
lebendig im lichten Klangbild. Nur der stilistische<br />
Bogen wirkt überspannt. Warum zwängt Johnson<br />
seine ganze Saitenkunst in ein Album?<br />
Zwei Songs ragen heraus: der Blues-Feger „Texas“<br />
mit Jimmie Vaughan als Co-Gitarrist und<br />
Steve Miller am Mikro sowie die Ballade „Your<br />
Book“ mit Saitenkumpel Sonny Landreth. WA<br />
BRITROCK<br />
Johnny Marr<br />
BRITROCK & -POP<br />
Suede<br />
PSYCHEDELIC POP & ROCK<br />
Kashmir<br />
The Messenger<br />
Bloodsports<br />
E.A.R.<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Wer über The Smiths spricht, der meint in den<br />
meisten Fällen Morrissey. Der einstige Vorsänger<br />
hat es geschafft, die Wahrnehmung auf sich<br />
zu konzentrieren, dabei war der Sound der Band<br />
vor allem durch Johnny Marrs feinsinniges, schwebendes<br />
Gitarrenspiel bestimmt. „The Messenger“<br />
ist nun Marrs erstes Album unter eigenem Namen,<br />
und es ist ein unspektakulär charmantes<br />
Musterstück des Brit-Rock geworden. Da flirren<br />
die Gitarren, pathetisch in großen Räumen agierend,<br />
von einem Hauch Folk durchzogen, von<br />
schlichtem Gesang flankiert und um ein paar<br />
Synthesizer-Flächen ergänzt. Das hat viel von damals<br />
– irgendwie.<br />
RD<br />
Warner<br />
(48:30)<br />
Für jüngere Musikfans: Suede feierten in den<br />
1990er-<strong>Jahre</strong>n mit glamourösem Britpop große<br />
Erfolge. Frontmann Brett Anderson war mindestens<br />
so cool wie Kurt Cobain und stritt sich gern<br />
und ausgiebig mit Gitarrist Bernard Butler – bis<br />
der entnervt die Band verließ. Auf dem ersten<br />
Album seit mehr als zehn <strong>Jahre</strong>n blitzt nur noch<br />
selten die alte Grandezza auf. Etwas schwerfällig<br />
schleppt sich die Band um die Gründer Brett<br />
Anderson und Matt Osman in die neue Zeit: Zu<br />
überladen sind die Arrangements, zu undifferenziert<br />
geriet der Klang, zu verkrampft setzen die<br />
Engländer auf rockigen Sound, mit dem sie in<br />
den großen Arenen bestehen können. MS<br />
ADA / Warner<br />
(39:50)<br />
Ein Songklassiker von Led Zeppelin stand Pate<br />
bei der Namensgebung dieser Band aus Dänemark,<br />
die es seit 1991 gibt und die mit ihrem versponnenen,<br />
atmosphärisch reizvollen Indie-Rock<br />
eine große Fangemeinde um sich geschart hat.<br />
Wer in die meist gemächlich dahinfließenden<br />
Soundströme des achten Kashmir-Albums<br />
„E.A.R.“ eintaucht, wird verblüffende Parallelen<br />
zu Coldplay feststellen: in der Melodieführung<br />
sowie in den leicht schrägen, flehenden Vocals<br />
von Kasper Eistrup. Dennoch tönt das alles eigenständig,<br />
und die ins klare Klangbild eingestreuten<br />
Soundtupfer stehen für eine zeitgemäße<br />
Psychedelia, die nicht drogenbefeuert ist. MI<br />
Sony<br />
(61:14)<br />
FOTO: Eva Kinader<br />
148 5/13 <strong>stereoplay</strong>.de
INDIE R&B, ELECTRONICA<br />
James Blake<br />
Overgrown<br />
FOLK-BLUES<br />
Back to the Roots<br />
Hans Theessink<br />
Wishing Well<br />
AUDIOPHILE DES MONATS<br />
Polydor / Universal<br />
(39:24)<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Es war fast schon unheimlich. Auf sein selbstbetiteltes<br />
Debütalbum konnten sich alle einigen.<br />
Die Sound-Experimente und gefühlvollen Piano-Balladen,<br />
die ätherischen Vocals und subsonischen<br />
Bass-Impulse: Blakes abstrakte Tracks trafen<br />
2011 den richtigen Nerv. Schnell avancierte<br />
der Londoner zum Posterboy des Post-Dubstep.<br />
Zwei <strong>Jahre</strong> später singt er noch immer voller Inbrunst<br />
und kreiert schöne, anrührend intime<br />
Tracks. Das ist alles nicht mehr neu, aber immer<br />
noch verdammt gut. Schon wieder ein Meisterstück,<br />
inklusive kurzem Rap-Intermezzo von RZA.<br />
Wer mal Fan von Massive Attack war, der wird<br />
diesen James Blake lieben.<br />
MS<br />
Der 1995 verstorbene irische Gitarrist Rory Gallag<br />
her, ein Meister des Country-Blues, spielte oft<br />
glorreiche akustische Sets. Hans Theessink ist in<br />
seine Fußstapfen gestiegen. Der 1958 im niederländischen<br />
Enschede geborene Gitarrist mit Wahlheimat<br />
Wien zählt schon seit langer Zeit zu den<br />
größten Bluesmusikern europäischer Prägung.<br />
Auf „Wishing Well“ widmet sich der Saitenpicker<br />
einem akustischen Abenteuer, das er nahezu im<br />
Alleingang bewältigte. In zwei Studios in Wien spielte<br />
er die wohl intimsten Aufnahmen seiner 40-jährigen<br />
Karriere ein; dazu gab es Sessions in Los Angeles<br />
und in Indien. „Live und direkt“ hieß das Motto –<br />
und tatsächlich nimmt man unmittelbar teil daran,<br />
wie Theessink mit Hingabe auf den Spuren seiner<br />
Vorbilder Brownie McGhee, Sonny Terry und Big<br />
Bill Broonzy wandelt. Respektvoll singt und zupft<br />
er gut abgehangenes Fremdmaterial und wertige<br />
eigene Stücke, die ins Portfolio passen. Töne und<br />
Riffs perlen und springen förmlich von den Saiten,<br />
warm und introspektiv legt sie der Künstler in das<br />
aufgeräumte, klare Klangbild, in dessen Zentrum<br />
Stimme und Instrument prosperieren. In dieser<br />
Atmosphäre, in der Nähe Trumpf ist, hört man jeden<br />
Anschlag auf akustischer Gitarre, Banjo und<br />
Mandoline – und jede Nuance der Baritonstimme<br />
des Holländers: mal spröde, mal empathisch, meist<br />
dezent leidenschaftlich.<br />
Theessink startet seinen Roots-Music-Trip mit dem<br />
eigenen „New Home Upon The Hill“, in dem er<br />
mitfühlend die Probleme globaler Erwärmung und<br />
KLANGTIPP<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
das Leiden der Flutopfer anreißt. „Wayfaring Stranger“<br />
ist ein Gospel, den er schon mit Johnny Cash<br />
backstage in Wien sang. Townes Van Zandts „Hellbound“<br />
interpretiert er mit großem Einfühlungsvermögen.<br />
Und Bob Dylans „Ballad Of Hollis<br />
Brown“ schwebt magisch im Ohr, nicht zuletzt dank<br />
der Melodienbögen, die Dave Pearlman von der<br />
Pedal Steel streichelt. Ein behutsames Meisterstück,<br />
direkt und packend aufgezeichnet.<br />
WA<br />
Blue Groove / in-akustik<br />
(59:25)<br />
ADULT ELECTROPOP<br />
FOLK<br />
SYNTHIE-POP<br />
Depeche Mode<br />
Delta Machine<br />
Milk Carton Kids<br />
The Ash & Clay<br />
OMD<br />
English Electric<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Es ist schon eine Kunst, Low und High Fidelity<br />
so stimmig zu kombinieren. Depeche Mode verweigern<br />
sich mit ihrem 13. Studioalbum „Delta<br />
Machine“ dem Automaten-Pop, für den sie seit<br />
ihren Anfängen stehen, und zehren zugleich von<br />
seinen Sounds. Vieles klingt synthetisch, manches<br />
mit 8-Bit-Ästhetik im Sinn, karg arrangiert, oder<br />
ein bisschen wie damals, als der Moog noch nicht<br />
mehr zuließ. Dann wieder blitzt der Blues auf,<br />
der die Musiker getrieben haben soll. Das ist keine<br />
„Music For The Masses“, sondern ein dunkler<br />
Trance-Cocktail für die Generation 40+, die<br />
in den Achtzigern mit Depeche Mode groß und<br />
seitdem mit ihnen älter geworden ist. RD<br />
Sony<br />
(58:16)<br />
Sie kommen von der Westcoast, aus L.A., haben<br />
aber den 50 <strong>Jahre</strong> alten Ostküsten-Folk(Pop) der<br />
frühen Simon & Garfunkel perfekt verinnerlicht.<br />
Noch eine modernere Prise Americana hinzugefügt<br />
– fertig ist die Musikmelange von Kenneth<br />
Pattengale und Joey Ryan, die es in der US- Heimat<br />
bereits zu Kultstatus gebracht haben. Drei Songs<br />
von „The Ash & Clay“ schmücken Gus Van Sants<br />
Film „Promised Land“. Schöne Schlichtheit, auch<br />
im Sound, triumphiert auf dem Album: virtuose<br />
Gitarrenlinien und elegante Harmony-Vocals,<br />
reißverschlussartig verzahnt mit dem Leadgesang.<br />
Nur an markanten Melodien fehlt es den Milk<br />
Carton Kids noch.<br />
MI<br />
Anti / Indigo<br />
(42:26)<br />
An der Frage, wie unsere Zukunft klingen könnte,<br />
arbeiten sich Künstler heute nicht mehr ab. Diese<br />
Aufgabe haben längst Marktforscher übernommen.<br />
Doch Andy McCluskey und Paul Humphreys<br />
fragen 2013 in einem sägenden Techno-<br />
Stomper: „What Does The Future Sound Like?“<br />
Verpackt ist die Utopie in ein lustig abwechslungsreiches<br />
Patchwork aus State-of-the-Art-Synthie-<br />
Sounds und 80er-<strong>Jahre</strong>-Melancholie. McCluskeys<br />
nach wie vor jungenhafte Stimme ruft in der<br />
melodischen Pop-Schwelgerei „Helen Of Troy“<br />
Erinnerungen an Hits wie „Maid Of Orleans“<br />
hervor. Voller, satter, klarer Klang, den man vor<br />
30 <strong>Jahre</strong>n so noch nicht hingekriegt hätte. MS<br />
BMG Rights / Rough Trade<br />
(43:03)<br />
Musik max. 10 Punkte, Klang max. 10 Punkte erhältlich auf CD erhältlich auf Vinyl erhältlich als Download<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 149
Musik Pop<br />
SONGWRITER<br />
Sarah Blasko<br />
Im Reich der Träume<br />
Fantasie ist weiblich? Der Musikmarkt liefert jeden<br />
Monat Belege für diese Annahme. Aktuell zum Beispiel<br />
im Angebot: Sarah Blasko. Die junge Australierin<br />
steht für ambitioniertes Songwriting, zeigt<br />
aber auch keine Scheu vor großen Popgesten, vor<br />
Dramatik, verpackt in orchestrale Arrangements.<br />
Die Tontechnik beugt einer Überladung vor und<br />
stellt Blaskos sehr variantenreiche, oftmals leicht<br />
angeraute Stimme in den Vordergrund; sie führt<br />
den Zuhörer zuverlässig durch die sehr komplex<br />
aufgebauten Stücke von „I Awake“. Erstaunlich klischeefrei<br />
ist diese Musik, nur die Melodien könnten<br />
ein wenig einprägsamer sein.<br />
Zurück nach Deutschland: Die Berlinerin Lea W.<br />
Frey liefert auf „How Soon Is Now“ (Traumton/<br />
Indigo, 48:01, als CD, Download) weiblich zärtliche,<br />
intime Interpretationen von meist männlichen<br />
Songwriter-Großtaten: „It Ain’t Me Babe“ (Bob<br />
Dylan), „Weeping Willow“ (Verve), „A Forest“<br />
(Cure) oder das Titelstück von The Smiths. Freys<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
KLANGTIPP<br />
I Awake<br />
Begleiter, die Brüder Peter (Gitarre) und Bernhard<br />
Meyer (Bass), knüpfen ihrem gekonnt schläfrigen<br />
Singsang einen Soundteppich aus modernem<br />
Lounge-Pop und Nu Jazz; ein räumliches Klangbild,<br />
trendig cool und warm zugleich, verstärkt die<br />
Wirkung der in feinen Pastellfarben gehaltenen<br />
Tongemälde noch.<br />
Geniestreich oder Scharlatanerie? Die Münchner<br />
Songwriterin Rosalie Eberle ist so spontan wie<br />
intelligent und hat unter dem Namen Rosalie und<br />
Wanda ein Album aufgenommen, das in keine<br />
Schublade passen will. Für „Meister Hora“ (36:19,<br />
Ahoi/Megaphon, als CD und Download) – nach<br />
einer Figur aus Michael Endes „Momo“ getauft –<br />
nahm sie mit Manfred Mildenberger (Klavier,<br />
Drums, Produktion) und Sascha Biebergeil (Gitarre)<br />
zehn liebenswert verspielte Songs auf, die klanglich<br />
druckvoll und transparent rüberkommen und<br />
in ihren Minimaltexten reizvolle Rätsel aufgeben.<br />
Musik zum Staunen, Genießen und Träumen. MI<br />
Dramatico / Rough Trade<br />
(46:49)<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
INDIE-POP<br />
Daughter<br />
If You Leave<br />
Nach Deptford Goth und Rhye ist das schon wieder<br />
eine Band, bei der man nicht umhinkommt,<br />
The xx als Referenz anzugeben. Auch hier zeichnen<br />
zwei Jungs und ein Mädchen für die karge<br />
Inszenierung verantwortlich. Zwischen sanft pulsierenden<br />
Beats bekommen einzelne Gitarrenspuren<br />
oder Elena Tonras Stimme viel Raum. Sie<br />
und Gitarrist Igor Haefeli haben an der Musikhochschule<br />
wohl gut aufgepasst. Der Sound wird<br />
im Lauf des Albums immer dichter, fast rockig,<br />
um dann wieder folkig schwerelos zu entschweben.<br />
Die Unschärfen im Klang passen gut zu den<br />
grobkörnigen, mit warmen Vintage-Filtern bearbeiteten<br />
Fotografien im Booklet.<br />
MS<br />
4AD – Beggars / Indigo<br />
(45:40)<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
ROCK<br />
Bon Jovi<br />
RETRO-ROCK<br />
The Sheepdogs<br />
ADULT PUNK<br />
Wire<br />
What About Now<br />
The Sheepdogs<br />
Change Becomes Us<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Wann bezeichnet man eine Rockband als gut?<br />
Wenn sie konsequent rockt – und große Balladen<br />
produziert. Aerosmith sind darin Meister – und<br />
Bon Jovi. Das Quartett aus New Jersey liefert hier<br />
drei melodische Schwergewichte: „I’m With You“,<br />
„Pictures Of You“ und „Thick As Thieves“.<br />
Ansons ten protzen Bon Jovi im fetten Stadion-<br />
Sound, der sich einwandfrei im Ohr einpegelt.<br />
Nichts Neues, sie rocken seit 30 <strong>Jahre</strong>n so. Und<br />
sie geben sich kämpferisch: „Ich bin ein Soldat“,<br />
singt Jon Bon Jovi in „Army Of One“ und rät:<br />
„Gib niemals auf!“ Kämpfer und Malocher sind<br />
sein Thema: „Die Welt der einfachen Menschen,<br />
das ist auch unsere Welt“, meint der Chef. WA<br />
Island / Universal<br />
(51:40)<br />
Sie waren 2011 die erste Band ohne Plattendeal<br />
auf dem Cover des Rolling Stone. Dies änderte<br />
sich danach natürlich sofort, und jetzt kann das<br />
kanadische Quartett seine urwüchsigen Rocksongs<br />
mit der Unterstützung des Musikriesen<br />
Warner in die Umlaufbahn schicken. Das ist gut<br />
so. Denn auf ihrem neuen selbstbetitelten Album<br />
schenken die Sheepdogs dem Blues- und Southern-<br />
Rock der Siebziger eine saftige Verjüngungskur.<br />
Stets in solide zurechtgehauenem Klang, tönt es<br />
mal nach Free, mal nach Lynyrd Skynyrd. Dabei<br />
halten die Kanadier nichts von ausufernden Soli,<br />
sie setzen auf klare Riffs sowie einprägsame Harmony<br />
Vocals. Und das ist auch gut so. MI<br />
Atlantic / Warner<br />
(44:12)<br />
Die Frage stellt sich nicht nur für Wire: Wie werde<br />
ich als Punkband würdevoll alt? Die seit fünf<br />
<strong>Jahre</strong>n als Trio agierende Combo, 1976 in London<br />
gegründet, greift bei „Change Becomes Us“<br />
auf einen cleveren Kunstgriff zurück und lässt einige<br />
ihrer Lieder von mehr als drei Jahrzehnte<br />
alten Song-Fragmenten aus starten – eine Art<br />
Eigenbluttherapie musikalischer Kreativität.<br />
Das Konzept geht auf: Das Album wirkt einerseits<br />
frisch, zuweilen sogar ein wenig lümmelhaft,<br />
zugleich aber nicht berufsjugendlich, sondern mit<br />
dem Augenzwinkern der Familienväter gespielt,<br />
die sich ihrer Vergangenheit mit gestalterischem<br />
Qualitätsanspruch bewusst sind.<br />
RD<br />
Pink Flag / Cargo<br />
(48:45)<br />
150 5/13 <strong>stereoplay</strong>.de
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Musik Oldies<br />
WORLD BEAT<br />
OLDIE-CD DES MONATS<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Der Beat-Schamane<br />
Der nigerianische Song-Schamane Fela Kuti war<br />
eine singuläre Gestalt der Musikgeschichte. Er<br />
erfand den Afrobeat zu einem Zeitpunkt, als es<br />
den Begriff Weltmusik noch nicht gab, und emanzipierte<br />
die afrikanische Musik von der Black Music<br />
Amerikas. Seine spontane Mixtur aus Funk,<br />
Jazz und diversen afrikanischen Grooves hatte<br />
nichts mit euroamerikanischen Marktformaten<br />
zu tun. Kutis packende Verdichtung aus Storytelling,<br />
MC’ing, politischen Statements, flam-<br />
Fela Kuti The Best Of The Black President 2<br />
menden Groove-Teppichen, Bläsersalven und Improvisations-Stakkati,<br />
meist auf Saxofon und E-<br />
Piano, war magisch.<br />
Knitting Factory Records holt nun das Gesamtwerk<br />
des 1997 verstorbenen Musikers zurück in<br />
den Blickpunkt und veröffent licht aus diesem Anlass<br />
eine Compilation, die einen ersten Überblick<br />
über seine Klangphilosophie gibt. Die Tracks<br />
stammen aus den 70er-<strong>Jahre</strong>n und beamen das<br />
Ohr direkt in diese Zeit. Es entsteht der Eindruck,<br />
Fela Kuti hatte überhaupt keinen kommerziellen<br />
Druck und jede nur erdenkliche Freiheit. Er konnte<br />
so ausladend sein, wie er wollte, und Tempo,<br />
Dich tegrad sowie melodischen Gehalt in seinen<br />
langen Songs so oft und spontan variieren, wie<br />
es ihm beliebte.<br />
Seine Musik klingt roh, unbehauen, sehr direkt.<br />
Diesen Tracks, die eher wie offene Jams als wie<br />
konkrete Stücke wirken, haftet das Gefühl eines<br />
Stammesrituals an. Und das, obwohl Kuti stets<br />
bewusst in Pidgin-Englisch sang. Gerade in ihrer<br />
zeitlichen Entrücktheit – niemand würde heute<br />
mehr solche Platten machen – erscheinen diese<br />
Aufnahmen noch hochaktuell. Denn die afrikanische<br />
Wirklichkeit hat sich bis heute kaum nennenswert<br />
verändert. Aber kein Musiker des schwarzen<br />
Kontinents war seither so einflussreich und<br />
zugleich unkorrumpierbar wie Fela Kuti.<br />
Zur Veranschaulichung ist der Compilation noch<br />
eine DVD mit einem Konzertmitschnitt von 1984<br />
beigelegt.<br />
WK<br />
KFR / Rough Trade<br />
(79:22, 77:58 + DVD)<br />
ROCK<br />
Jimi Hendrix<br />
Legacy / Sony<br />
(52:20)<br />
People, Hell & Angels<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Mehr als vier Jahrzehnte lagen ein Dutzend Studio-Aufnahmen<br />
von Jimi Hendrix im Schrank:<br />
nicht etwa der Ausschuss bekannter Sessions,<br />
sondern ein Kompendium mit herbem, packendem<br />
Blues Rock mit Kollegen wie Drummer<br />
Buddy Miles und Gitarrist Stephen Stills, stellenweise<br />
sogar um Bläser ergänzt. Entstanden<br />
zwischen 1968 und 1970, bündelt Hendrix seine<br />
Energie in eine Mischung aus ungebändigtem<br />
Gesang und aufbrandenden Gitarrenwogen, stellenweise<br />
funky, skizzenhaft in den Arrangements,<br />
aber gerade dadurch immens direkt. Nach dem<br />
Experience-Nachlass „Valleys Of Neptune“ (2010)<br />
ein weiterer Hammer aus dem Blues-Labor. RD<br />
POP<br />
SINGER/SONGWRITER<br />
WAVE/POP<br />
The Everly Brothers<br />
The Ballads<br />
Ulla Meinecke<br />
Original Album Classics<br />
Simple Minds<br />
Celebrate<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
KLANGTIPP<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
In ihrer ansprechenden „Ballads“-Reihe haben<br />
die Oldies-Spezialisten von Bear Family drei neue<br />
CD-Revuen für bekennende Träumer im Angebot.<br />
Neben den Paraden der Schmuse-Songs von Ricky<br />
Nelson und The Platters verdienen vor allem die<br />
Herzöffner der Everly Brothers gebührende<br />
Beachtung. Don und Phil Everly glänzen mit<br />
schnuckeligen Hits (wie „All I Have To Do Is<br />
Dream“, „Devoted To You“ und „Crying In The<br />
Rain“) und weiteren Schleichern. Alles in allem<br />
29 Titel von 1957 bis 1962 plus ein angehängtes<br />
Fundstück sind hier versammelt, in erstaunlich<br />
aktuellem Klang und ergänzt um ein Label- typisch<br />
üppiges Begleitheft.<br />
MI<br />
Bear Family / Delta<br />
(72:54)<br />
Ulla Meinecke war die Suzanne Vega der Neuen<br />
Deutschen Welle. In einer Zeit, als deutsche Texte<br />
meist albern oder linksbewegt waren, verordnete<br />
die Songwriterin aus dem Taunus dem Genre<br />
eine freche poetische Lakonik. Die fünf Platten<br />
der „Original Album Classics“ spannen den Bogen<br />
von „Überdosis Großstadt“ (1980) bis „An!“<br />
(1994) und dokumentieren die Entwicklung vom<br />
jugendlichen Pop über die Lässigkeit von „Wenn<br />
schon nicht für immer...“ bis hin zum wieder entdeckten<br />
Rockigen der Künstlerin. Produziert von<br />
Kollegen wie Herwig Mitteregger und Udo Arndt,<br />
klingt ihre Musik bis heute vorbildlich präsent<br />
und hintergründig verschmitzt.<br />
SF<br />
BMG / Sony<br />
(3:06:09, 5CD)<br />
Eine gute Nachricht für Fans: Auch die drei neuen<br />
Stücke, die die Jubiläumsbox zum <strong>35</strong>-jährigen<br />
Bandbestehen der Simple Minds als Bonus enthält,<br />
klingen wie gewohnt. Pathos, viel Synthesizer,<br />
wuchtiges Schlagzeug, dazu Jim Kerrs beschwörende<br />
Stimme – dieses Konzept hatte sich<br />
spätestens seit „Sparkle In The Rain“ (1984) als<br />
Klangkonzept verfestigt und für zahlreiche Hits<br />
gesorgt. „Celebrate“ versammelt die wichtigsten<br />
Lieder der Schotten von „Sweat In Bullet“ über<br />
„Belfast Child“ bis „Dancing Barefoot“ in einer<br />
Box. Viel schiefgehen kann da nicht, außer dass<br />
ein etwas ausführlicheres Booklet den Hörer noch<br />
hätte an der Hand nehmen können.<br />
RD<br />
Virgin / EMI<br />
(3:36:55, 3CD)<br />
152 5/13 <strong>stereoplay</strong>.de
ROCK, FOLK, BLUES<br />
Stephen Stills<br />
Rock-Ekstase<br />
und freie Liebe<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Er ist die markante tiefe Stimme bei Crosby, Stills,<br />
Nash (& Young) – und weit mehr: Der Texaner<br />
Stephen Stills, Jahrgang 1945, Sänger, Songwriter<br />
und Gitarrist, hat die Aura eines Elder Statesman<br />
im amerikanischen Rock. Geschickt zieht er<br />
im Hintergrund zahlreiche Fäden, und immer<br />
wieder überrascht er mit kraftvollen Auftritten in<br />
den unterschiedlichsten Konstellationen. Die<br />
Werkschau „Carry On“, kuratiert unter anderem<br />
von seinem alten Freund Graham Nash, würdigt<br />
nun 50 Karrierejahre mit vielen Höhepunkten<br />
auf vier CDs: fast fünf Stunden Musik, 82 Songs,<br />
davon 25 bisher unveröffentlicht.<br />
Carry On<br />
Die Zeitreise streift die erste Erfolgsband Buffalo<br />
Springfield – mit deutlichen Beat-Einflüssen<br />
und Neil Young als Partner –, schwenkt dann zur<br />
Woodstock-Sensation CSN & Y, dem vierblättrigen<br />
Kleeblatt des Harmoniegesangs, um sich<br />
schließlich in Live- und Studio-Beispielen in -<br />
ter essanten jüngeren Projekten zuzuwenden. Rock,<br />
Blues, Folk, Latin, gar Jazz: Man staunt, was der<br />
Typ alles draufhat. Das hervorragende Rhino-Remastering<br />
liefert quasi einen Abriss der Rock-<br />
Aufnahmetechnik im Zeitraffer. Im Programm<br />
Offenheit,<br />
Energie,<br />
Teamgeist:<br />
Stephen<br />
Stills ist<br />
ein Mann<br />
mit vielen<br />
Saiten.<br />
sind alle Hits (auch „Love The One You’re With“,<br />
die Hymne der freien Liebe), weiterhin Gemmen,<br />
die eine Entdeckung wert sind, Gastauftritte von<br />
Jimi Hendrix, Eric Clapton und Herbie Hancock<br />
und tolle Cover-Versionen (etwa von Traffic und<br />
Bob Dylan). Diese Box mit 113-Seiten-Buch ist<br />
nicht nur für Fans absolut empfehlenswert. MI<br />
Rhino / Warner<br />
(4:56:30, 4CD)<br />
ROCK<br />
Van Halen The Studio Albums 1978-1984<br />
Dieses L.A.-Quartett hat weit über das Hardrock-Genre<br />
hinaus gewirkt. Wie ein Wirbelsturm<br />
fegten Van Halen gegen Ende der Siebziger über<br />
die Bühnen, elektrisierten ihr Publikum mit Eddie<br />
Van Halens kniffligen Highspeed-Gitarrenlicks<br />
und den Tarzanschreien von David Lee Roth.<br />
Im Schuber zum Schnäppchenpreis präsentiert<br />
Rhino nun die sechs klassischen Band-Alben,<br />
druckvoll gemastert, in schmucklose Kartons verpackt<br />
und ohne Bonustracks. Vor allem das selbstbetitelte<br />
Debüt (mit „You Really Got Me“) und<br />
„1984“ (mit „Jump“) sind immer noch für eine<br />
Gänsehaut gut. Der ideale Soundtrack zur Luftgitarren-Performance<br />
vor dem Flurspiegel. MI<br />
Rhino / Warner<br />
(3:17:29, 6CD)<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
ROCK’N’ROLL/POP<br />
Elvis<br />
BEAT/POP<br />
The Byrds<br />
POP<br />
Paul Anka<br />
Aloha From Hawaii Via Satellite<br />
All The Best (Reclam Music Edition)<br />
Dianacally Yours<br />
FOTO: Eva Kinader<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Ein Traumauftritt, in jeder Hinsicht. Für Elvis,<br />
weil er mit rund einer Milliarde Zuschauer an<br />
den Fernsehgeräten in 40 Ländern das größte<br />
nur mögliche Publikum seiner Zeit erreichte. Für<br />
die Menschen, weil sie den Star, Showbiz und<br />
Exotik in einer von Ölkrise und Vietnam-Krieg<br />
gebeutelten Welt geboten bekamen. Und für die<br />
Plattenfirma, weil „Aloha From Hawaii“ ein legendäres<br />
Album wurde, das nach vier Jahrzehnten<br />
zusammen mit der Generalprobe „The Alternate<br />
Aloha“ und fünf Bonus-Stücken ohne Publikum<br />
in einer Legacy Edition wieder erscheint. Ein Erinnerungsalbum,<br />
mit einem ausführlichen Booklet<br />
versehen, sonst aber ohne großen Pomp. SF<br />
RCA / Legacy / Sony<br />
(62:20, 68:39)<br />
Die Qualität einer Kompilation liegt heute hauptsächlich<br />
in der Zusammenstellung, Präsentation<br />
und redaktionellen Begleitung. Da hält die aktuelle<br />
Runde der Reclam Music Edition – The Byrds,<br />
Toto, Sade, Boney M., Leonard Bernstein, Glenn<br />
Gould – leider nicht das Niveau, das den Buchverlag<br />
ausmacht. Beispiel The Byrds: Repertoire,<br />
in Ordnung, das Wichtigste ist vorhanden. Präsentation:<br />
lieblos, aber wiedererkennbar. Redaktion:<br />
Band-Biografie, eine skelettierte Timeline,<br />
die den Diskurs anreißt, kurzes, unkommentiertes<br />
Tracklisting, kaum Hintergründe oder Zusammenhänge.<br />
Eine verschenkte Chance, eine Reihe<br />
mit Samplern unentbehrlich zu machen. RD<br />
Sony<br />
(75:45)<br />
Der Kanadier war ein typisches Teen-Idol aus der<br />
Zeit, bevor die Beatles & Co. die Popwelt gründlich<br />
umkrempelten. Aus heutiger Perspektive wirken<br />
die hübschen Popschlager jener Ära, die nur<br />
ein Thema kannten (Love!), noch niedlicher und<br />
naiver, als sie ohnehin waren. Wer mal wieder voll<br />
in rosa Nostalgie schwelgen will, liegt mit der vorliegenden<br />
Paul-Anka-Compilation goldrichtig.<br />
Die Oldies-Enthusiasten von Bear Family reihten<br />
für eine sensationelle Spielzeit von fast anderthalb<br />
Stunden 36 fein remasterte Songperlen<br />
aneinander, von „Diana“ bis „Lonely Boy“, von<br />
1957 bis 1962, das alles verpackt in ein Booklet<br />
mit Fotos zum Schmunzeln.<br />
MI<br />
Bear Family / Delta<br />
(88:03)<br />
Musik max. 10 Punkte, Klang max. 10 Punkte erhältlich auf CD erhältlich auf Vinyl erhältlich als Download<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 153
Musik Jazz<br />
BASS SOLO<br />
CD DES MONATS<br />
KLANGTIPP<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Bass erstaunt<br />
Nur wenige Kontrabassisten im Jazz riskierten es<br />
bisher, ein Soloalbum aufzunehmen. Maßstäbe<br />
gesetzt haben Miroslav Vitous mit „Emergency“<br />
und Dave Holland mit „Emerald Tears“. Nun<br />
hat auch Charnett Moffett die sich selbst auferlegte<br />
Herausforderung mit Bravour bestanden.<br />
Der 46-Jährige spielte dafür an zwei Tagen 20<br />
Stücke ein – Standards, Eigenes sowie zwei Popsongs.<br />
Und mit einer Ausnahme, Miles Davis’<br />
„All Blues“, ganz frei von Overdubs.<br />
Charnett Moffett<br />
Motéma / Membran<br />
(55:28)<br />
The Bridge<br />
Keith Rigling und Steven Schlapper nahmen<br />
Moffetts Miniaturen für Saiten, Holz, Finger und<br />
die Pferdehaare des Bogens sehr natürlich und<br />
direkt auf. Sie kennen die Grenzlinie zwischen<br />
Diskretion und Intimität – ihr Klangbild gibt die<br />
Geräusche der Finger beim Andrücken und<br />
Anschlagen der Saiten wieder, ohne diese überzubetonen.<br />
So wird hier auch die handwerkliche<br />
Auseinandersetzung mit dem Instrument dokumentiert.<br />
Im Vordergrund stehen aber die musikalischen<br />
Aspekte: Melodien, Rhythmen, Akkorde,<br />
das Volumen des Resonanzraums, das Ein- und<br />
Ausschwingen der Töne.<br />
Unverkennbar hat Charnett Moffett die großen<br />
Kontrabassisten studiert. So leitet er Duke Ellingtons<br />
„Caravan“ mit einem Flamenco-Zitat<br />
aus Charles Mingus’ „Ysabel’s Table Dance“ ein:<br />
nur eine von vielen kleinen Anspielungen. Den<br />
„Haitian Fight Song“ gestaltet er hingegen wesentlich<br />
leichtfingriger als der große Bassgrantler<br />
Mingus. Wenn Moffett auf bekannte Themen<br />
wie „Eleanor Rigby“ (Beatles), „Fragile“ (Sting),<br />
ein Monk-Medley oder Eden Ahbez’ „Nature<br />
Boy“ zurückgreift, lässt er diese behutsam aufblühen<br />
und nach einigen Abwandlungen ausklingen.<br />
Diese Konzentration unterscheidet ihn von<br />
Holland, dessen Stücke stärkere Bezüge zur europäischen<br />
Kammermusik aufwiesen, sowie von<br />
Vitous, der sich sogar auf die große Form einließ,<br />
indem er Miles’ Adaption des „Concierto de<br />
Aranjuez“ variierte.<br />
WS<br />
VOCAL JAZZ<br />
Maria Markesini<br />
KLANGTIPP<br />
Cinema Passionata<br />
Ob der Inhalt hier wohl so sexy ist wie die Verpackung?<br />
Die in Griechenland geborene Wahl-<br />
Holländerin Maria Markesini ist ohne Zweifel ein<br />
Hingucker, und zu ihrem CD-Motto „Cinema<br />
Passionata“ gehört die optische Komponente<br />
ohnehin dazu. Doch die rothaarige Diva mit den<br />
neckischen Sommersprossen bringt Männer nicht<br />
nur mit ihrem Augenaufschlag zum Träumen. In<br />
13 Filmsongs und zwei Eigenkompositionen zeigt<br />
sie, begleitet von Orchester und versierter Band<br />
und gehüllt in seidige, großzügig geschnittene<br />
Klangkleider, beeindruckende Ausdrucksvielfalt:<br />
von Renaissance-Flair bis Kunstlied und Barjazz.<br />
Musik zum Abheben, teils himmlisch schön. MI<br />
Sony Classical<br />
(61:05)<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
PIANO-JAZZ<br />
Rantala, Wollny, Moždžer<br />
POSTMODERNER JAZZ<br />
Marius Neset<br />
JAZZ, POSTROCK<br />
Ceramic Dog<br />
Jazz at Berlin Philharm. I<br />
Birds<br />
Your Turn<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Tolle Idee, Norman Grantz’ US-Konzertkonzept<br />
„Jazz at the Philharmonic“ in die deutsche Hauptstadt<br />
zu verpflanzen! Die Auftaktveranstaltung<br />
von „Jazz at Berlin Philharmonic“ gibt’s nun auch<br />
als sauber aufgezeichnete Tonkonserve, die aber<br />
die Faszination eines solchen Abends nur ungenügend<br />
wiedergeben kann. Drei Weltklasse-<br />
Pianisten – der Finne Iiro Rantala, der Deutsche<br />
Michael Wollny und der Pole Leszek Moždžer –<br />
demonstrieren ihre unglaubliche Virtuosität in<br />
wechselnden Konstellationen und in Stücken zwischen<br />
E und U. Man staunt – und fängt doch<br />
nicht so recht Feuer, weil einfach die optische<br />
Komponente fehlt bei dieser Leistungsschau. MI<br />
ACT / Edel:Kultur<br />
(56:30)<br />
Marius Nesets Jazz verweist nicht allein auf Swing<br />
und Bebop. Folklore sowie die zeitgenössische<br />
und klassische Kammermusik sind für den norwegischen<br />
Saxofonisten weitere Bezugspunkte,<br />
aus denen sein Quintett plus Gäste teils minutiös<br />
arrangierte, teils virtuos improvisierte Stücke zaubern.<br />
Mal reibt sich ein nervöser Puls an süffigen<br />
Melodien, mal scheint die zuvor präsente Musik<br />
– vom Tontechniker geschickt eingefädelt – in<br />
nebelverhangene Räume abzudriften. Minimalistische<br />
Drehwurmfiguren und ineinander verzahnte<br />
Klangschichten machen Neset zu einem der<br />
interessantesten Bandleader und Komponisten<br />
der letzten <strong>Jahre</strong>.<br />
WS<br />
Edition / Soulfood<br />
(62:47)<br />
Im Gespräch erzählt Marc Ribot, dass er natürlich<br />
ein Fan von Velvet Underground ist. Deshalb<br />
zerhackt er deren historischen Sound auch ein<br />
wenig, wie so manches Andere aus der urbanen<br />
Klangkultur, das er sich mit seinem Trio Ceramic<br />
Dog vornimmt. Da schreit, jault die Gitarre,<br />
scherzt wieder, wirkt wütend, entrüstet oder<br />
humorvoll verstockt in Kommunikation mit den<br />
derben Beats von Drummer Ches Smith und den<br />
kraftvollen Linien des Bassisten Shahzad Ismaily.<br />
Die Ironisierung des Avantgardehaften kommt<br />
so versteckt, dass man Ribot dieses Spaßprojekt<br />
als klares Statement gegen alles Konventionelle<br />
abnimmt. Famos herb.<br />
RD<br />
yellowbird / Soulfood<br />
(52:05)<br />
FOTO: Eva Kinader<br />
154 5/13 <strong>stereoplay</strong>.de
PIANO TRIO<br />
Claudio Filippini Trio<br />
Trios im Trend<br />
Italien als neues Pianojazz-Paradies? Es sieht so aus.<br />
Eine Menge gibt’s dort jedenfalls zu entdecken.<br />
Claudio Filippini aus Pescara wird in Bella Italia<br />
schon länger hoch gehandelt. Nun gibt’s gleich drei<br />
Alben von ihm auch nördlich der Alpen.<br />
Das jüngste, „Facing North“, zeigt ihn mit internationalen<br />
Gefährten wie Palle Danielsson (Bass) und<br />
Olavi Louhivuori (Drums) als virtuosen Improvisator,<br />
der kraftvolle wie leise Passagen gleichermaßen<br />
meistert. „Through The Journey“ (56:37) fällt<br />
dagegen etwas ab: Bei dieser Duoaufnahme wirkt<br />
das Trompetenspiel von Partner Fulvio Sigurtà zu<br />
plakativ. „The Enchanted Garden“ (51:24) schließlich<br />
ist das Highlight unter den drei CDs. Mit italienischen<br />
Kollegen an Bass und Schlagzeug streift<br />
Filippini hier zuweilen das Korsett der Konvention<br />
ab und experimentiert in rhythmisch abwechslungsreichen,<br />
dynamischen Stücken mit Elektronik, die<br />
entfernt an e.s.t. erinnert. Durchweg tief, rund,<br />
räumlich präsentiert sich der Klang.<br />
KLANGTIPP<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
KLANGTIPP<br />
Facing North<br />
Giovanni Guidi ist nach Stefano Bollani und Stefano<br />
Battaglia die dritte Klavierentdeckung aus Italien<br />
von ECM. Auf „City Of Broken Dreams“ (ECM /<br />
Universal, 52:07, als CD und Download) lässt der<br />
ehemalige Sideman von Trompeter Enrico Rava<br />
seinem Faible für lyrische Grundstimmungen und<br />
einen melodischen Fluss der Töne freien Lauf. Im<br />
Trio mit Bassist Thomas Morgan und Drummer<br />
João Lobo entstand so ein elegantes Piano-Trio-<br />
Album in makellosem, durchsichtigem Klang.<br />
In Deutschland empfiehlt sich Lorenz Kellhuber<br />
als aufstrebendes Talent im Klavier-Kosmos. Sein<br />
in sauberem Klang live aufgenommenes „Cosmos“<br />
(Blackbird Music / Soulfood, 73:26, als CD<br />
und Download) wirft ein freundliches Licht auf<br />
einen fantasiebegabten jungen Wilden, der bloß<br />
manchmal noch etwas mehr mit den Tönen<br />
haushalten sollte. In Bassist Arne Huber und<br />
Drummer Gabriel Hahn hat der gerade mal<br />
22-jährige Münchner perfekte Begleiter. MI<br />
CamJazz / Edel:Kultur<br />
(50:40)<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
PIANO TRIO<br />
Tingvall Trio<br />
Skip / Soulfood<br />
(78:58)<br />
In Concert<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Alles schon mal gehört? Mag sein, denn das<br />
Tingvall Trio konzentrierte sich 2012 in Bad<br />
Wörishofen und Innsbruck auf Material seiner<br />
bekannten Studioalben. Doch die differenziert<br />
aufgezeichneten Live-Versionen wirken noch<br />
packender als die ohnehin attraktiven Vorlagen.<br />
Ohrenschmeichlerische Melodien, kluge Spannungsbögen<br />
und ausgefuchste Dynamik, dazu<br />
magische Grooves, inspiriert von Calypso, Rock,<br />
Funk und Swing, plus ein paar Balladen: Das<br />
macht gute Laune. „In Concert“ steht in einer<br />
Linie mit den Trio-Klassikern „At The Pershing“<br />
von Ahmad Jamal und „Concert By The Sea“<br />
von Erroll Garner.<br />
WS<br />
CROSSOVER<br />
MAINSTREAM<br />
KAMMER-JAZZ<br />
Christian Muthspiel 4<br />
Seven Teares<br />
New Bone<br />
Destined<br />
Paolo Thorsen-Nagel Projekt<br />
And On<br />
KLANGTIPP<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
KLANGTIPP<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
John Dowland (1563 – 1626) schrieb seinen<br />
Zyk lus „Lachrimae, Or Seaven Teares“ vor mehr<br />
als 400 <strong>Jahre</strong>n. Dieses Renaissance-Werk arbeitete<br />
der Posaunist, Pianist und Keyboarder<br />
Christian Muthspiel für sein Quartett mit dem<br />
Trompeter Matthieu Michel, dem Vibrafonisten<br />
Franck Tortiller und dem E-Bassisten Steve Swallow<br />
behutsam in einen Zwitter aus alter Musik<br />
und Jazz um. Das von der Tontechnik kühl, aber<br />
sehr räumlich und präzise eingefangene Hin und<br />
Her zwischen gestelzten Figuren, weich fließendem<br />
Jazz und gelegentlichen Elektronik-<br />
Sounds sorgt manchmal für Überraschungen. Andernorts<br />
wirkt es eher gewollt als organisch. WS<br />
ACT / Edel:Kultur<br />
(56:48)<br />
Frische Brise aus dem Osten: Dieser „neue Knochen“,<br />
das sind fünf Polen um den Trompeter<br />
Tomasz Kudyk, die in den Neunzigern an der<br />
Akademie in Krakau zusammenfanden und seither<br />
ihrer Leidenschaft für den modalen Jazz<br />
frönen, wie ihn Miles Davis und Wayne Shorter<br />
in den Sixties kultivierten. Längst ist dieser Stil<br />
zum Mainstream geronnen, doch Kudyk und seine<br />
Partner an Altsax, Piano, Bass und Drums (mit<br />
zwei Gästen an Tenor und Perkussion) geben ihm<br />
neue Brisanz – mit klaren Linien, eleganten Soli<br />
und vitalem Teamwork. Den Elan dieser feinen<br />
Band hält die Tontechnik in druckvoller und zugleich<br />
sehr genauer Abbildung fest.<br />
MI<br />
CM Records / Galileo<br />
(63:55)<br />
Jung ist er, noch neu in der Szene, aber dafür bereits<br />
erstaunlich gereift im eigenen musikalischen<br />
Denken. Paolo Thorsen-Nagel gehört im weiteren<br />
Sinne zum Umfeld der Weilheimer Szene, was<br />
Gäste wie den Saxofonisten Johannes Enders<br />
erklärt. Er ist als Schüler von Wolfgang Muthspiel<br />
aber eigenständig genug, um für sein Debüt<br />
„And On“ Kollegen wie Pablo Held am Klavier<br />
und Flügelhornist Matthieu Michel harmonisch<br />
und ästhetisch den Weg zu weisen. Seine Kompositionen<br />
sind melodisch fein gearbeitet, sein Gitarrenspiel<br />
ist unaufdringlich geschmackvoll, ohne<br />
darüber an Substanz einzubüßen. Da tritt jemand<br />
mit Zukunft ins Rampenlicht.<br />
RD<br />
Material / harmonia mundi<br />
(41:11)<br />
Musik max. 10 Punkte, Klang max. 10 Punkte erhältlich auf CD erhältlich auf Vinyl erhältlich als Download<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 155
Musik Klassik<br />
Vinyl ist endgültig zurück.<br />
Die „sanfte Gegenrevolution“<br />
gewinnt immer mehr<br />
Anhänger, selbst prominente Digital-Profis<br />
wie Rainer Maillard<br />
(siehe <strong>stereoplay</strong> 3/13, ab Seite<br />
134), Bernie Grundman oder<br />
Keith Johnson haben audiophile<br />
LP-Labels gegründet, vertrauen<br />
wieder auf die Magie und die akustische<br />
Überlegenheit der schwarzen<br />
Scheibe. Wenn das jemand vor<br />
dreißig <strong>Jahre</strong>n prophezeit hätte,<br />
als die ersten CDs auf den Markt<br />
kamen und bejubelt wurden (obwohl<br />
viele nicht gut klangen), hätte<br />
man ihn für verrückt, unbelehrbar<br />
und altmodisch gehalten. Mittlerweile<br />
ist Vinyl gerade dabei, seinen<br />
Vintage-Status abzustreifen,<br />
der zumindest im Klassik-Bereich<br />
so lange an ihm haftete, aus dem<br />
Museum der historischen Aufnahmen<br />
und einer reinen Reissue-Kultur<br />
herauszutreten und sich endlich<br />
wieder auch ins Musikleben<br />
von heute einzumischen – sei es<br />
durch Analog-Transfers aktueller<br />
Digitalaufnahmen, sei es durch<br />
Schwarze<br />
Magie<br />
Die Vinyl-Scheibe streift ihr Vintage-Image ab.<br />
Nicht nur historische Schätze wie die von VEB<br />
Eterna erscheinen auf audiophilen LPs, sondern<br />
zunehmend auch aktuelle Klassik-Produktionen.<br />
kompromisslose Direct-to-Disc-<br />
Produktionen, wie sie etwa bei den<br />
„Berliner Meister-Schallplatten“<br />
wiederbelebt werden.<br />
Mittlerweile haben sich auch<br />
die einflussreichen Major Companies<br />
der Vinyl-Renaissance angeschlossen:<br />
So hat Sony zwei seiner<br />
aktuellen CD-Titel in vorzüglicher<br />
180-Gramm-Qualität nachgepresst<br />
und damit der schwarzen<br />
Scheibe in seinem Sortiment eine<br />
Art Exklusiv-Status eingeräumt.<br />
Lang Langs erfolgreiches „Chopin-Album“<br />
gibt es jetzt auch auf<br />
zwei großzügig geschnittenen LPs,<br />
und es klingt trotz digitaler Quelle<br />
angenehmer, haptischer und farbintensiver<br />
als die CD-Version.<br />
Ähnliches gilt für den LP-Schnitt<br />
des ebenfalls digital produzierten<br />
Neujahrskonzerts der Wiener Philharmoniker,<br />
das mehr Atmosphäre<br />
und pralle Klangpracht transportiert<br />
als die etwas flacher klingende<br />
Digitalscheibe.<br />
Auch Edel:Kultur, das<br />
weltweit größte Independent-Label,<br />
hat jetzt unter dem Titel „AAA<br />
Eterna Cuts“ einige Juwelen aus<br />
dem reichen Archivbestand des<br />
vormaligen DDR-Staatslabels VEB<br />
Eterna in einer audiophilen, streng<br />
limitierten Luxus-Edition in originalen<br />
1:1-Reissues auf schwere<br />
180-Gramm-Scheiben gepresst.<br />
Dazu wurden die alten Masterbänder<br />
von einer Studer A80 direkt<br />
auf die VMS-70-Schneide-<br />
Lang Lang. The Chopin Album (2012)<br />
Sony 88725449131 (2 LPs)<br />
Neujahrskonzert 2013<br />
Wiener Philharmoniker, Franz Welser-Möst<br />
Sony 88765411631 (2 LPs)<br />
Schubert, Die schöne Müllerin, Rellstab-Lieder (1971)<br />
Peter Schreier, Walter Olbertz<br />
Edel/Eterna 0300527BC (2 LPs)<br />
Mozart, Die Entführung aus dem Serail (1961)<br />
Vulpius, Apreck, van Mill u. a., Staatskapelle Dresden, Otmar Suitner<br />
Edel/Eterna 0300529BC (3 LPs)<br />
Wagner, Parsifal (1975)<br />
Kollo, Adam, Cold, Schröter u. a., Rundfunk-Sinfonie-Orchester Leipzig,<br />
Herbert Kegel<br />
Edel/Eterna 0300528BC (5 LPs)<br />
Bach, Matthäus-Passion (1970)<br />
Schreier, Adam, Stolte u. a., Dresdner Kreuzchor, Thomanerchor Leipzig,<br />
Gewandhausorchester Leipzig, Rudolf und Erhard Mauersberger<br />
Edel/Eterna 0300527BC (4 LPs)<br />
Beethoven, Missa Solemnis (1972)<br />
Tomowa-Sintow, Burmeister, Schreier, Polster, Rundfunkchor Leipzig,<br />
Gewandhausorchester Leipzig, Kurt Masur<br />
Edel/Eterna 0300525BC (2 LPs)<br />
Mozart, Klavierkonzerte C-Dur KV 467 und c-moll KV 491 (1995)<br />
Eugene Istomin, Klavier; Seattle Symphony Orchestra, Gerard Schwarz<br />
Reference Recordings RM-2506 / Sieveking Sound (2 LPs)<br />
Prokofjew, Suiten<br />
London Symphony Orchestra, Antal Doráti (1957)<br />
ORG 118 / Sieveking Sound (2 LPs)<br />
156 5/13 <strong>stereoplay</strong>.de
maschine<br />
überspielt, ohne<br />
jegliche digitale Zwischenspeicherung.<br />
Der Käufer<br />
erhält also echte AAA-Qualität,<br />
freilich in weitaus besseren<br />
Pressungen als zu DDR-Zeiten.<br />
Das Startprogramm mit fünf<br />
vokalen Schwergewichten dokumentiert<br />
eindringlich das hohe Niveau<br />
der Musikkultur im „anderen“<br />
Deutschland: Am meisten<br />
beeindruckt hat mich Peter Schreiers<br />
ungemein präzise, spannende<br />
und intelligente Interpretation des<br />
Schubert-Liedzyklus „Die schöne<br />
Müllerin“, den er neben einigen<br />
Rellstab-Liedern im Frühjahr<br />
1971 in der Dresdner Lukaskirche<br />
produzierte, sehr einfühlsam<br />
unterstützt von dem exzellenten<br />
Begleiter Walter Olbertz.<br />
Auf erstaunlich hohem Niveau<br />
auch die beiden Opern-Aufnahmen<br />
des Pakets: Im Herbst 1961,<br />
wenige Wochen nach dem Mauerbau,<br />
dirigierte Otmar Suitner in<br />
Dresden eine kammermusikalisch<br />
dichte Aufführung der „Entführung“<br />
von Mozart mit exzellenten<br />
Protagonisten: Jutta Vulpius (als<br />
Konstanze), Arnold von Mill (als<br />
Osmin) und der feinfühlige Rolf<br />
Apreck (als Belmonte) stehen für<br />
den Ensemble-Geist jener <strong>Jahre</strong>.<br />
Hingegen war die Leipziger<br />
Rundfunkproduktion des „Parsifal“<br />
in der sozialistischen DDR<br />
1975 noch eine echte Pioniertat:<br />
Mit René Kollo als Parsifal und<br />
Theo Adam als Amfortas konnte<br />
Herbert Kegel auch zwei zugkräftige<br />
Namen aufbieten, die fünf<br />
<strong>Jahre</strong> zuvor in der deutsch-deutschen<br />
Produktion der „Meistersinger“<br />
unter Karajan geglänzt hatten.<br />
Selten hört man „Parsifal“,<br />
dieses Glaubensbekenntnis Wagners,<br />
so sehr von allem Weihrauch<br />
befreit, so modern und dramatisch-stringent<br />
wie in Kegels<br />
Aufnahme.<br />
Und dann gibt es noch eine in<br />
bester sächsischer Bach-Tradition<br />
stehende „Matthäus-Passion“ unter<br />
der Leitung der beiden legendären<br />
Kantoren-Brüder Rudolf<br />
und Erhard Mauersberger mit<br />
dem 160-köpfigen Thomaner- und<br />
Kreuzchor sowie eine beschwörende,<br />
sehr eindringliche Interpretation<br />
der „Missa solemnis“ Beethovens<br />
mit dem Gewandhaus-Orchester<br />
unter Kurt Masur aus dem<br />
Jahr 1972 – alles unverzichtbare<br />
Dokumente der jüngeren deutschen<br />
Musikgeschichte.<br />
Wie schon berichtet, hat der<br />
Vinyl-Virus längst auch die Digital-Cracks<br />
jenseits des Großen<br />
Teichs angesteckt: Bei Reference<br />
Recordings in San Francisco hat<br />
Keith Johnson seine eigene Digitalproduktion<br />
der Mozart-Klavierkonzerte<br />
KV 467 und KV 491 aus<br />
dem Jahr 1995 mit dem Seattle<br />
Symphony Orchestra und dem<br />
wunderbar klar<br />
artikulierenden<br />
Solisten Eugene<br />
Istomin im Half-<br />
Speed-Mastering auf<br />
zwei 200-Gramm-Scheiben<br />
in 45er-Geschwindigkeit<br />
geschnitten.<br />
Auf seinem ähnlich „großzügigen“<br />
LP-Label ORG präsentiert<br />
der in Hollywood ansässige Bernie<br />
Grundman aum ersten Mal einen<br />
Fund aus dem Archiv des legendären<br />
Mercury-Labels: Antal<br />
Dorátis fantastische Londoner<br />
Produktion der „Skythischen<br />
Suite“ Prokofjews und der Suite<br />
aus der Oper „Die Liebe zu den<br />
drei Orangen“, ebenfalls auf zwei<br />
LPs in 45 rpm überspielt. Um<br />
größten Genuss an der extremen<br />
Dynamik der Aufnahme zu schaffen,<br />
dauern die LP-Seiten nur acht<br />
bis zehn Minuten. So farbenfroh,<br />
so differenziert, so natürlich und<br />
magisch haben diese frühen Stereoaufnahmen<br />
der Mercury-Ikone<br />
Robert C. Fine noch niemals geklungen.<br />
Attila Csampai<br />
Double Bass Fantasy Ödön Rácz, Kontrabass; János Balázs jr., Klavier (2012)<br />
AUDIOPHILE CD<br />
KLANGTIPP<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
KLANGDETAILS:<br />
Räumlichkeit: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Bass: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Transparenz: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Gramola 989<strong>35</strong> (59:32)<br />
Ein neuer „Paganini des Kontrabasses“?<br />
Bassisten sind musikalische Kanalarbeiter. Mit ihren<br />
riesigen Instrumenten stehen sie meist ganz hinten im<br />
Orchester, im Schatten der gefeierten Solisten, und sorgen<br />
für das unerschütterliche Fundament der musikalischen<br />
Architektur. Das Publikum nimmt sie kaum zur<br />
Kenntnis, aber wehe, wenn sie nur einen falschen Ton<br />
spielten, dann würde das ganze Klanggebäude wie ein<br />
Kartenhaus in sich zusammenbrechen. Auch im anderen<br />
„freien“ Lager des Jazz und der Popmusik agieren<br />
sie meist bescheiden im Hintergrund, und nur wenigen,<br />
genialisch Begabten gelingt es, sich individuell zu<br />
profilieren, ein Star zu werden – wie Mingus, Pasto rius,<br />
Clarke oder Bromberg.<br />
Im Klassikbereich sind Kontrabass-Virtuosen gar nicht<br />
vorgesehen, denn das solistische Repertoire ist äußerst<br />
spärlich, und der letzte, der damit weltberühmt wurde,<br />
war Giovanni Bottesini, der „Paganini des Kontrabasses“,<br />
der ganz nebenbei die Uraufführung von Verdis<br />
„Aida“ in Kairo dirigierte. Er starb 1889. Zwei seiner<br />
unspielbar virtuosen Opern-Paraphrasen hat jetzt der<br />
junge ungarische Solo-Kontrabassist der Wiener Philharmoniker,<br />
Ödön Rácz, auf seiner ersten Solo-CD<br />
ausgegraben und derart geschmackvoll und mühelos<br />
wiederbelebt, dass einem von den ersten Takten an der<br />
Atem stockt und man sich kaum erklären kann, in welche<br />
Höhenregionen man auf diesem abgrundtiefen Instrument<br />
vordringen kann: Faszinierend dabei sind vor<br />
allem die Leichtigkeit und die lupenreine Intonation,<br />
mit der der 32-jährige Budapester mit perfekter Flageolett-Technik<br />
sogar die Sopranlage einer „Lucia di<br />
Lupenreine Intonation:<br />
Ödön Rácz, Kontrabassist<br />
der Wiener Philharmoniker.<br />
Foto: Fadil Berisha<br />
Lammermoor“ meistert und dabei noch herzerweichend<br />
schön zu „singen“ versteht. Die eigentliche dunkel-ernste<br />
Seele des größten Streichinstruments, seine<br />
Leidenschaft und seine Trauer, entfacht Rácz dann in<br />
den beiden modernen Stücken der Auswahl, in der „Sonata<br />
Enigmatica“ von Gottfried von Einem und in der<br />
2003 komponierten, klanggewaltigen und effektvollen<br />
Solostudie „Bass Trip“ des Letten Peteris Vasks. Mit<br />
Rimski-Korsakows „Hummelflug“, jetzt endlich in der<br />
richtigen „brummenden“ Tonlage eines Rieseninsekts,<br />
findet diese ungewöhnliche und wirklich eindrucksvolle<br />
„Double Bass Fantasy“ ihren heiteren Ausklang. Das<br />
Klangbild ist sehr angenehm, kernig und sonor und<br />
bringt die lyrischen Qualitäten des 1781 gebauten Instruments<br />
bestens zur Geltung.<br />
Attila Csampai<br />
Musik max. 10 Punkte, Klang max. 10 Punkte erhältlich auf CD erhältlich auf SACD erhältlich als Download<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 157
Musik Klassik<br />
VOKAL<br />
„Alleluia“: Motetten von Vivaldi, Händel, Porpora und Mozart Lezhneva, Il Giardino Armonico, Antonini (2013)<br />
LAUTE<br />
Im 18. Jahrhundert war die Laute das<br />
wichtigste Zupfinstrument im<br />
deutschsprachigen Raum, und von<br />
berühmten Lautenisten erwartete<br />
man geradezu, dass sie fremde Kompositionen<br />
für ihr Instrument einzurichten<br />
verstanden. Davon ausgehend,<br />
hat sich der spanische Lauten-Virtuose<br />
Miguel Rincón Violinwerke Johann<br />
Sebastian Bachs vorgenommen<br />
und für sein Instrument transkribiert:<br />
Mit der viersätzigen Sonate in g-Moll,<br />
BWV 1001, und der fünfsätzigen Partita<br />
in d-Moll, BWV 1004, dehnte<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ Bach auf geradezu geniale Weise die<br />
Carpe diem 16295 (52:19)<br />
Was für eine Stimme! Die 1989 im<br />
fernsten Osten Sibiriens geborene Julia<br />
Lezhneva, ausgebildet in Moskau<br />
und Cardiff, ist eine Sopranistin, wie<br />
ich sie lange nicht mehr gehört habe:<br />
kraftvoll in der tiefen, fast wie ein<br />
Mezzosopran gefärbten Lage, funkelnd<br />
wie ein Diamant und perfekt<br />
fokussiert in der Höhe, von einer<br />
schier unglaublichen Leichtigkeit und<br />
Agilità in den Koloraturen und Passagen,<br />
dabei absolut makellos in der<br />
Intonation – es kann einem geradezu<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ schwindelig werden beim Zuhören!<br />
Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ Trotz des geringen Vibrato ist ihr So-<br />
Decca 478 5242 (60:46)<br />
pran keine typische Alte-Musik-Stimme,<br />
und auf ihrem ersten Solo-Album<br />
(2011 unter Marc Minkowski, bei<br />
Naïve) war sie denn auch mit Rossini-Arien<br />
zu erleben.<br />
Inzwischen ist Julia Leszhneva exklusiv<br />
bei Decca, wo nun ihre erste CD<br />
mit drei Barock-Motetten und Mozarts<br />
„Exsultate, jubilate“ erschienen<br />
ist: ein affekt-geladenes Repertoire,<br />
das von rasender Wut zur Abgeklärtheit<br />
der strahlend hellen Sterne des<br />
Himmels reicht, vom „In furore“ Antonio<br />
Vivaldis zu den „Stelle clare in<br />
caelo“ Nicola Porporas. Giovanni Antonini<br />
und Il Giardino Armonico begleiten<br />
(wie immer) ein wenig „ruppig“,<br />
aber das unterstreicht vielleicht<br />
noch das Raffinement der jungen<br />
Russin, die alle Facetten ihrer wunderbaren<br />
Stimmen leuchten und schillern<br />
lässt. Bleibt nur zu hoffen, dass<br />
ihr neues Label ihr die Zeit lässt, sich<br />
zu entwickeln und zu reifen. Das Potenzial,<br />
eine der ganz Großen ihres<br />
Fachs zu werden, hat Julia Lezhneva<br />
je denfalls.<br />
Michael Stegemann<br />
Johann Sebastian Bach: Sonata BWV 1001, Partita BWV 1004 Miguel Rincón (2012)<br />
klanglichen Möglichkeiten der Violine<br />
aus, die vorrangig zum Spiel einstimmiger<br />
Melodielinien befähigt ist.<br />
Wie in der Lautenfassung der Fuge<br />
aus Sonate BWV 1001, die höchstwahrscheinlich<br />
von Bach selbst<br />
stammt (BWV 1000), nutzt Rincón<br />
die Möglichkeiten seines Instruments<br />
zur polyphonen Erweiterung der<br />
Kompositionen.<br />
Beim Einsatz zusätzlicher Bassnoten,<br />
Stimmführungen und Akkorde zeigt<br />
Rincón sich so selbstbewusst und feinfühlig,<br />
dass seine Eingriffe sowohl stilistisch<br />
als auch künstlerisch überzeugen.<br />
Mit meisterlicher Spieltechnik,<br />
leuchtenden Nuancen und edler<br />
Klangkultur dringt er in die Tiefenschichten<br />
der Musik vor.<br />
Miguel Rincóns sinnliche Auseinandersetzung<br />
mit Johann Sebastian Bach<br />
erlaubt einen so ungewöhnlichen wie<br />
bereichernden Blick auf zwei der bedeutendsten<br />
Werke des Violin-Repertoires<br />
und zieht den Zuhörer in ihren<br />
Bann. Ein beeindruckendes Lauten-<br />
Album.<br />
Miquel Cabruja<br />
Voigts Kolumne<br />
Scheinbar schwerelos:<br />
Daniel Behles Bach-Recital,<br />
seine erste CD für Sony<br />
„Ein exquisites Debüt-Album“, schrieb<br />
Jürgen Kesting 2009 über die erste Liedplatte<br />
von Daniel Behle (Phoenix Edition).<br />
Seither hat der Tenor, Sohn und<br />
Schüler der Sopranistin Renate Behle,<br />
Karriere gemacht: als Opern-, Lied- und<br />
Konzertsänger sowie im Platten-Business.<br />
Ob als Tamino in der „Zauberflöte“<br />
unter Jacobs (harmonia mundi) oder<br />
als Interpret der „Dichterliebe“ und der<br />
„Schönen Müllerin“ (Capriccio) – Behle<br />
gehört zu den wenigen Sängern von heute,<br />
die den Vergleich mit großen Vorgängern<br />
nicht scheuen müssen. Dass er nicht<br />
nur das lyrische Tenorfach, sondern auch<br />
den verzierten Stil beherrscht, weiß man<br />
spätestens seit seinem Ramiro in Rossinis<br />
„Cenerentola“ in Stockholm. Doch<br />
gegen das, was Bach seinen Sängern an<br />
Schwierigkeiten zugemutet hat, wirken<br />
Mozart- und Rossini-Koloraturen fast<br />
wie ein Kinderspiel. Selbst Sänger mit<br />
versierter Technik hatten mit Bach-Kantaten<br />
ihre liebe Not, man denke nur an<br />
diverse Aufnahmen prominenter Sopranistinnen<br />
von „Jauchzet Gott in allen<br />
Landen“.<br />
Daniel Behle aber hält sich auf diesem<br />
allzu glatten Parkett souverän. Nicht zuletzt<br />
dank seiner Ausbildung als Posaunist<br />
verfügt er über die meisterhafte Atemtechnik,<br />
die für Vocal Stunts wie „So<br />
schnell ein rauschend Wasser fließet“<br />
(Kantate BMV 26) erforderlich sind.<br />
Dieses wahnwitzig rasante Stück ist für<br />
meine Begriffe das absolute Highlight<br />
der CD, trotz ernstem Inhalt beschwingend<br />
– zumindest wenn es so gut klingt<br />
wie hier. Auch im ebenso anspruchsvollen<br />
„Bleibt Ihr, Engel, bleibt bei mir“ (aus<br />
BWV 19) kann Behle all den virtuosen<br />
Counter-Tenören, die seit <strong>Jahre</strong>n im Barock-Repertoire<br />
„abräumen“, etwas Eigenständiges<br />
entgegensetzen.<br />
Das „Verhältnis von Engel und Mensch<br />
als ein vertontes Spiel von Flöte und Gesang“<br />
– so beschreibt der Musikwissenschaftler<br />
Niko Dörr im Booklet-Text das<br />
Konzept des Albums, das Behle mit der<br />
Flötistin Anne-Cathérine Heinzmann<br />
entwickelt hat. Die Flötistin, die mit der<br />
Sonate BMV 1013 auch als Solistin zu<br />
hören ist, erweist sich als ideale Dialogpartnerin.<br />
Es ist lange her, dass ich an einem Bach-<br />
Recital so viel Freude hatte wie mit dieser<br />
CD. Unbedingt empfehlenswert! (Sony<br />
CD 88765477802).<br />
158 5/13 <strong>stereoplay</strong>.de
VOKAL Giuseppe Verdi: Requiem, Te Deum Milanov, Björling, Castagna, Moscona, NBC, Toscanini (1940)<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Sopransolo mit<br />
magischen<br />
Höhenflügen:<br />
Zinka Milanov<br />
(Foto als Tosca).<br />
Music & Arts 1269 (99:50, 2 CDs)<br />
Toscaninis Verdi-Sternstunde<br />
Eine historische Kult-Aufnahme von enormer Suggestivität<br />
und kontemplativer Kraft hat das auf amerikanische<br />
Raritäten spezialisierte US-Label Music & Arts<br />
jetzt schon zum dritten Mal restauriert und akustisch<br />
derart optimiert, dass man kaum glauben möchte, dass<br />
diese in jeder Hinsicht perfekte Aufnahme mehr als 70<br />
<strong>Jahre</strong> alt ist: Im November 1940 dirigierte Arturo Toscanini<br />
in der New Yorker Carnegie Hall seine wohl<br />
schönste und eindringlichste Aufführung des Verdi-Requiems.<br />
Die 1874 für den Dichter Alessandro Manzoni komponierte<br />
Totenmesse lag dem rigorosen Verdi-Interpreten<br />
Toscanini besonders am Herzen: Zwischen 1902<br />
(zu Verdis erstem Todestag) und 1951 (Verdis 50. Todestag)<br />
dirigierte<br />
er das hochdramatische<br />
Werk 29-mal,<br />
stets mit prominenten<br />
Solisten.<br />
So auch 1940,<br />
als er mit den<br />
Metropolitan-<br />
Stars Zinka Milanov,<br />
Bruna<br />
Castagna, Jussi<br />
Björling und<br />
Nicola Moscona<br />
sein wohl<br />
bestes und ausgewogenstes<br />
Solistenquartett aufbieten konnte. Dennoch gab man<br />
später als offizielle Schallplattenversion der ungleich<br />
harscheren Aufnahme von 1951 den Vorzug, die im<br />
strohtrockenen Studio 8H der RCA produziert wurde.<br />
Da hatte der greise Maestro in Herva Nelli eine weitaus<br />
weniger überzeugende Sopransolistin.<br />
In der früheren Version hingegen glänzt der 74-Jährige<br />
durch eine ungewohnte Flexibilität und eine beschwörende<br />
Innerlichkeit, die mit eher breiten Tempi die lyrischen<br />
Schönheiten und die geistige Tiefe dieses Meisterwerks<br />
ausleuchtet und auch auf manch vordergründige<br />
Zuspitzung verzichtet.<br />
Chor und Solisten sind hier nicht zu toppen. So glänzt<br />
der 29-jährige Jussi Björling mit überirdisch-schönem,<br />
strömendem Legato und Nicola Moscona mit seinem<br />
wunderbar fokussierten, warmen „Basso cantante“.<br />
Und Zinka Milanovs Sopransolo in „Libera me“ ist<br />
schlicht erschütternd, magisch, definitiv. Es sei die<br />
„überwältigendste Aufnahme des Requiems überhaupt“,<br />
schwärmt Toscanini-Biograph Harvey Sachs im Booklet<br />
– und man kann ihm nur zustimmen: Faszinierend,<br />
ja geradezu audiophil auch die akustische Präsenz, die<br />
Rauschfreiheit, die suggestive klangliche Aura dieses<br />
uralten Live-Mitschnitts, der von Kit Higginson jetzt<br />
komplett neu digital bearbeitet wurde und der den wohl<br />
größten italienischen Dirigenten hier als unglaublich<br />
souveränen, nach innen gerichteten, tiefschürfenden<br />
Lyriker ausweist. Das Verdi-Jahr 2013 hat einen ersten<br />
unerwarteten Höhepunkt.<br />
Attila Csampai<br />
KLASSIK NEWS<br />
DOKU ÜBER DIE BERLINER KROLL-OPER<br />
Den meisten Musikliebhabern ist sie vor allem<br />
als „Avangarde“-Bühne der Weimarer Repu blik<br />
ein Begriff. Unter der Musikalischen Leitung<br />
von Otto Klemperer und in der Regie von Jürgen<br />
Fehling machte die Kroll Oper Ende der<br />
1920er-<strong>Jahre</strong> mehr von sich reden als die renommierte<br />
Linden Oper. Den Nationalsozialisten<br />
war sie natürlich ein Dorn im Auge: Nach<br />
der Machtübernahme wurde die Kroll Oper als<br />
alternative Tagungsstätte des Reichstages benutzt;<br />
so verabschiedete Hitler dort das Ermächtigungsgesetz.<br />
Die Dokumentation von Jörg Moser-Metius erzählt<br />
unter Einbeziehung von historischem Bildmaterial<br />
und Berichten von Zeitzeugen die Geschichte<br />
eines Ortes, „an dem deutsche Geschichte<br />
manifestiert wurde“. EuroArts DVD<br />
(Vertrieb: Naxos).<br />
FRANKFURTER „RING“ AUF DVD<br />
Wahrscheinlich leichter verdaulich als Frankfurter Kranz: der<br />
Frankfurter „Ring“ von 2011/12. Viel Gutes wurde über die<br />
Audio-Version auf CD geschrieben, doch wurde wiederholt<br />
angemerkt, dass man diesen „Ring“ eigentlich auch sehen<br />
muss. Nun ist es so weit: Oehms Classics hat den Zyklus auf<br />
acht DVDs herausgebracht. Die Box enthält auch ein „Making<br />
Of“ mit Erläuterungen der Regisseurin Vera Nemirova<br />
und des Dirigenten Sebastian Weigle. In den Hauptrollen:<br />
Terje Stensvold (Wotan), Susan Bullock (Brünnhilde), Lance<br />
Ryan (Siegfried), Frank van Aken (Siegmund), Eva Maria<br />
Westbroek (Sieglinde), Jochen Schmeckenbecher (Alberich),<br />
Gregory Frank (Hagen), Kurt Streit (Loge) u. a.<br />
KOMPOSITIONSPREIS FÜR<br />
GEORG FRIEDRICH HAAS<br />
Der österreichische Komponist Georg<br />
Friedrich Haas, Jahrgang 1953, wurde mit<br />
dem mit 60000 Euro dotierten Kompositionspreis<br />
der Salzburger Festspiele ausgezeichnet.<br />
Haas studierte in den 1970er-<br />
<strong>Jahre</strong>n unter anderem Komposition in Graz<br />
bei Iván Eröd und Gösta Neuwirth sowie<br />
bei Friedrich Cerha in Wien. Als Professor<br />
für Komposition lehrte Haas an der<br />
Universität für Musik und darstellende<br />
Kunst Graz und seit 2005 an der Hochschule<br />
für Musik der Musikakademie der<br />
Stadt Basel. In Salzburg wurden seine<br />
Werke in der Vergangenheit beim Festival<br />
Aspekte, beim Zeitfluss-Festival sowie bei<br />
den Salzburger Festspielen aufgeführt.<br />
Der Internationale Salzburger Kompositionspreis<br />
wurde 2006 zum ersten Mal vergeben.<br />
Zu den bisherigen Preisträgern gehören<br />
Salvatore Sciarrino, Klaus Huber<br />
und Friedrich Cerha.<br />
Musik max. 10 Punkte, Klang max. 10 Punkte erhältlich auf CD erhältlich auf SACD erhältlich als Download<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 159
Musik Klassik<br />
VOKAL<br />
Giovanni Battista Pergolesi: Septem verba a Christo Akademie für Alte Musik Berlin, René Jacobs (2012)<br />
Pergolesi ist der Meister des schrumpfenden<br />
Werkkatalogs. Doch nicht immer<br />
entlarven Musikdetektive Fehlzuschreibungen,<br />
manchmal gelingt<br />
auch der umgekehrte Weg. So im Fall<br />
der „Septem verba a Christo“, eines<br />
Kantatenzyklus über die sieben Worte<br />
Jesu am Kreuz.<br />
Das Werk ist seit den 30er-<strong>Jahre</strong>n bekannt,<br />
doch erst jüngst konnte Reinhard<br />
Fehling es mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />
dem Neapolitaner zuordnen.<br />
Vom „hohen Katheder des<br />
KLANGTIPP<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ Kreuzes“ he rab doziert Jesus hier in<br />
Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ barockem Latein über den theologi-<br />
harmonia mundi 902155 (80:30)<br />
schen Sinn seiner letzten Worte. Das<br />
klingt nach trockenem Katechismus,<br />
gewinnt in der Vertonung mit hochdramatischen<br />
Accompagnato-Rezitativen<br />
und Da-Capo-Arien jedoch ergreifende<br />
Expressivität.<br />
Wo es gebührt, zünden René Jacobs<br />
und die Alte-Musik-Akademiker flammend-leidenschaftliches<br />
Seria-Brio.<br />
Prägender sind die ernsten, gedeckten<br />
Timbres in diesem farbenreichen<br />
Werk (unter anderem mit solistischen<br />
Bratschen, gedämpfter Trompete und<br />
Harfe), denen die Interpreten alle<br />
Kunst ausdrucksvoller Schattierung<br />
widmen. Konstantin Wolff singt einen<br />
baritonal-markigen, in der Tiefe<br />
manchmal mulmenden Christus-Bass,<br />
Sophie Karthäuser gelingen licht-dramatische<br />
Sopran-Seelentöne, der<br />
Kontratenor Christophe Dumaux gibt<br />
kehlig-femininen, manchmal etwas<br />
eckigen Laut, der Tenor Julien Behr<br />
gestaltet expressiv, doch mit begrenztem<br />
Schmelz. Das Werk ist eine Entdeckung,<br />
die Erstaufnahme mit geringen<br />
vokalen Abstrichen eine bewegende<br />
Klangpredigt.<br />
Martin Mezger<br />
KAMMERMUSIK<br />
Claude Debussy, Maurice Ravel und Camille Saint-Saëns: Streichquartette Quatuor Modigliani (2012)<br />
Wie Rhythmus und Farbe eins werden<br />
– das ist die Sensation dieser staunenswerten<br />
Quartett-Einspielung.<br />
Das Kopfthema des Debussy-Quartetts<br />
nehmen die Modiglianis kernig<br />
gespannt. Blitzschnell dann der Wechsel<br />
in den flimmernden Aggregatzustand<br />
des Seitenthemas, geradezu<br />
schwindelerregend die Vexiereffekte<br />
der Akzentdynamik.<br />
Ein glutvolles, mediterranes Temperament<br />
durchzieht die Interpretation<br />
KLANGTIPP und lässt sich doch nichts von der<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ Feinheit der Farben und Zwischentöne<br />
entgehen. Wie auf Kante gestellt<br />
Klang: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Mirare MIR 188 (85:00, 2 CDs)<br />
und doch spielerisch klingt das Scherzo,<br />
brut wie Champagner statt trocken<br />
oder dürr. Im Andantino zeigen<br />
die Interpreten die hohe Kunst<br />
expressiver Agogik, im Finale herrscht<br />
leuchtende Klarheit mit einem bei allem<br />
Powerplay trefflich entspannten<br />
Schluss. Solch luzider Elan opfert<br />
auch Ravels Perpetuum-mobile-Finale<br />
nicht einfach dem Maschinenhaften,<br />
sondern lässt der Rasanz organischen<br />
Atem. Dieses kongeniale<br />
Sensorium für die innere Spannung<br />
der Musik bewährt sich ebenso im<br />
langsamen Satz, wo alle nostalgische<br />
oder verschattete Melancholie in den<br />
großen Bogen eingebunden bleibt.<br />
Und das Scherzo gerät mit seiner<br />
rhythmischen Pointierung zur imaginativen<br />
Collage der Extreme: Pizzicato-Holzschnitt<br />
und Kantilenen-<br />
Gouache. Alle Impressionismus-Klischees<br />
weichen in dieser hoch inspirierten,<br />
technisch superben Interpretation<br />
einer pulsierenden Leuchtkraft,<br />
die auch das e-moll-Opus des „konservativen“<br />
Saint-Saëns frisch klingen<br />
lässt.<br />
Martin Mezger<br />
KLASSIK-DVDs<br />
DVD / OPER<br />
Luigi Cherubini: Médée<br />
Virgin Classics 40424996 (193 Min., 2 DVDs)<br />
Michael, Streit, Stotijn, Le<br />
Texier, van Kerckhove u.a.;<br />
Les Talens Lyriques, Rousset.<br />
Regie: K. Warlikowski (2011)<br />
Typ: DVD / Blu-ray<br />
Tonformat: 2.0 / DTS 5.1<br />
Sprache: F<br />
Untertitel: D, E, F, NL<br />
Kunst: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Ton: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Bild: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Eine alte Geschichte: Ein Mann trennt sich von<br />
seiner Frau und heiratet eine andere. Die Verlassene<br />
kann nicht loslassen und will die Kinder<br />
behalten. Aus Liebe wird Hass, Alkohol<br />
nährt die Rache, und am Ende sieht sie keinen<br />
anderen Ausweg mehr, als ihre Kinder zu töten<br />
und die Nebenbuhlerin gleich mit.<br />
Auch so lässt sich die antike Tragödie um Medea,<br />
Jason und Dircé erzählen, wie Krzysztof<br />
Warlikowski an der Brüsseler Monnaie gezeigt<br />
hat: eine Inszenierung, die in ihrem beinahe<br />
schäbigen Dekor und im Alltag der Figuren<br />
zwar einen denkbar scharfen Kontrast zu Cherubinis<br />
klassizistisch-erhabener Musik (von<br />
1797) und der Größe der Gefühle bildet, aber<br />
durch die schauspielerische Präsenz besticht.<br />
Leider sind die Stimmen durchweg zu schwer<br />
für diese erste Version auf historischen Instrumenten,<br />
die Christophe Rousset in bewährter<br />
Qualität mit seinen Talens Lyriques realisiert<br />
hat. Nadja Michael in der Titelpartie kann sich<br />
nicht zwischen Mezzo- und Sopran-Register<br />
entscheiden, Kurt Streit als Jason klingt angestrengt,<br />
die Amme Néris von Christianne Stotijn<br />
„wobbelt“ – schade! Oder ist es nur die Erinnerung<br />
an Maria Callas (sie hat Cherubinis<br />
Oper vor 60 <strong>Jahre</strong>n dem Vergessen entrissen),<br />
die hier die Messlatte zu hoch legt?<br />
Michael Stegemann<br />
DVD / ORGEL<br />
The Genius of Cavaillé-Coll<br />
Roth, Latry, Bouvard, Brooks,<br />
Griveau u. a., Regie: Will<br />
Fraser (2012)<br />
Typ: DVD<br />
Tonformat: 2.0, DTS 4.1/5.1<br />
Sprache: E<br />
Untertitel: D, E, F<br />
Kunst: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Ton: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Bild: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Fugue State Films / Naxos FSFDVD007 (3 DVDs, 2 CDs)<br />
Die mehr als 500 Instrumente des Aristide Cavaillé-Coll<br />
(1811 bis 1899) gehören zum Großartigsten<br />
und Schönsten, was es weltweit an<br />
Orgeln zu hören gibt. Die französische Orgel-<br />
Sinfonik (Franck, Widor, Vierne, Dupré & Co.)<br />
wäre ohne seine Meisterwerke nicht denkbar,<br />
und jeder, der je die Orgel von Saint-Sulpice<br />
in Paris, Saint-Ouen in Rouen oder Saint-<br />
Sernin in Toulouse live erlebt hat, wird das nie<br />
wieder vergessen.<br />
Die opulente Dokumentation des englischen<br />
Regisseurs Will Fraser zeichnet Leben und<br />
Werk Cavaillé-Colls nach, stellt 18 seiner wichtigsten<br />
Orgeln vor (gespielt von Daniel Roth,<br />
Olivier Latry und anderen Star-Organisten, die<br />
die Besonderheiten des jeweiligen Instruments<br />
vorführen) und bietet auf drei DVDs und zwei<br />
CDs einen wunderbaren Querschnitt durch<br />
die sinfonische Orgelmusik des 19. und 20.<br />
Jahrhunderts – in bester Surround-Klangqualität,<br />
die einem wenigstens eine Ahnung der<br />
Klangwirkung im Kirchenraum vermittelt; dazu<br />
gibt es ein detailliertes und reich bebildertes<br />
Booklet mit allen Dispositionen.<br />
Filmisch manchmal ein bisschen spröde, aber<br />
informativ und materialreich, und für jeden<br />
Orgel-Liebhaber ohnehin ein absolutes<br />
Muss!<br />
Michael Stegemann<br />
160 5/13 <strong>stereoplay</strong>.de
Musik DVD<br />
JAZZ<br />
Paul Kuhn: Swing 95 Limited Edition Birthday Box<br />
Senioren-Swing<br />
vom Feinsten<br />
✓ Sprache Deutsch<br />
Deutsche UT<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Ton: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Bild: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Paul Kuhn gehört sicher zu den absoluten Ausnahmemusikern<br />
in Deutschland. Der Jazz- und<br />
Swing-Fan wurde im März 85 <strong>Jahre</strong> alt und ist<br />
immer noch aktiv. Paul Kuhn machte in seiner<br />
sehr langen Karriere alle Höhen und Tiefen des<br />
Lebens und des Showbusiness durch und erfährt<br />
gerade in den vergangenen <strong>Jahre</strong>n auf seinen immer<br />
noch zahlreichen Konzerten seine verdiente<br />
hohe Wertschätzung.<br />
In dieser Jubiläumsbox stecken zwei CDs und eine<br />
DVD. CD 1 „The L. A. Session“ (auch einzeln<br />
erhältlich) enthält Aufnahmen aus den Capitol<br />
Records Studios in Los Angeles vom November<br />
2011. Die zweite CD „Best of Paul Kuhn“<br />
sammelt einen Querschnitt durch 17 Aufnahmen<br />
der letzten <strong>Jahre</strong> mit vielen Gastmusikern von<br />
Toots Thielemanns bis Till Brönner.<br />
Der Höhepunkt der Box ist sicher die DVD. Sie<br />
zeigt ein Konzert von Paul Kuhn & The Best mit<br />
dem Filmorchester Babelsberg auf dem B’Jazz-<br />
Festival Burghausen 2008. Wenn jemand den Beweis<br />
dafür antreten kann, dass Musik jung hält,<br />
dann „der Mann am Klavier“. Man sieht Paul<br />
Kuhn sein Alter und sein bewegtes Leben schon<br />
deutlich an und vor allem seine Sehkraft scheint<br />
nachzulassen. Sobald er aber am Klavier sitzt,<br />
swingt und groovt es, als spiele das physische Alter<br />
keine Rolle. Zwar klingt auch seine Stimme<br />
betagt, aber das erzeugt eher ein wenig verschmitzten<br />
Charme, insbesondere wenn er zwischendurch<br />
locker moderierend mit vielen Anekdoten<br />
seine nächsten Titel ankündigt.<br />
Die Band und das Orchester spielen wunderbar<br />
nahtlos und harmonisch zusammen. Die Arrangements<br />
sind füllig und swingen stets sanft ohne<br />
jeden Kitsch. Bild- und Klangqualität der Produktion<br />
des Bayerischen Rundfunks zeigen gutes<br />
PAL-Niveau und einen ausgewogenen Mix in Stereo<br />
und Surround. Als Bonus gibt es auf der DVD<br />
die Biografie „Paul Kuhn: Eine deutsche Geschichte“<br />
von Tim Gorbauch.<br />
Diese 3er-Box ist das ideale Geschenk für Swing-<br />
Liebhaber.<br />
RV<br />
In+Out Records/in-akustik<br />
(82:09)<br />
POP<br />
Paul Anka: Live In Switzerland<br />
in-akustik<br />
(88:34)<br />
Sprache Deutsch<br />
Deutsche UT<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Ton: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Bild: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Seit über einem halben Jahrhundert hinterlässt<br />
Paul Anka, der Kanadier mit libanesischen Wurzeln,<br />
nun seine Spuren im Showgeschäft. Die Bluray<br />
Disc (auch als DVD erhältlich) zeigt das Konzert<br />
zum 25-jährigen Bestehen der AVO-Session<br />
in Basel, das Teil der Tournee Ankas mit seiner<br />
Big Band 2011 war. Es brauchte ein paar Titel,<br />
bis die zur vornehmen Feier geladenen Gäste von<br />
ihren Stühlen aufstanden, dann aber tanzte der<br />
Saal. Spannend waren Paul Ankas Swing-Arrangements<br />
bekannter Rocktitel wie Van Halens<br />
„Jump“. Das Bild der Blu-ray zeigt gutes HD-<br />
Niveau. Der Stereo-Mix klingt gut, der Surround-<br />
Ton dagegen deutlich zu hallig.<br />
RV<br />
ROCK<br />
Peter Frampton: Live In Detroit<br />
BLUES, ROCK<br />
Joe Bonamassa: An Acoustic Evening At The Vienna<br />
Opera House<br />
Sprache Deutsch<br />
Deutsche UT<br />
BIOGRAFIE<br />
Sprache Deutsch<br />
Deutsche UT<br />
Eagles: The History of the Eagles<br />
Sprache Deutsch<br />
Deutsche UT<br />
KLANGTIPP<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Ton: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Bild: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Ton: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Bild: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Ton: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Bild: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Grammy-Gewinner Peter Frampton spielte dieses<br />
Konzert 1999 in Detroits Pine Knob Amphitheater.<br />
Die damit schon leicht betagte High-Definition-Aufnahme<br />
sieht nicht nur im Bild hervorragend<br />
aus, der mitreißende Sound von großartiger<br />
musikalischer, emotionaler und akustischer<br />
Dynamik ist einem hervorragenden Live-Recording<br />
und wohl auch dem ausgezeichneten Mastering<br />
von Tonmeister-Legende Bob Ludwig zu<br />
verdanken. Frampton zupft die zarte akustische<br />
Gitarre ebenso überzeugend wie die Rock-E-Gitarre.<br />
Er und seine präzise spielende Band reißen<br />
Zuhörer selbst von Blu-ray (auch auf DVD erhältlich)<br />
noch von den Stühlen.<br />
RV<br />
Eagle Rock / Edel<br />
(100:07)<br />
Gitarren-Künstler Joe Bonamassa stand bereits<br />
im Alter von 12 <strong>Jahre</strong>n mit B. B. King auf der<br />
Bühne. Auf seiner 2012er -Tour spielte er gemeinsam<br />
mit Gerry O’Connor (Violine), Mats Wester<br />
(Nyckelharpa), Arlan Schierbaum (Klavier) und<br />
Lenny Castro (Percussion) komplett akustisch.<br />
Das Wiener Opernhaus bildet eine würdige Bühne<br />
für das atmosphärisch dichte Konzert, auch<br />
wenn man sich insbesondere bei fetzigen Blues-<br />
Arrangements mit Waschbrett-Rhythmus, Fidel<br />
und Honkytonk eher in die Baumwollfelder<br />
Louisianas versetzt fühlt. Toller Stereo- und Surround-Ton<br />
mit knackigem Bild. Die Bonus-DVD<br />
zeigt das Making-Of und Interviews. RV<br />
Macott / Rough Trade<br />
(39:38)<br />
Diese aufwendig produzierte und auf DVD und<br />
Blu-ray erschienene Biografie der Eagles zeigt die<br />
Geschichte der legendären Band in zwei Teilen:<br />
von der Vorgeschichte bis zur Auflösung 1981<br />
und im zweiten Teil ab ihrer Neugründung 1994.<br />
In Dutzenden Interviews vieler Weggefährten und<br />
sorgsam restaurierten Original-Filmaufnahmen<br />
wird das künstlerische Umfeld wie die Story der<br />
Band um Frontmann Don Henley von ihrer Vorgeschichte<br />
über ihren Beginn als Backing-Band<br />
von Linda Ronstadt bis zur Auflösung beschrieben.<br />
Der zweite Teil dokumentiert ihre triumphale<br />
Rückkehr in die Säle und Stadien der Welt<br />
nach den Solokarrieren. Spannend.<br />
RV<br />
Universal Music<br />
(119:53 + 68:01)<br />
Musik max. 10 Punkte, Klang max. 10 Punkte, Bild max. 10 Punkte enthält BluRay enthält DVD enthält CD<br />
5/13 <strong>stereoplay</strong>.de 161
<strong>Vorschau</strong> auf Ausgabe 6/2013, ab 10. Mai am Kiosk<br />
Die Superboxen<br />
der High End<br />
■ Kleine Französinnen<br />
Mit „Little French Songs“ bringt sich<br />
Carla Bruni wieder ins Bewusstsein der<br />
Fans. Die Musikredaktion war von den<br />
Demo-Tapes schwer beeindruckt.<br />
Wie immer testet <strong>stereoplay</strong> die interessantesten<br />
Neuheiten, schon bevor die Messe ihre Pforten<br />
öffnet. Zum Beispiel die Betonbox AudioGrade<br />
Ardora, die smarte Alu-Box Magico S1, das<br />
verdammt günstige Flaggschiff von Focals neuer<br />
Chorus Line, Heiner Martions Einhorn, die neue<br />
Spitzenbox von Magnat...<br />
Vollverstärker und CD-Player<br />
Die Welt-Kombi<br />
T+A hat mit seinen Hochvolt-Modellen<br />
P3000 und CD30000 zwei überraschend<br />
andere und überragende Komponenten<br />
geschaffen. Der erste Test dieser<br />
Kombination in der nächsten <strong>stereoplay</strong>.<br />
Vollverstärker<br />
Viel Kraft und USB<br />
Die neuen Vollverstärker der 1000-Euro-<br />
Klasse bieten viel mehr als nur guten<br />
Klang. Zum Beispiel USB-Eingänge für<br />
HiRes-Audio. Der Test von Arcam A19,<br />
Creek Evo 50a und Rotel RA 12.<br />
Kopfhörer<br />
Liefertermine, Gerätedefekte, Nieten sowie Neugier können zu Themenänderungen führen.<br />
_0ACEJ_Visonik_STP_05_ST100_Actives.pdf;S: 1;Format:(210.00 x 74.00 mm);19. Mar 2013 13:17:23<br />
Der beste Klang<br />
Seit über 30 <strong>Jahre</strong>n hat Stax das Prinzip<br />
des elektrostatischen Kopfhörers<br />
perfektioniert. Zur High End sind die<br />
Edelhörer auch in Deutschland wieder<br />
zu haben. Der Test des großen SR 009.<br />
Teilauflagen enthalten Beilagen der Grey Computer Cologne GmbH,<br />
der High End Society Marketing GmbH und der Audio Emotion GmbH.<br />
ATOLL ST 200<br />
Atrium 4, 2. OG, Raum F 232<br />
AUDIUM Active ATOLL Streamer<br />
Vollaktiver Breitbänder mit<br />
Netzwerkstreamer<br />
integriertem Subwoofer<br />
mit integrierter Vorstufe<br />
Raumanpassung und<br />
Internetradio, Digitaleingänge<br />
Bassmanagement durch<br />
Analoge Volume-Regelung<br />
150W Digitalendstufe mit DSP<br />
App-Steuerung<br />
Comp 3 / Comp 5 Active<br />
ST 100 / ST 200<br />
ab € 2250.- *<br />
ab € 1600.- *<br />
www.audium.com - 030 / 613 47 40<br />
+Active AUDIUM oder<br />
Atoll Endstufe z.B. AM 100 ab € 750.- *<br />
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Ab 24. April im Handel<br />
Das DMAX Magazin<br />
dmax-magazin.de
Z2<br />
Wireless Music System<br />
NEU<br />
für iPhone<br />
5<br />
Jetzt mit Lightning Connector und AirPlay!<br />
Z2 – das neue Wireless Musiksystem von Bowers & Wilkins<br />
begeistert mit seiner faszinierenden Kombination aus bestem<br />
Klang, edel kompaktem Design und höchstem Bedienkomfort.<br />
Ausgestattet mit integrierter AirPlay ® Technologie und neuem Apple<br />
Lightning Connector ist das Z2 das perfekte Sound-Dock für Ihr<br />
aktuelles iPhone 5 sowie die jüngste Generation von iPod touch und<br />
iPod nano. Dank AirPlay Wireless Streaming bringt das Z2 auch<br />
die digitalen Musikschätze auf Ihrem iPad und aus Ihrer iTunes-<br />
Mediathek auf Mac oder PC in bester HiFi-Klangqualität zu Gehör.<br />
Zudem erfreut es seinen Besitzer mit einem vielseitig einsetzbaren<br />
und elegant dezenten Design, das wirklich in jedes Ambiente passt.<br />
Und selbst das AirPlay-Setup sowie die Einbindung in Ihr WLAN-<br />
Netzwerk wird mit der kostenlosen „Bowers & Wilkins Control“-App<br />
zu einem echten Kinderspiel. Mehr Infos: www.bowers-wilkins.de<br />
Mit neuem Apple<br />
Lightning<br />
Connector<br />
Apple AirPlay ® für<br />
Wireless Audio Streaming<br />
Bowers & Wilkins<br />
Control-App<br />
für einfaches AirPlay-Setup<br />
Lightning, AirPlay, iPhone, iPad, iPod touch, iPod nano und iTunes sind eingetragene Warenzeichen von Apple Inc., registriert in den USA und anderen Ländern.