Trödler Reklame (Vorschau)
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MAGAZIN<br />
Ernst Kreidolf, Selbstbildnis mit Katze, 1893, Privatbesitz<br />
Schweiz; Städtische Wessenberg-Galerie<br />
Konstanz<br />
© ProLitteris, Zürich 2014<br />
■ Abheben in Augsburg<br />
Sich die Welt von oben anzuschauen, hat<br />
die Menschen schon immer interessiert. In<br />
Augsburg wurden bereits in der Renaissance<br />
Stadtansichten aus einer erhöhten<br />
Perspektive gezeichnet, zu Zeiten also, als<br />
es Menschen technisch noch gar nicht<br />
möglich war, sich in die Lüfte zu erheben.<br />
Verschiedene Meßmer-Teedosen; Freilichtmuseum Viersen<br />
Und auch später kam es immer wieder zu<br />
glücklichen und unglücklichen Versuchen,<br />
abzuheben…<br />
Um 1659 soll z.B. der Augsburger Schuster<br />
Salomon Idler als einer der ersten versucht<br />
haben, mit nachgebildeten Vogelflügeln<br />
zu fliegen. Bei einem dieser Versuche<br />
stürzte er ab und erschlug im Augsburger<br />
Rahmgartengässchen vier Hühner.<br />
1784 wurde von den Brüdern Baader auf<br />
dem Fronhof der erste unbemannte Heißluftballon<br />
gestartet. Baron Lütgendorfs<br />
Luftkugel sollte 1786 der erste bemannte<br />
Flug sein, diese hob aber trotz mehrfacher<br />
Versuche nicht ab. Erst durch die französisch<br />
republikanische Armee kam ein von<br />
Soldaten gehaltener Fesselballon in die<br />
Nähe von Augsburg, und im Juni 1811 gelang<br />
es dem „Mechanikus" Bittorf, eine<br />
Frau als erste Person in Augsburg mit einem<br />
Papierballon aufsteigen zu lassen.<br />
Seit dieser Zeit verbreitete sich der<br />
Wunsch, fliegen zu können, noch rasanter.<br />
August Riedinger entwickelte seit 1888<br />
den sogenannten Drachenballon und<br />
gründete 1897 eine Ballonfabrik, die europaweit<br />
Ballone exportierte. In der Folge<br />
entwickelte sich Augsburg zu einem Zentrum<br />
der Ballonfliegerei. (Bis 4. Mai).<br />
Telefon: 0821/3244112<br />
■ Wiesenzwerge im Wintermärchen<br />
Ernst Kreidolf (1863 Bern - 1956 Bern) ist<br />
in der Schweiz, aber auch in Deutschland,<br />
wo er mehr als dreißig Jahre lang lebte und<br />
arbeitete, als Bilderbuchkünstler bis heute<br />
unvergessen. An der Wende vom 19.<br />
Detail aus: Martin Will, Geplanter Ballonaufstieg<br />
des Baron von Lütgendorf mit Versunterschrift<br />
1786, Kupferstich; Grafisches Kabinett im Höhmannhaus,<br />
Augsburg<br />
zum 20. Jahrhundert erschienen seine<br />
Blumen-Märchen (1898) und Wiesenzwerge<br />
(1902) und setzten neue, wegweisende<br />
Maßstäbe in der Bilderbuchgestaltung.<br />
Aber auch später entstandene Werke, unter<br />
anderem Sommervögel (1908), Alpenblumenmärchen<br />
(1922), Ein Wintermärchen<br />
(1924), Lenzgesind (1926), Das Hundefest<br />
(1928) und Grashupfer (1931), in<br />
denen personifizierte Pflanzen, Tiere oder<br />
Fabelwesen die Hauptrolle spielen, zählen<br />
zu den lebendigen Bilderbuchklassikern.<br />
Ernst Kreidolfs Bilder und Texte entführen<br />
in die Welt des Märchens und des Traums,<br />
in der Pflanzen und Tiere eine wichtige<br />
Rolle spielen. Der Künstler, der am Ufer<br />
des Bodensees auf dem Hof der Großeltern<br />
aufwuchs, war mit Flora und Fauna<br />
von Kindheit an eng vertraut. Alles was<br />
kriecht, fliegt und läuft fand seine liebevolle<br />
Aufmerksamkeit, vom kleinen Käfer bis<br />
zum Elefanten. Unter den Insekten schätzte<br />
Kreidolf besonders Grashüpfer und<br />
Schmetterlinge, daneben spielen Katzen<br />
und Hunde in seinem Werk eine wichtige<br />
Rolle. Die „Vermenschlichung“ dieser Lebewesen<br />
variierte er in anspruchsvollen<br />
Formen und Spielarten, virtuos und einfach<br />
zugleich.<br />
Die Ausstellung beginnt mit dem von wissenschaftlicher<br />
Neugier und realistischer<br />
Darstellungsweise geprägten Frühwerk,<br />
um sich anschließend den Kapiteln<br />
Schmetterlingen, Grashüpfer, Hunde,<br />
Phantasie- und Fabelwesen zu widmen.<br />
Anlässlich Ernst Kreidolfs 150. Geburtstag<br />
zeigt die Städtische Wessenberg-Galerie<br />
Konstanz bis 11. Mai die Ausstellung „Faltertanz<br />
und Hundefest. Ernst Kreidolf und<br />
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