Innovative Interventionen - Kontrolliertes Trinken

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2. Zieloffene Suchtarbeit Ausbildung im KISS-Programm Kontrolle im selbstbestimmten Substanzkonsum Nahezu alle Konsumenten illegaler Drogen durchlaufen und beenden eine Suchtbehandlung mit der Absicht, auch zukünftig Drogen zu konsumieren – legale (v.a. Alkohol und Zigaretten) wie illegale (v.a. Cannabis, aber auch so genannte »harte Drogen« wie Kokain). Insbesondere der weitere Konsum von Drogen, die vor der Behandlung »ohne Probleme« und »in Maßen« konsumiert wurden, erscheint vielen Klienten selbstverständlich. Dies führt zuweilen zu Komplikationen • während einer Drogenbehandlung (etwa Alkoholkonsum während stationärer Drogentherapie oder Beikonsum während einer Substitutionsbehandlung) • nach der Behandlung (z.B. wenn sich erweist, dass ein maßvoller Substanzkonsum nicht gelingt). Die Realität nicht nur in der niedrigschwelligen Drogenarbeit zeigt, dass viele Betroffene Abstinenz (zunächst) nicht erreichen können. Die Programme zum kontrollierten Konsum bieten eine Möglichkeit, Überleben zu sichern, gesundheitliche und soziale Schäden zu minimieren und den Wunsch nach einer positiven Veränderung »am Köcheln zu halten«. Kontrollprogramme sind deshalb als Angebotserweiterung der Drogenhilfe zu verstehen. Aussagen von KISS-TeilnehmerInnen: Der Umgang mit Wünschen oder Vorsätzen der Klienten, legale bzw. illegale Drogen kontrolliert zu konsumieren, ist in der Drogenbehandlung und Betreuung Drogenabhängiger bislang nicht zufriedenstellend gelöst: • Bei näherem Besehen stellt sich meistens heraus, dass die Vorstellungen Drogenabhängiger, »maßvoll« oder »kontrolliert« mit legalen/illegalen Drogen umzugehen, sehr diffus sind. • Hinzu kommt, dass viele Therapeut- Innen ihren Umgang mit Konsumwünschen der Klienten als unzureichend erleben: etwa, wenn sie auf Konsumabsichten der Klienten mit Sanktionen reagieren oder es bei pauschalen »Tipps« oder Einschätzungen belassen (»Das geht auf Dauer nicht«). Hier setzt das Seminar an: Es möchte zum profunden Umgang mit Kontrollwünschen der Klienten befähigen. Grundlage des Seminars ist das Einzelund Gruppenprogramm KISS (Kontrolle im selbstbestimmten Substanzkonsum). Es baut auf den Erfahrungen der Programme zum kontrollierten Alkoholkonsum auf. KISS ist ein Selbstmanagementprogramm zur gezielten Reduktion des Konsums legaler und illegaler Drogen. »Ich lebe bewusster, seitdem ich an der KISS-Gruppe teilgenommen habe – und damit meine ich nicht nur den bewussteren Umgang mit Drogen.« »Mir hat das Konsumtagebuch geholfen, um genau mitzukriegen, was, wann, wo und wie viel ich konsumiert habe.« »Mich hat es anfänglich gestresst, dass ich von allen in meiner KISS-Gruppe am meisten konsumiert habe, ich fühlte mich als Versagerin. Ich habe im Verlauf der Sitzungen aber schnell gemerkt, dass es hier um meine eigenen Ziele und nicht um die der Anderen geht. Jetzt bin ich stolz auf mich.« »Kontrollierter Konsum bedeutet für mich, mein Leben wieder in die eigenen Hände zu nehmen.« »Ich war entsetzt, wie viel Geld im Monat ich für Drogen ausgebe.« www.kiss-heidelberg.de Die Internetseite www.kiss-heidelberg.de bietet Informationen zu Konsumreduktionsprogrammen für GebraucherInnen illegaler Drogen. Sie finden hier Informationen zum neuen Programm KISS (»Kontrolle im selbstbestimmten Substanzkonsum«), Adressen von KISS-TrainerInnen, Literaturhinweise u.a.m. KISS möchte Drogenkonsumenten gezielt darin unterstützen, ihren Substanzkonsum einzuschränken oder gegebenenfalls ganz einzustellen. KISS ist also »zieloffen«: Eine Reduktion oder eine Beendigung des Konsums ist möglich. Ziele von KISS sind: • Bewusstmachung des Umgangs mit psychoaktiven Substanzen (auch Alkohol und Tabak) • Stärkung der Änderungsmotivation • Aufbau von Selbstmanagementfertigkeiten zur Konsumreduktion/ -beendigung für vom Klienten ausgewählte Substanzen • Verbesserung der Lebensqualität Das Programm eignet sich für Klienten, die an ihrem Drogenkonsum etwas ändern, aber (noch) nicht abstinent leben können oder möchten und für Substituierte mit problematischem Beikonsum. KISS ist ein Angebot für unterschiedliche Arbeitsbereiche der Arbeit mit Abhängigen illegaler Drogen. Auch KonsumentInnen, die Einrichtungen der niedrigschwelligen Drogenhilfe aufsuchen und sich in körperlich, sozial und psychisch schlechtem Zustand befinden, können von KISS profitieren. KISS besitzt eine klare Programmstruktur entsprechend verhaltenstherapeutischer Selbstmanagementprogramme und ist zugleich prozessoffen. 16 Innovative Interventionen bei Suchtproblemen www.gk-quest.de
2. Zieloffene Suchtarbeit Jeder Teilnehmer/jede Teilnehmerin bekommt ein eigenes Arbeitsbuch. Das Teilnehmer-Arbeitsbuch umfasst 120 Seiten und enthält alle zur Programmdurchführung notwendigen Arbeits- und Informationsblätter. Zusätzlich stehen Pocket-Konsumtagebücher zur Dokumentation und Planung des Konsums zur Verfügung. Alle erforderlichen Protokoll- und Dokumentationsbögen sind zusätzlich auf einer CD-ROM und können hier ausgedruckt werden. KISS besteht aus 1 – 2 Vorgesprächen und 12 strukturierten Sitzungen, in denen gemeinsam verschiedene Themen erarbeitet werden. Vorgespräch • Diagnostik; Konsumtagebuch (Baseline), soziale Unterstützung. Module • Grundwissen Drogen vermitteln • Pro & Contra Veränderung abwägen • Bilanz ziehen • Konsumziele festlegen • Strategien zur Zielerreichung erarbeiten • Risikosituationen erkennen • Ausrutscher meistern • Freizeit genießen • Belastungen erkennen • Belastungen bewältigen • Nein-Sagen lernen • Erfolge sichern Materialien Das KISS-Trainermanual wird im Seminar ausgegeben. Das ebenfalls im Seminar vorgestellte Arbeitsbuch für die KlientInnen enthält Informations- und Arbeitsblätter zur Bearbeitung der 12 Module des KISS. Die KISS-Diagnostik enthält alle Instrumente zur effektiven Durchführung einer qualifizierten Diagnostik. Die 34 Fragen beziehen sich auf den Suchtmittelkonsum, Veränderungsmotivation, suchtbezogene Vorbehandlungen, aktuelle Lebensbelastungen und Tagesstrukturierung sowie soziodemografische Aspekte. Die SeminarteilnehmerInnen lernen die praktische Umsetzung aller KISS- Module. Es werden die diagnostischen Grundlagen sowie die therapeutische Vorgehensweise der Programmeinheiten des KISS dargestellt (Vortrag, Präsentation), trainiert (Übungen, Rollenspiele) und reflektiert. KISS-TrainerInnen erhalten Unterstützung bei der Implementierung und Durchführung der KISS-Angebote. Hierzu dient auch das ExpertInnen- Netzwerk als Forum für kT- und KISS- TrainerInnen (siehe auch Seite 20). Zielgruppe: Fachkräfte im Bereich illegale Drogen mit Berufserfahrung Kursleitung: Uwe Täubler Seminar-Nr. 8029.07 Termin: Teil 1: 27. – 29. Apr. 09 Teil 2: 15. – 17. Juni 09 Seminar-Ort: Hamburg Kursgebühr: 860 Euro inkl. Trainer- Manual und MwSt. Kursleitung: Christoph Straub Seminar-Nr. 8029.08 Termin: Teil 1: 21. – 23. Sep. 09 Teil 2: 02. – 04. Nov. 09 Seminar-Ort: Heidelberg Kursgebühr: 860 Euro inkl. Trainer- Manual und MwSt. Dieses Seminar bieten wir auch als IN- HOUSE-Veranstaltung an, siehe S. 52. www.kiss-heidelberg.de www.gk-quest.de Innovative Interventionen bei Suchtproblemen 17
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