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Ein Erfahrungsbericht - International Office - Universität Bayreuth

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man aber nichts generalisieren. Von einer chinesischen Dozentin weiß ich, dass sie<br />

sehr erfolgreich auch deutsche Methoden im Unterricht einsetzt und wiederum hat mir<br />

ein anderer Dozent berichtet, dass solche Methoden in seiner Klasse nicht akzeptiert<br />

wurden. Er ließ beispielsweise die Studenten grammatische Regeln für die<br />

Pluralbildung selbst ableiten, damit die Studenten sich diese Regeln leichter einprägen<br />

können, denn man kann davon ausgehen, dass das was man selbst erarbeitet setzt<br />

sich auch besser und langfristiger fest. Für die Studenten war diese Methode aber zu<br />

ungewohnt und ihrer Voreinstellung nach war es ganz klar die Aufgabe des Lehrers die<br />

Regeln zu erklären.<br />

Meinen ersten Unterricht konnte ich bei Frau Chen im Jahrgang 2002 durchführen.<br />

Thema war laut Lehrbuch „Die politische Ordnung der BRD“. Als <strong>Ein</strong>stieg zum Thema<br />

diskutierte ich mit den Studenten über zwei Gedichte aus dem Bereich der Konkreten<br />

Poesie zu Thema Ordnung und wozu eigentlich eine gesellschaftliche Ordnung<br />

notwendig sei. Anschließend gab ich einen Input und erläuterte die ersten 10 Artikel des<br />

Grundgesetzes. Darauf folgte ein Text zur Entstehung der Verfassung der BRD.<br />

Interessant an dieser Unterrichtseinheit war, dass wir auf das Thema Sozialpolitik zu<br />

sprechen kamen und die Vor – und Nachteile der Arbeitslosenhilfe diskutierten. Da ich<br />

merkte, dass die Studenten reges Interesse an dieser Thematik zeigten, entschloss ich<br />

mich entgegen meiner Unterrichtsplanung eine Art Rollenspiel durchzuführen. Dazu<br />

teilte ich die Klasse in zwei Gruppen ein und ließ pro und Kontra Argumente sammeln.<br />

Anschließend versetzte ich die Studenten in die Lage von Parlamentariern des<br />

deutschen Bundestages ließ der Diskussion quasi freien Lauf. Und tatsächlich wurden<br />

viele Argumente über das Für und Wider ausgetauscht. Bemerkenswert fand ich, dass<br />

die Studenten zum Schluss der Diskussion sich gegenseitig „Gesicht gaben“, indem sie<br />

betonten, dass verschieden Argumente in der Debatte ihrer Berechtigung hätten. Die<br />

Aggressivität, wie man sie manchmal in deutschen Debatten findet war hier nicht zu<br />

finden und fand ich persönlich als angenehm.<br />

In meinen weiteren Unterrichtsstunden habe ich dann weiterhin darauf geachtet, dass<br />

ich den Studenten zum Schluss der Stunde erklärte, warum ich eine bestimmte Didaktik<br />

angewendet habe.<br />

Dass meine Didaktik nicht immer auf ungeteilte Zustimmung traf, erklärt sich von selbst.<br />

Aber in einer interkulturellen Unterrichtskommunikation muss auch nicht immer ein<br />

harmonisches <strong>Ein</strong>verständnis erzeugt werden. Beide Seiten befinden sich manchmal in<br />

einer schwebenden Situation. Was das heißen kann, will ich an einem anderen<br />

Unterrichtsentwurf erläutern: Es ging um einen literarischen Text von Franz Kafka: „Vor<br />

dem Gesetzt“, ein Text mit so genannten Leerstellen, die offen für eine kulturspezifische

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