18.03.2014 Aufrufe

Pfarreiblatt 22/2011 - Katholische Kirchgemeinde Kriens

Pfarreiblatt 22/2011 - Katholische Kirchgemeinde Kriens

Pfarreiblatt 22/2011 - Katholische Kirchgemeinde Kriens

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Thema 17<br />

Die Legende vom vierten König<br />

Krippe und Kreuz sind nah<br />

Der deutsche Schriftsteller Edzard<br />

Schaper, der 1984 in Bern starb, hat<br />

die folgende russische Legende<br />

meisterhaft gestaltet. Auf eindrückliche<br />

Art drückt die Legende die<br />

theologische Nähe von Weihnachten<br />

und Ostern aus.<br />

Ausser Caspar, Melchior und Balthasar<br />

war auch ein vierter König aus<br />

dem Morgenland aufgebrochen, um<br />

dem Stern zu folgen, der ihn zu dem<br />

göttlichen Kind führen sollte. Dieser<br />

vierte König hiess Coredan. Drei<br />

wertvolle rote Edelsteine hatte er zu<br />

sich gesteckt und mit den drei anderen<br />

Königen einen Treffpunkt vereinbart.<br />

Doch Coredans Reittier lahmte.<br />

Und so kam er nur langsam voran.<br />

Wer gibt, wird neu empfangen: roter Edelstein.<br />

(Foto: www.max3d.pl)<br />

Hilft allen Bedrohten<br />

Plötzlich entdeckte er am Wegrand<br />

ein blutendes und bitterlich weinendes<br />

Kind. Voll Mitleid nahm er das<br />

Kind auf sein Pferd, übergab es im<br />

nächsten Dorf einer Frau zur Pflege<br />

und vermachte dem Kind einen Edelstein,<br />

damit sein Leben gesichert sei.<br />

Dann ritt er weiter und fragte die<br />

Menschen nach dem Weg, weil er<br />

den hellen Stern verloren hatte.<br />

Als er diesen wieder erblickte, wies<br />

ihn der Stern durch eine Stadt, wo er<br />

einen Leichenzug antraf. Hinter dem<br />

Sarg schritt eine verzweifelte Frau mit<br />

ihren Kindern. Diese waren in Schulden<br />

geraten, und vom Grabe weg<br />

sollten die Frau und die Kinder als<br />

Sklaven verkauft werden. Coredan<br />

gab ihnen den zweiten Edelstein, der<br />

eigentlich dem neugeborenen König<br />

zugedacht war. Erst nach langer Zeit<br />

fand Coredan erneut den Stern, der<br />

ihn durch ein fremdes Land führte, in<br />

dem Krieg wütete. In einem Dorf hatten<br />

Soldaten die Bauern zusammengetrieben,<br />

um sie grausam zu töten.<br />

Die Frauen schrien und Kinder wimmerten.<br />

Mit zitternden Händen übergab<br />

Coredan ihnen auch seinen letzten<br />

Edelstein und rettete so die Männer<br />

vor dem Tod und das Dorf vor der<br />

Verwüstung.<br />

Wird Bettler und Sklave<br />

Müde und traurig ritt er jahrelang weiter.<br />

Doch sein Stern leuchtete nicht<br />

mehr. Zuletzt ging er zu Fuss, weil er<br />

auch sein Pferd verschenkt hatte.<br />

Schliesslich bettelte er und pflegte<br />

Kranke. Eines Tages kam er am Hafen<br />

einer Stadt gerade dazu, als ein Vater<br />

seiner Familie entrissen und auf eine<br />

Galeere verschleppt werden sollte.<br />

Coredan bot sich anstelle des Familienvaters<br />

selbst an. Nach Jahren auf der<br />

Galeere entdeckte er endlich seinen<br />

Stern wieder und man liess ihn unerwartet<br />

frei. Im nächtlichen Traum rief<br />

ihm eine Stimme: «Eile, eile!» Sofort<br />

brach Coredan auf und kam an die<br />

Tore einer grossen Stadt.<br />

Begegnet dem wahren König<br />

Aufgeregte Gruppen zogen ihn mit,<br />

hinaus vor die Mauern. Oben auf einem<br />

Hügel ragten drei Kreuze. Coredans<br />

Stern, der ihn einst zu dem Kind<br />

führen sollte, blieb über dem Kreuz<br />

in der Mitte stehen, leuchtete noch<br />

einmal auf und war dann erloschen.<br />

Ein Blitzstrahl warf den müden Greis<br />

zu Boden. «So muss ich also sterben»,<br />

flüsterte er in jäher Todesangst, «sterben,<br />

ohne dich gesehen zu haben? So<br />

bin ich umsonst durch die Städte und<br />

Dörfer gewandert wie ein Pilger, um<br />

dich zu finden? Endlich bin ich da,<br />

meine Hände sind leer, aber mein<br />

Herz ist reich.» Da faltete der vierte<br />

König die Hände. Drei Blutstropfen<br />

des sterbenden Jesus fielen in diese<br />

gefalteten Hände. Dann neigte Jesus<br />

das Haupt und starb.<br />

Als der vierte König seine Hände wieder<br />

aufmachte, da waren die Blutstropfen<br />

verschwunden, sie waren zu<br />

drei herrlichen, roten Edelsteinen geworden.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!