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O rkus<br />
O rkus<br />
Mehr Seiten – mehr Inhalt!<br />
Nr. 03 · März 2013<br />
!<br />
Exklusiv-Interview „Es dreht sich generell um Sex und Tod.“<br />
+ 15 Tipps für den Fan:<br />
VNV Nation + Zeromancer + Schlafes Bruder + Nick Cave + HENKE<br />
Lordi + mesh + Amplifier + The Beauty of Gemina + Cultus Ferox<br />
Die Krupps + miserylab + Boil + Faderhead + Sofia Härdig + ROME<br />
The Eden House + Faun + Slave Republic + Altaar<br />
Model Kaos + Soilwork + Saalschutz + Helium Vola + KMFDM<br />
Script 6 + Woodkid + Spetsnaz + Stratovarius + Dornenreich<br />
Love Is Colder Than Death + Fire + Ice + von Branden + Eisenherz<br />
Java Guidi + Chainreactor + Black Tape For A Blue Girl + Tubbe<br />
Project Pitchfork + Chemical Sweet Kid + Welle: Erdball<br />
Coppelius<br />
Depeche Mode<br />
+ exklusive Musiker-Kommentare
Neues<br />
Henke<br />
Album!<br />
Ab 01.03.2013<br />
im Handel!<br />
www.Henkeband.de<br />
Tour 2013<br />
23.03. Nürnberg - Der Cult<br />
28.03. Bochum - Kulturbhf Langendreer<br />
29.03. Hamburg - Logo<br />
30.03. Görlitz - Nostromo<br />
31.03. Leipzig - Moritzbastei<br />
05.04. Frankfurt a.M. - Das Bett<br />
06.04. Antwerpen (B) - JCC Zappa<br />
Präsentiert von<br />
Kartenvorverkauf:<br />
www.eventim.de & www.adticket.de<br />
WWW.DRYLAND-RECORDS.NET
Titelstorys<br />
<strong>Hurts</strong> 18<br />
Lordi 24<br />
<strong>Orkus</strong>!-Act des Monats<br />
HENKE 30<br />
<strong>Orkus</strong>!-Newcomer des Monats<br />
Martin Kleid 68<br />
Interviews & Storys<br />
Altaar 62<br />
Amplifier 60<br />
Black Tape For A Blue Girl 88<br />
Boil 53<br />
Nick Cave & the Bad Seeds 60<br />
Cayne 53<br />
Chainreactor 96<br />
Chemical Sweet Kid 57<br />
Coppelius 36<br />
Cultus Ferox 108<br />
Depeche Mode 34<br />
Der Blutharsch 50<br />
Eisenherz 94<br />
EVO 57<br />
Faderhead 40<br />
Fire + Ice 56<br />
Free Fall 106<br />
Grooving In Green 53<br />
Java Guidi 104<br />
Sofia Härdig 108<br />
Hardcore Superstar 90<br />
Helium Vola 102<br />
Honigdieb 60<br />
KMFDM 64<br />
Love Is Colder Than Death 48<br />
mesh 44<br />
miserylab 105<br />
Model Kaos 36<br />
Mystigma 88<br />
PsioniC 91<br />
Saalschutz 117<br />
Schlafes Bruder 84<br />
Script 6 104<br />
Slave Republic 112<br />
Soilwork 42<br />
Spetsnaz 54<br />
Stratovarius 63<br />
The Beauty of Gemina 66<br />
The Eden House 95<br />
Tubbe 57<br />
von Branden 110<br />
Welle: Erdball 52<br />
Woodkid 28<br />
Specials<br />
Movies of my life<br />
Santa Hates You: Jinxy 38<br />
Henkersmahlzeit<br />
Antimatter: Mick Moss 38<br />
In Zahlen<br />
Faun: Oliver s. Tyr 38<br />
Denkpause<br />
VNV Nation: Ronan Harris 47<br />
Zeromancer: Kim Ljung 58<br />
Die Krupps: Jürgen Engler 92<br />
<strong>Orkus</strong>! Compilation 87 98<br />
In eigenen Worten<br />
Zeromancer: Kim Ljung 100<br />
Listening<br />
Amorphis 116<br />
Steckbrief<br />
ROME: Jérôme Reuter 118<br />
On Stage<br />
Service<br />
Dornenreich 112<br />
Project Pitchfork, Architect 114<br />
short cut 8<br />
Album des Monats & Top 5 70<br />
Plattentipps 71<br />
Buchtipps 82<br />
Jahrestage 88<br />
Kleinanzeigen 120<br />
Abo 121<br />
Nachbestellung 122<br />
Tourdates 126<br />
Impressum 130
Empfangbar über:<br />
ASTRA – 19,2 Grad Ost<br />
DVB-T Berlin – Kanal 56<br />
DVB-T Hessen – Kanal 52<br />
Unitymedia – Kanal 29<br />
Kabel BW – Kanal 57<br />
primacom – Kanal 65<br />
T-Entertain – Kanal 96<br />
Vodafone TV – Kanal 50<br />
www.iM1.tv
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
willkommen zur März-Ausgabe! Diese wird von dem<br />
einmaligen Duo <strong>Hurts</strong> geziert. Nachdem das Debut<br />
Happiness ja so sehr zu begeistern wusste, waren die<br />
Erwartungen an das Folgewerk extrem hoch. Kann<br />
Exile sie erfüllen? Erste Eindrücke findest Du in dieser<br />
Ausgabe...<br />
Der erste Eindruck – zugleich Vorabsingle – für<br />
Depeche Modes Album Delta Machine polarisiert<br />
jedenfalls. Wir haben einige Prominente aus der Szene<br />
zum Plausch eingeladen und um ihre persönliche<br />
Meinung über Heaven gebeten. Das hat Spaß gemacht<br />
und war enorm spannend. Ebenfalls in dieser Ausgabe<br />
nachzulesen.<br />
Unsere neuen Lieblings-Senkrechtstarter Schlafes Bruder<br />
erteilen wieder exklusiv im <strong>Orkus</strong>! Magazin Auskunft<br />
über eine neue Single und ihr bald erscheinendes<br />
Album. Ach, und wir wollten noch erwähnt haben, dass<br />
unsere neuen Lieblings-Senkrechtstarter nicht (!) bei<br />
Trisol sind. Warum wir das erwähnen wollen? Uns ist<br />
einfach danach. ;-)<br />
Neben zahlreichen weiteren aufregenden Bands und<br />
Neuentdeckungen haben wir am Magazin selbst – ganz<br />
im Sinne des Frühjahrsputzes – ein paar Änderungen<br />
vollzogen. Wir hoffen, diese kommen auch bei Dir gut<br />
an.<br />
Wir wünschen Dir nun eine schöne Zeit.<br />
Nehme sie Dir. Du hast es Dir verdient!<br />
Herzliche Grüße,<br />
Dein <strong>Orkus</strong>!-Team<br />
P.S. Zwei kurze Punkte noch: <strong>Orkus</strong>! kann man jetzt<br />
auch im Dunkeln lesen... als eMagazine! Und es gibt<br />
wieder viele neue Abo-Prämien! Wusstest Du beides<br />
schon? Prima!<br />
Der Weg in die Hölle ist leichter als man gemeinhin denkt. Ein kleiner<br />
Fehltritt im Leben und schon wartet die ewige Verdammnis.<br />
Das Anleitungsbuch für den garantierten<br />
Weg in die Hölle – mit Geld zurück-Garantie!<br />
Jörg Schneider hat sich auf den Weg gemacht und noch nie gestellte<br />
Fragen ein für alle Mal beantwortet.<br />
• Warum ist Gott kein Hippie?<br />
• Was hat es mit der Zahl des Antichristen auf sich?<br />
• Wohnt der Papst tatsächlich im Vakuum?<br />
• Wie fest darf man beim Steinigen werfen?<br />
Damit einem wenigstens in der Hölle<br />
alle Türen offenstehen!
<strong>Orkus</strong>! verlost drei Exemplare des<br />
neuen Die drei ???-Abenteuers<br />
Geheimnisvolle Botschaften! In Folge<br />
160 des Kulthörspiels stellt der<br />
Raub eines handgefertigten Buches<br />
den Spürsinn der Detektive auf<br />
eine harte Probe. Warum wurde<br />
nur dieser Gegenstand entwendet<br />
– wo es doch weitaus kostbarere<br />
Beute zu holen gab? Wer eine CD<br />
abstauben will, schickt eine e-mail<br />
mit dem Betreff „Enigma“ an verlosung@orkus.de. Einsendeschluss<br />
ist der 22.03.2013. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
Mehr als drei Jahre ist es her, dass Psychic TV den ausverkauften<br />
Festsaal Kreuzberg in eine Party verwandelten und die BesucherInnen<br />
in Feierbiester. Jetzt kehrt<br />
die Band um Mastermind<br />
Genesis Breyer P-Orridge<br />
endlich zurück. Ihr einziges<br />
Deutschlandkonzert führt<br />
sie wieder nach Berlin, und<br />
wir dürfen eine weitere<br />
unvergessliche Nacht, ein<br />
weiteres Spektakel erwarten:<br />
psychedelisch, wild, sexy.<br />
„The best version of Psychic<br />
TV ever“ werde zu sehen<br />
sein, sagt Drummer Eddie<br />
O’Dowd. Was das heißt? „Die<br />
magische Vereinigung des<br />
Sounds der Sixties mit der Energie von heute, Musik, die nicht<br />
von dieser Welt zu sein scheint, genialer Wahnsinn, ein knallbunter<br />
Acidtrip ohne Risiken, aber mit jeder Menge Nebenwirkungen –<br />
Euphorie, Spaß, Glück...“ Karten gibt es im Vorverkauf, lange<br />
zögern sollte man wohl nicht!<br />
<strong>Orkus</strong>! präsentiert:<br />
Psychic TV<br />
20.04. Berlin, Festsaal Kreuzberg<br />
Pünktlich zu seinem 66. Geburtstag<br />
überraschte David Bowie mit der<br />
Meldung, im März sein erstes Studioalbum<br />
seit zehn Jahren veröffentlichen zu wollen.<br />
The Next Day soll das Werk heißen, die<br />
Berlinsingle Where Are We Now? konnte<br />
längst weltweit ungeahnte Erfolge erzielen.<br />
Happy Birthday, Mister Bowie – schön, dass<br />
Sie zurück sind!<br />
Das Debut von Ghost & Writer, dem Projekt um Frank<br />
M. Spinath (Seabound, Edge Of Dawn) und Jimmyjoe<br />
Snark III (The Weathermen), erreichte nur in Insiderkreisen<br />
Bekanntheit, wird dort<br />
aber hoch geschätzt. Als<br />
Vorgeschmack auf das<br />
im April erscheinende<br />
Folgewerk Red Flags<br />
bieten Ghost & Writer<br />
auf der Website ihres<br />
Labels Dependent<br />
eine Gratissingle zum<br />
Download an. Never Take<br />
Fire enthält neben der<br />
ONLINESTORE, VIDEOS, BANDINFOS & MEHR:<br />
www.NUCLEARBLAST.de<br />
www.FACEBOOK.com/NUCLEARBLASTEUROPE
Albumversion des Titelstückes auch zwei Remixe, die es absolut in<br />
sich haben. Verfügbar ist die Single mit Artwork ab dem 12.03.2013<br />
über www.dependent.de!<br />
Das nächste Paganfest scharrt mit seinen metallischen Hufen.<br />
Bald wird der Tross erneut losziehen, diesmal angeführt durch<br />
die Piratenkönige Alestorm und die russischen Folk Metaller<br />
Arkona. Außerdem dabei: die wiederauferstandene Viking-<br />
Legende Thyrfing, Kanadas Deather Ex Deo sowie die<br />
deutschen Newcomer Wolfchant und Bornholm aus Ungarn.<br />
Das gibt garantiert ein ordentliches Säbelrasseln!<br />
<strong>Orkus</strong>! präsentiert:<br />
Paganfest<br />
28.02. Saarbrücken, Garage<br />
01.03. Würzburg, Posthalle<br />
02.03. Essen, Weststadthalle<br />
03.03. NL-Eindhoven, Effenaar<br />
04.03. Stuttgart, LKA/Longhorn<br />
05.03. CH-Solothurn, Kofmehl<br />
06.03. A-Wien, ((szene))<br />
07.03. Berlin, K17<br />
08.03. Leipzig, Hellraiser<br />
09.03. München, Backstage<br />
10.03. Hamburg, Markthalle<br />
Hypocrisy haben ihr neues<br />
Album End of Disclosure<br />
fertiggestellt und bereiten<br />
seine Veröffentlichung für den<br />
22.03.2013 vor. Mastermind Peter<br />
Tägtgren verspricht ein deutlich<br />
brutaleres, hymnisches Werk, das<br />
durchaus auch mal die Anfänge<br />
der Band zitiert und obendrein<br />
keyboardlastiger sein soll als ihre<br />
letzten Releases. Der Titeltrack<br />
erschien schon vorab und ist<br />
tatsächlich ein wahrer Brecher.<br />
Fractured Millennium, anyone?
Im Juni veröffentlichen Black<br />
Sabbath 13... Mit Ausnahme<br />
von Drummer Bill Ward ist die<br />
Originalcrew zurückgekehrt, um ihr<br />
erstes gemeinsames Studioalbum seit 35<br />
Jahren in Form zu gießen. Für Ward sitzt<br />
mit Brad Wilk nicht nur jemand mit<br />
denselben Initialen auf dem Schemel,<br />
sondern außerdem ein Schlagzeuger, der<br />
sonst bei Rage Against The Machine für Druck sorgt. Da<br />
könnte ein gehöriges Gewitter auf uns zukommen!<br />
Das Album Blemish von 2003 markierte David Sylvians<br />
Durchbruch in der experimentellen Musik; zum zehnjährigen<br />
Jubiläum ist nun mit Wandermüde ein Remix erschienen, eine<br />
Neuinterpretation des Materials. Verantwortlich zeichnet dafür<br />
der deutsche Klangkünstler Stephan Mathieu, wie Sylvian<br />
im electro-akustischen Grenzbereich zu Hause. Mathieu erschafft<br />
aus den Originalaufnahmen eine neue Erfahrung, indem er die<br />
spannungsreichsten Texturen und dunkelsten Abgründe dieses<br />
wegweisenden Albums hervorhebt.<br />
Die Vergangenheit hat ihre Spuren hinterlassen: Paramore sind<br />
nur noch zu dritt, das ganz große Indie-Märchen stand kurz vor dem<br />
Scheitern. Doch die US-Amerikaner haben sich zusammengerissen,<br />
als Trio stärker angenähert denn je und mit Paramore ein viertes<br />
Album fertiggestellt, das den Sprung nach vorn wagt. Raus aus dem<br />
poppigen Emo-Becken, rein in die weite Welt der Rockmusik. Keck<br />
klingt das immer noch, hat darüber hinaus auch einige spannende<br />
Geschichten zu erzählen. Die liest Du in unserer nächsten Ausgabe!
Am 12.04.2013 meldet sich mit Yeah Yeah Yeahs eine der<br />
hoffnungsvollsten Indie-Bands der Welt zurück: Mosquito ist heiß<br />
erwartet, wird von vielen als „Album des Jahres“ gehandelt und<br />
darf sich wohl wieder über eine „Grammy“-Nominierung freuen.<br />
Die letzten drei Werke konnten das; auf diese Band ist eben Verlass.<br />
„Es geht um positive Gefühle“, beschreibt Frontfrau Karen O das<br />
frische Material. „Wir hoffen, dass die Fans die Platte hören und<br />
etwas spüren. Wir haben sehr viel in die neuen Songs gelegt – es war,<br />
als ob eine Strickleiter zu uns in die Tiefe gelassen wird, damit wir<br />
hinaufklettern und uns den Staub von den Klamotten klopfen. Ich<br />
hoffe, andere werden auch emporsteigen.“<br />
Für ihr zweites Album Separation Anxiety<br />
haben sich Boudoir Zeit genommen.<br />
Eingespielt zwischen Berlin, Amsterdam<br />
und Sankt Petersburg, folgt man wieder<br />
den sphärischen Klangreichen von<br />
Cocteau Twins oder My Bloody<br />
Valentine. Elegisch, durchscheinend,<br />
sanft, gedankenverloren... genau die<br />
richtige Musik, um den Winter zu<br />
verabschieden und sich auf den Frühling<br />
zu freuen.<br />
Diese TV-Sendung war legendär: Vor<br />
30 Jahren startete Formel Eins im<br />
deutschen Fernsehen. Ein schöner<br />
Anlass, um in Erinnerungen zu<br />
schwelgen und sich ab dem 22.03.2013<br />
einer Drei-DVD-Box hinzugeben.<br />
Mehr als einer dürfte durch diese Serie<br />
musikalisch sozialisiert worden sein,<br />
die 45-minütige Show gehörte fest<br />
ins Abendprogramm vieler Teenies.<br />
Danach lief bekanntlich Dallas, doch<br />
bis dahin gab es Musik, Musik, Musik:<br />
die volle Bandbreite der Achtziger,<br />
festgehalten in Bild und Ton. Die nächste Zeitreise ist gesichert...
oBerT PoLZAr<br />
ZuHause bei Hitlers<br />
hitler und Paul, der Pole, gründen gemeinsam<br />
eine Wg in einer Wohnung mit einem sehr großen<br />
Zimmer, durch das sie quer eine Mauer ziehen.<br />
nacheinander folgen eine österreichische, eine<br />
französische, eine russische, eine englische und<br />
weitere Parteien im haus. Was dann passiert,<br />
braucht sich hinter den ereignissen des Zweiten<br />
Weltkriegs nicht zu verstecken...<br />
robert Polzar erzählt die äußerst unterhaltsame<br />
geschichte einer Wg rund um den schrulligen<br />
hitler. Die Analogie der ereignisse zum Zweiten<br />
Weltkrieg ist natürlich rein zufällig.<br />
neuerscheinungen<br />
Jetzt also auch noch Comics... Dirk<br />
Bernemanns einflussreiches<br />
Werk Ich hab die Unschuld KOTZEN<br />
sehen erhält seine nächste mediale<br />
Übersetzung. Nach Theater ist nun das<br />
gemalte Bild dran: Gemeinsam mit<br />
Zeichner Philipp S. Neundorf<br />
hat Bernemann seine harten, direkten<br />
und erfrischend schonungslosen<br />
Erzählungen visualisiert – standesgemäß<br />
in Schwarz, Weiß und Blutrot. Es geht<br />
eben auch hier entsprechend heftig<br />
zu. Limitiert ist das edle Hardcover<br />
in Leinenoptik mit Partiallack auf 2.000 Exemplare, flott sein ist<br />
angeraten.<br />
PhiLiPP neunDorf & Dirk BerneMAnn<br />
icH Hab die unscHuld kotZen … | comic<br />
„ich hab die unschuld kotzen sehen“, ein literarisches<br />
statement mittels dessen sich Autor<br />
Dirk Bernemann vor fast 10 Jahren in die herzen<br />
einer quasi unvorbereiteten Leserschaft schrieb,<br />
liegt nun als comic vor. Zeichner Philipp s. neundorf<br />
hat die essenzen der geschichten verbildlicht<br />
und jeden erzählstrang mit comickunst geschmückt,<br />
was dieses Buch in eine weitere,<br />
bislang unbekannte sphäre zu schießen vermag.<br />
robert Polzar, Zuhause bei hitlers<br />
Taschenbuch | 208 s. | 9,99 € | isBn: 978-3-942920-23-0<br />
Veröffentlichungsdatum: 01.02.2013<br />
P. neundorf & D. Bernemann, ich hab die unschuld kotzen sehen<br />
hardcover | 92 s. | 14,99 € | isBn: 978-3-942920-19-3<br />
Veröffentlichungsdatum: 03.03.2013<br />
JeTZT BesTeLLen unTer WWW.unsichTBAr-VerLAg.De<br />
Hoch die Hörner: Das diesjährige Hörnerfest verspricht einmal<br />
mehr hochgradig unterhaltsame Musik in schöner Umgebung. 35<br />
Kilometer von Hamburg entfernt, im Grünen, an einem Bauernhof...<br />
die perfekte Kulisse für ein wenig mittelalterliches Treiben zwischen<br />
Folk, Rock und Metal, ergänzt um Marktstände, Lagerleben und<br />
Bogenschießen. Musikalisch werden Acts wie Corvus Corax,<br />
Heidevolk oder BerlinskiBeat für Kurzweil sorgen und vom<br />
28. bis 30.06.2013 zur geselligen Zeitreise laden. Übrigens: die<br />
Tickets sind aus Leder! Weitere Infos unter www.hoernerfest.de.<br />
Isländische Bands sind immer was Besonderes. Einmal mehr<br />
zeigen das Bloodgroup, die sich dieser Tage mit Tracing Echoes<br />
zurückmelden. Auf dem Drittwerk perfektionieren sie ihren<br />
düster-elektronischen Pop zwischen Vergangenheit und Moderne,<br />
zelebrieren erneut eine schwer greifbare, wundersame Stimmung.<br />
Live gastiert das Gespann ab April in unseren Breiten – Termine, die<br />
sich nicht nur IAMX-Fans vormerken sollten:<br />
03.04. Nürnberg, MUZclub<br />
04.04. Würzburg, Kellerperle<br />
17.04. Frankfurt/M., Das Bett<br />
19.04. CH-Wil, Gare de Lion<br />
20.04. Konstanz, Kantine<br />
21.04. CH-Thun, Mokka<br />
27.04. Bischofswerda, East-Club<br />
02.05. Hamburg, Hafenklang
Gelangweilt vom Musikfernsehen? Dann nichts wie ab zu !<br />
Der digitale Musik-TV-Sender iM1 hat sein Programm um eine<br />
überaus dunkle Facette erweitert: In Kooperation mit unserem<br />
Magazin präsentiert er<br />
– wöchentlich eine volle Stunde<br />
Musikvideos für die düstere Generation. Klassiker, aktuelle Clips,<br />
Weltpremieren und mehr – immer mittwochs um 23.00 Uhr, in der<br />
beliebten und ganz besonderen „Stunde vor Mitternacht“...<br />
Empfangbar über:<br />
ASTRA – 19,2 Grad Ost<br />
DVB-T Berlin – Kanal 56<br />
DVB-T Hessen – Kanal 52<br />
Unitymedia – Kanal 29<br />
Kabel BW – Kanal 57<br />
primacom – Kanal 65<br />
T-Entertain – Kanal 96<br />
Vodafone TV – Kanal 50<br />
www.iM1.tv
Seit fünf Jahren gibt es Rock am Stück im nordhessischen Fritzlar.<br />
Diesmal hat man mit Stahlmann einen hochkarätigen Headliner<br />
parat, außerdem gibt es OST+FRONT, SKYlimit, dorrn und<br />
einige weitere auf die Ohren. „Klein, aber fein“, hört man in Bezug<br />
auf dieses Event oft, sowohl die Bands als auch die rund 1.000<br />
BesucherInnen zeigen sich stets äußerst zufrieden. Am 01.06.2013<br />
steigt das Jubiläum des mit zehn Euro (Vorverkauf) beziehungsweise<br />
15 Euro (Abendkasse) äußerst fair zu Buche schlagenden Festivals.<br />
Karten gibt es bei www.casselmania.de.<br />
Der Bote kehrt zurück. Harte<br />
Klänge, hymnische Melodien,<br />
apokalyptische Texte... hier braut sich<br />
gehörig was zusammen. Nach dem<br />
Debut Kalt! (2005) ist es nun Zeit<br />
für den zweiten Schlag: Der Bote ruft<br />
die Morgenwelt aus und nimmt uns<br />
mit auf eine musikalische Reise durch<br />
„Schicksal, Angst, Gewalt und Tod“.<br />
Das klingt nicht nur ziemlich düster –<br />
das ist es auch. Und sollte unbedingt<br />
angetestet werden.
Swans gehen auf Deutschlandtour! Im Mai<br />
2013 darf man sich wieder auf akustische<br />
Erlebnisreisen freuen – auf klangliche<br />
Bauwerke zwischen Post Industrial, Post Punk,<br />
Wave, Noise Rock und orchestraler Tiefe.<br />
Mastermind Michael Gira ist vor allem live<br />
ein Virtuose, ein Zauberer; die anstehenden<br />
Konzerte sind deshalb unbedingte<br />
Pflichttermine!<br />
<strong>Orkus</strong>! präsentiert:<br />
Swans<br />
27.05. Frankfurt/M., Mousonturm<br />
28.05. Berlin, Volksbühne<br />
29.05. Dresden, beatpol<br />
30.05. München, Feierwerk<br />
Neuer metallischer Wind aus England: Die Damnation Angels<br />
gehen mit ihrem Erstling<br />
Bringer Of Light an den Start.<br />
Symphonisch, bissig, melodisch,<br />
episch... bester britischer Stahl,<br />
versehen mit einem hübsch finsteren Cover und exzellenter<br />
Produktion. Erscheinen soll das Album am 22.02.2013.<br />
MEIN TICKETPORTAL<br />
•••••••••••••••••••••<br />
ERIC FISH & FRIENDS<br />
09.04. Göttingen, Mensafoyer<br />
10.04. Leipzig, Werk 2<br />
13.04. Stuttgart, Wagenhallen<br />
14.04. Karlsruhe, Jubez<br />
17.04. Aschaffenburg, Colos-Saal<br />
18.04. Fulda, Kulturkeller<br />
19.04. Staufenberg, Stadthalle<br />
20.04. Erfurt, HsD Gewerkschaftshaus<br />
25.04. Wuppertal, Live Club Barmen<br />
SWANS<br />
23.05. Schorndorf, Manufaktur<br />
27.05. Frankfurt, Mousonturm<br />
28.05. Berlin, Volksbühne<br />
29.05. Dresden, Beatpol<br />
30.05. München, Feierwerk<br />
Immer wieder schön, wenn<br />
altgediente Bands noch<br />
überraschen können. So wie<br />
Luna Ad Noctum, die<br />
alles mitbringen, um auf der<br />
Erfolgsleiter mit großen Schritten emporzukrabbeln. Aggressive<br />
Ausbrüche mit viel Geschrei treffen auf unheilvolle Melodik;<br />
unweigerlich muss man an eine polnische Ausgabe von Dimmu<br />
Borgir denken. Das Viertwerk Hypnotic Inferno ist via Massacre<br />
Records erhältlich.<br />
Da sind sie wieder, die Eternal Tears of Sorrow. Dass es<br />
sich hier nicht um irgendeine<br />
weitere Rückmeldung einst<br />
hoch geschätzter Gothic Metal-<br />
Verfechter handelt, macht das<br />
Comebackwerk Saivon Lapsi schnell deutlich. Erfrischend modern,<br />
dabei immer noch den Grundsätzen des düsteren Gothic Metal<br />
verhaftet... schön, die Finnen zurückzuhaben!<br />
Es kommt Bewegung in Stahlmann:<br />
Mit Adamant wurde unlängst der Titel<br />
ihres neuen Albums bekannt gegeben,<br />
erscheinen soll es am 19.04.2013.<br />
Was darauf zu erwarten ist, umreißt<br />
Fronter Mart gleichermaßen knapp wie<br />
klangvoll: „Adamant... edel, hart und<br />
sinnlich.“ Zur Nummer Schwarz haben<br />
die Jungs bereits ein Video gedreht, am<br />
01.03.2013 erscheint die erste Single<br />
Süchtig. Live-Daten stehen auch schon<br />
wieder:<br />
12.04. Hamburg, LOGO<br />
18.04. Göttingen, EXIL<br />
19.04. Berlin, K17<br />
20.04. Forst, Manitu<br />
25.04. Köln, Die Werkstatt<br />
26.04. Bochum, Matrix<br />
27.04. Losheim am See, Hexentanz<br />
28.04. Frankfurt/M., Nachtleben<br />
30.04. Bad Grund, Walpurgis Rock<br />
02.05. Nürnberg, HIRSCH<br />
03.05. München, Backstage<br />
04.05. Mannheim, MS Connexion<br />
11.05. Osnabrück, Bastard Club<br />
UNHEILIG - LICHTER DER STADT TOUR II<br />
22.02. Erfurt, Messehalle<br />
23.02. Chemnitz, Arena<br />
02.03. Kempten, BigBox<br />
07.03. Augsburg, Schwabenhalle<br />
19.04. Trier, Arena<br />
21.06. Kassel, Auestadion<br />
22.06. Halle, Freilichtbühne Peißnitz<br />
18.07. Emmendingen, Schlossplatz<br />
THE BONES, THE METEORS,<br />
THE LAST RESORT, TURBO A.C.’S,<br />
THE GENERATORS u.v.a.<br />
24.05. - 26.05. Chemnitz, Messe<br />
23.08. - 24.08. Wuppertal, Waldbühne Hardt<br />
19.07. Straubing, Festivalzelt am Hagen<br />
20.07. Dresden, Königsufer<br />
24.07. Salem, Schloss Salem<br />
28.07. Ludwigsburg, Barockschloß<br />
09.08. Münster, Schlossplatz<br />
16.08. Oldenburg, Weser-Ems Halle<br />
31.08. Cottbus, Spreeauenpark<br />
07.09. Mönchengladbach, HockeyPark<br />
28.06. - 30.06. Gelsenkirchen, Amphitheater<br />
••••••••••••••••<br />
...und 30.000 weitere Veranstaltungen!<br />
Tickets auf www.ADticket.de
NERTHUS Event-Team<br />
Anno 2012 bewies das Dark Munich Festival, wie sehr die<br />
bayerische Landeshauptstadt ihr eigenes Gothic-Spektakel gebraucht<br />
hat. Jetzt geht es entsprechend in die zweite Runde: BlutEngel,<br />
KMFDM, Umbra et Imago, Rabia Sorda, Funker Vogt,<br />
The Klinik und viele mehr sorgen für dunkle Musikgenüsse auf dem<br />
Areal der Optimolwerke. Die Vergrößerung der Örtlichkeiten war für die<br />
Veranstalter dieses Jahr eines ihrer Hauptziele, immerhin werden 4.000<br />
BesucherInnen aus aller Welt erwartet. „2013 haben wir drei Bühnen<br />
und sind damit eher in der Lage, allen Erwartungen an dieses Event<br />
gerecht zu werden.“ Einem perfektionierten Festival steht folglich nichts<br />
im Wege. Übrigens wolle man nicht mit den großen Sommerevents<br />
konkurrieren, so die Organisatoren. Vielmehr soll das DMF als<br />
attraktive Ergänzung zum Festivalkalender fungieren – zumal nach der<br />
Winterpause, wenn alle längst wieder heiß auf die Festivalsaison sind.<br />
Dass eine weitere Auflage des Spektakels steigen würde, war nicht von<br />
Anfang an klar. Konzipiert wurde das DMF zunächst als Versuch, auch<br />
in der bayerischen Metropole eine regelmäßige Gothic-Veranstaltung zu<br />
etablieren. „Wir waren überwältigt vom positiven Echo“, freut sich die<br />
DMF-Crew. „Die eine oder andere Kritik war außerdem konstruktiv,<br />
sodass wir schnell wussten, dass es eine Fortsetzung geben muss!“ Also<br />
werden bald wieder jede Menge Szene-Größen München in Dunkelheit<br />
hüllen... „Das DMF ist ein Marathon! 26 Bands an einem Tag – da<br />
bleibt nicht viel Zeit für etwas anderes als Musik.“ Und was gibt es<br />
schließlich Schöneres? Los geht’s um 12.30 Uhr, Einlass ist eine Stunde<br />
früher – und gefeiert wird natürlich bis spät in die Nacht! Tickets kosten<br />
49 Euro, genauere Infos zum Rahmenprogramm, der Gastronomie vor<br />
Ort et cetera findest Du unter www.d-m-f.net.<br />
<strong>Orkus</strong>! präsentiert:<br />
Dark Munich Festival<br />
13.04. München, Optimolwerke<br />
16 - <strong>Orkus</strong>!
„Es dreht sich generell um Sex und Tod.“<br />
Man verkneift es sich besser, den Begriff „Senkrechtstarter“ vorschnell zu benutzen, entpuppen sich doch viele<br />
Kometen spätestens mit dem zweiten Album als rasch verglühende Sternschnuppen am musikalischen Firmament.<br />
Bei Theo Hutchcraft und Adam Anderson aber hat man den Eindruck, dass das Gaspedal auch auf Exile bis<br />
zum Bodenblech durchgetreten wird und <strong>Hurts</strong> mit ihrem wahnsinnig erfolgreichen Debut Happiness keine<br />
Eintagsfliege waren. Zeit also, Adam ein wenig auf den Zahn zu fühlen – obwohl das Duo mehr als ein Mal<br />
behauptete, gar nicht so gern über seine Musik reden zu wollen.<br />
Adam Anderson: Das sollen wir ernsthaft gesagt haben?<br />
Nun, da magst du tatsächlich recht haben. Vor allem nach drei<br />
Jahren und gegen Ende der Interviewmarathons und Tourneen<br />
zu Happiness hingen uns die immer wieder gleichen Fragen<br />
naturgemäß zum Halse raus. Dabei hätten wir nur zu gern<br />
auch über Dinge abseits der Musik gesprochen, was uns jedoch<br />
meistens verwehrt blieb. Allerdings hatten wir in den letzten<br />
Monaten ein wenig Ruhe, und mit dem nötigen Abstand kann<br />
ich jetzt eigentlich bloß sagen: „Oh ja, lass uns über die Musik<br />
auf Exile reden!“ Du hast Glück, denn wir sind gerade erst am<br />
Anfang der Promotiontour. (lacht)<br />
<strong>Orkus</strong>: Schaltet man als Künstler bei den erwähnten<br />
Interviewmarathons schnell auf „Autopilot“, oder versucht<br />
man auch am Ende eines Tages noch, möglichst nuancierte<br />
Antworten zu finden?<br />
AA: Natürlich versucht man das, hat allerdings ebenso oft<br />
das Gefühl, dass es nicht gelungen ist. Nicht, weil der Wille<br />
fehlt, häufig ist es einfach nur die Zeit zum Nachdenken, an<br />
der es mangelt. Dann ärgert man sich im Nachhinein über<br />
die gegebenen Standardantworten und fragt sich, ob man<br />
es besser kann oder ob es an den Fragen lag... wir sind halt<br />
Perfektionisten!<br />
O: Ehe wir uns also doch der Musik widmen dürfen, lass<br />
uns zunächst über Berlin reden – ihr seid erneut und damit<br />
auffallend oft in unserer Hauptstadt. Was verbindet euch mit<br />
dieser Stadt?<br />
AA: In der Tat ist Berlin nach Manchester eine Art zweiter<br />
Heimat geworden, und wir fühlen uns sehr wohl hier.<br />
Nachdem wir damals den Clip zu Wonderful Life online gestellt<br />
hatten, war es eine deutsche Plattenfirma, die als Erste Interesse<br />
bekundete, und so sind wir hier mit dem Herzen einfach<br />
hängen geblieben. Jeder Aufenthalt bedeutet einen Haufen<br />
Spaß und schräge Partys bis in die frühen Morgenstunden.<br />
Speziell in Berlin bewahrheitet sich die These, dass sich die<br />
besten Städte erst nach Einbruch der Dunkelheit zeigen.<br />
O: Der Beginn eurer Karriere wird gern sozialromantisch<br />
verklärt. Was ist denn nun an der „Vom Tellerwäscher zum<br />
Millionär“-Geschichte dran, und wie oft müsst ihr euch noch<br />
kneifen, wenn ihr zurückschaut?<br />
AA: Wir waren anfangs durchaus bemüht, mit zurückhaltenden<br />
Clips, einem sehr minimalistischen Internetauftritt und<br />
entsprechend kargen Informationen über uns das Interesse an<br />
unserer Musik bewusst zu schüren. Dahinter steckte jedoch<br />
keine Marketingstrategie, sondern einfach nur unser Wille,<br />
erfolgreich zu sein. Natürlich stimmt es, dass wir arbeitslos<br />
waren und uns mit Gelegenheitsjobs über Wasser hielten, aber<br />
so unverhofft, wie die Jungfrau zum Kinde kommt, war unser<br />
Durchbruch nicht. Wenn ich auf den Zeitraum von damals bis<br />
heute zurückblicke, sehe ich wirklich Tellerwäscher, die mit<br />
ihrer beider Hände Arbeit den Sprung geschafft haben und sich<br />
gar nicht so oft kneifen müssen, weil sie immer fest an ihren<br />
Erfolg geglaubt haben.<br />
O: Gab es zwischendurch auch Phasen, in denen ihr den ganzen<br />
Kram am liebsten in die Ecke schmeißen und in Depressionen<br />
versinken wolltet?<br />
AA: Klar gab es solche Momente, aber Theo und ich haben<br />
zusammengehalten und uns immer wieder gegenseitig<br />
aufgebaut, um diese Täler zu durchschreiten. Egal wie<br />
schrecklich wir unsere Situation fanden, hat uns die Tatsache,<br />
nicht gerade privilegiert in dieses Business gestartet zu sein,<br />
doch bislang auch davon abgehalten, abzuheben. Die Mauern,<br />
welche die Armut um uns errichtete, schützen uns noch immer<br />
vor jeder Menge Mist.<br />
O: Der Titel Happiness stand bei eurem Debut im kompletten<br />
Gegensatz zur damaligen Situation. Ist Exile ebenso als Kontrast<br />
zu verstehen?<br />
AA: Das unterschreibe ich sofort, denn im Exil befinden wir<br />
uns gegenüber früher ganz sicher nicht. Mittlerweile sind wir<br />
in 50 Ländern erfolgreich und fühlen uns überall dort auch<br />
heimisch – egal ob in Europa oder Asien. Wenn man so will,<br />
sind aus britischen Inselbewohnern inzwischen fast schon<br />
Weltbürger geworden.<br />
O: ... denen eigentlich bloß noch die USA zu erobern bleiben.<br />
AA: Das stimmt zwar, aber wann hätten wir das tun sollen?<br />
Wir waren doch dauernd in Deutschland. (lacht) Im Ernst: Die<br />
Vereinigten Staaten standen bei Happiness schlicht nicht auf<br />
dem Plan und sind wahrlich noch eine große Herausforderung.<br />
Wir müssen einfach mal abwarten, wie es mit Exile läuft.<br />
O: Wo ist das Material für Exile entstanden? Auf Tournee in<br />
fernen Ländern oder im heimischen Kämmerlein?<br />
AA: Wahrscheinlich hätten wir die Möglichkeit gehabt, Exile<br />
an jedem Ort dieser Welt zu schreiben, aber letztlich hat es uns<br />
doch wieder nach Manchester gezogen, wo alles begann. Wir<br />
hatten das Gefühl, dass nur dort die richtigen Songs entstehen<br />
können. Viele Bands schreiben ihre Lieder zwar auf Tour, aber<br />
mit den ganzen Ablenkungen, dem Trubel um uns und den<br />
vielen Mädels konnten wir einfach nicht umgehen. Zurück in<br />
Manchester, schrie unsere linke Gehirnhälfte dann förmlich<br />
danach, der Kreativität endlich freien Lauf zu lassen.<br />
O: Und das Ausleben hat sich gelohnt. Exile trifft ganz andere<br />
Töne als noch Happiness.<br />
AA: Klar, wir waren schließlich in einer völlig anderen<br />
18 - <strong>Orkus</strong>!
<strong>Orkus</strong>! - 19
emotionalen Situation als beim ersten Album. Sicher hätten wir die DNA<br />
der Stücke übernehmen können, aber es fühlte sich nicht richtig an, ein<br />
Album mit denselben Zwischentönen zu schreiben.<br />
O: Euer emotionaler Status würde mich aber durchaus interessieren, ist<br />
Exile doch wesentlich düsterer und erwachsener geraten.<br />
AA: Keine Angst, um unsere Psyche ist es sehr gut bestellt, aber Exile<br />
dreht sich nun mal generell um Sex und Tod. Statt Tragik und Melancholie<br />
prägen Wut, Trauer, aber auch Vergnügen die Grundstimmung. Wir sind<br />
in den letzten Jahren natürlich auch als Songwriter gewachsen, und unsere<br />
Freundschaft ist stärker geworden. Das hört man den Liedern meines<br />
Erachtens ebenfalls an.<br />
O: Ihr habt früher mal versucht, den perfekten Pop-Song zu schreiben. Ist<br />
es euch jetzt gelungen?<br />
AA: Bevor wir <strong>Hurts</strong> ins Leben riefen, haben wir das tatsächlich versucht,<br />
aber dieses Unterfangen haben wir rasch aufgegeben. Und siehe da: Sobald<br />
man nicht mehr krampfhaft an irgendwelchen Plänen festhält, klappt<br />
es... zumindest ist mein Lieblingsstück The Crow ziemlich nah dran. Das<br />
war auch der einzige Track, von dem wir nicht mindestens 50 Versionen<br />
angefertigt haben, sondern der in einem Rutsch entstanden ist und sich in<br />
seiner Originalversion auf dem Album findet.<br />
O: Exile wird natürlich wieder ausgiebig betourt. Was erwartet uns bei den<br />
kommenden Konzerten?<br />
AA: Daran basteln wir momentan, aber da das Album ein Plus an<br />
Instrumenten auffährt, werden wir diesem Umstand wohl auch bei den<br />
Auftritten Rechnung tragen. Ganz gewiss werde ich endlich mehr Gitarre<br />
spielen dürfen, bisher musste ich ja immer am Klavier sitzen. (lacht) Es<br />
wird emotionaler und auch ein wenig chaotischer, obwohl man das von<br />
uns sicher nicht erwartet.<br />
O: Zu guter Letzt noch eine Frage, die ihr angeblich auch nicht mögt:<br />
Welche Bands wären denn als Einfluss für Exile zu nennen?<br />
AA: Auch diese Frage ist eigentlich gern gehört, aber wenn man zum<br />
hundertsten Mal nach den Pet Shop Boys gefragt wird, verzweifelt man<br />
schon ein bisschen. Nicht dass ich etwas gegen die beiden hätte, aber was<br />
hat alle Welt bloß auf Happiness herausgehört? Ich bin gespannt, wann<br />
sie uns trotz der erweiterten, organischeren Instrumentierung und des<br />
größeren Sounds von Exile erneut in Interviews begegnen.<br />
O: Dann formulieren wir es mal so: Könnte man zum Beispiel am Ende<br />
von The Road Muse heraushören?<br />
AA: Das kann man durchaus, gerade ihre frühen Sachen finde ich wirklich<br />
großartig. Genauso lassen sich aber auch Radiohead, Tears For Fears oder<br />
Depeche Mode zu Zeiten von Black Celebration entdecken, und während<br />
des gesamten Aufnahmeprozesses haben wir auch jede Menge Nine Inch<br />
Nails gehört, was man unserem gereiften Klangbild ebenso anmerkt, wie<br />
ich finde.<br />
www.informationhurts.com<br />
Lars Schubert<br />
Discographie (Alben):<br />
Happiness (2010)<br />
Exile (2013)<br />
Line-Up:<br />
Theo Hutchcraft – Gesang<br />
Adam Anderson – Instrumente<br />
20 - <strong>Orkus</strong>!
Exile<br />
Der Titeltrack beginnt wie ein unheilvolles,<br />
synthetisches Kratzen und Schaben hinter der<br />
Tapete – abwartend und düster. Sobald jedoch<br />
Schlagzeug und Gitarre einsetzen, entfaltet er<br />
seine ganzen Qualitäten, welche bereits mit diesen<br />
ersten Minuten die gereiften <strong>Hurts</strong> präsentieren:<br />
In seiner Einfachheit ein toller Refrain und Theo<br />
Hutchcrafts variable Stimme.<br />
Miracle<br />
Die erste Auskopplung... und natürlich klingt<br />
sie noch nach <strong>Hurts</strong>, aber selbst bei diesem eher<br />
schwächeren Lied auf Exile zeigen die Engländer,<br />
dass sie insgesamt wesentlich dicker aufgetragen<br />
haben. Statt zurückgelehnten Italo-Disco-Beats<br />
und einem Refrain, bei dem man auch mal still<br />
stehen kann, gibt es hier das Gegenstück: zum<br />
Weltumarmen!<br />
Sandman<br />
Huch, wie verirren sich diese verhaltenen Hip<br />
Hop-Beats auf das Album? Nachdem der erste<br />
Schock verarbeitet und der erste, etwas zu harsche<br />
Break zum Refrain verdaut ist, wird Sandman<br />
allerdings immer besser. Er geht trotz einer gewissen<br />
Sperrigkeit gut ins Ohr, und Frauengesang sowie<br />
ein Kinderchor machen ihn nicht schlechter.<br />
Blind<br />
Liebe Marketingstrategen, was sprach gegen Blind<br />
als erste Auskopplung? Hat dieser Song doch alles,<br />
was sich Fans von <strong>Hurts</strong>’ Debut erhofften – einen<br />
epischen Refrain, einen Takt zum Mitklatschen<br />
und eine emotionale Bridge zum finalen<br />
Tränenverdrücken. Klingt negativ? Quatsch,<br />
genau das haben wir doch von <strong>Hurts</strong> erwartet.<br />
Only You<br />
Die bis dato tanzbarste Nummer auf Exile<br />
demonstriert ziemlich gut, warum Adam und<br />
Theo alles richtig machen, denn anstatt das Stück<br />
als straighten, aber letztlich seichten Pop-Song zu<br />
inszenieren, lassen sie es durch die Hinzunahme<br />
verhaltener Gitarrensounds und einen Break in der<br />
Liedmitte an Profil gewinnen.<br />
The Road<br />
Die anfängliche Zerbrechlichkeit von Theos Vocals<br />
täuscht, denn dieser Track will nicht beschützt<br />
werden. Nein, dazu ist er viel zu fies, greift<br />
nach dem Hörer, krallt sich fest und versucht<br />
ihn mit Gefühlseruptionen im Chorus, einer<br />
Westerngitarre, unheilvollen Strings und allerlei<br />
düsteren Sounds zu überzeugen. Spätestens mit<br />
dem verzerrten und gänzlich überraschenden Ende<br />
gelingt ihm das auch. Der beste Titel auf Exile.<br />
Cupid<br />
Könnte als <strong>Hurts</strong>’sche Version eines Stücks<br />
durchgehen, das sich Depeche Mode damals nicht<br />
getraut haben, auf Songs Of Faith And Devotion<br />
unterzubringen, weil es zu schnell und zu laut war.<br />
Die dominante Blues-Gitarre à la Martin L. Gore<br />
gibt die Richtung vor, aber Dave Gahans Stimme<br />
vermisst in diesem knackigen Track niemand.<br />
Mercy<br />
Man mag <strong>Hurts</strong> jetzt nicht unterstellen, sie<br />
wollten auf den Dubstep-Zug aufspringen, aber<br />
Ansätze sind da. Bei diesem Song zeigt sich jedoch<br />
wieder ganz deutlich, dass die musikalischen<br />
Texturen wesentlich voller sind, ohne überladen<br />
zu sein... Kinderchor, Blasinstrumente und eine<br />
Blechtrommel stehen hier nur stellvertretend für<br />
eines der komplettesten Lieder des Albums.<br />
The Crow<br />
Die Nummer, für welche das Duo am wenigsten<br />
Zeit im Studio benötigte und die mehr oder<br />
weniger im ersten Take auf Exile gelandet ist.<br />
Warum? Nun, für eine melancholische, soulig<br />
angehauchte Klavierballade im Verbund mit<br />
einigen Gitarrenakkorden brauchen <strong>Hurts</strong> halt<br />
nicht länger. Wieso auch, wenn sie perfekt ist?<br />
Somebody To Die For<br />
Auf einem vorstellbaren Happiness 2.0 wäre dieser<br />
Titel wahrscheinlich der Opener geworden,<br />
wenn auch wohl mit etwas verringerter<br />
Gitarrenlautstärke. Schon seltsam, hätte Somebody<br />
To Die For vor ein paar Jahren noch problemlos<br />
funktioniert, wirkt es neben dem restlichen<br />
Material von Exile fast ein bisschen langweilig und<br />
schablonenartig.<br />
The Rope<br />
Ein recht konventioneller und schlichter Pop-Song<br />
auf hohem Niveau. The Rope präsentiert eine weitere<br />
Facette von <strong>Hurts</strong> und beweist, dass sie einfach ein<br />
Händchen für Melodien haben, die ins Ohr gehen<br />
und sich mit jeder weiteren Wiederholung auf<br />
unbestimmte Zeit dort festzusetzen wissen. Dass<br />
die hallenden Sounds an Thirty Seconds to Mars<br />
erinnern, dürfte die wenigsten stören.<br />
Help<br />
Eine schwelgerische Pianoballade als krönender<br />
Abschluss? Aber bitte nur, wenn zu dem ganzen<br />
Schmalz ein Chor und Blechbläser hinzukommen.<br />
Und auch nur, wenn sich das Lied langsam<br />
steigert, um kurz vor Ende wieder abzuebben.<br />
Und auch nur, wenn Theo Hutchcraft und nicht<br />
Céline Dion singt. Na bitte, geht doch! Schön!<br />
<strong>Orkus</strong>! - 21
15 Tipps für <strong>Hurts</strong>-Liebhaber<br />
Folgende Zusammenstellung der <strong>Orkus</strong>!-Redaktion empfiehlt Werke, die einem Musikgourmet, der <strong>Hurts</strong> zu genießen weiß, ebenfalls<br />
gefallen können. Im Vordergrund für diese Auswahl steht ein ähnliches Lebensgefühl, das (diese) Musik vermittelt. Wir wünschen<br />
viel Spaß beim Entdecken und Erleben.<br />
Bright Light Bright Light<br />
Make Me Believe In Hope<br />
Rod Thomas startete seine Karriere mit eher<br />
Folk-orientierter Musik, und das nur, weil<br />
ihm das Equipment und die Kenntnis diverser<br />
Produktionstechniken fehlten. Zum Glück hat er<br />
sich inzwischen beides angeeignet und konnte das<br />
Auge, mit welchem er schon immer Richtung Synth Pop und House<br />
schielte, mit Make Me Believe In Hope richtig weit aufreißen. Um<br />
eine Ahnung vom Sound seines Debuts zu bekommen, sollte erwähnt<br />
werden, dass er bereits die Scissor Sisters supportet hat.<br />
Cut Copy<br />
Zonoscope<br />
Australien stand bislang nicht unbedingt im<br />
Verdacht, eine Brutstätte für Electro Pop zu sein,<br />
sieht man von den musikalischen Ausflügen einer<br />
Kylie Minogue ab. Cut Copy halten die Fahne<br />
jedoch ziemlich hoch, wenn sie auf Zonoscope<br />
(was für ein Cover!) ihre New Wave-orientierten Lieder mit ein wenig<br />
Psychedelischem aufmotzen. Percussions und Gitarrenriffs untermalen<br />
diese Fusion aus Organischem und Robotik. Da darf man auch den<br />
15-Minüter Sun God ans Ende des Albums stellen.<br />
Roman Fischer<br />
Roman Fischer<br />
Die Optik stimmt schon mal, die songwriterische<br />
Qualität ebenfalls, und trotzdem fragt man sich,<br />
warum man bei Roman Fischer immer so schnell<br />
das Sprichwort vom Propheten im eigenen Land<br />
zur Hand hat. Der theatralischen Geste und dem<br />
Pomp nicht abgeneigt, begeistert das dritte, schlicht Roman Fischer<br />
betitelte Album durch eine fein ausbalancierte Mischung aus New Wave,<br />
ein wenig NDW, Post Punk und Klavierstücken. Wird Zeit, dass der<br />
Mann endlich die nötige Anerkennung findet.<br />
Friendly Fires<br />
Pala<br />
Wie – eine Band, die gleich mit ihrem ersten<br />
Werk für die „Brit Awards“ nominiert war und<br />
hierzulande noch nicht richtig bekannt ist? Das<br />
sollte nicht sein. Und lauscht man dem zweiten<br />
Album Pala, darf das auch nicht sein. Nummern,<br />
die den perfekten Soundtrack für eine lange Nacht in Strandnähe bilden:<br />
fiebrig, tanzbar, vollgepackt mit irren Ideen und klar der optimistischen<br />
Seite des Lebens zugewandt. Das mag zwar nicht sonderlich tiefgründig<br />
sein, lässt den Hörer allerdings die poppigen Momente bis ins Letzte<br />
auskosten.<br />
frYars<br />
Dark Young Hearts<br />
Ben Garrett ist nicht mehr ganz neu im<br />
Musikgeschäft, durfte unter anderem an<br />
Songs von Mika herumbasteln und krönt sein<br />
Debutalbum sogar durch einen Gastauftritt von<br />
Dave Gahan. Stilistisch orientiert sich der Brite<br />
mit der theatralischen Stimme an den New Romantics, hievt sie aber<br />
glücklicherweise in die Neuzeit. Garrett packt einfach alles Gute der<br />
Achtziger in seinen musikalischen Suppentopf, rührt ein Mal kräftig um<br />
und serviert uns ein schmackhaftes Dark Young Hearts.<br />
IAMX<br />
Kingdom of Welcome Addiction<br />
Über Chris Corner braucht man eigentlich keine<br />
Worte zu verlieren, die spart man sich lieber für<br />
seine Alben auf. Fand man es jahrelang schade,<br />
dass seine alte Band, die Sneaker Pimps, ihr<br />
musikalisches Potenzial nie so richtig zu nutzen<br />
wussten, verstummte man spätestens beim dritten Album von IAMX<br />
und verbeugt sich noch heute vor den unterkühlten, aufwühlenden und<br />
leicht surrealen Kompositionen auf Kingdom of Welcome Addiction.<br />
Lovers Electric<br />
Impossible Dreams<br />
Betrachtet man Photos der Künstler, fragt man<br />
sich, ob Lovers Electric nun eher ein Faible für<br />
Mode oder doch für Electro Pop haben. Oder<br />
für modischen Electro Pop? Das ganz sicher...<br />
am besten schnörkellos, im Gehörgang kleben<br />
bleibend und gute Laune verbreitend. Beating Like A Drum war ein<br />
Hit, aber Impossible Dreams kann noch mehr, und irgendwo zwischen<br />
Laufsteg und Tanzfläche wird man zweifelsohne auch fündig.<br />
Mirrors<br />
Lights And Offerings<br />
Natürlich hatten wir das alles bereits vor 30 Jahren.<br />
Natürlich klingen analoge Synthies halt einfach<br />
nach den Achtzigern, und natürlich gibt es noch<br />
mehr Bands, die gesanglich gern mal direkt an<br />
das Herzschmerzzentrum in uns allen appellieren.<br />
Mirrors jedoch wirken dabei dermaßen stilsicher, absolut unbeeindruckt<br />
und hitverdächtig, dass man fast meint, auch sie – und nicht <strong>Hurts</strong> –<br />
hätten es gewesen sein können, welche die Tür zum Synth Pop-Revival<br />
aufgestoßen haben.<br />
Jack Peñate<br />
Everything Is New<br />
Indie Rock kennt man, liebt man, und zur<br />
Not gestehen selbst die hartgesottenen Fans<br />
dem Genre ein klein wenig Neuerung zu. Aber<br />
afrikanische Beats, Gospelchöre, Percussions und<br />
Piano? Nein, das kann man doch nicht machen.<br />
Doch, Jack Peñate kann es, und es verhilft Everything Is New zu einer<br />
Menge tanzbarem Groove und dem Hörer zu einem sich automatisch<br />
einstellenden Hüftschwung, den auch die Damen gut finden, die man<br />
mit diesem tollen Album zu überraschen weiß.<br />
Performance<br />
A Language<br />
Ärgerlich. Wirklich ärgerlich, dass Performance<br />
bisher nicht über den Status des ewigen<br />
Geheimtipps hinausgekommen sind. Dabei strotzt<br />
A Language nur so vor innovativ eingesetzten<br />
Pop-Zitaten, Spielfreude, Eingängigkeit und der<br />
scharfzüngigen Beobachtungsgabe von Frontmann und Schriftsteller Joe<br />
Stretch. Das Album ist auch noch tanzbar, durchdacht und wirkt kein<br />
bisschen glatt gebügelt. So sollte Pop klingen.<br />
22 - <strong>Orkus</strong>!
Polarkreis 18<br />
Frei<br />
Allein Allein aus dem Album The Colour of Snow<br />
war ein Megahit und bestimmte wochenlang die<br />
Charts. Mit dem Nachfolgealbum Frei machen es<br />
sich die Dresdner jedoch nicht leicht. Polarkreis 18<br />
zäumen das Pferd von hinten auf, wenn sie ihren<br />
symphonischen Pop nicht weiter glätten, sondern scheinbar absichtlich<br />
hier und da Kanten in die Lieder fräsen. Diese sind dadurch zwar<br />
sperriger, bleiben aber auf lange Zeit nicht eben kürzer im Gehörgang<br />
hängen und klingen noch immer nach großer, weiter Welt.<br />
The Ghosts<br />
The End<br />
Der schmerzvolle Verlust von Familienmitgliedern<br />
und Freunden, gescheiterte Beziehungen oder<br />
Nahtoderfahrungen mögen zwar den thematischen<br />
Rahmen abstecken, aber die marketingtechnisch<br />
noch unterrepräsentierten The Ghosts haben sich<br />
dann doch für die helle Seite des Lebens entschieden, und so überraschen<br />
die Briten mit fluffigem Synth Pop. The End gibt also weniger einen<br />
deprimierenden Ausblick auf das Ende der Welt als vielmehr Anregungen<br />
für die Aufbruchsstimmung danach.<br />
The Mary Onettes<br />
Islands<br />
Wem die Editors irgendwann zu rockig geworden<br />
sind, sollte sich unbedingt mit den Schweden<br />
The Mary Onettes anfreunden, denn deren<br />
träumerischer Indie Pop hat neben einer Menge<br />
Referenzen an die frühen Achtziger auch eine<br />
ganze Menge Hitpotenzial. Völlig unaufgeregt und immer mal wieder an<br />
Morten Harket erinnernd, spielen sich die vier bravourös durch Islands.<br />
White Lies<br />
Ritual<br />
Interpol und Editors mögen die Straße des Post<br />
Punk frisch zementiert haben, White Lies befahren<br />
diese jetzt aber mit breiten Reifen, viel Hall,<br />
Bombast und Kitsch sowie grenzenlos pathetischen<br />
Songs in ihrem Vehikel namens Ritual. Das Debut<br />
To Lose My Life mag noch überraschender gewesen sein, aber Stücken wie<br />
Bigger Than Us tut das keinen Abbruch.<br />
Patrick Wolf<br />
Lupercalia<br />
Ist es ein Ritterschlag, von Lady Gaga gemocht<br />
zu werden? Oder ist es nicht weit wichtiger, mit<br />
jedem Album zu machen, was einem gerade<br />
einfällt, und für seinen alternativen Pop seit Jahren<br />
von der britischen Presse hoch gelobt zu werden?<br />
Patrick Wolf kann es egal sein, denn er scheint bei den Aufnahmen zu<br />
Lupercalia verliebt gewesen zu sein. Es gibt Synthies, Streicher, Bläser,<br />
eine außergewöhnliche Stimme, Lebensfreude... und das zuhauf. Da<br />
kann Lady Gaga schauen, wo sie bleibt.<br />
<strong>Orkus</strong>! - 23
„Ein Bodybuilder kann nicht zur Ballerina werden.“<br />
Da soll noch mal jemand behaupten, es sei nicht gut,<br />
wenn Kinder mit Monstern spielen. Wenn sie mit<br />
Horrorpuppen zu Bett gehen und am liebsten die<br />
grausigsten Exemplare aus dem Spielwarengeschäft<br />
mit nach Hause nehmen wollen. Was aus einer<br />
solchen Neigung werden kann, zeigt ein Finne, der<br />
seine Liebe für Monster zum Beruf gemacht hat: Mr.<br />
Lordi, Fronter und Chef der nach ihm benannten<br />
Band, ist sozusagen mit Leib und Seele Monster<br />
– und tut auch auf dem neuen Album To Beast<br />
Or Not To Beast alles, um den Ruf der weltweiten<br />
Monstrositäten zu verbessern.<br />
„Ich liebe Monster!“, ist eines der ersten Dinge, die<br />
durch die Leitung dröhnen. Mr. Lordi ist gesprächig,<br />
extrem gut gelaunt und am Telefon allgemein das<br />
genaue Gegenteil von dem, was man erwartet. Zwar<br />
trägt er nur eine Maske, dessen sind wir uns fast sicher.<br />
Fast. Trotzdem ist es eine derart schaurige, dass man<br />
sich schon mal gruseln kann. Zudem ist Mr. Lordi<br />
Finne, die ja selten durch Redseligkeit auffallen. „Ich<br />
bin ein anderer Mensch, wenn ich keine Maske trage“,<br />
erläutert er. „In dem Moment, wo ich das Make-up<br />
anlege, geschieht etwas Magisches, Unerklärliches.<br />
Ich verändere mich, rede weniger und werde auch<br />
sonst böser. Ich liebe es, wenn das passiert... zumal es<br />
für drei Stunden Arbeit entschädigt.“ Richtig gelesen:<br />
bis zu drei Stunden dauert die Transformation eines<br />
Finnen in das grausige Rockmonster Mr. Lordi;<br />
jede Wunde, jedes diabolische Horn will schließlich<br />
korrekt und möglichst wirkungsvoll platziert sein.<br />
Vor jedem Gig. „Das ist echt ein elendiger Haufen<br />
Arbeit!“, lacht er. „Ganz ehrlich: oft habe ich einfach<br />
keinen Bock auf die gesamte Prozedur. Aber sobald<br />
ich aufhöre, wie ich auszusehen, und mehr zu Mr.<br />
Lordi werde, kann ich es kaum erwarten. Plötzlich<br />
mag ich mein Spiegelbild wieder und kann gar nicht<br />
aufhören, mich anzuschauen.“ Als Mr. Lordi gefalle<br />
er sich am besten, sagt er mit Nachdruck. Sonst blicke<br />
er kaum in den Spiegel. „Es könnte mir nicht egaler<br />
sein. Ohnehin sehe ich aus wie ein ungekämmter<br />
Obdachloser, warum sollte ich mir das antun?“<br />
Monster haben es ihm eben viel mehr angetan – und<br />
das, seit er sechs Jahre alt war. „Mein Lieblingsmonster<br />
war immer der Hulk“, erinnert er sich. „Ich fand es<br />
beeindruckend, wie sich ein normaler Mensch in so<br />
etwas verwandeln kann.“ Da wundert es nicht, dass<br />
auch in Mr. Lordi viel von dem Menschen hinter<br />
der Maske steckt und lediglich in anderer, verstärkter<br />
Form zum Vorschein tritt. „Außerdem kann ich<br />
andere Facetten meiner Persönlichkeit ausleben, die<br />
sonst eher zu kurz kommen. Ich bin dann wie ein<br />
Fernseher, an dem man die Kontraste verändert hat,<br />
damit das Bild farbiger wird. Im Kern bleibe ich jedoch<br />
derselbe. Alles andere wäre auch nicht überzeugend:<br />
Ein Bodybuilder kann nicht zur Ballerina werden.“<br />
Da liebt es wirklich jemand, sich zu verwandeln, zu<br />
einer Art finnischem Rock’n’Roll-Hulk zu werden.<br />
Die Masken fertigt er übrigens seit vielen Jahren<br />
selbst, hat dieses Talent mittlerweile beeindruckend<br />
weit getrieben. „Das größte Kompliment für mich ist,<br />
wenn man mich fragt, wo ich die Masken machen<br />
ließ“, erklärt er mit stolzgeschwellter Brust. Gern<br />
geschehen: Sie sehen scheußlich aus, Herr Lordi!<br />
Ohne Maske auf die Bühne zu gehen, wie es zum<br />
Beispiel KISS in den Achtzigern getan haben,<br />
käme für den Sänger nie in Frage. Er nimmt sein<br />
Monsterdasein ernst. „Sicherlich, technisch möglich<br />
wäre es. Aber das wird nie passieren!“ Zwar sei Lordi<br />
wie ein knallbunt verpacktes Geschenk, dessen Inhalt<br />
die Musik darstellt, doch sei auch die Hülle essenziell.<br />
„Mal ehrlich – wer will schon ein unverpacktes<br />
Geschenk?“ Letztlich hat ihn die Verpackung auch<br />
erst dorthin gebracht, wo er heute steht. Jeder kennt<br />
das Erfolgsmärchen vom gewonnenen Eurovision<br />
Song Contest 2006, aber die Geschichte von Lordi<br />
ist viel länger... und kann mehr vorweisen als diesen<br />
kuriosen Triumph. Seit über zwei Dekaden wanken<br />
die Rockzombies durch die Szene, in Finnland knackte<br />
jedes ihrer bis dato fünf Alben die Top 10. Mit To<br />
Beast Or Not To Beast gesellt sich Werk Nummer sechs<br />
in die Vita – und stellt die bislang überzeugendste<br />
Musik. Erstmals hat man nicht das Gefühl, dass es<br />
sich hierbei (zumindest teilweise) um einen Grund<br />
handelt, sich als Monster zu verkleiden und durch die<br />
24 - <strong>Orkus</strong>!
„Als hätten wir plötzlich<br />
ein nagelneues Zimmer in unserem Haus entdeckt.“<br />
Welt zu touren. Die Stücke tönen deutlich härter, dreckiger, sind eher<br />
Rob Zombie als KISS und haben eine ziemlich düstere Schlagseite. „Ich<br />
will nicht um den heißen Brei herumreden: Es nervte uns gewaltig, dass<br />
unser letztes Album nicht so gut ankam.“ Ehrliche Worte, so was ist<br />
rar. „Wir finden immer noch, dass Babez For Breakfast ein tolles Album<br />
ist... auch wenn vielleicht nicht jeder unser Faible für die Achtziger in<br />
gleichem Maße teilt.“<br />
Das ist nicht der einzige Grund für die angezogene Härteschraube<br />
im Monstergetriebe – auch die neuen Mitglieder Hella und Mana.<br />
„Insbesondere unser Drummer Mana hat dafür gesorgt, dass wir endlich<br />
aus diesem Hard Rock-Korsett ausbrechen können“, freut sich Mr.<br />
Lordi. „Auf einmal konnten wir King Diamond, Pantera oder Rob<br />
Zombie nacheifern, was zuvor unmöglich gewesen war. Es war, als<br />
hätten wir plötzlich ein nagelneues Zimmer in unserem Haus entdeckt.“<br />
Aufgenommen wurde im geschichtsträchtigen Nashville; der eine oder<br />
andere Tennessee-Whiskey dürfte speziell Mr. Lordi beim Aufwärmen<br />
geholfen haben. Überhaupt beschreibt er die Stimmung innerhalb<br />
der Band als ausgelassen – trotz der beiden Neuzugänge. Die frischen<br />
Mitstreiter fügten sich schnell ein, auch die passende Verkleidung wurde<br />
relativ rasch gefunden. „Bei unserer Keyboarderin Hella ging alles ganz<br />
schnell. Ich wünschte mir eine untote Puppe, und als ich sie in unserem<br />
ersten Gespräch testweise fragte, welches Monster sie gern wäre, sagte sie:<br />
Eine gruselige Puppe wäre cool.“ Bewerbungsgespräche laufen im Hause<br />
Lordi eben ein wenig anders ab. „Du lachst, aber es ist extrem wichtig,<br />
was man darstellt. Du musst hundertprozentig zufrieden sein mit<br />
deinem Outfit und darfst nicht denken, dass die anderen was Cooleres<br />
tragen. Als Monster musst du dein größter Fan sein. Sonst ist es nicht<br />
überzeugend.“ Unser Glück, dass Mr. Lordi in sein Spiegelbild verliebt<br />
ist.<br />
www.lordi.fi<br />
Björn Springorum<br />
Discographie (Alben):<br />
Get Heavy (2002)<br />
The Monsterican Dream (2004)<br />
The Arockalypse (2006)<br />
Deadache (2008)<br />
Babez For Breakfast (2010)<br />
To Beast Or Not To Beast (2013)<br />
Line-Up:<br />
Mr. Lordi – Gesang<br />
Amen – Gitarre<br />
Ox – Bass<br />
Hella – Keyboard<br />
Mana – Schlagzeug<br />
26 - <strong>Orkus</strong>!
a<br />
„MASKENHAFT“<br />
DAS nEuE FuLLTiME-ALBuM.<br />
AuGuST 2013<br />
<strong>Orkus</strong> präsentiert:<br />
DiE groSSE MASKENbAll-TourNEE 2013<br />
featuring MÄZENATENTUMULT!<br />
19.09.2013 Schwabach, Markgrafensaal<br />
20.09.2013 Potsdam, Waschhaus<br />
21.09.2013 Magdeburg, Altes Theater<br />
25.09.2013 Oberhausen, Turbinenhalle<br />
26.09.2013 Osnabrück, Halle Gartlage<br />
27.09.2013 Bremen, Aladin<br />
28.09.2013 Leipzig, Haus Auensee<br />
02.10.2013 Gießen, Hessenhalle<br />
03.10.2013 Erfurt, Stadtgarten<br />
04.10.2013 Dresden, Alter Schlachthof<br />
05.10.2013 Wiesbaden, Schlachthof<br />
09.10.2013 Saarbrücken, Garage<br />
Tickets im ASP-Online Shop<br />
Weitere Infos unter www.aspswelten.de<br />
10.10.2013 Köln, Live Music Hall<br />
11.10.2013 Hamburg, Markthalle<br />
12.10.2013 Hamburg, Markthalle<br />
16.10.2013 CH-Pratteln, Z7<br />
17.10.2013 Stuttgart, Theaterhaus<br />
18.10.2013 München, Muffathalle<br />
19.10.2013 A-Wien, Arena
„Fragen<br />
beflügeln die Phantasie,<br />
Antworten<br />
töten sie!“<br />
Mit außergewöhnlichen Clips für Pop-Acts wie Lana Del<br />
Rey, Katy Perry oder Taylor Swift sorgt Yoann Lemoine seit<br />
einigen Jahren für wahre Gänsehautschübe – mit dem ersten<br />
Album seines Alter Ego Woodkid lädt der französische<br />
Multimediakünstler jetzt zu einem atmosphärisch-düsteren<br />
Tauchgang in die Tiefen der Psyche ein.<br />
The Golden Age heißt Woodkids ungeduldig erwartetes<br />
Debutspektakel... Nach den EPs Iron und Run Boy<br />
Run sowie der brandneuen Single I Love You spinnt der<br />
seltsame Monsieur nun die Story fort: die dramatische<br />
Geschichte seiner selbst erschaffenen Parallelidentität<br />
namens Woodkid und seiner spannenden Reise in die<br />
große, weite (Phantasie-) Welt. Dunkle Visionen und<br />
Schwarzweißträume aus den hintersten Ecken der Seele;<br />
gehüllt in ein episch-bombastisches Klanggewand. „Es<br />
geht mir definitiv um die Flucht vor der Realität“, erläutert<br />
Lemoine seine künstlerische Philosophie. „Ich will nichts<br />
vorgeben, sondern Anregungen bieten. Ich will keine<br />
Antworten liefern, sondern die Leute ermutigen, ihre<br />
eigenen Fragen zu stellen. Ihre eigenen Entscheidungen<br />
zu treffen und schlussendlich das über Bord zu werfen,<br />
was sie als Kind über Moral, über Gut und Böse, Richtig<br />
und Falsch gelernt haben. Ich liebe Fragen. Fragen sind<br />
viel interessanter als Antworten. Ich kreiere Fragen. Fragen<br />
beflügeln die Phantasie, Antworten töten sie!“<br />
Yoann ist das naive, neugierige Kind aus den tiefen<br />
Wäldern. Auf der Suche nach Licht, nach Liebe, nach<br />
Wahrheit und Erkenntnis. Ein so symbolschwangeres wie<br />
hochkomplexes Gesamtkunstwerk in Ton und Text, nicht<br />
immer ganz einfach zu entschlüsseln. Die Faszination<br />
der Mehrdeutigkeit auf allen erdenklichen Ebenen.<br />
„Vieles wird innerhalb der Musik, der Videoclips und des<br />
Artworks erklärt. Ich kommuniziere durch meine Musik<br />
mit der Außenwelt; etliches mag undurchsichtig und in<br />
sich selbst verklausuliert erscheinen. Alles gleicht einem<br />
Puzzle. Erst wenn man die einzelnen Teile aus Musik und<br />
Visuals richtig zusammensetzt, erkennt man das ganze Bild<br />
und bekommt eine Idee, worum es mir geht.“ Ein ewiger<br />
Lernprozess für das in Paris beheimatete Ausnahmetalent<br />
mit osteuropäischen Wurzeln. „Beim Komponieren erfahre<br />
ich eine Menge über mich selber. Man könnte fast sagen,<br />
dass ich die Teile dieses großen Puzzles regelrecht auskotze.<br />
Die Dinge, mit denen ich mich unterbewusst beschäftige<br />
und die mich verfolgen. Das alles zusammengenommen,<br />
ergibt dann eine Art Antwort. Wenn ich ein Lied oder<br />
ein Video fertig habe, bin ich meistens selbst überrascht,<br />
wie sich ein Stein zum anderen fügt und plötzlich ein<br />
Gesamtbild entsteht. Jeder Song ist ein weiteres Kapitel in<br />
meiner Geschichte.“<br />
www.yoannlemoine.com/woodkid<br />
Gaetano Rothenburg<br />
28 - <strong>Orkus</strong>!
„Kunst muss manchmal wehtun...“<br />
(Oswald Henke)<br />
Es ist ein ziemlich ungewöhnlicher Weg, den die Band HENKE mit ihrem zweiten Album Maskenball der Nackten gegangen ist. Die<br />
Formation rund um Oswald Henke (Ex-Goethes Erben) beschloss, sich von ihrer Plattenfirma zu trennen und – eigens für das neue<br />
Werk – Dryland Records zu gründen. Finanziell sollte es durch die Fans selbst abgesichert werden. Ob dieser Plan letztendlich aufging,<br />
was man vom frischen Material erwarten darf, warum Oswald seinen Kaffee oft kalt trinkt und welche Releasepartys bald folgen,<br />
erfährst Du hier im ersten Teil unseres exklusiven HENKE-Interviews.<br />
<strong>Orkus</strong>: Beginnen wir doch bei den Unterstützerpaketen, die euer<br />
jüngstes Album finanziert haben. Kannst du bitte noch einmal<br />
ausführlich erläutern, was hinter dieser Methode steckt?<br />
Oswald Henke: Die Idee dahinter war einfach, unabhängiger zu<br />
sein. Wir wollten keinen Vorschuss von einem Label haben und somit<br />
an dieses gebunden sein. Wir wollten das Album so unabhängig wie<br />
möglich aufnehmen und produzieren. Uns war es wichtig, neue Wege<br />
zu gehen, und so kamen wir auf die Idee mit den Unterstützerpaketen.<br />
Zuerst haben wir das vorsichtig in einem kleinen Kreis von Fans<br />
ausgetestet. Wir wollten wissen, was sie davon halten... denn man kann<br />
dies natürlich auch negativ auffassen.<br />
O: In welchem Sinne habt ihr es „ausgetestet“?<br />
OH: Ich habe einfach direkt die Idee auf Konzerten anklingen lassen,<br />
also gefragt, wie sie das finden würden, und die Reaktionen waren sehr<br />
positiv. Und die Leute, die sich darüber aufgeregt haben, sind sowieso<br />
die Leute, die sich über alles aufregen.<br />
O: ... und die das Album am Ende wahrscheinlich eher illegal<br />
downloaden als kaufen.<br />
OH: Genau, und dann kann es mir sowieso egal sein. Das sind die<br />
Menschen, die immer das Haar in der Suppe finden – und wenn sie eine<br />
Glatze haben, kaufen sie eine Perücke, damit sie immer noch eins finden.<br />
Jedenfalls wurde die Idee sehr positiv aufgenommen, und es konnten alle<br />
zwölf Songs von Maskenball der Nackten versteigert werden; die Käufer<br />
haben quasi die Patenschaft des Liedes übernommen. Damit konnten<br />
wir insgesamt einen Großteil der Produktionskosten, die ungefähr so<br />
hoch wie der Kauf eines Kleinwagens waren, finanzieren.<br />
O: Was war der höchste Preis, der für einen Titel bezahlt wurde?<br />
OH: 600 Euro für Grauer Strand.<br />
O: Im Ernst?<br />
Stefan Söllner: Ja, wir hätten auch nicht damit gerechnet. Vielleicht<br />
mit maximal 200 Euro – und das ist schon viel Geld für einen einzigen<br />
Song. Aber 600 Euro ist wirklich extrem.<br />
O: Habt ihr mal nachgefragt, warum sie so viel Geld investieren?<br />
OH: Weil sie uns etwas zurückgeben wollten und weil sie es für wertvoll<br />
erachten, dass es weitergeht. Ich habe für mich persönlich entschieden,<br />
dass ich einfach nicht mehr dazu bereit bin, zwei Jahre lang arbeiten zu<br />
gehen und Geld dafür zu sparen, um ins Studio zu gehen und ein Album<br />
aufzunehmen, was am Schluss nicht einmal mehr seine Kosten einspielt.<br />
Jetzt leben wir in dieser luxuriösen Situation, dass die Aufnahmen bezahlt<br />
sind. Das ist das allererste Mal in meiner ganzen Laufbahn, dass das so<br />
ist und dass ich KEINE Kredite aufnehmen muss. Früher hast du eine<br />
Menge an CDs verkauft, und davon konntest du dann deine nächste<br />
Produktion finanzieren. Im Moment haben wir noch nicht einmal die<br />
Kosten der ersten Produktion abgedeckt. Wie sollen wir es also machen,<br />
ohne immer wieder viel Geld zu investieren?<br />
O: Ich schätze, man geht deutlich lockerer an ein Projekt heran, wenn<br />
man weiß, dass die Kosten im Wesentlichen gedeckt sind, oder?<br />
OH: Klar, du gehst mit einem viel freieren Kopf ran. Du hast nicht den<br />
Druck, dass du jeden Abend denkst: „Oh mein Gott, wie finanzieren<br />
wir das eigentlich alles?“, sondern du kannst ganz frei und ungezwungen<br />
arbeiten. Es ist wie ein Maler, der nicht jeden Tag seine Farben neu<br />
einkaufen muss und sich dann fragt, ob er sich das Blau überhaupt<br />
leisten kann. Wir haben die volle Palette und können jetzt nur noch an<br />
uns scheitern. Es ist das erste Mal, dass eine Band aus der Szene diesen<br />
Weg geht und die Fans auch mitmachen und sich weigern, alles nur noch<br />
abzurippen, um am Ende nur wieder zu jammern, dass es diese Band nicht<br />
mehr gibt. Genau deshalb gibt es Goethes Erben nicht mehr. Genau aus<br />
DIESEM Grund. Weil man irgendwann auch einfach keine Lust mehr<br />
hatte, immer nur zu schauen, dass man irgendwie Geld bekommt, um<br />
Musik machen zu können. Ich mache sehr gerne Musik, das macht jeder<br />
von uns hier. Aber man muss es auch irgendwie finanzieren können, um<br />
es in einer gewissen Qualität aufnehmen zu können. Sonst kann man<br />
es nur live spielen. Das ist der Weg, den fetisch:MENSCH gegangen<br />
sind, aber das passt den Leuten dann auch wieder nicht. Weil sie dann<br />
dazu gezwungen sind, auf ein Konzert zu kommen, wenn sie die Musik<br />
hören wollen, weil: dann können sie ja keine MP3s downloaden... was<br />
im Übrigen für mich auch nicht das Wahre ist. Ich stehe auf körperliche<br />
Grundregeln, damit ich weiß, dass in 20 Jahren die CD immer noch in<br />
meinem Regal steht.<br />
O: Du sagtest, dass du die Lyrics aus verschiedenen Perspektiven angehst.<br />
Wie ist das genau gemeint?<br />
OH: Ich schreibe sehr emotionale Dinge und versuche mich in<br />
Situationen hineinzuversetzen. Dem Lied Rote Irrlichter liegt ein sehr<br />
gewagtes Thema zugrunde. Es geht um Prostitution. Aber eigentlich<br />
steht das Verlorene eher im Vordergrund. Dass man auf der Suche ist<br />
und herumirrt. Ich benutze immer bestimmte Geschichten, die ich aber<br />
nicht unbedingt selber erlebt haben muss. Ich kann mich sehr gut in<br />
Situationen hineinversetzen. Für dieses Stück habe ich zum Beispiel eine<br />
ausgeprägte Recherche betrieben und mich mit Leuten unterhalten.<br />
Ich arbeite seit Jahren mit Straßenkindern in Berlin, die auch immer<br />
Freikarten für meine Konzerte bekommen. Ich informiere mich dann<br />
über die Geschichten, die ihnen widerfahren sind. Auf Rote Irrlichter<br />
geht es um das Introvertierte und das, was wehtut. Ich finde, Kunst<br />
muss manchmal wehtun, damit man sie auch wahrnimmt. Fernweh ist<br />
dagegen ist etwas aggressiver, vielleicht auch destruktiv und geht nach<br />
vorne. Valiumregenbogen hingegen ist das, was HENKE ausmacht –<br />
Ambivalenz.<br />
O: In Zeitmemory sprichst du über „kalten Kaffee“. Ist bei dir jede Phrase<br />
bewusst durchinterpretiert, oder streust du auch mit Absicht Sachen ein,<br />
die aus dem Zusammenhang gerissen sind, einfach um die Hörer zu<br />
verwirren?<br />
OH: (lacht) Gute Frage. Zeitmemory beschreibt das Phänomen, dass die<br />
Leute durch ihr Leben hetzen und sich keine Zeit nehmen, um zu leben.<br />
Sie erleben ihr Leben nicht, sie leben es ab. Ich frage mich, wie die Welt<br />
aussehen würde, wenn alles rückwärts liefe und man auch die Chance<br />
bekäme, bereits Vergangenes zu ändern. Der Mensch entwickelt sich<br />
im Laufe seines Lebens zurück zum Kind. Das ist auch ein Thema, was<br />
mich interessiert. Ich werde jeden Tag älter und merke, dass es abwärts<br />
geht; sei es körperlich oder von der Leistungsfähigkeit. Was Zeitmemory<br />
beinhaltet, kann jeder Mensch nachempfinden. So, und warum ist der<br />
<strong>Orkus</strong>! - 31
Kaffee jetzt kalt? Weil ich mir manchmal einen Kaffee mache, mich aber<br />
in der Zwischenzeit mit etwas anderem beschäftige und dann merke:<br />
„Oh, der ist ja jetzt kalt.“ Das ist Reflexion. Der Text beinhaltet also die<br />
Wahrnehmung dessen, was gerade ist, und das gleichzeitige Nachdenken<br />
darüber.<br />
O: Wo wir gerade bei Zeitmemory sind, was ja die erste Singleauskopplung<br />
war: Im Dezember stieg eine ziemlich ungewöhnliche Releaseparty<br />
im Leipziger DarkFlower (<strong>Orkus</strong>! berichtete). Dort habt ihr<br />
Folgeveranstaltungen angekündigt. Kannst du uns Genaueres sagen?<br />
OH: Es wird zwei weitere Releasepartys geben. Wir werden vier Lieder<br />
in einer reduzierten Version live spielen. Tom und ich werden weiterhin<br />
am Abend auch als DJs auflegen. Das Ganze findet am 01. März in<br />
Leipzig – wieder im DarkFlower – und am 02. März in Rübeland in der<br />
Kreuzmühle statt. Das Besondere daran ist übrigens, dass die Kreuzmühle<br />
der Ort ist, an dem damals einige der Stücke, wie Medea oder Rote<br />
Irrlichter, geschrieben wurden. Apropos „Zeitmemory“: Im Februar<br />
veröffentlichen wir auch das Video zum Lied, das von Ulrike Rank<br />
optisch umgesetzt worden ist.<br />
O: Kann ich dir sonst noch ein paar Infos entlocken? Wie sieht es zum<br />
Beispiel mit Festivalshows aus?<br />
OH: Nein, auf großen Festivals werden wir dieses Jahr nicht anzutreffen<br />
sein. Wer uns sehen möchte, muss zu den Einzelkonzerten kommen.<br />
Insgesamt werden es sieben Auftritte sein, am 23. März geht es los.<br />
O: Und dort gibt es bei jedem Gig für zwei Fans die Möglichkeit, einen<br />
Tag mit euch zu verbringen?<br />
OH: Richtig, allerdings sind diese VIP-Plätze, bis auf das Konzert in<br />
Hamburg am 29. März, schon alle vergeben. Wer so ein Ticket hat,<br />
verbringt einen Tourtag mit uns, bekommt einen Backstageausweis,<br />
kann hinter die Kulissen schauen, mit uns zu Abend essen und das<br />
Konzert direkt von der Bühne aus miterleben.<br />
O: Letzte Frage, aus aktuellem Anlass: Das <strong>Orkus</strong>! Magazin erscheint<br />
nun auch als eMagazine. Damit wird ermöglicht, die Ausgaben etwa auf<br />
einem Tablet oder Smartphone und am Desktop zu lesen. Wie gefällt<br />
dir die Idee?<br />
OH: Ich besitze kein Smartphone oder Tablet, aber es kann nie verkehrt<br />
sein, in Zukunftstechnologien zu investieren. Man muss sich aber immer<br />
bewusst sein, dass manche neue Innovationen als Ergänzung und nicht<br />
als Ersatz fungieren. Andere wiederum sind nur Brückentechnologien,<br />
die sich nie auf breiter Masse durchsetzen werden.<br />
Warum ein Großteil von Maskenball der Nackten auf einem Bauernhof<br />
aufgenommen wurde und welche Verbindung Oswald zwischen sich<br />
und seinen Fans sieht, liest Du in unserer nächsten Ausgabe!<br />
www.henkeband.de<br />
Nadine Ahlig<br />
Discographie (Alben):<br />
Seelenfütterung (2011)<br />
Maskenball der Nackten (2013)<br />
Line-Up:<br />
Oswald Henke – Gesang<br />
Stefan Söllner – Gitarre<br />
Tom Bola – Bass, Effekte<br />
Tobias Schäfer – Keyboard, Klavier<br />
Benjamin Küfner – Schlagzeug<br />
32 - <strong>Orkus</strong>!
„I’m in heaven...“<br />
Endlich ist es da – das heiß ersehnte Lebenszeichen von Depeche Mode.<br />
Ihre brandneue Single Heaven dürfte mittlerweile nicht nur in unserer<br />
Redaktion zahllose Runden gedreht haben. Da wir bei Erscheinen dieser<br />
Ausgabe noch immer quälend lange vier Wochen auf Delta Machine<br />
warten müssen, wollen wir uns hier zunächst in aller Ausführlichkeit der<br />
aktuellen Kostprobe widmen. Dass sie für gespaltene Meinungen sorgt,<br />
zeigen nicht zuletzt die Kommentare diverser Szene-KünstlerInnen.<br />
Dass bei einer Band wie Depeche Mode keine normalen Maßstäbe<br />
gelten, dürfte klar sein. Der Wirbel um ihre Pressekonferenz am 23.<br />
Oktober 2012, auf welcher (mit Ausnahme der Tourdaten und einer<br />
Rohversion des neuen Titels Angel) nicht wirklich viel bekannt gegeben<br />
wurde, war aber selbst für DM-Verhältnisse extrem. Zumal danach<br />
wieder großes Schweigen herrschte, gebrochen erst am 01. Februar 2013<br />
durch Heaven. Über die Single wurde schon am Veröffentlichungstag<br />
heftig diskutiert. Es handelt sich in der Tat um eine ungewöhnliche<br />
Wahl für die erste Auskopplung... auch im direkten Vergleich mit<br />
Precious oder Wrong, die beide deutlich eingängiger, umgarnender um<br />
die Ecke kamen. Heaven ist ein langsamer Song, ein abgekämpftes Stück<br />
Musik, getragen von Andrew Fletchers wohlig-düsteren Pianoklängen<br />
und Martin L. Gores Gitarre – zumindest bis Dave Gahans Einsatz.<br />
Der ist leidenschaftlich, lang gezogen, voller Pathos. „Sometimes I slide<br />
away, silently; I slowly lose myself, over and over“, erinnert er bestimmt<br />
mehr als einen Hörer an seine dunkelsten Stunden. Doch diese Zeiten<br />
sind vorbei, das macht letztlich der Refrain klar. „I dissolve in trust, I<br />
will sing with joy, I will end up dust, I’m in heaven“, intoniert Dave<br />
gemeinsam mit Martin. Und verleiht der schleppenden, gezeichneten<br />
Atmosphäre des Liedes eine gänzlich neue Dimension.<br />
Es ist kein großer Chorus, keine ausladende Offenbarung, die man<br />
bereits beim ersten Mal mitsingen kann. Vielmehr ist Heaven ein<br />
Stück Musik aus einem Guss; ein Song, der mit wenigen Worten<br />
auskommt und dennoch eine Geschichte erzählt. Darauf muss man sich<br />
natürlich einlassen. Und das mag nach dem deutlich elektronischeren,<br />
treibenderen und packenderen Angel, das nach der Pressekonferenz<br />
ins Netz gelangte, nicht ganz einfach sein. Für sich genommen, ist<br />
Heaven jedoch ein sehr wichtiges Stück Depeche Mode und Träger<br />
einer wichtigen Botschaft: Vielleicht erwartet uns „danach“ nur ewige<br />
Leere. Das sollte uns aber, bitte schön, nicht davon abhalten, zu lieben<br />
und zu leben. Dass der Videoclip in einer Kathedrale spielt, hat nichts<br />
mit christlicher Symbolik zu tun, sondern bietet den profunden Lyrics<br />
die nötige sakrale Umgebung. „I will guide the herd up to heaven“,<br />
heißt es am Ende. Wie Dave Gahan das bewerkstelligen will? Indem er<br />
jedem von uns seinen ganz persönlichen Himmel zeigt. Und für viele<br />
Depeche Mode-Fans manifestiert sich dieser in einer ungewöhnlichen,<br />
aber mutigen, unkommerziellen, aber wunderbaren ersten Single.<br />
Die hält auf ihrer B-Seite übrigens einen weiteren Schatz parat: All That’s<br />
Mine, ein Nonalbumtrack, der all jene zufriedenstellen dürfte, denen<br />
Heaven nicht elektronisch genug ist. Verspielte Sounds, ein enorm tief<br />
singender Dave Gahan, ein träumerischer, wunderschöner Refrain...<br />
Volltreffer! Bereits diese beiden Lieder zeigen, welches Spektrum<br />
Depeche Mode im Jahr 2013 abdecken. Keine Frage: Delta Machine<br />
wird ein wahnsinnig spannendes Album.<br />
www.depechemode.com<br />
Björn Springorum<br />
Photo: Anton Corbijn<br />
34 - <strong>Orkus</strong>!
Sven Friedrich<br />
(Zeraphine, Solar Fake)<br />
Ich habe Heaven jetzt schon<br />
ungefähr fünf Mal gehört.<br />
Genial finde ich die Vocals<br />
in den Strophen... einfach perfekt. Und die<br />
Soundspielereien, die seit Playing The Angel<br />
immer abgefahrener werden, zeichnen selbst<br />
in einer eigentlich sehr lieblichen Ballade wie<br />
Heaven einen düsteren Hintergrund. Das macht<br />
wirklich Spaß zu hören. Da ich bei DM aber vor<br />
allem in den Albumtracks Dinge finde, die mich<br />
faszinieren, bin ich jetzt schon extrem gespannt<br />
auf den Longplayer.<br />
Cristina Scabbia (Lacuna Coil)<br />
Ich hatte schon immer eine Schwäche<br />
für Depeche Mode, und auch mit<br />
ihrer neuen Single enttäuschen sie<br />
mich nicht. Es ist immer wieder aufs<br />
Neue erstaunlich, wie sie es schaffen,<br />
total modern zu klingen und sich trotzdem ihre<br />
traditionell düster-melancholische Seite zu bewahren.<br />
Wunderschöne Melodien und ein tolles bluesiges<br />
Marschiertempo.<br />
Torben<br />
Wendt<br />
(Diorama)<br />
Ich empfinde<br />
Heaven als einen<br />
ausbalancierten<br />
und geschmeidigen Song. Er<br />
verströmt eine einlullende,<br />
manchmal bis an die Grenze<br />
der Belanglosigkeit gehende<br />
Atmosphäre, in der vor allem<br />
durch die hervorragende<br />
stimmliche Arbeit Akzente gesetzt<br />
werden, die hängen bleiben.<br />
Daniel Myer<br />
(Haujobb,<br />
Destroid, Architect)<br />
Für mich als<br />
Musiker ist es<br />
schwierig, denn<br />
ich bewundere die Fabrik Depeche<br />
Mode, die seit mehr als 30 Jahren<br />
funktioniert. Nicht immer innovativ,<br />
aber doch immer versucht, Neues<br />
zu machen. Als Fan bin ich immer<br />
wieder aufs Neue enttäuscht, dass sie<br />
nicht mehr klingen wie vor 20 Jahren.<br />
Als Mensch habe ich Respekt vor dem<br />
Antrieb der teilnehmenden Personen<br />
und wünsche mir, dass ich diesen auch<br />
nie verlieren werde. Heaven ist nicht<br />
mein Song. Ich liebe die verschiedenen<br />
Drumprogrammierungen und<br />
Sounds, und ich habe auch einen<br />
Platz in meinem Herzen für die<br />
Akkordwechsel. Aber ich kann mir<br />
Daves Gesang einfach nicht mehr<br />
antun.<br />
Die Szene über Heaven:<br />
Richard Silverthorn<br />
(mesh)<br />
Der Song ist das, was ich<br />
erwartet habe, aber nicht<br />
das, was ich wollte. Ich<br />
bevorzuge die B-Seite.<br />
Greg Mackintosh<br />
(Paradise Lost, Vallenfyre)<br />
Ich mochte Depeche<br />
Mode schon immer wegen<br />
ihrer bittersüßen und<br />
melancholischen Momente. In dieser<br />
Hinsicht enttäuscht auch das neue Stück<br />
nicht, und Dave Gahans Gesang wird<br />
mit dem Alter immer besser.<br />
Nik Page<br />
(Blind Passenger)<br />
Eigentlich ist es wie<br />
immer, wenn DIE<br />
Kultband der Szene die<br />
Vorabsingle eines neuen<br />
Albums veröffentlicht. Die Fans sind<br />
verwirrt, teilweise sogar enttäuscht beim<br />
ersten Hören... wollen ihre Enttäuschung<br />
nicht wahrhaben und hören den Song<br />
immer und immer wieder und erkennen<br />
schließlich einige Stunden, Tage oder<br />
manchmal auch erst Jahre später, dass<br />
der Song seine Schönheit nur Stück für<br />
Stück preisgibt. Ich bin, ehrlich gesagt,<br />
nicht überrascht, dass sich Depeche Mode<br />
wieder einmal neu erfinden, und es spricht<br />
für den unglaublichen Status dieser Band,<br />
dass sie es sich leisten kann, immer wieder<br />
Experimente zu wagen und dennoch von<br />
ihren Fans ungebrochen geliebt zu werden.<br />
Nick Holmes<br />
(Paradise Lost)<br />
Für die meisten Depeche<br />
Mode-Alben empfinde<br />
ich eine Hassliebe. Doch<br />
bei diesem Song weiß ich nicht so recht:<br />
Mir fehlt der große Refrain, und die While<br />
My Guitar Gently Weeps-Akkordfolge ist<br />
etwas zu vorhersehbar. Ich bin sicher, das<br />
Album enthält stärkere Nummern.<br />
Martin Bodewell<br />
(orange.sector)<br />
Garantiert ist die neue Single<br />
Heaven ein Song, der das<br />
Fanlager spalten wird. An<br />
eine erste Depeche Mode-<br />
Singleauskopplung hat man immer sehr hohe<br />
Erwartungen. Mich berührt der Song nicht<br />
mehr so wie frühere Werke, aber für mich<br />
ist die B-Seite All That’s Mine wenigstens ein<br />
kleiner Lichtblick!<br />
Plastique (Welle: Erdball,<br />
The Girl & The Robot)<br />
Heaven ist definitiv anders.<br />
Während ich mit den<br />
letzten zwei Alben so meine<br />
„Problemchen“ hatte,<br />
macht mir diese Single schon Lust auf mehr.<br />
Gefühlvoll, intensiv und stark – Dave und<br />
Martin im Duett sind und bleiben einfach<br />
unbezahlbar. Ein wunderschöner „Phönix aus<br />
der Asche“-Text in großartiger Blues-Synthie-<br />
Fusion, von drei gestandenen Männern, denen<br />
ich das, was sie da tun und vor allem singen,<br />
definitiv abnehme. Toll, dass Depeche Mode<br />
mich auch nach so vielen Jahren (huch...<br />
Jahrzehnten?!) noch überraschen können.<br />
Einziges Manko: zu viel Gitarre, zu wenig<br />
analoger Synthesizer. Aber diese Aussage<br />
sollte man von einem Welle: Erdball-Mitglied<br />
vielleicht nicht allzu ernst nehmen.<br />
Torben Schmidt<br />
(Lights of Euphoria, Binary Park)<br />
Voller Vorfreude haben wohl<br />
alle Depeche Mode-Fans die<br />
Ankunft der neuen Single<br />
Heaven erwartet. Und dann...<br />
die Enttäuschung? Ich muss zugeben, dass ich<br />
am Anfang auch sehr skeptisch war und Heaven<br />
bei mir ein paar Anläufe benötigte, bis es<br />
gezündet hat. Die A-Seite finde ich eher solide,<br />
aber nicht wirklich bewegend, während das bei<br />
der B-Seite All That’s Mine schon ganz anders<br />
aussieht! Düsterer Electro-Sound mit klasse<br />
Gesang und diese Depeche Mode-typische<br />
Atmosphäre, großartig!<br />
Michael Setzer (end of green)<br />
Ein schönes Lied. Ich habe sofort im Plattenschrank nach Dummy von<br />
Portishead gekramt und mir solange vorgestellt, wie ein Duett mit Beth<br />
Gibbons und Dave Gahan geklungen hätte. Trotzdem: alleine Gahan und<br />
Gore „I dissolve in trust“ singen zu hören, tut besser als so vieles anderes<br />
zwischen Frühstück und Verzweiflung.<br />
<strong>Orkus</strong>! - 35
Die Mischung kommt an... Model Kaos und ihr<br />
Gothic Future Pop können schon wenige Monate nach<br />
Bandgründung mehr als respektable Achtungserfolge<br />
vorweisen. Ihr im Mai 2012 veröffentlichtes Debut<br />
Ghost Market kletterte bis Rang acht der DAC und<br />
verwies manche Szene-Größe auf die hinteren Plätze,<br />
jede Menge Radioairplay trägt den Sound zwischen<br />
Electro, Gothic und Wave in die Welt hinaus. In<br />
Würzburg weiß man eben um die Vorzüge einer<br />
ausgewogenen Mixtur, die elektronische Dynamik<br />
mit organischen Gitarren verbindet. Tanzbar ist das<br />
immer, funktioniert aber nicht nur in den Clubs. Das<br />
schlägt stetig höhere Wellen: Für den Sommer konnten<br />
Model Kaos einen Supportslot vor The Crüxshadows<br />
ergattern, in den Local Charts von ReverbNation<br />
setzten sie sich gar an die Spitze. Nicht von ungefähr,<br />
sind doch die Musiker seit über 20 Jahren aktiv. Dass<br />
sie derzeit mehr Konzertanfragen aus dem Rest der<br />
Welt erreichen als für Gigs auf deutschem Boden,<br />
findet man in den Reihen des Trios zwar nicht perfekt,<br />
steckt aber nicht den Kopf in den Sand, sondern<br />
arbeitet daran. Mit ersten Erfolgen – am 02. März<br />
nehmen sich Model Kaos die Würzburger Kellerperle<br />
vor; zu hören gibt es dann auch die Nummer If this is<br />
heaven, mit der sie sich bereits auf unserer Compilation<br />
vorstellten.<br />
www.model-kaos.com<br />
Christopher Sturm<br />
„Seltsam, dass wir darauf<br />
nicht schon 200 Jahre<br />
früher gekommen sind.“<br />
(Comte Caspar)<br />
Extrablatt! Extrablatt! Freuen Sie sich auf brandneue<br />
Informationen aus dem Hause Coppelius, fast tumultartige<br />
Wortmeldungen dieser anerkannten Künstler und einen<br />
wahrhaft folgenreichen Streich ihres Butlers!<br />
<strong>Orkus</strong>: Welch dringende Neuigkeiten gibt es denn, dass dafür ein<br />
Extrablatt vonnöten scheint?<br />
Graf Lindorf: Man hat uns überrumpelt, betrogen und<br />
hintergangen. Man hat uns heimlich mit einem Aufnahmegerät<br />
belauscht, und nun soll ein Album veröffentlicht werden, auf dem<br />
neue Stücke von uns zu hören sind. Ein Skandal! Wenn das mal nicht<br />
ein Extrablatt rechtfertigt!<br />
Bastille: Ich habe es – mit Verlaub – diesmal besonders geschickt<br />
eingefädelt: Ich platzierte die Herren in einer unserer Räumlichkeiten<br />
so, dass genug Abstand eingehalten wurde, um übliche Tumulte zu<br />
vermeiden, dass genug Nähe vorhanden war, um das Musizieren zu<br />
gewährleisten, und dass es keiner gemerkt hat. Der Raum hatte eine<br />
hervorragende Akustik. Die Stücke wurden auf diese Weise ohne das<br />
Wissen der Herren und ohne die damit unvermeidlichen Streitereien<br />
und Eitelkeiten aufgenommen. Die Herren meinten, ein wenig zu<br />
proben, ich wies an dieser oder jener Stelle hin, dass mal dieser, mal<br />
jener Ton noch nicht ganz rein gewesen sei, und irgendwann reichte es<br />
dann für das Extrablatt! Irgendeiner muss sich doch um die Einkünfte<br />
kümmern! Was meinen Sie denn, wie der extraordinäre Lebensstandard<br />
aufrechtzuerhalten ist? Aber auch das war früher anders... da haben<br />
Leute noch für Amüsement bezahlt; heute gibt es ja fast alles für<br />
umsonst. Also, meine Idee war das jedenfalls nicht!<br />
O: Nun ist es sicher Ihren grundsätzlichen Interessen und<br />
künstlerischen Vorlieben geschuldet, dass Sie Neuigkeiten als Musik<br />
unters Volk bringen. Haben Sie sich dabei wiederum der von Ihnen<br />
bekannten Stilmittel bedient?<br />
Max Coppella: Es ist sehr nett gemeint, dass Sie unsere Laute<br />
als „Musik“ bezeichnen. Diese fertigzustellen, bedarf nur ein paar<br />
Drohungen vonseiten des Ministers. Das beantwortet sicherlich Ihre<br />
Frage nach den Mitteln: Jeder nimmt ein Instrument, und wenn einer<br />
mal nicht will, gibt es noch weniger Wasser und Brot... das hört man<br />
auch.<br />
Comte Caspar: Da wir mitten in den Versuchen zur Verbesserung<br />
der akustischen Amplifikation aufgenommen wurden, wird sich dieses<br />
Werk wie ein Tagebuch der klanglichen Entwicklung unserer Kapelle<br />
hören. Ich denke, daran haben die elektrischen Gitarristen einmal<br />
mehr auf Jahrzehnte zu knabbern!<br />
O: Welches Musikstück auf Extrablatt ist das ungewöhnlichste<br />
gegenüber den restlichen, fällt stilistisch vielleicht etwas mehr aus dem<br />
Rahmen?<br />
36 - <strong>Orkus</strong>!
MC: Das möchte ich lieber nicht verraten, das<br />
darf nie jemand erfahren!<br />
GL: Reichtum dürfte wohl auf Ihre Frage hin<br />
zu nennen sein. Der Klang und die Spielweise<br />
heben sich sicherlich am meisten von<br />
Bisherigem ab.<br />
MC: Herr Graf, ich werde Sie verni...<br />
CC: ... verniedlichen Sie die Bedeutung<br />
der unterschiedlichen Spielweise der<br />
Streichinstrumente nicht, Herr Coppella! Das<br />
Violoncello nicht mit dem Bogen gestrichen,<br />
sondern gezupft, und dann auch noch<br />
galvanisch verstärkt! Seltsam, dass wir darauf<br />
nicht schon 200 Jahre früher gekommen sind.<br />
O: Warum erschien es Ihnen angemessen,<br />
Maria nach Ihren Vorstellungen zu vertonen?<br />
Genauso Running Free. Fremdinterpretationen<br />
sind ja nun nichts Neues, wie man es eigentlich<br />
von einem Extrablatt erwarten darf.<br />
GL: Maria nach unseren Vorstellungen?<br />
Selbstverständlich! Unsere Originalversion von<br />
1857 war auch langsam mal fällig.<br />
B: 1859, Herr Graf.<br />
Sissy Voss: 1864. Das war das Jahr der<br />
ersten photographischen Ausstellung. Man<br />
hat uns nicht reingelassen, weil sich die zwei<br />
Klarinettisten direkt vor dem Eingang in die<br />
Haare gekriegt hatten.<br />
CC: Es gibt auch Geschichten, die noch<br />
interessant sind, wenn sie jemand anders schon<br />
erzählt hat. Es muss ja nicht alles neumodischkurzlebiger<br />
Firlefanz sein!<br />
O: Wie ist das, wenn Sie alle zusammen im<br />
Studio sind? Ein konzentriertes Zusammen-<br />
Arbeiten? Gemeinsames Tüfteln?<br />
MC: Gemeinsam und wissentlich im Studio?!<br />
Das war ein köstlicher Scherz. Ich ertrage<br />
noch nicht einmal eine Fliege in meiner Nähe.<br />
Was glauben Sie wohl, was ich den „anderen“<br />
von Coppelius zuleide tun könnte? Nach<br />
gemeinsamem Tüfteln lasse ich die Arbeit zwar<br />
möglichst aussehen, allein: das wäre nicht ganz<br />
korrekt. Ich erkläre meine Notenschrift, und<br />
wenn ein Jahr herum ist, haben alle meine<br />
Schrift entziffert. In der Zwischenzeit habe ich<br />
alles schon selbst eingespielt – normalerweise.<br />
Diese qualvolle Zeit mit einem „Tumult“ zu<br />
bezeichnen, wäre eine Untertreibung; ein Wort<br />
dafür gibt es nicht und sollte es auch nie geben.<br />
CC: Sie müssen wissen, eigentlich bevorzugen<br />
wir das Konzert. Man spürt das Auditorium,<br />
man hat den direkten Kontakt, es ist ein<br />
einzigartiger Moment, welcher da entsteht.<br />
Dass wir überhaupt inzwischen Aufnahmen<br />
gemacht haben, ist ein Kompromiss an die<br />
turbulenten modernen Zeiten.<br />
www.coppelius.eu<br />
Axel Schön<br />
Photos: Richard Schmädicke<br />
Discographie (Alben):<br />
Time-Zeit (2007)<br />
Tumult! (2009)<br />
Zinnober (2010)<br />
Extrablatt (2013)<br />
Line-Up:<br />
Max Coppella – Klarinette, Gesang<br />
Comte Caspar – Klarinette, Gesang<br />
Graf Lindorf – Cello, Gesang<br />
Sissy Voss – Kontrabass<br />
Nobusama – Schlagzeug, manchmal Gesang<br />
Bastille – Diener, Gesang, Schlagzeug,<br />
Erfrischungen, Korrespondenz,<br />
Erledigungen des täglichen Lebens<br />
<strong>Orkus</strong>! - 37
Movies of my life<br />
Henkersmahlzeit<br />
Mick Moss (Antimatter)<br />
Gebratener Chili-Butternutkürbis<br />
Jinxy (Santa Hates You)<br />
Antichrist (2009)<br />
Atemberaubend, uneingeschränkt<br />
kompromisslos, aufregend roh und fabelhaft<br />
verstörend. Dieser Film bewegt, geht unter die<br />
Haut, pflanzt sich in Dein Gehirn und lässt Dich<br />
tagelang an nichts anderes denken.<br />
So muss Kunst sein!<br />
Lügen macht erfinderisch<br />
(2009)<br />
Alles, was Ricky Gervais<br />
bisher kreiert hat, lässt mich vor Begeisterung<br />
salivieren. Seine Werke massieren gleichermaßen<br />
meine Lachmuskeln, mein Hirn und meinen<br />
Geist. Diese ausgesprochen scharfsinnige,<br />
tiefgründige und originelle Komödie ist keine<br />
Ausnahme.<br />
Shaun of the Dead<br />
(2004)<br />
Vergesst alle anderen Zombiefilme: Dies ist der<br />
Film, den man gesehen haben muss, bevor man<br />
stirbt – oder kurz danach. Dieser geniale Streifen<br />
vereint den herrlichen britischen Humor mit<br />
dem Horrorgenre, was mich sofort herzförmige<br />
Augen bekommen lässt und ihn zu meinem<br />
absoluten Lieblingszombiemovie macht.<br />
Ich – Einfach unverbesserlich (2010)<br />
Das Kind in mir fordert Eis und lustige<br />
Schlafanzüge für alle! Und zwar sofort!<br />
Meine abgrundtiefe und schamlose Liebe für<br />
Animationsfilme könnte suggerieren, ich sei süchtig<br />
nach ihnen. Alle meine Favoriten aufzuzählen,<br />
würde diese zierliche Rubrik sprengen. Deswegen,<br />
auch wenn es sich wie eine Tortur anfühlt,<br />
entscheide ich mich für diese unwiderstehliche<br />
animierte Komödie. Sie ist eine perfekte Mischung<br />
aus Ethik, Emotionen, urkomischem Humor, einer<br />
reizvollen Storyline und Charakteren, die so unbeschreiblich putzig sind,<br />
dass man schreien möchte. „It’s so fluffy, I’m gonna die!“<br />
Monster (2003)<br />
Was macht einen Menschen zum „Monster“?<br />
Und wer ist hier das wahre Monster? Dieser<br />
großartige, beunruhigende Film, der Charlize<br />
Theron zu Recht einen „Oscar“ beschert hat,<br />
weigert sich, die Welt nur in Schwarz oder Weiß<br />
abzubilden. Er schafft es, eine unaussprechlich<br />
grausame Wirklichkeit in all ihren<br />
mannigfaltigen und vielschichtigen Facetten<br />
darzustellen.<br />
Dieses tolle Rezept vereint Salzigkeit, Süße und Schärfe in einem<br />
Gericht. Es kann zu Fleisch, aber auch allein serviert werden. Es ist meine<br />
Eigenkreation. Ich bin ziemlich stolz darauf und bereite sie ziemlich oft zu.<br />
Zutaten:<br />
1 Butternutkürbis<br />
1 oder 2 frische Chilischoten<br />
ca. 15 mittelgroße bis große<br />
Champignons oder<br />
Ziegelrote Schwefelköpfe<br />
1 mittelgroße rote Zwiebel<br />
Olivenöl<br />
Meersalz<br />
Den Kürbis schälen, entkernen und in Stücke von ungefähr zwei<br />
Zentimetern schneiden. Die Zwiebel schälen, halbieren und diese Hälften<br />
jeweils vierteln.<br />
Ein Backblech mit Olivenöl bestreichen und die Kürbiswürfel und<br />
ganzen (!) Pilze auf ihm anordnen. Die Pilze sollten mindestens doppelt<br />
so groß sein wie die Kürbisstücke.<br />
Nun die Chilis klein schneiden und sie (samt ihren Kernen) mit dem Salz<br />
über das Blech streuen. Die Menge bleibt dem individuellen Geschmack<br />
überlassen. Ich mag beides reichlich.<br />
Jetzt einen weiteren kräftigen Schluck Olivenöl über das Gemüse geben.<br />
Danach muss alles gut per Hand vermischt werden. Sorge dafür, dass alles<br />
gleichmäßig mit Öl bedeckt ist. Nun wieder ebenmäßig auf dem Blech<br />
verteilen. Stell’ sicher, dass es nicht zu voll liegt, denn das verlängert die<br />
Garzeit und mindert möglicherweise auch die Qualität des Resultats.<br />
Gib das Backblech für 40 Minuten in den Ofen (etwa 180 Grad), nimm<br />
es wieder heraus, streue die Zwiebel über den Rest und vermenge alles<br />
gut. Dabei muss besonders auf den Kürbis geachtet werden, weil er gern<br />
zerfällt. Das Ganze kommt jetzt noch einmal 20 Minuten in den Ofen.<br />
Von Zeit zu Zeit vorsichtig durchmischen.<br />
Nach diesen 20 Minuten ist unsere Speise auch schon fertig.<br />
Guten Appetit!!!<br />
In Zahlen<br />
Oliver s. Tyr (Faun)<br />
Wie viele Gigs hast du in deinem Leben schon bestritten? Über 700.<br />
Wenn aber Feuershows und Auftritte als fahrender Gaukler auch dazu<br />
zählen, dann wohl über 1.000.<br />
Wie viele Songs hast du in deinem Leben geschrieben? Circa 60.<br />
Wie viele Texte hast du in deinem Leben geschrieben? Circa 60.<br />
In wie vielen Bands hast du bereits gespielt? Wie hießen sie? In vier<br />
Bands. Die erste Band vor Urzeiten hieß Projekt Paul. Deutschsprachiger<br />
Folk/Punkrock. Dann natürlich Faun. Seit 2012 außerdem Folk Noir<br />
(düsterer Folk) und Kauna (Nordic Folk).<br />
Seit wann bist du Musiker im weitesten Sinne? Mit 14 Jahren hatte<br />
ich einen tollen Gitarrenlehrer. Wir haben dann im Unterricht auf zwei<br />
klassischen Gitarren Guns N’ Roses nachgespielt. Seitdem.<br />
38 - <strong>Orkus</strong>!
„Das sind keine Bands,<br />
sondern arme Schweine...“<br />
Sami Mark Yahya hatte mit Faderhead immer eine recht hohe Veröffentlichungsfrequenz, doch in den letzten beiden Jahren setzte er<br />
dem Ganzen die Krone auf: Zunächst The World Of Faderhead und nun FH4, dazwischen auch gleich noch die Doppel-„Best Of“ Two<br />
Sides To Every Story. Entweder braucht dieser Mann keinen Schlaf, oder er produziert seine Lieder seit Langem abrufbereit auf Halde...<br />
Sami Mark Yahya: Bis auf wenige Phasen<br />
schreibe ich eigentlich ständig Songs; selbst wenn<br />
ich nicht im Studio bin, halte ich Songideen<br />
oder Textzeilen immer wieder fest. Ich verwende<br />
allerdings sehr selten alte Songs, die schon ewig<br />
herumliegen. Vor einer Produktion höre ich mir<br />
einfach alle Demos an, die ich seit dem letzten<br />
Album aufgenommen habe, und entscheide mich<br />
dann, welche Songs auf das Album passen. Bei<br />
Platten wie Black Friday, bei denen es ein Konzept<br />
und eine Story gab, war das anders. Da habe ich<br />
nur an den 16 Songs geschrieben, die am Ende<br />
auch tatsächlich auf dem Album erschienen sind.<br />
<strong>Orkus</strong>: Darf man beim Titel des neuen Werkes<br />
eine bewusste stilistische Anknüpfung an die FH-<br />
Reihe vermuten?<br />
SMY: Black Friday war ein Konzeptalbum, The<br />
World Of Faderhead war ein Album mit Songs, die<br />
mein Leben beschrieben, und FH4 ist jetzt wieder<br />
– wie früher – einfach drauflosgeschrieben. Ohne<br />
Rahmen, Geschichte oder Konzept. Es gab zwar<br />
auch da Songs, die miteinander verknüpft waren,<br />
aber insgesamt habe ich einfach geschrieben, ohne<br />
mich um Zusammenhänge zu kümmern. Das war<br />
beim neuen Album wieder so, und deswegen war<br />
es für mich naheliegend, die Platte FH4 zu nennen.<br />
O: FH4 ist sehr modern und technoid geraten.<br />
Wann sehen wir dich in der „Raveline“?<br />
SMY: Eigentlich finde ich das Album total<br />
untechnoid, eher poppig und soft. „Modern“ trifft<br />
allerdings sicherlich zu. In der „Raveline“ würde ich<br />
natürlich auch gern stattfinden. Vielleicht sollte ich<br />
da mal anrufen und eine CD hinschicken. (lacht)<br />
O: Dafür wurden die Aggrotech-Elemente ein<br />
wenig eingedampft. Inwiefern sind diese für dich<br />
lediglich Stilmittel oder eher Ausdruck deines<br />
aktuellen Gemütszustandes?<br />
SMY: Ich bin ja ursprünglich nicht aus dem<br />
Elektronik-Sektor, daher war in den ersten<br />
Jahren alles neu, und deshalb auch der Anteil<br />
an Aggrotech-Elementen. Stilmittel sind bei<br />
Faderhead allerdings immer Ausdruck meines<br />
Gemütszustands, da bei mir auf einem Album<br />
vier bis fünf verschiedene Stilistiken zu finden<br />
sind. Das beruht darauf, dass ich mir einfach nicht<br />
vorstellen kann, eine fragile Emotion mit einem<br />
harten Dark Electro-Beat und verzerrtem Geschrei<br />
auszudrücken. Die Songs auf FH4 sind aber<br />
tatsächlich ein wildes Sammelsurium der besten<br />
Tracks, die ich nach März 2012 geschrieben<br />
habe. Ich denke daher nicht, dass sie ein klarer<br />
Ausdruck meines Gemütszustands sind. Vielleicht<br />
waren die heftigeren Songs am Ende einfach nur<br />
nicht gut genug. Hinzu kommt, dass mir keiner<br />
erzählen kann, dass er ein Jahr lang immer nur<br />
böse oder traurig ist.<br />
O: Auf FH4 gibt es eine Menge zu entdecken,<br />
und so langsam erwartet man von dir sogar ein<br />
bisschen mehr als bloß Tanzmusik. Ist das okay<br />
für dich?<br />
SMY: Es ist mir immer schon wichtig gewesen,<br />
nicht nur auf Tanzmusik festgelegt zu werden.<br />
Dann hätte ich nur einen Song geschrieben, den<br />
auf jeder Platte zwölf Mal mit anderem Titel und<br />
anderem Filmsample kopiert und mich Y-RY<br />
genannt. Und Bands, die festlegen, in welche<br />
Richtung sie gehen, sind keine Bands, sondern<br />
arme Schweine, da sie ihre künstlerische Freiheit<br />
verlieren. Das kann ich noch verstehen, wenn<br />
man in einer Karnevalsband spielt, um Geld<br />
zu verdienen, aber nicht, wenn man in einem<br />
alternativeren Musikgenre existiert, in dem<br />
sowieso kaum Geld gemacht wird.<br />
O: Mit Dancers fällt ein Stück mal wieder<br />
besonders aus dem Rahmen. Wie viel Spaß macht<br />
es dir, Genregrenzen einfach zu ignorieren? Und<br />
wie kam es zur Zusammenarbeit mit Shawn<br />
Mierez?<br />
SMY: Das hat mir schon immer Spaß gemacht.<br />
Sei es mit Mattaku auf FH1, mit Dirtygrrrls/<br />
Dirtybois auf FH2, mit Fuck What You Heard auf<br />
FH3, mit der kompletten Horizon Born-EP, mit<br />
Pussy Rules auf Black Friday oder jetzt mit Dancers.<br />
Das ist eigentlich nie Absicht, aber es ist mir halt<br />
auch egal. Ich habe keine Angst davor, dass mich<br />
irgendein 45-jähriger Old School-EBM-Fan oder<br />
ein 16-jähriger Cybergoth für „untrue“ hält.<br />
Shawn kenne ich seit 2005. Ich hatte Dancers<br />
selbst eingesungen und war davon nicht so<br />
überzeugt, also habe ich Shawn angerufen und<br />
ihn gefragt, ob er nicht mal kurz rumkommen<br />
und das für mich einbrüllen könnte. Shawn ist<br />
einer der legendärsten Techno-MCs aller Zeiten,<br />
hat keine fünf Minuten für alles gebraucht, und es<br />
klang auch noch sofort super. Da war dann klar,<br />
dass ich meine Vocals lösche und das Ganze zu<br />
einem Feature mache.<br />
O: Wenn man sich anschaut, auf welchem Platz<br />
The World Of Faderhead bei einem britischen<br />
Onlinehändler gelandet ist, fragt man sich, was<br />
dir diese Verkaufszahlen bedeuten?<br />
SMY: Das erfüllt mich auf jeden Fall mit<br />
Genugtuung. Vor allem, wenn man weiß, dass<br />
MusicNonStop in Großbritannien der wichtigste<br />
Händler ist. Und da ist es schon ziemlich cool,<br />
dieselben Verkaufszahlen wie And One zu haben<br />
und mehr zu verkaufen als Fields of the Nephilim,<br />
De/Vision, Front Line Assembly oder Suicide<br />
Commando. Allesamt Bands, die in Deutschland<br />
deutlich mehr Fans haben. Ich brauche das zwar<br />
nicht, aber es ist eine Anerkennung dafür, dass ich<br />
seit Jahren immer mehr für meine Fans mache als<br />
99 Prozent aller anderen Bands... und das Mehr<br />
dann auch immer noch umsonst ist – sei es der<br />
Kurzfilm zu Black Friday oder die 360-Grad-<br />
Panoramen für The World Of Faderhead.<br />
O: Fühlt man sich bei dem Erfolg, gerade auch in<br />
den USA, nicht manchmal wie der sprichwörtliche<br />
Prophet im eigenen Land?<br />
SMY: Man sieht ja bei Festivalshows, dass wir<br />
fast immer das größte Publikum des Tages haben.<br />
Es gibt also genug Leute, die meine Musik gut<br />
finden. Man darf aber auch nicht vergessen,<br />
dass ich immer noch „neu“ bin. Und wenn wir<br />
in Nürnberg oder Bochum 700 Leute bei einem<br />
Konzert haben, kann ich damit aktuell ziemlich<br />
gut leben. Bands wie Suicide Commando und<br />
And One gibt es bereits über 20 Jahre, und sie sind<br />
gewachsen in Zeiten, als Menschen noch Musik<br />
bewusst gehört haben. Von daher ist es doch nur<br />
natürlich, dass sie deutlich mehr Fans haben. Am<br />
Ende würde ich auch Musik machen, wenn ich<br />
keine Fans hätte. Je schneller man zudem populär<br />
ist, desto schneller verschwindet man auch wieder<br />
von der Bildfläche.<br />
www.faderhead.com<br />
Lars Schubert<br />
Discographie (Alben):<br />
FH1 (2006)<br />
FH2 (2007)<br />
FH3 (2008)<br />
Black Friday (2010)<br />
The World Of Faderhead (2012)<br />
FH4 (2013)<br />
40 - <strong>Orkus</strong>!
„Ich bin sicher, dass nicht alles in uns stirbt.“<br />
Bäumchen, wechsle dich: Peter Wichers hat sich zum zweiten Mal von Soilwork getrennt und Björn „Speed“ Strid als alleiniges<br />
Gründungsmitglied zurückgelassen. Der fackelt nicht lange und beschert der Melodic Death Metal-Welt mit The Living Infinite ein<br />
faszinierendes Doppelalbum schwedischer Maßarbeit. Was das Meer, das Leben und das Jenseits damit zu tun haben, verrät er im sehr<br />
persönlichen Gespräch.<br />
Björn Strid: Der Titel ist ein Ausdruck von<br />
Jules Verne, der den Charakter des Ozeans<br />
begreiflich machen wollte. Seine Umschreibung<br />
hat mich nicht mehr losgelassen, und weil sich<br />
das Album mit überaus existenziellen Dingen<br />
beschäftigt, musste es einfach diesen Namen<br />
tragen. Ich bin am Meer aufgewachsen, lebe<br />
immer noch dort und könnte mir niemals<br />
vorstellen, woanders zu leben. Das Meer ist<br />
meine größte Inspiration. Es verändert ständig<br />
seine Form; es gibt keine zwei Momente,<br />
in denen es gleich aussieht. Jedes Mal, wenn<br />
ich am Strand sitze und auf die Wogen<br />
hinausblicke, stelle ich mir diese existenziellen<br />
Fragen, die sich jetzt auf The Living Infinite<br />
finden.<br />
<strong>Orkus</strong>: Laut Jules Verne ist der Ozean<br />
unendlich. Was ist „unendlich“ für dich?<br />
BS: Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass<br />
Gefühle und Gedanken mit unseren Körpern<br />
sterben. Sie müssen irgendwohin. All meine<br />
Gedanken, meine Erinnerungen können nicht<br />
einfach verschwinden. Diese Dinge treiben<br />
mich, gelinde gesagt, in den Wahnsinn, weil<br />
ich viel zu viel über sie nachgrüble. Was, wenn<br />
unser Leben nur eine Projektion ist? Was, wenn<br />
wir alle irgendwo anders koexistieren? Ich<br />
musste mich quasi detraumatisieren. Deshalb<br />
musste dieses Doppelalbum her. Durch den<br />
Prozess des Schreibens freundete ich mich mit<br />
diesen Gedanken an und konnte mir selbst aus<br />
dieser geistigen Zwickmühle helfen.<br />
O: Es war also nicht so, dass du nur auf immer<br />
mehr Fragen gestoßen bist?<br />
BS: Oh doch. Es wird immer endlos viele<br />
Fragen geben. Aber man muss lernen, nicht<br />
unbedingt nach den Antworten zu verlangen.<br />
O: Letztlich ist auch die Anzahl der Fragen<br />
rund um die Unendlichkeit, nun, unendlich.<br />
Warum befasst du dich gerade jetzt damit?<br />
Erste Anzeichen einer Midlife-Crisis?<br />
BS: Nein, wenngleich dieses Album vor zehn<br />
Jahren noch nicht möglich gewesen wäre.<br />
Was wirklich dazu führte, war ein schlimmer<br />
Zwischenfall, der sich 2009 ereignete, als ich<br />
für ein halbes Jahr in Arizona lebte. Jemand<br />
hatte mir Crystal Meth in meinen Drink<br />
gemischt, und als ich zwei Stunden später in<br />
meinem Bett aufwachte, war ich überzeugt,<br />
tot zu sein. Ich war sicher, dass ich im Jenseits<br />
bin. Das war der gruseligste Moment meines<br />
Lebens, ließ mich jedoch mehr über das Leben<br />
nachdenken. Das tat ich zwar bereits mit vier<br />
Jahren, als mich solche Fragen noch zu Tode<br />
ängstigten, doch es verlor sich in meiner<br />
Teenagerzeit, als mir mehr oder weniger alles<br />
scheißegal war. Dann kamen all die Touren,<br />
all das Trinken – und dieser Moment war ein<br />
regelrechtes Erwachen für mich.<br />
O: Dein ungewollter Drogentrip hat dir ein<br />
Jenseits vorgegaukelt. In Memories Confined<br />
singst du aber: „There is no saviour, and there<br />
is no god...“<br />
BS: Ich weiß, ehrlich gesagt, nicht, was<br />
ich glauben soll. Beide Vorstellungen sind<br />
42 - <strong>Orkus</strong>!
erschreckend – zu sterben und alles wird<br />
schwarz, wird zum Nichts. Oder aber, zu<br />
sterben und irgendwo anders aufzuwachen,<br />
allein und fremd. Verdammt, ich kann mich<br />
einfach nicht entscheiden! (lacht) Aber wie<br />
gesagt: Ich bin sicher, dass nicht alles in uns<br />
stirbt.<br />
O: Letztlich ist der unsterblich, an den man sich<br />
erinnert. Wie möchtest du erinnert werden?<br />
BS: Darüber habe ich mich erst kürzlich mit<br />
jemandem unterhalten. Er erklärte mir, man<br />
werde meine Stimme auf meinen Alben auch<br />
dann noch hören, wenn ich längst tot bin.<br />
So hatte ich das tatsächlich nie gesehen. Wir<br />
hören noch heute die Stimmen unzähliger<br />
verstorbener Sänger. Als wären es ihre Geister.<br />
Ziemlich gespenstisch, wenn man darüber<br />
nachdenkt. Doch die Vorstellung, dass sich<br />
die Leute durch unser neues Album an mich<br />
erinnern werden, ist ungemein schön.<br />
O: Könnte klappen: The Living Infinite ist<br />
randvoll mit feinstem Melodic Death Metal.<br />
Aber warum eigentlich eine Doppel-CD? Die<br />
84 Minuten hätten ja fast auf eine gepasst.<br />
BS: Stimmt, aber uns war der Old School-<br />
Ansatz wichtig... wie in den Siebzigern, als<br />
Doppelalben eine Art Reise waren, die man<br />
beim Hören unternahm. Mit dem Booklet,<br />
den Lyrics und jeder Menge unerwarteter<br />
Wendungen. Überraschungen waren schon<br />
immer ein wichtiger Teil von Soilwork, doch<br />
diesmal gibt es so viel zu entdecken wie noch<br />
nie.<br />
O: Wie unterscheiden sich die beiden Parts?<br />
BS: Es sind zwei Kapitel derselben Geschichte.<br />
Viele empfinden die zweite CD als dunkler; das<br />
war aber nicht geplant. Die Lieder hängen alle<br />
eng zusammen.<br />
O: Lauscht man dem Doppelalbum, entsteht<br />
schnell der Eindruck, dass ihr euch hier richtig<br />
austoben konntet. Ein musikalischer Spielplatz<br />
quasi.<br />
BS: Genau so war es für uns, und genau das<br />
hat so großen Spaß gemacht. Zum ersten Mal<br />
experimentierten wir auch im Studio sehr<br />
viel herum, was daran lag, dass wir diesmal<br />
glücklicherweise richtig beschissene Demos<br />
hatten! (lacht) Als Peter noch in der Band war,<br />
schleppte er immer fast schon perfekte Demos<br />
an, die wir dann genau so einspielten. Dieses<br />
Mal mussten wir die Stücke wirklich noch<br />
verbessern!<br />
O: Welche Auswirkungen hatte Peters Weggang<br />
auf den Soilwork-Sound?<br />
BS: The Panic Broadcast besitzt eine<br />
amerikanische Aggressivität, die Peter in die<br />
Band gebracht hatte. Wir wollten aber zurück<br />
zu einer eher skandinavischen Aggressivität.<br />
Die ganz spezielle Melancholie unserer ersten<br />
Releases ging im Laufe der Jahre leider verloren.<br />
Auch wenn ich jetzt wie ein Black Metaller<br />
klinge: Ich wollte ein Album wie ein Film, der<br />
im schwedischen Winter spielt. Ein Album<br />
voller Wehmut. Und dieses Gefühl ist endlich<br />
zurück.<br />
www.soilwork.org<br />
Björn Springorum<br />
Discographie (Alben):<br />
Steelbath Suicide (1998)<br />
The Chainheart Machine (2000)<br />
A Predator’s Portrait (2001)<br />
Natural Born Chaos (2002)<br />
Figure Number Five (2003)<br />
Stabbing The Drama (2005)<br />
Sworn To A Great Divide (2007)<br />
The Panic Broadcast (2010)<br />
The Living Infinite (2013)<br />
Line-Up:<br />
Björn „Speed“ Strid – Gesang<br />
Sylvain Coudret – Gitarre<br />
David Andersson – Gitarre<br />
Ola Flink – Bass<br />
Sven Karlsson – Keyboard, Samples<br />
Dirk Verbeuren – Schlagzeug<br />
<strong>Orkus</strong>! - 43
„Wir sind einsamer<br />
als in den Jahrzehnten zuvor.“<br />
Mark Hockings und Richard Silverthorn haben sich mit ihrem<br />
neuen Werk selbst verschuldet in eine Sackgasse manövriert. Weniger<br />
dadurch, dass sie spätestens jetzt nicht mehr mit dem Etikett „Synth<br />
Pop“ versehen werden können, sondern allein durch die einst getroffene<br />
Aussage, sie seien auf den Vorgänger A Perfect Solution besonders stolz<br />
und mit diesem Riesenschritt endlich dort angekommen, wo sie schon<br />
immer hinwollten. Was bedeutet das für Automation Baby in den Augen<br />
von mesh? Stagnation, gar Rückschritt – oder einfach nur die nötige<br />
Korrektur ihrer früheren Statements?<br />
Richard Silverthorn: (lacht) Da hast du uns wohl beim Einmaleins der<br />
Promotion ertappt. Dass man mit seinem aktuellen Release sehr zufrieden ist,<br />
sagt doch praktisch jede Band. Und bezüglich A Perfect Solution stimmt das<br />
auch immer noch. Der Schritt zu Automation Baby war vielleicht nicht ganz<br />
so enorm, aber man muss ehrlich feststellen, dass auch diesmal wieder alles<br />
so zusammenkam, dass es sich absolut stimmig anfühlte. Wir sind an den<br />
Elementen, die uns mittlerweile charakterisieren, drangeblieben und haben sie<br />
lediglich perfektioniert und ausgebaut. Hauptaugenmerk galt bei Automation<br />
Baby aber auch Marks Texten, die sich qualitativ ebenfalls noch gesteigert haben.<br />
<strong>Orkus</strong>: Gerade so gerettet... Nun bleibt allerdings noch zu klären, in welchem<br />
Genre sich mesh eures Erachtens inzwischen befinden. Früher gabt ihr euch mal<br />
das Etikett „Electronic Mainstream Crossover“. Und heute?<br />
RS: Dieser sperrige Begriff war bloß eine Erfindung des Labels und<br />
verkompliziert etwas so Einfaches wie Musik nur unnötig. Wir hatten jedoch seit<br />
jeher den Wunsch, nicht mit klassischem Synth Pop in Beziehung gebracht zu<br />
werden. Nicht dass wir diesen Sound nicht mögen, aber hier in England denkt<br />
dabei jeder gleich an Erasure oder die Pet Shop Boys. Die damit verbundene<br />
Erwartungshaltung wollen wir nicht bedienen. Bezeichnet man unsere Musik<br />
allerdings mittlerweile als „Electronic Rock“, können wir damit sehr gut leben.<br />
O: Vier Jahre sind seit A Perfect Solution vergangen. Eine lange Spanne zwischen<br />
zwei Alben – was habt ihr in der ganzen Zeit getrieben?<br />
RS: Zunächst haben wir A Perfect Solution ausgiebig betourt, auf nahezu jedem<br />
relevanten Festival gespielt, uns um das Remixalbum An Alternative Solution<br />
gekümmert und dann zu guter Letzt eine wirklich nötige Pause eingelegt.<br />
O: Von der Musik oder voneinander?<br />
RS: Selbst wenn wir uns nicht mehr sehen könnten, ließe es sich kaum<br />
vermeiden. Mark und ich wohnen mehr oder weniger um die Ecke, und wenn<br />
es trotz Pause mal keine Interviews zu führen, keinen Bürokram zu machen<br />
oder Touren zu planen gibt, trifft man sich halt zufällig im Supermarkt. Nein,<br />
die Nase vom anderen voll zu haben, können wir uns gar nicht leisten. (lacht)<br />
O: Irgendwann habt ihr euch wieder zusammengefunden, um mit Automation<br />
Baby ein Album zu schreiben, auf dem es auch nach häufigem Hören keine<br />
Lückenfüller gibt. Geht euch das leicht von der Hand, oder gleicht es doch eher<br />
Schwerstarbeit?<br />
RS: Danke schön! Du siehst es also wie das Team im Studio, welches sofort<br />
das Gefühl hatte, dass wir der richtigen Spur folgen. An sich fällt es uns leicht,<br />
Songs zu schreiben, aber manchmal stehen wir uns mit unserem eigenen<br />
Anspruch doch gewaltig im Weg. Wir waren nie Fans von Alben, die lediglich<br />
aus drei guten Liedern und minder schmuckem Beiwerk bestehen. Bei uns muss<br />
einfach jeder Track sitzen, und das ist auch der Grund, weshalb es auf unseren<br />
Singles keine „B-Seite“ in dem Sinne gibt. Diese klassische Resteverwertung<br />
gibt es bei uns nicht.<br />
<strong>Orkus</strong>! - 45
O: Und wieso füllt ihr dann noch immer keine Stadien?<br />
RS: Eine gute Frage und leider auch eine, die ich dir<br />
nicht beantworten kann. Wir haben eine tolle und treue<br />
Fangemeinde, aber riesige Locations füllt sie bislang nicht.<br />
Aber um ehrlich zu sein: wir arbeiten daran, denn natürlich<br />
ist das unser Ziel; Musiker, die etwas anderes behaupten, lügen<br />
sich nur in die eigene Tasche. Wir können jedoch nicht mehr<br />
tun, als weiterhin gutes Material zu veröffentlichen.<br />
O: ... und dieses erneut mit Olaf Wollschläger zu produzieren?<br />
RS: Warum auch nicht? Wir haben bereits mit verschiedenen<br />
Produzenten gearbeitet, aber wir mochten schon, was er bei<br />
A Perfect Solution abgeliefert hat, und ergänzen uns einfach<br />
perfekt. mesh sind grundsätzlich Mark und ich, und es ist für<br />
eine andere Person naturgemäß recht schwierig, in unseren<br />
inneren Zirkel Einlass zu finden. Wie heißt es doch so schön:<br />
„Never change a winning team.“ Hinzu kommt, dass es uns<br />
in Deutschland wirklich gut gefällt, wir hier die meisten Fans<br />
haben und auch jedes Mal sehr gern wiederkommen. Das<br />
klingt zwar ebenfalls nach Promotion-Einmaleins, ist aber<br />
tatsächlich die Wahrheit. (lacht)<br />
O: Wenn ihr ein komplettes Album dem Konsum und den<br />
digitalen Netzwerken widmet, ist davon auszugehen, dass ihr<br />
diesen Errungenschaften unserer Zeit nicht uneingeschränkt<br />
positiv gegenübersteht, oder?<br />
RS: Natürlich nicht – wir haben e-mail, Skype oder Facebook<br />
und sind trotzdem einsamer als in den Jahrzehnten zuvor.<br />
Echte Freundschaften gibt es heutzutage immer seltener, und<br />
auch wenn die Vernetzung eine Menge positiver Aspekte hat,<br />
wird das „Höher, schneller, weiter“ der jetzigen Generation<br />
irgendwann in totalem Stumpfsinn enden. Ich befürchte<br />
nur, dass wir mit unserer Kritik lediglich ein Spiegelbild der<br />
aktuellen Situation liefern können; eine Veränderung wird<br />
es wohl so rasch nicht geben, denn dazu ist die Menschheit<br />
einfach zu träge geworden.<br />
O: Letztlich seid ihr aber unbestreitbar ein Teil der Welt, die<br />
ihr kritisiert...<br />
RS: ... und wir müssen es auch sein, um die ganze Welt mit<br />
unserer Musik zu erreichen. Die Krux ist allerdings, dass genau<br />
diese Digitalisierung auch die Musik zerstört, und das macht<br />
mir durchaus Angst.<br />
www.mesh.co.uk<br />
Lars Schubert<br />
Photos: Roman Kasperski<br />
Discographie (Alben):<br />
Fragile (1994)<br />
In This Place Forever (1996)<br />
The Point At Which It Falls Apart (1999)<br />
On This Tour Forever (live, 2001)<br />
Who Watches Over Me? (2002)<br />
We Collide (2006)<br />
A Perfect Solution (2009)<br />
Automation Baby (2013)<br />
Line-Up:<br />
Mark Hockings – Gesang, Gitarre, Keyboard, Programmierung,<br />
Texte<br />
Richard Silverthorn – Keyboard, Programmierung<br />
46 - <strong>Orkus</strong>!
Ronan Harris<br />
Wie sieht für dich ein idealer Sonntag aus?<br />
Ein Tag wie jeder andere, an dem Deutschland nicht abgeschaltet scheint<br />
und Stadtzentren nicht so wirken, als wären sämtliche Erdbewohner<br />
plötzlich verschwunden. Wenn Du einen „Ruhetag“ brauchst, bleib’<br />
still zu Hause. Wenn aber Leute Sachen besorgen müssen und es an<br />
Werktagen einfach nicht schaffen, sollten sie diese Möglichkeit haben,<br />
anstatt ihre Lebensführung durch eine religionsbasierte, archaische<br />
Tradition diktiert zu kriegen. Wir leben nicht im 19. Jahrhundert.<br />
Wann kann man dir Unvernunft vorwerfen?<br />
Nicht häufig. Wenn jemand seinen Job nicht macht, auf dessen<br />
Erledigung ich zwingend angewiesen bin, oder wenn wer versucht,<br />
mich über den Tisch zu ziehen. In solchen Fällen lasse ich nicht mit<br />
mir reden.<br />
Welches Album oder welcher Film hat etwas in dir<br />
verändert?<br />
Da gibt es zu viele. Ich könnte einen nennen, doch das hieße<br />
Einschränkung. Es sind immer Filme, die mich mein eigenes Leben<br />
reflektieren und über die tiefen Fragen des Daseins nachsinnen lassen.<br />
Einige wenige Alben habe ich genau zum rechten Zeitpunkt gehört. Sie<br />
klangen exakt so, wie ich mich gerade fühlte oder war. Sie haben mich<br />
inspiriert, auf dem Pfad zu bleiben, auf dem ich mich befand, oder die<br />
Situation zu ändern. Sie halfen mir, zu realisieren, dass meine Probleme<br />
nicht so wichtig sind, wie ich dachte, und erinnerten mich, warum ich<br />
Musik so sehr liebe... Oder sie ließen mich die Lautstärke voll aufdrehen<br />
und in der Wohnung umhertanzen. Erst Stunden später bemerkte ich,<br />
dass unter mir ein Bestattungsunternehmen seine Räume hatte.<br />
Hast du schon mal geweint, weil etwas so unglaublich<br />
schön war?<br />
Ich vermute, die Leute können aus meinen Songs ableiten, dass ein paar<br />
Emotionen in mir herumpurzeln. Also: ja, habe ich. Wegen simpelster<br />
Dinge, die die meisten Menschen gar nicht wahrzunehmen scheinen.<br />
Was ist das Gute am Streit?<br />
Wäre das hier ein Kinderbuch, gälte als Antwort: „Die Umarmung<br />
danach, weil Du die Person lieb hast.“ Es ist aber keines, daher: In einer<br />
perfekten Welt wäre Streit unnötig. Da wir jedoch in keiner perfekten<br />
Welt leben, fungiert Streit als essenzielles Moment sozialer Interaktion,<br />
wenn Du einem totalen Arschloch sagen musst, was Du von ihm oder<br />
seinen Klamotten, seinen Haaren, seinem Auto, seinem Geruch oder<br />
seiner Meinung hältst. Bei der richtigen Art Streit hat jede Partei die<br />
Chance, ihre Ansichten und Empfindungen auszudrücken und gehört<br />
zu werden. Wenn alles gut läuft, gehen alle ein bisschen klüger aus<br />
dieser Situation hervor. Man weiß mehr über die Gefühlswelt des<br />
Gegenübers. Oder man weiß, dass man wirklich an das glaubt, woran<br />
man zu glauben meinte. Wenn es nicht so gut läuft, kann man immer<br />
noch mit gemeinen Schimpfwörtern um sich werfen. Mir gefällt es sehr,<br />
Frauen beim Streiten zu beobachten. Das ist unterhaltsamer als alles,<br />
was uns das Fernsehen hinschmeißt.<br />
Und was ist weniger gut an einem Streit?<br />
Zu wissen, dass die andere Person eine Waffe hat und bereit ist, diese zu<br />
benutzen. Das wäre wohl „eine schlechte Art des Streitens“. „Im selben<br />
Raum sein mit Leuten, die über Fußball streiten“, steht auch ziemlich<br />
weit oben auf der Liste. Durch einen solchen Zwist verwandeln sich<br />
vernünftige, empfindungsfähige, technikbegabte Erwachsene in etwas,<br />
das wie Höhlenmenschen aussieht, die darüber zanken, wessen Scheiße<br />
besser riecht. Ich spüre dann immer, wie mein Gehirn versucht, sich<br />
abzuschalten oder zu entfliehen. Eine weitere Art schlechten Streits<br />
ist der, bei dem man mit jemandem spricht, der respektive die keine<br />
Ahnung vom Thema hat. Davon kenne ich eine ganze Menge.<br />
Wann erlebst du positiven Stress?<br />
Wenn ich an Musik oder einem kreativen Projekt arbeite oder eine Tour<br />
vorbereite. Da erreiche ich oft meine Grenzen, und das liebe ich.<br />
Wann erlebst du negativen Stress?<br />
Wenn ich unter starkem Druck stehe, möglichst schnell Dinge zu<br />
erledigen, auf die ich keine Lust habe.<br />
Welchen Kindheitstraum möchtest du dir noch<br />
erfüllen?<br />
Ich will ins Weltall und in einer Raumstation ein paar Tage im Orbit<br />
der Erde schweben.<br />
Angenommen, es gibt die Wiedergeburt: Als was<br />
würdest du gerne zurückkommen?<br />
„Angenommen“ gilt hier für mich nicht. Was ich wünsche, ist ohne<br />
Bedeutung, aber mehr Körpergröße wäre nett.<br />
Deine größte Hoffnung...?<br />
Dass wir den idiotischen Pop-Kultur-Trend der letzten Jahre rückgängig<br />
machen können: eine Fixierung auf Dummheit, Versagen, kurze<br />
hirntote Lacher und Schadenfreude. Diese tragische Übersteuerung kam<br />
durch Typen im Internet, die entdeckt haben, dass sie auf diese Weise<br />
nichts zu tun brauchen, außer sich über Menschen lustig zu machen, die<br />
tatsächlich etwas leisten. Welch eine Sauerstoffvergeudung.<br />
Wie stellst du dir die Zukunft vor?<br />
Klügere und pragmatischere Wege, mit Technologie umzugehen,<br />
konkrete Lösungen für Probleme, bedachter Umgang mit Ressourcen,<br />
Konzentration auf verbessernde Erfindungen und keine blöden<br />
Talentshows mehr.<br />
<strong>Orkus</strong>! - 47
„Da ging’s auch mal stürmisch zu.“<br />
Ein weiteres Urgestein unserer Szene ist zurück! Nein, so ganz stimmt das nicht, denn live waren Love Is Colder Than Death immer<br />
wieder mal zu erleben. Also nie völlig weg. Lediglich auf ein neues Album wartete man vergebens. Jetzt endlich der Neustart: mit<br />
Tempest und frischer Crew.<br />
<strong>Orkus</strong>: Einmal mehr hat sich bei Love Is Colder Than Death das<br />
Besetzungskarussell gedreht. Warum?<br />
Uli Stornowski: Da gibt es verschiedene Aspekte. Eine<br />
Antwort ist, dass sich dieses Karussell in den knapp 25 Jahren aus<br />
diversesten Gründen drehte. Änderung der persönlichen Lebensziele,<br />
Schwangerschaft, Schwerpunkte auf andere Projekte und natürlich auch<br />
zwischenmenschliche Auseinandersetzungen spielten da eine Rolle. Es<br />
gibt nicht viele Bands, die in solch langer Zeit des Bestehens immer die<br />
gleiche Besetzung hatten. Eine andere Antwort ist, dass Veränderungen<br />
in der Besetzung die Band bisher immer neu inspiriert haben. Bei Live-<br />
Auftritten standen ja auch immer verschiedene Musiker auf der Bühne,<br />
die nicht regelmäßig dabei waren.<br />
O: Und wer sind die neuen Mitglieder?<br />
US: Anja Herrmann, die seit Jahren als Perkussionistin die Show<br />
ergänzte, ist nun mit ihrer tollen Stimme und ihrer Erfahrung als Live-<br />
Musikerin in den Mittelpunkt neben Ralf gekommen. Ich selbst bin<br />
ein Multiinstrumentalist, der schon lange gemeinsam mit Anja auf<br />
verschiedenen Bühnen steht. Mit unserem Dazustoßen wird es der Band<br />
gelingen, mit der neuen CD und frischem Wind wieder regelmäßig live<br />
aufzutreten.<br />
O: Euer letztes Output liegt nun doch bereits eine ganze Weile zurück.<br />
Was habt ihr in der Zwischenzeit gemacht? Lag LICTD tatsächlich<br />
vorübergehend „auf Eis“?<br />
US: LICTD war schon immer eine Band, die mit viel Geduld und Sinn<br />
für Details gearbeitet hat. Das dauert halt seine Zeit und ist erst fertig,<br />
wenn alle zufrieden sind. Das liegt auch in der Natur der Kompositionen,<br />
dem Charakter der Musik. Quantität war nie wichtig. In den letzten<br />
Jahren gab es außerdem auch andere Projekte, die den Bandmitgliedern<br />
48 - <strong>Orkus</strong>!
dass jeder, der darüber nachdenkt, die verschiedensten Bilder in<br />
den Kopf bekommt. Und genau das ist unser Ansinnen: wir wollen<br />
inspirieren durch ausdrucksstarke Musik und vieldeutbare Namen.<br />
O: Das Cover vermittelt eher den Eindruck, es handele sich um<br />
einen Eissturm...<br />
US: Das Bild für das Cover ist von einer guten Freundin<br />
aufgenommen worden und wartete vermutlich genau auf uns, denn<br />
bei einem gemeinsamen Brainstorming fiel ihr genau dieses Photo<br />
ein und wie sie es mit klammen Fingern aufnahm, ohne zu wissen,<br />
wofür. Es war für uns schnell ein beeindruckender Hingucker: Rose<br />
– Wildrose – Hagebutte – Kälte – Lebenskraft, die unterm Eis auf<br />
den Frühling wartet... ein geniales Bild.<br />
O: LICTD sind seit etlichen Jahren in der Szene präsent. Spürt<br />
ihr den Wandel im Konsumverhalten der Hörer, oder bedient ihr<br />
ein Genre, vielleicht auch eine Art von Fans, wo das nicht so zum<br />
Tragen kommt?<br />
US: Das wird sich zeigen. In den letzten Jahren gab es immer<br />
Nachfragen nach LICTD-CDs, und irgendwann liefen die<br />
Onlineverkäufe von Songs und Alben natürlich besser als physische<br />
CDs. Die Aufrufe von Konzertmitschnitten auf YouTube und<br />
die Statistiken von Onlineradios zeigen, dass regelmäßig Musik<br />
von uns gehört wird. Bisher war LICTD hauptsächlich im Wave/<br />
Gotik-Bereich aktiv. Das ist allerdings ein besonderes Publikum.<br />
Mit viel Aufwand setzt man sich liebevoll in Szene, genießt die<br />
Aufmerksamkeit und spart nicht bei der Ausstattung. Wir haben eine<br />
CD produziert, die als Gesamtkunstwerk sicher besser funktioniert,<br />
wenn man sie in die Hand nimmt, anschaut, im Booklet blättert<br />
und liest und dann in Ruhe auf einer guten Anlage hört. Wenn man<br />
sie nur auf dem iPod für unterwegs auf dem Fahrrad hat, fehlt in<br />
unseren Augen und Ohren eine Menge.<br />
O: Habt ihr das Gefühl, nach der langen Releasepause heute<br />
tatsächlich noch in der Szene präsent zu sein?<br />
US: Momentan freuen wir uns sehr, dass unsere bisherige<br />
Vorbereitung der Veröffentlichung von Tempest so gute<br />
Rückmeldungen bringt. Fast täglich bekommen wir Anfragen aus<br />
dem In- und Ausland von Redakteuren, Journalisten, Onlineradios.<br />
Alle sind gespannt und neugierig. Darauf hatten wir gehofft, aber<br />
nicht geahnt, dass schon so viel gutes Feedback auf die Musik<br />
kommt... vor dem eigentlichen Veröffentlichungstermin.<br />
wichtiger waren. Ideen entstanden trotzdem und wurden bearbeitet<br />
und weiterentwickelt. Immer mal wieder gab es ziemlich schöne und<br />
gut besuchte Konzerte. Es war also eher eine „Kreativpause“ auf dem<br />
Sektor der CD-Produktion.<br />
O: Euer neues Album heißt Tempest, ganz profan übersetzt „Sturm“<br />
oder „Gewitter“. Bezieht sich das auch darauf, was bei euch durch<br />
die Neuformierung hinter den Kulissen zu verzeichnen war?<br />
US: Was hinter den Kulissen läuft, war bei LICTD nie wichtig für<br />
die Außenwirkung der Band. Es ging immer darum, gute Musik zu<br />
machen, die der Band und den Fans gefällt. Trotzdem sind alle Leute<br />
neugierig darauf, was da sonst so abgeht. Und ja: es gab innerhalb<br />
der Band 2011 eine Krise, die Kraft gekostet hat und mit für die<br />
Umbesetzung verantwortlich war. Da ging’s auch mal „stürmisch“<br />
zu.<br />
O: Worauf bezieht sich der Titel aber offiziell?<br />
US: Die Engländer bezeichnen mit „tempest“ ein Unwetter auf<br />
See. Herr Shakespeare hat ein geniales Werk mit diesem Titel<br />
geschrieben. Es gibt einen Song mit dem Namen the tempest auf der<br />
CD, der wie ein heftiges Unwetter daherkommt. Und dann gibt’s<br />
die Ruhe vor und nach dem Sturm zu hören, und die gibt’s beim<br />
Orkan ja sogar mittendrin. Dies und auch die Bildhaftigkeit dieses<br />
Wortes bewogen uns zu diesem Namen. Schön ist immer wieder,<br />
O: Das <strong>Orkus</strong>! Magazin erscheint jetzt auch als eMagazine. <strong>Orkus</strong>!<br />
ermöglicht es damit, die Ausgaben etwa auf einem Tablet oder<br />
Smartphone und am Desktop zu lesen. Wie gefällt euch diese Idee?<br />
US: Prinzipiell und wenn man dem Trend folgt, sollte natürlich<br />
auch <strong>Orkus</strong>! als eMagazine erhältlich sein. Unsere Musik kann man<br />
ja auch als MP3s kaufen, obwohl wir selbst – etwas altertümlich<br />
– CDs als Medium besser finden, weil da keine Komprimierung<br />
unsere aufwändigen Sounds „klein schneidet“.<br />
www.lictd.com<br />
Axel Schön<br />
Discographie (Alben):<br />
Teignmouth (1991)<br />
Mental Traveller (1992)<br />
Oxeia (1994)<br />
Atopos (1999)<br />
Eclipse (2003)<br />
Inside The Bell (2004)<br />
Tempest (2013)<br />
Line-Up:<br />
Anja Herrmann – Gesang, Percussion<br />
Ralf Jehnert – Gesang, Percussion, Streichinstrumente<br />
Maik Hartung – Streichinstrumente<br />
Uli Stornowski – Gesang, Flöte, Percussion, Schlagzeug<br />
<strong>Orkus</strong>! - 49
„Zurückgehen<br />
werden wir nicht!“<br />
Nicht ganz dicht waren Der Blutharsch ja schon immer. Im positiven Sinne, versteht<br />
sich. In den letzten Jahren hat sich das sonnenreligiöse Verwirklichungsfeld des Albin<br />
Julius zum psychedelisch-folkigen Chamäleon entwickelt, dessen einzige Konstante die<br />
Wandelbarkeit ist. Martialische Marschklänge, Country, Pop, Krautrock und Folklore<br />
kamen immer mal wieder zusammen, gipfeln auf dem jüngsten Werk The end of the<br />
beginning im bislang verdrogtesten Ausflug in die musikalische Welt des Psychoaktiven.<br />
Der Blutharsch, endgültig zu einem Haufen LSD-Gurus verkommen? Das vielleicht nicht.<br />
Die Bookleterwähnung, man solle das Album am besten hören, wenn man „chemically<br />
imbalanced“ ist, weist dann aber doch den Weg in eine gewisse Richtung. „Damit ist<br />
alles gesagt, oder?“, meint Albin lapidar. Auf Nachfragen ergänzt er diese etwas mickrige<br />
Aussage noch ein wenig: „Ich weiß nicht, ob das Album, nüchtern gehört, überhaupt<br />
verstanden werden kann.“ Wie man diesen musikalischen Grenzgang zwischen Psych<br />
Folk, Space Rock und Wahnsinn konsumiert, bleibt letztlich dem Hörer überlassen. Er<br />
wirkt so oder so. „Das Album repräsentiert die aktuelle Grundstimmung in der Band“,<br />
erklärt der polarisierende Bandchef. „Und momentan ist es ein wild trip – eine wilde Reise,<br />
auf der wir uns befinden. Möge es so bleiben!“<br />
Aber bitte doch. Wenn es bedeutet, dass so herrlich kauzige, hypnotisierende Klangwellen<br />
dabei entstehen, sollte man dieser Formation nicht reinreden. Die arbeitet nämlich inniger<br />
zusammen denn je. „Es fühlt sich besser an denn je“, so Julius zur internen Atmosphäre.<br />
„Es ist gut, solch versierte und talentierte Mitmusiker zu haben... und auch eine Ehre.“<br />
Man darf also gespannt sein, was dieses psychedelische Kollektiv aus dem bereits geplanten<br />
nächsten Werk The Cosmic Trigger machen wird. Doch The end of the beginning bietet fürs<br />
Erste genug Gesprächsstoff. Die Band agiert nach einem simplen Prinzip: Der Weg ist das<br />
Ziel. Die Arbeit an einem Album steht für Albin im Mittelpunkt seines Schaffens, stets<br />
halten sie sich alles offen. „Nur eines kann ich sagen: Zurückgehen werden wir eher nicht!“<br />
Zurückgehen, damit meint er die Martial Folk-Hochphase des Projekts. Ist mittlerweile<br />
auch ziemlich schwer vorstellbar – wenn man getreu dem Titel auch gerade erst am Ende<br />
des Anfangs angekommen ist. Jetzt geht es also erst richtig los bei Der Blutharsch? „Das<br />
ist der Masterplan!“, nickt Albin begeistert. „Mal sehen, was die Zukunft bringt. Aber<br />
irgendwie bin ich im Moment sehr optimistisch, was unsere Zukunft anbelangt... auch<br />
aus dem Grund, da ich selber keine Erwartungen habe.“<br />
www.derblutharsch.com<br />
Björn Springorum<br />
50 - <strong>Orkus</strong>!
DIE NEUE SINGLE<br />
AB 8. MÄRZ<br />
ALS DOWNLOAD<br />
DAS DEBÜT-ALBUM<br />
AB 22. MÄRZ<br />
HEUTE WAR GOtt NICHT HIER<br />
inkl. der ersten Single 'Absolution'<br />
DIE GESCHICHTE DER KREUZZÜGE - MITREISSEND UND ATEMBERAUBEND<br />
UMGESETZT IN FLAMMENDEN, VIRTUOSEN SOUND!
„Die Stelle, an der wir falsch abgebogen sind,<br />
liegt schon ziemlich weit zurück.“<br />
Welle: Erdball sind schützenswert! Was<br />
wie der clevere Slogan einer überbezahlten<br />
Marketingfirma erscheinen mag, leuchtet auch<br />
ohne angestrahlte Plakate ein, denn „leider gibt<br />
es weltweit nur noch recht wenige Künstler, die<br />
wirklich Computermusik mit einem analogen<br />
Synthesizer als klares Stilelement machen.<br />
Bands wie Second Decay oder Der Liederkranz<br />
gibt es leider nicht mehr, und Größen wie<br />
Kraftwerk oder Jean Michel Jarre sind über sich<br />
selbst hinausgeschossen oder haben einen sehr<br />
ineffizienten Veröffentlichungsturnus. Wir sehen<br />
uns hier schon als so etwas wie die letzte Bastion,<br />
denn wir brauchen Computerklang... unser<br />
ganzes Leben lang.“ Computerklang lautet auch<br />
der Name ihrer neuen EP, und der Titeltrack<br />
überrascht mit einem besonders schrägen<br />
Akzent. Da will wohl jemand unbedingt aus<br />
der Reihe tanzen? „Gerade in den Fünfzigern<br />
war es modern, mit Akzent zu singen. Auch<br />
deutsche Künstler wie Roy Black oder Mina mit<br />
Heißer Sand haben das getan. Vielleicht hat man<br />
sich seiner Nationalität geschämt oder wollte<br />
durch amerikanischen Akzent krampfhaft etwas<br />
kosmopolitischer auftreten. Aus heutiger Sicht ist<br />
das natürlich noch immer ein Stilmittel, und wer<br />
außer uns hätte – gerade in unserer Szene – den<br />
Mut, hier mal wieder anzusetzen? Das können<br />
wir uns ja auch mal erlauben“, meint Honey<br />
augenzwinkernd.<br />
Die Minimalelektroniker geizen erneut nicht<br />
mit Gesellschaftskritik, wie bereits der Titel<br />
Zombies im Kaufhaus andeutet. „Wenn man die<br />
Wirklichkeit widerspiegelt, kritisiert man sie<br />
ja eigentlich nicht, oder? Die Verhältnisse sind<br />
klar: Fernsehen ist tot, Kapitalismus scheiße, und<br />
alles, was man sich kaufen kann, ist vergiftet,<br />
überteuert, nach sechs Monaten im Arsch oder<br />
billiger Plastikplunder. Und wir laufen wie<br />
Zombies durch die Welt und versuchen unsere<br />
Verbitterung über diese Verhältnisse mit Kaufen<br />
zu kompensieren... ein Teufelskreis.“ Der „gläserne<br />
Mensch“ ist ebenfalls ein Thema, welchem sich<br />
immer wieder gern angenommen wird. Aber<br />
lässt diese Kontrollierte Welt überhaupt noch Platz<br />
für Kritik? „Dank Facebook gehört der Mensch<br />
ja erst zum Establishment, wenn er transparent<br />
und aus Glas ist. Der coole, intelligente und gut<br />
aussehende Datenschützer von damals ist doch<br />
heute eher ein geächteter Datenmüslifresser, der<br />
sich zu viel Offenbarung 23 reingezogen hat und<br />
mit bekloppten Verschwörungstheorien um sich<br />
schmeißt. Vielleicht schreibt man solche Texte<br />
heute nur noch, um nach dem GAU zu sagen:<br />
Na, ich habe es Euch doch schon damals prophezeit!<br />
Aber auch wir möchten die Welt noch immer<br />
in die richtigen Bahnen lenken. Leider wird das<br />
immer schwieriger, denn die Stelle, an der wir<br />
falsch abgebogen sind, liegt schon ziemlich weit<br />
zurück.“<br />
Also lieber auf das Hier und Jetzt konzentrieren<br />
und uns den Mund mit einem kleinen Ausblick<br />
auf ein geschäftiges Jahr wässerig machen. „Zu<br />
viel wird nicht verraten, aber es wird definitiv<br />
ein absolutes Welle: Erdball-Jahr. Neben der lang<br />
erwarteten Sendung unseres Meisterstückes, dem<br />
Album Tanzmusik für Roboter, feiern wir auch<br />
noch unser 20-jähriges Bestehen. Dazu wird es<br />
eine Art Jubiläumszusammenstellung unserer<br />
persönlichen Welle: Erdball-Lieblingslieder,<br />
unveröffentlichtes Material sowie eine Welle:<br />
Erdball-Dokumentation auf DVD geben.<br />
Darüber hinaus feiern wir unseren Geburtstag<br />
beispielsweise auf dem WGT, dem Amphi<br />
Festival und im Rahmen des Hörerclubtreffens in<br />
Leipzig. Das Jahr nimmt dann seinen Abschluss<br />
mit einer großen Europatournee, welche auch im<br />
Zeichen des Jubiläums und unter dem Programm<br />
des kommenden Albums steht.“ Eine Planfülle,<br />
die bereits beim Lesen ins Schwitzen bringt!<br />
www.welle-erdball.info<br />
Lars Schubert<br />
Discographie (Alben):<br />
Frontalaufprall (1994)<br />
Alles ist möglich (1995)<br />
Tanzpalast 2000 (1996)<br />
Der Sinn des Lebens (1998)<br />
Die Wunderwelt der Technik (2002)<br />
Chaos Total (2006)<br />
Operation: Zeitsturm (2010)<br />
Der Kalte Krieg (2011)<br />
Line-Up:<br />
Honey – Musik, Texte, Sprache<br />
A.L.F. – Planung, Konzept, Recherche<br />
Frl. Venus – Stimme, Weiblichkeit, Finanzwesen<br />
Plastique – Stimme, Weiblichkeit, Design<br />
C=64 – Klänge, Sprache, Motivation<br />
52 - <strong>Orkus</strong>!
Es gibt sie zum Glück immer noch: Bands, welche die Wurzeln<br />
unserer Musik am Leben erhalten. Unverkennbar zelebrieren<br />
Grooving In Green traditionellen britischen Goth Rock, bewegen sich<br />
stilistisch mal in der Nähe von Fields of the Nephilim, nur um wenig<br />
später musikalisch daran zu erinnern, dass sie zu zwei Dritteln aus<br />
früheren Mitgliedern der Kultformation Children on Stun bestehen.<br />
Nicht zuletzt ist ihr Name selbst eine Reminiszenz an die Anfänge<br />
des Genres, hieß Grooving in green doch die zweite Single der Szene-<br />
Urgesteine The March Violets.<br />
Trotz dieser vielen Anleihen bei älteren Tagen klingt das Trio auch<br />
auf seinem jüngst erschienenen Zweitwerk Stranglehold kein bisschen<br />
angestaubt, sondern verbindet den klassischen Sound mit zeitgemäßen<br />
Ideen und einem Touch Lässigkeit. Die charakteristische, vielseitig<br />
eingesetzte Stimme von Sänger Tron (Ex-Solemn Novena) hatte<br />
schon auf dem Debut Post Traumatic Stress die eigene Note der Stücke<br />
unterstrichen, was beim neuen Album wieder erfolgreich gelingt.<br />
Es gibt sie zum Glück immer noch: Menschen, welche fernab jeglicher<br />
kurzlebigen Musikmode die Wurzeln des Gothic Rock mögen. Für sie<br />
spielen auch Grooving In Green.<br />
www.groovingingreen.co.uk<br />
Axel Schön<br />
Die Gitarristen Claudio Leo und Raffaele Zagaria, Gründungsmitglieder<br />
der italienischen Goth Metal-Band Lacuna Coil, verließen besagte<br />
Formation bereits nach dem ersten Album 1999. Das Duo beschloss,<br />
weiterhin gemeinsame Sache zu machen, und rief sofort Cayne ins<br />
Leben, die einen Plattenvertrag bei Scarlet Records unterschrieben und<br />
anno 2001 Old Faded Pictures veröffentlichten. Am Ende der ersten Tour<br />
entschied man sich, einen Gang zurückzuschalten, und blieb inaktiv, bis<br />
Claudio Leo und Marco Barusso (Gitarre/Produktion) den Stein 2006<br />
wieder ins Rollen brachten. Mit neuer Besetzung – ohne Raffaele –<br />
ging es weiter, und speziell das Jahr 2011, als die Addicted EP erschien,<br />
stand ganz im Zeichen der Band. Dank hervorragender technischer und<br />
musikalischer Fähigkeiten, ungewöhnlich berührendem Gothic Rock<br />
sowie einem besonderen Händchen für wundersame Melodieführung<br />
hatte das Gespann nichts zu befürchten... Zwölf Jahre nach dem Debut<br />
wollten Cayne mit ihrem selbstbetitelten Zweitwerk dicke auftrumpfen.<br />
Doch darüber schwebt jetzt eine traurige Nachricht: Claudio ist am 17.<br />
Januar an den Folgen einer schweren Krankheit gestorben. Nun heißt<br />
es für den Rest der Mannschaft, stark zu bleiben, nach vorne zu blicken<br />
und Claudios Vermächtnis abzuliefern. Großes Potenzial hat es!<br />
www.cayne.it<br />
Nadine Ahlig<br />
„Klar, vergleicht uns doch mit anderen Größen<br />
aus dem Business...“ Solche Sätze hört man von<br />
Musikern bekanntlich eher selten. Dass sich die<br />
fünf dänischen Alternative Rocker Boil damit gar<br />
nicht schwertun, demonstriert ein erfrischendes<br />
Vertrauen in die eigene Originalität. Neben<br />
Tool oder Creed und etlichen mehr werfen sie<br />
selbst noch Katatonia als Inspirationsquelle<br />
auf den Haufen. Typisch ist ihr Bekenntnis zu<br />
schnell entzündlichen, aber nie verflachenden<br />
Melodiekurven; ein komplexes, jedoch<br />
nie sinnlos hineingeballertes Repertoire an<br />
Stilmitteln für ihre Lieder. Der Erfolg gibt ihnen<br />
recht, zumindest im Heimatland, wo die Gruppe<br />
um Sänger Jacob Løbner nach dem Debut<br />
Vessel (2007) ordentlich Lob und exklusive<br />
Spielangebote einstreichen durfte. Auch ihr<br />
drei Jahre später veröffentlichtes Album A New<br />
Decay erntete gute Kritiken – nur insgesamt zu<br />
wenige. Saubere Arbeit bescheinigte man ihnen,<br />
aber zurück blieb der Hauch von einem bereits<br />
zu oft vernommenen Progressive Rock-Mix. Das<br />
soll nun aXiom richten. Und tatsächlich, ihr<br />
dritter Wurf bezeugt jene Weiterentwicklung als<br />
erfahrene Formation, welche sich so viele Bands<br />
gerne selbst attestieren.<br />
www.facebook.com/boilmusic<br />
Miriam Claus<br />
<strong>Orkus</strong>! - 53
„Eine schmerzhafte Art,<br />
den Abend zu verbringen... Wein hilft.“<br />
Das Warten hat ein Ende! Kaum ist das neue Jahr in Fahrt gekommen, steht auch schon ein ganz besonderes Release in den<br />
Startlöchern. Aus Schweden beglückt uns das EBM-Duo Spetsnaz auf seinem lang und heiß ersehnten vierten Streich in<br />
gewohnt von vorne bis hinten durchtanzbarer Manier. Grund genug, mit Stefan Nilsson über For generations to come zu reden.<br />
<strong>Orkus</strong>: Welche Generationen wollt ihr mit eurem aktuellen Werk<br />
ansprechen?<br />
Stefan Nilsson: Wir möchten ganz einfach diejenigen erreichen,<br />
die sowohl jetzt als auch in Zukunft unsere Alben kaufen. (grinst)<br />
O: Woher nehmt ihr eure Inspiration für das Songwriting, und<br />
pflegt ihr dabei bestimmte Rituale? Natürlich zielt diese Frage auch<br />
ein wenig auf die fünf Jahre Stille um Spetsnaz ab.<br />
SN: In der letzten Zeit hatten Pontus und ich sehr geschäftige<br />
Privatleben. Aber wir spielten trotzdem immer Shows. Vor zwei<br />
Jahren begannen wir dann schon, erste Stücke von For generations<br />
to come in unser Live-Set einzubauen. Wenn es ans Texten und<br />
Komponieren geht, neigen wir dazu, die Welt um uns herum und<br />
natürlich auch unser Privatleben zu reflektieren. Vor allem das<br />
Schreiben ist eine schmerzhafte Art, seinen Abend zu verbringen...<br />
Wein hilft.<br />
O: Euer Sound vermittelt einen sehr offensiven und gnadenlosen<br />
Charakter. Wie erschafft ihr diese Atmosphäre? Nur durch die<br />
Reflexion eurer Umwelt und der heutigen Gesellschaft?<br />
SN: Wir machen die Art Musik, die wir wirklich machen wollen<br />
und die wir selbst gerne hören. Unsere Einflüsse sind sehr breit<br />
gefächert und stammen nicht einzig vom EBM. Wir sind stark<br />
zielorientierte Menschen, und das repräsentiert auch unser Sound –<br />
sowohl rhythmisch als auch lyrisch.<br />
O: Hinsichtlich eures jüngsten Materials lässt sich sagen, dass<br />
ihr die von euch bekannten und geschätzten treibenden Beats<br />
verwendet habt. Wie wichtig ist EBM für euch? Ihr kreiert neue<br />
Werke, ohne euch selbst oder andere Künstler in irgendeiner Form<br />
zu wiederholen.<br />
SN: Wir entschieden uns für EBM, weil wir diesen Musikstil<br />
lieben und anno 2001 zudem eine gewisse Leere in dieser Sparte<br />
verspürten. Unseres Erachtens hat EBM nie an Relevanz verloren<br />
und wird immer seine Daseinsberechtigung haben. Wir wollen uns<br />
mit Spetsnaz stetig weiterentwickeln, jedoch in einem bestimmten<br />
Rahmen bleiben. Der härteste Teil bei diesem Prozess ist es, uns<br />
aufzuraffen und den Punkt zu erreichen, an dem wir mit dem<br />
Ergebnis vollends zufrieden sind.<br />
O: Ihr macht EBM mit einer Aussage, ohne an Club- und<br />
Tanzflächentauglichkeit einzubüßen. Man denke nur an Tracks wie<br />
Apathy oder nunmehr Ignorance is bliss. Ist diese Herangehensweise<br />
manchmal ein schwieriger Spagat?<br />
SN: Wir sind nach wie vor der Meinung, dass die Texte den<br />
gleichen Stellenwert besitzen wie die Musik. Wir würden uns<br />
schlichtweg langweilen, wenn wir Lieder ohne jeglichen Inhalt<br />
schreiben würden. Klar darf der Spaß nicht zu kurz kommen, aber<br />
die Leute sollen dennoch zum Nachdenken angeregt werden. Dabei<br />
lassen wir den Hörern die Freiheit, wie sie die einzelnen Stücke für<br />
sich interpretieren. Über die Jahre haben wir nämlich festgestellt,<br />
dass die Leute genau das am liebsten tun.<br />
O: Was sind eure weiteren Pläne, auch gerade hinblickend auf die<br />
bevorstehende Festivalsaison und die Zusammenarbeit mit anderen<br />
Künstlern?<br />
SN: Natürlich wollen wir so viel wie irgend möglich live spielen! Wir<br />
hoffen auf eine Menge Konzerte und Festivalgigs. Normalerweise<br />
kollaborieren wir mit anderen Künstlern, indem wir massenhaft Bier<br />
mit ihnen trinken und gemeinsam feiern. (schmunzelt) Hoffentlich<br />
treffen wir sie und Euch dieses Jahr da draußen zahlreich!<br />
www.facebook.com/pages/spetsnaz/23395943282<br />
Marie-Luise Henke<br />
Discographie (Alben):<br />
Grand design (2003)<br />
Totalitär (2006)<br />
Deadpan (2007)<br />
For generations to come (2013)<br />
Line-Up:<br />
Pontus Stålberg – Gesang, Musik, Texte<br />
Stefan Nilsson – Schlagzeug<br />
<strong>Orkus</strong>! - 55
„Ein wahr gewordener Traum.“<br />
Wunderbar spröde, wie ein neo-folkiger Nick<br />
Cave, der sich mit Sol Invictus verbrüdert<br />
hat, klingt das neue Kunstwerk von Fire + Ice.<br />
Formvollendet britisch auch der Mann dahinter:<br />
Ian Read, Gentleman des englischen Neo Folk,<br />
redet Journalisten gern mal als „dear Sir“ an und<br />
freut sich, wenn sie ein Interesse an britischer<br />
Mythologie und an Sprachen mitbringen. Diese<br />
beiden Dinge spielen auf Fractured Man nämlich<br />
eine große Rolle. „Ein Weg, den Albumtitel<br />
zu erschließen, führt über die sogenannten<br />
Zaunreiter – jene, die zur Hälfte in unserer Welt<br />
und zur Hälfte in der Anderswelt leben. Ohne<br />
Elfen gäbe es keine Magie auf dieser Welt, doch<br />
wer sich mit ihnen abgibt, sollte wissen, was<br />
Fremdheit bedeutet.“ Fremdheit. Das sagt er als<br />
deutsches Wort. „Nun, dieses Wort verliert viel,<br />
wenn man es übersetzt“, meint er milde lächelnd.<br />
Sein erstes Album in zwölf Jahren ist übrigens<br />
genauso versponnen, mystisch und geisterhaft wie<br />
diese Aussage, beruft sich in den Texten oftmals<br />
auf alte Ausdrücke oder gar längst ausgestorbene<br />
Sprachen. „Es ist unmöglich, direkt über diese<br />
Mysterien zu sprechen“, so der Künstler. „Das<br />
Wort Mythos wird heute beinahe synonym mit<br />
Unwahrheit benutzt. Das ist insofern ein großer<br />
Fehler, als es eine höhere Wahrheit bezeichnet,<br />
die sich nur denen erschließt, die hinter die<br />
Schleier blicken können. Wenn das jemand tut,<br />
nachdem er Fractured Man gehört hat, war ich<br />
nicht umsonst auf dieser Erde.“<br />
Dass Mister Read nicht einfach Wikipedia oder<br />
Google für seine spirituelle Sinnsuche nutzt,<br />
sollte mittlerweile klar sein. „Ich traf mich<br />
regelmäßig mit der Rune-Gild in London, aber<br />
auch mit Experten wie Nigel Pennick. Den<br />
grundsätzlichen Impuls, weshalb ich an diesem<br />
Album zu arbeiten begann, kann man im<br />
Booklet nachlesen.“ Das ist sehr schön gestaltet...<br />
Digipak, mit einem künstlerischen Gemälde statt<br />
sinnfreiem Runengeschwurbel. Fire + Ice meinen<br />
es ernst, wenn sie sich schon zurückmelden.<br />
Auch musikalisch: Entrückt tönen die Songs,<br />
scheinen Tiefgreifendes zu sagen. „Ich bin nicht<br />
mehr derselbe, der an Birdking gearbeitet hat,<br />
geschweige denn an den älteren Werken. Wohin<br />
mich meine Reise bis jetzt getragen hat, wird auf<br />
dieser Veröffentlichung deutlich. Ich schreibe<br />
darüber, wer ich bin.“ Instinktiv denkt man an<br />
David Bowie, der sich aktuell Where Are We Now?<br />
fragt, denn auch Ian Read ist lange dabei. Hat mit<br />
den ganz Großen der Neo Folk-Szene gearbeitet,<br />
bei Sol Invictus gespielt, die Hälfte der Neo Folk-<br />
Welt für seine eigenen Werke verpflichtet. Auch<br />
diesmal stehen ihm Musiker von Unto Ashes,<br />
Sonne Hagal und weiteren Bands tatkräftig<br />
zur Seite, um seine ganz persönliche Vision<br />
englischer Folklore zu realisieren. „Das Werk mit<br />
Menschen zu vollenden, die alle auf ihre Weise in<br />
die Mysterien einführen, ist ein wahr gewordener<br />
Traum.“ Read zeigt ehrlichen Enthusiasmus. So<br />
voller landestypischem Understatement er auch<br />
ist... freuen kann er sich so richtig. „Alle nahmen<br />
die Herausforderung an – und sind nun ebenso<br />
stolz auf das Album, wie ich es bin.“<br />
www.facebook.com/fireiceneofolk<br />
Björn Springorum<br />
Photo: Ingrid Wultsch<br />
Discographie (Alben):<br />
Gilded By The Sun (1992)<br />
Hollow Ways (1994)<br />
Midwinter Fires (1995)<br />
Rûna (1996)<br />
Birdking (2000)<br />
Fractured Man (2012)<br />
56 - <strong>Orkus</strong>!
„Das passiert alles intuitiv...“<br />
Unter dem Titel Eva erblickt ein ganz besonderes Debutalbum das<br />
Licht der Welt: ein 13 Tracks zählendes Werk, welches ausschließlich<br />
mittelalterliche Stücke enthält, die zwischen dem zwölften und 14.<br />
Jahrhundert von katalanischen Troubadouren verfasst wurden. Der<br />
Multiinstrumentalist Efrén López hat sich jener Perlen angenommen<br />
und sie in ein frisches Gewand gehüllt. „Bei diesem speziellen Projekt<br />
arbeiten wir an alten, bereits existierenden Kompositionen. Ich erschaffe<br />
lediglich einige neue Instrumentalparts sowie Gesangsstimmen zu den<br />
Originalmelodien.“ Inspiration hierfür liefert ihm das Leben... „Aber<br />
die stärkste Kraft gibt mir die Musik selbst.“ Nahezu sämtliche Texte<br />
handeln von der Verehrung der Frau, von Liebe, Schmerz und Sehnsucht<br />
in allen Farben und Schattierungen. Themen, die noch nie an Präsenz<br />
verloren haben und auch immer bestehen werden. Iván López’ Stimme<br />
transportiert diese Emotionen ungefiltert an den Hörer weiter. Es fällt<br />
schwer, etwas Vergleichbares zu finden. Die Androgynität seiner Stimme<br />
lässt einen glauben, dass es mal eine Frau ist, mal ein Mann, und dann<br />
wieder ein schier geschlechtsloses Wesen, welches gerade seine ganz<br />
eigene Geschichte vorträgt. „Iván ist für uns ein wahres Geschenk. Er<br />
ist ein sensibler Musiker und Künstler im Allgemeinen. Er hat keine<br />
Gesangsausbildung, das passiert alles intuitiv“, schwärmt Efrén.<br />
Das Quartett fühlt sich sehr heimatverbunden. „Unsere Muttersprache<br />
ist Katalanisch. Deshalb ist es für uns selbstverständlich, dass die meisten<br />
Lieder auf Eva diese in Form von Okzitanisch aufweisen. Wir alle sind an<br />
Spaniens Mittelmeerküste geboren und aufgewachsen. Unser Land war<br />
historisch seit jeher für fremde Völker oder Kulturen leicht zu erreichen –<br />
Griechen, Römer, Juden, Araber. Folglich verwundert es nicht, dass sich<br />
entsprechende Spuren in unserer Kultur und also auch unserem Klang<br />
wiederfinden.“<br />
Derzeit sind EVO mit der Planung verschiedener Konzerte beschäftigt,<br />
um Eva auch live in voller Größe darbieten zu können. „Wir freuen uns<br />
schon, mit unserer Musik zu reisen.“<br />
www.myspace.com/evomedievalmusic<br />
Marie-Luise Henke<br />
Klingt wie ein neues Mitglied der Teletubbies, ist aber eine<br />
neue Band des vorzüglichen Electro-Labels Audiolith. Die<br />
Nummer Mess landete bereits in den Top 15 der Jahrescharts<br />
von on3-radio des Bayerischen Rundfunks. Muss man auch<br />
erst mal schaffen. Bassistin Steffi Jakobs und Produzent<br />
Klaus Scheuermann gründeten Tubbe vor zwei Jahren<br />
in München und bewältigten noch ohne Album und mit<br />
lediglich vier Songs im Gepäck ihre Live-Premiere. Was eine<br />
Katastrophe hätte werden können, findet im anstehenden<br />
Debut Eiscafe Ravetto nun seine glückliche Vollendung.<br />
Heute wohnt das Duo in Berlin, unterlegt Liebeskummer<br />
mit einem poppigen Rave-Beat (so auf der Single Liebe.<br />
Fertig.), stellt fest, dass man allein doch viel mehr Taktgefühl<br />
besitzt, und brüllt schwitzend: „HoooRave!“ Ein paar weitere<br />
Stücke sind zwischenzeitlich natürlich auch auf Lager, und<br />
so verwundert es nicht, dass Tubbe neben unserer Republik<br />
und großen Bühnen wie beim Christopher Street Day selbst<br />
das französische Nachbarland fleißig betouren, denn klar:<br />
„Raven kann man überall.“<br />
www.tubbemusik.de<br />
Lars Schubert<br />
Wen der zunehmend sinnentleerte<br />
deutschsprachige Industrial zu<br />
langweilen beginnt, der sollte einen<br />
Blick nach Frankreich werfen. Dort formten sich über<br />
die letzten Jahre viele interessante Bands, die das immer<br />
größer werdende Loch an Sinn und Verstand erfolgreich<br />
füllen. Eine davon sind Chemical Sweet Kid, 2008 auf Initiative<br />
von Sänger und Komponist Julien Kidam gegründet und bald<br />
live durch Kora Li an den Keyboards unterstützt. Nachdem im<br />
Jahr 2011 ihr erstes Album Tears Of Pain veröffentlicht wurde, ist<br />
jetzt Broken Wings auf dem Markt. Es mischt klassische, zeitlose<br />
Electro-Elemente mit aktuelleren Stilmitteln und scheut auch<br />
nicht davor zurück, sich durch andere Genres (wie etwa Metal)<br />
inspirieren zu lassen. Manchmal erinnern die Stücke angenehm<br />
an alte Werke von Tragic Black. Vielleicht, weil sie trotz aller<br />
Modernität den – nun, man möchte inzwischen fast schon sagen:<br />
„traditionellen“ – Gothic-Sound zelebrieren, ohne sich völlig<br />
auf ihn einzulassen. Dunkel, düster, teilweise verstörend, dann<br />
wieder melodiös und auf jeden Fall mit Dancefloor-Charakter,<br />
werten Chemical Sweet Kid den Industrial gewaltig auf.<br />
www.facebook.com/chemicalsweetkid<br />
Lydia Aufschlager
AntI-PoP!<br />
Der Neustart<br />
der legendären<br />
Reihe!<br />
edItIon<br />
Kim Ljung<br />
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Nachdem die Welt am 21.12.2012 nicht unterging:<br />
Neues Leben, neues Glück?<br />
Ja, das ist wirklich so. Ich leide unter ziemlich schlimmer Migräne, habe<br />
jedoch gemerkt, dass es besser wird, wenn ich mich gesund ernähre.<br />
Überhaupt tut das meinem Körper sehr gut. Er fühlt sich leichter und<br />
energetischer an. Ich hoffe, dass sich das auch auf meinen Kopf überträgt.<br />
2013 wird es mich herausfinden lassen.<br />
Vampirromantik hin oder her – möchtest du ewig<br />
leben?<br />
Wenn das bedeutet, dass alle um mich herum sterben und ich nicht –<br />
definitiv nein. Ich brauche Familie und Freunde unbedingt. „Für immer“<br />
sollte auf dem Friedhof begraben liegen. Klar ist es romantisch. Aber nur<br />
in der Vorstellung.<br />
Ist das, was wir sehen, auch das, was ist?<br />
Ich glaube schon. Alles geschieht aus einem bestimmten Grund. Selbst<br />
wenn es manchmal noch so scheiße ist. Bloß weil ich meinen Sohn Neo<br />
genannt habe, heißt das nicht, dass ich die Matrix für echt halte.<br />
Was ist gut/das Gute?<br />
Respekt. Verzweifelten Menschen helfen.<br />
Was ist böse/das Böse?<br />
Wenn ein Musikjournalist sein Ego durch eine schlechte Review<br />
aufzupolieren versucht. Passiert uns hier in Norwegen ziemlich oft.<br />
Ist der Mensch von sich aus gut oder böse?<br />
Um etwas über die Natur des Menschen zu sagen, muss man wohl alle<br />
Menschen auf Erden zusammenzählen. Jedes Individuum hat eine eigene<br />
Persönlichkeit.<br />
Was war zuletzt eine gute Tat von dir?<br />
Beim Aussteigen aus dem Zug zwei alten Damen mit ihren Koffern<br />
geholfen zu haben.<br />
Was war zuletzt eine nicht so gute, also böse Tat von<br />
dir?<br />
Als Man United in der letzten Minute der Verlängerung ein Tor der Spurs<br />
zugelassen hat, bin ich vor meinen Kindern schreiend und fluchend<br />
durchs Haus gerannt.<br />
Welchen Neujahrsvorsatz hast du in deinem Leben<br />
auch eingehalten?<br />
Nie wieder zu betrügen.<br />
Welchen Neujahrsvorsatz wirst du wohl wiederholt<br />
vergeblich fassen?<br />
Weniger Zeit an meinem Laptop zu verbringen.<br />
Deine wertvollste mit Geld erworbene Anschaffung?<br />
Mein Ehering. Und stell’ Dir vor, ich habe ihn letztes Jahr verloren. Ein<br />
Albtraum.<br />
Deine überflüssigste mit Geld getätigte Ausgabe?<br />
Ein Fretless Bass. Ich wollte wie Mick Karn von Japan klingen. Großer<br />
Fehler. Ich konnte das Ding überhaupt nicht spielen.
Dass hinter Honigdieb eine ziemlich witzige Truppe steckt, dürfte<br />
wahrlich nicht schwer zu erraten sein. Die Chanson Punk Folk Rock-<br />
Band besteht aus Alex C. (Querflöte/Chorgesang), Carsten Risch<br />
(Kontrabass), Stefan Göbel (Gitarre), Raimund Gitsels (Geige), Mathias<br />
Bonheger-Kadel (Schlagzeug) und natürlich Frontmann Sir Hannes<br />
alias Der Honigdieb. Ihr Zusammenspiel ist dabei ebenso kurios wie ihr<br />
Name. So lässt etwa Raimund von seiner Violine Regen auf Sir Hannes’<br />
Glatze tropfen. Honigdieb nehmen sich selbst nicht allzu ernst und<br />
verpacken die in ihren Stücken anfallende Eigen- respektive Fremdkritik<br />
mit einer ordentlichen Portion Ironie und Zynismus. Auch auf ihrem<br />
vierten Album, welches unter dem Titel Mein Hut hat keine Ecken erneut<br />
eine geballte Ladung an fröhlich beschwingten, irrwitzigen Liedern<br />
hervorbringt. Inhaltlich beschäftigt sich das Gespann mit zweifellos<br />
sehr ernsten Themen, jedoch wäre die Welt ohne Schmunzeln einfach<br />
weniger lustig, was Texte wie „Atomkraft hin – Atomkraft her – Fische<br />
mit drei Köpfen schmecken umso mehr“ beweisen... Live zu sehen sind<br />
die Dortmunder am 02. März in Lünen und am 31. Mai in Unna!<br />
www.honigdieb.de<br />
Nadine Ahlig<br />
Jeder ernsthafte Musikfan dürfte mindestens ein Mal in seinem Leben versucht<br />
haben, sich mit Pink Floyds Oeuvre vertraut zu machen und herauszufinden,<br />
was hinter The Wall und der dunklen Seite des Mondes noch<br />
alles steckt. Wahrscheinlich sind nicht wenige daran bereits gescheitert – zu<br />
sperrig, zu viel zum Hören und überhaupt „olle Kamellen“. Versetzt man<br />
Pink Floyd jedoch mit ein bisschen Tool, Porcupine Tree, Soundgarden<br />
und eventuell Massive Attack, erhält man Amplifiers aktuelles, absolut<br />
grandioses Werk Echo Street. Schon der Vorgänger The Octopus wurde mit<br />
reichlich Lobeshymnen überschüttet, und bei den neuen Stücken wird<br />
sich das auch nicht ändern. Der Analogie, welche Sänger und Gitarrist<br />
Sel Balamir für das zwölfminütige Extra Vehicular nutzt, kann man eigentlich<br />
für das komplette Album zustimmen: „Wer wissen will, wie sich dieses<br />
Lied anfühlt, sollte einfach das Video von Felix Baumgartners freiem Fall zur<br />
Erde möglichst oft anschauen.“ Dass der Track einer langen Jamsession aus<br />
den Neunzigern entstammt, macht ihn nur noch besser, denn wie so häufig<br />
auf Echo Street, sind es auch hier die einfachen, sich ständig wiederholenden<br />
und letztlich in einem wütenden Crescendo endenden Ideen, die zünden.<br />
www.amplifiertheband.com<br />
60 - <strong>Orkus</strong>!<br />
Lars Schubert<br />
„Sie war nackt,<br />
als ich hereinkam.“<br />
Neblig, karg instrumentiert, spröde... Nick Caves neues Werk<br />
klingt tatsächlich genau so wie die Landschaft rund um die<br />
englische Küstenstadt Brighton. Sie ist seine Wahlheimat, hier<br />
entstand das 15. Studioalbum, welches der Düsterbarde mit seinen<br />
exzentrischen Bad Seeds gerade veröffentlicht hat. Form nahmen die<br />
Lieder – Klischee hin, Klischee her – in einem kleinen, von einem<br />
australischen Mädchen gestalteten Notizbuch an, das eine essenzielle<br />
Rolle für Push the Sky Away spielen sollte. „Ich dokumentierte den<br />
Entwicklungsprozess minutiös in diesem Büchlein und notierte<br />
mir darin auch alle Gedanken und Geschichten um die Songs“,<br />
erinnert sich Cave. Es kann also kein Zufall sein, wenn er in der<br />
betörend schönen Nummer Jubilee Street von einem Mädchen mit<br />
einem „little black book“ singt. Aber für seine Besessenheit von<br />
Büchern und seine unkonventionellen Kompositionsmethoden<br />
ist der 55-Jährige eh berühmt. „Sobald aus den Skizzen Lieder<br />
auftauchen, tippe ich sie mit meiner Schreibmaschine auf die leeren<br />
letzten Seiten alter Bücher. Danach klebe ich diese Seiten in mein<br />
Notizbuch, das dadurch zu einer Anatomie der Songs wird.“ Man<br />
kann sich bildlich vorstellen, wie Nick Cave im Sommer auf der<br />
Veranda sitzt, seine Umgebung und all die skurrilen, märchenhaftverworrenen<br />
Gedanken in eine alte Schreibmaschine tippt.<br />
Gewohnt poetisch, vielsagend, kryptisch und wolkig, bekennt er,<br />
dass er sowohl an Gott als auch an Meerjungfrauen glaubt, wirft<br />
einen trüben Blick auf die Lage der Nation und räumt auffällig<br />
zahlreichen weiblichen Charakteren Schlüsselrollen in den Stücken<br />
ein, ohne sie möglichst romantisch und attraktiv um die Ecke zu<br />
bringen wie noch bei den Murder Ballads. „Die starke weibliche<br />
Seite hängt weniger damit zusammen, was ich unbedingt auf dem<br />
Album haben wollte, sondern vielmehr damit, was ich loswerden<br />
wollte“, erklärt Cave. Und meint natürlich Grinderman, sein<br />
kratziges, verwaschenes, maskulines Alter Ego. „Nach Sachen<br />
wie Bunny Munro mit all der neurotischen, sexuell aufgeladenen<br />
Männlichkeit war es Zeit für etwas anderes.“ Folglich schreibt er ein<br />
Stück über seine Frau... ohne sie recht eigentlich zu kennen: „Wir<br />
verbringen zwar viel Zeit miteinander, doch ich bin mir nicht sicher,<br />
ob wir überhaupt wissen, was wirklich in uns vorgeht. Wenn ich<br />
also über meine Frau schreibe, mache ich das entweder aus meiner<br />
Perspektive. Oder aus ihrer Perspektive, was letztlich aber nur ich<br />
in Frauenkleidern bin.“ Er lacht, und man merkt, dass dieser Mann
ei aller großen Kunst, bei aller hermetischen<br />
Herangehensweise auch ein Mensch mit einem<br />
ziemlich lakonischen Sinn für Humor ist.<br />
Das passt natürlich wunderbar zu seiner<br />
lakonischen Musik. Die ist auf Push the Sky<br />
Away genauso ein Gegenstück zu Grinderman<br />
wie die Texte. Leise, sanft, melancholisch, ohne<br />
jedweden Ballast. Als hätten er und seine Bad<br />
Seeds den Himmel beiseitegeschoben – und<br />
mit ihm allen unnötigen Firlefanz. Geblieben<br />
sind reine, besondere Songs, immer wieder<br />
ornamentiert von Warren Ellis’ geisterhaften<br />
Geigenloops. „Warren und ich teilen uns<br />
mittlerweile jegliche musikalische Arbeit. Es<br />
mag merkwürdig erscheinen, warum das erst<br />
nach solch langem gemeinsamen Schaffen<br />
erfolgt, aber letztlich bin ich einfach froh, dass<br />
es doch noch passiert ist.“ Dinge wie diese<br />
geschehen eben einfach. Das gilt auch für das<br />
ätherische weiße Cover, das eine nackte Frau<br />
auf Zehenspitzen und einen Nick Cave mit<br />
schwer zu deutendem Blick am Fenster zeigt.<br />
Durchaus ungewöhnlich für diese Formation.<br />
„Und obendrein absoluter Zufall“, verrät Cave<br />
begeistert. „Das Bild entstand völlig ungeplant.<br />
Meine Frau hatte in unserem Schlafzimmer<br />
ein Photoshooting mit Dominique Issermann,<br />
mit dem wir gut befreundet sind. Sie zog sich<br />
gerade um und war nackt, als ich hereinkam.<br />
Dominique bat mich, das Fenster zu öffnen,<br />
und während ich es tat, drückte er ein paarmal<br />
ab. Dann scheuchten sie mich aus dem Raum,<br />
doch als wir die Bilder später durchsahen, waren<br />
wir uns sofort einig, dass das ein Cover werden<br />
musste.“<br />
Es sind Anekdoten wie diese, die Nick Cave<br />
einzigartig machen. Bei ihm gibt es keine<br />
Trennung zwischen Kunst und Privatleben,<br />
zwischen Partnerschaft und Business. Er lebt<br />
das, was er singt... oder andersherum. Einmal<br />
mehr kann es also kein Zufall sein, wenn es<br />
im finalen Titeltrack heißt: „Some people say<br />
it’s just rock’n’roll, but it gets you right down<br />
to your soul.“ – „Dieser Vers führt in etwas<br />
zutiefst Fundamentales“, sagt Cave. „Ich bin<br />
unglaublich glücklich darüber, das Album mit<br />
diesen Zeilen zu beschließen, denn es sind<br />
endlich mal weniger visuelle Worte und eher<br />
Ausschussware. Doch sie passten nie besser<br />
als zum Ende dieses Liedes.“ So entlässt uns<br />
das poetische Push the Sky Away mit dem<br />
ernüchternden Statement, dass auch Nick Cave<br />
nicht mehr ist als ein Rock’n’Roller wie Du und<br />
ich. Aber genau das verleiht dem Ganzen das<br />
letzte Quäntchen Größe.<br />
www.nickcave.com<br />
Björn Springorum<br />
Photo (links): Cat Stevens, Photo (groß): Bleddyn Butcher<br />
Discographie (Alben):<br />
From Her To Eternity (1984)<br />
The Firstborn Is Dead (1985)<br />
Kicking Against The Pricks (1986)<br />
Your Funeral... My Trial (1986)<br />
Tender Prey (1988)<br />
The Good Son (1990)<br />
Henry’s Dream (1992)<br />
Live Seeds (live, 1993)<br />
Let Love In (1994)<br />
Murder Ballads (1996)<br />
The Boatman’s Call (1997)<br />
No More Shall We Part (2001)<br />
Nocturama (2003)<br />
Abattoir Blues/The Lyre of Orpheus (2004)<br />
The Abattoir Blues Tour (live, 2007)<br />
Dig!!! Lazarus Dig!!! (2008)<br />
Live At The Royal Albert Hall (live, 2008)<br />
Push the Sky Away (2013)<br />
Line-Up:<br />
Nick Cave – Gesang, Klavier, Orgel, Gitarre<br />
Warren Ellis – Geige, Mandoline, Bouzouki,<br />
Gesang<br />
Conway Savage – Klavier, Orgel, Gesang<br />
Martyn P. Casey – Bass, Gesang<br />
Thomas Wydler – Schlagzeug, Percussion, Gesang<br />
Jim Sclavunos – Schlagzeug, Percussion, Orgel,<br />
Gesang<br />
<strong>Orkus</strong>! - 61
„Wir spielen in kompletter Dunkelheit<br />
oder in einem Meer aus Kerzen.“<br />
Altaar Falter... Bei JR Ewing huldigte Andreas<br />
Tylden noch dem partytauglichen und Screamobeeinflussten<br />
Punk. Doch seine neue Formation<br />
zeigt den Norweger von einer ganz anderen,<br />
düsteren Seite: Experimentelle, psychedelische<br />
und schwarz gefärbte Drone-Klänge sind hier<br />
das Gesetz.<br />
„Anfangs war Altaar mein Solo-Projekt und<br />
ein Lo-Fi-Versuch mit Elementen aus Doom,<br />
Noise, Black Metal sowie Ambient/Drone.<br />
Später stieß mein Kumpel Sten hinzu, der<br />
auch auf experimentelle Musik steht.“ Aus<br />
eher pragmatischen Gründen wurde das Duo<br />
zum Quintett erweitert: „Man bot uns einen<br />
Gig mit Stephen O’Malley von Sunn O))) an,<br />
folglich brauchten wir ein vollständiges Line-<br />
Up. Die Wahl fiel schnell auf Kenneth, den<br />
ich bereits von JR Ewing kannte und der ein<br />
großartiger Schlagzeuger ist. Dazu gesellten<br />
sich noch Didrik von der Death Metal-Band<br />
Obliteration und Espen von KILLL. Seitdem<br />
hat sich nichts geändert.“ Doch wie kam der<br />
Sinneswandel vom lebensbejahenden Punk<br />
zum Deprisound à la Altaar? „Ich wollte einfach<br />
etwas Neues ausprobieren. Es schien ganz<br />
natürlich, dunklere, melancholischere und<br />
experimentellere Gefilde zu erforschen.“ Was<br />
einen Hang zur Psychedelik miteinschließt.<br />
„Ich mag den schrägen Sound vieler Kapellen<br />
aus den Sechzigern. Aber wir sind keine Retro-<br />
Band; wir wollten eher schauen, wie eine heutige<br />
Post Metal-Gruppe 1969 geklungen hätte.“<br />
Mit Altaar bewegt sich Tylden in einer derzeit<br />
schwer angesagten Schnittmenge aus Drone, Post<br />
Hardcore und Black Metal. Als Trittbrettfahrer<br />
sieht sich der sympathische Multiinstrumentalist<br />
allerdings nicht, im Gegenteil: „Ich war tief<br />
im Death Metal verwurzelt, als die Black<br />
Metal-Szene in Norwegen groß wurde. Ich<br />
ging oft in den Helvete-Plattenladen von<br />
Euronymous (ermordeter Gitarrist der Black<br />
Metal-Legende Mayhem – Anm.d.Verf.).<br />
Aber ich war viel jünger als die anderen<br />
und nie Teil des sogenannten Black Circle.<br />
Mit den Kirchenbränden und den Morden<br />
erlosch mein Interesse am Metal, und ich fand<br />
neue Inspiration beim Punk und Hardcore.<br />
Lustigerweise habe ich jetzt Kontakt mit all<br />
den Black Metal-Leuten, die damals nichts mit<br />
mir zu tun haben wollten; mit einigen bin ich<br />
sogar befreundet. Und nun hören sie Punk und<br />
Hardcore!“, erzählt er lachend.<br />
Ob Punk, Hardcore, Drone oder Metal – alle<br />
Genres eint die Liebe zum Vinyl, und so wurde<br />
das aus zwei überlangen Tracks bestehende<br />
Erstlingswerk Altaar hauptsächlich für dieses<br />
Format konzipiert. „Zunächst bestand das<br />
Album aus einem einzigen, 50-minütigen<br />
Lied. Wir haben es dann auf 20 Minuten<br />
gekürzt, damit es auf eine Vinyl-Seite passt. Ich<br />
selbst habe schon seit Jahren keine CD mehr<br />
gekauft“, schwört der Musikjunkie. Altaar<br />
erscheint trotzdem auch als CD... und auf Tape.<br />
„Kassetten sind momentan das große Ding,<br />
besonders im Metal-Underground. Ich denke,<br />
das ist eine natürliche Gegenentwicklung zum<br />
Downloadphänomen.“<br />
Im Unterschied zu den Kollegen Kvelertak, auf<br />
deren Debut Andreas sang, haben Altaar noch<br />
nie in Deutschland gastiert. „Konzertveranstalter<br />
dürfen uns gerne kontaktieren! Wir benutzen<br />
Filme und Projektionen, spielen in kompletter<br />
Dunkelheit oder in einem Meer aus Kerzen.<br />
Rockposing, riesige Backdrops und Lightshows<br />
wird es bei uns nicht geben, eher Rituale!“<br />
www.facebook.com/altaarnorway<br />
Richard Klasen<br />
Line-Up:<br />
Andreas Tylden – Gitarre, Gesang<br />
Sten Ove Toft – Elektronik, Gitarre, Klavier<br />
Espen Hangård – Gitarre, Synthesizer, Gesang<br />
Didrik Telle – Bass<br />
Kenneth Lamond – Schlagzeug<br />
62 - <strong>Orkus</strong>!
„Mit einem kühlen Bier in die Sauna...“<br />
Bald wandert das jüngste Werk von<br />
Stratovarius über die Ladentheken. Auf<br />
welche Neuerungen darf man sich nach<br />
knapp 30 Jahren Bandgeschichte freuen?<br />
An welchen Dingen sollte lieber nichts<br />
geändert werden? Fragen gab es einige...<br />
Grund genug, Fronter Timo Kotipelto bei<br />
Limo und Keksen zu treffen.<br />
Mit einem dunkleren, moderneren<br />
Sound meldet sich die finnische Power<br />
Metal-Truppe zurück. Während die<br />
Aufnahmen zum Vorgänger Elysium sehr<br />
hektisch abliefen, weil die unterdessen<br />
bestätigte Tour mit Helloween für Druck<br />
sorgte, hatte Nemesis ausreichend Zeit,<br />
um in Ruhe zu reifen. Und das Resultat<br />
kann sich hören lassen. Veränderungen<br />
gibt es einige, so handelt es sich um das<br />
erste Album mit Rolf Pilve hinter der<br />
Schießbude. An seine – deutlich von<br />
Jörg Michaels verschiedene – Spielweise<br />
mussten sich die restlichen Musiker<br />
zunächst einmal gewöhnen. „Ich glaube,<br />
Jörg ist der lauteste Drummer, mit dem ich<br />
je gespielt habe...“ Davon abgesehen, sei<br />
Nemesis „immer noch melodisch, aber mit<br />
einer neuen Komponente. Nennen wir es<br />
modern. Ich finde auch, dass es durch die<br />
Gitarren und Keyboards heavier klingt,<br />
und zudem vielleicht etwas düsterer.“<br />
Auch die stilistische Spannbreite wirkt<br />
weiter gefächert. Neben den üblichen<br />
bombastischen Melodic Power Metal-<br />
Nummern haben sich progressive und fast<br />
schon poppige Stücke eingeschlichen, was<br />
letztendlich daran liegt, dass es, seitdem<br />
Timo Tolkki die Band 2008 verlassen hat,<br />
keinen Hauptsongwriter mehr gibt und<br />
sich nun alle Mitglieder am Komponieren<br />
beteiligen. Was jedoch bleibt: ein<br />
ganz besonderes Händchen für feinste<br />
Melodik, ohne dabei zu (!) kitschig zu<br />
werden. Für die Stimmaufnahmen zogen<br />
sich Timo und Gitarrist/Produzent Matias<br />
Kupiainen übrigens in ein „Mökki“ – ein<br />
finnisches Landhaus – zurück. Kotipelto<br />
erklärt: „Ich mag normale Stadtstudios<br />
nicht, wo alles so steril und kalt erscheint.<br />
Und was gibt es außerdem Schöneres,<br />
als sich nach getaner Arbeit mit einem<br />
kühlen Bier in die Sauna zu setzen? Für<br />
mich ist gerade das Aufnehmen der Vocals<br />
eine stark mentale Sache, da muss ich im<br />
Kopf wirklich frei sein, was in einem<br />
normalen Studio, wo ständig Leute ein<br />
und aus gehen, sehr schwierig werden<br />
kann.“<br />
Für jene Hörer, welche bis Ende Februar<br />
ihre Füße nicht stillhalten können, wurde<br />
bereits im Januar die EP Unbreakable<br />
veröffentlicht. Auf diesem Appetizer<br />
sind neben dem Titeltrack noch vier<br />
remasterte Songs früherer Alben zu<br />
finden. „Matias hat mir erst kürzlich<br />
gesagt, dass sie so viel besser klingen als<br />
die Originalversionen.“ Live darf man<br />
sich vom neuen Material ab dem 20.<br />
März ein eigenes Bild machen, wenn die<br />
finnischen Urgesteine mit Amaranthe für<br />
insgesamt sieben Gigs nach Deutschland<br />
kommen. Bleibt abzuwarten, wie die<br />
alten Fans auf Nemesis reagieren. Unsere<br />
Redaktion gibt grünes Licht!<br />
www.stratovarius.com<br />
Nadine Ahlig<br />
Discographie (Alben):<br />
Fright Night (1989)<br />
Twilight Time (1992)<br />
Dreamspace (1994)<br />
Fourth Dimension (1995)<br />
Episode (1996)<br />
Visions (1997)<br />
Visions Of Europe (live, 1998)<br />
Destiny (1998)<br />
Infinite (2000)<br />
Elements Pt. 1 (2003)<br />
Elements Pt. 2 (2003)<br />
Stratovarius (2005)<br />
Polaris (2009)<br />
Polaris Live (live, 2010)<br />
Elysium (2011)<br />
Under Flaming Winter Skies (live, 2012)<br />
Nemesis (2013)<br />
Line-Up:<br />
Timo Kotipelto – Gesang<br />
Matias Kupiainen – Gitarre<br />
Lauri Porra – Bass<br />
Jens Johansson – Keyboard<br />
Rolf Pilve – Schlagzeug
„Sollen sie es halt zensieren...“<br />
Kunst kann man als ästhetischen Selbstausdruck des Künstlers definieren. Nur der Wert der Kunst muss letztlich durch<br />
den Betrachter oder auch vom Zeitgeist festgelegt werden. Nachdem KMFDM bereits seit knapp 30 Jahren Album um<br />
Album veröffentlichen, scheinen sie den Zeitgeist ganz gut zu treffen. Da bietet es sich doch schier an, ein Werk eben<br />
Kunst zu nennen und jene – obwohl man das eigentlich nicht macht – zu erklären. Angefangen beim Coverbild, welches<br />
eine eher unvollständig bekleidete Frau zeigt, die gerade ein Kreuz zersägt...<br />
Sascha Konietzko: Auf dieses<br />
Motiv hat unser Artworkkünstler Brute!<br />
wahrscheinlich sein Leben lang gewartet.<br />
Wir haben seit dem Beginn unserer<br />
Zusammenarbeit 1988 auf nahezu allen<br />
Alben seine Kunst präsentiert. Mir gefällt<br />
neben seinem wirklich unverkennbaren<br />
Stil vor allem auch seine Motivwahl,<br />
denn er zeigt meistens starke und in<br />
gewisser Weise dominante Frauen in<br />
prekären Situationen. Das Cover ist<br />
eigentlich gar nicht so offensiv, wie es<br />
sich zunächst darstellt, denn es ist ein<br />
reales Stück Geschichte und lediglich eine<br />
künstlerische Darstellung eines tatsächlich<br />
erfolgten Protests der ukrainischen<br />
Aktivistengruppe FEMEN gegen das<br />
Urteil für Pussy Riot.<br />
<strong>Orkus</strong>: Das ist dann auch gleich einer<br />
der zentralen thematischen Aspekte des<br />
Albums.<br />
SK: Natürlich, denn um etwas zu<br />
verändern und Aufmerksamkeit zu<br />
bekommen, muss man sich halt einfach<br />
auch mal die Hände schmutzig machen.<br />
Anstatt frustriert im stillen Kämmerlein<br />
zu sitzen und herumzunörgeln, haben<br />
sich die Mädels von Pussy Riot mit einem<br />
Schlag auf jedwedes Cover der Weltpresse<br />
katapultiert, indem sie ihren Unmut<br />
über Putins russische Verhältnisse als<br />
„Happening“ inszenierten. Und später<br />
konnten sie auch noch den Märtyrerbonus<br />
kassieren – das war so sicher auch noch nie<br />
dagewesen. Dazu passend die Reaktion<br />
von FEMEN auf das Urteil gegen die<br />
Band, indem sie mitten in Kiew ein Kreuz<br />
mit einer Kettensäge zerlegen. Und dann<br />
hat Lucia noch konsequenterweise den<br />
Titel Pussy Riot geschrieben.<br />
O: Das neue Material klingt generell<br />
recht wütend. Wer kriegt noch alles sein<br />
Fett weg?<br />
SK: Es geht doch gar nicht darum,<br />
wen oder was wir anprangern, denn<br />
man braucht sich seine Ziele heutzutage<br />
überhaupt nicht mehr zu suchen. Die<br />
Ziele kommen im Zeitalter des Internets<br />
dankenswerterweise durch die diversen<br />
Nachrichtenkanäle frei Haus. Es gibt so<br />
viel Inspirationen, und man kommt gar<br />
nicht mehr drum herum, wenn man die<br />
Augen und Ohren offen hält. So wütend<br />
finde ich Kunst an sich aber gar nicht,<br />
sondern eher deutlich und laut. Das waren<br />
KMFDM aber schon immer, und das wird<br />
sich auch nicht ändern.<br />
O: Mit einem so offensiven Cover läuft<br />
man doch aber gerade in den USA Gefahr,<br />
zensiert zu werden? Und das, wo ihr doch<br />
bestimmt auch mit Kunst einen Platz in den<br />
„Billboard“-Charts anpeilt, da es mit WTF?!<br />
so schön funktioniert hat.<br />
SK: Hin und wieder haben wir bereits<br />
mit der Zensur zu tun gehabt, zum<br />
Beispiel, als unser Video zu More & Faster<br />
1992 zwar von MTV gesendet, aber mit<br />
Bleeps versehen wurde. Das ist mir jedoch<br />
absolut egal. Sollen sie es halt zensieren,<br />
denn Zensur hat eigentlich ja immer den<br />
gegenteiligen Effekt – es macht Sachen<br />
noch viel interessanter. Und was die Charts<br />
betrifft, so wird da gar nichts angepeilt,<br />
denn mit dieser Einstellung verpeilt man<br />
sich nämlich garantiert. Ich finde einfach,<br />
dass der Erfolg eines neuen Albums nicht<br />
wirklich an einem Charteinstieg zu messen<br />
ist, sondern daran, wie es sich verbreitet.<br />
Charts sind doch nichts anderes als ein<br />
großer Hype, und auch in den USA ist es<br />
genau wie hier: Es gibt Charts und es gibt<br />
harte Zahlen. Und nur Letzteres zählt.<br />
O: Inwiefern kann Musik im Speziellen<br />
oder Kunst im Allgemeinen dazu beitragen,<br />
auf Missstände aufmerksam zu machen? Ist<br />
das nicht schon ausgelutscht? Oder durch<br />
Provokation um der Provokation willen<br />
totgetrampelt?<br />
SK: Es ist ganz einfach: Durch Bekanntheit<br />
erreicht man Menschen. Ob so etwas<br />
„ausgelutscht“ oder „totgetrampelt“ ist,<br />
hängt wohl von der Sichtweise ab. Wenn<br />
man als Konsument lieber inhaltsloses<br />
Gesäusel mag, kann und muss man das sicher<br />
so sehen. Wenn man aber in irgendeiner<br />
Form engagiert ist und Kunst oder Musik<br />
entdeckt, die nicht nur zum Zweck des<br />
Konsums und zur bloßen Unterhaltung<br />
gemacht ist, sondern Inhalte vermittelt und<br />
mitunter auch krasse Denkanstöße gibt,<br />
dann ist meine Idealvorstellung, dass man<br />
neugierig werden könnte.<br />
O: Ihr veröffentlicht in steter<br />
Regelmäßigkeit Alben, die sich weder<br />
wiederholen noch qualitativ abfallen.<br />
Woher kommen nach all den Jahren nur<br />
immer wieder die Ideen?<br />
SK: (lacht) Na, freu’ dich doch! Ganz<br />
ehrlich: Das kann man sehr schlecht<br />
erklären, es gibt halt einfach kreative<br />
Menschen und andere, denen die<br />
Kreativität eher abgeht. An Inspiration<br />
mangelt es zudem nie, und warum dann<br />
nicht das tun, was man am besten kann<br />
und am liebsten tut? Wenn ich irgendwann<br />
gar nichts mehr zu sagen haben, mache ich<br />
einfach instrumentale Musik.<br />
O: Obwohl ihr auch mit Kunst nicht<br />
altbacken klingt, finden sich doch auch<br />
keine Elemente wie Dubstep in eurem<br />
Sound, die derzeit so en vogue sind. Steht<br />
die Anpassung an aktuelle Trends für<br />
KMFDM jemals zur Debatte?<br />
SK: Nein, überhaupt nicht, denn Trends<br />
sind genau das: nur Trends! Wenn ich<br />
das linguistisch betrachten würde, würde<br />
„trendeln“ so etwas wie „kreiseln“ oder<br />
„nach unten rollen“ bedeuten. Anstatt also<br />
nach unten zu rollen, loten wir die Grenzen<br />
des Machbaren aus und hängen unser<br />
Fähnchen nicht in den ständig wechselnden<br />
Wind. Und das ist gut so.<br />
www.kmfdm.net<br />
Lars Schubert<br />
Photo: Franz Schepers<br />
Discographie (Alben):<br />
Opium (1984)<br />
What Do You Know, Deutschland? (1986)<br />
Don’t Blow Your Top (1988)<br />
UAIOE (1989)<br />
Naïve (1990)<br />
Money (1992)<br />
Angst (1993)<br />
Nihil (1995)<br />
Xtort (1996)<br />
Symbols (1997)<br />
Adios (1999)<br />
Attak (2002)<br />
Sturm & Drang Tour 2002 (live, 2002)<br />
WWIII (2003)<br />
WWIII Live 2003 (live, 2004)<br />
Hau Ruck (2005)<br />
Tohuvabohu (2007)<br />
Blitz (2009)<br />
WTF?! (2011)<br />
Kunst (2013)<br />
Line-Up:<br />
Sascha Konietzko – Gesang, Gitarre, Bass,<br />
Programmierung, Keyboard, Percussion<br />
Lucia Cifarelli – Gesang, Keyboard<br />
Steve White – Gitarre<br />
Jules Hodgson – Gitarre, Bass, Keyboard<br />
Andy Selway – Schlagzeug<br />
<strong>Orkus</strong>! - 65
„Im bittersüßen Saft der Myrrhe liegen heilende Kräfte...“<br />
Den Weg zurück zu ursprünglicheren Klängen haben in den letzten Jahren immer mehr Bands gesucht und ihre Songs auf<br />
Akustikfassungen reduziert. Zwischen ganz neu entdeckten kompositorischen Perlen und gepflegter Langeweile brachten solche<br />
Experimente schon alles hervor. Nun hat sich auch die Schweizer Formation The Beauty of Gemina dieser Herausforderung gestellt<br />
und für The Myrrh Sessions 15 Stücke mit großer Sorgfalt und einigem Mut in akustische Gewänder gekleidet.<br />
<strong>Orkus</strong>: Akustikalben sind ja ziemlich in Mode. Weshalb erschien es euch<br />
angemessen, jetzt auch ein solches Werk aufzunehmen?<br />
Michael Sele: Das erste Mal spielten wir unsere Songs akustisch anlässlich<br />
der CD-Präsentation von At the End of the Sea im Jahr 2010 in Zürich. Das<br />
Feedback war sehr euphorisch, doch konnten wir aus vielerlei Gründen nie<br />
konkret weiter daran arbeiten. Erst im letzten Jahr war die Zeit gereift und<br />
zugleich die Nachfrage auf eine akustische Umsetzung stetig gewachsen.<br />
Zudem bekamen wir eine Einladung von Adrian Hates, Diary of Dreams auf<br />
deren Akustiktour zu begleiten, und wurden mehr oder weniger zeitgleich<br />
angefragt, an einem renommierten Klavierfestival in der Schweiz aufzutreten.<br />
Gründe genug also, um uns endlich in das dann auch nicht ganz risikolose<br />
Abenteuer zu stürzen.<br />
O: Und warum war es euch genau an diesem Punkt eurer Karriere wichtig, der<br />
Welt eure Lieder auch mal so zu präsentieren?<br />
MS: Es war von Anfang an klar, dass wir unsere Akustikversionen auf CD<br />
festhalten wollten, damit auch diejenigen, welche nicht die Gelegenheit hatten,<br />
unsere Konzerte live mitzuerleben, sich das Resultat unserer Arbeit in einem<br />
professionellen Rahmen anhören konnten. Und eben nicht nur auf einem<br />
schlechten YouTube-Mitschnitt von irgendeinem Mobiltelefon.<br />
O: Was unterscheidet euer Akustikalbum von denen anderer Bands?<br />
MS: Unser Ziel war es, die Songs nicht nur akustisch zu spielen, sondern<br />
alle Stücke von Grund auf komplett neu zu interpretieren. Dabei haben wir<br />
wirklich auch musikalische Grenzen ausgelotet, und ich denke, wir haben<br />
einigen Mut und Spielfreude gezeigt.<br />
O: Was hat es mit dem mystischen Titel The Myrrh Sessions auf sich?<br />
MS: Mit dem Wort „Sessions“ wollten wir die Machart des Albums<br />
hervorheben. Es handelt sich wirklich um eine musikalische Session, und<br />
es gibt viele Improvisationen und sogenannte First Takes. Das macht das<br />
Ganze auch sehr reizvoll. Im bittersüßen Saft der Myrrhe liegen heilende und<br />
schmerzlindernde Kräfte... was will man also mehr?<br />
O: War diese Herangehensweise für euch schwierig? Oder entstehen eure<br />
Stücke ohnehin so, bevor sie dann ihr vollständiges Rockgewand erhalten?<br />
MS: Normalerweise entstehen unsere Songs im Studio ganz anders. Die<br />
Arbeitsweise ist komplett verschieden. Es war also auch spannend, einmal<br />
ganz anders vorzugehen.<br />
O: Welche Erfahrungen und Erkenntnisse habt ihr beim Einspielen<br />
gewonnen? Habt ihr vielleicht das eine oder andere Lied frisch oder mit<br />
einem neuen Verständnis für euch entdeckt?<br />
MS: Das kann man wirklich so sagen. Es war eine spannende<br />
Entdeckungsreise durch unser musikalisches Schaffen, und die Stücke<br />
haben für uns am Schluss sogar an Kraft und Intensität gewonnen.<br />
Natürlich gab es vor allem anfangs einige Hindernisse zu überwinden.<br />
Wir haben auch immer wieder Ideen verworfen oder sind bei einzelnen<br />
66 - <strong>Orkus</strong>!
Stücken einfach nicht ans Ziel gekommen. Hatten wir aber die Grundidee<br />
der neuen Version gefunden, ging es dann relativ schnell. In knapp einer<br />
Woche waren die gesamten Basics schließlich aufgenommen.<br />
O: Wonach habt ihr die Titel ausgewählt?<br />
MS: Bei einem Katalog von knapp 50 Songs war es natürlich nicht ganz<br />
einfach, sich zu entscheiden. Grundsätzlich war es von Beginn an unser<br />
Ziel, die Songs wirklich neu erklingen zu lassen. Stücke, welche original<br />
auf den Studioalben schon eher reduzierter oder akustischer produziert<br />
waren, haben uns weniger interessiert. So war es für uns viel spannender<br />
und eine größere Herausforderung, Songs wie Dark Rain, Suicide landscape<br />
oder The lonesome Death of a Goth DJ, welche sonst voller Loops und<br />
stampfender Elektronik daherkommen, herunterzubrechen und akustisch<br />
umzusetzen.<br />
O: Gab es auch Stücke, die ursprünglich für die CD geplant waren, bei<br />
denen ihr aber feststellen musstet, dass sie in der akustischen Variante<br />
nicht so gut funktionieren würden?<br />
MS: Nein, das war weniger das Problem; auch denke ich, dass mit<br />
genügend Muße und Auseinandersetzung wirklich jeder Song akustisch<br />
spannend umgesetzt werden könnte. Am Schluss war es eher ein bisschen<br />
eine Zeitfrage. Man darf nicht vergessen, ursprünglich wollten wir<br />
eigentlich nur acht bis neun Songs machen, nun haben es 15 Stücke auf<br />
das Album geschafft, und wir haben nicht einmal alle genommen, die wir<br />
hätten nehmen können.<br />
O: Eure Lieder bieten im akustischen Gewand ein sehr intensives Hörerlebnis.<br />
Könntet ihr euch vorstellen, zukünftig vorwiegend oder nur noch diese Art<br />
von Musik zu machen?<br />
MS: Im Moment freuen wir uns sehr auf die Veröffentlichung des Albums<br />
und versuchen mit Elan und Herzblut Werbung für unser neues Werk zu<br />
machen. Das Releasekonzert spielen wir im legendären Jazz-Club Moods in<br />
Zürich, zusammen mit einem klassischen Streicherensemble. Das ist für uns<br />
eine große Ehre, und wir sind mitten in den Vorbereitungen. Für mich gibt es<br />
aber generell kein „Entweder – Oder“, sondern Ziel wird es mittelfristig sein,<br />
die beiden musikalischen Welten aneinanderzuführen und zu verschmelzen.<br />
O: Auf The Myrrh Sessions ist auch richtig neues Material zu hören. Erzähl’<br />
doch bitte ein bisschen was darüber.<br />
MS: Es gibt eigentlich zwei Premieren auf dem Album. Einmal einen<br />
komplett neuen Song, ganz reduziert auf Piano und Gesang, das gab es in<br />
dieser Form noch nie auf einem TBoG-Album, dann die Cover-Version des<br />
Talking Heads-Songs Listening Wind.<br />
O: Wird es diese ausschließlich in der hier veröffentlichten Variante geben<br />
oder irgendwann auch mit elektrisch verstärktem Instrumenteneinsatz?<br />
MS: Die beiden Songs wird es nur in der akustischen Variante geben.<br />
O: Zum Abschluss eine Frage in eigener Sache: Das <strong>Orkus</strong>! Magazin erscheint<br />
jetzt auch als eMagazine. <strong>Orkus</strong>! ermöglicht es damit, die Ausgaben etwa auf<br />
einem Tablet oder Smartphone zu lesen. Wie gefällt euch die Idee?<br />
MS: Das finde ich eine sehr gute Idee. Ich lese praktisch alle Zeitungen nur<br />
noch digital.<br />
www.thebeautyofgemina.com<br />
Axel Schön<br />
Discographie (Alben):<br />
Diary of a Lost (2006)<br />
A Stranger to Tears (2008)<br />
At the End of the Sea (2010)<br />
Iscariot Blues (2012)<br />
Line-Up:<br />
Michael Sele – Gesang, Gitarre, Keyboard<br />
Marco Gassner – Gitarre<br />
David Vetsch – Bass<br />
Mac Vinzens – Schlagzeug<br />
<strong>Orkus</strong>! - 67
„Nachts durch Sirenengeheul geweckt...“<br />
Aus dem meist sonnigen Italien erwartet man naturgemäß eher<br />
fröhliche Töne und weniger Stücke, die britisch-verregnet klingen.<br />
Da sich Gegensätze allerdings anziehen und Sänger Sasha Polita schon<br />
recht hat, wenn er auf den letzten Sommer verweist, der „so heiß war,<br />
dass man förmlich Regen herbeisehnte“, präsentieren Martin Kleid mit<br />
ihrem Debut 8lights ein Album, welches durchaus neben The Killers<br />
oder Editors seinen Platz im Regal finden darf. Dass Martin Kleid<br />
hier namenstechnisch die interessanteste Figur abgeben, steht wohl<br />
außer Frage. Dahinter steckt noch nicht mal eine vermutbare tiefere<br />
Bedeutung: „Wir suchten einfach einen griffigen Namen für eine fiktive<br />
Person, in der wir vier uns wiederfinden können. Nach ein bisschen<br />
Brainstorming und dem Blick in ein deutsches Wörterbuch war Martin<br />
Kleid geboren.“<br />
Mit Unterstützung eines Labels bekommt 8lights nun endlich die<br />
verdiente Aufmerksamkeit, wurde es doch 2011 nur in digitaler<br />
Form veröffentlicht – und vielleicht springt jetzt auch die italienische<br />
Musikgemeinde darauf an, denn „Italiener sind etwas träge, wenn es um<br />
die Akzeptanz neuer Bands geht, und unsere hiesige Plattenfirma war zu<br />
klein, um unseren Bekanntheitsgrad zu steigern. Umso mehr freuen wir<br />
uns natürlich besonders auf die Promotion in unserem Heimatland“,<br />
zeigt sich Sasha gespannt. Verwunderlich, dass die Künstler trotz dieser<br />
Konstellation bereits in einem Land wie Russland gastierten, obschon<br />
es „lediglich eine Handvoll Auftritte in kleinen Clubs war“ und das<br />
Ensemble hofft, jene Erfahrungen in diesem Jahr ausbauen zu können.<br />
Weniger verwunderlich scheint es aber gleich, wenn man weiß, dass<br />
Sashas Mutter aus Moskau stammt, sein Großvater immer noch dort<br />
lebt und auch seine Frau in der russischen Hauptstadt gewohnt hat.<br />
Diese Tatsache beeinflusste das Debutalbum inhaltlich, kreist doch<br />
alles um einen terroristischen Akt, bei dem sich im März 2010 zwei<br />
Selbstmordattentäterinnen in Moskauer Metrostationen in die Luft<br />
sprengten. „Meine Frau wohnte damals nicht weit entfernt vom Ort<br />
des traurigen Geschehens, und ich erinnere mich, wie ich nachts durch<br />
Sirenengeheul geweckt wurde. Als ich dann den Fernseher anschaltete,<br />
sah ich das ganze Ausmaß dieser Katastrophe. Es folgte ein wahrlich<br />
deprimierender frühmorgendlicher Spaziergang in die Nähe der<br />
Metrostation“, erzählt Sasha noch immer bewegt von den Ereignissen.<br />
Eine politische Band sind Martin Kleid trotzdem nicht, wiewohl sie<br />
bereits über ihr Heimatland eine Menge zu schreiben hätten: „Das<br />
ist zwar nicht zu bestreiten, aber ich kenne mich mit Politik viel zu<br />
wenig aus, um irgendwelche Debatten darüber vom Zaun zu brechen.<br />
Dennoch ist die Politik nun mal unabänderlich mit dem wirklichen<br />
Leben verwoben, und so drehen sich unsere Texte eher generell um die<br />
Unsicherheit und Instabilität unserer heutigen Zeit.“<br />
www.martinkleid.com<br />
Lars Schubert<br />
Line-Up:<br />
Sasha Polita – Gesang, Gitarre, Programmierung<br />
Claudio Santoni – Gitarre, Synthesizer<br />
Francesco Pellegrinelli – Bass<br />
Michele Bellagamba – Schlagzeug<br />
68 - <strong>Orkus</strong>!
Plattentipps<br />
... das <strong>Orkus</strong>!-Album<br />
des Monats<br />
Björn Springorum<br />
1. Nick Cave & the Bad Seeds<br />
Push the Sky Away<br />
2. Imperium Dekadenz<br />
Meadows of Nostalgia<br />
3. Woodkid<br />
The Golden Age<br />
Isabell Köster<br />
1. Eths<br />
III<br />
2. Lordi<br />
To Beast Or Not To Beast<br />
3. Ancient VVisdom<br />
A Godlike Inferno<br />
Top 5<br />
4. Junius<br />
The Martyrdom of a Catastrophist<br />
4. Early Cross<br />
Solstice (EP)<br />
5. Me And My Drummer<br />
The Hawk The Beak The Prey<br />
5. Biffy Clyro<br />
Only Revolutions<br />
Axel Schön<br />
Doreen Krase<br />
1. The Beauty of Gemina<br />
The Myrrh Sessions<br />
1. Terminal Choice<br />
Der schwarze Mann (Track)<br />
2. Coppelius<br />
Extrablatt<br />
2. KiEw<br />
Feierabend in Kiew (Track)<br />
3. Love Is Colder Than Death<br />
Tempest<br />
3. Finger & Kadel<br />
Ihr seid doch krank! (Track)<br />
4. Diary of Dreams<br />
the Anatomy of Silence<br />
4. Tumor<br />
S dreht durch (Track)<br />
5. Mystigma<br />
Unzerbrechlich<br />
5. Benny Benassi<br />
Satisfaction (Track)<br />
mesh<br />
Automation Baby<br />
CD (Dependent/AL!VE)<br />
vorauss. 15.03.2013<br />
So muss Synth Pop!<br />
Bereits nach den ersten Takten von Automation Baby fragt<br />
man sich unweigerlich, wieso das Bristoler Duo seine Lieder<br />
nicht in gefüllten Stadien präsentiert, weshalb mesh-Tracks<br />
wie Just Leave Us Alone, Taken For Granted, You Want<br />
What’s Owed To You, das Titelstück oder die Single Born<br />
To Lie nicht aus Tausenden Kehlen zu hören sind oder<br />
warum sich die Menge nicht zu den kuscheligen It’s The<br />
Way I Feel und You Couldn’t See This Coming schwelgerisch<br />
bei den Händen fasst. An der musikalischen Qualität kann<br />
es nicht liegen, denn die ist hoch; Adjust Your Set bildet<br />
einen einzigen, kleineren Durchhänger. Ebenso wenig greift<br />
die Behauptung, mesh würden Musik aus einem anderen<br />
Jahrzehnt veröffentlichen, ist doch kaum modernerer Synth<br />
Pop vorstellbar, der nicht mal vor vagen Dubstep-Elementen<br />
haltmacht. Olaf Wollschläger produziert ohnehin wieder<br />
alle Weichspüler in Grund und Boden, und Flawless setzt<br />
dem Ganzen noch die Krone auf – ein Refrain zum<br />
Niederknien. Welche Gründe es auch haben mag... ihren<br />
Fans schenken mesh ein tolles Album. (9)<br />
Lars Schubert<br />
Claus Müller<br />
1. Schlafes Bruder<br />
Heute war Gott nicht hier<br />
2. miserylab<br />
Documentary 2008/2012<br />
3. Saalschutz<br />
Nichtsnutz<br />
4. <strong>Hurts</strong><br />
Exile<br />
5. von Branden<br />
Flammenreich<br />
Lars Schubert<br />
1. The Doors<br />
Riders On The Storm (Track)<br />
2. Amplifier<br />
Echo Street<br />
3. <strong>Hurts</strong><br />
Exile<br />
4. mesh<br />
Flawless (Track)<br />
5. Thomas Newman<br />
American Beauty (Score)<br />
Nadine Ahlig<br />
1. Hardcore Superstar<br />
C’mon take on me<br />
2. Bullet For My Valentine<br />
Temper Temper<br />
3. Stratovarius<br />
Nemesis<br />
4. Cayne<br />
Cayne<br />
5. Free Fall<br />
Power & Volume<br />
Lydia Aufschlager<br />
1. Zeromancer<br />
Eurotrash<br />
2. Die Sektor<br />
The Final Electro Solution<br />
3. Does It Offend You, Yeah?<br />
Don’t Say We Didn’t Warn You<br />
4. Chemical Sweet Kid<br />
Broken Wings<br />
5. DYM<br />
Lude (Track)
Die Noten reichen von 1 (= the worst) bis 10 (= the best).<br />
Ad Inferna<br />
im mortelle<br />
CD (DSM/Audioglobe)<br />
bereits erschienen<br />
Feiner Electro aus Frankreich<br />
Das französische Projekt Ad Inferna mag einigen<br />
schon länger bekannt sein; gegründet wurde es<br />
bereits 1996 unter dem Namen De Profundis. Mit im<br />
mortelle zeigen uns Vicomte Vampyr Arkames und<br />
VoA VoXyD nun, dass sie eindeutig den richtigen Weg<br />
gefunden haben. Und das gleich beim Opener ihres<br />
sechsten Studioalbums, dem ohrwurmverdächtigen<br />
Eternity Regained – zu diesem Tanzflächenfüller gibt<br />
es übrigens auch einen Videoclip. Elektronische,<br />
eingängige Melodien, untermalt von Arkames’<br />
Gesang, und als weibliches Gegenstück hat sich das<br />
Duo die Sopranistin Melissa Ferlaak an Bord geholt...<br />
eine stimmige Mischung. Die folgenden neun Tracks<br />
strahlen ebenfalls eine unglaubliche Leidenschaft<br />
aus, die sich mal in ruhigeren und mal in schnelleren<br />
Liedern gekonnt auslebt. Mit In-Human und dem<br />
letzten Titel (einer Akustik version von Eternity<br />
Regained) beweisen Ad Inferna, dass sie auch die<br />
emotional-ruhige Seite perfekt beherrschen. Vicomte<br />
Vampyr Arkames versieht einen jeden Song mit teils<br />
verschie densprachigen Texten: Englisch, Französisch<br />
oder gar Latein. Rund 50 Minuten, welche die Herzen<br />
vieler Electro-Liebhaber höherschlagen lassen. Auch<br />
Fans vom älteren BlutEngel-Material dürften hier<br />
ihre Freude haben. Reinhören lohnt sich! (9)<br />
Manuela Ausserhofer<br />
düster und geheim nisvoll. Aus der Sicht einer nicht<br />
16-Jährigen: Das neue BlutEngel-Album hat nicht<br />
viel Monumen tales, die Themen drehen sich – mit<br />
wenigen Ausnahmen – im Kreis und finden sich in<br />
ähnlicher Form auf beinahe sämtlichen BlutEngel-<br />
Alben. Was nicht zu leugnen ist: Die Songs sind<br />
eingängig (wiederholtes Hören wirkt sich hier<br />
überaus positiv auf den Gesamteindruck aus),<br />
größtenteils – so es denn keine Balladen sind –<br />
tanzbar (sehr sogar), und die Stimmfarbe des Herrn<br />
Pohl hat eben etwas ganz Eigenes. Was sehr gut ist.<br />
Auch sind Stücke wie Tears Might Dry oder When I<br />
Feel You (!) durchaus als schön zu bezeichnen, A New<br />
Dawn To Rise und der Titeltrack Monument sogar als<br />
sehr schön, wenngleich sie mit dem Rest des Albums<br />
so gar nichts zu tun zu haben scheinen. Die Botschaft<br />
hinter den Texten ist klar und mitunter auch<br />
ergreifend. Und doch stellt sich – bei aller<br />
persönlichen Sympathie für den Schöpfer dieses<br />
Werks – die Frage: ist das wirklich alles? Eine nicht<br />
gern gestellte Frage, aber angesichts des nun<br />
wiederholt Gehörten leider nicht ganz unberechtigt.<br />
(7)<br />
Doreen Krase<br />
Altaar<br />
Altaar<br />
CD (Indie/Edel)<br />
vorauss. 22.02.2013<br />
Wenn Black Sabbath den Drone<br />
Doom entdecken<br />
Geschmackssicher wie immer, die Menschen von<br />
Indie Recordings. Was sie da mit Altaar aus den<br />
tiefen Wäldern Norwegens ausgegraben haben, ist<br />
ein weiteres Beispiel dafür, wie viel heutzutage<br />
tatsächlich noch aus Metal herauszuholen ist. Wo der<br />
Bandname, das hinreißend groteske Albumcover und<br />
die Songtitel auf Black Metal schließen lassen,<br />
belehren die Okkultologen schnell eines Besseren<br />
und würgen eine bissfeste Hydra aus Doom Metal,<br />
Drone, psychedelischem Rock und vereinzelten Black<br />
Metal-Zitaten aus dem Bandschlund hervor. Ein<br />
massives, herabziehendes Werk mit mäandernden<br />
A mbient-Klangcollagen und rohen, lauten<br />
Wutausbrüchen, die Noise Rock zitieren und<br />
muskulös-nihilistisch daherkommen. Wundervoll.<br />
Zwei lange Kompo sitionen, mehr Studie als Songs,<br />
bestimmen das Werk, die Atmosphäre ist bestenfalls<br />
unheilvoll, des Öfteren unerträglich intensiv. Diese<br />
fünf Norweger wissen, wo es wehtut – und scheuen<br />
sich auf Altaar nicht, jene Stellen zu punktieren. Als<br />
würden Black Sabbath und Pink Floyd von Neurosis<br />
verprügelt. (9)<br />
Björn Springorum<br />
BlutEngel<br />
Monument<br />
CD (Out Of Line/Rough Trade)<br />
bereits erschienen<br />
Leider hinter den eigenen<br />
Möglichkeiten zurückgeblieben...<br />
Man müsste noch einmal 16 Jahre alt sein. Oder 17<br />
oder 18. DANN nämlich könnte ein Album wie<br />
Monument möglicherweise genau den richtigen Nerv<br />
treffen. DANN nämlich ist einem die Bedeutung des<br />
Wortes „Monument“ möglicher weise noch gar nicht<br />
so gewahr, und die hier ersonnenen Texte wirken<br />
Boil<br />
aXiom<br />
CD (ViciSolum/Rough Trade)<br />
bereits erschienen<br />
Progressive Formwandler mit<br />
sauberer Raserei<br />
Sie setzen zum dritten Mal an, um über Dänemarks<br />
Grenzen hinaus die Alternative-Spartenweltherrschaft<br />
an sich zu reißen – und finden ein gutes<br />
Stück ihres eigenen Stils. Dabei scheuen Boil nicht<br />
einmal den blanken Wahnsinn. Denn nach Vessel und<br />
A New Decay ist nun das neueste Werk ganz der<br />
paranoiden Schizophrenie verschrieben. Klar, dass<br />
da Partyklamauk nichts verloren hat. Das<br />
Konzeptalbum zählt härter an als seine Vorgänger<br />
und transportiert Wut wie Schmerz. Im schroffen,<br />
gesanglichen Wechselspiel. Wenn Boil bisher eine<br />
Bandbreite von massengoutierbarem Rock bis<br />
progressivem Metal anzubieten wussten und dabei<br />
mit auffallend sauber gearbeitetem Handwerk<br />
glänzten, so darf man den fünf Jungs jetzt<br />
zugestehen, mächtig ihre Expertise verfeinert zu<br />
haben. Frühere Vergleiche mit Tool oder Creed sind<br />
nicht mehr vonnöten, aXiom prescht seinen eigenen<br />
Weg durch wirre Landschaften der Raserei, mal giftig<br />
knurrend, mal klagend, mit dem Pathos großer<br />
Rocklegenden, gewagt, aber wie gewohnt: nie<br />
unmelodiös. (8,5)<br />
Miriam Claus<br />
Nick Cave & the Bad Seeds<br />
Push the Sky Away<br />
CD (Bad Seed Ltd./Rough Trade)<br />
bereits erschienen<br />
Geisterhafte Soundtrackausgabe<br />
der Bad Seeds<br />
Wo soll man da nur anfangen? Kann man Push the<br />
Sky Away überhaupt bewerten, ohne es in den<br />
schillernd vor sich hin verwesenden Backkatalog
dieser Bande von berüchtigten Künstlern einzusortieren?<br />
Oder sollte man genau das vermeiden und<br />
es für sich allein stehend bewerten? So oder so: Es ist<br />
ein großes Album. Ein berührendes Album. Aber vor<br />
allem ist es ein ruhiges, ein schwebendes, ein<br />
elegisches Album. Viel eher mit Nick Caves und<br />
Warren Ellis’ letzten Soundtrackarbeiten als mit Bad<br />
Seeds-Werken wie Tender Prey oder Murder Ballads<br />
zu vergleichen, trägt dieses 15. Studioalbum des<br />
Australiers und seiner Bad Seeds eine morbide Poesie<br />
in sich, die sich zwar nicht mehr in kleinen, feinen<br />
Geschichten vom Töten niederschlägt, aber doch<br />
immerhin eine gespenstische, verkommene<br />
Atmosphäre heraufbeschwört. Ist es die Ruhe vor<br />
oder nach einem Sturm? Mister Cave jedenfalls ist<br />
sowieso nicht zu trauen. Das hat er schon oft in seiner<br />
langen Karriere zwischen Australien, Berlin, London<br />
und Brighton gezeigt. Doch auf Push the Sky Away<br />
gibt er sich so sanft, so nahbar wie lange nicht mehr.<br />
Und auch das tut mal verdammt gut! (9,5)<br />
Björn Springorum<br />
mit besonders viel Glück gesegnet... dafür allerdings<br />
mit atemberaubendem Talent. So überzeugt Cayne<br />
von der ersten bis zur letzten Sekunde dank<br />
herzzerschmetterndem und melodischem Gothic<br />
Rock/Metal der Extraklasse. Das Werk enthält drei<br />
Songs der genannten EP, neun brandaktuelle Stücke<br />
und zusätzlich die Cover-Version Deliverance (The<br />
Mission). Das Intro The Strain beginnt mit<br />
engelsgleichen weiblichen Vocals, Waiting drückt<br />
durch sein liebliches Violinspiel tüchtig auf die<br />
Tränendrüse. Eingängig und leicht zu erschließen, mit<br />
tief melancholischen Texten, sämtlich in rockigkrachender<br />
Attitüde verpackt – so lautet das<br />
Erfolgsrezept. Trauer und Wut, getragen von<br />
Giordano Adornatos federweicher Stimme. Through<br />
The Ashes ist übrigens ein Duett zwischen ihm und<br />
Andrea Ferro von Lacuna Coil. Weiterer Anspieltipp:<br />
Like The Stars... Herzschmerz vom Feinsten. (9)<br />
Nadine Ahlig<br />
Cayne<br />
Cayne<br />
CD (Graviton/Rough Trade)<br />
bereits erschienen<br />
Großartiges Vermächtnis<br />
von Claudio Leo<br />
Ein Jahr nach ihrem ersten Album (2001) wurde es<br />
leider schon wieder ruhig um die von den Lacuna<br />
Coil-Begründern Claudio Leo und Raffaele Zagaria<br />
ins Leben gerufene Truppe. Mit neuem Line-Up<br />
zurückgekehrt, konnte die Addicted EP (2011)<br />
dennoch alle Kritiker aus den Latschen hauen. Zwölf<br />
Jahre nach dem Debut erscheint nun ihr zweiter<br />
Longplayer – überschattet durch den tragischen Tod<br />
von Claudio Leo. Caynes Karriere ist wahrlich nicht<br />
Chainreactor<br />
The silence & The noise<br />
CD (ProNoize/BROKEN SILENCE)<br />
vorauss. 01.03.2013<br />
TBM fernab vom Clubeinheitsbrei<br />
Schaut man sich in den Reihen des Industrial Techno<br />
um, so muss man leider feststellen, dass es nicht arg<br />
viel Innovation gibt. Umso erfreulicher ist da das<br />
neue Release von Chainreactor. Hier werden Samples<br />
gekonnt eingesetzt, ohne ihre Aussagekraft zu<br />
verlieren. Der Titel scheint bei diesem TBM-Album<br />
keinen Widerspruch zu bilden: 15 Tracks sind vollgepackt<br />
mit bestem Noise, der einen wahrhaft auf die<br />
Tanzfläche prügelt – bei den Beats von TZCS, Gas<br />
panic oder X-termination lässt man sich nicht zwei<br />
Mal bitten. Andererseits verleihen gerade die<br />
sorgsam platzierten Samples den Stücken eine
gewisse Ruhe und Durchdachtheit. Fans von Formationen<br />
wie SAM, Noisuf-X oder FabrikC werden bei<br />
The silence & The noise voll und ganz auf ihre Kosten<br />
kommen. Mit seinem dritten Werk hat sich das zum<br />
Duo angewachsene Projekt eine feste Position auf<br />
den Playlists der Clubs erarbeitet, und dies mehr als<br />
verdient! (9,5)<br />
Marie-Luise Henke<br />
Chemical Sweet Kid<br />
Broken Wings<br />
CD (Danse Macabre/AL!VE)<br />
bereits erschienen<br />
Frischer Wind in den Segeln des<br />
Industrial<br />
Bei Chemical Sweet Kid hat man irgendwie das<br />
Gefühl, dass sie für uns etwas verwahrt haben, das<br />
schon lange verloren geglaubt war. Lauter, dunkler,<br />
gruseliger, experimenteller – so meldet sich die Band<br />
zurück, und mit ihr weht der leise Klang der letzten<br />
Jahrzehnte im Sturm der Neuartigkeit durch unsere<br />
Wohnzimmer. Sie mögen das Rad des Industrial nicht<br />
neu erfunden haben, doch sie trauen sich über die<br />
Grenzen des Konventionellen hinaus. Dabei ist<br />
möglicherweise nicht relevant, was sie mischen<br />
(Industrial und Metal ist wahrlich nichts Neues),<br />
sondern eher, wie sie es machen. Sicher, Julien<br />
Kidams Gesang mag Geschmackssache sein. Sonst ist<br />
Broken Wings aber ein zumeist leicht zugängliches<br />
Album, auf dem zahlreiche Dancefloor-Kracher zu<br />
finden sind, ohne dass sich Chemical Sweet Kid dafür<br />
in den Industrial-Mainstream einreihen mussten. (9)<br />
Lydia Aufschlager<br />
Coppelius<br />
Extrablatt<br />
CD (F.A.M.E./Sony)<br />
bereits erschienen<br />
Rocken ohne Gitarren –<br />
Coppelius können’s!<br />
Coppelius hilft! ... uns auch mit Extrablatt wieder,<br />
ausgesprochen guter Musik zu lauschen. Mit neuer<br />
Dynamik spielen die Herren Musiker, und gleich das<br />
erste Stück nimmt durch seine Mischung aus Härte und<br />
schmeichelndem Nachruf auf eine Spieldose den Hörer<br />
mit in ein kraftvolles Album mit einigen durchaus<br />
gesellschaftskritischen Lyrics. Auch der akzentuierte<br />
Einsatz der einzelnen bandtypischen Instrumente, wie<br />
Klarinette oder Kontrabass, trägt von Beginn an zum<br />
positiven Eindruck bei. Welt im Wahn schließt sich an,<br />
ist der erste von mehreren recht temporeichen Songs,<br />
zu denen auch Bitten Danken Petitieren gehört. Der<br />
Rhythmus von Reichtum lässt wohl jeden sofort<br />
automatisch mitwippen, während Butterblume ein<br />
wunderbarer, leicht melancholischer Anlass zum<br />
Innehalten ist. Die Cover-Version Running Free zeigt,<br />
wie gut das Stück auch ohne Gitarren funktionieren<br />
kann. Und die coppelianische Vorstellung von Subway<br />
to Sallys Maria ist dann ein schlichtweg wunderschöner<br />
Abschluss eines rundum gelungenen Albums, das<br />
natürlich noch mehr bereithält als die hier genannten<br />
Tracks. (9)<br />
Axel Schön<br />
Cultus Ferox<br />
Beutezug<br />
CD (Wannsee, John Silver/Sony)<br />
vorauss. 01.03.2013<br />
Der Raubzug hat begonnen<br />
Was erwartet man von einem neuen Cultus Ferox-<br />
Album? Eine ordentliche Portion Spaß, Spiellust,<br />
Unterhaltung und ein paar rockige, eingängige<br />
Melodien. Na, dann ist Beutezug ja nahezu perfekt.<br />
Den Opener Ahoii kennt man vielleicht bereits von der<br />
Vorabauskopplung, und spätestens seit dem ersten<br />
Hören weiß man, dass für eine gewaltige Prise Spaß<br />
gesorgt ist. Man will schon in den ersten Minuten den<br />
Becher Met gen Himmel heben und sich am besten<br />
gleich direkt von zu Hause auf einen Mittelaltermarkt<br />
zaubern lassen. Auch die folgenden Stücke enthalten<br />
diese richtige Mischung und überzeugen auf ganzer<br />
Linie. Fetzige Texte sind natürlich auch wieder dabei,<br />
genauso wie Songs mit Tiefgang, etwa Feuertanz.<br />
Goldene Zeiten, bereits durch die Single bekannt,<br />
punktet voll, ebenso das Spaßlied Artig. Das lange<br />
Warten hat sich auf jeden Fall ausgezahlt, denn<br />
Beutezug ist ein sauber ausgefeiltes Album mit zwölf<br />
Titeln, das nicht nur Fans Freude machen wird. (9)<br />
Manuela Ausserhofer<br />
Der Blutharsch<br />
and the infinite church<br />
of the leading hand<br />
The end of the beginning<br />
CD (WKN/Tesco)<br />
bereits erschienen<br />
Reise in psychedelische<br />
Wunderwelten<br />
Die einen werden sagen: „Jetzt sind bei denen<br />
endgültig die letzten Sicherungen durchgebrannt.“<br />
Die anderen werden frohlocken: „Endlich hat die<br />
Band ihre psychedelische Seite mal voll ausgelebt.“<br />
Was schon auf den letzten Der Blutharsch-Erzeugnissen<br />
immer wieder an die Oberfläche blubberte,<br />
aber nie in voller Konsequenz ausgeführt wurde, ist<br />
Hauptakteur auf The end of the beginning: wabernde<br />
Loops, verdrogte Sounds, tranceartige Sequenzen,<br />
mehr Ritual oder Drogenexzess als Musik. Und das<br />
funktioniert. Weil es passt. Zu dieser schillernden<br />
Persönlichkeit namens Albin Julius ebenso sehr wie<br />
zum Habitus seiner Band, die er in den letzten Jahren<br />
durch manches stilistische Tal geführt hat. Aus diesem<br />
hier kommt er hoffentlich nicht so schnell wieder<br />
heraus. Psychedelischer Rock trifft verschrobenen<br />
Folk trifft zynischen Humor und bewusstseinserweiternde<br />
Texte. Von all den Korsetts, welche die<br />
Band bislang getragen hat, ist dieses das<br />
überzeugendste. (9)<br />
Björn Springorum<br />
Eisenherz<br />
Fluch der Zeit<br />
CD (Dust On The Tracks/Sony)<br />
bereits erschienen<br />
Fluch oder doch ein Segen?<br />
Eisenherz waren mir bis vor Kurzem völlig neu, und so<br />
konnte ich mir das zweite Studioalbum des Bamberger<br />
Sextetts unvoreingenommen zu Gemüte führen. Was<br />
darf man erwarten? Wir haben hier 13 Titel, inklusive<br />
des Bonustracks Die Seele brennt. Es ist eine<br />
unterhaltsame Mischung, eine Kombination aus<br />
Deutschrock, Gothic Metal, Neuer Deutscher Härte<br />
und einer gehörigen Spur Experimentier leidenschaft.<br />
Manchmal erinnern die von Mastermind Heinz Zürl<br />
gesungenen Lieder stark an die Gothic Metaller<br />
Nachtblut, gepaart mit einigen Megaherz-Riffs. Songs<br />
wie Schlampenball brachten mich zum Lachen, Vampir<br />
ist eine rockige Nummer, die zum Feiern einlädt.
Manipulator ist eines meiner Lieblingsstücke des<br />
Albums. Alles in allem ein echt gelungenes Werk für<br />
Fans von gutem, deutschem Rock im Stile von<br />
Nachtblut, Megaherz & Co.! (8)<br />
Manuela Ausserhofer<br />
7.-10. AUGUST 2013<br />
FESTUNG JOSEFOV, TSCHECHIEN<br />
ANTHRAX CARCASS<br />
BEHEMOTH IN FLAMES<br />
MESHUGGAH OPETH<br />
<br />
<br />
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ABORYM AMORPHIS ANTROPOFAGUS<br />
AS I LAY DYING ATARI TEENAGE RIOT<br />
BENEDICTION BORKNAGAR CARPATHIAN FOREST<br />
COFFINS CRUSHING CASPARS CULT OF LUNA<br />
D.R.I. DOWNSET DR. LIVING DEAD DYING FETUS<br />
ENTOMBED ENSIFERUM FEAR FACTORY<br />
HATEBREED IHSAHN LEPROUS MADBALL<br />
MAGRUDERGRIND MARDUK NACHTMYSTIUM<br />
OCTOBER FILE OVERKILL ROTTEN SOUND<br />
SATURNUS SOLEFALD SUFFOCATION<br />
SYLOSIS TRIVIUM VREID WHITECHAPEL<br />
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Faderhead<br />
FH4<br />
CD (L-Tracks)<br />
vorauss. 01.03.2013<br />
Erneut Electro für Aufgeschlossene<br />
Sami Mark Yahya ist ein Phänomen. Nicht nur, dass<br />
er ständig lästige Genregrenzen übergeht (diesmal<br />
mit Techno-MC Shawn Mierez bei Dancers oder<br />
housigen Sounds in Bitches All Know About My Boom)<br />
und in recht kurzen Intervallen Alben raushaut –<br />
nein, das Phänomenale an Faderheads Tracks ist<br />
deren Qualität. Gerade mal ein Jahr nach The World<br />
Of Faderhead wartet man ja beinahe auf einen<br />
songwriterischen Durchhänger... vergebens. Ruhiger<br />
ist FH4 insgesamt geraten, aber auch eher<br />
beschauliche Stücke wie Every Day Is One Less oder<br />
What Doesn’t Kill Us besitzen eingebaute<br />
Ohrwurmgarantie. Dazu gesellen sich die zu<br />
erwartenden Brecher à la Self Control und No Time To<br />
Sleep, die selbstverständlich nicht mit Aggrotech-<br />
Elementen geizen, Technoid-Grooviges wie Free und<br />
sogar Future Pop-Anklänge (She’s Like Rain And<br />
Hate). Allein Death.Robot.Deconstruction klingt zu<br />
schablonenartig, aber abwechslungsreicher als der<br />
Vorgänger. Auch für FH4 gilt, wie immer bei<br />
Faderhead: „Love it or leave it!“ Eine ernsthafte<br />
Alternative zum Lieben gibt es jedoch nicht. (9)<br />
Lars Schubert<br />
Fire + Ice<br />
Fractured Man<br />
CD (Fremdheit/Tesco)<br />
bereits erschienen<br />
Sprödes Folk-Märchen aus der<br />
Anderswelt<br />
Wenn Tony Wakeford der wohlgenährte Druide des<br />
britischen Neo Folk ist, dann ist Ian Read der hagere<br />
Gentleman. Der Duke des Neo Folk vielleicht, der sich<br />
glatte zwölf Jahre Zeit lässt für ein neues Fire + Ice-<br />
Album, dann aber gleich mit einem Meisterwerk um<br />
die Ecke kommt. Anders klingt er darauf, der<br />
ehemalige Sol Invictus-Magier. Anders, aber gut.<br />
Eher wie eine Kreuzung aus Nick Cave und Tony<br />
Wakeford und weniger wie klassisches Genrematerial<br />
tönen die mythologisch beeinflussten Stücke,<br />
stilistisch geht es tief hinein in die Anderswelt. „Ohne<br />
Elfen gäbe es keine Magie“, so Reads Worte. Und<br />
denen setzt er ein komplexes metaphysisches<br />
Denkmal – mit Songs, die ihre spröde Schönheit nicht<br />
immer sofort preisgeben, aber den geduldigen Hörer<br />
reich belohnen. Mit wunderschönen Texten, musikalischer<br />
V ielschichtigkeit und namhaf ten<br />
Gastkünstlern zwischen Unto Ashes und Sonne Hagal.<br />
Fractured Man jedenfalls zeigt, dass der britische<br />
(Neo) Folk Fire + Ice viel zu lange vermisst hat.<br />
Hoffentlich dauert es bis zum nächsten Output nicht<br />
wieder zwölf Jahre. (9)<br />
Björn Springorum<br />
Free Fall<br />
Power & Volume<br />
CD (Nuclear Blast/Warner)<br />
vorauss. 22.02.2013<br />
Go for Freedom Rock!<br />
Dass die Jungs von Free Fall nicht lange um den<br />
heißen Brei herumreden, sondern direkt auf den<br />
Punkt kommen wollen, lässt bereits das Cover<br />
vermuten. Wie die Musik, ist dieses zielgenau und<br />
vergeudet keine Zeit. Mattias Bärjed, ehemaliger<br />
Gitarrist von The Soundtrack of Our Lives, beschloss<br />
kurz vor deren Trennung, sein eigenes Ding zu<br />
machen, schnappte sich Ludwig Dahlberg, den<br />
Drummer von The (International) Noise Conspiracy,<br />
und komplettierte die Band mit Bassist und Sänger zu<br />
einer klassischen Vier-Mann-Truppe. Beeinflusst<br />
durch Größen wie AC/DC, Deep Purple, Van Halen &<br />
Co., gingen die Schweden ans Werk und zeigen mit<br />
ihrem Debut nun erste Ergebnisse. Power & Volume<br />
kann voll überzeugen. Der authentische, ehrliche<br />
Retro Rock hat das Zeug, Genremitstreitern den Rang<br />
abzulaufen. Mit Hooklines vom Feinsten, einer<br />
energetisch-beschwingten Grundatmosphäre und der<br />
glasklaren Stimmarbeit von Kim Fransson heißt es:<br />
zurück in die Siebziger – ohne dabei eine billige<br />
Kopie abzubilden. Free Fall sind modern, zeitlos und<br />
absolut empfehlenswert! (9)<br />
Nadine Ahlig<br />
Grooving In Green<br />
Stranglehold<br />
CD (Danse Macabre/AL!VE)<br />
bereits erschienen<br />
Klassischer UK-Goth Rock in<br />
zeitgemäßer Umsetzung<br />
Mit Stranglehold setzt das Trio fort, was es am besten<br />
kann und auf dem Debut Post Traumatic Stress bereits<br />
bewiesen hat: die Erschaffung von klassischem<br />
UK-Goth und dessen zeitgemäße Interpretation. Ob<br />
treibende Nummern oder Midtempotracks, ob<br />
sphärisch oder eine Spur härter, ob in den<br />
Vordergrund gerückter Bass und Drummaschinensound<br />
oder Gesang im Stile von Fields of the<br />
Nephilim-Frontmann Carl McCoy – Grooving In Green<br />
ziehen viele Register der musikalischen Wurzeln des<br />
Gothic und machen auch keinen Hehl daraus, dass<br />
zwei ihrer Mitglieder früher bei Children on Stun<br />
gespielt haben. Die fortwährende Verwendung der<br />
typischen Stilmittel und Trons prägnante Stimme<br />
bewirken allerdings, dass jedes Lied für sich gut<br />
funktioniert, das Album jedoch zumindest im<br />
mittleren Teil Gefahr läuft, ein wenig gleichförmig<br />
wahrgenommen zu werden. Mit den letzten Stücken<br />
steigt der Abwechslungsreichtum aber wieder etwas.<br />
Trotz aller künstlerischen Rückgriffe auf frühere<br />
Zeiten klingt Stranglehold kein bisschen altbacken<br />
und ist damit für Liebhaber des ursprünglichen<br />
Gothic-Sounds genauso interessant wie für jüngere<br />
Szenegänger. (7,5)<br />
Axel Schön<br />
Java Guidi<br />
Stop Dying<br />
CD (world on wire/tonpool)<br />
bereits erschienen<br />
Minimalistischer Chic aus der<br />
Hauptstadt<br />
Würde man einen in Zeitlupe zerspringenden<br />
Wassertropfen auf einer blank geputzten Chromfläche<br />
betrachten, könnte das kaum puristischer sein<br />
als das Klangerlebnis von Stop Dying. Und es würde<br />
sich als perfekt getaktete Kulisse für die laszive One-<br />
Woman-Show eignen, die uns Java Guidi darbietet.
Minimalistisch, detailliert und kunstvoll simpel<br />
gehalten, wie das nur der stylischste Pop aus der<br />
Hauptstadt schafft. Selbstverständlich würde besagte<br />
Fläche in einem einzigen, akkuraten Beat vibrieren<br />
und dadurch die Tropfen- und Textfragmente zum<br />
Tanzen bringen. Aus dem genüsslich-zynischen<br />
Bekenntnis zu Sex, Chic, Anti-Glam und einem<br />
atemlosen Leben im Hier und Jetzt ragen plötzlich die<br />
Songs Chains und Killer in Me in verstörender<br />
Traurigkeit heraus. Doch sogleich switcht die<br />
Stimmung wieder mit mädchenhafter Leichtigkeit;<br />
Stimmverzerrer und Kraftausdrücke blitzen wie<br />
Spotlights auf. So soll es eben sein: Gegenteiliges<br />
verschwimmt, bis alles ineinander einen neuen,<br />
gänzlich eigenen Sinn ergibt. (8)<br />
Miriam Claus<br />
im Booklet finden wir alle Texte in Deutsch, Englisch<br />
und der Originalsprache. Es ist also für jeden etwas<br />
dabei! Wohin? ist dramatisch, lyrisch und romantisch.<br />
Die pure Vereinigung von mittelalterlicher<br />
Leidenschaft und vollendeter Kunst. Ernst Horn hat<br />
sich dieses Mal selber übertroffen! (9,5)<br />
Manuela Ausserhofer<br />
Hardcore Superstar<br />
C’mon take on me<br />
CD (Nuclear Blast/Warner)<br />
vorauss. 01.03.2013<br />
Dreckiger Rotz-Thrash der<br />
Extraklasse!<br />
Mit größter Selbstverständlichkeit rotzen die<br />
Schweden einmal mehr alles zu Boden. Hardcore<br />
Superstars Kombination aus Thrash Metal und Sleaze<br />
Rock bläst auch auf ihrem neunten Studioalbum jede<br />
Mütze vom Kopf. Die erste Single One more minute<br />
(kostenlos auf der HCSS-Homepage downloadbar)<br />
stellt das eindrucksvoll unter Beweis: schmuddelig,<br />
energisch, rockig, unverfroren und mit einer Melodie,<br />
die sofort ins Ohr schießt – ein Tüpfelchen Glam auf<br />
der Spitze. Diese Beschreibung trifft indes auf jeden<br />
Song zu, haben Jocke Berg & Co. doch erneut einen<br />
Knaller nach dem anderen gezaubert. Produziert von<br />
Bassist Martin Sandvik und Schlagzeuger Magnus<br />
„Adde“ Andreasson und abgemischt von Randy Staub<br />
(Metallica, Mötley Crüe, The Cult), handelt es sich bei<br />
keinem der zwölf Tracks um belangloses Füllmaterial.<br />
Wer hier keine gute Laune kriegt, soll nach Hause<br />
gehen. Nach einem gruseligen Psychozirkusintro<br />
ballern Nummern wie Above the law oder Are you<br />
gonna cry now direkt ins Gesicht... hundertprozentige<br />
Feiergarantie inklusive. Mit Stranger of mine und<br />
Long time no see sind natürlich auch wieder fetzige<br />
Balladen am Start. Man kann nur hoffen, dass sich<br />
schnellstmöglich Gelegenheit bietet, die neuen Stücke<br />
live zu hören. Perfekt auf ganzer Linie! (9,5)<br />
Nadine Ahlig<br />
HENKE<br />
Maskenball der Nackten<br />
CD (Dryland/AL!VE)<br />
vorauss. 01.03.2013<br />
Ein hochgradig gelungener Angriff<br />
auf Herz und Verstand<br />
Die Entstehung des zweiten Albums von HENKE<br />
verlief ziemlich ungewöhnlich, kam der frühere<br />
Goethes Erben-Kopf Oswald Henke doch auf die Idee,<br />
die Produktion einfach durch Fans vorfinanzieren zu<br />
lassen. Gesagt, getan – in Form von Unterstützerpaketen<br />
konnte man Patenschaften für einzelne<br />
Songs übernehmen, was einen Großteil der Kosten<br />
abdeckte. Maskenball der Nackten, welches auf dem<br />
eigens gegründeten Label Dryland Records erscheint,<br />
hat seine Daseinsberechtigung, weil die Anhänger es<br />
wünschen. Frei nach dem Motto: „Weil ich es kann,<br />
weil ich es will.“ Hier finden sich zwölf Tracks, die<br />
voller Ambivalenz und wortlastigem Psychotizismus<br />
stecken. Verglichen mit dem Debut Seelenfütterung,<br />
klingt das Material deutlich ausgereifter und<br />
homogener, die Lieder strukturierter und eingängiger.<br />
Obwohl HENKE um einiges flüssiger und<br />
greifbarer sind als Goethes Erben, sorgt die Band<br />
durch Oswalds unverwech selbaren Sprechgesang und<br />
gedankendüstere Melancholie noch immer für<br />
ausgeprägte Gänsehaut. Die erste Single Zeitmemory<br />
bot mit ihrer nachhallenden Hookline einen<br />
Vorgeschmack. Facettenreich und mit besonderem<br />
Nervenkitzel, zeigt sich dieses Werk zugleich<br />
zerbrechlich, aggressiv, elegant, stoisch und hat es an<br />
manchen Stellen geradezu auf unseren Verstand<br />
abgesehen. Ein guter Teil des Materials wurde auf<br />
einem Bauernhof in Ostfriesland aufgenommen, was<br />
dem Album einen ganz speziellen Charme verleiht.<br />
Wer sich anstrengt, kann beim finalen Medea sogar<br />
das Rauschen eines benachbarten Windrades hören.<br />
„Medea tötet, was sie liebt...“ (9,5)<br />
Nadine Ahlig<br />
Helium Vola<br />
Wohin?<br />
DCD (Chrom/Indigo)<br />
vorauss. 22.02.2013<br />
Ein Meisterwerk für sich<br />
Ernst Horn und Sabine Lutzenberger legen ordentlich<br />
nach und präsentieren uns mit ihrem vierten<br />
Studioalbum die komplette Bandbreite ihres Könnens<br />
und Schaffens. Auf zwei epischen CDs mit einer<br />
Gesamtspielzeit von über zwei Stunden werden wir in<br />
eine mittelalterliche Welt voller Lyrik und historischer<br />
Musik entführt. Mit seinen verschiedensprachigen<br />
Titeln, die gekonnt zwischen schnelleren und<br />
langsameren, melancholischen Stücken wechseln,<br />
erzählt Ernst Horn erneut eine Geschichte, die ihr<br />
eigenes Konzept bildet. Als Rahmenlieder verwendet<br />
er den Opener Nubibus atris und das finale Aquil’<br />
altera. Insgesamt erhalten wir 19 Titel auf Deutsch,<br />
Englisch, Latein, Provenzalisch, Galicisch und<br />
natürlich Mittelhochdeutsch. Letztere Titel sind<br />
besonders gut gelungen. Als Beweis dafür dienen<br />
Stücke wie Uf der linden, Diu werlt was gelf oder Ich<br />
will den sumer gruezen. Sollte jemand mit dem<br />
Verständnis dieser vielen Sprachen Probleme haben:<br />
Honigdieb<br />
Mein Hut hat keine Ecken<br />
CD (Brainstorm/Rough Trade)<br />
bereits erschienen<br />
Gesellschaftskritik einmal anders<br />
Auf dem bereits vierten Album der Chanson Punk<br />
Folk Rock-Band sind 14 zynisch-witzige Lieder zu<br />
finden, die anspornen wollen, verrückte Sachen zu<br />
machen oder einfach auch mal den Finger zu zeigen.<br />
Musikalisch lustig beschwingt – Herumtänzeln und<br />
Flöten dürfte sich nicht vermeiden lassen – , werden<br />
im Kontrast dazu ernste und schwere Themen<br />
aufgegriffen, welche aber in einer Schachtel mit<br />
herausspringenden Luftschlangen verpackt sind. So<br />
widmet sich die Dortmunder Truppe rund um Fronter<br />
Sir Hannes (bekannt durch Phantoms of Future und<br />
The Idiots) der reichlich kritischen Betrachtung<br />
unserer Gesellschaft, der Zerstörung der Natur und<br />
des Geistes und betont dabei, ein großer Tierfreund<br />
zu sein. Sollen doch Marionetten weiter die Ärsche<br />
anderer lecken (Marionetten), Fische mit drei Köpfen<br />
schmecken umso besser (Blechsoldaten), und<br />
Romantik hat ohnehin keinen Zweck (C.U.V.).<br />
Honigdieb laufen unter dem Motto: „Idealismus ist
die Fähigkeit, die Menschen so zu sehen, wie sie sein<br />
könnten, wenn sie nicht so wären, wie sie sind, aber<br />
vielleicht mal werden...“ (Schopenhauer trifft<br />
Honigdieb.) Durchaus empfehlenswert! (8)<br />
Nadine Ahlig<br />
unwillkürlich, ob Happiness denn wirklich so gut war,<br />
doch da das eigentlich unerheblich ist, bleibt nur ein<br />
beherztes „Bravo!“. (9)<br />
Lars Schubert<br />
<strong>Hurts</strong><br />
Exile<br />
CD (Four/Sony)<br />
vorauss. 08.03.2013<br />
Die Erfolgsgeschichte geht weiter<br />
Früher konnte man davon ausgehen, dass neue<br />
Bands mit dem dritten Album ihren Status untermauern<br />
sollten. Heutzutage ist die Halbwertszeit<br />
jedoch kürzer, und Künstler bekommen diese Frist<br />
überhaupt nicht erst. Was macht man also, wenn das<br />
Debut ein Millionenseller war? Ruht man sich auf den<br />
Lorbeeren aus und veröffentlicht Happiness 2.0,<br />
oder erweitert man seinen musikalischen Horizont,<br />
zeigt sich gereift und verzichtet zugunsten eines<br />
kompakten Werkes eventuell auf den einen oder<br />
anderen Singlehit? Zum Glück haben Theo Hutchcraft<br />
und Adam Anderson die letztere Variante gewählt<br />
und präsentieren jetzt ein Album, welches zunächst<br />
„gut“, bald darauf „sehr gut“ und spätestens ab dem<br />
dritten Hördurchgang sogar „phantastisch“ klingt.<br />
Mit Miracle gibt es natürlich auch die Single, welche<br />
im Radio bereits ausgiebig gespielt wird, wenngleich<br />
sie wohl den schwächsten Track von Exile darstellt.<br />
Die vielen Referenzen an die Achtziger sind fast<br />
verschwunden, der Italo-Disco-Beat ebenfalls, und<br />
den nun düstereren Songs wohnt endlich die schon<br />
immer angedeutete Dramatik inne. Theos Stimme ist<br />
variabler, die Lieder wurden vom Bombastkitsch<br />
befreit, und ja: es gibt auch Gitarren. Angesichts<br />
solcher Meisterwerke wie The Road fragt man sich<br />
KMFDM<br />
Kunst<br />
CD (Dependent/AL!VE)<br />
vorauss. 01.03.2013<br />
Industrial Metal, voll auf die Zwölf<br />
Bei so mancher Band wäre es wohl weniger positiv<br />
gemeint, wenn man behauptete, alles sei wie immer.<br />
Für KMFDM ist diese Aussage jedoch vielmehr ein<br />
Qualitätsbeweis, denn abermals nimmt uns Käpt’n K<br />
mit auf große Fahrt durch die abwechslungsreichraue<br />
See des Industrial. Und abermals macht dieser<br />
Trip riesigen Spaß, landet man bei seiner Hörreise<br />
doch so klangvolle Orte wie Kunst an, die in ihrem<br />
Groove an White Zombie denken lassen, legt einen<br />
Zwischenstopp auf einer Insel namens Hello ein, wo<br />
gerade Al Jourgensen und Alice Cooper um die Wette<br />
jammen, kriegt mit Quake zwischendurch auch mal<br />
doublebasslastiges Backenfutter und betritt schließlich<br />
unter passenden Klängen des an Killing Joke<br />
erinnernden Pseudocide den Industrial-Himmel. Zum<br />
Glück besteht zu keiner Zeit die Gefahr, dass sich<br />
Käpt’n K als Erster heimlich ins Rettungsboot stiehlt,<br />
denn zu keiner Sekunde droht Kunst auf Grund zu<br />
laufen. Alles wie immer halt. (8)<br />
Lars Schubert<br />
Lordi<br />
To Beast Or Not To Beast<br />
CD (AFM/Soulfood)<br />
vorauss. 01.03.2013<br />
Die Monster machen Ernst – endlich!
Es wäre unfair, den Erfolg von Lordi auf die grausigen<br />
Masken und ihr sorgsam gezüchtetes Image als<br />
Rock’n’Roll-Monster zu schieben. Allerdings auch<br />
nicht ganz falsch. In der Vergangenheit ließen sie<br />
gern mal die grelle Kostümierung für sich sprechen<br />
und boten musikalisch ziemlich harmlosen Hard Rock<br />
in bester Achtziger-Manier. Das war nett, charmant...<br />
aber leider kaum mehr. Mittlerweile haben die Finnen<br />
das erkannt und legen unter dem Titel To Beast Or Not<br />
To Beast ein Album vor, das auch aus musikalischer<br />
Sicht voll überzeugen, ja sogar für sich alleine stehen<br />
kann. Und das ist ein Novum. Erfrischend hart,<br />
dreckig und unverblümt ballern sich Lordi durch ihr<br />
neues Material, klingen dabei durchaus nach Rob<br />
Zombie und bieten monströsen Hard Rock mit<br />
Industrial- und Metal-Schlagseite. Textlich dominiert<br />
noch immer das Partyfeiern – Lordi machen mehr<br />
Spaß denn je, scheinen das auch selbst zu spüren und<br />
spielen unverkrampf t wie nie zum großen<br />
Monsterball auf. Halleluja! (8)<br />
Björn Springorum<br />
Love Is Colder Than Death<br />
Tempest<br />
CD (Infacted/Soulfood)<br />
bereits erschienen<br />
Klangschwelgereien mit intensiver<br />
Bildhaftigkeit<br />
Kraftvolles Schlagwerk trifft auf hymnische Melodiebögen,<br />
flüsternde Stimmen, traurige Streicher – und<br />
das alles in einem Song: the tempest. Drei Minuten<br />
und 45 Sekunden reichen, um nach siebenjähriger<br />
Veröffentlichungspause wieder verzückt zu werden<br />
durch neues Material von Love Is Colder Than Death.<br />
Eine geänderte Besetzung und Anja Herrmann als<br />
zusätzliche Stimme bringen einige Frische in die<br />
Musik der Formation. Doch ihrem grundsätzlichen<br />
Stil, der ja sowieso derart viele Elemente in sich<br />
vereint, dass er nicht in Schubladen passt, bleiben<br />
LICTD treu. Altertümliches, gar Archaisches vermischt<br />
sich mit mystischen, exotischen Klängen und<br />
beschwingten Percussionrhythmen. Jedes Stück weckt<br />
neue Gefühle beim Hörer, ruft Bilder hervor von<br />
Karawanen in der Wüste, bunten orientalischen<br />
Basaren und schönen Bauchtän zerinnen, von<br />
zerbrechlich wirkenden Booten auf hoher, stürmischer<br />
See, von bedrohlichen Ereignissen und von<br />
Sehnsüchten... und so entsteht ein einnehmendes,<br />
sehr detailreiches, intensives Album, ist Tempest eine<br />
schwelgerische Einladung, sich für die Zeit einer CD zu<br />
verlieren. (9)<br />
Axel Schön<br />
Martin Kleid<br />
8lights<br />
CD (Alice in.../BROKEN SILENCE)<br />
vorauss. 01.03.2013<br />
Elektronisch-Alternatives, das<br />
Hoffnung macht<br />
So seltsam wie der Name der italienischen Band ist<br />
auch ihr Debut: Hier ein bisschen zu viel der<br />
(neueren) Killers, da etwas zu viel britischer Akzent,<br />
dort zu viel Anlehnung an die Editors und insgesamt<br />
vielleicht zu wenig eigene Ideen. Und was ist daran<br />
seltsam? Nun, die Tatsache, dass sich das viel zu<br />
kurze A l b u m i n E n d l o s s chleife i m P l a yer<br />
wiederfindet. Die Erkenntnis, dass das gewollt<br />
Britische der Musik eher charmant als nervtötend ist<br />
und dass Martin Kleid – Eigenständigkeit hin oder<br />
her – einfach nur tolle und eingängige Songs<br />
schreiben. Songs mit Refrains, die man laut<br />
mitgrölen möchte (A man with a code gun, Fat land).<br />
Songs, deren Elektronik zwar präsent ist, die aber<br />
trotzdem eine gewisse Wärme ausstrahlen, und<br />
Songs, von denen gerade mal You are all that I need<br />
langweilt, statt elegisch zu sein. So gesehen, ist<br />
8lights dem letzten The Killers-Werk allemal<br />
vorzuziehen und lässt auf ein noch besseres<br />
Folgealbum hoffen. (7,5)<br />
Lars Schubert<br />
miserylab<br />
Documentary 2008/2012<br />
CD + 7“ (D-monic)<br />
bereits erschienen<br />
Eiskalte Wave-Klassiker<br />
Mit seinem Cold Wave-Projekt miserylab ging Porl<br />
King (Ex-Rosetta Stone) neue Wege: Der Brite setzte<br />
bei der Verbreitung seiner kalten, atmosphärischen<br />
und vom Post Punk beeinflussten Electro-Klänge vor<br />
allem auf das Internet als Vertriebssystem. CDs<br />
gehörten eher der Ausnahme an, so war beispielsweise<br />
das vierte Album void of life 2011 nur eine<br />
Woche lang erhältlich und wurde seitdem nicht<br />
wiederaufgelegt. Entsprechend rar sind manche<br />
Songs für Musikliebhaber, die mit dieser Art<br />
künstlicher Verknappung und mit den Segnungen<br />
(oder Abgründen) des Internetvertriebs nicht<br />
mithalten können oder wollen. Doch 500 Menschen<br />
jener Spezies dürfen jetzt aufatmen: so hoch ist<br />
nämlich die Auflage der Zusammenstellung<br />
Documentary, welche 17 Tracks aus den Jahren<br />
2008 bis 2012 umfasst. Mit der beiliegenden<br />
7“-Vinyl-Scheibe feiert miserylab sogar analoge<br />
Premiere! Sowohl miserylab-Anfänger als auch<br />
Komplettisten können bedenkenlos zugreifen,<br />
zumal es keine Überschneidungen mit der 2009er<br />
Compilation lab samples gibt. (9,5)<br />
Richard Klasen<br />
Model Kaos<br />
Ghost Market<br />
CD (Danse Macabre/AL!VE)<br />
bereits erschienen<br />
Wenn die Vergangenheit<br />
auf die Zukunft trifft<br />
Mit Ghost Market machte das Trio schon viel von sich<br />
reden. So ist es auch mehr als recht und billig, dass<br />
sich Model Kaos in den Hörercharts von Radio Dark<br />
Dimensions auf Platz sechs gespielt haben und<br />
„Artist Of The Month“ bei Dark Horizons Radio<br />
waren. Nicht zu vergessen, gingen sie auf unserer<br />
<strong>Orkus</strong>! Compilation 85 mit dem Titel If this is heaven<br />
an den Start. Mit ihrer Musik spricht die Band ein<br />
breites Publikum an. So vereint sie die Genres EBM,<br />
Future Pop und Wave zu einem stimmigen Ganzen.<br />
Den elf Liedern von Ghost Market wohnt durchweg<br />
eine tiefe Traurigkeit inne. Break my heart,<br />
Emotionless oder Goodbye my love sprechen für<br />
sich. Dennoch kommt bei Model Kaos auch die<br />
Tanzbarkeit nicht zu kurz, wenn rockende<br />
Gitarrenriffs einsetzen. Ein Album, das in jede<br />
Lebenssituation passt und für jeden etwas parat<br />
hält! (9)<br />
Marie-Luise Henke
Steilvorlage namens Pretty Hate Machine war fünf<br />
Jahre später der deprimierende Nackenschlag The<br />
Downward Spiral möglich. (10)<br />
Lars Schubert<br />
Mystigma<br />
Unzerbrechlich<br />
CD (Echozone/Soulfood)<br />
vorauss. 22.03.2013<br />
Gelungener und<br />
abwechslungsreicher Gothic Rock<br />
aus Deutschland<br />
Viele Jahre und einige Alben lang gibt es diese<br />
Formation bereits. Mit ihrem neuen Werk wird es<br />
Mystigma sicher gelingen, weitere Aufmerksamkeit<br />
in der Szene zu erlangen. Die Gruppe aus dem<br />
G r o ß r a u m O s n a b r ü c k v e r ö f f e n t l i c h t a u f<br />
Unzerbrechlich elf relativ unterschiedliche, aber<br />
allesamt ansprechende, melodiöse Gothic Rock-<br />
Stücke, die sowohl mit den klassischen Elementen des<br />
Genres spielen wie auch mal sanftere und<br />
elektronische Elemente zulassen. Hier und da<br />
verleugnen Mystigma nicht, dass sie ursprünglich in<br />
härteren Gefilden unterwegs waren, und tendieren in<br />
Richtung Gothic Metal. Die Stimme von Frontmann<br />
Torsten Bäumer passt sich der Härte und der<br />
Atmosphäre des jeweiligen Songs mühelos an.<br />
Kenner der Band werden bemerken, dass erstmals<br />
eine Handvoll Lieder mit deutschen Texten versehen<br />
wurde, auch das passend umgesetzt. Zu den eigenen<br />
Kompositionen kommt die Interpretation von Billy<br />
Idols Klassiker Rebel Yell. Man kann zu Cover-<br />
Versionen stehen, wie man will, aber zumindest die<br />
Gitarrenarbeit ist Mystigma bei diesem Stück gut<br />
gelungen. Kurz gesagt, ist Unzerbrechlich ein<br />
angenehmes, ansprechendes, abwechslungsreiches<br />
und entdeckenswertes Gothic Rock-Album mit<br />
eigenem Charme. (8)<br />
Axel Schön<br />
PsioniC<br />
Alteration<br />
CD (Infacted/Soulfood)<br />
vorauss. 15.03.2013<br />
Neues Aggrotech-Futter aus<br />
Österreich<br />
Alteration („Änderung“, „Neuerung“) – ein<br />
passender Name für ein Debut. Das österreichische<br />
Trio legt mit seinen zwölf Tracks ein beachtliches<br />
Erstlingswerk vor, welches volle Tanzflächen<br />
garantieren dürfte. Stücke wie Blasphemie oder<br />
Self-Revelation lassen durchaus Vergleiche mit<br />
genreverwandten und -relevanten Formationen wie<br />
Agonoize oder The Retrosic zu. Der Gesang ist<br />
verzerrt, die Beats sind hämmernd und die Texte<br />
getränkt von Aggression und Unmut gegenüber der<br />
Gesellschaft. Dennoch hat die Band mehr zu bieten<br />
als durchweg treibende Rhythmen. Time to let go und<br />
Inner Peace kommen vergleichsweise ruhig und<br />
melancholisch daher, was verdeutlicht, dass man sich<br />
nicht von Beginn an in eine Richtung drücken lassen<br />
möchte, sondern Vielseitigkeit beweist. PsioniC<br />
werden mit Alteration für Aufsehen und durchtanzte<br />
Partynächte sorgen! (9)<br />
Marie-Luise Henke<br />
Klassiker des Monats<br />
Nine Inch Nails<br />
Pretty Hate Machine<br />
CD (Universal)<br />
Die Geburtsstunde<br />
des modernen Industrial<br />
1989 war das Jahr des Mauerfalls, des Abzugs<br />
sowjetischer Truppen aus Afghanistan und des<br />
traurigen Tian’anmen-Massakers. 1989 war aber<br />
auch das Jahr, in welchem ein 24-Jähriger, für den<br />
eigentlich eine Karriere als Konzertpianist<br />
angedacht war und der sogar Saxophon und Tuba<br />
spielen konnte, sich als Nachtwächter in Tonstudios<br />
verdingte und die nächtlichen Freiräume nutzte,<br />
um seine Vorstellung von Musik umzusetzen. Der<br />
Künstler: Trent Reznor. Das Ergebnis: Pretty Hate<br />
Machine. Schon bei seinem Debut offenbarte der<br />
obsessive Reznor (Musik, Instrumente und Artwork<br />
stammen allesamt von ihm) sein komplettes<br />
Können und schuf Songs, die den Hörer trotz ihrer<br />
K o m p a k t h e i t i m m e r w i e d e r a u f e i n e<br />
Entdeckungsreise gehen lassen. Seien es die<br />
rigorose Ausnutzung der Stereokanäle (das Album<br />
einfach mal in Mono anhören), Vogelgezwitscher<br />
und Maschinengeräusche in der Industrial-Ballade<br />
Something I Can Never Have, die Public Enemy-<br />
Samples und der ultratiefe Bass im eher funkigen<br />
Ringfinger, das manisch-depressiv anmutende Ende<br />
von Down In It, die dissonanten Störgeräusche bei<br />
Sanctified oder die grandiose Phrasierung der<br />
Textzeile „While the devil wants to fuck me in the<br />
back of his car“ aus The Only Time. Da können<br />
sogar ewige Hits wie Head Like A Hole oder Terrible<br />
Lie unerwähnt bleiben. Reznor war der Erste, der<br />
dem New Wave und Synth Pop der damaligen Zeit<br />
in dieser Form eine Gitarre an die Hand und so dem<br />
Industrial Rock – noch nicht Metal – ein Gesicht<br />
gegeben hat. Und auch nur mit der selbst bereiteten<br />
Saline Grace<br />
Fog Mountain<br />
CD (Deeper Waters/CD Baby)<br />
bereits erschienen<br />
Atmosphärische Songs zwischen<br />
Slidegitarre und Piano<br />
Das deutsche Duo Saline Grace beschäftigt sich auf<br />
seinem neuen Album mit der Entfremdung des<br />
Menschen von der Natur, erfindet Szenarien, die teils<br />
surreal wirken, nachdenklich machen, vielleicht auch<br />
hoffnungslos. Musikalisch setzt Bandleader Ricardo<br />
Hoffmann dies unter anderem mit melodiösen<br />
Gitarrenstücken unter Verwendung von Slidegitarre<br />
und Banjo um und beschwört damit durchaus auch<br />
Bilder aus alten Westernfilmen herauf. Er nutzt<br />
außerdem Violine, Klavier, Orgel, Concertina und<br />
wird von seiner Frau Ines mit dunklem Bassspiel<br />
unterstützt. Wie beschreibt man aber nun in aller<br />
Kürze das dadurch entstehende Klanguniversum?<br />
Vielleicht so: Nick Cave trifft The Doors und And Also<br />
The Trees, sie alle lassen sich von einem einsam in<br />
den Sonnenuntergang reitenden Cowboy inspirieren<br />
und machen zusammen Musik. Klingt interessant?<br />
Dann hör’ mal rein in Fog Mountain. (7,5)<br />
Axel Schön<br />
Klaus Schulze<br />
Shadowlands<br />
DCD (Synthetic Symphony/SPV)<br />
vorauss. 22.02.2013<br />
Was vom Krautrock übrig bleibt<br />
Was macht 41 + 17 + 17 + 55 + 18? Nein, nicht nur
148, sondern auch die Gesamtlänge der fünf Tracks,<br />
für welche Klaus Schulze gleich zwei CDs benötigt.<br />
Man möchte meinen, dass der Pionier elektronischer<br />
Musik nach mehr als 200 Veröffentlichungen besser<br />
über die Aufmerk samkeitsspanne des heutigen<br />
Publikums Bescheid weiß, aber vielleicht gibt es ja<br />
tatsächlich noch den passionierten Hörer, der sich<br />
tagsüber mit Stockhausen beschäftigt, um sich dann<br />
später von Shadowlands in den Schlaf wiegen zu<br />
lassen. Vielleicht gibt es jedoch auch einfach genug<br />
Leute, die entspannte Musik hören wollen, welche<br />
nicht nach 08/15-Chillout klingt, die sich den warmen<br />
Sounds eines Moogs nicht entziehen können oder die<br />
sowieso meinen, es sollte endlich mal gesagt werden,<br />
dass etwa Martin L. Gore in Schulze einen großen<br />
Einfluss sieht, dass der 65-Jährige schon mit Lisa<br />
Gerrard zusammenarbeitete und dass sein Album Dig<br />
it bereit s 1980 als Referenzaufnahme für<br />
Synthesizer produktionen galt. Eine Referenz ist<br />
Shadowlands z war nicht, aber ein überaus<br />
interessantes Ambient-Werk. (8)<br />
Lars Schubert<br />
Script 6<br />
Orgiastic Paradise<br />
CD (Popbeat)<br />
bereits erschienen<br />
Hypnotisch-schwärmender<br />
Klangteppich<br />
CD-Deck zu und... huch! Habe ich aus Versehen eines<br />
der besonders sphärisch-meditativen Project<br />
Pitchfork-Alben erwischt? Majestätisch wogt das<br />
Synthiemeer, ein sanfter, hypnotischer Rhythmus<br />
lässt aus dem Stand hinwegdriften bis zum<br />
lautmalerischen Horizont. Einswerden mit dem<br />
Kosmos für Anfänger und Fortgeschrittene. Die<br />
näher, dann wieder fern verhallende Stimme von<br />
Peter Sp..., nein, gar nicht wahr, von Claudio Hauser.<br />
Der Check verrät: ich halte das Debutwerk von Script<br />
6 in der Hand. Das keine zwei Jahre alte Solo-Projekt<br />
doubelt – davon darf man ausgehen – keineswegs<br />
beabsichtigt, sondern entspringt mit seinen Electro/<br />
Wave/Ambient-Wurzeln dem Geist eines stetig<br />
Reisenden, der hier ebendiese Erfahrungen klanglich<br />
verew igt. Gastmusiker beim orgiastischen<br />
Paradieszustand ist das ehemalige Garden Of<br />
Delight-Mitglied Thomas O’Conell. Auf- und<br />
abbrausend, drängend, dann wieder ausfadend: Ja,<br />
man kauft dem Erschaffer die Originalität seines<br />
seelenvollen Werks ab. Kann man übrigens auch mit<br />
diesem Album tun. (9)<br />
Miriam Claus<br />
Slave Republic<br />
Quest for Love<br />
CD (Accession/Indigo)<br />
bereits erschienen<br />
Electro Pop 2.0<br />
Schreibt man, dass Quest for Love „Electro Pop“ ist,<br />
tut man dem Zweitwerk von Slave Republic mit<br />
diesem oberflächlichen Sammelbegriff keinen<br />
Gefallen. „Alternative Pop“ oder gar „Indie Pop“<br />
geben das musikalische Amalgam allerdings auch nur<br />
unzureichend wieder. Vielleicht schreibt man also,<br />
dass in den zehn Tracks das Beste der genannten Stile<br />
steckt, obendrein mit einer Prise Achtziger und einem<br />
Schuss New Wave garniert. Produziert wurde das<br />
Ganze von Daniel Myer, was an sich zwar bereits ein<br />
Qualitätsmerkmal ist, welches Songs wie die knackigeingängigen<br />
Paint My Heart Black und Walking Ghost<br />
oder das tanzflächentaugliche Primärreiz (mit einem<br />
Gastauftritt von Dioramas Torben Wendt) aber gar<br />
nicht nötig gehabt hätten. Dazu noch das wavige Fall<br />
Asleep, das straighte Promises and Broken Hearts mit<br />
seinem Old School-EBM-Beat und der melancholischballadeske<br />
Titeltrack – fertig ist ein Album, welches<br />
absolut keinen Ausfall zu verzeichnen hat und dessen<br />
Lashes Kiss oder Menage à Trois man gern einmal im<br />
Radio hören würde. (9)<br />
Lars Schubert<br />
Soilwork<br />
Y<br />
The Living Infinite<br />
DCD (Nuclear Blast/Warner) CM<br />
vorauss. 01.03.2013<br />
Schwedischer Death Metal- MY<br />
Melodiesturm<br />
Das wurde aber auch Zeit: Auf ihren letzten CY Alben<br />
klangen Soilwork immer amerikanischer. Das kann<br />
man mögen, passte jedoch letztlich nicht CMY zu einer<br />
Band, die den skandinavischen Melodic Death Metal<br />
mit geprägt hat wie wenige andere. In dieser<br />
K<br />
Hinsicht<br />
ist es beinahe als Glücksfall zu bezeichnen, dass Peter<br />
Wichers mal wieder die Band verlassen hat. Sänger<br />
Björn Strid zufolge war der nämlich für den<br />
US-Einfluss verantwortlich. Jener ist jetzt ebenso<br />
verschwunden wie der Gitarrist, zurück bleibt feinster<br />
schwedischer Death Metal. Fabulierend, schnell,<br />
melodisch und melancholisch. Wie es sich für ein<br />
Doppelalbum gehört, lassen Soilwork im besten Sinne<br />
die Sau raus, gönnen sich akustische Interludien,<br />
langsame Brecher, flinke Biester und eine ganz<br />
allgemein narrative Struktur, die dem fundamentalen<br />
Ethos dieser „Selbst findungs platte“ (Strid) gerecht<br />
wird. The Living Infinite geht über 85 Minuten nicht<br />
die Puste aus, die Songtitel sind wunderbar klangvoll<br />
(Owls Predict, Oracles Stand Guard zum Beispiel) und<br />
nicht minder erzählerisch als die Musik. Soilwork<br />
waren zwar auch auf ihren letzten Veröffent lichungen<br />
nicht schlecht. Mit diesem Album haben sie aber<br />
definitiv zu alter Form zurückgefunden – und In<br />
Flames endgültig den Rang abgelaufen. (8,5)<br />
Björn Springorum<br />
Spetsnaz<br />
For generations to come<br />
CD (Scanner/BROKEN SILENCE)<br />
vorauss. 01.03.2013<br />
Die Stille hat ein Ende<br />
Schon zu Jahresbeginn gibt es frohe Neuigkeiten!<br />
Endlich kriegen wir wieder was auf die Ohren, und<br />
zwar von keinen Geringeren als Spetsnaz. Gut fünf<br />
Jahre mussten ins Land ziehen, bis nun mit For<br />
generations to come das vierte Studioalbum der<br />
Schweden auf das tanzwütige Volk losgelassen<br />
werden kann. Der Lohn für die Geduldsprobe<br />
entschädigt bereits beim ersten Reinhören. Nummern<br />
wie Ignorance is bliss, Fake! oder Who made you God?<br />
zeigen sofort, wofür Spetsnaz stehen: knallharten,<br />
absolut zum Tanzen reißenden EBM der alten Schule!<br />
Das Album ist schnell, hämmernd und kompromisslos,<br />
Pontus Stålbergs Gesang gewohnt klar und mit<br />
eindeutiger Message. Ein Werk, das wir lange ersehnt<br />
haben und jetzt glücklich in Händen halten dürfen.<br />
(9,5)<br />
Marie-Luise Henke<br />
The Beauty of Gemina<br />
The Myrrh Sessions<br />
CD (NoCut/SPV)<br />
vorauss. 22.02.2013<br />
Intensives Akustikerlebnis der<br />
Schweizer Szene-Größen<br />
Immer wieder einmal bieten The Beauty of Gemina<br />
live ihr Material in akustischen Varianten dar. Damit<br />
auch alle Fans, die solch einen Auftritt noch nie erlebt<br />
haben, in diesen Klanggenuss kommen, gibt es nun<br />
C<br />
M<br />
www.bloodgroup.is<br />
BLOODGROUP<br />
NEW ALBUM<br />
TRACING ECHOES<br />
www.alive-ag.de<br />
www.adp-records.net<br />
SAM049ADP<br />
22.02.2013
The Myrrh Sessions. Dabei war es Michael Sele und<br />
seinen Musikern wichtig, den Tracks nicht nur<br />
Elektronik und Rockigkeit zu nehmen, sondern ihnen<br />
mit angepassten Arrangements ein neues Flair<br />
einzuhauchen, neue Einflüsse zuzulassen. Dadurch<br />
entwickeln einige Titel eine ganz neue, warme<br />
Intensität, während anderen Songs eine unerwartete<br />
Lässigkeit und Entspanntheit innewohnt. Der Einsatz<br />
zusätzlicher Streicher bei mehreren Stücken erweitert<br />
den Klangkosmos auf charmante Weise, und die<br />
charakteristische, dunkle Stimme von Frontmann<br />
Michael nimmt man durch die instrumentale<br />
Neuinterpretation der L ieder noch einmal<br />
bedeutender wahr. The Myrrh Sessions ist ein<br />
Akustikerlebnis, das weit über typische Unplugged-<br />
Werke hinausführt; voller Emotionen, Leidenschaft<br />
und Eindringlichkeit, fast schon hypnotisch. Ein tolles<br />
Hörerlebnis. (9)<br />
Axel Schön<br />
ihre ersten zwei Alben durchgehend positive Kritiken.<br />
Kein Wunder, hat sich hier doch die Crème de la<br />
Crème des klassischen Hard Rock zusammen getan.<br />
Jetzt setzt die Truppe allerdings noch einen drauf. Der<br />
Opener Graveyard City dient als exzellenter Appetizer<br />
und bleibt sofort im Ohr hängen... vor allem David<br />
Readmans glasklare Vocals, die nicht nur teilweise für<br />
Gänsehaut sorgen. Mit dem folgenden Tears In The<br />
Rain zeigen die Jungs ihre sinnliche und balladeske<br />
Seite. Hervorragende Hooklines, fette, aber nicht zu<br />
derbe Chords, Refrains, die Hymnen gleichen, dazu<br />
eine einfühlsame Stimme und f a s t s chon<br />
herzergreifende Soli. Dank vielfältiger Facetten<br />
bleibt das Ganze durchweg spannend und<br />
abwechslungsreich. Cry For Love – Stadionrock lässt<br />
grüßen – macht zum Beispiel auf Knopfdruck<br />
abrocken und dennoch gleichzeitig das Taschentuch<br />
suchen. More Than One Way Home steigert<br />
unweigerlich die Lust auf Festivals und Open Air-<br />
Konzer te. Dass Voodoo C ircle im M ai auf<br />
Headlinertour gehen, sollte man schleunigst im<br />
Kalender anstreichen. (9,5)<br />
Nadine Ahlig<br />
ALTAAR<br />
S/T<br />
JETZT ERHÄLTLICH!<br />
INDIE RECORDINGS<br />
Mit Ihrem avantgardistischen Ansatz sind<br />
ALTAAR sind eine außergewöhnliche Band!<br />
ALTAAR kombinieren konventionellen Doom<br />
Metal (Corrupted, Black Sabbath, Nortt) mit<br />
Referenzen aus der klassischen Psychedelic<br />
Ära (Les Fleur De Lys, Captain Beefheart,<br />
Pink Floyd)! Spannend!<br />
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WARDRUNA<br />
YGGDRASIL<br />
ERHÄLTLICH AB 25.03<br />
INDIE RECORDINGS<br />
Der wahre Klang des Nordens! Das Feuer, die<br />
Flammen, die Nordische Geschichte! Historische,<br />
nordische Instrumente treffen auf poetische<br />
Texte in Norwegisch, altnordischen und<br />
Proto-Skandinavisch. Wardruna sind endlich mit<br />
dem zweiten Album in der 'Runaljod' Trilogie<br />
'Yggdrasil' zurück. Erhältlich als LTD BOX<br />
EDITION mit Halskette, Digibook, CD und Vinyl!<br />
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Nach dem gefeierten und für den norwegischen Grammy-nominierten<br />
Album "V", sind Vreid mit ihrem neuen MachtWerk "Welcome Farewell"<br />
zurück! Vreid überzeugen mit neuen und frischen Elementen, die Ihrem<br />
eigenen Trademark-Sound ein neues Gesicht verpassen. Aufgepasst!<br />
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INDIE RECORDINGS<br />
von Branden<br />
Flammenreich<br />
CD (Apostasy/Edel)<br />
bereits erschienen<br />
Experimenteller Dark Metal<br />
aus deutschen Landen<br />
Nicht überall, wo „Avantgarde“ draufsteht, ist auch<br />
Avantgarde drin. Das musste ich nach dem ersten<br />
Hören des zweiten Albums dieser, sagen wir einmal:<br />
Black Metal-Band feststellen. Ihr Debut Scherben<br />
spielte sich noch ganz im Bereich des Gothic Metal<br />
ab, der Nachfolger wird als „Avantgarde Black<br />
Metal“ plakatiert, doch scheinen wohl vielmehr<br />
experimen telle Versuche im Schwarzmetallspektrum<br />
mit diversen Genreübergriffen gemeint zu sein. Zwar<br />
wird das dem Genre, das es irgendwie darstellen<br />
sollte, nicht gerecht, aber dies heißt nicht, dass<br />
Flammenreich kein gelungenes Album ist – nur auf<br />
völlig andere Weise. Wir haben hier acht wirklich gut<br />
produzierte Songs, die Elemente aus dem klassischen<br />
rohen Black Metal mit modernen Elementen<br />
verbinden. Teils cleane Vocals von Solarian, teils<br />
hymnenartige Parts, die schier zum Mitklatschen<br />
einladen. Insgesamt befindet sich das Material eher<br />
im Midtempo, einige Lieder schießen kurz nach<br />
oben, pendeln sich aber genauso schnell wieder bei<br />
mittlerer Geschwindigkeit ein. Anspieltipps:<br />
Sehnsucht und Verlust. Summa summarum machen<br />
von Branden wirklich tolle Musik, auch bei<br />
Flammenreich kann man nicht meckern. Das<br />
Experimentieren tut ihnen auf jeden Fall gut, und ich<br />
bin gespannt, wohin der Weg sie noch führen mag.<br />
(8)<br />
Manuela Ausserhofer<br />
Voodoo Circle<br />
More Than One Way Home<br />
CD (AFM/Soulfood)<br />
vorauss. 22.02.2013<br />
Classic Hard Rock, der Lust auf<br />
Sommer macht<br />
Um es direkt vorwegzunehmen: ein wahres Prachtexemplar.<br />
2008 wurde die Band von Gitarrist Alex<br />
Beyrodt (Sinner) gegründet und erntete bereits für<br />
Welle: Erdball<br />
Computerklang<br />
MCD (Synthetic Symphony/SPV)<br />
vorauss. 22.03.2013<br />
Neue Sendung, bewährte Qualität<br />
Da ist er nun, der Startschuss in ein Jahr voller<br />
synthetisch erzeugter Transmissionen des besten<br />
Senders der minimalelektronischen Radiowelt. Bevor<br />
wir uns auf eine Sammlung der schönsten<br />
Übertragungen aus den letzten zwei Dekaden und ein<br />
gänzlich neues Programm freuen dürfen, gibt die EP<br />
Computerklang als Vollversion bereits einen<br />
ohrenschmeichelnden Ausblick. Wartet der Titeltrack<br />
noch mit einem schrägen Akzent auf, begeistert<br />
Zombies im Kaufhaus durch bissige Gesellschaftskritik<br />
und überzeugt Kontrollierte Welt (C=64) mit einer<br />
Menge Retrocharme, ist es spätestens bei der<br />
Textzeile „Stell’ Dir vor, dass ich mir vorstelle, Du<br />
stellst Dir das jetzt vor“ von Des Wahnsinns fette<br />
Beute um die Dadaisten unter uns geschehen.<br />
Dauerhörer sind da allemal schon hin und weg. (8)<br />
Lars Schubert<br />
Woodkid<br />
The Golden Age<br />
CD (Universal)<br />
vorauss. 15.03.2013<br />
Lauf, Junge, lauf!<br />
Hinter dem seltsamen Pseudonym Woodkid steckt der<br />
französische Allroundkünstler Yoann Lemoine, der<br />
sich bisher einen hervorragenden Namen durch seine<br />
spektakulär ästhetischen Schwarzweißvideos für<br />
Größen wie Lana Del Rey oder diverse awardüberschüttete<br />
Clips für die Werbeindustrie gemacht hat.<br />
Nach den EPs Iron und Run Boy Run präsentiert man<br />
sich nun auf seinem ungeduldig erwarteten<br />
A l b u m d e b u t a l s a t m o s p h ä r i s c h - d u n k l e s<br />
G e s amtkunst werk z w ischen dramatischem<br />
Breitwand-Pop und bombastischer Klassik mit<br />
unruhig schwelenden Electro-Einsprengseln. The<br />
Golden Age ist Lemoines faszinierend düsteres und<br />
lyrisch teils hochgradig zynisches Tagebuch seiner<br />
ganz persönlichen Erwachsenwerdung, des Abschieds<br />
vom Kindsein und des harschen Eintritts in die harte<br />
Erwachsenenwelt. Woodkid gibt gerne Rätsel auf mit<br />
seinen mystischen, my thischen und schwer<br />
symbolschwangeren Elementen – und legt<br />
wahrscheinlich eines der geheimnisvollsten und<br />
spannendsten Alben des Jahres vor! (9,5)<br />
Gaetano Rothenburg
Ina Brinkmann<br />
Liebesgeschwüre<br />
(UBooks)<br />
Schon Ina Brink manns Debut<br />
Herzmassaker, vor gar nicht langer<br />
Zeit erschienen, konnte begeistern.<br />
Ihre Sprache ist mehr als direkt, ihre<br />
E r z ä h l u n g e n s i n d b r u t a l u n d<br />
gnaden los. Das Buch über den von<br />
G e w a l t g e t r i e b e n e n P a t r i c k<br />
vermochte zu fesseln, wie es kaum<br />
ein Horrorfilm schafft. Umso höher<br />
waren natürlich die Erwartungen an<br />
Liebesgeschwüre. Hier folgt nun die<br />
Geschichte eines Jungen, der in<br />
eine unbarmherzige Welt geboren<br />
wurde, die ihm keine Chance bot<br />
und nur den Weg bereitete in ein<br />
Leben voller Gewalt, Schmerz und<br />
Erniedrigung. Dorian wuchs ohne<br />
seine leiblichen Eltern auf – benutzt<br />
als menschliches Spielzeug für<br />
körperliche Bedürfnisse anderer.<br />
Anja Dollinger<br />
Walter Moers<br />
Zamonien<br />
(Knaus)<br />
Oh Zamonien, du wildes Land! Viele<br />
heitere, spannende, traumhafte,<br />
unvergessliche Stunden durften wir<br />
in dir verbringen. Wir haben dich an<br />
der Seite unerschrockener Helden<br />
erforscht, aus der Perspek tive<br />
perfider Bösewichte erlebt und<br />
oftmals in deiner vollen Pracht<br />
bestaunen können. Allein, wir<br />
wissen noch immer viel zu wenig<br />
über dich! Das dachte sich wohl<br />
auch Mastermind Walter Moers, der<br />
nun Entdeckungsreise durch einen<br />
phantastischen Kontinent vorlegt,<br />
Erlend Erichsen<br />
Nationalsatanist<br />
(Edition Phantasia)<br />
Heikles Thema, das fängt schon<br />
beim Buchtitel an. Nationalsatanist<br />
w i d m e t s i c h d e n k r i m i n e l l e n<br />
Vorgängen innerhalb der Black<br />
Metal-Szene... jedoch nicht, wie so<br />
viele Werke davor, als zumeist mehr<br />
schlecht als recht recherchierte<br />
Doku, sondern als Roman. Der<br />
stammt aus der Feder eines echten<br />
Insiders: Erlend Erichsen war<br />
Schlagzeuger bei Gorgoroth, dies ist<br />
sein erster Roman. Und mit ihm will<br />
er sich wohl einiges von der Seele<br />
schreiben. Wir folgen dem jungen<br />
Runar, dessen Leidenschaft für<br />
Black Met al durch Gorgorot h<br />
entfacht wird und in der Gründung<br />
seiner eigenen Formation Stormvold<br />
Subway to Sally<br />
Unsterblich<br />
(Schmenk)<br />
Abschnitt 1: Sagt etwas über den<br />
Inhalt des Buches und erklärt das<br />
Vorhandensein dieses Satzes.<br />
Zu Recht mag sich mancher über<br />
diese Form der Einleitung wundern,<br />
doch sie ist uns beim Lesen dieser<br />
Biographie so lieb geworden, dass<br />
wir sie hier unbedingt fortführen<br />
wollten. Der Fokus soll aber selbstredend<br />
auf dem Buch liegen und<br />
gesagt werden, was Unsterblich<br />
bereithält. Genau genommen sind es<br />
20 Jahre Bandgeschichte, Lebens <br />
geschichte – begonnen mit den<br />
ersten musikalischen Schritten, über<br />
Einblicke in das Leben eines Musikers<br />
in der DDR, die Gründung<br />
diverser Bands, die Gründung einer<br />
ganz bestimmten Band, Konzerterinnerungen,<br />
Anekdoten, bis hin<br />
zum Entstehen und Bestehen einer<br />
nicht mehr we g zudenke nden<br />
Ein Leben ohne Liebe. Ein Leben<br />
voller Schmerz, der dem Kind als<br />
brutale Normalität unterbreitet wird.<br />
Ina Brinkmann lässt zwei geniale<br />
Erzählstränge entstehen, in welchen<br />
sie das Schicksal des jungen Do, der<br />
später zu Manuel wird, einmal aus<br />
seiner eigenen und einmal aus<br />
außenstehender Sicht schildert.<br />
Die Bilder verschmelzen, und die<br />
Darstellungen wirken durch den<br />
Schreibstil sehr authentisch. Das ist<br />
der Fall, weil sie stark an die Kindheit<br />
der Autorin selbst angelehnt sind.<br />
Auch Ina Brinkmanns zweiter Roman<br />
überzeugt voll und ganz, und ich bin<br />
sicher, dass wir von dieser Autorin<br />
noch einiges lesen werden. Aber<br />
jetzt erst mal: viel Spaß im Qualenkabinett<br />
des jungen Dorian!<br />
Manuela Ausserhofer<br />
die erste umfassende Enzyklopädie<br />
zu jenem wundersamen Reich. Von<br />
A wie Anagrom Ataf bis Z wie<br />
Zamomin, lautet der Untertitel<br />
dieses gewohnt beispiellos schön<br />
gestalteten Werkes – auf über 300<br />
Seiten bietet es genau das: alles<br />
Wissenswer te und noch mehr<br />
Unwis sens wertes zu Orten, Menschen,<br />
Dingen, Situationen und<br />
Ge set zmäßigkeiten einer der<br />
spannendsten Welten der modernen<br />
Phantastik, gefasst in charmantskurrile<br />
Texte. Natürlich kennt der<br />
Zamonienfan schon eine Menge<br />
Fakten, dürfte sich aber doch ohne<br />
Maßen über solch gebündelte<br />
Det ailfülle f reuen. Außerdem<br />
verkürzt das Lexikon sehr angenehm<br />
die War tezeit auf Das Schloss<br />
der Träumenden Bücher. So, und<br />
was war jetzt noch gleich dieses<br />
„Buchlings auge“? Rasch mal nachschlagen...<br />
Björn Springorum<br />
mündet. Schon bald sorgen verquere<br />
Ideologien und schwelendes<br />
Aggressionspotenzial für eine<br />
Eskalation, der auch die anderen<br />
Bandmitglieder nichts entgegensetzen<br />
können. Fiktional mag die<br />
Geschichte sein, völlig aus dem Hut<br />
gezaubert ist sie derweil nicht. Was<br />
in d e n f r ü hen Neunzigern in<br />
Norwegen passierte, schockiert<br />
noch immer und verleiht auch<br />
die sem Buch einen gewis sen<br />
Realismus, der durchaus schaurig<br />
wirkt und den Dunstkreis aus Hass,<br />
verblendeten politischen Ideologien<br />
und Satanismus überzeugend in das<br />
Ganze einbindet. Klar vor allem für<br />
Black Metal-Anhänger zu empfehlen<br />
– aber letztlich eigentlich für jeden<br />
musikalisch Interessierten.<br />
Björn Springorum<br />
Institution. Kurzum: eine Erfolgsgeschichte.<br />
Geschrieben von den<br />
Musikern selbst und einigen ihrer<br />
Wegbegleiter, begegnen wir heuti gen<br />
Szene-Größen in ihren Anfangs tagen,<br />
spielen vor drei Konzert besuchern,<br />
später dann vor sehr vielen mehr, und<br />
er fahren aller lei Persönliches,<br />
Amüsantes und Skurriles.<br />
Abschnitt 2: Wagt eine Kritik und<br />
gipfelt in einem Fazit.<br />
We nn m a n e t was bemängeln<br />
möchte, dann wohl eine Idee, welche<br />
die Musiker selbst vermutlich bereits<br />
bedauern: das Hervorheben einzelner<br />
Passagen durch rote Schrift auf<br />
schwarzem Grund. Dahingegen war<br />
der Einfall, dieses Buch selbst zu<br />
schreiben, ein überaus guter, denn<br />
das macht die Biographie nicht nur<br />
sehr persönlich; ein paar der Musiker<br />
haben t at sächlich einen ganz<br />
wunder vollen Schreibstil. Sie bringen<br />
uns zum Schmunzeln, zum laut<br />
Auflachen, entlocken uns einige<br />
„Aha“s und, vor allem: sorgen dafür,<br />
dass wir dieses Buch so schnell nicht<br />
aus der Hand legen können.<br />
Doreen Krase<br />
82 - <strong>Orkus</strong>!
„Wie kann ein Objekt heilig sein,<br />
wenn es zu so viel Unheil führt?“<br />
(Fritz Graner)<br />
Was ist uns heilig? Gibt es da überhaupt noch etwas, oder wurde der Begriff, wie so viele, zu oft schon missbraucht,<br />
instrumentalisiert? „Heilig“ – zumindest ein großes Wort. Heilig – ebenso die nächste Single von Schlafes Bruder,<br />
dem neuen Projekt, das wir Dir in unserer Februar-Ausgabe zum ersten Mal vorstellen durften. Und damit rückt<br />
auch das Debutalbum immer mehr in den Blickpunkt der Erwartungen.<br />
<strong>Orkus</strong>: Erzählt doch bitte Genaueres über das Thema eurer<br />
zweiten Single Heilig.<br />
Kris Weller: Die geschichtlichen Überlieferungen<br />
beschreiben das Mittelalter als rückständig und inhuman. Es<br />
wird auch „die dunkle Epoche“ genannt. Willkür, Gewalt,<br />
Folter, Hinrichtungen, Kriege, Seuchen, Hunger, Kälte,<br />
Pest – um einige Merkmale zu nennen – zeugen von den<br />
archaischen Zuständen, die zu jener Zeit vorherrschend<br />
waren. Der Gottesglaube spielte vielleicht gerade deswegen<br />
eine maßgebliche Rolle im Leben eines Menschen, denn<br />
er gab ihm Hoffnung und Halt. Er war aber mehr als ein<br />
Sinngebungssystem und manifestierte sich nicht nur in<br />
Bekenntnisritualen, sondern durch den gelebten Drang, sich<br />
mit dem Göttlichen zu verbinden. Im Laufe des irdischen<br />
Lebens musste man dazu das eigene Handeln komplett dem<br />
Willen Gottes unterwerfen, um dann nach dem Tod die<br />
Vereinigung mit ihm zu erreichen. Vor diesem Hintergrund<br />
wird auch klar, an welchen Grundfesten Papst Urban II. bei<br />
den Menschen gerüttelt hat mit seiner Aufforderung im Jahr<br />
1095 nach Christus, in den Heiligen Krieg zu ziehen, denn er<br />
nannte es Gottes Willen („Deus lo vult“, „Gott will es so“).<br />
Während der Sündige mit Absolution belohnt würde, sah der<br />
Unsündige die Möglichkeit, seinem Ziel durch heroisches<br />
Martyrium näher zu kommen. So fand jeder sein „Heil“ in<br />
den Kreuzzügen. „Heilig“ ist etwas, das aus der dinglichen<br />
Existenz in einen Bereich transzendiert, den man als<br />
gotteszugehörig betrachtet; und so sollten die eigenen Taten<br />
gotteszugehörig werden, indem sich Gottes Wille in ihnen<br />
wiederfindet.<br />
O: Auch zu Heilig ist ein sehr aufwändiger Clip entstanden.<br />
Wie kam es zu den einzelnen Ideen? Man könnte es „das<br />
Video mit den vielen Gesichtern“ nennen. Beeindruckend!<br />
Und: mit wem habt ihr bei der Produktion kooperiert?<br />
Fritz Graner: Mit dem Regisseur Andreas Marschall<br />
und der Produktionsfirma Lopta Film. Andreas hat seit<br />
den Neunziger Jahren Videos für Bands wie Guano Apes,<br />
Kreator, Samael oder Moonspell gedreht. Inzwischen macht<br />
er Kinofilme, wie den mit vielen Preisen ausgezeichneten<br />
Schocker Tears of Kali. Sein neuester Film Masks wurde<br />
vom amerikanischen Portal Ain’t It Cool News als einziger<br />
deutscher Film unter die weltweit zehn besten Horrorfilme<br />
des Jahres 2012 gewählt! Dazu gibt es ein Musikvideo der<br />
Band Orden Ogan, worin Marschall Videoprojektionen<br />
als Stilmittel verwendet, ähnlich denen, die in Heilig<br />
Symbole auf mein Gesicht werfen. Die Gesichter stellen ja<br />
ganz verschiedene Typen von „heiligen Kriegern“ dar; vom<br />
Helden über den Zweifelnden bis zum Dämonischen. Es<br />
sind die seelischen Facetten des Kämpfers, so vielfältig wie<br />
die Symbole für die unterschiedlichsten weltanschaulichen<br />
Überzeugungen, in die sich Menschen fundamentalistisch<br />
verrennen können.<br />
O: Was war euch bei der Visualisierung des Stückes besonders<br />
wichtig, und was war das Schwierigste oder die größte<br />
Herausforderung bei der Umsetzung?<br />
FG: Marschall meinte, dass mein Gesicht sehr „filmisch“<br />
und wandelbar ist... und nur darauf sollte das Video setzen.<br />
Keine Bandaufnahmen, keine aufwändigen Sets, nur ein<br />
Gesicht in surrealen Masken und Licht. Dafür wurde extra<br />
eine kreuzartige Konstruktion gebaut, mit der sich das Licht<br />
permanent bewegte. Dadurch entstehen die wandernden<br />
Schatten auf meinem Gesicht. Eine wichtige Inspiration für<br />
diese Technik war Henri-Georges Clouzots nie vollendeter<br />
Film L’Enfer mit Romy Schneider.<br />
O: Ihr greift in dem jetzt veröffentlichten Lied die inneren<br />
Zweifel eines Kreuzfahrers auf. Denkt ihr, dass damals<br />
viele eine solch kritische Sicht auf ihr eigenes Tun und die<br />
Kreuzzüge allgemein hatten?<br />
KW: Religiöser Fanatismus lässt vermutlich wenig Raum<br />
für eine selbstkritische Sicht auf das eigene Handeln. Man<br />
darf außerdem nicht vergessen, dass wir hier von einer Zeit<br />
sprechen, in der die Inquisition ins Leben gerufen wurde.<br />
Ketzerei, Blasphemie oder Häresie hatten tödliche Folgen. Eine<br />
solch radikale Form der gesellschaftlichen Konditionierung<br />
ertränkt unabhängiges, liberales Gedankengut förmlich in<br />
Angst. Wer in einem solchen Umfeld aufwächst, bekommt<br />
ein Weltbild indoktriniert, das er kaum anzweifeln wird. Es<br />
ist also nicht unbedingt davon auszugehen, dass ein redlicher<br />
Ritter Bedenken hatte, wenn er das große Abenteuer eines<br />
Kreuzzuges antrat. Aber nach einer langen, qualvollen Reise<br />
voller Entbehrungen, fern der klerikalen Aufmerksamkeit,<br />
gab es vielleicht den ein oder anderen, dessen Geist an<br />
84 - <strong>Orkus</strong>!
„Kampfbereitschaft ist ein Zeichen für fehlenden<br />
inneren Frieden.“<br />
(Kris Weller)<br />
Selbstständigkeit gewann. Durch neue Eindrücke von fremden Kulturen<br />
und Ländern, durch Blutgemetzel, Schmerz, Verlust von Angehörigen<br />
oder Freunden oder vielleicht auch durch Nahtoderlebnisse kann<br />
sich vieles in der persönlichen Sichtweise ändern. Insbesondere bei<br />
einem Zeitraum von vielen Jahren und der für damalige Verhältnisse<br />
unglaublich großen Distanz zur Heimat und all den einschneidenden<br />
Erlebnissen sind Zweifel nicht mehr so abwegig. Das wäre jedoch ein<br />
wirklich großer Zielkonflikt im Spannungsfeld von äußerem Zwang und<br />
inneren Bedenken. Während die für Absolution Kämpfenden geradlinig<br />
durch das Abenteuer marschieren, zerreißt es den wahrhaft für Heiligkeit<br />
Streitenden innerlich komplett.<br />
O: Religiöser Fanatismus ist immer gefährlich. Doch inwiefern hat eures<br />
Erachtens Religion eventuell auch etwas Gutes?<br />
KW: Wie vorhin schon erwähnt, hat Religion meiner Meinung nach<br />
vor allem eine sinnstiftende Wirkung, die Halt gibt. Vertrauen, Liebe<br />
und Hingabe spielen dabei eine große<br />
Rolle. Das war für jemanden im rauen<br />
Mittelalter sicherlich nicht unwichtig.<br />
Aber allem Anschein nach rückt im<br />
Lauf der Zeit, mit zunehmenden<br />
wissenschaftlichen Erkenntnissen und<br />
steigender Lebensqualität, der Glaube<br />
aus dem Mittelpunkt des Blickfeldes.<br />
Die Astrophysik suggeriert heute ein<br />
Universum, das aus einem punktuellen<br />
Nichts herausknallt, während die<br />
Frage, wie Seiendes aus Nichtseiendem<br />
entstehen kann, ungeklärt bleibt.<br />
Diese Situation ist fruchtbarer<br />
Boden für einen sich ausbreitenden<br />
Agnostizismus. Man zahlt heute vielleicht noch Kirchensteuer und<br />
besucht die Messe zu Weihnachten. Aber seien wir ehrlich: Wie viele<br />
halten noch ein Tisch- oder Abendgebet? Betrachten wir nun aber mal<br />
eine Lebenssituation, in der es uns nicht so gut geht, zum Beispiel bei<br />
einem Flugzeugabsturz, dann brauchen wir plötzlich wieder einen Halt,<br />
dann besinnen wir uns bezeichnenderweise wieder auf Gott, der uns<br />
helfen möge, und rufen ein Stoßgebet aus. Nun kann man aber nicht<br />
alle Religionen über einen Kamm scheren. Was würde ein Buddhist in<br />
einem solchen Moment beten? Das Gebet würde sich jedenfalls nicht an<br />
eine höhere Macht, sondern er würde es an sich selbst richten. Für ihn<br />
gibt es nämlich keinen Gott. Aber die humane Spiritualität, die hinter<br />
den Lehren Buddhas steckt, bewirkt im Grunde genommen trotzdem<br />
das Gleiche. Sie spendet dem Menschen Halt und inneren Frieden.<br />
O: Ist den Menschen heutzutage einfach das Falsche heilig? Oder war<br />
es das nicht auch früher schon, betrachtet man die Schattenseiten der<br />
Kreuzzüge?<br />
FG: Jerusalem war den Menschen damals ganz offensichtlich sehr heilig.<br />
Wenn aber durch eine persönliche Wahrnehmung sich Heiligkeit bei<br />
den Wahrnehmenden im wahrgenommenen Objekt manifestiert und es<br />
dadurch eigentlich erst zu einem solchen Unheil kommt, heiligt dann<br />
der Zweck die Mittel? Ist die Befreiung Jerusalems für Millionen von<br />
Todesopfern also gerechtfertigt? An dieser Stelle kann es wohl kaum<br />
darum gehen, ob dem Menschen nun das Richtige oder das Falsche<br />
heilig ist. Im Gegenteil, es drängt sich vielmehr die Frage auf, wie<br />
überhaupt ein Objekt heilig sein kann, wenn es zu so viel Unheil führt?<br />
Die Geschehnisse widersprechen doch komplett der theologischen Ethik<br />
der Zehn Gebote. Dort heißt es: „Du sollst nicht morden.“ Aber wie<br />
kann dann ein solch kollektiver Massenverblendungswahn überhaupt<br />
entstehen? Die Antwort findet man möglicherweise in den damaligen<br />
Lebens- und Machtverhältnissen. Baut sich einerseits aufgrund widriger<br />
Lebensumstände eine Spannung im Volk auf, und gibt es andererseits<br />
noch einen gewichtigen Rädelsführer, der mit einem vermeintlichen Plan<br />
die Emotionen der Menschen trifft, so verblassen mögliche Zweifel an<br />
der Redlichkeit des Planes vor dem Hintergrund des persönlichen Leids.<br />
Wir müssen in unserer eigenen Geschichte gar nicht weit zurückblicken,<br />
um zu erkennen, wie leicht sich ein geplagtes Volk instrumentalisieren<br />
lässt.<br />
O: Was ist euch selbst heilig?<br />
FG: Da gibt es im sprachlichen Jargon so einiges. Werte, Familie,<br />
Freunde. Aber im eigentlichen Sinne ist etwas nur dann heilig, wenn es<br />
einer göttlichen Sphäre zugehörig ist. Das führt uns zur Glaubensfrage.<br />
Meine Einstellung wird dabei immer die gleiche bleiben. Würde ich<br />
wissenschaftlich unerklärliche Wunder erleben, dann vielleicht schon.<br />
Eher glaube ich aber an das Gute im Menschen. Da wir ja – wenn es<br />
einen schöpferischen Gott gibt – alle von ihm erschaffen wurden, wohnt<br />
er uns und allem Dinglichen inne.<br />
KW: Ich reduziere mich in der Antwort<br />
auf inneren Frieden. Aus meiner Sicht<br />
ergibt sich alles Gute daraus von selbst.<br />
O: Wofür würdet ihr kämpfen?<br />
FG: Ich kämpfe für meine Überzeugung,<br />
für das, woran ich glaube.<br />
KW: Ich bin da eher Pazifist. Kämpfen<br />
kommt für mich höchstens in Frage,<br />
wenn es um Leib und Leben geht.<br />
Kampfbereitschaft ist ein Zeichen für<br />
fehlenden inneren Frieden.<br />
O: Und wofür wäret ihr sogar bereit, zu<br />
sterben?<br />
FG: Wenn das Dem-Tode-geweiht-Sein von vornherein eine beschlossene<br />
Sache ist, dann gibt es wohl nichts, außer, um meine Kinder zu retten,<br />
oder eben im Kampf um das eigene Leben.<br />
KW: Da bin ich bei Fritz. Wenn die Frage wortwörtlich gemeint ist,<br />
sprechen wir ja von einer Selbstaufgabe. Das käme für mich niemals in<br />
Frage... höchstens für das Chili-Chocolate-Eis von der Eisdiele nebenan.<br />
O: Was erwartet den Hörer auf eurem bald erscheinenden Album?<br />
KW: Angefangen vom tollen Artwork, das schon bildhaft vom Okzident<br />
zum Orient führt, über ein 20-Seiten-Booklet mit einleitenden<br />
Geschichten zum jeweiligen Thema, bis hin zu den Texten, die<br />
entsprechend bebildert sind, ziehen wir den Hörer schon mit den ersten<br />
visuellen Eindrücken in die große Atmosphäre der Kreuzzüge. Was<br />
er dann zu hören bekommt, ist ein vielschichtiges Klangerlebnis. Die<br />
Instrumente treten mal spielerisch einzeln hervor, mal schmettern sie<br />
wie aus einem Guss verschmolzen wuchtig ein. Wir arbeiten mit großer<br />
Dynamik, davon leben die Songs. Stimmungsbilder erzeugen wir zwar<br />
rein musikalisch und arbeiten dabei auch abend- und morgenländische<br />
Melodien oder Instrumente ein, aber an manchen Stellen sind filmische<br />
Effektsounds einfach notwendig, um den Hörer kompromisslos<br />
mitzureißen.<br />
www.schlafes-bruder.com<br />
Axel Schön<br />
Photos: Oliver Rath<br />
Line-Up:<br />
Fritz Graner – Gesang<br />
Ricky Grasser – Gitarre<br />
Halid Pestil – Bass<br />
Kris Weller – Keyboard, Synthesizer<br />
Andreas Schulz – Schlagzeug<br />
86 - <strong>Orkus</strong>!
Kontinuierlich gehen Mystigma ihren Weg. In den Neunziger Jahren<br />
noch stärker im härteren Metal verwurzelt und bis 2005 unter dem<br />
Namen Tears of Mystigma firmierend, fanden die Musiker im Laufe der<br />
Zeit immer mehr zum Dark Rock und Gothic Metal – und Liebhaber<br />
dieser Genres Gefallen an ihrem Sound. Auch Samplerbeiträge und gute<br />
Platzierungen bei Bandcontests konnten das Quartett aus dem Großraum<br />
Osnabrück in der Veröffentlichung weiterer Alben bestärken.<br />
Nun bringen sich Mystigma mit Unzerbrechlich erneut ins Gespräch<br />
und in die Ohren der Szene. Jene sollte durchaus hinhören, denn es<br />
ist ein gutes, eigenständiges Werk, zu dem sogar die Interpretation von<br />
Billy Idols Klassiker Rebel Yell passt. Ungewohnt für Mystigma ist die<br />
Verwendung deutscher Liedtexte. Fast die Hälfte der aktuellen Stücke<br />
intoniert Frontmann Torsten Bäumer in seiner Muttersprache. Und<br />
auch diese Entscheidung war ein richtiger Schritt. Mit den neuen Songs<br />
und frischem Schlagzeuger am Start, will die Formation das anno 2013<br />
auch live gebührend beweisen. Spätestens dann dürfte sich der eine oder<br />
die andere fragen, warum er oder sie nicht schon eher auf Mystigma<br />
aufmerksam geworden ist.<br />
www.mystigma.de<br />
Axel Schön<br />
„Der jüngere,<br />
sinnlichere<br />
und sorglosere Cousin.“<br />
Februar<br />
Genesis Breyer P-Orridge (Psychic TV) – 22.02.1950<br />
in Manchester, UK<br />
David Sylvian – 23.02.1958 in London, UK<br />
Christopher „Chris“ Fehn (Slipknot) – 24.02.1973<br />
in Des Moines, Iowa, USA<br />
Jaz Coleman (Killing Joke) – 26.02.1960<br />
in Cheltenham, UK<br />
Stefan Brunner (Schandmaul) – 28.02.1977 in Dachau<br />
März<br />
Alexander Kaschte (Samsas Traum) – 01.03.1978 in Wetzlar<br />
Daniel Craig – 02.03.1968 in Chester, UK<br />
Simon Levko (Subway to Sally) – 05.03.1966 in Potsdam<br />
Nina Hagen – 11.03.1955 in Berlin<br />
Matthias Richter (Schandmaul) – 11.03.1980 in Dachau<br />
Claudia Uhle (Angelzoom) – 15.03.1976 in Berlin<br />
Billy Corgan (The Smashing Pumpkins) – 17.03.1967<br />
in Elk Grove Village, Illinois, USA<br />
Mana (Moi dix Mois) – 19.03. in Hiroshima, Japan<br />
Asp (ASP) – 19.03.1972 in Künzelsau<br />
Fortsetzung folgt...<br />
Das <strong>Orkus</strong>!-Team gratuliert<br />
allen Jubilarinnen und Jubilaren!<br />
Fast 27 Jahre geistert dieses dekadente Cabaret schon durch<br />
die Dark Wave-Welt. Mit Höhen und Tiefen, Ruhephasen<br />
und turbulenten Zeiten. Das letzte Werk 10 Neurotics<br />
liegt bereits ein paar Jahre zurück; eigentlich ein normales<br />
Tempo für Bandkopf Sam Rosenthal, zumindest seit dem<br />
Ende der Achtziger. Mit Tenderotics präsentiert er nun ein<br />
Remixalbum – und versammelt darauf so unterschiedliche<br />
Künstler wie Steve Roach, Android Lust, Attrition... und<br />
sich selbst.<br />
<strong>Orkus</strong>: Black Tape For A Blue Girl sind für ihren äußerst<br />
leidenschaftlichen, dekadenten und lustvollen Sound berühmt.<br />
Ist es bei einem derartigen Klangbild nicht ein großes Risiko,<br />
Remixer ins Boot zu holen?<br />
Sam Rosenthal: Nicht, wenn man ausschließlich<br />
Künstler mit der Arbeit betraut, denen man zutiefst vertraut.<br />
Dementsprechend bin ich sehr zufrieden mit dem, was sie<br />
geschaffen haben. Eine Prämisse war, dass sie das von mir<br />
aufgenommene Material benutzen sollten, anstatt es durch<br />
völlig neues zu ersetzen. Mir gefällt, wie sie den Originalen treu<br />
geblieben sind und dennoch etwas Neues kreiert haben.<br />
O: Die Bearbeitungen wirken wie eine Übersetzung in eine<br />
andere Sprache. Sie sagen dasselbe, jedoch mit anderen Mitteln.<br />
SR: Das trifft es. Sie klingen anders, aber vertraut und<br />
irgendwie... richtig. Wenn ich ein Album aufnehme, treibt es<br />
mich regelmäßig in den Wahnsinn, dass ich einen Song genau so<br />
hinbekommen möchte, wie er in meinem Kopf existiert. Einige<br />
Zeit später bin ich allerdings weit weniger auf eine einzelne Idee<br />
fixiert, was es mir erlaubte, diesen Kosmos für andere Künstler<br />
zu öffnen.<br />
O: Stilistisch ist von kühler Elektronik bis zu neo-klassischer<br />
Folklore alles dabei. Erweckt jedes Genre eine bestimmte<br />
Emotion in dir?
SR: Klar, jede Art von Musik löst eine Emotion aus. Und<br />
jeder Musikstil spielt sich in einem gewissen Bereich ab,<br />
verwendet eine gewisse emotionale Farbpalette.<br />
O: Was fühlst du bei Black Tape For A Blue Girl?<br />
SR: Anfangs war es brütende Melancholie, mit nicht mehr als<br />
einem Funken Hoffnung in der Dunkelheit. Über die Jahre<br />
schimmerten mehr und mehr Vergnügen und Zufriedenheit<br />
durch; zudem ist 10 Neurotics wohl mein poppigstes Album.<br />
Und das, obwohl es deutlich aufwändiger zu schreiben war.<br />
O: Was wird aus diesem Pop-Appeal, wenn du die Remixe<br />
hörst? Bleibt er bestehen, und es findet nur ein Kostümwechsel<br />
statt?<br />
SR: Interessante Metapher. Als würde man dieselbe Geschichte<br />
erzählen – nur, dass sich die Schauspieler umgezogen haben.<br />
Letztlich kann man ja auch ein Musical mit verschiedensten<br />
Kostümen und Bühnenbildern aufführen, ohne seinen Inhalt<br />
zu verändern. Was meine Musik angeht, so sind mein Gesang<br />
und die Melodien das Wichtigste. Bei 10 Neurotics arbeitete<br />
ich hart daran, die Charaktere eine ganz bestimmte Rolle<br />
spielen zu lassen. Die spielen sie auch noch auf Tenderotics,<br />
tragen jetzt aber andere Outfits.<br />
Discographie (Alben):<br />
The Rope (1986)<br />
Mesmerized By The Sirens (1987)<br />
Ashes In The Brittle Air (1989)<br />
A Chaos Of Desire (1991)<br />
This Lush Garden Within (1993)<br />
Remnants Of A Deeper Purity (1996)<br />
As One Aflame Laid Bare By Desire (1999)<br />
The Scavenger Bride (2002)<br />
Halo Star (2004)<br />
10 Neurotics (2009)<br />
Line-Up:<br />
Sam Rosenthal – Gesang, Gitarre, Programmierung, Keyboard<br />
Athan Maroulis – Gesang<br />
Laurie Reade – Gesang<br />
Nicki Jaine – Gitarre, Gesang<br />
Valerie Gentile – Gitarre, Gesang<br />
Brian Viglione – Schlagzeug, Percussion, Bass, Gitarre<br />
O: Es war also gar nicht schwer, diese Stücke aus der Hand<br />
zu geben? Du bist immerhin dafür bekannt, dass deine Musik<br />
eine äußerst persönliche Angelegenheit ist.<br />
SR: Nein, wirklich nicht. Ich war gespannt, was die Leute<br />
daraus machen würden. Nehmen wir Marmalade Cat (Milly<br />
Mix) als Beispiel. Ich gebe zu, dass ich diese Art Musik<br />
normalerweise nicht höre, doch meinen Song durch diesen<br />
stilistischen Filter zu hören, war überraschend interessant.<br />
O: Du sagtest vorhin, dass du den Künstlern vertraust.<br />
Kennst du sie alle persönlich?<br />
SR: Oh ja. Die meisten kenne ich schon ewig. Viele sind auf<br />
meinem Label Projekt Records, mit manchen spiele ich live...<br />
wirklich, es blieb alles in der Familie.<br />
O: Auch du selbst hast bei einigen Tracks Hand angelegt. Wie<br />
viel Zeit war da seit den Originalaufnahmen vergangen?<br />
SR: Ursprünglich wollte ich ein paar Remixe für ein Dark<br />
Ambient-Werk mit Steve Roach machen. Das muss 2010<br />
oder 2011 gewesen sein. Irgendwann in der Vergangenheit<br />
jedenfalls. (lacht) Das letzte Lied, Halo Star, taucht übrigens<br />
auf 10 Neurotics gar nicht auf. Nachdem alle Mixe eingetroffen<br />
waren, nahm die Idee für einen Remix dieses Stückes Gestalt<br />
an. Er sollte sehr elektronisch und karg werden, um zum Rest<br />
des Materials zu passen. Dass ausgerechnet ich derjenige bin,<br />
der sich am wenigsten ans Original gehalten hat, sollte ich<br />
vielleicht besser verschweigen. Andererseits: wenn, dann steht<br />
das doch mir zu, oder?<br />
O: Absolut! Wenn 10 Neurotics dekadente Lust und<br />
schmerzhafte Leidenschaft in einem eleganten Szenario<br />
verkörperte – was ist dann Tenderotics?<br />
SR: Der jüngere, sinnlichere und sorglosere Cousin.<br />
www.blacktapeforabluegirl.com<br />
Björn Springorum<br />
<strong>Orkus</strong>! - 89
„Die Weltherrschaft...! Was sonst?!“<br />
Mit C’mon take on me rufen die Schweden zu einem weiteren Teil ihrer<br />
gloriosen Partyreihe auf. Passender Soundtrack für durchzechte Nächte<br />
oder nur noch trauriges Tröten einer kaputten Trillerpfeife? <strong>Orkus</strong>! hat<br />
bei Jocke Berg nachgehakt und sich ein eigenes Bild gemacht. Nach<br />
dem Erscheinen von Split your lip und dem Erfolg der „Best Of“-<br />
Compilation The party ain’t over ’til we say so... (2011) war es wieder<br />
mal Zeit, die Partyhüte aufzusetzen und einen neuen Street Metal-Fetzen<br />
herauszurotzen. Nach ausgiebigem Touren und fleißigem Songwriting<br />
verzogen sich die Jungs für fünf Monate in ein Göteborger Studio, um in<br />
Eigenproduktion zwölf geballte Lieder aufzunehmen, welche schließlich<br />
von keinem Geringeren als Randy Staub (Metallica, Mötley Crüe, The<br />
Cult) abgemischt wurden.<br />
Ergebnis: Hardcore Superstar schaffen es wieder nicht, die hohen<br />
Erwartungen zu enttäuschen. Gewohnt schmuddelig-rockig und mit<br />
unsagbaren Hooklines, besteht überhaupt kein Zweifel daran, dass auch<br />
dieses Album einschlagen wird. Neben der erfolgreichen Melange aus<br />
Sleaze und Thrash ist jetzt zusätzlich eine Prise Grunge in den köstlichen<br />
Klangcocktail gemixt. So erinnert Stranger of mine zum Beispiel an Stone<br />
Temple Pilots oder Long time no see an Mother Love Bone. Das Ganze<br />
umgerührt mit Jockes unverwechselbaren Vocals, und fertig sind die<br />
Partyvorbereitungen.<br />
Die erste Auskopplung One more minute, welche man von der offiziellen<br />
Homepage herunterladen kann, zeigt eindeutig, wie viel Energie<br />
einmal mehr durch ein Hardcore Superstar-Werk fließt. Ungezähmt,<br />
wild und rastlos, mit einer Melodieführung, die noch wochenlang im<br />
Schädelinneren verhallt. Übrigens basieren die Texte des Rotzquartetts<br />
allesamt auf eigenen Erfahrungen und nicht auf bloßer Fiktion, was<br />
zwangsläufig dafür sorgt, dass auch C’mon take on me ein sehr persönliches<br />
Album ist, das auf dem wahren Leben beruht – ein wenig verschönert<br />
durch schwarzen Humor. Hardcore Superstar sind, nebenbei gesagt, für<br />
die schwedischen „Bandit Rock Awards“ in den Kategorien „Beste Band“<br />
und „Bester Live-Act“ nominiert. Hierauf angesprochen, wirkt Meister<br />
Berg, der musikalisch am stärksten von Iggy Pop beeinflusst wurde,<br />
sogar leicht verlegen und hofft, dass die Fans zahlreich abstimmen. Wer<br />
eines der begehrten Wacken Open Air-Tickets ergattern konnte, wird<br />
darüber hinaus in den Genuss kommen, sich live bei Hardcore Superstar<br />
das Haupthaar zu neuen wie alten Stücken vom Schädel zu bangen.<br />
Gibt es weitere Pläne für dieses Jahr, Jocke? Ohne zu zögern, feuert<br />
der Frontmann zurück: „Na, die Weltherrschaft an uns zu reißen! Was<br />
sonst?!“ Es könnte funktionieren...<br />
www.hardcoresuperstar.com<br />
Nadine Ahlig<br />
Discographie (Alben):<br />
It’s only rock’n’roll (1998)<br />
Bad sneakers and a piña colada (2000)<br />
Thank you (for letting us be ourselves) (2001)<br />
No regrets (2003)<br />
Hardcore Superstar (2005)<br />
Dreamin’ in a casket (2007)<br />
Beg for it (2009)<br />
Split your lip (2010)<br />
C’mon take on me (2013)<br />
Line-Up:<br />
Joakim „Jocke“ Berg – Gesang<br />
Vic Zino – Gitarre<br />
Martin Sandvik – Bass<br />
Magnus „Adde“ Andreasson – Schlagzeug<br />
90 - <strong>Orkus</strong>!
„Natürlich kann man<br />
es als Provokation<br />
verstehen...“<br />
Woran denkt man, wenn man von der<br />
Steiermark spricht? An Berge, Wandern,<br />
Skiurlaub, aber wohl kaum an Industrial. Gut,<br />
dass man sich immer wieder eines Besseren<br />
belehren lässt. Denn ein Dreiergespann aus<br />
ebenjenem Teil Österreichs hat es sich auf<br />
die Fahne geschrieben, das tanzwütige Volk<br />
mit treibenden Bässen und stampfenden<br />
Beats zu verwöhnen. Mit ihrem ersten Album<br />
Alteration verdeutlichen sie gleich, woher der<br />
Wind weht, und zwar in einer ernsten Weise.<br />
„Diese depressive Stimmung ist sehr stark in<br />
der heutigen Gesellschaft verankert. Viele<br />
Leute sind ohne Perspektive, haben wenig<br />
Zeit für das Wesentliche und vergessen darum<br />
auch, wer sie selbst sind. Jeder hat mal eine<br />
Zeit im Leben, in der es einem vorkommt,<br />
dass nichts mehr so läuft, wie es soll. Man<br />
beginnt, den Fehler im System zu suchen,<br />
schaut, woran es liegen kann. Mit PsioniC will<br />
ich genau gegen diese Strömung agieren und<br />
den Blickwinkel wieder auf das Individuum<br />
fixieren“, erklärt Psi-001. „Ich persönlich<br />
kann mich oft mit Musik zu meinem Selbst<br />
besinnen, konzentriere mich aber auch auf die<br />
Menschen um mich herum, die mir wichtig<br />
sind – im Endeffekt muss man sich selbst dazu<br />
bewegen, sich nicht auf eine von Grund auf<br />
negative Stimmung einzulassen.“<br />
Das Debut widmet sich Themen wie<br />
dem Loslassenkönnen und der leider<br />
weitverbreiteten Oberflächlichkeit unserer<br />
Gesellschaft. Titel wie Reckoning Day, Time to<br />
let go und Inner Peace seien hier als Beispiele<br />
genannt. Dem einen oder anderen dürfte das<br />
Projekt zudem schon durch eine der vielen<br />
Remixarbeiten bekannt sein. So wurde etwa an<br />
Alpha/Omega von Nachtmahr und Timewave :<br />
Zero von [Grendel] ein geschicktes Händchen<br />
angelegt.<br />
Für einiges Aufsehen wird wohl das Cover<br />
sorgen, ziert dieses doch ein Fötus. „Was steht<br />
mehr für eine Änderung oder Neuerung als ein<br />
Kind? Natürlich kann man es als Provokation<br />
verstehen, ich selbst sehe es eher als Sinnbild...<br />
Das Ungeborene steht in diesem Fall schlicht<br />
und einfach für den Keim des Gedankens, der<br />
langsam heranwachsen und gestärkt werden<br />
muss, damit er überlebt. Wenn man sich nicht<br />
dafür entscheidet, etwas zu ändern, und an<br />
diesem Gedanken nicht festhält, wird es nie zu<br />
einer Veränderung kommen.“<br />
Momentan sind PsioniC mit der Planung<br />
diverser Auftritte beschäftigt, darunter auch<br />
eine Show im Wiener Viper Room, wo sie als<br />
Support für Hocico spielen. „Das Jahr 2013<br />
wird im Zeichen der Veränderung stehen. Was<br />
die weitere Zukunft uns allen noch bringen<br />
wird, ist ungewiss, doch so viel sei gesagt:<br />
Alteration ist erst der Anfang!“<br />
www.psionic.at<br />
Marie-Luise Henke<br />
Line-Up:<br />
Psi-001 – Programmierung, Texte, Gesang<br />
funker101 – Live-Support, Texte, Gesang<br />
Bernhard P. – Live-Schlagzeug, Technik<br />
<strong>Orkus</strong>! - 91
Jürgen Engler<br />
Nachdem die Welt am<br />
21.12.2012 nicht unterging:<br />
Neues Leben, neues Glück?<br />
Ich hab’ nie daran gezweifelt, dass es<br />
weitergeht. Der Mayakalender hat mich<br />
jedenfalls nicht aus der Fassung gebracht.<br />
Allerdings hat mich die Panikmache<br />
drum herum zur neuen Single<br />
Risikofaktor inspiriert. Also, in diesem<br />
Sinne: Ja, neues Glück! Die Nummer<br />
läuft hervorragend, nicht nur in den<br />
Clubs, sondern auch das Video dazu<br />
auf YouTube und anderen relevanten<br />
Kanälen. 2013 hat gut begonnen!<br />
Vampirromantik hin oder her<br />
– möchtest du ewig leben?<br />
Klar, ich will doch sehen, was ich sonst<br />
verpassen würde, wenn ich nicht mehr<br />
da wäre. Wenn ich den Alterungsprozess<br />
weiter aufhalten kann mit Abstinenz,<br />
kann das sogar noch was werden. Bei<br />
mir gibt es immer noch keinen Alkohol,<br />
Zigaretten oder andere Drogen im<br />
Leben. Ich muss also kein Vampir sein,<br />
damit es mich noch eine Weile geben<br />
wird. Und die gute Luft und all der<br />
Sonnenschein hier in Texas tun dann<br />
auch noch ihre Wirkung.<br />
Ist das, was wir sehen, auch<br />
das, was ist?<br />
Kommt darauf an, an was Du glaubst<br />
und wer Du bist. Spock würde Dir<br />
garantiert was anderes erzählen als<br />
Einstein oder Florian Silbereisen. Ich<br />
glaube an das, was ich sehe. Aber da ich<br />
nicht so gut sehe, ist es wiederum nicht<br />
so sicher, dass das, was sich auf meiner<br />
Netzhaut abbildet, auch tatsächlich ist.<br />
Ich lass’ mich da treiben und entscheide<br />
von Fall zu Fall. So ist das Leben<br />
spannender.<br />
Was ist gut/das Gute?<br />
Alles ist gut, oder? Kommt natürlich auf<br />
die Sichtweise an, und auf welcher Seite<br />
Du stehst.<br />
Was ist böse/das Böse?<br />
Dasselbe gilt hier. Allerdings hab’<br />
ich schon klare Feindbilder, ohne die<br />
ich auch gar keine Musik und Texte<br />
schreiben könnte. Ich rate immer<br />
jedem, der es wissen will, dass man sich<br />
Feindbilder schaffen soll, um kreativ zu<br />
sein. Ohne geht es kaum, man verläuft<br />
sich dann nur in Belanglosigkeit. Das<br />
sieht Dieter Bohlen bestimmt anders,<br />
aber der ist ja auch der König von<br />
Deutschland. Der hat schon genug<br />
Feinde.<br />
Ist der Mensch von sich aus<br />
gut oder böse?<br />
Definitiv beides. In der Kindheit wird<br />
das alles ausgeprägt, je nachdem, was<br />
Du für einen Umgang und, vor allem,<br />
was für ein Elternhaus Du hast. Eine<br />
genetische Veranlagung, glaube ich,<br />
gibt es nicht. Ich hab’ noch keine Babys<br />
mit Hörnern gesehen. Das gibt’s nur in<br />
Rosemary’s Baby.<br />
Was war zuletzt eine gute Tat<br />
von dir?<br />
Ich hab’ einer Obdachlosen Geld<br />
gegeben, meine Mutter ins Kino<br />
ausgeführt und einem alten Freund<br />
mal wieder einen Job beschafft. Gibt<br />
noch einiges, aber ich will hier nicht als<br />
Heiliger dastehen. Ist ja uncool in der<br />
Szene.<br />
Was war zuletzt eine nicht so<br />
gute, also böse Tat von dir?<br />
Alles, was ich sonst so tue, natürlich.<br />
Welchen Neujahrsvorsatz<br />
hast du in deinem Leben auch<br />
eingehalten?<br />
Ich hatte noch nie einen bestimmten<br />
Neujahrsvorsatz. Für mich geht meine<br />
Mission ständig weiter, die Zeit macht<br />
dabei keinen Unterschied. Wenn es so<br />
was bei mir gäbe, wäre es, dass ich mir<br />
generell fest vorgenommen habe, treu<br />
zu bleiben, mich nie verbiegen zu lassen<br />
und unbeirrt meinen Weg zu gehen.<br />
Ich halte daran fest seit meiner Punk-<br />
Jugend. Steht, glaube ich, auch im<br />
Booklet der neuen Toten Hosen-CD.<br />
Welchen Neujahrsvorsatz<br />
wirst du wohl wiederholt<br />
vergeblich fassen?<br />
Siehe oben, ich wiederhole mich nicht.<br />
Deine wertvollste mit Geld<br />
erworbene Anschaffung?<br />
Die Frage könnte vom Finanzamt<br />
sein!? Es kommt darauf an, wie man<br />
„wertvoll“ definiert? Wenn es um die<br />
rein materiellen Werte geht, müsste ich<br />
jetzt wohl mein Haus, das Studio, die<br />
ganzen Instrumente und mein Auto<br />
nennen, aber das tue ich natürlich nicht<br />
gerne, denn ich definiere als „wertvoll“<br />
vor allem Dinge, die einem noch mehr<br />
bedeuten als Materielles. Das ist meist<br />
nicht mit Geld zu kaufen. Aber absetzen<br />
kann man es dann auch nicht.<br />
Deine überflüssigste mit Geld<br />
getätigte Ausgabe?<br />
Das war definitiv das Kinoticket für<br />
den letzten Batman! Der Film reiht sich<br />
für mich ein in die schlechtesten Filme<br />
aller Zeiten. Was für eine Entgleisung.<br />
Dafür gibt es zwei schöne Filme von<br />
einem meiner Lieblingsregisseure,<br />
Robert Rodriguez, die dieses Jahr in die<br />
Kinos kommen werden und wo ich als<br />
Statist zu sehen bin, und zwar Sin City<br />
2 – A Dame to Kill For und Machete<br />
Kills. Muss doch mal kurz hier die<br />
Werbetrommel rühren. Bin ein bisschen<br />
stolz darauf.<br />
92 - <strong>Orkus</strong>!
„Am liebsten würde ich alles verfilmen!“<br />
„Auf Fluch der Zeit haben wir einzelne Songs<br />
aneinandergereiht, die gemeinsam eine Story ergeben.<br />
Alles passt komplex zusammen. Weiterhin zeigt FdZ<br />
viele Parallelen zu anderen Zeitepochen. Es geht um<br />
Hierarchie, Zukunftsängste und andere Themen.<br />
Sie wiederholen sich regelmäßig, und niemand lernt<br />
daraus... Das sieht man auch in der Arbeiterwelt.<br />
Hier wird geschickt von oben geschürt, um Hass und<br />
Neid zu erzeugen. Das verschafft der Obrigkeit freies<br />
Handlungsspiel, da man sich uneinig ist“, erzählt<br />
Heinz Fürl, der kreative Kopf hinter dem deutschen<br />
Metal-Projekt Eisenherz. Er zeichnet auch für die<br />
Lyrics verantwortlich, in welchen er sich meistens<br />
auf persönliche Lebenserfahrungen beruft. „Ich habe<br />
versucht, mir einiges von der Seele zu schreiben, und ich<br />
muss sagen, im Nachhinein hat mir das sehr gutgetan.<br />
Ein paar Songs sind aber auch einfach Träumereien, die<br />
in meiner Phantasie entstanden.“<br />
Mit Fluch der Zeit bescheren uns Eisenherz ihr zweites<br />
Studioalbum nach einer Wartefrist von fast sieben Jahren.<br />
Wer über sie liest, findet oft die Kategorisierung „Neue<br />
Deutsche Härte“. Doch sollte man sich darauf nicht<br />
versteifen. Wohl kann man Ähnlichkeiten mit Szene-<br />
Größen wie Megaherz, Nachtblut oder Rammstein<br />
entdecken, doch pflegen die Bamberger ihren ganz<br />
eigenen Stil. „Ich finde auch, dass wir in keine Schublade<br />
passen. Am besten passt meiner Meinung nach noch der<br />
Begriff deutscher Metal mit Klassikeinflüssen – die auf der<br />
einen Seite harte Männervocals zeigen, die im Gegensatz<br />
zu einer lieblichen Frauenstimme stehen.“ Wie Heinz<br />
verrät, wurden die Klassikparts durch Musiker der<br />
Frankfurter Symphoniker eingespielt.<br />
Es wurde auch schon Kontakt mit diversen Regisseuren<br />
aufgenommen, denn ein paar Lieder sollen natürlich<br />
wieder durch ein Video untermalt werden. „Wie es<br />
momentan aussieht, wird der erste Clip Licht der Welt<br />
sein. Wir müssen uns noch entscheiden. Es bieten<br />
sich aber auch andere Songs an, zum Beispiel Vampir,<br />
Schlampenball oder Scheintot. Am liebsten würde ich die<br />
ganze CD verfilmen!“, lacht Heinz.<br />
Erste Releasekonzerte hat die Band bereits hinter sich,<br />
weitere Shows stehen in Planung. Mehrere Festivals<br />
sind ebenfalls bestätigt. „Außerdem arbeiten wir schon<br />
an Eisenherz III. Hier haben wir bereits einiges an<br />
Material. Es bleibt auf jeden Fall nicht langweilig!“ Na,<br />
dann sind wir mal gespannt, was wir in Zukunft von der<br />
sympathischen Truppe zu hören bekommen...<br />
www.eisenherz-band.de<br />
Manuela Ausserhofer<br />
Discographie (Alben):<br />
Eisenherz (2006)<br />
Fluch der Zeit (2013)<br />
Line-Up:<br />
Heinz Fürl – Gesang<br />
Yvonne Groh – Gesang<br />
Alexander Gerlich – Gitarre<br />
Michael Bayer – Gitarre<br />
Michael Erbshäuser – Bass, Keyboard<br />
Thomas Röder – Schlagzeug<br />
94 - <strong>Orkus</strong>!
„Half Life ist ein Ich hasse dich,<br />
ich hasse dich, ich hasse dich.“<br />
(Stephen Carey)<br />
Für The Eden House muss man eigentlich überhaupt keine Werbung<br />
machen. Zusammengewachsen aus Mitgliedern von Fields of the<br />
Nephilim, This Burning Effigy, Pink Floyd, Faith and the Muse,<br />
Anathema, Roxy Music, The Mission und einigen mehr, liest sich<br />
ihr Line-Up wie ein „Who’s who“ der Ikonen der Indie- respektive<br />
schwarzen Szene. Und abgesehen von einem harten Kern, wechselt<br />
diese Besetzung ständig. Die Fluktuation der Sängerinnen und anderen<br />
Gastmusiker ist kein „Unfall“, sondern zugrunde liegende Idee einer<br />
Band, die nicht am traditionellen Bandschema zu messen ist.<br />
„Mit jedem Album erfindet sich unsere Formation neu“, erklärt<br />
Basser Tony Pettitt. „Vorab können wir daher nie sagen, wie wir<br />
klingen werden“, fügt Gitarrist Stephen Carey hinzu. „Jeder Künstler<br />
bringt etwas von sich selbst mit in das Projekt. Was genau, ist jedes<br />
Mal wahnsinnig spannend!“ Im April stellen The Eden House das mit<br />
Half Life zum dritten Mal unter Beweis. Wer bis dahin die Ungeduld<br />
nicht erträgt, bekommt Anfang März durch die Singletitel Bad Men<br />
(OnTheirWayToDoBadThings) mit Monica Richards’ Stimme und<br />
Survival Instinct, gesungen von Amandine Ferrari, einen Vorgeschmack.<br />
Doch wo genau ist der Unterschied zu den Vorgängern zu verorten?<br />
„Wenn wir unser Debut Smoke & Mirrors zusammenfassen müssten, wäre<br />
das Ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich, mit dem Track To Believe<br />
In Something im Zentrum. Half Life dagegen ist ein Ich hasse dich, ich<br />
hasse dich, ich hasse dich. Es ist ein richtig wachgerütteltes und grantiges<br />
Ding geworden“, freut sich The Eden House-Gründer Stephen. Bereits<br />
2009, also direkt nach der ersten Veröffentlichung, wurde an diesem<br />
„Ding“ gefeilt. Noch ein kleiner Umweg über Release Nummer zwei<br />
sowie plötzlich abhandengekommene Vokalistinnen konnten Half Life<br />
verzögern, aber nicht aufhalten. „Bei einem Gemeinschaftsprojekt kann<br />
man eben nichts erzwingen“, musste Stephen feststellen. „Jeder Beitrag,<br />
den wir bekommen, ist ein Gefallen, eine Ehre!“ Das verschlingt<br />
viel Zeit – die aber auch Tony, ebenfalls Mitglied der ersten Stunde,<br />
gerechtfertigt sieht: „Wir hatten echt Glück, dass wir wieder eine ganze<br />
Reihe großartiger Sängerinnen für uns gewinnen konnten“, begeistert<br />
er sich und lacht: „Manchmal kann ich selbst kaum glauben, wen wir<br />
schon alles dabeihatten.“<br />
Doch was in der ursprünglichen Form eines Studioprojekts viele<br />
Freiheiten gewährt und mit seiner vielfältigen Dynamik die Arbeit<br />
immer wieder neu belebt, kann auf der Bühne kompliziert werden.<br />
„Live bereitet eine solche Konstellation schon mal Kopfzerbrechen.<br />
Das kann ich eigentlich niemandem empfehlen“, witzelt Stephen. „Du<br />
hängst von den Terminplänen so vieler anderer Leute ab... das hat mit<br />
Freiheit plötzlich nichts mehr zu tun.“ Deswegen wollen The Eden<br />
House bei den anstehenden Gigs mit Laura Bennett und Jordan Reyne,<br />
die dann die Stücke der anderen Künstlerinnen covern, ein einheitliches<br />
Line-Up präsentieren. Ob und wann ihre Route sie durch Deutschland<br />
führen soll, wird momentan heiß diskutiert.<br />
www.theedenhouse.com<br />
Miriam Claus<br />
Discographie (Alben):<br />
Smoke & Mirrors (2009)<br />
The Looking Glass (2010)<br />
Half Life (2013)<br />
<strong>Orkus</strong>! - 95
„Wenn es jeder macht, ist es nur dekadent...“<br />
„Restless music for restless minds“, klassifizieren<br />
Chainreactor ihren Sound. Und hört man die<br />
Tracks des Düsseldorfer Duos, wird man sich<br />
der Ruhelosigkeit bewusst. Das dritte Album<br />
macht dies schon durch seinen Titel deutlich<br />
– The silence & The noise. „Inzwischen kann ich<br />
auch meine ruhigen Momente finden“, sagt Jens<br />
Minor. „Die markante Beschreibung stammt<br />
aus einer Zeit, als ich mir noch sehr viele<br />
Gedanken über alle möglichen Dinge gemacht<br />
habe, die mir keine Ruhe ließen. Ein Phänomen<br />
der heutigen Zeit, das viele kennen.“<br />
Folglich ist es für den Hörer ein Leichtes,<br />
sich in die Lieder hineinzuversetzen. Da<br />
sind stampfende, treibende Rhythmen,<br />
ohne störendes Beiwerk. „Wichtig finde ich<br />
persönlich immer, dass die Musik ehrlich<br />
ist. Ich versuche durch gezielten Einsatz von<br />
Sprachsamples bestimmte Zustände oder<br />
Emotionen zu transportieren.“ Beispielsweise<br />
wirkt TZCS („Tod, Zerstörung, Chaos,<br />
Schmutz“) beklemmend, und so liegt es nahe,<br />
dass man sich auf der Tanzfläche wahrhaft Luft<br />
verschaffen will. Über die gesamte Albumlänge<br />
fällt positiv auf, dass das TBM-Projekt auf die<br />
in diesem Sektor gern verwendeten Stilmittel<br />
in Form von vulgären und primitiven Samples<br />
verzichtet. „Künstlerische Freiheit hin oder her<br />
– ich bin überzeugt, viele bedienen sich solcher<br />
Mittel, da sie sonst Gefahr laufen würden, dass<br />
ihre Verkaufszahlen sinken. Das funktioniert<br />
aber nur als gezielte Grenzüberschreitung,<br />
als Provokation. Wenn es jeder macht, ist es<br />
eigentlich nur dekadent und langweilig.“ Jens<br />
betont, es sei gerade das Geheimnisvolle, was<br />
jeder für sich aus den Nummern erschließt.<br />
Dass ein jeder seine eigene Interpretation findet.<br />
Als treibende Kraft beim Songwriting nennt er<br />
ganz klar: den Beat. „Einen Sound zu erschaffen,<br />
der in meinen Ohren perfekt klingt und mit<br />
keinem anderen auf der Welt vergleichbar ist<br />
und trotzdem von jedem sofort verstanden<br />
wird.“<br />
Bei dieser Mission springt ihm neuerdings<br />
Kay Schäfer (Amox Mind) zur Seite. „Wie<br />
das unter Musikern oft ist... man kennt sich.<br />
Als ich letztes Jahr bei seiner Veranstaltung in<br />
Wuppertal teilgenommen hatte, sind wir in<br />
Kontakt geblieben. Da es dann auch menschlich<br />
passte, war er eigentlich die perfekte Ergänzung.<br />
Er hat die Vocals bei Gas panic eingesungen,<br />
und da er ja als Stagesupport bei den Konzerten<br />
mitwirkt, kann er dieses Stück auch direkt live<br />
performen. Das ergibt nochmals eine ganz<br />
andere Dynamik.“<br />
Natürlich soll die Frage nicht ungestellt<br />
bleiben, was Jens in unserer Welt der immer<br />
stärkeren technischen Vernetzung an Vorteilen<br />
sieht? „Die Möglichkeiten des digitalen<br />
Informationsaustauschs sind mittlerweile schier<br />
unbegrenzt, und die bisherigen Medien rücken<br />
leider immer mehr ins Hintertreffen. Es ist<br />
wichtig, dass beides zur Verfügung steht.“ Für<br />
die nächste Zeit dürften Chainreactor mit der<br />
Planung diverser Releasepartys beschäftigt<br />
sein, etwa im Rahmen der „Dance Infection“<br />
am 09. März in Troisdorf. Zum Abschluss<br />
findet Jens treffende Worte: „Es ist alles ein<br />
laufender Prozess, der nie endet. Wie eben eine<br />
Kettenreaktion.“<br />
www.facebook.com/chainreactor<br />
Marie-Luise Henke<br />
Discographie (Alben):<br />
X-tinction (2009)<br />
Insomniac (2011)<br />
The silence & The noise (2013)<br />
Line-Up:<br />
Jens Minor – Programmierung<br />
Kay Schäfer – Gesang, Live-Programmierung<br />
96 - <strong>Orkus</strong>!
neuerscheinungen<br />
roBerT PoLZAr<br />
ZuHause bei Hitlers<br />
hitler und Paul, der Pole, gründen gemeinsam<br />
eine Wg in einer Wohnung mit einem sehr großen<br />
Zimmer, durch das sie quer eine Mauer ziehen.<br />
nacheinander folgen eine österreichische, eine<br />
französische, eine russische, eine englische und<br />
weitere Parteien im haus. Was dann passiert,<br />
braucht sich hinter den ereignissen des Zweiten<br />
Weltkriegs nicht zu verstecken...<br />
robert Polzar erzählt die äußerst unterhaltsame<br />
geschichte einer Wg rund um den schrulligen<br />
hitler. Die Analogie der ereignisse zum Zweiten<br />
Weltkrieg ist natürlich rein zufällig.<br />
PhiLiPP neunDorf & Dirk BerneMAnn<br />
icH Hab die unscHuld kotZen … | comic<br />
„ich hab die unschuld kotzen sehen“, ein literarisches<br />
statement mittels dessen sich Autor<br />
Dirk Bernemann vor fast 10 Jahren in die herzen<br />
einer quasi unvorbereiteten Leserschaft schrieb,<br />
liegt nun als comic vor. Zeichner Philipp s. neundorf<br />
hat die essenzen der geschichten verbildlicht<br />
und jeden erzählstrang mit comickunst geschmückt,<br />
was dieses Buch in eine weitere,<br />
bislang unbekannte sphäre zu schießen vermag.<br />
robert Polzar, Zuhause bei hitlers<br />
Taschenbuch | 208 s. | 9,99 € | isBn: 978-3-942920-23-0<br />
Veröffentlichungsdatum: 01.02.2013<br />
P. neundorf & D. Bernemann, ich hab die unschuld kotzen sehen<br />
hardcover | 92 s. | 14,99 € | isBn: 978-3-942920-19-3<br />
Veröffentlichungsdatum: 03.03.2013<br />
JeTZT BesTeLLen unTer WWW.unsichTBAr-VerLAg.De
<strong>Orkus</strong>! COMPILATION 87<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
wir wünschen Dir viel Vergnügen mit der 87. Ausgabe unserer Samplerreihe!<br />
Sei der Talentscout! Entdecke Du die beste Band. Hier anhören und dann voten auf www.orkus.de!<br />
Mit Deiner Band auf der nächsten <strong>Orkus</strong>! Compilation sein? Bewirb Dich einfach unter cd@orkus.de!<br />
MISERYLAB<br />
children of the poor<br />
Porl King kennt man vielleicht noch als Fronter der legendären Rosetta<br />
Stone. Seit ein paar Jahren veröffentlicht er nun schon unter dem<br />
Namen miserylab Lieder, die nach Gerechtigkeit, sozialer Gleichheit<br />
und Toleranz schreien. Schwere Themen, welche zum Transport ihrer<br />
Botschaften entsprechende Hymnen benötigen. Ob children of the poor<br />
mit seinem reduzierten Post Punk eine solche ist, darfst Du gern selbst<br />
überprüfen...<br />
RADARFIELD<br />
FightN Machine<br />
Der Name Radarfield<br />
spiegelt die Vision, sichtbare<br />
wie unsichtbare Welten zu<br />
erkunden („Radar“), um<br />
Informationen aus dem<br />
Fassbaren, Unfassbaren und<br />
Phantastischen akustisch<br />
wiederzugeben („Field“).<br />
Von Alternative über Dark<br />
Wave ist die Band jetzt bei<br />
Electronica gelandet und<br />
thematisiert in ihrem stark<br />
minimalistischen FightN Machine motivgesteuerten Mord und das Leid<br />
der Hinterbliebenen.<br />
ROBOTON<br />
Cheap Talk<br />
Seit fünf Jahren hat ein Roboter drei Münchner fest im Griff und weist<br />
ihnen den musikalischen Weg. Das Resultat ist erneut auf unserer<br />
Compilation vertreten und kann sich absolut hören lassen: Electround<br />
beatlastig, vocoderverliebt und sehr tanzbar. Roboton sind durch<br />
Künstler wie Kraftwerk, Tommi Stumpff oder Miss Kittin inspiriert.<br />
Inspiriert Cheap Talk Dich zum Tanzen?<br />
SALINE GRACE<br />
Memory Lane<br />
Die akustischen Instrumente könnten aus einem Antiquitätenladen<br />
stammen. Eine Stimme, irgendwo zwischen Leonard Cohen und<br />
Nick Cave. Slidegitarre und gezupfte Melodien, die einem staubigen<br />
Western entsprungen scheinen. Klingt interessant? Dann mach Dir mit<br />
Memory Lane Dein eigenes Bild von Saline Grace und lass Dich von der<br />
meditativen Atmosphäre gefangen nehmen.<br />
NETZ<br />
Love Story<br />
Im Zeitalter der<br />
Leuchtstäbchen setzt<br />
Exit Märchenland<br />
einen konsequenten<br />
Kontrapunkt und<br />
verdient dafür<br />
großes Lob. Es gibt<br />
sie tatsächlich noch – Alben, die nicht von A bis Z auf Club getrimmt<br />
sind, sondern mit Ideen, Strukturen, Konzepten, Melodien und<br />
ausgefeilten Arrangements überraschen. Love Story widmen NETZ all<br />
jenen, die jemanden vermissen... vielleicht hilft ihr „Electronic Power<br />
Pop“ ja?<br />
GASHER G.14<br />
Am Anfang<br />
„Am Anfang ist das Licht.“ Diese so unrichtige wie eingängige Parole<br />
läutet das neue Werk Der Sonnengott von Multigenie Gasher G.14<br />
ein, welches anschließend in komplexen musikalischen Arrangements<br />
98 - <strong>Orkus</strong>!
die Geschichte eines fiktiven Weltallhausmeisters erzählt. Klingt nach<br />
einer Mischung aus Karl Valentin und schwerer Kost? Wer seinen Stil<br />
„Doom Knarz“ oder „neodepressive Umkehrgotik“ nennt, kann damit<br />
wahrscheinlich sogar leben.<br />
bestaunen, welche den Bogen von epischem Death Metal bis hin zu<br />
Balladen mit cleanem Gesang spannen.<br />
BERKWERK<br />
Illiterate Love<br />
Berkwerk begann anno 2000 als reines Homerecordingprojekt von<br />
Oliver Gürtler. Der Kauf diverser Hardwaresynthies und der Aufbau<br />
eines richtigen Studios brachten den Umschwung; nun wurde das<br />
Debut Workmachines veröffentlicht. Der Sound ist eine Melange aus<br />
klassischem Electro, ein wenig Die Form und viel Gesang, denn kryMe<br />
gibt dem Ganzen mit ihrer Stimme den letzten Kick.<br />
DR. GEEK AND THE FREAKSHOW<br />
Ghoul Shock<br />
Wenn sich ein irrer Wissenschaftler, ein<br />
„Hirngourmet“ und deren Leibwächter<br />
zusammentun, um kleine, feine und<br />
ohrenschmeichelnde Punk-Nummern<br />
mit morbidem Touch einzuspielen,<br />
ist man froh, dass unsere heutige<br />
Medizin einiges von lebenserhaltenden<br />
Maßnahmen versteht, sind Dr. Geek<br />
and the Freakshow doch bereits seit<br />
Jahrhunderten tot. Dafür klingt Ghoul<br />
Shock aber ziemlich lebendig!<br />
DARKEST HORIZON<br />
Skybreaker<br />
Nach ihrer hoch gelobten Debut-EP Shattered Skies stürmt jetzt Scattered<br />
Worlds das Schlachtfeld. Dass Darkest Horizon nichts verlernt haben,<br />
zeigt Skybreaker. Auch diesmal gibt es filmreife Kompositionen zu<br />
EISHERZ<br />
Rumpelstilzchen<br />
Bei Eisherz ticken die Uhren ein wenig anders. Nicht nur klingen die<br />
Jungs mit ihrer Mischung aus NDW, Wave und Minimalelektro zwar<br />
anachronistisch, aber frisch. Dem Release von Kalte Zeiten (2006) folgte<br />
erst vier Jahre später das nächste Lebenszeichen in Form eines Clips.<br />
2012 dann plötzlich ein Beitrag für unsere Compilation und ein weiteres<br />
Video. Wo soll das noch hinführen? Etwa zu einem neuen Album?<br />
BLACK TEARS<br />
Dunkelziffer<br />
Black Tears starteten als ein Projekt, um eigene Erfahrungen zu<br />
verarbeiten. Doch seit geraumer Weile spielen sie sich erfolgreich in die<br />
Herzen der Hörer, ohne dabei vom Mainstream beeinflusst zu werden.<br />
Irgendwo zwischen düsteren Balladen und knackigem Rock finden wir<br />
Stücke, die das Leben selbst schreibt. Auch Dunkelziffer beweist dies mit<br />
seinem durchaus provokanten Text.<br />
Sei der Talentscout! Entdecke Du die beste Band. Hier anhören und dann voten auf www.orkus.de!<br />
<strong>Orkus</strong>! - 99
Auf Wiedersehen Boy<br />
Der Titel fiel mir ein, als ich am städtischen<br />
Krankenhaus vorbeiging. Meine Mutter hat<br />
dort gearbeitet. Ich wurde dort geboren. Meine<br />
Kinder sind dort geboren. Ich war oft mehrere<br />
Tage wegen meiner Migräne dort. Es ist übrigens<br />
nicht das erste Mal, dass so etwas passiert.<br />
Seltsam, wie mich dieses enorme Gebäude<br />
immer wieder inspiriert. Der Song entstand sehr<br />
schnell, war jedoch einer der letzten fürs Album.<br />
Lorry ist buchstäblich auf und ab gesprungen, als<br />
ich ihm das Demo vorgespielt habe. Wir waren<br />
uns einig, dass dieses Lied genau das ist, was dem<br />
Album noch fehlte.<br />
Bye-Bye Borderline<br />
Diese Idee geht in großen Stücken auf Lorry<br />
zurück. Es war seine erste Programmierung,<br />
nachdem er von Pro Tools auf Logic umgestiegen<br />
war. Ich habe dann komischerweise einen ganzen<br />
Song daraus gebastelt. All die separaten Tracks<br />
waren plötzlich verschwunden. Sehr mysteriös,<br />
da es Tausende Back-ups gab. Alex hat dann alles<br />
noch mal gemacht, er ist nämlich ein echt guter<br />
Programmierer und erledigt eine Menge solcher<br />
Sachen für uns. Die Lyrics sind sehr untypisch<br />
für Zeromancer. „Shut up while the intellectuals<br />
make out“ oder „I won’t introduce you to my<br />
headaches, babe“. Der Titel war aber immer<br />
schon da. Ich starte immer mit dem Titel. Ich<br />
hatte auch recht früh das Gefühl, dass dieser hier<br />
zugleich der Albumtitel sein würde.<br />
LCYD<br />
Für mich der essenzielle Hit auf dem Album.<br />
Man braucht wahrscheinlich ein paar Male, um<br />
dieses Lied voll greifen zu können. Es beginnt<br />
mit verzerrtem Bass und einer Drummachine, zu<br />
der Noralf zusätzlich spielt. LCYD steht für „Love<br />
Cut You Deep“. Doch das war viel zu kitschig,<br />
um der Titel zu werden. Ich bin ziemlich stolz<br />
auf dieses Stück, weil es die perfekte Mischung<br />
zwischen einem Hit und einem klassischen<br />
ZMR-Song bildet. Außerdem haben wir es, wie<br />
andere auch, höher eingespielt, sodass sich Alex<br />
teilweise ganz schön anstrengen musste, um<br />
die hohen Töne gut zu treffen. Aber wie immer<br />
lohnt es das Resultat zu 100 Prozent.<br />
You Meet People Twice<br />
Einer meiner Favoriten. Alex hat mir die Idee<br />
dafür zugespielt, und ich war sofort Feuer und<br />
Flamme. Die Basis war in nur wenigen Stunden<br />
fertig. Der Titel stammt von Peddy, unserem<br />
Bookingassistenten. Bei einem Meeting sagte<br />
er, dass man Leute immer zwei Mal trifft. Also,<br />
dass man sie nicht schlecht behandeln oder<br />
schlecht über sie reden soll. Das kommt immer<br />
zu einem zurück. Unser neues Material haben<br />
wir wie eine echte Rockband geprobt, was man<br />
eventuell hört, was aber wohl auch daran liegt,<br />
dass es so konzipiert ist. Uns selbst fiel das erst<br />
bei den Tourvorbereitungen auf. Für Teile des<br />
Tracks habe ich ein Streicherkeyboard aus den<br />
Achtzigern gekauft. Für diese Synths hege ich<br />
eine Vorliebe, seit ich in der fünften Klasse ein<br />
Fan von Kraftwerk wurde.<br />
Manoeuvres<br />
Ich kann mich erinnern, dass ich im Radio<br />
P!nks Raise Your Glasses gehört habe und bitter<br />
enttäuscht war. Ich hatte nämlich mit Alex im<br />
Herbst 2010 dieses Lied geschrieben, dessen<br />
Refrain lautet: „Raise your glass to pain and<br />
suffering.“ Natürlich konnte die Idee nicht bloß<br />
wegen P!nk verworfen werden. Aber wir haben<br />
nicht von ihrer Hitsingle geklaut! Ich liebe die<br />
Monotonie der Strophen, die überraschend in<br />
einen wesentlich melodischeren Part wechselt.<br />
Wir haben auch einen Vocoder gekauft, dank<br />
dem Lorry auf der „Tortured Artist“-Tour<br />
großen Spaß haben wird, roboterhafte Stimmen<br />
zu kreieren.<br />
Weakness<br />
Ich wollte schon immer einen Gibson-<br />
Halbresonanzbass aus den späten Sechzigern<br />
haben. Nun habe ich ihn. Lustig, was man<br />
so mit eBay und einem treuen Fan über den<br />
Atlantik holen kann. Wir stellen ja immer leicht<br />
unorthodoxe Dinge mit unseren Instrumenten<br />
an. Das gibt den Sounds einfach Charakter.<br />
Hier haben wir die Bassgitarre mit einem alten<br />
Choruspedal ein hohes Riff spielen lassen. Ich<br />
konnte es mir nicht verkneifen. Das ist wohl ein<br />
Markenzeichen von Peter Hook (Joy Division<br />
und New Order), hat aber perfekt in diesen<br />
ZMR-Song gepasst.<br />
Lace and Armour<br />
Die Basics stammen hier von Lorry. Er hat mal<br />
wieder verzerrte Beats und Bässe aufgenommen.<br />
Doch alles wird anders, sobald wir Noralf<br />
ins Studio holen. Kaum ist das Schlagzeug<br />
involviert, wandelt sich ein Stück dramatisch.<br />
Es ist kein Geheimnis, dass ich ein Faible für<br />
Strapse, Spitze, Netzstrümpfe und so weiter<br />
habe. Es ist ein Lied über Verlangen und Lust.<br />
Wie viele andere auch. Lace and Armour ist<br />
lediglich etwas offener. Ein wenig ehrlicher. Ich<br />
bin es, der am Ende auf dem alten Minimoog<br />
herumklimpert. Ich benutze ihn für viele Songs.<br />
Auch mit Ljungblut. Wenn man die Gitarren<br />
anschließt, erhält man durch das Filtern einen<br />
Sound, den kein Pedal hinbekommt. Für mich<br />
ist es der beste Synthesizer, der je gebaut wurde.<br />
Montreal<br />
Die Ballade. Braucht jedes Album. Houses of<br />
Cards war die auf Clone Your Lover. Cupola<br />
auf Eurotrash. Famous Last Words auf ZZYZX.<br />
Ammonite auf Sinners International. Mint<br />
auf The Death of Romance. Viele unserer Fans<br />
lieben Montreal bereits jetzt. Eine Anhängerin<br />
aus Mexiko erzählte mir, dass sie beim ersten<br />
Hören geweint hat. Die beste Reaktion, wenn<br />
Ihr mich fragt. Besser als jede Review!<br />
Ash Wednesday<br />
Die seltsame Nummer. Ich war gegen Ende<br />
unsicher, ob sie es überhaupt schaffen würde.<br />
So viele unterschiedliche Parts, so viele<br />
verschiedene Tempi... Ein ziemliches Puzzle,<br />
das wir aber letztlich gelöst haben. Der Text<br />
ist auch komisch. Einerseits geht es um ein<br />
Mädchen, das zu einem Fetish-Ball in einen<br />
Club namens Hollycoast ausgeführt wird. Den<br />
gibt es nicht. Doch als wir in Hollywood<br />
lebten, haben wir am Wochenende öfters<br />
mal in ähnliche Clubs reingeschaut. Sie hatte<br />
ich im Hinterkopf. Aschermittwoch selbst ist<br />
der Tag, an dem für die römisch-katholische<br />
Bevölkerung die Fastenzeit beginnt. Bei der<br />
Messe kriegen sie ein Aschenkreuz auf die<br />
Stirn gemalt. Das war die Inspiration für das<br />
Albumcover.<br />
The Tortured Artist<br />
Alex nimmt seinen Gesang für gewöhnlich<br />
alleine auf. Ich ebenfalls. Zuerst glaubte ich, ich<br />
würde die Vocals für diesen Song aufnehmen.<br />
Dann bekam ich die Audiofiles von Alex, und<br />
er hatte es einfach auf den Punkt gebracht.<br />
Ich schrieb ihm sofort eine Mail zurück, dass<br />
das unser Lied sei – all der Schmerz, den wir<br />
erleben mussten, seit wir 1989 mit Seigmen<br />
angefangen haben, gemeinsam zu spielen.<br />
Nicht nur all die harte Arbeit, die Tiefschläge<br />
und der Mist, welcher einem in diesem heiklen<br />
Business so widerfährt. Auch meine Migräne,<br />
unter der ich seit meiner Kindheit leide. Alex’<br />
Rheuma, das ihn seit seinen Zwanzigern plagt.<br />
The Tortured Artist ist auf diesem Album unser<br />
stolzester Moment. Es ist definitiv das Stück,<br />
das mir am meisten bedeutet.<br />
100 - <strong>Orkus</strong>!
102 - <strong>Orkus</strong>!
„Liebelei, Gebete und Kriegsgeschrei!“<br />
Du liebst gute Musik und alte Literatur, am besten auch noch<br />
in Kombination? Dann bist Du bei Helium Vola auf jeden Fall<br />
richtig. Keiner erschafft so gekonnt wie Ernst Horn (Deine Lakaien)<br />
Albenkonzepte, die teils ganze Stücke durchziehen und manchmal<br />
auch nur einzelne Passagen ausmachen. Er gründete das Projekt 2001,<br />
nachdem er QNTAL verlassen hatte. Und bereits an der Namenswahl<br />
kann man sein Faible für historische Sprachen ablesen. „Helium Vola“<br />
ist Latein und heißt so viel wie „Helium, flieg!“ – eine Anspielung auf<br />
jenes Edelgas, welches Luftballons in höhere Sphären katapultiert. Horn<br />
holte sich noch die klassisch ausgebildete Sängerin Sabine Lutzenberger<br />
an Bord, mit der er bis heute zusammenarbeitet.<br />
Jetzt dürfen wir uns endlich auf Album Nummer vier freuen, das über<br />
das bandeigene Label erscheint. Wohin? zeigt erneut, dass die Musik von<br />
Helium Vola nicht einfach nur als „Musik“ bezeichnet werden kann,<br />
sondern wahrlich als Kunst. Auch für Ernst Horn ein spezieller Moment:<br />
„Ja, dieses Mal ist es etwas Besonderes. Ich erwarte die Veröffentlichung<br />
schon sehnsüchtig. Der Grund dafür ist, dass ich zum ersten Mal ein<br />
komplett fertiggestelltes Album wieder verworfen habe!“ Das Werk war<br />
ursprünglich unter dem Titel Quodlibet („Wie’s beliebt“) geplant. Es<br />
hätte eine recht lose Sammlung von Vertonungen älterer und neuerer<br />
hat es die Münchner Künstlerin Bettina Stickel; das Booklet bietet sogar<br />
alle Texte in Originalsprache, Deutsch und Englisch.<br />
Nun wollen wir natürlich noch wissen, was die Frage „Wohin?“ beantworten<br />
soll. „Wie der Titel entstanden ist, weiß ich selber nicht mehr genau. Es<br />
kam bei der Überarbeitung des Albums. Bei der ganzen musikalischen<br />
Sucherei, vielleicht auch wegen der einen oder anderen persönlichen Krise<br />
in den letzten beiden Jahren. Manchmal kam ich mir wie ein hilfloses<br />
Kind vor, das nicht so recht weiterweiß. Ehrlich gesagt, hab’ ich mir des<br />
Öfteren überlegt, ob der Titel gut ist oder nur die Steilvorlage für Fragen à<br />
la: Wohin geht die Reise, Herr Horn? Nach Anhören des Albums wissen wir es<br />
auch nicht, wohl eher aufs Abstellgleis...“, lacht Ernst. Nein, aufs Abstellgleis<br />
geht es mit Wohin? bestimmt nicht. Der studierte Dirigent, Pianist und<br />
Komponist hat sich hier nämlich selbst übertroffen.<br />
Dies alles erwächst nicht zuletzt aus der fabelhaften Symbiose, welche<br />
Ernst Horn mit seinem Stammkollegium bildet. Bei Wohin? arbeitete<br />
er neben Sabine Lutzenberger auch mit Gerlinde Sämann, Andreas<br />
Hirtreiter und Joel Frederiksen, die man bereits von früheren Tonträgern<br />
kennt. Frisch an Bord holte er Priska Eser-Streit, die sonst im Chor des<br />
Bayerischen Rundfunks singt, und Hannah Wagner, eine junge Sängerin<br />
und Komponistin, die an der Leipziger Musikhochschule studiert.<br />
Lyrik bieten sollen. Doch es wurden noch Lieder hinzugefügt und das<br />
Konzept angepasst. Nach rund zweijähriger Produktionsphase resultierte<br />
daraus ein Doppelalbum, das schier einem zweistündigen Epos voller<br />
Dramatik, Sehnsucht und Leidenschaft gleicht. Zu diesem monumentalen<br />
Werk gibt es auch wieder eine Geschichte. Ein dahinterstehendes Konzept:<br />
„Ja, natürlich. Es gibt zwei Gedichte, die einen Rahmen bilden. Eines<br />
ist am Anfang in lateinischer Sprache und handelt von der Klarheit des<br />
Denkens. Das andere ist am Schluss und auf Mittelitalienisch. Es handelt<br />
von dem Adlerflug und soll ihn als Symbol für die höchste Kunst<br />
darstellen. In der Mitte drinnen tobt das ordinäre Leben – Liebelei, Gebete<br />
und Kriegsgeschrei!“<br />
Betrachtet man die diversen Sprachen auf Wohin?, fühlt man bestätigt,<br />
dass es sich hier um ein wirklich bemerkenswertes Projekt handelt.<br />
„Dieses Mal haben wir sehr viele Sprachen verwendet. Es gibt sehr<br />
viele mittelhochdeutsche Gedichte, aber auch Galicisch, Provenzalisch,<br />
Lateinisch und neuere Lyrik“, erzählt Ernst. „Was die neuere Lyrik betrifft,<br />
hab’ ich auch ein Sonett meines Lieblingsdichters Francesco Petrarca im<br />
Gepäck, sowie einen deutschen Text von Sabine Lutzenberger und sehr<br />
viel Selbstverbrochenes von mir auf Deutsch und Englisch.“ Diese Vielfalt<br />
macht das Album einzigartig. Auf zwei CDs werden insgesamt 19 Tracks<br />
präsentiert. Klassische Melodien, verbunden mit modernen Elementen der<br />
Extraklasse. Auch das Artwork ist nicht von schlechten Eltern. Gestaltet<br />
Live-Auftritte mit dem neuen Material sind bisher nicht geplant.<br />
„Es ist leider so schwer, Termine zu finden, zu denen alle Zeit haben.<br />
Außerdem würde ich das wirklich aufwändig gestaltet haben wollen,<br />
und da wird’s dann teuer. Aber jetzt, da ihr fragt, fange ich wieder an,<br />
darüber nachzudenken...“, gesteht Ernst. Und dass Helium Vola auch live<br />
ein Genuss sein dürften, scheint wohl klar. Wohin? ist mehr als nur ein<br />
Album. Es ist eine Geschichte, die man erleben muss, und Du solltest<br />
die Einladung, diese Reise gemeinsam mit Ernst Horn und Sabine<br />
Lutzenberger zu unternehmen, nicht ausschlagen. Die Tore für eine<br />
Wanderung durch das mystische Mittelalter, durch die moderne Lyrik,<br />
historische Musik und elektronische Avantgarde sind geöffnet!<br />
www.facebook.com/heliumvola<br />
Manuela Ausserhofer<br />
Discographie (Alben):<br />
Helium Vola (2001)<br />
Liod (2004)<br />
Für euch, die ihr liebt (2009)<br />
Wohin? (2013)<br />
Line-Up:<br />
Sabine Lutzenberger – Gesang<br />
Ernst Horn – Keyboard, Produktion<br />
<strong>Orkus</strong>! - 103
Die Solo-Pfade haben ihn in die Glückseligkeit geführt. Na ja, zumindest<br />
in sein persönliches Orgiastic Paradise. So heißt das Erstlingswerk von<br />
Claudio Hausers Neustart mit Script 6. „Bei diesem Projekt habe ich<br />
mich von Anfang an sehr gut gefühlt“, erzählt er. „Es gab in der Zeit der<br />
Produktion eigentlich gar keine richtig schwierigen Situationen. Keinen<br />
Streit, keine Diskussion mit Mitmusikern oder so was. Ich konnte quasi<br />
alles – von den Beats, den Harmonien, dem Gesang oder, welche Gitarren<br />
passen – so umsetzen, wie ich es mir vorgestellt hatte.“ Das galt für ihn<br />
nicht immer: Von 2000 bis 2005 war er mit dem Gespann :spasmodique:<br />
unterwegs. „Das wurde immer schwieriger“, meint er. „Jeder vertrat<br />
eine andere Musikrichtung und teilweise auch eine andere Idee.“ Der<br />
persönliche Bezug ging in die Brüche. Auch der Versuch, 2011 noch<br />
einmal etwas mit dem früheren Gitarristen gemeinsam aufzuziehen,<br />
scheiterte recht fix.<br />
Zwischenzeitlich war Claudios Industrial-Projekt Theorem geboren...<br />
und wieder verworfen worden. „Für viele ist das wahrscheinlich einfach<br />
Krach. Aber in der Industrial-Szene kam es ganz gut an“, erinnert er sich.<br />
Heute jedoch ist das bedeutend ruhigere Script 6 „einfach mein Ding.<br />
Man fühlt anders in den verschiedenen Epochen seines Lebens“, erklärt<br />
er den Wandel. „Und ich habe es somit auch anders empfunden, Musik<br />
zu machen. Es war nicht unbedingt ein Plan, alles anders zu machen.<br />
Aber manche Musik höre ich selber nun nicht mehr oder nur wenig. Mit<br />
so einer Sache dann weiterzumachen, das wäre komisch!“<br />
Immer noch als klares elektronisches Bekenntnis, doch sphärisch-<br />
„ambienter“ kommt jetzt Orgiastic Paradise daher. Überhaupt sei seine<br />
Grundstimmung in dieser Zeit sehr intensiv gewesen, schwärmt der<br />
Sänger. Bilder seines Lieblingsmalers Hieronymus Bosch spukten bei der<br />
Produktion durch Claudios Gedankenwelt, eine mysteriöse Verbindung<br />
zu einer Dame, die er als seine „Dualseele unbekannterweise“ bezeichnet,<br />
und auch sein Dasein als Reisender. Denn 200 Tage pro Jahr im Ausland<br />
unterwegs zu sein, ist für ihn keine Seltenheit.<br />
Kontrastreich zu dem hypnotisch-wogenden Klangmeer erscheinen teils<br />
Texte, Titel wie Rock’n’Roll Lady Shave oder Videos mit Gummipuppe<br />
auf seiner Homepage. „Das mag sicher für viele was Kryptisches haben“,<br />
lacht Claudio, „aber jedes Detail hat seinen Hintergrund!“ Begierde,<br />
Liebe, Sehnsucht kommen darin zum Ausdruck. Ob – wie bisher<br />
– ausschließlich aus dem Studio oder auch mal live, das ist gerade im<br />
Gespräch. „Durchaus eine Option“, nennt es Claudio. Doch die konkrete<br />
Bühnenumsetzung müsse ihm ebenso zusagen wie sein jüngstes Solo-<br />
Projekt.<br />
www.script6.de<br />
Miriam Claus<br />
Java Guidi ist immer für eine Überraschung gut. Gerade ist die<br />
Allroundkünstlerin mit ihrem ersten Album Stop Dying in den Indie<br />
Disko Trendcharts und Deutschen Club Charts durchgestartet. Ihr<br />
Markenzeichen: elektronisch-minimalistischer Pop. Individuell und<br />
auf die Details fokussiert. Ihre Stimme und Aussage bleiben klar im<br />
Vordergrund.<br />
Ihr Debut, gemeinsam mit dem Klangmeister Christoph Varga produziert,<br />
bezeichnet sie als ein Konzeptalbum, ein gänzlich eigenständiges Projekt.<br />
„Wir haben uns zusammengesetzt und uns bewusst gemacht, wie wir das<br />
haben wollten. So cool, so simpel wie möglich.“ Bei diesem Prozess, erzählt<br />
sie, flogen sämtliche ihrer vorab geschriebenen Balladen und Lovesongs<br />
raus. Auf einem möglichen zweiten Album könnten sie wieder Einzug<br />
halten, überlegt die Berlinerin.<br />
Diesmal durften und sollten die Lieder ordentlich provozieren. Einen<br />
Eindruck, was sie damit meint, liefert gleich der Opener Judge me, Bitch.<br />
Wer nun aber hinter dieser Zeile ein prolliges Wesen vermutet, das zum<br />
Einstieg erst mal kräftig austeilt, wird wieder überrascht. Ebenso, wer Java<br />
Guidi als Schauspielerin kennt, die quirlig plappernd und ein bisschen<br />
verrückt durch die Szenerie fegt. Im Gespräch wirkt die Halbitalienerin<br />
eher schüchtern. Und gedankenvoll: „Mich nervt diese ganze Bewertungsund<br />
Beurteilungsgesellschaft“, gesteht sie frei heraus. „Judge me, Bitch ist<br />
eine bewertende Aufforderung, und gleichzeitig verurteilt es selber.“ Die<br />
Provokationen, die sich auftürmenden negativen Passagen in Money sucks<br />
Dicks – sie alle relativieren sich durch ihr Zusammenspiel, so Java. Auch<br />
der Titel unterliegt diesem Gedankenkonstrukt: „Ich wollte unbedingt die<br />
zwei negativsten Worte, die mir so einfallen, zusammen aber wieder eine<br />
gute Bedeutung haben“, erklärt sie. Denn auf dem Album gehe es um<br />
einen Zustand des Vor-sich-hin-Sterbens... nicht tot sein, aber auch nicht<br />
richtig leben. „Vielleicht war es für mich selbst eine Phase, um mit dem<br />
Todesthema abzuschließen“, schiebt sie hinterher. Erneut ein unerwartetes<br />
Bekenntnis.<br />
Die ausgekoppelte Single Addicted ist unerhört sexy, Killer in Me stellt für<br />
sie selbst das verstörendste Stück dieser Kollektion dar, das lebensbejahende<br />
Now spricht ihr am meisten aus der Seele. „Wer sich eingehender mit den<br />
Texten beschäftigt, findet immer noch eine Schicht darunter“, betont die<br />
Sängerin. Die Message: Alles Schöne hat auch seine dunklen Seiten und<br />
umgekehrt.<br />
www.javaguidi.com<br />
Miriam Claus
„Alles ist hoffnungslos...“<br />
Porl King ist nicht nur ein Freund kühler Cold Wave-Klänge, sondern<br />
auch ein Mensch mit klaren Visionen: Der Mastermind hinter dem Ein-<br />
Mann-Projekt miserylab blickt lieber nach vorne als in die Vergangenheit.<br />
Zur Veröffentlichung der Werkschau Documentary, welche 17 Tracks aus<br />
den Jahren 2008 bis 2012 umfasst, macht der Brite aber eine Ausnahme<br />
und entpuppt sich als politisch bewanderter, wenngleich desillusionierter<br />
Künstler.<br />
„Laurent vom Label D-monic kam mit dieser Idee“, erzählt Porl über<br />
den Anstoß für seine zweite Retrospektive nach lab samples (2009). „Und<br />
es war genau der richtige Zeitpunkt!“ Rückwärtsgewandtheit gehört<br />
allerdings nicht gerade zu den Wesenszügen des Eigenbrötlers... „Ich lebe<br />
im Hier und Jetzt. Nur wenn ich heute nichts Interessantes mehr zu sagen<br />
hätte, würde ich mich wirklich für meine Vergangenheit interessieren.“<br />
Ein Markenzeichen miserylabs sind klare politische Botschaften<br />
– wodurch sich das Projekt von vielen sonstigen Szene-Vertretern<br />
unterscheidet. „Niemand scheint mehr etwas zu sagen zu haben oder sich<br />
Zeit für Gedanken zu nehmen“, bedauert der ehemalige Rosetta Stone-<br />
Kopf und verweist auf die Wurzeln des Genres im Punk.<br />
miserylab ist engagiert, wie beim den Bankencrash thematisierenden<br />
too big to fail oder in preoccupied, das sich mit der Occupy-Bewegung<br />
auseinandersetzt. Beide Titel sind auf Documentary zu finden. Doch<br />
die vom Arabischen Frühling, besagter Occupy-Bewegung oder<br />
den Demonstrationen im Russland des Wladimir Putin entfachte<br />
Aufbruchsstimmung wurde im Keim erstickt. Auch King hegt wenig<br />
Hoffnung für eine grundlegende Wende: „Ich habe dahingehend erst<br />
kürzlich meine Meinung geändert. Alles ist hoffnungslos, ein wirklicher<br />
Wandel wird nie eintreten. Ich verbrachte Jahre, um mich selbst politisch<br />
zu artikulieren, und empfand ein starkes Gefühl von Ungerechtigkeit.<br />
Aber diese Ungerechtigkeit ist wohl der normale Lauf der Dinge, vor<br />
allem in Großbritannien. Aktuell fühle ich mich politisch betäubt.“<br />
Wachrütteln kann die Musik von miserylab. Das neue „Best Of“ stellt<br />
einen guten Einstieg dar, zumal die Compilation auch Stücke bietet, die<br />
bis dato nur schwer auf CD erhältlich waren, weil miserylab früh und<br />
lange auf das Internet als Leitmedium seiner Kunst setzte. Bleibt zu guter<br />
Letzt die Frage, warum sich der einst beinharte MP3-Anhänger King<br />
jetzt erstmals für Vinyl erwärmt – dem Gesamtpaket ist eine Bonus-7“<br />
beigefügt. „Die Nachfrage nach Vinyl steigt“, beginnt Porl nüchtern, hält<br />
jedoch eine kleine Überraschung parat: „Wenn es von einem Album eine<br />
Vinyl-Version gibt, kaufe ich die. Im Nachhinein muss ich sagen, dass<br />
digitale Formate unsere Wertschätzung Musik gegenüber zerstört haben.“<br />
www.miserylab.com<br />
Richard Klasen<br />
Discographie (Alben):<br />
function creep (2008)<br />
a death that we can cure (2008)<br />
freedom is work (2009)<br />
from which no light escapes (2011)<br />
void of life (2011)<br />
<strong>Orkus</strong>! - 105
„Energie, Rauheit, Schmutz,<br />
Humor, Wärme, Brutalität, Verletzlichkeit...“<br />
Mit ihrem sogenannten Freedom Rock wollen sich die Schweden an die Spitze des Retro-Trends spielen. Entstanden aus Mitgliedern<br />
von The Soundtrack of Our Lives und The (International) Noise Conspiracy, entwickelt sich hier eine ganz eigene Spannung, jenseits<br />
mystischer Texte, bewusstseinserweiternder Substanzen oder sonstiger Klischees. Free Fall sind anders, schlicht, zeitlos – und kurz vor<br />
der Veröffentlichung ihres Debuts. Wir ließen uns zu einer kleinen Frage-und-Antwort-Runde mit Mattias Bärjed hinreißen.<br />
<strong>Orkus</strong>: Du hast Free Fall gegründet, noch während du bei The<br />
Soundtrack of Our Lives warst. Was hat dir gefehlt, dass du plötzlich eine<br />
eigene Formation ins Leben rufen musstest?<br />
Mattias Bärjed: Es war einfach an der Zeit, dass ich mich neuen<br />
Sachen widme. Außerdem hatte ich das Bedürfnis, in einer klassischen<br />
Vier-Mann-Band zu spielen. Ich wollte sozusagen Musik mit einer anderen<br />
Dynamik machen. TSOOL spielten ihre letzte Show am 22. Dezember<br />
2012, danach löste sich die Gruppe auf.<br />
O: Die ersten Mitglieder, die sich dir dann anschlossen, waren Drummer<br />
Ludwig Dahlberg von The (International) Noise Conspiracy und Bassist<br />
Jan Martens. Kanntest du die zwei schon vorher?<br />
MB: Ja, sie waren bereits gute Freunde von mir und obendrein exzellente<br />
Musiker. Also war mir sofort klar, dass sie meine Jungs sind.<br />
O: Zu guter Letzt brauchtet ihr einen Sänger. Welche Eigenschaften<br />
sollte dieser erfüllen, und stand gleich fest, dass Kim Fransson den Posten<br />
kriegen würde?<br />
MB: Eine kraftvolle Stimme war für mich zwingende Voraussetzung. Er<br />
sollte eine klassische Stimme haben, die rasierklingenscharf durch unseren<br />
Sound schneidet. Ich wünschte mir einen Fronter, der in derselben Liga<br />
spielt wie Ian Gillan, Robert Plant, Steve Marriott oder Bon Scott. Es<br />
war atemberaubend, als ich Kim das erste Mal singen hörte. Ich musste<br />
ihn unbedingt haben... obwohl er zu jenem Zeitpunkt wie ein ziemlicher<br />
Hinterwäldler aussah. (lacht)<br />
O: Power & Volume klingt wie eine kleine musikalische Zeitreise. Wer sind<br />
deine Idole, und welche Künstler haben dich beeinflusst?<br />
MB: Oh, da könnte ich jetzt eine ganze Menge aufzählen. Die wichtigsten<br />
beziehungsweise die Bands, die uns am stärksten geprägt haben, sind<br />
sicherlich The Stooges, The Who, Led Zeppelin, Deep Purple, Humble<br />
Pie, AC/DC, Van Halen, die Beatles, Motörhead et cetera.<br />
O: Und wie unterscheidet sich Free Fall von ihnen – was ist das Besondere<br />
an euch?<br />
MB: Wir machen einfach, was uns in den Sinn kommt. Wir spielen die<br />
Musik, die wir lieben. Ich bin einigermaßen überzeugt, dass man die<br />
Leidenschaft, die wir in die Musik packen, definitiv auch heraushört, und<br />
ich glaube, dass die Menschen, die sich unser Album anhören, das sehr<br />
zu schätzen wissen. Aber da geht es uns wohl wie den meisten Musikern.<br />
106 - <strong>Orkus</strong>!
MB: Gleich nach unserer Gründung. Wir haben haufenweise Songideen<br />
und arbeiten momentan schon an künftigen Alben.<br />
O: Wie würdest du reagieren, wenn jemand Free Fall als „noch so eine<br />
Retro Rock-Kapelle à la Graveyard“ abtäte?<br />
MB: (lacht) Das wäre mir völlig egal. Ich mag Graveyard sehr, finde jedoch<br />
nicht, dass wir große Ähnlichkeit mit den Jungs haben. Wir machen eben<br />
unser Ding.<br />
O: Welchen Eindruck soll Free Fall vermitteln?<br />
MB: Die Leute dürfen von uns denken, was sie wollen. Darüber zerbreche<br />
ich mir nicht den Kopf. Aber natürlich würde es mich sehr freuen, wenn<br />
ihnen unsere Musik gefällt – das ist ja gar keine Frage.<br />
O: Es ging ziemlich schnell, und schwups! hattet ihr einen Vertrag bei<br />
Nuclear Blast unterzeichnet. Wie fühlte sich das an?<br />
MB: Großartig... tut es auch immer noch. Die Jungs von Nuclear Blast<br />
machen einen phantastischen Job, und wir sind absolut glücklich und<br />
zufrieden, dieses Angebot erhalten zu haben.<br />
O: Was bedeutet dir Power & Volume?<br />
MB: Ich bin verdammt stolz auf dieses Album, und es ist noch besser<br />
geworden, als ich es gewollt und erwartet hatte.<br />
O: Was können WIR denn davon erwarten?<br />
MB: Energie, Rauheit, Schmutz, Humor, Wärme, Brutalität,<br />
Verletzlichkeit und Spannung.<br />
O: Das Cover hätte simpler nicht sein können: Titel des Albums und<br />
fertig. Dafür gibt es doch bestimmt einen Grund?<br />
MB: Klar, dass da wirklich nur Bandname und Titel stehen, ist eine<br />
eindeutige Ansage, was man von Free Fall und dem Album zu erwarten<br />
hat. Das Cover ist genau wie unsere Musik – sehr direkt und geradeaus.<br />
Auch wenn sie vielleicht die einen oder anderen merkwürdigen Elemente<br />
enthält.<br />
O: Wann habt ihr angefangen, Material für euer Debut zu schreiben?<br />
O: Wer ist bei euch wofür verantwortlich?<br />
MB: Normalerweise bringe ich oder einer der Jungs eine Idee mit in<br />
den Proberaum, und dann gehen wir gemeinsam ans Werk. Für meine<br />
früheren Bands habe ich auch immer eine Menge komponiert, doch<br />
bei Free Fall jammen wir viel mehr. Ich wollte, dass Free Fall frisch und<br />
eigendynamisch ist, dass jeder von uns an den Stücken beteiligt wird und<br />
jeder seine Leistung und Stärken zur Geltung bringen kann.<br />
O: Wie lief es im Studio?<br />
MB: Prima. Wir hatten die Aufnahmen nach wenigen Sitzungen im<br />
Kasten. Danach war es die Aufgabe von Martin Ehrencrona, unserem<br />
Produzenten, das Ganze abzumischen. Martin ist ein toller Typ, mit<br />
grandiosen Ideen und phantastischen Ohren.<br />
O: Wie viel Bühnenerfahrung konntet ihr mit Free Fall bereits sammeln?<br />
MB: Puh... Dadurch, dass ich mit The Soundtrack of Our Lives letztes<br />
Jahr auf Abschiedstournee war und nebenbei an einer Filmmusik<br />
gearbeitet habe, konnten wir bisher nicht so schrecklich viele Konzerte<br />
spielen. Wir hatten ein paar Auftritte mit Graveyard und dann noch so<br />
um die 20 Shows.<br />
O: Wann werden die deutschen Fans in den Genuss kommen?<br />
MB: Es ist leider noch nichts bestätigt, aber wir arbeiten daran, und bald<br />
folgen erste Tourdaten.<br />
O: Mit welcher Band würdest du am liebsten einmal spielen?<br />
MB: Mit Motörhead. Das wäre der Oberknaller.<br />
www.facebook.com/freefallpowerandvolume<br />
Nadine Ahlig<br />
Line-Up:<br />
Kim Fransson – Gesang<br />
Mattias Bärjed – Gitarre<br />
Jan Martens – Bass<br />
Ludwig Dahlberg – Schlagzeug<br />
<strong>Orkus</strong>! - 107
Sofia Härdig<br />
„Schwermut verleiht<br />
mir Stärke.“<br />
Bereits in unserer Februar-Ausgabe schien der Name Sofia<br />
Härdig augenfällig. Nun ist es wahrhaft an der Zeit, sich dieser<br />
Künstlerin etwas intensiver zuzuwenden. Die von den Medien<br />
oft als „Electronica-Queen“ gehandelte Schwedin muss über<br />
den Begriff schmunzeln: „Dieser Titel tauchte nach dem Release<br />
meines Albums Dream auf, das stark elektronisch geprägt war.<br />
Doch hauptsächlich benutze ich in meinen Songs elektronisch<br />
modifizierte Rockelemente. Ich schneide einzelne Soundteile aus<br />
und füge sie wieder neu zusammen.“<br />
Ihr aktuelles Output The Norm Of The Locked Room nimmt<br />
mit einer sehr bizarren, fast schon verstörenden Atmosphäre<br />
gefangen und lässt ahnen, dass es durchweg tiefe Traurigkeit<br />
ist, welche die Musikerin in „geschlossenen Räumen“ hält.<br />
„Für mich ist Komponieren wie Bildermalen. Ich erfinde<br />
Landschaften, in denen ich mich verlieren kann. Gerade die von<br />
vielen als Schwermut bezeichnete Stimmung verleiht mir eine<br />
gewisse Stärke. Ich will es dem Hörer überlassen, was er sich<br />
unter seinem ganz persönlichen abgesperrten Zimmer vorstellt.<br />
Einen Ort, an den er sich zurückziehen kann, um ganz er selbst<br />
zu sein, oder eine verschlossene Tür, hinter der seine Ängste<br />
verborgen sind...? Ich möchte, dass der Hörer diese Definition<br />
für sich selber trifft. Dass jeder sich in seiner Einzigartigkeit<br />
verstanden fühlt. Jeder hat mal das Gefühl, in irgendwelche<br />
Normen nicht hineinzupassen. All jenen, die sich genau damit<br />
auseinandersetzen, widme ich dieses Album.“<br />
Die kommenden Wochen ist Sofias Terminkalender prall<br />
gefüllt. Neben einigen Konzerten in ihrer Heimat wartet<br />
auch eine Europatournee: „Ich freue mich schon auf meine<br />
Deutschlandauftritte, zum Beispiel am 20. März im Berliner<br />
Schokoladen.“<br />
www.sofiahardig.net<br />
Marie-Luise Henke<br />
Discographie (Alben):<br />
The Need To Destroy (2006)<br />
Dream (2008)<br />
The Norm Of The Locked Room (2013)<br />
„Verrufen! Verstoßen!<br />
Gefürchtet! Verwegen!“<br />
Der Beutezug hat begonnen. Die Piraten rund um St.<br />
Brandanarius, der wohl spätestens seit Corvus Corax kein<br />
unbeschriebenes Blatt mehr ist, setzen die Segel für eine<br />
Reise voller Abenteuer, welche die Truhen der Truppe füllen<br />
soll. Bereits in unserer Februar-Ausgabe berichteten wir über<br />
die Single Ahoii, jetzt ist das Warten vorbei – nach knapp<br />
sieben Jahren darf man sich auch auf ein neues Studioalbum<br />
freuen. Brandan stand hierzu Rede und Antwort...<br />
<strong>Orkus</strong>: Fast sieben Jahre sind seit Unbeugsam vergangen. Wohin<br />
hat es euch getrieben?<br />
Brandan: Mir kam die Zeit gar nicht so lange vor, ehrlich<br />
gesagt. Wir waren so sehr mit der RUMreiserei beschäftigt. (lacht)<br />
Durch meine rege Mithilfe bei so vielen Alben hatte ich auch nie<br />
das Gefühl, unter Druck zu stehen, jedes Jahr ein Album auf den<br />
Markt zu bringen. Dieses Mal war es mir wichtiger, einige Lieder<br />
erst einmal auf der Bühne zu präsentieren. Wir müssen ja das neue<br />
Material unters Volk streuen.<br />
O: Und wie wurde das Material aufgenommen? Alles so gelaufen,<br />
wie ihr es geplant habt?<br />
B: Ja, das Album hat einen ganz anderen Charme als die<br />
anderen Platten. Es kam noch dazu, dass ich viele Lieder aus der<br />
Vorproduktion als schwachsinnig empfand. Die waren schon fertig,<br />
nur flogen sie letztendlich doch in den Papierkorb oder warten in<br />
meiner Computerleichenabteilung auf eine andere Verwendung.<br />
(lacht) Dann kommt natürlich auch noch das leidige Thema des<br />
Geldes dazu. Ein Spielmann lebt ja nicht nur von Luft und Liebe.<br />
O: Das stell’ ich mir bei neun Spielleuten noch problematischer<br />
vor...<br />
B: Oh ja, die ganze Bande satt zu bekommen, ist heute<br />
anstrengender als vor zehn Jahren. Den Veranstaltern zu erklären,<br />
dass auch bei unseren verarmten Strohhütten mal das Dach neu<br />
gemacht werden müsste, ist nicht einfach. Es regnet überall rein,<br />
und im Winter ist es sehr, sehr kalt. (lacht)<br />
O: Ahoii hat die Durststrecke überbrückt, endlich ist Beutezug da.<br />
Wie darf man sich eure Kaperfahrt vorstellen?<br />
B: Der Titel ist auch überall das Thema. Wir nehmen uns dieses<br />
Jahr unseren Teil, auf den wir schon gewartet haben.<br />
O: Klingt ja fast, als ob man sich fürchten muss?<br />
B: (lacht) Damit meine ich nicht, dass wir dem allgemein<br />
ausgebrochenen Goldrausch verfallen, sondern einfach nur ein<br />
wenig mehr Ruhm. Nach unseren vielen Schlachten haben wir<br />
uns das redlich verdient. Wie wir das anstellen wollen, kann man<br />
einigen Textzeilen entnehmen. In altbewährter Art und Weise<br />
besingen wir aber auch wieder das Heldentum und loben den Zorn<br />
der Götter, wenn er die Richtigen trifft.<br />
O: Und habt ihr bereits Tourneepläne für das neue Album?<br />
B: Ja, wir wollen in ein paar kleinen Clubs in Berlin spielen, wo wir<br />
das Geprobte mal live ausprobieren. Wo und wann, wissen wir noch<br />
nicht. Eine Bookingfirma ist auch in Arbeit. Es wird sicher wieder<br />
eine kleine werden. Ich mag dieses unpersönliche Geschäftsgebaren<br />
der größeren nicht. Wir bürgen auf jeden Fall mit unserem Namen,<br />
dass es 2013 ein paar schöne Rockkonzerte geben wird.<br />
O: Sieben Jahre sind eine beträchtliche Zeit. Findet ihr selbst, dass<br />
sich euer Sound verändert hat?
B: Wir sind sicher etwas härter geworden. In musikalischer Hinsicht<br />
und auch in den Texten. Natürlich haben wir die Hard Folk-Szene<br />
nie vergessen, deshalb gibt es auch wieder Lieder, in denen mir eine<br />
Mandoline wichtiger war als eine E-Gitarre. Ich bin Fan von solchen<br />
Gitarristen wie Ingo Hampf von Subway to Sally, der auch mal eine<br />
schöne Melodie auf einer Laute spielen kann. Dem Piratentum sind<br />
wir natürlich treu geblieben, daran gibt es nichts zu ruckeln. Wir<br />
haben auch seit einem Jahr drei neue, sehr junge Sackspieler, die in<br />
Zukunft für frischen Wind sorgen werden. „Verrufen! Verstoßen!<br />
Gefürchtet! Verwegen!“ Das sind die Schlagworte, die den Weg bis<br />
heute säumen.<br />
www.cultusferox.com<br />
Manuela Ausserhofer<br />
Discographie (Alben):<br />
Weihnachtstänze aus dem Dudelmannsack (2002)<br />
Wiederkehr (2003)<br />
Unbeugsam (2006)<br />
Rumtour (live, 2007)<br />
Beutezug (2013)<br />
Line-Up:<br />
Der Heilige St. Brandanarius – Gesang, Dudelsack, Zister,<br />
Schalmeien, Hörner<br />
El Böslinger – Bass, Sackpfeifen, Flöten, Schalmeien, Hörner<br />
Donar von Avignon – Akustikgitarre, Trommeln, Schlagwerke<br />
Feuerteufel – Sackpfeifen, Flöten, Gebläse<br />
Strahli der Animator – Schlagwerke, Percussion, Heerpauken,<br />
Saiteninstrumente<br />
Barbarella vom Bogenzauber – Geige, Nykelharpa<br />
Kaiser Schmarrn – Pauken, Trommeln, Gong<br />
Yangens – Sackpfeifen, Flöten, Gebläse<br />
Sachsenkrieger – Sackpfeifen, Flöten, Gebläse<br />
<strong>Orkus</strong>! - 109
„Emotionen<br />
sind unser Antrieb!“<br />
(Vestriz)<br />
Betrachtet man die dreiköpfige Gruppe, stellt sich zuerst einmal die<br />
Frage, mit welcher Art von Musik wir es hier zu tun haben. Laut<br />
jüngsten Infos bewegt sich der Stil nun im avantgardistischen Black<br />
Metal-Bereich, aber auf diese Definition sollte man sich keinesfalls<br />
versteifen. von Branden scheuen keine Experimente und drücken<br />
das aus, was ihnen momentan in der Seele brennt. „Wir wollen von<br />
bekannten Pfaden abweichen, neue Dinge probieren, in Form von<br />
ungewohnten Instrumenten und Effekten. Wenn man immer die<br />
gleichen Pfade beschreitet, geht es irgendwann nicht mehr weiter. von<br />
Branden ist anders! Wir hatten noch nie Grenzen. Wir haben von<br />
Branden gegründet, um zu experimentieren“, erklärt Solarian.<br />
Mit dem härteren Flammenreich bekommen wir das Zweitwerk<br />
nach Scherben, welches sich noch in ruhigeren Gefilden abspielte.<br />
Der Unterschied ist enorm – was nur umso mehr beweist, dass sie<br />
ihre offenen Grenzen gerne auskosten. „von Branden steht eben für<br />
experimentierfreudige Musik. Nenn’ es Black, Gothic oder Dark Metal.<br />
Ist doch völlig egal! Wir haben keinen Weg, kein Ziel und keine Struktur.<br />
Emotionen sind unser Antrieb!“, betont Vestriz. Solarian pflichtet<br />
ihm bei: „In gewissem Sinne ist unser Weg sogar die Veränderung.<br />
Wenn man unsere Songs nicht pro Album betrachtet, sondern in der<br />
Reihenfolge ihrer Entstehung, ist ein Trend ausmachbar... Die ersten<br />
Songs waren verspielt und suchten nach neuen Wegen, die letzten<br />
sind eher minimalistisch und mit einer negativen Grundstimmung.<br />
Trotzdem bilden sie aus meiner Sicht eine Einheit.“<br />
Geschrieben wurde Flammenreich binnen weniger Wochen; das mag<br />
auch die schnellere Gangart einiger Tracks erklären. Die Komposition<br />
des Debuts hatte sich über Jahre gezogen, weshalb die jetzigen<br />
Stücke, wie auch Solarian und Vestriz anmerken, viel geschlossener<br />
und einheitlich wirken. Die teils englischen, teils deutschen Lyrics<br />
stammen aus Solarians Feder. Dieser erzählt uns eine kleine Geschichte<br />
zu Sehnsucht, der wohl fesselndsten Nummer auf Flammenreich: „Das<br />
Lied handelt von widersprüchlichen Gedanken zwischen Hoffnung<br />
und Angst, Zorn und Selbstmitleid und zwischen Kummer und<br />
Gleichgültigkeit – bei dem Versuch, etwas zu erhalten, was ein Ende<br />
finden muss“, verrät der Fronter, der den Text vor Jahren bei einer<br />
Flasche Rotwein ersann.<br />
Fans von experimentellem und gekonnt praktiziertem Metal werden<br />
hier ihre Freude haben. Und man darf auf jeden Fall gespannt sein, wo<br />
der Weg das Trio noch hinführen wird. Einstweilen bleibt genügend<br />
Zeit, Dich selber von Flammenreich zu überzeugen; ein Clip zum<br />
Titeltrack ist online verfügbar sowie auch bei <strong>Orkus</strong>! TV zu sehen.<br />
www.vonbranden.de<br />
Manuela Ausserhofer<br />
Discographie (Alben):<br />
Scherben (2007)<br />
Flammenreich (2012)<br />
110 - <strong>Orkus</strong>!<br />
Line-Up:<br />
Solarian von Branden – Gesang, Keyboard<br />
Vestriz von Mesopotamien – Gitarre, Bass, Keyboard<br />
Arminius von Theesfeld – Schlagzeug, Keyboard
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SKELTER<br />
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A5 KARLSRUHE-BASEL<br />
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Sa.23.03.<br />
Einlass ab 19:00 Uhr<br />
Heimataerde<br />
Coma Divine<br />
Inkubus Sukkubus<br />
Soman<br />
DJ Sven ∙ Andi Lauscher ∙ DJ Falko<br />
DJane Antilicht ∙ MD75 ∙ FFWD<br />
Vergangeheut DJ-Team<br />
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Inkubus Sukkubus<br />
Inkubus Sukkubus<br />
Depeche Mode<br />
Album Release Party
Berlin, St. Bartholomäuskirche, 25.01.2013<br />
Besondere Konzerte benötigen besondere Örtlichkeiten. So die einfache<br />
Weisheit. Im Falle von Dornenreichs Akustikperformance in Berlin traf<br />
man mit der Wahl der Location so richtig ins Schwarze, beheimatete<br />
die hier als Duo aufspielenden Traumtänzer in der denkmalgeschützten<br />
Friedrichshainer St. Bartholomäuskirche, einem neugotischen<br />
Schmuckstück aus dem 19. Jahrhundert. Der Bau ist schon lange vor<br />
Konzertbeginn mehr als gut gefüllt, viele BesucherInnen werden den<br />
wundervollen Auftritt der Österreicher nur im Stehen verfolgen können.<br />
Das Haus ist bis auf den letzten Platz besetzt. Die Stimmung ist der<br />
sakralen Umgebung entsprechend ruhig, Unterhaltungen werden im<br />
Flüsterton geführt, eher Wein als Bier bestellt. Was auch viel besser zu<br />
der Labsal passt, die Jochen „Evíga“ Stock und Thomas „Inve“ Riesner<br />
mit Gitarre, Schellen, Geige und Gesang darbieten.<br />
War die akustische Seite der Band bei ihren Metal-Shows zuletzt<br />
lediglich als Einleitung gedacht, ist sie heute der Hauptakteur. Und kann<br />
dennoch über den ganzen Abend fesseln. Spezielle Aufmerksamkeit<br />
wird zum einen der im Rahmen dieser Reise erstmals aufgeführten<br />
Gedichtvertonung Ich bin ein Stern (Hermann Hesse) entgegengebracht<br />
– ein Stück Lyrik, welches nahtlos in den freigeistigen Dornenreich-<br />
Kosmos passt und eindringlich geflüstert wird. Andererseits im Fokus:<br />
die Weltpremiere brandneuer Titel. Zwar soll das Werk Freiheit erst<br />
im Laufe des Jahres erscheinen; einen kleinen Vorgeschmack gab es<br />
aber bereits... und der fiel, wie könnte es anders sein, grandios aus.<br />
Leidenschaftlich, verspielt, sehnend und dringlich regnen die Klänge<br />
durch die wunderbare Akustik der Kirche. Gleiches gilt natürlich für die<br />
vielen weiteren Lieder – Freitanz, Reime faucht der Märchensarg, Jagd,<br />
Erst deine Träne löscht den Brand... fast zwei Stunden lang verzaubern<br />
Dornenreich ihr Publikum mit einfachsten Mitteln. Evíga erweist sich<br />
auch in dieser Winternacht als Soundpoet, dessen Gesangsphrasierungen<br />
mehr als ein Mal Gänsehaut, wohliges Schaudern und Ergriffenheit<br />
in den gebannten ZuhörerInnen auslösen. Inve, der in sich ruhende<br />
Gegenpol an der Violine, lässt seine Melodien spiralförmig durch die<br />
Kirche gleiten, wo sie das expressive Gitarrenspiel umtanzen, aufgreifen<br />
und ergänzen. Am Ende dieses Konzerts ist klar: akustisch waren<br />
Dornenreich noch nie besser. Noch nie überzeugender.<br />
Text: Björn Springorum<br />
Photo: Caroline Traitler<br />
112 - <strong>Orkus</strong>!
„... und schon ist der Strick ganz nah.“<br />
(Alex Alice)<br />
Die Frage, ob Künstler Narzissten sind, erübrigt sich eigentlich, ersehnt doch jeder von uns eine gewisse Wertschätzung. Der<br />
Unterschied ist wohl lediglich, dass Künstler einen Weg gefunden haben, dies nach außen zu tragen. Mitunter gipfelt das dann in<br />
solchen Aussagen, wie sie Slave Republic einst trafen: „Wir wollen geliebt werden!“<br />
Alec Fu: Dieses Statement war so etwas wie<br />
das Leitmotiv unserer ersten Platte Electric One.<br />
Und natürlich steckte dahinter auch der Wunsch,<br />
erhört zu werden und Anerkennung zu finden.<br />
Mit den Jahren und unserem neuen Album hat<br />
sich zum Glück aber auch unser Selbstverständnis<br />
gewandelt, und wir würden es heute sicher nicht<br />
mehr gar so plakativ ausdrücken.<br />
<strong>Orkus</strong>: Die Geburt von Quest for Love verlief<br />
nicht so fluffig, wie das Ergebnis letztlich klingt.<br />
Woran lag es?<br />
Alex Alice: Bei unserem Debut waren wir<br />
noch mehr oder weniger grün hinter den Ohren,<br />
hatten kaum Ahnung von Produktionstechniken<br />
und diesem Kram. Wir mussten uns eine Menge<br />
erarbeiten, indem wir anderen Musikern über die<br />
Schultern geschaut haben.<br />
AF: Wir hatten damals recht wenig Zeit, darüber<br />
nachzudenken, was wir denn eigentlich tun. Jetzt<br />
wussten wir es zwar, aber mit der Zeit kamen auch<br />
die Zweifel, ob wir gut genug sind und ob es noch<br />
einmal zu einem Album reichen würde, welches<br />
unserem Anspruch genügt.<br />
AA: Wir haben uns dann eine Hütte in einem<br />
Hochmoor in der Eifel, ganz in der Nähe der<br />
belgischen Grenze, gemietet und uns für vier<br />
Wochen darin eingeschlossen. Wir haben in<br />
diesen Wochen tatsächlich auch nur die zehn<br />
Songs geschrieben, die jetzt auf Quest for Love zu<br />
finden sind. Sich ausschließlich auf das Schreiben<br />
zu konzentrieren, war eine tolle Erfahrung, aber<br />
bei Weitem extremer, als ins Büro zu gehen.<br />
Vier Wochen aufeinanderzuhängen und sich<br />
ertragen zu müssen, kann ziemlich kräftezehrend<br />
sein, zumal wir ja nicht wussten, ob dabei etwas<br />
Zählbares herauskommt.<br />
O: Hört man Quest for Love, hat sich diese<br />
buchstäbliche Grenzerfahrung klar gelohnt.<br />
Ist es nicht bloß eine Modeerscheinung, mit<br />
Selbstzweifeln zu kokettieren?<br />
AA: Nein, das glaube ich nicht. Auffallend ist<br />
aber, dass die Frontleute mit so etwas viel besser<br />
umgehen können. Die stellen sich hin und machen<br />
einfach ihr Ding. Die Soundtüftler hingegen sind<br />
etwas fragiler. Da können 99 Personen glaubhaft<br />
versichern, dass man etwas Tolles auf die Beine<br />
gestellt hat, und dann tanzt eine Meinung aus der<br />
Reihe, und schon ist der Strick ganz nah.<br />
O: Der Titel des Albums ist programmatisch zu<br />
verstehen, oder?<br />
AF: Ja, die Liebe ist so etwas wie der rote Faden,<br />
der sich durch die Songs zieht und in denen ich<br />
eine ganze Reihe der Erfahrungen der letzten<br />
Monate verarbeitet habe. Jeder Track beschreibt<br />
eine andere Facette der Liebe.<br />
O: Speziell Primärreiz fällt auf. Nicht nur, weil hier<br />
Torben Wendt von Diorama seine Stimme leiht<br />
oder wegen der großen Clubtauglichkeit, sondern<br />
auch, weil es das einzige deutschsprachige Lied ist.<br />
AF: Alex hat immer wieder insistiert, dass ich<br />
doch auch mal deutsche Lyrics verfasse, aber erst<br />
bei diesem Song hat es sich wirklich angeboten,<br />
denn das Thema „Primärreiz“ verdient ja auch<br />
einen direkten Text ohne Schnörkel. (lacht)<br />
AA: Was Torben betrifft, so war es seit jeher<br />
unser Wunsch, mit einem anderen Sänger<br />
zusammenzuarbeiten. Für Sounddesigner ist es<br />
natürlich ein Traum... wann hat man schon einmal<br />
die Gelegenheit, Stimmen mit unterschiedlichen<br />
Tonhöhen übereinanderlegen zu können? Da<br />
Torben ein ganzes Stück tiefer als Alec singt,<br />
ging dieser Traum für mich jetzt zum Glück in<br />
Erfüllung.<br />
O: Ein weiterer Musikertraum muss es doch auch<br />
sein, das Material gleich beim Zweitwerk von<br />
Daniel Myer produzieren zu lassen, oder?<br />
AF: Natürlich sind wir ein klein wenig stolz auf die<br />
Zusammenarbeit mit ihm und auch darauf, dass<br />
er uns bei der kommenden Tour auf der Bühne<br />
unterstützen wird. Ich bin mir aber auch sicher,<br />
dass er das nicht macht, weil er dafür eine Menge<br />
Geld bekommt, sondern einfach, weil er unsere<br />
Musik geil findet. Wir waren nach der ersten<br />
Platte zufällig mit ihm gemeinsam in Rumänien,<br />
und bereits da hatten wir eine Zusammenarbeit<br />
lose vereinbart.<br />
AA: Das Schöne an der Arbeit mit Daniel ist die<br />
riesige Erfahrung, die er mitbringt. Auch wenn<br />
auf Quest for Love jede einzelne Note von uns ist,<br />
bringt er einfach Ideen ein, auf die wir gar nicht<br />
erst gekommen wären.<br />
AF: Wenn jemand etwas besser kann, dann lassen<br />
wir sehr gern mit uns reden, auch wenn wir – und<br />
da sind wir wieder beim Beginn unseres Gesprächs<br />
– inzwischen selbstbewusst genug sind, nicht an<br />
den Grundsätzen unserer Songs rütteln zu lassen.<br />
www.slave-republic.com<br />
Lars Schubert<br />
Discographie (Alben):<br />
Electric One (2010)<br />
Quest for Love (2013)<br />
Line-Up:<br />
Alec Fu – Gesang<br />
Alex Alice – Programmierung<br />
<strong>Orkus</strong>! - 113
Project Pitchfork, Architect<br />
Dresden, REITHALLE STRASSE E®, 26.01.2013<br />
Wenn Project Pitchfork ihr neues Werk schlicht und ergreifend BLACK<br />
nennen und einen Tag nach Veröffentlichung ein Einzelkonzert spielen,<br />
muss man kein besonders phantasiebegabter Mensch sein, um sich<br />
ausmalen zu können, dass dies zu einem Ansturm schwarz gekleideter<br />
Fans führt. Selten haben wir eine vollere Halle, eine längere Show und<br />
eine euphorisiertere Menge gesehen als hier. Schon bei dem von Project<br />
Pitchfork persönlich eingeladenen „Special Guest“ – kein Geringerer als<br />
Daniel Myer (Haujobb, Destroid) – war der Saal sehr gut besucht. Mit<br />
seinem kraftvoll brachialen und abwechslungsreichen Set traf Architect<br />
zwar leider nicht den Nerv aller HörerInnen, bot jedoch einen mehr als<br />
würdigen Auftakt für einen großartigen Abend.<br />
Um 21.50 Uhr war es dann so weit: Unter frenetischem Jubel betraten<br />
Project Pitchfork eine mit LED-Wänden bestückte Bühne, flankiert<br />
von zwei Schlagzeugern, die heroisch und optisch beeindruckend auf<br />
einem Podest platziert wurden. Unvergessliche 160 Minuten lang<br />
spielte die extrem gut gelaunte Band 30 Songs und verabschiedete sich<br />
erst gegen 0.30 Uhr mit einem lauten, einprägsamen Soundgewitter<br />
namens Rescue. Ihr Publikum blickte da auf ein wunderbares Programm<br />
zurück, welches den einen oder anderen mit Sicherheit in Erinnerungen<br />
schwelgen ließ. Immerhin verwöhnten die Hamburger neben Titeln<br />
aus ihrem aktuellen Album – darunter das hymnische RAIN – mit<br />
einer Ansammlung ihrer größten Hits. Neben Conjure, Steelrose,<br />
Requiem, Alpha Omega oder Carrion durften natürlich auch Knaller wie<br />
K.N.K.A., En Garde!, Fire And Ice oder Carnival nicht fehlen... immer<br />
farbenfroh und passend durch die erwähnte LED-Wand untermalt.<br />
Als das Gespann um Peter Spilles endlich das von allen erwartete<br />
Souls anstimmte, welches bereits Daniel Myer als vorletzte Nummer<br />
interpretiert hatte, erreichte nicht nur die bis dato schon extrem wohlige<br />
Atmosphäre ihren Siedepunkt. Nein, auch wir fühlten uns erneut<br />
zurückerinnert an Zeiten, als einige von uns, bildlich gesprochen, zum<br />
ersten Mal ihren Fuß auf schwarzen Boden setzten. Project Pitchfork<br />
haben an diesem Abend einmal mehr eindrucksvoll unter Beweis<br />
gestellt, warum sie über die vergangenen Jahrzehnte zu den wenigen<br />
Bands zählen, die man in wie außerhalb der Szene in einem Atemzug<br />
mit selbiger nennt. Vermutlich, weil sie jeden von uns seit Anbeginn<br />
begleiten.<br />
Text: André Steinigen<br />
Photos: Frank Buttenbender<br />
114 - <strong>Orkus</strong>!
Frostige Temperaturen in Helsinki. Das neue Amorphis-<br />
Werk Circle wird in der Villa Kataya präsentiert, und es<br />
scheint, als wäre das Wetter zur Listening Session bestellt.<br />
Die neun Tracks durchzieht eine oft kristallin zu nennende<br />
Melodie. Stücke wie Narrow Path fallen ziemlich folkig aus,<br />
wozu auch die anfangs zu hörende Flöte beiträgt. Amorphis<br />
haben sich diesmal mit Peter Tägtgren (Hypocrisy, PAIN)<br />
ins Studio gewagt, und Bassist Niclas Etelävuori meint: „Das<br />
gesamte Material klingt viel atmosphärischer, bedrohlicher.“<br />
Frontmann Tomi Joutsen ergänzt: „Ich glaube, du hast deinen<br />
Bass bislang noch nie so tief gestimmt.“ Selbst Black Metal-<br />
Anleihen brechen sich in einem Riff von Esa Holopainen<br />
Bahn. Im Nightbird’s Song treten diese Elemente offen zutage.<br />
Circle verbindet die Death Metal-Ursprünge der Formation<br />
mit einer stark keyboardlastigen Melodieführung. Das Album<br />
endet bei A New Day mit am Flügel gespielten Pianotönen.<br />
Dezente New Wave-Einflüsse sind unter den eher finnischfolkigen<br />
Klängen ebenfalls auszumachen.<br />
Circle benötigt fraglos mehrere Durchgänge, bevor es richtig<br />
zünden kann. Bereits der Opener Shades of Gray legt die<br />
Messlatte für das ganze Werk aber relativ hoch – im Interview<br />
beteuern Amorphis übrigens, nichts mit dem ähnlich<br />
betitelten Buchbestseller zu tun zu haben. Die Lieder sind<br />
vielschichtig arrangiert und lassen sich nicht leicht auf einen<br />
Nenner bringen. Dies hängt mit ihrer Entstehung zusammen:<br />
„Wir haben im Studio die ersten Demos aufgenommen, und<br />
es war ein sehr angenehmer Entwicklungsprozess, weil alle<br />
Musiker daran beteiligt waren.“ Tägtgren klinkte sich hier<br />
stark ein, woher auch die Härte der abgemischten Gitarren<br />
rührt. Hopeless Days hingegen beginnt, im Widerspruch zum<br />
Titel, sehr hell mit offenen Strukturen, ehe ein Zerstörerriff<br />
auftaucht. Kristallzuckersynths und Eisbrechergitarren<br />
ergeben das am 19. April erscheinende Amorphis-Album,<br />
welches seine Zeit braucht. Doch die Belohnung ist nicht<br />
gering.<br />
www.amorphis.net<br />
Dominik Irtenkauf<br />
Photo: Denis Goria<br />
116 - <strong>Orkus</strong>!
Weder ist Saalschutz ein Nebenprojekt der Patenbrigade: Wolff, wie<br />
man bei diesem Namen durchaus annehmen dürfte, noch haben sie<br />
etwas mit den Schlägertrupps aus der Weimarer Republik zu tun, die zur<br />
Bewachung von Parteiversammlungen und politischen Veranstaltungen<br />
abgestellt wurden. Saalschutz heißt ein Zürcher Duo, das sich mit<br />
„Ravepunk“ sein Stiletikett zum Glück gleich selbst verpasst, denn es<br />
fällt mitunter recht schwer, diesem ekstatischen Gemisch aus Synth<br />
Pop, Electro, Tribal, Trance, Garage und Punk zu folgen oder es gar<br />
zu kategorisieren. Ein Titel ihres aktuellen Albums Entweder Saalschutz<br />
gibt die Marschrichtung vor: Ihr wollt ja doch nur pogen. Egal ob man<br />
will oder nicht, man muss ganz einfach. Man muss die Gliedmaßen zur<br />
absolut grenzenlosen Musik bewegen, muss feiern, trinken und über die<br />
feinsinnigen, oftmals doppeldeutigen Texte schmunzeln, die auch aus<br />
der Feder von Farin Urlaub oder Bela B stammen könnten. Ravepunk<br />
an sich ist ein noch eher junges Genre, aber Saalschutz sind bereits die<br />
vorläufigen Könige des amüsanten Beatgeballers.<br />
www.saalschutz.com<br />
Lars Schubert
118 - <strong>Orkus</strong>!
Jérôme Reuter<br />
Welches charakteristische oder<br />
auch charakterliche Merkmal<br />
magst du an dir am liebsten,<br />
welches am wenigsten?<br />
Ich bin pünktlich, aber sehr ungeduldig. Das<br />
ist insofern sehr doof, weil ich wegen meiner<br />
Pünktlichkeit auf die meisten Leute ständig<br />
warten muss.<br />
Was sind die drei bedeutendsten<br />
Dinge in deinem Leben?<br />
Mein Koffer, meine Gitarre, mein Mantel.<br />
Was macht dich wirklich wütend?<br />
Leute, die im Kino reden.<br />
Was bringt dich zum Lachen?<br />
Wenn dann jemand auf diese Leute von<br />
hinten pinkelt. (So gesehen, so geschehen!)<br />
Was bringt dich zum Weinen?<br />
„Alles, was Du liebst, kann Dich zum Weinen<br />
bringen.“<br />
Was ist das Erste, das du morgens<br />
nach dem Aufstehen tust?<br />
Ich geh’ nach Hause.<br />
Mit wem wärst du gerne<br />
verwandt?<br />
Karl Valentin.<br />
In wessen Haut würdest du gerne<br />
für einen Monat lang schlüpfen<br />
und wieso?<br />
Helge Schneider, weil der einfach die coolste<br />
Sau überhaupt ist.<br />
Was ist dein Lieblingsfilm?<br />
There Will Be Blood.<br />
Wer war der Held deiner Kindheit?<br />
Jack London. Aber eigentlich ist er das auch<br />
heute noch.<br />
Was ist dein Lieblingsbuch?<br />
Das ist schwer. Ich sag’ einfach mal: Jean<br />
Genet Miracle de la rose. Das ist auf jeden Fall<br />
in der Top 10.<br />
Was war der witzigste oder<br />
seltsamste Job, den du jemals<br />
ausgeübt hast?<br />
Ich hab’ alles Mögliche gemacht. Unter<br />
anderem mal als Gehilfe in einem<br />
Getreidelabor gearbeitet. Das war nach ein paar<br />
Wochen aber nicht mehr wirklich spannend.<br />
Was hast du mit deinem ersten<br />
selbst verdienten Geld gekauft?<br />
Ein Schlagzeug.<br />
Wem möchtest du nie über den<br />
Weg laufen?<br />
Silvio Berlusconi.<br />
Was soll deine Henkersmahlzeit<br />
sein?<br />
Tripes à la mode de Caen.<br />
Was ist/war dein schlechtester<br />
Anbaggersatz?<br />
„I’m in a band.“ Das war auf ’nem Austausch...<br />
Ich glaub’, ich war 13 oder so.<br />
Was schätzt du besonders an einer<br />
Person des anderen Geschlechts?<br />
Selbstbewusstsein, gekoppelt mit einer gewissen<br />
Schüchternheit.<br />
Was war für dich das bislang<br />
schmerzlichste Erlebnis?<br />
Der Tod eines Familienmitglieds vor ein paar<br />
Jahren.<br />
Wann und von wem hast du deinen<br />
ersten Liebesbrief bekommen?<br />
Ich weiß nicht, ob der wirklich der erste war,<br />
aber ich denke, ich war neun, da gab’s ein paar<br />
Briefe nach ’ner Sommerkolonie... So mit<br />
draufgeklebten Glitzerherzchen und so...<br />
Was magst du am Sex am liebsten?<br />
Lieblingspraktiken? Aua, das kann ich hier nun<br />
wirklich nicht erörtern...<br />
Wofür würdest du dein Konto<br />
überziehen?<br />
Ich ruinier’ mich tagtäglich für meine<br />
Leidenschaft Musik.<br />
Wann warst du zum letzten Mal<br />
verlegen oder bist errötet?<br />
Ich hab’ mal vor Kurzem eins meiner Idole<br />
getroffen... Da kommt man sich echt dumm<br />
vor, weil man ja glotzen und stammeln muss.<br />
Und irgendwie von dem, was man sagt, auch<br />
nix so cool, gelassen oder lustig rüberkommt,<br />
wie man will.<br />
Was wolltest du schon immer<br />
einmal machen, hast dich aber nie<br />
getraut?<br />
Fallschirmspringen – womöglich, weil ich<br />
Angst davor habe, dass ich unterwegs mit dem<br />
Gedanken spielen würde, den Schirm einfach<br />
nicht aufzumachen.<br />
Wie und wo kannst du dich am<br />
besten entspannen?<br />
Am Meer. Aber der Strand muss leer sein.<br />
Was ist deine Lieblingsstadt?<br />
Dieses Jahr San Francisco.<br />
Besitzt du ein Schmuckstück, das<br />
dir besonders viel bedeutet?<br />
Ich habe einige Ringe, die mich an bestimmte<br />
Personen und Orte erinnern.<br />
Bei welchem historischen Ereignis<br />
wärst du gerne dabei gewesen?<br />
Dem Turmbau zu Babel.<br />
Was würdest du tun, wenn du<br />
wüsstest, dass morgen die Welt<br />
untergeht?<br />
Auf jeden Fall keine Interviews mehr.<br />
Warst du schon einmal dem Tod<br />
nahe? Wo und wie?<br />
Ich fahre seit vielen Jahren Tausende<br />
Kilometer im Monat, da kommt man dann<br />
und wann zu nahe an Lkws.<br />
Was soll auf deinem Grabstein<br />
stehen?<br />
„Not For Sale.“<br />
<strong>Orkus</strong>! - 119
Kleinanzeigen<br />
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Gute Zeiten, schlechte Zeiten<br />
Fern von meiner norddeutschen Heimat sitze<br />
ich hinter bayerischen Gitterstäben und bin<br />
gezwungen, mich mit den Schatten meiner<br />
Vergangenheit auseinanderzusetzen. Gibt<br />
es da draußen jemanden, männlich<br />
oder weiblich, der mir die Zeit verkürzt,<br />
indem ich mit ihm oder ihr anregende<br />
Korrespondenz mit Tinte und Papier führen<br />
kann? Ich lebe seit 32 Jahren in diesem<br />
Körper, bin Musiker und auch ein bisschen<br />
Poet. Ich suche stetig das Gleichgewicht<br />
zwischen meinem Körper und meinem<br />
Geist, welches mir genauso wichtig ist wie<br />
das Gleichgewicht der Mutter Erde. Das,<br />
wonach ich mich zurzeit am meisten sehne,<br />
ist ein Spaziergang bei Nacht durch ein<br />
nebelverhangenes Moor. Du solltest über 18<br />
Jahre alt sein und nicht vor intellektuellen<br />
Diskussionen zurückschrecken. Du solltest<br />
jederzeit in der Lage sein, Deine Meinung<br />
zu sagen und Deinen Standpunkt zu<br />
vertreten. Aber auch das Träumen sollte Dir<br />
nicht fremd sein. Denkst Du, Du bist die oder<br />
der Richtige für mich, so schreibe mir an die<br />
Adresse: Thomas Schneider, Werner-von-<br />
Siemens-Str. 2, 92224 Amberg<br />
Ich (m/43/182), nach langjähriger<br />
Beziehung wieder alleine, eher ruhig,<br />
melancholisch, suche auf diesem Wege eine<br />
tiefgründige Sie. Werte wie Ehrlichkeit,<br />
Treue, gegenseitige Akzeptanz sollten dir<br />
etwas bedeuten. Reisen (bes. Gross britannien,<br />
Irland, Nordeuropa), Geschichte, Natur,<br />
Musik zählen zu meinen grossen Leidenschaften.<br />
Bin aber auch offen für Neues. Zu<br />
meinen musikalischen Vorlieben zählen<br />
Bands wie And Also The Trees, New Model<br />
Army, Killing Joke, The Cure. Besuche gerne<br />
Konzerte. Hab aber mit der heutigen<br />
Gothic/Wave-Szene nicht mehr viel am<br />
Hut. Raum CH oder Süd deutschland wäre<br />
von Vorteil, muss aber nicht sein. Falls du<br />
dich angesprochen fühlst, würden mich ein<br />
paar Zeilen freuen. Schreibe an:<br />
midnightgarden69@gmail.com<br />
Hallo, ich bin auf der Suche nach neuen<br />
Freunden, die gerne zu Konzerten und<br />
Festivals gehen und auch sonst mal was mit<br />
mir unternehmen. Ich liebe Gothic, Metal,<br />
Rock, Musicals, gehe auch gerne in<br />
Discotheken zum Tanzen, Kino usw. Bin<br />
weiblich, 55 Jahre alt, wohne im Raum<br />
Frankfurt, Darmstadt, Hanau, Aschaffenburg,<br />
fahre aber auch schon mal 300 km<br />
und mehr zu einem Konzert oder Festival.<br />
Von daher dürfen sich auch gerne Leute aus<br />
ganz Deutschland bei mir melden. Vielleicht<br />
fühlt sich jemand angesprochen. Das Alter<br />
ist mir egal, aber Du solltest innerlich jung<br />
sein und unternehmungslustig. Ich freue mich<br />
auf viele Zuschriften unter hilsun@aol.com<br />
Würde mich glücklich schätzen, jemanden<br />
kennen zu lernen (w), die über Gott und die<br />
Welt redet und schreibt. Bin männlich und<br />
42 Jahre alt. Stehe auf Gothic und komme<br />
aus Norddeutschland. Zu erreichen bin ich<br />
unter: timi59@hotmail.de<br />
Ich (m, 26), von der Seele her schwarz,<br />
suche auf diesem Weg nach Leuten/<br />
Freunden/der einen für Briefkontakt.<br />
Machte in meinem Leben leider ein paar<br />
Fehler und bin derzeit in Haft. Wenn du<br />
keine Vorurteile hast, würde ich mich über<br />
Post freuen! Bei Interesse schreib bitte an:<br />
Stanley Tom Suttinger, Industriestr. E2,<br />
01612 Glaubitz<br />
Auf diesem Wege – kurz und knapp – suche<br />
ich (34, weiblich, aus Ostfriesland) nach<br />
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Oberflächlichkeit ergehen, um dann nach<br />
dem 3. Brief zu enden. Jene, die vorwiegend<br />
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suche ich, die auch eine Meinung<br />
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(bitte eine Marke à 0,55 Euro + eine Marke à 0,90 Euro)<br />
und erscheint voraussichtlich in der April-Ausgabe,<br />
sofern sie bis spätestens Montag, den 04.03.2013,<br />
bei uns eingetroffen ist.<br />
Bitte in deutschen Euro-Briefmarken! Aus dem nichteuropäischen<br />
Ausland wird auch Bargeld in Euro<br />
akzeptiert.<br />
Es gilt die Höchstwortzahl von 300 Wörtern.<br />
Gewerbliche Kleinanzeigen werden nicht berücksichtigt.<br />
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Vielen Dank!<br />
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sowie Päckchen können nicht weitergeleitet werden).<br />
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Bei Abschluss eines Werbe-Abos über ein Jahr erhält der Werbende eine Prämien-CD seiner<br />
Wahl, eine CD nach unserer Wahl plus einen der folgenden Artikel nach seinem Wunsch:<br />
Bei Abschluss eines Werbe-Abos über zwei Jahre kann sich der Werbende zwei Extra-Prämien aussuchen!<br />
Bei Abschluss eines Werbe-Abos für ein halbes Jahr erhält der Werbende keine Extra-Prämie!<br />
1.<br />
Extra-Prämien<br />
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Ganz einfach:<br />
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Du musst selbst kein Abonnent sein, um einen neuen Abonnenten zu werben.<br />
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<br />
Achtung! Das Abo verlängert sich NICHT automatisch und muss NICHT gekündigt werden.<br />
Bei eventuell auftauchenden Fragen ist für Euch Kerstin unter abo@orkus.de zu erreichen.<br />
Bildband von Andy Julia<br />
Ideal<br />
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Madeleine Le Roy<br />
Kalender 2013<br />
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Katze „Whisky“<br />
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Leichter als gedacht!<br />
Ja, hiermit abonniere ich <strong>Orkus</strong>! ab Ausgabe<br />
für ein halbes Jahr (5 Ausgaben) für ein Jahr (10)<br />
zum Preis von<br />
24,95 Euro (1/2 Jahr, D) 38,95 Euro (1/2 Jahr, Europa)<br />
für zwei Jahre (20)<br />
59,90 Euro (1/2 Jahr, Welt)<br />
Abo (ohne Werber)<br />
49,90 Euro<br />
(1 Jahr, D)<br />
99,80 Euro<br />
(2 Jahre, D)<br />
Werbe-Abo<br />
77,90 Euro<br />
(1 Jahr, Europa)<br />
Geschenk-Abo<br />
119,00 Euro<br />
(1 Jahr, Welt)<br />
oder<br />
Mütze SAW VII<br />
oder<br />
„wichtig card“<br />
oder<br />
Bildband von Felix Flaucher<br />
Under Your Skin<br />
Werbe-Abo<br />
Prämienempfänger<br />
(Adresse des Werbenden):<br />
Geschenk-Abo<br />
Adresse des Schenkenden:<br />
Telefon (bitte Nummer des<br />
Schenkenden für Rückfragen angeben)<br />
Adresse des Abonnenten/Geworbenen/Beschenkten<br />
oder<br />
Lyrikband<br />
Gedanken 2<br />
oder<br />
DJ-Single von Project Pitchfork<br />
Beholder<br />
oder<br />
DJ-Single von Samsas Traum<br />
Auf den Spiralnebeln<br />
Name<br />
Straße<br />
2.<br />
Wunsch-CDs<br />
PLZ<br />
Land<br />
Geburtstag<br />
Ort<br />
e-mail<br />
Beruf<br />
Ort, Datum<br />
Unterschrift<br />
Telefon (bitte für Rückfragen angeben)<br />
Newsletter-Aufnahme<br />
ASP<br />
Die GeistErfahrer EP<br />
Faderhead<br />
FH4<br />
Depeche Mode<br />
Delta Machine<br />
Faun<br />
Von den Elben<br />
Die KAMMER<br />
Season I – The Seeming and the Real<br />
Honigdieb<br />
Mein Hut hat keine Ecken<br />
Eisenherz<br />
Fluch der Zeit<br />
<strong>Hurts</strong><br />
Exile<br />
Ich habe<br />
den Abo-Betrag als Scheck beigelegt<br />
den Abo-Betrag überwiesen<br />
(bitte eine Kopie des Überweisungsscheines beifügen)<br />
1.<br />
Meine Extra-Prämie:<br />
Bestellen unter www.orkus.de<br />
oder einsenden an:<br />
<strong>Orkus</strong>!, Stichwort: „Abo”,<br />
Postfach 1121, 61477 Glashütten/Taunus<br />
e-mail: abo@orkus.de<br />
Kreissparkasse Waiblingen:<br />
Claus Müller, Konto Nr. 203 35 01, BLZ 602 500 10<br />
Zusatz für Auslandsüberweisungen:<br />
BIC/SWIFT: SOLADES1WBN<br />
IBAN: DE63 6025 0010 0002 0335 01<br />
2.<br />
Meine Wunsch-CD ist (bitte unbedingt mindestens 5 Titel zur Wahl angeben):<br />
A)<br />
D)<br />
B)<br />
E)<br />
C)<br />
F)<br />
Lordi<br />
To Beast Or Not To Beast<br />
mesh<br />
Automation Baby<br />
Project Pitchfork<br />
BLACK<br />
ROME<br />
Hell Money<br />
3.<br />
5.<br />
<strong>Orkus</strong>-Postkarte<br />
(schwarz)<br />
<strong>Orkus</strong><br />
Wir legen noch 1 CD drauf! Kreuze einfach Deine<br />
bevorzugten Musikrichtungen (mind. 2) an:<br />
4.<br />
Mono Inc.-<br />
Flaschenöffner<br />
Dark Wave<br />
Electro/Industrial<br />
Synth Pop<br />
Mittelalter<br />
Dark Metal<br />
Gothic<br />
egal<br />
Saalschutz<br />
Nichtsnutz<br />
Samsas Traum<br />
Asen’ka<br />
The Beauty of Gemina<br />
The Myrrh Sessions<br />
Zeromancer<br />
Bye-Bye Borderline<br />
Die Abo-Prämien gelten nur für Abos, die über das <strong>Orkus</strong>! Magazin und nicht über eine Zweitfirma (amazon...) abgeschlossen werden.<br />
Noch einfacher geht es unter www.orkus.de... und das ganz ohne Briefmarke!<br />
<strong>Orkus</strong>! - 121
Nachbestellung<br />
19,95 Euro 29,95 Euro<br />
Hiermit bestelle ich folgende(n) Artikel (zutreffende bitte ankreuzen)<br />
5,99 Euro<br />
5,99 Euro<br />
Das <strong>Orkus</strong> Unheilig Buch<br />
Unser umfassendes Unheilig-Buch im Hardcover!<br />
Du erfährst alles über den Grafen und sein musikalisches Wirken. Gekrönt<br />
von teilweise exklusiven und unveröffent lichten Bildern, haben wir<br />
zahllose Interviews (teils exklusiv) samt einer ausführlichen Historie des<br />
bisherigen Werde gangs zusammengetragen, um nun das bislang<br />
umfassendste Werk über Unheilig zu veröffentlichen.<br />
Natürlich ist das edle Buch vom Grafen höchstpersönlich autorisiert<br />
worden und ist somit ein offizielles Dokument seiner beispiellosen<br />
Karriere.<br />
Artworks & Artwords – Das ASP Buch<br />
Ohne Frage waren ASP schon immer etwas ganz Besonderes. Dieses<br />
240-seitige (!) Kunstwerk im Hardcover zeigt das einmal mehr!<br />
In dem über DIN A4-formatigen Buch findet der ASP-Fan unzählige<br />
Interviews und eine phantastisch große Anzahl von Bildern. Hinzu kommen<br />
von Asp eigens für dieses Werk verfasste Texte, extra hierfür aufwändig<br />
erstellte Scrapbookseiten sowie bisher unveröffentlichte Photos. Als<br />
kleine Überraschung gibt es außerdem noch zwei wunderschöne Poster<br />
dazu... Asp selbst hat uns bei der Zusammenstellung des Materials<br />
begleitet, sodass man in diesem exklusiven Band die Mühe und<br />
Begeisterung spüren kann, die er in dieses Mammutprojekt gesteckt hat.<br />
02/13 mit CD-Beilage <strong>Orkus</strong>! Compilation 86<br />
Subway to Sally, VNV Nation, Samsas Traum, HENKE,<br />
Lacrimas Profundere, Nightwish, <strong>Hurts</strong>, Combichrist, end of<br />
green, ASP, Cultus Ferox, Lacrimosa, Dornenreich, Noisuf-X,<br />
Tiamat, Letzte Instanz, BlutEngel & Zeraphine, Coppelius,<br />
MONO INC., Stahlmann, Voïvod, Diorama, nulldB, Paradise<br />
Lost, Die Krupps, Bullet For My Valentine, Nick Cave, Opera<br />
Chaotique, Epica, Centhron, Faun, Project Pitchfork u.v.m.<br />
12-01/12-13 mit CD-Beilage <strong>Orkus</strong>! Compilation 85<br />
Depeche Mode, MONO INC., Zeromancer, Antimatter,<br />
Eisbrecher, Incubite, Mono Girl, Second Decay, Letzte<br />
Instanz, ROME, Nachtmahr, The Birthday Massacre,<br />
Avatar, Kyla La Grange, Lacrimosa, Wynardtage, Illuminate,<br />
Unheilig, Cronos Titan, Grausame Töchter, Red Sun Revival,<br />
Sleepwalk, die perlen, Pavla Mikulasova, Subway to Sally,<br />
Asp trifft Kai Meyer, Chris Pohl trifft Sven Friedrich u.v.m.<br />
5,99 Euro<br />
5,99 Euro<br />
6,95 Euro<br />
6,95 Euro<br />
6,66 Euro<br />
mit<br />
DVD<br />
mit<br />
DVD<br />
mit<br />
DVD<br />
11/12 mit CD-Beilage <strong>Orkus</strong>! Compilation 84<br />
ASP, Tiamat, HIM, VNV Nation, Nightwish, Eisbrecher,<br />
Cradle Of Filth, Unheilig, Diary of Dreams, Clan Of<br />
Xymox, Wintersun, the Deadfly Ensemble, Delerium,<br />
Santa Hates You, A Life [Divided], Samsas Traum,<br />
Orden Ogan, Stahlmann, Mantus, Graveyard, Nachtmahr,<br />
PAIN, Kamelot, The Mission, ROME, Janosch Moldau,<br />
Umbra et Imago, Blaqk Audio, Lyriel, Chrysalide, My Dying<br />
Bride u.v.m.<br />
10/12 mit CD-Beilage <strong>Orkus</strong>! Compilation 83<br />
In Strict Confidence, MONO INC., Letzte Instanz, Klutæ,<br />
Lacrimosa, Joachim Witt, Anna Aaron, Santa Hates You,<br />
The Crüxshadows, Enslaved, Unzucht, Mantus, Lacrimas<br />
Profundere, Autunna et sa Rose, Wintersun, Frei.Wild,<br />
Gates of Dawn, Laibach, Linnea Olsson, Dark Horses,<br />
Witchcraft, Papa Roach, Bodenski, The Gathering, Kamelot,<br />
Die KAMMER, Dark Orange, The X, Velvet Acid Christ,<br />
Kosheen, HENKE, ROME, Cradle Of Filth, 10 Seiten M’era<br />
Luna u.v.m.<br />
12-01/11-12 mit CD-Beilage <strong>Orkus</strong> Compilation 75<br />
und Amphi Festival-DVD<br />
ASP: Fan-Interview, Trivium, SOPOR AETERNUS, ROME,<br />
Megaherz, Kirlian Camera, Phoebe Killdeer, Tarja Turunen,<br />
Junksista, MONO INC., Black Heaven, Stahlfrequenz, Corvus<br />
Corax, FabrikC, BlutEngel, Samsas Traum, Slipknot, Markus<br />
Heitz, Lovex, Phosgore, Killerfix, Umbra et Imago, Cephalgy,<br />
Nemesea, Mantus, Jared Leto, Volbeat, Subway To Sally,<br />
„Sex, Drugs & Dudelsack” u.v.m.<br />
12-01/10-11 mit CD-Beilage <strong>Orkus</strong> Compilation 65 und<br />
Amphi Festival-DVD<br />
SOPOR AETERNUS, Blutengel, Schandmaul, Nachtmahr,<br />
Unheilig, ROME, Die Krupps, Die Apokalyptischen Reiter,<br />
Katra, Hocico, Antimatter, Santa Hates You, Suicide<br />
Commando, Indica, Veil Veil Vanish, Dornenreich, Eric Fish,<br />
Seventh Void, Apocalyptica u.v.m.<br />
01/10 Sonderausgabe „Das Jahr 2009“ mit Amphi<br />
Festival-DVD<br />
Unheilig, ASP, The 69 Eyes, Blutengel, Lacuna Coil,<br />
Eisbrecher, Clan Of Xymox, Lacrimosa, Leaves‘ Eyes,<br />
Paradise Lost, Subway To Sally, L‘âme Immortelle,<br />
Agonoize, Zeraphine, ROME, Faun, Saltatio Mortis u.v.a.<br />
Bitte rechne das Porto wie folgt dazu:<br />
Deutschland: 1 Buch 3,90 Euro 2–5 Bücher 6,90 Euro<br />
Europa: 1 Buch 8,90 Euro 2–3 Bücher 17,00 Euro<br />
Welt/Schweiz: 1 Buch 12,90 Euro 2–3 Bücher 30,00 Euro<br />
Ich habe den Betrag (bitte Zutreffendes ausfüllen)<br />
mit PayPal gesendet am:<br />
überwiesen am: (bitte eine<br />
Kopie der Überweisung beilegen!)<br />
Keine Barzahlung!<br />
Konto- und PayPal-Daten siehe unten!<br />
Name, Vorname<br />
Straße<br />
Ort<br />
e-mail/Telefon<br />
(bitte für Rückfragen angeben)<br />
Datum, Unterschrift<br />
Die Bücher gehen an: (bitte deutlich schreiben)<br />
PLZ<br />
Bitte rechne das Porto wie folgt dazu:<br />
Deutschland: 1 Ausgabe 1,45 Euro 2 Ausgaben 2,40 Euro ab 3 Ausgaben 3,90 Euro<br />
Europa: 1 Ausgabe 3,45 Euro 2 Ausgaben 7,00 Euro ab 3 Ausgaben 8,90 Euro<br />
Welt/Schweiz: 1 Ausgabe 3,45 Euro 2 Ausgaben 7,00 Euro ab 3 Ausgaben 12,90 Euro<br />
Ich habe den Betrag (bitte Zutreffendes ausfüllen)<br />
mit PayPal gesendet am:<br />
überwiesen am: (bitte eine<br />
Kopie der Überweisung beilegen!)<br />
Keine Barzahlung!<br />
Konto- und PayPal-Daten siehe unten!<br />
Name, Vorname<br />
Straße<br />
Ort<br />
e-mail/Telefon<br />
(bitte für Rückfragen angeben)<br />
Datum, Unterschrift<br />
Die Magazine gehen an: (bitte deutlich schreiben)<br />
PLZ<br />
Bankdaten: <strong>Orkus</strong>! Magazin, Kreissparkasse Waiblingen: Claus Müller, Konto Nr. 203 35 01, BLZ 602 500 10 • Zusatz für Auslandsüberweisungen: BIC/SWIFT: SOLADES1WBN, IBAN: DE63 6025 0010 0002 0335 01 • PayPal: info@orkus.de
haben. Ihr Leben mögen und leben sowie<br />
evtl. etwas unkonventionell sind. Keinesfalls<br />
suche ich Kontakte, die über eine<br />
Freundschaft hinausgehen, da ich glücklich<br />
gebunden bin. Schön wären auch Live-<br />
Kontakte zu Ostfriesen, da ich zugezogen<br />
bin. LG Angelika. PS: Mehr dann, wenn Ihr<br />
eine e-mail an likka@5x2.de oder einen<br />
Brief an die Chiffre: 13/03/01 schreibt.<br />
Schwarzes Schaf sucht eine nette Sie<br />
zwischen 18–49 Jahren zum Aufbau einer<br />
Freundschaft oder Beziehung. Ich heiße<br />
Matthias, bin 35 Jahre alt, ca. 1,78 m<br />
groß, 80 kg, und trage rot-blondes,<br />
schulterlanges Haar (Undercut). Meine<br />
Augen sind grau-grün. Ich bin gepierct,<br />
Das Herz verbrannt, das Gefühl verloren,<br />
die Hoffnung erstickt. Das Empfinden der<br />
Nähe zu einer anderen Seele verblasst mit<br />
jedem vergangenen Tag mehr. Mein Selbst<br />
sucht in der Dunkelheit nach einem Ausweg,<br />
um meinem Herzen endlich wieder zu<br />
geben, was es so sehr vermisst: Ein<br />
weibliches Wesen, das willens ist, ihr Herz<br />
für meines zu öffnen, um unser Leben<br />
gemeinsam zu bestreiten und zu genießen.<br />
Ich bin m, 172 cm groß, schlank, sportlich<br />
und wohne in der Nähe von München.<br />
Meld dich einfach bei mir, unter: Tel.<br />
0152/29931432<br />
Brauche nach langer Zeit wieder Liebe,<br />
Wärme und Geborgenheit! Ich, Patrick<br />
tätowiert und nenne zwei Tunnels (16 mm)<br />
mein Eigen. Zur Zeit sitze ich im Maßregelvollzug<br />
und mache eine Drogen-<br />
Therapie. Ich bin in der Gothic-Welt<br />
daheim. Lebe dies auch aus. Ich höre<br />
Gothic, Metal als wohl auch Black- und<br />
Death Metal. Mein Interesse gilt Büchern,<br />
Musik, Burgen und Schlössern sowie<br />
Malen. Wenn dich mein Anzeigentext<br />
anspricht und du vielleicht aus Oberfranken<br />
(sonst deutschlandweit) kommst, dann<br />
schreibe mir doch einfach. Mehr Infos und<br />
Details von mir erhältst du dann im<br />
Antwortbrief. Chiffre: 13/03/02<br />
Ein Fall für zwei<br />
Ich streiche langsam über dein Haar,<br />
berühre sanft deine Haut, schließe dich fest<br />
in meine Arme und will dich nie wieder<br />
loslassen. Dein Duft betört meine Sinne,<br />
deine Nähe lässt mich all meine Sorgen<br />
vergessen. In deinen Armen taut mein zu<br />
Eis erfrorenes Herz, denn bei dir will es<br />
bleiben und jeden Moment genießen. Doch<br />
dann öffne ich meine Augen und stelle fest,<br />
dass es nur ein Traum war, und die kalte<br />
Realität stößt mich zurück in eine Welt, in<br />
der die Einsamkeit mir meinen Atem nimmt<br />
und die Kälte mir langsam mein Herz zu<br />
Eis gefrieren lässt. Wo ist das Wesen, das<br />
ich schon so lange suche. Das Wesen, wo<br />
mein Herz bleiben möchte. Wenn du<br />
ähnlich fühlst, dann schreib einfach. Tel.<br />
015229931432, oder email Dark_<br />
Angelschwarz@web.de. Ich bin männlich,<br />
Mitte 30, 172 cm groß, schlank, habe<br />
kurze Haare und wohne in der Nähe von<br />
München.<br />
(24), suche eine gleichgesinnte Frau im<br />
Alter zwischen 18–45 Jahren. Bin sportlich<br />
(Kraftsport) und 1,96 m groß. Ebenfalls<br />
können sich alle die melden, die Lust auf<br />
eine Brieffreundschaft haben. Bitte schreibt<br />
mit Foto! Ich antworte zu 100 Prozent, mit<br />
Bild, wenn gewünscht. Ich bin gespannt auf<br />
euch! Schreibt an: Patrick Häßler, Am<br />
Nettegut 2, 56575 Weißenthurm<br />
Suche liebe Sie (Raum Trier, Luxembourg)<br />
ab 18 Jahren für Gothicpartnerschaft/<br />
Beziehung. Bin männlich, 27 Jahre. Schreib<br />
an: Michael Fettes, Am Berreg 5, 6636<br />
Wasserbillig – LUX oder michael.fettes74@<br />
yahoo.de<br />
Engel werden nur mit einem Flügel geboren,<br />
um fliegen zu können, brauchen sie den<br />
Flügel eines anderen Engels. Ich bin ein<br />
männlicher Engel (32) und suche nach dem<br />
zweiten Flügel. Mir gelingt es einfach nicht,<br />
allein abzuheben. Du solltest (weiblich)<br />
zwischen 25–35 sein. Es wäre schön, wenn<br />
du den zweiten Flügel hast, um mit mir<br />
gemeinsam abzuheben. Bitte melde dich<br />
bei mir, da auch mein Briefkasten verhungert.<br />
Mehr von mir im ersten Brief. Schreib<br />
an: Rico Arnold, Ringenwalder Str. 55,<br />
12679 Berlin<br />
Lindenstraße<br />
Kunst der besonderen Art: www.mygall.<br />
net/machi – Anregung oder neue Brieffreundschaft<br />
an: Alina Kurkierewicz, Lügder<br />
Str. 19, 31812 Bad Pyrmont<br />
... secrets still secrets. www.netvel.de...
Samsas Traum<br />
„Asen‘ka ist das Opus magnum des Käferkönigs, ein 80 Minuten<br />
berstend gefülltes Dokument höchster Samsa-Kunst.“<br />
(Album des Monats <strong>Orkus</strong> 12/12)<br />
JETZT ERHÄLTLICH!<br />
Das neue Merchandising von SaMSaS TRauM.<br />
ab sofort vorbestellbar!<br />
T-Shirt „Käfer.Krieger“<br />
(100 % Baumwolle, S - XXXL)<br />
girlie „Käfer.Kriegerin“<br />
(100 % Baumwolle, S - XL)<br />
T-Shirt „SAMSAS TrAuM“<br />
(100 % Baumwolle, S - XXXL)<br />
girlie „ASen‘KA“<br />
(100 % Baumwolle, S - XL)<br />
T-Shirt „LeBen BeDeuTeT KäMpfen“<br />
(100 % Baumwolle, S - XXXL)<br />
T-Shirt „MiT DeM TeufeL iM BunDe“<br />
(100 % Baumwolle, S - XXXL)<br />
Lanyard<br />
„SAMSAS TrAuM<br />
gOTTverDAMMTer<br />
MenSchenfeinD“<br />
Aufnäher „ASen‘KA“<br />
Aufnäher „SAMSAS TrAuM“<br />
Aufkleber „ASen‘KA“<br />
Aufkleber „SAMSAS TrAuM“<br />
Alle Artikel erhältlich unter: www.infrarot.de/samsastraum und www.fantotal.de
www.infrarot.de
<strong>Orkus</strong>! präsentiert:<br />
Agalloch<br />
21.04. Berlin, K17<br />
30.04. Stuttgart, Club Zentral<br />
01.05. Leipzig, Moritzbastei<br />
12.05. NL-Arnheim, Willemeen<br />
13.05. Köln, Die Werkstatt<br />
14.05. München, Backstage<br />
18.05. A-Wien, Viper Room<br />
30.03. Konstanz, Kulturladen<br />
31.03. NL-Schijndel, Paaspop<br />
29.06. Brande-Hörnerkirchen,<br />
Hörnerfest<br />
04.10. Hannover, Béi Chéz Heinz<br />
Black Veil Brides<br />
10.04. CH-Zürich, Komplex N o 457<br />
14.04. A-Wien, Arena<br />
16.04. München, Backstage<br />
18.04. Berlin, Lido<br />
25.04. Hamburg, Grünspan<br />
26.04. NL-Amsterdam, Melkweg<br />
27.04. B-Antwerpen, TRIX<br />
28.04. Köln, Live Music Hall<br />
<strong>Orkus</strong>! präsentiert:<br />
Blind Passenger<br />
<strong>Orkus</strong>! präsentiert:<br />
Agrypnie<br />
Der Weg einer Freiheit<br />
Heretoir<br />
01.03. Siegen, Vortex Musikclub<br />
02.03. Oberhausen, Helvete<br />
03.03. Hamburg, Bambi galore<br />
04.03. Berlin, Magnet Club<br />
05.03. Mainz, Kulturcafé<br />
06.03. Leipzig, Moritzbastei<br />
07.03. A-Wien, Viper Room<br />
08.03. Stuttgart, Club Zentral<br />
09.03. Ingolstadt, Ohrakel<br />
10.03. CH-Zürich, Werk21<br />
<strong>Orkus</strong>! präsentiert:<br />
ASP<br />
02.03. Cottbus, La Casa<br />
06.04. Dresden,<br />
REITHALLE STRASSE E®<br />
13.04. Berlin, Frannz Club<br />
20.04. Luckenwalde, WunderBar<br />
10.05. Brandenburg,<br />
Haus der Offiziere<br />
08.06. Görlitz, Landskron<br />
KULTurBRAUEREI<br />
BlutEngel<br />
09.03. Hamburg, Markthalle<br />
10.03. Losheim am See,<br />
Eisenbahnhalle<br />
11.03. Nürnberg, HIRSCH<br />
13.03. Frankfurt/M., Batschkapp<br />
14.03. Krefeld, Kulturfabrik<br />
15.03. Erfurt, HsD<br />
16.03. Dresden,<br />
REITHALLE STRASSE E®<br />
06.04. Berlin, Huxleys Neue Welt<br />
12.04. CH-Pratteln, Z7<br />
13.04. München, TonHalle<br />
(Dark Munich Festival)<br />
14.04. Ludwigsburg, Rockfabrik<br />
Bring Me The Horizon<br />
09.05. NL-Amsterdam, Melkweg<br />
10.05. Hamburg, Grünspan<br />
18.05. Berlin, C-Club<br />
19.09. Schwabach, Markgrafensaal<br />
20.09. Potsdam, Waschhaus<br />
21.09. Magdeburg, Altes Theater<br />
25.09. Oberhausen, Turbinenhalle<br />
26.09. Osnabrück, Halle Gartlage<br />
27.09. Bremen, Aladin<br />
28.09. Leipzig, Haus Auensee<br />
02.10. Gießen, Hessenhalle<br />
03.10. Erfurt, Stadtgarten<br />
04.10. Dresden, Alter Schlachthof<br />
05.10. Mainz, Phönix-Halle<br />
09.10. Saarbrücken, Garage<br />
10.10. Köln, Live Music Hall<br />
11.10. Hamburg, Markthalle<br />
12.10. Hamburg, Markthalle<br />
16.10. CH-Pratteln, Z7<br />
17.10. Stuttgart, Theaterhaus<br />
18.10. München, Muffathalle<br />
19.10. A-Wien, Arena<br />
BerlinskiBeat<br />
01.03. Leipzig, Werk II<br />
02.03. Frankfurt/M., Das Bett<br />
15.03. Hamburg, FABRIK<br />
16.03. Köln, Gloria<br />
22.03. Berlin, Astra Kulturhaus<br />
28.03. Rostock, Zwischenbau<br />
Bullet For My Valentine<br />
23.03. Berlin, Huxleys Neue Welt<br />
Coal Chamber<br />
11.06. NL-Tilburg, 013<br />
12.06. Bochum, Matrix<br />
13.06. F-Straßburg, La Laiterie<br />
18.06. F-Paris, Trabendo<br />
Coppelius<br />
22.02. München, Backstage<br />
23.02. Stuttgart, Club Zentral<br />
28.02. Nürnberg, HIRSCH<br />
01.03. A-Wien, ((szene))<br />
03.03. Berlin, Kesselhaus<br />
Corvus Corax<br />
22.02. Kaiserslautern, Kammgarn<br />
23.02. Siegburg, KUBANA Live Club<br />
07.03. Hannover, MusikZentrum<br />
08.03. Kempten, kultBOX<br />
09.03. Gera, COMMA<br />
TICKETS:<br />
www.orkus.de<br />
– unter „Tourdaten“!
H E L I U M V OLA<br />
WO H I N ?<br />
Album<br />
erscheint am<br />
22. Februar<br />
„Moderne, Alte Musik<br />
und Avantgarde<br />
verbinden sich zu<br />
einem Kaleidoskop<br />
von Stimmen und<br />
Stimmungen, die uns<br />
zum Kern dessen führen,<br />
was den Menschen seit<br />
jeher bewegt und<br />
ausmacht.“<br />
Christoph Kutzer,<br />
Miroque<br />
„Wohin“ ist dramatisch,<br />
lyrisch und romantisch.<br />
Ernst Horn hat sich dieses<br />
Mal selbst übertroffen“<br />
Piranha Magazin<br />
DAF<br />
09.03. CH-Pratteln, Z7<br />
23.03. Berlin, C-Halle<br />
Depeche Mode<br />
01.06. München, Olympiastadion<br />
03.06. Stuttgart,<br />
Mercedes-Benz Arena<br />
05.06. Frankfurt/M., Commerzbank-<br />
Arena<br />
07.06. CH-Bern, Stade de Suisse<br />
09.06. Berlin, Olympiastadion<br />
11.06. Leipzig, Red Bull Arena<br />
13.06. DK-Kopenhagen, Parken<br />
17.06. Hamburg, Imtech Arena<br />
03.07. Düsseldorf, ESPRIT arena<br />
Diorama<br />
01.03. Braunschweig,<br />
Meier Music Hall<br />
02.03. Leipzig, der ANKER<br />
03.03. Münster, Sputnikhalle<br />
04.03. Erfurt, Centrum Club<br />
05.03. Hamburg, Knust<br />
06.03. Köln, Die Werkstatt<br />
07.03. Frankfurt/M., Das Bett<br />
08.03. Bochum, Matrix<br />
09.03. Reutlingen, franz.K<br />
Faun<br />
14.03. München, Freiheiz<br />
15.03. Langen, Neue Stadthalle<br />
16.03. Heidelberg, Providenzkirche<br />
17.03. Würzburg, St. Stephan<br />
20.03. CH-Zürich, X-TRA<br />
21.03. Freiburg, Jazzhaus<br />
22.03. Kaiserslautern, Kammgarn<br />
23.03. Bochum, Christuskirche<br />
24.03. NL-Amsterdam, Melkweg<br />
12.04. Regensburg, AntoniusHaus<br />
13.04. Köln, Kulturkirche<br />
14.04. Nürnberg, HIRSCH<br />
18.04. Leipzig, Werk II<br />
19.04. Berlin, Passionskirche<br />
20.04. Hameln, Sumpfblume<br />
21.04. Hamburg, Grünspan<br />
Eric Fish & Friends<br />
30.03. Stralsund, Alte Eisengießerei<br />
05.04. Dresden, scheune<br />
06.04. Hoyerswerda, Kufa<br />
07.04. Berlin, Kesselhaus<br />
09.04. Göttingen, Zentralmensa<br />
10.04. Leipzig, Werk II<br />
11.04. Nürnberg, HIRSCH<br />
12.04. München, Spectaculum Mundi<br />
13.04. Stuttgart, Wagenhallen<br />
14.04. Karlsruhe, jubez<br />
16.04. Magdeburg, Altes Theater<br />
17.04. Aschaffenburg, Colos-Saal<br />
18.04. Fulda, Kulturkeller<br />
19.04. Gießen,<br />
Bürgerhaus Kleinlinden<br />
20.04. Erfurt, HsD<br />
21.04. Kaiserslautern, Kammgarn<br />
25.04. Wuppertal,<br />
Haus der Jugend Barmen<br />
26.04. Köln, Kulturkirche<br />
27.04. Celle, CD-Kaserne<br />
28.04. Osnabrück, Rosenhof<br />
29.04. Hamburg, Knust<br />
<strong>Hurts</strong><br />
14.03. Köln, Essigfabrik<br />
15.03. München, Theaterfabrik<br />
16.03. Hamburg,<br />
Uebel & Gefährlich<br />
23.03. CH-Zürich, Kaufleuten<br />
27.03. A-Wien, Arena<br />
30.03. NL-Amsterdam, Melkweg<br />
<strong>Orkus</strong>! präsentiert:<br />
Kosheen<br />
06.03. Nürnberg, HIRSCH<br />
10.03. Darmstadt, Centralstation<br />
15.03. Bremen, Modernes<br />
<strong>Orkus</strong>! präsentiert:<br />
Letzte Instanz<br />
14.03. Rostock, MAU Club<br />
15.03. Potsdam, Lindenpark<br />
16.03. Glauchau, Alte Spinnerei<br />
04.04. Osnabrück, Rosenhof<br />
05.04. Hameln, Sumpfblume<br />
06.04. Kiel, Pumpe<br />
11.04. Krefeld, Kulturfabrik<br />
12.04. Kaiserslautern, Kammgarn<br />
13.04. Erfurt, HsD<br />
18.04. Aschaffenburg, Colos-Saal<br />
19.04. Memmingen, Kaminwerk<br />
20.04. A-Steyr, röda<br />
26.04. Stuttgart, LKA/Longhorn<br />
27.04. CH-Zürich, Dynamo<br />
19.10. Dresden, EVENTWERK<br />
<strong>Orkus</strong>! präsentiert:<br />
Lordi<br />
03.04. Hamburg, Markthalle<br />
04.04. Geiselwind, MusicHall<br />
05.04. Memmingen, Kaminwerk<br />
06.04. Offenbach,<br />
Turnhalle TV Bieber<br />
07.04. Mannheim, Alte Seilerei<br />
11.04. Köln, Essigfabrik<br />
12.04. Burglengenfeld, VAZ Pfarrheim<br />
13.04. Leipzig, Hellraiser<br />
14.04. Berlin, K17<br />
mesh<br />
22.03. Berlin, C-Club<br />
23.03. Erfurt, HsD<br />
05.04. Hamburg, Markthalle<br />
09.04. Hannover, MusikZentrum<br />
10.04. Köln, Live Music Hall<br />
12.04. Bochum, Matrix<br />
13.04. Leipzig, Werk II<br />
14.04. München, Backstage<br />
15.04. A-Wien, ((szene))<br />
17.04. Frankfurt/M., Batschkapp<br />
<strong>Orkus</strong>! präsentiert:<br />
MONO INC.<br />
28.02. Osnabrück, Rosenhof<br />
01.03. Potsdam, Waschhaus<br />
02.03. Wilhelmshaven, Pumpwerk<br />
08.03. Würzburg, Posthalle<br />
09.03. Erfurt, HsD<br />
15.03. Hameln, Sumpfblume<br />
16.03. Duisburg, PULP<br />
17.03. Kassel, Musiktheater<br />
21.03. Mainz, KUZ<br />
22.03. Karlsruhe, SUBSTAGE<br />
23.03. Ulm, ROXY<br />
Moonspell<br />
Insomnium<br />
19.04. F-Rennes, L’Étage<br />
20.04. F-Limoges, CCM John Lennon<br />
21.04. F-Paris, Divan du Monde<br />
24.04. Essen, turock<br />
25.04. NL-Almelo, NAXT stage<br />
26.04. Ingolstadt,<br />
eventhalle Westpark<br />
27.04. CH-Lausanne, Les Docks<br />
28.04. F-Montpellier, Secret Place<br />
29.04. F-Toulon, Le Vox<br />
30.04. F-Cognac, Anciens Abattoirs<br />
01.05. F-Toulouse, Le Bikini<br />
OMD<br />
21.05. Hamburg, DOCKS<br />
22.05. Hannover, Capitol<br />
24.05. Berlin, Tempodrom<br />
25.05. Leipzig, Haus Auensee<br />
27.05. Köln, E-Werk<br />
<strong>Orkus</strong>! präsentiert:<br />
Psychic TV<br />
20.04. Berlin, Festsaal Kreuzberg<br />
Rammstein<br />
24.05. Berlin, Kindl-Bühne Wuhlheide<br />
25.05. Berlin, Kindl-Bühne Wuhlheide<br />
Sigur Rós<br />
22.02. Berlin, Tempodrom<br />
23.02. München, Zenith<br />
24.02. CH-Basel, St. Jakobshalle<br />
<strong>Orkus</strong>! präsentiert:<br />
Songs Of Lemuria<br />
(feat. Nik Page)<br />
20.09. Kleinmachnow,<br />
Augustinum (Theatersaal)<br />
21.09. Forst (Lausitz), Forster Hof<br />
05.10. Güstrow,<br />
Ernst-Barlach-Theater<br />
11.10. Magdeburg, Feuerwache<br />
12.10. Luckenwalde, Stadttheater<br />
13.10. Müncheberg, Stadtpfarrkirche<br />
17.10. Königs Wusterhausen,<br />
CAPITOL<br />
30.10. Wachau (Sachsen),<br />
Schloss Seifersdorf<br />
03.11. Greiz, Vogtlandhalle<br />
09.11. Lübben, Wappensaal<br />
Subway to Sally<br />
Lordi<br />
Korpiklaani<br />
Lord Of The Lost<br />
19.12. CH-Pratteln, Z7<br />
20.12. Stuttgart, Schleyer-Halle<br />
21.12. Gießen, Hessenhalle<br />
22.12. Dresden, Alter Schlachthof<br />
26.12. Bielefeld, Ringlokschuppen<br />
27.12. Fürth, Stadthalle<br />
28.12. Bochum, RuhrCongress<br />
29.12. Bremen, Pier 2<br />
30.12. Potsdam, Metropolis Halle®<br />
The Beauty of Gemina<br />
09.04. Frankfurt/M., Das Bett<br />
10.04. Hannover, ENGEL 07<br />
11.04. Hamburg, LOGO<br />
Thirty Seconds to Mars<br />
06.06. Berlin, Zitadelle Spandau<br />
TICKETS:<br />
TICKETS: www.orkus.de<br />
- unter – unter „Tourdaten“! „Tourdaten“!<br />
www.heliumvola.de<br />
128 - <strong>Orkus</strong>
<strong>Orkus</strong>! präsentiert:<br />
VNV Nation<br />
25.05. Duisburg, Gießhalle 1<br />
mit Alestorm, Arkona, Thyrfing,<br />
Ex Deo, Wolfchant, Bornholm<br />
28.02. Saarbrücken, Garage<br />
01.03. Würzburg, Posthalle<br />
02.03. Essen, Weststadthalle<br />
03.03. NL-Eindhoven, Effenaar<br />
04.03. Stuttgart, LKA/Longhorn<br />
05.03. CH-Solothurn, Kofmehl<br />
06.03. A-Wien, ((szene))<br />
07.03. Berlin, K17<br />
08.03. Leipzig, Hellraiser<br />
09.03. München, Backstage<br />
10.03. Hamburg, Markthalle<br />
mit BlutEngel, KMFDM,<br />
Umbra et Imago, The Klinik,<br />
Rabia Sorda...<br />
13.04. München, Optimolwerke<br />
<strong>Orkus</strong>! präsentiert:<br />
Sincity Festival 2013<br />
Hörnerfest<br />
mit BerlinskiBeat, Corvus<br />
Corax, Heidevolk, Vogelfrey...<br />
28. & 29.06. Brande-Hörnerkirchen<br />
<strong>Orkus</strong>! präsentiert:<br />
Rockharz Open Air 2013<br />
Voodoma<br />
22.03. Lünen, Lükaz<br />
(Schwarzes Lünen)<br />
13.07. Mülheim/Ruhr,<br />
Schloß Broich (Castle Rock)<br />
Zeromancer<br />
13.03. A-Wien, ((szene))<br />
14.03. Rüsselsheim, Das Rind<br />
15.03. Dresden,<br />
REITHALLE STRASSE E®<br />
16.03. Berlin, K17<br />
17.03. Hamburg, Markthalle<br />
19.03. Köln, LUXOR<br />
Eternal Frost V<br />
mit Winterstorm, Path of<br />
Destiny, Vermin, Urschrei,<br />
Endtime Prophecy...<br />
09.03. Naila, Turnhalle<br />
<strong>Orkus</strong>! präsentiert:<br />
Dark Culture<br />
mit Blind Passenger,<br />
Tomas Tulpe, POKéMON<br />
REAKTOR...<br />
13.04. Berlin, Frannz Club<br />
22. Wave Gotik Treffen<br />
mit KMFDM, Lord Of The<br />
Lost, Noisuf-X, ROME,<br />
Saltatio Mortis...<br />
17.–20.05. Leipzig<br />
mit Subway to Sally,<br />
Ensiferum, van Canto,<br />
Children Of Bodom...<br />
11.–13.07. Ballenstedt, Flugplatz<br />
IX. Amphi Festival –<br />
Open Air 2013<br />
<strong>Orkus</strong>! präsentiert:<br />
Paganfest<br />
mit Faderhead, Second Version...<br />
30.03. Schleswig, Heimat<br />
<strong>Orkus</strong>! präsentiert:<br />
Dark Munich Festival<br />
Rock am Stück<br />
mit Stahlmann, OST+FRONT...<br />
01.06. Fritzlar, am Lohrberg<br />
Blackfield Festival<br />
mit Samsas Traum, Eisbrecher,<br />
Project Pitchfork, MONO<br />
INC., Zeromancer...<br />
28.–30.06. Gelsenkirchen,<br />
Amphitheater<br />
mit VNV Nation, Fields of<br />
the Nephilim, Anne Clark,<br />
Diary of Dreams...<br />
20. & 21.07. Köln, Tanzbrunnen<br />
Schickt bitte alle Eure<br />
Tourdaten für die nächste<br />
Ausgabe bis spätestens<br />
Montag, 25.02.2013,<br />
an e-mail: news@orkus.de<br />
M’era Luna Festival 2013<br />
mit Nightwish, HIM, ASP,<br />
Front 242, Deine Lakaien,<br />
BlutEngel...<br />
10. & 11.08. Hildesheim, Flugplatz<br />
Alle Angaben ohne Gewähr!
Nehme Dir die Zeit, Dir folgende Fragen zu stellen, und versuche, sie für Dich zu beantworten. Oder<br />
gehe sie mit jemandem gemeinsam durch... <strong>Orkus</strong>! wünscht Dir schöne Momente voller eigener Anregungen.<br />
• Welcher Duft erinnert Dich an Deine Kindheit?<br />
• Was vermisst Du aus Deiner Kindheit?<br />
• Was sind drei Vorteile, nicht mehr Kind zu sein?<br />
• Angenommen, Du dürftest ein großes Problem<br />
der ganzen Welt lösen: welches?<br />
• Ist die Welt gut zu Dir?<br />
• Und Du zu ihr?<br />
• Welcher Film hat Dich als erster beeindruckt und<br />
vielleicht auch beeinflusst?<br />
• Wann und warum musstest Du das letzte Mal<br />
wegen eines eigenen peinlichen Moments<br />
lächeln oder lachen?<br />
• Wobei lässt Du Dich auf keinen Fall stören?<br />
• Was singst Du, wenn Du alleine bist – unter der<br />
Dusche oder im Auto...?<br />
• Was erwartet Dich im Tod?<br />
• Wie sieht für Dich persönlich das Paradies aus?<br />
In unserer nächsten Ausgabe werden sich verschiedene Musiker diesen Fragen widmen!<br />
Depeche Mode, Faun, <strong>Hurts</strong>, ASP, Faderhead, Die KAMMER, Lordi, Project<br />
Pitchfork, Samsas Traum, The Beauty of Gemina, Zeromancer, mesh...<br />
Jetzt einfach Abo abschließen oder verlängern!<br />
Die nächste Ausgabe erscheint am 22.03.2013<br />
HIGHLIGHTS im März 2013<br />
Freitag, 01.03.13<br />
Exclusive HENKE Release-Party mit DJ Oswald Henke<br />
und einer Live-Unplugged-Sesion der Band<br />
Samstag, 02.03.13<br />
Rock vs. Electro - Die Party Teil 67<br />
mit DJ ketchuptoast im ständigen Wechsel mit DJ PorNo (Resident-DJs) + Aftershow-Party für Diorama<br />
Freitag, 08.03.13<br />
Rammstein-Party Teil 40<br />
mit DJ Marko und DJ ketchuptoast (Resident-DJs)<br />
Samstag, 09.03.13<br />
All Styles of Dark Music mit DJ Steffen Keth (DE/VISION)<br />
Freitag, 15.03.13<br />
Mittelalter-Rock vs. Electro – Die Party<br />
mit DJ Böhser Onkel und DJ M.A.M. (Resident-DJs)<br />
Samstag, 16.03.13 - GroSSe Lesenacht (Einlass 19 Uhr)<br />
GROSSE LESENACHT mit Mark Benecke, Luci van Org, Ina Brinkmann, Voenix und Ramona Ambs<br />
Im Rahmen der Leipziger Buchmesse präsentieren Edition Roter Drache und U-Line/Ubooks die<br />
aktuellen Highlights - Ein Abend mit Lesungen, Musik und viel viel Party.<br />
Eintritt: Lesung & Party 10,-Euro. Party ohne Lesung 5,- Euro.<br />
Freitag, 22.03.13<br />
Die-Ärzte-Fanparty mit DJ ketchuptoast und DJ senfbrötchen<br />
Samstag, 23.03.13<br />
Masters of Sound: Mozart & Madeleine Le Roy (Umbra et Imago)<br />
Gothic | 80er | Electro | Pop | Wave | Metal | Industrial<br />
Freitag, 29.03.13 - Karfreitag<br />
Wumpscut: Release Party zum Album „Madman Szdital“<br />
mit Gast Rudy Ratzinger & Verkaufsstand<br />
Samstag, 30.03.13<br />
Depeche Mode Party mit DVD Show und DJ Martin (Constructiontime.de)<br />
Sonntag, 31.03.13 - Ostersonntag<br />
OPERATION-TANZGEIL))) mit (((ProToTyp)))<br />
Hardstyle | TBM | Industrial | Electro | Industek<br />
DARKFLOWER<br />
Hainstr. 12-14<br />
D - 04109 Leipzig<br />
DAS KOMPLETTE PROGRAMM & WEITERE INFOS UNTER<br />
www.darkflower.de<br />
www.fB.com/Darkflower.Leipzig<br />
Herausgeber:<br />
Zoomia Medien Gruppe Claus Müller<br />
<strong>Orkus</strong>! Magazin<br />
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61477 Glashütten/Taunus<br />
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Claus Müller (V.i.S.d.P.)<br />
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Björn Springorum<br />
<strong>Orkus</strong>! Compilation:<br />
Christian Purwien<br />
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Tel.: 0231-4753833<br />
Private Kleinanzeigen:<br />
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Claus Müller, Fabian Ritter<br />
Design:<br />
Fabian Ritter Artworks<br />
DTP/Satz:<br />
Fabian Ritter Artworks, Brigitta Settels<br />
Lektorat:<br />
Agnes Merklein<br />
Titelphoto <strong>Hurts</strong>:<br />
Laurence Ellis (www.laurenceellis.com)<br />
Titelphoto Lordi:<br />
Petri Haggrén (www.petrihaggren.com)<br />
www.orkus.de<br />
Ständige MitarbeiterInnen:<br />
Nadine Ahlig, Lydia Aufschlager, Isabell Köster,<br />
Doreen Krase, Axel Schön, Lars Schubert<br />
Freie MitarbeiterInnen:<br />
Manuela Ausserhofer, Sebastian Berning,<br />
Anna Caldarone, Miriam Claus, Peter Eskriba,<br />
Claudia Feger, Marc Frei, Melanie Haack, Marc<br />
Halupczok, Marie-Luise Henke, Michael Hertel,<br />
Christian Hesse, Dominik Irtenkauf, Roman<br />
Jasiek, Nina Kefer, Richard Klasen, Martin<br />
Kreischer, Sascha M. Kühne, Alexander Maciol,<br />
Kerstin Müller, Dinah Nelke, Jens Pan, Tanja<br />
Pannwitz, Giovanni Perna, Emilia Reifert,<br />
Annabelle Reiter, Jana Rischke-Tanaka, Julian<br />
Rohrer, Gaetano Rothenburg, Saskia Scherf,<br />
Evelyn Schön, André Steinigen, Christopher<br />
Sturm, Thomas Thyssen, Caroline Traitler, Daniela<br />
Vorndran, Belinda Wagner, Elena Winter, Silvio<br />
Wolff<br />
Ständige PhotographInnen:<br />
Michael Gamon, Axel Heyder, Christin Kersten,<br />
Thomas Nattermann, Lorenz Pietzsch,<br />
Claudia Schöne<br />
<strong>Orkus</strong>!-Abonnement:<br />
Jahres-Abo € 49,90 (inkl. MwSt., P&P)<br />
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Redaktionsschluss für Nr. 04/13:<br />
25.02.2013<br />
Anzeigenschluss (gewerblich) für Nr. 04/13:<br />
25.02.2013<br />
Es gilt unsere Anzeigenpreisliste Nr. 01/2012<br />
vom 02.01.2012<br />
Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers. Keine Haftung für unverlangt eingesandte<br />
Manuskripte, Photos, Tonträger et cetera. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nur die Meinung des jeweiligen Verfassers wieder.
O rkus<br />
O rkus<br />
Mehr Seiten – mehr Inhalt!<br />
Nr. 03 · März 2013<br />
!<br />
Jetzt auch musikalisch mit Biss<br />
hurts + VNV Nation + Zeromancer + Schlafes Bruder<br />
Nick Cave + HENKE + mesh + Amplifier<br />
The Beauty of Gemina + Cultus Ferox + Die Krupps<br />
miserylab + Boil + Faderhead + Sofia Härdig + Coppelius<br />
The Eden House + Faun + Slave Republic + Altaar<br />
Model Kaos + Soilwork + Saalschutz + Helium Vola<br />
Script 6 + KMFDM + Woodkid + Spetsnaz + Stratovarius<br />
Love Is Colder Than Death + Fire + Ice + von Branden<br />
Java Guidi + Chainreactor + Black Tape For A Blue Girl<br />
Project Pitchfork + Dornenreich + Chemical Sweet Kid<br />
Eisenherz + Welle: Erdball + Tubbe + ROME