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Das Monatsmagazin aus Ihrer Region - KreisLauf Magazin

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<strong>KreisLauf</strong> <strong>Magazin</strong><br />

Der Wald im Aischgrund<br />

Der Wildapfel<br />

Baum des Jahres 2013<br />

Es ist eine gute, weil ökologisch wertvolle<br />

Wahl, die da vorab in diesem großen<br />

Wahljahr getroffen wurde.<br />

Der Mitteleuropäische Wildapfel (Malus<br />

sylvestris), auch Holzapfel genannt,<br />

ist zusammen mit dem Asiatischen<br />

Wildapfel (Malus sieversii) der Vater all<br />

unserer Zuchtformen. Als Angehörige<br />

der Rosengewächse lassen sich Äpfel<br />

leicht kreuzen. Und diesem Unterfangen<br />

widmete sich die Menschheit schon seit<br />

der Jungsteinzeit.<br />

Bekanntlich fällt<br />

der Apfel nicht weit<br />

vom Stamm, und<br />

so bastardieren die<br />

bis zu 1000 Kultursorten<br />

immer wieder<br />

gerne mit dem<br />

urigen Stammvater,<br />

wenn er in der Nähe<br />

ist. Dem Freund der<br />

Formenkenntnis<br />

und Artenbestimmung<br />

wird es deshalb<br />

oft schwerfallen<br />

zu entscheiden, ob er es tatsächlich<br />

mit der echten Wildform oder einer sich<br />

auf dem Weg der Verwilderung befindlichen<br />

Kultursorte zu tun hat.<br />

Was ist nun also wildapfeltypisch,<br />

und woran erkenne<br />

ich den Holzapfel?<br />

Zunächst: er ist selten geworden.<br />

In seiner Wildform kalkliebend, nässeund<br />

überflutungstolerant, kräftige Böden<br />

schätzend und immer in der Lage,<br />

einem Axthieb mit Stock<strong>aus</strong>schlägen<br />

oder Wurzelbrut Paroli zu bieten, findet<br />

man den Wildapfel heute in Nieder- und<br />

Mittelwäldern, aber auch in der Hartholzaue<br />

mit Stieleiche und Ulme oder<br />

in Waldrandgesellschaften. Mit seinen<br />

maximal zehn Metern Wuchshöhe passt<br />

er da auch gut hin. Dort kann er im Frühjahr<br />

zur Freude von Insekten und Naturfreunden<br />

seine weiße bis zartrosa Blüte<br />

weithin sichtbar öffnen und sein an der<br />

Blattunterseite nur schwach behaartes<br />

Laub entfalten.<br />

Seine Blätter sind nur unregelmäßig<br />

gesägt und stehen wechselständig am<br />

Trieb. Interessanterweise verliert sich<br />

die Behaarung<br />

an<br />

Stefan Stirnweiß,<br />

Leiter des Forstreviers<br />

der Blattunterseitwirtschaft<br />

und Forsten Fürth<br />

Röttenbach, Amt für Land-<br />

im Laufe<br />

des Jahres, so dass das Herbstlaub kahl<br />

abfällt. Und wenn wir schon einmal<br />

im Herbst sind, dann noch schnell zur<br />

Frucht: Der echte Holzapfel schmeckt<br />

uns nicht, er ist garantiert unter 3,5 cm<br />

im Durchmesser und hat so gut wie keine<br />

Stängelgrube.<br />

Zu seinem Holz<br />

kann man sagen,<br />

dass es schwer, hart,<br />

stark schwindend,<br />

rötlich braun sowie<br />

wenig haltbar ist und<br />

allenfalls für Drechslerarbeiten<br />

herangezogen<br />

wird. Seine<br />

Rinde erscheint lebhaft<br />

geschuppt, und<br />

Wasserreiser sind<br />

stets bedornt.<br />

Was den Apfel so<br />

interessant macht, ist aber vor allem<br />

seine mythologische Verankerung und<br />

seine Symbolik. Dionysos, seines Zeichens<br />

griechischer Fruchtbarkeitsgott,<br />

soll ihn (den Apfel nebst Baum) erschaffen<br />

und ihn als Zeichen der Schönheit<br />

und Fruchtbarkeit gleich Aphrodite<br />

gewidmet haben. Die Kelten sahen das<br />

ähnlich: Jugendkraft, Fruchtbarkeit und<br />

Liebe sprachen sie ihm zu. Die Germanen<br />

erkannten in seiner Fruchtform<br />

Ähnlichkeiten mit der Mutterbrust und<br />

schlossen sich im Wesentlichen der keltischen<br />

Interpretation an.<br />

Der christlichen Vorstellung ging das<br />

jedoch zu weit und das glänzende Apfelbild<br />

wurde rasch mit den Farben der Unkeuschheit,<br />

Versuchung und Erbsünde<br />

mattiert. Erst der Reichsapfel, Newtons<br />

kleiner Apfelunfall, der direkt zur Entwicklung<br />

der Gravitationstheorie führte,<br />

und schließlich Martin Luthers berühmte<br />

Worte, wonach er selbst im nahenden<br />

Weltuntergang noch einen Apfelbaum<br />

pflanzen würde, rehabilitierten den Apfel<br />

aber auch im christlichen Kulturkreis.<br />

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