Mitteilungen 01-2014 - Alpenverein-Aschaffenburg.de
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Bergsteigen/ Wan<strong>de</strong>rn<br />
sogar die Bucht von Triest war in <strong>de</strong>r Ferne zu<br />
erahnen. Luis hatte seinen Traum erfüllt und<br />
bedankte sich tausendmal bei Uschi. Aber<br />
auch für alle an<strong>de</strong>ren war dieser Gipfel etwas<br />
Beson<strong>de</strong>res. Wie ein Solitär ragte er <strong>de</strong>utlich<br />
über seine umliegen<strong>de</strong>n Nachbarn hinaus.<br />
Erst nach ausgiebiger Mittagsrast und <strong>de</strong>m<br />
obligatorischen Gipfelfoto mit <strong>de</strong>m charakteristischen<br />
“Stolp” setzten wir unseren Weg<br />
auf <strong>de</strong>m langen Grat über <strong>de</strong>n Mali Triglav<br />
(2725 m) fort. Die gesamte Überschreitung<br />
bis hinab zum Triglavski Dom (2515 m) war<br />
gut mit Stahlseilen o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st Stiften<br />
gesichert (was ihr auch im Volksmund die<br />
Bezeichnung “Stachelschwein” einbrachte).<br />
Die Notwendigkeit hierfür wur<strong>de</strong> uns bewusst,<br />
als wir am nächsten Tag - es ging aufs<br />
Wochenen<strong>de</strong> zu - die Massen aus <strong>de</strong>r Entfernung<br />
betrachteten, die sich bis in die Dunkelheit<br />
einer Ameisenstraße gleich zum Gipfel<br />
hinauf bzw. hinab bewegten. Je<strong>de</strong>r Slowene,<br />
<strong>de</strong>r etwas auf sich hält, muss einmal im Leben<br />
auf <strong>de</strong>m Triglav gestan<strong>de</strong>n haben! Dass<br />
<strong>de</strong>r Abend auf <strong>de</strong>r Hütte wie<strong>de</strong>r ausgelassen<br />
wur<strong>de</strong>, versteht sich von selbst. Wie immer<br />
hatten wir wie<strong>de</strong>r viel zu lachen beim Mäxchen<br />
spielen mit Helmuts Spezialvariante.<br />
Für <strong>de</strong>n Donnerstag hatte Uschi zur Belohnung<br />
eine Erholtour eingebaut. Nach einer<br />
guten Stun<strong>de</strong> Abstieg über einen versicherten<br />
Steig erreichten wir das Stanič Haus<br />
(Dom Valentina Stanica), unser heutiges<br />
Quartier. Dort konnten wir unser Gepäck<br />
<strong>de</strong>ponieren und mit leichten Rucksäcken<br />
<strong>de</strong>n Weg zum Gipfel <strong>de</strong>s Cmir antreten. Die<br />
Hüttenwirtin, eine Seele von Mensch, gab<br />
uns noch gute Ratschläge mit auf <strong>de</strong>n Weg<br />
und erzählte uns, dass uns am Gipfelbereich<br />
eine wun<strong>de</strong>rschöne E<strong>de</strong>lweißwiese erwarten<br />
wür<strong>de</strong>. Außer<strong>de</strong>m gäbe es eine Steinbockfamilie,<br />
die wir mit etwas Glück ent<strong>de</strong>cken<br />
könnten.<br />
Mit Hilfe unserer Klettersteigausrüstung<br />
meisterten wir <strong>de</strong>n abwechslungsreichen<br />
Anstieg und bewun<strong>de</strong>rten immer wie<strong>de</strong>r die<br />
gigantische Wolkenstimmung. Wie<strong>de</strong>r waren<br />
wir noch etwas darüber. Die Beschreibung<br />
<strong>de</strong>r E<strong>de</strong>lweißwiese erwies sich nicht als übertrieben,<br />
noch nie habe ich so viele E<strong>de</strong>lweiße<br />
auf einmal gesehen. Lei<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong>n wir dann<br />
kurz vor <strong>de</strong>m Gipfel zum Aufgeben gezwungen,<br />
da ein kleinerer Erdrutsch <strong>de</strong>n Weg verschüttet<br />
hatte und auf <strong>de</strong>m lockeren Bruch<br />
kein sicherer Abstieg möglich gewesen wäre.<br />
Wir nahmen es gelassen. Uschi hatte recht<br />
mit dieser Entscheidung und <strong>de</strong>n schönsten<br />
Teil <strong>de</strong>s Weges hatten wir ja erlebt.<br />
Den späteren Nachmittag genossen wir in<br />
<strong>de</strong>r warmen Sonne vor <strong>de</strong>r Hütte. Nur Gerhard<br />
und Luis machten noch einen ausge<strong>de</strong>hnten<br />
Ausflug auf die umliegen<strong>de</strong>n Hügel.<br />
Am Rückweg sahen wir Luis schon von weitem<br />
auf uns zulaufen und atemlos erzählte er,<br />
dass er die Steinbockfamilie ent<strong>de</strong>ckt hätte<br />
und beim Spielen und Kämpfen beobachten<br />
konnte. Was für ein toller Tagesabschluss. Die<br />
Wolken<strong>de</strong>cke unter uns war jetzt am Abend<br />
ganz geschlossen, im Abendrot <strong>de</strong>s Sonnenuntergangs<br />
eine großartige Stimmung! Und<br />
erst <strong>de</strong>r unsagbar klare Sternenhimmel, <strong>de</strong>n<br />
man nachts auf <strong>de</strong>m Weg zum diskret abseits<br />
gelegenen “Häuschen” bewun<strong>de</strong>rn konnte!<br />
Beim Abstieg ins Tal am nächsten Morgen<br />
mussten wir zwangsläufig in die von oben<br />
so herrliche Wolken<strong>de</strong>cke eintauchen. Der<br />
abenteuerliche und spannen<strong>de</strong> Pragweg<br />
mit allerhand Kletterpassagen beanspruchte<br />
jedoch voll unsere Aufmerksamkeit, so dass<br />
wir kaum merkten, wie schnell wir durch waren<br />
und unter <strong>de</strong>n Wolken wie<strong>de</strong>r herauskamen.<br />
Es war ein langer Abstieg von 1450 Höhenmetern<br />
aber bald konnten wir schon unser<br />
Ziel, <strong>de</strong>n Aljažev-Dom unten im Vratatal<br />
erspähen. Fast zeitgleich mit uns erreichten<br />
auch Jutta und Beate wie<strong>de</strong>r die Hütte. Wir<br />
hatten uns beim Kaffee auf <strong>de</strong>r Terrasse viel<br />
zu erzählen, bis auf einmal irgen<strong>de</strong>iner <strong>de</strong>n<br />
Blick hob: “Schaut doch bloß mal nach oben!”<br />
Die Wolken waren aufgerissen und <strong>de</strong>r Blick<br />
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