Politikwissenschaft 146
Politikwissenschaft 146
Politikwissenschaft 146
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
demokratische Entwicklung. Conrad Müller (desiguALdades.net, FU Berlin)<br />
knüpfte an Steffen Pötzschkes Vortrag vom Vortag an, indem er die politische<br />
Partizipation der ecuadorianischen Diaspora im Heimatland und die<br />
Auswirkungen auf die Demokratisierung untersuchte.<br />
Am Nachmittag fanden unter dem Titel „Migration und Demokratie in<br />
den Zielländern“ zwei Parallelpanels statt. Mit Hilfe einer empirischen Studie<br />
gelang es Andreas Wüst (Integrationsministerium Baden-Württemberg)<br />
die Effekte der wachsenden Präsenz von Abgeordneten mit Migrationshintergrund<br />
auf die Migrationsdebatte in den Parlamenten zu erkennen und<br />
auszuwerten. Sebastian Ennigkeit (ABI Freiburg) verglich die Antidiskriminierungspolitik<br />
von Deutschland und Frankreich und kam dabei zu Schlussfolgerungen,<br />
die die These einer EU-geleiteten Konvergenz der Initiativen in<br />
diesem Gesetzbereich stark hinterfragen. Ein Vergleich zwischen diesen<br />
Ländern war auch im Vortrag von Simon Musekamp (Universität Trier) zentral:<br />
hier ging es um den Einfluss, den Immigranten durch politische Rücküberweisungen<br />
auf die Demokratisierung ihrer Herkunftsländer haben<br />
können, und die Frage, inwiefern die deutsche bzw. französische Entwicklungs-<br />
und Migrationspolitik ihnen diese Rolle zuerkennt.<br />
Das parallele Panel bot sich als Rahmen an, um über unterschiedliche<br />
Stufen der Teilhabe an der politischen Gemeinschaft, die den Migranten in<br />
den Zielländern zuerkannt werden, zu diskutieren. Luicy Pedroza (Bremen<br />
International Graduate School of Social Sciences) sprach über die Risiken<br />
der Trennung oder Nichtübereinstimmung von Staatsangehörigkeit und<br />
Wahlrecht, die in manchen Staaten übliche Praxis geworden ist. Politische<br />
Rechte könnten dann abhängig von ökonomischen migrationspolitischen<br />
Überlegungen anstatt von grundlegenden Zugehörigkeitskriterien zuerkannt<br />
werden, was zu Diskriminierung zwischen Migranten führen könnte.<br />
Arianna de Mario (Citizens for Europe e.V.) berichtete über die Kampagne<br />
„Jede Stimme 2011“ in Berlin, wobei auch jene Migranten, die vom Wahlrecht<br />
ausgeschlossen sind, an den Wahlen zum Abgeordnetenhaus der<br />
deutschen Hauptstadt im September 2011 symbolisch teilnehmen konnten,<br />
eine Aktion mit hohem Sensibilisierungspotential. Andrea Schlenker<br />
(Universität Zürich) systematisierte in ihrem Vortrag wechselnde und sich<br />
überlappende Paradigmen von (Staats)-Bürgerschaft, die die westfälische<br />
Tradition in Frage stellen, weil sie nicht mehr den Nationalstaat als einzige<br />
Grenzlinie der politischen Gemeinschaft und der politischen Arena betrachten.<br />
Dabei präsentierte sie eine Typologie von neun unterschiedlichen<br />
Formen der Bürgerschaft.<br />
Das darauffolgende Panel „Sozialisation und Demokratie?“ behandelte<br />
Sozialisationsprozesse, die in Aufnahmeländern zur demokratischen Erziehung<br />
von Einwanderern beitragen sollten. Michaela Köttig (Fachhochschule<br />
Frühjahr 2012<br />
Nr. <strong>146</strong><br />
104