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Protokoll vom 1. Juni 2004

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MGU Aufbaukurs/Vorbereitung Projektkurs: Szenarien sozialräumlicher Entwicklung und öffentliche<br />

Dienstleistungen – Konsequenzen für den Raum Basel SS<strong>2004</strong><br />

<strong>Protokoll</strong> <strong>vom</strong> <strong>1.</strong> <strong>Juni</strong> <strong>2004</strong><br />

Programmübersicht:<br />

<strong>1.</strong> <strong>Protokoll</strong>besprechung<br />

2. Thema: „Methoden der Zukunftsforschung“<br />

Impulsreferat 1: „Szenarien als Instrument der Zukunftsforschung“ von Kim, nicht anwesend<br />

Impulsreferat 2: „Die Delphi-Methode“ von Mathias<br />

3. Diskussion<br />

4. Hypothesensammlung<br />

5. Website<br />

6. Ausblick auf die nächste Sitzung<br />

Impulsreferat 2: Delphi-Methode<br />

Was ist die Delphi-Methode:<br />

Bei der Delphi-Methode werden Experten befragt.<br />

Herkunft Griechische Antike: Das Orakel von Delphi war eine berühmte griechische Pilger- und<br />

Weissagungsstätte. Ratsuchende konnten eine Frage an das Orakel des Gottes Apollon richten. Eine<br />

Seherin namens Pythia stand in Verbindung mit dem Gott Apollon, dessen Weissagungen über die<br />

Zukunft sie übermittelte. Apollon als Gott der Weisheit stand hierbei für den Experten.<br />

Mit der modernen Delphi-Methode soll "verstecktes Wissen" von Experten aus Praxis, Forschung und<br />

Entwicklung für eine systematische Vorausschau zusammengefasst werden.<br />

Dies geschieht anonym, mittels Fragebogen. Dadurch soll Intuition und Kreativität gefördert werden.<br />

Wie funktioniert die Delphi-Methode:<br />

Die Moderationsgruppe formiert sich, definiert die vorläufige Fragestellung und bestimmt die<br />

anzusprechenden Experten. Die Befragung ist mehrstufig (mindestens 2 Runden, maximal 4 Runden)<br />

<strong>1.</strong> Runde: qualitatives/ halbstandardisiertes Interview (Fragen vorgegeben, Antworten offen)<br />

Die erste Runde wird dazu verwendet, um verschiedene Experten-Ideen zu sammeln. Es ist ein<br />

Versuch, durch möglichst offene Fragen ein vages Phänomen zu strukturieren.<br />

2. Runde: Expertenideen gelangen in der Folgerunde in quantitativer Art des Interviews<br />

(standardisierte Antworten: ja, nein, gut, weniger gut, schlecht) zurück an die Experten. Das Ziel<br />

dieser Folgerunde ist den Antwortenkatalog zu verkleinern (d.h. einheitliche Antworten generieren<br />

und Antworten aggregieren).<br />

3. Runde: Evtl. sollen in einer letzten Runde die Experten durch einen Diskurs (Feedback) zu einem<br />

Überdenken ihrer Position angeregt werden und dadurch versuchen, einen Gruppenkonsens zu<br />

erzielen.<br />

Die Moderationsgruppe erstellt eine Synthese der Befragungsergebnisse oder stellt zumindest das<br />

Ausmass konträrer und nicht zu vereinbarender Positionen dar.<br />

Die Struktur des Phänomens wird dargestellt und eventuelle Lösungsvorschläge für das<br />

Ausgangsproblem werden skizziert.<br />

Einsatzgebiet der Delphi-Methode:<br />

Bekannte Methode zur Prognose zukünftiger komplexer Entwicklungen für schlecht definierte<br />

Situationen mit ungesichertem Wissen. Sie ist kostengünstig, schnell und effektiv, es entstehen keine<br />

Terminprobleme und die Anonymität bleibt gewahrt.<br />

Orfeo Scarpatetti<br />

I


MGU Aufbaukurs/Vorbereitung Projektkurs: Szenarien sozialräumlicher Entwicklung und öffentliche<br />

Dienstleistungen – Konsequenzen für den Raum Basel SS<strong>2004</strong><br />

Vorwurf gegen die Delphi-Methode:<br />

Die Methode ist bloss spekulieren auf hohem Niveau, da bloss subjektive Wahrscheinlichkeiten<br />

addiert werden. Die kontrollierte Aufbereitung einzelner Meinungen generiert keine objektive<br />

Erkenntnis.<br />

Bsp. Delphi-Umfrage zu "Rahmenbedingungen für Mobilitätsmanagement in Deutschland":<br />

Mobilitätsmanagement ist ein nachfrageorientierter Ansatz im Bereich des Personen- und<br />

Güterverkehrs mit dem Zweck eine effiziente, umwelt- und sozialverträgliche (nachhaltige) Mobilität<br />

anzuregen.<br />

<strong>1.</strong> Befragungsrunde<br />

Experten um drei geschlossene und eine offene Frage gebeten. Schriftliche Anfrage an 48 Experten.<br />

Die Antworten auf die offene Frage als Grundlage für Runde zwei.<br />

Frage 1 (Expertisefrage): "Sind Sie mit Mobilitätsmanagement stark oder wenig befasst? Bitte<br />

markieren Sie die zutreffende Antwort in der Skala von 'sehr wenig' bis 'sehr stark'."<br />

Gibt Antwort, wie stark der Befragte sich mit Mobilitätsmanagement befasst (= Selbsteinschätzung).<br />

Falls hoch, darf von Expertenbefragung gesprochen werden.<br />

Frage 2 (Bedeutungsfrage): "Hat Mobilitätsmanagement für den gesamten Verkehrsbereich aktuell<br />

eine grosse oder eine geringe Bedeutung? Bitte markieren Sie die zutreffende Antwort in der Skala<br />

von 'sehr gering' bis 'sehr gross'."<br />

Gibt Bedeutung des Mobilitätsmanagement gemäss des Befragten an.<br />

Frage 3 (Beurteilungsfrage): "Sind die aktuellen Rahmenbedingungen für Mobilitätsmanagement<br />

insgesamt gut oder schlecht? Bitte markieren Sie die zutreffende Antwort in der Skala von 'sehr gut'<br />

bis 'sehr schlecht'."<br />

Gibt an, wie Befragter die derzeitigen Rahmenbedingen bewertet.<br />

Frage 4 (Inhaltlicher Kern der ersten Fragerunde): "Welche Themen würden Sie an einer Konferenz<br />

über 'Möglichkeiten und Grenzen von Mobilitätsmanagement' auf die Traktandenliste setzen (das<br />

Wichtigste zuerst), unter Bezug auf folgende Aspekte:<br />

Was muss verbessert werden?<br />

Welche Hindernisse müssen beseitigt werden?<br />

Was vermissen Sie an Unterstützung für Mobilitätsmanagement?"<br />

Soll Aufschluss geben, welche Rahmenbedingungen verändert/ verbessert werden müssen, um<br />

Mobilitätsmanagement zu verbessern. Gesucht wurden konstruktive Vorschläge, Ideen, Anregungen<br />

qualitativer Art gesammelt.<br />

Die Antworten wurden von Moderatorenteam nach Schlüsselbegriffen durchsucht und kategorisiert.<br />

Nach zunehmender Verdichtung der Begriffe konnte eine Tabelle mit Meta-Themen erstellt werden:<br />

• Ziele der Massnahmen zum Mobilitätsmanagement<br />

• Rechtliche und finanzielle Rahmenbedingungen<br />

• Rahmenbedingungen für Ausbildung und Berufsbild<br />

• Überzeugungsarbeit nach Innen und Aussen (Entscheidungsträger, Politik, Nutzer...)<br />

• Kommunikation und Kooperation<br />

• Intermodalität und Intermedialität<br />

• Weitere Entwicklung der Instruments "Mobilitätsmanagement"<br />

• Hemmschwellen für die Inanspruchnahme von Dienstleistungen zu Mobilitätsmanagement<br />

Orfeo Scarpatetti<br />

II


MGU Aufbaukurs/Vorbereitung Projektkurs: Szenarien sozialräumlicher Entwicklung und öffentliche<br />

Dienstleistungen – Konsequenzen für den Raum Basel SS<strong>2004</strong><br />

• Betriebliches Mobilitätsmanagement<br />

Zu den Meta-Themen wurden als endgültiges Ergebnis der ersten Runde aus den einzelnen Antworten<br />

zehn Statements formuliert, die den inhaltlichen Kern der zweiten Befragungsrunde bildeten. Die<br />

Reihenfolge der Statements ergibt sich nach Anzahl Nennungen der Experten.<br />

Statements im Fragebogen der zweiten Befragungsrunde<br />

C Mobilitätsmanagement braucht dringend Überzeugungsarbeit, nach Innen wie nach<br />

Aussen: Entscheidungsträger, Multiplikatoren, Politik, Nutzer u.a. müssen hierfür<br />

gewonnen werde.<br />

H Mobilitätsmanagement muss in der Planung, der Stadtentwicklung und der<br />

Verkehrspolitik sowie in Forschung und Lehre, insbesondere in der<br />

Verkehrswissenschaft, zum Kernelement werden.<br />

F Mobilitätsmanagement muss rechtlich verpflichtend eine Kernelement sowohl betrieblicher<br />

als auch kommunaler Organisation werden.<br />

K u.a.<br />

2. Befragungsrunde<br />

Frage 1 (Bewertungsfrage): "Welches dieser Statements ist Ihrer Meinung nach am wichtigsten,<br />

zweitwichtigsten usf." (Stellenwert)<br />

Frage 2 (Restfrage): "Was ist ihrer Auffassung nach als Thema noch wichtig, ist aber nicht in<br />

den Statements genannt?"<br />

Zweck der Befragung: - Eingrenzung des Themengebietes (explorativ)<br />

- Setzen von Schwerpunkten für weitere Projekte<br />

Schwierigkeiten: - Experten zu einem Thema zu finden und die richtigen anschliessend<br />

auszuwählen<br />

Möglicher Nutzen: - 1 Schritt im Rahmen eines Szenarios für eine Problembehandlung (eher<br />

Zukunftsorientiert und leider oft zu spezifisch und darum nicht visionär<br />

einsetzbar)<br />

Diskussion<br />

Methode Zukunftswerkstatt:<br />

Bei dieser Methode gibt es keine reine Expertengruppen. D.h. verschiedenste involvierte Partein sind<br />

miteinbezogen (Politiker, Verwaltung, betroffene Gruppen, usw.) Sie werden deshalb gerne von<br />

kommunalen Institutionen verwendet (Entstehung in den schönen 70 er Jahren).<br />

Kritikphase: Bestandesaufnahme der Probleme oder Mängel<br />

Zukunftsphase: Vorschläge und Fantasien zur Problemlösung werden gesammelt<br />

Umsetzungsphase: konkrete Überlegungen zur Umsetzung in die Praxis<br />

Festlegung von Zuständigkeitsbereichen<br />

Dafür wichtig ist: <strong>Protokoll</strong>führung<br />

Alle müssen auf dem gleichen Wissensstand sein<br />

Eine zielorientierte Moderation<br />

handlungs- und lösungsorientiertes Vorgehen<br />

Bsp. dafür ist die Werkstatt Basel (mit Online-Forum für grosses Spektrum)<br />

→ Projektidee: Einbringen des Themas Mobilität in Werkstätten der Region Basel!!!<br />

Methode Planungszelle:<br />

In dieser Form sollen ausschliesslich betroffene Gruppen Lösungsansätze ausarbeiten.<br />

Orfeo Scarpatetti<br />

III


MGU Aufbaukurs/Vorbereitung Projektkurs: Szenarien sozialräumlicher Entwicklung und öffentliche<br />

Dienstleistungen – Konsequenzen für den Raum Basel SS<strong>2004</strong><br />

Agenda 21-Prozesse:<br />

Werden oftmals in Form von Zukunftswerkstätten durchgeführt.<br />

Brainstorming für Zukunftshypothesen 2020: (auf der Ebene von Einflussgrössen)<br />

Schwerpunkt sind wirtschaftliche wie auch gesellschaftliche Verhältnisse als potenzielle<br />

Einflussfaktoren.<br />

- BIP → politischer Einfluss muss geltend gemacht werden...<br />

Zum Bsp. Steigerung der Innovation durch Investitionen in das Bildungswesen.<br />

- Das Einkommen von Senioren wird bis ins 2020 konstant sinken<br />

→ unweigerlich entsteht ein generationenbedingter Verteilungskampf.<br />

Orfeo Scarpatetti<br />

• Arbeitslosenquote (steigt auf 5-10%)<br />

• Working Poor (Tendenz ↑ )<br />

• Informeller Sektor (Tendenz ↑ )<br />

• Soziale Ungleichheit (Tendenz ↑ )<br />

- Dem entgegen verstärkt sich die Tendenz zum Realtausch als Zahlungsbasis, welche durch die<br />

Kommunikationsmöglichkeiten mittels Internet begünstigt werden.<br />

- Es gibt einen globalen Ausgleich des Lebensstandards innerhalb der OECD-Länder.<br />

- Der Nord-Süd-Unterschied bleib jedoch konstant oder verstärkt sich zukünftig.<br />

Recourssenknappheit: Treibstoffe erfahren eine kurzfristige Preissteigerung (Gefahr des<br />

Wirtschaftkollapses)<br />

Mittelfristig hängt der Ölpreis von der zukünftigen Machtbesetzung<br />

Saudi-Arabiens ab.<br />

Eine langfristige Preissteigerung führt zur Förderung von<br />

Substitutionstechnologien (ab 2015).<br />

- Die Privatisierung auf dem staatlichen Sektor schreitet weiter voran. Es wird vermehrt<br />

Leistungsbezogene Aufträge geben. Dies kann zum Bsp. im Sektor des öffentlichen Verkehrs<br />

mit dessen Bereitstellung durch multinationale Grossfirmen geschehen<br />

(Gegentendenz: regionale Verbände)<br />

- Es stellt sich die Frage nach der Bedeutung der Mobilität in Zukunft (Stichwort: Kostenwahrheit)!!!<br />

IV

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