Ausgabe 07/2013 - Kulturnews

Poprock
Foto: Kim Frank
Cole: So ungefähr alle zehn Jahre überkommt
mich der Wunsch, Songs zu machen, die weniger
zurückhaltend klingen als das, was ich normalerweise
für Akustikgitarre schreibe. Und nach
Jahren, in denen es anders war, fühle ich mich
jetzt wieder richtig wohl dabei, auf der E-Gitarre
zu spielen. Mit den anderen verbindet mich vor
allem die gleiche Meinung darüber, wie ein guter
Popsong klingen sollte. Aber diese gemeinsame
Ästhetik ist nicht so eng, dass wir auf einen bestimmten
Sound festgelegt wären.
Half die Tatsache, mit lauter guten Bekannten zu
spielen, dabei, das Schreiben zu beschleunigen?
Cole: Nein – nur der Termindruck. Songwriting ist
zu zehn Prozent Inspiration und zu 90 Prozent
harte Arbeit. Wenn ein Künstler sagt, er sei nicht
inspiriert gewesen, ist das meistens eine faule
Ausrede dafür, dass er den anstrengenden Teil
gescheut hat. So war es bei mir ja auch: Ich hatte
viele halbfertige Songs, bei denen ich mir nie die
Mühe gemacht hatte, sie zu Ende zu bringen.
Und als ich dann ein gutes Dutzend dieser Songideen
in Form gebracht hatte, habe ich am Ende
nur drei oder vier fürs Album verwendet.
Kann man die fröhliche Tonlage der meisten
Songs als erste Zeichen von Altersmilde deuten?
Cole: Wenn man ein bestimmtes Alter erreicht,
wird einem eher bewusst, wie oft man sich in
seinem Leben geirrt hat. Ich bin heutzutage vorsichtig
darin, andere abzuurteilen, wie man das
als junger Mensch so liebt. Gleichzeitig merke
ich, dass ich diesen würdigen Stoizismus nicht
immer durchhalte. So milde bin ich nicht geworden,
dass ich schlechte Musik und schlechte
Politik nicht mehr hassen würde.
Interview: Rolf von der Reith
kulturnews präsentiert Coles Tour ab Ende
November.
Standards ist Ende Juni erschienen.
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