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kirchen TOFF - Landschaftsverband Rheinland

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LVR-Landesjugendamt <strong>Rheinland</strong><br />

Fachtagungen zum Thema Partizipation nehmen in der Regel keine Fachkräfte aus Jugendämtern<br />

teil. Bei Entwicklungs- und Modellprojekten der Einrichtungen, z.B. zur Qualifizierung<br />

der Mitbestimmungsmöglichkeiten in der Hilfeplanung ist es schwer Jugendämter<br />

zu finden, die sich beteiligen wollen. Dabei liegt der Schlüssel zur Weiterentwicklung einer<br />

offensiv dialogischen und demokratischen Erziehungspraxis in der Heimerziehung in der<br />

Kooperation von öffentlicher und freier Jugendhilfe. Nur wenn sich die Einstellung und<br />

der Anspruch der Jugendämter als Gewährleister, Finanzierer und Steuerer dahingehend<br />

ändert, dass sie selbst Mitbestimmung, Rechtssicherung und Beschwerdekultur dringlich<br />

einfordern und zugleich autoritäre und konfrontative Methoden strikt ablehnen, kann sich die<br />

Praxis nachhaltig weiterentwickeln.<br />

Beteiligung in der Heimerziehung<br />

Aktuell kann die Praxis der Heimerziehung – bei aller Vielfalt – überwiegend als verunsichert<br />

und aus der Sicht der Kinder und Jugendlichen als ambivalent charakterisiert werden.<br />

So haben die Kinder und Jugendlichen, die im Sommer 2012 an einem Austauschtag des<br />

LVR mit mehreren Einrichtungen zum Thema »Partizipation« teilgenommen haben (siehe<br />

nachfolgender Artikel in diesem Heft) deutlich gemacht, dass sie die Mitbestimmungsmöglichkeiten<br />

in ihren Einrichtungen kennen und schätzen. Zugleich aber kannten die meisten<br />

von Ihnen auch zahlreiche Beispiele, in denen Rechtsverletzungen immer noch vorkommen<br />

und Mitbestimmungsmöglichkeiten vorenthalten werden. Ähnliches kann man wahrnehmen,<br />

wenn man in Einrichtungen offen mit den Fachkräften über ihre Wahrnehmung des Themas<br />

spricht: es gibt nach wie vor viel Unsicherheit und Ambivalenz in Wahrnehmung und Verhalten<br />

der Fachkräfte. Viele finden die Betonung der Kinderrechte übertrieben oder gar ungerecht,<br />

solange diese ihren Pflichten nicht nachkämen. Andere finden dialog- und demokratietheoretische<br />

Ansprüche übertrieben, zumal vor dem Hintergrund der Herkunft der Kinder<br />

und Jugendlichen, in deren Familien diese Aspekte kaum eine Rolle gespielt hätten.<br />

Ausblick<br />

Wie kann es weitergehen? Ich habe folgende Vorschläge:<br />

• Die Landesjugendämter sollten fachlich ambitionierte Erwartungen in Bezug auf Mitbestimmung,<br />

Sicherung der Kinderrechte und Beschwerdemanagement formulieren, damit<br />

weiterhin ausreichend Entwicklungsdruck auf die Praxis ausgeübt wird. Zugleich sollten<br />

sie sich verstärkt an die kommunalen Jugendämter wenden und verdeutlichen, dass diesen<br />

als Auftraggeber von Erziehungshilfen eine zentrale Rolle zukommt.<br />

• Die Einrichtungen, ihre Träger und Spitzenverbände, die schon heute großteils die<br />

Herausforderungen des Bundeskinderschutzgesetzes aufgreifen, sollten noch stärker<br />

als bisher verdeutlichen, dass es einer nachhaltigen Konzept- und Qualitätsentwicklung<br />

bedarf, um Heimerziehung demokratischer zu gestalten. Die Einrichtungen sollten aktiv<br />

die Fragen und Bedenken der Fachkräfte aufgreifen und das Thema Partizipation zur<br />

Leitungsaufgabe machen. Auch sie sollten bei ihren Entwicklungsvorhaben stärker als<br />

bisher die Jugendämter mit einbeziehen.<br />

• Wir brauchen im großen Stil Qualifizierungen für die Weiterentwicklung der Praxis von<br />

Gruppengesprächen und Heimparlamenten. Es gibt qualifizierte demokratisch orientierte<br />

gruppenpädagogische Konzepte (wie das Modell der »Gerechten Gemeinschaften« von<br />

Lawrence Kohlberg), die aber in der Praxis kaum Anwendung finden.<br />

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