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SKINHEADS in der Schweiz - Jugendarbeit.ch

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Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> - 41 -<br />

__________________________________________________________________<br />

5. Erklärungsansätze 7<br />

Die Ursa<strong>ch</strong>en rassistis<strong>ch</strong> und auslän<strong>der</strong>fe<strong>in</strong>dli<strong>ch</strong> motivierter Gewalttaten von Sk<strong>in</strong>heads<br />

s<strong>in</strong>d viels<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tig. Erste Erkenntnisse weisen darauf h<strong>in</strong>, dass e<strong>in</strong>e Mehrheit<br />

<strong>der</strong> Jugendli<strong>ch</strong>en aus e<strong>in</strong>em unauffälligen sozialen Umfeld stammt. Für <strong>der</strong>en Beweggründe,<br />

si<strong>ch</strong> diesen Gruppen anzus<strong>ch</strong>liessen, gibt es zwei Erklärungsansätze,<br />

wel<strong>ch</strong>e unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Aspekte <strong>in</strong> den Vor<strong>der</strong>grund rücken: Die sozialpsy<strong>ch</strong>ologis<strong>ch</strong>e<br />

Si<strong>ch</strong>t betra<strong>ch</strong>tet die Sk<strong>in</strong>head-Bewegung vorrangig als jugendkulturelles Problem<br />

und erklärt die re<strong>ch</strong>tsextreme Spra<strong>ch</strong>e und Symbolik als bewussten Tabubru<strong>ch</strong>.<br />

Dagegen argumentiert die politologis<strong>ch</strong>e Analyse, dass si<strong>ch</strong> <strong>in</strong> den Aktionen<br />

<strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>heads die vorherrs<strong>ch</strong>enden politis<strong>ch</strong>en und gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

wi<strong>der</strong>spiegeln und diese als "konforme Rebellen" dem Re<strong>ch</strong>tsextremismus<br />

und Neonazismus Vors<strong>ch</strong>ub leisten. S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> gilt es au<strong>ch</strong> die Medienwirkungen<br />

auf die jugendli<strong>ch</strong>e "Subkultur" zu berücksi<strong>ch</strong>tigen.<br />

Jugendgewalt und Fremdenfe<strong>in</strong>dli<strong>ch</strong>keit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bestimmten sozialen Umfeld<br />

Über das soziale Umfeld <strong>der</strong> jungen Sk<strong>in</strong>heads ist bis heute wenig bekannt. Für<br />

die <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> fehlen sozialwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> breit abgestützte Untersu<strong>ch</strong>ungen, wel<strong>ch</strong>e<br />

die jüngsten qualitativen Verän<strong>der</strong>ungen des gewalttätigen Re<strong>ch</strong>tsextremismus<br />

bes<strong>ch</strong>reiben. Erste Auswertungen <strong>der</strong> polizeili<strong>ch</strong> erfassten Vorfälle zeigen jedo<strong>ch</strong>,<br />

dass die Anfälligkeit für re<strong>ch</strong>tsextremes Gedankengut vornehmli<strong>ch</strong> jugendli<strong>ch</strong>e<br />

Männer aus allen S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten betrifft. E<strong>in</strong>e Mehrheit ist ledig und wohnt no<strong>ch</strong> bei<br />

den Eltern. Nur wenige s<strong>in</strong>d arbeitslos, e<strong>in</strong>e Mehrheit ist <strong>in</strong> handwerkli<strong>ch</strong>en Berufen<br />

bes<strong>ch</strong>äftigt. In allerjüngster Zeit übernehmen au<strong>ch</strong> junge Mäd<strong>ch</strong>en ("Renees") führende<br />

Rollen <strong>in</strong> den Gruppen o<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d direkt <strong>in</strong> Straftaten verwickelt.<br />

Fors<strong>ch</strong>ungen deuts<strong>ch</strong>er Soziologen stellten fest, dass fremdenfe<strong>in</strong>dli<strong>ch</strong>e Straftaten<br />

si<strong>ch</strong> gerade <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>städten und <strong>in</strong> ländli<strong>ch</strong>en Gegenden ereigneten. Bei den jugendli<strong>ch</strong>en,<br />

re<strong>ch</strong>tsextremen Gewalttätern spielen die fehlende Zuwendung im Elternhaus,<br />

<strong>der</strong> z.T. niedrige Bildungsgrad sowie Befür<strong>ch</strong>tungen und soziale Ängste<br />

e<strong>in</strong>e wi<strong>ch</strong>tige Rolle. Die überragende Rolle des Kollektivgedankens <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe<br />

bietet dagegen das Gefühl von Zugehörigkeit, Aufgehobenheit, Stärke und Selbstvertrauen.<br />

S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> ist au<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Gruppenzwang von grosser Bedeutung. Es ist<br />

deshalb ke<strong>in</strong> Zufall, dass die Sk<strong>in</strong>heads viele junge Mitglie<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hooligan-<br />

Szene rund um Eishockey- und Fussballteams rekrutieren. Fallweise werden au<strong>ch</strong><br />

eigene Gruppen <strong>in</strong> dieser Szene gegründet.<br />

E<strong>in</strong>e Studie <strong>der</strong> Eidgenössis<strong>ch</strong>en Kommission für Jugendfragen (EKJ) geht von<br />

<strong>der</strong> generell zunehmenden Jugendgewalt als Teil e<strong>in</strong>es allgeme<strong>in</strong>en Gewaltphänomens<br />

aus. Die EKJ stellte <strong>in</strong> ihrem Beri<strong>ch</strong>t von 1998 fest, "dass <strong>der</strong> Grad <strong>der</strong><br />

Integration e<strong>in</strong> ganz wesentli<strong>ch</strong>er Faktor für den Umgang mit Gewalt ist. Wer <strong>in</strong><br />

S<strong>ch</strong>ule, Arbeitswelt, Politik o<strong>der</strong> <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en kulturellen Fel<strong>der</strong>n Erfahrung <strong>der</strong> Des<strong>in</strong>tegration<br />

ma<strong>ch</strong>t, ist s<strong>ch</strong>neller bereit, gewalttätige Mittel e<strong>in</strong>zusetzen, um se<strong>in</strong>e<br />

Bedürfnisse und Ziele dur<strong>ch</strong>zusetzen." 8 Bei vielen re<strong>ch</strong>tsextremen Gewaltdelikten<br />

Bundesamt für Polizei<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei

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