75 Jahre
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Wirtschaft schon im dritten Jahr in<br />
Folge. Nicht weit vor Griechenland<br />
liegen auf der Skala Irland, Portugal<br />
und Spanien. Letzteres hält bei den<br />
Arbeitslosen die traurige Rekordmarke<br />
von 20,6 %. Im Mittelfeld<br />
tummeln sich Frankreich, die BeNe-<br />
Lux-Staaten und Italien. Perspektivisch<br />
wird sich an dieser Konstellation<br />
in absehbarer Zeit auch<br />
nichts ändern.<br />
DEUTSCHLAND<br />
■ Die Binnenwirtschaft hat sich<br />
2010 mit Rekordtempo von der Rezession<br />
des Vorjahres erholt. Das<br />
Bruttoinlandsprodukt (BIP), das den<br />
Wert aller produzierten Waren und<br />
Dienstleistungen misst, ist real (d. h.<br />
ohne Berücksichtigung von Preissteigerungen)<br />
um 3,6 % auf 2.498 Milliarden<br />
Euro gestiegen. Damit wurde<br />
der Einbruch in 2009, der größte seit<br />
den frühen dreißiger <strong>Jahre</strong>n, zu <strong>75</strong> %<br />
kompensiert, wobei der Aufschwung<br />
im letzten Quartal mit 0,5 % eher<br />
moderat ausgefallen ist.<br />
Die wirtschaftliche Erholung beruht<br />
zu einem Drittel auf dem Exportüberschuss.<br />
Zwei Drittel des Wachstums<br />
kamen von der Binnennachfrage<br />
(Investitionen 1,8 %-Punkte,<br />
Konsum 0,8 %-Punkte).<br />
Dabei profitierten die einzelnen Wirtschaftszweige<br />
unterschiedlich. Während<br />
z. B. der Maschinenbau, die<br />
Chemie und die Autoindustrie überproportional<br />
partizipierten, stagnierten<br />
die Umsätze im Baugewerbe. Im<br />
für J+G wichtigen internationalen<br />
Großanlagenbau gingen die Aufträge<br />
sogar weiter zurück. Der Kraftwerksbau<br />
war mit einem Minus von<br />
19 % überdurchschnittlich betroffen.<br />
■ Positive Auswirkungen des Aufschwungs<br />
wurden auch auf dem Arbeitsmarkt<br />
registriert. Die Zahl der<br />
Erwerbstätigen hat mit knapp 40,5<br />
Millionen ein neues Rekordniveau erreicht.<br />
Die Zahl der Erwerbslosen<br />
sank um 297.000 auf 2,9 Millionen<br />
und die Arbeitslosenquote demnach<br />
auf 6,8 %. Einen nicht unerheblichen<br />
Teil trug dazu allerdings eine im Mai<br />
eingeführte „Umdefinition“ in der<br />
Arbeitsmarktstatistik bei. Die ca.<br />
150.000 Arbeitslosen, die von privaten<br />
Vermittlern betreut werden, tauchen<br />
in der Statistik nicht mehr auf.<br />
Unabhängig davon liegt Deutschland<br />
ein Drittel unter dem EU-Durchschnitt.<br />
■ In der Presse<br />
wird in diesem Zusammenhang<br />
aufgeführt,<br />
dass die<br />
Nettolöhne und<br />
-gehälter der Arbeitnehmer<br />
gegenüber<br />
2009 um<br />
3,9 % gestiegen<br />
seien. Dies betrifft natürlich nicht allein<br />
die tarifliche Lohnsteigerung, die<br />
sich bei jedem Einzelnen bemerkbar<br />
macht. Es handelt sich dabei um die<br />
gesamten Zahlungen innerhalb unserer<br />
Volkswirtschaft im Vergleich<br />
zum Vorjahr, in die auch die Erhöhung<br />
der Zahl der Erwerbstätigen<br />
und Überstunden, sowie der Rückgang<br />
bei den Beziehern von Kurzarbeitsgeld<br />
einfließen.<br />
■ Für die Unternehmen spiegelt sich<br />
das Wirtschaftsgeschehen und mithin<br />
die Konjunktur im Aktienindex<br />
wider.<br />
■ Kontraproduktiv für die Arbeitslosenstatistik<br />
war eine unter „Kurze<br />
Meldungen“ abgetane Mitteilung<br />
des IG-Metall-Vizevorsitzenden, Detlef<br />
Wetzel, wonach in der frankfurter<br />
Zentrale 125 Arbeitsplätze abgebaut<br />
werden. Bei jedem mittelständischen<br />
Betrieb hätte diese Ankündigung zu<br />
massiven gewerkschaftlichen Protesten<br />
geführt, zumal wenn – wie hier<br />
der Fall – der siebenköpfige Vorstand<br />
von der „Ausdünnung“ nicht tangiert<br />
wird. Bleibt nur zu hoffen, dass<br />
die Betroffenen eine gute Interessenvertretung<br />
finden. Ihre Gewerkschaft<br />
wird da wohl nicht der richtige<br />
Ansprechpartner sein.<br />
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