Klinikum Werra Meissner 03/2013
Klinikum Werra Meissner 03/2013
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I N T E R N<br />
Wozu brauchen wir ethische Fallbesprechungen?<br />
Im Jahr 2012 wurde am <strong>Klinikum</strong><br />
<strong>Werra</strong>-Meißner ein Ethik-Komitee<br />
gegründet. Dieses Komitee ist<br />
eine ständige Einrichtung und<br />
versteht sich als ein Forum für<br />
schwierige und kontroverse, moralisch-ethische<br />
Entscheidungen<br />
in der Medizin. Es soll Hilfestellung<br />
in ethisch-moralischen Konfliktsituationen<br />
geben, die im<br />
Rahmen der Patientenversorgung<br />
entstehen können.<br />
Dem Ethik-Komitee gehören Mitglieder<br />
aller Berufsgruppen und Vertreter<br />
religiöser Gemeinschaften<br />
beider Standorte unseres <strong>Klinikum</strong>s<br />
an. Die praktische Tätigkeit vor Ort<br />
in den Krankenhäusern des <strong>Klinikum</strong>s<br />
wird u. a. im Rahmen von<br />
ethischen Fallbesprechungen umgesetzt.<br />
Inzwischen wurden einige dieser<br />
Fallbesprechungen unter Beteiligung<br />
des jeweiligen Initiators, der<br />
betroffenen Mitarbeiter, des behandelnden<br />
Arztes, Vertretern aus der<br />
Pflege, dem Sozialdienst, einem<br />
Seelsorger und in einigen Fällen<br />
auch mit den Angehörigen durchgeführt.<br />
Auf unserem 1. Ethiktag am <strong>03</strong>.06.<br />
<strong>2013</strong> in Bad Sooden-Allendorf<br />
konnten wir über die bestehenden<br />
Strukturen und Aufgaben des Ethik-<br />
Komitees und die ersten Erfahrungen<br />
im klinischen Alltag berichten.<br />
Um einen Eindruck zu geben, welche<br />
Themen besprochen wurden,<br />
soll im Folgenden ein Fallbeispiel<br />
dargestellt werden.<br />
Bei einem Patienten standen die behandelnden<br />
Ärzte vor der Frage, ob<br />
eine erneute Intubation (Standardmethode<br />
der Atemwegssicherung)<br />
und Beatmung sowie Wiederbelebung<br />
bei vorliegender Multimorbidität<br />
(gleichzeitiges Bestehen meh -<br />
rerer schwere Erkrankungen) durch-<br />
geführt werden soll. Als Problem<br />
stellte sich dar, dass die Angehörigen<br />
im ersten Gespräch äußerten,<br />
dass alle möglichen intensivmedizinischen<br />
Maßnahmen im Rahmen<br />
der weiteren Behandlung<br />
erfolgen sollen. Die ethische Fallbesprechung<br />
erfolgte zusammen mit<br />
den Angehörigen, was insgesamt<br />
von allen Seiten als sehr zielführend<br />
und befriedigend empfunden wur -<br />
de. Als Konsens entstand, dass nach<br />
adäquater Extubation (Entfernung<br />
eines Beatmungsschlauches) keine<br />
weitere Intubation und keine erneute<br />
Reanimation, sondern die<br />
weitere konservative Versorgung auf<br />
Normalstation erfolgen sollte. Der<br />
Patient hat sich im weiteren Verlauf<br />
erholt und konnte in einem stabilen<br />
gesundheitlichen Zustand entlassen<br />
werden.<br />
Wir möchten mit den ethischen<br />
Fallbesprechungen ein niedrigschwelliges<br />
Angebot zur Lösung<br />
ethisch-moralischer Probleme bieten.<br />
Jeder Mitarbeiter, Angehörige<br />
von Patienten, aber auch Hausärzte<br />
können über die Ansprechpartner<br />
des jeweiligen Standortes eine ethische<br />
Fallbesprechung anregen. Unsere<br />
ersten Erfahrungen mit diesem<br />
Instrument sind höchst erfreulich.<br />
Die Vorgehensweise in schwierigen<br />
Fragestellungen wird aus verschiedenen<br />
Blickwinkeln beleuchtet und<br />
Entscheidungen lasten nicht auf<br />
einer oder wenigen Schultern, was<br />
bei den Betroffenen zu einer seelisch-moralischen<br />
Entspannung beiträgt.<br />
Ein weiterer positiver Aspekt ist der<br />
gedankliche Austausch zwischen<br />
den Berufsgruppen, welcher den eigenen<br />
Horizont für den Blickwinkel<br />
des Anderen öffnet und somit möglicherweise<br />
vorbestehende Missverständnisse<br />
und Vorbehalte ausräumen<br />
kann.<br />
Als Mitglied des Ethik-Komitees und<br />
Ansprechpartner für ethische Fall -<br />
besprechungen am Standort Esch -<br />
wege möchte ich alle Beteiligten<br />
aufrufen, das Instrument der ethischen<br />
Fallbesprechung zu nutzen.<br />
Dr. Uwe Streckenbach<br />
Für Fragen und weitere<br />
Informationen stehen Ihnen<br />
unsere Ethikbeauftragten<br />
gerne zur Verfügung:<br />
Standort Witzenhausen<br />
Annette Albrecht<br />
Telefon 05542 504-906<br />
annette.albrecht@klinikum-wm.de<br />
Standort Eschwege<br />
Dr. Stefan Selhorst-Kiss<br />
Telefon 05651 82-2500<br />
stefan.selhorst-kiss@klinikum-wm.de<br />
Dr. Uwe Streckenbach<br />
Telefon 05651 82-2568<br />
uwe.streckenbach@klinikum-wm.de