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LVR-Klinik Düren<br />

Sehr geehrte Besucherin,<br />

sehr geehrter Besucher!<br />

Wohl kaum jemand spricht gerne darüber, aber dennoch: Suchtprobleme<br />

sind in Deutschland weit verbreitet!<br />

Hierzu einige nachdenklich stimmende Zahlen:<br />

10,1 Liter reinen Alkohol trinkt jeder Deutsche durchschnittlich pro Jahr.<br />

Mehr als neun Millionen Menschen in Deutschland konsumieren das<br />

Rauschmittel in riskanter Weise, 1,3 Millionen sind alkoholabhängig. Jedes<br />

Jahr sterben rund 42 000 Menschen an den Folgen ihres<br />

Alkoholmissbrauchs. Die volkswirtschaftlichen Kosten durch Alkohol<br />

werden auf 20 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt.<br />

Rund 1,5 Millionen Menschen sind in Deutschland medikamentenabhängig.<br />

70 Prozent davon sind Frauen. Medikamentensucht ist heute nahezu so<br />

verbreitet wie Alkoholabhängigkeit.<br />

Experten gehen davon aus, dass in Deutschland insgesamt etwa 600 000<br />

Personen zwischen 18 und 64 Jahren Cannabis entweder missbrauchen<br />

oder davon abhängig sind.<br />

Sucht ist ein komplexes Phänomen, unter dem Betroffene und Angehörige<br />

schwer zu leiden haben.<br />

Es gibt nicht die eine Ursache, die zur Sucht führt. Vielmehr gibt es ein<br />

Ursachenbündel, in dem biologische, psychische und soziale Faktoren eine<br />

Rolle spielen.<br />

Sucht hat immer eine Geschichte! Diese Geschichte fängt nicht mit der<br />

ersten Einnahme einer süchtig machenden Substanz an und hört nicht mit<br />

deren Absetzen oder Ersetzen auf.<br />

Nutzen Sie doch die Wartezeit im Bürgerbüro, um sich etwas genauer zu<br />

informieren!<br />

Der Vorstand der LVR-Klinik Düren


LVR-Klinik Düren<br />

I. Was ist Sucht?<br />

• Sucht ist eine psychische Störung mit Krankheitswert, keine<br />

moralische Schwäche und kein krimineller Zustand.<br />

• Sucht ist ein zwanghaftes Verhalten und kann sowohl an<br />

bestimmte Substanzen (stoffgebunden), als auch an bestimmte<br />

Verhaltensweisen gebunden sein.<br />

• Sucht bedeutet auch immer psychische Abhängigkeit, ob eine<br />

(physische) körperliche Abhängigkeit entsteht, hängt von den<br />

jeweiligen Substanzen ab.<br />

• Sucht ist ein prozesshaftes Geschehen und entsteht nicht von<br />

einem Tag auf den anderen, sondern über einen längeren Zeitraum,<br />

oft schleichend, die Übergänge sind fließend und für Angehörige und<br />

Betroffene schwer erkennbar.<br />

• Genuss, Missbrauch, Abhängigkeit: nicht jede Einnahme eines<br />

Rauschmittels führt zur Abhängigkeit. Genuss bezeichnet den<br />

„gesunden Konsum“ von Substanzen, ohne Druck, sie weiterhin zu<br />

gebrauchen. Der Missbrauch geht über den gewöhnlichen Gebrauch<br />

einer Substanz hinaus (z.B. um einen unliebsamen Gefühlszustand<br />

zu beseitigen), ist aber noch keine Abhängigkeit.<br />

• Sucht bedeutet Suche nach einem anderen<br />

Bewusstseinszustand. Es kommt zu chronischen oder<br />

periodischen Rauschzuständen, die mit (teils irreversiblen)<br />

Veränderungen des Gehirns einhergehen.


LVR-Klinik Düren<br />

Typische Kennzeichen von<br />

Sucht<br />

• Starker Wunsch oder eine Art Zwang<br />

die Substanz zu konsumieren bzw. das Verhalten auszuüben.<br />

• Erhöhung der Dosis<br />

um eine gleiche Wirkung zu erzielen, sind immer höhere Dosen<br />

erforderlich.<br />

• Kontrollverlust<br />

bezüglich Beginn, Beendigung und Menge des Konsumverhaltens.<br />

• Körperliche Entzugserscheinungen<br />

bei Absetzen/Reduktion des Suchtmittels<br />

• Fortschreitende Vernachlässigung anderer Interessen und<br />

Vergnügen zugunsten des Suchtmittels und erhöhter Zeitaufwand,<br />

um die Substanz zu beschaffen oder dem Verhalten nachzugehen.<br />

• Trotz schädigender Wirkung (z.B. körperliche Folgen) anhaltender<br />

Substanzkonsum.


LVR-Klinik Düren<br />

II. Wonach kann<br />

man süchtig sein?<br />

Süchtig werden kann man nicht nur nach Substanzen wie Alkohol, Nikotin<br />

und illegalen Drogen, sondern auch nach bestimmten Verhaltensweisen.<br />

Im Prinzip kann eine Sucht nach jedem menschlichen Verhalten<br />

entstehen.<br />

Süchte lassen sich einteilen in:<br />

Substanzgebundene Süchte<br />

Legale Stoffe: Alkohol, Nikotin, Koffein, Teein, Schnüffelstoffe,<br />

verordnete Medikamente<br />

Illegale Stoffe: Opiate, Kokain u. Crack, Cannabisprodukte,<br />

Halluzinogene, synthetische Drogen, nicht verordnete Medikamente


LVR-Klinik Düren<br />

Nicht substanzgebundene Süchte<br />

• Spielsucht<br />

• Computersucht/Internetsucht<br />

• Sportsucht<br />

• Kaufsucht<br />

• Arbeitssucht<br />

• Esssucht/Magersucht<br />

Verhaltensweisen mit Suchtcharakter können auch der Einstieg für<br />

stoffgebundene Abhängigkeit sein; so kann z.B. Arbeitssucht mit Nikotin-,<br />

Koffeinsucht und der Abhängigkeit von Aufputschmitteln einhergehen.<br />

Nicht stoffgebundene Süchte sind sozial anerkannt, es fällt dem<br />

Betroffenen eher leicht, den suchtartigen Charakter lange geheim zu<br />

halten.<br />

Polytoxikomanie (= Mehrfachabhängigkeit):<br />

Viele Suchtkranke sind nicht nur von einer Substanz abhängig, oft liegt<br />

eine Mehrfach- und Mischabhängigkeit vor, z.B. von Alkohol und<br />

Tabletten.


LVR-Klinik Düren<br />

III. Wie entsteht Sucht?<br />

Je intensiver sich die Forschung der Frage von Sucht und Abhängigkeit<br />

widmet, desto weniger ist eine alleinige Ursache in Sicht.<br />

Es scheinen immer mehrere Faktoren zu sein, die bei der Entstehung<br />

einer Sucht zusammenwirken, wobei es meist um eine Wechselwirkung<br />

der Persönlichkeit des Betroffenen, seinem sozialen Umfeld sowie der<br />

Beschaffenheit und Verfügbarkeit der Droge zu gehen scheint.<br />

Persönlichkeit und Lebenssituation<br />

Die beste Vorbeugung gegen eine Sucht (wie gegen jede Form<br />

psychischer Störung) ist sicherlich eine gesunde, stabile Persönlichkeit.<br />

Besonders Erfahrungen in den ersten Lebensjahren können das<br />

Selbstwertgefühl aber so brüchig und das Bild von sich selbst und den<br />

anderen so unsicher und zersplittert werden lassen, dass der Jugendliche<br />

oder Erwachsene dann das Leben nur durch die Zufuhr von „Gift“ ertragen<br />

kann. Der in der Drogenszene gebräuchliche Ausdruck „Gift“ für die<br />

ersehnte Substanz bringt gut zum Ausdruck, wie wenig die Betroffenen<br />

lebenswichtige Zuwendung erfahren konnten, ohne sie zugleich auch als<br />

gefährlich und schädigend zu erleben.<br />

Jede Krise in der aktuellen Lebenssituation bringt dann eine besondere<br />

Anfälligkeit für Suchtverhalten mit sich.


LVR-Klinik Düren<br />

Das soziale Umfeld<br />

Im sozialen Umfeld der Herkunftsfamilie erlebt jeder zuerst den<br />

Umgang mit Rausch- und Genussmitteln, hier vor allem mit den legalen<br />

Substanzen Alkohol und Nikotin, mit Medikamenten, und den Stellenwert<br />

von Arbeit, Essen, Einkaufen, Fernsehen etc.<br />

Ab der Pubertät wird die peer group, die<br />

Gruppe der Gleichaltrigen zum<br />

entscheidenden sozialen Maßstab.<br />

Erfahrungen in diesen sozialen Gruppen<br />

können den Einstieg zu einer Suchtkarriere<br />

bahnen bzw. vorhandene Tendenzen<br />

verstärken oder eben auch abschwächen.<br />

Die Droge<br />

Die verschiedenen Rauschmittel und die Art ihrer Anwendung haben<br />

natürlich unterschiedliche psychische und körperliche Wirkungen und<br />

können daher mehr oder weniger rasch abhängig machen. Sachlich<br />

richtige Information schützt hier vor allem Jugendliche und junge<br />

Erwachsene viel eher vor der Idealisierung von Drogen bzw. der<br />

Verleugnung der Gefahren als Mystifizierung und Verteufelung illegaler<br />

Substanzen.<br />

Darüber hinaus haben natürlich die Erreichbarkeit und soziale<br />

Akzeptiertheit einer Substanz Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit, ob<br />

sie als Suchtmittel konsumiert wird. Viel mehr Menschen sind von legalen<br />

als von illegalen Mitteln abhängig.


LVR-Klinik Düren<br />

IV. Die Folgen von Sucht<br />

Jeder Missbrauch von Substanzen ist gefährlich, jede Sucht hat mehr<br />

oder weniger katastrophale Folgen für den daran Erkrankten, für<br />

seine Umgebung, für die Gesellschaft:<br />

• Körperliche Krankheit bis hin zur Lebensgefahr durch<br />

Überdosierung, chronische Schäden an inneren Organen, Anfälligkeit<br />

für Verletzungen, Unfälle, Infektionen.<br />

• Psychische Schäden wie Depression, Schlafstörungen,<br />

Konzentrationsstörungen, Verlangsamung bis hin zum Delir und zur<br />

völligen Zerrüttung der Persönlichkeit.<br />

• Soziale Konsequenzen wie Schulden, Arbeitslosigkeit,<br />

Kriminalisierung, Verlust alter Freunde, Streit bis hin zur Gewalt in<br />

der Familie.


LVR-Klinik Düren<br />

V. Was ist Coabhängigkeit?<br />

Coabhängige Personen stehen der süchtigen Person nahe und<br />

erschweren in ihrem Bestreben, nur das Beste zu wollen und „in bester<br />

Absicht zu handeln“, die Selbstständigkeit bzw. Loslösung des<br />

Betroffenen.<br />

Süchtige Verhaltensweisen werden dadurch gefestigt und noch<br />

verstärkt, der alkoholabhängige Mann verändert z.B. sein Trinkverhalten<br />

nicht, da ihn seine Frau immer in der Arbeit entschuldigt.<br />

Typische coabhängige Verhaltensweisen<br />

• Verantwortung für den Abhängigen übernehmen<br />

• Sein Verhalten entschuldigen oder rechtfertigen<br />

• Ihm Belastungen abnehmen oder ersparen wollen<br />

• Sein Verhalten kontrollieren wollen<br />

• Die Realität seiner Sucht verleugnen<br />

Typischerweise coabhängige Gefühle<br />

• „Ohne mich bricht alles zusammen“<br />

• Sich schwer zu tun, eigene Bedürfnisse zu spüren<br />

• Mit dem eigenen Befinden stark von der Situation des Süchtigen<br />

abzuhängen<br />

• Nicht mehr ein und aus zu wissen<br />

• Angekündigte Konsequenzen nicht wahr machen zu können


LVR-Klinik Düren<br />

Wie reagiere ich als<br />

Angehöriger?<br />

• Zugewandte Konsequenz: ein JA zur Person - ein NEIN zur Sucht.<br />

• Betroffenen die Verantwortung für sich selbst übergeben: die Sucht<br />

nicht vertuschen, keine Entschuldigungen erfinden, z.B. nicht am<br />

Arbeitsplatz anrufen und krank melden; der Abhängige soll<br />

Konsequenzen der Sucht selber spüren.<br />

• Sich nicht erpressen lassen, Grenzen setzen.<br />

• Hilfe in Anspruch nehmen; in Form von Selbsthilfegruppen,<br />

Suchtberatungsstellen und Fachleuten.<br />

• Nur Aktionen ankündigen, wenn man auch bereit ist, im Ernstfall<br />

diese zu verwirklichen.<br />

• Eigene Bedürfnisse wahrnehmen: z. B. Freizeitinteressen<br />

nachgehen, „selber nicht zu kurz kommen“.<br />

• Raus aus dem Schneckenhaus gehen: versuchen, ohne<br />

Beschönigung über die eigenen Nöte zu sprechen.<br />

• Keine Blitzheilung erwarten.<br />

• Tätigkeiten, die man früher getan hat, wieder aufnehmen.


LVR-Klinik Düren<br />

VI. Wege aus der Sucht<br />

Eine Sucht lässt sich nicht behandeln, indem man den Abhängigen mit<br />

äußerem Zwang die Droge entzieht. Entfällt dieser Zwang, kommt es<br />

in der Regel sofort zu einem Rückfall. Verbesserung und Genesung<br />

können nur gelingen, wenn der Süchtige selbst den Wunsch<br />

entwickelt, sich von der Abhängigkeit zu befreien, und aktiv auf dieses<br />

Ziel hin arbeitet.<br />

Stationen auf dem Weg aus der Sucht<br />

• Eingeständnis der Abhängigkeit<br />

Der erste, vielleicht wichtigste Schritt ist, die eigene Abhängigkeit zu<br />

erkennen und sich einzugestehen, dass man Hilfe braucht.<br />

• Suche nach Unterstützung<br />

Man ist seiner Sucht nicht alleine ausgeliefert – in Österreich gibt es<br />

medizinische, psychologische und sozialarbeiterische Unterstützung<br />

für Süchtige.<br />

• Kontakt zu einer Beratungsstelle<br />

Die einschlägigen Beratungsstellen (Siehe dazu Links und Adressen)<br />

bieten streng vertrauliche Gesprächsmöglichkeiten, um Information<br />

bekommen, die persönliche Situation erörtern und das weitere<br />

Vorgehen besprechen zu können.<br />

• Falls nötig körperlicher Entzug in einem Krankenhaus<br />

Zuerst wird bei substanzgebundenen Süchten immer ein<br />

körperlicher Entzug gemacht. Dies dauert ca. 2-3 Wochen und<br />

bedarf unbedingt einer professionellen Betreuung, um es nicht<br />

binnen kürzester Zeit zu einem Rückfall kommen zu lassen.<br />

• Bei schwerer Abhängigkeit: Stationäre Psychotherapie und<br />

Nachbetreuung<br />

Vor Beginn einer stationären Psychotherapie wird in der Regel die<br />

Motivation des Suchtkranken gründlich abgeklärt. Es werden<br />

deutlich Grenzen gesetzt und Signale gefordert, dass sich der<br />

Suchtkranke tatsächlich ändern will.<br />

• Ambulante Behandlung<br />

Bei noch nicht so weit fortgeschrittenem Suchtverhalten (soziales<br />

Netz noch vorhanden, Arbeit vorhanden) ist eher eine ambulante<br />

Psychotherapie vorzuziehen.


LVR-Klinik Düren<br />

VII. Die Behandlung in der<br />

LVR-Klinik Düren<br />

Unsere Abteilung für Suchtkrankheiten<br />

Die Abteilung führt 76 Betten auf 4 Stationen, die sich nach Art der<br />

konsumierten Substanzen und nach der Schwere des Krankheitsbildes<br />

gliedern. Im ambulanten Bereich gibt es eine Methadonambulanz sowie<br />

Gruppenangebote.<br />

Die Abteilung besteht aus drei "geschlossenen" Aufnahmestationen für<br />

Alkohol- bzw. Drogenabhängige und aus einer "offen" geführten Station<br />

für Alkohol- und Medikamentenabhängige. Insgesamt sind 76<br />

vollstationäre Plätze vorhanden. Die Behandlung wird durch<br />

multidisziplinäre Teams durchgeführt.<br />

Unser Konzept<br />

Die Abteilung für Allgemeine Psychiatrie/Suchtkrankheiten bietet<br />

spezialisierte Behandlungskonzepte für Abhängigkeitskranke,<br />

insbesondere von Alkohol und Medikamenten und/oder Drogen an.<br />

Da Abhängigkeit als ein Zusammenwirken biologischer, psychischer,<br />

sozialer und kultureller Faktoren verstanden wird, entsprechen auch die<br />

therapeutischen Angebote dieser Komplexität.<br />

Behandlungsangebote<br />

Die Behandlungsangebote umfassen die allgemein ärztliche und<br />

fachpsychiatrische Diagnostik und Behandlung. Eine intensive pflegerische<br />

und sozialarbeiterische Betreuung und Beratung ergänzt das<br />

Behandlungsspektrum. Unterstützt werden diese Angebote durch Sport-,<br />

Physio- und Ergotherapie sowie Entspannungsverfahren. Weitere<br />

begleitende Verfahren stellen die Ohr-Akupunktur (NADA-Konzept),<br />

Aroma-Therapie und Snoezelen dar.

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