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Vorschau Fruehjahr 2014 - Edition Nautilus

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Chronik + + + 40 Jahre <strong>Edition</strong> <strong>Nautilus</strong> + + + Kleine Chronik + + + 40 Jahre <strong>Edition</strong> <strong>Nautilus</strong> + + +<br />

Am 1. April <strong>2014</strong> feiern wir unser vierzigstes Jubiläum<br />

(gezählt vom Eintrag ins Handelsregister)! Damit haben<br />

wir das im Grundgesetz für den Bundespräsidenten festgelegte<br />

Mindestalter erreicht, offenbar also ein Alter,<br />

das eine gewisse Reife erwarten lässt. Da ist Gelegenheit,<br />

Bilanz zu ziehen:<br />

In 40 Jahren hat die <strong>Edition</strong> <strong>Nautilus</strong> fast 900 Titel publiziert,<br />

davon sind derzeit immerhin 345 noch lieferbar.<br />

Wir haben 63 Bände der »Kleinen Bücherei für Hand und<br />

Kopf« gemacht, 14 Bände der Franz Jung Werkausgabe,<br />

19 Bände der Krimireihe »Kaliber .64«, 9 Ausgaben<br />

des Literarischen Taschenkalenders, 31 Nummern der<br />

Revolte! und stolze 220 Nummern der Aktion (in 80 Ausgaben)<br />

sowie, »same procedure as every year«, sieben<br />

Variationen von Dinner for One.<br />

Wir haben drei Verlagsumzüge, 37 Frankfurter und etwa<br />

ein Dutzend Leipziger Buchmessen sowie diverse Gerichtsprozesse<br />

hinter uns, natürlich auch einige Wechsel<br />

im Verlagskollektiv. Wir wurden mit drei Verlagspreisen<br />

und unsere Autorinnen und Autoren mit ungezählten<br />

Buchpreisen ausgezeichnet – nur der große aus Stockholm<br />

war bisher noch nicht dabei, wurde aber bereits<br />

prophezeit.<br />

Einzig die Anzahl der Druckfehler in unseren Büchern<br />

wurde nicht dokumentiert, wir erhoffen diese noch im<br />

dreistelligen Bereich. Zweimal allerdings ist bereits einer<br />

auf den Buchumschlag gelangt – wer diese findet,<br />

bekommt einen vergriffenen Titel seiner Wahl aus dem<br />

Archiv geschenkt!<br />

Anlässlich unseres Jubiläums haben wir auch unser<br />

<strong>Vorschau</strong>- und Werbemittelarchiv durchstöbert, Vergessenes<br />

wieder zutage gefördert, in Erinnerungen geschwelgt<br />

und über frühere Radikalität gestaunt. Dabei<br />

hätten wir wissen müssen, »daß die guten Sachen immer<br />

unten liegen. Immer.«,<br />

denn so schrieb Frank Witzel<br />

1978 in Stille Tage in Cliché.<br />

Aus dem Fundus haben wir<br />

für Kopffüßler-Freunde die<br />

folgende Chronik erstellt:<br />

1971: Publikation des ersten<br />

Hefts der Zeitschrift MaD<br />

durch Lutz Schulenburg und<br />

Pierre Gallissaires. In einem<br />

Rückblick von 1975 wird es<br />

später heißen: »Als wir 1971<br />

mit der Produktion des ersten Heftes der Zeitschrift MaD<br />

begannen, dachten wir nicht im Entferntesten daran,<br />

dass sich hieraus ein Verlag entwickeln sollte. Die Zeitschrift<br />

MaD sollte den Antiautoritären Material in der<br />

Auseinandersetzung mit den diversen Strömungen des<br />

autoritären Sozialismus liefern und andererseits zu deren<br />

Programmfindung beitragen.«<br />

1972: Hanna Mittelstädt macht aus dem Herausgeber-<br />

Duo ein Trio. Das älteste erhaltene Verlagsdokument ist<br />

ein Manifest gegen jede staatliche Kultur anlässlich der<br />

dokumenta 5: »Die DOKU-<br />

MENTA ist ein Teil der Versuche<br />

der Herrschenden, ihre<br />

spektakuläre Warengesellschaft<br />

vor ihrem Untergang<br />

zu retten.«<br />

(2012, 40 Jahre später und<br />

entsprechend altersmilde,<br />

stellen wir trotzdem stolz<br />

unsere Autorin Etel Adnan<br />

auf der dOCUMENTA 13 vor.)<br />

1973: Die Zeitschrift MaD<br />

wird in Revolte! umbenannt<br />

und MaD (Materialien, Analysen, Dokumente) nun zum<br />

Signum des Verlags.<br />

1974: 1. April: Eintrag ins Hamburger Handelsregister.<br />

1975: Die Staatsanwaltschaft beim Landgericht Hamburg<br />

eröffnet ein Ermittlungsverfahren gegen »Frau –<br />

Fräulein – Herrn Schulenburg«, dem vorgeworfen wird,<br />

»im Jahr 1975 durch Verbreiten von Schriften zu einer<br />

rechtswidrigen Tat aufgefordert zu haben, indem Sie als<br />

presserechtlich Verantwortlicher<br />

die Druckschrift MaD-<br />

Flugschrift Nr. 11 ›Vom Wilden<br />

Streik zur Generalisierten<br />

Selbstverwaltung‹<br />

Pierre Gallissaires und Hanna<br />

Mittelstädt beim Übersetzen, 1976<br />

verbreitet haben.«<br />

Der Verleger reagiert mit<br />

einem Rundschreiben: Die<br />

Beschlagnahme durch die<br />

Behörden wurde zwar angeordnet,<br />

konnte aber nicht<br />

durchgeführt und musste<br />

schließlich wieder aufgehoben<br />

werden, »da die Bürokratie<br />

sich vollkommen in ihren verbürokratisierten Seilen<br />

verstrickt hat und ihre eigenen Termine überschritt<br />

(§ 16 des Hamburger Pressegesetzes).«<br />

Rekuperation einmal andersherum: Im nächsten Katalog<br />

benutzte der MaD-Verlag das Faksimile des Schreibens<br />

der Staatsanwaltschaft als Werbung für das inkriminierte<br />

Buch!<br />

1976: Im MadDogs, dem Publikationskatalog des Verlags,<br />

wird folgendes Credo veröffentlicht: »Für uns geht<br />

es weder darum, dem Aktualitätsfetischismus zu huldigen,<br />

noch um diese puritanische Trennung zwischen<br />

herkömmlichen poetischen und politischen Texten zu<br />

vollziehen, sondern durch die Gesamtheit unserer Publikationen<br />

Gegenwart und utopischen Inhalt der Revolution<br />

zu propagieren. (...) Unser Anspruch – sowohl in unserer<br />

Aktion als revolutionäre Individuen als auch als<br />

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