Inklusion - Josefs-Gesellschaft gGmbH
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Katholischer Träger von Krankenhäusern,<br />
Altenheimen und Einrichtungen<br />
zur Rehabilitation von Menschen mit Behinderungen<br />
Dezember | 2011<br />
publik<br />
Ein Infomagazin der JG-Gruppe<br />
Benediktushof bekommt<br />
Teilhabepreis der Caritas<br />
Integrationsfirmen auf<br />
Wachstumskurs<br />
<strong>Inklusion</strong><br />
Selbstverständlich mitten drin<br />
„Eine Schule für alle“ im<br />
Kardinal-von-Galen-Haus
Aus dem Inhalt<br />
Aus dem Inhalt 2<br />
Auf ein Wort<br />
Ja zur <strong>Inklusion</strong> – wenn sie der bestmöglichen Förderung dient .......................... 3<br />
Zum Thema<br />
„Begegnungen für Jugendliche“<br />
<strong>Inklusion</strong> konkret: Benediktushof bekommt Teilhabepreis der Caritas ........................ 4<br />
„Gemeinsame Interessen im Vordergrund“<br />
Diplom-Sozialarbeiter Christoph Hartkamp über „Begegnungen für Jugendliche“ .............. 4<br />
„Kein Vorzeige-Azubi, sondern Vorreiter“<br />
Das Nell-Breuning-Berufskolleg hat einen Kooperationsvertrag mit dem Bundesinstitut<br />
für Berufsbildung abgeschlossen................................................... 5<br />
Sprungbrett ins Berufsleben<br />
Unterstützte Beschäftigung bietet neue Chancen zur beruflichen <strong>Inklusion</strong>.................... 7<br />
„Freiheit pur!“<br />
Bernd Günther hat den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt<br />
– mit viel Mut und Durchsetzungskraft ............................................... 8<br />
Eine Schule für alle<br />
Ab dem Sommer 2012 werden in einer Schulklasse des Kardinal-von-Galen-Hauses<br />
Schüler mit und ohne Behinderung gemeinsam unterrichtet............................... 9<br />
Gemeinsam auf Wachstumskurs<br />
Integrationsfirmen bieten Menschen mit und ohne Behinderung<br />
sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze – mit Erfolg................................... 10<br />
Menschen und Meinungen<br />
Mission Misrata<br />
Dr. med. Yousef Adam, angehender Facharzt im Eduardus-Krankenhaus,<br />
setzt sich ehrenamtlich in Libyen ein................................................. 12<br />
Aus den Einrichtungen<br />
„Mit Leidenschaft klappt’s am besten!“<br />
Zum WDR5-Vorlesetag war der Schauspieler Dominik Freiberger<br />
im Nell-Breuning-Berufskolleg zu Gast............................................... 13<br />
Benediktushof als „Ökoprofit“-Betrieb ausgezeichnet<br />
Umweltschutz im Alltag – Mitarbeiter und Bewohner sparen jährlich 18 000 Euro............... 13<br />
Gummibärchenfischen fürs Fingerspitzengefühl<br />
Der dritte Deutzer Patiententag im Eduardus-Krankenhaus war ein voller Erfolg................ 14<br />
Herausgeber: JG-Gruppe · Custodisstraße 19–21 · 50679 Köln<br />
Telefon 0221 88998-0 · presse@josefs-gesellschaft.de · www.jg-gruppe.de<br />
Verantwortlich: Dr. Theodor-Michael Lucas<br />
Redaktion: Nina Louis<br />
Mitarbeiter und Fotos: Mario Polzer, Sylvia Wirges, Helmut Klöckner,<br />
Marit Konert, Susanne Walter, Pedro Citoler, Susanne Sperling, Nina Louis<br />
Grafik und Design: Dieses Magazin wird für Sie gedruckt und gestaltet von<br />
Menschen mit Behinderungen im Berufsbildungswerk <strong>Josefs</strong>heim Bigge, Olsberg<br />
Auflage: 4.700 Stück<br />
Spendenkonto<br />
10 68 400<br />
Bank für Sozialwirtschaft Köln<br />
BLZ 370 205 00
Auf ein Wort<br />
3 Auf ein Wort<br />
Ja zur <strong>Inklusion</strong> – wenn sie<br />
der bestmöglichen Förderung dient<br />
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,<br />
an die Stelle des Begriffes „Integration“ ist im<br />
Zuge der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention<br />
der Begriff „<strong>Inklusion</strong>“ getreten. Der<br />
Begriff stammt vom lateinischen Verb „includere“,<br />
übersetzt „einschließen“. Das klingt zunächst befremdlich.<br />
Wer möchte schon jemanden einschließen,<br />
oder gar eingeschlossen werden? Übersetzt<br />
und interpretiert man den Begriff jedoch ein wenig<br />
freier, dann bedeutet er eine Weiterentwicklung.<br />
„Integration“ wird in der Fachsprache mit „Eingliederung“<br />
übersetzt. „<strong>Inklusion</strong>“ dagegen setzt voraus,<br />
dass eine Eingliederung gar nicht stattfinden<br />
muss, weil es niemanden gibt, der außen steht.<br />
Daraus ergibt sich der Kernunterschied zwischen<br />
„<strong>Inklusion</strong>“ und „Integration“: Er besteht in der<br />
Rolle, die Menschen mit Behinderung in der Gesamtgesellschaft<br />
einnehmen. „Integration“ bedeutet:<br />
„Wir, die Menschen ohne Behinderung,<br />
heißen euch willkommen und lassen euch an allen<br />
Aspekten, Facetten und Möglichkeiten unserer<br />
<strong>Gesellschaft</strong> teilhaben.“ Der Begriff „<strong>Inklusion</strong>“<br />
aber meint: Menschen mit Behinderung haben<br />
nicht teil an der <strong>Gesellschaft</strong>, sondern sind Teil der<br />
<strong>Gesellschaft</strong>. Zwischen den Lebenswelten von<br />
Menschen mit und ohne Behinderung gibt es keine<br />
Schnittmenge mehr, sondern beide Gruppen<br />
leben als Individuen in ein und demselben Kreis.<br />
Sie alle beziehen sich gegenseitig in ihr direktes<br />
Umfeld und ihre Perspektiven ein, auf ganz natürliche<br />
und selbstverständliche Weise – das ist<br />
ein Ziel, das auch wir in der <strong>Josefs</strong>-<strong>Gesellschaft</strong><br />
anstreben und unterstützen.<br />
Doch auch beim Thema „<strong>Inklusion</strong>“ muss für uns<br />
weiterhin der Mensch im Mittelpunkt stehen. Der<br />
Mensch mit Behinderung, der unsere Angebote<br />
nutzt, ist für uns das Maß aller Dinge, und das<br />
bedeutet: Unser Ziel ist seine bestmögliche Förderung<br />
– in genau dem Umfang und auf die Art<br />
und Weise, wie sie zu seiner persönlichen Weiterentwicklung<br />
und Lebensqualität beiträgt. „<strong>Inklusion</strong>“<br />
ist ein Mittel, um dieses Ziel zu erreichen,<br />
und nicht umgekehrt. Es gilt, immer wieder den<br />
Menschen selbst zu fragen, wie seine Vorstellung<br />
von Lebensqualität eigentlich aussieht und was er<br />
braucht, um seine persönlichen und beruflichen<br />
Ziele verwirklichen zu können.<br />
Ein gutes Beispiel dafür ist die Frage, ob ein ambulantes<br />
Wohnangebot oder eine Spezialeinrichtung<br />
geeigneter ist. Viele Menschen mit Behinderung<br />
können sich in einer eigenen Wohnung<br />
optimal entfalten, fühlen sich dort respektiert und<br />
selbstständig. Andere wiederum benötigen den<br />
geschützten Raum, die intensive Betreuung und<br />
die besondere Förderung, die nur eine Spezialeinrichtung<br />
ihnen bieten kann. Dies gilt auch für die<br />
Schulen: Während sich viele Menschen mit Behinderung<br />
in einer Regelschule bestens entwickeln,<br />
sind andere auf die besondere Unterstützung in<br />
den kleinen Klassen der Förderschulen angewiesen.<br />
Umgekehrt können auch Schüler ohne Behinderung<br />
von den Vorteilen einer Förderschule<br />
profitieren. Dies geschieht bereits in einigen Schulen<br />
der <strong>Josefs</strong>-<strong>Gesellschaft</strong>, die auch nicht behinderten<br />
Schülern offen stehen.<br />
<strong>Inklusion</strong> ist uns ein wichtiges Anliegen und wird<br />
in allen Einrichtungen der <strong>Josefs</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> intensiv<br />
umgesetzt und gelebt. Einige Beispiele –<br />
von der „Schule für alle“ bis hin zu erfolgreichen<br />
Projekten zur Vermittlung in den allgemeinen Arbeitsmarkt<br />
– stellen wir Ihnen in der vorliegenden<br />
Ausgabe der JG-Publik vor.<br />
Ich wünsche Ihnen ein frohes, gesegnetes Weihnachtsfest.<br />
Dr. Theodor-Michael Lucas<br />
Vorstand der <strong>Josefs</strong>-<strong>Gesellschaft</strong>
Zum Thema<br />
Zum Thema 4<br />
Begegnungen für Jugendliche<br />
<strong>Inklusion</strong> konkret: Benediktushof bekommt<br />
Teilhabepreis der Caritas<br />
Mit dem Teilhabepreis 2011 „<strong>Inklusion</strong> konkret“<br />
der Caritas GemeinschaftsStiftung im Bistum<br />
Münster ist der Benediktushof Maria Veen ausgezeichnet<br />
worden. Als einer von insgesamt sechs<br />
Preisträgern nahm Christoph Hartkamp, Leiter<br />
des Bereichs Kinder- und Jugendwohnen, die<br />
Urkunde und den mit 2.000 Euro dotierten Preis<br />
entgegen.<br />
Ausgezeichnet wurde der Benediktushof für das<br />
Kooperationsprojekt „Offene Kinder- und Jugendarbeit<br />
in Reken für alle! Inklusive Angebote für Kinder<br />
und Jugendliche in vernetzter Trägerschaft“.<br />
Der Hintergrund: Zusammen mit anderen Häusern<br />
der Jugendhilfe in Reken und mit dem Kreisjugendamt<br />
Borken hat der Benediktushof in den<br />
vergangenen Jahren verschiedene Begegnungsmöglichkeiten<br />
für Kinder und Jugendliche mit und<br />
ohne Behinderung geschaffen. Ob Karnevalsfeier,<br />
Playstation-Turnier, integrativer Ferienspaß, Stadtrallye<br />
oder Nachmittage zum Thema „Eine Welt“<br />
– regelmäßig organisiert das „Sozialraumteam<br />
Reken“ gemeinsame Aktivitäten. „Die Jugend-<br />
lichen<br />
lernen sich in ihrer<br />
Freizeit kennen, entwickeln gemeinsame Interessen<br />
und gehen immer selbstverständlicher<br />
miteinander um“, freut sich Hartkamp über diese<br />
positive Entwicklung. Der Teilhabepreis 2011 sei<br />
den gemeinsamen Anstrengungen des gesamten<br />
Sozialraumteams zu verdanken, betont er.<br />
Für die Zukunft ist man sich einig: „Wir möchten<br />
diesen Weg, Begegnungsräume zu schaffen, gemeinsam<br />
mit unseren Partnern weiter gehen und<br />
ihn ausbauen“, so Hartkamp, „das ist ein wichtiger<br />
Aspekt von <strong>Inklusion</strong>“.<br />
Marit Konert<br />
„Gemeinsame Interessen im Vordergrund“<br />
Diplom-Sozialarbeiter Christoph Hartkamp und seine Kollegen vom „Sozialraum-Team“ Benediktushof<br />
Maria Veen entwickeln immer wieder neue Ideen, um Begegnungen zwischen<br />
Kindern und Jugendlichen mit und ohne Behinderung zu ermöglichen.<br />
Christoph Hartkamp<br />
Herr Hartkamp, was ist ein Sozialraum? Welche<br />
Begegnungen finden dort statt, und worin besteht<br />
der Unterschied zur ganz gewöhnlichen Kommunikation<br />
oder Begegnung „auf der Straße“?<br />
Der Sozialraum ist die Welt, in der Menschen zu<br />
Hause sind. Es ist die Welt, in der sie arbeiten,<br />
Freundschaften, Gemeinde- und Vereinsleben<br />
pflegen, Lokalpolitik machen usw. Im Sozialraum<br />
findet Begegnung statt – natürlich auch „auf der<br />
Straße“. Unsere Leitvorstellung vom „inklusiven<br />
Gemeinwesen“ zielt darauf, dass möglichst alle<br />
Menschen mit ihren Eigenheiten – auch Menschen<br />
mit Behinderungen – hier einen Platz finden.<br />
Das bedarf meist gezielten Einsatzes.<br />
Zum Team gehören Mitarbeiter von Kreisjugendamt,<br />
Gemeinde Reken, Benediktushof Maria Veen<br />
sowie Einrichtungen der offenen Jugendarbeit.<br />
Was ist das Besondere an Ihren inklusiven Angeboten<br />
für Kinder und Jugendliche, und wie ist die<br />
Resonanz der Kids?<br />
Wir schaffen Angebote, die alle interessieren. Das<br />
Merkmal „behindert oder nicht“ ist nachrangig.<br />
Wo gemeinsame Interessen im Vordergrund ste-
Zum Thema<br />
5 Zum Thema<br />
hen, ergeben sich Begegnungsräume. Die Kinder<br />
und Jugendlichen finden das gut!<br />
Noch eine Anmerkung: Die Struktur des Sozialraumteams<br />
ist eine Eigenheit des Kreises Borken,<br />
um die Jugendarbeit und Jugendhilfe auf kommunaler<br />
Ebene zu koordinieren. Ich bin dankbar dafür,<br />
dass die KollegInnen im Sozialraumteam die<br />
Vorstellung einer „Kinder- und Jugendarbeit für<br />
alle“ mittragen.<br />
Zukünftig wollen Sie die Kooperation fortführen<br />
und ausbauen, um weitere Begegnungsräume<br />
für Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderung<br />
zu schaffen. Welche konkreten Ideen gibt<br />
es?<br />
Im Bereich der Kinder und Jugendlichen möchten<br />
wir Kooperationen mit Pfarrgemeinde und Vereinen<br />
erweitern – z. B. dem Alpenverein (Klettern)<br />
oder der Pfarrjugend. Ich wünsche mir, dass wir<br />
das Konzept des inklusiven Gemeinwesens als<br />
eine Art Paradigma auch für das Miteinander von<br />
erwachsenen Menschen nutzen.<br />
Woran liegt es, dass das Miteinander von Kindern<br />
und Jugendlichen mit und ohne Behinderung immer<br />
noch eher die Ausnahme als die Regel ist?<br />
Welche Ängste und Vorbehalte gibt es da auf beiden<br />
Seiten, und wie lassen diese sich Ihrer Meinung<br />
nach am besten auflösen?<br />
Das liegt aus meiner Sicht zunächst daran, dass<br />
Kindern und Jugendlichen von Erwachsenen häufig<br />
nichts anderes vorgelebt wird. Ängste, Vorbehalte,<br />
Fremdheit und Unsicherheit spielen eine<br />
Rolle. Möglicherweise auch die Angst vor der Begegnung<br />
mit einem Leben, das nach verbreiteten<br />
bürgerlichen Maßstäben „imperfekt“ erscheint<br />
und nicht zu Leitvorstellungen von Erfolg, Gesundheit,<br />
Jugend etc. passen mag. Gerade diese<br />
Leitbilder machen es oft so schwer, eigene Unvollkommenheiten<br />
als zu sich gehörig anzunehmen.<br />
Patentrezepte, um das aufzulösen, gibt es nicht.<br />
Einer der besten Wege, die ich kenne, liegt darin,<br />
dem Fremden mit Interesse und Wohlwollen zu<br />
begegnen. Vielleicht merkt man dann, dass das<br />
Fremde, Unvertraute nicht nur Angst macht, sondern<br />
dass es auch bereichert.<br />
Das Gespräch führte Marit Konert<br />
„Kein Vorzeige-Azubi, sondern Vorreiter“<br />
Das Nell-Breuning-Berufskolleg hat einen Kooperationsvertrag mit dem Bundesinstitut für<br />
Berufsbildung abgeschlossen. Ziel ist es, die beruflichen Chancen von Menschen mit Behinderung<br />
zu verbessern.<br />
Den passenden Beruf finden und dann auch<br />
noch einen Ausbildungsplatz bekommen – für<br />
zahlreiche Schulabgänger ist das eine große Herausforderung.<br />
Menschen mit Körperbehinderung<br />
haben es dabei besonders schwer: Obwohl sie<br />
für die meisten Berufe genauso geeignet sind wie<br />
ihre Altersgenossen, haben sie oft mit Vorurteilen<br />
zu kämpfen und erhalten bei der Job- und Ausbildungssuche<br />
eine Absage nach der anderen.<br />
So ging es lange Zeit auch Hajo Slawski, der auf<br />
den Rollstuhl angewiesen ist. Erfolgreich hatte<br />
er im Nell-Breuning Berufskolleg, einer Schule<br />
für Menschen mit Körperbehinderung im Haus<br />
Rheinfrieden in Rhöndorf, seinen Handelsschulabschluss<br />
absolviert.<br />
Dann schrieb er 200 Bewerbungen – vergeblich.<br />
„Das war wirklich frustrierend“, erinnert er sich.<br />
„Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben.“<br />
Doch dann ging es für ihn bergauf: Durch Richard<br />
Esser, Sozialarbeiter und „Ausbildungslotse“ in<br />
Haus Rheinfrieden, erfuhr er von der engen Kooperation<br />
des Hauses Rheinfrieden mit dem Bundesinstitut<br />
für Berufsbildung (BIBB) in Bonn, die<br />
bereits seit dem Jahr 2005 besteht.<br />
Das BIBB fungiert als Kompetenzzentrum zur<br />
Erforschung und Weiterentwicklung der beruflichen<br />
Aus- und Weiterbildung in Deutschland. Es<br />
identifiziert Zukunftsaufgaben der Berufsbildung,<br />
fördert Innovationen in der nationalen wie internationalen<br />
Berufsbildung und entwickelt neue, praxisorientierte<br />
Lösungsvorschläge für die berufliche<br />
Aus- und Weiterbildung.<br />
Ein Fachausschuss beschäftigt sich speziell mit<br />
der Verbesserung der beruflichen Chancen von<br />
Menschen mit Behinderung.<br />
Im Rahmen der Zusammenarbeit mit dem Haus<br />
Rheinfrieden berät das BIBB zum Thema Berufliche<br />
Bildung, vermittelt Praktika und Ausbildungsplätze<br />
und bietet auch selbst immer wieder<br />
Stellen im eigenen Hause an. Hajo Slawski bewarb<br />
sich beim BIBB – und ergatterte dort einen<br />
Ausbildungsplatz zum Fachangestellten für Bürokommunikation.<br />
„Ich bin sehr froh darüber, dass<br />
das geklappt hat“, sagt er. Seit fast zwei Monaten<br />
arbeitet er nun dort und freut sich über die abwechslungsreiche<br />
und anspruchsvolle Tätigkeit<br />
und das gute Betriebsklima. „Ich will kein Vorzeige-Azubi<br />
sein, sondern Vorreiter“, betont er. „Mir
Zum Thema<br />
Zum Thema 6<br />
Prof. Dr. Reinhold Weiß, Einrichtungsleiter Matthias Menge, Schulleiter Hans Peter Küpper (stehend von links), der Schüler Christian Jost<br />
und der Auszubildende Hajo Slawski präsentieren den Kooperationsvertrag.<br />
ist es wichtig, am Ball zu bleiben und meine Ausbildung<br />
erfolgreich abzuschließen – denn es muss<br />
dringend ein Zeichen gesetzt werden, dass Menschen<br />
mit Behinderung diese Tätigkeiten genauso<br />
gut ausüben können wie jeder andere auch.“<br />
Die Kooperation zwischen Haus Rheinfrieden und<br />
BIBB wurde kürzlich vertraglich besiegelt: Vor<br />
der gesamten Schülerschaft des Nell-Breuning-<br />
Berufskollegs unterzeichneten Matthias Menge,<br />
Einrichtungsleiter von Haus Rheinfrieden, Hans<br />
Peter Küpper, Schulleiter des Nell-Breuning-Berufskollegs<br />
und Dr. Reinhold Weiß, Vizepräsident<br />
des BIBB, den Kooperationsvertrag. Dieser sieht<br />
gemeinsame Aktivitäten in einem unbefristeten<br />
Zeitrahmen vor – zum Beispiel praxisnahes Bewerbertraining<br />
und Informationsveranstaltungen<br />
über die im BIBB angebotenen Ausbildungsberufe.<br />
Außerdem sollen die Schüler die Möglichkeit<br />
erhalten, das BIBB im Rahmen von Betriebsbesuchen<br />
und Praktika näher kennen zu lernen. „Herr<br />
Slawski ist der lebende Beweis für eine fruchtbare<br />
Zusammenarbeit mit dem BIBB“, betonte Menge.<br />
Vizepräsident Weiß hob die Gegenseitigkeit der<br />
Partnerschaft hervor: „Die Kooperation bietet uns<br />
die Möglichkeit, mit den betroffenen Menschen<br />
selbst in Kontakt zu treten und uns ein Bild über<br />
deren reale berufliche Situation, die vorhandenen<br />
Chancen und die bestehenden Herausforderungen<br />
zu machen. Nur so können wir positive<br />
Entwicklungen initiieren und die berufliche <strong>Inklusion</strong><br />
vorantreiben.“ Schulleiter Küpper ergänzte:<br />
„Auch berufliche Schulen haben die Aufgabe,<br />
Kompetenzzentrum für den Bereich Arbeit zu<br />
sein. Bei der wichtigen Aufgabe, die beruflichen<br />
Chancen von Menschen mit Behinderung zu verbessern,<br />
können wir uns gegenseitig inspirieren<br />
und unterstützen.“<br />
Nina Louis
Zum Thema<br />
7 Zum Thema<br />
Sprungbrett ins Berufsleben<br />
Unterstützte Beschäftigung bietet neue Chancen zur beruflichen <strong>Inklusion</strong><br />
Kevin Drescher ist 23 Jahre alt, wohnt in Vallendar<br />
und hat eine Aufmerksamkeits- und Gedächtnisstörung,<br />
die ihm das zielgerichtete Lernen schwer<br />
macht. Kevin ist sehr motiviert, zuverlässig und<br />
hilfsbereit. Seine Stärken liegen klar in der praktischen<br />
Arbeit. Bei entsprechender Unterstützung<br />
und einem konkreten Zeitrahmen, könnte er für<br />
einen Arbeitsplatz im ersten Arbeitsmarkt qualifiziert<br />
werden. Klar strukturierte, wiederkehrende<br />
Tätigkeiten und ein konkreter, wohlwollender<br />
Ansprechpartner im Betrieb wären ein hilfreicher<br />
Rahmen für seine gute Arbeit. Kevin suchte einige<br />
Zeit nach einer Chance zum Einstieg in den ersten<br />
Arbeitsmarkt.<br />
Jetzt hat er es geschafft: Kevin ist seit 1. Juni<br />
2011 sozialversicherungspflichtig als Helfer im<br />
Lager der REWE Foodservice GmbH beschäftigt.<br />
Er ist offen für viele Arbeitsaufgaben in den bekannten<br />
Bereichen und selbstständig tätig. Geholfen<br />
hat ihm dabei die Maßnahme Unterstützte<br />
Beschäftigung der Heinrich-Haus <strong>gGmbH</strong>, die<br />
im September 2009 am Standort Koblenz in der<br />
Bahnhofstraße 7 startete. Acht Qualifizierungstrainer<br />
von vier Trägern der Bietergemeinschaft<br />
arbeiten mit unterschiedlichem Betreuungsanteil<br />
gemeinsam an dem Ziel, Menschen mit Unterstützungsbedarf<br />
in sozialversicherungspflichtige<br />
Arbeitsverhältnisse zu integrieren. Über die Phasen<br />
der Orientierung, Qualifizierung und Stabilisierung<br />
wird während eines<br />
in der Regel zweijährigen<br />
Trainings darauf hingearbeitet.<br />
den Tag auf die Aufgaben im Betrieb. Der Qualifizierungstrainer<br />
Ronald Hauschild, Mitarbeiter<br />
der Stiftung Bethesda St. Martin <strong>gGmbH</strong>, begleitete<br />
Kevin dabei, konnte praktische Tipps bei<br />
der Vermittlung neuer Lerninhalte geben und war<br />
Ansprechpartner für Betrieb und Paten. Daneben<br />
fanden wöchentliche Projekttage statt, bei denen<br />
unter anderem die Vermittlung von Kulturtechniken<br />
und das Training sozialer und personaler<br />
Kompetenzen auf dem Programm standen.<br />
Durch die gute Zusammenarbeit in der Bietergemeinschaft<br />
und mit den Agenturen für Arbeit<br />
Koblenz, Montabaur und Neuwied gelang trotz<br />
der Wirtschafts- und Finanzkrise der nachhaltige<br />
<strong>Inklusion</strong>serfolg. Wie Kevin konnten bisher acht<br />
weitere Teilnehmer in ein sozialversicherungspflichtiges<br />
Arbeitsverhältnis vermittelt werden.<br />
Das Engagement und die Bereitschaft heimischer<br />
Betriebe, jungen Menschen mit Förderschulabschluss<br />
eine Chance zu geben, sind dabei besonders<br />
hervorzuheben. Einen wesentlichen Anteil<br />
am Erfolg haben auch die betrieblichen Paten, die<br />
gemeinsam mit den Qualifizierungstrainern für die<br />
Unterstützung vor Ort sorgen. Nicht zuletzt haben<br />
sich die Teilnehmer selbst durch ihre motivierte Arbeit<br />
den neuen Arbeitsplatz erarbeitet.<br />
Aktuell befinden sich weitere 19 Teilnehmer in den<br />
verschiedenen Phasen der betrieblichen Qualifikation<br />
(InbeQ).<br />
Sylvia Wirges<br />
19 Monate lang qualifizierte<br />
sich Kevin im Rahmen<br />
der Unterstützten<br />
Beschäftigung im Bereich<br />
Lager und Regalpflege.<br />
Der praktische Teil der<br />
Qualifizierung erfolgte<br />
in Zusammenarbeit mit<br />
der REWE Foodservice<br />
GmbH. Für den Weg zur<br />
Arbeit nutzt er die öffentlichen<br />
Verkehrsmittel der<br />
Region. Er freut sich je-<br />
Freut sich über die neuen<br />
Aufgaben: Kevin Drescher an<br />
seinem Arbeitsplatz.
Zum Thema<br />
Zum Thema 8<br />
„Freiheit pur!“<br />
Bernd Günther hat den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Jetzt lebt er in seiner eigenen<br />
Wohnung und fährt sogar Auto.<br />
Immer mit einem Lächeln auf den Lippen und zu<br />
einem Scherz aufgelegt, so kennen die Mitarbeiter<br />
des Antoniushauses in Hochheim die gute Seele<br />
der Personalabteilung: Bernd Günther. Der 33-<br />
Jährige kommt jeden Morgen mit dem Rolli zur<br />
Arbeit. Glücklicherweise wohnt er in der Nähe des<br />
Antoniushauses, der Anfahrtsweg ist sehr kurz<br />
und er kann etwas länger schlafen.<br />
Die morgendliche Aufstehprozedur ist mittlerweile<br />
zur Routine geworden, aber der Weg dahin war<br />
nicht immer einfach. Mit sieben Jahren wurde<br />
Bernd Günther in die Peter-Josef-Briefs-Schule,<br />
die Förderschule im Antoniushaus, eingeschult.<br />
Da er aus dem entfernt gelegenen Kreis Vogelberg<br />
stammt, entschlossen sich seine Eltern, ihn<br />
während der Woche auch im angeschlossenen<br />
Internat unterzubringen. Das war vor 26 Jahren.<br />
In dieser Zeit hat Bernd Günther im Antoniushaus<br />
seine Mittlere Reife erworben und als erster<br />
Auszubildender des Hauses seine Lehre als Bürokaufmann<br />
erfolgreich abgeschlossen. Schon<br />
zu Beginn der Ausbildung stellte sich die Frage,<br />
wo er zukünftig leben wird. „Ich hatte keine Lust<br />
auf Wohngemeinschaft“, sagt Bernd Günther<br />
schmunzelnd, „aber die Organisation meiner ersten<br />
eigenen Wohnung und der dazugehörigen<br />
Pflege war nicht ganz leicht.“ Durch persönliche<br />
Kontakte fand er eine Wohnung, die nun seine gemütliche<br />
Oase ist.<br />
Da er auf Unterstützung angewiesen ist, hat sich<br />
Bernd Günther einen Pflegedienst engagiert. „Die<br />
Schwierigkeit bestand zunächst darin, dass diese<br />
Pflegedienste mich immer schon um halb Acht<br />
ins Bett gebracht haben.“ Zeit für einen gemütlichen<br />
Abend am Küchentisch blieb da nicht. „Ich<br />
musste sehr viel selbst organisieren, damit alles<br />
in meinen eigenen Rhythmus passt.“ Doch auch<br />
diese Herausforderung hat er gemeistert, mit viel<br />
Durchhaltevermögen und Kampfeswillen.<br />
Vor allem aber braucht es Mut, den Weg in die<br />
Selbstständigkeit zu wagen. „Mit der Unterstützung<br />
im Antoniushaus habe ich mich sehr gut<br />
auf die Zeit vorbereitet“, resümiert Günther. „Ein<br />
Training, das meine Eltern so nicht hätten leisten<br />
können.“<br />
Regelmäßig am Wochenende besucht Bernd<br />
Günther seine Eltern auf dem Bauernhof. Seit ein<br />
paar Jahren kann er nun ganz allein mit seinem<br />
Auto diese Strecke fahren. Nach dem positiven<br />
Erlebnis, im eigenen Heim zu leben, hat er sich<br />
an die Herausforderung „Führerschein“ gemacht<br />
und bestanden. „Der Weg zum eigenen Auto hingegen<br />
war noch einmal so richtig steinig“, erinnert<br />
er sich. Aber er hat es geschafft und ist nun stolzer<br />
Besitzer eines Transporters. Das Gefühl, nun<br />
unabhängig von A nach B reisen zu können, beschreibt<br />
er freudestrahlend als „Freiheit pur!“<br />
All die Jahre hat Bernd Günther die Wochenenden<br />
und die Ferien auf<br />
dem elterlichen Bauernhof<br />
verbracht. Dort hilft er<br />
beim Ausmisten der Kuhställe,<br />
kennt jedes Tier<br />
beim Namen und liebt die<br />
Maschinen auf dem Hof.<br />
Endlich selbst Bauer sein,<br />
das ist sein sehnlichster<br />
Wunsch. Ein Traum, den<br />
er sich erfüllen wird, mit<br />
Mut und Durchsetzungskraft<br />
und ganz viel Leidenschaft.<br />
Susanne Sperling<br />
Bernd Günther freudestrahlend in<br />
seinem Transporter
Zum Thema<br />
9 Zum Thema<br />
Eine Schule für alle<br />
Ab dem Sommer 2012 werden in einer Schulklasse des Kardinal-von-Galen-Hauses Schüler<br />
mit und ohne Behinderung gemeinsam unterrichtet.<br />
Eine Schule, in der junge Menschen mit und ohne<br />
Behinderung lernen, sich gegenseitig unterstützen<br />
und prägen: Im Nell-Breuning-Berufskolleg im<br />
Haus Rheinfrieden in Rhöndorf und in der Edith-<br />
Stein-Schule des Antoniushauses in Hochheim<br />
wird dieses Modell bereits erfolgreich umgesetzt<br />
und gelebt. Zum Sommer 2012 plant auch das<br />
Kardinal-von-Galen-Haus in Dinklage eine erste<br />
Schulklasse, in der sechs Schüler mit Förderbedarf<br />
und 12 ohne Förderbedarf gemeinsam unterrichtet<br />
werden. Mit den nachfolgenden Jahrgängen<br />
soll das Konzept sukzessive auf alle Klassen<br />
ausgeweitet werden.<br />
Die Idee stößt in Dinklage und Umgebung auf viel<br />
positive Resonanz. „Wir haben schon jetzt 12 Anmeldungen<br />
von Schülern nicht behinderter Kinder“,<br />
freut sich Schulleiter Guido Venth. Und das<br />
ist kein Wunder, denn die „eine Schule für alle“<br />
bietet auch Schülern ohne Förderbedarf gravierende<br />
Vorteile: Kleinere Lerngruppen und personelle<br />
Doppelbesetzungen bieten ein Lernklima,<br />
in dem die Lehrer in besonderem Maße auf den<br />
individuellen Bedarf und auch auf die Persönlichkeit<br />
der Schüler eingehen können. Offene Unterrichtsformen<br />
fördern nicht nur die Selbstständigkeit,<br />
sondern auch die Freude am Lernen und das<br />
Selbstvertrauen.<br />
„Dadurch, dass wir unsere Förderschule auch<br />
nicht behinderten Schülern öffnen, gehen wir einen<br />
großen Schritt in Richtung <strong>Inklusion</strong> – und zwar<br />
<strong>Inklusion</strong> in beide Richtungen“, betont Manfred<br />
Moormann, Geschäftsführer des Kardinal-von-<br />
Galen-Hauses. Das Kardinal-von-Galen-Haus<br />
setze damit einen wichtigen Aspekt der UN-Konvention<br />
um. Diese besagt, dass Kinder und Jugendliche<br />
mit Behinderungen gleichberechtigt mit<br />
ihren Altersgenossen und ohne Diskriminierung<br />
alle Menschenrechte und Grundfreiheiten genießen<br />
können. In diesem Zusammenhang verlangt<br />
sie auch eine „inklusive“ schulische Bildung, also<br />
den vermehrten gemeinsamen Unterricht von behinderten<br />
und nicht behinderten Schülern. Mit der<br />
Öffnung der Schule für Kinder und Jugendliche<br />
ohne Förderbedarf wird die Schule im Kardinalvon-Galen-Haus<br />
als eine der ersten Schulen im<br />
Land Niedersachsen die UN-Konvention umsetzen<br />
und damit eine Vorreiterrolle übernehmen.<br />
„Wir machen etwas Neues, etwas gesellschaftspolitisch<br />
Richtungsweisendes“, betont Moormann.<br />
Genauso wie Schulleiter Venth ist er sich<br />
darüber im Klaren, dass die „eine Schule für alle“<br />
auch einige Veränderungen mit sich bringen muss.<br />
„Gemeinsamer Unterricht funktioniert nur mit offenen,<br />
zukunftsweisenden Unterrichtsformen“, so<br />
Venth. Seine Schule werde sich methodisch-didaktisch<br />
umstellen und den neuen Anforderungen<br />
anpassen müssen. „Die Herausforderung besteht<br />
vor allem darin, dass die Schüler von Anfang an<br />
sehr unterschiedliche Voraussetzungen mitbringen“,<br />
erklärt der Schulleiter. Dies erfordere unter<br />
anderem eine noch intensivere Ausrichtung auf<br />
die individuellen Kompetenzen jedes einzelnen<br />
Schülers, zugleich aber auch eine Zusammenführung<br />
der unterschiedlichen Talente und Fähigkeiten<br />
im Sinne eines Klassenverbands.<br />
Nina Louis<br />
Im Kardinal-von-Galen-Haus<br />
lernen bald Schüler mit und ohne<br />
Behinderung gemeinsam.
Zum Thema<br />
Zum Thema 10<br />
Gemeinsam auf Wachstumskurs<br />
Integrationsfirmen bieten Menschen mit und ohne Behinderung sozialversicherungspflichtige<br />
Arbeitsplätze – mit Erfolg.<br />
„Das neue Bearbeitungszentrum ist ja doppelt<br />
so schnell wie meine alte Maschine“, staunt Jens<br />
Späinghaus. Späinghaus (35) ist seit 15 Jahren<br />
Mitarbeiter in der Integrationsfirma Transfair Montage,<br />
in der zurzeit 18 Mitarbeiter, darunter elf<br />
Menschen mit Behinderungen, beschäftigt sind.<br />
Späinghaus freut sich, genau wie Betriebsleiter<br />
Paul Riedel, über die Neuanschaffung an seinem<br />
Arbeitsplatz, der sich im Fachzentrum Metall des<br />
Benediktushofes im Maria Veener Gewerbegebiet<br />
befindet: „Nun sind wir in der Lage, hochfeste<br />
Stähle, wie sie im Kran- und Hubarbeitsbühnenbau<br />
benötigt werden, zu bearbeiten“, sagt Riedel<br />
– „und zwar mit der notwendigen Präzision und<br />
Wirtschaftlichkeit“. Das rund 150.000 Euro teure<br />
Bearbeitungszentrum wurde jeweils zu einem<br />
Drittel von der Transfair Montage GmbH Reken,<br />
der <strong>Josefs</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> Köln und dem LWL-Integrationsamt<br />
Westfalen finanziert.<br />
Auch Philipp Lucas Koch (23) hat Grund zur<br />
Freude. Seit Oktober ist der junge Mann bei der<br />
Transfair Montage angestellt. Sein Job ist es, mit<br />
Hilfe zweier Spezialmaschinen, für einen Kunden<br />
ein Meter lange Elektrokabel abzuisolieren. Auch<br />
die Anschaffung dieser Maschinen hat das LWL-<br />
Integrationsamt Westfalen finanziell gefördert, berichtet<br />
der technische Geschäftsführer der Transfair<br />
Montage, Jürgen Böbisch. Er teilt weiter mit,<br />
dass im Verwaltungsbereich der Integrationsfirma<br />
ebenfalls ein neuer Arbeitsplatz entstanden ist,<br />
um die steigenden Warenströme zu lenken. Mit<br />
den Investitionen sieht sich die Transfair für die<br />
Zukunft gut gerüstet, resümiert Böbisch.<br />
Auf Wachstumskurs befindet sich auch die<br />
JOSEFS-Brauerei. Im Jahr 2000 wurde das Unternehmen<br />
als Integrationsfirma gegründet. Seitdem<br />
behauptet sich die JOSEFS-Brauerei erfolgreich<br />
im hart umkämpften Getränkemarkt. Vier<br />
verschiedene Biere der Marke JOSEFS und acht<br />
Sorten alkoholfreie Getränke der Marke Josy werden<br />
in Bigge produziert.<br />
In Europas erster behindertengerechten Firma zur<br />
Getränkeherstellung mit Sitz in Olsberg-Bigge arbeiten<br />
zurzeit acht Menschen mit und drei ohne<br />
Behinderung. Im kommenden Jahr sollen vier bis<br />
sechs Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung<br />
hinzukommen. Möglich wird das durch eine<br />
Steigerung des Absatzes und Umsatzes im Jahr<br />
2011. „Natürlich müssen wir die endgültigen Zah-<br />
Alles muss stimmen – vom Etikett bis zum Verschluss: Ute Boeken ist gehörlos. In der JOSEFS-Brauerei ist sie für die Qualitätskontrolle<br />
zuständig.
Zum Thema<br />
11 Zum Thema<br />
Philipp Lucas Koch, neuer Mitarbeiter der Transfair Montage, an seiner Spezialmaschine<br />
len am Jahresende abwarten. Wir rechnen aber<br />
mit einem Umsatzplus von mindestens zehn Prozent“,<br />
sagt Stefan Menge, Leiter der JOSEFS-<br />
Brauerei.<br />
Laut Menge haben neben der engagierten Arbeit<br />
der Beschäftigten auch die Neuausrichtung der<br />
Marken, die Straffung der Produktpalette und die<br />
Auslagerung des Vertriebs an eine externe Agentur<br />
bereits 2010 das Wachstum beschleunigt<br />
– und zwar gegen den Branchentrend. „Dieser<br />
positive Trend hält 2011 an“, freut sich der Brauereileiter.<br />
Um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden,<br />
hat die JOSEFS-Brauerei jetzt ihre Kapazitäten<br />
erweitert. Der Gär- und Lagerkeller wurde<br />
um einen Gär- und drei Lagertanks mit jeweils<br />
4.000 Litern Fassungsvermögen erweitert. „Wir<br />
können unsere jährliche Bierproduktion damit um<br />
bis zu 50 Prozent erhöhen“, sagt Stefan Menge.<br />
„Außerdem kann unsere Abfüllanlage dank neuer<br />
Technik jetzt die doppelte Menge Getränke abfüllen“.<br />
Marit Konert und Mario Polzer<br />
Integrationsfirmen der <strong>Josefs</strong>-<strong>Gesellschaft</strong>:<br />
Als Schnittstelle zwischen Werkstätten und allgemeinem Arbeitsmarkt fungieren die Integrationsfirmen<br />
der <strong>Josefs</strong>-<strong>Gesellschaft</strong>. Sie sind rechtlich und wirtschaftlich unabhängig und bieten<br />
Menschen mit Behinderung, im Rahmen ihrer beruflichen Teilhabe, sozialversicherungspflichtige<br />
Arbeitsplätze. Ziel ist es, den Übergang auf den allgemeinen Arbeitsmarkt zu ermöglichen:<br />
durch Schulung, Fortbildung, Training und Qualifizierung im fachlichen und persönlichen Bereich.<br />
Zusätzlich erhalten die Beschäftigten eine auf ihren Bedarf ausgerichtete Betreuung. Die<br />
Spannweite der Dienstleistungen reicht von Verkauf, Callcenter, Büroarbeiten, Verwaltung und<br />
Gastronomie bis hin zur Fahrradwerkstatt und zur Bierbrauerei.<br />
Zu den fünf Integrationsfirmen der <strong>Josefs</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> gehören:<br />
• die Transfair Montage GmbH in Maria Veen<br />
• die Dienst-Leistungs-Center DLC Neuwied GmbH<br />
• die DGT Dienstleistungs-<strong>Gesellschaft</strong> Taunus mbH (51 % <strong>Gesellschaft</strong>eranteile der JG) in Hattersheim<br />
a. Main<br />
• die <strong>Josefs</strong>-Brauerei <strong>gGmbH</strong> in Bigge-Olsberg<br />
• die DG Mittelrhein GmbH in Bendorf
Menschen und Meinungen<br />
Menschen und Meinungen 12<br />
Mission Misrata<br />
Dr. med. Yousef Adam, angehender Facharzt im Eduardus-Krankenhaus, setzt sich ehrenamtlich<br />
in Libyen ein.<br />
Täglich bis zu 100 Schwerund<br />
Leichtverletzte behandelt<br />
Dr. med. Yousef Adam<br />
mit seinem Team in der<br />
Poliklinik von Misrata in<br />
Libyen. Je nachdem, ob<br />
in der Nähe gerade Kämpfe<br />
stattfinden, können es<br />
auch bis zu 150 Patienten<br />
pro Tag werden. Das bedeutet<br />
dann für alle Teams<br />
„Non-Stop“ durcharbeiten.<br />
Dr. med. Yousef Adam ist<br />
Stipendiat des Staates<br />
Libyen und absolviert seine Ausbildung zum<br />
Facharzt in Deutschland. Seit Mai 2009 ist er im<br />
Eduardus-Krankenhaus in Köln tätig. Dort hat er<br />
schon mehrere Abteilungen des Hauses durchlaufen<br />
und arbeitet seit dem Frühjahr 2011 in der<br />
Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie.<br />
Die politischen Krisen und Kämpfe in Libyen hat<br />
Yousef Adam aufmerksam verfolgt. Er ist in Misrata<br />
aufgewachsen, hat an der Universität studiert<br />
und anschließend in der Poliklinik gearbeitet. Mit<br />
seiner Familie, seinen Freunden und ehemaligen<br />
Kollegen steht er in engem Kontakt und weiß<br />
daher genau, wie sehr dort Ärzte und Helfer gebraucht<br />
werden, um den Opfern des politischen<br />
Umbruches zu helfen.<br />
Im Frühjahr 2011 beschließt Yousef Adam, seinen<br />
gesamten Jahresurlaub zu nutzen, um nach Libyen<br />
zu reisen. Er finanziert seine drei Tage lange<br />
Reise per Flieger und Schiff selbst. Bis Malta<br />
reist er mit dem Flugzeug. Von dort bringt ihn<br />
ein Schiff nach 23 Stunden in den Heimathafen<br />
von Misrata. Im Gepäck hat er Medikamente und<br />
Verbandszeug, die er mit Unterstützung einer libyschen<br />
Kollegin aus eigener Tasche bezahlt hat.<br />
„Ich fühle mich meinem Land sehr verbunden“,<br />
erklärt Yousef Adam. „Meine Familie und Freunde<br />
in Misrata haben mich immer unterstützt. Ich<br />
möchte meinen Landsleuten gerne in den schweren<br />
Zeiten des Krieges beistehen. Ich weiß, dass<br />
in libyschen Krankenhäusern jede Hilfe dringend<br />
gebraucht wird.“<br />
24 Stunden Dienst und 24 Stunden Pause – so<br />
sieht der „Urlaub“ von Yousef Adam in Misrata<br />
aus. Zwei Ärzteteams arbeiten immer abwechselnd<br />
– entweder im Operationssaal oder auf der<br />
Station. Und das auch nur, solange die Kampfhandlungen<br />
den Strom der Verletzten nicht ansteigen<br />
lassen. Wenn das geschieht, müssen alle<br />
vier Teams gleichzeitig ran.<br />
„Am schlimmsten sind die Amputationen bei Kindern<br />
oder jungen Menschen. Das verfolgt mich<br />
bis in den Schlaf. Nie werde ich meine erste<br />
Amputation eines Fußes bei einem jungen Mann<br />
vergessen. Ich konnte sein Leben nicht anders<br />
retten, jedoch fühlte ich mich dabei irgendwie<br />
schuldig“, erinnert sich Yousef Adam. Und weiter:<br />
„Eines Nachts gegen drei Uhr morgens, während<br />
ich operierte, hörten wir einen lauten Knall. Wir<br />
wussten, eine Bombe hatte in direkter Nähe des<br />
Krankenhauses eingeschlagen und wir wussten,<br />
sie hätte uns treffen können. Was wir nicht wussten,<br />
war, ob und wo die nächste einschlagen würde<br />
…!“<br />
Eine Stunde später liegen die Opfer auf dem Tisch.<br />
Es gibt viele Verletzte und auch zwei Menschen,<br />
denen nicht geholfen werden kann. Die Bombe<br />
hat in ein circa 900 Meter vom Krankenhaus entferntes<br />
Haus eingeschlagen. Es sind Zivilisten –<br />
Familien mit Kindern.<br />
Nach seiner Rückkehr nach Köln ins Eduardus-<br />
Krankenhaus hat Yousef Adam keine Zeit, die<br />
Eindrücke seines „Urlaubseinsatzes“ zu verarbeiten<br />
– auch hier muss er direkt wieder an den OP-<br />
Tisch. Patienten gibt es eben überall und sie können<br />
nicht warten. Die in seiner Heimat gemachten<br />
Erlebnisse prägen den jungen Arzt, sie lassen ihn<br />
nachdenklich und auch dankbar für das eigene<br />
Leben werden. Yousef Adam wird nach bestandener<br />
Facharztprüfung in Deutschland wieder in<br />
seine Heimat zurückkehren, um dort als Arzt den<br />
Menschen zu helfen.<br />
Prof. Dr. med. Axel Jubel, Chefarzt der Klinik für<br />
Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, spricht<br />
aus, was die Kollegen denken: „Wir freuen uns<br />
sehr, einen so teamorientierten, hilfsbereiten und<br />
überaus engagierten jungen Mann in unserer Abteilung<br />
auszubilden.“ Das Eduardus-Krankenhaus<br />
hat beschlossen, verstärkt libysche Patienten<br />
aufzunehmen, um einen kleinen Beitrag zu mehr<br />
Anteilnahme an den Geschehnissen in der Welt<br />
zu leisten. Dazu wurde bereits Kontakt zu einer<br />
Organisation aufgenommen, die in Zusammenarbeit<br />
mit der Übergangsregierung von Abdel Rahim<br />
el Kib Patienten medizinische Behandlungen in<br />
Deutschland ermöglicht. Die ersten beiden Patienten<br />
sind bereits da und werden im Eduardus-<br />
Krankenhaus versorgt.<br />
Susanne Walter
Aus den Einrichtungen<br />
13 Aus den Einrichtungen<br />
„Mit Leidenschaft klappt’s am besten!“<br />
Zum WDR5-Vorlesetag war der Schauspieler Dominik Freiberger im Nell-Breuning-Berufskolleg<br />
zu Gast.<br />
Das war ein echtes Highlight! Das Nell-Breuning-Berufskolleg<br />
(NBBK) in Haus Rheinfrieden<br />
hatte am bundesweiten Vorlesetag, initiiert von<br />
der Stiftung Lesen, den WDR5-Sprecher und<br />
Schauspieler Dominik Freiberger zu Gast. Er trug<br />
der Schulgemeinschaft des NBBK die Anfangskapitel<br />
des tragikomischen Romans „Supergute<br />
Tage oder die sonderbare Welt des Christopher<br />
Boone“ von Mark Haddon vor, eine spannende<br />
Lektüre aus der Perspektive eines autistischen<br />
Jungen, dessen gestörte Wahrnehmung, dessen<br />
eingegrenztes soziales Umfeld, aber auch dessen<br />
liebevoller und beharrlicher Charakter dem<br />
Leser deutlich wird. Dominik Freiberger gelang<br />
es, sein Publikum mit akzentuierter Stimme und<br />
moduliertem Sprechen in den Bann zu ziehen.<br />
Mucksmäuschenstill wurde es in der neuen Aula,<br />
als er die Rhöndorfer Schülerinnen und Schüler<br />
in die Welt des sonderbaren Christopher Boone<br />
führte. Anschließend stand Freiberger Rede und<br />
Antwort. Wie er so gut sprechen lernen konnte?<br />
Warum er Schauspieler wurde? Ob ihn seine<br />
Rollen berühren? Ob Christophers Schicksal ihn<br />
bewege? Welches sein wichtigstes Buch sei? Ob<br />
er glaube, dass die Behinderung im Roman authentisch<br />
dargestellt sei, so die Frage von Marco<br />
Arndt, Schüler der Höheren Handelsschule und<br />
selbst Asperger-Autist. Auf alle guten Fragen der<br />
aufmerksamen und konzentrierten NBBK-Schüler<br />
fand Freiberger überzeugende Antworten. Sein<br />
Haupttipp: „Was auch immer Sie tun, mit Leidenschaft<br />
funktioniert´s am besten!“<br />
Helmut Klöckner<br />
Benediktushof als „Ökoprofit“-Betrieb ausgezeichnet<br />
Umweltschutz im Alltag – Mitarbeiter und Bewohner sparen jährlich 18 000 Euro.<br />
Geld sparen und dabei die Umwelt entlasten: Das<br />
schaffen die Mitarbeiter, Rehabilitanden und Bewohner<br />
im Benediktushof Maria Veen, indem sie<br />
Energie und Wasser sparen sowie Müll vermeiden.<br />
Für diese Bemühungen ist der Benediktushof<br />
jetzt als „Ökoprofit“-Betrieb im Kreis Borken<br />
ausgezeichnet worden. 14 Unternehmen waren<br />
an dem Projekt beteiligt, welches das Land NRW<br />
ein Jahr lang mit Hilfe weiterer Geldgeber gefördert<br />
hat.<br />
In dieser Zeit hat der Benediktushof bereits mehrere<br />
Maßnahmen umgesetzt, um die Umwelt nachhaltig<br />
zu schützen und dadurch Geld zu sparen.<br />
Beispielsweise wurde der Serverraum verkleinert,<br />
was zu einer Stromkosten-Einsparung von rund<br />
1.600 Euro pro Jahr führen wird. Bei der Sanierung<br />
der WC-Anlagen in den Bereichen Ausbildung und<br />
Verwaltung führt die neue Sensortechnik ebenfalls<br />
zu bemerkenswerten Einsparungsmöglichkeiten.<br />
Und durch den Austausch alter Holzfenster gegen<br />
moderne Wärmeschutz-Fenster kann der<br />
Benediktushof rund 13.500 Liter Heizöl pro Jahr<br />
einsparen. Insgesamt sind jährliche Einsparungen<br />
von mindestens 18.000 Euro zu erwarten. Das hat<br />
das achtköpfige Projekt-Team von „Ökoprofit“ um<br />
Projektleiter Georg Schotte errechnet.<br />
Das Thema Umweltschutz wird den Benediktushof<br />
weiterhin beschäftigen, bekräftigt auch<br />
Geschäftsführer Thomas Spaan. „Energiekosten<br />
sind neben den Personalkosten der größte Kostenfaktor<br />
in unserem Unternehmen“, so Spaan.<br />
Durch gezielte Maßnahmen könnten hier „nicht<br />
unerhebliche Einsparpotenziale realisiert werden“.<br />
Mögliche Maßnahmen: Bei der Anschaffung neuer<br />
Geräte und bei Bauvorhaben werden Umweltbelange<br />
besonders berücksichtigt. Mithilfe einer<br />
Ausstellung will das „Ökoprofit“-Team beispielsweise<br />
über den Papierverbrauch im Büro informieren<br />
– natürlich mit der erhofften Konsequenz,<br />
möglichst sparsam mit den Ressourcen umzugehen.<br />
„Bei allem was wir tun ist es ganz wichtig,<br />
die Menschen zu mobilisieren, ihr Verhalten zu<br />
ändern. Richtiges Lüften, sorgsamer Umgang mit<br />
Wasser, Wärme und Strom sind nur einige Beispiele,<br />
die Mitarbeiter und Bewohner selber umsetzen<br />
können“, sagt Projektleiter Georg Schotte.<br />
Maßnahmen zum Umweltschutz sind auch Bestandteil<br />
des Qualitäts-Management-Systems im<br />
Benediktushof Maria Veen.<br />
Marit Konert
Aus den Einrichtungen<br />
Aus den Einrichtungen 14<br />
Gummibärchenfischen fürs Fingerspitzengefühl<br />
Der dritte Deutzer Patiententag im Eduardus-Krankenhaus war ein voller Erfolg.<br />
Persönliche Beratung, individuelle Gespräche,<br />
Vorträge, praktische Führungen und Vorführungen<br />
– zum dritten Mal fand im Eduardus-Krankenhaus<br />
der Deutzer Patiententag statt. Mit dem<br />
Patiententag fördert das Eduardus-Krankenhaus<br />
die Kommunikation und die Kooperation mit allen<br />
Zielgruppen des Hauses. Aussteller aus den<br />
Fachabteilungen des Krankenhauses sowie einige<br />
Selbsthilfegruppen, Arztpraxen, Unternehmen<br />
und Vereine aus dem Bereich Gesundheit aktivierten<br />
etwa 1.500 Besucher aus Köln und Umgebung<br />
für die „Gesundheit in Aktion“.<br />
Vom Gummibärchenfischen über die „Teddy- und<br />
Kuscheltierambulanz“, die Suchtprävention und<br />
die Messung der Durchblutung in den Beinen bis<br />
hin zu „Gefäßoperationen am Schweinefuß“ – die<br />
Besucher konnten alles live miterleben und mitmachen.<br />
„Mir war nicht klar, wie viel Geschick und Fingerspitzengefühl<br />
ein Arzt benötigt, um minimal-invasiv<br />
zu operieren. Das ist ja eine hohe Handwerkskunst“,<br />
meinte ein Besucher erstaunt, als ihm<br />
zum vierten Mal das Gummibärchen entwischte.<br />
„Ja es war toll, dass wir in einem richtigen Operationssaal<br />
die Atmosphäre erleben konnten, die<br />
für die Ärzte alltäglich und normal ist“, ergänzte<br />
eine Dame, die als Patientin schon ein paar Mal<br />
im Krankenhaus war.<br />
Sehr zufrieden waren die Besucher auch mit den<br />
Aktionen und Informationen, die die ausstellenden<br />
Krankenkassen anboten. Das Höhenleistungstraining<br />
der DAK und der kreative Willkommens-Drink<br />
der Barmer GEK waren ein Publikumsmagnet.<br />
Auch die Bewegungstherapeuten – Alexandertechnik,<br />
Pilates und Genki Tai Chi und Qigong –<br />
waren sehr frequentiert. Die Besucher erhielten<br />
tolle Informationen und Einführungen dazu, wie<br />
sie selbst für ihre Beweglichkeit von Körper und<br />
Geist sorgen können.<br />
Der medizinische Geschäftsführer Dr. med. Georg<br />
Derksen sprach in seiner Begrüßungsrede<br />
eindringlich von dem Weg der Offenheit und<br />
Kommunikation, den das Eduardus-Krankenhaus<br />
auch in Zukunft gehen wolle. Der Deutzer Patiententag<br />
sei ein weiterer Schritt auf diesem Wege.<br />
Susanne Walter<br />
Gummibärchenfischen mit dem Arthroskop in der Klinik für Sportorthopädie und Arthroskopie
Bilderbogen<br />
15 Bilderbogen<br />
Beatmen und Intubieren an einer Puppe in der<br />
Anästhesie<br />
Gefäßoperation am Schweinefuß mit Dr. Alfons<br />
Erdmann<br />
Hüft- und Knieendoprothesen zum Ausprobieren<br />
in der Klinik für Allgemeine Orthopädie,<br />
Endoprothetik und Wirbelsäulenerkrankungen
Jesus ist geboren. Nicht in Jerusalem, dem<br />
Zentrum wirtschaftlicher, politischer und<br />
religiöser Macht, sondern im „Provinznest“<br />
Bethlehem. Nicht in einem Palast, sondern in<br />
einem Stall. Nicht in der Wiege eines Königskindes,<br />
sondern in einer Futterkrippe.<br />
Gott platziert sich am Rand. Seine Welt ist<br />
die armer, ausgebeuteter und verachteter<br />
Leute. Sein Licht überhöht nicht den Glanz<br />
der Mächtigen, sondern fällt in die Finsternis<br />
der Armut. Die an den Rand gedrängten,<br />
die Übersehenen gehören ins Zentrum. Sie<br />
verdienen Ansehen.<br />
Und dieses Ansehen ist umsonst, „gratis“.<br />
Dieses Ansehen muss nicht durch Leistung<br />
und Verdienste erworben werden. Jeder<br />
Mensch verdient Ansehen und Hinsehen,<br />
besonders diejenigen, die in Not sind.<br />
Paul Freialdenhoven,<br />
geistlicher Berater der <strong>Josefs</strong>-<strong>Gesellschaft</strong>