Dokument 1.pdf - RWTH Aachen University
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II „BARCODE-IDENTIFIER“<br />
II<br />
ETABLIERUNG EINES „BARCODE-IDENTIFIERS“<br />
ZUR MOLEKULAREN SPEZIFIZIERUNG VON<br />
HERPOTRICHIELLACEAE 1<br />
II.1<br />
Einleitung<br />
Erste mikrobiologische Untersuchungen von Isolaten der schwarz pigmentierten Biofilme von<br />
Auslaufarmaturen ließen vermuten, dass Vertreter der Gattung Exophiala, die zu der Gruppe<br />
der askomyzetalen schwarzen Hefen und deren Verwandten gehören, maßgeblich an der Bildung<br />
der Biofilme beteiligt waren. Eine genaue Speziesidentifizierung war zu diesem Zeitpunkt<br />
allerdings noch nicht möglich.<br />
Die Gattung Exophiala gehört zur Familie der Herpotrichiellaceae (Ordnung: Chaetothyriales,<br />
Klasse: Eurotiomycetes), der neben ubiquitär verbreiteten Umweltspezies auch einige sehr<br />
nahverwandte pathogene Spezies angehören. Infektionen, die von diesen Pilzen verursacht<br />
werden, treten auch in immunkompetenten Patienten auf und reichen von milden Haut- und<br />
Nagelinfekten bis hin zu schweren, systemisch ausgeprägten Infekten. Mykosen sind schwer<br />
zu behandeln, und haben bei Dissemination eine hohe Mortalitätsrate. Cladophialophora bantiana<br />
und Rhinocladiella mackenziei weisen einen Neurotropismus auf und werden der Risikostufe<br />
3 für Mikroorganismen zugeordnet (de Hoog et al. 2011a), da sie in immungesunden<br />
Patienten Infekte verursachen können, die nicht immer sicher zu behandeln sind.<br />
Einige fakultativ neurotrope Spezies, wie zum Beispiel Exophiala dermatitidis, kommen regelhaft<br />
in warmen, feuchten Lebensräumen, wie in Dampfbädern (Matos et al. 2002) und an<br />
den Gummidichtungen von Spülmaschinen (Zalar et al. 2011, Döğen et al. 2012) vor. Andere<br />
schwarze Hefen rufen Mykosen bei kaltblütigen Organismen hervor (de Hoog et al. 2011b).<br />
Insgesamt beinhaltet die Ordnung der Chaetothyriales zurzeit 44 Arten, die bei Infektionen<br />
von Wirbeltieren eine Rolle spielten und ist damit eine der Pilz-Ordnungen mit den meisten<br />
klinisch relevanten Spezies überhaupt (de Hoog et al. 2011a).<br />
Die Identifizierung schwarzer Hefen, allein aufgrund morphologischer Kriterien, ist wegen<br />
deren variabler Ausprägung (Synanamorphe) während komplexer, pleomorpher Lebenszyklen<br />
oder zu gering ausfallender Differenzierungsmerkmale, fast unmöglich (de Hoog et al. 1994).<br />
Zusätzlich können nahezu gleiche morphologische Strukturen in phylogenetisch nur entfernt<br />
1 Das Kapitel entspricht im Wesentlichen einer deutsche Übersetzung des publizierten Artikels: Heinrichs, G, GS<br />
de Hoog, G Haase. 2012. Barcode identifiers as a practical tool for reliable species assignment of medically<br />
important black yeast species. Journal of Clinical Microbiology 50:3023-3030.<br />
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