PTB-Mitteilungen 2013 Heft 4 - Physikalisch-Technische ...
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<strong>PTB</strong>-<strong>Mitteilungen</strong> 123 (<strong>2013</strong>), <strong>Heft</strong> 4<br />
Helmholtz-Preis n<br />
HELMHOLTZ-PREIS 2003 (Preisverleihung am 30.06.2003)<br />
PD Dr. med. Dr. rer. nat. Wolfgang Rudolf Bauer<br />
für die Arbeit „Messung der Mikrozirkulationsparameter Intrakapillarvolumen, Kapillarrekrutierung und Durchblutung<br />
im Herzmuskel mittels NMR-Tomographie“<br />
Blick ins Herz mit NMR-Tomographie<br />
Für die Diagnostik vieler Erkrankungen des menschlichen<br />
Herzens ist es wichtig, dass man die myokardiale Mikrozirkulation,<br />
also den Blutkreislauf in den Kapillaren des Herzmuskels,<br />
möglichst genau misst. So wird z. B. eine verminderte<br />
Kapillardichte für die Herzmuskelschwäche nach einem<br />
Herzinfarkt verantwortlich gemacht. Doch es gibt nur wenige<br />
nichtinvasive, das Herz nicht belastende Techniken, mit denen<br />
sich die Mikrozirkulation erfassen lässt. Die für eine Anwendung<br />
beim Patienten in Frage kommenden nuklearmedizinischen<br />
Verfahren haben nur eine geringe räumliche Auflösung,<br />
wodurch die Qualität und Zuverlässigkeit der Diagnose<br />
beschränkt wurden. Hingegen ermöglicht es die Kernspinresonanz-<br />
oder NMR-Bildgebung, die Mikrozirkulation im<br />
Herzmuskel, dem Myokard, quantitativ und räumlich aufgelöst<br />
zu messen. PD Dr. med. Dr. rer. nat. Wolfgang Rudolf Bauer und die von ihm geleitete<br />
Arbeitsgruppe „Kardiale Magnetresonanztomographie und Biophysik“ von der Medizinischen<br />
Universitätsklinik Würzburg entwickelten NMR-Messmethoden, mit denen sie<br />
das relative Kapillarvolumen, die Mikrozirkulation und deren Anteil an der gesamten<br />
Durchblutung des Herzmuskels messen konnten. Damit ließen sich z. B. Funktionsstörungen<br />
in den Herzkranzgefäßen erkennen. Für die Arbeit wurde Wolfgang Rudolf<br />
Bauer mit dem Helmholtz-Preis 2003 ausgezeichnet, der mit 15 000 € dotiert war.<br />
Die von Bauer und seinen Mitarbeitern entwickelten Verfahren beruhten darauf,<br />
dass zwischen den Parametern der Mikrozirkulation und den NMR-Parametern ein<br />
Zusammenhang besteht. Die mittels Kernspintomographie im Herzen lokal gemessenen<br />
Größen waren die longitudinale und die transversale Relaxationszeit T1 bzw.<br />
T2, mit denen die spinpolarisierte Protonen in einem Magnetfeld nach einer Störung<br />
in ihren Ausgangszustand zurückkehrten. Gab man ein geeignetes Kontrastmittel in<br />
die Herzgefäße, so wechselwirkten die Protonenspins mit ihm und konnten schneller<br />
relaxieren. Während das Kontrastmittel in den Blutgefäßen verblieb, diffundierten<br />
die Protonen auch in das umliegende Gewebe. Dadurch änderten sich aufgrund der<br />
Kontrastmittelgabe die Relaxationszeiten sowohl in den Blutgefäßen als auch im<br />
Myokard, wenn auch unterschiedlich stark. Wie die Forscher durch Messungen und<br />
biophysikalische Modelle zeigen konnten, bestand zwischen dem relativen intrakapillären<br />
Blutvolumen RBV, das das Volumen der Kapillaren zum Gesamtvolumen des<br />
Herzens in Beziehung setzt, und den Relaxationszeitänderungen ein Zusammenhang:<br />
RBV = Δ(1/ T1 Myokard )/Δ(1/T1 Blut ). Auf diese Weise konnten die Forscher detaillierte<br />
RBV-Karten der Herzens aufnehmen, die Auskunft über die lokale Mikrozirkulation<br />
gaben. Ein weiteres Verfahren kam ohne Kontrastmittel aus, indem es die magnetischen<br />
Eigenschaften der Kapillaren nutzte. Wenn das Hämoglobin in der Kapillare<br />
seinen Sauerstoff an das Gewebe abgibt, entsteht paramagnetisches Desoxyhämoglobin,<br />
das die transversale Relaxationszeit T2 der Protonenspins verkürzt. Da die vorhandene<br />
Menge an Desoxyhämoglobin proportional zur Kapillardichte und damit zum<br />
relativen intrakapillären Blutvolumen RBV ist, kann man dieses aus lokalen Messungen<br />
von T2 ermitteln. Mit diesen und weiteren Verfahren entwickelten Bauer und seine<br />
Mitarbeiter wertvolle Werkzeuge für die Diagnostik vieler Herzerkrankungen.<br />
(v. l. n. r.) Prof. Dr. Ernst O. Göbel,<br />
Dr. Ditmar Staffelt,<br />
Dr. Dr. Wolfgang R. Bauer<br />
Dipl.-Ing. Ruprecht v. Siemens<br />
Wolfgang Rudolf Bauer, (3. v. l.) 1961<br />
geboren, studiert von 1980 bis 1988<br />
Medizin und Physik in Münster, an der<br />
TU München und an der University of<br />
Illinois in Urbana. 1988 promovierte<br />
er in Medizin an der TU München. Er<br />
arbeitete von 1989 bis 1999 zunächst als<br />
Assistenz- und dann als Oberarzt an der<br />
Universität Würzburg bzw. am Klinikum<br />
Mannheim der Universität Heidelberg.<br />
1998 habilitierte er in Heidelberg, 2003<br />
wurde er an der Universität Würzburg in<br />
Physik promoviert. Hier hat er seit 2004<br />
eine Professur am Zentrum für Innere<br />
Medizin.<br />
Literatur<br />
••<br />
Wolfgang Rudolf Bauer: Messung der<br />
Mikrozirkulationsparameter Intrakapillarvolumen,<br />
Kapillarrekrutierung<br />
und Durchblutung im Herzmuskel<br />
mittels NMR-Tomographie.<br />
(Unveröffentlicht, 2003) (bio.physik.<br />
uni-wuerzburg.de/people/kh/<br />
Helmholtzpreis.pdf)<br />
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