26.03.2014 Aufrufe

Klinikum Werra Meissner 03/2013

Klinikum Werra Meissner 03/2013

Klinikum Werra Meissner 03/2013

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

14<br />

I N T E R N<br />

Wozu brauchen wir ethische Fallbesprechungen?<br />

Im Jahr 2012 wurde am <strong>Klinikum</strong><br />

<strong>Werra</strong>-Meißner ein Ethik-Komitee<br />

gegründet. Dieses Komitee ist<br />

eine ständige Einrichtung und<br />

versteht sich als ein Forum für<br />

schwierige und kontroverse, moralisch-ethische<br />

Entscheidungen<br />

in der Medizin. Es soll Hilfestellung<br />

in ethisch-moralischen Konfliktsituationen<br />

geben, die im<br />

Rahmen der Patientenversorgung<br />

entstehen können.<br />

Dem Ethik-Komitee gehören Mitglieder<br />

aller Berufsgruppen und Vertreter<br />

religiöser Gemeinschaften<br />

beider Standorte unseres <strong>Klinikum</strong>s<br />

an. Die praktische Tätigkeit vor Ort<br />

in den Krankenhäusern des <strong>Klinikum</strong>s<br />

wird u. a. im Rahmen von<br />

ethischen Fallbesprechungen umgesetzt.<br />

Inzwischen wurden einige dieser<br />

Fallbesprechungen unter Beteiligung<br />

des jeweiligen Initiators, der<br />

betroffenen Mitarbeiter, des behandelnden<br />

Arztes, Vertretern aus der<br />

Pflege, dem Sozialdienst, einem<br />

Seelsorger und in einigen Fällen<br />

auch mit den Angehörigen durchgeführt.<br />

Auf unserem 1. Ethiktag am <strong>03</strong>.06.<br />

<strong>2013</strong> in Bad Sooden-Allendorf<br />

konnten wir über die bestehenden<br />

Strukturen und Aufgaben des Ethik-<br />

Komitees und die ersten Erfahrungen<br />

im klinischen Alltag berichten.<br />

Um einen Eindruck zu geben, welche<br />

Themen besprochen wurden,<br />

soll im Folgenden ein Fallbeispiel<br />

dargestellt werden.<br />

Bei einem Patienten standen die behandelnden<br />

Ärzte vor der Frage, ob<br />

eine erneute Intubation (Standardmethode<br />

der Atemwegssicherung)<br />

und Beatmung sowie Wiederbelebung<br />

bei vorliegender Multimorbidität<br />

(gleichzeitiges Bestehen meh -<br />

rerer schwere Erkrankungen) durch-<br />

geführt werden soll. Als Problem<br />

stellte sich dar, dass die Angehörigen<br />

im ersten Gespräch äußerten,<br />

dass alle möglichen intensivmedizinischen<br />

Maßnahmen im Rahmen<br />

der weiteren Behandlung<br />

erfolgen sollen. Die ethische Fallbesprechung<br />

erfolgte zusammen mit<br />

den Angehörigen, was insgesamt<br />

von allen Seiten als sehr zielführend<br />

und befriedigend empfunden wur -<br />

de. Als Konsens entstand, dass nach<br />

adäquater Extubation (Entfernung<br />

eines Beatmungsschlauches) keine<br />

weitere Intubation und keine erneute<br />

Reanimation, sondern die<br />

weitere konservative Versorgung auf<br />

Normalstation erfolgen sollte. Der<br />

Patient hat sich im weiteren Verlauf<br />

erholt und konnte in einem stabilen<br />

gesundheitlichen Zustand entlassen<br />

werden.<br />

Wir möchten mit den ethischen<br />

Fallbesprechungen ein niedrigschwelliges<br />

Angebot zur Lösung<br />

ethisch-moralischer Probleme bieten.<br />

Jeder Mitarbeiter, Angehörige<br />

von Patienten, aber auch Hausärzte<br />

können über die Ansprechpartner<br />

des jeweiligen Standortes eine ethische<br />

Fallbesprechung anregen. Unsere<br />

ersten Erfahrungen mit diesem<br />

Instrument sind höchst erfreulich.<br />

Die Vorgehensweise in schwierigen<br />

Fragestellungen wird aus verschiedenen<br />

Blickwinkeln beleuchtet und<br />

Entscheidungen lasten nicht auf<br />

einer oder wenigen Schultern, was<br />

bei den Betroffenen zu einer seelisch-moralischen<br />

Entspannung beiträgt.<br />

Ein weiterer positiver Aspekt ist der<br />

gedankliche Austausch zwischen<br />

den Berufsgruppen, welcher den eigenen<br />

Horizont für den Blickwinkel<br />

des Anderen öffnet und somit möglicherweise<br />

vorbestehende Missverständnisse<br />

und Vorbehalte ausräumen<br />

kann.<br />

Als Mitglied des Ethik-Komitees und<br />

Ansprechpartner für ethische Fall -<br />

besprechungen am Standort Esch -<br />

wege möchte ich alle Beteiligten<br />

aufrufen, das Instrument der ethischen<br />

Fallbesprechung zu nutzen.<br />

Dr. Uwe Streckenbach<br />

Für Fragen und weitere<br />

Informationen stehen Ihnen<br />

unsere Ethikbeauftragten<br />

gerne zur Verfügung:<br />

Standort Witzenhausen<br />

Annette Albrecht<br />

Telefon 05542 504-906<br />

annette.albrecht@klinikum-wm.de<br />

Standort Eschwege<br />

Dr. Stefan Selhorst-Kiss<br />

Telefon 05651 82-2500<br />

stefan.selhorst-kiss@klinikum-wm.de<br />

Dr. Uwe Streckenbach<br />

Telefon 05651 82-2568<br />

uwe.streckenbach@klinikum-wm.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!