Innovative Interventionen - Kontrolliertes Trinken
Innovative Interventionen - Kontrolliertes Trinken
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2. Zieloffene Suchtarbeit<br />
Angebote zum kontrollierten Konsum: Übersicht<br />
Programme und Ausbildung<br />
Im Sinne einer zieloffenen Suchtarbeit<br />
bedarf es neben den bewährten abstinenzorientierten<br />
Behandlungsoptionen<br />
einer Angebotserweiterung hin zu Programmen,<br />
die Konsumenten bei der<br />
Veränderung ihres Konsums begleiten.<br />
In der Praxis begegnen einem häufig Betroffene,<br />
die zwar änderungs-, aber nicht<br />
abstinenzbereit sind. Mit den Programmen<br />
zum kontrollierten Konsum werden<br />
insbesondere diejenigen angesprochen,<br />
die das klassische Suchthilfesystem<br />
nicht mehr bzw. noch nicht erreicht. Die<br />
Programme folgen dem bioethischen<br />
Prinzip der freien Zielwahl und bauen<br />
auf der Forschung zum kontrollierten<br />
Konsum sowie zu Selbstregulationsprozessen<br />
auf.<br />
Die entscheidenden Merkmale der Programme<br />
zum kontrollierten Konsum<br />
sind:<br />
• Zielflexibilität und -offenheit (kontrollierter<br />
Konsum oder Abstinenz)<br />
• Transparenz und Strukturiertheit der<br />
Inhalte: 3 – 4 Monate Dauer<br />
• Handwerkszeug für die TeilnehmerInnen<br />
mit vielfältigen Unterlagen<br />
• Umfangreiches Trainer-Manual<br />
• Verhaltenstherapeutisch strukturierte<br />
Vorgehensweise<br />
• Strukturierte Diagnostik anhand<br />
eines Diagnostik-Leitfadens<br />
• mit EinzelklientInnen und in der<br />
Gruppe einsetzbar<br />
• Menschenbild der humanistischen<br />
Psychologie (und der aktzeptierenden<br />
Drogenarbeit)<br />
• Keine Etikettierungen (»Alkoholiker«)<br />
• Programmdurchführung nach Methoden<br />
moderner Erwachsenenbildung<br />
• Lösungsorientierte Vorgehensweise:<br />
Die Fortschritte der TeilnehmerInnen<br />
stehen im Mittelpunkt, sie<br />
bestimmen die Ziele<br />
Die folgende Übersicht zeigt die verschiedenen<br />
Programme, die den zieloffenen<br />
Ansatz verfolgen. Die genauen<br />
Beschreibungen, der einzelnen Ausbildungen<br />
finden sie auf den folgenden<br />
Seiten.<br />
Ausbildung in Programmen zum kontrollierten<br />
<strong>Trinken</strong> (kT)<br />
Zurzeit gibt es drei Zugangswege zum<br />
kontrollierten <strong>Trinken</strong>, die Betroffene in<br />
unterschiedlicher Form und Intensität<br />
beim Erlernen des kontrollierten <strong>Trinken</strong>s<br />
unterstützen.<br />
1. Das 10-Schritte-Programm zum<br />
selbstständigen Erlernen des kontrollierten<br />
<strong>Trinken</strong>s spricht diejenigen<br />
an, die ihr Trinkverhalten im Selbstlernverfahren<br />
und aus eigener Kraft<br />
verändern wollen. Betroffene können<br />
über einen 10-Schritte-Coach bei<br />
Bedarf individuelle Unterstützung<br />
erhalten.<br />
2. Das Einzelprogramm zum kontrollierten<br />
<strong>Trinken</strong> (EkT) eignet sich<br />
für KlientInnen, die eine intensive<br />
Einzelbetreuung wünschen und die<br />
Vorteile individueller Abstimmung<br />
und zeitlicher Flexibilität schätzen.<br />
3. Das Ambulante Gruppenprogramm<br />
zum kontrollierten <strong>Trinken</strong> (AkT).<br />
Es bietet den Vorteil der gegenseitigen<br />
Unterstützung der GruppenteilnehmerInnen.<br />
Die Gruppentermine<br />
folgen einer klaren Struktur.<br />
KISS – Kontrolle im selbstbestimmten<br />
Substanzkonsum<br />
Das Programm wurde aufbauend auf<br />
den Erfahrungen der Programme zum<br />
kontrollierten <strong>Trinken</strong> entwickelt. KISS<br />
unterstützt KlientInnen gezielt bei der<br />
Reduktion ihres Konsums illegaler (aber<br />
auch legaler) Substanzen. Mittlerweile<br />
sind im deutschsprachigen Europa über<br />
200 KISS-TrainerInnen ausgebildet.<br />
KINA – Kontrollierter Konsum in der<br />
niedrigschwelligen Arbeit<br />
Diese 10-tägige Ausbildung für die Arbeit<br />
in Einrichtungen der Wohnungslosen-<br />
und Gefährdetenhilfe und in<br />
niedrigschwelligen Einrichtungen der<br />
Drogenhilfe vermittelt Grundlagen des<br />
Motivational Interviewing, die Kompetenzen<br />
zur Arbeit mit den Programmen<br />
KISS, dem Einzelprogramm »kT-<br />
WALK« und dem Gruppenprogramm<br />
zum kontrollierten <strong>Trinken</strong> (AkT). Die<br />
Ausbildung trägt damit dem Umstand<br />
Rechnung, dass in der niedrigschwelligen<br />
Arbeit Alkohol und illegale Drogen<br />
von großer Bedeutung sind und<br />
sie berücksichtigt die Tatsache, dass in<br />
dieser Arbeit der Motivation eine sehr<br />
große Bedeutung zukommt.<br />
12+Programm zum kontrollierten Rauchen<br />
(kR)<br />
Das Programm zum 12+TrainerIn zum<br />
kontrollierten Rauchen wurde von Prof.<br />
Dr. Arno Drinkmann entwickelt. Das<br />
12+Programm bietet Betroffenen drei<br />
Zugangswege:<br />
1. als Einzeltraining<br />
2. Gruppentraining<br />
3. Bearbeitung der 12+Materialien in<br />
eigener Regie evtl. ergänzt um gelegentliches<br />
Coaching durch eine/n<br />
ausgebildeten 12+TrainerIn<br />
Exzessiver Medienkonsum<br />
Eine Neuentwicklung ist das Seminar<br />
»Exzessiver Medienkonsum«. Neben<br />
den Grundinformationen zu den<br />
verschiedenen Medien und ihren Nutzungsmöglichkeiten,<br />
werden hier Beratungsansätze,<br />
im Speziellen Wege<br />
zum selbstkontrollierten Umgang mit<br />
Internet, Handy und PC-Spielen, vorgestellt.<br />
Was ist kontrollierter<br />
Substanzkonsum?<br />
Von selbstkontrolliertem Drogenkonsum<br />
(Alkohol, Tabak, Cannabis,<br />
Heroin ...) ist dann zu sprechen, wenn<br />
man sich bei seinem Konsum an einen<br />
zuvor festgelegten Plan und / oder<br />
Regeln hält.<br />
Ein solcher Plan beinhaltet, Festlegungen<br />
zur täglichen und wöchentlichen<br />
Konsummenge sowie ggf. weitere<br />
Festlegungen (wann?, wo?, mit<br />
wem?) vorzunehmen.<br />
12 <strong>Innovative</strong> <strong>Interventionen</strong> bei Suchtproblemen www.gk-quest.de