7.3.9: 2-Formylthiophen
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7. Substitutionen an Aromaten und Heterocyclen www.ioc-praktikum.de<br />
<strong>7.3.9</strong> Formylierung von Thiophen zu 2-<strong>Formylthiophen</strong> (9) (Vilsmeier-Reaktion)<br />
S<br />
C 6<br />
H 5<br />
CH 3<br />
N<br />
CHO<br />
POCl 3<br />
30-35 °C<br />
S<br />
CHO<br />
+<br />
C 8<br />
H 9<br />
NO<br />
9<br />
C 4<br />
H 4<br />
S<br />
(84.1)<br />
(135.2)<br />
POCl 3<br />
(153.3)<br />
C 5<br />
H 4<br />
OS<br />
(112.1)<br />
Arbeitsmethoden: Arbeiten unter Feuchtigkeitsausschluss, Destillation<br />
Chemikalien<br />
Thiophen<br />
N-Methylformanilid<br />
Phosphoroxychlorid<br />
Cyclohexan<br />
Sdp. 84 °C, d = 1.06 g/ml, Dampfdruck bei 20 °C: 80 hPa.<br />
Sdp. 127–131 °C/21 hPa, d = 1.10 g/ml.<br />
Sdp. 105–110 °C, d = 1.68 g/ml. Sehr giftig, verursacht schwere Verätzungen.<br />
Sofort mit viel Wasser abspülen.<br />
Sdp. 80 °C, d = 0.78 g/ml, Dampfdruck bei 20 °C: 104 hPa.<br />
Durchführung<br />
Vor Beginn Betriebsanweisung erstellen.<br />
Im Abzug legt man in einem 250-ml-Dreihalskolben mit Innenthermometer<br />
und Tropftrichter unter Feuchtigkeitsausschluss<br />
275 mmol (37.2 g, 33.8 ml) frisch destilliertes N-Methylformanilid<br />
und 275 mmol (42.2 g, 25 ml) frisch destilliertes Phosphoroxychlorid<br />
vor. Die Mischung erwärmt sich auf etwa 40 °C und verfärbt<br />
sich orange. Nach 30 min tropft man bei 30–35 °C 0.30 mol (25.2 g,<br />
23.8 ml) destilliertes Thiophen unter Rühren so rasch zu, dass die<br />
Temperatur bei 30–35 °C gehalten wird. Anschließend wird noch 2<br />
h gerührt, wobei die Reaktionstemperatur bis auf 40 °C ansteigen<br />
kann; in den nächsten 2 h sinkt sie wieder auf Raumtemperatur. Die<br />
Reaktionsmischung wird über Nacht bei Raumtemperatur aufbewahrt.<br />
Isolierung und Reinigung<br />
Man gießt das Reaktionsgemisch auf 100 g fein zerstoßenes Eis und<br />
80 g Wasser und schüttelt mit 100 ml Cyclohexan aus. Nach<br />
Abtrennung der organischen Phase wird die wässrige Phase<br />
nochmals mit 50 ml Cyclohexan extrahiert (→ E 1 ). Die vereinigten<br />
organischen Phasen werden einmal mit 50 ml 2 M Salzsäure<br />
gewaschen, dann zweimal mit je 50 ml gesättigter Natriumhydrogencarbonat-Lösung<br />
(Vorsicht, Gasentwicklung!) und mit<br />
50 ml Wasser gewaschen (→ E 1 ), anschließend wird über Natriumsulfat<br />
getrocknet. Das Trockenmittel wird auf einem Büchnertrichter<br />
abgesaugt (→ E 2 ), vom Filtrat wird das Lösungsmittel am Rotationsverdampfer<br />
abdestilliert (→ E 3 ). Das Reaktionsprodukt 9 wird<br />
bei vermindertem Druck in einer Destillationsapparatur mit Spinne<br />
und tarierten Vorlagekölbchen fraktionierend destilliert (→ E 4 ).<br />
Versuch <strong>7.3.9</strong>, Rev. 1.0 1
7. Substitutionen an Aromaten und Heterocyclen www.ioc-praktikum.de<br />
Hinweise zur Entsorgung (E)<br />
Man führe ein genaues Destillationsprotokoll und bestimme Menge<br />
und Brechungsindizes der erhaltenen Fraktionen, die bei gleichem<br />
Brechungsindex vereinigt werden. Man bestimme die Ausbeute des<br />
Reinprodukts. Ausbeute an 9: 60–70%, Sdp. 75–80 °C / 20 hPa, n<br />
= 1.5890.<br />
E 1 : Wässrige Phase nach Neutralisation → Entsorgung (H 2 O mit RHal/Halogenid).<br />
E 2 : Kontaminiertes Trockenmittel → Entsorgung (Anorg. Feststoffe).<br />
E 3 : Abdestilliertes Lösungsmittel → Entsorgung (RH).<br />
E 4 : Destillationsrückstand und verunreinigte Fraktionen in wenig Aceton aufnehmen → Entsorgung (RH).<br />
Auswertung des Versuchs<br />
1 H-NMR-Spektrum von 9 (300 MHz, CDCl 3 ): δ = 7.18 (1 H), 7.71–7.78 (2 H), 9.91 (1 H).<br />
20<br />
D<br />
LM<br />
8.0<br />
7.5 7.0<br />
11.0 10.0 9.0 8.0 7.0 6.0 5.0 4.0 3.0 2.0 1.0 [ppm] 0.0<br />
13 C-NMR Spektrum von 9 (75.5 MHz, CDCl 3 ): δ = 128.40 (CH), 135.20 (CH), 136.49 (CH), 144.00 (C),<br />
183.09 (C).<br />
LM<br />
200<br />
180<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100 80 60 40 20 [ppm] 0<br />
IR-Spektrum von 9 (Film):<br />
100<br />
T [%]<br />
3090<br />
2790<br />
2835<br />
50<br />
1520<br />
1420<br />
1675<br />
0<br />
4000 3000 2000 1500 1000 ν ~ [cm -1 ]<br />
Versuch <strong>7.3.9</strong>, Rev. 1.0 2
7. Substitutionen an Aromaten und Heterocyclen www.ioc-praktikum.de<br />
* Formulieren Sie den zu 9 führenden Reaktionsmechanismus.<br />
* Formulieren Sie das aus N-Methylformanilid und Phosphoroxychlorid entstehende elektrophile Reagens<br />
Weitere denkbare Reaktionsprodukte:<br />
S<br />
Ph<br />
N CH3<br />
O<br />
O<br />
P<br />
HO OH<br />
S<br />
Ph<br />
N<br />
OH<br />
CH3<br />
S<br />
CHO<br />
OHC<br />
S<br />
CHO<br />
S<br />
CHO<br />
CHO<br />
A B C<br />
D E<br />
* Mit welchen spektroskopischen Daten und einfachen Versuchen lassen sich A–E ausschließen?<br />
* Diskutieren Sie die denkbaren Reaktionsmechanismen, Zusammenhang zwischen A und B?<br />
Literatur, allgemeine Anwendbarkeit der Methode<br />
Die Formylierung elektronenreicher Aromaten (z.B. N,N-Dimethylanilin, Anthracen u.a.) sowie elektronenreicher<br />
aromatischer Heterocyclen (z.B. Pyrrol, Indol, Furan u.a.) lässt sich mit N-Methylformanilid/ Phosphoroxychlorid<br />
oder N,N-Dimethylformamid/ Phosphoroxychlorid (oder auch anderen Säurechloriden, z.B. Thionylchlorid,<br />
Phosgen, Oxalylchlorid) durchführen und ist als Vilsmeier-Reaktion bekannt.<br />
Versuch <strong>7.3.9</strong>, Rev. 1.0 3