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PTB-Mitteilungen 2013 Heft 4 - Physikalisch-Technische ...

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<strong>PTB</strong>-<strong>Mitteilungen</strong> 123 (<strong>2013</strong>), <strong>Heft</strong> 4<br />

Helmholtz-Preis n<br />

HELMHOLTZ-PREIS 1990 (Preisverleihung am 19.03.1990)<br />

Dr. Karl-Heinz Overhoff<br />

für die Arbeit „Zum Durchzündverhalten von Tauchsicherungen“<br />

Durchzündende Wirkung<br />

Im Bereich „<strong>Physikalisch</strong>e und chemische Sicherheitstechnik“<br />

wurden 1990 zwei Arbeiten mit dem Helmholtz-Preis ausgezeichnet.<br />

Die erste war eine Untersuchung zum „Durchzündverhalten<br />

von Tauchsicherungen“ von Dr. Karl-Heinz Overhoff,<br />

die aus seiner an der TU Dortmund angefertigten Dissertation<br />

hervorgegangen war. Eine Tauchsicherung verhindert das<br />

Übergreifen einer Flamme von einem explosionsgefährdeten<br />

Gasraum auf den Gaszulauf, indem sie das Gas durch eine<br />

Wasserschicht leitet. Dabei steigt das Gas in Form einzelner<br />

Bläschen zur Wasseroberfläche auf, wird im darüber liegenden<br />

Raum gesammelt und weitertransportiert. Tauchsicherungen<br />

werden u. a. eingesetzt, um bei der Ableitung explosiver Abgase<br />

aus Chemieanlagen und ihrer anschließenden Verbrennung<br />

sicherzustellen, dass es nicht zu Rückzündungen in die Produktionsanlagen<br />

kommt. Trifft eine Flamme von oben auf die Wasserschicht der Tauchsicherung,<br />

so sollen die Wasserwände zwischen den Blasen ein Fortpflanzen der Flamme und<br />

ihr Übergreifen auf die Zuleitung verhindern. Bei hoch reaktiven Gasen kann es jedoch<br />

schon bei niedrigen Belastungen der Tauchsicherung zum Durchzünden kommen.<br />

Welche Vorgänge zum Durchzünden führen und wie sich die Durchzündsicherheit<br />

verbessern lässt, untersuchte Karl-Heinz Overhoff experimentell und durch mathematische<br />

Simulation. Zunächst verfolgte er mit einer Hochgeschwindigkeitskamera<br />

und einem Druckaufnehmer, wie sich Einzelblasen aus einem brisanten Gasgemisch<br />

nach einer elektrischen Zündung unter Wasser verhielten. Weniger als 0,3 ms nach<br />

der Zündung stieg der Druck in der Blase auf etwa 4 bar an, um nach 2 ms unter den<br />

Umgebungsdruck zu fallen. Doch nach 2,8 ms schoss der Druck auf 50 bar hoch und<br />

führte anschließend mehrere gedämpfte Schwingungen aus. Solche unerwartet hohen<br />

Druckspitzen führte Overhoff darauf zurück, dass die Blasen nach ihrer explosionsbedingten<br />

Ausdehnung kollabierten und ein ähnliches Verhalten zeigten, wie man es von<br />

der Kavitation her kennt. An Reihen von sechs nebeneinander aufsteigenden Blasen<br />

konnte Overhoff das Durchzünden studieren. Während der Explosion der ersten Blase<br />

bildete sich ein Jet, der die benachbarte zweite Blase durchschlug und dabei so stark<br />

von innen komprimierte, dass in ihr die Zündbedingungen überschritten wurden.<br />

Daraufhin explodierte auch diese Blase. Anschließend durchschlug der Jet auch die<br />

weiteren Blasen, die dann entweder durch die Kompression oder aber durch direkten<br />

Blasenkontakt ebenfalls zündeten. Auf diese Weise kann eine auf die Wasseroberfläche<br />

einer Tauchsicherung auftreffende Flamme eine Kettenreaktion auslösen, die sich<br />

durch die Gasblasen fortpflanzt und zu einem Durchzünden führt. Die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass es dazu kommt, ließe sich durch Vergrößerung der Blasenabstände<br />

verringern, etwa indem die Blasen durch eine erzwungene Strömung im Wasser<br />

voneinander getrennt werden. Als weitere Maßnahme schlug Overhoff vor, die bei der<br />

Explosion der Blasen freiwerdende Energie so schnell wie möglich zu entziehen, etwa<br />

durch Einbau von luftgefüllten Schläuchen, die die Jets der Blasen auf sich lenken und<br />

dadurch die Gefahr einer Zündübertragung auf benachbarte Blasen verringern.<br />

Karl-Heinz Overhoff wurde 1957 in<br />

Haltern am See geboren. Er studierte<br />

von 1978 bis 1984 Chemietechnik an<br />

der TU Dortmund, wo er 1988 promovierte.<br />

Seit 1989 arbeitet er bei der<br />

Hüls AG, heute Evonik Industries AG,<br />

in Marl, zunächst als Anlageningenieur<br />

und ab 2000 als Leiter im <strong>Technische</strong>n<br />

Controlling.<br />

Literatur<br />

••<br />

Karl-Heinz Overhoff: Zum Durchzündverhalten von Tauchsicherungen.<br />

<strong>PTB</strong>-<strong>Mitteilungen</strong> 100, (1990), 255<br />

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