Gemeinsam das Leben meistern! - KiB Children Care
Gemeinsam das Leben meistern! - KiB Children Care
Gemeinsam das Leben meistern! - KiB Children Care
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Elternschaft –<br />
was braucht es von<br />
der Gesellschaft?<br />
Im Frühling kam unser<br />
erstes Kind zur Welt.<br />
Nach der Geburt und dem folgenden<br />
Krankenhausaufenthalt fuhren wir<br />
gemeinsam mit unserem Sohn Tobias<br />
nach Hause.<br />
Mein Mann und ich hatten uns<br />
<strong>das</strong> richtig schön vorgestellt –<br />
den ersten Tag, die erste Nacht<br />
zu Hause mit unserem Baby.<br />
Die Freude währte nicht allzu lang . . . wir<br />
wurden schnell auf den Boden der Realität<br />
geholt, als der Kleine abends einfach<br />
nur mehr schrie und nicht mehr aufhören<br />
wollte. Da ich nach einer schweren Geburt<br />
die vollen 5 Tage im Krankenhaus<br />
verbrachte, hatte ich keinen Anspruch<br />
mehr auf eine Hebamme, die nach Hause<br />
kommt und unterstützt. Dies sollte<br />
jeder Frau zustehen – egal wie lange sie<br />
im Spital ist.<br />
Von Beginn an hatte ich große und<br />
schmerzhafte Probleme mit dem Stillen.<br />
Nach über 8 Wochen hörte ich beinahe<br />
auf. Ich konnte einfach nicht mehr. Der<br />
Druck, der von vielen Seiten ausgeübt<br />
wurde, <strong>das</strong>s ich stillen „muss“, hat mich zusätzlich<br />
gestresst. Jede Frau sollte für sich<br />
selbst entscheiden können, ob und wie<br />
lange Stillen gut für sie und ihr Kind ist.<br />
Muttermilch ist zwar die beste Nahrung<br />
fürs Kind, aber die Psyche einer Frau sollte<br />
dabei keinen Schaden nehmen.<br />
Uns wurde immer klarer, <strong>das</strong>s<br />
wir nicht alles perfekt machen<br />
können und keine Ahnung<br />
hatten, wie unser Kind<br />
„zu deuten war“.<br />
Jeder Schrei war für uns schrecklich, ein<br />
Alarmsignal und dementsprechend häufig<br />
waren wir anfangs beim Arzt bzw. in<br />
der Kinderambulanz. Hier durften wir die<br />
Möglichkeit einer Säuglingsberatung kennenlernen,<br />
die uns vorher unbekannt war.<br />
Diese Beratung half uns sehr, unser<br />
Kind besser zu verstehen und auf seine<br />
Bedürfnisse einzugehen. Solche Beratungen<br />
sollten vermehrt angeboten<br />
werden, denn wenn man erstmals Eltern<br />
wird, hat man einfach keine Ahnung.<br />
Man glaubt zwar, alles schon gelesen<br />
zu haben, aber dann ist <strong>das</strong> Kind da und<br />
man weiß eigentlich genau nichts. Diese<br />
Säuglingsberatungsstunden haben mir<br />
bei der Bewältigung meines „Baby-Blues“<br />
geholfen und ein vermehrtes Angebot<br />
könnte meiner Meinung nach diese Depressionen<br />
lindern.<br />
Eltern sein ist nicht immer nur schön, wie<br />
es gerne dargestellt wird. Man braucht<br />
anfangs viel Kraft und Energie, um mit<br />
der neuen Situation umgehen zu können<br />
und viel Verständnis, sei es für <strong>das</strong> Kind<br />
oder die Partnerschaft.<br />
Auch für den Vater ist es nicht immer<br />
einfach. Der Mann ist in der Regel der<br />
Familienernährer, geht arbeiten, kommt<br />
nach Hause und muss dann gleich in die<br />
Vaterrolle springen – auch wenn <strong>das</strong> nach<br />
einem anstrengenden Tag nicht immer<br />
so einfach ist. Die Karenz-Möglichkeit ist<br />
daher sehr wichtig, auch wenn <strong>das</strong> gesellschaftlich<br />
noch nicht ganz akzeptiert ist.<br />
Heute ist unser Tobias mittlerweile 6<br />
Monate alt und alles hat sich super eingespielt.<br />
Immer wieder nehmen wir auch<br />
einen Beratungstermin wahr.<br />
Dieser Bericht einer Wiener Familie zeigt<br />
sehr deutlich die Schwierigkeiten des „Eltern-werdens“,<br />
selbst mit einem gesunden<br />
Baby. Der Übergang zur Elternschaft bringt<br />
viele Menschen in eine riesige Belastungssituation<br />
– Aufklärung, Beratung und Information<br />
für alle werdenden Eltern und Eltern<br />
von Säuglingen und Kleinkindern sollten<br />
Österreich weit gefördert werden und als<br />
essentielle Beiträge zur Gewaltprävention<br />
gesehen werden!<br />
Beispiel: Münchner Modellprogramm<br />
„SAFE“ von PD Dr Brisch,<br />
www.safe-programm.de<br />
Aus meiner Sicht ist es eine gesellschaftliche<br />
Herausforderung und Pflicht, zur<br />
Entwicklung einer sicheren Bindung im 1.Lj<br />
und darüber hinaus beizutragen und somit<br />
<strong>das</strong> Fundament JEDES Kindes zu stärken!!<br />
Franziska Rumpf<br />
Dipl. Kinderkrankenschwester<br />
und „SAFE“-Mentorin<br />
Säuglingsberatung Kinderambulanz<br />
KA Rudolfstiftung, 1030 Wien<br />
12