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EINBLICKE - KHSB

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einblickE<br />

WiseM 2009<br />

Journal der Hochschule


2<br />

Inhalt<br />

Nahblick<br />

Einblick<br />

Rückblick<br />

Querblick<br />

Gott und die Welt<br />

Ausblick<br />

Fernblick<br />

Augenblick<br />

Die STARTwerkstatt 4<br />

Studenten der <strong>KHSB</strong> streiken 5<br />

Promotionskolleg »Soziale Professionen und Menschenrechte« 5<br />

Prävention und Versorgung durch das ISG verbessern 6<br />

Fair-Kaffee gekocht? Im Caféstübchen. 26<br />

Die Mitarbeiter/innen der Hochschulbibliothek 26<br />

Widerstand gegen Rechtsextremismus als Christenpflicht 7<br />

Sozialarbeiter als Detektive? 8<br />

Enabling Community – Fachkongress 10<br />

ISG – neues In-Institut an der Hochschule 11<br />

»Forschung in sozialer Praxis« Forschungstag der <strong>KHSB</strong> 11<br />

Graduiertenfest des ersten Bachelorjahrgangs 12<br />

SICHTEN – Eröffnung der Ausstellung 12<br />

<strong>KHSB</strong> auf dem Fest der Berliner Kirchen 13<br />

Bürgerplattform erneut erfolgreich für Schöneweide 13<br />

Wissenschaftliche Begleitung des Modells Alte Schule Karlshorst beendet 14<br />

Treffen der Weiterbildungsbeauftragten der kirchlichen Hochschulen 15<br />

Lebenslanges Lernen – neues Programm erschienen 15<br />

Abschiebung auf dem Kollwitzplatz 15<br />

Herausforderungen und Perspektiven der organisierten<br />

Diakonie und Caritas<br />

ein Beitrag von Prof. Dr. Dr. Michael N. Ebertz 16<br />

Theologische Ergänzungsstudien 22<br />

Mittagsmeditation 23<br />

Fahrt nach Oswiecim zum Zentrum für Dialog und Gebet 23<br />

»Soziale Gesundheit stärken« Fachtagung im Herbst 2010 an der <strong>KHSB</strong> 24<br />

Ausbildung für Moderation ethischer Fallbesprechungen 24<br />

ForumFamilie: Familien- und Lebensformbezogene Soziale Arbeit 25<br />

Fachgruppe Ethik und Soziale Arbeit der DGSA wächst 25<br />

»Go out« Studium und Praktikum im Ausland 27<br />

Johanna Gimm – aus Kambodscha 27<br />

Svenja Kuhr – aus Schweden 28<br />

Djamila Mustafa 29<br />

Prof. Dr. Lydia Seus 30<br />

Stephan Lidzba 30


3<br />

Vorausblick<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

in den unterschiedlichen Reaktionen auf die erste Ausgabe von <strong>EINBLICKE</strong> konnten<br />

wir ein uns erfreuendes Interesse am Leben der Katholischen Hochschule<br />

Berlin erkennen. Nun liegt die zweite Ausgabe dieses Semesterjournals vor Ihnen.<br />

Es stellt Ihnen unter der Rubrik NAHBLICK eine zentrale curriculare Innovation<br />

des Bachelorstudiengangs Soziale Arbeit vor und das neugegründete Institut für<br />

Soziale Gesundheit. RÜCKBLICK halten wir auf eine Reihe besonderer Veranstaltungen,<br />

die im Laufe des vergangenen Sommersemesters stattfanden. Darunter<br />

gilt dem erstmals durchgeführten Forschungstag, der Einblick in die vielfältigen<br />

Forschungsaktivitäten von Mitgliedern der Hochschule gab, besondere Aufmerksamkeit.<br />

Im kommenden Wintersemester wird das Promotionskolleg der<br />

<strong>KHSB</strong> seine Arbeit aufnehmen. Näheres zu seiner Arbeitsweise finden Sie unter<br />

AUSBLICKE. Forschungstag und Promotionskolleg dokumentieren beide das Engagement<br />

der <strong>KHSB</strong> für die Qualifizierung von Forschung in sozialprofessionellen<br />

Handlungsfeldern. Ich freue mich, dass wir für den QUERBLICK dieser Ausgabe<br />

Professor Michael Ebertz von der Katholischen Fachhochschule Freiburg gewinnen<br />

konnten. Vor dem Hintergrund religionssoziologischer Befunde, die auf ein Verblassen<br />

der konfessionellen Bindungen in der deutschen Bevölkerung hinweisen,<br />

thematisiert er Herausforderungen für die Profilierung für Caritas und Diakonie.<br />

Wie können diese Verbände unter den Bedingungen von Entkonfessionalisierung<br />

ihr besonderes Profil wahren? Was ist von den Professionellen, die in den Einrichtungen<br />

von Diakonie und Caritas beschäftigt sind, als Beitrag zur Profilschärfe zu<br />

erwarten? Diese Fragen verbinden die Überlegungen von Ebertz mit curricularen<br />

Diskussionen im Zusammenhang von Studiengangsentwicklungen in der <strong>KHSB</strong>.<br />

Studierende für verantwortliche Tätigkeiten in Einrichtungen der kirchlichen Wohlfahrtsverbände<br />

zu qualifizieren, ist zentrales Anliegen der <strong>KHSB</strong>. Der im vergangenen<br />

Sommersemester erstmals gestartete Masterstudiengang Soziale Arbeit bietet<br />

interessierten Studierenden in einem Wahlprofil »Soziale Arbeit in kirchlichen<br />

Einrichtungen und Verbänden« die besondere Möglichkeit, sich vertieft mit Anforderungen<br />

an wertgebundenes Leiten, mit Handlungsarrangements in kirchlichen<br />

Arbeitsfeldern und Grundlagen einer Theologie der Diakonik auseinanderzusetzen.<br />

Wir wünschen uns für dieses Wahlprofil Aufmerksamkeit von Studierenden<br />

und insbesondere von den kirchlichen Wohlfahrtsverbänden. Schließlich stellen<br />

sich in der Rubrik AUGENBLICK ausgewählte Mitglieder des Kollegiums und der<br />

Studierendenschaft vor. Sie repräsentieren beispielhaft was Hochschulen sind -<br />

Orte von Lerngemeinschaften, in den sich Lehrende und Studierende als Lernende<br />

und Forschende begegnen. Ich lade Sie ein, sich von den Einblicken in die Lerngemeinschaft<br />

<strong>KHSB</strong> anregen zu lassen.<br />

Prof. Monika Treber<br />

Rektorin


4 Nahblick<br />

Die STARTwerkstatt<br />

Gisela Renner in der STARTwerkstatt<br />

Gisela Renner, Dipl. Sozialpädagogin, Spiel- und Theaterpädagogin<br />

»Zum Beginn des Studiums Soziale Arbeit Da nicht immer Betreuungstätigkeiten anfielen,<br />

arbeitete ich auch praktisch mit, so<br />

fragte ich mich, wozu eine STARTwerkstatt gut<br />

sein sollte. Ein bisschen missmutig ging ich die dass ich Grundfertigkeiten zur Arbeit mit<br />

ersten Dienstage hin … Nach ein paar Wochen Holz erlernen musste. Das Rahmenthema<br />

konnte ich mit dem Begriff STARTwerkstatt dieser Werkstatt hieß »Holzarbeit«. Das<br />

etwas anfangen. Es war der Start ins Studium von mir gewählte konkrete Projekt war<br />

mit Vermittlung und Vertiefung von Wissen und »Bau eines Bilderrahmens«. Dazu war es<br />

dem nötigen Knowhow für die Soziale Arbeit in notwendig zu wissen, welches Holz mit<br />

der Praxis. Mit diesem Hintergrundwissen begann<br />

die Arbeit … Spaß zu machen« (Student, ist. Das ist vielleicht vergleichbar mit den<br />

welcher Beschaffenheit das geeignete<br />

2. Semester).<br />

Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens.<br />

Schließlich hatte ich das passende Holz<br />

In der STARTwerkstatt, die ganztägig gefunden und musste nun die Werkzeuge<br />

und die Methoden auswählen, damit<br />

dienstags in den ersten beiden Semestern<br />

des Studienganges Sozialer Arbeit aus dem Holz ein Bilderrahmen entstehen<br />

unter einem Rahmenthema stattfindet, konnte - einfach vier Bretter zu einem<br />

sollen die Studierenden laut kommentiertem<br />

Vorlesungsverzeichnis »exem-<br />

einbeiteln? Es gab da verschiedene Mög-<br />

Quadrat zusammennageln oder Nuten<br />

plarisch Fragestellungen, Praxisfelder und lichkeiten, Wege und Methoden. Dann<br />

Vorgehensweisen der Sozialen Arbeit« musste der Umgang mit dem Werkzeug<br />

kennen lernen. Auch »werden sie in erlernt werden. Säge, Hobel, Hammer,<br />

wesentliche Grundlagen wissenschaftlichen<br />

Arbeitens eingeführt und lernen einfach zu sein, doch ließ ich einige<br />

Beitel etc. Es schien anfänglich ziemlich<br />

an konkreten Aufgabenstellungen die Schweißperlen im Prozess des Fertigens.<br />

Beiträge verschiedener Fach- und Bezugswissenschaften<br />

zu berücksichtigen.« Die Händen wollte es nicht so recht gelingen,<br />

Mit meinen so gefühlten zwei linken<br />

Arbeit in der STARTwerkstatt ist schon ein manchmal hätte ich das Ganze am liebsten<br />

an die Wand geworfen. Doch endlich<br />

wenig vergleichbar mit der Arbeit in einer<br />

Werkstatt. Hier ein Beispiel: In meinem war das Produkt fertig, und ich konnte es<br />

Anerkennungspraktikum zur Sozialpädagogin<br />

arbeitete ich in einer Werkstatt für perfekt und nur ansatzweise professio-<br />

stolz präsentieren. Es war wahrlich nicht<br />

psychisch Behinderte im Tischlereibereich. nell, doch es hatte seinen Zweck erfüllt.<br />

Die Grundfertigkeiten waren erlernt. Im<br />

Gegensatz zu den »Produkten« in den<br />

STARTwerkstätten musste ich den Rahmen<br />

alleine fertigen, nur der Meister half<br />

mir ab und zu. In einer STARTwerkstatt<br />

arbeiten mehrere in einem Prozess auf ein<br />

Ergebnis hin. Das hat den Vorteil, dass<br />

sich viele mit ihren Ideen und Interessen<br />

einbringen können, aber es muss auch<br />

ausgehandelt und diskutiert werden, um<br />

gemeinsam zu einem Ergebnis zu kommen.<br />

Das kann den Prozess verlängern<br />

und die eine oder den anderen schon<br />

einmal auf eine Geduldprobe stellen. Am<br />

Anfang eines jeden Sommersemesters<br />

beginnt das Zittern vor den Präsentationen,<br />

die das jährliche Highlight und der<br />

Abschluss der STARTwerkstatt sind. Doch<br />

Lampenfieber und Aufregung tragen mit<br />

dazu bei, dass jede Projektgruppe eine<br />

gute Präsentation mit oft erstaunlichen<br />

Ergebnissen einem hochschulöffentlichen<br />

Publikum zeigen kann.Für mich als Lehrende<br />

stellt jede Werkstattgruppe eine<br />

neue Herausforderung dar. Jede Gruppe<br />

ist anders, jede/r Studierende in der<br />

Werkstatt hat eine Persönlichkeit mit eigenen<br />

Fähigkeiten und Ideen, die sich im<br />

Laufe der Arbeit eines Jahres aus der Anonymität<br />

der Masse der Studierenden herauskristallisiert<br />

und sich weiterentwickelt.<br />

Die Arbeitsstruktur muss von jeder Gruppe<br />

neu gefunden und ausgehandelt werden,<br />

manchmal fällt es mir schwer mich<br />

dabei zurück zu halten. Doch es ist schön<br />

mitzuerleben, wie diese wellenförmig mit<br />

Hochs und Tiefs verlaufenden Prozesse<br />

zu guten Ergebnissen führen. Nicht jede<br />

Erfahrung ist dabei schön, aber wer hat<br />

behauptet, Lernen sei schmerzfrei?!<br />

»Abschließend ist zu sagen, dass die Idee der<br />

STARTwerkstatt doch sehr gut ist, da sie uns<br />

die Möglichkeit gibt, einiges über wissenschaftliches<br />

Arbeiten, Praxis und eigenverantwortlicher<br />

Arbeit in der Gruppe zu lernen und<br />

selbst zu erfahren« (Studentin, 2. Semester).


5<br />

Studenten der<br />

<strong>KHSB</strong> streiken<br />

Amadeus Kugler<br />

Bunt und vielfältig beteiligten sich die<br />

Studierende der Katholischen Hochschule<br />

an dem bundesweiten Bildungsstreik<br />

vom 15. bis 19. Juni. Dabei wurde nicht<br />

nur die Hochschule durch Transparente<br />

verhängt, sondern es wurde ein alternatives<br />

Seminarangebot in Form von<br />

Workshops, AG‹s und Diskussionsrunden<br />

zum Thema Bildung und Erziehung von<br />

Studenten und Dozenten angeboten. In<br />

diesen wurden die Vor- und Nachteile<br />

des deutschen Bildungssystems hinterfragt,<br />

mit anderen Ländern verglichen<br />

und mögliche Alternativen erörtert. Die<br />

Studierenden kritisierten dabei die Umstellung<br />

auf das Bachelor/Mastersystem<br />

im Zuge des Bolognaprozesses, durch den<br />

- so ihre Kritik - das Studium kaum noch<br />

selbstbestimmt und zu leistungsorientiert<br />

sei. Einer der Höhepunkte dieser Woche<br />

war die Teilnahme an der bundesweiten<br />

Bildungsdemon stration am 17. Juni. Hier<br />

erklärten sich die Studierenden mit den<br />

Schüler/innen solidarisch und unterstützen<br />

ihre Forderungen.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.bildungsstreik.net<br />

Promotionskolleg<br />

Soziale Professionen und<br />

Menschenrechte<br />

Christiane Schraml<br />

Am Forschungstag konnte an der <strong>KHSB</strong><br />

das Promotionskolleg Soziale Professionen<br />

und Menschenrechte offiziell gegründet<br />

werden. Es zielt darauf, Absolvent/innen<br />

aus dem Sozial- und Gesundheits wesen<br />

in der Vorbereitung und Durchführung<br />

eines Promotionsvorhabens zu fördern.<br />

Promovieren mit Fachhochschulabschluss<br />

»Nach langjähriger praktischer Arbeit als<br />

Sozialpädagoge habe ich mich in diesem<br />

Jahr entschieden zu promovieren. Dabei<br />

stand die große Frage im Raum: Kann ich<br />

das überhaupt?« So wie Frank Wilde stehen<br />

viele Absolvent/innen vor Fragen und<br />

Unsicherheiten, wenn sie sich auf den<br />

Weg zur Promotion begeben. Grundlegend<br />

besteht für FH-Absolvent/innen seit<br />

vielen Jahren die Möglichkeit an Universitäten<br />

zu promovieren. Mit der Einführung<br />

der Bachelor- und Masterstudiengänge<br />

sowie der zunehmenden Etablierung von<br />

kooperativen Promotionsverfahren hat<br />

sich die Situation sukzessiv verbessert.<br />

Faktisch besteht für FH-Absolvent/innen<br />

jedoch noch immer eine Benachteiligung<br />

im Zugang zur Promotion von der Frauen<br />

noch einmal in besonderem Maße betroffen<br />

sind. Dabei wird die Weiterentwicklung<br />

der Sozialarbeitswissenschaften und<br />

der Heilpädagogik in Zukunft auch davon<br />

abhängig sein, inwiefern es gelingt, den<br />

wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern<br />

und damit die kontinuierliche Entwicklung<br />

der Fachtheorien sicherzustellen.<br />

Das Promotionskolleg – forschen und<br />

fördern<br />

Durch das Promotionskolleg Soziale Professionen<br />

und Menschenrechte soll ein<br />

struktureller Rahmen zur Förderung des<br />

wissenschaftlichen Nachwuchses etabliert<br />

werden und der fachtheoretische Diskurs<br />

über Soziale Professionen als normative<br />

Handlungswissenschaften weiter vorangebracht<br />

werden. Um die strukturellen<br />

Zugänge von FH-Absolvent/innen zur Promotion<br />

nachhaltig zu verbessern, ist es<br />

auch ein Ziel des Kollegs, Kooperationen<br />

mit Universitäten aufzubauen. Im Promotionskolleg<br />

arbeiten Kollegiat/innen und<br />

Professor/innen entlang eines Forschungsund<br />

Studienprogramms zusammen und<br />

reflektieren das Verhältnis von Sozialen<br />

Professionen und Menschenrechten in<br />

konkreten Praxiskontexten. Durch das<br />

Berliner Programm zur Förderung der<br />

Chancengleichheit für Frauen in Forschung<br />

und Lehre kann die <strong>KHSB</strong> ein<br />

Stipendienprogramm für Frauen gewährleisten.<br />

Informationen zum Kolleg finden Sie unter<br />

www.khsb-berlin.de/promotionskolleg.


6 Nahblick<br />

Soziale Faktoren und Gesundheit: Prävention und Versorgung<br />

durch das Institut für Soziale Gesundheit verbessern<br />

Die Zusammenhänge zwischen sozialen<br />

Faktoren und Gesundheit bzw. Krankheit<br />

sind empirisch gut belegt, werden aber<br />

im Gesundheitswesen immer noch nicht<br />

systematisch in den Blick genommen.<br />

Genau diese Diskrepanz möchte das Institut<br />

für Soziale Gesundheit mit seiner<br />

Arbeit verringern helfen: durch Grundlagenforschung,<br />

Praxisevaluation bzw.<br />

Praxisentwicklung, aber auch durch die<br />

Entwicklung einer spezifischen Beratungspraxis,<br />

die wissenschaftlich evaluiert und<br />

in die Lehre eingebracht wird. Neben der<br />

Durchführung eigener wissenschaftlicher<br />

Projekte sollen auch Projekte anderer<br />

Institutionen gefördert werden, die die<br />

soziale Dimension von Gesundheit zum<br />

Gegenstand haben.<br />

Ziele<br />

›› Beratung und Unterstützung von Menschen,<br />

deren Gesundheit durch soziale<br />

Faktoren bedroht / beeinträchtigt ist<br />

›› Entwicklung und Erprobung innovativer<br />

Handlungs- und Forschungskonzepte zur<br />

Förderung der sozialen Gesundheit<br />

›› Durchführung von Forschungsprojekten,<br />

Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen<br />

und Fachtagungen<br />

››<br />

Einbindung von Studierenden in<br />

Forschungsprojekte<br />

›› Kooperation mit anderen Institutionen<br />

und Personen<br />

Inhaltliche Schwerpunkte<br />

Das Institut für Soziale Gesundheit gliedert<br />

sich derzeit in drei Abteilungen, in<br />

denen jeweils eine besondere Zuspitzung<br />

des Hauptansatzes verfolgt wird.<br />

Abteilung Sozialpsychiatrie<br />

Prof. Dr. R. Quindel, Prof. Dr. R.-B. Zimmermann<br />

Die universitären Strukturen, die auch die<br />

Entwicklung und Etablierung einer sozialen<br />

Psychiatrie in Deutschland förderten<br />

brechen in den letzten Jahren zunehmend<br />

weg. Umgekehrt besteht aber weiterhin<br />

ein hoher Bedarf, die Sozialpsychiatrie<br />

auch durch Hochschulaktivitäten weiterzuentwickeln.<br />

Hier sind insbesondere<br />

der Theorie-Praxis-Transfer, die Weiterentwicklung<br />

innovativer methodischer<br />

Ansätze sowie die Initiierung und Durchführung<br />

sozialpsychiatrischer Forschungsprojekte,<br />

Tagungen und Kongressen zu<br />

nennen.<br />

Abteilung Klinische Sozialarbeit/<br />

Sozialtherapie<br />

Prof. Dr. K. Ortmann<br />

Die <strong>KHSB</strong> hat sich in den letzten Jahren<br />

verstärkt an der Entwicklung der Klinischen<br />

Sozialarbeit in Deutschland durch<br />

Weiterbildungsangebote und Forschungsaktivitäten<br />

beteiligt. Die an der <strong>KHSB</strong><br />

angesiedelten Forschungs- und Entwicklungsarbeiten<br />

sollen in der Abteilung<br />

ihren institutionellen Rahmen finden.<br />

Ein Schwerpunkt wird sein, empirisch<br />

und theoretisch-konzeptionell das Methodenrepertoire<br />

klinischen Handelns in<br />

der Sozialen Arbeit zu verbessern und zu<br />

erweitern.<br />

Abteilung Psychotraumatologie<br />

und Soziale Arbeit<br />

Prof. Dr. N. F. Gurris<br />

Im Jahr 1999 war die <strong>KHSB</strong> eine der<br />

ersten Fachhochschulen Europas, an der<br />

Psychotraumatologie curricular gelehrt<br />

wurde, seitdem ist die Psychotraumatologie<br />

ein fester Bestandteil in Lehre,<br />

Forschung und Entwicklung. Spezifische<br />

Beratungs- und Behandlungsmodelle mit<br />

traumatisierten Menschen sollen weiterhin<br />

entwickelt und erforscht werden,<br />

damit die Lücke zur medizinischen und<br />

psychologischen Versorgung geschlossen<br />

werden kann.<br />

Über die laufenden Forschungsprojekte<br />

des ISG berichten wir an anderer Stelle.<br />

Aktuell betreibt das ISG eine Psychosoziale<br />

Beratungsstelle, erarbeitet eine Expertise<br />

zum Thema »Einzelfallhilfe: Trägermodell<br />

versus Honorarmodell«, erforscht die<br />

gesundheitliche und soziale Versorgung<br />

älterer Menschen nach einem Krankenhausaufenthalt<br />

in Potsdam (Projekt<br />

SEVERAM), gemeinsam mit der FU das<br />

Problem der Versorgung psychisch Kranker<br />

in Pflegeheimen (s. a. Neuerscheinung<br />

S. 14) und ist Partner des EU-Forschungsprojektes<br />

TENTS zu Aufbau und Beforschung<br />

eines europaweiten Netzwerkes<br />

für traumatische Belastungen.


Einblick<br />

7<br />

Widerstand gegen Rechtsextremismus als Christenpflicht<br />

Prof. Dr. Andreas Lob-Hüdepohl<br />

Die Positionierung des damaligen Vorsitzenden<br />

der CDU-Fraktion im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern,<br />

Lorenz Jäger, dass der<br />

»Kampf gegen Rechtsextremismus (...) eigentlich<br />

eine Christenpflicht« sei, hat im letzten<br />

Jahr und in diesem Frühjahr eine breite Debatte<br />

in der politischen und kirchlichen Landschaft<br />

angestoßen. In diesem Zusammenhang wurde<br />

das Berliner Institut für christliche Ethik und<br />

Politik (ICEP) beauftragt, die Frage zu untersuchen,<br />

ob und in welcher Weise Christinnen und<br />

Christen von den Grundlagen ihres Glaubens<br />

her zum Widerstand gegen den Rechtsextremismus<br />

aufgerufen seien.<br />

Der Rechtsextremismus, der sich durch<br />

»völkische Denkmuster, ein daraus abgeleitetes<br />

Menschenbild, autoritär-rigide<br />

Ordnungsvorstellung und die Berufung<br />

auf das Führerprinzip« (Greß/Jaschke/<br />

Schönekäs 1990) auszeichnet, steht im<br />

schroffen Gegensatz zum demokratischen<br />

Verfassungsstaat. Darüber hinaus<br />

bestreiten seine Vertreter – auch in Unterscheidung<br />

zu anderen politischen Extremismen<br />

wie dem Kommunismus oder<br />

dem Anarchismus – grundsätzlich das<br />

»Prinzip menschlicher Fundamentalgleichheit«<br />

(Backes/Jesse). Dieses strikte Gleichheitsprinzip<br />

ist jedoch nicht nur für den<br />

bundesdeutschen Verfassungsstaat konstitutiv,<br />

sondern auch für das Christentum.<br />

Es wurzelt in der absolut gleichen Menschenwürde<br />

jedes Menschen als Ebenbild<br />

Gottes, die keinerlei Nuancierungen oder<br />

Abstufungen – etwa im Sinne rassistischer,<br />

sozialdarwinistischer, sexistischer<br />

oder kultur-ethnozentristischer Auffassungen<br />

– zulässt. Rassismus und Christentum<br />

schließen sich kategorisch aus. Das<br />

Zweite Vatikanische Konzil hat anerkannt,<br />

dass es in vielen politischen Fragen legitimerweise<br />

unterschiedliche Auffassungen<br />

geben kann, zu denen Christen nach reiflicher<br />

Gewissensbildung kommen können<br />

(vgl. Gaudium et spes 43). Damit anerkennt<br />

das Konzil grundsätzlich die Legiti-<br />

mität politischer Pluralität, die das Konzil<br />

als Ausdruck der Autonomie weltlicher<br />

Sachbereiche wertet (vgl. GS 36). Sie findet<br />

freilich dort ihre absolute Grenze, wo<br />

politische Auffassungen und Praktiken die<br />

»Achtung vor der menschlichen Person«<br />

bzw. »die wesentliche Gleichheit aller<br />

Menschen und die soziale Gerechtigkeit«<br />

verletzten oder sogar beseitigen wollen<br />

(vgl. GS 27f): »Doch jede Form einer<br />

Diskriminierung in den gesellschaftlichen<br />

und kulturellen Grundrechten der Person,<br />

sei es wegen des Geschlechts oder der<br />

Rasse, der Farbe, der gesellschaftlichen<br />

Stellung, der Sprache oder der Religion,<br />

muß überwunden und beseitigt werden,<br />

da sie dem Plan Gottes widerspricht.«<br />

(GS 29)<br />

Damit ist zugleich jeder Gleich-Gültigkeit,<br />

also jeder indifferenten Haltung eines<br />

Christen gegenüber dem Rechtsextremismus<br />

eine unzweideutige Absage erteilt.<br />

Christen sind wie Kirche insgesamt zur<br />

Weltverantwortung, die Politik im Sinne<br />

der aktiven Gestaltung des Öffentlichen<br />

Raumes notwendig einschließt,<br />

aufgerufen, durch die sie die Hoffnung,<br />

die in ihnen ist, auch »in den gewöhnlichen<br />

Verhältnissen der Welt« (Lumen<br />

gentium 35) zum Ausdruck bringen.<br />

Besondere Verantwortung kommt jenen<br />

Christen zu, die als Politiker maßgeblich<br />

die Ordnung des Weltlebens gestalten.<br />

Auch für christliche Politiker gelten die<br />

vorgenannte legitime Pluralität politischer<br />

Auffassungen und damit auch die<br />

legitime Pluralität politischer Strategien.<br />

Insofern sie aber als Christen politische<br />

Verantwortung übernehmen, binden sie<br />

ihr politisches Handeln an das Fundament<br />

und die normativen Implikationen ihres<br />

Glaubens. Insofern sind sie nicht erst<br />

als besonders politisch verantwortliche<br />

Staatsbürger, sondern schon als Christen<br />

zur Gegenwehr gegenüber politischen<br />

Extremen und insbesondere gegenüber<br />

dem Rechtsextremismus verpflichtet.<br />

Verantwortliches solidarisches Handeln<br />

von Christinnen und Christen gründet<br />

sodann auf den normativen Grundsätzen<br />

der Menschenrechte, die die Ermöglichungsstruktur<br />

menschenwürdiger Lebensführung<br />

darstellen. Auch die Kirche<br />

identifiziert sich mit dem Anliegen der<br />

Menschenrechte, das wesentlich für ihr<br />

soziales Engagement und für das Zeugnis<br />

der frohen Botschaft insgesamt ist. (GS<br />

41). Der spezifisch moralische Verpflichtungsgehalt<br />

von Menschenrechten weist<br />

auf ein konstitutives Reziprozitätsverhältnis<br />

von Rechten und Pflichten hin,<br />

das für das Gelingen einer zivilen und<br />

demokratischen Gesellschaft von hoher<br />

Bedeutung ist. Diese wichtige Ressource<br />

demokratischer Aushandlungsprozesse<br />

lässt sich mit dem Begriff der Solidarität<br />

übersetzen. Solidarität hebt auf die<br />

»konstruktive Verpflichtung« aller Träger<br />

von Menschenrechten ab, die ihnen gewährten<br />

Rechtsansprüche nicht nur nicht<br />

zu Lasten, sondern vielmehr zugunsten<br />

anderer Rechtsträger zu nutzen. Der eigene<br />

unverfügbare Anspruch auf ein menschenwürdiges<br />

Leben begründet zugleich<br />

die Pflicht zur Anerkennung der Ansprüche<br />

anderer auf eine menschenwürdige<br />

Existenz und deshalb auch die Pflicht, Gestaltungsverantwortung<br />

für die humanen<br />

Lebensbedingungen anderer zu übernehmen.<br />

Wo Menschen mit Verweis auf die<br />

Unverfügbarkeit ihrer Menschenwürde<br />

Freiheits-, Gleichheits- und Teilhaberechte<br />

einfordern, stehen sie in der Pflicht, die<br />

gleichen Rechtsansprüche allen anderen<br />

zuzubilligen – und zwar nicht nur, indem<br />

sie sie grundsätzlich anerkennen, sondern<br />

auch durch tätige Mithilfe an deren konkreter<br />

Verwirklichung. Aus diesem Grund<br />

stehen auch die Kirchen und alle Christinnen<br />

und Christen in der Pflicht, bei<br />

der Anerkennung, dem Schutz und der<br />

Durchsetzung dieser Rechte mitzuwirken.<br />

Aus diesen Überlegungen folgt, dass der<br />

Rechtsextremismus eine Form politischer


8<br />

Einblick<br />

Sozialarbeiter als Detektive?<br />

Das Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom: kritische Reflexion eines Praxisbeispiels<br />

Prof. Dr. med. Ralf-Bruno Zimmermann, <strong>KHSB</strong><br />

Ideologie und Praxis darstellt, die nicht<br />

nur nicht tolerierbar ist, sondern zum<br />

aktiven Tun (»Widerstand«) aufruft, wobei<br />

die Formen des Widerstandes gemäß<br />

unserer Staats- und Gesellschaftsform<br />

zwischen politischer Aufklärungsarbeit<br />

und staatsrechtlichen bzw. polizeilichen<br />

Mitteln breit variieren können. Solcher<br />

Widerstand ist nicht nur Aufgabe jedes<br />

Staatsbürgers, sondern in einem emphatischen<br />

Sinne die Pflicht jedes Christen<br />

als Christen und in dieser Weise nicht<br />

beliebig. Sie steht sozusagen im Rang<br />

eines status confessionis, an dem sich das<br />

Christsein eines Christen (mit-)entscheidet.<br />

Das ICEP Arbeitspapier »Widerstand gegen<br />

Rechtsextremismus – eine Christenpflicht« von<br />

Stefan Kurzke-Maasmeier, Andreas Lienkamp<br />

und Andreas Lob-Hüdepohl ist abrufbar unter:<br />

www.icep-berlin.de arbeitspapiere 3/2009<br />

Zur Genese des Expertiseauftrags siehe:<br />

www.zdk.de salzkoerner 16. Jg. Nr. 3<br />

Das Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom wird<br />

kontrovers diskutiert: Wenn Mütter ihre Kinder<br />

durch Manipulationen zu Patienten machen,<br />

handelt es sich dann um den Ausdruck einer<br />

psychischen Störung oder um strafbare Handlungen?<br />

Anhand eines Beispiels aus der Gutachterpraxis<br />

skizziert Ralf-Bruno Zimmermann in einem<br />

ausführlichen Text den aktuellen Stand des<br />

Wissens und geht der Frage nach, welche Aufgaben<br />

Sozialarbeiter/innen in diesem Zusammenhang<br />

haben können und in welche professionellen,<br />

berufsethischen und juristischen<br />

Spannungsfelder sie dabei geraten können.<br />

Jener Text ist auf Nachfrage über die Homepage<br />

der <strong>KHSB</strong> erhältlich; im Folgenden lesen<br />

Sie einen kleinen Auszug aus diesem Beitrag,<br />

den Prof. Dr. Ralf-Bruno Zimmermann für das<br />

ForumFamilie am 13.11.2008 konzipiert hat<br />

(s. Ausblicke, S. 25).<br />

Der Internist Richard Asher beschrieb in<br />

den 1950er Jahren erstmals Patienten, die<br />

von Klinik zu Klinik wanderten und real<br />

wirkende Blutungen, Magen- und Darmbeschwerden<br />

oder neurologische Syndrome<br />

vortäuschten, um im Krankenhaus<br />

aufgenommen und behandelt zu werden.<br />

Besonders faszinierten dabei die gekonnt<br />

geschilderten Symptome mit teils aufregenden<br />

Berichten unter Nutzung falscher<br />

Namen. Asher nannte diese Auffälligkeit<br />

mit Bezug auf die fantastischen Erlebnisberichte<br />

des Rittmeisters Hieronymus<br />

Karl Friedrich Baron von Münchhausen<br />

(1720-1797) »Munchausen`s syndrome«.<br />

1977 benannte der Kinderarzt Meadow<br />

erstmals eine Variante des Münchhausen-<br />

Syndroms, das »Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom«<br />

(bzw. by proxy),<br />

bei dem Eltern<br />

– meist Mütter<br />

– bei ihren Kindern<br />

absichtlich<br />

körperliche Symptome<br />

erzeugen<br />

oder vortäuschen<br />

und sie, häufig<br />

unter Notfallbedingungen,<br />

Ärzten<br />

zur Diagnostik<br />

und Behandlung<br />

vorstellen.<br />

Es schloss sich<br />

ein kontrovers<br />

geführter psychiatrischer und juristischer<br />

Fachdiskurs darüber an, ob es dieses Syndrom<br />

überhaupt gebe – und wenn ja, wie<br />

häufig –, ob es sich um eine Krankheit<br />

oder eine reine Straftat handele – oder<br />

um beides. Es kristallisiert sich inzwischen<br />

heraus, dass es wohl unbestreitbar solche<br />

Fälle gibt, die die Hauptkriterien dieses<br />

Syndroms erfüllen. Wichtige diagnostische<br />

Kriterien zur Diagnose sind:<br />

›› absichtliches Erzeugen oder Vortäuschen<br />

körperlicher oder psychischer Symptome,<br />

›› die Motivation für das Verhalten liegt in<br />

Einnahme der Krankenrolle und<br />

›› es sind keine äußeren Anreize für das<br />

Verhalten offensichtlich wie: ökonomischer<br />

Nutzen, Vermeidung von legaler Verantwortung,<br />

Verbesserung des körperlichen<br />

Wohlbefindens.<br />

Unabhängig davon, ob es sich um eine<br />

psychische Krankheit der Mutter handelt


9<br />

oder nicht, ist zunächst festzuhalten,<br />

dass bei Vorliegen der entsprechenden<br />

Kriterien deskriptiv immer eine Kindesmisshandlung<br />

(bei Minderjährigen) bzw.<br />

eine Körperverletzung (bei Erwachsenen)<br />

vorliegt, die, unabhängig von einer strafrechtlichen<br />

Würdigung, auch diagnostisch<br />

verschlüsselt werden sollte. In unserem<br />

Fall begehrte die Mutter eines 16jährigen<br />

Mädchens Sozialleistungen, das Mädchen<br />

selbst schien schwerst eingeschränkt und<br />

beschwert durch Behinderungen und<br />

Erkrankungen: so könne es nicht gehen,<br />

nicht stehen und sich nicht alleine umdrehen<br />

und leider u.a. unter Ganzkörperschmerzen,<br />

epileptischen Anfällen usw.<br />

Allerdings fehlten für diese Einschränkungen<br />

weitgehend die objektiven medizinischen<br />

Befunde, obwohl mannigfaltig<br />

ambulant und stationär untersucht und<br />

behandelt worden war. Mehrfach waren<br />

auch in der Vergangenheit einige Ärzte<br />

und Ärztinnen skeptisch geworden und<br />

hatten unterschiedliche Verdachtsdiagnosen<br />

gestellt (etwa: inadäquate Befunde,<br />

Münchhausen-Syndrom, Simulation),<br />

allein, eine Änderung der Situation wurde<br />

nicht herbeigeführt. Im Gegenteil: im<br />

Laufe der Jahre wurden die Einschränkungen<br />

des Mädchens stärker, ebenso<br />

die technischen und menschlichen Hilfen,<br />

die von der Mutter beantragt und genehmigt,<br />

nicht selten erstritten wurden.<br />

Immer dann, wenn in einem therapeutischen<br />

Setting ein Änderungsversuch der<br />

Grundsituation versucht wurde, nahm die<br />

Mutter ihre Tochter (und sich selbst) aus<br />

Behandlung und Beratung heraus. Zum<br />

Zeitpunkt der aktuellen Untersuchung<br />

waren bereits erkennbare Sekundärschäden<br />

bzw. -erkrankungen des Mädchens<br />

erkennbar: Verringerung der Muskulatur,<br />

Verkürzung von Sehnen, Veränderung der<br />

Knochensubstanz durch Inaktivität sowie<br />

Folgeschäden durch eine nicht notwendige<br />

Operation. Das Mädchen selbst wirkte<br />

einerseits verstört, ängstlich-gefangen<br />

und fest in der Vorstellung, schwer behindert<br />

und krank zu sein (und zu bleiben).<br />

Andererseits war in der Exploration eine<br />

ausgeprägte Vitalität und Lebenslust<br />

erkennbar, die aber faktisch immer<br />

wieder von der Mutter mit Verweis auf<br />

die Schwere der Behinderungen unterbunden<br />

wurde. Starken Symbolwert hat<br />

folgendes Zitat des Mädchens, das ihre<br />

Ambivalenz deutlich werden lässt: »Ich<br />

möchte wieder laufen lernen. Dazu muss<br />

ich aber operiert werden an Wirbelsäule,<br />

Hüft-, Knie-, und Fußgelenken.« Deutlich<br />

wurde ferner die symbiotische Beziehung<br />

zwischen Mutter und Tochter sowie anamnestisch<br />

eine wohl ähnlich, wenn auch<br />

nicht so drastische Entwicklung einer älteren<br />

Schwester des Mädchens.<br />

Wenn Mütter ihre Kinder durch Manipulationen<br />

zu Patienten machen, handelt es<br />

sich immer um eine Kindesmisshandlung,<br />

Elisabeth Fix, Stefan Kurzke-Maasmeier (Hg.):<br />

Das Menschenrecht auf gute Pflege. Selbstbestimmung<br />

und Teilhabe verwirklichen. Lambertus,<br />

Freiburg 2009.<br />

2009, 198 Seiten<br />

ca. EUR 17,50/SFr 30,50<br />

ISBN 978-3-7841-1926-7<br />

die auch so benannt und deren Fortsetzung<br />

natürlich verhindert werden muss.<br />

Zur Aufdeckung eines solchen Verhaltens<br />

sind ganz besonders das besonnene und<br />

koordinierte Zusammenarbeiten unterschiedlicher<br />

Professionen und mitunter<br />

auch Methoden nötig, die üblicherweise<br />

in der Behandlung und Beratung nicht<br />

verwendet werden. Die Sozialarbeiter/<br />

innen müssen also in solchen Fällen<br />

tatsächlich auch gelegentlich Detektive<br />

sein. Gerade diese sind mit besonderer<br />

Sorgfalt ethisch und juristisch zu überprüfen<br />

und abzuwägen. Mit einer gewissen<br />

Wahrscheinlichkeit ist die Mutter auch als<br />

psychisch krank zu bezeichnen und bedarf<br />

so oder so der professionellen Hilfe.<br />

Die Einschätzungen darüber aber, ob eine<br />

strafbare Handlung vorliegt und ob die<br />

Mutter dafür zur Rechenschaft zu ziehen<br />

ist, obliegen den zuständigen Gerichten.<br />

Neuerscheinung<br />

Menschenrechte in der Pflege<br />

Das Handbuch gibt es Anregungen zur<br />

Verbesserung der Qualität der Versorgungsstrukturen<br />

und zur Umsetzung<br />

der menschenrechtlichen Ansprüche von<br />

pflegebedürftigen Personen und versteht<br />

sich als Beitrag zum gesellschaftspolitischen<br />

Diskurs um das ethische Gut der<br />

Pflege. Es dokumentiert die Ergebnisse<br />

der gleichnamigen Fachtagung des ICEP<br />

und des Deutschen Caritasverbands im<br />

Dezember 2008.<br />

Mit Beiträgen von Thomas Klie, Klaus Dörner,<br />

Andreas Lob-Hüdepohl, Dieter Hackler, Franz J.<br />

Stoffer, Alexander Künzel, Paul-Jürgen Schiffer,<br />

Jeanne Nicklas-Faust, Achim Rieger, Hildegard<br />

Schröppel, Hans Georg Nehen, Rolf D. Hirsch,<br />

Rolf Heine und Katrin Markus.


10<br />

Rückblick<br />

Enabling Community – Gemeinsame Sache machen<br />

Fachkongress und Forschungswerkstatt der <strong>KHSB</strong> und der Evangelischen<br />

Stiftung Alsterdorf waren voller Erfolg<br />

Die Frage, wie eine Gesellschaft dazu befähigt<br />

werden kann, allen ihren Mitgliedern<br />

ein Ort der sozialen Zugehörigkeit<br />

und Anerkennung zu sein, stand im Zentrum<br />

eines dreitägigen Fachkongresses<br />

der <strong>KHSB</strong> und der Ev. Stiftung Alsterdorf<br />

(ESA) vom 18.-20. Mai in Hamburg. Mehr<br />

als 500 Teilnehmer/-innen tauschten sich<br />

in Vorträgen, Workshops, Praxisbesuchen<br />

und Podiumsveranstaltungen über die<br />

inklusive Gestaltung einer Gesellschaft<br />

aus, die selbstverständlich mit allen ihren<br />

Mitgliedern »gemeinsame Sache macht«.<br />

Enabling Community meint den Prozess<br />

einer Qualifizierung von Gemeinwesen,<br />

um die volle rechtliche und soziale Inklusion<br />

ihrer Bürger/-innen zu gewährleisten.<br />

Insofern meint er auch ein Gemeinwesen,<br />

das sowohl seine kollektiven als auch<br />

individuellen Akteure zur Inklusion befähigt.<br />

Die Zielperspektive einer inklusiven<br />

Gesellschaft und das Konzept der Inklusion<br />

gehen über die »klassischen« Formen<br />

der Behindertenhilfe hinaus und verstehen<br />

die Bürgergesellschaft als »Subjekt<br />

der Befähigung«. In mehr als 100 Einzelveranstaltungen<br />

und 12 thematischen<br />

Foren ging es bei diesem Kongress um<br />

Zukunftsfragen des Sozialstaats und der<br />

Sozialen Dienste, um normative Grundlagen<br />

einer inklusiven Gesellschaft sowie<br />

um innovative Modelle für die Praxis. Für<br />

die Veranstaltung konnten die Hamburger<br />

Senatoren Anja Hajduk und Dietrich Wersich,<br />

DIHK-Vizepräsident Frank Horch und<br />

renommierte Wissenschaftler/-innen wie<br />

Judith Hollenweger, Heidrun Metzler, Andreas<br />

Hinz, Klaus Dörner, Michael Opielka<br />

u.v.m. gewonnen werden. Aus der <strong>KHSB</strong><br />

waren insgesamt 12 Hochschullehrer/-<br />

innen und wissenschaftliche Mitarbeiter<br />

aktiv an der Gestaltung des Kongresses<br />

beteiligt. Gemeinsam plädierten Veranstalter<br />

und Teilnehmer/-innen dafür,<br />

Sonderwelten (z.B. für Menschen mit<br />

Behinderungen) konsequent aufzulösen,<br />

damit Inklusion und Teilhabe keine Lippenbekenntnisse<br />

bleiben.<br />

Ein zentrales Querschnittsthema war die<br />

Frage nach zukunftsfähigen Profilen von<br />

Bildung, Professionalität und Politik. Der<br />

fachliche Diskurs darüber wurde in der<br />

Forschungswerkstatt »Enabling Community«<br />

am 28. und 29. September 2009 in<br />

der <strong>KHSB</strong> vertieft. Daran nahmen neben<br />

Vertreter/-innen von <strong>KHSB</strong> und ESA zehn<br />

externe Experten/-innen aus Wissenschaft<br />

und Praxis teil. Im Rahmen des Workshops<br />

wurde ein Diskussionspapier erarbeitet,<br />

das die Ergebnisse des Kongresses<br />

und der Forschungswerkstatt im Kern<br />

zusammenfasst.


11<br />

ISG · Institut für<br />

Soziale Gesundheit<br />

Mit der Präsentation des noch druckfrischen<br />

Forschungsberichts 2006-2009<br />

eröffnete Rektor Prof. Dr. Andreas<br />

Lob-Hüdepohl am 14. Mai 2009 im voll<br />

besetzten Hörsaal der <strong>KHSB</strong> den ersten<br />

Forschungstag der Hochschule. Auf über<br />

200 Seiten stellt der Bericht die wissenschaftlichen<br />

Profile der Lehrenden, deren<br />

aktuelle Forschungsprojekte und die<br />

Forschungsinstitute der Hochschule vor.<br />

Ein beachtliches Werk, das eine Vielfalt<br />

von Forschungsvorhaben und -themen<br />

in den Feldern der sozialen Professionen<br />

dokumentiert. Doch Forschung an Fachhochschulen<br />

will nicht nur auf Papier<br />

verewigt, sondern auch, ja vor allem in<br />

der Praxis umgesetzt werden. Aber wie<br />

sieht Forschung in sozialprofessionellen<br />

Handlungsfeldern real aus? Was meint<br />

Praxisforschung? Wie setzen Lehrende an<br />

der <strong>KHSB</strong> ihre Forschungsthemen um?<br />

Am Forschungstag sollten auf diese und<br />

weitere Fragen Antworten gegeben werden.<br />

Nach einem Impuls von Prof. Dr. Uta<br />

Maria Walter konnten alle Interessierten<br />

– bestens eingeführt in den aktuellen Diskurs<br />

der Praxisforschung – unmittelbare<br />

Einblicke in die Entwicklung und Durchführung<br />

der Forschungsprojekte an der<br />

<strong>KHSB</strong> erhalten. 13 Projektpräsentationen<br />

aus den Feldern Soziale Arbeit, Heilpädagogik,<br />

Bildung und Erziehung und Schulische<br />

Religionspädagogik standen dafür<br />

zur Auswahl. Vieles war zu erfahren, z.B.<br />

über Neuerungen im Bereich Wohnen<br />

von Menschen mit Behinderung, die Entwicklungen<br />

in der internationalen Zusammenarbeit<br />

zur Behandlung traumatisierter<br />

Kriegsopfer oder die erfolgreiche Fördeneues<br />

In-Institut an der Hochschule<br />

»Forschung in sozialer Praxis«<br />

Der erste Forschungstag der <strong>KHSB</strong><br />

Es ist jetzt offiziell: Als drittes In-Institut<br />

der <strong>KHSB</strong> wurde das Institut für Soziale<br />

Gesundheit gegründet. Derzeit geleitet<br />

von Prof. Dr. Ralf-Bruno Zimmermann<br />

und Prof. Dr. Karlheinz Ortmann (Stellvertreter),<br />

gliedert sich das Institut in<br />

Hauptabteilungen mit unterschiedlichen<br />

Schwerpunkten: Sozialpsychiatrie; klinische<br />

Sozialarbeit / Sozialtherapie; und Psychotraumatologie.<br />

Das Institut will dazu<br />

beitragen, wirksame Präventions- sowie<br />

gesundheitliche Versorgungsmethoden<br />

für die Bevölkerung zu untersuchen bzw.<br />

zu entwickeln, die aus den Erkenntnissen<br />

des Zusammenhangs zwischen sozialen<br />

Faktoren und Gesundheit bzw. Krankheit<br />

gewonnen werden. Während eigene<br />

Forschungsprojekte und Fachtagungen<br />

durchgeführt werden, an denen auch<br />

Studierende der <strong>KHSB</strong> mitbeteiligt werden,<br />

wird das Institut zudem beratende<br />

Funktion haben.<br />

Institutsmitglieder (Stand Juli 2009)<br />

Professor/innen:<br />

Prof. Dr. N. F. Gurris, Prof. Dr. G. Kuhn-Zuber,<br />

Prof. Dr. K. Ortmann, Prof. Dr. R. Quindel,<br />

Prof. Dr. R.-B. Zimmermann<br />

Wissenschaftliche Mitarbeiter:<br />

Dipl. Sozialarbeiter/Sozialpädagoge Ulrich<br />

Binner, Dipl. Sozialarbeiterin/Sozialpädagogin<br />

Judith Hennig, Dipl. Sozialarbeiterin<br />

/Sozialpädagogin Jenny Zirnstein<br />

Sekretariat:<br />

Nicole Thomas<br />

Telefon 030 – 50 10 10 62<br />

www.isg-berlin.de<br />

rung von Kleinkindern in sozial benachteiligten<br />

Familien. »Der Forschungstag bietet<br />

eine tolle Gelegenheit, um zu sehen, was<br />

an der Hochschule an Forschung läuft«,<br />

meint Prof. Dr. Gaby Straßburger, die<br />

selbst ihr Projekt zur Demokratieförderung<br />

im Berliner Reuterkiez vorstellte. »So<br />

wird der fachliche Austausch unter den<br />

Kolleginnen und Kollegen angeregt, zu<br />

dem es im Alltag neben der Lehre leider<br />

viel zu selten kommt.« Auch den Kontakt<br />

zwischen Studierenden und Lehrenden<br />

regte der Forschungstag an. Insgesamt<br />

besuchten rund 200 Studierende die<br />

Veranstaltungen und lernten dabei ihre<br />

Professorinnen und Professoren auch als<br />

Forschende kennen.<br />

Was die Fachhochschulen brauchen, um<br />

weiterhin gute Forschung betreiben zu<br />

können, wurde dann, moderiert von Prof.<br />

Dr. Andreas Lienkamp, auf dem Podium<br />

diskutiert. Zu Wort kamen der Präsident<br />

der Rektorenkonferenz kirchlicher Fachhochschulen,<br />

Prof. Dr. Egon Enders, der<br />

gewählte Prorektor und Forscher im Feld<br />

der Gesundheitsorientierten Sozialen<br />

Arbeit, Prof. Dr. Karlheinz Ortmann, und<br />

als Vertreter der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />

Volker Kreutzer. Feierlich<br />

abgeschlossen wurde der Forschungstag<br />

mit der offiziellen Gründung des ersten<br />

Promotionskollegs an der <strong>KHSB</strong>. Der erste<br />

Forschungstag der <strong>KHSB</strong> wird sicherlich<br />

nicht der letzte sein.<br />

Bild v.l.n.r. Prof. Dr. Karlheinz Ortmann (<strong>KHSB</strong>),<br />

Prof. Dr. Egon Endres (RKF), Volker Kreutzer (DFG)


12 Rückblick<br />

»Irgendetwas bleibt …«<br />

Das Graduiertenfest des ersten<br />

Bachelorjahrgangs<br />

SICHTEN – Eröffnung der<br />

Ausstellung<br />

Bertram Stumpp<br />

Von nun an regiert die Erinnerung, die<br />

Erinnerung an ein 7-semestriges Studium,<br />

welches am 14. Mai 2009 seinen<br />

Abschluss fand. 93 Studierende der <strong>KHSB</strong><br />

bekamen den Titel »Bachelor of Arts«<br />

in Soziale Arbeit oder Heilpädagogik<br />

überreicht. Die Feierlichkeit wurde durch<br />

eine Predigt von Frau Prof. Dr. Christine<br />

Funk, die Rede des Rektors Prof. Dr.<br />

Andreas Lob-Hüdepohl und die studentische<br />

Musikgruppe der <strong>KHSB</strong> verstärkt.<br />

Wir sind der 1. Bachelorjahrgang der<br />

<strong>KHSB</strong> und damit Teil einer neuen Ära der<br />

Hochschulen in Europa. Unter dem Deckmantel<br />

»Bologna« tarnen sich Begriffe<br />

wie Mobilität, Wettbewerbsfähigkeit,<br />

Berufsqualifizierung. Das implementiert<br />

eine Komprimierung des Lehrstoffs auf<br />

weniger Semester, eine Anwesenheitspflicht<br />

für einen Großteil der Lehrveranstaltungen<br />

und generell eine detaillierte<br />

Umstrukturierung der Hochschullandschaft<br />

– ein Verlust des humboldtschen<br />

Bildungsideals? Unser Studium ist nach<br />

Meinung einiger Kommilitonen zu einem<br />

Mosaik des verschulten Bildungssystems<br />

geworden. Ob das Studium uns vor<br />

diesem Hintergrund den vom Rektor betonten<br />

»Hauch von Intellektualität« vermitteln<br />

konnte, muss demzufolge jeder<br />

für sich selbst entscheiden. Wenn man<br />

an den Schnittstellen einer Gesellschaft<br />

sozialisiert wird, bringt das Erfahrung<br />

und Wissen hervor. Ich wurde 1990 nach<br />

dem Zusammenbruch der DDR als Teil des<br />

ersten Jahrgangs in der (für mich neuen)<br />

BRD eingeschult und war gleichzeitig Teil<br />

des letzten Jahrgangs ohne Zentralabitur.<br />

Als Teil des 1. Bachelorjahrgangs, sowie<br />

des 1. Masterjahrgangs der <strong>KHSB</strong> bin ich<br />

auch stolz auf diesen Prozess und habe<br />

Wege gefunden, mich mit der neuen<br />

Bachelor-/ Masterstruktur zu arrangieren.<br />

Kollisionen zwischen Anwesenheitspflicht<br />

und Beruf und/ oder Familie gehörten<br />

trotzdem dazu. Eine 50-Stunden Woche<br />

ist keine Seltenheit. Für 29 Studierende<br />

meines Jahrgangs war die Verlängerung<br />

des Studiums leider notwendig – nicht im<br />

Sinne des Ziels von Bologna.<br />

Meine Bilanz der letzen dreieinhalb Jahre<br />

ist, dass die komplexen Belastungen und<br />

Anforderungen des Studiums gepaart mit<br />

Arbeit, Hobbies und Familie Lebenszeit<br />

gekostet haben, mich aber auch massiv<br />

bereichern und formen konnten. Ich<br />

hoffe, die Lehre der <strong>KHSB</strong> schafft es,<br />

weiterhin einer »verblüffungsresistenten<br />

Wissensgesellschaft« ihren Kampf anzusagen<br />

und die Studierenden nach wie vor<br />

mit wohldosierten Überforderungen zu<br />

konfrontieren, da nur die kontinuierlich<br />

gestiftete Verwirrung eine Persönlichkeit<br />

dazu befähigt, sich weiterzuentwickeln<br />

und zu wachsen. Lassen wir also die Erinnerung<br />

an unser Studium regieren, welches<br />

das Fundament für unsere professionelle<br />

Identität in der Sozialen Arbeit /<br />

Heilpädagogik sein wird.<br />

»Ein Bild wird erst zum Bild, wenn es gesehen<br />

wird ..« war einer der markanten<br />

Sätze bei der feierlichen Eröffnung der<br />

Ausstellung SICHTEN am 17.06.2009. Die<br />

Ausstellung präsentierte eine Auswahl<br />

künstlerischer Werke der 32 Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer des Weiterbildungsstudiengangs<br />

Gestaltungstherapie/<br />

Klinische Kunsttherapie, die während<br />

des dreijährigen berufsbegleitenden<br />

Studiums entstanden sind. Herr Prof. Dr.<br />

Karlheinz Ortmann, Leiter des Referats<br />

Weiterbildung und zukünftiger Prorektor<br />

der <strong>KHSB</strong> und die Studiengangsleiterin<br />

und Vertreterin des DAGTP e.V., Frau<br />

Christa-Barbara Kraft, begrüßten die Anwesenden<br />

und würdigten in ihren Reden<br />

die gezeigten Werke. Thomas Hellinger,<br />

der als freier Künstler tätig ist, und Frau<br />

Prof. Doris Titze, die an der Hochschule<br />

für Bildende Künste Dresden lehrt, gaben<br />

als Verantwortliche für die künstlerische<br />

Begleitung im Studiengang eine Einführung<br />

unter gestalterischen Aspekten<br />

und beglückwünschten die Studierenden<br />

zu ihren Leistungen. Die insgesamt 147<br />

Bilder, die in den Fluren der <strong>KHSB</strong> ausgestellt<br />

wurden, luden zum Betrachten,<br />

Verweilen und Diskutieren ein und gaben<br />

einen beeindruckenden Einblick in die<br />

Ergebnisse des Studiengangs. Übrigens,<br />

die nächste Ausstellung dieser Art wird im<br />

Juni 2011 in der <strong>KHSB</strong> zu sehen sein. Ein<br />

Termin, der sich vorzumerken lohnt.


13<br />

<strong>KHSB</strong> auf dem Fest der Berliner<br />

Kirchen<br />

Bürgerplattform erneut erfolgreich für Schöneweide:<br />

Wolf sagt 750.000 Euro für Regionalmanagement zu<br />

Auf dem Fest der Berliner Kirchen war<br />

auch die <strong>KHSB</strong> mit einem Stand vertreten.<br />

Das ökumenische Fest der Berliner Kirchen<br />

fand am Samstag, den 4. Juli 2009,<br />

auf dem Platz zwischen Marienkirche und<br />

Rotem Rathaus statt. Es war das zweite<br />

ökumenische Stadtkirchenfest, auf dem<br />

sich die Vielzahl der christlichen Konfessionen<br />

und Kulturen präsentierte, die in<br />

Berlin vertreten sind.<br />

Die <strong>KHSB</strong> als eine Einrichtung der katholischen<br />

Kirche, die sich dem kirchlichen<br />

Bildungsauftrag verpflichtet weiß, fand<br />

reges Interesse bei den Besucherinnen<br />

und Besuchern. So schaute Erzbischof<br />

Kardinal Sterzinsky vorbei und begrüßte<br />

die am Stand präsenten Mitarbeitenden<br />

der Hochschule. Bei vielen älteren Besucherinnen<br />

und Besuchern war die »Katholische<br />

Fachhochschule« noch in guter<br />

Erinnerung. Jüngere Besucherinnen und<br />

Besucher informierten sich über die Studiengänge,<br />

die hier angeboten werden.<br />

Die Bürgerplattform »Menschen verändern<br />

ihren Kiez – Organizing Schöneweide«,<br />

die vom <strong>KHSB</strong> In-Institut<br />

DICO inhaltlich begleitet wird, feierte<br />

am 28. Mai erneut einen großen Erfolg<br />

für ihren Stadtteil. Zum Abschluss der<br />

Standortkonferenz, die auf Initiative des<br />

Wirtschaftssenators Harald Wolf Unternehmer<br />

und Bürger aus Schöneweide<br />

mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft,<br />

Kultur und Verwaltung an einen Tisch<br />

gebracht hatte, gab Staatssekretär Dr.<br />

Jens-Peter Heuer bekannt, dass die Senatsverwaltung<br />

für Wirtschaft, Technik<br />

und Frauen ein Regionalmanagement für<br />

Schöneweide einrichten und hierfür über<br />

drei Jahre bis zu 750.000 Euro aus dem<br />

Europäischen Strukturfonds für Regionalentwicklung<br />

zur Verfügung stellen wird.<br />

Wie wichtig dieser Schritt für die Region<br />

ist, erklärte Dr. Andreas Mölich, einer der<br />

aktiven Bürger in der Plattform: »Vor zwei<br />

Jahren, nach dem Ansiedlungserfolg der<br />

FHTW haben wir mit Senator Wolf die<br />

Schöneweide Aktionsgemeinschaft ins Leben<br />

gerufen. Es war an der Zeit, dass den<br />

Gesprächen und Verhandlungen nun Taten<br />

folgen. Wir brauchen eine aktive Ansiedlungspolitik<br />

und diese kann erst durch<br />

ein professionelles Regionalmanagement<br />

geleistet werden.«<br />

Weitere Ergebnisse der Konferenz sind<br />

die Profilierung des Standorts in den Bereichen<br />

Energietechnologie und Kreativwirtschaft.<br />

Bezirksbürgermeisterin Gabriele<br />

Schöttler kündigte darüber hinaus die<br />

Beantragung einer Wirtschaftsdienlichen<br />

Maßnahme (WDM) zur Ausarbeitung<br />

eines Entwicklungskonzeptes an. Rolf Seliger.<br />

Leiter des Bereiches Unternehmensansiedlung<br />

von Berlin Partner, zu deren<br />

Aufgaben auch die Bestandspflege bereits<br />

ansässiger Firmen in den Bezirken zählt,<br />

sagte zu, künftig im Rahmens des Berliner<br />

Unternehmensservice auch in der Ansiedlung<br />

neuer Unternehmen einen festen<br />

Mitarbeiter am Standort Schöneweide<br />

einsetzen zu wollen.<br />

Zu der Konferenz waren neben 80 angemeldeten<br />

Teilnehmern auch 110 Bürgerinnen<br />

und Bürger der Mitgliedsgruppen<br />

von Organizing Schöneweide gekommen.<br />

»Das große Interesse der Teilnehmer<br />

zeigt deutlich, dass hier die Bürgerinnen<br />

und Bürger gemeinsam mit Unternehmerinnen<br />

und Unternehmern sowie der<br />

Verwaltung aktiv zur Veränderung des<br />

Kiezes beitragen wollen«, so Wirtschaftssenator<br />

Harald Wolf, »dies belegen auch<br />

die wirtschaftlichen Zahlen: Hier ist Leben<br />

vor Ort. Leben, das entwickelt, vernetzt<br />

und vor allem sichtbar gemacht werden<br />

muss.«


14 Rückblick<br />

Neuerscheinung<br />

Wissenschaftliche Begleitung des Modellprojekts Alte Schule<br />

Karlshorst – integratives und generationsübergreifendes Wohnen<br />

beendet<br />

Mit der Diagnose »chronisch<br />

psychisch krank« ins Pflegeheim?<br />

Mit der Übergabe eines umfangreichen<br />

Abschlussberichts im Februar dieses<br />

Jahres endete die dreijährige Begleitforschung<br />

des Modellprojekts »Alte Schule<br />

Karlshorst – integratives und generationsübergreifendes<br />

Wohnen« durch die<br />

<strong>KHSB</strong>. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung<br />

Berlin förderte das Projekt<br />

durch Umbau- und Instandsetzungsmaßnahmen<br />

eines alten Schulgebäudes mit<br />

einer Million Euro, es konnte nach der<br />

baulichen Fertigstellung Anfang 2008<br />

bezogen werden. Eine Besonderheit<br />

des Projektes ist die vom Fördergeber<br />

festgelegte Belegungsquote von einem<br />

Drittel der Wohnungen durch Menschen,<br />

die im Fördervertrag als »alt, behindert<br />

und/oder pflegebedürftig« beschrieben<br />

werden. Eine weitere Besonderheit liegt<br />

in der Beteiligung einer Wohngruppe<br />

für zehn Kinder und Jugendliche in der<br />

Heimerziehung (gem. §34 SGB VIII), die<br />

eine der Wohnungen und einen Teil der<br />

Gewerbefläche im Souterrain bezogen<br />

hat. Im Rahmen der Förderung des Modellprojekts<br />

war die KSHB für drei Jahre<br />

mit der wissenschaftlichen Begleitung<br />

beauftragt, finanziert aus Mitteln der<br />

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung<br />

und der SelbstBau e.G. Schwerpunkte<br />

der Begleitforschung waren die Erhebung<br />

und Analyse von Daten, die Aussagen<br />

zur Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität<br />

des Projektes ermöglichten. Unter<br />

anderem ließ sich herausarbeiten, dass in<br />

einem recht langen Zeitraum eine Gruppenbildung<br />

mit Menschen in unterschiedlichsten<br />

Lebenslagen gelang. Die Bewohnergruppe<br />

besteht aus 32 Erwachsenen<br />

und 29 Kindern, zusätzlich befinden sich<br />

Gewerbeeinheiten im Haus. Im Prozess<br />

der Gruppenfindung und im Miteinander<br />

der Bewohner nach dem Einzug. konnte<br />

nicht nur ein hohes Maß an Unterstützungsbereitschaft<br />

für andere Bewohner<br />

identifiziert, sondern auch faktische soziale<br />

Unterstützung in praktischen, kognitiven<br />

und emotionalen Bereichen gefunden<br />

werden. Auch konnte eine hohe Übereinstimmung<br />

zwischen den Erwartungen<br />

an das Zusammenleben vor Wohnungen<br />

und deren Erfüllung nach dem Einzug<br />

festegestellt werden. Diese Erkenntnisse<br />

dürften für neu entstehende Wohnprojekte<br />

von großer Relevanz sein. Insgesamt<br />

lag die Zufriedenheit der Bewohner mit<br />

dem Wohnprojekt im Untersuchungsverlauf<br />

auf hohem bis sehr hohem Niveau.<br />

Bezüglich der Inklusion (bzw. Integration)<br />

der Bewohner mit Einschränkungen kann<br />

gesagt werden, dass diese eher mit den<br />

konkreten Anforderungen des Alltags zu<br />

gelingen schien (wie z.B. den Anforderungen<br />

an den Einzug), als dass elaborierte<br />

Konzepte von der Hausgruppe entwickelt<br />

oder umgesetzt worden wären. Insgesamt<br />

ergaben die Daten aus der Begleitforschung,<br />

dass das Projekt erfolgreich<br />

umgesetzt werden konnte, allerdings war<br />

die Untersuchungsphase nach dem Einzug<br />

der Bewohner recht kurz.<br />

Die wissenschaftliche Begleitung wurde durch<br />

Prof. Dr. Ralf-Bruno Zimmermann und Prof. Dr.<br />

Karlheinz Ortmann geleitet, wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter im Forschungsprojekt war Dipl.-<br />

Soz.Arb. Ulrich Binner. Die <strong>KHSB</strong> finanzierte<br />

zwei studentische Hilfskräfte: Gülzade Düzgün<br />

und André Kremer.<br />

Ein verheerendes Urteil über die Situation<br />

in einem Teilbereich der Sozialpsychiatrie<br />

in Berlin fällen die Autorinnen und<br />

Autoren dieser Studie. Mit der Diagnose<br />

»chronisch psychisch krank« ins Pflegeheim<br />

zu kommen, ist oft ein Resultat von<br />

Entscheidungsprozessen, die bar jeder<br />

sachlichen und fachlichen Steuerung<br />

getroffen werden. Diese Entscheidungen<br />

werden im Regelfall nie wieder überprüft.<br />

Dabei kommt es häufig zu Suboptimalitäten<br />

– für alle Beteiligten: Mehrkosten<br />

für das System und Nachteile für die<br />

Klienten.<br />

Die Autoren schlagen vor, die Schnittstellen<br />

zwischen Pflege, Eingliederungshilfe<br />

und Wohnungslosenhilfe anders zu steuern<br />

und empfehlen, die funktionierenden<br />

Steuerungsprozesse der ambulanten<br />

Sozialpsychiatrie auch für den Bereich der<br />

Heimbelegung zu nutzen.<br />

Rubina Vock, Manfred Zausmseil, Ralf-Bruno<br />

Zimmermann, Sebastian Manderla. Mit der<br />

Diagnose »chronisch psychisch krank« ins<br />

Pflegeheim? Eine Untersuchung der Situation<br />

in Berlin. Frankfurt am Main, 2007 (Mabuse<br />

Verlag). 470 Seiten. ISBN 978-3-938304-73-0.<br />

39,00 Euro.


15<br />

Treffen der Weiterbildungsbeauftragten<br />

der kirchlichen Hochschulen<br />

in der <strong>KHSB</strong><br />

Lebenslanges Lernen – das neue<br />

Programm ist erschienen<br />

Mechthild Schuchert<br />

Abschiebung auf dem Kollwitzplatz<br />

Herwig Matzka<br />

Auf Einladung des Referats Weiterbildung<br />

der <strong>KHSB</strong> trafen sich die Weiterbildungsbeauftragten<br />

der kirchlichen Hochschulen<br />

in Deutschland am 9. Juli in der<br />

Hochschule. Nach der Begrüßung durch<br />

den Rektor der <strong>KHSB</strong>, Prof. Dr. Andreas<br />

Lob-Hüdepohl, hielt der eingeladene<br />

Referent Helmut Vogt, stellvertretender<br />

Vorsitzender der deutschen Gesellschaft<br />

für wissenschaftliche Weiterbildung und<br />

Fernstudium e.V., einen Vortrag zu den<br />

Grundfragen der wissenschaftlichen<br />

Weiterbildung an Hochschulen, der die<br />

TeilnehmerInnen zu einem intensiven<br />

Erfahrungsaustausch – insbesondere zu<br />

Fragen der Weiterbildung im Kontext des<br />

Bologna-Prozesses - anregte. Eine direkte<br />

Auswirkung des Bologna-Prozesses sind<br />

die Bestrebungen, Weiterbildungen so zu<br />

konzipieren, dass sie angerechnet werden<br />

können auf Leistungen in akkreditierten<br />

Bachelor- und Masterstudiengängen. Die<br />

Teilnehmer/innen waren sich einig, dass<br />

erst sorgfältige Evaluierungen zeigen<br />

können, ob diese Entwicklungen zu einer<br />

Verbesserung der Lehre führen. Das Treffen<br />

endete mit einer festen Verabredung<br />

zu jährlichen Zusammenkünften der<br />

Weiterbildungsbeauftragten in zeitlicher<br />

Nähe zu der jeweiligen Jahrestagung der<br />

Deutschen Gesellschaft für Weiterbildung<br />

und Fernstudium.<br />

Schwerpunkte im neuen Programmheft<br />

sind Zusatzausbildungen wie z.B. Gestaltungstherapie<br />

/ Klinischen Kunsttherapie,<br />

Drama- und Theatertherapie, der postgraduale<br />

Masterstudiengang Klinische<br />

Sozialarbeit in den Verschränkungen zu<br />

den Weiterbildungen Sozialtherapie und<br />

Weiterbildungen in Betreuung und soziale<br />

Unterstützung und der Zusatzausbildung<br />

Pflegeberatung. Daneben finden sich Angebote<br />

zu »Führen und Leiten in sozialen<br />

Organisationen«.<br />

Als Weiterbildungseinrichtung der <strong>KHSB</strong><br />

entstehen unsere Weiterbildungen im<br />

fachlichen Austausch mit Lehre und<br />

Forschung an der Hochschule sowie in<br />

engem Kontakt mit »mitforschenden Einrichtungen«,<br />

d.h. Kooperationspartnern<br />

in der Sozialen Arbeit. Beispielhaft steht<br />

dafür das Kooperationsprojekt mit dem<br />

Stiftungsbereich Bethel vor Ort: dort sollen<br />

künftig Personen eingesetzt werden,<br />

die in einem intensiven zweijährigen Lernprozess<br />

zum professionellen »Community<br />

Networker« ausgebildet werden. Mit der<br />

Verzahnung von praxisnahen Anforderungen<br />

aus Bethel und fachlicher Kompetenz<br />

des Deutschen Instituts für Community<br />

Organizing der <strong>KHSB</strong> konnte das Referat<br />

Weiterbildung eine innovative Qualifizierung<br />

entwickeln. Unter bestimmten<br />

Voraussetzungen sind unsere Weiterbildungen<br />

anrechenbar für Bachelor- und<br />

Masterstudiengänge der Hochschule.<br />

Sie standen friedlich vereint: die Bundeskanzlerin,<br />

Außenminister und Innenminister.<br />

Auch der Regierende war mit dem<br />

Senator für Inneres dabei. Unter dem<br />

Schutz der sie flankierenden Richter und<br />

Polizisten wurden sie gemeinsam mit diesen<br />

nach »Irgendwo« abgeschoben.<br />

Es waren deutsche Gartenzwerge, die an<br />

diesem Freitag, dem 12. Juni 2009, das<br />

Schicksal traf. Das Straßentheater war<br />

Teil unseres Happenings. Gemeinsam mit<br />

Schülerinnen des Kath. Schulzentrums<br />

Edith Stein protestierten wir gegen die<br />

gängige Abschiebepraxis der Bundesrepublik.<br />

Dabei wurden wir von amnesty<br />

international, der Antirassistischen Initiative<br />

Berlin und dem Jesuiten Flüchtlingsdienst<br />

unterstützt. Zudem erinnerten wir<br />

an Käthe Kollwitz, die Kunst als Mittel<br />

der Sozialkritik sah. Das Happening war<br />

das Resultat der Aufgabenstellung in<br />

unserer Startwerkstatt bei Prof. Gries und<br />

Doz. Leuschner. Wir, D. Kayaga, J. Titze,<br />

A. Blenz und ich, wollten das Thema:<br />

Freizeit, explizit auch als Möglichkeit zur<br />

politischen Bildung verstanden wissen.<br />

Die allgemeine positive Resonanz lässt<br />

uns hoffen, mit diesem Happening ein<br />

wenig zur Achtung der Menschenrechte<br />

in Deutschland beigetragen zu haben.


16<br />

Querblick<br />

Herausforderungen und Perspektiven der organisierten<br />

Diakonie und Caritas<br />

Prof. Dr. Dr. Michael N. Ebertz | KFH in Freiburg<br />

Welfare mix in den europäischen Wohlfahrtsstaaten<br />

Die neuesten Ergebnisse der international vergleichenden Erforschung<br />

von Wohlfahrtsstaaten zeigen, dass sie sich danach<br />

unterscheiden lassen,<br />

›› welchen Akteuren sie im Verlauf ihrer historischen Entwicklung<br />

primär die Zuständigkeit für die Wohlfahrtsproduktion zusprechen<br />

und<br />

›› welchen welfare mix sie präferieren.<br />

Gezeigt werden kann zugleich, dass der unterschiedliche welfare<br />

mix und die unterschiedliche Zuschreibung der primären Zuständigkeit<br />

für die Wohlfahrtsproduktion in engem Zusammenhang<br />

mit den jeweiligen soziokulturellen und religiösen Kontexten<br />

stehen, womit die heterogenen religiös-konfessionellen Tiefendimensionen<br />

der europäischen Wohlfahrtsstaatlichkeit besondere<br />

Aufmerksamkeit erfahren.<br />

Man kann sehen,<br />

›› dass sich zum Beispiel die skandinavischen Wohlfahrtsstaaten<br />

nicht nur sozialdemokratischen, sondern auch evangelisch-lutherischen<br />

Einflüssen und Traditionen verdanken. Für die Sozialethik<br />

des lutherischen Protestantismus ist es, kurz gesagt, charakteristisch,<br />

dem Staat als der ›fürsorglichen Obrigkeit‹ die primäre<br />

Zuständigkeit für die gesamte Daseinsvorsorge und damit auch für<br />

die Wohlfahrtsproduktion zuzuschreiben. Auch wird deutlich,<br />

›› dass sich in der Schweiz, in den Niederlanden und in Großbritannien<br />

Wohlfahrtsstaaten herausgebildet haben, welche durch<br />

freikirchliche Einflüsse und Traditionen geprägt sind. Anders als der<br />

lutherische Protestantismus schreibt der freikirchlich-calvinistische<br />

Protestantismus nicht dem Staat, sondern dem Individuum die Verantwortung<br />

für die Daseinsvorsorge und Wohlfahrtsproduktion zu.<br />

Schließlich zeigt sich,<br />

›› dass sich in den katholisch geprägten Ländern in Frankreich,<br />

Spanien, Portugal und Italien eine sozialethische Tradition und<br />

Mentalität hält, die nicht allein dem Staat, und auch nicht allein<br />

dem Individuum, sondern den Familien und – wenn die laizistisch<br />

orientierten Gegenkräfte es zulassen - auch der Kirche in Kooperation<br />

mit dem Staat die primäre Zuständigkeit für die Daseinsvorsorge<br />

und Wohlfahrtsproduktion zuspricht. Der katholischen<br />

Sozialtradition entsprechend, hat der Staat allenfalls eine subsidiär<br />

unterstützende Funktion für die Wohlfahrt produzierenden<br />

Selbsthilfekräfte der primären Solidaritätsgemeinschaften wie der<br />

Familien zu leisten, für deren Schutz wie für die Wohlfahrtspolitik<br />

insgesamt auch die römisch-katholische Kirche selbst eine erhebliche<br />

Mitzuständigkeit reklamiert. Sie tendiert zu einer eher anti-etatistischen,<br />

familiaristisch-kirchlichen Zuständigkeitsprogrammatik<br />

hinsichtlich der Daseinvorsorge. Wie schon Ernst Troeltsch treffend<br />

bemerkte, forderte »die katholische Sozialpolitik in erster Linie die<br />

Unterstellung des Staates unter kirchliche Gesichtspunkte«.


17<br />

Welfare mix im deutschen Wohlfahrtsstaat<br />

Blickt man nun auf das deutsche System des Wohlfahrtsstaates,<br />

zeigt sich, dass er sich nur verstehen lässt, wenn man das komplexe<br />

religiös-multikonfessionelle Wurzelgeflecht, die entsprechenden<br />

religionspolitischen Konflikt- und Machtverhältnisse<br />

in den Blick nimmt. Unter Sozialpolitik oder Wohlfahrtspolitik<br />

können wir den staatlichen Versuch verstehen, den Konflikt zwischen<br />

Kapital und Arbeit sowie andere damit verbundene Konfliktlinien<br />

einer Gesellschaft institutionell zu regeln, und zwar<br />

1. durch Schutz der Arbeitnehmer und durch Regulierung der<br />

Erwerbsarbeit,<br />

2. durch Sicherung und Umverteilung des Einkommens auch in<br />

den Normalrisiken des Lebens,<br />

3. durch Herstellung eines verlässlichen Rahmens von Solidarität<br />

und ihrer Vermittlung durch soziale Dienstleistungen unter öffentlicher<br />

Aufsicht.<br />

Für Deutschland ist auf allen drei analytisch zu unterscheidenden<br />

Ebenen ein evangelisch-lutherischer, ein evangelisch-calvinistischer,<br />

ein römisch-katholischer und schließlich ein sozialdemokratischer<br />

Einfluss auf die Wohlfahrtspolitik bis auf den heutigen<br />

Tag nachweisbar, die dadurch neutralisiert bzw. ins Konstruktive<br />

gewendet wurden, dass der deutsche Wohlfahrtsstaat die religiösen/<br />

weltanschaulichen Akteure an der Gestaltung des Wohlfahrtstaats<br />

und der Wohlfahrtsproduktion beteiligt.<br />

Innerhalb des gemeinwohlpluralistischen Sektors der Wohlfahrtsproduktion<br />

in Deutschland nehmen die Kirchen mit ihren Wohlfahrtsverbänden<br />

eine zentrale Positionen ein, die – zusammen<br />

mit den anderen vier Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege<br />

– auch eine relativ hohe Wahlpluralität seitens der Nachfrager<br />

ermöglichen. Da sich die Einrichtungen von Diakonie und<br />

Caritas marktförmig auf ein Publikum beziehen, das es mit anderen<br />

teilt, kommt es darauf an, erkennbar, d.h. auch legitim und<br />

wählbar zu bleiben, d h. sie müssen den »Anspruch auf Distinktheit<br />

erst einmal einlösen.« Sie müssen überzeugend machen,<br />

»worin die Spezifikation kirchlicher Angebote im Bereich sozialer<br />

Dienstleistungen bestehen können – und zwar angesichts der<br />

zunehmenden Marktförmigkeit des Sozial- und Gesundheitswesens<br />

im Unterschied zu Angeboten von Einrichtungen in anderer<br />

Trägerschaft.« Angesichts deutlicher Tendenzen der Entkirchlichung<br />

und einer wachsenden Entkonfessionalisierung liegen hier<br />

derzeit und in der überschaubaren Zukunft erhebliche Herausforderungen<br />

der kirchlichen Wohlfahrtsverbände, nämlich zu klären,<br />

ob und inwiefern es überhaupt noch möglich ist, Distinktheit<br />

über konfessionelle Unterscheidungszeichen zu markieren.<br />

Mit Entkonfessionalisierung ist zum einen die sich ausweitende<br />

explizite Entkonfessionalisierung im Sinne der ausdrücklichen<br />

Zurückweisung einer Mitgliedschaft in einer Konfession gemeint.<br />

Hierzu gehört neben der steigenden Konfessionslosenquote in<br />

der Bevölkerung, insbesondere nach der deutschen Wiedervereinigung,<br />

die sinkende subjektive Selbstzurechnung zu einer<br />

bestimmten Teiltradition des Christentums. Auch ist ein Prozess<br />

der impliziten Entkonfessionalisierung registrierbar. Damit ist das<br />

rapide Verblassen konfessioneller ›Konturen‹ im Alltagsleben<br />

gemeint – inzwischen bis in das Zusammenleben der Ehen und<br />

Familien, bis in das ›falling in love‹ und die Heiratsanzeigen der<br />

nichtkirchlichen Presse hinein. Entkonfessionalisierung kann<br />

aber auch die Herausbildung überkonfessioneller Orientierungen<br />

und Verpflichtungen meinen, welche insofern entstehen, als es<br />

immer mehr gemischt-konfessionelle Ehen und Familien gibt,<br />

die für die Unterstützung eines spezifisch konfessionellen Profils<br />

nicht mehr zur Verfügung stehen. Hans Joas hat in diesem Zusammenhang<br />

sogar davon gesprochen, dass wir derzeit »Zeugen<br />

der Entstehung eines überkonfessionell-christlichen Milieus in<br />

Deutschland« seien. Die Herausforderung für die kirchlichen<br />

Wohlfahrtsverbände wächst deshalb, soziale Distinktheit jenseits<br />

einer rein konfessionalistischen Profilierung zu suchen.<br />

Kirche als Organisation von Organisationen<br />

Im Prozess der Herausbildung und Expansion von organisierter<br />

Diakonie und Caritas entpuppen sich die Kirchen zunehmend<br />

als Organisationen von Organisationen. Als religiös spezifische<br />

Organisation unterliegen die Kirchen zunächst einem Funktionsprimat,<br />

welcher der Funktion desjenigen gesellschaftlichen<br />

Teilsystems entspricht, dem sie vorrangig zugehört, also des<br />

religiösen Teilsystems. Darüber hinaus hat die organisierte Kirche<br />

die Aufgaben zu erfüllen, zu anderen gesellschaftlichen Teilsystemen<br />

(z. B. Staat, Recht, Wirtschaft, Familie) – außenveranlasst<br />

oder innenveranlasst – in Beziehung zu treten und diese mit<br />

der christlichen Religion zu vermitteln. Neben dem Bezug der<br />

organisierten Kirche auf die Gesellschaft (religiöse Funktion) und<br />

den Bezügen auf die gesellschaftlichen Teilsysteme (Leistungen)<br />

lässt sich mit Luhmann die Beziehung der Kirche zu sich selbst<br />

unterscheiden: als ›Reflexion . So finden wir in der Kirche ein<br />

Spektrum von Organisationen, die im Sinne dieser analytischen<br />

Unterscheidung unterschiedliche Akzente tragen.<br />

Auch die kirchlichen Wohlfahrtsverbände gehören zu solchen<br />

Organisationen, die die Aufgabe haben, andere gesellschaftliche<br />

Handlungsfelder mit der christlichen Religion zu vermitteln. Mit<br />

der Herausbildung von solchen kirchlichen ›Vermittlungsorganisationen‹<br />

ist auch die Herausforderung verbunden, zwischen<br />

unterschiedlichen – polykontextuellen – Handlungsrationalitäten<br />

und Strukturlogiken zu vermitteln. Dies bedeutet aber immer,<br />

»sich Fremdnormierungen zu unterstellen, um ankommen zu<br />

können« und damit das Risiko, die Normen der kollektiven Identitätssicherung,<br />

also die Eigengesetzlichkeit und darüber den<br />

Eigensinn einer kirchlichen Organisation zu verletzen. Den dabei<br />

entstehenden Verselbständigungstendenzen kirchlicher Vermittlungsorganisationen<br />

innerhalb des kirchlichen Gesamtsystems<br />

sucht man z. B. durch die Schaffung von Ressourcenabhängigkeiten,<br />

durch rechtliche Regelungen (Heteronomie), personelle<br />

Verflechtungen (Heterokephalie) und andere strukturelle Koppelungen<br />

(Konferenzen, Gemeinsame Ausschüsse, Kommissionen,<br />

Klausuren) strategisch vorzubeugen. So wächst mit all dem


18<br />

Querblick<br />

außen- und binnenveranlassten Umweltkontakt selbst wieder<br />

Organisationsbedarf, wachsen nicht nur die externen Verflechtungen,<br />

sondern vor allem auch interne Entscheidungslasten,<br />

was schließlich sogar das, was bestimmte Mitglieder von ihrer<br />

Kirche als geistliches Kerngeschäft erwarten, überwuchern oder<br />

zumindest irritieren kann. In der Folge zunehmender Spezialisierung<br />

und neu zu schöpfender Legitimierung wächst der innerkirchliche<br />

– d.h. zwischen den binnenkirchlichen Organisationen<br />

herzustellende – Vertrauensbildungs-, Abstimmungs- und Koordinationsbedarf,<br />

der ebenfalls organisationell bearbeitet werden<br />

muss: ›strukturelle Koppelung‹.<br />

So haben die kirchlichen Wohlfahrtsverbände nicht nur die ohnehin<br />

schon komplexe Aufgabe,<br />

›› zwischen dem Funktionsprimat des Sozial- und Gesundheitssystems<br />

und anderen Funktionskontexten, insbesondere der Politik,<br />

der Wirtschaft und des Rechts zu vermitteln; darüber hinaus<br />

›› haben sie die Funktionskontexte von Gesundheit und (Sozial-)<br />

Politik mit dem Bereich der christlichen Konfession zu vermitteln<br />

(und vice versa).<br />

Kirchliche Wohlfahrtsverbände gehören einerseits, was ihren<br />

Funktionsprimat angeht, »dem Sozial- und Gesundheitswesen<br />

an«. Andererseits verstehen sie sich ihrem Auftrag gemäß – zumindest<br />

programmatisch und den gesatzten Ordnungen entsprechend<br />

– als Teile der christlichen Kirchen, obwohl sie sich von<br />

den ›verfassten‹ Kirchen auch strukturell erheblich unterscheiden.<br />

Im Blick auf die Zukunft der kirchlichen Wohlfahrtsverbände stellt<br />

auch und gerade unter den gesellschaftlichen Bedingungen der<br />

Entkonfessionalisierung bzw. Überkonfessionalisierung die Integration<br />

der Rationalitäten des Sozial- und Gesundheitswesens und<br />

der religiösen Programmatik »eine der größten Herausforderungen«<br />

dar. Sucht man, Schwierigkeiten, aber auch Möglichkeiten<br />

einer solchen Vermittlungsleistung zu eruieren, lassen sich m. E.<br />

folgende Dimensionen unterscheiden:<br />

Dimensionen der Vermittlung<br />

1. Die Dimension der strukturellen Einbettung<br />

Dementsprechend wird die religiös-theologische Programmatik<br />

dadurch vermittelt und die Einrichtungen mit ihren beruflichen<br />

und professionellen Handlungsabläufen sind dadurch als caritative<br />

bzw. diakonische ausweisbar, als sie z.B. finanziert oder<br />

mitfinanziert werden aus Kirchensteuern sowie Spenden und<br />

Almosen von Kirchgängern, kircheneigenes Arbeitssonderrecht<br />

gilt, Zusammenarbeit mit Kirchengemeinden erfolgt oder kirchliche<br />

Räume (mit entsprechend frommem Wandschmuck) und<br />

kirchliches Personal (z. B. Ehrenamtliche), kirchliche Ämter (z.<br />

B. Diakone) und funktionale Dienste der verfassten Kirche zum<br />

Einsatz kommen. Akzentuiert diese Dimension insbesondere<br />

Objektivationen, binnenkirchliche Koppelungen, sozusagen Äußerlichkeiten,<br />

setzt eine zweite Dimension gewissermaßen einen<br />

umgekehrten Akzent. Ich nenne sie:<br />

2. Die Dimension der individuellen Motivation.<br />

Sie hat nämlich genau eine Interiorisierung, wenn nicht Intimisierung<br />

zum Charakteristikum. Die Vermittlung der Logik des<br />

Sozial- und Gesundheitssystems mit der religiösen Programmatik<br />

wird von den Organisationsstrukturen abgelöst und zur persönlichen<br />

Attitüde, wenn nicht zur Privatsache des Personals erklärt.<br />

Helfendes Handeln in organisierter Diakonie und Caritas sei<br />

demgemäß auch nicht als christliches Handeln ausweisbar, weil<br />

es auf professioneller Ebene keinen Unterschied zu caritativem<br />

bzw. diakonischem Handeln gäbe. Deshalb ist das christliche<br />

Spezifikum kein Spezifikum der personalen Dienstleistung selbst,<br />

sondern verinnerlicht und privatisiert und wird allenfalls auf Anfrage<br />

expliziert. Es dürfte den Normalfall darstellen, setzt freilich<br />

eine durch christliche Überzeugungen geprägte private Lebensführung<br />

zumindest bei Teilen des Personals voraus, die teilweise<br />

auch Gegenstand der Grundordnung des kirchlichen Dienstes<br />

ist. Die Grundordnung des kirchlichen Dienstes als Instrument<br />

der verfassten Kirchenleitung sucht deshalb eine hohe Flexibilität<br />

der kirchlichen Arbeitsorganisationen zu sichern, indem sie die<br />

religiöse Fixierung von Organisationsleistungen und Organisationsstrukturen<br />

vermeidet und statt dessen religiöse Minimalbestimmungen<br />

der Mitgliedsrolle der Kirche als Arbeitsorganisation<br />

vornimmt. Als Formalisierungen der diakonischen bzw. caritativen<br />

Leistungsrollen sind diese Paragraphen freilich auch formal<br />

und können letztlich den ›Geist‹, aus dem heraus die Hilfe geschieht,<br />

nicht wirklich kontrollieren. Deshalb muss die konkrete<br />

Praxis häufig gewissermaßen mit ›Geistkonsensfiktionen‹ einerseits<br />

und mit `Blindheitsverabredungen` andererseits auskommen.<br />

Zugleich kann auf dieser Dimension der individuellen Motivation<br />

die religiöse Programmatik flexibel mit nicht-religiösen Methoden<br />

und Konzepten der sozialen Berufe und Professionen verknüpft<br />

werden. Das katholische Konzept des »Zeugnisses ohne Worte«<br />

(nach Evangelii Nuntiandi 1975) verschafft einer solchen<br />

Dimension sogar theologische Dignität. Benedikt XVI. hat auch<br />

an dieses Konzept, wenn auch ohne expliziten Verweis auf jene<br />

Enzyklika Pauls VI., erinnert (Nr. 31c): »Wer im Namen der Kirche<br />

karitativ wirkt, wird niemals dem anderen den Glauben der<br />

Kirche aufzudrängen versuchen. Er weiß, dass die Liebe in ihrer<br />

Reinheit und Absichtslosigkeit das beste Zeugnis für den Gott ist,<br />

dem wir glauben und der uns zur Liebe treibt. Der Christ weiß,<br />

wann es Zeit ist, von Gott zu reden, und wann es recht ist, von<br />

ihm zu schweigen und nur einfach die Liebe reden zu lassen. Er<br />

weiß, dass Gott Liebe ist (vgl. 1 Joh 4, 8) und gerade dann gegenwärtig<br />

wird, wenn nichts als Liebe getan wird (...) Aufgabe<br />

der karitativen Organisationen der Kirche ist es, dieses Bewusstsein<br />

in ihren Vertretern zu kräftigen, so dass sie durch ihr Tun wie<br />

durch ihr Reden, ihr Schweigen, ihr Beispiel glaubwürdige Zeugen<br />

Christi werden«. Auffällig ist aber am letzten Zitat: Die Dimension<br />

der individuellen Motivation wird vom derzeitigen Papst<br />

offensichtlich nicht als ausschließliches Identitätszeichen der<br />

Vermittlung von Konfessionalität und Professionalität präferiert.<br />

Vielmehr wird implizit auf eine weitere Vermittlungsdimension<br />

Bezug genommen, auf:


19<br />

Strukturen würden die Liebestätigkeit überflüssig machen, verbirgt<br />

tatsächlich ein materialistisches Menschenbild: den Aberglauben,<br />

der Mensch lebe ›nur von Brot‹ (Mt 4,4; vgl. Dtn 8,3)<br />

– eine Überzeugung, die den Menschen erniedrigt und gerade<br />

das spezifisch Menschliche verkennt« (Nr. 28). Insofern ist »der<br />

Liebesdienst für die Kirche nicht eine Art Wohlfahrtsaktivität,<br />

die man auch anderen überlassen könnte, sondern er gehört zu<br />

ihrem Wesen, ist unverzichtbarer Wesensausdruck ihrer selbst«<br />

(Nr. 25a; vgl. 31). Eine weitere idealtypisch unterscheidbare<br />

Dimension, welche die religiöse Programmatik mit der beruflichprofessionellen<br />

Praxis zu vermitteln sucht, nenne ich:<br />

3. Die Dimension der symbolischen Integration.<br />

Dementsprechend soll der christliche Anspruch sich auch materialisieren,<br />

indem er – zumindest in bestimmten Situationen der<br />

sozialen Dienstleistungserbringung - verbalisiert wird und als<br />

integraler Teil eines theologischen Deutungssystems legitimiert<br />

(und verteidigt) sowie in seinem Eigensinn auch gegenüber anderen<br />

Deutungen unterschieden wird. Dieser Dimension liegt die<br />

Vorstellung einer Ganzheitlichkeit der menschlichen Existenz zu<br />

Grunde, die ohne besondere Beachtung der religiösen Dimension<br />

– der Dimension des Heils - verfehlt werden würde. So macht<br />

Papst Benedikt XVI. in seiner ersten Enzyklika auf den eschatologischen<br />

Horizont des christlichen Liebesgebotes aufmerksam,<br />

wodurch »die Liebe zum Maßstab für den endgültigen Entscheid<br />

über Wert oder Unwert eines Menschenlebens wird« und »Gottes-<br />

und Nächstenliebe verschmelzen: Im Geringsten begegnen<br />

wir Jesus selbst, und in Jesus begegnen wir Gott« (Nr. 15). Er<br />

erinnert damit (Nr. 25a) auch an ein Spezifikum der göttlichen<br />

Liebe, »die das ganzheitliche Wohl des Menschen anstrebt: seine<br />

Evangelisierung durch das Wort und die Sakramente – ein in seinen<br />

geschichtlichen Verwirklichungen oftmals heroisches Unterfangen<br />

– und seine Förderung und Entwicklung in den verschiedenen<br />

Bereichen menschlichen Lebens und Wirkens« (Nr. 19),<br />

»die den Menschen nicht nur materielle Hilfe, sondern auch<br />

die seelische Stärkung und Heilung bringt, die oft noch nötiger<br />

ist als die materielle Unterstützung. Die Behauptung, gerechte<br />

4. Die Dimension der interaktiven Gestaltung.<br />

Es räumt der christlichen Motivation wesentlichen Einfluss auf<br />

die Gestaltung der Beziehungsebene im Vollzug des Hilfehandelns,<br />

also auf der Dienstleistungsebene ein. So hält eine Studie<br />

über ein christliches Krankenhaus als Fazit bezüglich der Frage<br />

nach den Spielräumen von Träger und Leitung, um die spezifischen<br />

diakonischen Ziele zu erfüllen, fest, dass »die Qualität<br />

der Arbeit weithin von der menschlichen Zuwendung und dem<br />

Gespräch mit den Patienten abhängt, das heißt von Arbeitsinhalten,<br />

die der diakonische Auftrag umfasst«.<br />

Dieses Verständnis des Hilfehandelns, das sich in »personaler<br />

Nächstenschaft« verwirklicht, was auch viele Hilfesuchende erwarten,<br />

die eine konfessionelle Einrichtung aufsuchen, vollzieht<br />

sich auf dem Hintergrund der Unterscheidung von ›Nähe statt<br />

Anonymität‹, ›Mensch statt Nummer‹, ›Bruder/Schwester statt<br />

Patient/Klient‹. Auch Benedikt XVI. schreibt in seiner Enzyklika<br />

(Nr. 42): »Wer zu Gott geht, geht nicht weg von den Menschen,<br />

sondern wird ihnen erst wirklich nahe«. Aber wird damit<br />

nicht implizit dem nicht-christlichen Hilfehandeln die Fähigkeit<br />

abgesprochen, personale Zuwendung zu praktizieren? Auf die<br />

›Fraternité‹ hat der Christ kein Monopol mehr. Besteht in der<br />

Logik dieser Dimension zudem nicht das Risiko, professionelle<br />

Distanz aufzugeben, die professionelle Sachlichkeit zu entgrenzen<br />

und die jeweiligen Kompetenzen zu überschreiten? Freilich<br />

unterscheidet sich diese Dimension von jener an zweiter Stelle<br />

genannten Vermittlungsdimension, indem es diakonisches und<br />

caritatives Hilfehandeln aus der Privatisierung zieht und nicht<br />

ausschließlich in der individuellen Motivation belässt. Eine fünfte<br />

Vermittlungsdimension ist damit noch nicht genannt, ich nenne<br />

sie:<br />

5. Die Dimension der religiös angeleiteten Methodik<br />

Eine solche von religiösen Vorstellungen angeleitete beratende,<br />

therapeutische und pflegerische Praxis ist z. B. in anthroposophischen<br />

Einrichtungen zu beobachten. Eine interessante Frage ist,<br />

ob die christliche Religion über vergleichbare direkte Anschlussmöglichkeiten<br />

und analoge Übersetzungsmöglichkeiten zur etwa<br />

beratenden, therapeutischen und pflegerischen Praxis verfügt,<br />

um spezifische Methoden zu entwickeln. Der Hamburger Arzt<br />

Georg Schiffner, Vorsitzender des bundesweit tätigen Verbandes<br />

›Christen im Gesundheitswesen‹ beschäftigt sich seit Jahren mit


20<br />

Querblick<br />

der »Entwicklung einer christlichen Heilkunde, »die Kirche und<br />

Gesundheitswesen wieder stärker miteinander in Verbindung« zu<br />

bringen versucht. Eine - wie ich meine zukunftsträchtige Vermittlungsdimension<br />

- nenne ich:<br />

6. Die Dimension der kommunitären Kultur<br />

Dieser Dimension entsprechend, wird die theologische Programmatik<br />

als Sensorium dafür gesehen, Rat und Hilfe durch die<br />

rechtlich und rechnerisch wie fachlich markierten Systemgrenzen<br />

nicht reduzieren und blockieren zu lassen, und zugleich als Potential<br />

dafür, eine ›kommunitäre‘ wie kommunikative - wertorientierte<br />

- Organisationskultur zur Entfaltung zu bringen, auch<br />

um der allseits beobachtbaren Privatisierung des Christlich-Religiösen<br />

auch und gerade innerhalb unserer christlichen Einrichtungen<br />

entgegenzuwirken und die Wertorientierung nicht allein<br />

auf die Motivationsebene der helfend Handelnden zu reduzieren.<br />

Zentral ist hier nicht die herrschaftliche Kontrolle des ›dienstgemeinschaftlichen‘<br />

Anspruchs des kirchlichen Arbeitsrechts, was<br />

nur dazu führte, dass engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

»gegenüber solchem Durchgriff von oben sich selbst abschotten<br />

und sich resignierend in ›innere Kündigung‹ zurückziehen.«<br />

In der organisierten Caritas gefährden die Kirchlichkeitskriterien<br />

»die Mitarbeiter in ihrer beruflichen und menschlichen Existenz,<br />

wenn sie dagegen verstoßen. Also wird das Thema Kirchlichkeit<br />

gemieden wie kein anderes Thema. Außer in frommen Reden,<br />

Ansprachen und Vorworten wird fast nicht darüber gesprochen.<br />

Ein wirkliches Durchdringen der Einrichtung oder des Verbandes<br />

mit dieser spezifischen Spiritualität findet nicht statt«. Die Spannung<br />

zwischen konfessionellen und professionellen Rationalitätskriterien<br />

wäre nach der hier gemeinten Dimension »allenfalls zu<br />

vermitteln durch eine innere Führung, welche den Anspruch auf<br />

Dienstgemeinschaft nicht nach der Logik der Organisationsgesellschaft<br />

unter Kontrolle bringt, sondern sich dafür öffnet, durch<br />

Kommunikation Vertrauen zu schenken«; denn »Mitarbeiter, von<br />

denen Engagement, Sensibilität und Solidarität gefordert wird,<br />

sind anders zu führen als Arbeitnehmer, die nur in funktionalen<br />

Routinen zu kontrollieren sind. Wo jedoch die Leitung sich reduziert<br />

auf die Kontrolle von Regeln und Routinen, wird es ihr<br />

kaum gelingen, mittragendes und mitdenkendes Engagement<br />

zu akzeptieren und zu akzeptieren«. Zentral für diese Dimension<br />

einer kommunitären Kultur ist letztlich das Prinzip der personalen<br />

Ganzheitlichkeit, der Einheit von Gottes-, Selbst- und Nächstenliebe<br />

und der wechselseitigen Erschließung, Durchdringung und<br />

Befruchtung von Verkündigung, Diakonie und Liturgie. Entscheidend<br />

ist deshalb, ob caritative bzw. diakonische Einrichtungen<br />

Strukturen vorhalten, die es erlauben, die organisierte Caritas<br />

und Diakonie als kommunitäre Angelegenheit zu reflektieren<br />

und zu erschließen, ohne dabei den professionellen Anspruch<br />

aufzugeben. Freilich wäre es zu bedenken, den Begriff der<br />

Dienstgemeinschaft auf das Arbeitsrecht zu beschränken und ihn<br />

der Sache – nicht dem Begriff nach – ins Zentrum der Arbeit der<br />

Reflexion und Entwicklung einer christlichen Organisationskultur<br />

zu stellen. Den Begriff der Dienstgemeinschaft selbst würde ich<br />

hierfür schon wegen seiner offensichtlichen nationalsozialistischen<br />

Herkunft emeritieren.<br />

7. Die Dimension der christlichen Weisheit<br />

Für die Entwicklung einer diakonischen bzw. caritativen Organisationskultur<br />

wäre die eigene christliche Weisheitstradition<br />

ernst zu nehmen. So hätte ein kirchlicher Wohlfahrtsverband<br />

beispielsweise immer solche Entscheidungen über die Erbringung<br />

von Dienstleistungen zu vermeiden, welche gegen das Solidaritätsprinzip<br />

und das Subsidiaritätsprinzip verstoßen. Umgekehrt<br />

müsste es immer um die subsidiäre Unterstützung primärer Solidaritäten<br />

gehen, zumal diese nicht selten kostengünstiger sind.<br />

Es gibt durchaus kirchliche Wohlfahrtsverbände, die z. B. ihre Beteiligung<br />

beim ›Essen auf Rädern‹ verweigern und statt dessen -<br />

in Kooperation mit Gastwirten, also Akteuren des Marktes - Projekte<br />

gemeinsamen Mittagessens in Stadtteilen initiieren, womit<br />

die soziale Dimension des Essens wieder gewonnen, essen wieder<br />

zur Geselligkeit wurde, wobei man auch jemandem direkt sagen<br />

kann, ob es geschmeckt hat oder nicht - wo essen aber auch<br />

zur Gelegenheit wurde, sich noch auf andere Weise füreinander<br />

unentgeltlich nützlich zu machen, also Solidarität zu schöpfen.<br />

Aber auch noch anderswo liegen Schätze christlicher Weisheiten<br />

verborgen, etwa in der Benediktregel. Wie viele Mönchschriften<br />

erwähnt auch die Benediktsregel den Pförtner (des Klosters).


21<br />

Sie verlangt für ihn nicht nur ein reifes Lebensalter, sondern<br />

auch andere menschliche und geistliche Qualitäten. Er soll nicht<br />

draußen »herumschweifen« und in der Lage sein, »Rede und<br />

Antwort zu stehen«. Der Pförtner soll stets anzutreffen sein und:<br />

»Aus Gottesfurcht gebe er in aller Freundlichkeit Antwort und<br />

mit Eile, da die Liebe ihn drängen muss«, den Fremden nicht so<br />

lange warten zu lassen (da er Christus selbst ist).<br />

Schlusswort<br />

Das zuletzt genannte Beispiel sollte freilich nur dafür stehen,<br />

dem ›Grenzverkehr‹ (z.B. Erstkontakt, Begrüßung von Klienten,<br />

Kunden und Personal, aber auch Entlassung, Abschied)<br />

Prof. Dr. Dr. Michael N. Ebertz ist Theologe und zugleich Professor<br />

für Soziologie an der KFH in Freiburg.<br />

Dieser Beitrag geht zurück auf einen Vortrag auf der Tagung der ›Top<br />

Ten Diakonischer Arbeit‹ vom 18. bis 19. Juni 2009 in Algertshausen.<br />

Die Literaturnachweise können beim Verfasser eingeholt werden:<br />

ebertz[at]kfh-freiburg.de<br />

in diakonischen und caritativen Einrichtungen empirisch hohe<br />

Aufmerksamkeit und seiner organisationskulturellen Gestaltung<br />

Priorität zu geben. Von hier aus lässt sich die Entwicklung einer<br />

diakonisch-caritativen Organisationskultur aufrollen und z. B.<br />

in weiteren Schritten vom ›äußeren‹ Grenzverkehr ein ›innerer‹<br />

Grenzverkehr (z.B. zwischen verschiedenen Abteilungen und<br />

Hierarchieebenen) unterscheiden. Eine Diakonie oder Caritas,<br />

deren personelle, interaktive, organisationskulturelle und gesellschaftspolitische<br />

Verfassung bis auf periphere Differenzierungen<br />

»nichts anderes widerspiegelt als die Gesellschaft, wie sie überall<br />

anzutreffen ist, wäre kein Gewinn, weder für die praktische<br />

Bezeugung des Christentums in der Gesellschaft, noch für die<br />

gesellschaftspolitische Glaubwürdigkeit von Christen« – und es<br />

ist zu vermuten, dass eine solche ›Caritas‘ eher der »Selbstsäkularisierung<br />

des Christentums Vorschub leisten würde«. Zukünftiges<br />

Leitthema der Caritas auf verschiedenen Ebenen und der<br />

Caritaswissenschaft wird deshalb die Thematik der kreativen Vermittlung<br />

und Gestaltung der katholisch-christlichen Programmatik<br />

sein, wozu auch Eros – eine Leidenschaft der Caritas - nötig<br />

ist, an die Papst Benedikt XVI. in seiner ersten Enzyklika »Deus<br />

caritas est« erinnerte, weil Gott »ein Liebender mit der ganzen<br />

Leidenschaft wirklicher Liebe« und insofern auch ein erotischer<br />

Gott ist: »Er liebt, und diese seine Liebe kann man durchaus als<br />

Eros bezeichnen, der freilich zugleich ganz Agape ist« und »mit<br />

der Agape verschmilzt« (Nr. 10). Tatsächlich braucht die Welt,<br />

wie der gemeinsame Synode der Bistümer in Deutschland formulierte,<br />

»keine Verdoppelung der Hoffnungslosigkeit durch Religion;<br />

sie braucht und sucht ... das Gegengewicht, die Sprengkraft<br />

gelebter Hoffnung. Und was wir ihr schulden, ist dies: das Defizit<br />

an anschaulich gelebter Hoffnung auszugleichen«.


22 Gott und die Welt<br />

Theologische Ergänzungsstudien<br />

Prof. Dr. Christa Georg-Zöller , <strong>KHSB</strong><br />

»Aber was kann ich denn Kindern antworten,<br />

wenn sie mich fragen, was<br />

Christen über ein Leben nach dem Tod<br />

glauben? Wo kann man erfahren, was<br />

ich sagen kann, wenn ich danach gefragt<br />

werde, wie ich biblische Texte heute zeitgemäß<br />

verstehe? Wo kann man sich denn<br />

noch ausführlicher informieren?«<br />

Diese und ähnliche Fragen stellten mir<br />

kürzlich Studierende aus dem Studiengang<br />

Bildung und Erziehung. Es hätten<br />

aber ebenso gut andere Studiengänge<br />

sein können, denn wer sich auf den Weg<br />

macht, einen Beruf zu ergreifen, der mit<br />

Menschen zu tun hat, stößt unweigerlich<br />

auf die damit verbundenen Probleme von<br />

Benachteiligung, Ungerechtigkeit und<br />

Leid, zugleich aber auch auf die Erfahrung<br />

der Grenzen des Machbaren. Diese<br />

Erkenntnis kann auch zu Fragen nach<br />

dem eigenen Leben führen: Warum bin<br />

ich überhaupt auf der Welt? Wo komme<br />

ich her? Wo gehe ich hin? Warum bin<br />

ich so, wie ich bin? Und sie können nach<br />

dem »Mehrwert« des Lebens fragen:<br />

Ich habe doch alles, aber muss es nicht<br />

noch mehr geben? Immer dann, wenn<br />

es in Themen um menschliche Grenzerfahrungen<br />

solcher Art geht, kommen<br />

auch – mehr oder weniger ausdrücklich<br />

- Religion und Glaube ins Spiel. Christlicher<br />

Glaube hält keine »Patentrezepte«<br />

bereit, doch er kann Antworten geben<br />

und Wege zeigen, wie das eigene Leben<br />

auch in Krisen gelingen kann. Um solche<br />

Inhalte umfassend diskutieren und beantworten<br />

zu können, braucht man Raum<br />

und Zeit. Deshalb gibt es an der <strong>KHSB</strong> die<br />

Theologischen Ergänzungsstudien. Sie<br />

sind ein freiwilliges Angebot. Studierende<br />

erhalten hier die Gelegenheit, den christlichen<br />

Glauben kennen zu lernen oder ihn<br />

zu vertiefen und sich mit der Botschaft<br />

der Kirche auseinander zu setzen. Die<br />

Theologischen Ergänzungsstudien werden<br />

im Rahmen des Lehrangebotes des<br />

Bachelorstudiengangs »Schulische Religionspädagogik«<br />

durchgeführt und setzen<br />

sich aus Bausteinen des Studiengangs<br />

Schulische Religionspädagogik zusammen,<br />

die jeweils mit einer Abschlussprüfung<br />

enden. Bewusst sind für die<br />

Bausteine grundlegende und einführende<br />

Veranstaltungen aus vier verschiedenen<br />

Disziplinen der Katholischen Theologie<br />

so ausgewählt worden, dass sie Studierenden<br />

einen guten Überblick über die<br />

Wissenschaftsdisziplin als Ganzes geben,<br />

aber auch über aktuelle Fragestellungen<br />

in den einzelnen Schwerpunkten informieren.<br />

Die Prüfungsleistungen in den<br />

Fächern Anthropologie und Ethik der Studiengänge<br />

Soziale Arbeit, Heilpädagogik,<br />

Klinische Sozialarbeit sowie Bildung und<br />

Erziehung werden angerechnet. Die Leistungsbewertungen<br />

ergeben zusammengezogen<br />

die Abschlussnote, die in einem<br />

eigenen Zertifikat bescheinigt wird. Ein Informationsblatt,<br />

das einen Überblick über<br />

die entsprechenden Lehrveranstaltungen<br />

gibt, kann über die Homepage der <strong>KHSB</strong><br />

heruntergeladen werden. Studierende,<br />

die bereits vor dem WS 2008/09 mit den<br />

Theologischen Ergänzungsstudien begonnen<br />

haben, können mit Frau Prof. Dr.<br />

Georg-Zöller den weiteren Verlauf ihrer<br />

Studien absprechen.


23<br />

Mittagsmeditation<br />

Die erste Mittagsmeditation im WiSe<br />

findet am 7. Oktober 09 um 13.45 Uhr<br />

in der Kapelle (4. Ebene) statt.<br />

Jeden Mittwoch im Semester findet von<br />

13.45 bis 14.00 Uhr eine Mittagsmeditation<br />

statt. Die Mittagsmeditation ist<br />

eine Unterbrechung des Alltags an der<br />

Hochschule im Hinblick auf die teilnehmenden<br />

Personen: es kommen Studierende<br />

aller Fachrichtungen und Semester,<br />

Mitarbeitende aus der Verwaltung sowie<br />

Dozentinnen und Dozenten. Die Mittagsmeditation<br />

unterbricht den Alltag an der<br />

Hochschule im Bezug auf den Ort: alle,<br />

die kommen, verlassen ihre Büros, die Seminarräume,<br />

die Bibliothek und die Cafeteria<br />

und kommen in die Kapelle (4. Ebene)<br />

Obergeschoss. Sie ist auch eine Unterbrechung<br />

des Alltags im Hinblick auf<br />

die Sprache: sie ist einfach, keine Fachsprache,<br />

manchmal sogar verzichten wir<br />

auf sie vollständig: in Phasen der Stille.<br />

Manchmal geht sie in Musik auf: im Gitarrensolo<br />

oder im gemeinsamen Singen.<br />

Die Mittagsmeditation ist eine Gelegenheit,<br />

die Geschäftigkeit und Zielstrebigkeit<br />

an der Hochschule zu unterbrechen: mit<br />

sich selbst in Kontakt zu kommen, den<br />

Blick über den Tag hinaus schweifen zu<br />

lassen, inne zu halten. Manche schöpfen<br />

daraus langen Atem für das, was zu tun<br />

ist. Hauptsächlich versteht sich die Mittagsmeditation<br />

in der Gebetstradition des<br />

Christentums mit seinem Stundengebet,<br />

das das Tun der Menschen im Tagesverlauf<br />

regelmäßig unterbricht, um Gott zu<br />

loben. So kommen die Texte in der Regel<br />

aus Erfahrungen mit der Bibel. Die einzelnen<br />

Meditationen werden von Studierenden<br />

oder Mitarbeitenden vorbereitet. Dies<br />

bringt eine jeweils unterschiedliche Akzentuierung<br />

mit sich, die der vorbereitenden<br />

Person und ihrer religiösen Herkunft<br />

– ob christlich oder nicht – entspricht.<br />

Eingeladen sind alle, die ihren Hochschultag<br />

unterbrechen wollen.<br />

Ankündigung<br />

Fahrt nach Oswiecim zum Zentrum<br />

für Dialog und Gebet<br />

Alle Studiengänge, die an der <strong>KHSB</strong><br />

studiert werden können, lassen sich von<br />

Auschwitz her frei nach Theodor Adorno<br />

befragen: Kann es Theologie nach Auschwitz<br />

geben? Wie ist Soziale Arbeit, Heilpädagogik<br />

sowie Bildung und Erziehung<br />

nach Auschwitz zu denken?<br />

Alle Studierenden sämtlicher Studiengänge<br />

sind herzlich dazu eingeladen, mit<br />

einer persönlichen Begegnung diesen und<br />

anderen Fragen nachzugehen. Bei einem<br />

Aufenthalt in dem Dialogzentrum können<br />

wir in der Begegnung mit dem Ort unsere<br />

Geschichte und die Perspektiven unserer<br />

Fächer neu anschauen. Die Reise ist für<br />

das Ende des Wintersemesters, Februar<br />

2010, geplant.<br />

Der konkrete Zeitraum, Kosten, Anmeldung<br />

und Programm wird im Laufe des kommenden<br />

WiSe bekannt gegeben.<br />

Kontakt<br />

Prof. Dr. Christine Funk<br />

funk[at]khsb-berlin.de


24<br />

Ausblick<br />

»Soziale Gesundheit stärken«<br />

Fachtagung im Herbst 2010 an der<br />

<strong>KHSB</strong><br />

Ausbildung für Moderation ethischer<br />

Fallbesprechungen in Medizin<br />

und Pflege<br />

Das Institut für Soziale Gesundheit der<br />

<strong>KHSB</strong> und das Referat Weiterbildung<br />

werden in Kooperation mit dem European<br />

Centre for Clinical Social Work in<br />

der Zeit vom 24. bis 25. September 2010<br />

eine internationale Fachtagung an der<br />

<strong>KHSB</strong> durchführen. Die Tagung dient der<br />

Verknüpfung von Praxis, Forschung und<br />

Lehre und richtet sich sowohl an Praktiker<br />

wie auch Studierende und Lehrende an<br />

Hochschulen. Neben den Hauptvorträgen<br />

zum Leitthema werden die Fachgruppen<br />

des ECCSW Symposien zu ihren jeweiligen<br />

Schwerpunkten, u.a. zu Forschung,<br />

Diagnostik, Beratung, Forensik und Sozialraum<br />

durchführen. Die parallel zur<br />

Tagung laufende Postersession dient der<br />

Präsentation von Best-practice-Projekten<br />

und Ergebnissen aus Masterarbeiten. Vor<br />

Tagungsbeginn werden praxisorientierte<br />

Workshops zur Vertiefung spezifischer<br />

klinisch-sozialarbeiterischer Kompetenzen<br />

angeboten.<br />

Kontakt<br />

Referat Weiterbildung der <strong>KHSB</strong><br />

Beate Knäbel<br />

Telefon +49 (0)30-501010-39<br />

weiterbildung[at]khsb-berlin.de<br />

www.khsb-berlin.de<br />

Uwe Klein<br />

ECCSW e.V. c/o Krankenhaus Hedwigshöhe<br />

Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und<br />

Psychosomatik<br />

Höhensteig 1 | D-12526 Berlin<br />

Telefon +49 (0)30 60500856<br />

Telefax +49 (0)30 60500857<br />

klein[at]eccsw.eu<br />

www.eccsw.eu<br />

Nicht nur der wissenschaftliche und technische<br />

Fortschritt bringt für das Gesundheitswesen<br />

eine Vielzahl von moralischen<br />

Problemen mit sich, auch die wirtschaftlichen<br />

und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen<br />

haben weit reichende Folgen<br />

für die Vorsorgungs- und Lebensqualität<br />

von Patientinnen und Patienten und können<br />

ebenfalls zu zahlreichen moralischen<br />

Konflikten führen. Für Organisationen des<br />

Gesundheitswesens ist es deshalb wichtig,<br />

die ethische Reflexionskompetenz<br />

ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu<br />

vertiefen. In Kooperation mit dem Institut<br />

für Fort- und Weiterbildung der Alexianer<br />

führt das Berliner Institut für christliche<br />

Ethik und Politik (ICEP) derzeit den ersten<br />

Kurs einer zertifizierten Weiterbildung<br />

durch, der die Teilnehmenden zur Moderation<br />

ethischer Fallbesprechungen in Medizin<br />

und Pflege qualifiziert. Berufstätige<br />

aus Medizin, Kranken- und Altenpflege,<br />

dem Sozialdienst und der Seelsorge üben<br />

die Moderation ethischer Entscheidungsprozesse<br />

auf der Grundlage medizin- und<br />

pflegeethischer Fundamentalnormen ein.<br />

So werden sie zu kompetenten Moderatorinnen<br />

und Moderatoren ethischer<br />

Fallbesprechungen ausgebildet. Die ersten<br />

Zertifikate werden Anfang Dezember<br />

2009 an die 17 Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmer verliehen werden, im Februar<br />

2010 startet dann der nächste Kurs.<br />

Kontakt<br />

ICEP<br />

Telefon 030 – 50 10 10 913<br />

info[at]icep-berlin.de<br />

www.icep-berlin.de


25<br />

ForumFamilie: Familien- und Lebensformbezogene<br />

Soziale Arbeit<br />

Fachgruppe Ethik und Soziale Arbeit<br />

der DGSA wächst<br />

Das ForumFamilie ist eine hochschulöffentliche<br />

Diskussionsrunde mit drei bis<br />

vier Treffen pro Semester, zu der die Lehrenden<br />

des Studienschwerpunkts "Familien-<br />

und Lebensformenbezogene Soziale<br />

Arbeit" (Prof. Dr. Birgit Bertram, Prof. Dr.<br />

Sylvia Kroll, Prof. Dr. Herbert Pfrogner,<br />

Prof. Dr. Ralf Quindel) regelmäßig einladen.<br />

Dazu werden Akteure aus Feldern<br />

der Praxis der Sozialen Arbeit eingeladen,<br />

innovative Projekte, relevante Forschungszusammenhänge<br />

oder fachliche<br />

Aspekte zu Facetten der Sozialen Arbeit<br />

mit Kindern, Jugendlichen und Familien<br />

vorzustellen. Die Veranstaltungen sind<br />

anregend, laden ein zum Erfahrungsaustausch<br />

und sind erfahrungsgemäß gut<br />

besucht. Für das Wintersemester 2009/10<br />

sind folgende Veranstaltungen – jeweils<br />

donnerstags 16:00 – 17:30 Uhr geplant:<br />

15.10.2009<br />

Ziele und Wege der aktuellen Kinderschutzarbeit<br />

im Kontext des Regionalen<br />

Sozialen Dienstes<br />

Barbara Stark (Dipl.-SozArb., Kinderschutzkoordinatorin)<br />

und Dieter Bähr (Dipl.-SozArb., Regionalleiter<br />

Jugendamt Treptow-Köpenick)<br />

19.11.2009<br />

Familienbildung im ländlichen Brandenburg<br />

– Anspruch und Wirklichkeit<br />

Felicitas Richter, Dipl.SozPäd/SozArb (<strong>KHSB</strong>),<br />

Jugendseelsorgerin (Erzbistum Berlin), Erwachsenenbildnerin<br />

10.12.2009<br />

Gemeinsam leben – getrennt wirtschaften:<br />

Grenzen der Individualisierung in Paarbeziehungen<br />

Dörte Gatermann (Dipl.-Soz.) und Christiane<br />

Scholz (Dipl.-Soz.), wissenschaftliche Mitarbeiterinnen<br />

beim Wissenschaftszentrum Berlin für<br />

Sozialforschung<br />

Siehe bitte auch den Auszug aus dem Beitrag<br />

»Der Sozialarbeiter als Detektiv«, Seite 8 in<br />

dieser Ausgabe.<br />

Die Fachgruppe Ethik und Soziale Arbeit<br />

in der Deutschen Gesellschaft für Soziale<br />

Arbeit (DGSA) hat sich am 10. und<br />

11. September zum sechsten Mal zu<br />

Fachgesprächen in Würzburg getroffen.<br />

Der zwei tägige Workshop, an dem 25<br />

Wissenschaftler/innen und Praktiker/<br />

innen teilnahmen, beschäftigte sich mit<br />

dem Professionsverständnis aus Sicht<br />

einer Ethik der Sozialen Arbeit sowie mit<br />

Fragen der Ethikdidaktik. Die vom ICEP<br />

unter der Leitung von Prof. Dr. Andreas<br />

Lob-Hüdepohl koordinierte Fachgruppe<br />

versteht sich als Forum diskursiver<br />

Auseinandersetzung mit normativen<br />

Grundlagen und professionsmoralischen<br />

Problemen der Sozialen Arbeit. Die Fachgruppe,<br />

die seit seiner Gründung 2007<br />

stetig anwächst, widmet sich zudem<br />

der Reflexion von Berufskodizes und<br />

sucht nach einer Methodologie der Implementierung<br />

ethischer Diskurse in die<br />

sozialprofessionelle Praxis. Mit aktuellen<br />

Fragen einer Forschungs ethik und dem<br />

Beitrag der Ethik für die Konturierung der<br />

Wissenschaft der Sozialen Arbeit werden<br />

sich Mitglieder der Fachgruppe innerhalb<br />

zweier Panels anlässlich der Jahrestagung<br />

der DGSA am 27. und 28. November in<br />

München beschäftigen.<br />

Informationen zu Terminen und Themen<br />

können im ICEP erfragt werden:<br />

kurzke-maasmeier[at]icep-berlin.de


26<br />

Nahblick<br />

Die Mitarbeiter/innen der<br />

Hochschulbibliothek<br />

Fair-Kaffee gekocht?<br />

Im Caféstübchen.<br />

Mit seiner Sitzecke und der kleinen Küche,<br />

in der die ca. zehn immer wieder<br />

wechselnden Mitarbeiterinnen arbeiten,<br />

ist das ausschließliche von Studierenden<br />

organisierte Caféstübchen in der ersten<br />

Etage eine beliebte Anlaufstelle.<br />

Die Initiative geht zurück auf Frau Prof.<br />

Dr. Lehner, die den Kontakt zwischen<br />

der <strong>KHSB</strong> und dem »Verein zur Förderung<br />

der Straßenkinder in Kalkutta e.V.«<br />

pflegt. Diesem Berliner Verein kommt das<br />

durch den Verkauf von frisch gekochtem<br />

Kaffee und Tee und von Schokolade eingenommene<br />

Geld zugute. Alle Produkte<br />

beziehen wir von GEPA, sie sind also fair<br />

gehandelt. Konkret unterstützt der Verein<br />

das Projekt für Straßenkinder in Kalkutta,<br />

das »Don Bosco Ashalayam«. Ziel<br />

dieses Projektes ist es, die Situation der<br />

Straßenkinder in Kalkutta durch den Bau<br />

von Heimeinrichtungen, die Etablierung<br />

von Ausbildungsprojekten und von vielen<br />

weiteren Unterstützungsangeboten zu<br />

verbessern. Einige Praktikanten der Hochschule<br />

konnten das Projekt selbst schon<br />

kennen lernen und von Ihren Erfahrungen<br />

vor Ort berichten.<br />

Wer seinen Kaffee im Caféstübchen ehrlich<br />

bezahlt, würdigt somit nicht nur das ehrenamtliche<br />

Engagement der Studierenden, sondern<br />

trägt vor allem direkt zum Erhalt des Ashalayams<br />

bei.<br />

Margarete RoSSmann<br />

Seit fast dreieinhalb Jahren leite ich die<br />

Hochschulbibliothek. Mein wichtigstes<br />

Ziel ist eine nutzerfreundliche und dienstleistungsorientierte<br />

Einrichtung, die von<br />

den Lehrenden und Studierenden, aber<br />

auch von weiteren Interessierten gern genutzt<br />

wird. Um Nutzerinnen und Nutzer<br />

mit der nötigen Literatur zu versorgen<br />

– auch mit Publikationen, die nicht in der<br />

Bibliothek vorhanden sind – haben wir<br />

Literaturdatenbanken angeschafft. Diese<br />

konnten Dank einer großzügigen Spende<br />

angeschafft werden.<br />

Nicole Thomas<br />

Hallo, ich bin »das Küken« der Bibliothek.<br />

Ich bin ausgebildete Fachangestellte<br />

für Medien- und<br />

Informationsdienste<br />

und arbeite seit<br />

September 2008<br />

an der Katholischen<br />

Hochschule für Sozialwesen.<br />

Die Arbeit<br />

macht mir viel Spaß<br />

und die KollegInnen<br />

sind alle nett und<br />

hilfsbereit. Ich hoffe,<br />

ich werde das<br />

Team gut ergänzen<br />

und dazu beitragen, dass die Bibliothek<br />

ein noch besserer «Lernort« wird.<br />

Christian Ziganki<br />

Mit meiner zehnjährigen Bibliothekszugehörigkeit<br />

gehöre ich fast schon zum<br />

Bibliotheksinventar. Mein beruflicher<br />

Werdegang begann als studentischer<br />

Mitarbeiter an der Ausleihtheke. Die<br />

Bibliotheksarbeit übte früh eine solche<br />

Faszination auf mich aus, dass ich meinen<br />

beruflichen Lebensweg neu justierte und<br />

auf die Bibliothekswissenschaft ausrichtete.<br />

Bemerkenswert sind die vielfältigen<br />

Neuentwicklungen in den vergangenen<br />

10 Jahren im Bibliothekswesen und deren<br />

Umsetzung auch für unsere Nutzer in unserer<br />

Einrichtung.<br />

Claudia Kantus<br />

Seit gut fünf Jahren arbeite ich in der<br />

Hochschulbibliothek. Die Bibliothek hat<br />

sich seit ihren Anfängen gewandelt. Am<br />

Anfang stand der Bestandsaufbau im<br />

Vordergrund. Durch die stetige Zunahme<br />

der Studierendenzahlen und der Ausweitung<br />

des Studienangebotes an der<br />

<strong>KHSB</strong>, wuchsen die Anforderungen. Das<br />

Bibliotheksteam versucht diese Aufgaben<br />

zu lösen und Dienstleistungsangebote zu<br />

offerieren. Bei dieser Arbeit mitzuwirken,<br />

ist mir eine stete Freude und ich bin mir<br />

sicher, dass wir diesen eingeschlagenen<br />

Weg erfolgreich fortsetzen können.<br />

Frau Roßmann, Frau Thomas, Herr Ziganki,<br />

Frau Kantus (v.l.n.r.)<br />

Bestand der Bibliothek<br />

ca. 30.000 Medieneinheiten, 194 lfd. Zeitschriften,<br />

audiovisuelle Medien, Datenbanken<br />

Bestand der Wissenschaftlichen Diözesanbibliothek,<br />

ca. 30.000 Medieneinheiten<br />

Öffnungzeiten im Semester<br />

Mo.-Do.: 9.00–19.00 Uhr<br />

Fr.: 9.00–17.00 Uhr<br />

(unsere Sonderöffnungszeiten<br />

entnehmen Sie bitte unserer Webseite)<br />

Telefon 030 –50 1010 34


Fernblick<br />

27<br />

»Go out«<br />

Studium und Praktikum im<br />

Ausland<br />

Johanna Gimm<br />

Aus Kambodscha<br />

Die Reise beginnt mit einer Taxifahrt mit<br />

neun Personen nach Kampot, eine kleine<br />

Stadt 170 km südlich von Phnom Penh<br />

nahe des Golf von Thailand. Während des<br />

Akts des Quetschens im Taxi atmet man<br />

aus - um dünner zu werden. Die Fahrt<br />

geht los. Nach den ersten 230 Schlaglöchern,<br />

die teilweise Armlängen tief sein<br />

müssen, gewöhne ich mich langsam an<br />

mein Fortbewegungsmittel, die donnernde<br />

Khmermusik und den beißenden<br />

Geruch von gedünsteten Maiskolben. Ich<br />

übe mich in buddhistischer Gelassenheit.<br />

Sobald diese die erste Stufe erreicht hat,<br />

übermannen mich die Landschaft, die<br />

Bilder des Dorflebens und die Farben<br />

Kambodschas. Wir ziehen vorbei an Reisfeldern,<br />

an Gemüsebeeten, wuchernden<br />

Bananenstauden, Frauen und Männer in<br />

farbenprächtige Tücher gehüllt. Kinder<br />

spielen fröhlich kreischend in den Fischtümpeln<br />

vor den Hütten. Immer wieder<br />

brausen wir vorbei an Schildern, auf denen<br />

sehr eindrucksvoll die Gefahren des<br />

Landes dargestellt sind: Aufforderung zur<br />

Waffenabgabe, Hinweise auf Malaria, Minen,<br />

Aids. Meine Arbeitsstelle in Kampot<br />

ist EPIC ARTS. Das ist eine Organisation,<br />

die mit körperbehinderten Menschen,<br />

vorrangig der großen gehörlosen Community<br />

Kampots, Kunst und Theaterprojekte<br />

durchführt. Ziel ist es zu zeigen,<br />

dass jeder Mensch tanzen, schauspielern<br />

und sich Bewegen kann, egal ob behindert<br />

oder nicht behindert. Inclusive Arts,<br />

heißt das Stichwort. Neben der täglichen<br />

Betreuung der Jugendlichen begann ich<br />

mit dem Aufbau eines Programms, mit<br />

dem Sponsoren gefunden werden sollen,<br />

die das dort angebotene Ausbildungsprogramm<br />

zum Performance-Lehrer für<br />

behinderte und nicht behinderte Menschen<br />

unterstützen. Zweimal wöchentlich<br />

unterrichtete ich Englisch in einer improvisierten<br />

Englischschule in einem Dorf nahe<br />

Kampot. Dies war ein weiterer Schwerpunkt<br />

meiner Tätigkeit. Die Menschen<br />

sahen in der Teilnahme eine Chance,<br />

beruflich besser Fuß zu fassen. Besondere<br />

Freude bereitete mir ein Projekt, mit den<br />

14 – 19 jährigen Jugendlichen ein Riesenseifenblasen<br />

Workshop abzuhalten. Es<br />

wurde ein so großer Erfolg, dass einige<br />

der Studenten spontan ihren Berufswunsch<br />

hin zum Seifenblasenkünstler<br />

änderten. Die Menschen Kambodschas,<br />

das Strahlen in den Augen der Kinder<br />

und Jugendlichen sowie die Schönheit<br />

des Landes machten jeden Tag zu einem<br />

wertvollen Tag. Es war eine Zeit, die meinen<br />

Lebensweg nachhaltig beeinflussen<br />

wird und die ich nicht missen möchte.<br />

Für ein Semester nach Schweden oder<br />

Kambodscha? Zum Praktikum nach Italien<br />

oder Lateinamerika? Für viele Studierende<br />

geht dieser Wunsch an der <strong>KHSB</strong> in<br />

Erfüllung. Mit 14 Partnerhochschulen<br />

in 10 verschiedenen Ländern Europas<br />

sowie einem großen Pool an möglichen<br />

Praxisstellen weltweit bietet die <strong>KHSB</strong><br />

ihren Studierenden gute Möglichkeiten,<br />

um die professionelle Ausbildung und<br />

den eigenen Horizont um eine Auslandserfahrung<br />

zu bereichern. Ein besonderer<br />

Schwerpunkt liegt dabei auf Europa. Als<br />

anerkannte Erasmus-Hochschule kann die<br />

<strong>KHSB</strong> jährlich Stipendien an Studierende<br />

vergeben, die an einer Partnerhochschule<br />

studieren oder ein Praktikum an einer<br />

sozialen Einrichtung in Europa absolvieren<br />

möchten. Wer mit Erasmus gefördert<br />

ins Ausland geht, genießt verschiedene<br />

Vorzüge: gezielte Beratung an der<br />

Heimathochschule, Betreuung an der<br />

Gasthochschule, gesicherte Anerkennung<br />

der erbrachten Leistungen, Befreiung von<br />

Studiengebühren an der Gasthochschule,<br />

monatliche finanzielle Unterstützung.<br />

Bislang haben über 200 Studierende ihr<br />

Praktikum im Ausland absolviert; seit<br />

2005 konnten 32 Studierende mit einem<br />

Erasmus-Stipendium gefördert werden.<br />

Für weitere Information wenden Sie sich<br />

bitte an: international[at]khsb-berlin.de


28<br />

Fernblick<br />

Aus Schweden<br />

Svenja Kuhr<br />

… hat zwei Semester in Malmö / Schweden<br />

studiert. Zunächst hat sie ihr Praxissemester in<br />

einem Behandlungsheim für Jugendliche gemacht,<br />

welches auf einem Bauernhof betrieben<br />

wird. Im Wintersemester 08/09 hat sie den Studienschwerpunkt<br />

Interkulturelle Soziale Arbeit<br />

an der Malmö University besucht.<br />

Welche Beweggründe hatten Sie, ins Ausland<br />

zu gehen?<br />

Ich hatte viel Positives über die Soziale<br />

Arbeit in Schweden gehört und war<br />

neugierig auf die Praxis in einem anderen<br />

Teil von Europa. Ich wollte Auslandserfahrungen<br />

machen, die mir auch für die<br />

spätere Berufspraxis von Nutzen sein<br />

können. Nach dem Praktikum habe ich<br />

mich entschlossen meinen Aufenthalt zu<br />

verlängern, um auch einen Einblick in das<br />

Studium in Schweden zu bekommen.<br />

Welche Unterstützung hatten Sie dabei?<br />

Ich hatte das Glück Mobilitätshilfe durch<br />

das Erasmusprogramm zu erhalten. Außerdem<br />

haben mich meine Eltern und<br />

Freunde bei meinem Entschluss unterstützt.<br />

Was war die größte Herausforderung für Sie?<br />

Die größte Herausforderung stellte die<br />

Sprache dar. Ich hatte zwar ein gutes Jahr<br />

schwedisch gelernt, war aber doch ziemlich<br />

unsicher, ob die Jugendlichen mich<br />

akzeptieren würden.<br />

Was haben Sie dadurch für Ihr Studium gelernt?<br />

Ich habe einen Einblick in ein anderes<br />

soziales und Ausbildungssystem bekommen<br />

und die deutsche Soziale Arbeit aus<br />

einem anderen Blickwinkel betrachten<br />

können. Besonders der interkulturelle<br />

Schwerpunkt in Malmö hat mich sehr<br />

beeindruckt und ich habe gelernt mein<br />

Handeln immer wieder zu reflektieren.<br />

Gerade für das Studium der interkulturellen<br />

Sozialen Arbeit war es eine spannende<br />

Erfahrung die Integrationsprobleme<br />

und Handlungsstrategien in Schweden<br />

kennenzulernen und diese mit Deutschland<br />

zu vergleichen.<br />

Was war Ihre schönste Erfahrung?<br />

Ich habe sehr viele schöne Erfahrungen<br />

gemacht. Eine sehr schöne Erfahrung war<br />

es, ein Jobangebot für die Semesterferien<br />

und damit große Anerkennung für meine<br />

Arbeit zu bekommen. Schön war es auch,<br />

zu merken, dass die Jugendlichen mir vertrauten<br />

und sich mir immer mehr öffneten.<br />

Eine Jugendliche hat mit meiner Hilfe<br />

Fahrradfahren gelernt und ich durfte zwei<br />

Wochen lang nichts sagen, bevor sie alle<br />

damit überrascht hat. Auch die schnelle<br />

Verbesserung meiner Sprachkenntnisse<br />

empfand ich als großen Erfolg.<br />

Würden Sie wieder ins Ausland gehen?<br />

Auf jeden Fall. Ich bin in den Semesterferien<br />

wieder zum Arbeiten in Schweden<br />

und kann mir gut vorstellen nach dem<br />

Studium noch einmal im Ausland tätig zu<br />

sein.<br />

Neuerscheinung<br />

Bildung für junge Flüchtlinge –<br />

ein Menschenrecht.<br />

Lothar Krappmann, Andreas Lob-Hüdepohl,<br />

Axel Bohmeyer, Stefan Kurzke-Maasmeier<br />

(Hg.): Bildung für junge Flüchtlinge – ein<br />

Menschenrecht. Erfahrungen, Grundlagen und<br />

Perspektiven<br />

W. Bertelsmann Verlag, Bielefeld 2009<br />

Forum Bildungsethik, 7<br />

324 S., 29,90 EUR (D)/49,90 SFr<br />

ISBN 978-3-7639-3547-5<br />

Im Fokus dieses Buches stehen die Grundlagen<br />

und Perspektiven der Umsetzung<br />

des Menschenrechts auf Bildung für junge<br />

Flüchtlinge in Deutschland. Nach den<br />

OECD-Bildungsstudien der vergangenen<br />

Jahre ist Deutschland aber noch weit von<br />

dem Ziel entfernt, benachteiligte Schülerinnen<br />

und Schüler in Deutschland ausreichend<br />

zu fördern und allen Kindern und<br />

Jugendlichen gleiche Bildungschancen zu<br />

bieten. Wissenschaftler und Praktiker plädieren<br />

in diesem Buch für eine Verbesserung<br />

der Situation von Kinderflüchtlingen<br />

im Bildungssystem und in anderen Lebensbereichen.<br />

Um die unterschiedlichen<br />

Implikationen des Rechts auf Bildung<br />

junger Flüchtlinge zu verdeutlichen, werden<br />

biografische, sozialwissenschaftliche,<br />

ethische und rechtliche Facetten beleuchtet<br />

und anhand von Praxisbeispielen<br />

veranschaulicht. Mit Beiträgen von Rita<br />

Süssmuth, Vernor Muñoz, Annette Schavan,<br />

Maria Böhmer, Georg Auernheimer,<br />

Karin Weiss u.v.a..


AUGENblick<br />

29<br />

Djamila Mustafa<br />

studiert Bildung und Erziehung in der frühen<br />

Kindheit, 2.Semester<br />

Warum haben Sie gerade die <strong>KHSB</strong> zum Studieren<br />

ausgesucht?<br />

Die <strong>KHSB</strong> war eine der ersten Hochschulen<br />

hier in Berlin, die speziell den<br />

frühkindlichen Bereich in der Pädagogik<br />

behandelten. Der Studiengang ist zu<br />

dem praxisorientierter als der »klassisch«<br />

forschungsorientierte Ansatz anderer<br />

Universitäten. Das war für mich insofern<br />

interessant, als dass ich mir genau dieses<br />

praktische, anwendbare Wissen erschließen<br />

wollte.<br />

Was schätzen Sie am meisten an der <strong>KHSB</strong>?<br />

Ich mag die Organisation der <strong>KHSB</strong>, ich<br />

habe das Gefühl, das die verschiedenen<br />

Ämter klar um ihre Positionen wissen.<br />

Informationen, welche die Studentenschaft,<br />

die Dozenten, und untereinander<br />

anbelangt, werden gut kommuniziert. Mir<br />

gefällt die überschaubare Größe. Das gibt<br />

mir insgesamt den strukturellen Rahmen,<br />

um mich weitestgehend selbständig innerhalb<br />

des Studiums und der Hochschule<br />

bewegen und organisieren zu können.<br />

Wenn Sie für einen Tag Rektorin sein könnten,<br />

was würden Sie tun?<br />

Ich würde viele Kinder aus aller Welt an<br />

die Hochschule einladen und mit ihnen<br />

überlegen, was ihnen wichtig ist, und was<br />

sie eigentlich davon halten, dass »Große«<br />

den ganzen Tag überlegen, was wichtig<br />

für sie ist … Überall würden Decken und<br />

Kissen liegen, weil sitzen in Vorlesungssälen<br />

wär nicht und in der Mensa gäb es<br />

Spaghetti mit Tomatensauce …<br />

Was ist das erste, was Sie machen werden,<br />

wenn Ihr Studium vorbei ist?<br />

Mal schauen was mir noch so begegnet<br />

in meinem Studium. Ob es in ca. 2 Jahren<br />

die Möglichkeit eines Masters für BuE<br />

an dieser Hochschule gibt? Ursprünglich<br />

war das der Gedanke … Gucken, wie ich<br />

die Erkenntnisse aus diesem Studium mit<br />

dem Wissen der vorigen Ausbildung zur<br />

Ergotherapeutin verknüpfen kann, um<br />

damit höchst flexibel und äußerst professionell<br />

eine Möglichkeit für ein herzliches<br />

und nachhaltiges Arbeiten mit vielen Kindern<br />

zu schaffen.<br />

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30<br />

AUGENblick<br />

Bild Kaplow<br />

Prof. Dr. Lydia Seus<br />

… Professorin für Soziologische Grundlagen<br />

der Sozialen Arbeit und der Heilpädagogik<br />

Warum möchten Sie ausgerechnet an einer<br />

katholischen Hochschule für Sozialwesen unterrichten?<br />

Als ich überlegt habe, ob ich mich bewerben<br />

soll, war meine Idee, dass eine<br />

katholische Hochschule radikales Denken<br />

zulassen muss: In der Kriminologie muss<br />

es einen kritischen Geist geben, das deckt<br />

sich mit der katholischen Soziallehre, wie<br />

etwa die Integration (z.B. von Personen,<br />

die Verbrechen begangenen haben) und<br />

Versöhnung. Es herrscht hier ein alternativer<br />

Bildungsbegriff.<br />

Was finden Sie an Ihrer Arbeit an der <strong>KHSB</strong><br />

besonders erfüllend, herausfordernd, oder änderungsbedürftig?<br />

Die Studierenden haben eine große Offenheit<br />

und wissenschaftliche Neugierde.<br />

Das ist schön, sowie die Gelegenheit zu<br />

haben, als »Bezugswissenschaftlerin«<br />

Studierende von dem ersten bis zum<br />

letzten Semester begleiten zu dürfen. Ich<br />

lerne hier auch sehr viel! Leider finde ich,<br />

dass sich die Hochschule verschult – immer<br />

weniger Wahlmöglichkeiten.<br />

Wenn Sie Ihren Studierenden eins vermitteln<br />

könnten, was wäre das?<br />

Querdenken! Nicht schon im Studium die<br />

Schere im Kopf zu haben, nicht schon im<br />

Voraus alles in Schubladen zu packen.<br />

Mythen und Alltagstheorien durch wissenschaftliche<br />

Erkenntnis zu ersetzen. Als<br />

Kriminologin sehe ich, dass es so viele<br />

unwissenschaftliche Ansichten in den<br />

Köpfen aller Leute gibt, es ist gefährlich.<br />

Was ist aus Ihrer Sicht die wichtigste Strömung<br />

in der Sozialen Arbeit bzw. Heilpädagogik, die<br />

mehr beachtet werden müsste?<br />

Eine Renaissance der »Schwarzen Pädagogik«:<br />

Die »konfrontative Pädagogik«<br />

geht einher mit einer Sicht, die Härte<br />

von Strafe verlangt. Ob das bedrohlich<br />

ist oder nicht, weiß ich noch nicht, man<br />

muss das im Auge behalten.<br />

Glauben Sie, dass es in den Sozialen Berufen<br />

Fortschritt gibt?<br />

Schwierige Frage! Vorsichtig nehme ich<br />

wahr, dass es eine Repolitisierung gibt.<br />

Das ist ein Fortschritt. Es muss ein Standpunkt<br />

der Sozialen Professionen geben.<br />

Studierende wollen auch wissen, in welcher<br />

Gesellschaft wir leben, sodass sie<br />

sich besser verstehen können.<br />

Haben Sie eine Person im Umfeld der Sozialen<br />

Berufe, die Sie als Vorbild sehen?<br />

Als Vorbild sind für mich Menschen, die<br />

mutig sind und quer denken. Konkret:<br />

Joachim Walter, ein Jurist – als Leiter einer<br />

Jugendstrafvollzugsanstalt hat er vieles<br />

ganz neu bestimmt und besetzt hat. Oder<br />

Helge Einsele, erste weibliche Gefängnisleiterin<br />

in Deutschland. Ich glaube, einzelne<br />

Menschen können was verändern!<br />

Welche Autorin oder welchen Autor lesen Sie<br />

besonders gern?<br />

In der Vergangenheit habe ich als Kind<br />

alles von Karl May und D.H. Lawrence<br />

gelesen. Heute lese ich Krimis in der S-<br />

Bahn, mein Lieblingsautor ist Ian Rankin<br />

(den ich schon zwei Mal getroffen habe!<br />

Das ist ein sympathischer und kluger<br />

Mensch!). Sonst aber lese ich Gedichte<br />

(Yates und Brecht z.B.) oder Autoren wie<br />

Michael Cunningham.<br />

Was würden die meisten Menschen von Ihnen<br />

gar nicht erwarten?<br />

Wie ich mein Kopf freibekomme: Ich<br />

gehe hier auf den Friedhof. Ich liebe<br />

Friedhöfe. Wenn ich wenig Zeit habe,<br />

höre ich ganz laut Metallica: The Black<br />

Album!<br />

Stephan Lidzba<br />

studiert Soziale Arbeit im 3. Semester<br />

Warum haben Sie gerade die <strong>KHSB</strong> zum Studieren<br />

ausgesucht?<br />

Mir haben Freunde und ehemalige Studenten<br />

gesagt, dass es hier gut ist. Ich<br />

wollte auch in Berlin bleiben, weil ich hier<br />

lange als Krankenpfleger gearbeitet und<br />

somit mein Lebensmittelpunkt habe. (Ich<br />

musste mich entscheiden zwischen hier<br />

und der ASFH, und ich erhielt meine Zusage<br />

hier zuerst, also sie waren schneller!)<br />

Was schätzen Sie am meisten an der <strong>KHSB</strong>?<br />

Hier sind die Strukturen übersichtlich.<br />

Weil die <strong>KHSB</strong> klein ist, entsteht durch<br />

die Intimität ein gutes Gemeinschaftsgefühl.<br />

Man kennt ja alle Dozenten und die<br />

meisten Studenten. Der Nachteil dabei<br />

ist, dass die Auswahl nicht groß ist. Dafür<br />

kann aber die <strong>KHSB</strong> nichts, in Berlin gibt<br />

es halt drei kleine Schulen anstatt einer<br />

großen.<br />

Wenn Sie für einen Tag Rektor sein könnten,<br />

was würden Sie tun?<br />

Für immer Rektor bleiben! Dann würde<br />

ich die studentische Infrastruktur, z.B. den<br />

Computerraum, modernisieren. Und ich<br />

würde diese Scheine alle digitalisieren, sodass<br />

wir endlich papierlos unseren Kram<br />

verwalten können.<br />

Was ist das erste, was Sie machen werden,<br />

wenn Ihr Studium vorbei ist?<br />

Ich würde erstmal in Urlaub fahren<br />

und erst danach ein Job suchen – oder<br />

vielleicht doch umgekehrt. Streetwork<br />

interessiert mich sehr, wenn es geht, würde<br />

ich in Berlin bleiben. Und wer weiß,<br />

vielleicht bewerbe ich mich um ein Masterprogramm<br />


Personalia<br />

31<br />

Impressum<br />

Katholische Hochschule<br />

für Sozialwesen Berlin<br />

Köpenicker Alle 39-57<br />

10318 Berlin<br />

Im SoSe 2009 haben einige Kolleginnen die Hochschule verlassen. Ihnen gelten unser Dank und<br />

unsere guten Wünsche für die Zukunft.<br />

Prof. Dr. Rita Grimm<br />

Dr. Birgit Steffens<br />

Professorin für Erziehungswissenschaften/Elementarpädagogijekt<br />

Kundenstudie seit 01.01.2007<br />

wissenschaftliche Mitarbeiterin im Pro-<br />

seit 01.10.2007<br />

Sandra Kruse<br />

wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt<br />

Traumanetzwerke seit 15.11.2007<br />

Neu berufen bzw. angestellt wurden:<br />

Herausgegeben von der Rektorin<br />

Prof. Monika Treber<br />

Prof. Ludger Pesch<br />

Gastprofessor für Elementarpädagogik/<br />

Erziehungswissenschaft<br />

Prof. Dr. Claudia Schacke<br />

Professorin für Soziale Gerontologie<br />

Prof. Dr. Bernd Schlüter<br />

Professor für Rechtliche Grundlagen<br />

der Sozialen Arbeit und der Heilpädagogik<br />

Prof. Dr. Jens Wurtzbacher<br />

Professor für Sozialpolitik<br />

Nicht neu in der Hochschule, aber in neuer Funktion:<br />

Chefredakteur<br />

Dr. Ian Kaplow, Presse<br />

kaplow[at]khsb-berlin.de<br />

Prof. Dr. Axel Bohmeyer<br />

Gastprofessor für Erziehungswissenschaft<br />

Ausgabe WiSeM 2009<br />

Mitarbeiterinnen in Projekten:<br />

Layout & Satz<br />

Norbert Poppe | transformhaus.de<br />

Druck: Pinguindruck Berlin<br />

Auflage: 5000<br />

Monika Götz<br />

wissenschaftliche Mitarbeiterin im<br />

DICO<br />

Judith Hennig<br />

wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt<br />

»Entwicklung und Etablierung der<br />

sektorenübergreifenden Versorgung<br />

älterer Menschen nach einem Krankenhausaufenthalt<br />

in Potsdam«<br />

Gedruckt auf Papier mit FSC Umweltsiegel<br />

Bildnachweis<br />

S. 16 Caritas Altenhilfe GGmbH<br />

S. 19 Ploum1 - Fotolia.com<br />

S. 20 Jitloac - Fotolia.com<br />

S. 23 Maros Markovic - istock<br />

S. 24 mankale - Fotolia.com<br />

S. 25 Grischa Georgiew - Fotolia.com<br />

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