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Ausgabe 7- 2013 - jotwede-online.de

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Kultur & Freizeit<br />

Kaulsdorf – „Das hat sich<br />

eben so ergeben“, lautete oft<br />

die lakonische Antwort auf neugierige<br />

Journalistenfragen an<br />

<strong>de</strong>n Karikaturisten und Zeichner<br />

Willy Moese. Zum Beispiel,<br />

wie einer, <strong>de</strong>r als Sohn<br />

einer spanischen Mutter und<br />

eines <strong>de</strong>utsch-böhmischen Vaters,<br />

1927 in Barcelona geboren,<br />

sich nach <strong>de</strong>m 2. Weltkrieg<br />

ausgerechnet die DDR als neue<br />

Heimat wählte. O<strong>de</strong>r wie er<br />

darauf kam, alte Möbel zu restaurieren,<br />

Holzspielzeug, Le<strong>de</strong>rgürtel,<br />

Schmuck, Windrä<strong>de</strong>r,<br />

Plastikaturen und vieles<br />

mehr selbst herzustellen, wo er<br />

doch eigentlich ein Zeichner<br />

sei. Einer, <strong>de</strong>r mit seinen Bildgeschichten<br />

(heute sagt man ja<br />

wohl Comics) Kin<strong>de</strong>r und Erwachsene<br />

seit <strong>de</strong>n 50-er Jahren<br />

gleichermaßen zum Lachen<br />

brachte und mit seinen Karikaturen<br />

die verantwortlichen Genossen<br />

in <strong>de</strong>n Redaktionen und<br />

im Staatsapparat nicht selten<br />

zum Schwitzen brachte. WiM<br />

nahm’s gelassen, eine seiner<br />

stärksten Eigenschaften, wie<br />

sein Freund Manfred Krug einmal<br />

sagte. Willy Moese hatte<br />

nur zwei Fein<strong>de</strong>: Humorlosigkeit<br />

und Dummheit. Lei<strong>de</strong>r hat<br />

es sich nach <strong>de</strong>r politischen<br />

Wenn <strong>de</strong>r „Schlagerpapst“ <strong>de</strong>s<br />

Ostens einmal im Jahr zum großen<br />

Sommerfest <strong>de</strong>r Unterhaltungskünstler<br />

einlädt, dann<br />

kann man sich auf einen unterhaltsamen<br />

und lustigen Abend<br />

freuen. Vor allem aber auf ein<br />

Wie<strong>de</strong>rsehen mit vielen Bühnenstars<br />

von damals. Zum dritten<br />

Mal fand <strong>de</strong>r „Sommernachtsball“<br />

auf <strong>de</strong>m Anwesen<br />

von Sven Simon, Chef <strong>de</strong>r<br />

„Pallas Show Band“, im bran<strong>de</strong>nburgischen<br />

Spreenhagen<br />

statt. Und das bei schönstem<br />

Frühsommerwetter.<br />

Mehr als 50 Gäste waren <strong>de</strong>r<br />

Einladung von Sven und Siggi<br />

gefolgt – darunter Schlager- und<br />

Operettensänger, Puppenspieler,<br />

Artisten, Musiker, Komponisten,<br />

Texter, Schauspieler<br />

und Mo<strong>de</strong>ratoren. Dabei waren<br />

u.a.: Siggi Trzoß, Sven Simon,<br />

Dina Straat, Maja Catrin<br />

Fritsche, Anne Mehner, Ingrid<br />

Raack, Frie<strong>de</strong>rike Doreen, Dagmar<br />

Fre<strong>de</strong>ric, Dagmar Gelbke,<br />

Ingo Graf, Rainer Gar<strong>de</strong>n, Jürgen<br />

Matkowitz, Karin Maria,<br />

Regina Thoss, Dieter Janik,<br />

Wilfried Koplin, Thomas Lück,<br />

Rainer Luhn, die Sopranitas,<br />

Puppendoktor Pille, Uschi<br />

Pulley, Elke Martens, Monika<br />

Jakobs, Vera Schnei<strong>de</strong>nbach,<br />

Heike Valentin, Ulli Schwinge,<br />

Volker Junge, Heiko Reissig,<br />

Christine Neißner, Wolf Baki,<br />

Giso Weißbach, Jürgen Pölitz,<br />

Gerd und Barbara Wen<strong>de</strong>l und<br />

Das hat sich eben so ergeben<br />

Gera<strong>de</strong> ist über <strong>de</strong>n Karikaturisten Willy Moese ein Buch erschienen<br />

Wen<strong>de</strong> aber eben nicht so ergeben,<br />

dass ein Berliner<br />

Verlag (Eulenspiegel,<br />

Das neue Berlin, Neues<br />

Leben), <strong>de</strong>r ansonsten<br />

doch so ziemlich alles<br />

aus <strong>de</strong>r „Ehemaligen“<br />

in Form von<br />

jot w.d. 7/<strong>2013</strong> 9<br />

Büchern, Platten<br />

o<strong>de</strong>r Vi<strong>de</strong>os vermarktet,<br />

einen <strong>de</strong>r<br />

produktivsten und<br />

bekanntesten Karikaturisten<br />

<strong>de</strong>r DDR ein<br />

Denkmal setzt. Spätestens <strong>de</strong>r<br />

85. Geburtstag <strong>de</strong>s 2007 plötzlich<br />

verstorbenen Künstlers im<br />

Juli 2012 wäre ein gebühren<strong>de</strong>r<br />

Anlass gewesen.<br />

Nun hat Maria Moese, seit<br />

1968 Ehefrau von WiM<br />

(so zeichnete Willy<br />

alle seine Werke),<br />

ein Buch<br />

im Komet<br />

Verlag Köln<br />

herausgebracht,<br />

um das Lebenswerk<br />

ihres Mannes<br />

zu würdigen und <strong>de</strong>r<br />

Nachwelt zu erhalten. Auf über<br />

200 Seiten gibt es ein Wie<strong>de</strong>r-<br />

Sommernachtsball<br />

Unterhaltungskünstler aus <strong>de</strong>m Osten trafen sich in Spreenhagen<br />

Jörg Martin. Natürlich ließen auch wir von <strong>de</strong>r<br />

jot w.d. es uns nicht nehmen, dabei zu sein und<br />

mit <strong>de</strong>m einen o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Künstler Erinnerungen<br />

aus alten Zeiten auszutauschen o<strong>de</strong>r Neuigkeiten<br />

zu erfahren. Schließlich stehen die meisten<br />

<strong>de</strong>r Künstler noch auf <strong>de</strong>r Bühne. I.D.<br />

Erinnern an die Hel<strong>de</strong>n unserer<br />

Kindheit aus Frösi, Atze und<br />

Bummi, <strong>de</strong>r NBI o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Wochenpost: das Äffchen NUK,<br />

Blaff und Biene, Otto, Rakki,<br />

Klaus und Choko, Trix und<br />

Droll und viele an<strong>de</strong>re. Auch<br />

viele seiner Karikaturen, veröffentlicht<br />

in Tageszeitungen und<br />

Illustrierten von Suhl bis Rostock,<br />

kann man sich im Buch<br />

noch einmal ansehen und bemerkt,<br />

wie aktuell doch so manche<br />

Zeichnung noch heute ist.<br />

„Bis zum Schluss hat Willy alles<br />

mit <strong>de</strong>r Hand gezeichnet<br />

und keinen Computer gebraucht“,<br />

erzählt Maria, die im<br />

gemeinsamen Haus in Kaulsdorf<br />

alles aufbewahrt hat, was<br />

ihr Mann schuf. Sie hat lange<br />

gebraucht, aus <strong>de</strong>r Fülle <strong>de</strong>r<br />

Arbeiten das auszuwählen, was<br />

nun in diesem Buch zu bewun<strong>de</strong>rn<br />

ist. Nicht nur wegen <strong>de</strong>s<br />

riesengroßen Fundus. Sicherlich<br />

auch <strong>de</strong>shalb, weil beim<br />

Sichten seines Lebenswerkes<br />

noch einmal so viele Erinnerungen<br />

an 40 gemeinsam gelebte<br />

Jahre hochkamen.<br />

Ingeborg Dittmann<br />

„Willy Moese – Karikaturen<br />

und Bildgeschichten“, Komet<br />

Verlag Köln, 14,99 Euro<br />

Abb.: Irgen<strong>de</strong>iner spinnt immer beim obligatorischen<br />

Gruppenfoto; Frauenschwarm Giso<br />

Weißbach mit Heike Valentin (li.) und Regina<br />

Thoss; unsere Autorin Inge Dittmann und unsere<br />

Kolumnistin Daggie Gelbke mit Puppendoktor<br />

Pille (re.).<br />

Fotos: Nachtmann<br />

Tipps und Termine<br />

Doppelte Realitäten<br />

Biesdorf – „Doppelte Realitäten“ eine<br />

Ausstellung mit Fotocollagen von Ekkehard<br />

Bartsch, präsentiert das Stadtteilzentrum<br />

Biesdorf, Alt-Biesdorf 15, vom<br />

4. Juli bis zum 11. September. Der Designer,<br />

Maler und Grafiker Ekkehard<br />

Bartsch zeigt eine Auswahl seiner Digital-Prints<br />

von Diapositiv-Collagen.<br />

Dargestellt sind Städte und Landschaften,<br />

auch menschliche Figuren, die alle<br />

in einem merkwürdigen Zusammenhang<br />

stehen – manchmal rätselhaft, verwirrend,<br />

auch ironisch augenzwinkernd.<br />

Diese Collagen sind ohne Zuhilfenahme<br />

eines Computers entstan<strong>de</strong>n. Hier<br />

haben sowohl <strong>de</strong>r Zufall, aber auch<br />

Geduld und Ausdauer und letztlich ein<br />

entwickelter Sinn für Form und Inhalt<br />

eine Rolle gespielt. So ist aus einer bildlichen<br />

Realität und einer zweiten etwas<br />

Neues und Einmaliges entstan<strong>de</strong>n.<br />

400. Kofferradio<br />

im Kriminaltheater<br />

Friedrichshain – Bald ist es soweit: Am<br />

2. September präsentiert Mo<strong>de</strong>rator<br />

Siegfried Siggi Trzoß ab 17 Uhr sein<br />

400. Kofferradio, diesmal als Live-Aufzeichnung<br />

aus <strong>de</strong>m Berliner Kriminaltheater,<br />

Palisa<strong>de</strong>nstraße 48. Zur Krimi-<br />

Schlager-Jubiläumsparty hat Siggi<br />

Trzoß natürlich eine große Künstlerschar<br />

eingela<strong>de</strong>n;<br />

dabei sind zum<br />

Beispiel Julia<br />

Axen, Dagmar<br />

Fre<strong>de</strong>ric (Foto:<br />

Nachtmann),<br />

Ingrid Raack,<br />

A n g e l i k a<br />

Mann, Vera<br />

Schnei<strong>de</strong>nbach,<br />

Lutz<br />

Jahoda, Gerd<br />

C h r i s t i a n ,<br />

Hans-Jürgen<br />

Beyer, Heike<br />

& Vlady, Giso<br />

Weißbach und<br />

viele weitere<br />

Überraschungsgäste. Wer beim 350.<br />

Kofferradio im vergangenen Herbst im<br />

Kulturforum Hellersdorf dabei war,<br />

wird sich gern an einen langen, doch<br />

sehr kurzweiligen und unterhaltsamen<br />

Nachmittag erinnern. Das Kulturforum<br />

war ausverkauft. Deshalb ist es ratsam,<br />

rechtzeitig Karten zu bestellen, Karten<br />

Telefon: 47 99 74 88 (www.kriminaltheater.<strong>de</strong>).<br />

Das Theater im ehemaligen<br />

Umspannwerk Ost ist u.a. mit <strong>de</strong>r U 5<br />

(bis Weberwiese) zu erreichen. I.D.<br />

Portal zur<br />

DDR-Presse<br />

Berlin – Im Rahmen eines von <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Forschungsgemeinschaft (DFG)<br />

geför<strong>de</strong>rten Projekts wur<strong>de</strong>n die drei<br />

DDR-Tageszeitungen „Neues Deutschland“,<br />

„Berliner Zeitung“ und „Neue<br />

Zeit“ (1945/46 bis 1990/1994) digitalisiert<br />

und im Volltext erschlossen. Dieses<br />

vier Jahre andauern<strong>de</strong> Projekt konnte<br />

En<strong>de</strong> Mai <strong>2013</strong> abgeschlossen wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Zeitungen wer<strong>de</strong>n innerhalb<br />

<strong>de</strong>s Zeitungsinformationssystems<br />

ZEFYS <strong>de</strong>r Staatsbibliothek zu Berlin<br />

im Portal „DDR-Presse“ frei zugänglich<br />

und unentgeltlich zur Verfügung gestellt.<br />

Info http://zefys.staatsbibliothekberlin.<strong>de</strong>/ddr-presse/

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