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BAHN EXTRA ICE: Superzug mit Schattenseiten (Vorschau)

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Das 125. Heft!<br />

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Eisenbahn-Traumreise!<br />

<strong>ICE</strong>-Zukunft: Neue Fahrzeuge,<br />

neue Strecken, neue Konzepte<br />

Flotte und Redesign: Alle<br />

Typen, alle Daten, alle Fakten<br />

Fahrzeugprobleme: Die Lage<br />

bei <strong>ICE</strong> 3, <strong>ICE</strong>-T und Velaro D


Schlachten, Technik,<br />

Feldherren<br />

Das neue Heft ist da.<br />

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Inhalt<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

wenn der <strong>ICE</strong> in den ersten Jahren über<br />

die Neubaustrecke brauste, konnte es<br />

schon mal passieren, dass der Zugführer<br />

zum Mikrofon griff. „Meine sehr verehrten<br />

Damen und Herren“, verkündete<br />

er dann stolz, „wir fahren nun 250 Kilometer<br />

pro Stunde.“ Und nicht selten<br />

quittierten die Reisenden diese Nachricht<br />

<strong>mit</strong> anerkennendem Applaus. Der<br />

neue Zug war eben etwas Besonderes.<br />

Heute gibt es die Durchsagen längst<br />

nicht mehr. Die Schnellfahrten sind<br />

Standard und nicht aus dem Bahnalltag<br />

wegzudenken. Der <strong>ICE</strong> fungiert als<br />

Spitzenangebot, er ist die wichtigste<br />

Reisemöglichkeit auf der Schiene.<br />

Doch so hell leuchtet der Stern der<br />

weißen Trieb züge nicht immer; zuletzt<br />

brachten auch technische Pannen und<br />

Fahrzeugengpässe den Paradezug der<br />

Deutschen Bahn ins Gespräch.<br />

All das ist Thema im 125. <strong>BAHN</strong> EX-<br />

TRA, welches nun vor Ihnen liegt. Lesen<br />

Sie, wie diese beeindruckenden<br />

Fahrzeuge entwickelt wurden und welche<br />

Gründe es für die Schwach stellen<br />

gibt. Außerdem können Sie <strong>mit</strong> dem<br />

<strong>ICE</strong> gewinnen: Nehmen Sie an unserem<br />

Gewinnspiel teil und Sie haben<br />

die Chance auf eine Eisenbahn-Traumreise<br />

für zwei Personen!<br />

Wir wünschen interessante Lektüre und<br />

drücken die Daumen!<br />

Ihre Redaktion <strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong><br />

Schwerpunkt: <strong>ICE</strong>-Typen<br />

Das Flaggschiff<br />

<strong>ICE</strong> – Spitzenzug der DB 4<br />

Die weiße Flotte<br />

Die <strong>ICE</strong>-Bauarten<br />

<strong>ICE</strong>-V 12<br />

<strong>ICE</strong> 1 14<br />

<strong>ICE</strong> 2 16<br />

<strong>ICE</strong>-S 18<br />

<strong>ICE</strong> 3 20<br />

<strong>ICE</strong> 3M 22<br />

Velaro D 24<br />

<strong>ICE</strong>-T 26<br />

<strong>ICE</strong>-TD 28<br />

Verjüngungskur<br />

Das Redesign beim <strong>ICE</strong> 2 30<br />

Die Ableger des <strong>ICE</strong> 3<br />

Die Velaro-Plattform von 32<br />

Siemens Mobility<br />

Bilderbogen<br />

Expresstour in Weiß<br />

Reisen <strong>mit</strong> dem <strong>ICE</strong> 34<br />

Tempo, Tempo!<br />

Highspeed und Design 62<br />

Die romantische Ader<br />

<strong>ICE</strong>-Stimmungen 92<br />

Ausblick<br />

Die nächsten Etappen<br />

Die Zukunft des <strong>ICE</strong>-Verkehrs 86<br />

Einsatz<br />

Der Weg an die Spitze<br />

Das <strong>ICE</strong>-Liniennetz 1991 bis 2013 40<br />

Vorgänger und Nachfolger<br />

Die Zuggattungen IC und <strong>ICE</strong> 56<br />

Mit Hans nach Dänemark<br />

Das Comeback des Diesel-<strong>ICE</strong> 58<br />

Die große Katastrophe<br />

Das Eschede-Unglück und die Folgen 68<br />

In den Schlagzeilen<br />

Die aktuellen Probleme beim <strong>ICE</strong> 74<br />

Betriebsstart ungewiss<br />

Die Verzögerungen beim Velaro D 78<br />

Boxenstopps<br />

Die Instandhaltung des <strong>ICE</strong> 84<br />

Unterwegs<br />

Das Premiumprodukt!?<br />

<strong>ICE</strong>-Erfahrungen eines<br />

Wochenendpendlers 54<br />

Die vereinten Rivalen<br />

<strong>ICE</strong> 3 und TGV im Vergleich 70<br />

G E W I N N S P I E L<br />

Das große Jubiläums-Gewinnspiel 82<br />

<strong>Vorschau</strong>/Leserservice/Impressum 98<br />

Titelfotos: Stefan Scheiba (gr. Bild,<br />

<strong>ICE</strong> 3 auf der Neubaustrecke Köln –<br />

Frankfurt), Heiko Focken (kl. Bild o.),<br />

DB/Jet-Foto Kranert, Volker Emersleben,<br />

Helmut Scheiba (u., v. l.);<br />

Rücktitel: Uwe Miethe (gr. Bild),<br />

Zeno Pillmann (u. l.), DB/Bartlomiej<br />

Banaszak (u. r., <strong>ICE</strong> 3 in Paris Est);<br />

S. 3: DB/B. Banaszak (o. l.), Volker<br />

Emersleben (o. r.), privat (2, u. beide)<br />

Autoren in diesem Heft<br />

Malte Werning, geboren 1970,<br />

lebt in Duisburg und hat sich<br />

als Eisenbahnfotograf und<br />

Autor einen Namen gemacht.<br />

Als Mitinitiator eines Lok-Datenbank-Projekts<br />

beschäftigt er<br />

sich <strong>mit</strong> Triebwagen und auch<br />

<strong>mit</strong> der <strong>ICE</strong>-Flotte der DB AG.<br />

Dr. Hans-Bernhard Schönborn,<br />

geboren 1952, lebt in der<br />

Nähe von Stuttgart und beschäftigt<br />

sich <strong>mit</strong> verschiedenen<br />

Eisenbahnthemen. Die<br />

Entwicklung des Fernverkehrs<br />

bei der DB und des <strong>ICE</strong> ist<br />

eines seiner Spezialgebiete.<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2013<br />

3


Schwerpunkt: <strong>ICE</strong>-Typen<br />

<strong>ICE</strong> – Spitzenzug der DB<br />

Das Flaggschiff<br />

Die Erfolgsgeschichte begann am 2. Juni 1991 <strong>mit</strong> einer Linie, heute ist der <strong>ICE</strong><br />

das A und O des DB-Fernverkehrs. 76,6 Millionen Personen fuhren 2012 <strong>mit</strong><br />

den weißen Hochgeschwindigkeitstriebzügen – 58 Prozent aller Fernreisenden<br />

bei der DB. Die 260 Garnituren sind die bekanntesten und die im Reiseverkehr<br />

bedeutendsten Fahrzeuge des Konzerns. Aber es gibt auch Mängel und Schwächen<br />

Archiv GM<br />

4


<strong>ICE</strong> – Spitzenzug der DB<br />

Der pfeilförmige Kopf spricht für sich: Mit<br />

330 km/h (planmäßig in Deutschland<br />

300 km/h) ist der <strong>ICE</strong> 3 der Schnellste der<br />

Schnellen. Im Dezember 2005 macht einer<br />

der Züge in Bochum Hauptbahnhof an den<br />

50er-Jahre-Bahnsteigüberdachungen Station<br />

Marcus Henschel<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2013<br />

5


Schwerpunkt: <strong>ICE</strong>-Typen<br />

Freudig zeigen sich Mitarbeiter bei Siemens 1999 <strong>mit</strong> einem Endwagen des neuen <strong>ICE</strong> 3. Insgesamt<br />

werden 50 dieser Züge für die Deutsche Bahn gebaut<br />

Slg. Peter Schricker<br />

MITTE Im Juli 1995 füllt die Fertigung des <strong>ICE</strong> 2 die Werkhalle von Siemens in Essen M. Werning<br />

UNTEN Werbeträger <strong>ICE</strong>-V: Bei der Bundesbahn gab es auch einen Stundenplan <strong>mit</strong> dem Zug<br />

Slg. Oskar Rabe<br />

Am Start<br />

Der Versuchszug <strong>ICE</strong>-V<br />

leitet 1985 die Ära der<br />

Hochgeschwindigkeitstriebzüge<br />

ein. Fast jede<br />

neue Zuggeneration<br />

erfüllt Hersteller und DB<br />

<strong>mit</strong> Stolz. Wenn auch<br />

nicht alle Initiativen von<br />

Erfolg gekrönt sind<br />

6


<strong>ICE</strong> am Start<br />

OBEN Am 29. Mai 1988 ist der große Moment<br />

da: Die Deutsche Bundesbahn eröffnet die<br />

Neubaustrecke Kassel – Würzburg, im Bild<br />

die Parallelfahrt neben der alten Nord-Süd-<br />

Strecke. Zu den Eröffnungszügen gehört das<br />

Versuchsfahrzeug InterCityExperimental<br />

(später <strong>ICE</strong>-V); für seine „Nachfahren“ der<br />

<strong>ICE</strong>-Serie hat die DB die Strecke in erster<br />

Linie gebaut Michael Hubrich, Archiv GM (r.)<br />

RECHTS Nur ein kurzes Gastspiel gibt der <strong>ICE</strong><br />

im Sommer 1994 in Übersee. Als „Amtrak-<br />

<strong>ICE</strong>“ fährt eine verkürzte Garnitur einige<br />

Wochen in den USA, ein Auftrag für den Zug<br />

bleibt bei aller Anerkennung jedoch aus<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2013<br />

7


Schwerpunkt: <strong>ICE</strong>-Typen<br />

Drei <strong>ICE</strong>-Generationen, drei prominente Vertreter des DB-Fernverkehrs: Im April 2011 stehen<br />

im Münchner Hauptbahnhof von links nach rechts ein <strong>ICE</strong>-T (Baureihe 411), ein <strong>ICE</strong> 3 (<strong>mit</strong><br />

Endwagen 403 525) und ein <strong>ICE</strong> 2 (<strong>mit</strong> Triebkopf 402 002)<br />

Sven Klein, Slg. GM (Lineal u.)<br />

Marke <strong>ICE</strong><br />

Weiße Flächen, rote Linie,<br />

aerodynamische Front,<br />

Fensterband – der <strong>ICE</strong> ist<br />

ein Markenzeichen der DB,<br />

forciert im Betrieb und in der<br />

Werbung. Der Effekt: Nach<br />

Angaben der Bahn AG haben<br />

die Züge einen Bekanntheitsgrad<br />

von fast 100 Prozent<br />

8


GR. BILD OBEN Bei Vach (Strecke<br />

Nürnberg – Bamberg) ist ein <strong>ICE</strong>-T in<br />

sommerlicher Landschaft unterwegs.<br />

Mit den Neigetechnik-Zügen<br />

hielt das weiß-rote DB-Spitzenprodukt<br />

auch auf Verbindungen <strong>mit</strong><br />

großem Anteil an Altbaustrecken<br />

Einzug<br />

DB/Claus Weber<br />

RECHTS OBEN Mit dem eigenen <strong>ICE</strong><br />

auf die Strecke: <strong>ICE</strong>-Bobbycar-Parcours<br />

für die Jugend beim Bahntag<br />

2003 im <strong>ICE</strong>-Werk München. Hinten<br />

ein <strong>ICE</strong>-TD als Shuttle zum Hauptbahnhof<br />

Slg. Johnny Loschert<br />

RECHTS Gediegene Innenräume bietet<br />

die 1. Klasse des <strong>ICE</strong> 2 (Bild vom<br />

Sept. 2003). So sieht die Inneneinrichtung<br />

heute aber nicht mehr aus;<br />

die DB unterzieht die Züge aktuell<br />

einem Redesign<br />

Heiko Focken<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2013<br />

9


Schwerpunkt: <strong>ICE</strong>-Typen<br />

Kleinere Mängel begleiten diesen <strong>ICE</strong> 3 im August 2012 auf der Reise von München nach<br />

Norden. Die Abdeckung für die Kupplung schließt nicht, ein Spitzenlicht ist defekt Uwe Miethe<br />

Im <strong>ICE</strong>-Werk Berlin-Rummelsburg wird die Hohlwelle eines <strong>ICE</strong>-T zur Ultraschallprüfung an den<br />

Prüfstand angeschlossen. Seit man an Radsätzen Haarrisse feststellte, müssen die Elektrotriebzüge<br />

411, 415 sowie 403/406 in kürzeren Abständen zur Untersuchung DB/Mike Schmidt<br />

GR. BILD OBEN Am 2. Juni 2008 gedenkt ein<br />

Mann am Denkmal in Eschede den Toten und<br />

Verletzten des Zugunglücks. Am 2. Juni 1998<br />

war hier ein <strong>ICE</strong> 1 auf der Fahrt nach Hamburg<br />

entgleist und gegen eine Straßenbrücke<br />

geprallt, die daraufhin einstürzte<br />

J. Luebke/picture-alliance/dpa<br />

Slg. Oskar Rabe<br />

Als Ersatz für zur Radsatzprüfung beorderte <strong>ICE</strong>-T fährt am 1. November 2008 eine IC-Wagen-<br />

Garnitur von München nach Berlin-Gesundbrunnen. Hier im Bahnhof Lichtenfels Leopold Happ<br />

10


Krisenzeiten<br />

Krisenzeiten<br />

Neben Licht stellt sich<br />

beim <strong>ICE</strong> auch Schatten<br />

ein. Technisches und<br />

menschliches Versagen<br />

verursacht im Juni 1998<br />

die Katastrophe bei<br />

Eschede <strong>mit</strong> 101 Toten.<br />

In jüngster Zeit bringen<br />

Mängel bei <strong>ICE</strong>-T und<br />

<strong>ICE</strong> 3 dem Paradezug<br />

negative Schlagzeilen<br />

Abschleppdienst, Version Neubaustrecke: Am 1. August 2012 bergen 218 830 und 218 824<br />

auf der Schnellfahrstrecke Rhein-Main den liegen gebliebenen 403 014/514. Die beiden<br />

Dieselloks werden in Frankfurt (Main) für solche Einsätze vorgehalten<br />

Helmut Scheiba<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2013<br />

11


Schwerpunkt: <strong>ICE</strong>-Typen<br />

Die <strong>ICE</strong>-Bauarten<br />

Die weiße Flotte<br />

Im Eisenbahn-Jubiläumsjahr 1985 stellte die Deutsche Bundesbahn den InterCityExperimental<br />

als Vorreiter einer neuen Fahrzeuggeneration vor. Inzwischen gibt es mehr als ein halbes Dutzend<br />

Bauarten, <strong>mit</strong> und ohne Neigetechnik, elektrisch oder <strong>mit</strong> Dieselantrieb. Die <strong>ICE</strong>-Typen in Kürze<br />

Mit dem InterCityExperimental (<strong>ICE</strong>) bereitete die Deutsche Bundesbahn ab 1985 den Einstieg in den Zugverkehr jenseits der 200-km/h-Marke<br />

vor. Hier ist das Fahrzeug auf der Neubaustrecke Fulda – Würzburg unterwegs<br />

cws<br />

<strong>ICE</strong>xperimental/<strong>ICE</strong>-V (Baureihe 410.0/810.0)<br />

Im September 1982 bestellte die DB einen<br />

vierteiligen Versuchs- und Demonstrationszug,<br />

<strong>mit</strong> dem sie Komponenten für Hochgeschwindigkeitszüge<br />

bis zu 350 km/h erproben<br />

wollte. Die Planungen reichen bis weit in die<br />

1970er-Jahre zurück, als die DB die Vorplanungen<br />

für ein Hochgeschwindigkeitsnetz jenseits<br />

der 200-km/h-Marke aufnahm; es stand in<br />

Konkurrenz zu dem ebenfalls vom Bundesministerium<br />

für Forschung und Technologie<br />

(BMFT) geförderten Magnetbahnprojekt.<br />

Nach verschiedenen Entwürfen kristallisierte<br />

sich eine Triebzuglösung heraus, bestehend<br />

aus zwei Triebköpfen im Verbund <strong>mit</strong> einem antriebslosen<br />

Mess- und einem zur Demonstration<br />

als Fahrgastwagen ausgestatteten Mittelwagen.<br />

Während dieser Zug <strong>mit</strong> erheblichen<br />

Mitteln des Bundes finanziert wurde, erweiterte<br />

die DB im März 1983 den Auftrag um einen<br />

weiteren Demonstrationswagen, den sie vollständig<br />

auf eigene Kosten fertigen ließ. Die<br />

Triebköpfe des als „InterCityExperimental“<br />

(kurz: <strong>ICE</strong>) bezeichneten Zuges wurden im<br />

Frühjahr 1985 bei Krupp und Thyssen-Henschel<br />

fertig gestellt und im Sommer 1985 komplettiert.<br />

Die beiden Köpfe wurden als 410 001<br />

und 002 bezeichnet, die Mittelwagen als<br />

810 001 bis 003. Erst im Herbst fand die Abnahme<br />

der kompletten fünfteiligen Einheit statt.<br />

Kurz darauf begannen die Hochgeschwindigkeitsfahrten:<br />

Am 25. November 1985 erreichte<br />

der Zug zwischen Rheda und Oelde 323 km/h,<br />

am 17. November 1986 dann 345 km/h. Am<br />

1. Mai 1988 stellte der <strong>ICE</strong> <strong>mit</strong> 406,9 km/h einen<br />

Weltrekord für Schienenfahrzeuge auf, den<br />

er bis Dezember 1989 inne hatte. Bezogen auf<br />

Deutschland, besteht der Rekord für das<br />

schnellste Rad-/Schiene-Fahrzeug bis heute.<br />

Für Tests und Abnahmen<br />

Bis zur Fertigung der Serienzüge <strong>ICE</strong> 1 diente<br />

der Experimentalzug zum Testen von Komponenten,<br />

ab 1989 fungierte er als Abnahmefahrzeug<br />

für die Hochgeschwindigkeits-Neubaustrecken<br />

der DB. Ab 1991 wurde er zur Abgrenzung<br />

von den Serien-<strong>ICE</strong> als „<strong>ICE</strong>-V“<br />

bezeichnet, wobei das „V“ für Versuch steht.<br />

Zwischen dem 1. April und dem 31. Mai<br />

1993 wurde der Zug kurzzeitig zu einer neuen<br />

Baureihe 745 bzw. 746 umgewidmet und<br />

da<strong>mit</strong> auch offiziell in den Status eines Bahndienstfahrzeugs<br />

gesetzt, um den nichtöffentlichen<br />

Charakter des Zuges auch in der DBeigenen<br />

Buchhaltung stärker herauszustellen.<br />

Offenbar regte sich aber rasch Widerstand dagegen,<br />

das Flaggschiff derartig zu „degradieren“,<br />

so dass die DB diese Entscheidung wieder<br />

zurücknahm.<br />

Im Frühjahr 1994 wurden die Triebköpfe<br />

bei Siemens in Essen (vormals Krupp) <strong>mit</strong> einer<br />

neuen Front ausgerüstet, bei der die für<br />

den <strong>ICE</strong> 2 geplanten neuen Frontkupplungen<br />

sowie die automatisch öffnenden Bugklappen<br />

12


Die einzelnen <strong>ICE</strong>-Fahrzeuge<br />

Blick auf einen der beiden Triebköpfe des <strong>ICE</strong>-V <strong>mit</strong> dem Kupplungsmechanismus und den Wagenübergängen;<br />

in ähnlicher Form wurden sie auch bei den Serienzügen <strong>ICE</strong> 1 gebaut cws<br />

Im Dezember 1989 zeigte die Bundesbahn den <strong>ICE</strong>xperimental und einen Elektrotriebzug 403<br />

in Frankfurt (Main) Hbf. Dass die Baureihennummer 403 auch einmal für einen <strong>ICE</strong> Verwendung<br />

finden sollte, war damals noch nicht zu ahnen<br />

Helmut Scheiba<br />

Technische Daten – <strong>ICE</strong>-V<br />

getestet werden sollten. Nach entsprechenden<br />

umfangreichen Testfahrten wurde der <strong>ICE</strong>-V<br />

mangels weiteren Bedarfs 1998 abgestellt und<br />

schließlich 2000 ausgemustert.<br />

410 001 und 810 001 blieben bei der DB<br />

Systemtechnik in Minden (Westfalen) als<br />

Denkmal und Konferenzraum erhalten, während<br />

410 002 dem Deutschen Museum in<br />

München übergeben wurde, wo er seit 2006 im<br />

Verkehrszentrum an der Theresienhöhe bewundert<br />

werden kann. Die beiden übrigen<br />

Mittelwagen sind bis 2010 verschrottet worden.<br />

OBEN Von Mai 1988<br />

bis Ende 1989<br />

war der <strong>ICE</strong>-V<br />

das schnellste<br />

Schie nenfahrzeug<br />

der Welt. Das Zuglaufschild<br />

erinnert<br />

an die Rekordmarke<br />

von gefahrenen<br />

406,9 km/h<br />

Heiko Focken<br />

Triebköpfe<br />

Mittelwagen<br />

Baureihenbezeichnung 410.0 810.0<br />

Gebaute Stückzahl 2 3<br />

Baujahre 1985 1985<br />

Hersteller mech. Krupp, Thyssen-Henschel MBB<br />

Hersteller elektr.<br />

AEG, BBC, Siemens<br />

Achsfolge Bo'Bo' 2'2'<br />

Höchstgeschwindigkeit 350 km/h 350 km/h<br />

Länge über Kupplung 20.810 mm 24.340 mm<br />

Breite 3.070 mm 2.930 mm<br />

Dachhöhe über SO* 3.820 mm 3.650 mm<br />

Raddurchmesser 1.000 mm 920 mm<br />

Dauerleistung<br />

4 x 910 kW<br />

Gewicht 78,2 t 45–50,5 t<br />

Angaben für Zuggarnitur <strong>mit</strong> 3 Mittelwagen<br />

Länge über Kupplung 114,64 m<br />

Sitzplätze 1. Klasse variabel<br />

Sitzplätze 2. Klasse variabel<br />

Bistro/Restaurant k.A. *SO = Schienenoberkante<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2013 13


Schwerpunkt: <strong>ICE</strong>-Typen<br />

Ein Triebfahrzeugführer steuert seinen 401 über die Schnellfahrstrecke bei Fulda. Das Fahrzeug ist <strong>mit</strong><br />

dem European Train Control System (ETCS) für den Schweizverkehr ausgerüstet Volker Emersleben<br />

Der „Giraffenwagen“, der <strong>mit</strong> erhöhten Oberlichtern ausgestattete Speisewagen, wurde zu einem<br />

Erkennungsmerkmal der <strong>ICE</strong>-1-Züge<br />

Volker Emersleben<br />

<strong>ICE</strong> 1 (Baureihe 401/801–804)<br />

Die erste <strong>ICE</strong>-Generation war das Resultat<br />

der Erprobungen des <strong>ICE</strong>xperimental<br />

und wurde als ein Triebzug <strong>mit</strong> zwei Motorwagen<br />

(Triebköpfen) an jedem Zugende und<br />

bis zu 14 antriebslosen Mittelwagen konzipiert.<br />

Ein Herstellerkonsortium wurde 1988 <strong>mit</strong> dem<br />

Bau von zunächst 41 Zügen, bestehend aus<br />

82 Triebköpfen und 492 Mittelwagen, beauftragt.<br />

1990 wurde der Auftrag um weitere 19 Einheiten<br />

aufgestockt. Die Triebköpfe wurden als Baureihe<br />

401 eingereiht, die Mittelwagen erhielten die<br />

Baureihenbezeichnungen 801 bis 804. Mit den<br />

Zügen wurde eine Vielzahl technischer Neuerungen<br />

eingeführt, beispielsweise die kurz zuvor<br />

bei der Ellok 120 etablierte Drehstromtechnik,<br />

eine elektronische Fahr- und Bremssteuerung sowie<br />

eine zuginterne Datenübertragung per Lichtwellenleiter.<br />

Die Züge wurden für eine betriebliche<br />

Höchstgeschwindigkeit von 280 km/h ausgelegt,<br />

die auf den Neubaustrecken erreicht werden<br />

kann, und sollten höchsten Komfortansprüchen<br />

genügen. Aus letzterem Grunde wurden die Wagen<br />

bis zu 3,02 Meter breit konstruiert und überschreiten<br />

da<strong>mit</strong> die UIC-Grenzmaße. Die Front<br />

wurde gegenüber dem Experimentalzug <strong>ICE</strong>-V<br />

überarbeitet. Das Betriebskonzept sah eine Verwendung<br />

der <strong>ICE</strong> 1 im Nord-Süd-Verkehr vor,<br />

ohne dass die Zuggarnitur getrennt wird. Kombinationsmöglichkeiten<br />

<strong>mit</strong> anderen Triebzügen<br />

waren nicht vorgesehen, deshalb gab es an den<br />

Triebköpfen nur eine Notkupplung, die unter<br />

der Front der GfK-Abdeckhaube sitzt. In den ersten<br />

20 Zügen (401 001-020 ff.) wurden herkömmliche<br />

Thyristor-Traktionsumsteller <strong>mit</strong><br />

Ölkühlern verbaut, in den Zügen 401 051-090<br />

ff. Traktionsumrichter in Gate-Turn-off-Technik<br />

(GTO) <strong>mit</strong> Siedebadkühlung ohne Fluorchlorkohlenwasserstoffe<br />

(FCKW).<br />

Wagenreihung analog des IC<br />

Die Reihung der Mittelwagen orientierte sich an<br />

der Blockbildung in IC-Zügen <strong>mit</strong> 1.-Klasse-<br />

Teil, trennendem Speisewagen und 2.-Klasse-<br />

Teil. In beiden Wagenklassen gab es Großraumund<br />

Abteilbereiche. Erstmalig wurde zwischen<br />

Raucher- und Nichtraucherwagen getrennt, was<br />

<strong>mit</strong> der Einführung eines generellen Rauchverbots<br />

2007 entfiel. Optisch im wahrsten Sinne<br />

herausragend ist das Bordrestaurant des <strong>ICE</strong> 1,<br />

da der Restaurantwagen (Baureihe 804) durch<br />

seine exponierte Dachhöhe <strong>mit</strong> Oberlichtfens-<br />

tern weithin sichtbar ist. In allen <strong>ICE</strong>-1-Zügen<br />

befand sich ursprünglich auch ein Servicewagen<br />

(Baureihe 803.0) <strong>mit</strong> Großraum, Rollstuhlbereich,<br />

Sonder- und Dienstabteil im Bereich der<br />

2. Klasse. 1996 wurden weitere 26 Mittelwagen<br />

für die 2. Klasse ausgeliefert, die aus einer <strong>ICE</strong>-<br />

2-Bestellung abgezweigt wurden.<br />

Ab März 2005 durchliefen die Züge ein Redesign-Programm<br />

<strong>mit</strong> einer umfangreichen<br />

Überholung. Im Rahmen dieser Arbeiten wurde<br />

die Inneneinrichtung modernisiert, die Triebköpfe<br />

bekamen neue Drehgestellrahmen. Der bisherige<br />

Servicewagen wurde der 1. Klasse zugeschlagen<br />

und erhielt ein Kleinkindabteil an Stelle<br />

des bisherigen Konferenzraums. Bei dem Umbau<br />

wurden auch 18 1.-Klasse-Wagen für die 2. Klasse<br />

umgerüstet. Für den Einsatz in die Schweiz erhielten<br />

die Triebzüge 401 072 ff. bis 090 ff. einen<br />

zweiten Stromabnehmer <strong>mit</strong> schmaler<br />

Wippe und wurden bis 2007 <strong>mit</strong> dem European<br />

Train Control System (ETCS) ausgerüstet.<br />

Ein Triebzug ging bei der Katastrophe von<br />

Eschede im Juni 1998 verloren, so dass heute<br />

(Frühjahr 2013) noch 59 Einheiten im Dienst<br />

stehen. Sie sollen ab 2020 schrittweise aus dem<br />

Verkehr gezogen werden.<br />

14


<strong>ICE</strong> 1<br />

Triebköpfe<br />

Mittelwagen<br />

Baureihenbezeichnung 401 801–804<br />

Gebaute Stückzahl 60 720<br />

Baujahre 1989–1992 1990–1993,<br />

1996–1997<br />

Hersteller mech.<br />

Hersteller elektr.<br />

Technische Daten – <strong>ICE</strong> 1<br />

Thyssen-Henschel, Krauss-Maffei, Krupp<br />

Duewag, LHB, MAN, MBB, Waggon-Union<br />

ABB, AEG, Siemens<br />

Achsfolge Bo'Bo' 2'2'<br />

Höchstgeschwindigkeit 280 km/h<br />

Länge über Kupplung 20.560 mm 26.400 mm<br />

Breite 3.070 mm 3.020 mm<br />

Dachhöhe über SO 3.840 mm 3.856 mm/<br />

4.311 mm*<br />

Raddurchmesser 1.030 mm 920 mm<br />

Dauerleistung<br />

4 x 1.200 kW<br />

Gewicht 77,5 t / 80,4 t** 46–53 t, 56 t*<br />

Angaben für Zuggarnitur <strong>mit</strong> 12 Mittelwagen<br />

Länge über Kupplung 357,92 m<br />

Sitzplätze 1. Klasse 144, nach Redesign 197<br />

Sitzplätze 2. Klasse ca. 500, nach Redesign ca. 503<br />

Bistro/Restaurant 40<br />

*Angabe für 804; **Angabe für Fahrzeuge ohne GTO<br />

OBEN Die erste Generation der Hochgeschwindigkeitstriebzüge auf<br />

angestammtem Terrain: Im Mai 1995 befährt der <strong>ICE</strong> 1 <strong>mit</strong> den Triebköpfen<br />

401 004 und 504 als <strong>ICE</strong> 789 „Albrecht Dürer“ die Neubaustrecke<br />

Fulda – Würzburg<br />

Malte Werning<br />

UNTEN Der neue Komfort des <strong>ICE</strong> 1, dargestellt in einem Bundesbahn-Prospekt:<br />

Blick in einen Großraumwagen 2. Klasse sowie in den Speisewagen<br />

(bzw. das BordRestaurant)<br />

Slg. Dr. Daniel Hörnemann<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2013<br />

15


Schwerpunkt: <strong>ICE</strong>-Typen<br />

Der „verkürzte <strong>ICE</strong>“ macht es möglich, eine <strong>ICE</strong>-Garnitur unterwegs zu teilen und zwei Ziele getrennt anzusteuern. Die Deutsche Bahn realisierte<br />

dieses Konzept <strong>mit</strong> dem <strong>ICE</strong> 2; Steuerwagen voraus kommt ein <strong>ICE</strong>-Flügelzug im August 2009 durch Köln<br />

Uwe Miethe<br />

<strong>ICE</strong> 2 (Baureihe 402/805–808)<br />

Nach der sehr erfolgreichen Einführung<br />

des <strong>ICE</strong>-Verkehrs auf drei Stammlinien<br />

1991 bot sich durch die Wiedervereinigung<br />

der beiden deutschen Staaten die Gelegenheit,<br />

auch die Bundeshauptstadt Berlin an<br />

das <strong>ICE</strong>-Netz anzubinden. Als Teil dessen wurde<br />

1997/98 die Schnellfahrstrecke Hannover –<br />

Oebisfelde – Berlin in Betrieb genommen, die<br />

erhebliche Fahrzeitreduzierungen zwischen Berlin<br />

und dem Rheinland bzw. dem Ruhrgebiet<br />

brachte. Insbesondere für den Bremer Ast waren<br />

die langen <strong>ICE</strong>-Vollzüge aber deutlich überdimensioniert.<br />

Für den auf Berlin ausgerichteten<br />

Verkehr schienen halbierte <strong>ICE</strong>-Züge günstiger<br />

zu sein, die sich betrieblich leicht trennen<br />

und kuppeln ließen und so Flügelungen ermöglichten.<br />

Geplant waren „Halbzüge“ zur Anbindung<br />

von Bremen an Hannover (– Berlin)<br />

sowie zwei zu einem Langzug gekuppelte Einheiten<br />

für die Linie Berlin – Ruhrgebiet – Köln,<br />

wobei diese Züge in Hamm (Westfalen) getrennt<br />

werden sollten: Während der eine Zugteil<br />

über Dortmund, Essen und Duisburg in die<br />

Domstadt reiste, sollte der andere die südliche<br />

Umfahrung über Hagen und Wuppertal anbinden.<br />

Im Dezember 1993 wurden die Herstellergemeinschaft<br />

Siemens und AEG <strong>mit</strong> der<br />

Lieferung von 44 neuen <strong>ICE</strong>-„Halbzügen“ beauftragt,<br />

die jeweils einen Triebkopf (Baureihe<br />

402) besaßen, sechs Mittelwagen (Baureihen<br />

805–807) und einen Steuerwagen (Baureihe<br />

808). Zwei Triebköpfe und ein Steuerwagen ergänzten<br />

als Reservefahrzeuge die Bestellung.<br />

Kuppelbare Züge<br />

Bedeutendster Unterschied zum <strong>ICE</strong> 1 ist die<br />

Kuppelbarkeit der Züge, wofür die Frontpartien<br />

der neuen Züge <strong>mit</strong> einer vom Führerraum<br />

aus zu öffnenden Bugklappe versehen<br />

wurden. Dabei wurde das Aussehen der Fronten<br />

durch die höher liegenden Lampen und<br />

den Lufteinlass deutlich verändert. Mit automatischer<br />

Scharfenbergkupplung können die<br />

Züge in kurzer Zeit mechanisch und elektrisch<br />

vereinigt werden und als Langzug die Fahrgastkapazität<br />

eines <strong>ICE</strong> 1 erreichen. Die Züge<br />

entsprechen ansonsten den <strong>ICE</strong> 1 und sind abwärts<br />

kompatibel, so dass ein <strong>ICE</strong>-2-Triebkopf<br />

auch in einer <strong>ICE</strong>-1-Garnitur aushelfen kann.<br />

Während die Triebköpfe ab 1995 nach und<br />

nach zur Verfügung standen, konnte die DB erst<br />

1997 die ersten Steuerwagen in Betrieb nehmen,<br />

so dass die ersten Einheiten zunächst in klassischer<br />

<strong>ICE</strong>-1-Konfiguration gekuppelt wurden.<br />

Die Verantwortlichen waren stark auf Gewichtseinsparungen<br />

bedacht, um die Energiebilanz<br />

zu verbessern. Der Speisewagen wurde<br />

16


<strong>ICE</strong> 2<br />

ohne den vom <strong>ICE</strong> 1 bekannten „Buckel“ ausgeliefert.<br />

Auf die klassischen Abteile wurde verzichtet,<br />

der <strong>ICE</strong> 2 besitzt nur noch Großraumwagen.<br />

An den Speisewagen grenzt auch hier<br />

wieder ein Servicewagen <strong>mit</strong> Kleinkindabteil an.<br />

Nicht ganz geklärt war anfänglich die Frage,<br />

ob ein <strong>ICE</strong>-2-Zug <strong>mit</strong> führendem Steuerwagen<br />

<strong>mit</strong> 250 km/h oder gar 280 km/h eingesetzt<br />

werden darf. Durch das vergleichsweise<br />

niedrige Gewicht von nur 54 Tonnen erschienen<br />

diese Wagen auf den Neubaustrecken <strong>mit</strong><br />

rascher Tunnel- und Brückenabfolge sehr seitenwindempfindlich<br />

zu sein. Das Problem<br />

wurde durch Windindikatoren gelöst, die eine<br />

Senkung der zulässigen Geschwindigkeit über<br />

die Linienzugbeeinflussung (LZB) vorgeben;<br />

zudem werden die Züge nach Möglichkeit so<br />

gekuppelt, dass die Triebköpfe vorausfahren.<br />

Nach dem Abschluss des umfangreichen<br />

Redesign-Programms bei den <strong>ICE</strong> 1 werden<br />

auch die <strong>ICE</strong>-2-Züge seit 2010 einem umfangreichen<br />

Modernisierungsprogramm unterzogen.<br />

GANZ OBEN So sieht<br />

der Arbeitsplatz des<br />

Triebfahrzeugführers<br />

im <strong>ICE</strong> 2 aus; Aufnahme<br />

im Steuerwagen<br />

808 035 im<br />

Mai 2010 Uwe Miethe<br />

2. VON OBEN Stärke<br />

oder Schwäche? Die<br />

Kuppelbarkeit der<br />

<strong>ICE</strong>-2-Züge ermöglicht<br />

die Flügelung<br />

der Garnituren, im<br />

Betrieb allerdings<br />

funktionierte die<br />

Kupplung wiederholt<br />

nicht oder nur <strong>mit</strong><br />

Schwierigkeiten<br />

Jürgen Hörstel<br />

Triebköpfe<br />

Mittelwagen<br />

Baureihenbezeichnung 402 805–808<br />

Gebaute Stückzahl 46 309<br />

Baujahre 1995–1996 1995–1997<br />

Hersteller mech. SFT (ex Krupp) Adtranz, Duewag,<br />

LHB, DWA<br />

Hersteller elektr.<br />

Technische Daten – <strong>ICE</strong> 2<br />

Adtranz, Siemens<br />

Achsfolge Bo'Bo' 2'2'<br />

Höchstgeschwindigkeit 280 km/h<br />

Länge über Kupplung 20.560 mm 26.400 mm<br />

Breite 3.070 mm 3.020 mm<br />

Dachhöhe über SO 3.840 mm 3.856 mm<br />

Raddurchmesser 1.030 mm 920 mm<br />

Dauerleistung<br />

4 x 1.200 kW<br />

Gewicht 77, 5 t 45–54 t<br />

Angaben für Zuggarnitur <strong>mit</strong> 7 Mittelwagen und Steuerwagen<br />

Länge über Kupplung 205,36 m<br />

Sitzplätze 1. Klasse 105<br />

Sitzplätze 2. Klasse 263<br />

Bistro/Restaurant 23<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2013<br />

17


Schwerpunkt: <strong>ICE</strong>-Typen<br />

Im Juni 1997 ist der <strong>ICE</strong>-S eine der Attraktionen bei einer Fahrzeugschau<br />

in Wegberg-Wildenrath. Die auffällige rot-gelbe Lackierung<br />

musste er seitdem gegen eine gewöhnlichere Farbgebung tauschen<br />

Marcus Henschel<br />

<strong>ICE</strong>-S und <strong>ICE</strong>-D (Baureihe 410.1, 410.2, 410.8 und 810.2)<br />

Nach der erfolgreichen Inbetriebnahme<br />

des <strong>ICE</strong> zeichnete sich schon 1994 ab,<br />

dass eine weitere <strong>ICE</strong>-Generation folgen<br />

sollte. Diese sollte auch auf der Neubaustrecke<br />

Köln – Frankfurt (Main) verkehren,<br />

Geschwindigkeiten von über 300 km/h erreichen<br />

und wegen der besonderen Trassierung<br />

<strong>mit</strong> 40 Promille Gefälle/Steigung Allachsantrieb<br />

erhalten. Für Versuche zu dem später als<br />

<strong>ICE</strong> 3 bezeichneten Triebzug konnte man den<br />

bisherigen Erprobungszug <strong>ICE</strong>-V (Baureihe<br />

410.0/810.0) nicht mehr verwenden.<br />

Ab 1997 wurde ein neuer fünfteiliger Zug für<br />

die Komponentenerprobung verwendet, der<br />

weitgehend aus <strong>ICE</strong>-2-Material besteht und den<br />

Schritt zum <strong>ICE</strong> 3 <strong>mit</strong> angetriebenen Mittelwagen<br />

vorbereiten sollte. Neben den beiden, der<br />

laufenden 402-Bauserie entnommenen Triebköpfen<br />

410 101 und 102 <strong>mit</strong> geänderter Getriebeübersetzung<br />

wurden zwei angetriebene<br />

Mittelwagen (410 201, 202) sowie ein antriebsloser<br />

Trafowagen 410 801 entwickelt. Insgesamt<br />

besitzt dieser Zug eine Antriebsleistung von über<br />

13.600 kW und erzielt außerordentlich gute Beschleunigungswerte.<br />

Mit der Garnitur wurden<br />

Stromabnehmer, Bremsen, Schalldämpfung, Klimatechnik<br />

und viele weitere Aspekte der neuen<br />

Technik erprobt, was zahlreiche Ausrüstungsänderungen<br />

nach sich zog. Der Zug wurde als <strong>ICE</strong>-<br />

S (für Schnellverkehr) bezeichnet und wich auch<br />

optisch durch einen rot-gelben Farbverlauf vom<br />

üblichen <strong>ICE</strong>-Erscheinungsbild ab. Während<br />

sich die Triebköpfe im Eigentum der DB AG befanden,<br />

gehörten die Mittelwagen dem Herstellerkonsortium<br />

Siemens-Adtranz.<br />

In verschiedenen Kombinationen<br />

1999, zur Indienststellung der ersten <strong>ICE</strong>-3-Garnituren,<br />

wurde der Zug wieder aufgelöst und<br />

fortan als Abnahmefahrzeug unter anderem für<br />

Neubaustrecken verwendet. Die drei Mittelwagen<br />

wurden an die Eigentümer zurückgegeben,<br />

stattdessen der <strong>ICE</strong>-1-Mittelwagen 801 422 zu<br />

einem Messwagen umgebaut und in der dreiteiligen<br />

Garnitur eingesetzt. Nach der Umrüstung<br />

<strong>mit</strong> neuen Drehgestellen erreichte der Zug am<br />

13. Juli 2001 die beachtliche Geschwindigkeit<br />

von 393 km/h, die nah an den Rekord des <strong>ICE</strong>-<br />

V herankam. In den Folgejahren wurde der Zug<br />

auch in Österreich für Messfahrten eingesetzt.<br />

2006 wurde der Messwagen 801 422 durch<br />

den 810 101 ersetzt, hinter dem sich der umgebaute<br />

410 201 verbirgt, den die DB AG zwischenzeitlich<br />

aufkaufte und zu einem antriebslosen<br />

Mittelwagen umbaute. 2010 wurde der<br />

Zug um den zweiten Messwagen 810 102 erweitert,<br />

der aus dem ehemaligen 410 801 entstand.<br />

Den rot-gelben Farbverlauf besitzen die<br />

neuen Messwagen nicht mehr.<br />

Von 1997 bis 1999 wurde außerdem ein Dauerversuch<br />

(<strong>ICE</strong>-D) <strong>mit</strong> einem weiteren angetriebenen<br />

Mittelwagen 410 203 durchgeführt, der<br />

in einer regulären <strong>ICE</strong>-Garnitur getestet wurde.<br />

Dieser Wagen wurde <strong>mit</strong> dem Triebkopf 402 014<br />

gekuppelt und besaß Prototyp-Versionen der angetriebenen<br />

Drehgestelle des <strong>ICE</strong> 3. Obwohl der<br />

Zug in normalen <strong>ICE</strong>-1-Plänen lief, war der<br />

410 203 ohne Inneneinrichtung und für den<br />

Fahrgastverkehr geschlossen. Hier befanden sich<br />

lediglich vier Arbeitsplätze für Messtechniker.<br />

Nach dem Abschluss der Erprobungen wurde der<br />

Wagen an den Hersteller zurückgegeben.<br />

18


<strong>ICE</strong>-S<br />

Mithilfe des <strong>ICE</strong>-S wurden verschiedene Komponenten der jüngeren<br />

<strong>ICE</strong>-Generationen erprobt. Blick auf ein Drehgestell des Triebkopfs<br />

410 102 Ralf Kutschke<br />

Äußerlich entspricht der <strong>ICE</strong>-S einem <strong>ICE</strong> 2, im Inneren der Mittelwagen<br />

befinden sich vor allem Messlabors. Aufnahme vom September<br />

2006<br />

Heiko Focken<br />

Technische Daten – <strong>ICE</strong>-S<br />

Endwagen Mittelwagen<br />

Baureihenbezeichnung 410.1 410 201/801/202<br />

Gebaute Stückzahl 2 3<br />

Baujahre 1996 1996<br />

Hersteller mech. SFT (ex Krupp) Adtranz<br />

Hersteller elektr. Adtranz, Siemens<br />

Achsfolge Bo'Bo' Bo'Bo' / 2'2' / Bo'Bo'<br />

Höchstgeschwindigkeit 330 km/h<br />

Länge über Kupplung 20.560 mm 26.400 mm<br />

Breite 3.070 mm 3.020 mm<br />

Dachhöhe über SO 3.820 mm 3.856 mm<br />

Raddurchmesser 1.030 mm 920 mm<br />

Dauerleistung 4 x 1.200 kW 4 x 500 kW/–/4 x 500 kW<br />

Gewicht 79 t 55 / 57 / 55 t<br />

Angaben für Zuggarnitur <strong>mit</strong> 3 Mittelwagen<br />

Länge über Kupplung 120,32 m<br />

Sitzplätze 1. Klasse 43<br />

Sitzplätze 2. Klasse –<br />

Bistro/Restaurant –<br />

Sieht aus wie ein <strong>ICE</strong> 2, jedoch für Versuchszwecke gefertigt: der<br />

<strong>ICE</strong>-S, hier auf der Messe InnoTrans in Berlin<br />

Heiko Focken<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2013<br />

19


Schwerpunkt: <strong>ICE</strong>-Typen<br />

Nur die Hochgeschwindigkeitstriebzüge der Baureihen 403 (<strong>ICE</strong> 3) und 406 (<strong>ICE</strong> 3M) kommen auf der steigungsreichen Schnellfahr-„Achterbahn“<br />

Köln – Rhein/Main zum Einsatz. Mit bis zu 300 km/h preschen sie über Berg und Tal, teilweise auch neben der Autobahn V. Emersleben<br />

<strong>ICE</strong> 3 (Baureihe 403)<br />

Die nächste <strong>ICE</strong>-Generation wurde zeitgleich<br />

<strong>mit</strong> der Entwicklung des <strong>ICE</strong> 2 geplant<br />

und sollte den Fokus auf einen europaweiten<br />

Einsatz legen. Die Anbindung<br />

Südwestdeutschlands über eine Hochgeschwindigkeitsstrecke<br />

bis Paris ist seit 1992 Teil eines<br />

Staatsvertrags, und die Internationale Eisenbahn-Union<br />

(UIC) entwickelte zur Vermeidung<br />

bürokratischer Hürden internationale Standards<br />

für künftige Züge des Hochgeschwindigkeitsverkehrs.<br />

Diese ließen sich allerdings nur schwer<br />

<strong>mit</strong> der bisherigen <strong>ICE</strong>-Philosophie vereinbaren.<br />

Anfang 1994 entschied die DB, dass der<br />

bislang als <strong>ICE</strong> 2.2 projektierte Zug vom bei<br />

den <strong>ICE</strong> 1 und <strong>ICE</strong> 2 verwirklichten Triebkopfprinzip<br />

abweichen und als Triebwagenzug<br />

gebaut werden sollte. Das besondere Aufgabengebiet<br />

und europäische Kompatibilitätsvorgaben<br />

empfahlen diese Version, bei welcher<br />

die Antriebselektrik über den Zug verteilt ist.<br />

Da<strong>mit</strong> ist es eher möglich, durchgehend<br />

300 km/h trotz starker Steigungen, insbesondere<br />

auf der geplanten Schnellfahrstrecke Köln<br />

– Frankfurt (Main), zu erreichen. Erfahrungen<br />

für die neue Konstruktion sammelten die Hersteller<br />

<strong>mit</strong> dem angetriebenen Versuchs-Mittelwagen<br />

410 203, der von 1997 bis 1999 in<br />

einem planmäßigen <strong>ICE</strong>-1-Zug <strong>mit</strong>lief.<br />

Der <strong>ICE</strong> 3 wurde als achtteiliger, nicht trennbarer<br />

Zug konzipiert. Er erhielt unter anderem<br />

auch eine Wirbelstrombremse als zusätzliche<br />

Bremseinrichtung. Im Juli 1994 bestellte die<br />

Deutsche Bahn AG bei der Arbeitsgemeinschaft<br />

<strong>ICE</strong> 2 (bestehend aus Siemens-Duewag, Bombardier,<br />

Adtranz und Alstom LHB) insgesamt<br />

50 Züge, von denen 37 als Baureihe 403 ausschließlich<br />

für das (deutsche) Wechselstromnetz<br />

<strong>mit</strong> 15 kV 16,7 Hz ausgeführt werden sollten.<br />

13 weitere Züge wurden viersystemtauglich ausgeführt<br />

(siehe Baureihe 406). Die Höchstgeschwindigkeit<br />

liegt bei 330 km/h. Das Design<br />

wurde so gewählt, dass eine Verwandtschaft zu<br />

den parallel entwickelten ICT-Zügen (Baureihen<br />

411, 415 und 605) erkennbar ist.<br />

Start bei der Expo 2000<br />

Die erste Garnitur wurde im Juli 1999 präsentiert.<br />

Die Auslieferung der 403 001-037 geschah<br />

zwischen Mai 2000 und August 2001, die ersten<br />

Einsätze fanden im Messeverkehr zur Expo<br />

2000 in Hannover statt. Ab November 2000<br />

folgten Planeinsätze in den Laufplänen der <strong>ICE</strong>-<br />

2-Einheiten. Seit August 2002 befahren die<br />

Züge im regulären Einsatz <strong>mit</strong> 300 km/h die<br />

Neubaustrecke Köln – Frankfurt (Main).<br />

Ebenfalls 2002 wurde die Inneneinrichtung<br />

umgebaut, um Planungsfehler zu korrigieren.<br />

Der Speisewagen wurde durch einen Bistrobereich<br />

und zusätzliche 2.-Klasse-Plätze ersetzt.<br />

Der bislang <strong>mit</strong> der 1. Klasse ausgestattete Wagen<br />

Avmz 403.2 wurde in einen 2.-Klasse-Wagen<br />

umgebaut (neue Gattung: Bvmz 403.2),<br />

insgesamt verringerte man den Sitzabstand.<br />

20


<strong>ICE</strong> 3<br />

Im März 1999 wurden 13 Züge einer zweiten<br />

Bauserie (403 051–063 ff.) bestellt. Sie waren<br />

2004 fertig gestellt, die DB nahm sie aber<br />

wegen angeblicher Fertigungsmängel erst zwischen<br />

November 2005 und Februar 2006 ab.<br />

Ein Merkmal der Nachfolger sind die kleineren<br />

Dachaufbauten für die Klimaanlagen.<br />

Am 9. Juli 2008 brach am Mittelwagen<br />

403 710 bei niedriger Geschwindigkeit im Kölner<br />

Hauptbahnhof eine Treibachse; es wurden<br />

Materialmängel an den Radsätzen festgestellt,<br />

weshalb das Eisenbahn-Bundesamt den Kilometergrenzwert<br />

zwischen den Untersuchungsintervallen<br />

drastisch senkte. Nachdem im<br />

Oktober 2008 auch an einem 411 Unregelmäßigkeiten<br />

auftraten, schränkte die DB AG zur<br />

Entlastung der Werkstätten den <strong>ICE</strong>-3-Verkehr<br />

massiv ein; bis Sommer 2009 verkehrten etliche<br />

Ersatzzüge in Notfahrplänen. Inzwischen<br />

läuft der Tausch der Treibachsen beim <strong>ICE</strong> 3.<br />

Am 17. April 2010 verlor ein <strong>ICE</strong> 3 bei der<br />

Schnellfahrt Köln – Frankfurt bei einer Zugbegegnung<br />

eine Tür; es handelte sich laut DB<br />

um einen Einzelfall, bei Untersuchungen der<br />

Züge wurde kein weiterer Mangel gefunden.<br />

GANZ OBEN Die <strong>ICE</strong>-Fahrten<br />

Köln – Rhein-Main<br />

kommen bei den Kunden<br />

bestens an und<br />

machen auch den<br />

Fluglinien Konkurrenz.<br />

Im Mai 2011 hält ein<br />

<strong>ICE</strong> 3 <strong>mit</strong> Dekoration<br />

für die Frauen-Fußball-<br />

WM in Frankfurt<br />

(Main) Flughafen<br />

Volker Emersleben<br />

2. VON OBEN Der Clou<br />

des <strong>ICE</strong> 3, des <strong>ICE</strong>-T<br />

und des <strong>ICE</strong>-TD ist<br />

die so genannte<br />

Lounge: Reisende<br />

können dem Triebfahrzeugführer<br />

über<br />

die Schulter schauen<br />

– falls dieser nicht<br />

die Scheibe auf<br />

Milchglasstatus umgestellt<br />

hat J. Loschert<br />

Endwagen<br />

Baureihenbezeichnung 403 403<br />

Gebaute Stückzahl 100 300<br />

Mittelwagen<br />

Baujahre 1999–2000, 2004* 1999–2000, 2004*<br />

Hersteller mech. Bombardier (ex Adtranz) Siemens-Duewag,<br />

Alstom LHB,<br />

Bombardier<br />

Hersteller elektr.<br />

Bombardier, Siemens<br />

Achsfolge Bo'Bo' Bo'Bo'/2'2'<br />

Höchstgeschwindigkeit<br />

330 km/h<br />

Länge über Kupplung 25.675 mm 24.775 mm<br />

Breite 2.950 mm 3.020 mm<br />

Dachhöhe über SO 3.890 mm 3.890 mm<br />

Raddurchmesser 920 mm 920 mm<br />

Dauerleistung<br />

16 x 500 kW<br />

Gewicht ca. 51 t ca. 51 t<br />

Angaben für 8-teilige Zuggarnitur<br />

Technische Daten – <strong>ICE</strong> 3<br />

Länge über Kupplung 200,32 m<br />

Sitzplätze 1. Klasse 98<br />

Sitzplätze 2. Klasse 343/362*<br />

Bistro/Restaurant –<br />

*Angabe für 2. Bauserie<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2013<br />

21


Schwerpunkt: <strong>ICE</strong>-Typen<br />

Seit 2007 kommen 406 auch nach Paris (Foto im Gare de l’Est); für den Frankreichverkehr wurden<br />

sechs <strong>ICE</strong> 3M aufwendig zu <strong>ICE</strong> 3 MF umgerüstet<br />

Helmut Scheiba<br />

Im Mai 2009 legt 406 052 im belgischen Verviers einen Zwischenstopp ein. Der Zug der Niederländischen<br />

Staatsbahnen trägt auf der Nase <strong>mit</strong>tlerweile den Schriftzug „HiSpeed“ Marcus Henschel<br />

<strong>ICE</strong> 3M (Baureihe 406)<br />

Im August 1994 bestellte die DB AG bei der<br />

Fahrzeugindustrie neben den 37 Einsystemzügen<br />

der <strong>ICE</strong>-3-Bauart (Baureihe 403) eine<br />

Mehrsystemvariante „<strong>ICE</strong> 3M“ für den internationalen<br />

Einsatz. 13 Garnituren wurden als<br />

Viersystemzüge bestellt; außer im deutschen<br />

Wechselstromnetz <strong>mit</strong> 15 kV/16,7 Hz sollten<br />

sie auch <strong>mit</strong> dem Wechselstromsystem<br />

25 kV/50 Hz (auf französischen Neubaustrecken)<br />

sowie 1,5-kV- und 3-kV-Gleichstrom<br />

(auf Altbaustrecken in Frankreich, Belgien bzw.<br />

den Niederlanden) fahren können. Neben den<br />

antriebstechnischen Zusatzausrüstungen mussten<br />

die umfangreichen Sicherheitsbestimmungen<br />

der Nachbarbahnen berücksichtigt werden.<br />

Die ebenfalls angedachten Zweisystem- (Baureihe<br />

404) und Dreisystem-Varianten (Baureihe<br />

405) wurden hingegen nicht realisiert.<br />

1995 schlossen sich die Niederländischen<br />

Staatsbahnen (Nederlandse Spoorwegen, NS)<br />

<strong>mit</strong> einem Auftrag über vier weitere Züge an,<br />

die in einem gemeinsamen Fahrzeugpool <strong>mit</strong><br />

den deutschen 406 auf der Linie Amsterdam<br />

– Köln – Frankfurt (Main) zum Einsatz kommen<br />

(406 051-054 ff.). Die Züge werden<br />

ebenfalls in Frankfurt (Main) gewartet.<br />

Unterschiede zum 403<br />

Die 406 unterscheiden sich für den Außenstehenden<br />

nur in wenigen Details von den 403-<br />

Triebzügen. Auffälligster Unterschied ist die<br />

Ausrüstung <strong>mit</strong> sechs Stromabnehmern dreier<br />

verschiedener Ausführungen, die sich über den<br />

Mittelwagen befinden. Im Innenraum mussten<br />

einige Sitzplätze der Trafowagen (406.1 und<br />

406.6) für zusätzliche Schaltschränke zur Aufnahme<br />

weiterer Mehrsystemkomponenten entfallen.<br />

Innenraum und Wagenanordnung der<br />

406 entsprechen sonst genau den 403.<br />

Die 406 wurden zunächst zeitgleich <strong>mit</strong> den<br />

403 ausgeliefert und fuhren anfangs in 403-Plänen.<br />

Am 23. Oktober 2000 nahmen DB und NS<br />

den <strong>ICE</strong>-Verkehr Amsterdam – Frankfurt<br />

(Main) auf, wobei die Züge die Grenze bei Emmerich<br />

ohne Systemhalt überfahren. Hierbei<br />

werden die DB-406 und NS-406 in gemeinsamen<br />

Plänen verwendet. Die niederländischen<br />

Züge unterschieden sich anfangs von den DB-<br />

Zügen durch den seitlichen „Restaurant“-Schriftzug<br />

(statt „BordRestaurant“ bzw. „BordBistro“)<br />

und das blaue NS-Logo auf der Front. 2008 wurde<br />

das NS-Logo durch einen „HiSpeed“-Schriftzug<br />

ersetzt. Ab dem Winterfahrplan 2002 bedienten<br />

die 406 auch die Relation Frankfurt<br />

(Main) – Köln – Bruxelles (B), wobei sie mangels<br />

Zulassung für die Neubaustrecke bis 2004 das<br />

alte Streckennetz in Belgien befuhren. In Belgien<br />

sind die Züge auf 250 km/h begrenzt.<br />

2006/2007 wurden die Züge 005, 006, 008,<br />

009, 012 und 013 bei Bombardier in Hennigsdorf<br />

für den Einsatz auf der Linie Frankfurt – Mannheim<br />

– Paris angepasst und als 406 080–085 ff.<br />

neu nummeriert. Diese Bauart wird als <strong>ICE</strong> 3MF<br />

bezeichnet. Seit dem 10. Juni 2007 kommen die<br />

Züge planmäßig nach Paris, wobei sie in Frankreich<br />

320 km/h fahren dürfen. Einsätze durch den<br />

Eurotunnel nach London sind ab 2015 geplant.<br />

Der Bestand an einsatzfähigen <strong>ICE</strong> 3M liegt<br />

bei 16 Einheiten. Die dünne Fahrzeugreserve<br />

und gelegentliche technische Probleme sorgten<br />

dafür, dass einige Leistungen Frankfurt (Main)<br />

– Paris von TGV übernommen wurden.<br />

22


<strong>ICE</strong> 3M<br />

Technische Daten – <strong>ICE</strong> 3 M/<strong>ICE</strong> 3 MF<br />

Endwagen Mittelwagen<br />

Baureihenbezeichnung 406 406<br />

Gebaute Stückzahl 34 102<br />

Baujahre 1999–2000 1999–2000<br />

Hersteller mech. Bombardier (ex Adtranz) Siemens-Duewag,<br />

Alstom LHB,<br />

Bombardier<br />

Hersteller elektr. Bombardier, Siemens<br />

Achsfolge Bo'Bo' Bo'Bo'/2'2'<br />

Höchstgeschwindigkeit 330 km/h (AC)/220 km/h (DC)<br />

Länge über Kupplung 25.675 mm 24.775 mm<br />

Breite 2.950 mm 3.020 mm<br />

Dachhöhe über SO 3.890 mm 3.890 mm<br />

Raddurchmesser 920 mm 920 mm<br />

Dauerleistung 16 x 500 kW (AC)/269 kW (DC)<br />

Gewicht ca. 54 t ca. 54 t<br />

Angaben für 8-teilige Zuggarnitur<br />

Länge über Kupplung 200,32 m<br />

Sitzplätze 1. Klasse 91–93<br />

Sitzplätze 2. Klasse 333–337<br />

Bistro/Restaurant –<br />

OBEN Auf der Strecke Venlo – Eindhoven sind <strong>ICE</strong> 3M ein gewohntes<br />

Bild. Im Mai 2009 eilt DB-Zug 406 011 unter niederländischer Oberleitung<br />

dahin<br />

Georg Wagner<br />

UNTEN Blauer Pfeil auf weißem Pfeil: Das Logo der Niederländischen<br />

Staatsbahnen zierte anfangs die <strong>ICE</strong> 3M der Nachbarn (Bild <strong>mit</strong> Endwagen<br />

406 053 bei Boisheim, Mai 2010)<br />

Marcus Henschel<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2013<br />

23


Schwerpunkt: <strong>ICE</strong>-Typen<br />

Velaro D (Baureihe 407)<br />

Die Baureihe 407 ist eine Weiterentwicklung<br />

des <strong>ICE</strong> 3 (Baureihen 403,<br />

406). Während diese Züge von einer<br />

Arbeitsgemeinschaft gefertigt wurden, ist der<br />

als Velaro D bezeichnete Triebzug ein reines<br />

Siemens-Produkt. Dabei wurden aus patentrechtlichen<br />

Gründen zahlreiche Bauteile<br />

durch Neukonstruktionen ersetzt und den<br />

neuesten Sicherheitsbestimmungen angepasst.<br />

Während seit 2002 Velaro-Züge nach Spanien,<br />

Russland und China verkauft wurden,<br />

die optisch weitgehend dem 403/406 entsprechen,<br />

wurde beim neuen 407 vor allem die<br />

Kopfform überarbeitet, um den aktuellen Vorgaben<br />

der TSI-Richtlinien zu genügen. Ansonsten<br />

entsprechen die 407 weitgehend den<br />

bekannten 406-Zügen.<br />

Im Dezember 2008 wurden insgesamt 15<br />

Einheiten bestellt, die vor allem für den Frankreich-Verkehr<br />

bestimmt sind und den stark beanspruchten<br />

406-Bestand erweitern sollen. Ab<br />

2012 sollten die Züge auf den Linien Frankfurt<br />

(Main) – Strasbourg – Lyon – Marseille<br />

eingesetzt werden und außerdem von Frankfurt<br />

(Main) aus auf den bislang <strong>mit</strong> 406 bedienten<br />

Relationen nach Köln – Brüssel und<br />

Saarbrücken – Paris aushelfen. Hierfür sind<br />

die Züge <strong>mit</strong> 3-kV- und 1,5-kV-Gleichstrom<br />

sowie <strong>mit</strong> 25-kV-/50-Hz- und 15-kV-/16,7-<br />

Hz-Wechselstrom betreibbar. Eine Zulassung<br />

für die Niederlande wird zwar angestrebt, ein<br />

planmäßiger Einsatz Richtung Amsterdam ist<br />

aber zurzeit nicht vorgesehen.<br />

Der Start steht noch aus<br />

Im Frühjahr 2011 wurde der Auftrag um einen<br />

16. Zug ergänzt, der einen verunglückten<br />

<strong>ICE</strong> 3 ersetzen sollte. Ursprünglich sollten die<br />

Züge ab Anfang 2011 für Zulassung und Probefahrten<br />

bereit stehen, ab Herbst 2011 war die<br />

Abnahme geplant, wo<strong>mit</strong> die Velaro D 2012<br />

zur Verfügung stehen sollten. Siemens räumte<br />

in der Bauphase allerdings massive Probleme<br />

<strong>mit</strong> der Technik ein. 2012 erteilte das Eisenbahn-Bundesamt<br />

die Zulassung für die Züge in<br />

Einfachtraktion, die allerdings für einen sinnvollen<br />

Planbetrieb nicht ausreicht. Die Mehrfachtraktion<br />

macht weiterhin Probleme, so dass<br />

die DB bislang keine Züge übernahm – zudem<br />

wurden im Herbst 2012 massive Mängel an der<br />

Klimatechnik und den Bremssystemen festgestellt,<br />

so dass das Eisenbahn-Bundesamt die<br />

Freigabe der bis dahin fertig gestellten acht<br />

Züge für den Personenverkehr verweigerte.<br />

Grund ist eine Verzögerung der Steuerungssoftware<br />

für die Bremssysteme von bis zu einer<br />

Sekunde, was bei einer Geschwindigkeit von<br />

250 km/h immerhin 70 Meter zusätzlichen<br />

Bremsweg ausmacht. Die DB rechnet <strong>mit</strong>tlerweile<br />

da<strong>mit</strong>, dass die Züge erst ab 2016 uneingeschränkt<br />

international einsatzfähig sind.<br />

Auf Grund der immensen Vertragsstrafen,<br />

die bereits fällig sind, hatte sich Siemens zur<br />

Überlassung eines auf eigene Rechnung gebauten<br />

17. Zuges bereit erklärt, der auf den Schadensersatz<br />

angerechnet werden sollte. Mittlerweile<br />

steht aber fest, dass die DB diesen Zug<br />

nicht übernimmt und dieser als Vorführfahrzeug<br />

des Herstellers andere Aufgaben erhält.<br />

24


Velaro D<br />

OBEN Mit vier Damen,<br />

stellvertretend für<br />

Velaro-Kunden in<br />

Russland, Spanien,<br />

Deutschland und China,<br />

stellte Siemens<br />

den 407 im Jahr<br />

2010 auf der Inno-<br />

Trans in Berlin aus<br />

Sebastian Schrader<br />

LINKS Im Mai 2011<br />

hält sich ein <strong>ICE</strong> 3<br />

Velaro D alias DB-Baureihe<br />

407 zu Versuchsfahrten<br />

in München<br />

auf (Bild im Hauptbahnhof).<br />

Heute, zwei<br />

Jahre später, lässt sich<br />

noch nicht sagen,<br />

wann die Züge in den<br />

Betriebsdienst gehen<br />

Uwe Miethe<br />

Beim 407 findet sich die klassische Großraumausstattung der gegenwärtigen<br />

<strong>ICE</strong>-Ära. Blick auf die Sitzreihen der 2. Klasse DB/B. Banaszak<br />

Technische Daten – Velaro D<br />

Endwagen<br />

Mittelwagen<br />

Baureihenbezeichnung 407 407<br />

Gebaute Stückzahl 34 102<br />

Baujahre 2010–2012 2010–2012<br />

Hersteller mech. Siemens Siemens<br />

Hersteller elektr.<br />

Siemens<br />

Achsfolge Bo'Bo' Bo'Bo' / 2'2'<br />

Höchstgeschwindigkeit<br />

320 km/h (AC) / 220 km/h (DC)<br />

Länge über Kupplung 25.700 mm 24.200 mm<br />

Breite 2.924 mm 2.924 mm<br />

Dachhöhe über SO 4.343<br />

Dauerleistung<br />

16 x 500 kW (AC)/269 kW (DC)<br />

Gewicht<br />

ca. 57 t<br />

Angaben für 8-teilige Zuggarnitur<br />

Länge über Kupplung 200,72 m<br />

Sitzplätze 1. Klasse 111<br />

Sitzplätze 2. Klasse 333<br />

Bistro/Restaurant 16<br />

Dienstgewicht<br />

495 t<br />

Nur bei Test- und Überführungsfahrten war der Velaro D bzw. 407<br />

bisher im DB-Netz zu sehen. Im Mai 2011 rollt 407 002 über die<br />

Rheinbrücke Duisburg-Rheinhausen<br />

Thomas Feldmann<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2013<br />

25


Schwerpunkt: <strong>ICE</strong>-Typen<br />

Zum Teil fahren fünfteilige 415 und siebenteilige 411 gemeinsam, wie bei <strong>ICE</strong> 1650 im Oktober<br />

2010 in Mainz-Bischofsheim<br />

Zeno Pillmann<br />

Schräge Performance im wörtlichen Sinne: Siemens präsentierte den <strong>ICE</strong>-T <strong>mit</strong> einer Show, bei<br />

der sich Tänzer und Zug neigten<br />

Heiko Focken<br />

<strong>ICE</strong>-T (Baureihe 411 und 415)<br />

Im Regionalverkehr brachten die Dieseltriebzüge<br />

610 Anfang der 90er-Jahre durch ihre<br />

eingebaute Neigetechnik (Gleisbogenabhängige<br />

Wagenkastensteuerung) auf kurvenreichen<br />

Hauptstrecken eine deutliche Beschleunigung.<br />

Daher entschloss sich die Deutsche Bahn AG<br />

1994, diese Technik auch im Fernreiseverkehr<br />

abseits der Hochgeschwindigkeitsstrecken zu<br />

nutzen. Für die Ablösung lokbespannter Inter-<br />

City- und InterRegio-Züge wurde im Dezember<br />

1994 einem Konsortium, bestehend aus den<br />

Herstellern DWA (Federführung), Siemens,<br />

Duewag und Fiat, der Auftrag zum Bau von<br />

40 elektrischen Triebzügen erteilt. Die aus sieben<br />

Wagen bestehenden Einheiten sollten als<br />

IC-T (oder ICT) bezeichnet werden. Das ursprüngliche<br />

Konzept sah keine Gemeinsamkeiten<br />

<strong>mit</strong> dem <strong>ICE</strong>-Programm vor, sondern vielmehr<br />

eine Modernisierung des bestehenden<br />

IC/EC-Netzes im Bereich bis 230 km/h.<br />

Mit der fortschreitenden Entwicklung des<br />

IC-T wurde das Projekt mehrfach geändert.<br />

Schon nach kurzer Zeit sollten statt der 40 Einheiten<br />

lediglich 32 siebenteilige Züge (Baureihe<br />

411), dafür aber elf Züge einer nur fünfteiligen<br />

Variante (Baureihe 415) entstehen. Im<br />

Frühjahr 1999 wurden die ersten Züge beider<br />

Varianten in Betrieb genommen. Noch 1999<br />

wurden die IC-T auch der <strong>ICE</strong>-Familie zugeschlagen<br />

und nunmehr als <strong>ICE</strong>-T bezeichnet.<br />

Bei der siebenteiligen 411-Einheit ist die Antriebselektrik<br />

wie bei 403 und 406 über die gesamte<br />

betrieblich nicht trennbare Einheit verteilt.<br />

Die End- und Mittelwagen werden deshalb allesamt<br />

unter der Bezeichnung 411 geführt, wenngleich<br />

nicht jeder Wagen Fahrmotoren besitzt.<br />

Die 1. Wagenklasse befindet sich im Endwagen<br />

411.0 und im ersten Mittelwagen 411.1. Im Mittelwagen<br />

411.2 wurde das BordRestaurant vorgesehen.<br />

Die übrigen Wagen 411.5 bis 411.8 beherbergen<br />

die 2. Wagenklasse. Die fünfteiligen<br />

415 müssen ganz ohne Restaurant auskommen.<br />

Bis zu drei Einheiten können <strong>mit</strong> Scharfenbergkupplungen,<br />

die sich hinter den Bugklappen befinden,<br />

gekuppelt werden, wobei theoretisch auch<br />

eine Kupplung <strong>mit</strong> <strong>ICE</strong>-3-Zügen möglich ist.<br />

Die Neigetechnik ermöglicht eine Neigung bis zu<br />

acht Grad und stammt von Fiat Ferroviaria. Im<br />

Dezember 1999 begann der planmäßige Einsatz<br />

der 411 zwischen Berlin und Düsseldorf, ab Mai<br />

2000 vornehmlich auf den Linien Berlin – Nürnberg<br />

– München und Frankfurt (Main) – Leipzig<br />

– Dresden, wobei auch gemeinsame Einsätze <strong>mit</strong><br />

415 zur Tagesordnung gehörten. Im Expo-Verkehr<br />

2000 halfen die Züge tatkräftig aus. Für die<br />

kurzen 415 entwickelte sich die Relation Stuttgart<br />

– Zürich zum wichtigsten Einsatzgebiet.<br />

Änderungen im Bestand<br />

Im März 2001 wurden weitere 28 Züge einer<br />

modifizierten Version des siebenteiligen 411<br />

bestellt, wobei nunmehr Siemens die Federführung<br />

im Konsortium <strong>mit</strong> Bombardier und<br />

Alstom übernahm. Bei diesen Zügen wurden<br />

die Neigetechnik optimiert, die Spitzenlichter<br />

auf LED-Technik umgestellt, die Sitzplatzanzahl<br />

erhöht, das durchgehende Fensterband<br />

durch Einzelfenster ersetzt und das BordRestaurant<br />

durch ein Bistro ersetzt. Nach Kundenprotesten<br />

sollen aber nachträglich die<br />

BordRestaurants wieder eingefügt werden.<br />

Im Januar 2004 brannte der Triebzug 411<br />

006ff teilweise aus, woraufhin die Mittelwagen<br />

411 706 und 806 ausgemustert wurden. Die übrigen<br />

Wagen stehen als Reservefahrzeuge zur Verfügung.<br />

Für den Einsatz der 411 nach Wien veräußerte<br />

die DB Ende 2006 bzw. im November<br />

2007 die kompletten Garnituren 14, 15 und 16<br />

an die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB),<br />

um einen Leistungsausgleich bei den gemeinsamen<br />

Einsätzen deutscher und österreichischer<br />

Züge zu erreichen. Die ÖBB vergaben die Betriebsnummern<br />

4011 090ff bis 092ff für die<br />

Züge, während die DB AG die Garnituren für die<br />

eigene Abrechnung als 411 090ff bis 092ff führt.<br />

Nach einem Unfall wurde der Endwagen 4011<br />

592 im Jahre 2008 durch den Reserveendwagen<br />

411 506 ersetzt. Von Dezember 2006 an ersetzte<br />

die Baureihe 411 im Verkehr zwischen Stuttgart<br />

und Zürich die 415, um mehr Kapazität zu<br />

bieten. Dafür kuppelte man zehn (zwei mal fünf)<br />

Endwagen des 415 <strong>mit</strong> den 411-Zwischenwagen,<br />

weil die 415 für den Einsatz in der Schweiz ausgerüstet<br />

waren, und erhielt so ohne größere Umbauten<br />

fünf siebenteilige 411-Garnituren <strong>mit</strong><br />

Schweiz-Zulassung. Die Mittelwagen mussten<br />

26


<strong>ICE</strong>-T<br />

Zum Teil kommen <strong>ICE</strong>-T auch in die Alpen, wie der <strong>ICE</strong> Innsbruck – Berlin nahe Garmisch-Partenkirchen. Die Neigetechnik-Triebzüge bieten Urlaubern<br />

wochenends einen direkten Anschluss von Verkehrszentren in die Urlaubsgebiete und zurück<br />

DB/Bartlomiej Banaszak<br />

Technische Daten – <strong>ICE</strong>-T (411) <strong>ICE</strong>-T (415)<br />

Endwagen Mittelwagen Endwagen Mittelwagen<br />

Baureihenbezeichnung 411 411 415 415<br />

Gebaute Stückzahl 120 300 22 33<br />

Baujahre 1998–1999, 2003 1998–1999, 2003 1998–1999 1998–1999<br />

Hersteller mech. DWA/Bombardier DWA/Bombardier, Siemens-Duewag DWA/Bombardier Siemens-Duewag<br />

Hersteller elektr. Siemens Siemens<br />

Achsfolge 2'2' Bo'Bo'/2'2' 2'2' Bo'Bo' / 2'2'<br />

Höchstgeschwindigkeit 230 km/h 230 km/h<br />

Länge über Kupplung 27.450 mm 25.900 mm 27.450 mm 25.900 mm<br />

Breite 2.850 mm 2.850 mm 2.850 mm 2.850 mm<br />

Dachhöhe über SO 3.890 mm 3.890 mm 3.890 mm 3.890 mm<br />

Raddurchmesser 890 mm 890 mm 890 mm 890 mm<br />

Dauerleistung 8 x 500 kW 6 x 500 kW<br />

Gewicht ca. 53 t ca. 53 t ca. 53 t ca. 53 t<br />

Angaben für 7-teilige Zuggarnitur<br />

Angaben für 5-teilige Zuggarnitur<br />

Länge über Kupplung 184,40 m 132,60 m<br />

Sitzplätze 1. Klasse 53 – 55 41<br />

Sitzplätze 2. Klasse 304 – 335 209<br />

Bistro/Restaurant 24 –<br />

nur minimal angepasst werden. Die frei gewordenen<br />

411-Endwagen wurden <strong>mit</strong> den drei Mittelwagen<br />

der bisherigen Schweiz-Garnituren gekuppelt,<br />

so dass fünf fünfteilige Züge für den<br />

Binnenverkehr entstanden. Schwierigkeiten <strong>mit</strong><br />

den Radsätzen schränkten allerdings ab 2008 den<br />

Ak tionsradius der <strong>ICE</strong>-T empfindlich ein. Das<br />

Eisenbahn-Bundesamt verfügte kürzere Untersuchungsintervalle<br />

für die Züge und untersagte die<br />

Verwendung der Neigetechnik. Zum März 2010<br />

zog die DB die 411 von der Relation Stuttgart –<br />

Zürich ab und gab dort den <strong>ICE</strong>-Verkehr auf. Bei<br />

Redaktionsschluss war der Austausch der Radsätze<br />

bei den <strong>ICE</strong>-T beschlossen, einen Starttermin<br />

dafür gab es aber noch nicht.<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2013<br />

27


Schwerpunkt: <strong>ICE</strong>-Typen<br />

Im April 2002 kam die Göltzschtalbrücke noch zu <strong>ICE</strong>-<br />

Ehren, als die 605er zwischen Nürnberg und Dresden<br />

fuhren. Der Dienst verlief jedoch nicht pannenfrei; Ende<br />

2003 stellte die DB die Züge sogar ab Rainer Heinrich<br />

<strong>ICE</strong>-TD (Baureihe 605)<br />

Neben den ICT-(bzw. <strong>ICE</strong>-T-) Zügen der<br />

Baureihen 411 und 415 bestellte die<br />

DB AG im April 1997 auch 20 Züge einer<br />

vierteiligen Dieselversion <strong>mit</strong> elektrischer<br />

Kraftübertragung, die als Baureihe 605 eingereiht<br />

wurde und sich optisch zunächst fast nur<br />

durch die fehlenden Stromabnehmer von den<br />

411/415 unterschied. Die Züge wurden von<br />

Bombardier/DWA und Siemens-Duewag gebaut<br />

und 1999 ausgeliefert. Mit 222 km/h stellte<br />

605 002 im Januar 2000 einen deutschen<br />

Geschwindigkeitsrekord für Dieselfahrzeuge<br />

auf, ansonsten fielen die Fahrzeuge wegen diverser<br />

technischer Unzulänglichkeiten auf.<br />

Im Juni 2001 nahmen die Triebzüge nach<br />

über eineinhalbjähriger Verspätung den Plandienst<br />

auf. Es häuften sich binnen kurzer Zeit<br />

verschiedene Probleme, so <strong>mit</strong> der Neigetechnik-<br />

Software. Im Dezember 2002 entgleiste eine<br />

Garnitur <strong>mit</strong> Achsbruch. Daraufhin wurden<br />

sämtliche Züge abgestellt und untersucht. Sie<br />

kehrten in den Planeinsatz zurück, die Neigetechnik<br />

durfte aber zunächst nicht mehr verwendet<br />

werden. Im Juli 2003 verfügte das Eisenbahn-Bundesamt<br />

die vorübergehende Stilllegung<br />

der gesamten Baureihe, im August 2003<br />

kehrten die ersten 605 in den Plandienst zurück,<br />

nachdem die Achswellen ausgetauscht worden<br />

waren. Die Neigetechnik blieb jedoch inaktiv. Im<br />

Dezember 2003 zog die DB AG sämtliche 605<br />

als Konsequenz der fortlaufenden Pannenserie<br />

aus dem Verkehr und legte sie still. Die Züge<br />

wurden in Hagen und München konserviert,<br />

während die DB zahlreiche erfolglose Versuche<br />

unternahm, die Dieseltriebwagen zu verkaufen.<br />

Abgestellt – zurückgekehrt<br />

Erste neue Einsätze gab es ab April 2006 bei<br />

Sondereinsätzen (unter anderem zur Fußball-<br />

Weltmeisterschaft in Deutschland), als wegen<br />

Fahrzeugmangels im Fernverkehr insgesamt<br />

neun Einheiten reaktiviert wurden. Nachdem<br />

die Sondereinsätze der 605 im Jahre 2006 einigermaßen<br />

zufriedenstellend verliefen, kamen<br />

die Züge für den Einsatz auf der Vogelfluglinie<br />

Hamburg – København ins Gespräch. Hierfür<br />

wurde die gesamte Baureihe im Februar 2007<br />

von München nach Hamburg umstationiert,<br />

die reaktivierten Züge ließ die DB in Krefeld<br />

und Hamburg für den Dänemark-Verkehr umbauen.<br />

In einem Kooperationsvertrag <strong>mit</strong> der<br />

Dänischen Staatsbahn (DSB) fahren die Züge<br />

seit Dezember 2007 in den Relationen Berlin –<br />

Hamburg – København und Berlin – Hamburg<br />

– Århus, wobei sie zwischen Berlin und<br />

Hamburg <strong>mit</strong> 200 km/h verkehren. Zwischen<br />

København und Nykøbing (Falster) werden sie<br />

seit März 2008 für den innerdänischen Verkehr<br />

<strong>mit</strong> einer zweiten Einheit verstärkt.<br />

Seit 2009 sind die zwölf Einheiten 003–007,<br />

010, 014, 016–020 für Dänemark ertüchtigt<br />

und sollen demnächst ihre Neigetechnik verlieren.<br />

605 013 ist zur Reaktivierung vorgesehen.<br />

Abgesehen vom 605 009/109, die in Hof<br />

bei einem Arbeitsunfall von der Hebebühne<br />

rutschten und verschrottet werden mussten,<br />

sind die übrigen Züge teils eingelagert, teils als<br />

Ersatzteilspender vorhanden oder warten nach<br />

Umbau auf eine Neuzulassung.<br />

Texte/Tabellen S. 12–29: Malte Werning/GM<br />

28


<strong>ICE</strong>-TD<br />

OBEN Mit der Relation<br />

Berlin – Hamburg –<br />

Kopenhagen haben<br />

die Diesel-<strong>ICE</strong> inzwischen<br />

ein neues Aufgabengebiet<br />

gefunden.<br />

Im Bild einer der<br />

Züge auf der Fehmarnsundbrücke<br />

Jürgen Hörstel<br />

MITTE RECHTS Von Diesel<br />

zu Diesel: Aus einer<br />

Rangierlok 362<br />

heraus entstand in<br />

Zwickau im April<br />

2002 das Foto des<br />

<strong>ICE</strong> 1562 Dresden –<br />

Nürnberg<br />

Rainer Heinrich<br />

Technische Daten – <strong>ICE</strong>-TD<br />

Endwagen<br />

Mittelwagen<br />

Baureihenbezeichnung 605 605<br />

Gebaute Stückzahl 40 40<br />

Baujahre 1998–1999 1998–1999<br />

Hersteller mech. DWA / Bombardier Siemens-Duewag<br />

Hersteller elektr.<br />

Siemens<br />

Achsfolge 2'Bo' 2'Bo'<br />

Höchstgeschwindigkeit<br />

200 km/h<br />

Länge über Kupplung 27.450 mm 25.900 mm<br />

Breite 2.850 mm 2.850 mm<br />

Dachhöhe über SO 3.890 mm 3.890 mm<br />

Raddurchmesser 890 mm 890 mm<br />

Dauerleistung<br />

8 x 213 kW<br />

Gewicht ca. 54 t ca. 54 t<br />

Angaben für 4-teilige Zuggarnitur<br />

Länge über Kupplung 106,70 m<br />

Sitzplätze 1. Klasse 41<br />

Sitzplätze 2. Klasse 154<br />

Bistro/Restaurant –<br />

Die Wartung der 605er liegt heute bei den <strong>ICE</strong>-Werken Berlin-Rummelsburg<br />

(Foto, März 2009) und Hamburg<br />

Volker Emersleben<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2013<br />

29


Schwerpunkt: <strong>ICE</strong>-Typen<br />

Im Werk Nürnberg<br />

werden die <strong>ICE</strong> 2<br />

seit gut zwei Jahren<br />

komplett überholt<br />

und neu ausgestattet.<br />

Im Bild Arbeiten<br />

an einem Steuerwagen,<br />

Dezember 2011<br />

Volker Emersleben<br />

Das Redesign beim <strong>ICE</strong> 2<br />

Verjüngungskur<br />

Nach dem <strong>ICE</strong> 1 unterzieht die Deutsche Bahn auch den <strong>ICE</strong> 2<br />

einer groß angelegten Renovierung. Für mehr als 100 Millionen<br />

Euro werden seit 2010 Triebköpfe, Steuerwagen und Zwischenwagen<br />

der zweiten <strong>ICE</strong>-Generation renoviert. Ein wesentlicher<br />

Teil dabei: die neue Innenausstattung<br />

Wenn dieses Heft erscheint, könnte es<br />

schon soweit sein. Im Juni 2013 soll<br />

die letzte <strong>ICE</strong>-2-Garnitur im neuen<br />

Gewand das Werk Nürnberg verlassen. Nach<br />

rund zweieinhalb Jahren wäre das Redesign der<br />

zweiten <strong>ICE</strong>-Generation dann abgeschlossen.<br />

Von 2005 bis 2008 hatte sich die Deutsche<br />

Bahn bereits des <strong>ICE</strong> 1 angenommen und<br />

rund 118 Triebköpfe sowie 708 Mittelwagen<br />

von Grund auf modernisiert. Zum Oktober<br />

2010 begann das nächste große Redesign, nun<br />

<strong>mit</strong> einem Musterzug des <strong>ICE</strong> 2. In der Folge<br />

wurden insgesamt 46 Triebköpfe, 45 Steuerwagen<br />

sowie 264 Mittelwagen der Renovierung<br />

unterzogen. Ein Vorhaben, das mehr als<br />

100 Millionen Euro kostete; Ersatzteile und<br />

Ausstattung schlugen dabei <strong>mit</strong> 40 Millionen<br />

Euro zu Buche.<br />

Zu den Maßnahmen gehört eine technische<br />

Verbesserung der Fahrzeuge. Unter anderem<br />

werden die Züge neu lackiert und die<br />

Luftfedern ausgetauscht. Die Führerstände arbeitet<br />

man auf und stattet sie <strong>mit</strong> neuen Lokführersitzen<br />

aus. Die Wagenübergänge werden<br />

neu gestaltet, die Toiletten überarbeitet.<br />

Schwerpunkt Inneneinrichtung<br />

Den größten Teil des Redesign-Programms<br />

macht die neue Innenausstattung des <strong>ICE</strong> 2<br />

aus. In jedem Bereich – 1. Klasse, Bistro,<br />

2. Klasse – tauscht die DB die Einrichtung<br />

aus. Dafür wurden über 17.000 Sitze (jeder<br />

<strong>mit</strong> einer Steckdose), 3.200 Tische sowie Restaurantsitze<br />

für die 44 Bordrestaurants beschafft,<br />

weiterhin 17.000 Quadratmeter Teppichboden<br />

und 5.100 Rollos. Im Großen und<br />

Ganzen kommt die Inneneinrichtung des Redesign-<strong>ICE</strong>-2<br />

der des <strong>ICE</strong> 3 näher. Auch ein<br />

Hotspot-Internetzugang ist jetzt vorhanden.<br />

Daneben gibt es weiteres Neues: Erstmals er-<br />

Vorher und nachher: die 2. Klasse des <strong>ICE</strong> 2 in den 90er-Jahren (links) und nach dem Redesign <strong>mit</strong> neuen Sitzen, FIS-Deckengondeln sowie<br />

Teppichboden <strong>mit</strong> Laufbahn (rechts)<br />

Slg. Peter Schricker (l.), Volker Emersleben<br />

30


Redesign beim <strong>ICE</strong> 2<br />

Schiffe<br />

und Meer ...<br />

Das neue Schifffahrt-Magazin<br />

ist da!<br />

Im Rahmen des Redesigns werden die Zwischenwagen des <strong>ICE</strong> 2 „entkernt“ und nahezu komplett<br />

neu eingerichtet<br />

Volker Emersleben<br />

Reise erleichtern. Für das Personal ist ebenfalls<br />

gesorgt; ihm steht jetzt in jeder Garnitur ein<br />

Pausenraum zur Verfügung.<br />

Ein Ziel: Der <strong>ICE</strong> 2 soll für mobilitätseingeschränkte<br />

Personen komfortabler werden<br />

hält ein Fernverkehrsfahrzeug der DB so genannte<br />

FIS-Deckengondeln, Bildschirme, auf<br />

denen Informationen und Werbung angezeigt<br />

werden kann. Insgesamt 1.280 dieser Monitore<br />

baut man in den Zügen ein.<br />

Mit dem Redesign steigert die DB die Zahl<br />

der Sitzplätze von 368 auf 381 – zu Lasten der<br />

Garderoben und des Klettergerüsts für Kinder.<br />

Beides musste im Rahmen des Umbauprogramms<br />

weichen. Mehr Service bietet dagegen<br />

das neu gestaltete und renovierte Bistro, das<br />

nun Sitzmöglichkeiten und einen Rollstuhlstellplatz<br />

hat. Generell legte man Wert darauf,<br />

den <strong>ICE</strong> 2 für mobilitätseingeschränkte Personen<br />

komfortabler zu machen. Ein zusätzlicher<br />

Rollstuhlstellplatz in einem Sitzwagen,<br />

Kanten an den Teppichlaufstraßen und Hinweise<br />

in Blindenschrift sollen ihnen die <strong>ICE</strong>-<br />

Arbeiten in Berlin und Nürnberg<br />

Die Vorbereitung der Renovierung übernahm<br />

das <strong>ICE</strong>-Werk Berlin-Rummelsburg. Das eigentliche<br />

Redesign erledigte anschließend das<br />

Werk Nürnberg; jeweils drei Triebzüge wurden<br />

dort parallel abgestellt und in bis zu fünf<br />

Wochen umgebaut. Nach DB-Angaben sicherte<br />

das Projekt 320 Arbeitsplätze an dem<br />

fränkischen Eisenbahnknoten.<br />

Nach der Verjüngungskur sollen die Züge<br />

für nochmals 15 Jahre Betriebsdienst ertüchtigt<br />

sein. Theoretisch könnte der <strong>ICE</strong> 2 also<br />

bis 2028 auf den Gleisen bleiben.<br />

Fritz Traser<br />

Besonderen Wert<br />

legte die DB auf Hilfen<br />

für mobilitätseingeschränkte<br />

Personen.<br />

So gibt es im<br />

Eingangsbereich des<br />

<strong>ICE</strong> 2 Informationen<br />

in Blindenschrift<br />

Sebastian Schrader<br />

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<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2013<br />

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<strong>mit</strong> Prämie unter:<br />

31<br />

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Schwerpunkt: <strong>ICE</strong>-Typen<br />

Für den Dienst auf Breitspurgleisen ist der „Velaro RUS“, die russische „Ableitung“ des <strong>ICE</strong> 3,<br />

konzipiert. Im September 2008 stellte Siemens das Fahrzeug auf der Messe InnoTrans in Berlin<br />

vor (gr. Bild); in Russland fahren die Züge unter dem Namen „Sapsan“ – Wanderfalke (kl. Bild r.)<br />

Sven Klein (gr. Bild), Jürgen Hörstel (kl. Bild r.)<br />

Die Velaro-Plattform von Siemens Mobility<br />

Die Ableger<br />

des <strong>ICE</strong> 3<br />

Nicht nur in Deutschland machte der <strong>ICE</strong> 3 Karriere. Auf dieser<br />

Basis entstanden Velaro-Versionen für Russland, Spanien, China<br />

und die Türkei. Weitere Kunden sind nicht ausgeschlossen<br />

Der <strong>ICE</strong> 1 fuhr wenige Jahre bei der<br />

Bundesbahn, als die Hersteller den<br />

Sprung ins Ausland wagten. 1994 versuchte<br />

sich eine Version als „Amtrak-<strong>ICE</strong>“ in<br />

den USA. Aber die hoffnungsvolle Initiative<br />

scheiterte. Es gab keine Bestellungen, der <strong>ICE</strong><br />

blieb ein deutsches Inlandsprodukt.<br />

Einige Jahre später sollte Siemens <strong>mit</strong> dem<br />

bei der Deutschen Bahn eingesetzten <strong>ICE</strong> 3<br />

mehr Erfolg haben – nicht in den USA, sondern<br />

in anderen Ländern. Und es ist auch<br />

nicht der <strong>ICE</strong> 3 an sich, sondern eine um ihn<br />

herum aufgebaute Fahrzeugplattform namens<br />

„Velaro“. Das Kunstwort, das vom spanischen<br />

„Velocidad Alta“, „Hochgeschwindigkeit“,<br />

stammt, bezeichnet eine Art Baukastensystem,<br />

in dem Siemens Mobility Hochgeschwindigkeitstriebzüge<br />

nach den speziellen Bedürfnissen<br />

der Besteller fertigt.<br />

Dabei ist der auf eine „Lebenszeit“ von<br />

30 Jahren ausgelegte „Velaro“ nicht mehr das<br />

Produkt einer Arbeitsgemeinschaft aus mehreren<br />

Unternehmen, sondern allein von Siemens.<br />

Deshalb mussten Fahrzeugteile, die von<br />

anderen Herstellern kamen, von Siemens neu<br />

konstruiert werden. Außerdem galt es die zwischenzeitlich<br />

erschienenen „Technischen Spezifikationen<br />

für Interoperabilität“ und die weiterentwickelten<br />

Normen zum Beispiel für den<br />

Brandschutz zu beachten.<br />

Bei den zurzeit vorhandenen bzw. bestellten<br />

Fahrzeugen gibt es Unterschiede hinsichtlich<br />

der Stromsysteme, Klimaanlagen,<br />

Antriebsleistungen, Sitzplatzzahlen, Wagenkastenbreite,<br />

Spurweite usw. Anders als beim<br />

<strong>ICE</strong> 3 lassen sich die Traktionshilfsbetriebe,<br />

etwa die Stromrichterkühlwasserpumpe, der<br />

Stromrichterkühlerlüfter, Fahrmotorlüfter<br />

oder Bremswiderstandslüfter auch ohne Strom<br />

aus der Fahrleitung betreiben. Außerdem besitzen<br />

die ins Ausland gelieferten Velaro keine<br />

Wirbelstrombremse. Hingegen sind – wie<br />

beim <strong>ICE</strong> 3 – die Antriebs- und Bremskomponenten<br />

sowie die elektrische und mechanische<br />

Ausrüstung über den ganzen Zug bzw.<br />

beim „Eurostar e320“ über den Halbzug verteilt.<br />

Bei den achtteiligen Triebzügen werden<br />

vier der acht Drehgestelle angetrieben, beim<br />

zehnteiligen Velaro RUS vier von zehn. Bis<br />

heute (Stand Frühjahr 2013) lieferte Siemens<br />

Velaro-Züge an fünf verschiedene Bahnen.<br />

32


Baureihe 605 – nach dem Comeback<br />

Als deutsch-chinesische Koproduktion entstanden die CRH3-Triebzüge<br />

für China. Die Technik und das Knowhow dafür stellte Siemens zur<br />

Verfügung<br />

Picture-alliance/Photoshot<br />

Auch in Spanien konnte der <strong>ICE</strong> 3 bzw. Velaro Fuß fassen. Mit bis zu<br />

350 km/h fährt der normalspurige AVE S103 unter anderem zwischen<br />

Madrid und Barcelona (Bild in Zaragoza)<br />

Marco Frühwein<br />

Velaro E<br />

Im Juli 2001 bestellte die spanische Staatsbahn<br />

RENFE vor allem für die 625 Kilometer lange<br />

Hochgeschwindigkeitsstrecke Madrid – Zaragoza<br />

– Barcelona – französische Grenze<br />

16 achtteilige Züge Velaro E („E“ für „España“).<br />

Diese erhielten die spanische Baureihenbezeichnung<br />

S103, können <strong>mit</strong> 350 km/h verkehren<br />

und weisen drei Wagenklassen auf. Im<br />

Dezember 2005 folgte eine Nachbestellung von<br />

Die spanische Version<br />

fährt bis zu 350 km/h<br />

zehn baugleichen Einheiten. Seit 2007 stehen<br />

die Züge auf verschiedenen Strecken planmäßig<br />

im Einsatz. Siemens lieferte hierbei normalspurige<br />

Varianten – die Neubaustrecken<br />

entstanden in Normalspur und weichen da<strong>mit</strong><br />

von den bisher in Spanien üblichen Breitspurstrecken<br />

ab.<br />

Velaro CN<br />

Das chinesische Eisenbahnministerium MOR<br />

erteilte im November 2005 der Siemens AG<br />

und ihrem Partner „Tangshan Locomotive &<br />

Rolling Stock Works“ (CNR) den Auftrag für<br />

60 achtteilige Velaro CN („CN“ für „China“)<br />

<strong>mit</strong> der chinesischen Baureihenbezeichnung<br />

CRH3. Die 300 km/h schnellen Fahrzeuge weisen<br />

einen breiteren Wagenkasten auf, so dass in<br />

der Touristenklasse 600 Passagiere dank einer<br />

Bestuhlung 2 + 3 Platz finden. Die Züge fahren<br />

auf der Strecke Beijing – Tianjin, sollen aber<br />

auch auf weiteren Strecken, wie Beijing – Shanghai<br />

und Guangzhou – Wuhan verkehren. 2009<br />

wurde ein Zusatzauftrag über die Lieferung von<br />

20 Antriebs- und Zugsteuerungskomponenten<br />

<strong>mit</strong> dem chinesischen Partner „Tangshan Railway<br />

Vehicle & Co. Ltd.“ (TRC) abgeschlossen.<br />

Velaro RUS<br />

Im Mai 2006 bestellte die russische Staatsbahn<br />

RZD acht Triebzüge, welche an die klimatischen<br />

Anforderungen und die Normen der Russischen<br />

Föderation, wie breitere Wagenkästen und die<br />

Breitspur von 1.520 Millimetern, angepasst sein<br />

mussten. Die vier Einsystemzüge für 3-kV-<br />

Gleichstrom und die vier Zweisystemzüge für<br />

3-kV-Gleichstrom und 25-kV/50-Hz-Wechselstrom<br />

tragen die Bezeichnung „Sapsan“ nach<br />

dem schnellsten Vogel aus der Familie der Wan-<br />

ÜBERBLICK<br />

Bezeichnung<br />

Land<br />

Baureihe<br />

TECHNISCHE DATEN DER <strong>ICE</strong>-3-ABLEGER<br />

Velaro E<br />

Spanien<br />

AVE S103<br />

Baujahre 2005 – 2008<br />

Wagen pro Zug 8<br />

Zuglänge<br />

Wagenbreite<br />

Dachhöhe<br />

Spannungssystem<br />

ca. 200,3 m<br />

2.950 mm<br />

3.890 mm<br />

AC 25 kV/50 Hz<br />

Höchstgeschwindigkeit 350 km/h<br />

Spurweite<br />

1.435 mm<br />

Anzahl Sitzplätze im Zug 405<br />

Traktionsleistung 8.800 kW<br />

Anzahl Fahrzeuge 26<br />

Bezeichnung<br />

Land<br />

Baureihe<br />

Velaro CN<br />

China<br />

CRH3<br />

Baujahre 2006 – 2009<br />

Wagen pro Zug 8<br />

Zuglänge<br />

Wagenbreite<br />

Dachhöhe<br />

Spannungssystem<br />

ca. 200 m<br />

3.265 mm<br />

3.890 mm<br />

AC 25 kV/50 Hz<br />

Höchstgeschwindigkeit 300 km/h<br />

Spurweite<br />

1.435 mm<br />

Anzahl Sitzplätze im Zug 601<br />

Traktionsleistung 8.800 kW<br />

Anzahl Fahrzeuge 60 + 20<br />

Bezeichnung<br />

Land<br />

Velaro RUS<br />

Russland<br />

derfalken. Seit Ende 2009 sind die acht Fahrzeuge<br />

zwischen Moskau und St. Petersburg unterwegs,<br />

ab 2014 folgen acht weitere Garnituren.<br />

Baureihe „Sapsan“<br />

Baujahre 2008 – 2010,<br />

2012 – 2014<br />

Wagen pro Zug 10<br />

Zuglänge ca. 250,3 m<br />

Wagenbreite 3.265 mm<br />

Dachhöhe 4.400 mm<br />

Spannungssystem DC 3 kV<br />

AC 25 kV/50 Hz<br />

und DC 3 kV<br />

Höchstgeschwindigkeit 250 km/h<br />

Spurweite 1.520 mm<br />

Anzahl Sitzplätze im Zug 604<br />

Traktionsleistung 8.000 kW AC/<br />

4.200 kW DC<br />

Anzahl Fahrzeuge 8 + 8<br />

Bezeichnung Eurostar e320<br />

Land Großbritannien<br />

Baureihe e320<br />

Baujahre 2012 – 2014<br />

Wagen pro Zug 2 x 8<br />

Zuglänge 2 x 180 m<br />

Wagenbreite k.A.<br />

Dachhöhe k.A.<br />

Spannungssystem AC 25 kV 50 Hz/<br />

DC 1,5 kV/DC 3 kV<br />

Höchstgeschwindigkeit 320 km/h<br />

Spurweite 1.435 mm<br />

Anzahl Sitzplätze im Zug 894 – 950<br />

Traktionsleistung 2 x 8.000 kW<br />

Anzahl Fahrzeuge 10<br />

Velaro e320<br />

Gegen den erbitterten Widerstand von Alstom<br />

erhielt Siemens im Oktober 2010 von der Eurostar<br />

Group den Auftrag für zehn Velaro-Triebzüge.<br />

Aufgrund der Sicherheitsvorschriften im<br />

Eurotunnel unter dem Ärmelkanal handelt es<br />

sich um 20 Halbzüge, von denen jeweils zwei<br />

durch einen Übergang verbunden sind. Die dort<br />

befindliche Kupplung würde nur im Notfall gelöst,<br />

um die Passagiere beider Zughälften in einem<br />

Halbzug evakuieren zu können. Die 16-teiligen<br />

Züge sollen auf den Strecken Paris – London<br />

und Amsterdam – Brüssel – London <strong>mit</strong><br />

320 km/h bis zu 950 Passagiere befördern.<br />

Velaro Türkei<br />

Im März 2013 erteilte die türkische Eisenbahngesellschaft<br />

TCDD Siemens den Auftrag,<br />

neben einem Testzug sechs Velaro-Garnituren<br />

zu liefern. Auch hier wird also in absehbarer<br />

Zeit ein <strong>ICE</strong>-3-Ableger zum Einsatz kommen.<br />

Dr. Hans-Bernhard Schönborn/GM<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2013<br />

33


Bilderbogen<br />

Reisen <strong>mit</strong> dem <strong>ICE</strong><br />

Expresstour in Weiß<br />

180 <strong>ICE</strong>-Bahnhöfe, 24,75 Milliarden Personenkilometer im Jahr 2012 und ein<br />

Anteil von 66 Prozent an den Leistungen bei DB Fernverkehr: Das sind die<br />

nackten Zahlen des <strong>ICE</strong>-Verkehrs. Dahinter steht ein vielschichtiges, Schritt<br />

für Schritt aufgebautes Zugangebot<br />

34


<strong>ICE</strong>-Reisen<br />

Seit 1993 ist der <strong>ICE</strong> auch ein Berliner.<br />

Im Juli 1998 rollt <strong>ICE</strong> 881 „Adolph von<br />

Menzel“ aus Köln über die Stadtbahn,<br />

hier nahe dem Alexanderplatz. Gleich<br />

werden die beiden <strong>ICE</strong> 2 den Ostbahnhof<br />

erreichen<br />

Bernd Oliver Sydow<br />

Speisewagen-Service in einem <strong>ICE</strong>-T. Bei einigen Fahrzeugtypen wollte die DB die Gastronomie<br />

abspecken, doch nach Kundenprotesten ließ sie davon ab<br />

DB/Bernd Lammel<br />

Zwei parallel fahrende <strong>ICE</strong> 3 schickt die DB am 25. Juli 2002 als Eröffnungszug auf die Neubaustrecke<br />

Köln – Frankfurt. Erstmals erreichen Züge in Deutschland planmäßig 300 km/h<br />

Abfahrauftrag für einen <strong>ICE</strong> 2 in Bochum Hbf, Oktober 2008. Die „halben <strong>ICE</strong>“ bieten <strong>mit</strong> der<br />

Flügelung gute Anschlüsse für das dicht besiedelte Ruhrgebiet M. Henschel, H.Scheiba (Bild Mitte)<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2013<br />

35


Bilderbogen<br />

Zusätzlicher Service:<br />

Ein Treppchen<br />

hilft den<br />

Reisenden in Basel<br />

SBB im Juni<br />

1999 beim Einund<br />

Aussteigen<br />

Jörn Schramm<br />

Die guten Geister<br />

hinter den Kulissen:<br />

In den <strong>ICE</strong>-Werken,<br />

an den Wendebahnhöfen<br />

und zum Teil<br />

auch unterwegs sorgen<br />

DB-Mitarbeiter<br />

für Sauberkeit in den<br />

<strong>ICE</strong>-Garnituren<br />

DB/Bernd Lammel<br />

36<br />

UNTEN Der Kontrapunkt<br />

zum Thema<br />

Komfort: Im <strong>ICE</strong> 3<br />

wurden einige Fensterplätze<br />

<strong>mit</strong> Ablagen<br />

fürs Gepäck<br />

zugebaut. Einige Reisende<br />

blicken dafür<br />

von ihrem Sitz nicht<br />

nach draußen, sondern<br />

auf einen Fensterholm<br />

Heiko Focken<br />

Im Dienst des Kunden!?<br />

Als der <strong>ICE</strong> 1 im Jahr 1991 <strong>mit</strong> Audiound<br />

teilweise sogar Videoprogramm in<br />

den Betrieb ging, war das eine kleine<br />

Sensation. Auch die Deutsche Bahn<br />

führt den <strong>ICE</strong> als den<br />

komfortabelsten Zug<br />

im Portfolio. Doch<br />

gibt es inzwischen<br />

Abstriche bei der<br />

Ausstattung<br />

Slg. Dr. Daniel Hörnemann


Im Dienst des Kunden!?<br />

OBEN Der <strong>ICE</strong>-T bringt den weiß-roten-Bedienungsstandard<br />

auch nach Elbflorenz. Im Bild<br />

der DB-Jubiläumszug 415 022 zu „175 Jahre<br />

Eisenbahnen in Deutschland“, aufgenommen<br />

in Dresden Hbf im Juni 2010 Sven Klein<br />

RECHTS Die virtuelle <strong>ICE</strong>-Reise: Unter anderem<br />

in <strong>ICE</strong>-Simulatoren erhalten die Triebfahrzeugführer<br />

ihre Ausbildung für den Einsatz. Im Bild<br />

das „Trainings-Cockpit“ eines <strong>ICE</strong> 3<br />

DB/Andreas Mann<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2013<br />

37


Bilderbogen<br />

OBEN Der Abschnitt bei Stift Melk ist das<br />

klassische Motiv an der Strecke Wien – Salzburg,<br />

und seit den 90er-Jahren trifft man hier<br />

auch <strong>ICE</strong>-Züge an. Im August 1999 kommt<br />

401 071 als <strong>ICE</strong> 90 „des Weges“ M. Inderst<br />

LINKS Bitte sehr, Ihr Zug nach Frankfurt: Im<br />

Mai 2008 steht ein 406 im Bahnhof Amsterdam<br />

Centraal bereit<br />

Volker Emersleben<br />

38


International unterwegs<br />

Parade der Supernasen: Am 12. Mai 2013 hat sich wie üblich ein <strong>ICE</strong> 3 am Pariser Gare de<br />

l’Est in die TGV-Parade gemogelt ...<br />

Alexandra Wurl<br />

International unterwegs<br />

Sieben Länder umfasst das<br />

<strong>ICE</strong>-Liniennetz heute – und<br />

wenn es nach der Deutschen<br />

Bahn ginge, könnten noch<br />

einige dazu kommen. Engpässe<br />

im Fahrzeugbereich<br />

und langwierige Zulassungsverfahren<br />

bremsen allerdings<br />

die Bemühungen<br />

immer wieder<br />

Moderne Eisenbahn durch und durch: Im November 2009 legt Mehrsystemzug 406 003 im<br />

belgischen Bahnhof Liège-Guillemins einen Zwischenhalt ein<br />

Marcus Henschel<br />

Internationale <strong>ICE</strong>-Reisen mal umgekehrt: Brasilianische Fußballfans<br />

fahren am 1. Juli 2006 <strong>mit</strong> dem <strong>ICE</strong> zum Weltmeisterschafts-Viertel -<br />

finale gegen Frankreich nach Frankfurt (Main)<br />

Ulrich Schwer<br />

Slg. Dr. Daniel Hörnemann<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2013<br />

39


Einsatz<br />

Das <strong>ICE</strong>-Liniennetz von 1991 bis heute<br />

Der Weg an die Spitze<br />

Eine Linie im Frühjahr 1991, 28 Linien im Frühjahr 2013: Der Zahlenvergleich zeigt am besten<br />

den Aufstieg des <strong>ICE</strong>-Angebots bei Bundesbahn und Deutscher Bahn AG. Im Fernverkehr geht<br />

heute ohne die Triebzüge kaum noch etwas. Aber es gab auch Rückschläge<br />

Die Entwicklung des <strong>ICE</strong>-Linien- und<br />

Hochgeschwindigkeitsstreckennetzes<br />

in Deutschland war – gerade auch im<br />

Vergleich zu den Nachbarländern – durch spezifische<br />

Voraussetzungen und Rahmenbedingungen<br />

bestimmt. Vier Faktoren spielten eine<br />

Rolle: zum ersten die Fertigstellung, Zulassung<br />

und Inbetriebsetzung neuer, für den<br />

Hochgeschwindigkeitsverkehr geeigneter<br />

Fahrzeuge; zum zweiten die schrittweise Fertigstellung<br />

der Neu- und Ausbaustrecken; zum<br />

dritten die polyzentrische Siedlungsstruktur<br />

Deutschlands, die keine Zentren wie Paris,<br />

Madrid oder Tokio kennt und deshalb zu einem<br />

„Kampf“ um <strong>ICE</strong>-Haltepunkte führte,<br />

und viertens die politische Situation. Man darf<br />

nämlich nicht vergessen, dass bis zum legendären<br />

„Fall der Berliner Mauer“ am 9. November<br />

1989 Deutschland ein geteiltes Land<br />

war und dass während der Planungs- und Experimentierphase<br />

nichts oder nur sehr wenig<br />

auf eine Änderung der politischen Lage hindeutete.<br />

Deshalb wurde fast ausschließlich in<br />

Nord-Süd- und kaum in West-Ost-Richtung<br />

geplant.<br />

Die Planungs- und<br />

Experimentierphase<br />

Schon vor der Einführung des InterCity-Systems<br />

in Deutschland war klar, dass das beste-<br />

40


<strong>ICE</strong>-Liniennetz<br />

OBEN Reisende in Kassel-Wilhelmshöhe zu Beginn der 90er-Jahre. Die DB ließ den Bahnhof für<br />

den <strong>ICE</strong>-Verkehr weitreichend umbauen Ludwig Rotthowe (o.), Uwe Miethe (l.), Slg. Oliver Strüber (u.)<br />

LINKS Erst <strong>mit</strong> den Neubaustrecken konnte man die Mittelgebirge schnell durchqueren; Doppeltraktion<br />

<strong>mit</strong> zwei <strong>ICE</strong> 2 auf der Strecke Hannover – Würzburg. Unten eine Werbung von 1991<br />

meter Ausbaustrecken zu investieren. Ausbaustrecken<br />

sind für den fahrplanmäßigen Betrieb<br />

<strong>mit</strong> 200, teilweise 230 km/h ausgelegt,<br />

Neubaustrecken für 250, teilweise 300 km/h.<br />

Mit neuen Strecken war es aber nicht getan.<br />

Auch am Rollmaterial mussten Verbesserungen<br />

vorgenommen werden, und so fand 1972<br />

für 200 km/h in Betrieb, bis Ende 1988 wuchs<br />

die Gesamtlänge der Ausbaustrecken auf<br />

640 Kilometer. 1991 wurden die insgesamt<br />

427 Kilometer langen Neubaustrecken Hannover<br />

– Würzburg und Mannheim – Stuttgart<br />

eröffnet, deren Bau 16 Milliarden DM gekostet<br />

hatte, weil die Mittelgebirge <strong>mit</strong> hohem<br />

Vorarbeiten für den Hochgeschwindigkeitsverkehr:<br />

Neubaustrecken und ein Versuchsfahrzeug<br />

hende Schienennetz für einen Hochgeschwindigkeitsverkehr<br />

von 200 km/h Minimum<br />

kaum geeignet war. Nach verschiedenen<br />

Absichtserklärungen seitens der Politik wurde<br />

1970 ein „Ausbauprogramm für das Netz<br />

der Deutschen Bundesbahn“ <strong>mit</strong> sechs insgesamt<br />

1.100 Kilometer langen Neubaustrecken<br />

vorgestellt, gefolgt von der Absichtserklärung,<br />

zwischen 1971 und 1985 31 Milliarden DM<br />

für 950 Kilometer Neubau- und 1.250 Kilo-<br />

die Gründung der „Forschungsgemeinschaft<br />

Rad/Schiene“ statt. Das Bundesministerium<br />

für Forschung und Technologie unterstützte<br />

die Forschungen in der Folgezeit bis 1990 <strong>mit</strong><br />

450 Millionen DM, wovon rund 70 Millionen<br />

auf die Entwicklung des <strong>ICE</strong> entfielen.<br />

1973 war Baubeginn für die Neubaustrecke<br />

Hannover – Würzburg, 1976 für Mannheim<br />

– Stuttgart. 1977 ging die 42,7 Kilometer<br />

lange Ausbaustrecke München – Augsburg<br />

Aufwand und zahlreichen Kunstbauten, Brücken<br />

und Tunneln durchquert werden mussten.<br />

Auch die später eröffneten Neubaustrecken<br />

verlaufen zwischen einem Viertel und der<br />

Hälfte ihrer Länge in Tunneln oder auf Brücken;<br />

nur die in der norddeutschen Tiefebene<br />

liegende Neubaustrecke Wolfsburg – Berlin<br />

kommt ohne Tunnel aus.<br />

Am 26. November 1985 wurde der Öffentlichkeit<br />

der InterCityExperimental (kurz<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2013 41


Einsatz<br />

Ein <strong>ICE</strong> 1 passiert 1995 Wiesenburg in Brandenburg. Von 1993 bis 1995 diente die ertüchtigte Verbindung Güterglück – Wiesenburg – Berlin<br />

als <strong>ICE</strong>-Umleiter, da die Strecke Magdeburg – Berlin noch nicht ausgebaut war. Heute ist die Strecke Güterglück – Wiesenburg stillgelegt Sydow<br />

Slg. H. Focken<br />

„<strong>ICE</strong>“), bestehend aus zwei Triebköpfen und<br />

drei Zwischenwagen, vorgestellt, der am gleichen<br />

Tag zwischen Gütersloh und Hamm <strong>mit</strong><br />

317 km/h einen neuen Weltrekord für Drehstrom-Schienenfahrzeuge<br />

aufstellte. In den<br />

nächsten Jahren folgten zahllose Tests <strong>mit</strong> den<br />

neu entwickelten Komponenten und ihrem<br />

Zusammenwirken bei Geschwindigkeiten, die<br />

in Deutschland bisher nicht erreicht worden<br />

waren. Aufgrund der sich daraus ergebenden<br />

Resultate sollten bedarfsgerechte Fahrzeuge<br />

für den 1991 beginnenden Hochgeschwindigkeitsverkehr<br />

entwickelt werden. Außerdem<br />

wurde bei Präsentationsfahrten die Fahrgast-<br />

Akzeptanz geprüft und natürlich viel Reklame<br />

für die künftigen Züge gemacht, die Werbung<br />

für den <strong>ICE</strong> hatte bereits 1985 begonnen.<br />

Nach langen Diskussionen, ob die neuen<br />

Züge lokbespannt sein sollten oder nicht, ob<br />

sie eine Höchstgeschwindigkeit von 200 oder<br />

doch 250 km/h erreichen sollten, verkündete<br />

der Verkehrsminister am 13. Januar 1987, dass<br />

die Finanzierung von zunächst zehn <strong>ICE</strong>-Zügen<br />

durch die Bundesregierung gesichert sei.<br />

Am 1. August 1987 folgte die formale Zustimmung<br />

zur Beschaffung von 41 Serien-<br />

Triebzügen (vorgesehen für 250 km/h) und<br />

der erforderlichen Wartungseinrichtungen.<br />

Bei der Betriebsaufnahme 1991 sollten insgesamt<br />

40 bis 50 Einheiten verfügbar sein.<br />

Am 29. Mai 1991 wurde der <strong>ICE</strong>-Betrieb <strong>mit</strong> einer<br />

Sternfahrt nach Kassel-Wilhelmshöhe eröffnet<br />

<strong>ICE</strong> 1 und die ersten <strong>ICE</strong>-Strecken<br />

Der Auftrag zum Bau von 82 Triebköpfen<br />

wurde formal durch das Bundesbahn-Zentralamt<br />

am 20. Januar 1989 an das Konsortium<br />

erteilt, für die 482 Mittelwagen am<br />

20. Februar 1989. Der Kaufpreis betrug insgesamt<br />

rund 1,8 Milliarden DM: Ein Triebkopf<br />

kostete 8,7 Millionen, ein Speisewagen<br />

vier Millionen, ein Servicewagen drei und ein<br />

Personenwagen 2,7 Millionen DM. Im Sommer<br />

1990 bestellte die Deutsche Bundesbahn<br />

19 weitere Garnituren zum Preis von rund einer<br />

Milliarde DM.<br />

Nach langwierigen Diskussionen behielt<br />

man das Kürzel „<strong>ICE</strong>“ bei: Aus dem „Inter-<br />

CityExperimental“ wurde der „InterCityExpress“.<br />

Nicht nur das Tempo (250 km/h statt<br />

200 km/h), sondern auch der Komfort übertraf<br />

die bisherigen InterCity-Züge. Waren<br />

doch die Wagen des <strong>ICE</strong> 20 Zentimeter breiter<br />

als die übrigen Personenwagen, die Zahl<br />

der Sitzplätze<br />

in der<br />

2. Klasse von<br />

88 auf 66 pro<br />

Wagen reduziert.<br />

Eine verstellbare<br />

Rückenlehne,<br />

eine<br />

Klimaanlage,<br />

Garderoben,<br />

Schließfächer,<br />

Telefonzellen<br />

sowie ein Fahrgastinformationssystem<br />

<strong>mit</strong><br />

Bildschirmen waren<br />

weitere Komfortmerkmale.<br />

Erstmals wurden reine Raucher-<br />

und Nichtraucherwagen geschaffen; der<br />

Speisewagen war (wie beim Inter -City) zwischen<br />

1. und 2. Klasse eingereiht.<br />

Am 29. Mai 1991 wurde der <strong>ICE</strong>-Betrieb<br />

<strong>mit</strong> einer Sternfahrt von Bonn, Hamburg,<br />

Mainz, Stuttgart und München aus zum neuen<br />

Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe eröffnet.<br />

Bundespräsident Richard von Weizsäcker persönlich<br />

stellte um 12 Uhr das Ausfahrsignal auf<br />

Grün. Der fahrplanmäßige Einsatz begann am<br />

2. Juni 1991.<br />

Der Werbe-Slogan für das neue Produkt<br />

hieß „Doppelt so schnell wie das Auto, halb so<br />

schnell wie das Flugzeug“; die Bundesbahn<br />

42


<strong>ICE</strong>-Start 1991<br />

Gegensätze: 1991 begleiten einige Pannen den <strong>ICE</strong>-Dienst, auf einer<br />

Werbetafel in Hamburg Hbf ist die Rede von der „lahmen Ente“ ...<br />

... und 2013 scheint der Einsatz wegen geringer Fahrzeugreserven so<br />

umfassend, dass eine Wäsche unterbleibt (Strecke Münster – Lünen)<br />

Im Verkehr zur Expo 2000 verdienen sich die neuen <strong>ICE</strong> 3 ihre ersten<br />

Sporen (Hannover Messebahnhof, August 2000)<br />

Malte Werning<br />

Als aufblasbarer Werbeträger macht der <strong>ICE</strong> 1992 auf die BahnCard<br />

aufmerksam<br />

Volker Emersleben, Heiko Focken (l.o.), Markus Behrla (r.o.)<br />

gab 1991 rund 18 Millionen DM für die Werbekampagne<br />

rund um den <strong>ICE</strong> aus. Tatsächlich<br />

verkürzte sich die Reisezeit zwischen<br />

Hamburg und Frankfurt (Main) um 62 Minuten<br />

oder zwischen Hamburg und Stuttgart<br />

– unter Nutzung der Neubaustrecken Hannover<br />

– Kassel – Fulda bzw. Mannheim –<br />

Stuttgart – um 115 Minuten, doch auf dem<br />

Bestandsnetz gab es kaum Verbesserungen. So<br />

gewann der <strong>ICE</strong> auf der kurvenreichen Filstalbahn<br />

zwischen Ulm und Stuttgart gegenüber<br />

den TEE- oder InterCity-Zügen nur um<br />

die fünf Minuten.<br />

Da erst 14 <strong>ICE</strong>-Garnituren abgeliefert<br />

waren, konnte 1991 nur eine der beiden geplanten<br />

Linien, die <strong>ICE</strong>-Linie 6 Hamburg-<br />

Altona – Hannover – Göttingen – Kassel-<br />

Wilhelmshöhe – Fulda – Frankfurt (Main) –<br />

Mannheim – Stuttgart – Augsburg – München<br />

in Betrieb genommen werden. Immerhin<br />

fuhren die Züge im Stundentakt, beide<br />

Neubaustrecken (Hannover – Fulda und<br />

Mannheim – Stuttgart) wurden in das <strong>ICE</strong>-<br />

System integriert.<br />

1992 folgten 29 <strong>ICE</strong>-Züge, und so wurde<br />

die IC-Linie 4, Hamburg-Altona – bzw. Bremen<br />

– Hannover – Göttingen – Kassel-Wilhelmshöhe<br />

– Fulda – Würzburg – Nürnberg<br />

– Augsburg – München, am 31. Mai vollständig<br />

auf <strong>ICE</strong> umgestellt. Auf der IC-Linie 3 verkehrten<br />

erste <strong>ICE</strong>, so dass am 27. September<br />

1992 der erste <strong>ICE</strong> fahrplanmäßig in Basel<br />

STICHWORT: <strong>ICE</strong>-SPRINTER<br />

Bereits ein Jahr nach dem Beginn des <strong>ICE</strong>-<br />

Betriebs, ab 1. Juni 1992, verkehrte auch<br />

der erste „<strong>ICE</strong> Sprinter“ zwischen Frankfurt<br />

(Main) und München. Mit nur einem Zwischenhalt<br />

in Mannheim und unter Umfahrung von<br />

Stuttgart Hbf auf der Güterstrecke Stuttgart-<br />

Untertürkheim – Kornwestheim brauchte der<br />

hauptsächlich für Geschäftsreisende gedachte,<br />

reservierungs- und zuschlagpflichtige<br />

Zug zwischen den beiden Metropolen knapp<br />

SBB eintraf. Zum Fahrplanwechsel am 23. Mai<br />

1993 wurde die <strong>ICE</strong>-Linie 3 neu im Stundentakt<br />

eingerichtet: Hamburg-Altona – Hannover<br />

– Göttingen – Kassel-Wilhelmshöhe –<br />

drei Stunden. In der Folge kamen weitere<br />

Sprinter-Strecken hinzu, unter anderem Frankfurt<br />

(Main) – Hamburg (1993), Köln – Berlin<br />

und Köln – Hamburg (1994), Köln – Stuttgart<br />

(2005), Köln – München (2006). Aber es wurden<br />

auch Sprinter mangels Nachfrage eingestellt:<br />

Köln – Stuttgart (2006), Köln –<br />

München (2007). Die Sprinter trugen Namen,<br />

zum Beispiel „Hanse-Sprinter“, „Main-Sprinter“<br />

oder „Börse-Sprinter“.<br />

Im Fahrplanjahr 2013 gibt es drei Sprinter-Linien <strong>mit</strong> sieben Zügen, die im Vor- oder Nachlauf auch als<br />

„normale“ <strong>ICE</strong> verkehren:<br />

Zugnr. Startbhf. Zeit Zwischenhalte Zielbhf. Zeit Verkehrstage eFz<br />

1091 Berlin 06:08 nonstop Frankfurt 09:42 Mo – Fr <strong>ICE</strong> 1<br />

1093 Berlin 18:05 nonstop Frankfurt 21:42 Mo – Fr, So <strong>ICE</strong> 1<br />

1096 Frankfurt 06:14 nonstop Berlin 09:53 Mo – Fr <strong>ICE</strong> 1<br />

1090 Frankfurt 18:13 Hannover Berlin 21:56 Mo – Fr, So <strong>ICE</strong> 1<br />

1094 Hamburg 06:12 Essen, Düsseldorf Köln 09:41 Mo – Do <strong>ICE</strong> 2<br />

1095 Köln 06:16 Düsseldorf, Duisburg, Hamburg 09:45 Mo – Do <strong>ICE</strong> 2<br />

Essen<br />

1097 Hamburg 06:05 Hannover Frankfurt 09:28 Di – Fr <strong>ICE</strong> 1<br />

Mit Zug 1090 ist eine Verbindung nach Hamburg <strong>mit</strong> Umsteigen in Hannover möglich. Die Zugnummer<br />

1096 gibt es lediglich montags, sonst 1092. Interessanterweise fahren die Züge heute durchweg <strong>mit</strong> den<br />

„langsameren“ <strong>ICE</strong>-Typen und nutzen auch nicht die schnellsten Streckenabschnitte (die für 300 km/h zugelassenen<br />

Neubaustrecken). Ein regulärer <strong>ICE</strong> 3 macht also mehr Tempo als ein Sprinter. HBS/MHZ<br />

Frankfurt (Main) – Mannheim – Karlsruhe.<br />

Zum gleichen Termin fuhren erstmals <strong>ICE</strong>-<br />

Züge nach Berlin, allerdings wegen fehlender<br />

Elektrifizierung und Bauarbeiten am Bahnhof<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2013<br />

43


Einsatz<br />

Im Juli 1999 passiert der fünfteilige <strong>ICE</strong>-T<br />

<strong>mit</strong> Endwagen 415 083 als <strong>ICE</strong> 185 die<br />

Rheinfälle bei Schaffhausen. Der Verkehr<br />

<strong>mit</strong> <strong>ICE</strong>-Neigezügen in die Schweiz wurde<br />

von der DB im Frühjahr 2010 nach diversen<br />

Problemen aufgegeben. Rechts unten:<br />

Broschüren aus der <strong>ICE</strong>-Anfangszeit<br />

M. Inderst (o.), Slg. Focken (u.l.), Archiv GM (u.r.)<br />

Ein niederländischer <strong>ICE</strong> 3M im nächtlichen Kölner Hauptbahnhof; die Mehrsystemzüge bedienen<br />

gemeinsam <strong>mit</strong> der DB-Baureihe 406 die Strecke Frankfurt – Amsterdam Zeno Pillmann (2)<br />

Seit Eröffnung der Neubaustrecke Köln – Rhein/Main rollen nicht mehr viele Fernreisezüge<br />

durchs Rheintal; zu ihnen zählen die <strong>ICE</strong> der Linie Dortmund – Wien, im Bild in Bacharach<br />

STICHWORT: NACHT-<strong>ICE</strong><br />

Es gibt inzwischen einige <strong>ICE</strong>, die in der<br />

Nacht verkehren und für die Benutzung<br />

durch Fahrgäste zugelassen sind: Dabei handelte<br />

es sich ursprünglich um notwendige<br />

„Überführungsfahrten“, da<strong>mit</strong> die mehrtä -<br />

gigen Fahrzeugumläufe quer durch ganz<br />

Deutschland „rund werden“ und die <strong>ICE</strong>-Fahrzeuge<br />

regelmäßig das <strong>ICE</strong>-Werk erreichen, das<br />

auf die entsprechende Baureihe spezialisiert<br />

ist. Teilweise decken diese Züge aber auch für<br />

Wochenend-Pendler interessante Relationen<br />

ab und stellen letzte Spätverbindungen bzw.<br />

erste Frühverbindungen dar.<br />

Nacht-<strong>ICE</strong> sind z. B. <strong>ICE</strong> 619, freitags und<br />

samstags von Dortmund / Köln (22:55 Uhr<br />

ab) über Frankfurt (Main) und Stuttgart nach<br />

München (05:20 Uhr an), <strong>ICE</strong> 618, montags<br />

von München (00:38 Uhr ab) bzw. täglich von<br />

Stuttgart (03:05 Uhr ab) nach Köln (07:05<br />

Uhr an) – Essen (08:02 Uhr an) – Dortmund<br />

(08:21 Uhr an). Oder auch <strong>ICE</strong> 271, montags<br />

von Hamburg (00:25 Uhr ab) über Frankfurt<br />

(Main) und Basel SBB nach Interlaken Ost<br />

(10:57 Uhr an).<br />

Die Nacht-<strong>ICE</strong> fahren auch manchmal „Umwege“:<br />

Das Zugpaar <strong>ICE</strong> 618/619 verkehrt<br />

über Ludwigsburg und Bietigheim-Bissingen,<br />

weil die Schnellfahrstrecke Mannheim – Stuttgart<br />

in der Nacht für den Güterverkehr reserviert<br />

ist. Ebenso fährt der <strong>ICE</strong> 271 über Bad<br />

Hersfeld anstatt über den Schnellfahrstrecken-Abschnitt<br />

Göttingen – Fulda. Diese langsamere<br />

Führung ist aber auch im Sinne der<br />

Fahrgäste, da<strong>mit</strong> der Zug nicht zu früh in Köln<br />

bzw. München oder der <strong>ICE</strong> 271 nicht zu früh<br />

in Frankfurt (Main) bzw. Interlaken Ost ist.<br />

Zoo über Michendorf nach Berlin-Lichtenberg<br />

im Ostteil der Stadt. Zum Bahnhof Zoo fuhren<br />

Dieselzüge als Shuttle. Später wurde die<br />

<strong>ICE</strong>-Linie 6 vom Endpunkt Hamburg-Altona<br />

zweistündlich zum Bahnhof Zoo verlegt, zunächst<br />

über Magdeburg, ab 1998 über die<br />

Schnellfahrstrecke Hannover – Berlin, so dass<br />

Berlin seinen ersten planmäßigen <strong>ICE</strong>-Halt<br />

bekam und der provisorische <strong>ICE</strong>-Bahnhof<br />

Michendorf entfiel. Im Fahrplan 1992/93<br />

wurde auch Bremen regulärer <strong>ICE</strong>-Halt, indem<br />

einzelne Züge der Linien 4 und 6 abweichend<br />

vom Endhalt Hamburg-Altona bzw.<br />

Berlin nach Bremen fuhren. Am 23. Mai 1993<br />

nahm das <strong>ICE</strong>-Werk München als zweites Betriebswerk<br />

nach Hamburg-Eidelstedt den Betrieb<br />

auf, und ab 8. März 1994 fuhren <strong>ICE</strong><br />

zwischen Köln und Berlin. Ab 25. September<br />

1994 wurde Dresden über Berlin täglich von<br />

44


Linienausbau und der <strong>ICE</strong> 2<br />

einem <strong>ICE</strong>-Zugpaar bedient, ab September<br />

1995 fuhren <strong>ICE</strong>-Zugpaare bis / ab Kiel.<br />

1993 waren alle 60 <strong>ICE</strong> der ersten Generation<br />

ausgeliefert. In den ersten drei Betriebsjahren<br />

hatten 66,7 Millionen Fahrgäste<br />

die Züge benutzt, die 1993 durchschnittlich<br />

zu 47 Prozent ausgelastet waren. Im gleichen<br />

Jahr betrug der Erlös durch den <strong>ICE</strong><br />

1,139 Milliarden DM, eine Steigerung um<br />

42 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.<br />

Versuche der Hersteller, Züge der ersten<br />

<strong>ICE</strong>-Generation ins Ausland zu verkaufen,<br />

schlugen derweil fehl. Ab 1995 fuhren zwei<br />

<strong>ICE</strong> 1 als so genannte Ideenzüge zwischen<br />

Hamburg und Basel bzw. Stuttgart, wobei<br />

zum Beispiel Handy-Verstärker, Konzepte für<br />

einen Internetzugang, aber auch die Verwendung<br />

von Mehrwegflaschen im Speisewagen<br />

erprobt wurden. Später kamen die Garnituren<br />

wieder als „normale“ <strong>ICE</strong> ohne Erprobungen<br />

zum Einsatz.<br />

<strong>ICE</strong> 2 und weiterer<br />

Linienausbau<br />

Die Bundesbahn und die Reichsbahn<br />

bestellten am 17. August<br />

1993 für 2,2 Milliarden DM<br />

60 <strong>ICE</strong>-Züge der zweiten Generation,<br />

von denen aber später nur<br />

44 Einheiten an die Nachfolgerin<br />

Deutsche Bahn AG ausgeliefert<br />

wurden. Die Züge bestanden aus einem<br />

Triebkopf, sechs Mittel- und einem<br />

Steuerwagen und konnten <strong>mit</strong>tels<br />

automa tischer Kupplungen zu<br />

Doppelgar nituren zusammengefügt<br />

werden. Dadurch sollte die Auslastungssteuerung<br />

verbessert werden.<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2013<br />

45


Einsatz<br />

Zwei <strong>ICE</strong> jagen auf der Schnellfahrstrecke Nürnberg – Ingolstadt durch den frühen Abend und ziehen dabei ihre beleuchtete Spur. Nach der Verbindung<br />

Köln – Rhein/Main entstand hier die zweite für 300 km/h zugelassene Strecke der Deutschen Bahn DB/H. Müller-Elsner, J. Kempiak (u.)<br />

STICHWORT:<br />

UNGEWÖHNLICHE ZUGLÄUFE<br />

Die Koppelung verschiedener Verkehrsströme<br />

hat zum Teil kurios anmutende Laufwege<br />

entstehen lassen. Ein Beispiel ist im aktuellen<br />

Fahrplan <strong>ICE</strong> 1223 <strong>mit</strong> seinem über Umwege<br />

führenden Zuglauf: Darmstadt (06:37<br />

Uhr ab) – Frankfurt – Düsseldorf (08:45 Uhr) –<br />

Dortmund – Kassel-Wilhelmshöhe – Würzburg<br />

– München. In Würzburg wird zur Weiterfahrt<br />

nach München der Zugteil <strong>ICE</strong> 623 angekuppelt,<br />

der die direktere Route Düsseldorf<br />

(09:45 Uhr ab) – Frankfurt (Main) – Würzburg<br />

– München nimmt. Ähnlich ist es in der Gegenrichtung<br />

bei <strong>ICE</strong> 1224/1228: München<br />

(10:50 Uhr ab) – Würzburg – Kassel-Wilhelmshöhe<br />

– Dortmund – Köln (– Wiesbaden).<br />

Ein <strong>ICE</strong> 3 macht im September 2012 in Frankfurt (Main) Hbf Kopf; der Zug kam von Dortmund,<br />

fährt über Nürnberg nach München und nutzt da<strong>mit</strong> beide 300-km/h-Strecken der DB<br />

Ab Dezember 1996 kamen die ersten Züge in<br />

den kommerziellen Betrieb, ab dem Sommerfahrplan<br />

1997 wurden sie auf der neuen<br />

<strong>ICE</strong>-Linie 10 Berlin – Köln (in Tagesrandlage<br />

bis Frankfurt (Main)) eingesetzt; ab<br />

Winterfahrplan 1997/98 fuhren sie im Zweistundentakt<br />

bis Bonn. Da die Steuerwagen<br />

zunächst nicht abgeliefert bzw. zugelassen<br />

waren, verkehrten jeweils zwei Züge als fest<br />

gekuppelter Langzug. Ab 24. Mai 1998 begann<br />

dann der Flügelzugbetrieb ab Hamm<br />

über Dortmund – Essen – Duisburg – Düsseldorf<br />

(Ruhr-Flügel) einerseits und über Hagen<br />

– Wuppertal – Solingen (Wupper-Flügel)<br />

andererseits nach Köln bzw. Bonn. Durch die<br />

Eröffnung der Neubaustrecke (Hannover –)<br />

Oebisfelde – Berlin im Herbst 1998 verkürzte<br />

sich die Fahrzeit der <strong>ICE</strong>-Linie 10 auf<br />

der Relation Berlin – Ruhrgebiet um eine<br />

Stunde. Am 12. Juni 2004 wurde der „Ruhr-<br />

Flügel“ zum neu eröffneten Flughafenbahnhof<br />

Köln/Bonn verlängert, so dass sich die<br />

Flügelzüge im mehrgeschossigen Bahnhof<br />

Köln-Deutz auf verschiedenen Ebenen begegneten.<br />

Auch die <strong>ICE</strong>-2-Züge konnten nicht exportiert<br />

werden, unter anderem, weil sie breiter<br />

und schwerer sind, als es der internationa-<br />

46


Der <strong>ICE</strong> 3 und neue Schnellfahrstrecken<br />

ÜBERBLICK DIE AKTUELLEN <strong>ICE</strong>-LINIEN (STAND: SOMMER 2013)<br />

Begriffs- und Zeichenerklärung<br />

Linie gibt die Nummer an, unter welcher die jeweilige Linie bei DB<br />

Fernverkehr geführt wird.<br />

Linienverlauf nennt die wichtigen Halte der jeweiligen <strong>ICE</strong>-Linie.<br />

bzw. zeigt an, dass die Linie teilweise unterschiedliche Wege hat.<br />

Fett bedeutet, dass der Halt von der jeweiligen Linie im Stundentakt<br />

bedient wird.<br />

Normal bedeutet, dass der Halt von der jeweiligen Linie im Zwei-Stunden-Takt<br />

bedient wird.<br />

Kursiv<br />

(Klammern)<br />

CH, NL, A,<br />

DK, B, F, U<br />

eFz<br />

bedeutet, dass der Halt von der jeweiligen Linie im Vier-Stunden-Takt<br />

bedient wird.<br />

zeigen an, dass nur einzelne Züge der Linie halten.<br />

bedeutet, dass die Linie über die Staatsgrenze in die Schweiz,<br />

die Niederlande, nach Österreich<br />

beziehungsweise nach Dänemark, Belgien, Frankreich oder<br />

Ungarn führt.<br />

sind die auf der jeweiligen Linie eingesetzten Fahrzeuge.<br />

<strong>ICE</strong>-Sprinter<br />

Linie Linienverlauf eFz<br />

<strong>ICE</strong> 1 (Hamburg-Altona – Essen – Duisburg – Düsseldorf – Köln) <strong>ICE</strong> 2<br />

<strong>ICE</strong> 3 (Berlin Südkreuz – Frankfurt (Main) – Mannheim – <strong>ICE</strong> 1<br />

Stuttgart – München)<br />

<strong>ICE</strong> 4 (Hamburg-Altona – Hannover – Frankfurt (Main) – Darmstadt) <strong>ICE</strong> 1<br />

Die Linien 10, 11 und 12 beginnen in Berlin Ostbahnhof.<br />

Linie Linienverlauf eFz<br />

<strong>ICE</strong> 10 Berlin Ostbf – Berlin Hbf – Berlin-Spandau – Wolfsburg – <strong>ICE</strong> 2<br />

Hannover – Bielefeld – Hamm (Westf) –<br />

geflügelt:<br />

(Ruhrstrecke:) – Dortmund – Bochum – Essen – Duisburg –<br />

Düsseldorf Flughafen – Düsseldorf (– Köln Messe/Deutz – Köln/Bonn<br />

Flughafen)<br />

bzw.<br />

(Wupperstrecke:) – Hagen – Wuppertal – Köln (– Bonn – Koblenz)<br />

<strong>ICE</strong> 11 Berlin Ostbf – Berlin Hbf – Berlin-Spandau – Braunschweig – <strong>ICE</strong> 1<br />

Hildesheim – Göttingen – Kassel-Wilhelmshöhe – Hanau –<br />

Frankfurt (Main) – Mannheim – Stuttgart – Ulm – Augsburg –<br />

München<br />

<strong>ICE</strong> 12 Berlin Ostbf – Berlin Hbf – Berlin-Spandau – Wolfsburg – <strong>ICE</strong> 1<br />

Braunschweig – Hildesheim – Göttingen –<br />

Kassel-Wilhelmshöhe – Fulda – Hanau – Frankfurt (Main) –<br />

Mannheim – Karlsruhe – Freiburg – Basel Bad Bf – CH –<br />

Basel SBB (– Bern – Spiez – Interlaken Ost)<br />

Die Taktabschnitte der Linien 20, 22 und 25 beginnen in Hamburg-Altona.<br />

Linie Linienverlauf eFz<br />

<strong>ICE</strong> 20 (Kiel –) Hamburg-Altona – Hannover – Göttingen – <strong>ICE</strong> 1<br />

Kassel-Wilhelmshöhe – Frankfurt (Main) – Mannheim –<br />

Karlsruhe – Freiburg – Basel Bad Bf – CH – Basel SBB (– Zürich HB)<br />

bzw.<br />

(Kiel –) Hamburg – Hannover – Göttingen – Kassel-Wilhelmshöhe –<br />

Frankfurt (Main) (– Frankfurt (Main) Flughafen – Mainz – Wiesbaden)<br />

<strong>ICE</strong> 22 (Kiel –) Hamburg-Altona – Hannover – Göttingen – <strong>ICE</strong> 1<br />

Kassel-Wilhelmshöhe – Frankfurt (Main) – Frankfurt (Main) Flughafen –<br />

Mannheim – (Heidelberg –) Stuttgart<br />

bzw.<br />

(Oldenburg (Oldb.) –) Bremen – Hannover – Göttingen –<br />

Kassel-Wilhelmshöhe – Frankfurt (Main) – Frankfurt (Main) Flughafen –<br />

Mannheim – (Heidelberg –) Stuttgart<br />

<strong>ICE</strong> 25 Hamburg-Flügel: (Lübeck –) Hamburg-Altona – <strong>ICE</strong> 1,<br />

Bremen-Flügel: Bremen – <strong>ICE</strong> 2<br />

zusammen weiter stündlich: – Hannover – Göttingen –<br />

Kassel-Wilhelmshöhe – Fulda – Würzburg – Nürnberg – Ingolstadt –<br />

München (– Garmisch-Partenkirchen)<br />

Die Züge der Linie 28 fahren – von verschiedenen Startbahnhöfen ausgehend –<br />

stets über Berlin.<br />

Linie Linienverlauf eFz<br />

<strong>ICE</strong> 28.1 (Ostseebad Binz – Stralsund – Greifswald – Prenzlau – <strong>ICE</strong> 1,<br />

Eberswalde –) Berlin Gesundbrunnen – Berlin Hbf –<br />

<strong>ICE</strong>-T,<br />

<br />

Slg. Heiko Focken (2)<br />

le Eisenbahnverband<br />

UIC für internationale<br />

Züge<br />

erlaubt.<br />

<strong>ICE</strong> 3 und neue Hochgeschwindigkeitsstrecken<br />

Um einen <strong>ICE</strong> in ganz Europa einsetzen zu<br />

können, sollte bei der dritten Generation des<br />

<strong>ICE</strong>, die in der Planungsphase aus vertragsrechtlichen<br />

Gründen <strong>ICE</strong> 2.2 hieß, das Fahrzeugprofil<br />

verkleinert und durch einen über<br />

den ganzen Zug verteilten Unterflurantrieb<br />

die Achslast verringert werden. Da<strong>mit</strong> wollte<br />

Auch die Altbaustrecke bei Altenbeken sieht regelmäßig <strong>ICE</strong> 3. Teilweise nehmen diese kuriose<br />

Laufwege, wie <strong>ICE</strong> 1223, der von Süden nach Norden und wieder südwärts fährt Sven Klein<br />

man den Vorgaben der Internationalen Eisenbahn-Union<br />

(UIC) entsprechen. Es wurde<br />

also ein betrieblich nicht trennbarer Triebzug<br />

geschaffen, bei dem die Fahrmotoren, Transformatoren<br />

und anderen Komponenten über<br />

das gesamte Fahrzeug verteilt sind. Um das<br />

Konzept zu erproben, wurden zwei Versuchsfahrzeuge<br />

in Dienst gestellt: Beim „<strong>ICE</strong> D“<br />

reihte man einen angetriebenen Mittelwagen<br />

in eine Garnitur aus <strong>ICE</strong>-1-Wagen und <strong>ICE</strong>-<br />

2-Triebköpfen ein, im neu gebauten „<strong>ICE</strong> S“<br />

testete man andere Komponenten. Dieser Zug<br />

dient heute als Mess- und Versuchsfahrzeug<br />

für den Hochgeschwindigkeitsverkehr.<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2013<br />

47


Einsatz<br />

<br />

ÜBERBLICK DIE AKTUELLEN <strong>ICE</strong>-LINIEN (STAND: SOMMER 2013)<br />

Berlin Südkreuz – Bitterfeld – Halle (Saale) – Naumburg – (MET)<br />

Jena Paradies – Nürnberg – Ingolstadt – München<br />

bzw.<br />

(Warnemünde – Rostock – Neustrelitz –) Berlin Gesundbrunnen –<br />

Berlin Hbf – Berlin Südkreuz – Bitterfeld – Halle (Saale) – Naumburg –<br />

Jena Paradies – Nürnberg (– Regensburg – Plattling – Passau)<br />

<strong>ICE</strong> 28.2/ (Kiel –) Hamburg-Altona – Berlin-Spandau – Berlin Hbf – <strong>ICE</strong> 1,<br />

28.3 Berlin Südkreuz – Lutherstadt Wittenberg – Leipzig – <strong>ICE</strong>-T,<br />

Jena Paradies – Saalfeld (Saale) – Lichtenfels – Bamberg – (MET)<br />

Erlangen – Nürnberg – Augsburg – München<br />

(– A – Kufstein – Innsbruck bzw. Garmisch-Partenkirchen –<br />

Mittenwald – Innsbruck)<br />

Die Linie 31 führt über die linke Rheinstrecke und nicht über die<br />

Schnellfahrstrecke Köln – Rhein/Main.<br />

Linie Linienverlauf eFz<br />

<strong>ICE</strong> 31 (Hamburg-Altona – Bremen – Osnabrück – Münster – <strong>ICE</strong> 1,<br />

Dortmund – Hagen – Wuppertal – Solingen – Köln – Bonn – IC-Zug<br />

Koblenz – Mainz – Frankfurt (Main) Flughafen – Frankfurt (Main))<br />

Die Linien 41, 42, 43, 45 und 49 benutzen die Schnellfahrstrecke<br />

Köln – Rhein/Main.<br />

Linie Linienverlauf eFz<br />

<strong>ICE</strong> 41 (Dortmund – Bochum –) Essen – Duisburg – Düsseldorf – <strong>ICE</strong> 3<br />

Köln Messe/Deutz – Frankfurt (Main) Flughafen –<br />

Frankfurt (Main) – Aschaffenburg – Würzburg – Nürnberg –<br />

München (– Garmisch-Partenkirchen)<br />

<strong>ICE</strong> 42 (Hamburg – Bremen – Osnabrück – Münster –) Dortmund – <strong>ICE</strong> 3<br />

Bochum – Essen – Duisburg – Düsseldorf – Köln –<br />

Siegburg/Bonn – Frankfurt (Main) Flughafen – Mannheim –<br />

Stuttgart – Ulm – Augsburg – München<br />

<strong>ICE</strong> 43 (Hannover – Bielefeld – Hamm – Dortmund – Hagen – <strong>ICE</strong> 3<br />

Wuppertal – Solingen –) Köln – Siegburg/Bonn –<br />

Frankfurt (Main) Flughafen – Mannheim – Karlsruhe –<br />

Offenburg – Freiburg – Basel Bad Bf – CH – Basel SBB<br />

bzw.<br />

(Amsterdam CS – Arnhem – NL – Oberhausen – Duisburg –<br />

Düsseldorf –) Köln – Siegburg/Bonn – Frankfurt (Main) Flughafen –<br />

Mannheim – Karlsruhe – Offenburg – Freiburg – Basel Bad Bf –<br />

CH – Basel SBB<br />

<strong>ICE</strong> 45 (Köln – Köln/Bonn Flughafen – Montabaur – Limburg – <strong>ICE</strong> 3<br />

Wiesbaden – Mainz – Mannheim – Heidelberg – Vaihingen (Enz) –<br />

Stuttgart)<br />

<strong>ICE</strong> 49 (Köln – Siegburg/Bonn – Montabaur – Limburg – <strong>ICE</strong> 3,<br />

Frankfurt (Main) Flughafen – Frankfurt (Main))<br />

<strong>ICE</strong> 3M<br />

Die Linie 50 ist die einzige Ost-West-<strong>ICE</strong>-Linie Mitteldeutschlands, deshalb werden<br />

die Züge, die über Kassel verkehren, auch „Mitte-Deutschland-Verbindung“ genannt.<br />

Linie Linienverlauf eFz<br />

<strong>ICE</strong> 50 Dresden – Dresden-Neustadt – Riesa – Leipzig – Erfurt – <strong>ICE</strong>-T<br />

Eisenach – Fulda – Frankfurt (Main) – Frankfurt (Main) Flughafen –<br />

Mainz – Wiesbaden<br />

Die Linien ab Nr. 75 sind internationale <strong>ICE</strong>-Verbindungen.<br />

Linie Linienverlauf eFz<br />

<strong>ICE</strong> 75 (Berlin Ostbf – Berlin Hbf –) Hamburg Hbf. – Lübeck – <strong>ICE</strong>-TD<br />

Oldenburg (Holst.) – Puttgarden – DK – Rødby Færge – København H<br />

<strong>ICE</strong> 76 (Berlin Ostbf – Berlin Hbf – Hamburg Hbf – Neumünster – <strong>ICE</strong>-TD<br />

Rendsburg – Schleswig – Flensburg – DK – Padborg – Ǻrhus)<br />

<strong>ICE</strong> 78 Amsterdam CS – Utrecht CS – Arnhem – NL – Oberhausen – <strong>ICE</strong> 3M<br />

Duisburg – Düsseldorf – Köln – Frankfurt (Main) Flughafen –<br />

Frankfurt (Main)<br />

<strong>ICE</strong> 79 Bruxelles Midi – Bruxelles Nord – Liège (G) – B – Aachen – <strong>ICE</strong> 3M<br />

Köln – Siegburg/Bonn – Montabaur – Limburg Süd –<br />

Frankfurt (Main) Flughafen – Frankfurt (Main)<br />

<strong>ICE</strong> 80 (Essen – Duisburg – Düsseldorf –) Köln – Aachen – B – Thalys<br />

Liège (G) – Brüssel Midi – F – Paris Nord<br />

<strong>ICE</strong> 82 Frankfurt (Main) – Mannheim – Kaiserslautern – <strong>ICE</strong> 3 MF,<br />

Saarbrücken – F – Paris Est<br />

TGV 2N2<br />

<strong>ICE</strong> 83 (München – Augsburg – Ulm –) Stuttgart – Karlsruhe – TGV 2N2<br />

F – Strasbourg – Paris Est<br />

<strong>ICE</strong> 84 (Frankfurt (Main) – Mannheim – Karlsruhe – F – TGV 2N2<br />

Strasbourg – Lyon – Marseille)<br />

<strong>ICE</strong> 90 (Wiesbaden – Frankfurt (Main) – Mannheim – Stuttgart – Railjet<br />

Ulm – Augsburg –) München – A – Salzburg – Wien Westbahnhof –<br />

U – Budapest Keleti pu<br />

<strong>ICE</strong> 91 (Dortmund – Bochum – Essen – Duisburg – Düsseldorf – <strong>ICE</strong>-T<br />

Köln – Bonn – Koblenz – Mainz – Frankfurt (Main) Flughafen –)<br />

Frankfurt (Main) – Hanau – Würzburg – Nürnberg – Regensburg –<br />

Plattling – Passau – A – Wels – Linz – St. Pölten – Wien Westbf<br />

Linien im Zwei-Stunden-Takt, die sich auf einem Abschnitt zum Stundentakt<br />

ergänzen:<br />

Linien<br />

Abschnitt<br />

11 + 12 Berlin Ostbf – Mannheim<br />

20 + 22 Hamburg-Altona – Mannheim<br />

42 + 43 Köln – Mannheim<br />

12 + 43 Mannheim – Basel SBB<br />

11 + 42 Mannheim – München<br />

Eingesetzte Fahrzeuge (eFz)<br />

<strong>ICE</strong> 1<br />

<strong>ICE</strong> 2<br />

<strong>ICE</strong> 3<br />

<strong>ICE</strong> 3M<br />

<strong>ICE</strong> 3MF<br />

<strong>ICE</strong>-T<br />

<strong>ICE</strong> der ersten Generation <strong>mit</strong> zwei Triebköpfen (Baureihe 401) und bis<br />

zu 14 Mittelwagen<br />

<strong>ICE</strong> der zweiten Generation <strong>mit</strong> einem Triebkopf (Baureihe 402), sechs<br />

Mittelwagen und einem Steuerwagen (Baureihe 808)<br />

achtteiliger Elektrotriebzug (Baureihe 403 als Einsystem-Variante)<br />

achtteiliger Elektrotriebzug (Baureihe 406 als Mehrsystem-Variante für<br />

Belgien und die Niederlande)<br />

achtteiliger Elektrotriebzug (Baureihe 406 F als Mehrsystem-Variante,<br />

die auch in Frankreich eingesetzt werden kann)<br />

Elektrotriebzüge der Baureihen 411 und 415 <strong>mit</strong> Neigetechnik für Ausbaustrecken<br />

<strong>ICE</strong>-TD vierteiliger dieselelektrischer Triebzug (Baureihe 605)<br />

MET<br />

TGV 2N2<br />

Thalys<br />

Railjet<br />

IC-Zug<br />

lokomotivbespannter Fernreise-Wagenzug <strong>mit</strong> gehobenem Komfort<br />

Zug aus zwei Triebköpfen und acht doppelstöckigen Mittelwagen, angepasst<br />

für den Einsatz in Deutschland<br />

Hochgeschwindigkeitszug <strong>mit</strong> zwei Triebköpfen und Mittelwagen, abgeleitet<br />

vom französischen TGV<br />

ÖBB-Baureihe 1016 bzw. 1116 („Taurus“) <strong>mit</strong> sechs Mittel- und einem<br />

Steuerwagen<br />

lokomotivbespannter Fernreise-Wagenzug<br />

Die 1994 bestellten und ab 1999 in Betrieb<br />

genommenen <strong>ICE</strong> 3 gibt es als Einsystem-Variante<br />

(Baureihe 403) für das Inland und als<br />

Mehrsystem-Züge (<strong>ICE</strong> 3M, Baureihe 406)<br />

für die Gleichstromnetze in Belgien und den<br />

Niederlanden. Seit 2007 existiert zudem noch<br />

der an den Frankreichverkehr angepasste<br />

<strong>ICE</strong> 3MF. Die <strong>ICE</strong> 3(M(F)) sind für eine<br />

Höchstgeschwindigkeit von 330 km/h zugelassen<br />

und erreichen im Planbetrieb in<br />

Deutschland 300 km/h. Es handelt sich um<br />

achtteilige Fahrzeuge, die <strong>mit</strong> automatischen<br />

Kupplungen zu Doppeleinheiten zusammengefügt<br />

werden können.<br />

Seit Oktober 2000 fahren <strong>ICE</strong> 3M nach<br />

Amsterdam, seit Dezember 2002 nach Brüssel<br />

und seit 30. Juni 2007 nach Paris <strong>mit</strong> bis zu<br />

320 km/h in Frankreich. Die Inlands-<strong>ICE</strong>-3<br />

kamen zunächst als Sonderzüge „ExpoExpress“<br />

(EXE) zur Weltausstellung „Expo 2000“ in<br />

Hannover zum Einsatz. Nach der Eröffnung<br />

der Neubaustrecke Köln – Rhein/ Main, die<br />

maximale Steigungen von 40 Promille aufweist<br />

und deshalb ausschließlich von <strong>ICE</strong> 3(M(F))<br />

befahren werden kann, sind die Züge seit 2002<br />

auf mehreren <strong>ICE</strong>-Linien, die über diese Strecke<br />

geführt werden, im Einsatz. Mit der Inbetriebnahme<br />

der Neubaustrecke wurde auch das<br />

<strong>ICE</strong>-/IC-Linien-System vollständig umgestaltet,<br />

einschließlich der Nummerierung. Der<br />

durchschnittliche Abstand zwischen zwei <strong>ICE</strong>-<br />

Halten liegt bei 70 Kilometern und ist da<strong>mit</strong><br />

viel geringer als bei Hochgeschwindigkeitsstre-<br />

48


Das aktuelle <strong>ICE</strong>-Netz<br />

Das aktuelle Liniennetz für den <strong>ICE</strong>-Verkehr – außer auf dem Gebiet der Deutschen Bahn fahren die Züge noch in sechs weitere Länder<br />

DB<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2013<br />

49


Einsatz<br />

Sommerdienst im Norden: Vor wenigen Minuten hat Diesel-<strong>ICE</strong> 605 014<br />

die Fähranlagen von Puttgarden verlassen und strebt nun über die<br />

Sonneninsel Fehmarn Hamburg entgegen. Nächster Halt ist aber erst<br />

einmal Oldenburg in Holstein (August 2011)<br />

Philipp Kuhenne<br />

cken im Ausland. Weiterhin blieben die Linien-Nummern<br />

im Gegensatz zu den Zugnummern<br />

nicht erkennbar und da<strong>mit</strong> unbedeutend.<br />

Im Mai 2006 wurde die Neubaustrecke<br />

Nürnberg – Ingolstadt eröffnet und im Dezember<br />

des gleichen Jahres vollständig in das<br />

<strong>ICE</strong>-Netz integriert, so dass das Fahrtenangebot<br />

auf den Linien 28, Berlin – Leipzig/<br />

Halle – Nürnberg – München, und 41,<br />

Essen/Köln – Frankfurt – Nürnberg – München,<br />

von einem Zwei-Stunden- auf einen<br />

Stundentakt verdoppelt werden konnte.<br />

Diese Neubaustrecke ist neben Köln –<br />

Rhein/Main die einzige im Netz der DB AG,<br />

die <strong>mit</strong> einer planmäßigen Geschwindigkeit<br />

von 300 km/h befahren wird.<br />

<strong>ICE</strong>-T und <strong>ICE</strong>-TD für<br />

kurvenreiche Strecken<br />

Zusammen <strong>mit</strong> dem <strong>ICE</strong> 3 wurden in ähnlicher<br />

Ausführung die elektrischen Neige-Züge<br />

<strong>ICE</strong>-T in einer fünf- und einer siebenteiligen<br />

Variante entwickelt sowie zwei Jahre später die<br />

dieselelektrischen, vierteiligen <strong>ICE</strong>-TD. Die<br />

<strong>ICE</strong>-T kamen auf kurvenreichen, nicht ausgebauten<br />

Strecken in Baden-Württemberg,<br />

Bayern, Hessen oder Thüringen zum Einsatz,<br />

weil sie aufgrund ihrer Neigung von bis zu acht<br />

Grad in Kurven diese um 30 Prozent schneller<br />

durchfahren können. Die Fahrzeuge sollten<br />

ursprünglich im IC-Verkehr fahren und besaßen<br />

ein Fahrradabteil, wurden aber aufgrund<br />

Die <strong>ICE</strong>-T und <strong>ICE</strong>-TD erhielten zwar Neigetechnik,<br />

fahren zurzeit aber nicht mehr bogenschnell<br />

des hohen Einrichtungsstandards und der<br />

schnelleren Geschwindigkeit zu <strong>ICE</strong> erhoben.<br />

Zwischen Oktober 2008 und Juni 2009 war<br />

die Verfügbarkeit der Züge eingeschränkt, weil<br />

aufgrund von Achsproblemen die Untersuchungsintervalle<br />

verkürzt werden mussten.<br />

Seither verkehren die <strong>ICE</strong>-T und <strong>ICE</strong>-TD<br />

auch nicht mehr bogenschnell und deshalb <strong>mit</strong><br />

erheblich längeren Fahrzeiten. Die <strong>ICE</strong>-TD,<br />

die ab Juni 2001 auf den Linien Nürnberg –<br />

Dresden und München – Zürich eingesetzt<br />

wurden, erwiesen sich als sehr störungsanfällig<br />

und wurden daher von der DB AG aus dem<br />

Betrieb genommen. Seit Ostern 2006 verkehren<br />

sie wieder als Verstärkungs- oder Entlastungszüge,<br />

und seit 9. Dezember 2007 ersetzen<br />

sie auf den Linien 75, Hamburg –<br />

København („Vogelfluglinie“, wobei der <strong>ICE</strong><br />

auf eine Fähre verladen wird), und 76, Hamburg<br />

– Århus, die dänischen MF. Eine Doppelgarnitur<br />

wird jeweils bis bzw. von Berlin<br />

durchgebunden und dafür in Hamburg Hbf<br />

für die beiden dänischen Endbahnhöfe zusammengefügt<br />

bzw. getrennt.<br />

Im März 1999 wollte die Bahn 33 <strong>ICE</strong>-T<br />

nachbestellen und suchte nach einem billigeren<br />

Angebot, wobei sie an den Schweizer ICN<br />

oder den von Siemens entworfenen „Venturo“<br />

dachte. Schließlich entschied man sich doch<br />

für mehr Komfort und bestellte 2002 28 siebenteilige,<br />

elektrische <strong>ICE</strong>-T2. Bei diesen<br />

wurde zunächst das Restaurant durch ein<br />

Stehbistro und zwölf Sitze 2. Klasse ersetzt,<br />

doch aufgrund der schlechten Resonanz bei<br />

den Fahrgästen baute man nachträglich einen<br />

Restaurant-Bereich ein. Der Sitzabstand wurde<br />

in diesen Zügen verkleinert, um mehr Sitz-<br />

50


Linien für <strong>ICE</strong>-T, <strong>ICE</strong>-TD und das Ausland<br />

ÜBERBLICK<br />

EINGESTELLTE <strong>ICE</strong>-LINIEN<br />

Eingestellte <strong>ICE</strong>-Sprinter<br />

Linie Linienverlauf eFz Bemerkungen<br />

<strong>ICE</strong> 2 (Köln – Frankfurt (Main) – München) <strong>ICE</strong> 3 seit 2007 eingestellt<br />

<strong>ICE</strong> 5 (Köln – Frankfurt (Main) – Stuttgart) <strong>ICE</strong> 3 verkehrte nur 2005/06<br />

Eingestellte <strong>ICE</strong>-Linien oder nicht mehr genutzte Liniennummern<br />

Linie Linienverlauf eFz Bemerkungen<br />

<strong>ICE</strong>/IC 15 (Berlin – Halle – Weimar – Erfurt – Eisenach – Fulda – IC-Zug, In zunächst neu geordnete, später auch<br />

Frankfurt (Main) (– Wiesbaden)) <strong>ICE</strong>-T aufgelöste Linie <strong>ICE</strong> 51 überführt<br />

bzw.<br />

(Berlin – Leipzig – Weimar – Erfurt – Eisenach – Fulda –<br />

Frankfurt (Main) (– Wiesbaden))<br />

<strong>ICE</strong> 16 Berlin Ostbf – Berlin – Berlin-Spandau – (Wolfsburg –) <strong>ICE</strong> 1 Verstärkungszüge Berlin – Frankfurt über<br />

Hannover – Göttingen – Kassel-Wilhelmshöhe –<br />

Hannover wurden von 2004 bis 2007 als<br />

Frankfurt (Main) (– Frankfurt (Main) Flughafen – Mainz – Wiesbaden)<br />

<strong>ICE</strong> 16 bezeichnet, die Nummer wurde später<br />

nicht mehr verwendet<br />

<strong>ICE</strong> 17 Dresden – Nürnberg <strong>ICE</strong>- TD Ende 2003 wegen Problemen <strong>mit</strong> den <strong>ICE</strong>- TD<br />

eingestellt, Nummer nicht mehr verwendet<br />

<strong>ICE</strong> 21 (Oldenburg (Oldb.) –) Bremen – Hannover – Göttingen – <strong>ICE</strong> 1 Verstärkungszüge Bremen – Frankfurt wurden<br />

Kassel-Wilhelmshöhe – Frankfurt (Main) (– Frankfurt (Main)<br />

von 2004 bis 2007 als <strong>ICE</strong> 21 bezeichnet,<br />

Flughafen – Mainz – Wiesbaden)<br />

Nummer später nicht mehr verwendet<br />

<strong>ICE</strong> 40 Münster – Dortmund – (Bochum – Essen – Duisburg – <strong>ICE</strong> 3 2005 durch Linie <strong>ICE</strong> 41 ersetzt<br />

Düsseldorf –) (Hagen – Wuppertal – Solingen –) Köln –<br />

Siegburg/Bonn – Frankfurt (Main) Flughafen – Frankfurt (Main)<br />

<strong>ICE</strong> 47 Köln – (Köln/Bonn Flughafen –) Montabaur – Limburg – <strong>ICE</strong> 3 2005 durch <strong>ICE</strong> 45 und <strong>ICE</strong> 49 ersetzt<br />

Wiesbaden – Mainz ( – Mannheim – Heidelberg –<br />

Vaihingen (Enz) – Stuttgart)<br />

<strong>ICE</strong> 51 Dresden – Dresden-Neustadt – Leipzig – (Naumburg –) <strong>ICE</strong>-T 2003/04 Vier-Stunden-Takt Weimar –<br />

Weimar – Erfurt – (Gotha –) Eisenach – Bebra –<br />

Düsseldorf, 2005/06 nur noch einzelne<br />

Kassel-Wilhelmshöhe – Warburg – Altenbeken – Paderborn – Zugpaare Dresden – Düsseldorf, 2007<br />

Lippstadt – Soest – Hamm – Dortmund – Bochum – Essen – <strong>ICE</strong> 1758/1759 eingestellt, ab 2011<br />

Duisburg – Düsseldorf Flughafen – Düsseldorf<br />

<strong>ICE</strong> 1745/1746 (Dresden – Düsseldorf) in<br />

Linie <strong>ICE</strong> 50 integriert<br />

<strong>ICE</strong> 87 (Frankfurt (Main) – Darmstadt – Bensheim – Heidelberg –) <strong>ICE</strong>-T Seit 21.03.2010 durch IC 87 ersetzt, weil<br />

Stuttgart – Singen – CH – Zürich HB<br />

nicht genügend <strong>ICE</strong>-T wegen Fahrzeugproblemen<br />

verfügbar; inzwischen dauerhaft auf IC<br />

umgestellt<br />

<strong>ICE</strong> 88 (München – Memmingen – Lindau – A – Bregenz – CH – <strong>ICE</strong>- TD Ende 2003 wegen Problemen <strong>mit</strong> <strong>ICE</strong>-TD auf<br />

St. Gallen – Zürich HB)<br />

lokbespannte EC-Züge umgestellt<br />

plätze zu schaffen, auch auf<br />

einige Komfortbestandteile<br />

wurde verzichtet.<br />

Weitere <strong>ICE</strong>-Linien<br />

ins Ausland<br />

Nach der vollständigen Inbetriebnahme<br />

der französischen<br />

Schnellfahrstrecke<br />

nach Paris wurde im Juni<br />

2007 die neue <strong>ICE</strong>-Linie 82,<br />

Frankfurt (Main) – Saarbrücken<br />

– Paris, <strong>mit</strong> fünf Zugpaaren<br />

und die TGV-Linie<br />

83, Stuttgart – Strasbourg –<br />

Paris, <strong>mit</strong> vier Zugpaaren in<br />

Betrieb genommen. Im Vorlauf<br />

ab Dezember 2006 und<br />

regulär ab Dezember 2007 fuhren <strong>ICE</strong>-T auf<br />

der neuen Linie 91, Frankfurt (Main) – Nürnberg<br />

– Wien im Zwei-Stunden-Takt. Im Sommer<br />

2009 verkürzte sich die Fahrzeit der <strong>ICE</strong>-<br />

Linie 79, Frankfurt (Main) – Köln – Bruxelles,<br />

durch Inbetriebnahme der belgischen Schnellfahrstrecke<br />

um rund 30 Minuten, und im<br />

Fahrplan 2011 wurde das Angebot auf dieser<br />

Linie von drei auf vier <strong>ICE</strong>-Zugpaare erhöht.<br />

RECHTS Mit Ziel Bregenz ist im Oktober 2008<br />

ein <strong>ICE</strong>-T auf der Arlbergbahn bei Braz unterwegs.<br />

Heute fahren auf dieser Verbindung<br />

Railjet-Züge Felix Löffelholz, Slg. Dr. D. Hörnemann<br />

(Broschüre o.l.), Slg. H. Focken (2, Zugbegleiter o./o.r.)<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2013<br />

51


Einsatz<br />

STICHWORT:<br />

BINNEN-<strong>ICE</strong> IM AUSLAND<br />

Um Standzeiten oder Leerfahrten zu vermeiden,<br />

gibt es in der Schweiz zehn <strong>ICE</strong>-Umläufe,<br />

die nur innerhalb der Schweiz verkehren,<br />

und zwar von Basel SBB nach Interlaken Ost,<br />

Bern sowie Zürich und zurück. Diese Züge<br />

sind im Kursbuch als „<strong>ICE</strong>“ bezeichnet, haben<br />

aber die Haltestellenfrequenz eines InterRegio<br />

oder InterCity und sind zuschlagfrei.<br />

Auch in Österreich gab es Binnen-<strong>ICE</strong>. Von<br />

1998 bis 2007 fuhr ein Zugpaar Innsbruck –<br />

Wien <strong>mit</strong> einem <strong>ICE</strong> 1, von Dezember 2007<br />

bis Dezember 2010 ein Zugpaar Wien –<br />

Bregenz <strong>mit</strong> einem <strong>ICE</strong>-T. Diese Züge waren<br />

zuschlagfrei.<br />

Am 13. Mai 2006 wird die Schnellfahrstrecke Nürnberg – Ingolstadt feierlich eröffnet. Auf den<br />

Knopf drücken in München Hbf (v.l.) Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber, Bundesverkehrsminister<br />

Wolfgang Tiefensee und Bahnchef Hartmut Mehdorn Slg. Rabe, Slg. Hörnemann (2, r.)<br />

dem DB-Bestand<br />

zum Beispiel der<br />

Metropolitan, der<br />

zwischen Berlin und<br />

München fährt.<br />

Als Ersatz für verspätete <strong>ICE</strong> legen die Schweizerischen Bundesbahnen innerhalb der Schweiz<br />

auch Lok-Wagen-Züge ein; das Foto zeigt einen solchen „Ersatz-<strong>ICE</strong>“ in Zürich HB Jörn Schramm<br />

Nach der Inbetriebnahme der französischen<br />

Schnellfahrstrecke Rhin – Rhône gibt es seit<br />

23. März 2012 ein TGV-Zugpaar Frankfurt<br />

(Main) – Strasbourg – Lyon – Marseille (Linie<br />

84), und ab 28. August 2013 gibt Züge von<br />

Freiburg i. Br. nach Paris, Gare du Lyon (neue<br />

Linie 81). Bemerkenswert ist bei all dem noch,<br />

dass neben den <strong>ICE</strong>-Triebzügen inzwischen<br />

auch andere Fahrzeuge in das „<strong>ICE</strong>-Liniennetz“<br />

integriert sind, wie der TGV und aus<br />

Zwischen Berlin und München ist seit 2011<br />

unter anderem eine Metropolitan-Garnitur im<br />

<strong>ICE</strong>-Liniennetz unterwegs<br />

Uwe Miethe<br />

Die Zukunft<br />

Eigentlich sollte die<br />

Zukunft bereits begonnen<br />

haben, denn<br />

die ersten Triebzüge der Baureihe 407, die auf<br />

der von Siemens entwickelten „Velaro-Plattform“<br />

beruht, sollten ausgeliefert sein. Doch<br />

verzögert sich die Inbetriebnahme. Im Rahmen<br />

des Projekts „ICx“ hat die Deutsche Bahn<br />

AG im Mai 2011 einen Rahmenvertrag für bis<br />

zu 300 Züge abgeschlossen, die ab 2016 zunächst<br />

die in die Jahre gekommenen IC-Züge<br />

ersetzen sollen, ab 2020 dann die <strong>ICE</strong> 1 und<br />

ab 2025 die <strong>ICE</strong> 2.<br />

Auch auf dem Schienennetz gibt es noch einige<br />

Schwachstellen, wie die Geislinger Steige<br />

(Strecke Stuttgart – Ulm, 70 km/h über sieben<br />

Kilometer), auf der Frankenwaldbahn<br />

(Strecke Nürnberg – Saalfeld, 70 km/h, <strong>mit</strong><br />

Neigetechnik 80 bis 110 km/h über zwölf Kilometer)<br />

sowie im Bereich des Schwarzkopftunnels<br />

(Strecke Aschaffenburg – Würzburg,<br />

70 km/h). In allen drei Fällen sollen Neubaustrecken<br />

bzw. -abschnitte Abhilfe bringen. Aus<br />

verschiedenen Gründen wird diese aber noch<br />

einige Jahre auf sich warten lassen.<br />

Dr. Hans-Bernhard Schönborn/GM<br />

52


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Unterwegs<br />

Es ist Freitagnach<strong>mit</strong>tag, ein <strong>ICE</strong> 3 nach Frankfurt (Main) – Dortmund wird in München Hauptbahnhof bereitgestellt. In wenigen Augenblicken<br />

setzt das Rennen um die letzten freien Plätze ein ...<br />

Max Esser<br />

<strong>ICE</strong>-Erfahrungen<br />

Das Premiumprodukt!?<br />

Der <strong>ICE</strong> ist das Beste, Schnellste, Eleganteste, das die Deutsche Bahn zu bieten hat. In der<br />

Werbung, auf den Schienen – aber auch für den Kunden? Ein Wochenendpendler berichtet<br />

Es beginnt wie immer <strong>mit</strong> einem Lächeln. „Wohin soll’s denn gehen?“<br />

fragt diesmal eine freundliche DB-Mitarbeiterin am Fahrkartenschalter<br />

im Münchner Hauptbahnhof. Wie üblich sage ich<br />

mein Sprüchlein auf: „Bitte <strong>mit</strong> dem <strong>ICE</strong> 2. Klasse von München über<br />

Nürnberg nach Frankfurt am Main, <strong>mit</strong> der BahnCard 50, am Freitag<br />

hin und am Sonntag zurück.“ Ich zücke BahnCard und Geldbörse,<br />

die junge Dame tippt die Daten in ihren Computer, wenig später<br />

halte ich das Ticket in den Händen. Standardware, die mich im Normalfall<br />

stolze 98 Euro kostet. Die mir aber auch die Tür öffnet zur<br />

Premiumwelt der Deutschen Bahn AG; dorthin, wo alles besonders<br />

schnell geht und die Werbung die Reise in lieblichen Farben malt. Fröhliche<br />

Menschen sitzen in flotten Zügen, entspannen sich bei reichlich<br />

Platz und sind, wer könnte daran zweifeln, pünktlich am Ziel.<br />

Praxis zum einen und zum anderen<br />

So weit die Theorie der Reklame und in der Tat, es gibt Zeiten, da<br />

kommt die Praxis dem ziemlich nahe. Wenn ich am Freitag<strong>mit</strong>tag die<br />

<strong>ICE</strong>-3-Doppeltraktion München – Frankfurt (– Essen/– Dortmund)<br />

erwische, fahre ich in den 3 1/4 Stunden wirklich ein bisschen wie im<br />

DB-Reiseschlaraffenland. Ich finde einen Platz, verstaue in aller Ruhe<br />

mein Gepäck, mache es mir bequem und führe ein angeregtes Schwätzchen<br />

<strong>mit</strong> anderen Reisenden. Oder ich schaue nach draußen; wenn der<br />

weiße Pfeil zwischen Ingolstadt und Nürnberg zur Autobahn 9 aufschließt<br />

und die 300 km/h anpeilt, genieße ich das Schauspiel „<strong>ICE</strong><br />

schlägt Pkw“. Die BMW, Mercedes und Porsche mögen ja rasen, wie<br />

sie wollen. Wir auf der Schnellfahrstrecke hängen sie locker ab.<br />

Ja, so kann die Reise im Premiumprodukt <strong>ICE</strong> sein ... muss sie aber<br />

nicht. Zu stark eingestellte Klimaanlagen, die den Zug zum Kühlschrank<br />

machen, fehlende Reservierungsanzeigen, defekte Toiletten – das gibt es<br />

hin und wieder auch. Und falls ich am späteren Freitagnach<strong>mit</strong>tag den<br />

Freitagnach<strong>mit</strong>tag am Bahnsteig:<br />

Von Entspannung keine Spur<br />

<strong>ICE</strong> von München Richtung Frankfurt nehme, kann ich mich erst recht<br />

auf manche Geduldsprobe einstellen. Es winken die Wochenendreisewelle<br />

und das DB-Kontrastprogramm. Schon am Bahnsteig zeigt sich ein anderes<br />

Bild: Leute über Leute strömen zum Zug, bepackt <strong>mit</strong> Rollkoffern,<br />

Rucksäcken, Taschen oder allem zusammen. Von Entspannung keine<br />

Spur, Hetze ist angesagt.<br />

54


<strong>ICE</strong>-Erfahrungen<br />

In ihren Premiumzügen hat die DB so genannte Ruhezonen eingerichtet.<br />

Aber wie ruhig sind diese, wenn der Zug überfüllt ist – und sich einige<br />

Reisende nicht an die Vorgaben halten?<br />

DB/Volker Emersleben<br />

Wenn für den Wochenendverkehr nur eine <strong>ICE</strong>-3-Garnitur zum Einsatz<br />

kommt, wird die Reise auch schon mal zur „Party im Gang“. Bei Preisen<br />

wie 98 Euro für die normale Fahrkarte München – Frankfurt ein<br />

fragwürdiger Spaß<br />

Max Esser<br />

So entspannt stellt die Werbung die <strong>ICE</strong>-Fahrt dar. Im Prinzip stimmt<br />

das sogar, vorausgesetzt, man erwischt einen intakten Zug und reist<br />

außerhalb der (Wochenend-)Rushhour<br />

Slg. Max Esser<br />

Jetzt kommen auch die kleinen Wehwehchen zum Tragen, die der<br />

<strong>Superzug</strong> am Mittag noch souverän überspielte. Konstruktive Missstände<br />

wie der blauäugig kalkulierte Gepäckstauraum in der 2. Klasse<br />

zum Beispiel. Jedem Reisenden auf den Großraum-Zweiersitzen bleibt<br />

Platz für einen <strong>mit</strong>tleren Koffer in der Ablage über den Sitzen, eine<br />

Tasche unterm Sitz und notfalls eine weitere Tasche auf dem Schoß.<br />

Schon bei den Vierergruppen am Tisch geht diese optimistische Rechnung<br />

nicht mehr auf. Die Gepäckstation in der Wagen<strong>mit</strong>te wie der<br />

zusätzliche Stauraum im Eingangsbereich bieten nur wenig Reserven.<br />

Sind sie ausgeschöpft, folgt das freitagnach<strong>mit</strong>tägliche Gepäck-Tetris.<br />

Die Elemente wie im Computerspiel aufschichten, umschichten, irgendwie<br />

verteilen. Wie das wohl die Leute in der Werbung lösen?<br />

Der Zug der zweiten Chance<br />

Immerhin, der <strong>ICE</strong> sorgt für alle. Auch für mich, wenn ich keine Reservierung<br />

habe und – <strong>ICE</strong>-3-Garnituren sind Mangelware – zur Frei-<br />

tagsnach<strong>mit</strong>tagsstunde in einem einzelnen Achtteiler <strong>mit</strong> zahlreichen<br />

weiteren Menschen den Weg nach Norden antrete. Platzsuche wie<br />

Gepäcksortieren spare ich mir, es gibt ja die Zuflucht am Bullauge.<br />

Genauer, im Vorraum an der Außentür, bei Toiletten und Abfalleimern.<br />

Das ist nicht das Schlechteste. Ich brauche mich nur aufzurichten, um<br />

hinaus zu schauen, und sollte der Platz knapper werden – andere kommen<br />

auf die gleiche Idee –, kann ich mich in Yoga üben. In der Ruhe<br />

liegt die Kraft. Nicht zu vergessen, der <strong>ICE</strong> ist der Zug der zweiten<br />

Chance: Mit etwas Glück steigen beim nächsten Halt in Nürnberg viele<br />

München-Pendler aus und wenige Wochenendreisende ein. Womöglich<br />

ergattere ich dann einen „richtigen“ Platz.<br />

Im gut gefüllten Großraumwagen muss das jedoch nicht unbedingt<br />

eine Wonne sein. Kurze Zeit nach der Abfahrt, wenn vor den Fenstern<br />

wieder Felder und Dörfer vorüber ziehen, entdeckt so mancher<br />

sein Herz für die, die irgendwo in der Welt sitzen und noch nicht das<br />

Neueste kennen. Handytalk steht an und fast scheint es, als<br />

spornten die dicht belegten Sitzreihen <strong>mit</strong> ihrem<br />

Publikum die Mobiltelefonierer noch an. Nicht, dass der<br />

<strong>ICE</strong> an dieser Unart Schuld trägt. Aber die Großraumanordnung<br />

fördert sie und lässt alle teilhaben, obwohl sie gar<br />

nicht wollen. Da weiß ich binnen einer Viertelstunde, dass<br />

die sprunghafte Lise auch <strong>mit</strong> Karli Schluss gemacht hat,<br />

der lässige Henry am Samstag die Desperados für den Junggesellenabschied<br />

organisiert und der transusige Herr Müller<br />

bis Montag um elf die Powerpoint-Präsentation hinzukriegen<br />

hat. Um halb zwölf stehen die Kunden aus<br />

Übersee auf der Matte, da muss der Beamer glühen. Im<br />

Fernsehen wirbt die DB da<strong>mit</strong>, dass sich im <strong>ICE</strong> Menschen<br />

kennen lernen. Wie wahr, wie wahr.<br />

Eile <strong>mit</strong> Weile<br />

Mit einer anderen Werbebotschaft hat das DB-Spitzenerzeugnis<br />

noch sehr viel mehr Mühe. Hochgeschwindigkeit und Pünktlichkeit<br />

sind hehre Ziele, aber im Bahnalltag zwischen München und<br />

Frankfurt bisweilen schwer zu erreichen. Mal bremst eine Gleisbaustelle<br />

in Mittelfranken den weißen Sprinter auf Ochsenkarrentempo herunter,<br />

mal macht ein vorausfahrender Zug das Gleis im Bahnhof nur zögerlich<br />

frei. Das sind die Momente, in denen ich <strong>mit</strong> dem Personal<br />

„meines“ <strong>ICE</strong> besonders <strong>mit</strong>fühle. Bleibt den Zugbegleitern doch die<br />

undankbare Aufgabe, über Lautsprecher die schlechte Nachricht zu<br />

überbringen: „... haben wir zurzeit eine Verspätung von 15 Minuten.<br />

Wegen Ihrer Anschlüsse werde ich Sie rechtzeitig informieren ...“ Das<br />

Problem: Der <strong>ICE</strong> ist die Nummer eins im DB-Angebot, weit, weit<br />

vorne und unumstritten. Nur heißt das beileibe nicht, dass Regionalbahnen<br />

auch auf die <strong>ICE</strong>-Reisenden warten. Den Zugpersonalen fällt<br />

der Job des Fahrgast-Tetris zu. Im Interesse der Kunden die Verbindungen<br />

absprechen, umschichten, irgendwie verteilen.<br />

So gestalten sich die <strong>ICE</strong>-Fahrten ins Wochenende sehr verschieden.<br />

Zwischen Vergnügen und Frustration liegt oft nur ein schmaler Grat.<br />

Wenigstens ist die Reise <strong>mit</strong> dem Premiumprodukt InterCityExpress<br />

eine gute Schule. Ich erlebe die Höhen und Tiefen des Schienenverkehrs<br />

und ich lerne, darauf flexibel zu reagieren. Was, bitte, soll mir <strong>mit</strong><br />

diesem Erfahrungsschatz noch passieren?<br />

Max Esser<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2013<br />

55


Einsatz<br />

Die Zuggattungen InterCity und <strong>ICE</strong><br />

Vorgänger und<br />

Nachfolger<br />

RECHTS Im März 2013<br />

treffen ein <strong>ICE</strong> 3 und<br />

ein InterCity in München<br />

ein. Der <strong>ICE</strong> 3<br />

„Dortmund“ fährt<br />

dabei vorneweg – so<br />

wie der <strong>ICE</strong> auch im<br />

DB-Fernverkehr im<br />

Vergleich zum IC<br />

Uwe Miethe<br />

Nicht allein namentlich hat der InterCityExpress seine Wurzeln<br />

beim InterCity. Er ist auch betrieblich und als Zugangebot<br />

dessen konsequente Fortsetzung. Nur verlief die Entwicklung<br />

der beiden Zuggattungen seit dem Start des <strong>ICE</strong>-Betriebs<br />

ziemlich gegensätzlich<br />

Unter dem Motto „Intelligenter Reisen“<br />

lösten bei der Bundesbahn am 26. September<br />

1971 klimatisierte InterCity-<br />

Züge auf vier in Nord-Süd-Richtung verlaufenden<br />

Linien im Zwei-Stunden-Takt die<br />

F-Züge ab. Wie die in den IC-Takt eingebundenen<br />

Trans-Europ-Express führten diese<br />

IC-Züge nur die 1. Wagenklasse und verbanden<br />

die wichtigen Wirtschaftszentren<br />

Westdeutschlands: Hamburg, Hannover,<br />

Rhein/Ruhr, Rhein/Main, Rhein/Neckar,<br />

Stuttgart und München sowie zusätzlich als<br />

Eckpunkt Basel. Die Höchstgeschwindigkeit<br />

war zunächst auf 160 km/h begrenzt; 1977 kamen<br />

erste Abschnitte für 200 km/h hinzu.<br />

Da die DB ab 1974 im Fernverkehr rote<br />

Zahlen schrieb, weitete sie 1976 <strong>mit</strong> ersten Tests<br />

den IC aus. Versuchsweise fuhren einzelne IC<br />

zwischen Bremen und München auch <strong>mit</strong> der<br />

2. Klasse, was man ab Sommer 1978 auf der<br />

Strecke Hamburg – Köln sogar im Stundentakt<br />

erprobte. Beides bestärkte die DB im Umdenken,<br />

und es folgte 1979 die Umstellung auf den<br />

doppelklassigen IC und den Stundentakt im gesamten<br />

Netz. „Jede Stunde, jede Klasse“, so der<br />

Slogan des neuen Systems, wurde zum grundlegenden<br />

Angebot im Fernverkehr. Die Züge<br />

fuhren in Blockbildung (1. Klasse, Speisewagen,<br />

2. Klasse) und erhielten auch in der 2. Klasse erste<br />

klimatisierte Wagen. Da<strong>mit</strong> waren sie das<br />

„Premium-Produkt“ der Bundesbahn.<br />

Im Jahr 1989 war der InterCity der Spitzenreiter<br />

im Bundesbahn-Zugangebot. Auf manchem Zugbegleiter<br />

kündigte die DB das Flaggschiff der<br />

Zukunft aber schon an<br />

Slg. Oskar Rabe<br />

Vom Start zum Star<br />

Im Jahr 1985 wurde das Liniennetz erweitert,<br />

gleichzeitig rollte <strong>mit</strong> dem InterCityExperimental<br />

der Prototyp eines neuen Vertreters im<br />

Fernreiseverkehr aus den Werkshallen. Er sollte<br />

den Gedanken des InterCity fortführen, indem<br />

er auf Neubaustrecken noch höhere Geschwindigkeiten<br />

erreichte, neuartigen Komfort<br />

bot und da<strong>mit</strong> im Wettbewerb zu Auto und<br />

Flugzeug der Bahn weitere Chancen eröffnete.<br />

Der <strong>ICE</strong>-Start 1991 war zwar <strong>mit</strong> einer Linie<br />

noch etwas verhalten, doch wurde der neuartige<br />

Triebzug durch Komfort und Schnelligkeit<br />

schnell zum eigentlichen „Paradepferd“. In der<br />

Folge dehnten Bundesbahn, Reichsbahn und<br />

Deutsche Bahn AG sein Aktionsfeld immer weiter<br />

aus, während der IC an Bedeutung verlor.<br />

Besonders deutlich zeigte sich das im Jah-<br />

ÜBERBLICK IC-LINIEN (STAND: SOMMER 2013)<br />

Linie Linienverlauf<br />

IC 16 Berlin Südkreuz – Berlin Hbf – Berlin-Spandau – Wolfsburg –<br />

Göttingen – Kassel-Wilhelmshöhe – Fulda – Frankfurt (Main)<br />

IC 26 (Westerland – Heide – Hamburg-Altona – Hamburg-Harburg –<br />

Bremen – Nienburg – Hannover – )<br />

bzw.<br />

(Ostseebad Binz –) Stralsund – Rostock – Schwerin – Hamburg Hbf –<br />

Hamburg-Harburg – Lüneburg – Celle – Hannover – Kassel-Wilhelmshöhe<br />

– Marburg – Gießen – Frankfurt (Main) – Darmstadt – Heidelberg<br />

– Wiesloch-Walldorf – Bruchsal – Karlsruhe (– Offenburg –<br />

Triberg – Singen – Konstanz)<br />

bzw. (Frankfurt (Main) – Worms – Speyer – Karlsruhe)<br />

bzw. (Kassel-Wilhelmshöhe – Fulda – Würzburg – Nürnberg – Passau)<br />

bzw. (Würzburg – Augsburg – Kempten – Oberstdorf)<br />

bzw. (Augsburg – München – Rosenheim – A – Kufstein – Zell am<br />

See – Schwarzach-St. Veit)<br />

bzw. (Rosenheim – Freilassing – Berchtesgaden)<br />

IC 27 (Westerland – Heide – Hamburg-Altona – Hamburg Hbf – Ludwigslust<br />

– Wittenberge – Berlin-Spandau –) Berlin Hbf – Berlin Südkreuz<br />

– Dresden – Bad Schandau – CZ – Decin – Praha hl. n.<br />

IC 30 Hamburg-Altona – Bremen – Osnabrück – Münster – Dortmund –<br />

Essen – Köln – Koblenz – Mainz – Mannheim – Heidelberg –<br />

Vaihingen (Enz) – Stuttgart<br />

bzw. (– Mannheim – Freiburg – CH – Basel SBB – Chur)<br />

Linie<br />

Linienverlauf<br />

IC 31 (Fehmarn-Burg – Lübeck – Hamburg Hbf –) bzw. (Kiel – Hamburg Hbf –)<br />

Hamburg-Altona – Hamburg Hbf – Bremen – Osnabrück – Dortmund –<br />

Hagen – Wuppertal – Köln – Koblenz – Mainz – Frankfurt (Main)<br />

(– Hanau – Würzburg – Nürnberg – Regensburg – Passau)<br />

IC 32 (Berlin Südkreuz – Berlin Hbf – Hannover – Herford – Hamm –)<br />

bzw. (Münster – Recklinghausen – Essen – )<br />

Dortmund – Essen – Mülheim – Düsseldorf Flughafen – Köln –<br />

Bonn – Remagen – Andernach – Koblenz – Bingen – Mainz –<br />

Mannheim – Heidelberg – Stuttgart<br />

IC 35 Norddeich Mole – Norden – Leer – Papenburg – Rheine – Münster –<br />

Recklinghausen – Gelsenkirchen – Oberhausen – Duisburg – Köln –<br />

Remagen – Koblenz (– Cochem – Bullay – Wittlich – Trier – L –<br />

Wasserbillig – Luxemburg)<br />

bzw. (– Mainz – Mannheim – Karlsruhe – Offenburg – Triberg –<br />

Singen – Konstanz)<br />

IC 50.2 (Berlin Hbf – Lutherstadt Wittenberg – Halle – Naumburg –)<br />

bzw. (Dresden – Riesa –) Leipzig – Naumburg – Weimar – Erfurt –<br />

Gotha – Eisenach – Bad Hersfeld – Fulda – Frankfurt (Main) Süd –<br />

Frankfurt (Main) – Frankfurt (Main) Flughafen<br />

bzw. (– Eisenach – Bebra – Kassel-Wilhelmshöhe – Warburg –<br />

Soest – Hamm – Dortmund – Düsseldorf)<br />

56


IC und <strong>ICE</strong><br />

resfahrplan 2002/03, zu dem die InterRegio-<br />

Züge abgeschafft und teilweise <strong>mit</strong> demselben<br />

Zäsur im Dezember 2002: Der IR verschwand, der IC<br />

rückte in die zweite Reihe, der <strong>ICE</strong> blieb der Primus<br />

Rollmaterial und gleicher Reisegeschwindigkeit<br />

in IC umgewandelt wurden. Da<strong>mit</strong> war<br />

der IC, der nun auch kleinere Städte anfuhr,<br />

eindeutig ins zweite Glied gerückt und zum<br />

Ersatz für die früheren Schnell- (D), FernExpress-<br />

(FD), UrlaubsExpress- (UEx) und InterRegio-Züge<br />

(IR) geworden. An diesem<br />

Kräfteverhältnis hat sich seither nichts geändert.<br />

Bezeichnend für die Rückstufung des InterCity<br />

ist, dass die ab Mitte 2014 als IC vorgesehenen<br />

27 Doppelstockzüge aus der Nahverkehrsserie<br />

von Bombardier abgeleitet und nur für 160 km/h<br />

zugelassen sind. An anderer Stelle dagegen verwischen<br />

sich die Grenzen zwischen <strong>ICE</strong> und IC:<br />

Der projektierte Triebzug ICx soll nicht nur das<br />

IC-Rollmaterial, sondern danach auch <strong>ICE</strong> 1<br />

und 2 ersetzen. Auf die daraus resultierende Produktgestaltung<br />

darf man gespannt sein.<br />

Dr. Hans-Bernhard Schönborn/GM<br />

Linie Linienverlauf<br />

IC 50 Saar (Frankfurt (Main) – Darmstadt – Mannheim – Neustadt (Weinstr.) –<br />

Saarbrücken)<br />

IC 55 Leipzig Hbf – Halle – Magdeburg – Braunschweig – Hannover –<br />

Minden – Herford – Bielefeld – Hamm – Dortmund – Hagen –<br />

Wuppertal – Solingen – Köln<br />

IC 56 Dresden – Leipzig – Halle – Magdeburg – Braunschweig – Hannover –<br />

Nienburg – Bremen – Delmenhorst – Oldenburg (Oldb.) – Leer –<br />

Emden – Norddeich Mole<br />

bzw.<br />

(Cottbus – Berlin Ostbf – Berlin-Wannsee – Brandenburg –<br />

Magdeburg – Stendal – Wittenberge – Ludwigslust – Schwerin –<br />

Rostock – Warnemünde)<br />

IC 60 (Salzburg – A –) München – Augsburg – Ulm – Göppingen –<br />

Plochingen – Stuttgart – Bruchsal – Karlsruhe (– Baden-Baden –<br />

Kehl – F – Strasbourg)<br />

IC 61 Nürnberg – Ansbach – Aalen – Stuttgart – Vaihingen (Enz) –<br />

Pforzheim – Karlsruhe<br />

EC 62 Frankfurt (Main) Hbf – Darmstadt – Heidelberg – Stuttgart – Ulm –<br />

München – Rosenheim – Prien am Chiemsee – Freilassing – A –<br />

Salzburg (– Linz)<br />

bzw. (Salzburg – Bad Gastein – Villach – Klagenfurt – Sl –<br />

Ljubljana – K – Zagreb)<br />

Linie Linienverlauf<br />

IC 77 Berlin Ostbf – Berlin Hbf – Stendal – Wolfsburg – Hannover –<br />

Minden – Bünde – Osnabrück – (Münster) Rheine – NL – Hengelo –<br />

Amsterdam Centraal<br />

IC 87<br />

Stuttgart – Rottweil – Singen – CH – Schaffhausen – Zürich HB<br />

EC 88 München – Memmingen – Lindau – A – Bregenz – CH –<br />

St. Margrethen – Zürich<br />

EC 89 München – Rosenheim – A – Kufstein – Innsbruck – I – Brennero –<br />

Verona P. N.<br />

BWE 91 Berlin Hbf – Frankfurt (Oder) – P – Rzepin – Poznan – Kutno –<br />

Warszawa<br />

EC 99<br />

Hamburg Hbf – Uelzen – Salzwedel – Stendal – Berlin Hbf – Berlin<br />

Ostbf – Lübbenau – Cottbus – P – Tuplice – Wroclaw – Katowice –<br />

Krakow<br />

Linien im Zwei-Stunden-Takt, die sich auf einem Abschnitt zum Stundentakt<br />

ergänzen:<br />

Linien<br />

Abschnitt<br />

30 + 31 Hamburg-Altona – Bremen – Dortmund<br />

30 + 31 Köln – Koblenz – Mainz<br />

55 + 56 Leipzig – Magdeburg – Hannover<br />

55 – 31 Dortmund – Wuppertal – Köln<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2013<br />

57


Einsatz<br />

Das Comeback des Diesel-<strong>ICE</strong><br />

Mit Hans nach Dänemark<br />

Lange Jahre wurde die Deutsche Bahn <strong>mit</strong> dem <strong>ICE</strong>-TD alias 605 nicht glücklich. Einige Zeit<br />

standen die Fahrzeuge sogar nutzlos herum. Um dann die überraschende Wende zu schaffen:<br />

Seit 2008 stellen sie auf zwei Routen die Verbindung nach Skandinavien her. Ein Fortschritt?<br />

Wie ein Mantra, im Selbstverständnis<br />

der Deutschen Bahn gleichbedeutend<br />

<strong>mit</strong> Qualität und Komfort,<br />

wird von dem Unternehmen der Teilsatz „Mit<br />

dem <strong>ICE</strong>“ vor den Dänemark-Verkehr auf der<br />

Schiene gestellt. Assoziationen <strong>mit</strong> 300 km/h<br />

schnellen Schienenflitzern oder einer gepflegten<br />

Mahlzeit im Speisewagen werden geweckt,<br />

und das alles natürlich im Stundentakt. Und<br />

tatsächlich: Noch nie fuhr man <strong>mit</strong> dem Zug<br />

von Hamburg so schnell nach Dänemark wie<br />

in den vergangenen Jahren (wenn er denn<br />

fuhr, doch dazu später mehr). Hamburg – Kopenhagen<br />

in rund in vier Stunden 45 Minuten,<br />

Hamburg – Fredericia in drei Stunden 20.<br />

Durchgehend, ohne Lokwechsel, ohne aufwendige<br />

Rangiermanöver beim Verschiffen.<br />

Allerdings fuhr man dorthin auch selten so<br />

selten. Von der Herrlichkeit der „<strong>mit</strong> dem<br />

<strong>ICE</strong>“ geweckten Stundentakt-Erwartungen<br />

bleiben bei einem Blick in den Fahrplan auf<br />

der traditionellen „Nordpfeil“-Route via<br />

Noch nie fuhr man so schnell von Hamburg nach<br />

Dänemark. Aber selten gab es auch so wenig Züge<br />

Flensburg gerade einmal zwei Zugpaare (sowie<br />

ein Nachtzug aus Basel, Prag und Amsterdam)<br />

zum nördlichen Nachbarn übrig, von denen<br />

auch nur eines wirklich ein <strong>ICE</strong> ist. Auf der<br />

„Vogelfluglinie“ lassen sich nicht mehr als vier<br />

<strong>ICE</strong> je Tag und Richtung über die Ostsee trajektieren,<br />

hinzu kommen zwei saisonale EC-<br />

Paare <strong>mit</strong> dänischen IC3-„Gumminasen“.<br />

Doch das Produkt, welches „<strong>mit</strong> dem <strong>ICE</strong>“ die<br />

Fahrt nach Dänemark ermöglicht, überstrahlt<br />

diese Defizite nicht nur in der Kommunikation.<br />

<strong>ICE</strong>, das zieht, den kennen die Leute.<br />

Wer kennt schon einen „Euro-City“?<br />

Rückblick<br />

Dass es <strong>mit</strong> dem <strong>ICE</strong> überhaupt so weit – bis<br />

nach Dänemark – kommen würde, war vor<br />

Die seltenere der beiden Dänemark-Relationen des Diesel-<strong>ICE</strong> führt über Rendsburg (Foto auf der Hochbrücke über den Nord-Ostsee-Kanal) und<br />

Flensburg. Lediglich ein <strong>ICE</strong>-TD-Zugpaar am Tag gibt es hier, der Fahrzeitgewinn hält sich in Grenzen. Mit vier Zwischenhalten benötigt der 605<br />

zwischen Hamburg und Flensburg eine Stunde 55 Minuten, der nachfolgende RE bei sieben Halten gerade mal sieben Minuten mehr Ralf Kutschke<br />

58


Baureihe 605 – nach dem Comeback<br />

Nur auf der Strecke Hamburg – Kopenhagen fahren <strong>ICE</strong> <strong>mit</strong> der Fähre<br />

(Bild in Puttgarden). Das passt nicht unbedingt zum Hochgeschwindigkeitsverkehr,<br />

gibt aber dem Angebot Renommee DB/Christoph Müller<br />

„Mit dem <strong>ICE</strong> nach Dänemark“ und zurück: In Kopenhagen ist der<br />

Diesel-<strong>ICE</strong> inzwischen ein gewohnter Anblick, selbst wenn es im Betrieb<br />

hier und da hakt<br />

Marco Frühwein<br />

Verkehr ins Land von Königin Margrethe bisher<br />

nicht gelaufen. Seit Anbeginn ist die Fahrzeugdecke<br />

der reaktivierten und Dänemarktauglichen<br />

13 Garnituren viel zu gering, um<br />

alle Leistungen der derzeit zehn Plantage der<br />

sensiblen Züge stets zuverlässig abdecken zu<br />

können. Immer wieder mussten und müssen<br />

dänische IC3 oder Ersatzzüge aushelfen. Das<br />

führte schließlich dazu, dass von den zwei<br />

Zugpaaren auf der Nordpfeil-Route eines wieder<br />

planmäßig von der Gumminase IC3 übernommen<br />

wurde.<br />

Trotzdem sind 605-Ausfälle leider nicht ungewöhnlich.<br />

Wenn die DSB in solchen Fällen<br />

nicht doch noch einen – dem 605 durchaus<br />

ebenbürtigen – Deutschland-tauglichen IC3<br />

stellen kann, wird der Fahrgast <strong>mit</strong> Ersatzzügen<br />

an die Grenze gefahren, wo er in einen anderen<br />

Ersatzzug oder gar den Nahverkehr umsteigt.<br />

Auf der Vogelfluglinie bedeutet das in der<br />

Praxis einen Fußmarsch <strong>mit</strong> Gepäck von dem<br />

in Puttgarden endenden Ersatzzug auf die Fähre<br />

und einen weiteren Marsch vom Schiff auf<br />

den im dänischen Rødby wartenden Er satzzug<br />

nach Kopenhagen. Auch der eigentlich <strong>mit</strong> zwei<br />

605 vorgesehene 200-km/h-Durch lauf nach<br />

Berlin wird zur Fahrzeug-Gewinnung gerne<br />

einmal zur Solo-Einheit geschwächt.<br />

Zudem hat der Dänemark-Einsatz den<br />

605 aus Kundensicht nicht wirklich gut geetwa<br />

zehn Jahren kaum denkbar. Zwar hatte die<br />

DB anno 1996 in einem später sicher mehr als<br />

einmal bereuten Anflug von unternehmerischem<br />

Mut 20 <strong>ICE</strong>-Garnituren bestellt, die die<br />

Aura der weißen Flitzer <strong>mit</strong> bis zu 200 km/h<br />

auch in Regionen abseits der Fahrleitung tragen<br />

sollten. Laufstege der ab 1999 ausgelieferten<br />

„Dieselweißwürste“ sollte die Achse Dresden –<br />

Hof – Nürnberg sowie jene von München über<br />

Lindau nach Zürich werden. Zwischen Sachsen<br />

und Franken hätte der 605 auch die Vorteile seiner<br />

Neigetechnik ausspielen können.<br />

Der verspätete Start 2001, die Pannen und<br />

Entgleisungen sowie die „überraschende“ Erkenntnis,<br />

wonach man einen Zug <strong>mit</strong> weniger<br />

als 200 Sitzplätzen eigentlich gar nicht auskömmlich<br />

betreiben kann, führten dazu, dass<br />

die nach einem Unfall verbliebenen 19 Edel-<br />

Diesel schon 2003 komplett aus dem Verkehr<br />

gezogen wurden. Der damalige Bahnchef<br />

Hartmut Mehdorn ließ sich sogar zu der Bemerkung<br />

hinreißen, diese Züge würden in<br />

Deutschland nie wieder zum Einsatz gelangen.<br />

So wurden die millionenschweren Investitionen<br />

jahrelang konserviert an verschiedenen<br />

Orten der Republik abgestellt. 605 009<br />

„Emma“ war nach einem Sturz von der Hofer<br />

Hebebühne ohnehin seit 2001 nicht mehr<br />

einsatzfähig.<br />

Rückkehr<br />

Schlussendlich war es Hartmut Mehdorn<br />

selbst, der die Diesel-<strong>ICE</strong> unfreiwillig aus dem<br />

Reich der Untoten auf die Schiene zurück holte.<br />

Nachdem sein brachialer Sparkurs auf dem<br />

Weg zur Börse auch die letzten Fahrzeugreserven<br />

aufgezehrt hatte, besann man sich im<br />

Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft 2006<br />

in Deutschland der erst sieben Jahre jungen<br />

Garnituren. Was <strong>mit</strong> 605 016 „Andreas“ als<br />

erstem heimlich, still und leise reaktivierten<br />

Zug und ein paar unverfänglich als „Intercity“<br />

geführten Oster-Entlastungszügen begann,<br />

wurde schon bald vorsichtig ausgebaut. Es<br />

folgten 2006 planmäßige Wochenend-Einsätze<br />

zwischen Hamburg und Köln, Charterzüge<br />

zur Fußball-WM und Messezüge. Die recht<br />

problemlos verlaufenden Kurzeinsätze ließen<br />

die Bedenken gegen die Diesel-<strong>ICE</strong> in Vergessenheit<br />

geraten.<br />

Dass die richtige Wiederauferstehung der<br />

eigentlich als Neigezüge konzipierten 605 aus-<br />

STICHWORT: <strong>ICE</strong>-TD-NAMEN<br />

Während <strong>ICE</strong> 1, <strong>ICE</strong> 2, <strong>ICE</strong> 3 und <strong>ICE</strong>-T <strong>mit</strong><br />

Städtenamen geschmückt wurden, „hören“ die<br />

<strong>ICE</strong>-TD auf ganz normale Vornamen. Denn bei<br />

der Fertigstellung der Garnituren erhielten<br />

diese Namen von an der Inbetriebnahme der<br />

Züge beteiligten DB-Mitarbeitern. Ursprünglich<br />

waren diese auch außen an der „Nasenspitze“<br />

001 „Fritz“<br />

002 „Hermann”<br />

003 „Otto“<br />

004 „Franz-Josef“<br />

005 „Erich“<br />

006 „Hilde“<br />

007 „Ludwig“<br />

008 „Rudolf“<br />

009 „Emma“ (nur noch Halbzug)<br />

010 „Hans“<br />

gerechnet auf den Flachland-Rennbahnen im<br />

Norden stattfinden würde, war dann aber<br />

doch eine Überraschung. Die dänische Staatsbahn<br />

DSB lief wegen der missglückten Einführung<br />

ihrer neuen italienischen IC4-Züge<br />

auf einen Fahrzeugengpass zu und musste nun<br />

dringend die IC3-Züge der Baureihe MF als<br />

Ersatz heranziehen. Diese fuhren unter anderem<br />

im Euro-City-Verkehr nach Deutschland.<br />

Dann ging auf einmal alles ganz schnell: Der<br />

vereinbarten Kooperation zwischen DB und<br />

DSB folgte am 25. April 2007 eine erste Fahrt<br />

des 605 010 „Hans“ auf die Vogelfluglinie <strong>mit</strong><br />

testweiser Verladung auf eine Fähre. Schon ab<br />

dem Fahrplanjahr 2008 wurden fast alle dänischen<br />

IC3 auf der Vogelfluglinie nach und<br />

nach durch reaktivierte 605 abgelöst, so dass<br />

es heute nur noch zwei saisonale „Gumminasen“<br />

auf dieser Strecke gibt. Nach Jütland via<br />

Flensburg wurden die beiden verbliebenen<br />

durchgehenden Tageszugpaare auf <strong>ICE</strong> umgestellt.<br />

„Mit dem <strong>ICE</strong> nach Dänemark“ – das<br />

klang gut und kam an! An die langjährigen<br />

Probleme <strong>mit</strong> diesen Zügen wollte man sich<br />

nicht mehr erinnern.<br />

Rückfahrt<br />

Doch dauerhaft stabil ist der <strong>mit</strong> viel Vorschusslorbeeren<br />

gefeierte und <strong>mit</strong> hohem<br />

Kommu nikationsaufwand beworbene <strong>ICE</strong>-<br />

unter den Führerständen angeschrieben. Doch<br />

mussten diese sympathischen Details auf Geheiß<br />

der Zentrale entfernt werden, nachdem<br />

man anfing, <strong>ICE</strong>-Garnituren nach Städten zu<br />

benennen. In den Führerständen sollen diese<br />

Namen jedoch nach wie vor noch angeschrieben<br />

sein. Die Namen verteilen sich wie folgt:<br />

011 „Heinz“<br />

012 „Franz“<br />

013 „Tine“<br />

014 „Werner“<br />

015 „Eva“<br />

016 „Andreas“<br />

017 „Volker“<br />

018 „Jutta“<br />

019 „Klaus-Dieter“<br />

020 „Christiane“<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2013<br />

59


Einsatz<br />

Ein Diesel-<strong>ICE</strong> und ein <strong>ICE</strong> 1 begegnen sich im Stadtbahn-Gleisbereich<br />

von Berlin Hauptbahnhof. Seit fast fünf Jahren ist der 605 jetzt auf der<br />

Route nach Norden im Dienst – länger als überall vorher Heiko Focken<br />

Großer Passagier <strong>mit</strong> eigenem Hinweisschild: ein 605er an Bord einer<br />

Ostseefähre zwischen Puttgarden und Rødby. Eine Stunde dauert die<br />

Schiffspassage hinüber nach Skandinavien<br />

Jürgen Hörstel<br />

Deutsch-dänische Zusammenarbeit, angeschrieben am Fahrzeug:<br />

Seit 2008 kooperieren DB und DSB im <strong>ICE</strong>-Verkehr nach und von<br />

Kopenhagen<br />

Uwe Miethe<br />

Drei Stunden von Hamburg entfernt liegt Nykøbing, nach Rødby der<br />

zweite Bahnhof in Dänemark, an dem der <strong>ICE</strong> hält. Vier Mal am Tag<br />

kommen die weißen Züge aus Deutschland hierher Malte Werning<br />

Komfort-„Anpassungen“ an den Dänemark-Betrieb:<br />

kein Blick auf den Lokführer, kein Kleinkindabteil<br />

tan. Heimlich, still und leise nahm man an<br />

den Zügen Umbauten vor, die dem Fahrzeug<br />

nicht zum Vorteil gereichten. Zunächst wurde<br />

die Glastrennwand zwischen den<br />

„Lounge“-Plätzen und den Führerständen<br />

<strong>mit</strong> einer nahezu undurchsichtigen Spiegelfolie<br />

beklebt. Der beliebte Panoramablick<br />

vorne auf die Strecke war da<strong>mit</strong> nicht mehr<br />

möglich. Interessanter Weise ging diese Maßnahme<br />

auf die Forderung der dänischen Lokführer<br />

zurück und kam so<strong>mit</strong> aus einem<br />

Land, welches sich sonst stets für seine Offenheit<br />

und Transparenz rühmt. Dafür wurde<br />

auf Wunsch der Dänen in den Führerständen<br />

ein Klemmhalter für Kaffeetassen<br />

eingebaut... Ob sich die Dänen nicht beim<br />

Kaffeetrinken beobachten lassen wollen?<br />

Dann wurde bei den Lounge-Plätzen die<br />

Möglichkeit verhindert, das Licht in diesen<br />

kleinen Großräumen manuell auf eine dezente<br />

Dämmerbeleuchtung zu schalten, was<br />

insbesondere bei Abendfahrten sehr willkommen<br />

war. Der über der Tür angeordnete<br />

Lichtschalter wurde auf der Stellung „Vollbeleuchtung“<br />

funktionslos gesetzt. Als<br />

bislang letzten Sündenfall baute man in den<br />

vergangenen Monaten zugunsten einiger weniger<br />

zusätzlicher Sitzreihen bei den 605 das<br />

Kleinkindabteil aus. Familien bleibt nun, sich<br />

<strong>mit</strong> Kind und Wagen in den Großraumwagen<br />

zu setzen – eine Belastung für alle Seiten.<br />

Für den Dänemark-Verkehr eher irrelevant<br />

ist die Stilllegung der Neigetechnik an einigen<br />

Zügen, was jedoch eine noch immer<br />

nicht abgeschlossene Neuzulassung durch das<br />

Eisenbahn-Bundesamt nach sich zog.<br />

So liegen Licht – nicht nur in den Großräumen<br />

– und Schatten beim alltäglichen<br />

<strong>ICE</strong>-Einsatz nach Dänemark sehr eng beieinander.<br />

Die von der DB selbst gestellten Ansprüche<br />

kann die Linie aus banaler Fahrgastsicht<br />

nicht immer erfüllen. Dennoch ist schon<br />

die Möglichkeit, <strong>mit</strong> der Aussage „<strong>mit</strong> dem<br />

<strong>ICE</strong> nach Dänemark“ in die Öffentlichkeit zu<br />

treten, ein Wert an sich. Verbunden <strong>mit</strong> der<br />

Hoffnung, dass die darin geweckten Erwartungen<br />

nicht wieder vor einem Ersatzzug unter<br />

die Räder kommen. Heiko Focken<br />

60


Lassen Sie einen Traum wahr werden<br />

Reisen wie ein<br />

Kaiser <strong>mit</strong> dem<br />

Hofsalonzug<br />

Gourmetreisen<br />

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Bilderbogen<br />

Highspeed und Design<br />

Tempo, Tempo!<br />

Bis zu 300 km/h Spitze, moderne Züge, funktionale Gestaltung: Vor allem<br />

auf den Neubaustrecken fährt der <strong>ICE</strong> in einer eigenen Welt, die sich von der<br />

klassischen Bahn scheinbar deutlich abhebt. Ein futuristischer Ausflug ...<br />

62


Highspeed und Design<br />

Von der Leine gelassen: Am 1. August<br />

2002, dem ersten öffentlichen Betriebstag<br />

der Schnellfahrstrecke Köln – Rhein-Main,<br />

jagt ein 403 als <strong>ICE</strong> 1056 durch den Hellenberg-Tunnel<br />

bei Niedernhausen. Heute<br />

ist das längst Routine, aber nach wie vor<br />

rasend spannend ...<br />

Joachim Seyferth<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2013<br />

63


Bilderbogen<br />

Luftig und ein wenig kühn gibt sich die obere Etage des neuen Flughafen-Fernbahnhofs Frankfurt<br />

(Main) im August 2002. Rote Einsen weisen auf die Stunde hin, die man <strong>mit</strong> der <strong>ICE</strong>-Fahrt<br />

über die Schnellfahrstrecke gegenüber der Rheintal-Bahnreise gewinnt<br />

Joachim Seyferth<br />

Formensprache<br />

Große Flächen und klare<br />

Linien prägen das Aussehen<br />

des <strong>ICE</strong>. Fast sieht<br />

es so aus, als grenzten<br />

die Hochgeschwindigkeitstriebzüge<br />

sich und<br />

ihre Reisenden von<br />

allem Äußeren ab. Dabei<br />

sollen sie eigentlich nur<br />

Komfort bieten und<br />

aerodynamisch sein<br />

64


Formensprache<br />

Zwei Design-Kinder der späten<br />

80er-Jahre: Im März 1992 hält der<br />

Triebzug 401 012/512 als <strong>ICE</strong> 596<br />

nach Hamburg in Kassel-Wilhelmshöhe.<br />

Kaum eine Station macht die<br />

nüchtern-zweckorientierte Gestaltung<br />

des <strong>ICE</strong>-Zeitalters so deutlich<br />

wie der Halt im Nordhessischen<br />

Ludwig Rotthowe<br />

Spiegelnde Scheiben, durchlaufende Fensterbänder, glatte Außenhaut: Coolness Marke <strong>ICE</strong>.<br />

Diese Gestaltungselemente bleiben über die Fahrzeuggenerationen hinweg erhalten (Foto <strong>mit</strong><br />

einem <strong>ICE</strong>-T an der Donnersberger Brücke in München)<br />

Veselin Kolev<br />

RECHTS MITTE Dass einmal <strong>ICE</strong> 3 durch den<br />

Hellenberg-Tunnel hetzen, liegt im September<br />

2000 noch in weiter Ferne. Das Bauwerk<br />

harrt der Vollendung, die Reisegeschwindigkeit<br />

bewegt sich einstweilen auf Radfahrlevel<br />

Joachim Seyferth<br />

RECHTS UNTEN „Doppelt so schnell wie das<br />

Auto, halb so schnell wie das Flugzeug“<br />

heißt der Slogan, <strong>mit</strong> dem die Bundesbahn<br />

das Rennen um die Reisenden aufnimmt. Mit<br />

250 km/h Regelgeschwindigkeit hat der <strong>ICE</strong><br />

den Pkw schon mal so gut wie überholt. Und<br />

das Flugzeug hat er, nun ja, jetzt ein bisschen<br />

besser im Blick, wie auf diesem Bild<br />

<strong>mit</strong> 401 589 anno 1993 Joachim Seyferth<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2013


Bilderbogen<br />

66


Alte und neue Stars<br />

Zwei Jahrzehnte lang war<br />

die Ellok 103 das Maß der<br />

Dinge im Bundesbahn-Fernverkehr.<br />

In den frühen 90er-<br />

Jahren hat sie die Spitzenposition<br />

eingebüßt; aus<br />

dem soliden, aber auch<br />

etwas althergebrachten<br />

Führerstand fällt der Blick<br />

in Mannheim Hbf auf den<br />

neuen Schienenstar auf<br />

dem Nachbargleis J. Seyferth<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2013<br />

67


Einsatz<br />

Das <strong>ICE</strong>-Zugunglück in Eschede und die Folgen<br />

Die große Katastrophe<br />

Der 3. Juni 1998 wurde zum traurigsten Datum der <strong>ICE</strong>-Geschichte. Auf der Strecke Hannover –<br />

Hamburg prallte ein <strong>ICE</strong> 1 bei Eschede gegen eine Straßenbrücke, 101 Menschen starben.<br />

Das schwerste Eisenbahn-Unglück der deutschen Nachkriegszeit hatte auch Konsequenzen<br />

für Ausstattung und Betrieb der ersten <strong>ICE</strong>-Generation<br />

Ein Schreckensbild<br />

bietet der <strong>ICE</strong> 884<br />

„Wilhelm Conrad<br />

Röntgen“ nach dem<br />

Unglück am 3. Juni<br />

1998. Bei Eschede<br />

ist der <strong>ICE</strong> 1 auf einer<br />

Weiche entgleist<br />

und der hintere Teil<br />

des Zuges <strong>mit</strong> hoher<br />

Geschwindigkeit<br />

gegen eine Straßenbrücke<br />

geprallt, was<br />

diese zum Einsturz<br />

brachte. Helfer versuchen,<br />

aus den<br />

Trümmern Reisende<br />

zu bergen Ingo Wagner/picture-alliance/dpa<br />

68


Das Eschede-Unglück und die Folgen<br />

Das Ereignis liegt 15 Jahre zurück, das<br />

ist eigentlich eine lange Zeit. Aber<br />

leicht lassen sich die Bilder in Erinnerung<br />

rufen. Wie jenes vom <strong>ICE</strong> <strong>mit</strong> seinen<br />

grotesk aufgetürmten Wagen an der eingestürzten<br />

Straßenbrücke. Auch der Name des<br />

Zuges und das Datum sind noch präsent.<br />

Am Mittwoch, dem 3. Juni 1998, verunglückte<br />

um 10:59 Uhr der <strong>ICE</strong> 884 „Wilhelm<br />

Conrad Röntgen“ auf seiner Fahrt von München<br />

nach Hamburg -Altona in Eschede bei Celle. Im<br />

14-teiligen <strong>ICE</strong> 1 befanden sich vermutlich<br />

287 Reisende. Der Zug entgleiste und prallte <strong>mit</strong><br />

voller Wucht an eine Straßenbrücke, die daraufhin<br />

einstürzte. 98 Menschen starben am Unglücksort,<br />

darunter bis auf den Lokführer und einen<br />

Zugbegleiter das gesamte Zugpersonal und<br />

zwei Signaltechniker der DB AG. Drei weitere<br />

Personen erlagen später ihren Verletzungen, mehr<br />

als 100 wurden verletzt, davon 88 schwer. Fakten,<br />

die dem Ereignis eine traurige Berühmtheit<br />

geben: Es ist das schwerste Zugunglück in der<br />

Geschichte der Bundesrepublik Deutschland sowie<br />

aller Hochgeschwindigkeitszüge weltweit.<br />

Die Rettungs-, Bergungs- und Aufräumarbeiten<br />

nahmen fast eine Woche in Anspruch. Am Nach<strong>mit</strong>tag<br />

des 9. Juni erst wurde die Strecke wieder<br />

für den Bahnverkehr frei gegeben.<br />

Der Unfallhergang<br />

Nach und nach konnte man auch er<strong>mit</strong>teln, wie<br />

der Unfall entstand. Auslöser war der Ermüdungsbruch<br />

eines Radreifens. Um 10:57 Uhr,<br />

rund sechs Kilometer vor der späteren Unglücksstelle,<br />

war er an einem Radsatz des ersten<br />

Mittelwagens gebrochen. Nach etwa 250 Metern<br />

Weg löste sich der Radreifen von der Radsatzscheibe,<br />

wurde aufgebogen und verkeilte sich im<br />

Drehgestell. Der Zug fuhr nach einer Langsamfahrstelle<br />

bei Celle beschleunigend ca. 180 km/h.<br />

Der Radreifen schlug gegen den Wagenkasten<br />

und zerstörte Schwellen und das Kabel der Linienzugbeeinflussung<br />

(LZB). Im Bahnhof Eschede,<br />

etwa 200 Meter vor der Unglücksstelle, verhakte<br />

sich der Radreifen in einem Radlenker der<br />

Weiche 2. Dieser wurde abgesprengt und in das<br />

Innere des ersten Mittelwagens gestoßen. Ein<br />

weiteres Teil durchschlug die Decke des zweiten<br />

Wagens und hob dessen erstes Drehgestell so an,<br />

dass es nach rechts abgelenkt wurde und entgleiste.<br />

Nach weiteren 120 Metern traf das Drehgestell<br />

auf die abliegende Zunge der Weiche 3.<br />

Durch die Wucht dieses Aufpralls wurde die Weiche<br />

in Rechtslage umgestellt, so dass die hinteren<br />

Achsen von Wagen 3 auf das in Fahrtrichtung<br />

rechts abzweigende Gleis gelenkt wurden und<br />

sich der Wagen selbst unter der Straßenbrücke<br />

querstellte. Mit seinem hinteren Ende zerstörte<br />

er die Pfeiler dieser Überführung. Dabei wurde<br />

er schwer beschädigt und vom folgenden Zugteil<br />

getrennt. Die Hauptluftleitungen rissen ausein -<br />

ander, eine elektrische Sicherheitsschleife löste<br />

binnen einer halben Sekunde eine Schnellbremsung<br />

des Zuges sowie das Senken des Stromabnehmers<br />

des nachlaufenden Triebkopfes aus. Der<br />

auch entgleiste Wagen 4 rutschte noch vollständig<br />

unter der herabstürzenden Brücke durch,<br />

stürzte dann aber seitlich nach rechts die Böschung<br />

hinunter. Wagen 5 wurde ab der Mitte<br />

bereits von der 200 Tonnen schweren Brücke erfasst<br />

und im hinteren Teil weitgehend zerstört.<br />

Wagen 6 wurde unter den Trümmern der Brücke<br />

begraben, die Wagen 7 bis 12 schoben sich wie<br />

bei einem Zollstock aufeinander. Der nachlaufende<br />

Triebkopf entgleiste, blieb aber weitgehend<br />

unbeschädigt. Der vordere Triebkopf fuhr allein<br />

weiter und kam ca. 600 Meter vom Fahrdienstleiter<br />

Eschede entfernt zum Stehen.<br />

Der Radreifen, der zu der Katastrophe geführt<br />

hatte, gehörte zu einem gummigefederten<br />

Radsatz der Bauart 064. Diese war ab 1992<br />

zur Reduzierung von Resonanzerscheinungen<br />

(Lärm- und Rüttelbelästigungen insbesondere<br />

im Speisewagen) der Wagenkästen von der<br />

Deutschen Bundesbahn eingeführt worden.<br />

Die Bundesbahn war eine Behörde und konnte<br />

sich so selber eine reguläre Zulassung für den<br />

Radsatz erteilen. Nach der Bahnreform hatten<br />

diese Zulassungen Bestandsschutz.<br />

Ursachen, Versagen, Konsequenzen<br />

Bei der Untersuchung des Unglücks zeigte sich,<br />

dass der Radreifen grenzwertig abgenutzt war –<br />

und dennoch die Kontrollen im <strong>ICE</strong>-Werk München<br />

passiert hatte. Zusätzlich zog das Eisenbahn-<br />

Bundesamt die Bauform generell in Zweifel. Am<br />

13. Juni 1998 untersagte es der DB AG den Einsatz<br />

von gummigefederten Radsätzen solange, bis<br />

der Nachweis der Betriebssicherheit für den<br />

<strong>ICE</strong> 1 erbracht worden sei. Zwar hat die DB AG<br />

entsprechende Unterlagen vorgelegt und es wurde<br />

im Grundsatz nie die Untauglichkeit dieser<br />

Radsätze für den <strong>ICE</strong>-Hochgeschwindigkeitseinsatz<br />

nachgewiesen. Dennoch tauschte die DB offiziell<br />

bis zum 1. November 1998 alle 2.880 Radsätze<br />

der (verbliebenen) 59 <strong>ICE</strong>-1-Garnituren<br />

gegen Vollradsätze (Monoblocradsätze) aus. Bis<br />

dahin gab es umfangreiche Ersatzverkehrsleistungen<br />

<strong>mit</strong> <strong>ICE</strong> 2 und Lok-Wagen-Garnituren.<br />

Als Konsequenz aus dem Unglück wurde die<br />

Zahl der Notausstiegsfenster beim <strong>ICE</strong> 1 und<br />

<strong>ICE</strong> 2 drastisch erhöht. Die Umrüstung von insgesamt<br />

6.195 Fenstern wurde am 31. Oktober<br />

2004 abgeschlossen. Seitdem gibt es für die Reisenden<br />

sehr viel mehr Möglichkeiten, sich <strong>mit</strong><br />

Nothammern an markierten Sollbruchstellen<br />

den Weg ins Freie zu verschaffen. Zuvor waren<br />

nur die ovalen Türfenster als Notausstiege vorgesehen,<br />

die Rettungskräfte in Eschede hatten<br />

die Wagenkästen und druckfesten Fenster <strong>mit</strong><br />

brachialer Gewalt und Spezialwerkzeug sowie<br />

Diamanttrennscheiben öffnen müssen.<br />

Weiterhin legte die Deutsche Bahn Mitte<br />

1999 ein neues Sicherheitskonzept vor. Bei zukünftigen<br />

Neubaustrecken sollte auf Weichen<br />

und Überleitungen vor Brücken und Tunneln<br />

verzichtet werden, um die Abfolge Entgleisung<br />

Monobloc statt Gummifederung: Bis Ende 1998<br />

tauschte die DB AG sämtliche Radsätze am <strong>ICE</strong> 1<br />

– Aufprall zu vermeiden. Außerdem wurden verkürzte<br />

und spezifizierte Wartungsintervalle sowohl<br />

auf Zeit- als auch auf Laufleistungen angeordnet.<br />

Die Ultraschallprüfung der Radsätze<br />

wurde verpflichtend eingeführt, ebenso ein personalintensiveres<br />

Vier-Augen-Prinzip bei wichtigen<br />

Prüfungen. Die Monobloc-Radsätze wurden<br />

bereits nach 240.000 Kilometern abgedreht.<br />

15 Jahre danach<br />

Während die Zwischenwagen des verunglückten<br />

Zuges verschrottet wurden, kommt der vordere<br />

Triebkopf 401 051 noch regulär zum Einsatz. Der<br />

hintere Triebkopf wurde im Werk Nürnberg als<br />

Ersatzteilspender genutzt und 2007 <strong>mit</strong> zwei defekten<br />

bzw. verunfallten Triebköpfen zum funktionsfähigen<br />

Triebkopf 401 573 zusammengebaut.<br />

Die Zugnummer <strong>ICE</strong> 884 wird bis heute<br />

nur noch als Bedarfsnummer verwendet, auf den<br />

Namen „Wilhelm Conrad Röntgen“ verzichtete<br />

man. Apropos Gerichtsverfahren: Obwohl die<br />

Kette menschlichen und technischen Versagens<br />

zweifelsfrei war, wurde keine Person verurteilt.<br />

In Eschede erinnert heute ein Denkmal <strong>mit</strong><br />

Baumbepflanzung an das Geschehen. Nebenan<br />

auf der Strecke fahren wieder <strong>ICE</strong>-Züge<br />

vorbei. Aber so alltäglich wie vor dem 3. Juni<br />

1998 ist es nicht mehr. Axel Witzke/GM<br />

Ein Hain und Gedenktafeln erinnern heute am Unglücksort an das Geschehen. Für jedes<br />

der 101 Opfer wurde zum Gedenken ein Kirschbaum gepflanzt<br />

Dr. Stefan Vockrodt<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2013<br />

69


Unterwegs<br />

<strong>ICE</strong> 3 und TGV im Vergleich<br />

Die vereinten Rivalen<br />

Zwischen Paris und Deutschland haben Bahnkunden seit 2007 die Wahl: TGV-Züge fahren nach<br />

Stuttgart und München, <strong>ICE</strong> 3 und ein TGV nach Frankfurt (Main). Die Flaggschiffe der DB und<br />

der französischen Staatsbahn in freundschaftlicher Konkurrenz. Wer ist besser?<br />

Die schnellsten Wege nach Paris beginnen<br />

in Frankfurt am Main und Stuttgart<br />

bzw. München. Von hier schicken<br />

die französische Staatsbahn SNCF und die<br />

Deutsche Bahn AG seit Juni 2007 ihre<br />

Flaggschiffe nach Paris. Das geschieht <strong>mit</strong> abgestimmten<br />

Fahrplänen, Zugpersonal aus beiden<br />

Ländern und einem durchgängigen Tarif<br />

von Paris auch nach Katzenfurt oder Ober -<br />

oderwitz-Oberdorf. Auf die beiden Achsen der<br />

so genannten POS (Paris-Ostfrankreich-Süddeutschland)<br />

hat man die Züge linienrein verteilt:<br />

Die POS Süd von Stuttgart, Karls ruhe<br />

und Straßburg ist viermal täglich Sache des<br />

französischen TGV, der einmal am Tag sogar<br />

ab/bis München fährt. Der Erfolg einer Bahnverbindung,<br />

die in nur drei Stunden 45 Minuten<br />

die schwäbische Metropole <strong>mit</strong> der<br />

französischen Kapitale verbindet, führte Ende<br />

2012 zur Umstellung aller Züge dieser Linie<br />

auf die 30 „Euroduplex“-Doppelstock-Einheiten<br />

<strong>mit</strong> über 500 Sitzplätzen. Deutsch reist<br />

man dagegen auf der POS Nord von Frankfurt<br />

am Main über Mannheim, Kaiserslautern,<br />

Saarbrücken und Forbach (F) nach Paris. Hier<br />

regiert der <strong>ICE</strong> 3 – <strong>mit</strong> der Einschränkung,<br />

dass eines der fünf Zugpaare wegen unfallbedingter<br />

Abgänge in der frankreich-tauglichen<br />

<strong>ICE</strong>-Mehrsystemflotte 2009 auf TGV-Material<br />

umgestellt wurde. So kann der Fahrgast<br />

wählen, ob er <strong>mit</strong> dem französischen oder dem<br />

deutschen <strong>Superzug</strong> an die Seine jagen will.<br />

Gemeinsamkeiten und Unterschiede<br />

Bei diesem Zugangebot haben die beiden<br />

Bahngesellschaften einiges zu Gunsten der<br />

Kunden vereinheitlicht und ihre Konditionen<br />

den nationalen Gepflogenheiten des jeweiligen<br />

Nachbarn angepasst. Beide Züge sind in<br />

Deutschland <strong>mit</strong> allen für den <strong>ICE</strong> gültigen<br />

Fahrkarten ohne Restriktionen nutzbar. Auch<br />

die sonst beim TGV übliche Reservierungs-<br />

70


TGV und <strong>ICE</strong> im Vergleich<br />

Im April 2013 eilt ein TGV Euroduplex auf der Neubaustrecke Stuttgart – Karlsruhe über die<br />

Brücke bei Bauerbach. Auf DB-Gleisen ist der französische Zug zu DB-Konditionen benutzbar,<br />

das heißt, ohne Reservierung<br />

Heiko Focken<br />

Am 13. März 2013 hatten sie sich in Frankfurt<br />

(Main) Hbf mal wieder in Blickweite<br />

zuein ander eingefunden. Links beginnt ein<br />

<strong>ICE</strong> 3 MF seine Fahrt <strong>mit</strong> Destination Paris,<br />

rechts ist kurz zuvor ein TGV Euroduplex aus<br />

der Stadt an der Seine eingetroffen. Auf der<br />

Relation Frankfurt – Paris kann man zwischen<br />

beiden Superzügen wählen Sven Klein<br />

In Paris Est ist das Nebeneinander von TGV und 406 (<strong>ICE</strong> 3 MF) inzwischen alltäglich. Und<br />

wer hat im Vergleich der Paradefahrzeuge die Nase vorn?<br />

Helmut Scheiba<br />

niger direkten Vergleich, man könnte auch sagen,<br />

Wettbewerb. Fragt sich also: Welcher der<br />

beiden Schienenstars hat in dieser freundschaftlichen<br />

Konkurrenz die Nase vorn? Wer<br />

die Fahrzeuge betritt, lernt rasch die unterschiedlichen<br />

„Reisekulturen“ kennen. Der<br />

<strong>ICE</strong> 3 empfängt den Fahrgast <strong>mit</strong> vergleichsweise<br />

nüchtern-kühler, uniformer „deutscher“<br />

Sachlichkeit und einem recht straff gepolsterten<br />

Gestühl. Der TGV zeigt die Liebe der<br />

Franzosen zu plüschigem Interieur und <strong>mit</strong>pflicht<br />

gibt es im DB-Netz nicht. Umgekehrt<br />

muss man dagegen in Frankreich auch im <strong>ICE</strong><br />

reservieren, was sonst in Deutschland – <strong>mit</strong><br />

Ausnahme der Sprinter-Züge – entfällt.<br />

Weiterhin können die Züge auf beiden Ästen<br />

der POS-Relation rennen: In Deutschland<br />

gelten auf den Neubaustrecken 200 km/h (für<br />

den <strong>ICE</strong>) oder 250 km/h (für den TGV), in<br />

Frankreich gar 320 km/h! Beiden Fahrzeugen<br />

gemeinsam ist dabei eine überaus hohe Laufkultur.<br />

Ohne den Blick aus dem Fenster fällt<br />

die gefahrene Geschwindigkeit gar nicht auf!<br />

Eine Ironie der deutschen Eisenbahngeschichte<br />

ist dabei, dass der <strong>ICE</strong> seine höchste<br />

planmäßig gefahrene Geschwindigkeit im<br />

Ausland erreicht. Ungewöhnlich ist das stets<br />

aus deutschen und französischen Mitarbeitern<br />

bestehende Zugteam. Wie selbstverständlich<br />

hat sich der Zugführer des TGV die rote DB-<br />

Armbinde über seine graue Uniform geschoben,<br />

während der deutsche Zugchef den TGV<br />

in Paris so abfertigt, wie es bei der SNCF nun<br />

einmal üblich ist.<br />

Trotz der Gemeinsamkeiten gibt es auch<br />

wesentliche Unterschiede. Diese beginnen be-<br />

reits bei der Grundkonstruktion der Triebzüge.<br />

Augenfälligste Abweichung ist die Doppelstockbauart<br />

des TGV aus dem Hause Alstom<br />

gegenüber dem einstöckigen Siemens-<strong>ICE</strong>.<br />

Und während der „TGV Euroduplex“ der<br />

klassischen Philosophie aus Triebköpfen und<br />

antriebslosen Mittelwagen folgt, hat der <strong>ICE</strong>-<br />

3MF („Mehrsystem-Frankreich“) der DB-Baureihe<br />

406 seine Antriebe über den ganzen Zug<br />

auf acht seiner 16 Drehgestelle verteilt. Bei<br />

ebendiesen Drehgestellen gibt es einen weiteren<br />

elementaren Unterschied: Beim TGV stützen<br />

sich jeweils zwei Mittelwagen auf ein gemeinsames<br />

„Jakobsdrehgestell“, so wie man es<br />

zum Beispiel von Straßenbahnen kennt. Beim<br />

<strong>ICE</strong> hat dagegen jeder Einzelwagen vorne und<br />

hinten je ein eigenes Drehgestell. Die Einzelwagen<br />

sind beim TGV auch kürzer als die des<br />

<strong>ICE</strong>: Eine 200 Meter lange <strong>ICE</strong>-Einheit besteht<br />

aus acht, eine etwa gleichlange TGV-Einheit<br />

aus zehn Segmenten einschließlich der<br />

Triebköpfe.<br />

Beide Fahrzeuge überzeugen durch Laufkultur:<br />

Ohne Blick nach draußen fällt das Tempo nicht auf<br />

Welcher Zug kann was?<br />

Doch genug der Gegenüberstellung. Denn<br />

bei aller Kooperation von DB und SNCF stehen<br />

hier <strong>ICE</strong> 3 und TGV im mehr oder we-<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2013<br />

71


Unterwegs<br />

HINTERGRUND<br />

TECHNISCHE DATEN IM VERGLEICH<br />

<strong>ICE</strong> Baureihe 406-F TGV Euroduplex<br />

Zul. Höchstgeschwindigkeit 330 km/h 320 km/h<br />

Leistung 8.000 kW 8.800 kW<br />

Länge 200 m 200 m<br />

Dienstmasse 435 t 380 t<br />

Sitzplätze 419 (ohne Speisew.) 509<br />

Baujahr 1999 2007<br />

Quellen: Deutsche Bahn; SNCF<br />

unter recht kräftigen Farben. 1:0 für den<br />

TGV? Nur so lange, bis der Reisende Hunger<br />

verspürt und diesen <strong>mit</strong>hilfe des Zugangebots<br />

stillen möchte. Dann ist es der TGV,<br />

der <strong>mit</strong> seiner geradezu spacig-spartanisch<br />

eingerichteten „Bar“ und Stehtischen im<br />

Oberstock fast schon abweisend daherkommt,<br />

während im <strong>ICE</strong> sogar einige klassische<br />

Speisewagenplätze <strong>mit</strong> reichhaltiger Speisenauswahl<br />

und Bedienung am Tisch zu<br />

einem Schnell-Gericht bei Tempo 320 einladen.<br />

Also Ausgleich zum 1:1.<br />

Und gleich darauf geht der <strong>ICE</strong> 3MF sogar<br />

in Führung! Denn wer die Fahrt gern aus<br />

OBEN BEIDE Stärken der<br />

beiden Superzüge: Abteile<br />

im <strong>ICE</strong> 3 (l.) und<br />

plüschigere Sitze im<br />

Oberstock des TGV Euroduplex<br />

Heiko Focken (4)<br />

MITTE BEIDE Kontraste<br />

bei den Schienenstars:<br />

geräumiger <strong>ICE</strong>-3-Speisewagen<br />

(l.) und nüchterner<br />

TGV-Barwagen<br />

der Lokführerperspektive erleben möchte, dem<br />

macht der DB-Bolide ein verlockendes Angebot:<br />

die „Lounge“, den Sitzbereich, der hinter<br />

den nur <strong>mit</strong> einer Glaswand abgetrennten<br />

Führerständen liegt und freien Streckenblick<br />

bietet. Und noch etwas bietet der Mehrsystem-<br />

Sachlich-straffe Sitzlandschaft, aber großzügiger<br />

Speisewagen: Schwächen und Stärken des <strong>ICE</strong> 3<br />

<strong>ICE</strong>, was man beim TGV und auch bei allen<br />

anderen Hochgeschwindigkeitszügen Europas<br />

außer dem <strong>ICE</strong> 1 selbst in der Premiumklasse<br />

nicht mehr hat: den Luxus einiger klassischer,<br />

geschlossener Abteile <strong>mit</strong> Schiebetür. Hier lässt<br />

sich zum Beispiel abends das Licht löschen und<br />

die latente Unruhe eines Großraumwagens vergessen.<br />

Andererseits sind die Fluchtmöglichkeiten<br />

begrenzt – auf je drei Abteile in der ersten<br />

und der zweiten Wagenklasse. Familien <strong>mit</strong><br />

Kindern dürften sich wiederum eher für den<br />

Doppelstock-TGV begeistern, in dem einige<br />

Tische in den Großräumen als Spielfeld etwa<br />

für Halma gestaltet sind. Eine gute Basis, um<br />

die Kleinen während der (langen) Zugfahrt am<br />

Platz zu beschäftigen. Und wer einen Platz im<br />

TGV-Obergeschoss erwischt, hat einen souveränen<br />

Blick hinab auf das, was sich in der Eisenbahnwelt<br />

so tut.<br />

So<strong>mit</strong> ist unterm Strich die Führung des<br />

<strong>ICE</strong> 3 MF recht wackelig – und stark von der<br />

jeweiligen Reise sowie den persönlichen Präferenzen<br />

abhängig. Ob beispielsweise der<br />

Blick durch die Lounge auf die Strecke den<br />

(etwas) geringeren Sitzkomfort aufwiegt,<br />

muss jeder für sich entscheiden. Und dann<br />

gibt es noch eine Unbekannte in der Vergleichsrechnung,<br />

nämlich die betriebliche<br />

Zuverlässigkeit. Die war beim frankreichtauglichen<br />

<strong>ICE</strong> 3 in der Vergangenheit nicht<br />

immer optimal, der TGV Euroduplex muss<br />

sie noch erbringen; er fährt ja erst seit einigen<br />

Monaten auf deutschen Gleisen.<br />

Insofern handelt es sich bei dem Vergleichsresultat<br />

nur um eine vorläufige Angabe.<br />

Die Entscheidung als solches ist vertagt.<br />

Aber zu wem das Pendel letztlich auch ausschlägt,<br />

eines steht bei beiden Zügen außer<br />

Zweifel: Mit ihnen durch die Lande zu rasen,<br />

macht eine Menge Spaß!<br />

Heiko Focken/Oskar Rabe<br />

72


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Einsatz<br />

Am 10. Juli 2010 versorgen Helfer im Bahnhof Bielefeld Schüler, die in einem überhitzten <strong>ICE</strong> 2 kollabiert sind. In dem Zug, der aus Berlin<br />

kam, funktionierte die Klimaanlage an diesem heißen Sommertag nicht<br />

A. Frücht/picture-alliance/dpa<br />

Probleme bei den <strong>ICE</strong>-Zügen<br />

In den Schlagzeilen<br />

In den letzten Jahren gab es viel Aufregung rund um die <strong>ICE</strong>-Züge: Defekte Klimaanlagen und<br />

schadhafte Radsatzwellen brachten das Spitzenangebot der Deutschen Bahn mehrfach in die<br />

Gazetten und kratzten ganz erheblich am Image der Hochgeschwindigkeitstriebzüge. Was waren<br />

die Ursachen? Und hat die DB die Miseren behoben?<br />

Noch wenige Wochen, dann ist in<br />

Deutschland wieder Sommer. Die Zeit<br />

brütender Hitze <strong>mit</strong> Temperaturen um<br />

30 Grad Celsius und darüber. Eventuell sogar<br />

über Tage oder Wochen hinweg. Wie wohl die<br />

<strong>ICE</strong>-Züge und ihre Klimaanlagen auf derartige<br />

Herausforderungen reagieren?<br />

Ende Juni/Anfang Juli 2010 erlebte<br />

Deutschland eine solche Hitzewelle. Auch am<br />

Wochenende um den 10. Juli herum war es<br />

heiß, so heiß wie im Hitzesommer 2003. Die<br />

Temperaturen plagten auch die Aushängeschilder<br />

der Deutschen Bahn: In rund 30 <strong>ICE</strong>-Zügen<br />

kam es zu Störungen und Ausfällen der<br />

überlasteten Klimaanlagen. Am stärksten traf es<br />

wohl den <strong>ICE</strong> 846 Berlin – Köln, gebildet aus<br />

einer <strong>ICE</strong>-2-Garnitur, der in Bielefeld seine<br />

Fahrt beenden musste. Einige Schülerinnen<br />

und Schüler, auf der Rückfahrt einer Klassenreise<br />

nach Berlin, mussten von Notärzten versorgt<br />

werden. Das Technische Hilfswerk verteilte<br />

Mineralwasser und Kaltgetränke an<br />

überhitzte und dürstende Fahrgäste. Da<strong>mit</strong> war<br />

die Deutsche Bahn in den Schlagzeilen. Der<br />

Vorfall <strong>mit</strong> den Schülern aus Bielefeld schaffte<br />

es in die Nachrichten, der Bundestag befasste<br />

sich da<strong>mit</strong> und das Eisenbahn-Bundesamt<br />

(EBA) er<strong>mit</strong>telte. Die <strong>ICE</strong>-Züge und ihre Klimaanlagen<br />

standen oben auf der Agenda, die<br />

DB zahlte zwischen Juli und Oktober 2010<br />

rund 2,7 Millionen Euro Entschädigung an<br />

rund 23.000 „Hitze-Opfer“. Aber was hatte die<br />

Probleme in den <strong>ICE</strong>-Zügen ausgelöst? Technisches<br />

Versagen, Schlamperei der DB oder eine<br />

Verkettung unglücklicher Umstände?<br />

Klimatisierung – eine anspruchsvolle<br />

Aufgabe<br />

Zunächst einmal geht es bei der Klimatisierung<br />

um viel mehr als um die bloße Temperaturregelung<br />

im Abteil oder Großraum. Aufgaben<br />

der Klimaanlage sind eine<br />

74


Problemfälle Achswellen & Klimaanlage<br />

Wartung der Klimaanlage eines <strong>ICE</strong>-T im Werk Frankfurt (Main)-Griesheim. Seit der Hitzewelle<br />

2010 widmet die DB den Anlagen verstärkte Aufmerksamkeit Picture-alliance/dpa<br />

Schaltschema der elektrischen Energieversorgung<br />

im Mittelwagen 805 (2. Klasse) des<br />

<strong>ICE</strong> 2. Die einzelnen Komponenten der Klimaanlagen<br />

haben je zwei getrennte Versorgungsstränge<br />

Siemens/Slg. Vockrodt<br />

Am 10. Juli 2010 fährt eine <strong>ICE</strong>-1-Garnitur auf der Strecke Mannheim – Karlsruhe durch hochsommerliche<br />

Felder. Die brütend heißen Temperaturen an diesem Tag setzen verschiedenen<br />

<strong>ICE</strong>-Zügen zu – bis hin zu dem Krisenfall <strong>mit</strong> dem <strong>ICE</strong> 2 in Bielefeld<br />

Uwe Miethe<br />

• angenehme Raumtemperatur<br />

• ausreichende Frischluftversorgung<br />

• Abfuhr verbrauchter Luft<br />

• regulierte Luftfeuchtigkeit<br />

– kurz, ein angenehmes Raumklima. Das erfordert<br />

erheblichen Aufwand: Im Mittelwagen<br />

eines <strong>ICE</strong> 1 oder <strong>ICE</strong> 2 müssen dafür pro<br />

Stunde bis zu 1.500 Kubikmeter Luft aus dem<br />

Die Auslegung der Klimaanlagen gilt bis +32 Grad;<br />

der Wert wird heute im Sommer öfter übertroffen<br />

Inneren gefördert und zugeführt werden. Und<br />

zwar so, dass keine Zugluft entsteht und dass<br />

das System im Winter (Heizbetrieb) wie Sommer<br />

(Kühlbetrieb) funktioniert.<br />

Mit der Entwicklung der verschiedenen<br />

<strong>ICE</strong>-Typen wurden auch verschiedene Klimaanlagen<br />

eingebaut, die man im Betrieb<br />

noch änderte oder verbesserte. Beispielsweise<br />

fahren <strong>ICE</strong> 3 und <strong>ICE</strong>-T <strong>mit</strong> Bauformen, die<br />

auf den Treibhauseffekt fördernde Fluorchlorkohlenwasserstoffe<br />

(FCKW) verzichten.<br />

Jeder Wagen wird jeweils für sich klimatisiert.<br />

In die Diskussion gerieten die Klimaanlagen<br />

im Jahr 2010 aber wegen der geltenden Be-<br />

stimmungen. Hatte man doch die Anlagen Anfang<br />

der 90er-Jahre nach den Normen ausgelegt,<br />

die um 1990 von der Internationalen Eisenbahn-Union<br />

(UIC) vorgeschrieben waren. So<br />

erhielten <strong>ICE</strong> 1, <strong>ICE</strong> 2 und später auch <strong>ICE</strong> 3,<br />

<strong>ICE</strong>-T und <strong>ICE</strong>-TD Klimaanlagen, die einen<br />

sicheren Betrieb zwischen -20 Grad Celsius und<br />

+32 Grad Celsius gewährleisten. Der Spitzenwert<br />

wurde Mitte der 90er-Jahre und erst recht<br />

im neuen Jahrtausend mehrfach übertroffen.<br />

Ganz besonders im Hitzesommer 2003, in dem<br />

auch die <strong>ICE</strong> 3 <strong>mit</strong> enormen Problemen zu<br />

kämpfen hatten. Bei ihnen versagten damals regelmäßig<br />

die Klimaanlagen; sie schafften es<br />

schlichtweg nicht, die Außenluft gegen die Fahrt<br />

in ausreichender Menge anzusaugen. Derartige<br />

Probleme wurden vom <strong>ICE</strong> 1 und <strong>ICE</strong> 2<br />

nicht bekannt, wohl aber hitzebedingte Ausfälle<br />

der Klimaanlage, häufig auch in den Führerständen,<br />

was manchen Lokführer veranlasste,<br />

den Zug anzuhalten und nicht bis zum Hitzschlag<br />

weiter zu fahren.<br />

Seit 2002 gilt für die Dimensionierung von<br />

Klimaanlagen in Schienenfahrzeugen eine<br />

neue Vorgabe. Die DIN-EN 13129-1 fordert<br />

eine ausreichende Kälteleistung bis +35 Grad<br />

Celsius (südlich der Alpen: +40 Grad Celsius)<br />

– Werte, die auch schon an verschiedenen<br />

Sommertagen in Deutschland übertroffen<br />

wurden. Reserven bietet da wohl nur der Velaro<br />

D (DB-Baureihe 407), dessen Klimaanlagen<br />

auf +45 Grad Celsius ausgelegt sind.<br />

DB kontra Hersteller<br />

Ausfälle, wie sie im Juli 2010 einen großen Medienrummel<br />

verursachten, sind nichts Neues.<br />

Sie treten an sehr heißen Tagen ziemlich regelmäßig<br />

auf, wenn auch die Folgen meist weniger<br />

sensationell sind als am 10. Juli <strong>mit</strong> den<br />

Schülern in Bielefeld. Sie befeuern aber eine<br />

Diskussion, welche die DB, die Fahrzeugindustrie<br />

und die Komponentenzulieferer immer<br />

wieder heftig führen – und zwar über die Auslegung<br />

wichtiger Komponenten. Bei Klimaanlagen<br />

ist eine entscheidende Größe für die<br />

Dimensionierung nicht nur die maximale Außentemperatur<br />

(diese lässt sich durch Anhebung<br />

der Innentemperatur durchaus überschreiten,<br />

das ist möglich und die Regelung<br />

lässt das wohl prinzipiell auch zu), sondern vor<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2013<br />

75


Einsatz<br />

allem auch die Besetzung des Wagens. Gilt in<br />

Frankreich für die TGV eine Reservierungspflicht<br />

und da<strong>mit</strong> auch eine ziemlich genau definierte<br />

„Höchstlast“ an Abluft, Feuchtigkeit<br />

(Schweiß) etc., so fahren deutsche <strong>ICE</strong> schon<br />

mal zu 200 oder 250 Prozent besetzt. Inwieweit<br />

die Klimaanlagen für solche Lasten ausgelegt<br />

sind? Das ist eine Frage, die sich von außen<br />

kaum beantworten lässt.<br />

In anderer Hinsicht hat die DB inzwischen<br />

reagiert: Der Wartung der Klimaanlagen gilt<br />

nun verstärktes Augenmerk – das war vorher<br />

nicht immer so –, außerdem gibt es klare Regelungen,<br />

wie Reisende bei Ausfall einer Kli-<br />

maanlage im Zug „zu lenken“ sind. Sprich, wie<br />

das Zugpersonal sie aus dem Wagen <strong>mit</strong> der<br />

defekten Klimaanlage in andere Wagen überleiten<br />

soll. Schlimmstenfalls könnte es passieren,<br />

dass ein Zug geräumt wird oder ausfällt.<br />

In den Sommern nach 2010 stellten sich<br />

bislang keine großen Hitzewellen ein, welche<br />

die Klimaanlagen der <strong>ICE</strong>-Züge an ihre Kapazitätsgrenzen<br />

bringen konnten. Aber wie gesagt:<br />

Der nächste Sommer steht bevor. Wenn<br />

es dann hohe Temperaturen gibt, könnten den<br />

<strong>ICE</strong>-Zügen, ihren Klimaanlagen und ihren<br />

Reisenden neue Schwierigkeiten drohen.<br />

Die Bestandteile eines Radsatzes und die möglichen kritischen Bereiche Slg. Dr. Stefan Vockrodt<br />

Die Lebensdauer einer Radsatzwelle im Überblick Slg. Dr. Stefan Vockrodt, Uwe Miethe (Bild u.)<br />

Das Problem der Radsatzwellen<br />

Daneben begleitete noch ein anderes Problem<br />

in den letzten Jahren den <strong>ICE</strong>-Betrieb: schadhafte<br />

Radsatzwellen. Hier war die DB nach<br />

den Erfahrungen <strong>mit</strong> den <strong>ICE</strong> 1 und <strong>ICE</strong> 2<br />

neue Wege gegangen. Um weiteres Gewicht zu<br />

sparen, wurden die Radsatzwellen der <strong>ICE</strong> 3<br />

aus einer anderen Stahllegierung gefertigt, die<br />

eine insgesamt dünnere und leichtere Bauart<br />

ermöglichte. Da man sich hier wiederum in<br />

technischen Grenzbereichen bewegt, wurde<br />

dies von der DB ausgiebig getestet.<br />

Im Mai 2004 fand ein Radsatzaussprachetag<br />

am Fraunhofer Institut für Betriebsfestigkeit<br />

und Systemzuverlässigkeit in Darmstadt<br />

(LBF) statt, dessen Ergebnisse die geltenden<br />

Verfahren in Zweifel zogen. Dies geschah vor<br />

dem Hintergrund einer ganzen Reihe von<br />

Radsatzwellenbrüchen, die vor allem Neigetechnikzüge<br />

betrafen, unter anderem den <strong>ICE</strong>.<br />

Am 2. Dezember 2002 entgleiste ein <strong>ICE</strong>-TD<br />

(605) infolge Radsatzwellenbruchs, kurz darauf<br />

ging die ganze Flotte aus dem Betrieb.<br />

Das Problem dehnte sich aus: Am 9. Juli<br />

2008 entgleiste ein <strong>ICE</strong> 3 (403 x10 „Wolfsburg“)<br />

bei der Ausfahrt aus dem Kölner<br />

Hauptbahnhof infolge einer gebrochenen<br />

Radsatzwelle. Die DB versuchte, dies zunächst<br />

als Einzelfall („Gewaltbruch“) abzutun. Wochenlang<br />

stritt sie <strong>mit</strong> dem EBA vor Gericht.<br />

Als Anfang Oktober 2008 dann Risse an einer<br />

<strong>ICE</strong>-3-Radsatzwelle gefunden wurden, zog<br />

das EBA die Notbremse: Die Inspektionsintervalle,<br />

nach denen die Radsätze auf Risse<br />

überprüft werden müssen, wurden <strong>mit</strong> Anweisung<br />

vom 14. Oktober 2008 drastisch verkürzt.<br />

Statt bisher alle 240.000 Kilometer wurde<br />

nun alle 60.000 Kilometer eine Inspektion<br />

fällig, wenn es sich um Wellen aus dem Werkstoff<br />

A4T handelt, und gar alle 30.000 Kilometer<br />

bei Wellen aus dem Werkstoff 34CrNi-<br />

Mo6. Das führte zu etlichen Abstellungen und<br />

Ausfällen von <strong>ICE</strong>-Zügen bei der DB sowie zu<br />

einem monatelangen, umfangreichen Verkehr<br />

<strong>mit</strong> Ersatzzügen. Die aus dem Stahl 30CrNi-<br />

MoV12 gefertigten Radsatzwellen der <strong>ICE</strong>-T<br />

(Baureihen 411 und 415) müssen seither alle<br />

100.000 Kilometer auf den Prüfstand.<br />

LINKS Zurzeit dürfen die <strong>ICE</strong>-T nur <strong>mit</strong> ausgeschalteter<br />

Neigetechnik fahren (Foto <strong>mit</strong><br />

zwei <strong>ICE</strong>-T der zweiten Serie auf der Strecke<br />

Passau – Nürnberg, August 2010). Der Radsatztausch<br />

ist vorgesehen, eine Zulassung<br />

der Ersatzteile gibt es bis jetzt aber nicht<br />

76


Problemfall Achswellen<br />

Tausch eines Laufradsatzes an einem <strong>ICE</strong> 3 im <strong>ICE</strong>-Werk München. Während die Laufradsätze weiter verwendet werden können, muss die DB<br />

die Triebradsätze zurzeit gegen neue Ausführungen aus stabilerem Material austauschen<br />

Uwe Miethe<br />

Seit Anbeginn des Eisenbahnzeitalters gehören<br />

Radsatzwellen (damals noch „Achsen“ genannt)<br />

zu den neuralgischen Bauteilen von Lokomotiven<br />

und Wagen. Da Rissbildungen kaum<br />

vermeidbar sind, führen die Bahnen heute regelmäßig<br />

Untersuchungen durch, um den Zustand<br />

und die Sicherheit der Radsatzwelle festzustellen.<br />

Gängige Verfahren dazu sind Ultraschall-, Röntgen-,<br />

Wirbelstrom- oder Magnetpulveruntersuchungen.<br />

Die Abstände der Untersuchungen variieren<br />

je nach Beanspruchungsart des Fahrzeugs.<br />

Auch spielen die Zuverlässigkeit und der Aufwand<br />

des jeweiligen Messverfahrens dabei eine<br />

Rolle. Bei der Deutschen Bahn werden regelmäßige<br />

Ultraschallkontrollen der <strong>ICE</strong>-Radsätze erst<br />

seit dem Unglück von Eschede durchgeführt.<br />

Aus der Praxis ist bekannt, dass Eisenbahnfahrwerke<br />

stark schwankenden Belastungen<br />

DB und die <strong>ICE</strong>-3-Hersteller Siemens und<br />

Bombardier auf die Entwicklung und Beschaffung<br />

neuer Triebradsatzwellen aus dem<br />

Stahl 25CrMo4 (EA4T) für die Züge <strong>ICE</strong> 3<br />

und <strong>ICE</strong>-T. Nach Zulassung der Wellen sollten<br />

zunächst alle rund 1.200 Triebradsatzwellen<br />

an den <strong>ICE</strong>-3-Zügen getauscht werden.<br />

Das Eisenbahn-Bundesamt besteht aufgrund<br />

des höheren Gewichts jedoch auf einer Neuzulassung<br />

und Testfahrten für jeden einzelnen<br />

Triebzug. Im Frühjahr 2013 (Stand Anfang Mai)<br />

war etwa die Hälfte der <strong>ICE</strong> 3 <strong>mit</strong> den neuen<br />

Radsatzwellen ausgestattet – die Umrüstung lief<br />

weiter. Da<strong>mit</strong> entspannt sich die Lage im Fahrzeugpark<br />

etwas, stehen wieder mehr <strong>ICE</strong> 3 zur<br />

Verfügung und die DB kann für die neu ausgestatteten<br />

Züge längere Untersuchungsintervalle<br />

veranschlagen. Ausfälle oder Einschränkungen<br />

Beim <strong>ICE</strong> 3 läuft der Radsatztausch, beim <strong>ICE</strong>-T<br />

noch nicht. Inzwischen haben auch <strong>ICE</strong> 1 Probleme<br />

den als bisher überprüft werden, sprich, die<br />

DB hat die Intervalle für die Ultraschalluntersuchungen<br />

erheblich reduziert. Da<strong>mit</strong> stehen<br />

die Züge öfter in den Werkstätten und<br />

weniger für den Betriebsdienst zur Verfügung;<br />

Improvisation ist gefragt.<br />

Unterm Strich bleibt die Fahrzeugsituation<br />

beim <strong>ICE</strong> also trotz des Aufwärtstrends des<br />

<strong>ICE</strong> 3 bis auf weiteres schwierig. Auf eine Abhilfe<br />

durch neue Züge kann DB Fernverkehr<br />

nur bedingt hoffen. Wann die Verstärkung<br />

durch den Velaro D (Baureihe 407) in den<br />

DB-Planbetrieb rollt, ließ sich bei Redaktionsschluss<br />

nicht sagen. Andere Optionen folgen<br />

erst in einigen Jahren. Man muss also <strong>mit</strong><br />

dem arbeiten, was gerade da ist. So gut es geht.<br />

Dr. Stefan Vockrodt/Georg Müller<br />

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Ihre Prämie<br />

ausgesetzt sind. So führt die Fahrt über eine alte<br />

Weiche im Bahnhof zu höheren Belastungen<br />

als die schnelle Geradeausfahrt auf einer Hochgeschwindigkeitsstrecke.<br />

Bogenfahrten beanspruchen<br />

vor allem bei Neigetechnikzügen und<br />

hohen Geschwindigkeiten die Radsätze heute<br />

<strong>mit</strong> Werten, die jene der Auslegungsnormen<br />

um bis zu 30 Prozent überschreiten können.<br />

Neue Wellen, neue Probleme<br />

Im Fall der <strong>ICE</strong>-Radsatzwellen konnte es nicht<br />

bei den verkürzten Inspektionsintervallen bleiben.<br />

Am 12. Oktober 2009 einigten sich die<br />

im Betrieb (Fahrt <strong>mit</strong> einer statt zwei Einheiten)<br />

sind aber nach wie vor möglich.<br />

Schwieriger gestaltet sich die Lage bei den<br />

<strong>ICE</strong>-T. Mit Blick auf die anfälligen Radsatzwellen<br />

müssen sie auf Anweisung des EBA seit einiger<br />

Zeit ohne Nutzung der Neigetechnik fahren.<br />

Der Tausch der Radsatzwellen ist vorgesehen<br />

– allerdings fehlt dafür noch die Zulassung. So<br />

blieb auch im Frühjahr 2013 noch fraglich, wann<br />

sich die Situation bei den 411 und 415 bessert.<br />

Dazu kommt, dass <strong>mit</strong>tlerweile bei den<br />

<strong>ICE</strong> 1 ebenfalls Achswellenprobleme auftreten.<br />

Die Festigkeit muss in kürzeren Abstän-<br />

Noch mehr Auswahl unter<br />

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<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2013<br />

77


Einsatz<br />

Im August 2012 steht 407 015 im <strong>ICE</strong>-Werk Frankfurt-Griesheim, das einmal alle Velaro D der DB AG betreuen soll. Wieviele das genau sind<br />

und wann sie in den Betriebsdienst gehen, steht noch nicht fest<br />

Helmut Scheiba<br />

Die Schwierigkeiten <strong>mit</strong> dem Velaro D<br />

Betriebsstart ungewiss<br />

Die Baureihe 407 sollte die Fernverkehrsflotte der DB AG verstärken. Aber seit rund eineinhalb<br />

Jahren steht die vollständige Zulassung des Velaro D genannten Zuges aus. Statt dessen gibt<br />

es Probleme <strong>mit</strong> dem Fahrzeug und Dispute zwischen Besteller, Eisenbahn-Bundesamt und<br />

Hersteller. Daten und Fakten zum jüngsten Sorgenkind der Bahn AG<br />

Eigentlich ist die Velaro-Familie für Siemens<br />

eine Erfolgsgeschichte. Mehr als<br />

400 Exemplare des Zuges wurden in verschiedenen<br />

Ausführungen produziert – er ist<br />

da<strong>mit</strong> der erfolgreichste Hochgeschwindigkeitszug<br />

der Welt. Aber wenn die Sprache auf<br />

den für die Deutsche Bahn AG produzierten<br />

Velaro D kommt, sieht die Sache anders aus.<br />

Der Zug bereitet dem Hersteller dauerhafte<br />

Sorgen. Und dem Besteller DB auch.<br />

Aufgrund geänderter Brandschutz-, Crashund<br />

allgemeiner Zulassungsnormen (TSI-Vorgabe)<br />

blieb von dem ursprünglichen „Nachlieferungsauftrag“<br />

von 15 <strong>ICE</strong> 3 M bis auf die<br />

reine Plattform wenig „übrig“. Der Velaro D<br />

ist eigentlich eine Neuentwicklung. Er erhielt<br />

optimierte Gepäckablagen, eine neue Wagenund<br />

Sitzaufteilung, neueste Klimatechnik, ein<br />

neues Bordnetz und insbesondere ein Notfahrsystem.<br />

Dies kann bei kurzzeitiger Stromunterbrechung<br />

oder einem Komplettausfall<br />

der Rechnersysteme zumindest für Minuten<br />

Notstrom liefern; und vor allem ist es <strong>mit</strong> einer<br />

manuell mechanischen Einstellung möglich,<br />

den Zug im Notbetrieb ohne Schlepplok<br />

aus Gefahrenbereichen oder „von der<br />

Strecke“ zu fahren. Aufgrund dieser umfangreichen<br />

Änderungen zum <strong>ICE</strong> 3 brauchte der<br />

nun Velaro D genannte Zug <strong>mit</strong> der neuen<br />

Baureihenbezeichnung 407 eine komplett<br />

neue Zulassung. Da<strong>mit</strong> begann ein Malheur,<br />

das auch im Frühjahr 2013 noch andauerte.<br />

Probleme, Ärger und Verschiebungen<br />

Im Dezember 2008 hatten die DB AG und Siemens<br />

einen Vertrag über die Lieferung von<br />

15 Zügen der Baureihe 407 (<strong>ICE</strong> 3 M/Siemens<br />

Velaro D) geschlossen; am 3. Mai 2011 wurde<br />

ein weiterer Zug bestellt. Die Auslieferung der<br />

ersten sieben Züge war laut DB AG für den<br />

Fahrplanwechsel 2011/12 vorgesehen. Ab Dezember<br />

2011 sollten die 407 in Einfachtrakti-<br />

78


Problemfall Velaro D<br />

Zur Bilanzpressekonferenz am 29. März 2012 in Berlin hatte DB-Vorstandsvorsitzender<br />

Dr. Rüdiger Grube ein Modell des Velaro D dabei.<br />

Ob das Fahrzeug, dessen Original Ende 2012 zum Einsatz kommen<br />

sollte, heute noch als Hoffnungsträger taugt? DB/Pablo Castagnola<br />

Ende 2008 stellten der damalige DB-Chef Hartmut Mehdorn und Peter<br />

Löscher von Siemens feierlich die Order für den Velaro D der Öffentlichkeit<br />

vor. Viereinhalb Jahre später stockt das Projekt, ist die Stimmung<br />

zwischen DB und Siemens merklich abgekühlt<br />

Volker Emersleben<br />

Welcher Zug wofür?<br />

Zudem hat Siemens die aus 16 + 1 Zügen bestehende<br />

Serie der Velaro-D-Produktion bereits<br />

Ende 2012 im Werk Krefeld fertig gestellt<br />

– aber wohl nicht alle für die DB AG. Im März<br />

2013 erhielt Siemens einen Auftrag der türkischen<br />

Eisenbahngesellschaft TCDD. Er umfasst<br />

die Lieferung von sechs Velaro-Zügen zuzüglich<br />

einer siebten Zugeinheit für Testzwecke<br />

und nach unbestätigten Informationen bis zu<br />

100 in der Türkei zu produzierenden Lizenzbauten.<br />

Um die türkische Testgarnitur kurzfristig<br />

ausliefern zu können, wurde nach ebenon<br />

auf der Linie Frankfurt (Main) – Paris anstelle<br />

der 406 fahren, welche die DB auf innerdeutsche<br />

Verbindungen und die Strecke Frankfurt<br />

(Main) – Amsterdam verlegen wollte.<br />

Tatsächlich unternahmen erste 407 im Jahr<br />

2011 Probefahrten, unter anderem auf der<br />

Neubaustrecke Hannover – Würzburg und<br />

zwischen Bamberg und Lichtenfels. Doch<br />

zum Planeinsatz Ende 2011 kam es nicht,<br />

denn der neue Triebzug stand nicht wie gefordert<br />

zur Verfügung. Primärer Grund für die<br />

Verzögerung sind laut Siemens Probleme <strong>mit</strong><br />

der Zulassung der bordseitigen Signaltechnik<br />

für Frankreich. Siemens bezieht diese Ausrüstung<br />

von Ansaldo STS.<br />

Es wurde dann einvernehmlich vereinbart,<br />

statt für Frankreich vorrangig eine Zulassung<br />

für Deutschland im Doppeltraktionsbetrieb<br />

anzustreben – was sich auch bald fürs Erste<br />

zerschlug. Am 1. Juni 2012 erteilte das Eisenbahn-Bundesamt<br />

(EBA) Siemens die Zulassung<br />

für den Betrieb des Velaro D in Einfachtraktion,<br />

allerdings <strong>mit</strong> Auflagen. Diese<br />

sollten bis 31. Mai 2013 abgearbeitet sein. Siemens<br />

selbst stellte bei Doppeltraktions-Testfahrten<br />

im Jahr 2012 Mängel fest und hat darum<br />

für diese Variante bisher beim EBA noch<br />

keine Zulassung beantragt.<br />

Das war nicht der einzige Rückschlag. Die<br />

DB brach am 31. Oktober 2012 einen ersten<br />

Übernahmeversuch ab, da die vorgestellten<br />

407er bei weitem nicht dem vertraglich vereinbarten<br />

Zustand entsprachen. Die Funktionssicherheit<br />

für den Einsatz im Betrieb konnte<br />

nicht festgestellt werden. Vielmehr zeigten<br />

die Züge Probleme grundlegender Natur, zum<br />

Beispiel bei der Tür- und Bremssteuerung, der<br />

Linienzugbeeinflussung, der Fahrgastinformation<br />

und der Bildung von Doppeltraktionen.<br />

Laut geänderter Terminplanung der Siemens<br />

AG sollte die DB Ende 2012 sechs Züge des 407<br />

erhalten – im April 2012 hatte der Hersteller<br />

noch acht bis zehn Züge zugesagt. Das schien angesichts<br />

der misslungenen Präsentation am<br />

31. Oktober schon fraglich und am 20. November<br />

2012 gab Siemens dann eine nochmalige Verschiebung<br />

für die Züge überhaupt bekannt. Bis<br />

heute hat die Firma keinen neuen verbindlichen<br />

Liefer- und Zulassungsplan genannt.<br />

Zusätzlich sorgt der 407 für Zwist zwischen<br />

den Herstellern. Siemens nennt als ein Problem<br />

des Zuges das verzögerte Bremsverhalten<br />

und verweist dabei gern auf den Zulieferer<br />

Knorr. Dieser gibt an, bereits eine geänderte<br />

Software geliefert zu haben, und sieht seine<br />

vertraglichen Pflichten als erfüllt an. Insider<br />

teilen aber <strong>mit</strong>, dass Knorr die Software lieferte,<br />

bevor Siemens die Ergebnisse aus den<br />

Abstimmungen Ende Januar 2013 in einer<br />

neuen Anforderung an Knorr formulierte. Allgemein<br />

sind die Angaben zu den Bremsproblemen<br />

unterschiedlich, was die Situation für<br />

Außenstehende noch verworrener macht. So<br />

gab es Hinweise auf ein verzögertes Bremsverhalten<br />

und verzögerte Datenübertragungen<br />

im Doppeltraktionsbetrieb – der Aufschub soll<br />

bis zu einer Sekunde betragen. Andere Berichte<br />

weisen auf eine verzögerte Probebremsung<br />

nach Fahrtrichtungswechsel hin oder gar<br />

auf Verzögerungen bei Schnellbremsungen.<br />

Insider berichten noch, der Zug habe im automatisierten<br />

Prellbockbetrieb zu früh abgebremst;<br />

im Frankfurter Hauptbahnhof sei er<br />

erst nach erneutem Anfahren in voller Länge<br />

aus dem Gleisvorfeld und an den Bahnsteig<br />

gekommen. Irgendwie haben wohl alle Angaben<br />

eine Berechtigung, sind aber nicht<br />

durchgängig ein Zulassungshinderungsgrund.<br />

Die aktuelle Lage<br />

Nach Abstimmung von DB AG, Siemens und<br />

dem EBA Ende Januar 2013 besteht über die<br />

Nacharbeiten und über die einschlägigen Normen<br />

inzwischen Einigkeit. Auch die notwendigen<br />

Nachweisverfahren sind <strong>mit</strong> dem Hersteller<br />

abgestimmt. Die Zusammenarbeit <strong>mit</strong><br />

Siemens wird seitens des EBA als gut und konstruktiv<br />

bezeichnet. Dass der Hersteller zwischenzeitlich<br />

Lieferverzögerungen auf 2.900<br />

vom EBA veranlasste Änderungen zurückführen<br />

wollte, dürfte wohl nur ein Ablenkungsmanöver<br />

gewesen sein.<br />

Die DB AG braucht dringend Verstärkung im Fernverkehr<br />

– und Alternativen zum 407 gibt es nicht<br />

Von Harmonie zu sprechen, wäre aber<br />

falsch. Zwischen der DB und Siemens gab es<br />

in jüngster Zeit wiederholt Spannungen. Ein<br />

Beispiel dafür ist die Frage nach dem „Tunnelpaket“,<br />

das den Betrieb unter dem Ärmelkanal<br />

und bis London ermöglicht. Hier heißt<br />

es zum einen, die DB AG habe bei Siemens ein<br />

Angebot für die Umrüstung der 407 erfragt<br />

und keines erhalten, während Siemens abstreitet,<br />

überhaupt eine Anfrage bekommen zu<br />

haben. Widersprüchliche Angaben wie diese,<br />

ergänzt durch eine defensive Informationspolitik<br />

nach außen, erschweren eine Einschätzung<br />

der Lage. Sie zeigen aber, wie verfahren<br />

die Situation ist. Zumindest eines lässt sich<br />

festhalten: Aktuell gibt es keinen Antrag auf<br />

eine Zulassung des 407 im Ausland. Berichte<br />

über Beantragungen und Zulassungen für den<br />

Tunnelbetrieb nach London betreffen ausschließlich<br />

den 406 und den Eurostar.<br />

Das macht es für die DB nicht einfacher.<br />

Sie benötigt dringend eine Verstärkung für die<br />

Fernverkehrsflotte, Alternativen zum 407 gibt<br />

es keine. Andere Hochgeschwindigkeitszüge<br />

sind nicht verfügbar, kämpfen <strong>mit</strong> eigenen<br />

Produktions- oder Zulassungsverzögerungen<br />

oder eignen sich nicht für den deutschen<br />

Markt. So<strong>mit</strong> ist eine Stornierung der 16 Züge<br />

nach Aussage der DB AG keine Option.<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2013<br />

79


Einsatz<br />

Im Mai 2011 fährt 407 001 als Fbz 2782 Frankfurt – Minden durch Wuppertal Hauptbahnhof. Im Planbetrieb wären die 407 zurzeit <strong>mit</strong> Auf -<br />

lagen für die Einfachtraktion zugelassen. Das genügt aber nicht für einen sinnvollen Einsatz<br />

Thomas Feldmann<br />

falls unbestätigten Angaben der erste Zug der<br />

Velaro-D-Serie, der für die DB vorgesehene<br />

407 001, bereits im System neu gebucht und<br />

farblich umbeklebt. Im Mai 2013 befand er<br />

sich noch im Siemens-Werk Krefeld, wird aber<br />

vermutlich bald nach Wegberg-Wildenrath zur<br />

Modifizierung und eventuell noch 2013 in die<br />

HINTERGRUND DIE AUFGABEN DES EBA<br />

Dem Eisenbahn-Bundesamt (EBA) kommt<br />

bei der Indienststellung neuer Fahrzeuge<br />

eine zentrale Aufgabe zu. Für die Inbetriebnahmegenehmigung<br />

prüft es – ausgehend von<br />

den sicherheitsrelevanten Funktionen und<br />

Bauteilen –, ob die gesetzlichen Vorgaben und<br />

anerkannten Regeln der Technik eingehalten<br />

werden. Die Projektsteuerung liegt dabei beim<br />

Antragsteller. Dieser muss nachweisen, dass<br />

seine Fahrzeuge sicher sind, diese in der Entwicklung<br />

ausgiebig testen und selbstständig<br />

bis zur Zulassungsreife bringen. Die Unternehmen<br />

lassen die Ergebnisse, die sie bei Tests<br />

gewonnen haben, zusätzlich von EBA-anerkannten<br />

Gutachtern bewerten. Dies sind zum<br />

Beispiel der Technische Überwachungsverein<br />

(TÜV), die DEKRA oder auch DB Systemtechnik.<br />

Der Auftraggeber bleibt weiterhin verantwortlich.<br />

Die Gutachten sind die Grundlage für die Zulassungsentscheidung<br />

des EBA. Möchte der<br />

Gutachter keine abschließende Aussage zur<br />

Sache treffen oder gibt es Widersprüche im<br />

Gutachten, ist der nötige Sicherheitsnachweis<br />

nicht erbracht. Welche Nachweise in welcher<br />

Form vorgelegt werden müssen, wird vorher <strong>mit</strong><br />

dem Unternehmen abgestimmt. Dazu gibt es<br />

vom EBA Checklisten im Internet zum Herunterladen.<br />

Sobald die Gutachten vorliegen und<br />

alle sicherheitsrelevanten Tests vorgenommen<br />

sind, wird die Zulassung beim EBA beantragt,<br />

das per gesetzlicher Frist innerhalb von vier<br />

Monaten eine Entscheidung treffen muss.<br />

Die Frage des zeitlichen Vorlaufs<br />

Entgegen der Erfahrung, dass Zulassungen<br />

von der Auftragserteilung bis zur Abnahme<br />

vier Jahre dauern, werden in Verträgen zwischen<br />

Hersteller und Besteller oft nur zwei<br />

Jahre von der Bestellung bis zur Lieferung berücksichtigt.<br />

Seriös lässt sich ein neues Fahrzeug<br />

in dieser Zeit nicht entwickeln, erproben,<br />

behördlich zulassen und produzieren.<br />

Andererseits werden technische Regeln in<br />

Fachgremien erstellt und fortgeschrieben.<br />

Hier ist ganz überwiegend die Bahnindustrie<br />

vertreten, so dass sie kaum von Änderungen<br />

überrascht werden kann. Das EBA prüft ja lediglich,<br />

ob diese Regeln eingehalten werden –<br />

es legt selbst keine Regeln fest. Durch eine<br />

Gesetzesänderung im vergangenen Jahr gibt<br />

es für die Unternehmen sogar noch mehr Planungssicherheit:<br />

Wenn sie <strong>mit</strong> der Entwicklung<br />

eines Fahrzeugs beginnen, können sie<br />

das zu dem Zeitpunkt geltende Regelwerk für<br />

sieben Jahre festschreiben lassen. AW<br />

Türkei überführt. Ersatz könnte der ursprünglich<br />

für die Entwicklung des Synchronantriebs<br />

gefertigte 17. Zug bieten; im Mai<br />

2013 präsentierte sich der „417 017“ als „normaler<br />

asynchron angetriebener“ Zug und wird<br />

voraussichtlich der neue 407 001 für die Deutsche<br />

Bahn.<br />

Da<strong>mit</strong> wäre auch die Meldung überholt, dass<br />

ein 17. Velaro D von Siemens als Schadensersatzsachleistung<br />

für die Verzögerungen kostenfrei<br />

an die DB AG abgegeben wird. Beide Vertragspartner<br />

gaben im Mai 2013 an, noch über die Lieferung<br />

eines 17. Zuges zu verhandeln, wiesen aber<br />

darauf hin, weder einen 17. Zug bestellt noch angeboten<br />

zu haben. Mit der „Umwidmung“ des<br />

407 001 zum TCDD-Zug dürfte die Serie bei der<br />

DB AG auf 16 Velaro-D-Einheiten der Baureihe<br />

407 begrenzt bleiben. Eine Wiederauflage zum<br />

Nachbau einzelner Züge ist nicht möglich, da Siemens<br />

inzwischen die Produktion der Triebzüge<br />

Eurostar e320 und ICx begonnen hat.<br />

Im Mai 2013 befanden sich von den 16 Velaro<br />

D drei Züge bei der DB AG zu Test- und<br />

Schulungszwecken <strong>mit</strong> dem Heimatbetriebshof<br />

Frankfurt-Griesheim (dort sollen auch alle<br />

16 Züge später beheimatet werden). Die anderen<br />

13 Züge waren in Baal Gbf (3), Frechen<br />

(1) und Wegberg-Wildenrath (9) untergebracht.<br />

Sie werden dort zwischengeparkt bzw.<br />

nach- und umgerüstet.<br />

Doch solange die Zulassung für einen Betrieb<br />

in Doppeltraktion vom EBA für<br />

Deutschland nicht vorliegt, wird die DB AG<br />

den Velaro D nicht abnehmen und einsetzen.<br />

Ob dies noch im Jahr 2013 geschieht, ließ sich<br />

bei Redaktionsschluss nicht sagen. Im Unterschied<br />

zu seinen erfolgreicheren Brüdern im<br />

Ausland bleibt der 407 also erst einmal in der<br />

Warteschleife. Das und die Frage, welche<br />

Schadensersatzleistungen letztlich für Siemens<br />

anfallen, dürfte die Eisenbahn-Fachwelt noch<br />

einige Zeit beschäftigen. Axel Witzke/GM<br />

80


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aus den Antworten auf die folgenden sechs Fragen ergibt:<br />

Frage 1: Das erste <strong>ICE</strong>-Betriebswerk wurde 1991 in Betrieb genommen.<br />

In welchem Hamburger Stadtteil liegt es?<br />

Frage 2: Das Gastronomiekonzept im <strong>ICE</strong> bietet das BordRestaurant oder<br />

alternativ das Bord...<br />

Frage 3: Die Schnellfahrstrecke Köln – Rhein-Main führt von Köln nach ...<br />

Frage 4: Die Weiterentwicklung des <strong>ICE</strong> 3 wird international als „Velaro“<br />

vermarktet. Welche Firma baut diese Triebzüge?<br />

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Frage 5: Seit Ende 2007 kommt der Diesel-<strong>ICE</strong> wieder zu Planeinsätzen.<br />

Er fährt unter anderem von Berlin in die dänische Hauptstadt ...<br />

Frage 6: Wie heißt die Art des Gleisbaus, die unter anderem auf der<br />

Schnellfahrstrecke Nürnberg – Erfurt montiert wird?<br />

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Bitte vergessen Sie nicht, Ihren Namen, Ihre Anschrift, eine Telefonnummer,<br />

unter der wir Sie erreichen können, und – falls<br />

vorhanden – Ihre E-Mail-Adresse anzugeben. Alle Gewinner<br />

werden schriftlich informiert.<br />

Angestellte der GeraNova Bruckmann Verlagshaus GmbH sowie deren Tochtergesellschaften<br />

und deren Angehörige sind nicht teilnahmeberechtigt. Die Teilnahme muss persönlich<br />

erfolgen und ist nicht über einen Beauftragten oder eine Agentur möglich. Der Rechtsweg<br />

ist ausgeschlossen.<br />

Datenschutz- und wettbewerbsrechtliche Einwilligungserklärung:<br />

Mit der Teilnahme an diesem Gewinnspiel, konkret durch das Zusenden einer Postkarte<br />

oder einer E-Mail <strong>mit</strong> meinen Daten, willige ich in die Verarbeitung, Speicherung und Nutzung<br />

meiner personenbezogenen Daten unter Beachtung des Datenschutzgesetzes ein.<br />

Die Daten werden für Marketingzwecke und zur Über<strong>mit</strong>tlung von Produktinformationen<br />

via Post, Telefon, Fax oder E-Mail (nicht Gewünschtes bitte streichen) von der GeraNova<br />

Bruckmann Verlagshaus GmbH (www.verlagshaus.de) sowie den dazugehörenden Einzelverlagen<br />

GeraMond Verlag GmbH, Bruckmann Verlag GmbH, Christian Verlag GmbH gespeichert<br />

und genutzt.<br />

Mir ist bekannt, dass ich meine Einwilligung jederzeit bei der GeraNova Bruckmann Verlagshaus<br />

GmbH bzw. der GeraMond Verlag GmbH widerrufen kann.<br />

Einsendeschluss: 30. August 2013


Einsatz<br />

In Hamburg-Eidelstedt<br />

wurde im April<br />

1991 auf dem Gelände<br />

des Bahnbetriebswerks<br />

die erste <strong>ICE</strong>-<br />

Werkstatt in Betrieb<br />

genommen. Sie betreut<br />

heute <strong>ICE</strong> 1<br />

und <strong>ICE</strong>-TD<br />

Zeno Pillmann,<br />

Slg. Jens-Olaf Griese-<br />

Bandelow (kl. Bild u.)<br />

Die <strong>ICE</strong>-Werke<br />

Boxenstopps<br />

Ein ausgeklügeltes Wartungs- und Instandhaltungssystem bereitet die <strong>ICE</strong>-Triebzüge auf ihre<br />

Einsätze vor. In sieben <strong>ICE</strong>-Werken, über Deutschland verteilt und auf einzelne Baureihen<br />

spezialisiert, erledigt die Deutsche Bahn die Inspektionen und Nachschauen<br />

Bis zu 1.500 Kilometer am Tag, bis zu<br />

500.000 Kilometer im Jahr: So lauten<br />

die Laufleistungen eines <strong>ICE</strong>-Zugs.<br />

Eindrucksvolle Werte und Zeichen einer hohen<br />

betrieblichen Belastung. Daher entwickelte<br />

schon die Deutsche Bundesbahn für<br />

den <strong>ICE</strong> ein neues Instandhaltungskonzept,<br />

das die Deutsche Bahn AG fortführt.<br />

Die Abfolge bei der Wartung<br />

Ein wichtiges Element sind – zumindest bei<br />

den kleineren Werkstattaufenthalten – kurze<br />

Standzeiten. Meistens während der Nacht<br />

kommen die Züge zum „Boxenstopp“ und<br />

werden für die nächsten Einsätze vorbereitet,<br />

wozu man die <strong>ICE</strong>-Garnituren jeweils im<br />

Ganzen auf einem Gleis behandelt. Die Mitarbeiter<br />

der Werke sind auf wenigstens drei<br />

Ebenen tätig: unterhalb des Fahrzeugs, in der<br />

Höhe des Einstiegs sowie auf dem Dach. Dabei<br />

kümmern sie sich um die Instandhaltung,<br />

Innenreinigung sowie die Versorgung <strong>mit</strong> bzw.<br />

Entsorgung von Betriebsstoffen.<br />

Insgesamt hat die DB für die Triebzüge sieben<br />

Wartungsstufen eingerichtet:<br />

• schnelle Inspektion; sie dauert etwa eineinhalb<br />

Stunden und wird nach 4.000 Kilometern<br />

Laufleistung vorgenommen. Dabei entleert<br />

man die Sammelbehälter der Toiletten, füllt<br />

Frischwasser nach, repariert kleinere Mängel<br />

und erledigt Wartungsarbeiten für die Sicherheit.<br />

Unter anderem werden die Trafoanlage<br />

auf Feuchtigkeit kontrolliert und die Isolatoren<br />

auf dem Dach gereinigt. Auch eine Kontrolle<br />

des Laufwerks gehört zu der Inspektion<br />

• Nachschau; in etwa zweieinhalb Stunden<br />

und alle 20.000 Kilometer führen die Werke<br />

diese Untersuchung durch, bei der sie<br />

Die Instandhaltung der <strong>ICE</strong>-Züge umfasst fünf<br />

Inspektionsstufen und zusätzlich zwei Revisionen<br />

zusätzlich Bremsen, Linienzugbeeinflussung<br />

und Gleitschutz prüfen<br />

• Inspektionsstufe 1; sie dauert zwei Mal acht<br />

Stunden, fällt nach 80.000 Kilometern an<br />

und umfasst eine Bremsrevision, Tests der<br />

Klimaanlage, Kücheneinrichtung, Sitze, Batterien<br />

und auch des Fahrgastinformationssystems<br />

• Inspektionsstufe 2; ebenfalls in zwei Mal<br />

acht Stunden und nach 240.000 Kilometern<br />

prüfen die DB-Werke als weiteres die<br />

Fahrmotoren, Lager und Wellen der Radsätze<br />

sowie die Kupplungen<br />

• Inspektionsstufe 3; in drei Mal acht Stunden<br />

und nach 480.000 Laufkilometern – also etwa<br />

einmal im Jahr – liegen zusätzlich die Untersuchung<br />

der Luftpresser, Transformator-Kühlung<br />

und von Arbeiten im Fahrgastraum an<br />

• erste Revision; in zwei Mal fünf Tagen und<br />

nach 1,2 Millionen Kilometern untersucht<br />

man alle weiteren Komponenten der <strong>ICE</strong>-<br />

Züge; falls erforderlich, werden diese aufgearbeitet<br />

oder getauscht<br />

• zweite Revision; ebenfalls in zwei Mal fünf<br />

Tagen und nach 2,4 Millionen Kilometern<br />

werden die Drehgestelle getauscht, etliche<br />

weitere Komponenten zerlegt und, wenn<br />

nötig, aufgearbeitet oder ausgewechselt.<br />

Während die Inspektionen in der Zuständigkeit<br />

der <strong>ICE</strong>-Werke (entsprechend den Bahnbetriebswerken)<br />

liegen, kommen die Züge zu<br />

den Revisionen in die DB-Werke (Ausbesserungswerke)<br />

Nürnberg bzw. Krefeld.<br />

Die <strong>ICE</strong>-Werke<br />

Für die Hochgeschwindigkeitstriebzüge errichteten<br />

Bundesbahn und Bahn AG eigene<br />

84


Die <strong>ICE</strong>-Werke<br />

Betriebswerke (Werkstätten bzw. Werkstattabteilungen),<br />

die meist in oder bei vorhandenen<br />

Bahnbetriebswerken entstanden. Den Anfang<br />

machte 1990/91 der Neubau in<br />

Hamburg-Eidelstedt. Inzwischen gibt es sieben<br />

Standorte, die sich auf einzelne Baureihen<br />

spezialisiert haben. Konnte man früher auch<br />

von einer Beheimatung der Garnituren dort<br />

sprechen, so werden heute alle <strong>ICE</strong>-Züge vom<br />

Flottenmanagement Frankfurt (Main) verwaltet.<br />

Allerdings bleibt die alte Zuordnung<br />

der Baureihen zu den Werken bei den größeren<br />

Inspektionen zunächst wie gehabt. Bei<br />

kleineren, etwa wöchentlich anfallenden Arbeiten<br />

oder Zwischenreparaturen gibt es schon<br />

fast seit Anfang an einen Werkeverbund, so<br />

dass alle Werke Arbeiten an allen Zügen übernehmen.<br />

Die <strong>ICE</strong>-Werke verteilten sich im<br />

Frühjahr 2013 wie folgt:<br />

<strong>ICE</strong>-Werk Hamburg (Hamburg-Eidelstedt)<br />

Auf dem Gelände des Bahnbetriebswerks<br />

Hamburg-Eidelstedt entstanden seit 1988 für<br />

rund 200 Millionen Mark (rund 100 Millionen<br />

Euro) neue Anlagen für den <strong>ICE</strong>-Verkehr,<br />

die am 26. April 1991 eröffnet wurden. Zur<br />

Verfügung stehen eine Wartungshalle, eine<br />

Waschstraße (ARA), eine Radsatzdiagnoseanlage<br />

(ULM), eine Unterflurdrehbank (URD),<br />

Trinkwasserbefülleinrichtungen und Vakuum -<br />

entsorgungsanlagen. Betreut werden hier die<br />

<strong>ICE</strong> 1 und <strong>ICE</strong>-TD.<br />

<strong>ICE</strong>-Werk München<br />

Auf dem Gelände des Bw München I wurde<br />

am 18. Mai 1993 das zweite <strong>ICE</strong>-Werk eröffnet.<br />

Die Kosten allein für die neue Wartungshalle<br />

beliefen sich auf 120 Millionen DM (ca.<br />

60 Millionen Euro). Zum Werk gehören auch<br />

eine (ausgelagerte) Waschstraße und eine Radsatzdiagnoseanlage.<br />

Versorgt werden <strong>ICE</strong> 3 der<br />

Einsystemvariante (Baureihe 403) und siebenteilige<br />

<strong>ICE</strong>-T (Baureihe 411).<br />

<strong>ICE</strong>-Werk Berlin (Berlin-Rummelsburg)<br />

In zwei Ausbaustufen nahm die Deutsche<br />

Bahn am 20. Mai 1998 und im Januar 2002<br />

(<strong>mit</strong> der zweiten Halle) das Berliner <strong>ICE</strong>-<br />

Werk in Betrieb, das auf dem ehemaligen Güterbahnhof<br />

Rummelsburg entstand. Das Werk<br />

kostete rund 180 Millionen Euro; es besitzt<br />

unter anderem zwei Wartungshallen (inklu sive<br />

Ultraschalluntersuchungsanlagen für Radsätze,<br />

Drehgestellsenke, Radsatzwechselstationen),<br />

zwei Waschstraßen und eine Unterflurdrehbank.<br />

Das Werk kümmert sich um die<br />

Instandhaltung und Wartung bei <strong>ICE</strong> 1,<br />

<strong>ICE</strong> 2, <strong>ICE</strong>-T sowie einem Teil der <strong>ICE</strong>-TD.<br />

<strong>ICE</strong>-Werk Frankfurt (M)<br />

(Frankfurt-Griesheim)<br />

Am 27. April 2000 eröffnete die DB AG in<br />

Frankfurt (Main)-Griesheim die neu im Werk<br />

erbauten Anlagen für den <strong>ICE</strong>; im Jahr 2006<br />

wurden die Kapazitäten erweitert. Die DB investierte<br />

in den Standort etwa 40 Millionen<br />

Euro, die aber auch für die Reisezug-Instandhaltung<br />

Verwendung fanden. Das Werk erhielt<br />

unter anderem eine Wartungshalle und<br />

eine Waschstraße. Zum 5. Dezember 2011<br />

ging außerdem eine dritte Wagenhalle in Betrieb,<br />

die nochmals 40 Millionen Euro kostete.<br />

Besonderheiten sind hier eine Mehrspan-<br />

Nur für größere Arbeiten trennt man die <strong>ICE</strong>-Züge; im August 2009 überführt eine Ellok 110<br />

einen <strong>ICE</strong>-Triebkopf von München zum Werk Nürnberg (Bild bei Dachau) Oskar Rabe, THD (u.)<br />

Das <strong>ICE</strong>-Werk München wartet unter anderem siebenteilige <strong>ICE</strong>-T, Baureihe 411 (Bild v. 2004)<br />

nungsprüfanlage, ein Klimaanlagenprüfraum<br />

und eine neue Hebeanlage, die es ermöglicht,<br />

alle 56 Achsen eines 200 Meter langen Zuges<br />

vollständig anzuheben und, wenn erforderlich,<br />

auszutauschen. Betreut werden hier die Mehrsystemvariante<br />

des <strong>ICE</strong> 3 (Baureihe 406) sowie<br />

der Velaro D (Baureihe 407), die man in<br />

der Mehrspannungsprüfanlage auch testweise<br />

unter Last <strong>mit</strong> verschiedenen Stromsystemen<br />

fahren lassen kann. Zusätzlich nimmt das<br />

Werk die Wartung der fünfteiligen <strong>ICE</strong>-T<br />

(Baureihe 415) vor, später soll noch der ICx<br />

dazu kommen.<br />

<strong>ICE</strong>-Werk Dortmund<br />

(Dortmund-Spähenfelde)<br />

Auf dem Gelände des ehemaligen Reisezugwagenwerks<br />

wurden am 6. Dezember 2006 Wartungsanlagen<br />

für den <strong>ICE</strong> in Betrieb genommen.<br />

Für 50 Millionen Euro ließ die DB unter anderem<br />

eine Wartungshalle, eine Radsatzdiagnoseanlage<br />

und eine Unterflurdrehbank einrichten.<br />

Hier werden <strong>ICE</strong> 3 abgestellt bzw. an ihnen kleinere<br />

Instandhaltungsmaßnahmen erledigt.<br />

<strong>ICE</strong>-Werk Köln<br />

Zu den kleineren Standorten gehört das 2007<br />

eröffnete und 2008 erweiterte Kölner Betriebswerk,<br />

das <strong>ICE</strong> 2, <strong>ICE</strong> 3 und <strong>ICE</strong>-T versorgt.<br />

Errichtet wurden unter anderem eine<br />

Wartungshalle und eine Waschstraße.<br />

<strong>ICE</strong>-Werk Leipzig<br />

Am 3. Dezember 2009 feierte die DB die Eröffnung<br />

des Leipziger <strong>ICE</strong>-Werks an der<br />

Rackwitzer Straße. Für 27,5 Millionen Euro<br />

hatte man dort eine Wartungshalle und eine<br />

Radsatzdrehbank erbaut; ein Erweiterungsbau<br />

soll bis 2016/2017 in Betrieb gehen. Das<br />

Werk wartet <strong>ICE</strong>-T-Züge, zukünfig will die<br />

DB hier auch größere Arbeiten ausführen<br />

lassen. Zusätzlich betreut das Werk InterCity-<br />

Wagen.<br />

Die Zahl der Mitarbeiter bei den Werken variiert;<br />

in Köln und Frankfurt sind rund 100 Personen<br />

<strong>mit</strong> den <strong>ICE</strong> beschäftigt, in Berlin etwa<br />

800. Weitere Planungen gibt es auch: In Köln-<br />

Nippes plant die DB den Bau eines Werks für<br />

<strong>ICE</strong> und ICx. V. Kolev/K. Laumann/GM<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2013<br />

85


Ausblick<br />

Wohin geht die Reise des Paradezugs? Die Planungen der DB sehen neue Strecken und einen teilweisen Generationswechsel im <strong>ICE</strong>-Fahrzeugbestand<br />

vor, von dem der <strong>ICE</strong> 3 aber nicht betroffen ist (Foto in Aschaffenburg Hbf, August 2009)<br />

Karl Laumann<br />

Die Zukunft des <strong>ICE</strong>-Verkehrs<br />

Die nächsten Etappen<br />

Zwei Projekte zum <strong>ICE</strong>-Verkehr stechen bei den Planungen besonders hervor. Ab 2020 soll der<br />

ICx den <strong>ICE</strong> 1 und später auch den <strong>ICE</strong> 2 ersetzen. 2017 will die DB die Neubaustrecke Nürnberg<br />

– Erfurt – Leipzig eröffnen, 2021 die Neubaustrecke Stuttgart – Ulm. Endlich, möchte man<br />

bei Nürnberg – Leipzig sagen; die Strecke ist schon länger im Bau als der <strong>ICE</strong> 3 in Betrieb<br />

Im Eisenbahnwesen sind 20 Dienstjahre an<br />

sich keine allzu nennenswerte Größe. Doch<br />

wenn die Sprache auf den <strong>ICE</strong> kommt, liegen<br />

die Verhältnisse nicht so. Seit zwei Jahrzehnten<br />

steht er im DB-Fernverkehr im Einsatz,<br />

inzwischen ist er dessen Rückgrat, da kommen<br />

gewaltige Laufleistungen zusammen. Nicht von<br />

ungefähr ließ die DB <strong>ICE</strong> 1 und <strong>ICE</strong> 2 in den<br />

letzten Jahren auch technisch ertüchtigen.<br />

Die Frage der Fahrzeuge<br />

Der Erstling des weißen Superfuhrparks ist noch<br />

heute der Spitzenreiter bei der Flottenstärke. Von<br />

1991 an wurden 60 Garnituren des <strong>ICE</strong> 1 geliefert,<br />

ein Wert, den die Nachfolger nicht mehr<br />

schafften. Schon der Nachfolger, der <strong>ICE</strong> 2,<br />

brachte es trotz halber Zuglänge auf gerade einmal<br />

44 Garnituren. Sogar die lediglich 20 Vierteiler<br />

der „Dieselweißwurst“ werden <strong>mit</strong> den 16<br />

oder 17 Exemplaren des aktuell erwarteten <strong>ICE</strong>-<br />

Velaro der Baureihe 407 nochmals unterboten. So<br />

verteilen sich die rund 280 <strong>ICE</strong>-Züge inzwischen<br />

auf nicht weniger als sieben Baureihen. Und selbst<br />

innerhalb der einzelnen Baureihen gibt es Unterbauarten.<br />

Beispielhaft sei der siebenteilige ex-Neigezug<br />

411 genannt, der in zwei Serien und unterschiedlichen<br />

Ausstattungsmerkmalen entstand<br />

und von dem es Züge für den DB-Binnenverkehr,<br />

Züge für den Einsatz nach Österreich und Züge<br />

für den Einsatz in die Schweiz gibt.<br />

In der Zukunft will die DB diese babylonische<br />

Vielfalt an <strong>ICE</strong>-Typen sukzessive reduzieren.<br />

Die ersten der als ICx bezeichneten<br />

Schnelltriebzüge, die nach ursprünglichem Planungsstand<br />

der DB ab 2016 auf deutschen<br />

Gleisen auftauchen sollten, sind noch für die<br />

Wenige neue Baureihen<br />

sollen die Typenvielfalt<br />

beim <strong>ICE</strong> reduzieren<br />

Ablösung der meisten InterCity-Züge vorgesehen.<br />

Sodann will man – ab 2020 – <strong>mit</strong> weiteren<br />

ICx auch den dann bereits fast 30 Jahre<br />

alten <strong>ICE</strong> 1 sowie den <strong>ICE</strong> 2 ablösen. Sofern die<br />

Option auf die Beschaffung von 300 ICx-Zü-<br />

86


<strong>ICE</strong>-Zukunft: Neue Fahrzeuge<br />

gen vollständig eingelöst wird, dürften sich zudem<br />

die Reihen der dauerhaft <strong>mit</strong> Neigeverbot<br />

belegten <strong>ICE</strong>-„T“-Züge der Baureihen 411 und<br />

415 lichten – diese wären dann schon ein Vierteljahrhundert<br />

alt. Zwar gibt es auch innerhalb<br />

des ICx verschiedene Bauarten <strong>mit</strong> jeweils sieben<br />

oder zehn Wagen. Der Grundtyp wird jedoch<br />

stets (fast) der gleiche sein, was Vorteile bei<br />

der Instandhaltung und Ersatzteilbevorratung<br />

schafft und über die Jahre hinweg einen flexibleren<br />

Einsatz von Fahrzeugen und Personal ermöglicht.<br />

Man darf zudem gespannt sein, ob<br />

die DB im Zuge des Flottenausbaus ihre schon<br />

vor Jahren ge äußerten Ankündigungen irgendwann<br />

umsetzt, <strong>mit</strong> dem <strong>ICE</strong> Ziele wie London<br />

oder Marseille anzusteuern. Bislang ist hierfür<br />

die Fahrzeugdecke einfach zu dünn.<br />

Die Frage der Ausstattung<br />

Interessant ist weiterhin, ob die Deutsche Bahn<br />

den Generationswechsel nutzt, um einige Fehlentwicklungen<br />

im <strong>ICE</strong>-Angebot zu korrigieren.<br />

Aktuell vertritt die DB AG noch die Linie, möglichst<br />

billig zu produzieren und die Fahrzeuge<br />

auf maximale Sitzplatzdichte zu „optimieren“.<br />

Die geradezu opulente Ausstattung des anfänglichen<br />

<strong>ICE</strong> 1 litt bereits unter der vor einigen<br />

Jahren durchgeführten Modernisierung, als man<br />

zusätzliche Sitzreihen in die Großräume presste<br />

und in der 1. Klasse die Fünfer-Abteile <strong>mit</strong> einem<br />

sechsten Sitz versah. Im <strong>ICE</strong> 2 gab es gleich<br />

gar keine Abteile mehr. Sie feierten erst im<br />

<strong>ICE</strong> 3 ein kurzes Comeback in minimaler<br />

Stückzahl, und im Velaro und im ICx gibt die<br />

DB dieses Eisenbahn-Alleinstellungsmerkmal<br />

gegenüber Fernbus und Flugzeug selbst in der<br />

1. Klasse ohne wirkliche Not völlig auf. Ein<br />

Kleinkindabteil sucht man im Velaro genauso<br />

vergebens wie im Diesel-<strong>ICE</strong>, dem man diesen<br />

Bereich derzeit ersatzlos ausbaut. Der <strong>ICE</strong> 3 sowie<br />

die zweite Serie des <strong>ICE</strong>-T erhielten nach<br />

massiven Kundenprotesten nachträglich immerhin<br />

einen Speisewagen, auch Steckdosen an<br />

nahezu allen Sitzen sind ein zeitgemäßer Ersatz<br />

für die kleinen Video-Monitore der ersten <strong>ICE</strong>-<br />

Generationen.<br />

Doch dass man in einen Wagen des neuen<br />

ICx auf bis zu 100 Sitzplätzen ursprünglich<br />

mehr Personen verstauen wollte als in einem<br />

50 Jahre alten „Silberling“ für den Vorortverkehr,<br />

lässt breiten Interpretationsspielraum für<br />

die Aussage der Hersteller-Werbung, wonach<br />

der ICx „neue Maßstäbe“ setzen und ein<br />

„Nutzflächen-Weltmeister“ wird. Massiver<br />

Protest unter anderem von Fahrgästen in spe<br />

und des DB-Kundenbeirats, die ein in Augsburg<br />

hinterstelltes 1:1-Modell dieses „Raumwunders“<br />

besichtigen durften, hat dann auch<br />

Bahnvorstand Ulrich Homburg nachdenklich<br />

gemacht. So sollen die Wagen „nur“ noch<br />

maximal 88 Plätze in den Zwölf-Teilern und<br />

maximal 92 Plätze in den Sieben-Teilern aufweisen<br />

(wo<strong>mit</strong> aber schon das erste Mal von<br />

der Standardisierung abgewichen wird). Der<br />

gewonnene Platz soll mehr Raum pro Sitz sowie<br />

zusätzlichen Gepäckregalen zugute kommen,<br />

die man dann hoffentlich nicht wie beim<br />

<strong>ICE</strong>-3-Großraum direkt vor den Fenstern platziert<br />

und die Sitze vor die Fensterholme stellt.<br />

OBEN UND RECHTS Im Dezember 2012 nahm die<br />

Deutsche Bahn den Katzenbergtunnel auf der<br />

Strecke Freiburg – Basel in Betrieb. In den<br />

beiden Röhren sind Geschwindigkeiten bis zu<br />

250 km/h zugelassen Heiko Focken (2)<br />

UNTEN Einbau der Festen Fahrbahn bei der<br />

Schnell fahrstrecke Nürnberg – Erfurt (– Leipzig).<br />

Nach der Fertigstellung sollen die <strong>ICE</strong>-Züge in<br />

gut 100 Minuten Franken und Sachsen verbinden;<br />

heute, über die Altbaustrecke via Lichtenfels<br />

– Saalfeld – Jena, brauchen die <strong>ICE</strong>-T noch<br />

um die 220 Minuten<br />

DB/Frank Kniestedt<br />

Unabhängig davon werden die eigentlich als<br />

Zehnteiler vorgesehenen Garnituren nun komplett<br />

zu Zwölfteilern aufgebohrt, um der erwarteten<br />

höheren Gesamtnachfrage im DB-Fernverkehr<br />

zu begegnen. Die Siebenteiler sollen nun die<br />

Ausrüstung zur Flügelzugbildung erhalten. Auch<br />

der Betrieb <strong>mit</strong> Dieselvorspann auf Strecken wie<br />

etwa nach Westerland ist zumindest angedacht.<br />

Der Preis für diese Änderungen ist ein Verzug der<br />

Auslieferung um ein Jahr auf frühestens 2017.<br />

Immerhin können im ICx Fahrräder <strong>mit</strong>genommen<br />

werden, und es gibt in vielen Garnituren ein<br />

Kleinkindabteil und einen Speisebereich. Nachrichtlich<br />

seien zudem noch die für das Fahrplanjahr<br />

2015 zur Auslieferung vorgesehenen Doppelstock-InterCitys<br />

erwähnt, die <strong>mit</strong> 160 km/h<br />

aber nicht als Hochgeschwindigkeitszüge gelten<br />

können. Sie kommen zunächst auf der IC-Linie<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2013<br />

87


Ausblick<br />

Auch wenn die DB AG im Oktober 2010 werbewirksam einen <strong>ICE</strong> 3 im Londoner Bahnhof St.<br />

Pancras ausstellte: Der <strong>ICE</strong>-Verkehr nach Großbritannien ist noch Zukunftsmusik DB/Banaszak<br />

Auch der Velaro D ist Teil der Zukunftsplanungen – im Moment sogar zwangsläufig, denn er<br />

steht noch in der Warteschleife. Hier ein Test auf der Neubaustrecke Nürnberg – Ingolstadt<br />

Ostfriesland – Hannover – Leipzig sowie auf der<br />

Gäubahn Stuttgart – Zürich zum Einsatz.<br />

Das Maß der Dinge in Sachen Ausstattung<br />

ist und bleibt jedoch nach wie vor der <strong>ICE</strong>1.<br />

Fast schade, dass gerade er wohl als erstes <strong>ICE</strong>-<br />

Familien<strong>mit</strong>glied vom ICx abgelöst werden soll.<br />

Als ein <strong>ICE</strong>-T im Mai 2005 in Erfurt Hbf hielt, liefen dort noch die Umbauarbeiten. Sie waren<br />

Teil des Neubaustreckenprojekts Nürnberg – Erfurt Volker Emersleben, DB/Claus Weber (Bild Mitte)<br />

Die Frage der Verbindungen<br />

Wie man seine Edelrenner eigentlich nicht<br />

einsetzen soll, zeigt die DB aktuell auf der InterCity-Linie<br />

Hamburg – Köln – Rheintal –<br />

Frankfurt (Main). Wohl aus politischen Prestigegründen<br />

verkehren einige Züge dort planmäßig<br />

<strong>mit</strong> <strong>ICE</strong>-1-Garnituren. Diese sind für<br />

den Fahrgast zwar teurer als die IC und EC<br />

und vielleicht ein bisschen besser ausgestattet,<br />

jedoch keine einzige Minute schneller. Zudem<br />

fehlen die hier gebundenen <strong>ICE</strong>-Garnituren<br />

dort, wo sie wirklich gebraucht werden:<br />

auf jenen Linien, wo die <strong>ICE</strong>-Züge einen<br />

möglichst hohen Anteil an Schnellfahrstrecken<br />

für mehr als 200 km/h vorfinden. Strecken<br />

also, auf denen der <strong>ICE</strong> seine planmä-<br />

88


<strong>ICE</strong>-Zukunft: Streckenneubauten<br />

Die Saale-Elster-Talbrücke auf dem Abschnitt Erfurt – Leipzig (<strong>mit</strong> Abzweig nach Halle) ist eines der Großbauwerke der Neubaustrecke Nürnberg<br />

– Erfurt – Leipzig. Die Strecke soll 2017 in Betrieb gehen – das wäre 21 Jahre nach dem Spatenstich!<br />

DB/Frank Kniestedt<br />

ßige Höchstgeschwindigkeit möglichst lange<br />

ausfahren kann. Dies sind in Deutschland<br />

(von Nord nach Süd) derzeit die Strecken<br />

• Hamburg – Berlin<br />

(Ausbaustrecke, bis zu 230 km/h)<br />

• Wolfsburg – Berlin<br />

(Neu-/Ausbaustrecke, bis zu 250 km/h)<br />

• Hannover – Kassel – Fulda – Würzburg<br />

(Neubaustrecke, bis zu 280 km/h)<br />

• Köln – Düren<br />

(Neu-/Ausbaustrecke, bis zu 230 km/h)<br />

• Köln – Westerwald – Frankfurt (M)<br />

(Neubaustrecke, bis zu 300 km/h)<br />

• Nürnberg – Ingolstadt<br />

(Neubaustrecke, bis zu 300 km/h)<br />

• Mannheim – Stuttgart<br />

(Neubaustrecke, bis zu 280 km/h)<br />

• Baden-Baden – Offenburg<br />

(Neubaustrecke, bis zu 250 km/h)<br />

• Augsburg – München<br />

(Ausbaustrecke, bis zu 230 km/h)<br />

Über Jahre ging der Bau<br />

der Strecke Nürnberg –<br />

Erfurt nur langsam voran<br />

Hinzu kommen weitere kurze Abschnitte wie<br />

der im Dezember 2012 eröffnete Katzenbergtunnel<br />

zwischen Freiburg und Basel.<br />

Ihm sollen bald weitere Schnellfahrabschnitte<br />

folgen. Vor allem zwei große Projekte<br />

hat die DB in Arbeit, um das Netz der<br />

schnellen Strecken auszudehnen:<br />

• Nürnberg – Erfurt – Leipzig (Neubaustrecke,<br />

bis zu 300 km/h), Eröffnung vsl. 2017<br />

• Stuttgart – Ulm (Neubaustrecke, bis zu<br />

250 km/h), Eröffnung vsl. 2021<br />

Die Strecke Leipzig – Nürnberg als Verkehrsprojekt<br />

Deutsche Einheit (VDE) Nr. 8 wird<br />

im Bereich des Flughafens Halle – Leipzig bereits<br />

seit fast elf Jahren planmäßig von Inter-<br />

City-Zügen befahren. Auch die Vollmodernisierung<br />

des Erfurter Hauptbahnhofs, der an<br />

dieser Strecke liegt, wurde jüngst abgeschlossen.<br />

Am weiterführenden Abschnitt, der unter<br />

anderem den Thüringer Wald unterquert,<br />

wurde in den vergangenen Jahren dagegen<br />

stets nur so viel gebaut, wie das Geld reichte,<br />

und so wenig gebaut, dass das Baurecht nicht<br />

erlosch. Zeugen dieser schleppenden Baufortschritte<br />

sind vermeintlich unmotiviert in der<br />

Landschaft stehende Bauten wie nahe Schkopau<br />

die <strong>mit</strong> fast 6,5 Kilometern längste Eisenbahnbrücke<br />

Deutschlands oder schon <strong>mit</strong><br />

Gleisen versehene Streckenabschnitte, die aber<br />

keine Verbindung zueinander haben.<br />

Erst 2017, also satte 27 Jahre nach der<br />

deutschen Einheit und etwa zehn Jahre nach<br />

Fertigstellung der parallelen Thüringer-Wald-<br />

Autobahn, sollen die Puzzleteile des VDE 8 zu<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2013<br />

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Ausblick<br />

2,89 Milliarden Euro<br />

sind für die Strecke<br />

Stuttgart – Ulm geplant<br />

Zur Messe InnoTrans wurde im September 2012 in Berlin ein Kopfmodell des ICx feierlich enthüllt.<br />

Bundesverkehrsminister Dr. Peter Ramsauer (3. v. r.) und Bahnchef Dr. Rüdiger Grube (2.<br />

v. r.) haben sich für das Pressefoto dazu gestellt DB/Jet-Foto Kranert<br />

einem Gesamtwerk zusammen gefügt sein,<br />

um den <strong>ICE</strong> in gut 100 Minuten von Sachsen<br />

nach Franken zu katapultieren. Da<strong>mit</strong><br />

dürfte die <strong>mit</strong> rund acht Milliarden Euro veranschlagte<br />

Strecke nicht nur als Deutschlands<br />

längenmäßig, sondern auch zeitmäßig längste<br />

Bahnbaustelle in die Annalen der DB AG<br />

eingehen. Bereits 1996 fand der erste Spatenstich<br />

statt. Damals gab es vom <strong>ICE</strong> 3 gerade<br />

erst einmal ein 1:1-Modell ...<br />

Noch nicht ganz so alt und noch nicht so<br />

weit fortgeschritten ist das „Bahnprojekt Stuttgart<br />

– Ulm“, welches auch den Neubauabschnitt<br />

Wendlingen – Ulm sowie den Tiefbahnhof<br />

Stuttgart 21 und dessen Anbindung<br />

umfasst. Baulich aufwendig ist für die eigentliche<br />

Schnellfahrstrecke vor allem der Albaufstieg.<br />

Zwar wurden hier – sobald Baurecht<br />

vorlag – schon einige Baumaßnahmen in Angriff<br />

genommen und sogar Brücken fertig gestellt.<br />

Hingegen sind andere Abschnitte ins-<br />

90


Dampf-Eisenbahn-Event in Chama, New-Mexico, USA:<br />

„Chama-Steam“ Excursions richtet 2013 wieder<br />

ein besonderes Eisenbahn-Event aus unter den Motto:<br />

„All Freight, All Steam, All Rio Grande“<br />

„Chama Steam Fall Madness 2013“<br />

vom 29. September bis 2. Oktober 2013<br />

Es erwartet Sie:<br />

Glühend goldene Espen, die bekannten spektakulären<br />

Scheinanfahrten und<br />

<br />

www <br />

besondere im Bereich Wendlingen und Ulm<br />

noch nicht einmal plangenehmigt. Dieses planerische,<br />

bauliche und <strong>mit</strong> vielen Unbekannten<br />

behaftete Stückwerk wirft die Frage auf,<br />

inwieweit der von der DB als Bauherr stets als<br />

verlässlicher Kostenrahmen genannte Betrag<br />

von 2,89 Milliarden Euro gehalten werden<br />

kann. Allein das anschließende Projekt „Stuttgart<br />

21“ wurde bereits Ende 2012 trotz aller<br />

gegenteiligen Beteuerungen im Vorfeld um<br />

satte zwei Millliarden Euro teurer, und auch<br />

dieses ist bis heute noch nicht vollständig planfestgestellt.<br />

Sollte das Gesamtprojekt wie geplant<br />

fertig gestellt werden, so kann man ab<br />

2021 in weniger als 30 Minuten von Stuttgart<br />

nach Ulm fahren.<br />

Alle anderen Schnellfahrstrecken-Vorhaben<br />

wie etwa eine Verbindung zwischen dem Rhein-<br />

Main- und dem Rhein-Neckar-Raum, ein weiterer<br />

Ausbau der Strecke Berlin – Dresden oder<br />

die Fortführung der Strecke Stuttgart – Ulm bis<br />

Augsburg sind über das Planungsstadium noch<br />

nicht hinausgekommen. Sofern sie überhaupt<br />

realisiert werden, ist derzeit unklar, ob Züge auf<br />

ihnen dereinst höhere Geschwindigkeiten als<br />

200 km/h fahren. Folglich gibt es auch in Zukunft<br />

im Hochgeschwindigkeitsnetz Lücken, so<br />

dass der <strong>ICE</strong> sein Potenzial nicht auf allen Linien<br />

ausreizen kann. Heiko Focken/GM<br />

OBEN Star auf Abruf?<br />

Noch ist der <strong>ICE</strong> 1<br />

im Liniennetz eine<br />

unentbehrliche Kraft<br />

(Aufnahme von der<br />

Schnellfahrstrecke<br />

Berlin – Hannover,<br />

bei Quermathen)<br />

DB/Bartlomiej Banaszak<br />

Steigen Sie ein… Fahren Sie <strong>mit</strong> der VGF in Ihre berufliche Zukunft.<br />

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Änderung und Neubau der signaltechnischen Anlagen • Erarbeitung der Instandhaltungsvorgaben<br />

und Überwachung von Instandhaltungsmaßnahmen<br />

einschließlich der Inspektionen nach § 57 BOStrab • Planung der Projekte<br />

der Signaltechnik in Anlehnung an die HOAI unter Wahrnehmung des Projektmanagements<br />

• Erarbeitung und Festlegung technischer Vorgaben für die sehr<br />

komplexen Techniken und deren Zusammenhänge <strong>mit</strong> allen übrigen technischen<br />

Systemen und Gewerken des Unternehmens • Durchführung von Koordinationen<br />

<strong>mit</strong> den Prüf-Ingenieuren und TAB • Vertragsprüfungen • Budgetkontrolle der<br />

Projekte der Signaltechnik • Bearbeitung von Anfragen von Körperschaften,<br />

Ortsbeiräten und sonstigen Institutionen sowie Bürgern • Aus- und Weiterbildung<br />

der Mitarbeiter des Sachgebietes<br />

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<strong>mit</strong> technischen Hintergrund • Mehrjährige Berufserfahrung in der Instandhaltung<br />

und/oder Planung von Projekten • Erfahrungen <strong>mit</strong> signaltechnischen Anlagen<br />

sind von Vorteil • Wirtschaftliches Denken und Handeln als Grundlage Ihrer Entscheidungen<br />

• dynamische Persönlichkeit <strong>mit</strong> Durchsetzungsvermögen • soziale<br />

Kompetenz, Innovationsgeist und Kommunikationsfähigkeit in Wort und Schrift •<br />

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Rückfragen steht Ihnen gerne Frau Schock zur Verfügung.<br />

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www.vgf-ffm.de<br />

b.schock@vgf-ffm.de<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2013


Bilderbogen<br />

<strong>ICE</strong>-Stimmungen<br />

Die romantische Ader<br />

Technisch hochentwickeltes Fahrzeug, Top-Geschwindigkeit, sachliche Gestaltung –<br />

ist der <strong>ICE</strong> überhaupt für beschauliche Momente geeignet? Klare Antwort: Ja. Es<br />

kommt nur auf den Zeitpunkt und die Umgebung an<br />

92


<strong>ICE</strong>-Stimmungen<br />

Begegnung zweier Eisenbahn-Zeitalter: Im<br />

August 2005 unterquert ein <strong>ICE</strong>-T auf der<br />

Fahrt von Dresden nach Frankfurt (Main) das<br />

alte Fahrdienstleiterstellwerk „Er“ im Erfurter<br />

Hauptbahnhof. Inzwischen hat das Foto<br />

historischen Wert; das Stellwerk wurde im<br />

Rahmen der Um- und Ausbauarbeiten im<br />

Bahnhof abgerissen<br />

Bernd Oliver Sydow<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2013<br />

93


Bilderbogen<br />

Noch passieren die <strong>ICE</strong>-T Berlin – München auf dem Abschnitt Bamberg – Nürnberg die prächtigen<br />

Formsignale in Hirschaid (Bild vom April 2012). Mit dem Ausbau zur neuen Verbindung Erfurt<br />

– Nürnberg wird die alte Signaltechnik in den nächsten Jahren verschwinden Zeno Pillmann<br />

Auf einigen Altbaustrecken passiert der <strong>ICE</strong> 3 nach wie vor beschrankte Bahnübergänge. Beinahe<br />

überflüssig zu erwähnen, dass er dort auch interessierte Zuschauer findet (Frankfurt-<br />

Sachsenhausen, Juni 2010)<br />

Jörn Schramm<br />

OBEN Anders als die stärker motorisierten<br />

„Brüder“ <strong>ICE</strong> 3 darf der <strong>ICE</strong> 1 nicht den Weg<br />

über die Schnellfahrstrecke Rhein-Main nehmen.<br />

Er folgt ganz klassisch dem Rhein, zur<br />

Freude der Touristen an Bord und der Fotografen<br />

rund um die Gleise (Aufnahme in Oberwesel,<br />

September 2012) Helmut Scheiba<br />

LINKS In Leipzig Hauptbahnhof ist der <strong>ICE</strong>-T<br />

Stammgast. In der illuminierten Bogenhalle<br />

kommt der Neigetechnik-Triebzug auch gut<br />

zur Geltung (Foto vom Juli 2000) Uwe Miethe<br />

94


Der <strong>ICE</strong> und die anderen<br />

Der <strong>ICE</strong> und die anderen<br />

Dass die DB bei ihren <strong>ICE</strong>-Linien immer wieder<br />

Altbaustrecken einbeziehen muss, ist<br />

für Fotofreunde ein Vorteil. So erhöhen sich<br />

die Chancen auf schöne Kombinationen<br />

von neuer und traditioneller Eisenbahn<br />

Wer macht das Rennen in Oberhausen? Museumsdampflok<br />

41 360 <strong>mit</strong> ihrem Sonderzug oder der niederländische<br />

<strong>ICE</strong>? Der Junge im Vordergrund hat sich entschieden;<br />

sein Herz gehört dem weißen Fahrzeug ... M. Hubrich<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2013<br />

95


Bilderbogen<br />

OBEN Im Oktober 2012 taucht die „Blaue<br />

Stunde“ das <strong>ICE</strong>-Werk Berlin-Rummelsburg in<br />

faszinierendes Licht. Nur die langgezogene<br />

Rauchfahne des Schornsteins lässt ahnen,<br />

dass die Herbstnacht frisch wird V. Emersleben<br />

LINKS Obstgarten <strong>mit</strong> Ausblick: Im April 2011<br />

blühen an der Spessartrampe in Laufach die<br />

Apfelbäume um die Wette, während der <strong>ICE</strong> 3<br />

talwärts Richtung Aschaffenburg rollt F. Traser<br />

96


Alle Wetter,<br />

der <strong>ICE</strong>!<br />

Es muss nicht immer Technik<br />

sein. Im Zusammenspiel<br />

<strong>mit</strong> der Natur gewinnen<br />

die weißen Züge eigene<br />

Konturen. Dabei hilft eine<br />

alte Fotografenregel: zur<br />

richtigen Zeit den richtigen<br />

Ort aufsuchen ...<br />

Wetter und <strong>ICE</strong><br />

Kurz vorher hat es in München noch in<br />

Strömen gegossen. Jetzt zieht das Unwetter<br />

langsam ab, nicht, ohne sich von<br />

Zügen und Reisenden am Hauptbahnhof<br />

<strong>mit</strong> einem spektakulären Schauspiel zu<br />

verabschieden (August 2010) August Müller<br />

Ob der Schneemann seine Existenz wartenden<br />

Fotofans verdankt? Jedenfalls<br />

hat er an seinem Standort nahe den<br />

Gleisen in Ennepetal sichtlich Freude<br />

(Februar 2010)<br />

Dirk Höllerhage<br />

Am 29. April 2011 passiert eine <strong>ICE</strong>-2-Doppeltraktion bei Nordbögge<br />

an der Strecke Hamm – Dortmund sattgelbe Rapsfelder. Bedingt<br />

durch Baumaßnahmen entfiel damals der Wupperflügel, so dass der<br />

Ruhrflügel <strong>mit</strong> zwei Garnituren bedient wurde<br />

Philipp Kuhenne<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2013<br />

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<strong>Vorschau</strong> – Leserservice – Impressum<br />

Impressum<br />

Seien Sie gespannt auf das nächste Heft: <strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 5/2013<br />

Reichsbahn zu Ulbrichts Zeiten<br />

Deutsche Reichsbahn 1949–1971: Die Jahre unter dem SED-Vorsitzenden und späteren Staatsratsvorsitzenden<br />

Walter Ul bricht sind für die DR eine Zeit der Gegensätze. Wiederaufbau nach Kriegsschäden und Demontage und<br />

politische Vorgaben bestimmen ebenso den Alltag wie technischer Fortschritt und die starke Einbindung in die Volkswirtschaft,<br />

für welche die Reichsbahn das wichtigste Transport<strong>mit</strong>tel ist. Gleichzeitig erzielt die DR beeindruckende<br />

betriebliche wie technische Leistungen. Das nächste <strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> zeigt diese vielfältige und manchmal auch widersprüchliche<br />

Epoche – <strong>mit</strong> fundierten Berichten, interessanten Hintergrund-Informationen und faszinierenden Bildern!<br />

Aufnahme: Alfred Schulz/Histor. Slg. der DB AG<br />

4/2013 l Juli/August<br />

24. Jahrgang l Nummer 125<br />

Internet: www.eisenbahnwelt.de<br />

Redaktionsanschrift:<br />

<strong>BAHN</strong>-<strong>EXTRA</strong><br />

Postfach 40 02 09 80702 München<br />

l<br />

Tel. +49 (0) 89.13.06.99.720, Fax - 700<br />

E-Mail: redaktion@geramond.de<br />

Redaktionsleitung: Michael Krische<br />

Verantwortl. Redakteur: Thomas Hanna-Daoud<br />

Redaktion: Martin Weltner, Alexandra Wurl<br />

Redaktionsassistenz: Brigitte Stuiber<br />

Layout: Karin Vierheller, Rico Kummerlöwe<br />

Mitarbeit: Volker Emersleben, Heiko Focken,<br />

Sven Klein, Veselin Kolev, Zeno Pillmann, Dr. Hans-<br />

Bernhard Schönborn, Dr. Stefan Vockrodt, Doreen<br />

Wolff, Malte Werning, Axel Witzke u.v.m.<br />

Abo-Hotline, Kundenservice,<br />

GeraMond-Programm<br />

Tel. (0180) 5 32 16 17*<br />

Fax (0180) 5 32 16 20*<br />

E-Mail: leserservice@bahnextra.de<br />

(*14 Cent pro Minute)<br />

Gesamtanzeigenleitung:<br />

Helmut Kramer, Tel. +49 (0) 89.13.06.99.270,<br />

helmut.kramer@verlagshaus.de<br />

Anzeigenleitung <strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong>:<br />

Helmut Gassner, Tel. +49 (0) 89.13.06.99.520,<br />

Fax - 100; helmut.gassner@verlagshaus.de<br />

www.verlagshaus-media.de<br />

Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 23 vom 1.1.2013<br />

Litho: Cromika, Verona<br />

Druck: Stürtz, Würzburg<br />

Verlag:<br />

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GeraMond Verlag GmbH<br />

Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />

Geschäftsführung:<br />

Clemens Hahn, Carsten Leininger<br />

Herstellungsleitung: Sandra Kho<br />

Vertrieb Zeitschriften: Dr. Regine Hahn<br />

Vertrieb/Auslieferung Handel:<br />

MZV, Unterschleißheim<br />

Zuletzt erschienen:<br />

* z.B. DVD „Die Geschichte der Eisenbahn“<br />

l<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 6/2012 – Die letzten Jahre der DR<br />

l<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/2013 – Bahn-Jahrbuch 2013<br />

Lieber Leser,<br />

Sie haben Freunde, die sich ebenso für die Eisenbahn <strong>mit</strong> all Ihren Facetten begeistern<br />

wie Sie? Dann empfehlen Sie uns doch weiter! Ich freue mich über jeden neuen Leser.<br />

Ihr<br />

Verantwortlicher Redakteur <strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong><br />

l<br />

l<br />

Sie haben ein Heft verpasst?<br />

Kein Problem! Bestellen Sie die<br />

nicht mehr am Kiosk erhältlichen<br />

Ausgaben telefonisch über unseren<br />

Kundenservice<br />

Tel. (0180) 5 32 16 17* oder<br />

schnell und bequem im Internet<br />

auf www.eisenbahnwelt.de<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 2/2013 – Berliner S-Bahn<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 3/2013 – Bahn-Faszination Schweiz<br />

Im selben Verlag erscheinen außerdem:<br />

SCHIFFClassic<br />

Preise: Einzelheft Euro 12,50 (D) (bei Einzelversand<br />

zzgl. Versandkosten); Jahresabopreis<br />

(6 Hefte) Euro 67,50 (inkl. Mehrwert steuer,<br />

im Ausland zzgl. Versandkosten)<br />

ISSN 0937-7174 ISBN 978-3-86245-191-3<br />

l<br />

Zeitungskennzahl 12126<br />

Erscheinen und Bezug:<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> erscheint alle zwei Monate je weils Mitte/<br />

Ende eines geraden Monats. Sie erhalten <strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> in<br />

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hofs buch handel, an gut sortierten Zeitschriften kiosken,<br />

im Fachhandel sowie direkt beim Verlag.<br />

© by GeraMond Verlag München. Die Zeitschrift und alle<br />

in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheber<br />

rechtlich geschützt. Durch Annahme eines Ma nu skripts<br />

erwirbt der Ver lag das aus schließ liche Recht zur Veröffentlichung.<br />

Für unverlangt eingesandte Fotos und Manuskripte<br />

wird keine Haftung übernommen. Gerichtsstand<br />

ist München.<br />

Verantwortlich für den redak tionellen Inhalt: Thomas Hanna-<br />

Daoud; verantwortlich für die Anzeigen: Helmut Kramer;<br />

beide Infanteriestraße 11a, 80797 München.<br />

98


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