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Gewalt gegen Polizisten - Keine Gewalt gegen Polizisten eV

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* S e i t e | 5<br />

Eine Nacht im August 1<br />

Die Scheinwerfer des Streifenwagens tasten sich durch die Nacht.<br />

"Hier ist doch gar nichts", wundert sie sich.<br />

Ihr Kollege funkt noch einmal die Zentrale an: "Wo sollte noch einmal der<br />

Rempler sein?"<br />

"Auf dem Parkplatz bei der Nummer 22", lautet die Antwort.<br />

"Da sind wir doch. Man sieht aber auch nichts bei dieser miesen Beleuchtung."<br />

Die Polizistin stoppt den Wagen und zieht die Zündschlüssel ab. In diesem<br />

Moment sieht sie einen jungen Mann neben der Fahrertür.<br />

"Der sieht aber nett", dachte sie bei sich. "Und dem armen Kerl muss ich auch<br />

noch Geld abnehmen. Wer meldet denn heutzutage noch solche Unfälle?"<br />

"Dann wollen wir mal", sagt sie.<br />

Gleichzeitig greifen sie und ihr Kollege nach den Türgriffen und verlassen den<br />

Streifenwagen.<br />

Sie spürt die eine Klinge in ihrem Körper, bevor sie begreift, dass es der nette<br />

junge Mann ist, der ihr ein Jagdmesser in den Leib rammt. Wieder und wieder.<br />

Kalt und erbarmungslos. Sie weiß nicht einmal, ob sie schreit oder nicht.<br />

Auch ihr Kollege hat keine Chance. Es geht zu schnell, die Beleuchtung ist zu<br />

schlecht. Er kann gerade noch, während die Messerstiche auf ihn einprasseln,<br />

seine Dienstwaffe ziehen und schießen. Offenbar hat er getroffen, denn endlich<br />

hören die Stiche auf. Mit letzter Kraft setzt er einen Notruf an die Zentrale ab.<br />

Erna Meyer sitzt gemütlich vor ihrem Fernseher, als draußen Schüsse fallen. Sie<br />

springt auf. Vorsichtig geht sie zum Fenster, späht durch die Vorhänge. Viel ist<br />

nicht zu erkennen, auf dem schlecht beleuchteten Parkplatz. Ein Streifenwagen.<br />

Verlassen. Da hört sie ein Geräusch, das ihr eine Gänsehaut verursacht. Schnell<br />

kippt sie das Fenster. Jetzt hört sie deutlich eine Frau um Hilfe rufen, mit letzter<br />

Kraft. So viel Leiden und Panik in der Stimme. Mit zitternden Fingern wählt sie<br />

die 110.<br />

Dieses Bild werden die am Tatort eintreffenden Kollegen niemals vergessen. Drei<br />

Menschen in ihrem Blut.<br />

Obwohl er größte Lust hat, den Messerstecher eigenhändig zu erwürgen,<br />

beherrscht sich der Polizist, der die ersten Worte mit ihm wechselt.<br />

"Warst du allein?"<br />

"Fick dich", bekommt er zur Antwort.<br />

"Ob Du allein warst", brüllt der Polizist nun.<br />

Diesmal bekommt er seine Antwort: "Allein."<br />

Jetzt klärt er den Täter kühl über seine Rechte auf.<br />

Andere <strong>Polizisten</strong> sehen, dass ihre Kollegin in beängstigender Geschwindigkeit<br />

Blut verliert. Sie drücken die Wunden zu, mit aller Kraft, bis endlich die<br />

Rettungswagen eintreffen. Sie retten ihr damit das Leben.<br />

Der Täter wurde in Blase und Darm getroffen.<br />

Der Polizist wird am Tag nach dem Anschlag aus dem Koma geholt. Seine<br />

Kollegin und er sind beide über Tage nicht vernehmungsfähig, ebenso wie der<br />

Täter.<br />

Das geschah in Gelsenkirchen in der Nacht zum 9. August 2011. Im Februar<br />

2012 fand der Prozess <strong>gegen</strong> den Täter vor dem Essener Schwurgericht statt. Am

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