Ausgabe - SP Medienservice
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30<br />
1|2013<br />
FÜR ALLE<br />
PID-Präimplantationsdiagnostik<br />
Wollen wir den perfekten Menschen?<br />
Die Entwicklungen der Genforschung haben weitreichende Auswirkungen nicht nur auf die Medizin,<br />
sondern auch auf unsere Gesellschaft und die Stellung von Menschen mit Behinderung.<br />
Bereits die Pränataldiagnostik mit<br />
der Möglichkeit, schon vorgeburtlich<br />
beim Fötus die Wahrscheinlichkeit<br />
für das Vorliegen einer<br />
Behinderung zu erkennen, hat viel verändert.<br />
Die Geburtenzahl bei einigen<br />
Behinderungsbildern (z. B. Spina bifida,<br />
Down-Syndrom) ist rückläufig, denn<br />
die PND eröffnet Paaren mit Kinderwunsch<br />
die Möglichkeit, bei unerwünschten<br />
Diagnosen die Schwangerschaft<br />
abzubrechen. Die Indikation ist<br />
zwar nicht die Behinderung des Kindes,<br />
sondern eine Gefährdung für die Mutter.<br />
Diese wird bei entsprechenden<br />
Befunden bereits durch die psychische<br />
Belastung attestiert.<br />
Heute geht die Entwicklung des<br />
Frühscreenings aber noch einen Schritt<br />
weiter: künstlich befruchtete Eizellen<br />
(in-vitro-Fertilisation) können auf<br />
Chromosomen untersucht werden, die<br />
einen Gendefekt haben. Diese Eizellen<br />
werden dann nicht eingepflanzt, so<br />
dass eine Selektion nicht nur vor der<br />
Geburt, sondern schon vor der Empfängnis<br />
möglich wird. Dies wirft ethische<br />
Fragestellungen auf und ist in<br />
Deutschland umstritten. Behindertenverbände<br />
befürchten, dass Menschen<br />
mit Behinderung zunehmend als vermeidbarer<br />
Schaden wahrgenommen<br />
werden.<br />
Die Debatte ist komplex und mit<br />
einem einfachen Für oder Wider kaum<br />
zu beantworten. Tatsache ist aber, dass<br />
sich durch die rasant wachsenden<br />
Möglichkeiten von Forschung und<br />
Medizin die Realität für Paare in den<br />
letzten zehn Jahren stark verändert<br />
hat. Kinderwunsch und Schwangerschaft<br />
verlassen zunehmend die Privatsphäre<br />
und werden zu einem herausfordernden<br />
"Fortpflanzungsmanagement",<br />
das schon vor der Empfängnis<br />
Begleitung durch Experten erfährt.<br />
Wir greifen das Thema im ASBH-<br />
Brief aufgrund seiner ethischen<br />
Dimension daher immer wieder auf. In<br />
dieser <strong>Ausgabe</strong> veröffentlichen wir<br />
eine Stellungnahme der BAG Selbsthil-<br />
fe zum Entwurf der Rechtsverordnung,<br />
die das Bundeskabinett am 14.12.2012<br />
gebilligt hat und stellen einen Blog vor,<br />
den das Netzwerk gegen Selektion<br />
durch Pränataldiagnostik eingerichtet<br />
hat. Das Thema geht uns alle an, daher<br />
veröffentlichen wir gerne Ihre Meinungen<br />
und Leserbriefe, die Sie jederzeit<br />
an redaktion@asbh.de schicken<br />
können.<br />
Die ASBH ist Gesellschafterin im<br />
Institut Mensch, Ethik und Wissenschaft<br />
(IMEW). Sie finden Literatur<br />
und Stellungnahmen, auch zu PID auf<br />
der Internetseite des IMEW und können<br />
hier auch einen Newsletter<br />
bestellen, um über aktuelle Themen<br />
informiert zu werden: www.imew.de<br />
Ilona Schlegel<br />
Dem ASBH-Brief ist ein Faltblatt des<br />
BMAS als Information beigefügt.<br />
Das BMAS stellt die Information auch in<br />
vereinfachter Sprache zur Verfügung,<br />
deshalb veröffentlichen wir hier ergänzend<br />
diese Anzeige.