Sicher und gesund: - IHK Fulda

Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit
Arbeitsschutz hat wieder Konjunktur
Immer mehr Unternehmen wollen ihre Mitarbeiter lange halten
Wenn ein Mitarbeiter ausfällt,
wird er einfach durch einen anderen
ersetzt: Dieser Ansatz ist in
vielen Fällen nicht nur moralisch
höchst verwerflich, sondern vor
dem Hintergrund des demografischen
Wandels auch ökonomisch
ein Holzweg. WRF unterhielt sich
mit Dr. Klippert, Arbeitsschutzexperte
am Fachgebiet für Arbeitsund
Organisationspsychologie
(A&O) an der Universität Kassel,
über den Zusammenhang von
Demografie und Arbeitsschutz.
Dr. Jürgen Klippert
Herr Dr. Klippert, welches Ansehen
genießt der Arbeitsschutz?
Nach wie vor halten viele Menschen
den Arbeitsschutz eher für
ein lästiges Übel. Eine unserer Aufgaben ist es
daher, die Sinnhaftigkeit von Arbeitsschutzmaßnahmen
zu verdeutlichen. Doch immer
mehr Unternehmen erkennen auch, dass sie
den Arbeitsschutz brauchen, um den demografischen
Wandel zu bewältigen, denn beide
Themen hängen eng zusammen.
Wenn ich meine Studenten frage, wo sie später
arbeiten möchten, nennen sie in der Regel
drei bis vier große Firmen. Erst wenn sie dort
keine Stelle bekommen, ziehen sie mittelständische
Betriebe in die engere Wahl. Die Konsequenz
für KMU: Sie müssen sich intensiv
um die Mitarbeiter kümmern, die seit vielen
Jahren bei ihnen arbeiten, damit sie lange gesund
und leistungsfähig bleiben.
Was macht Ihr Institut?
Die meisten Unternehmen kommen im Rahmen
von Prozessveränderungen auf uns zu,
die eng mit Ergonomie zusammenhängen.
Neben den körperlichen rücken aber auch die
psychischen Auswirkungen von Arbeit immer
stärker in den Fokus unserer Arbeit. Unser
Spektrum reicht von kurzfristigen Aufträgen
bis zur mehrjährigen Begleitung von Prozessen.
Wir machen Bestandsaufnahmen, stellen
die Risikosituation dar, erarbeiten Präventionsmaßnahmen
und werden auch als Gutachter
eingeladen.
Arbeitsschutz hat wieder Konjunktur. Unsere
Dienstleistungen werden heute viel stärker
nachgefragt als noch vor zehn Jahren. Inzwischen
verzichten wir auf aktive Werbung.
Was passiert, wenn der Arbeitsschutz vernachlässigt
wird?
Einer unserer Kunden, ein hoch innovativer
Betrieb in der Solarindustrie, hat zum Beispiel
kreative, engagierte Mitarbeiter, die einfach zu
viel arbeiten. Diese Leistungsträger, die das
Unternehmen nach vorne bringen wollen,
muss man vor sich selbst schützen. Sie haben
A&O in Kassel
Das Fachgebiet für Arbeits- und Organisationspsychologie
(A&O) an der Universität
Kassel beschäftigt sich mit der Analyse
und Gestaltung von Arbeitsbedingungen,
Arbeitsorganisationen und ihren spezifischen
Auswirkungen auf die Organisation
und ihre Mitglieder. Technikübergreifende,
interdisziplinäre Schwerpunktthemen
spielen eine maßgebliche Rolle. Für die
Gesundheit, Sicherheit und Effizienz von
Organisationen werden praxistaugliche und
wissenschaftlich fundierte Methoden und
Verfahren entwickelt.
A & O arbeitet mit hochkarätigen Industriebetrieben
und öffentlichen Mittelgebern an
folgenden Themen:
robuste Systemgestaltung, kognitive
Modellbildung und Simulation komplexer,
interagierender Systeme
effiziente und sichere Gestaltung von Arbeitssystemen,
Arbeitsmitteln und
Arbeitsbedingungen
ergonomische Produkt- und Produktionsgestaltung,
menschliche Zuverlässigkeit
Arbeitsorganisation, Wissensverarbeitung,
Kompetenz sowie Qualifizierung und
Verhaltensmodifikation
Analyse der Auswirkungen von technologischen,
organisatorischen und regulativen
Veränderungen
Aus- und Weiterbildungsprogramme
im Rahmen der Personalentwicklung
in Organisationen
Sicherheitsmanagement, sicherheitstechnische
Systembewertung, Ereignisbeziehungsweise
Unfallanalyse
Psychologische und organisatorische
Aspekte der Wirksamkeit von Managementsystemen
und regulativen Systemen
Auswirkungen gesellschaftlicher Entwicklungen,
demografischer Wandel und
altersgerechte Gestaltung von Produkten
und Prozessen
kulturelle Aspekte der Arbeitsorganisation
und Transfer von Erkenntnissen auf Entwicklungsländer
www.e-a-o.eu
22 Wirtschaft Region Fulda 05/2013