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866<br />
REPETITORIUM<br />
Untersagung »Unerwünschten Verhaltens« <strong>im</strong> <strong>öffentlichen</strong> <strong>Raum</strong> Friedrich Schoch<br />
Heft 11/2012 JURA<br />
die Straßenreinigung bzw. Beseitigung von Gegenständen auf<br />
Kosten des Verantwortlichen vornehmen (lassen) 114 . Das Problem<br />
in diesem Zusammenhang ist die Best<strong>im</strong>mung des »Verantwortlichen«.<br />
Hierzu gelten die Grundsätze des allgemeinen<br />
Polizei- und Ordnungsrechts. Für die »Vermüllung« öffentlicher<br />
Verkehrsflächen durch die Teilnehmer einer Massenveranstaltung<br />
(z. B. Facebook-Party) kann der Initiator allenfalls<br />
als »Zweckveranlasser« 115 herangezogen werden; insoweit bestehen<br />
indes nach allen Theorien Zweifel, so dass es sehr auf die<br />
Umstände des konkreten Falles ankommt 116 . Immerhin hat das<br />
BVerwG die Verantwortlichkeit des Veranstalters (§ 2 I<br />
VersG) einer Großdemonstration für Straßenverunreinigungen<br />
seitens der Teilnehmer der Veranstaltung dem Grunde nach<br />
anerkannt; reiche der Veranstalter z. B. Speisen und Getränke<br />
aus oder lasse er Flugblätter verteilen, sei die Verunreinigung<br />
der Straße von ihm <strong>im</strong> Rechtssinne »unmittelbar verursacht«<br />
worden, während zweifelhaft sei, ob und inwieweit schon das<br />
bloße Veranstalten einer Versammlung die Haftung des Veranstalters<br />
für versammlungsbedingte Straßenverunreinigungen<br />
auslöse 117 . Diese Rechtsprechung lässt sich unschwer auf die<br />
Initiatoren von Flashmobs, Smartmobs und Massenpartys<br />
übertragen; die Judikatur bestätigt aber auch, dass sich generalisierende<br />
Aussagen zur »Zweckveranlassung« nicht treffen<br />
lassen, sondern – da Wertungs- und Zuordnungsentscheidungen<br />
ausschlaggebend sind – die konkreten Umstände des Einzelfalls<br />
in Rechnung zu stellen sind.<br />
Die Kosten für den Polizeieinsatz bei einer Massenveranstaltung<br />
sind grundsätzlich vom Staat zu tragen 118 . Etwas<br />
anderes gilt, sofern das Polizeikostenrecht die Kostenerstattung<br />
für best<strong>im</strong>mte Amtshandlungen vorsieht; das ist z. B. bei der<br />
unmittelbaren Ausführung einer Maßnahme der Fall 119 . Im<br />
Übrigen könnte es der Rechtssicherheit dienen, wenn das Land<br />
Baden-Württemberg und die Stadt Konstanz das angekündigte<br />
Exempel 120 statuierten, damit die Frage der Kostentragung nach<br />
dem Aufruf zu einer Facebook-Party gerichtlich geklärt werden<br />
könnte.<br />
114 § 42 S. 2 StrG BW; Art. 16 BayStrWG; § 14 I 2 BlnStrG; § 17 I 1 BbgStrG; § 15 I<br />
HessStrG; § 49 I StrWG MV; § 17 NdsStrG; § 17 I StrWG NW; § 40 I LStrG RP;<br />
§ 16 StrG SL; § 17 I SächsStrG; § 17 I 3 StrG LSA; § 46 StrWG SH; § 17 I<br />
ThürStrG.<br />
115 Dazu Schoch JURA 2009, 360 ff.<br />
116 Skeptisch bis ablehnend Klas/Bauer K&R 2011, 533 (534 f.); Ernst DÖV<br />
2011, 537 (544); C. Neumann NVwZ 2011, 1171 (1176); Levin/Schwarz<br />
DVBl 2012, 10 (16 f.).<br />
117 BVerwGE 80, 158 (162). – Nach BVerwGE 80, 164 (169) trifft den Versammlungsleiter<br />
(§§ 7 I, 18 I VersG) einer Großdemonstration keine Verantwortlichkeit<br />
für Straßenverunreinigungen, weil dessen Rechte und Pflichten begrenzt<br />
seien (§ 18 I i. V. m. §§ 8, 9 VersG).<br />
118 Schoch in: BesVwR (Fn. 4) 2. Kap. Rdn. 398.<br />
119 Klas/Bauer K&R 2011, 533 (536).<br />
120 Vgl. oben Text zu Fn. 20.<br />
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Heruntergeladen am | 10.11.13 21:52