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Ausgabe 07/2013 - Kulturnews

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<strong>07</strong> <strong>2013</strong> Pet Shop Boys | Philipp Poisel | Lloyd Cole | Tom Odell | Frida Gold | Ilse DeLange | Ringsgwandl | Editors | Alborosie<br />

Auf in die Disco – mit Pauken und Trompeten!


Artwork<br />

Haben Daft Punk auf ihrem Album „Random Access Memory“ subtile Hinweise auf das verstorbene<br />

Popidol Michael Jackson untergebracht? Einige Auffälligkeiten gibt es jedenfalls. Der<br />

Schriftzug ihres Albumtitels ähnelt verdächtig dem von Jacksons „Thriller“, was im Internet<br />

bereits zu kreativen Photoshoppereien führt (untere Bildreihe). Und wenn man den Daft-Punk-<br />

Hit „Get lucky“ auf ungefähr 128 Beats pro Minute beschleunigt, klingt er in der Tat wie eine<br />

Jacko-Single (http://bit.ly/12QDsqf). Absicht? Wahrscheinlich. Dem französischen Duo macht<br />

es bestimmt einen subversiven Heidenspaß, ihren Hipsterfans den uncoolen Michael Jackson<br />

unterzujubeln. Womit wohl endgültig seine posthume Credibilisierung eingeleitet ist. mw<br />

3


Impressum<br />

Inhalt<br />

KULTURNEWS erscheint monatlich und wird herausgegeben<br />

und verlegt von der bunkverlag GmbH<br />

Zeisehallen, Friedensallee 7–9, 22765 Hamburg<br />

VERLAG<br />

fon 040-39 92 95-0 | fax 040-38 08 97-73<br />

E-Mail info@bunkverlag.de<br />

VERLEGER<br />

Uwe H. Bunk<br />

CHEFREDAKTEURIN<br />

Dr. Jutta Rossellit (v.i.S.d.P.)<br />

ART DIRECTOR<br />

Nils Heuner (nh)<br />

Foto: Verstärker<br />

Pet Shop Boys 14<br />

REDAKTION<br />

fon 040-38 08 97-6 | fax 040-38 08 97-73<br />

E-Mail redaktion@bunkverlag.de<br />

Leser-E-Mail leser@bunkverlag.de<br />

Artists<br />

MUSIK Matthias Wagner (mw)<br />

fon -72 | E-Mail mwagner@bunkverlag.de<br />

DVD Ellen Stickel (es)<br />

fon -82 | E-Mail dvd@bunkverlag.de<br />

ENTERTAINMENT Jürgen Wittner (jw)<br />

fon -76 | E-Mail jwittner@bunkverlag.de<br />

KINO Volker Sievert (vs)<br />

fon -71 | E-Mail vsievert@bunkverlag.de<br />

LITERATUR Carsten Schrader (cs)<br />

fon -83 | E-Mail cschrader@bunkverlag.de<br />

LIVE Lasse Nehren (lan)<br />

fon -74 | E-Mail lnehren@bunkverlag.de<br />

KUNST + THEATER Falk Schreiber (fis)<br />

fon -70 | E-Mail fschreiber@bunkverlag.de<br />

GRAFIK Juliane Kruschke, Lennart Vitting<br />

ANZEIGEN<br />

fon 040-39 92 95-0 | fax 040-38 08 97-73<br />

E-Mail anzeigen@bunkverlag.de<br />

SALES DIRECTOR Helge Löbel (v.i.S.d.P.)<br />

fon -16 | E-Mail hloebel@bunkverlag.de<br />

SALES MANAGER<br />

Julia Hönel, Lore Kalamala, Susanne Korn,<br />

Jürgen Peters, Petra Schaper, Skadi Schmidt<br />

DISPOSITION + KOOPERATIONEN Esther Ahrens<br />

fon -27 | E-Mail eahrens@bunkverlag.de<br />

ABO/LESERSERVICE Maike Göttsche<br />

fon -10 | E-Mail mgoettsche@bunkverlag.de<br />

WEITERE BEITRÄGE DIESER AUSGABE<br />

Katharina Behrendsen (kab), Käthe Charlotte (kc),<br />

Thomas Gilbert, Ron Haller (ron), Katrin Hildebrand,<br />

Dagmar Leischow, Nadine Lischick (nl), Olaf Neumann,<br />

Dr. Justus Noll (jn), Helmut Philipps, Rolf von der Reith,<br />

Steffen Rüth, Axel Schock (ascho), Michael Schock,<br />

Katja Schwemmers, Manuel Weißhaar (mwe),<br />

Thomas Winkler (to)<br />

Praktikantinnen und Praktikanten: Mitja Joel Steffens (mjs),<br />

Samantha-Josephine Kiesel (sjk), Katharina Grabowski (kg)<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung des<br />

Herausgebers oder des Verlags wieder. Für unverlangt eingesandte<br />

Materialien kann keine Gewähr übernommen werden. Die Urheberrechte<br />

für Anzeigen, Entwürfe, Fotos, Vorlagen sowie der grafischen Gestaltung<br />

bleiben beim Verlag und können nur mit dessen Genehmigung weiterverwendet<br />

werden. Veranstaltungshinweise werden kostenlos abgedruckt.<br />

Fotos, die Veranstaltungshinweise illustrieren, können nur frei abgedruckt<br />

werden; der Verlag setzt bei Eingang voraus, dass alle Honorarfragen vom<br />

Veranstalter bereits geklärt sind.<br />

HINWEIS ZU GEWINNSPIELEN<br />

Aktionen und Eventtipps sind Formen von Promotion.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

ANZEIGENSCHLUSS 8/13: 15. 7. 13<br />

Es gilt die Anzeigenpreisliste <strong>2013</strong>.<br />

Jahresabonnement: 21 Euro (inkl. Porto & MwSt.)<br />

NÄCHSTE AUSGABE 8/13: 25. 7. 13<br />

Foto Titel: Gerald von Foris<br />

3 Artwork<br />

6 News<br />

10 LaBrassBanda<br />

Von Tuten und Blasen<br />

12 Tom Odell<br />

Der verflixte<br />

sechste Monat<br />

14 Pet Shop Boys<br />

Die Liebe zum Dorf<br />

16 Alin Coen Band<br />

Fair geht vor<br />

18 Editors<br />

Feuern und heuern<br />

20 Frida Gold<br />

Mit Bammel nach<br />

Connecticut<br />

22 Lloyd Cole<br />

Alle zehn Jahre wieder<br />

24 Philipp Poisel<br />

Das Wahre, Schöne,<br />

Analoge<br />

26 Knut Bjørnar Asphol<br />

Unendlich viele Orte<br />

28 Black Seeds<br />

Völlig rastalos<br />

29 Kodaline<br />

Mehr ist mehr<br />

30 Tony Mortimer<br />

Nur nichts überstürzen<br />

32 Alborosie<br />

Der letzte Revoluzzer<br />

34 Ilse DeLange<br />

Extraportion Sahne<br />

62 Joachim Bessing<br />

„Verlieben will alles“


Inhalt<br />

Foto: Felix Krüger<br />

Foto: Christoph Köstlin<br />

20 24<br />

Frida Gold Philipp Poisel<br />

Foto: H’Art<br />

Ilse DeLange<br />

34<br />

Releases<br />

Events<br />

46 Plattenkritiken<br />

Rock<br />

Pop<br />

Black Music<br />

Folk & Country<br />

Dance & Elektro<br />

Jazz & Roots<br />

Klassik<br />

56 Filmkritiken<br />

56 Kinofilme<br />

60 DVD<br />

67 City+<br />

68 Entertainment<br />

70 Theater<br />

72 Klubs + Konzerte<br />

80 Ausstellungen<br />

36 Tourneen<br />

66 Lesungen<br />

66 Eventtipps<br />

63 Buchkritiken


Musik<br />

Stürzt das System!<br />

Das Duo Guaia Guaia gibt sich<br />

revolutionär – aber geht das auch noch<br />

mit einem dicken Plattenvertrag?<br />

Elias, Luis, ihr habt seit drei Jahren keinen festen Wohnsitz, sondern<br />

reist mit Mülltonnen, die zu Soundmaschien umgebaut wurden, durchs<br />

Land, singt antikapitalistische Songs und überwintert in besetzten<br />

Häusern. Wie könnt ihr da allen Ernstes einen Majorvertrag unterschreiben?<br />

Carl Luis Zielke: Wir haben auch mit Indielabels gesprochen, aber bei<br />

denen hatten wir teilweise das Gefühl, dass sie sich nicht mal unsere<br />

Musik richtig angehört haben.<br />

Elias Gottstein: Wir können uns das jetzt immer wieder fragen: Inwiefern<br />

schaffen wir es, unsere Inhalte noch zu transportieren? Neulich<br />

hatten wir zum Beispiel das Angebot, in einem Apple-Store zu spielen;<br />

das sollte gefilmt und auf iTunes gezeigt werden. So was können wir<br />

nicht machen, denn dann stehen wir vor einer Marke und machen<br />

Werbung für die. Es ist jedenfalls ein Experiment, und wenn es nicht<br />

mehr klappt, merken wir das schon.<br />

Guaia Guaia<br />

Foto: Tobias Hametner<br />

Dann wollt ihr also das System von innen verändern …<br />

Zielke: Wir begreifen uns jetzt nicht mehr als etwas, das sich außerhalb<br />

der kapitalistischen Monstermaschine befindet, sondern im<br />

Bauch. Hier arbeiten wir fleißig mit, aber wir haben auch die Chance,<br />

etwas zu verändern.<br />

Gottstein: Wenn wir uns so weit wie möglich abgrenzen würden, dann<br />

würden wir für die meisten wohl wie exotische Revolutionäre rüberkommen<br />

– und weniger bewirken.<br />

Zielke: Ich finde es gerade spannend zu gucken: Wenn ich schon nicht<br />

ohne Widersprüche leben kann, wie komme ich dann am besten mit<br />

ihnen klar?<br />

Interview: Carsten Schrader<br />

Eine Revolution ist viel zu wenig erscheint am 12. Juli. Parallel dazu<br />

startet Unplugged: Leben, eine Kinodoku über das Duo. Ende<br />

September treten Guaia Guaia beim Bundesvision Song Contest <strong>2013</strong><br />

für Mecklenburg-Vorpommern an.<br />

Ale, Ale, Rock’n’Roll!<br />

Diesmal lässt es Bruce Dickinson (54) ausnahmsweise mal<br />

zapfen statt krachen: Gemeinsam mit der britischen<br />

Robinsons Brewery bringt seine Heavy-Metal-Band Iron<br />

Maiden nämlich ein Bier namens „Trooper“ auf den<br />

Markt. Bei einer sorgfältigen, wenngleich nicht doppelt<br />

verblindeten kulturnews-Verkostung (sechs Flaschen als<br />

Präludium eines Fußballabends) erwies sich das mit<br />

moderaten 4,7 Umdrehungen daherkommende Ale als<br />

bernsteinfarbener Prickeltrunk mit leichtem Limonennachhall.<br />

So aggressiv, wie die Metalband sich gerne gibt,<br />

geriert sich das gleichwohl martialisch etikettierte<br />

Premiumbier also nicht – spiegelt damit aber das gesetztere<br />

Alter der Maiden-Mucker gut wider. CroErhältlich exklusiv<br />

bei www.metal-and-wine.com. (mw)<br />

Foto: Metal & Wine<br />

6


Musik<br />

„Es ist genauso viel Luft nach<br />

oben wie nach unten. Wenn’s<br />

irgendwann reicht, dass ich mir<br />

ein Jahr lang ein Nummernschild<br />

für meinen Roller leisten kann:<br />

alles super.“<br />

Status Quo<br />

Foto: Katarina Baliova<br />

Klampfen im Meer<br />

Wer die charmante Schnapsidee hatte, die Boogierocker<br />

Status Quo in einer Actionkomödie mitspielen zu lassen, steht<br />

bestimmt im Nachspann von „Bula Quo!“. Die Band um<br />

Francis Rossi und Rick Parfitt (Foto) nutzte jedenfalls die<br />

Dreharbeiten auf den Fidschi-Inseln weidlich, um im azurblauen<br />

Meer Klampfen zu schwingen. Die DVD/Blu-ray<br />

kommt im Herbst, kurz vor der nächsten kulturnews-präsentierten<br />

Tour der unverwüstlichen Altrocker. (mw)<br />

Antonino Tumminelli von der Newcomerband Mega! Mega! gibt sich<br />

im aktuellen uMag bescheiden. Ihr Debütalbum „Behalt die Nerven“<br />

kommt Anfang September, eine erste EP ist gerade erschienen.<br />

Foto: Bella Lieberberg<br />

JAMIECULLUM.COM<br />

8.8. SCHWETZINGEN SCHLOSSGARTEN<br />

23.8. BERLIN ZITADELLE<br />

24.8. DRESDEN JUNGE GARDE<br />

25.8. COBURG SCHLOSSPARK<br />

15.11. LEVERKUSEN JAZZTAGE<br />

16.11. MÜNCHEN CIRCUS KRONE<br />

19.11. FRANKFURT JAHRHUNDERTHALLE<br />

20.11. BREMEN MUSICAL THEATER<br />

21.11. GÖTTINGEN LOKHALLE<br />

THE CONVERSATION TOUR<br />

30.10. KÖLN<br />

31.10. BERLIN<br />

2.11. MÜNCHEN<br />

TEXAS.UK.COM<br />

18.11. KÖLN 19.11. HAMBURG<br />

20.11. BERLIN 22.11. MÜNCHEN<br />

THEBANDPERRY.COM<br />

SPECIAL GUESTS:<br />

KIDS OF ADELAIDE<br />

28.7. MÜNCHEN<br />

1.8. BERLIN<br />

DONAVONF.COM<br />

2.8. KÖLN<br />

4.8. HAMBURG<br />

Eventim Ticket Hotline: 01806 - 57 00 00* · Online: www.eventim.de und an den bekannten VVK-Stellen. · www.wizardpromotions.de<br />

*20 Ct./Min. – Mobilfunkpreise max. 60 Ct./Min.


Musik<br />

Die Ärzte<br />

Doherty<br />

Böser Bela<br />

Fans der Ärzte können sich ihre Band<br />

demnächst sonstwohin stecken, bevorzugt<br />

in die USB-Eingänge ihrer<br />

Laptops. Denn die Konzerte der noch<br />

bis Ende August laufenden „Ärztivals<br />

<strong>2013</strong>“-Tour werden direkt nach der<br />

letzten Zugabe auf USB-Sticks verkauft.<br />

Der Clou ist dabei die Gestaltung<br />

der Datenträger, die sie zu potenziellen<br />

Sammlerstücken macht. Dass Belas<br />

Stick als einziger böse dreinschaut,<br />

während Farins strahlt wie nach dem<br />

ersten Mal, dürfte die Fans allerdings<br />

zum Rätseln bringen. (mw)<br />

Pete<br />

Foto: Bleecker Street Entertainment<br />

So’n iShit!<br />

Apples Musikvertrieb iTunes ist längst nicht mehr nur im Digitalen<br />

daheim. Wie groß die ganz reale Bedeutung des Fileshops für die<br />

Musikbranche inzwischen ist, zeigt die Liste der Künstler, die im<br />

September bei der siebten Auflage des Londoner iTunes-Festivals<br />

auftreten werden, darunter Namen wie Justin Timberlake, Thirty<br />

Seconds To Mars oder Jack Johnson. Karten für die Konzerte im<br />

Kulturzentrum Roundhouse kann man nicht kaufen, sondern nur<br />

gewinnen. Oder man streamt das Spektakel per Smartphone oder<br />

Tablet – was aber nur klappt, wenn das Gerät von Apple kommt.<br />

iShit! (mw)<br />

Foto: Apple


PRESENTED BY:<br />

Präsentiert von:<br />

Musik<br />

Bruce Springsteen<br />

Bossboom im Kino<br />

Bruce Springsteen, Songpoet aus New Jersey, ist nach 40<br />

Karrierejahren fast schon eine lebende Legende. Ein Film<br />

könnte jetzt endgültig dafür sorgen. „Springsteen & I“, eine<br />

Produktion des britischen Starregisseurs Ridley Scott, soll<br />

am 22. Juli weltweit synchron in die Kinos kommen.<br />

Thema ist die Beziehung des Stars zu seinen Fans, die ihn<br />

„The Boss“ nennen. Springsteen stammt aus proletarischen<br />

Verhältnissen, sie prägten stets seine Kunst, und auch als<br />

Superstar (über 120 Millionen verkaufte Alben) büßte er<br />

seine Glaubwürdigkeit bei den Menschen, über die er singt,<br />

nicht ein. Alles Wissenswerte zum Projekt gibt es auf der<br />

Webseite www.springsteenandi.com. (mw)<br />

Foto: springsteenandi.com<br />

Foto: Mariana Juliano<br />

Gute Frage<br />

… an Luiza Sá von CSS<br />

Luiza, verletzt es euch nicht, wenn euer Gründungsmitglied Adriano Cintra<br />

nach seinem Ausstieg bei CSS behauptet, ihr könntet nicht mal eure Instrumente<br />

richtig spielen …?<br />

Luiza Sá: Es macht mich traurig, weil es zeigt, dass Adriano nicht verstanden hat,<br />

worum es bei CSS geht. Wir haben nie behauptet, unsere Instrumente gut spielen<br />

zu können und definieren uns nicht darüber. Um gute Songs schreiben zu können,<br />

muss ich kein Virtuose sein, das ist oft sogar hinderlich. Letztlich glaube ich auch<br />

nicht, dass das der wahre Grund für Adrianos Ausstieg war. Er ist ein ganzes Stück<br />

älter als wir und kam wohl einfach mit dem anstrengenden Partyleben auf Tour<br />

nicht mehr zurecht.<br />

Planta ist seit Juni im Handel.<br />

Besuchen Sie uns auf facebook<br />

www.facebook.com/kulturnews<br />

Weitere News, Rezensionen, Interviews<br />

und mehr im Netz unter kulturnews.de<br />

Klaus Bönisch für KBK GmbH präsentiert:<br />

22.10. Dresden // 24.10. Erfurt<br />

25.10. Regensburg // 26.10. Berlin<br />

29.10. Düsseldorf // 31.10. Stuttgart<br />

01.11. Dortmund // 02.11. Mannheim<br />

19.10. Berlin // 22.10. Hamburg // 23.10. Dortmund<br />

25.10. Karlsruhe // 26.10. München // 27.10. Wien<br />

29.10. Pratteln // 30.10. Nürnberg<br />

01.11. Leipzig // 02.11. Köln<br />

BLUE<br />

OCTOBER<br />

12.11. München<br />

13.11. Mannheim<br />

14.11. Frankfurt // 15.11. Berlin<br />

16.11. Köln<br />

04.10. CH-Pratteln // <strong>07</strong>.10. AT-Wien<br />

09.10. Nürnberg // 11.10. Mannheim<br />

12.10. Freiburg // 14.10.Frankfurt<br />

15.10.München // 17.10.Bielefeld<br />

18.10.Hamburg // 19.10. Berlin<br />

Lounge, Bar,Swing<br />

AND THE<br />

PUPPINI SISTERS<br />

24.10.<strong>2013</strong> – LIVE @ PALAIS FRANKFURT<br />

EINLASS 19:30 Im Rahmen des Women of the World Musikfestivals. BEGINN: 20:00<br />

www.womenoftheworld-festival.de<br />

Frankfurt-Ticket-Hotline: 069 - 13 40 400<br />

Lounge, Bar, Swing<br />

24.10.<br />

Palais, Frankfurt<br />

Infos & Tickets unter: www.ticketmaster.de / www.kb-k.com


Bläserpop<br />

LaBrassBanda<br />

Entern mit Pauken und Trompeten den Dancefloor: LaBrassBanda<br />

Foto: Gerald von Foris<br />

10


Bläserpop<br />

Von Tuten und Blasen<br />

Die in der Regionalkultur verwurzelten Bayern Stefan Dettl, Andreas Hofmeir und<br />

Manuel da Coll von LaBrassBanda wollen die Disco unterwandern. Schließlich ist<br />

auch Pop nur Volksmusik.<br />

Euer neues Album heißt „Europa“. Handelt es sich etwa um ein<br />

Krisenalbum? Europa geht es schließlich derzeit nicht besonders gut.<br />

Manuel da Coll: Es ist eher eine Hommage an Europa. Vielleicht war es<br />

nicht so schlau, es so zu nennen, aber wir haben so viele schöne<br />

Erfahrungen in Europa gesammelt – etwa als wir mit dem Kombi rumgetourt<br />

sind und das eine Art Urlaub war. Es ist fast ein Konzeptalbum geworden,<br />

denn die meisten Titel haben Ländernamen.<br />

Andreas Hofmeir: Das Statement steht klar für Europa, denn wenn viele<br />

Menschen versuchen, etwas gemeinsam zu machen, kommt es natürlich<br />

auch zu Schwierigkeiten. Trotzdem ist es wichtig, dabei nicht das große<br />

Ganze aus den Augen zu verlieren. Wir begreifen unsere Musik als europäische<br />

Musik, so bayerisch sie auch angehaucht sein mag.<br />

Habt ihr sie auch in den jeweiligen Ländern geschrieben?<br />

da Coll: Teilweise ja, „Russland“ etwa entstand während einer Reise mit der<br />

Transsibirischen Eisenbahn. Wir haben es dort im Speisewagen uraufgeführt,<br />

vor allem für die Köchin, denn die hat uns echt super Essen zubereitet.<br />

Und ich glaube, sie hat sogar eine Träne rausgedrückt. Es ist ja auch ein<br />

melancholisches Stück.<br />

Blasinstrumente haben ja meist einen melancholischen Touch.<br />

Hofmeir: Nicht unbedingt. Man schiebt sie eher in Richtung Balkan, und<br />

dort wird ja eine verrückte Mischung aus Melancholie und Euphorie<br />

gespielt, es ist irgendwie immer beides gleichzeitig. Bei uns wechselt es sich<br />

innerhalb des Albums ab, und das finde ich auch gut so. Ich bin nicht so<br />

sehr in moderner Popmusik zu Hause, aber mich stört, dass es nur zwei<br />

Sorten Bands gibt. Die einen spielen nur melancholische Musik, und die<br />

anderen hauen einfach anderthalb Stunden drauf.<br />

Bei den tanzbaren Stücken denke ich manchmal sogar an Eurodance …<br />

da Coll: Das war sogar die Grundidee der Band! Als wir anfingen, hatten wir<br />

im Sinn, tanzbare Blasmusik zu machen. Und live covern wir natürlich auch<br />

gerne Dancestücke – was bei jedem funktioniert, weil man es sofort erkennt<br />

und sich peinlich berührt fühlt von seiner eigenen Jugend oder sich eben<br />

darüber freut. Wir covern „Push it“ von Salt ’n’ Pepa, wir spielen Snaps<br />

„Rhythm is a Dancer“ oder „Waterfalls“ von TLC, haben auch mal Madonna<br />

gecovert und Daft Punks „Around the World“.<br />

Wollt ihr die Discos etwa mit Bläsermusik entern und so zu LaBrassBanda<br />

bekehren?<br />

Hofmeir: Irgendwie ist es schon so, denn LaBrassBanda ist in der Disco entstanden:<br />

weil Stefan über Tanzmusik seine Trompete gespielt hat. Wir haben<br />

ein Liveinstrument ohne Strom in die Disco gebracht und geschaut, wie das<br />

die Leute aufnehmen. Dann kommt die Perkussion eben von der Tuba. Man<br />

bringt etwas in die Disco, das dort auch hingehört. Nicht nur, aber auch.<br />

Es hat sich in den letzten Jahren ein interessanter Wandel vollzogen, denn<br />

vor nicht allzu langer Zeit waren Blasinstrumente noch als altbacken und<br />

langweilig verschrien.<br />

Hofmeir: Das war aber schon mal anders. In der Nachkriegszeit gab es nur<br />

Big Bands, zu denen die Leute getanzt haben, das waren im Endeffekt fast<br />

nur Bläser und Klavier. Als die E-Gitarren das Feld übernommen haben,<br />

wurden die Bläser in die Volksmusik gedrängt. Aber eigentlich waren sie<br />

immer da. Es war nur ein kleines Intermezzo, dass Bläser nicht so populär<br />

waren.<br />

Oder haben sich Musiker nicht getraut, moderne Musik für Blasinstrumente<br />

zu schreiben?<br />

Hofmeir: Sie waren selten das Hauptinstrument, aber im Hintergrund auch<br />

oft vorhanden. Bei uns stehen sie im Mittelpunkt, das ist vielleicht das<br />

Besondere. Aber irgendwann nach den 90ern waren die Leute einfach satt<br />

und wollten was anderes hören als nur Elektrokram. So kehrt sich das mit<br />

der Zeit wieder um. Mit was du die gute Melodie oder den Rhythmus<br />

machst: Das ist am Ende egal.<br />

Habt ihr es in Bayern einfacher, weil Blasinstrumente in der Kultur eurer<br />

Heimat eher verankert sind als etwa im Norden?<br />

Hofmeir: Überhaupt nicht! Der einzige Vorteil am Spielen in Bayern ist,<br />

dass die Leute die Texte besser verstehen. Aber von der Musik her sind die<br />

Leute in Russland und Afrika am direktesten und besten auf uns angesprungen.<br />

Da reagieren die Menschen auch viel impulsiver auf Musik.<br />

Stefan Dettl: In Bayern wurden wir intensiver beobachtet – unsere Mimik,<br />

wie wir miteinander agieren. Ich glaube, die Leute wollten sehen, dass wir<br />

daran Spaß haben, was wir machen. Dann sind sie auch mitgegangen.<br />

Das Mitsingen dürfte den Bayern auch einfacher fallen. Ich habe kaum was<br />

von den Texten verstanden …<br />

Dettl: Ich kann einfach kein Hochdeutsch singen. Damit könnte ich niemals<br />

meine Gefühle ausdrücken, ich würde stottern und wäre nervös. Wir wollen<br />

niemanden bewusst ausschließen, viele Texte sind auch sehr schön, wenn<br />

man sich eingelesen hat. In deutscher Musik ist die Stimme immer ganz<br />

weit vorne im Mix, bei uns ist sie ein weiteres Instrument.<br />

Hofmeir: LaBrassBanda funktionieren eher über den Bauch als über den<br />

Kopf. Es soll etwas Unmittelbares sein, was wir machen. Und jeder Dialekt<br />

macht unsere Sprache ja einfacher. Es werden Endungen oder Silben weggelassen,<br />

weicher gesprochen. Und deshalb eignet sich Dialekt viel eher als<br />

Hochdeutsch für Musik. Das sollten viel mehr Leute nutzen und im Dialekt<br />

singen.<br />

Wenn man euch mit „Neue Volksmusik“ etikettiert, beleidigt euch das?<br />

da Coll: Popmusik ist doch Volksmusik, im Sinne des Wortes. Es geht<br />

darum, eine große Masse zu bewegen. So gesehen hat es vielleicht seine<br />

Berechtigung.<br />

Dettl: Am ehesten sind sich doch Techno und Volksmusik ähnlich, denn<br />

dieser stampfende Rhythmus, der sich immer komplett durch alles durchzieht,<br />

der ist bei beiden vorhanden. Die sind sich ähnlicher, als mancher<br />

wahrhaben will.<br />

Interview: Michael Schock<br />

Europa ist Mitte Juni erschienen.<br />

11


Songwriterpop<br />

Tom Odell<br />

Foto: Andrew Whitton<br />

Der verflixte sechste Monat<br />

Der englische Newcomer Tom Odell (22) steht nach seinem Labeldeal mit Lily Allen vor<br />

einer großen Popkarriere. Allerdings hat das auch die Klatschpresse schon spitzgekriegt …<br />

Tom, du hast dich dem Pianopop verschrieben. Was hat eigentlich deine<br />

Begeisterung fürs Klavier geweckt?<br />

Tom Odell: Als ich sieben war, sollte meine Schwester bei meiner<br />

Großmutter Klavierunterricht nehmen. Ich dachte: Warum sie? Und<br />

habe meine Oma überredet, lieber mir Stunden zu geben. Jede Woche<br />

bin ich zu ihr gegangen und habe mich tapfer durch die Werke klassischer<br />

Komponisten gekämpft.<br />

Bis du genug von diesen Stücken hattest …<br />

Odell: Es hat mich total genervt, dass ich in der Klassik so<br />

eingeschränkt war. Ich musste Noten lernen, mich mit Tonleitern plagen,<br />

letztlich drehte sich alles bloß darum, immer besser zu werden. Mit<br />

diesem Leistungsdruck bin ich nicht zurechtgekommen – weil ich in der<br />

Musik Freiheit gesucht habe, keine Zwänge.<br />

Und: Konntest du inzwischen sämtliche Repressalien abschütteln?<br />

Odell: Aber hallo! Wenn ich mich jetzt ans Piano setze, bin ich einfach<br />

nur glücklich. Egal ob ich mich mies fühle oder krank bin: Sobald ich<br />

die Tasten berühre, geht es mir wieder gut.<br />

Wieso klingen die Lieder deines Debütalbums „Long Way down“ dann so<br />

melancholisch?<br />

12


Songwriterpop<br />

Odell: Weiß nicht – das sprudelt halt aus mir heraus. Wobei ich eins<br />

klarstellen möchte: Melancholie ist etwas völlig anderes als Traurigkeit.<br />

Ich schreibe keine Deprisongs, sondern suche nach tiefen Emotionen,<br />

nach Intensität. Im Idealfall sollen meine Stücke die Hörer so berühren,<br />

dass sich ihnen die Nackenhaare aufstellen.<br />

Zumindest bei Lily Allen scheint das funktioniert zu haben. Sie hat dich<br />

bei ihrem Label unter Vertrag genommen.<br />

Odell: Das war echt ein Geschenk für mich. Lily mischt sich nicht<br />

ständig in meine Arbeit ein, sie vertraut mir und lässt mich mein Ding<br />

machen.<br />

Musst du dich beim Modelabel Burberry strikteren Regeln unterwerfen?<br />

Odell: Der Chefdesigner Christopher Bailey und sein Team bringen<br />

Künstlern wirklich Respekt entgegen. Deshalb freue ich mich auf jedes<br />

gemeinsame Projekt. Ich bin zum Beispiel bei einer Geschäftseröffnung<br />

in Taiwan aufgetreten, außerdem hat meine Nummer „Another Love“ die<br />

Präsentation der Frühjahrs- und Sommerkollektion untermalt.<br />

Was hältst du vom Modezirkus?<br />

Odell: Bis vor sechs Monaten hatte ich damit nichts am Hut. Aber jetzt<br />

weiß ich: Bei den Schauen wird Wert auf jedes kleinste Detail gelegt.<br />

Bist du beim Komponieren genauso penibel?<br />

Odell: Ich stelle durchaus hohe Ansprüche an mich. Mit 15 hatte ich<br />

die Idee, Geschichten aus der Perspektive anderer Menschen zu<br />

erzählen. Ich habe mich gefragt, wie es wohl wäre, ein Priester zu sein.<br />

Das war ein Superflop! Irgendwann habe ich beschlossen, nur noch<br />

autobiografische Titel zu schreiben.<br />

Deine Songs vermitteln übrigens den Eindruck, dass du dich mit Frauen<br />

schwer tust.<br />

Odell: Tatsächlich hat bisher keine Beziehung länger als sechs Monate<br />

gehalten. Aber ich bin ja erst 22, da besteht also noch Hoffnung.<br />

FREITAG 26. JULI<br />

BLOODHOUND GANG<br />

FALL OUT BOY FRITTENBUDE THE D.O.T.<br />

LABRASSBANDA THEES UHLMANN<br />

ATARI TEENAGE RIOT WESTBAM OHRBOOTEN<br />

THE INSPECTOR CLUZO THE FOG JOGGERS 257ERS<br />

FINDUS AER THE LOVE BÜLOW SAM KOLLEKTIV22<br />

SAMSTAG 27. JULI<br />

WU-TANG CLAN<br />

KATZENJAMMER EXKLUSIV BONAPARTE<br />

JUPITER JONES ICONA POP ALEX CLARE<br />

JAPANDROIDS GENTLEMAN LETZTE INSTANZ<br />

THE JOY FORMIDABLE TEXAS IS THE REASON<br />

CAPTAIN PLANET MAYBESHEWILL SAALSCHUTZ<br />

MARATHONMANN DEATH LETTERS<br />

THE THIAMS TALL SHIPS TIM VANTOL<br />

RIDER‘S CONNECTION GREY TELEVISION<br />

SONNTAG 28. JULI<br />

NICK CAVE &<br />

THE BAD SEEDS<br />

KAISER CHIEFS EXKLUSIV SOPHIE HUNGER TOCOTRONIC<br />

EFTERKLANG SCALA & KOLACNY BROTHERS<br />

COMEBACK KID TORCHE GEMMA RAY KVELERTAK<br />

ALEX HEPBURN BROTHERS IN ARMS HEISSKALT<br />

TUBBE HOFFMAESTRO WILLY MOON<br />

RAZZ MAXIMILIAN HECKER<br />

Könnte Taylor Swift die Richtige für dich sein?<br />

Odell: Wir haben uns bei den Brit-Awards kennengelernt, sie ist ein<br />

nettes Mädchen. Mehr sage ich dazu nicht. Ich bin ein gebranntes Kind,<br />

seit sich die britische Boulevardpresse gnadenlos auf uns gestürzt und<br />

all meine Kommentare aus dem Zusammenhang gerissen hat. Aber so<br />

etwas zieht mich nicht runter. Ich konzentriere mich auf die schönen<br />

Dinge, die mir bisher widerfahren sind. Ist doch der Wahnsinn, dass ich<br />

bei den Brit Awards den „Critics’ Choice Award“ gekriegt habe – und<br />

das, bevor meine erste CD überhaupt erschienen war!<br />

Davon hast du wahrscheinlich nicht mal geträumt, als du in der englischen<br />

Provinz aufgewachsen bist, oder?<br />

Odell: Nee. Damals wollte ich bloß eins: in die Großstadt flüchten. Über<br />

Brighton bin ich schließlich nach London gekommen. Am liebsten<br />

würde ich aber in Paris leben. Dann könnte ich jeden Tag an der Seine<br />

spazieren gehen und einfach das romantische Flair dieser Metropole<br />

genießen.<br />

Interview: Dagmar Leischow<br />

Long Way down ist seit Ende Juni im Handel.<br />

kulturnews präsentiert<br />

6. 11. Berlin – 12. 11. Hamburg – 16. 11. München – 26. 11. Köln<br />

13<br />

Tickets über Ticketmaster unter<br />

www.greenvillefestival.com/tickets<br />

–<br />

Hotline 01805 969 0000<br />

(Euro 0,14/Min aus dem dt. Festnetz /<br />

max. Euro 0,42/Min aus dem dt. Mobilfunknetz)<br />

GREENVILLEFESTIVAL.COM


Elektropop<br />

Pet Shop Boys<br />

Foto: Verstärker<br />

Nur tagsüber ins Berghain: Neil Tennant und Chris Lowe<br />

Die Liebe zum Dorf<br />

Nach dem einlullenden „Elysium“-Album wagen Neil Tennant und Chris Lowe mit<br />

„Electric“ wieder Dance – und schwärmen von Berlin.<br />

Neil, Chris, ihr habt in den vergangenen Wochen eine bemerkenswerte<br />

Welttournee gespielt, unter anderem seid ihr in Chile, Argentinien, Paraguay,<br />

Kolumbien und Russland aufgetreten. Was ist euch aufgefallen?<br />

Neil Tennant: Wir waren zum ersten Mal seit 1994 wieder in Bogota.<br />

Meine Herren, die Veränderung dort war unglaublich! Die Stadt ist richtig<br />

wohlhabend geworden. Die Menschen, die Kolumbien noch immer mit<br />

Drogenhandel und Armut in Verbindung bringen, sollten dringend mal wieder<br />

dort hinfahren – oder überhaupt mal.<br />

Chris Lowe: Südamerika steckt nicht in einer Rezession, auch in Mexiko<br />

wächst die Wirtschaft, die Regierungschefs sind – vielleicht mit Ausnahme<br />

der argentinischen Präsidentin Cristina Kirchner – überdurchschnittlich<br />

begabt. Es ist eine Boomregion.<br />

Tennant: Überall in Bogota spürten wir so ein Gefühl von Aufbruch,<br />

Freiheit und konstruktivem Anarchismus. Das war so eine ähnliche<br />

14


Elektropop<br />

Stimmung wie damals in Russland, als der Eiserne Vorhang gefallen<br />

war und plötzlich diese Goldgräberstimmung herrschte. Bedauerlicherweise<br />

versucht Putin, die Zeit zurückzudrehen.<br />

Neil, du singst im neuen Song „Bolshy“ die Zeile „Raise your voice/Start<br />

a feud.“ Ist das Stück als Aufruf zum Aufruhr in eurem geliebten<br />

Russland zu verstehen?<br />

Tennant: Nein, daran habe ich nicht gedacht. Interessant, dass du das<br />

erwähnst; man kann es in der Tat so interpretieren. Ach, Russland …<br />

Als wir das erste Mal dort waren, wurden wir in Gorbatschows ausrangierter<br />

Limousine durch die Stadt gefahren. Moskau ist äußerlich eine<br />

sehr moderne Metropole geworden, doch im Inneren wehrt sich Putin<br />

gegen die Demokratie und gegen die Anerkennung von Grundrechten.<br />

Von Russland und den benachbarten Autokratien abgesehen wird gerade<br />

fast überall die Homoehe legalisiert, in Deutschland gibt es für<br />

Schwule und Lesben jetzt sogar das Ehegattensplitting – das heißt, sie<br />

sparen Steuern.<br />

Tennant: Selbstverständlich eine höchst positive Entwicklung! Wir<br />

sagen ja seit den 80ern, dass es am besten wäre, wenn die Gleichberechtigung<br />

der Lebensformen überhaupt erst gar nicht thematisiert<br />

werden müsste, weil sie selbstverständlich ist. Und erstaunlicherweise<br />

nähern wir uns diesem Punkt gerade an. Selbst in den USA befürworten<br />

60 Prozent der Bewohner inzwischen die Schwulenehe. Wahnsinn,<br />

das sind die Leute, die vor zehn Jahren noch für Bush gestimmt haben.<br />

Stichwort Bush: Ihr covert auf „Electric“ Bruce Springsteens Anti-Irak-und-<br />

Afghanistan-Kriegslied „The Last to die“. Wie kam das denn zustande?<br />

Tennant: Chris’ Schwester hatte die Idee.<br />

Lowe: Wir waren direkt von dem Gitarrenriff begeistert, das Lied hat<br />

wunderschöne Akkorde und einen klassischen Springsteen-Text. Die<br />

Kinder sitzen hinten im Auto, und er erklärt ihnen vorne auf sehr poetische<br />

Weise, warum Krieg ganz furchtbar ist.<br />

Ist es eigentlich Absicht gewesen, dass ihr auf dem von Stuart Price produzierten<br />

neuen Album – verglichen mit dem Vorgänger – kaum wiederzuerkennen<br />

seid?<br />

Tennant: Voll und ganz! Wir wollten weg von dem smoothen L.A.-<br />

Sound auf „Elysium“ und wieder rauf auf die Tanzfläche. Stuart war der<br />

perfekte Mann, um diese Ideen umzusetzen. Auch er war froh, dass er<br />

nach poppigen Arbeiten wie zuletzt mit Take That wieder Dance<br />

machen konnte.<br />

Ihr haltet euch oft in Berlin auf und habt dort auch ein Studio. Wo<br />

gehen die Pet Shop Boys denn tanzen? Im Berghain?<br />

Tennant: Uh, so sehr ich die direkte Art der Deutschen in sexuellen<br />

Angelegenheiten im Prinzip schätze – ins Berghain gehe ich höchstens<br />

sonntagsmittags zum Frühstück in die Panorama-Bar.<br />

Was hat Berlin, das London fehlt?<br />

Tennant: Freie Straßen. Wenn ich in Tegel lande, was sowieso der beste<br />

Flughafen der Welt ist – hoffentlich wird der andere niemals aufgemacht –,<br />

dann ist das ein Gefühl, als käme ich auf dem Dorf an. Gerade vorhin<br />

stand ich hier in London noch eine Viertelstunde im Stau, weil gerade<br />

Wachwechsel am Buckingham Palace war. So ein Chaos wäre in Berlin<br />

nicht vorstellbar.<br />

Lowe: Im Sommer ist Berlin der beste Ort der Welt. Wir lieben es, in<br />

Kreuzberg einfach nachts auf der Straße zu stehen, zu quatschen und<br />

ein paar Bierchen zu trinken.<br />

Interview: Steffen Rüth<br />

Projekt Seerosenteich<br />

Live im Circus Krone<br />

inkl. Tour-Dokumentation<br />

BLU-RAY<br />

DISC<br />

auch als<br />

Electric erscheint am 12. Juli.<br />

15<br />

WWW.PHILIPP-POISEL.DE<br />

HOLUNDER<br />

RECORDS<br />

WWW.GROENLAND.COM


Folkpop<br />

Alin Coen Band<br />

Foto: Tristan Vostry<br />

Wetten, dass es besser geht? Alin Coen mit ihrer Band<br />

Fair geht vor<br />

Die Leipziger Alin Coen Band thematisiert in ihrer Musik alles, was ihr gegen den Strich<br />

geht, von Massentierhaltung bis Kinderarbeit. Damit trifft sie den Nerv der Zeit.<br />

Eigentlich hatte die Alin Coen Band gar keine Wahl – sie musste auf<br />

ihrem zweiten Album „We're not the Ones we thought we were“ einfach<br />

lauter werden, sonst wäre sie in ihrem Leipziger Proberaum völlig untergegangen.<br />

Von links dröhnten Congas durch die Wand, auf der rechten Seite<br />

wummerte Heavy Metal. „Wir haben quasi gegen unsere Nachbarn angespielt“,<br />

sagt Sängerin Alin Coen. Sie ist zwar die Bandleaderin, trotzdem<br />

legt sie großen Wert darauf, dass Jan Frisch (g), Philipp Martin (b) und<br />

Fabian Stevens (dr) nicht bloß ihre Begleitmusiker sind: „Jeder hat seinen<br />

Teil zur Platte beigetragen. Wir haben zusammen gejammt und daraus<br />

dann Lieder gemacht.“<br />

Meist gibt es englischsprachige Texte, auf Deutsch erklingt Alin Coens<br />

supersanfte Stimme nur noch zweimal. Man könnte das jetzt aufs<br />

Liebäugeln mit einer internationalen Karriere schieben, doch die Frontfrau<br />

der Band, die sich neuerdings live mit einem Keyboarder zum Quintett verstärkt,<br />

hat eine andere Erklärung parat: „Zu den düster-sphärischen<br />

Popmelodien konnte ich einfach am besten auf Englisch singen“, sagt<br />

Coen. „Deutsche Texte wollten mir dazu partout nicht einfallen.“ Eine rein<br />

intuitive Entscheidung, nicht mehr und nicht weniger.<br />

Das erklärt aber nicht, warum die Tochter einer deutschen Ärztin und<br />

eines mexikanischen Malers sich bis dato nie an ein spanisches Stück<br />

herangewagt hat. Schließlich ist sie doch zweisprachig in Hamburg<br />

aufgewachsen. Stimmt, aber: „Ich habe fast gar nichts auf Spanisch<br />

gelesen“, sagt Coen, „weil es für mich eher eine Gebrauchssprache ist.“<br />

Ohne ein Wörterbuch würde sie sich an keinen Gabriel-García-<br />

Márquez-Roman herantrauen, erst recht könnte sie keinen Song aus<br />

dem Ärmel schütteln. „Ich hoffe, das ändert sich irgendwann. Vielleicht<br />

ziehe ich ja mal nach Spanien oder Mexiko.“<br />

Derzeit wohnt sie allerdings in Leipzig. Sie ist weg aus Weimar, wo<br />

sie Umweltschutztechnik studierte, 20<strong>07</strong> die Band gründete und zwei<br />

Jahre als Theatermusikerin angestellt war. Ein ungewöhnlicher<br />

Lebenslauf. Es gefällt der 30-Jährigen halt, die Welt immer wieder aus<br />

einem neuen Blickwinkel zu betrachten. Im Moment hat ihre Musik<br />

absolute Priorität, trotzdem möchte Coen in näherer Zukunft ihren<br />

Master in Wasserressourcenmanagement machen. „Ich will auf jeden<br />

Fall Ingenieurin werden“, sagt sie.<br />

Mit Ernst packt sie das an. Es interessiert sie, wie man das<br />

Zusammenleben auf diesem Planeten möglichst nachhaltig gestalten<br />

kann. Davon zeugen sogar ein paar Lieder. Mit „Disconnected“ prangert<br />

Alin Coen die Scheinheiligkeit vieler Konsumenten an. Klar sind sie total<br />

gegen Massentierhaltung und Kinderarbeit – aber das hält sie nicht<br />

16


Folkpop<br />

Lenka<br />

„Shadows“<br />

LIVE <strong>2013</strong>:<br />

06.09. KÖLN<br />

<strong>07</strong>.09. FRANKFURT<br />

09.09. MÜNCHEN<br />

10.09. BERLIN<br />

11.09. HAMBURG<br />

WWW.LENKAMUSIC.COM<br />

„long way down“<br />

LIVE <strong>2013</strong>:<br />

09.08. HALDERN POP FESTIVAL<br />

06.11. BERLIN<br />

12.11. HAMBURG<br />

16.11. MÜNCHEN<br />

26.11. KÖLN<br />

WWW.TOMODELL.COM<br />

Tom odell<br />

davon ab, Billigprodukte zu kaufen. Für die Sängerin kommt das<br />

nicht in Frage. Stolz zeigt sie während unseres Interviews in einem<br />

vegetarischen Hamburger Restaurant auf ihre Fairtrade-Öko-Jeans.<br />

Die ist vererbt, von ihrer Schwester. Auch ihre Mitbewohnerinnnen<br />

schenken ihr regelmäßig alte Klamotten. „Die trage ich so lange“, lobt<br />

sich Coen, „bis sie komplett zerfallen.“<br />

Aufrichtig schade findet sie, dass sie aus Zeitmangel nicht ihr<br />

eigenes Gemüse anbauen kann. Sie schwärmt von dem Briten Mark<br />

Boyle, der ein Jahr lang alles selber herstellte, was er brauchte, und<br />

über diese Erfahrung dann das Buch „Der Mann ohne Geld“<br />

geschrieben hat („Für mich eine echte Inspiration“). Deswegen gibt<br />

sie nach Möglichkeit nur Geld für Lebensmittel aus, von Modetrends<br />

lässt sie sich grundsätzlich nicht mitreißen. „Aus reiner Profitgier“,<br />

hat sie erkannt, „kommt doch alle drei Monate eine neue Kollektion<br />

auf den Markt.“<br />

Inkl. „Another Love“<br />

Der Song aus der Telekom Werbung<br />

kodaline<br />

„In A Perfect World“<br />

WWW.KODALINE.COM<br />

Aber da macht sie nicht mit. „An Leuten wie mir“, sagt sie, „würde<br />

unsere Wirtschaft ziemlich schnell kaputtgehen. Ich beschränke<br />

mich ganz bewusst auf das Nötigste.“ Sie muss hoffen, dass ihre<br />

Fans bei der Entscheidung, ihr neues Album zu kaufen, ein bisschen<br />

weniger dogmatisch sind.<br />

Dagmar Leischow<br />

We’re not the Ones we thought we were ist seit Ende Juni<br />

im Handel.<br />

++ Alle Alben ab sofort erhältlich ++<br />

17


Indierock<br />

Editors<br />

Foto: Matt Spalding<br />

Einer weniger und doch zwei mehr: die Editors mit Tom Smith (m.)<br />

Feuern und heuern<br />

Editors-Sänger Tom Smith hofft, dass die Fans den erneuten Richtungswechsel<br />

mitmachen – auch wenn selbst der eigene Gitarrist die Flucht ergriffen hat.<br />

Tom, nachdem ihr zuletzt eine düstere, sehr elektronische Platte veröffentlicht<br />

habt, haut ihr jetzt ein opulentes Rockalbum raus, auf dem ihr auch<br />

vor pathetischen Streichern und Stadionhymnen nicht zurückschreckt.<br />

Woher nehmt ihr die selbstbewusste Annahme, dass die Fans euch überallhin<br />

folgen?<br />

Tom Smith: Wir vertrauen nicht darauf, dass die Leute uns folgen – es ist<br />

uns egal. Das soll jetzt gar nicht arrogant und undankbar klingen, denn<br />

meiner Meinung nach schätzen die Editors-Hörer ja gerade an uns, dass<br />

wir eine nicht ausdefinierte Band sind. Wir wollen uns nicht wiederholen<br />

und lieben es, das Gegenteil von dem auszuprobieren, was wir unmittelbar<br />

zuvor gemacht haben.<br />

Zumindest euer Gitarrist Chris Urbanowicz scheint diese Herangehensweise<br />

überfordert zu haben, denn er ist während der Aufnahmen von „The<br />

Weight of your Love“ ausgestiegen.<br />

Smith: Zunächst war es unser Plan, eine fleischigere Variante des dritten<br />

Albums zu machen. Es sollte wieder gitarrenlastiger werden, und gleichzeitig<br />

wollten wir die dunklen Elektrosounds beibehalten. Doch nach den<br />

ersten Aufnahmesessions waren wir alle mit dem Ergebnis unzufrieden.<br />

Wir hatten gute Songs geschrieben, aber irgendwie wollte es uns nicht<br />

gelingen, das Beste aus ihnen rauszuholen. Erst nach und nach wurde uns<br />

klar, dass Chris unsere Möglichkeiten limitiert hat. Während die restlichen<br />

Bandmitglieder viel offener waren und Neues ausprobieren wollten, gab es<br />

für Chris und seine klar definierten Vorlieben keine Richtung mehr, in die<br />

er noch gehen konnte.<br />

Aber ihr brauchtet gleich zwei neue Bandmitglieder, um Chris zu ersetzen …<br />

Smith: Eigentlich war ich nicht in der Stimmung, sofort weiterzumachen,<br />

doch man hatte uns für Festivals gebucht, die wir so kurzfristig nicht mehr<br />

absagen konnten. Mit Justin Lockey war uns ein neuer Gitarrist empfohlen<br />

worden, und er hat in Windeseile unsere alten Songs gelernt, während<br />

Elliott Williams eh schon seit längerer Zeit als Livemusiker an Bord war.<br />

Schnell war klar, was für eine Befreiung der Ausstieg von Chris bedeutete.<br />

Wenn man die Texte betrachtet, könnte man aber auch vermuten, dass dir<br />

der Verlust von Chris nicht so leicht gefallen ist.<br />

Smith: Stimmt, im Nachhinein ist es ziemlich ironisch, dass es fast ausschließlich<br />

um Trennungen geht. Aber so romantisch die Vorstellung auch<br />

ist: Die Texte habe ich geschrieben, als Chris noch in der Band war.<br />

Interview: Carsten Schrader<br />

The Weight of your Love ist Ende Juni erschienen.<br />

18


Plus<br />

exklusives<br />

Material von<br />

der aktuellen<br />

Tour!<br />

Die einzigartige Springsteen-Fan-<br />

Doku auf der großen Kinoleinwand!<br />

Nur am 22. Juli um 20 Uhr<br />

Originalversion mit deutschen Untertiteln<br />

Mehr Infos und Tickets unter<br />

www.UCI-KINOWELT.de<br />

oder über die UCI App.<br />

KINOWELT


Dancepop<br />

Frida Gold<br />

Foto: Felix Krüger<br />

Mit Bammel nach Connecticut<br />

Haben Frida Gold wirklich das Potenzial für eine internationale Karriere?<br />

Ihre neue Produzentenriege spricht jedenfalls schon mal dafür.<br />

Alina, eine deutsche Modezeitschrift hat dich zu einer der „zehn schönsten<br />

Frauen der Welt“ gekürt. Hast du eine Runde Sekt ausgegeben?<br />

Alina Süggeler: (grinst gequält) Nee … Ein Kompliment ist ja immer etwas<br />

Schönes. Aber wenn ich etwas Lobendes lesen würde, was mit meiner Musik<br />

oder meinen Gedanken zu tun hat, dann würde mich das noch mehr freuen.<br />

Dieses ganze Spiel mit dem Glamour und dein vielgepriesener Spagat zwischen<br />

Erotik und Bodenständigkeit ist aber durchaus ein wichtiger Aspekt von<br />

Frida Gold.<br />

Süggeler: Ja klar, das macht ja auch alles Spaß. Auf der anderen Seite steckt<br />

bei mir kein großes Kalkül dahinter. Ich überlege mir nichts nach der Devise<br />

„Wie könnte ich denn jetzt mal für Aufsehen sorgen?“<br />

Dennoch gelingt dir das. Als du dir zum Beispiel eine Glatze rasiert hast, spekulierten<br />

die Leute sogar über eine Krebserkrankung.<br />

Süggeler: Dass das mit den Haaren so eine Wirkung hatte, war mir überhaupt<br />

nicht klar. Diese Entscheidung hatte ich einfach für mich selbst getroffen. Das<br />

hätte ich auch gemacht, wenn mir niemand dabei zugeguckt hätte. Es hatte<br />

auch was Spirituelles: Ich wollte gucken, was es mit meinem Inneren macht,<br />

wenn ich das Äußere so stark verändere.<br />

Frida Gold war lange sehr omnipräsent, die Single „Wovon sollen wir träumen“<br />

behauptete sich über ein Jahr in den Charts. Was hat das plötzliche<br />

Berühmtsein mit deinem Inneren gemacht?<br />

Süggeler: Wenn mich das verändert hätte, wäre ich in diesem Beruf nicht<br />

richtig aufgehoben. Ich möchte immer alles mit Natürlichkeit angehen und<br />

eng mit den ursprünglichen Dingen des Lebens verbunden sein.<br />

Das erste Album „Juwel“ habt ihr noch im stillen Kämmerlein aufgenommen,<br />

„Liebe ist meine Religion“ dagegen mit großen Namen wie Guy Chambers<br />

(Robbie Williams), Billy Mann (P!nk) und Rick Nowels (Lana del Rey) produziert.<br />

Was war schwieriger?<br />

Süggeler: Das erste Album. Damals waren wir noch total auf der Suche. Jetzt<br />

wussten wir viel genauer, was wir machen wollten.<br />

Also keinen Bammel gehabt?<br />

Süggeler: Doch … Vor allem vor Billy Mann. Als wir zu ihm fuhren – er wohnt<br />

mitten im Wald in Connecticut –, und aus dem Haus kam dieser imposante<br />

Mann, der schon mit P!nk gearbeitet hat, da dachte ich „Ach du Scheiße, was<br />

habe ich dem denn zu bieten?“<br />

Liebe ist meine Religion ist Ende Juni erschienen.<br />

kulturnews präsentiert die Tour ab Februar.<br />

Interview: Steffen Rüth<br />

20


ALBOROSIE<br />

SOUND THE SYSTEM - CD / LP<br />

GREENSLEEVES / VPGSCD7010 / VPGSRL7010<br />

Mit seinem vierten Longplayer überzeugt der<br />

Italo-Rasta auf ganzer Länge.<br />

VARIOUS<br />

REGGAE GOLD <strong>2013</strong> - 2CD<br />

VP RECORDS / VPCD1979<br />

Die amtliche Werkschau in „Reggae Music“!<br />

MORGAN HERITAGE<br />

HERE COME THE KINGS - CD<br />

VP RECORDS / VPCD1975<br />

Nach fünf Jahren Wartezeit endlich das neue<br />

Album - mit Gaststar Shaggy.<br />

SIZZLA<br />

THE MESSIAH - CD<br />

VP RECORDS / VPCD1981<br />

Auf den Spuren von „Praise Ye Jah“ und<br />

„Black Woman & Child“.<br />

VARIOUS // TOTAL REGGAE -<br />

CHARTS HITS REGGAE STYLE - 2CD<br />

VP RECORDS / VPCD1973<br />

40 Welthits und Evergreens in der Reggae Version<br />

- Nice Price.<br />

VARIOUS<br />

TOTAL REGGAE - DANCEHALL - 2CD<br />

VP RECORDS / VPCD1974<br />

40 Klassiker des Digital Dancehall - Nice Price.<br />

VARIOUS<br />

TOTAL REGGAE - ROOTS - 2CD<br />

VP RECORDS / VPCD1976<br />

40 Top Tunes - von Bob Andy bis zu den Wailing<br />

Souls - Nice Price.<br />

VARIOUS<br />

TOTAL REGGAE - RAGGA - 2CD<br />

VP RECORDS / VPCD1977<br />

40 Tracks der Deejays der letzten Dekade -<br />

Nice Price.<br />

VARIOUS<br />

THE LADIES AT JOE GIBBS - CD<br />

17 NORTH PARADE / VPCD5013<br />

1972 bis 1984 - 19 ausgesuchte Songs der<br />

Sängerinnen!<br />

YELLOWMAN // YOUNG, GIFTED<br />

AND YELLOW - 2CD+DVD<br />

17 NORTH PARADE / VPCD5003<br />

Die amtliche Anthology - 40 Songs ‚Best Of‘<br />

inkl. Raritäten plus DVD Live Auftritt.<br />

VARIOUS<br />

RAGGA RAGGA RAGGA <strong>2013</strong><br />

GREENSLEEVES / VPGSCD5228<br />

Die Top Dancehall Tunes der Saison in voller<br />

Länge.<br />

KATCHAFIRE<br />

BEST SO FAR - CD<br />

GREENSLEEVES / VPGSCD5221<br />

Die Reggae Stars aus Neuseeland!


Promotion<br />

Poprock<br />

Entspannt<br />

in den<br />

Abend<br />

Zum Sundowner eine eisgekühlte Coke auf<br />

dem Balkon, entspannter kann man einen<br />

Abend kaum angehen – außer, man möchte<br />

abends nichts Koffeinhaltiges mehr trinken.<br />

Für Coca-Cola-Fans ist das jetzt aber auch<br />

kein Problem mehr, denn mit der neuen Coke<br />

Zero koffeinfrei bekommt man den echten<br />

Geschmack, nur eben ohne Zucker und ohne<br />

Koffein. In Frankreich, Spanien und den<br />

Niederlanden ist Coke Zero koffeinfrei schon<br />

ziemlich beliebt, jetzt kommen auch die deutschen<br />

Fans des Erfrischungsgetränks auf ihre<br />

Kosten, es gilt das Motto: „Der Abend gehört<br />

dir“. Jetzt muss man nur noch genügend<br />

Eiswürfel im Haus haben, dann steht coolen,<br />

langen Abenden auf dem Balkon nichts mehr<br />

im Weg.<br />

Mehr Infos gibt es auf www.cokezero.de und<br />

www.coca-cola-deutschland.de.<br />

Lloyd Cole<br />

Alle zehn Jahre<br />

wieder<br />

Lloyd Coles neues Album ist eine frohe Botschaft für alle,<br />

die dachten, der 52-jährige Brite hätte sich endgültig von<br />

der E-Gitarre verabschiedet.<br />

Mr. Cole, Sie haben Ihr neues Album in nur zwei<br />

Monaten geschrieben und aufgenommen – wo<br />

kamen plötzlich die vielen Ideen her?<br />

Lloyd Cole: Ich habe immer wieder festgestellt:<br />

Es gibt absolut keine Korrelation zwischen der<br />

Zeit, die man für einen Song braucht, und seiner<br />

Qualität. Davon abgesehen, habe ich nicht mit<br />

allen Songs bei null angefangen. Dass es schnell<br />

gehen musste, lag einfach daran, dass ich die<br />

Leute, mit denen ich spielen wollte, nur für eine<br />

bestimmte Zeit zur Verfügung hatte.<br />

Mit dem Drummer und dem Bassisten haben<br />

Sie vor 20 Jahren Alben eingespielt, Ihr Keyboarder<br />

war einst bei den Commotions. War es<br />

der Plan, einen Sound wie früher zu schaffen?<br />

22


Poprock<br />

Foto: Kim Frank<br />

Cole: So ungefähr alle zehn Jahre überkommt<br />

mich der Wunsch, Songs zu machen, die weniger<br />

zurückhaltend klingen als das, was ich normalerweise<br />

für Akustikgitarre schreibe. Und nach<br />

Jahren, in denen es anders war, fühle ich mich<br />

jetzt wieder richtig wohl dabei, auf der E-Gitarre<br />

zu spielen. Mit den anderen verbindet mich vor<br />

allem die gleiche Meinung darüber, wie ein guter<br />

Popsong klingen sollte. Aber diese gemeinsame<br />

Ästhetik ist nicht so eng, dass wir auf einen bestimmten<br />

Sound festgelegt wären.<br />

Half die Tatsache, mit lauter guten Bekannten zu<br />

spielen, dabei, das Schreiben zu beschleunigen?<br />

Cole: Nein – nur der Termindruck. Songwriting ist<br />

zu zehn Prozent Inspiration und zu 90 Prozent<br />

harte Arbeit. Wenn ein Künstler sagt, er sei nicht<br />

inspiriert gewesen, ist das meistens eine faule<br />

Ausrede dafür, dass er den anstrengenden Teil<br />

gescheut hat. So war es bei mir ja auch: Ich hatte<br />

viele halbfertige Songs, bei denen ich mir nie die<br />

Mühe gemacht hatte, sie zu Ende zu bringen.<br />

Und als ich dann ein gutes Dutzend dieser Songideen<br />

in Form gebracht hatte, habe ich am Ende<br />

nur drei oder vier fürs Album verwendet.<br />

Kann man die fröhliche Tonlage der meisten<br />

Songs als erste Zeichen von Altersmilde deuten?<br />

Cole: Wenn man ein bestimmtes Alter erreicht,<br />

wird einem eher bewusst, wie oft man sich in<br />

seinem Leben geirrt hat. Ich bin heutzutage vorsichtig<br />

darin, andere abzuurteilen, wie man das<br />

als junger Mensch so liebt. Gleichzeitig merke<br />

ich, dass ich diesen würdigen Stoizismus nicht<br />

immer durchhalte. So milde bin ich nicht geworden,<br />

dass ich schlechte Musik und schlechte<br />

Politik nicht mehr hassen würde.<br />

Interview: Rolf von der Reith<br />

kulturnews präsentiert Coles Tour ab Ende<br />

November.<br />

Standards ist Ende Juni erschienen.<br />

23


Indiepop<br />

Philipp Poisel<br />

Foto: Christoph Köstlin<br />

24


Indiepop<br />

Mehr Informationen und Tickets<br />

unter fourartists.com<br />

LIVE & OPEN AIR <strong>2013</strong><br />

19.<strong>07</strong>. DRESDEN<br />

FILMNÄCHTE<br />

AM ELBUFER<br />

22/23/24/25.08. BERLIN<br />

KINDL BÜHNE<br />

WUHLHEIDE<br />

30.08. ROSTOCK<br />

IGA PARKBÜHNE<br />

KINDL BÜHNE<br />

WUHLH<br />

AUSVERKAUFT!<br />

AUSVERKAUFT!<br />

Das Wahre,<br />

Schöne, Analoge<br />

Philipp Poisels ausverkaufte Konzertreise „Projekt<br />

Seerosenteich“ wird jetzt auf DVD/Blu-ray dokumentiert.<br />

Dabei hat’s der Sänger gar nicht so mit dem Digitalen.<br />

05.09<br />

MÖNCHENGLADBACH<br />

(ZUSATZTERMIN)<br />

WARSTEINER<br />

HOCKEY PARK<br />

06.09.<br />

MÖNCHENGLADBACH<br />

WARSTEINER<br />

HOCKEY PARK<br />

NGLADBA<br />

AUSVERKAUFT!<br />

Philipp, weshalb hast du ausgerechnet das<br />

leise, melancholische Lied „Seerosenteich“<br />

zum Motto einer ganzen Tournee erhoben?<br />

Philipp Poisel: „Seerosenteich“ ist ein Song,<br />

der bis dato kaum live zu Ehren kam. Zuerst<br />

wollte ich mich auf Gitarre und Streicher<br />

beschränken, habe aber schnell gemerkt,<br />

dass man einen Konzertabend von zwei bis<br />

drei Stunden nicht ausschließlich mit ruhiger<br />

Musik bestreiten kann. Dann habe ich das<br />

Ganze „Projekt Seerosenteich“ genannt. Unter<br />

diesem Begriff konnte ich mir einfach alles<br />

einfallen lassen, was ich wollte.<br />

Tanzbären, Ballerinas und Varietéelemente:<br />

Deine Bühnenshow wirkt wie aus der Zeit<br />

gefallen. Magst du es auch lieber analog als<br />

digital?<br />

Poisel: Mich sprechen haptische und mechanische<br />

Prozesse viel mehr an. Die Analogtechnik<br />

hat einen viel größeren Bezug zur<br />

Natur als die Digitaltechnik. Ich habe das in<br />

die Wiege gelegt bekommen durch meinen<br />

Vater, der analog fotografiert hat. Ich selber<br />

bin ein großer Freund von einer echten<br />

Glühbirne, Diaprojektoren und Fotoabzügen.<br />

Weise gefällig klingt. Nicht im negativen<br />

Sinne, es darf weder kitschig noch glatt sein.<br />

Ich mache halt, was mir entspricht. Ich bin<br />

nicht der reinste Sängerknabe, weshalb<br />

meine Musik vielleicht ein Stück weit besonders<br />

klingt. Aber dadurch wird sie auch<br />

gewöhnungsbedürftig.<br />

Ist Eigenwilligkeit dir also wichtiger als technische<br />

Perfektion?<br />

Poisel: Beim Singen möchte ich mich nicht<br />

verstellen. Natürlich versuche ich, die Töne<br />

zu treffen. Auch Grönemeyer und Lindenberg<br />

sind technisch gesehen keine großen Sänger.<br />

Ich habe relativ konkrete Vorstellungen von<br />

dem, was ich mache und für gut erachte. Ich<br />

möchte mich nicht den Erwartungen anderer<br />

oder meinen eigenen Ängsten beugen;<br />

Musikmachen hat ja auch einen<br />

wirtschaftlichen Aspekt. Aber viele Leute, die<br />

in diesem Geschäft längere Zeit überleben,<br />

haben den Mut zur Eigenwilligkeit.<br />

Interview: Olaf Neumann<br />

19.08. HANAU<br />

AMPHITHEATER<br />

06.12. MÜNCHEN<br />

ZENITH<br />

<strong>07</strong>.12. BERLIN<br />

COLUMBIAHALLE<br />

08.12. KÖLN<br />

PALLADIUM<br />

08.10. HAMBURG UEBEL & GEFÄHRLICH<br />

09.10. BERLIN FESTSAAL KREUZBERG<br />

10.10. MÜNCHEN BACKSTAGE<br />

11.10. STUTTGART SCHOCKEN<br />

14.10. HEIDELBERG HALLE 02<br />

15.10. LEIPZIG WERK 2<br />

16.10. KÖLN LUXOR<br />

17.10. HANNOVER FAUST<br />

Ladi6<br />

16.09. BERLIN - PRIVATCLUB<br />

Deine Texte und Kompositionen taugen<br />

eigentlich nicht unbedingt für die Charts.<br />

Hast du eine Erklärung für deine Popularität?<br />

Poisel: Ich dachte immer, wenn meine Lieder<br />

zweien oder dreien gefallen, dann gibt es da<br />

draußen vielleicht noch viel mehr Leute. Ich<br />

mag schon auch Musik, die auf gewisse<br />

Projekt Seerosenteich – Live aus dem Circus<br />

Krone ist Ende Juni auf DVD und Blu-ray<br />

erschienen.<br />

27. 7. Ludwigsburg – 4. 9. Hamburg –<br />

6. 9. Berlin<br />

25<br />

05.<strong>07</strong>. MÜNCHEN<br />

09.<strong>07</strong>. KARLSRUHE<br />

15.<strong>07</strong>. NÜRNBERG<br />

17.<strong>07</strong>. JENA<br />

04.10. DARMSTADT<br />

05.10. KÖLN<br />

06.10. HANNOVER<br />

<strong>07</strong>.10. STUTTGART<br />

12.10. DORTMUND<br />

14.10. HAMBURG<br />

15.10. BERLIN<br />

17.09. KÖLN - STADTGARTEN<br />

18.09. MÜNCHEN - AMPERE<br />

19.09. FRANKFURT - ZOOM<br />

20.09. MÜNSTER<br />

HOT JAZZ CLUB<br />

21.09. HAMBURG<br />

U&G TURMZIMMER


Loungejazz<br />

Unendlich<br />

viele Orte<br />

Dem norwegischen Soundtüftler Knut Bjørnar Asphol<br />

gelingt ein unmöglicher Spagat – zwischen Jazz und<br />

Wellness.<br />

Herr Asphol, instrumental sind Ihre<br />

Kompositionen sehr reichhaltig. Sie klingen<br />

gleichzeitig sehr harmonisch und zugänglich.<br />

Rümpfen da die Hardcorejazzer nicht die Nase?<br />

Knut Bjørnar Asphol: Das Schöne am Jazz ist<br />

ja: Er ist eine große Spielwiese. Er gibt dir die<br />

Chance, alle möglichen Stilarten in den kreativen<br />

Prozess einzubinden. Es liegt an jedem Künstler,<br />

wie weit er dabei geht. Ich liebe jedenfalls das,<br />

was ich tue, und bis jetzt war das Feedback meiner<br />

Kollegen sehr positiv. Du kriegst einen Nils<br />

Petter Molvær nicht dazu, auf einem Album mitzuspielen,<br />

das er nicht mag.<br />

Kann ein Track eigentlich auch zu schön sein?<br />

Asphol: Manchmal versucht man ein Stück so<br />

schön wie irgend möglich klingen zu lassen. Aber<br />

vielleicht überzuckerst du es dabei, vielleicht ist<br />

es zu nah am Klischee. Ich möchte melodische<br />

Musik machen, sie aber in dunkle und mystische<br />

Arrangements packen. Ich mag diesen Kontrast.<br />

Ihre neuen Tracks integrieren verstärkt<br />

Klangfarben der Weltmusik. Wären Sie einverstanden,<br />

wenn man damit eine Shiatsu-Massage<br />

untermalen würde?<br />

Asphol: Klar! Es ist perfekte Massagenmusik …<br />

„Wilderness Exit“ ist ein Jazz-, aber auch ein<br />

Loungealbum. Es kann der Soundtrack deines<br />

Lebens sein, von morgens bis spätnachts. Der<br />

Hörer kann die Augen schließen und sich dem<br />

Flow hingeben. Aber es ist auch ein Album für<br />

Musikliebhaber, fürs Café, die Strandparty und<br />

unendlich viele andere Orte.<br />

Ihre beeindruckende Karriere oszilliert zwischen<br />

Eurovision Song Contest, Gothic Rock, Jazz und<br />

Chillout. Was ist denn der kleinste gemeinsame<br />

Nenner von all dem?<br />

Asphol: Integrität. Ich versuche mir treu zu bleiben.<br />

Aber natürlich bist du anfangs auf der Suche<br />

nach deiner eigenen Bestimmung und wahren<br />

Stärke. Und momentan bin ich nah dran an dem,<br />

wonach ich immer gesucht habe.<br />

Sie spielen Gitarre, seit sie sechs sind, und sollen<br />

im Alter von 13 bereits 80 fertige Songs komponiert<br />

haben. Sind das aus heutiger Sicht mehr als<br />

nur Jugendsünden?<br />

Asphol: Mich hatten vor allem Horrorfilme und<br />

Iron-Maiden-Songtexte inspiriert, was soll man<br />

also erwarten …? Wenn ich mir die Songs heute<br />

anhöre, bin ich mal peinlich berührt, mal belustigt<br />

– aber auch stolz auf meinen furchtlosen<br />

Versuch, ein berühmter Songwriter und Künstler<br />

zu werden …<br />

Zu ihren Vorbildern gehören Brian Eno und Terje<br />

Rypdal. Wenn Ihnen beide gleichzeitig einen Job<br />

anböten: Für wen würden Sie sich entscheiden?<br />

Asphol: Wie jeder hungrige Musiker: für beide.<br />

Terje Rypdal ist allerdings selbst ein großartiger<br />

Gitarrist, dem würde ich nur im Weg stehen.<br />

Wenn Brian Eno jemand für die Gitarre bräuchte,<br />

wäre es also sicherlich klüger, sein Angebot anzunehmen.<br />

Interview: Matthias Wagner<br />

Wilderness Exit ist seit kurzem im Handel.<br />

26


Loungejazz<br />

www.tropen.de / byers<br />

Katherine hasst<br />

Männer, David<br />

Vegetarier und<br />

Nathan seine<br />

Mutter<br />

Sam Byers: Idiopathie<br />

Aus dem Englischen von Barbara Heller<br />

und Rudolf Hermstein<br />

378 Seiten, geb. , € 21,95 (D)<br />

Auch als E-Book erhältlich<br />

Knut Bjørnar Asphol<br />

Foto: India<br />

Während in einer<br />

Klein stadt im<br />

Norden Eng lands<br />

die Kühe reglos ins<br />

Leere starren, käut<br />

die Genera tion der<br />

Dreißig jährigen ihre<br />

Probleme wieder.<br />

Sam Byers erzählt<br />

mit Humor und<br />

Tiefgang von der<br />

Möglichkeit und<br />

Unmög lich keit der<br />

Liebe einer selbstbezo<br />

ge nen<br />

Generation vor dem<br />

Hinter grund von<br />

Hippie-Protes ten,<br />

Selbst fin dungs schwindeleien<br />

und kränkelnden<br />

Kühen.<br />

27


Reggae<br />

Black Seeds<br />

Foto: Four Artists<br />

Bleib mir weg mit UB 40: die Black Seeds mit Daniel Weetman (1. v. r.)<br />

Völlig rastalos<br />

In ihrer Heimat Neuseeland verkaufen sich die Alben der<br />

Black Seeds auf Platin-Niveau, bei uns gilt die Band um<br />

die Sänger Daniel Weetman und Barnaby Weir noch als<br />

Geheimtipp. Dabei ist ihr Mix aus Funk und Reggae global<br />

relevant – zumal er ohne religiösen Ballast auskommt.<br />

DAS ALBUM<br />

31.05.13<br />

www.fayzen.de<br />

Daniel, wie schwierig ist es, sich als neuseeländische<br />

Band in Europa zu etablieren?<br />

Daniel Weetman: Die Entfernung ist einfach riesig,<br />

das erschwert die Sache sehr. Wir würden<br />

gerne regelmäßig in Europa auf Tournee gehen,<br />

aber das ist eine Frage der Zeit und des Geldes.<br />

Trotzdem wollen wir uns nicht auf Neuseeland<br />

beschränken. Solange die europäischen Fans uns<br />

live sehen wollen, kommen wir immer mal wieder.<br />

Ihr habt bis zu neun Mitglieder in der Band. Wie<br />

schreibt ihr da gemeinsam Songs?<br />

Weetman: Wir haben mittlerweile unser eigenes<br />

Studio in Wellington, und daher fallen Zeit- und<br />

Gelddruck ein bisschen weg. Die ganze Band<br />

kommt zusammen, wir jammen. Die Ideen entstehen<br />

spontan und so auch die Songs. Regeln<br />

gibt es keine, die Songs müssen sich einfach gut<br />

anfühlen.<br />

28<br />

Wo liegen eure Einflüsse?<br />

Weetman: Beim Reggae schwören wir auf King<br />

Tubby und The Congos. Beim Funk verehren wir<br />

Sly & The Family Stone und Parliament. Was den<br />

HipHop anbelangt stehen wir auf Mos Def, De<br />

La Soul und in Sachen Rock auf AC/DC, Led Zeppelin<br />

und Queens Of The Stone Age. Wir sind<br />

also von den unterschiedlichsten Genres beeinflusst,<br />

und das, finde ich, hört man auf unserem<br />

aktuellen Album „Dust and Dirt“.<br />

Inwieweit identifiziert ihr euch auch mit der Rastafari-Religion<br />

der Reggaemusiker?<br />

Weetman: Mit den religiösen Hintergründen<br />

haben wir nichts am Hut. Uns interessiert nur die<br />

Musik. Dennoch wollen wir gute Menschen<br />

sein – aber ohne Religion. Für uns gilt eher das<br />

Motto: Behandle die anderen so, wie du selbst<br />

behandelt werden willst.<br />

Musikkritiker haben euch bereits mit der britischen<br />

Reggaelegende UB 40 verglichen …<br />

Weetman: Kann ich nicht nachvollziehen. Vielleicht,<br />

weil UB 40 wie wir Mitglieder mit unterschiedlicher<br />

Hautfarbe haben? Musikalisch verbindet<br />

uns allenfalls der poppige Ansatz. UB 40<br />

haben gute Songs, aber als Vergleich? Nein! Wir<br />

definieren unseren Stil als Progressive Reggae.<br />

Wir benutzen den Reggae als Basis, aber durch<br />

Zugabe anderer Stilmittel entwickeln wir uns<br />

davon weg, mehr in Richtung Funk.<br />

Interview: Katrin Hildebrand<br />

kulturnews präsentiert<br />

5. 7. Oldenburg – 6. 7. Freiburg – 7. 7. Köln<br />

– 9. 7. Berlin – 10. 7. München – 19. 7.<br />

Schloss Holte-Stukenbrock


Indiepop<br />

Promotion<br />

Kodaline<br />

Wenn Steve Garrigan seinen Kopf frei kriegen<br />

will, dann springt er gerne von Klippen. „Nicht<br />

weit von Dublin gibt es einen kleinen Ort namens<br />

Howth“, sagt der Sänger der irischen Band Kodaline.<br />

„Dort, am Bailey Lighthouse, liegen ganz<br />

versteckt riesige Klippen. Von denen ins Meer zu<br />

springen ist ein großartiges Gefühl.“ Doch wenn<br />

Garrigan nicht gerade von Klippen springt, ist er<br />

zurückhaltend. Seine Antworten sind kurz, er<br />

spricht leise. „Ehrlich gesagt singe ich auch<br />

lieber, als zu reden“, bekennt er. „Es fällt mir oft<br />

schwer, Dinge zu erklären, außer ich setze mich<br />

ans Klavier und verpacke sie in einen Song.“<br />

Kodaline besteht neben Garrigan aus dem<br />

Gitarristen Mark Prendergast, Jason Boland am<br />

Bass und dem Drummer Vinny May. Gemeinsam<br />

spielen sie hymnischen Indiepop voller Pathos.<br />

Das ist zwar nicht neu, aber so gut gemacht,<br />

dass sie es auf diverse Newcomerlisten <strong>2013</strong><br />

schafften. Garrigan und Prendergast kennen sich<br />

schon aus Kindertagen und gründeten mit 15<br />

ihre erste Band. Unter dem Namen 21 Demands<br />

nahmen sie 2005 an der irischen Castingshow<br />

„You’re a Star“ teil, belegten den zweiten Platz<br />

und schafften es als erste Band ohne Plattenvertrag<br />

an die Spitze der irischen Singlecharts.<br />

„Das Problem war aber, dass unsere Musik total<br />

seelenlos war“, gibt sich Garrigan schonungslos<br />

Seelenlos war gestern: Newcomerband Kodaline aus Irland<br />

Mehr ist mehr<br />

Im echten Leben ist Steve Garrigan schüchtern.<br />

Mit seiner Band Kodaline aber macht der Ire<br />

schon jetzt Coldplay Konkurrenz.<br />

offen – und kommt plötzlich doch in Redelaune.<br />

„Deswegen lehnten wir den Plattenvertrag, der<br />

uns damals angeboten wurde, auch ab“, erzählt<br />

er. „Wir hatten einfach nicht genug Lebenserfahrung<br />

und deshalb auch nichts zu sagen.“<br />

Das änderte sich, als Garrigan und Prendergast<br />

2011 praktisch gleichzeitig von ihren<br />

Freundinnen verlassen wurden. Ihren Liebeskummer<br />

verpackten sie in Songs, die nun das Grundgerüst<br />

ihres Debütalbums „In a perfect World“<br />

bilden. Neben Trennungssongs gibt es darauf<br />

aber auch eine Menge Optimismus. „Ich versuche<br />

immer positiv zu denken“, sagt Garrigan. „Das<br />

zieht sich wie ein roter Faden durch das Album.“<br />

Das passt hervorragend zu den opulenten<br />

Songs, bei deren Arrangements die Band ganz<br />

klar dem Motto „Mehr ist mehr“ folgt. Die Songs<br />

pendeln zwischen Indie und Kommerz – und<br />

brachten ihnen schon Coldplay-Vergleiche ein.<br />

„Das ist natürlich ein Kompliment“, sagt Garrigan<br />

und ist jetzt wieder ganz schüchtern. „Coldplay<br />

sind schließlich eine der größten Bands der Welt“,<br />

ergänzt er. „Dagegen sind wir noch ein Embryo.“<br />

Nadine Lischick<br />

In a Perfect World ist Ende Juni erschienen.<br />

Foto: Sony Music<br />

Heldenhaft<br />

duschen<br />

Die Welt von ganz oben: Das AXE Jahr <strong>2013</strong><br />

steht ganz im Zeichen der Weltraummission.<br />

Zum einen mit dem abenteuerlich maskulinen<br />

Duft von AXE DEEP SPACE, mit dem Jungs wie<br />

Helden duschen, zum anderen werden sie sogar<br />

von AXE in den Weltraum geschickt. Unzählige<br />

haben sich schon beworben, doch es gibt noch<br />

eine Chance auf den letzten begehrten Platz an<br />

der AXE Apollo Space Academy (AASA) in<br />

Florida. Einfach den Code, der sich auf den AXE-<br />

Produkten befindet, auf www.axe.de eingeben<br />

und Daumen drücken. In Florida unterziehen<br />

sich fünf Auserwählte aus Deutschland, Österreich<br />

und der Schweiz im Dezember Schwerelosigkeitsflügen<br />

und Fliehkraftsimulationstests.<br />

Der Beste fliegt<br />

an der Seite eines erfahrenen<br />

Piloten in einem Zwei-Mann-<br />

Shuttle ins All und wird als Held<br />

zur Erde zurückkehren. Wer auch<br />

ohne Allflug heldenhaft duften<br />

möchte, ist mit AXE DEEP SPACE<br />

bestens bedient, denn das verbindet<br />

fein-holzige Aromen und Noten<br />

von frisch-herben Kräutern wie<br />

Kardamom und Eukalyptus. Da<br />

kommt der Tatendrang schon beim<br />

Duschen.<br />

29


Mainstreampop<br />

Tony Mortimer<br />

Foto: Steve Double<br />

Nur nichts überstürzen<br />

Mit East 17 brach Tony Mortimer (43) Verkaufsrekorde und Teenieherzen.<br />

Vorm Solodebüt musste er aber erst mal jemand loswerden: sich selber.<br />

Tony, die erste Single aus deinem Solodebüt heißt „Shake it down“. Ist das<br />

wörtlich zu nehmen, hast du etwas abzuschütteln?<br />

Tony Mortimer: Nein, es ist kein Statement. Ich habe vor ein paar Jahren<br />

mal ein Mädchen gesehen, das so gut tanzte, dass ich meinen Kopf verloren<br />

habe … Darum geht’s in dem Song.<br />

Und deshalb tanzt du im dazugehörigen Video auch selbst?<br />

Mortimer: Im Austin-Powers-Stil, ja. Ich wollte einen Look wie zu Motown-<br />

Zeiten, denn ich liebe die 60er und die Motown-Musik. Und ich wollte jubelnde<br />

Frauen! Mit dem Video habe ich mir einen Traum erfüllt. Ich habe allerdings<br />

einen Tanzlehrer gebraucht. Es ist sehr viel härter in meinem Alter.<br />

Die Hüften sind steifer?<br />

Mortimer: Nicht nur die Hüften. Alles ist steifer!<br />

Statt der Baggypants von East 17 trägst du nun Anzüge.<br />

Mortimer: Dafür habe ich 20 Jahre gebraucht! Es fühlte sich erst nicht richtig<br />

an. Aber ich mache jetzt Musik mit Orchester, und dem will ich meinen<br />

Respekt erweisen.<br />

Du hast aber auch ein schönes Duett mit Julian Lennon auf der Platte, das<br />

sehr nach den Beatles klingt.<br />

Mortimer: Julian ist da genetisch vorbelastet. Wir haben versucht, es nicht<br />

nach Beatles klingen zu lassen, aber sind absolut gescheitert.<br />

Hast du ihn nach seinem Vater John ausgefragt?<br />

Mortimer: Nein, ich hatte versprochen, ihm keine Fragen über seinen Vater<br />

zu stellen, solange er mich nicht nach meinem fragt. Julian ist ja selbst ein<br />

faszinierender Mensch und Künstler.<br />

Das Foto, das er für dein Albumcover gemacht hat, sieht nach Mondlandung<br />

aus …<br />

Mortimer: Da kann ich nicht widersprechen. Aber es ist Kunst! Und ich werde<br />

es immer in Ehren halten.<br />

Im Song „Out of the Frame“ nimmst du Abschied von einem Mr. Yesterday.<br />

Wer ist das eigentlich?<br />

Mortimer: Mein Ich von gestern – der Mensch, der ich mal war. Er war zu<br />

vertrauensvoll, zu naiv und hat sich mehr um andere gekümmert als um sich<br />

selber. Ich bin nicht mehr der kleine Junge in der Band, sondern eine reife,<br />

erwachsene Person, die sich spirituell weiterentwickelt hat. Ich musste ihn<br />

also loswerden. Ich habe meine Lektion gelernt.<br />

Bist du eigentich inzwischen verheiratet? Es gibt viele Liebeslieder auf der<br />

Platte.<br />

Mortimer: Die meisten sind meiner langjährigen Freundin gewidmet. Aber<br />

bezüglich einer Ehe will ich nichts überstürzen.<br />

Wie lang bist du denn mit deiner Freundin zusammen?<br />

Mortimer: 25 Jahre …<br />

Interview: Katja Schwemmers<br />

Songs from the Suitcase ist bereits im Handel.<br />

30


Springsteen & I<br />

Der „Boss“ und seine Fans auf der großen Leinwand!<br />

Montag, 22. Juli, Abendvorstellung<br />

cinemaxx.de<br />

/cinemaxx


Aktion<br />

Reggae<br />

Foto: Thomas Nägler<br />

The New Roses<br />

veröffentlichen<br />

Debütalbum<br />

Dass Bandnamen den Hörer auch ziemlich in<br />

die Irre führen können, beweisen The New Roses:<br />

Diese haben sich weder melancholischen<br />

Pianoballaden, noch seichtem Radiopop verschrieben<br />

– ihre Leidenschaft ist der schnörkellose,<br />

kraftvolle Rock’n’Roll mit starker amerikanischer<br />

Färbung. Oder anders: Sie fahren nicht<br />

durch die Gasse mit Kopfsteinpflaster, sondern<br />

nehmen die Route 66!<br />

Wer ihre Musik hört, verortet die fünfköpfige<br />

Band unweigerlich in den Südstaaten der USA.<br />

Doch tatsächlich haben die Jungs ihre Wurzeln<br />

im idyllischen Rheingau, wo sie seit vielen<br />

Jahren gemeinsam Musik machen. Fernab der<br />

schnelllebigen Großstadt basteln sie hier an<br />

ihrem ganz eigenen Sound, orientieren sich<br />

dabei nicht an Trends, sondern fühlen sich der<br />

Tradition des klassischen Rock’n’Roll verpflichtet<br />

– Bands wie Lynyrd Skynyrd oder ZZ Top sind<br />

zweifelsohne Brüder im Geiste. Neben dem<br />

dichten Breitwand-Gitarrensound ist es vor<br />

allem die prägnante Reibeisenstimme von<br />

Sänger Timmy Rough, die die Band unverwechselbar<br />

macht.<br />

Nachdem sie bereits im Dezember 2012 – pünktlich<br />

zum Weltuntergang – eine EP veröffentlichten,<br />

erscheint dieser Tage endlich ihr Debütalbum<br />

„Without a Trace“. Grund genug für die<br />

fünf Rüdesheimer, die beschauliche Provinz zu<br />

verlassen und ihre Songs auf ausgedehnter<br />

Deutschlandtour einem breiten Publikum zu<br />

präsentieren.<br />

kulturnews verlost fünf Exemplare des neuen<br />

Albums. Wer eines ergattern möchte, schreibt<br />

bis zum 24. 7. eine Mail mit dem Betreff „The<br />

New Roses“ an info@bunkverlag.de.<br />

Alborosie<br />

Der letzte<br />

Revoluzzer<br />

Alborosie heißt der neue Mann auf dem Reggaethron.<br />

Dabei kommt er nicht mal aus Jamaika – auch wenn er<br />

von dort anreist.<br />

Fünf Jahre und sechs Alben hat Alborosie gebraucht,<br />

um die Reggaekonkurrenz auf die Plätze<br />

zu verweisen. Dabei profitiert er sogar davon,<br />

kein Jamaikaner zu sein. Denn ist er frei von<br />

dem Druck, den Reggae immer wieder neu erfinden<br />

zu müssen. Stattdessen kultiviert er den<br />

militanten Rootssound der 80er, orientiert sich<br />

an Sly & Robbie, Black Uhuru oder Ini Kamoze<br />

– und befeuert dieses Update mit der Energie<br />

zeitgenössischer Dancehallmusik.<br />

Auch auf seinem jüngsten Album „Sound<br />

the System“ bedient Alborosie sich wieder bei<br />

den Traditionen. Er singt gemeinsam mit den<br />

32


Reggae<br />

STEVE WINWOOD<br />

European Tour <strong>2013</strong><br />

05.<strong>07</strong>. Stuttgart (www.jazzopen.com)<br />

08.<strong>07</strong>. Hamburg 14.<strong>07</strong>. Nürnberg<br />

12.<strong>07</strong>. Berlin<br />

KRIS KRISTOFFERSON<br />

European Tour <strong>2013</strong><br />

10.09. Wuppertal 12.09. Berlin<br />

11.09. Hamburg 13.09. München<br />

Foto: Martei Korlei<br />

Abyssinians, denen das Genre zeitlose Hymnen wie<br />

„Satta Massagana“ oder „Declaration of Rights“ verdankt,<br />

und reaktiviert Bob Marleys 33 Jahre altes „Zion<br />

Train“ als Duett mit dessen Sohn Ky-Mani. „Ich glaube an<br />

die revolutionäre Macht der Message, die dein Leben<br />

verändern kann“, sagt der Sänger, dessen Dreadlocks<br />

fast den Boden berühren. „Auch wenn Reggaemusiker<br />

nicht mehr wie früher gegen das System kämpfen, wirst<br />

du auf meinem neuen Album hören, dass die Revolution<br />

immer noch präsent ist.“<br />

Seit zwölf Jahren lebt Alborosie in Kingston, sammelt<br />

dort historisches Equipment aus alten Studios wie dem<br />

von King Tubby oder dem Studio One. Ausgemustertes<br />

Gerät, für das die Jamaikaner keine Verwendung mehr<br />

sahen, das der gebürtige Sizilianer aber in seiner Reggaewerkstatt<br />

restauriert und erneut benutzt. Seine Produktionen<br />

bestreitet er weitgehend allein, spielt alle Instrumente<br />

selbst, hat immer eine Melodie mehr als die<br />

Jamaikaner und arrangiert die Songs als monströs klingende<br />

Popsymbiose aus Vergangenheit und Gegenwart.<br />

Der Sound dieses sizilianischen Jamaikaners brennt –<br />

und widerlegt die Behauptung, das Genre sei tot. „Mag<br />

sein, dass das Reggaebusiness stirbt“, sagt der Mann,<br />

der eigentlich Alberto D’Ascola heißt. „Die Musik aber<br />

bleibt, sie verändert sich nur.“ Alborosie ist Teil dieser<br />

Veränderung, die vor allem außerhalb Jamaikas und insbesondere<br />

in Europa stattfindet. Mit jedem Konzert erhöht<br />

sich gerade hier die Zahl seiner Follower – auch<br />

weil er live unterstützt wird vom jamaikanischen Shengen<br />

Clan. Selbst wenn der immigrierte Alborosie diese<br />

Beglaubigung gar nicht mehr nötig hätte: Eine echte<br />

(und virtuose) jamaikanische Band gibt seinem<br />

Reggae den letzten Schliff.<br />

Helmut Philipps<br />

Sound the System ist Anfang Juli erschienen.<br />

CHIPPENDALES ®<br />

Unleashed <strong>2013</strong><br />

02.11. Chemnitz 21.11. Berlin<br />

03.11. Frankfurt/O. 22.11. Berlin<br />

05.11. Fürth 23.11. Rostock<br />

06.11. Paderborn 25.11. Neu-Isenburg<br />

<strong>07</strong>.11. Lingen 26.11. Karlsruhe<br />

08.11. Bremerhaven 27.11. Rosenheim<br />

09.11. Köln 28.11. Offenburg<br />

10.11. Stuttgart 29.11. Tuttlingen<br />

12.11. Leipzig 30.11. Regensburg<br />

13.11. Heidenheim 01.12. Cottbus<br />

14.11. Ludwigshafen 02.12. Ulm<br />

15.11. Memmingen 04.12. Oldenburg<br />

16.11. Neunburg/ 05.12. Erfurt<br />

Wald 06.12. Dresden<br />

18.11. Duisburg <strong>07</strong>.12. Dresden<br />

19.11. Hildesheim 08.12. Regensburg<br />

33


Countrypop<br />

Ilse DeLange<br />

Foto: H’Art<br />

Extraportion Sahne<br />

Ilse DeLange füllt in den Niederlanden riesige Stadien, heimst Preise in Serie ein und<br />

landet mit ihren Alben regelmäßig weit oben in den Charts. Aber kann ihr Album<br />

„Miracle“ auch den deutschen Markt knacken?<br />

Ilse, du hast mit Country deine Karriere begonnen. Dein zweites Album<br />

bestand sogar ungewöhnlicherweise ausschließlich aus Coverversionen von<br />

John Hiatt. Hat es irgendwann einen entscheidenden Anlass gegeben, weshalb<br />

du dich stärker der Popmusik zugewandt hast?<br />

Ilse DeLange: Das war keine bewusste Entscheidung. Ich habe mich nie als<br />

reine Countrymusikerin gesehen, aber mich auch nie von Country komplett<br />

getrennt. Das hat sich alles nach und nach entwickelt. Ich habe schon immer<br />

die Herausforderung geliebt und mit jedem neuen Album auch mit neuen<br />

Leuten gearbeitet. So bin ich auch von all den Songschreibern, Musikern und<br />

Produzenten, mit denen ich gearbeitet habe, beeinflusst worden. Das mag<br />

den etwas seltsamen Weg erklären, der mich von Country zu Pop, zu Blues,<br />

zu was auch immer geführt hat.<br />

Wie stark hat denn der Tod deines Vaters dein aktuelles Album beeinflusst?<br />

DeLange: Ich will nicht, dass die Menschen einen falschen Eindruck bekommen.<br />

„Miracle“ ist kein schwermütiges Album, aber es steht auf drei Säulen.<br />

„We are one“ habe ich geschrieben, als mein Vater noch lebte, aber schon<br />

schwer krank war. Er hat diesen Song geliebt. „Time will have to wait“ thematisiert<br />

hingegen den Verlust, und mit „I need for you“ habe ich schließlich<br />

einen Song für meine Mutter geschrieben, um ihr Mut zu machen.<br />

Wie bist du eigentlich wirklich, diesseits der Musikerin Ilse DeLange?<br />

DeLange: Ich bin ein sehr bodenständiger Mensch, kein Mädchen, das den<br />

Glitzer und Glamour mag. Ich kann auf den roten Teppich verzichten. Ich<br />

wollte immer Musikerin sein und als Songwriterin immer besser werden. Es<br />

geht mir nicht um Ruhm, sondern um die Kunst. Ich bin spontan und brauche<br />

Humor, aber ich bin bestimmt keine wilde Rock’n’Roll-Braut.<br />

Das könnte für einen Erfolg in Deutschland aber nützlich sein … Was erwartest<br />

du von deinem neuen Album auf dem deutschen Markt?<br />

DeLange: Für mich wäre ein Erfolg in Deutschland wundervoll. Es fühlt sich<br />

wie ein großes Abenteuer an. Klar, es ist natürlich schön, nicht davon abhängig<br />

zu sein, aber es wäre die Extraportion Sahne auf einer sowieso schon sehr<br />

gut schmeckenden Torte. Und es würde mir großen Spaß machen, dort auch<br />

mal live zu spielen.<br />

Interview: Thomas Gilbert<br />

Miracle ist bereits erhältlich.<br />

34


DAS NEUE ALBUM<br />

AM SEIDENEN FADEN<br />

ICH STEH NICHT MEHR STILL TOUR <strong>2013</strong>/2014<br />

ALLE INFOS UND TERMINE UNTER:<br />

WWW.TIMBENDZKO.DE<br />

FÜR


Tourneen<br />

Foto: India Media Group<br />

Toploader<br />

Am Anfang stand der Coverhit: Im Jahr 2000 meldeten sich Toploader mit<br />

„Dancing in the Moonlight“ erstmals prominent zu Wort. Alle Welt summte,<br />

sang und tänzelte vor der Radio mit, und den Wenigsten war bewusst, dass<br />

es sich bei diesem ausgewachsenen Ohrwurm um die Neuinterpretation<br />

eines Songs der Band King Harvest handelte. Oder es war einfach allen<br />

gleich, weil die Version des britischen Quintetts so unverschämt gute Laune<br />

verströmte. In der Folgezeit und mit einem ebenfalls äußerst erfolgreichen<br />

zweiten Album verschwanden „Dancing in the Moonlight“ und weitere Hits<br />

wie „Some Kind of wonderful“ zwar nicht aus dem Radio, doch war die Band<br />

selbst immer weniger präsent, bis sie sich im Jahr 2003 schließlich auflöste.<br />

Sechs Jahre später waren Toploader überraschend zurück. Auf „Only human“,<br />

dem einzigen Album seit der Wiederauferstehung, krempelten Toploader ihren<br />

Sound auf zeitgenössische Weise um, ohne dabei ihr Erbe zu verleugnen. Sie<br />

haben sich ihren typischen Britsound bewahrt, diesen allerdings an einen<br />

zeitgenössischen Popbegriff angelehnt: satte Instrumentierung, tragende Melodien,<br />

anschmiegsames Songwriting. Dafür dürfte nicht zuletzt Produzent<br />

Danton Supple verantwortlich gezeichnet haben, der bereits für Morrissey und<br />

Coldplay am Werk war. Und eben diesen großflächigen Popsound – ganz<br />

bestimmt nebst den alten Lieblingen – stellen Toploader nun live vor.<br />

6. 10. Hamburg – 7. 10. Leverkusen – 9. 10. Baienfurth –<br />

13. 10. Karlsruhe – 15. 10. Frankfurt – 16. 10. Dortmund<br />

Foto: Antikulturnews<br />

präsentiert<br />

die besten Tourneen<br />

The Milk Carton Kids<br />

Die Songs des Indiefolkduos The Milk Carton Kids sind von zerbrechlicher<br />

Schönheit. Man lauscht dem zweistimmigen Gesang und Gitarrenspiel von<br />

Kenneth Pattengale und Joey Ryan still und andächtig, weil man bangt,<br />

die entschleunigte Idylle zu verscheuchen, wenn man sich rührt. Die beiden<br />

haben die Gabe, einen mit zarten Melodien und cleveren<br />

Gesangsschlenkern in ihren Bann zu ziehen.<br />

8. 9. Hamburg – 9. 9. Frankfurt – 11. 9. Köln – 12. 9. München<br />

Alison Moyet<br />

Mit ihrem ersten Album seit sechs Jahren macht die britische Musikerin<br />

Alison Moyet einen Schritt zurück – dorthin, wo sie Anfang der 1980er<br />

als eine Hälfte des Synthpopduos Yazoo die Menschen mit fein gesponnenen,<br />

elektronischen Klängen zum Tanzen animierte. Ob das funktioniert?<br />

Und wie! Moyet erweitert den digitalen Sound um einen düsteren<br />

Touch und lässt ihm eine gewisse Rastlosigkeit angedeihen, obwohl sie<br />

ihn ruhiger arrangiert. Moyet hat eindeutig dazu gelernt.<br />

16. 9. Berlin – 17. 9. Stuttgart – 18. 9. Hannover – 21. 9. Offenbach<br />

– 24. 9. Hamburg – 25. 9. Köln<br />

Foto: A.S.S. Concerts<br />

36


Tourneen<br />

Foto: Blanko Musik<br />

FREITAG, 05.<strong>07</strong>.<strong>2013</strong><br />

Ringsgwandl<br />

Nimmt man sein neues Album zum Maßstab, dann geht es<br />

auf Georg Ringsgwandls Tour kaum um Gott, wenig um<br />

die Welt – aber um alles zwischen Zeugung und Abgang.<br />

SAMSTAG, 06.<strong>07</strong>.<strong>2013</strong><br />

Georg, auf „Mehr Glanz!“ geht's<br />

vor allem um zwischenmenschliche<br />

Katastrophen und gesellschaftspolitische<br />

Abgründe. Was<br />

nervt dich mehr: verkorkste<br />

Beziehungen oder eine verkorkste<br />

Welt?<br />

Georg Ringsgwandl: Beides zusammen<br />

– das ist echt hart. Aber<br />

wenn du dich wenigstens aus<br />

einer verkorksten Welt in eine<br />

gute Beziehung retten kannst<br />

oder aus einer verkorksten<br />

Beziehung in eine gute Welt,<br />

dann passt’s schon.<br />

Wenn du deinem eigenen Leben<br />

noch mehr Glanz verleihen wolltest:<br />

An welchem Punkt müsstest<br />

du mit der Polierwatte ansetzen?<br />

Ringsgwandl: Bei meinem Bindegewebe.<br />

Dann bräuchte es eine<br />

intensive Gentherapie, die Nase<br />

wäre dran – ach, eigentlich alles<br />

vom Scheitel bis zur Sohle. Das<br />

ist blöd, wenn du Mediziner bist,<br />

da schaust du überall ganz genau<br />

hin.<br />

habe den Tod schon auf meinem<br />

ersten Album thematisiert und<br />

halte mich auch nicht für besonders<br />

depressiv. Ein gutes Album<br />

braucht eben ein großes Stimmungsspektrum<br />

– von der<br />

Zeugung bis zur Beerdigung. Ich<br />

war ja mit 18 lange im Lungensanatorium<br />

und bin da knapp am<br />

Abgrund vorbeigesegelt. Das<br />

schärft das Bewusstsein für den<br />

Wert des Lebens.<br />

Ich zitiere aus „I hob nur di“:<br />

„Nicht mal die Linke freut sich,<br />

wenn ich Wahlkampf mach für<br />

sie …“ Gesetzt, man fragte ihn:<br />

Für wen würde Georg<br />

Ringsgwandl in den kommenden<br />

Wochen Wahlkampf machen?<br />

Ringsgwandl: Für gar keine<br />

Partei. Vielleicht bin ich ja auch<br />

zu blöd dafür, die Unterschiede<br />

zwischen Parteien zu erkennen,<br />

aber so lange es nur darum geht,<br />

welche Abfallverordnung gilt,<br />

muss ich da nicht mitmischen.<br />

Interview: Ron Haller<br />

SONNTAG, <strong>07</strong>.<strong>07</strong>.<strong>2013</strong><br />

Den vorbehaltslosen Wohlfühlsong<br />

sucht man bei dir vergeblich,<br />

dafür gibt’s jetzt sogar<br />

Todesahnungen („Der Winter<br />

geht“). Geht das noch als Midlifekrise<br />

durch, oder ist das schon<br />

die Altersdepression?<br />

Ringsgwandl: Weder noch. Ich<br />

kulturnews präsentiert<br />

18. 7. München – 19. 7.<br />

Nürnberg – 30. 7. Würzburg –<br />

24. 8. Vellmar<br />

(weitere Termine ab Oktober)<br />

Mehr Glanz ist im Juni erschienen.<br />

37


Tourneen<br />

Foto: X-Why-Z<br />

A Place To Bury Strangers<br />

Bei A Place To Bury Strangers entspinnt sich eine einnehmende Dynamik:<br />

Auf der Oberfläche verzahnt das Trio zunächst einmal härtere Spielarten von<br />

Noiserock bis Postpunk, doch die Brooklyner entlehnen fein gewirkte Songstrukturen<br />

aus Shoegaze und Psychedelia. So überführen sie ihre Musik in<br />

elektronisch verhangene Trancezustände, denen dennoch die Kraft und die<br />

Schwere von Gitarrenwänden und Schlagzeuggewittern innewohnt.<br />

16. 9. Köln – 18. 9. Münster – 23. 9. Berlin – 26. 10. München<br />

The New Roses<br />

The New Roses mögen zwar aus dem provinziellen Rheinland kommen,<br />

doch ihr muskulös gespielter Rock hält sich mit Zurückhaltung oder der<br />

kleinen Geste gar nicht erst auf. Ihre nach der Band benannte Debüt-EP<br />

bietet die Art von überschwänglichen Songs, die sich im selbstbewussten<br />

Gestus vor Größen des klassischen Rock’n’Roll und der metallastigen<br />

Rockmusik verneigen. Nein, The New Roses klingen nicht nach Provinz –<br />

sie klingen nach Rockgeschichte.<br />

3. 10. Köln – 11. 10. Lübeck – 12. 10. Hamburg – 17. 10. Berlin –<br />

18. 10. Northeim – 19. 10. Ewersbach – 24. 10. Frankfurt – 26. 10.<br />

Klingental – 31. 10. Hamminkeln<br />

Foto: Eugenio Mazzinghi<br />

Foto: Bukee PR<br />

Foto: Heiko Landkammer<br />

Tarja<br />

Eine schier endloser Atem und eine Stimme, die in den kraftvollen Höhen<br />

Glas zerschneiden könnte – das ist es, was Tarja Turunen auszeichnet.<br />

Bekannt wurde die Finnin als Sängerin der Metalband Nightwish, heute<br />

wandelt sie auf Solopfaden. Geblieben sind die langgezogenen, durch<br />

Tarjas Gesang getragenen Melodiebögen ebenso wie das schwere Gerät,<br />

das im scheinbaren Kontrast zum opernhaften Gesang der Musikerin<br />

steht und so eine erhabene Spannung erzeugt.<br />

19. 10. Berlin – 22. 10. Hamburg – 23. 10. Dortmund – 25. 10.<br />

Karlsruhe – 26. 10. München – 30. 10. Nürnberg – 1. 11. Leipzig –<br />

2. 11. Köln – 23. 6. Hamburg – 24. 6. Köln – 26. 6. Nürnberg<br />

Maxim<br />

Der Wahlkölner Maxim gehört zu den Musikern, die die Grenze zwischen<br />

dem Singer/Songwriter-Genre und HipHop verwischen. Auf der Folie eigener<br />

Erfahrungen schreibt er Texte, an die man gut andocken kann, die dank<br />

seiner persönlichen Art, Themen aufzuarbeiten, eine individuelle Note aber<br />

nicht vermissen lassen. Maxim ist urban, er ist ein Songschreiber, ein<br />

Geschichtenerzähler, er ist sogar ein wenig Pop. Und vor allem er selbst.<br />

16. 10. Dresden – 17. 10. Bochum – 19. 10. Bremen – 20. 10.<br />

Berlin – 21. 10. Hamburg – 22. 10. Münster – 23. 10. Hannover –<br />

26. 10. Weinheim – 27. 10. Frankfurt – 28. 10. Stuttgart – 29. 10.<br />

Saarbrücken – 30. 10. Köln<br />

38


Tourneen<br />

PRÄSENTIERT:<br />

11.<strong>07</strong>. München, Tollwood Festival | & SQUADRA LEONE<br />

13.<strong>07</strong>. Gaggenau, Benzplatz | & TOM LÜNEBURGER<br />

02.08. Weilburg, Festplatz | & BOSSE, KOMETEN, FEDORA<br />

03.08. Berlin, 94,3 RS2 Sommerfestival<br />

Stars in Town<br />

10.08. Rottenburg, Eugen-Bolz-Platz | & TOM LÜNEBURGER<br />

<br />

22.08. Bochum/ Witten, Zeltfestival Ruhr ZUSATZKONZERT<br />

23.08. Bochum/ Witten, Zeltfestival Ruhr AUSVERKAUFT!<br />

31.08. Jüchen, Red Hot Open Air Gelände | & BOSSE & D. Maaßen<br />

01.09. Oelde, Waldbühne | & & TOM LÜNEB. AUSVERKAUFT!<br />

06.09. Magdeburg, Domplatz | zusammen mit SILLY<br />

<br />

Runrig<br />

Runrig sind seit 40 Jahren im Geschäft – und feiern dieses<br />

außergewöhnliche Jubiläum mit einem 6-CD-Boxset<br />

und einer Tour. Kleines Porträt eines großen Phänomens.<br />

Foto: prknet.de<br />

Das neue Album „Kraniche“<br />

inkl. der Single „Schönste Zeit“<br />

überall im Handel<br />

16.08. Hamburg (Zusatzkonzert)<br />

17.08. Berlin<br />

05.09. Leipzig (Benefiz)<br />

06.09. Magdeburg<br />

<strong>07</strong>.09. Bergen (Rügen)<br />

TOUR <strong>2013</strong>/14<br />

09.08. Bonn<br />

18.08. Bochum<br />

10.12. Neu-Isenburg<br />

11.12. Würzburg<br />

13.12. Chemnitz<br />

14.12. Leipzig<br />

15.12. Hannover<br />

18.12. Rostock<br />

20.12. Wilhelmshaven<br />

21.12. Hamburg<br />

08.02. Augsburg<br />

09.02. Saarbrücken<br />

15.02. Göttingen<br />

"KOPF AN KOPF" TOUR <strong>2013</strong><br />

Das neue Album "KOPF AN KOPF"<br />

inkl. der Single "DEINE STÄRKEN"<br />

überall im Handel<br />

WEITER AUF TOUR VOm<br />

19.11.-<strong>07</strong>.12.<strong>2013</strong><br />

FESTIVALS <strong>2013</strong><br />

19.<strong>07</strong>. Deichbrand<br />

20.<strong>07</strong>. das FEST<br />

21.<strong>07</strong>. Serengeti Festival<br />

03.08. Big Day Out<br />

10.08. Open Flair<br />

17.08. Braunschweig<br />

<strong>07</strong>.09. DeutschPoeten<br />

&<br />

Es scheint zu stimmen, dass<br />

das raue schottische Wetter<br />

abhärtet, denn die Folkrocker von<br />

Runrig konnte in ihrer langen<br />

Karriere noch nichts umhauen. Es<br />

ist jedenfalls sehr selten, dass<br />

eine Band jahrzehntelanges<br />

Musizieren so unbeschadet übersteht.<br />

„Wir stellen die Musik immer<br />

über den einzelnen Musiker“,<br />

erzählt der Perkussionist Calum<br />

McDonald. „Unsere Einheit war<br />

immer größer als die Summe der<br />

Einzelteile. Außerdem haben wir<br />

stets versucht, ehrlich miteinander<br />

umzugehen – und wir wollten<br />

nie einem Rock’n’Roll-Klischee<br />

entsprechen.“ Rock’n’Roll ist auch<br />

nicht das Erste, das einem bei<br />

Runrig in den Sinn kommt. Calum<br />

gründete die Band mit seinem<br />

Bruder Rory und dem Schulfreund<br />

Blair Douglas, ihr Debüt<br />

sangen sie einst komplett auf<br />

Gälisch. Auf jüngeren Alben experimentierte<br />

man mit Dancebeats<br />

und Weltmusik. Größter Hit der<br />

Band bleibt aber ihre erste Single<br />

„Loch Lomond“: Der Mitsingsong<br />

gilt in Schottland als inoffizielle<br />

Nationalhymne.<br />

„Riggies“, sind auch in Deutschland<br />

hochaktiv und bei jedem<br />

Konzert dabei. So viel kultische<br />

Verehrung ist nicht selbstverständlich,<br />

gerade wenn man sich<br />

die Bandgeschichte anschaut.<br />

Mitglieder kamen und gingen,<br />

1998 wurde sogar ein neuer<br />

Sänger angeheuert: Bruce Guthro,<br />

ein Kanadier. „Schau, wir Kanadier<br />

sind multikulturell. Nova<br />

Scotia, wo ich herkomme, heißt ja<br />

Neu-Schottland; meine Oma<br />

konnte besser gälisch als englisch“,<br />

grinst der Sänger. „Ich<br />

fühle mich verwandt mit den<br />

Runrig-Kumpels.“<br />

Wahrscheinlich ist es diese<br />

Seelenverwandtschaft und ihr<br />

Traditionsbewusstsein, das Runrig<br />

für viele zum Fels in der musikalischen<br />

Brandung macht. Und das<br />

wird sich auch nicht so bald<br />

ändern. Darauf kann man schon<br />

mal einen 40-jährigen Single Malt<br />

heben.<br />

Michael Schock &<br />

Matthias Wagner<br />

27. 7. Singen – 26. 7. Loreley<br />

– 27. 7. Hamburg<br />

DAS ALBUM<br />

„LIEBE IST MEINE RELIGION“<br />

ÜBERALL IM HANDEL<br />

OPEN AIR <strong>2013</strong>:<br />

13.<strong>07</strong>. 360 Grad<br />

20.<strong>07</strong>. Deichbrand<br />

02.08. Parklichter<br />

17.08. Zeltfestival Ruhr<br />

18.08. Highfield<br />

31.08. Hit Radio Antenne<br />

<strong>07</strong>.09. Burg Ziesar<br />

MATZE KNOP<br />

15.08. Rottweil<br />

01.09. Meiningen<br />

17.09. Ingolstadt<br />

18.09. AT-Kufstein<br />

19.09. AT-Dornbirn<br />

20.09. IT-Bruneck<br />

21.09. Regensburg<br />

10.10. Wolfsburg<br />

11.10. Oberhausen<br />

12.10. Kevelaer<br />

13.10. Bonn<br />

15.10. Aschaffenburg<br />

16.10. Trier<br />

TOUR 2014:<br />

21.02. Würzburg<br />

23.02. Dresden<br />

24.02. Magdeburg<br />

25.02. Erfurt<br />

27.02. Leipzig<br />

28.02. München<br />

WINGENFELDER<br />

14.11. Bremen<br />

15.11. Stralsund<br />

16.11. Reußenkööge/<br />

Bredstedt<br />

17.11. Hamburg<br />

20.11. Lübeck<br />

21.11. Braunschweig<br />

22.11. Magdeburg<br />

23.11. Leipzig<br />

26.11. Kassel<br />

27.11. Wilhelmshaven<br />

29.11. Osnabrück<br />

RYAN SHERIDAN<br />

22.09. Nürnberg<br />

08.10. Augsburg<br />

09.10. CH-Basel<br />

10.10. CH-Zürich<br />

13.10. Ravensburg<br />

22.10. Köln<br />

30.10. Freiburg<br />

TOM LÜNEBURGER<br />

PLATZHIRSCHE - TOUR <strong>2013</strong><br />

17.10. Aachen<br />

18.10. Essen<br />

19.10. Düsseldorf<br />

26.10. Zwickau<br />

29.10. Reutlingen<br />

30.10. Ravensburg<br />

LIEBE IST MEINE REBELLION<br />

01.03. Stuttgart<br />

02.03. Saarbrücken<br />

04.03. Frankfurt<br />

05.03. Mannheim<br />

<strong>07</strong>.03. Hannover<br />

08.03. Hamburg<br />

31.10. Frankfurt<br />

02.11. Bamberg<br />

03.11. Zwickau<br />

21.11. Oldenburg<br />

22.11. Stade<br />

28.11. Gladbeck<br />

30.11. Minden<br />

LIGHTS - TOUR <strong>2013</strong><br />

31.10. Freiburg<br />

01.11. Kaiserslautern<br />

02.11. Fulda<br />

06.11. Paderborn<br />

<strong>07</strong>.11. Münster<br />

08.11. Hamburg<br />

09.03. Berlin<br />

11.03. Rostock<br />

12.03. Bremen<br />

13.03. Dortmund<br />

15.03. Köln<br />

SELBSTAUSLÖSER - TOUR <strong>2013</strong> & 2014<br />

30.11. Erfurt<br />

01.12. Berlin<br />

03.12. Stuttgart<br />

04.12. München<br />

06.12. Finnentrop<br />

<strong>07</strong>.12. Bocholt<br />

08.12. Bielefeld<br />

10.12. Frankfurt<br />

11.12. Saarbrücken<br />

12.12. Bochum<br />

13.12. Köln<br />

14.03.2014 Hannover<br />

THE DAY YOU LIVE FOREVER<br />

TOUR <strong>2013</strong><br />

<strong>07</strong>.10. Hamburg<br />

08.10. Berlin<br />

09.10. Bremen<br />

10.10. Braunschweig*<br />

14.10. Leipzig<br />

15.10. München<br />

16.10. Kempten<br />

17.10. Stuttgart*<br />

21.10. Stuttgart<br />

23.10. Bochum<br />

24.10. Frankfurt/Main<br />

25.10. Düsseldorf<br />

26.10. Köln<br />

28.10. Braunschweig<br />

29.10. Hannover<br />

11.10. Erfurt 19.10. CH-Zürich<br />

DAS ALBUM „THE DAY YOU LIVE FOREVER“ ÜBERALL IM HANDEL *Ausverkauft<br />

01.12. Paderborn<br />

10.12. Halle<br />

11.12. Kelsterbach<br />

12.12. Saarbrücken<br />

13.12. Hamburg<br />

14.12. Essen<br />

09.11. Friedeburg<br />

12.11. Cottbus<br />

13.11. Dresden<br />

14.11. Erfurt<br />

15.11. Osnabrück<br />

27.11. Hannover<br />

&<br />

Doch das Phänomen Runrig ist<br />

nicht nur auf schottische Pubs<br />

begrenzt. Ihre treuesten Fans, die<br />

Stepping down the glory Road<br />

(The Chrysalis Years 1988–<br />

1996) ist Ende Juni erschienen.<br />

39<br />

Das Debut-Album<br />

„Heute Ist Für Immer“<br />

überall im Handel!<br />

02.11. Bremen<br />

03.11. Münster<br />

<strong>07</strong>.11. Freiburg<br />

08.11. Stuttgart<br />

09.11. München<br />

13.11. Frankfurt<br />

15.11. Köln<br />

16.11. Bielefeld<br />

17.11. Dortmund<br />

19.11. Saarbrücken<br />

20.11. Mannheim<br />

21.11. Göttingen<br />

22.11. Dresden<br />

23.11. Cottbus<br />

28.11. Leipzig<br />

29.11. Hannover<br />

Tickets: undercover.de<br />

HEUTE IST FÜR IMMER - TOUR <strong>2013</strong><br />

30.11. Berlin<br />

13.12. Rostock<br />

14.12. Hamburg


Tourneen<br />

Youn Sun Nah &<br />

Ulf Wakenius<br />

Welch eine feine Geschichte: Ein Schwede trifft auf einem dänischen<br />

Festival auf eine Frankokanadierin, hilft ihr nach einigem musikalischen<br />

Beschnuppern, ihr nächstes Album aufzunehmen, und, ta-dah:<br />

Die Jazzsängerin Youn Sun Nah wird von der Szene hofiert. Und das<br />

mit Recht, denn wenn sie zum federleichten, geradezu tänzerisch<br />

anmutenden Gitarrenspiel von Ulf Wakenius feinsinnig zwischen<br />

Flüstern und Krächzen phrasiert, kann diese musikalische Union<br />

kaum mehr infrage gestellt werden.<br />

22. 10. Berlin – 24. 10. Friedrichshafen – 25. 10. Darmstadt –<br />

26. 10. Hamburg – 27. 10. Kiel – 29. 10. Mannheim – 30. 10.<br />

Karlsruhe – 31. 10. Lörrach – 1. 11. München – 3. 11. Köln –<br />

4. 11. Düsseldorf<br />

Texas<br />

Songs wie „Say what you want“ und „I don’t want a Lover“ brachten Texas<br />

über 30 Millionen Plattenverkäufe und einen festen Platz in der<br />

Popgeschichte nicht nur ihrer schottischen Heimat ein. Im 25. Jahr nach<br />

der Gründung beenden Texas nun eine mehrjährige Pause und kehren<br />

prompt mit einem neuen Album zurück. Auch auf „The Conversation“ stehen<br />

filigrane Popmelodien und die sich elegant treibenlassende Stimme<br />

von Sharleen Spiteri (Foto) im Mittelpunkt.<br />

30. 10. Köln – 31. 10. Berlin – 2. 11. München<br />

Foto: Mary McCartney<br />

Foto: Jim Rakete<br />

Foto: Khaled Awad & Constantin Rieß<br />

Foto: Karsten Jahnke<br />

Deep Purple<br />

Für die Tour zu ihrem ersten Studioalbum seit acht Jahren haben sich<br />

die Hardrockikonen Deep Purple etwas Würdiges einfallen lassen: Die<br />

Konzerte der Briten werden durch einen weiteren Altmeister eröffnet,<br />

und zwar von niemand Geringerem als Peter Frampton, der allein von<br />

seinem Album „Frampton comes alive“ über 16 Millionen Einheiten verkaufte.<br />

Deep Purple werden auf ihrer Tour ein Feuerwerk aus alten Hits<br />

und Songs ihres neuen Albums „Now what ?! Deep ?urp!e“ zünden.<br />

22. 10. Dresden – 24. 10. Erfurt – 25. 10. Regensburg – 26. 10.<br />

Berlin – 29. 10. Düsseldorf – 31. 10. Stuttgart – 1. 11. Dortmund –<br />

2. 11. Mannheim<br />

Tonbandgerät<br />

Mit ihrer jugendlich-unschuldigen Art hat die Hamburger Band Tonbandgerät<br />

sowohl etliche Fans als auch die Jury des New Music Award 2012 für sich<br />

gewonnen. Mit der Auszeichnung im Rücken können sie nun noch befreiter<br />

und unverspannter aufspielen: Deutsch gesungene Texte gesellen sich zu luftigen<br />

Popsongs, die stets auch einen Hauch Schwere mit sich bringen.<br />

2. 11. Bremen – 3. 11. Münster – 7. 11. Freiburg im Breisgau – 8. 11.<br />

Stuttgart – 9. 11. München – 13. 11. Frankfurt – 15. 11. Köln – 16. 11.<br />

Bielefeld – 17. 11. Dortmund – 19. 11. Saarbrücken – 20. 11.<br />

Mannheim – 21. 11. Göttingen – 22. 11. Dresden – 23. 11. Cottbus –<br />

28. 11. Leipzig – 30. 11. Berlin – 13. 12. Rostock – 14. 12. Hamburg<br />

40


Tourneen<br />

Aktion<br />

Foto: Wizard Promotions<br />

Donavon<br />

Frankenreiter<br />

Welch ein Glückspilz: Der Surfer und Folkpopper<br />

Donavon Frankenreiter (40) hat Familie, ein Haus auf<br />

Hawaii, sein eigenes Label – und den buschigsten<br />

Schnauzer seit Nietzsche. Wie wär’s mit einer Rasur?<br />

Nick Cave & The Bad Seeds<br />

Tickets für das<br />

Greenville Festival<br />

zu gewinnen<br />

Foto: Cat Stevens<br />

Donavon, wie oft musstest du<br />

eigentlich schon die Schreibweise<br />

deines Vornamens korrigieren?<br />

Donavon Frankenreiter: Noch<br />

nie. Weil ihn noch nie jemand<br />

buchstabiert hat.<br />

Und was haben sich deine Eltern<br />

dabei gedacht, als sie O und A<br />

vertauschten?<br />

Frankenreiter: Sie wollten wohl<br />

verhindern, dass man mich mit<br />

dem Hurdy Gurdy Man (= Donovan<br />

Leitch, die Red.) verwechselt.<br />

Deine Söhne heißen Ozzy und<br />

Hendrix. Warum nicht Wilson<br />

(wie die Beach Boys) und Dick<br />

(wie Surfrocker Dale)?<br />

Frankenreiter: Weil ich Jimi<br />

Hendrix liebe und meine Frau den<br />

Namen Ozzy. Aber Dick und<br />

Wilson sind natürlich großartige<br />

Musiker!<br />

2010 hast du die renommierte Firma<br />

Lost Highway Records verlassen.<br />

Wer hat denn wem gekündigt?<br />

Frankenreiter: Ich bin gegangen,<br />

um mein eigenes Label zu gründen.<br />

… und hast jetzt den ganzen<br />

Ärger höchstselbst am Hals.<br />

Frankenreiter: Ja, aber ich liebe<br />

die Herausforderung – und kann<br />

aufnehmen, was ich will, tun,<br />

was ich möchte, und das alles<br />

ohne Termindruck.<br />

Auf deinem aktuellen Album gibt<br />

es die Songzeile „I believe the<br />

world could be fine if we could all<br />

sing the same lullaby“. Das klingt<br />

auf ähnlich sympathische Weise<br />

naiv wie einst John Lennons „All<br />

you need is love“. Hat er dabei<br />

Pate gestanden?<br />

Frankenreiter: Nicht bei dieser<br />

Zeile. Aber generell inspiriert er<br />

mich sehr. John Lennon ist einer<br />

meiner ewigen Lieblinge.<br />

Bei Amazon kostet ein Exemplar<br />

deines 1997er-Albums mit der<br />

Band Sunchild knapp 200 Dollar.<br />

Hast du noch einige Kisten davon<br />

im Keller, für schlechte Zeiten …?<br />

Frankenreiter: Ich besitze kein<br />

einziges Exemplar mehr. Und hoffentlich<br />

gibt niemand je 200<br />

Dollar dafür aus. Wenn du ein<br />

bisschen suchst, findest du das<br />

Album sicher irgendwo kostenlos<br />

im Netz – wie den Rest der Musik<br />

auch …<br />

Wie viel Geld muss ich eigentlich<br />

auf den Tisch legen, damit du dir<br />

den Schnauzbart abrasierst?<br />

Frankenreiter: Spende eine<br />

Million Dollar an irgendeine Wohltätigkeitsorganisation,<br />

und ich<br />

rasier ihn ab!<br />

Interview: Matthias Wagner<br />

28. 7. München – 1. 8. Berlin –<br />

2. 8. Köln – 4. 8. Hamburg<br />

„Hear it. Feel it. Be it.“: So lautet das Motto des Greenville Festivals, das<br />

vom 26. 7. an drei Tage lang das beschauliche Paaren im Glien nahe Berlin<br />

in ein Mekka für geschmacksoffene Musikliebhaber verwandeln wird.<br />

DJ-Legende Westbam trifft dort auf die Elektropunker Frittenbude, und<br />

Reggaestar Gentleman auf die Alternativerocker Fall Out Boy.<br />

Außerdem gibt es zwei exklusive Konzerte: Der Pop-noir-Romantiker<br />

Nick Cave und die Britrocker Kaiser Chiefs bespielen dieses Jahr in<br />

Deutschland ausschließlich das Greenville. Ein beeindruckendes Line-up<br />

für ein Festival, das im vergangenen Jahr zum ersten Mal stattfand.<br />

Die rund 10 000 „Greenvillianer“ können dabei – etwa durch das<br />

Spenden ihres Flaschenpfands – eine Reihe engagierter Partner unterstützen,<br />

diesmal unter anderem Viva con Agua, Amnesty International<br />

und Peta2, die Jugendkampagne von Peta.<br />

kulturnews verlost 2 x 2 Festivaltickets. Um teilzunehmen, einfach<br />

bis zum 19. 7. eine E-Mail mit dem Betreff „Greenville Festival" an<br />

info@bunkverlag.de senden. Viel Glück!<br />

Das komplette Programm und weitere Infos gibt es unter<br />

www.greenvillefestival.com<br />

41


Tourneen<br />

Jupiter Jones<br />

Seit Jupiter Jones 2011 den Song „Still“ veröffentlichten, geht es für<br />

die Jungs aus der Eifel steil bergauf. Den Punk haben die Echo-<br />

Gewinner mittlerweile hinter sich gelassen, heute dominieren melancholische<br />

Töne und nachdenkliche Texte den Deutschrock der Band.<br />

Im letzten Jahr feierten sie bereits ihr zehnjähriges Bandjubiläum – und<br />

trotzdem könnten Jupiter Jones gerade erst am Anfang stehen.<br />

6. 11. München – 7. 11. Nürnberg – 8. 11. Stuttgart – 9. 11.<br />

Wiesbaden – 10. 11. Dortmund – 13. 11. Hannover – 14. 11.<br />

Dresden – 15. 11. Berlin – 16. 11. Saarbrücken – 20. 11. Freiburg –<br />

21. 11. Bielefeld – 22. 11. Hamburg<br />

Foto: Ben Wolf<br />

Status Quo<br />

Nach 50 Jahren Bandgeschichte und 120 Millionen verkaufter Platten<br />

haben sich die legendären Boogierocker Status Quo noch immer nicht<br />

ausreichend ausgetobt: Unter dem Titel „Bula Quo!“ werden die Briten<br />

nicht nur erneut auf Tour kommen, sondern auch in einem Kinofilm zu<br />

sehen sein. Dass zu diesem Zweck neben Klassikern auch neu eingespielte<br />

Songs stehen werden, scheint für das Quintett um Francis Rossi<br />

(Foto r.) und Rick Parfitt (Foto l.) eine angenehme Selbstverständlichkeit<br />

zu sein.<br />

7. 11. Chemnitz – 8. 11. Berlin – 9. 11. Hannover – 12. 11.<br />

Hamburg – 13. 11. Dortmund – 15. 11. Kempten (Allgäu) – 16. 11.<br />

Hof – 18. 11. Rostock – 19. 11. Leipzig – 22. 11. Bielefeld –<br />

23. 11. Heilbronn<br />

Foto: FKP Scorpio<br />

Aktion<br />

Pflänzchen für<br />

Partybienen<br />

Draußen summt und brummt es, doch der Frieden täuscht:<br />

Die Zahl der Bienenvölker geht immer weiter zurück, denn<br />

die schwarz-gelben Brummer finden durch Monokulturen<br />

kaum mehr genug Nahrung. Das ist nicht nur deshalb heikel,<br />

weil Bienen rund drei Viertel unserer Kulturpflanzen bestäuben,<br />

sondern auch, weil es ohne Bienen keinen leckeren<br />

Honig gäbe – und damit auch keinen Jack Daniel’s Tennessee<br />

Honey. Jack Daniel’s möchte den fleißigen Bienchen deshalb<br />

etwas Gutes tun und startet eine Seedbombing-Initiative: Die<br />

kleinen Bällchen aus Humus und Tonpulver enthalten reichlich<br />

Samen bienenfreundlicher Blumen und werden in<br />

Gärten, am Straßenrand, auf Verkehrsinseln oder dem eigenen<br />

Balkon ausgesetzt und sorgen für schöne Blumen und<br />

glückliche Brummer. Darauf stößt man am besten mit einem<br />

Glas Tennessee Honey an: pur, auf Eis oder gemixt mit Ginger<br />

Ale oder Tonic.<br />

kulturnews und Jack Daniel’s verlosen 3 x 1 Flasche Jack<br />

Daniel’s Tennessee Honey inklusive eines Beutels Seedbombs.<br />

Um teilzunehmen, einfach bis 24. Juli eine E-Mail mit<br />

dem Betreff „kulturnews Jack Daniel’s“ an info@bunkverlag.de<br />

schreiben. Teilnahme ab 18.<br />

Mehr Infos gibt es auf www.jackdaniels.de.<br />

www.massvoll-geniessen.de


Tourneen<br />

Konzerttipp<br />

The Puppini Sisters<br />

Lounge, Bar, Swing – plus Puppini Sisters<br />

Auf ihrem aktuellen Album „Hollywood“ ehren die italienisch-britischen<br />

Puppini Sisters klassische Filmsongs.<br />

The B-52s<br />

Die US-Funpopper B-52s sind schon seit Jahrzehnten im<br />

Geschäft. Doch von Nostalgie hält Sängerin Kate Pierson<br />

gar nichts.<br />

Foto: Pieter van Hattem<br />

Wie gemacht dafür war natürlich „Diamonds are a Girl’s best Friend”,<br />

das von Marilyn Monroe in „Blondinen bevorzugt“ unsterblich gemacht<br />

wurde. Bei den Puppinis wird der Song zur quirligen, fröhlichen Nummer –<br />

die sie trotzdem in Moll singen, um dem Stück einen subversiven, sinisteren<br />

Anstrich zu geben. Auch Allzeithits wie „Good Morning“ oder „Moon<br />

River“ setzen die Damen glamourös und passgenau in Szene.<br />

Im Rahmen einer Frankfurter Infoveranstaltung<br />

zum Women of the<br />

World Festival 2014 wird das<br />

A-cappella-Trio die Stücke im<br />

Oktober live singen. Unter dem<br />

Motto „Lounge, Bar, Swing<br />

and the Puppini Sisters”<br />

werden sie im Ballsaal des<br />

wunderschön restaurierten<br />

Palais ein Sonderkonzert geben –<br />

und so im angemessen eleganten<br />

Rahmen die goldenen Jahre<br />

des Swings aufleben lassen.<br />

24. 10. Palais, Frankfurt<br />

Kate, wurdet ihr eigentlich je<br />

wegen eures hohen Spaßfaktors<br />

belächelt?<br />

Kate Pierson: O ja, denn wenn<br />

du es genau betrachtest, haben<br />

eine Menge Bands überhaupt<br />

keinen Humor, keine Selbstironie.<br />

Das ganze Rockgeschäft ist da<br />

sehr altbacken maskulin eingestellt,<br />

es ist alles ernster Kram,<br />

jeder nimmt sich total wichtig.<br />

Wir setzen uns lieber Perücken<br />

auf und haben unseren Spaß<br />

damit. Die Comedy hat einen<br />

höheren Stellenwert in der Kunst<br />

verdient.<br />

Eure Shows sind bunt und verrückt,<br />

es gibt ein Livealbum.<br />

Kann eine Aufnahme die<br />

Atmosphäre der Shows überhaupt<br />

transportieren?<br />

Pierson: Schon. Bei den Aufnahmen<br />

zu „With the wild<br />

Crowd!“ hatten wir wirklich eine<br />

wilde Meute als Publikum. Das<br />

war ein Heimspiel in Athens,<br />

Georgia, wo wir unsere Karriere<br />

gestartet haben. Es waren Freunde<br />

und Superfans da, das kann<br />

man auch auf der DVD sehen.<br />

Dafür stehen wir auch: das innere<br />

Kind loszulassen und durchzuknallen,<br />

frei zu sein wie ein Freak.<br />

Kommen dir eure Hits wie „Love<br />

Shack“ und „Rock Lobster“ nicht<br />

langsam zu den Ohren raus?<br />

Pierson: Komisch: Die beiden<br />

werden nicht alt. Das liegt am<br />

Publikum, denn „Rock Lobster“<br />

löst die witzigsten Reaktionen<br />

aus. Gerade in Europa formt sich<br />

da immer ein spontanes Moshpit.<br />

Vorher nicht, aber bei dem Lied!<br />

Ich stehe dann da und denke:<br />

Okay … Moshpit! Wir machen<br />

dazu blöde Fischgeräusche und<br />

uns einen Spaß draus.<br />

Allerdings hat sich auch das<br />

Musikgeschäft sehr verändert,<br />

seit ihr angefangen habt. Gehörst<br />

du auch zu den Retrofetischisten?<br />

Pierson: Hör bloß auf, ich kaufe<br />

kein Vinyl! Ich lade alles runter<br />

und hasse CDs. Das ewige<br />

Herumkramen in kaputten Plastikhüllen<br />

mit fehlenden Scheiben<br />

nervt. Ich höre was im Fitnessstudio,<br />

mag es, identifiziere es mit<br />

der App Shazam und kaufe es<br />

online. Dadurch hört man viel<br />

mehr Musik, das ist super, gerade<br />

für Kids. Youtube hat da eine<br />

Revolution ausgelöst. Einziger<br />

Haken: Du kannst damit kein<br />

Geld verdienen …<br />

Interview: Michael Schock<br />

19. 8. Bonn – 20. 8. Hanau –<br />

21. 8. Berlin – 23. 8. Leipzig –<br />

24. 8. München<br />

43


Tourneen<br />

JazzNights:<br />

Lizz Wright & Gregory Porter<br />

Mit Lizz Wright und Gregory Porter (Foto) treffen im Rahmen der<br />

JazzNights zwei der größten Stimmen der Gegenwart aufeinander. Die<br />

Pastorentochter verwebt in ihren nüchtern gesungenen Stücken Gospel<br />

und Soul mit Folk und Jazz. Porter, der seine Karriere als Jazz- und<br />

Bluesmusiker erst mit 39 Jahren begann, hat mit „Water“ ein prompt<br />

Grammy-nominiertes Debütalbum vorgelegt. Mal sehen, was die beiden<br />

Weltvokalisten gemeinsam zu vollbringen in der Lage sind.<br />

Foto: Karsten Jahnke<br />

Blue October<br />

Eine Band, die nicht nur Einflüsse aus Grunge und Postrock verarbeitet,<br />

sondern auch Instrumente wie Mandoline und Klavier unterbringt …?<br />

Gestatten: Blue October. Der charismatische Frontsänger Justin<br />

Furstenfeld und seine vier Bandkollegen, zu denen auch sein Bruder<br />

Jeremy zählt, spielen ausgetüftelten Artrock. Und um zu beweisen, dass<br />

sie genau das nach wie vor draufhaben, bringen sie zur Tour auch<br />

gleich ein neues Album mit.<br />

12. 11. München – 13. 11. Mannheim – 14. 11. Frankfurt – 15. 11.<br />

Berlin – 16. 11. Köln<br />

Foto: Hammerl Kommunikation<br />

14. 11. Kaiserslautern – 16. 11. Dortmund – 18. 11. Heidelberg –<br />

19. 11. Frankfurt – 20. 11. Hannover – 21. 11. Berlin – 23. 11.<br />

Hamburg – 24. 11. Bremen – 25. 11. Düsseldorf<br />

Foto: Prime Entertainment<br />

Foto: Alain Jacq<br />

Suede<br />

Nach elf Jahren ohne neues Studioalbum sind Suede wieder da. Die<br />

Mitbegründer und prägenden Figuren des Britpop legen mit „Bloodsports“<br />

ihre achte reguläre Platte vor. Der düster-dramatische Gitarrensound<br />

des Quintetts um Brett Anderson schwelgt atmosphärisch in den<br />

90ern. Melancholisch dräuende Schwaden treffen auf Andersons verzweifelten<br />

Gesang – ja, Suede sind wahrlich zurück!<br />

18. 11. Berlin – 19. 11. München – 21. 11. Köln –<br />

22. 11. Weissenhäuser Strand<br />

Tomatito<br />

Wer José Fernández Torres heißt, muss sich nicht sorgen, dass an seiner<br />

spanischen Identität Zweifel aufkommen könnten. Als Tomatito umarmt<br />

der Gitarrist Torres seine spanische Identität voll und ganz: entdeckt von<br />

der Flamencolegende Paco de Lucía, widmete er sich schon früh dem<br />

Flamenco-Gitarrenspiel. Das merkt man heute, denn der Virtuose flicht<br />

ohne Mühe Jazz, Bossa Nova und Blues in seine Kompositionen ein,<br />

um bestehende Genregrenzen zu unterwandern.<br />

25. 11. München – 26. 11. Hamburg – 28. 11. Mainz – 30. 11. Berlin<br />

44


Tourneen<br />

TOURNEENÜBERBLICK<br />

Dein Ticketportal.<br />

Devendra<br />

Banhart<br />

2. 7. Köln<br />

3. 7. Hamburg<br />

4. 7. München<br />

8. 7. Berlin<br />

9. 7. Frankfurt<br />

Tower Of<br />

Power<br />

2. 7. München<br />

4. 7. Johannisberg<br />

Anti-Flag<br />

24. 6. Berlin<br />

15. 7. Nürnberg<br />

16. 7. Batschkapp<br />

18. 7. Dessau<br />

Mark<br />

Knopfler<br />

18. 6. Frankfurt<br />

19. 6. Regensburg<br />

2. 7. Köln<br />

3. 7. Halle<br />

4. 7. Dresden<br />

5. 7. Bad<br />

Mergentheim<br />

6. 7. Stuttgart<br />

21. 7. Lörrach<br />

Tina Dico<br />

31. 7. Würselen<br />

1. 8. Kassel<br />

2. 8. Jena<br />

3. 8. Wiesbaden<br />

Vampire<br />

Weekend<br />

2. 7. Köln<br />

3. 7. München<br />

16. 7. Berlin<br />

17. 7. Hamburg<br />

Runrig<br />

25. 7. Singen<br />

26. 7. St.<br />

Goarshausen<br />

27. 7. Hamburg<br />

Alin Coen<br />

Band<br />

3. 7. Freiburg im<br />

Breisgau<br />

4. 7. Karlsruhe<br />

12. 7. Magdeburg<br />

13. 7. Gera<br />

26. 7. Kärnten<br />

27. 7. Ludwigsburg<br />

6. 9. Berlin<br />

Foreigner<br />

18. 7. Rosenheim<br />

19. 7. Rheinbach bei<br />

Bonn<br />

20. 7. Emmendingen<br />

23. 7. Winterbach<br />

25. 7. Hanau<br />

26. 7. Mosbach<br />

27. 7. Leipzig<br />

28. 7. Biberach<br />

Kate Nash<br />

26. 9. Hamburg<br />

28. 9. Berlin<br />

29. 9. Köln<br />

30. 9. München<br />

MS MR<br />

4. 7. Berlin<br />

8. 7. München<br />

9. 7. Köln<br />

20. 7. Hamburg<br />

Santana<br />

4. 7. München<br />

15. 7. Bonn<br />

Paramore<br />

11. 9. München<br />

13. 9. Berlin<br />

14. 9. Bremen<br />

16. 9. Düsseldorf<br />

18. 9. Neu-Isenburg<br />

The Hooters<br />

25. 7. Hamburg<br />

26. 7. Rtterhude<br />

27. 7. Waltershausen<br />

28. 7. München<br />

30. 7. Aschaffenburg<br />

31. 7. Karlsruhe<br />

1. 8. Dortmund<br />

3. 8. Plauen<br />

6. 8. Göppingen<br />

8. 8. Rottweil<br />

9. 8. Alzey<br />

10. 8. Spalt<br />

Ben Caplan<br />

3. 8. Detmold<br />

4. 8. Nürnberg<br />

6. 8. Hamburg<br />

7. 8. Düsseldorf<br />

8. 8. Berlin<br />

9. 8. Rees-Haldern<br />

Suuns<br />

4. 7. Hamburg<br />

12. 7. Rüsselsheim<br />

1. 8. Berlin<br />

6. 8. Dresden<br />

7. 8. Oberhausen<br />

8. 8. Rees-Haldern<br />

Trombone<br />

Shorty &<br />

Orleans<br />

Avenue<br />

9. 7. Karlsruhe<br />

15. 7. Nürnberg<br />

17. 7. Jena<br />

Emilie<br />

Autumn<br />

30. 8. Berlin<br />

2. 9. Leipzig<br />

4. 9. Hamburg<br />

5. 9. Duisburg<br />

8. 9. München<br />

10. 9. Wiesbaden<br />

Capital Cities<br />

5. 9. Hamburg<br />

9. 9. Frankfurt<br />

10. 9. München<br />

17. 9. Köln<br />

Cayucas<br />

6. 9. Köln<br />

25. 9. Berlin<br />

26. 9. Hamburg<br />

Dave Stewart<br />

28. 9. Köln<br />

29. 9. Frankfurt<br />

1. 10. Stuttgart<br />

4. 10. Hamburg<br />

5. 10. Dresden<br />

Kris<br />

Kristofferson<br />

10. 9. Wuppertal<br />

11. 9. Hamburg<br />

12. 9. Berlin<br />

13. 9. München<br />

The Boxer<br />

Rebellion<br />

17. 9. Köln<br />

19. 9. Berlin<br />

25. 9. Leipzig<br />

26. 9. Hamburg<br />

27. 9. Frankfurt<br />

29. 9. München<br />

Frank Turner<br />

5. 9. Dortmund<br />

6. 9. Bremen<br />

8. 9. Berlin<br />

9. 9. Hamburg<br />

10. 9. Hannover<br />

11. 9. Wiesbaden<br />

12. 9. München<br />

14. 9. Lindau<br />

19. 9. Stuttgart<br />

20. 9. Köln<br />

Dein Ticketportal für<br />

Pop, Rock, Klassik, Bühne & Sport<br />

www.reservix.de<br />

www.facebook.com/reservix<br />

Xavas<br />

23.08.13 Coburg<br />

30.08.13 Berlin<br />

13.09.13 Dortmund<br />

14.09.13 Bonn<br />

Schiller<br />

03.10.13 Gießen<br />

16.10.13 Biberach an der Riß<br />

25.10.13 Baden-Baden<br />

Bushido<br />

23.09.13 Hamburg<br />

29.09.13 Oberhausen<br />

30.09.13 Hannover<br />

03.10.13 Leinfelden-Echterdingen<br />

06.10.13 Neu-Isenburg<br />

Über<br />

30.000<br />

Events!<br />

45<br />

Tickets bei allen ReserviX-Vorverkaufsstellen<br />

und unter www.reservix.de


Plattenkritiken<br />

These New<br />

Puritans<br />

Field of Reeds<br />

Infectious / Pias<br />

Innerer Krieg<br />

Genres? Stile? Experimente? Her damit,<br />

wenn’s der Wahrheitsfindung dient!<br />

EXPERIMENTAL POP Ihr zweites Album wurde vor drei Jahren als<br />

Geniestreich gefeiert. Auf „Hidden“ entwarfen These New Puritans avantgardistische<br />

Kriegslieder, indem sie hypnotische Beats, Lärmexperimente<br />

und verwischte Melodien mit der Unschuld eines Kinderchors und<br />

Songfragmenten kontrastierten. Drei Jahre später sind davon nur die ruhigen,<br />

klaustrophobischen Momente geblieben, und der Krieg, den die britische<br />

Band aus Southend-on-Sea ausficht, ist ein innerer, der sich um die<br />

Abgründe ihres Vordenkers Joe Barnett dreht. Doch auch in den intimen,<br />

klaviergeprägten Momenten steckt „Field of Reeds“ natürlich voller<br />

Experimente: Nicht umsonst stehen große Namen aus Jazz und Klassik<br />

wie der Trompeter Henry Lowther und der schwedische<br />

Soundtrackarrangeur Hans Ek auf der Gästeliste. Als vage Referenzen<br />

mögen Mark Hollis, Radiohead und Robert Wyatt dienen – nicht zuletzt,<br />

weil zunächst spröde Stücke wie „Fragment 2“ und „V (Island Song)“ mehrere<br />

Durchgänge erfordern, bis sie ihre großen Momente freigeben. Mehr<br />

noch als bei „Hidden“ wird Barnett als überambitionierter Egomane gedisst<br />

werden. Er sollte das aber genauso überhören wie die allzu überschwänglichen<br />

Bewunderer. (cs)<br />

Foto: Willy Vanderperre<br />

Aceyalone<br />

Leanin’ on Slick<br />

Decon<br />

HIPHOP HipHop ist tot? Nein, er<br />

ist wohl eher in den 90ern steckengeblieben.<br />

Den Eindruck erweckt<br />

jedenfalls Aceyalone. Schon<br />

über zehn Soloalben hat das US-<br />

Westküsten-Urgestein bis jetzt<br />

veröffentlicht. Auch auf „Leanin’<br />

on Slick“ geht alles runter wie Öl:<br />

Die unter anderem von Bionik<br />

produzierten Beats und Aceyalones<br />

Rapkünste besitzen viel Flow,<br />

es überwiegen Funk- und Souleinflüsse.<br />

Der Mann hat Spaß an der<br />

Sache – doch neu klingt das alles<br />

nicht. Vielleicht soll die Beteiligung<br />

des Paradiesvogels Cee Lo Green<br />

auf „Workin’ Man’s Blues“ frischen<br />

Wind reinbringen. Ist aber bloß<br />

vorgetäuscht, denn den Track gab<br />

es schon auf dem Vorgänger<br />

„Aceyalone & the lonely Ones“.<br />

Nicht nur bei „Things get better“<br />

mit dem Popbarden Daniel Merriweather<br />

denkt man an Will Smith<br />

– den aus den 90ern, versteht<br />

sich. Am Ende besiegelt noch eine<br />

Version von „Hit the Road Jack”<br />

die Retrospektive. Sein Motto hat<br />

Aceyalone wohl dem Erstling seiner<br />

früheren Band Freestyle<br />

Fellowship entliehen: „To whom it<br />

may concern …” – wen es<br />

interessiert, dem wird das Album<br />

gefallen. Reanimieren aber wird<br />

es den HipHop nicht. (mjs)<br />

Anna Von Hausswolff<br />

Ceremony<br />

City Slang<br />

DARK POP Poptheoretiker mögen<br />

den ständigen Rückgriff auf vergangene<br />

Jahrzehnte und das<br />

Fehlen von Innovationen bejammern.<br />

Spannender wäre es, sie<br />

würden sich intensiver mit dem<br />

zweiten Album der in Kopenhagen<br />

lebenden Schwedin Anna Von<br />

Hausswolff beschäftigen. Beim<br />

düsteren Songwriterpop des Debüts<br />

„Singing from the Grave“<br />

waren die Referenzen noch eindeutig:<br />

Elizabeth Fraser, PJ Harvey<br />

und vor allem Kate Bush. Doch<br />

mit „Ceremony“ radikalisiert sich<br />

Von Hausswolff – und rückt die<br />

Kirchenorgel ins Zentrum ihrer<br />

sakralen Kompositionen. Zwar<br />

würde das Album perfekt als<br />

Soundtrack für einen schwarzweißen<br />

Horrorfilmklassiker funktionieren,<br />

doch baut Von Hausswolff<br />

auch immer wieder Songs ein,<br />

mit denen sie das Dräuen durchbricht:<br />

die Hymne „Mountains<br />

Crave“ etwa oder das ungewohnt<br />

heitere „Funeral for my future<br />

Children“. Die Künstlerin selbst<br />

bezeichnet ihren ganz und gar<br />

eigenständigen Sound übrigens<br />

als Funeralpop. Warten wir mal<br />

ab, was die kulturpessimistischen<br />

Poptheoretiker dazu sagen. (cs)<br />

Augur Ensemble<br />

The daily unknown<br />

Bottom Records<br />

KAMMERJAZZ Dunkle Poesie<br />

entlädt sich, wenn das Augur<br />

Ensemble kollektiv aus der gewählten<br />

Rolle fällt und sich in<br />

Improvisation ergeht. Doch würde<br />

die Schweizer Formation um den<br />

Bassisten Kaspar von Grünigen<br />

und den Pianisten Fabian M.<br />

Mueller das gleiche Programm<br />

dreimal hintereinander aufnehmen,<br />

wären vermutlich drei komplett<br />

eigenständige Werke das Ergebnis.<br />

Als gemeinsamer Nenner könnte<br />

dann allenfalls noch die dramatische<br />

Entwicklung gelten: jenes<br />

aus zurückhaltend spröden Mollwelten<br />

erwachsende Crescendo<br />

hin zur gemeinsamen Kakofonie,<br />

die schließlich wieder in tonale<br />

Schönheit zusammensackt. Die<br />

Berge Graubündens scheinen für<br />

46


Plattenkritiken<br />

diese Art von Musik ebenso inspirierend<br />

zu sein wie die Fjorde und<br />

Schären, die ein Terje Rypdal oder<br />

ein Esbjörn Svensson beim Komponieren<br />

vor Augen gehabt haben<br />

müssen. (ron)<br />

Big Black Delta<br />

Big Black Delta<br />

Motor<br />

INDIEELECTRO Jonathan Bates<br />

ähnelt einem Kind, das sich während<br />

einer Hochzeitsfeier am Bandgerät<br />

zu schaffen macht, um beim<br />

Eröffnungstanz den Verzerrer hochzureißen.<br />

Mit diebischer Freude<br />

nutzt er kratzige Sounds, um Popsongs<br />

zu verfremden, und jagt seine<br />

Stimme durch den Vocoder. Das<br />

gleichnamige Album seines Soloprojekts<br />

Big Black Delta ist düster,<br />

traurig, wütend und euphorisch<br />

zugleich, es kratzt, greift nach den<br />

Sternen und legt sich nur selten<br />

kurz unter ihnen zur Ruhe. Bates<br />

fertigte Remixe für Daft Punk, Man<br />

Without Country und M83 an, war<br />

mit letzteren auch auf Tour. Seine<br />

Tracks zwischen New Wave, Spacerock<br />

und Artnoise scheinen sich an<br />

diesen Vorbildern zu orientieren.<br />

Man spürt Bates’ Liebe zum Verspielten,<br />

zum überbordenden<br />

Powerpop – und gleichzeitig sein<br />

Faible für den verdreckten, rauen<br />

Klang des Postrock. Bedauerlicherweise<br />

versteigt sich Bates mitunter.<br />

Mit „Big Black Delta“ möchte er<br />

wahnsinnig viel. Doch er hat nur<br />

die Motivation, aber noch nicht die<br />

Disziplin, all dies strukturiert umzusetzen.<br />

So paradox das klingt: In<br />

seiner Experimentierlust verliert<br />

Bates ein wenig das Gespür fürs<br />

Sperrige. (lan)<br />

Der Konzertfilm „Rockshow“<br />

(Edel) von Paul McCartney &<br />

Wings erscheint parallel zur<br />

Wiederveröffentlichung der Live-<br />

CD „Wings over America“ ebenfalls<br />

neu – erstmals ungekürzt<br />

und komplett restauriert.<br />

Chasing Kurt<br />

From the Inside<br />

Suol<br />

DEEP HOUSE In der Deep-House-<br />

Szene haben sich Chasing Kurt<br />

schnell etabliert: 2010 erschien<br />

die erste EP „Daydream“, 2012<br />

wurde ihr Track „Money“ auf der<br />

„DJ Kicks“-Kompilation von Maya<br />

Jane Coles veröffentlicht. Im Juni<br />

kommt nun das Debütalbum „From<br />

the Inside“ auf Suol. Das Berliner<br />

Label hat neben dem jungen<br />

Gießener Trio etablierte Künstler<br />

wie Fritz Kalkbrenner an Bord. Als<br />

erste Single weist der Titelsong auf<br />

die Bandbreite des Albums hin,<br />

ohne zu viel zu verraten. Dazu<br />

machen die Deep-House-Fans<br />

Pascal Blanché und Wojtek<br />

Kutschke gemeinsam mit Funksouler<br />

Lukas Poloczek durch ein in<br />

Pastelltönen gehaltenes Video Lust<br />

auf die Open-Air-Saison. Mal bringt<br />

uns ein Track mit simplem, aber<br />

treibendem Beat wunschgemäß<br />

(eine Stimme raunt: „I let it flow<br />

…“) ins Schweben, mal erinnert<br />

ein Klavier gar an James Blake<br />

und holt uns mit melodischer Komposition<br />

zurück aus der Depression,<br />

in die uns „Take me home“ geschickt<br />

hat. Sicher, Chasing Kurt<br />

scheinen mit aufwändigen Videos<br />

und Lukas’ Gesang auch Popambitionen<br />

aufzuweisen – aber: Deep<br />

House darf das. (mjs)<br />

Ed Motta<br />

AOR<br />

Membran<br />

POPROCK Donald Fagen bekommt<br />

heftigste Konkurrenz – aus Brasilien:<br />

Was Ed Motta da in Rio zusammengeschraubt<br />

hat, entthront<br />

die Institution Steely Dan nur des-


Plattenkritiken<br />

halb nicht, weil Motta sich im<br />

kompletten Plattenregal der 70er<br />

und 80er bedient – und zwar<br />

überall dort, wo das titelstiftende<br />

Kürzel „AOR“ draufklebt. Ob das<br />

nun für „albumorientierten Rock“<br />

steht oder doch für „adult oriented<br />

rock“ – Auslegungssache. Im Wesentlichen<br />

haben wir es zu tun mit<br />

jener Melange aus selbsterklärendem<br />

Beat, dem zweigeteilten Harmoniegewand<br />

aus Keyboards und<br />

Bläsern sowie der Sologitarre, die<br />

als Storyteller ebenso wichtig ist<br />

wie der Sänger. An die sechs Saiten<br />

lässt Motta bei fast jeder Nummer<br />

einen anderen Musiker, anstatt<br />

einen einzigen Gitarristen lediglich<br />

die amp presets durchschalten zu<br />

lassen. Geheimtipp zum Geheimtipp:<br />

Wem die Produktion dann<br />

doch etwas zu US-lastig geraten<br />

ist, der kann sich über den brasilianischen<br />

Exportmarkt das Album<br />

mit portugiesischen Texten ordern.<br />

(ron)<br />

Editors<br />

The Weight of your Love<br />

Pias<br />

BRITROCK Leicht hat man es als<br />

Editors-Fan nicht. Nachdem sich<br />

die Band um Sänger Tom Smith<br />

zuletzt von den Gitarren abwendete<br />

und mit „In this Light and on this<br />

Evening“ ein düsteres, sehr elektronisches<br />

Album mit vielen 80er-<br />

Referenzen veröffentlichte, wechseln<br />

sie erneut die Richtung und kehren<br />

mit großer Geste und eingängiger<br />

als je zuvor zum traditionellen Rock<br />

zurück. Nicht nur die Fans stellten<br />

bei der Vorabsingle „A Ton of Love“<br />

entsetzt Vergleiche mit Stadionrockbands<br />

wie U2 und Coldplay<br />

an, auch Gitarrist Chris Urbanowicz<br />

konnte den neuen Sound nicht<br />

mittragen. Für ihn haben die Editors<br />

mit Justin Lockey von Yourcodenameis:milo<br />

und Livekeyboarder<br />

Elliott Williams gleich zwei neue<br />

Mitstreiter gefunden. Mit „The<br />

Phone Book“ präsentieren die<br />

Editors nun ihre erste Folkballade,<br />

„Sugar“ würde auch den Kings of<br />

Leon gut stehen, und zum Streicherbombast<br />

von „What is this Thing<br />

called Love“ wagt Smith sogar<br />

Falsettgesang. Da wird es ihm auch<br />

egal sein, ob von den alten Fans<br />

etliche abspringen, denn: Auf diesem<br />

Niveau bekommen sie die<br />

Stadien voll. (cs)<br />

Fat Freddy’s Drop<br />

Blackbird<br />

The Drop<br />

ELEKTROSOUL Auf seinem dritten<br />

Album vermischt das neuseeländische<br />

Septett nicht nur Reggae, Dub,<br />

Disco, Soul, Jazz, Elektro und Funk<br />

zur unauflöslichen Gemengelage,<br />

sondern löst phasenweise auch die<br />

üblichen Songschemata auf – und<br />

zwar in puren Groove. Ähnlich<br />

machte das einst James Brown.<br />

Nicht mehr Strophe/Refrain/Strophe<br />

war dem Godfather of Funk wichtig,<br />

sondern die beat- und bassgestützte<br />

Stimulierung aller Schweißdrüsen.<br />

Natürlich erreichen Fat<br />

Freddy’s Drop nicht dessen Energielevel<br />

(wer überhaupt?), doch ihre<br />

gebremste Ekstase in Stücken wie<br />

„Silver and Gold“ oder dem discotranceartigen<br />

„Mother Mother“ bietet<br />

genügend Anlässe, um sich<br />

minutenlang haltlos treiben zu lassen.<br />

Das erinnert stark an den Stil<br />

des 70er-Jahre-Discostars Hamilton<br />

Bohannon, dem Fat Freddy’s Drop<br />

am Ende auch eine Hommage<br />

widmen. Die zwischendurch unbedingt<br />

nötige Pausenmusik liefern<br />

sie dabei gleich mit: Ein Track wie<br />

„Bones“ ist purer Chilloutjazz. (mw)<br />

Frank Herzberg Trio<br />

Handmade<br />

Herzberg Records<br />

LATINJAZZ Das Leben in Sao Paulo<br />

hat aus dem Ostberliner Frank Herzberg<br />

keinen Musiker gemacht, der<br />

sich der Versuchung hingibt, die<br />

Sonne aus jeder Pore scheinen zu<br />

lassen. Dazu ist der Wahlbrasilianer<br />

dann doch zu klassisch europäisch<br />

geprägt. Und wer einen 100 Jahre<br />

alten, in Ehren gereiften deutschen<br />

Kontrabass mit Bogen und Fingern<br />

bearbeitet, dazu komplex komponiert<br />

und dabei für sein Trio konsequent<br />

mitdenkt, wird sich nicht<br />

mit Folklore zufriedengeben wollen.<br />

Gleichwohl streuen Herzbergs Mitstreiter<br />

Alexandre Zamith (Piano)<br />

und Zé Eduardo Nazário (Drums)<br />

so viel brasilianisches Kolorit in<br />

ihre Kompositionen ein, dass selbst<br />

der eher rational zu Werk gehende<br />

Herzberg auf der Welle polyrhythmischer<br />

Leichtigkeit zu galoppieren<br />

anfängt. Immer, wenn Zamith am<br />

Flügel sitzt, bricht sich der Geist<br />

früher Chick-Corea-Aufnahmen<br />

Bahn. Kommt der Tastensound<br />

aus dem Fender Rhodes, erinnert<br />

man sich alter Deodato-Alben.<br />

Frank Herzberg ist bei sich selbst<br />

angekommen – und musste dafür<br />

weder seine Wurzeln ausreißen<br />

noch kulturelle Anbiederungen versuchen.<br />

(ron)<br />

Frank Zappa<br />

A Token of his Extreme<br />

Eagle Vision<br />

FUSION Als Erstes sehen wir vielsprachige<br />

Rechtsbelehrungen – der<br />

Nonkonformist Frank Zappa hätte<br />

darüber bestimmt mokant gegrinst.<br />

Dann aber geht es ab. Bei „A<br />

Token …“ handelt es sich nicht um<br />

den einfachen Mitschnitt eines<br />

1974er-Konzerts in Hollywood; es<br />

bildet aber die Basis einer irren<br />

Mischung aus psychedelisch getakteten<br />

Konzertbildern, Monty-<br />

Python-haften Collagen und Knetmännchenanimationen.<br />

All das<br />

unterlegt die grandiose Band um<br />

George Duke mit überschäumend<br />

ereignisreichem Fusionjazzrock,<br />

überwölbt und strukturiert von Zappas<br />

stoisch-ironischem Über-Ich.<br />

Der Film entstand damals in Eigenregie,<br />

„gehört vermutlich zu den<br />

stärksten Videoarbeiten, die je von<br />

Menschenhand erschaffen wurden,<br />

und stammt allein von mir“, sagte<br />

Zappa in aller Bescheidenheit. Ausstrahlen<br />

wollte ihn das US-Fernsehen<br />

dennoch nicht, nur in Frankreich<br />

und der Schweiz lief der Film.<br />

Für Zappa-Fans jedenfalls endet<br />

mit dieser auch klanglich überragenden<br />

DVD endlich die kostspielige<br />

Jagd nach dem Bootleg. (mw)<br />

Jesper Munk<br />

For in my Ways it lies<br />

redwinetunes<br />

INDIEPOP Der 20-jährige Jesper<br />

Munk weiß genau, was er tut.<br />

Vielleicht zu genau. Der Deutsch-<br />

Däne begeistert sich für alten<br />

Blues – und versucht etwas zu<br />

verzweifelt, sich des romantisierten<br />

Geistes der Vergangenheit zu<br />

bemächtigen. Das Cover zeigt ihn<br />

rauchend, das Inlay zieren zwanghaft<br />

nostalgische Fotos: ein Whiskyglas<br />

neben dem Schreibblock,<br />

ein Aschenbecher, ein Proberaum<br />

in Schwarzweiß. Bestimmt raucht<br />

Munk auch im echten Leben. Und<br />

trinkt Whisky. Und verehrt die alten<br />

Songwriterhelden. Im Kontext seines<br />

Schaffens wird all dies aber wahlweise<br />

zur Pose oder zum Zitat. Er<br />

inszeniert rotzigen Bluesrock à la<br />

White Stripes ebenso stilsicher wie<br />

sonnendurchflutete bis verhuschte<br />

Songs – und sich selbst als Bohemien<br />

und Romantiker. Der Vorwurf,<br />

dass die Arrangements ziemlich<br />

vorhersehbar daherkommen, ließe<br />

sich großzügig wohl noch mit dem<br />

Hinweis auf die Bluestradition abfedern.<br />

Insgesamt fehlt allerdings<br />

der Mut, sich gehen zu lassen.<br />

Munk ist noch jung. Und man kann<br />

hoffen, dass er noch den Mut findet,<br />

eigene Wege zu beschreiten.<br />

(lan)<br />

Die Import-DVD Legends of the<br />

Canyon (Emperor) erzählt von der<br />

kreativen Popszene im kalifornischen<br />

Laurel Canyon Ende der<br />

60er, wo Leute wie Neil Young<br />

oder The Mamas And The Papas<br />

lebten und schrieben. Ein verlorenes<br />

Paradies, schimmernd im milden<br />

Licht der Erinnerung.<br />

48


Plattenkritiken<br />

Jesus Chrüsler<br />

Supercar<br />

Among the Ruins and<br />

desolate Lands<br />

vönHell Records<br />

ROCK’N’ROLL Rock’n’Roll und<br />

Schweden: Das ist seit Jahrzehnten<br />

eine feste Verbindung.<br />

Wenn sich dann noch druckvoller<br />

Death Metal einschleicht, ist man<br />

nahe an der Traumkombination für<br />

jeden rockaffinen Skandinavier.<br />

Jesus Chrüsler Supercar setzen<br />

neben einem eher uninspirierten<br />

Totenkopfcover und einem lustigen<br />

Bandnamen mit Umlaut-U<br />

aber zunächst mal auf klassische<br />

Zutaten: Ihr Album dominieren<br />

Midtemposongs mit klassisch<br />

jaulenden Rock’n’Roll-Gitarren,<br />

ruppig durch den Verstärker gepressten<br />

Riffs und rotzigem<br />

Gesang à la Turbonegro oder<br />

Motörhead. Das fetzt ganz gut;<br />

vor allem kann man auch mit<br />

einem Bier in der Hand noch problemlos<br />

mitwippen. Die erwähnten<br />

Death-Metal-Einflüsse mischen<br />

sich angenehm unprotzig unter,<br />

was dem Gesamtbild nur zuträglich<br />

ist. In ihrer schwedischen<br />

Heimat wurde das Debüt von<br />

Robban Bergeskans, Nicke Forsberg<br />

und Fredde Larsson schon<br />

2011 veröffentlicht, jetzt bekommt<br />

es auch Resteuropa auf die Ohren.<br />

Läuft! (es)<br />

Kakkmaddafakka<br />

Six Months is a long<br />

Time<br />

Vertigo<br />

INDIEPOP Wer ins Indiebierzelt<br />

geht, sollte keine tiefschürfenden<br />

Texte erwarten. Wo nur die gute<br />

Laune zählt, reichen simple und<br />

einprägsame Songs völlig aus –<br />

nicht verwunderlich also der große<br />

Erfolg ihres zweiten Albums<br />

„Heist“ und die Tatsache, dass<br />

Kakkmaddafakka selbst auf respektablen<br />

Festivals die Massen<br />

anziehen. Die Norweger klatschen<br />

sehr gekonnt Versatzstücke aus<br />

allen möglichen Genres zusammen,<br />

und mit „Restless“ und „My<br />

Girl“ hatten sie einfach zwei Hits,<br />

denen auch weniger gesellige<br />

Zuhörer nach ein, zwei Bier nicht<br />

mehr widerstehen konnten. Doch<br />

damit wären wir auch schon beim<br />

großen Problem des Nachfolgers:<br />

Ihm fehlen diese Gassenhauer.<br />

Produzent Erlend Øye scheint das<br />

bemerkt und zum Ausgleich mehr<br />

Tiefgründigkeit gefordert zu haben.<br />

Aber wer will von Kakkmaddafakka<br />

eine Ballade wie „Saviour“ hören,<br />

die wie ein zweitklassiger Song<br />

von Øyes Songwriterprojekt Kings<br />

of Convenience klingt? Vor lauter<br />

Langweile achtet man auf die<br />

Texte, in denen die jungen Norweger<br />

ihre Problemchen verhandeln:<br />

Sie liebt mich nicht, sie liebt<br />

einen anderen, und morgen habe<br />

ich einen schlimmen Kater. Das<br />

wird auch im Bierzelt nicht ankommen.<br />

(cs)<br />

Lia Pale<br />

Gone too far<br />

Universal<br />

ARTPOP Matthias Rüegg, der Chef<br />

des Vienna Art Orchestra, hat elf<br />

Lieder aus Schuberts „Winterreise“<br />

vorbildlich sauber für Jazzquintett<br />

arrangiert und am Piano (unter<br />

dem Pseudonym „shoE“) eingespielt.<br />

Doch Schubert-Puristen<br />

seien gewarnt! Da das Label Universal<br />

auch universal sein möchte,<br />

wurde der Text anglisiert: Aus<br />

„Fremd bin ich eingezogen“ wird<br />

„You will not hear me leaving“<br />

und aus „Barfuß auf dem Eise“<br />

„Barefoot on the Snowbank“. Im<br />

Booklet finden sich keinerlei Hinweise<br />

auf Schubert/Müller, lediglich<br />

die deutschen Titel unter der<br />

DAS NEUE ALBUM !<br />

JETZT BEI<br />

49<br />

ARTWORK:<br />

THOMAS & MARTIN POSCHAUKO


THE ROYAL BALLET<br />

Plattenkritiken<br />

rätselhaften Überschrift „Here are<br />

the original titles for all fans of<br />

Will“. Lia Pale hat eine prima<br />

Jazzstimme mit großem Feeling<br />

und ausdrucksvoller Rhythmik.<br />

Ob sie die hier möglicherweise am<br />

falschen Objekt einsetzt, muss<br />

jeder Hörer selbst überlegen. (jn)<br />

THE ROYAL BALLET<br />

TANZT ASHTON<br />

DIRIGENT EMMANUEL PLASSON<br />

CHOREOGRAFIE FREDERICK ASHTON<br />

Die exklusive Ballett-<br />

Gala zu Ehren von<br />

Frederick Ashton<br />

Nur am 15. Juli<br />

um 15 Uhr & 20 Uhr<br />

auf der großen Kinoleinwand<br />

Mary Ocher<br />

Eden<br />

Buback Tonträger<br />

INDIEFOLK Alles an der 26-jährigen<br />

Mariya Ocher schreit: Kunst!<br />

Seit 20<strong>07</strong> lebt die in diverse Projekte<br />

involvierte Musikerin, Dichterin<br />

und Regisseurin in Berlin,<br />

aufgewachsen ist sie indes in Tel<br />

Aviv, geboren in Moskau. Die<br />

Songs auf ihrem zweiten Album<br />

haben mitunter Performancecharakter,<br />

der sich aus der puristischen<br />

Instrumentierung und ihrer<br />

exaltierten Vortragsart speist. Ein<br />

gängiges Songmodell strebt Ocher<br />

jedenfalls nicht an. Das entstandene<br />

Kaleidoskop aus Lo-Fi-Folk,<br />

morgenländischer Folklore und<br />

Psychedelia ruft querbeet Assoziationen<br />

ab und wird von Ocher<br />

stimmlich manieriert, aber manchmal<br />

auch überraschend zahm<br />

umgesetzt. Getragen von isolierten<br />

Rhythmen und Ochers aus<br />

der Tiefe des Raumes kommendem<br />

Gesang ist „Eden“ tatsächlich<br />

Kunst – allerdings solche,<br />

die nicht selbstreferenziell verpufft,<br />

sondern auch musikalisch<br />

überzeugt. (lan)<br />

Maya Jane Coles<br />

Comfort<br />

I/AM/ME via Kobalt Label<br />

Services<br />

ELEKTROPOP Maya Jane Coles<br />

war jahrelang umtriebig. Sie veröffentlichte<br />

eine gelobte EP,<br />

schraubte für !K7 Records einen<br />

„DJ Kicks“-Sampler zusammen<br />

und veredelte Songs von The XX,<br />

Karin Park oder Little Dragon. Sie<br />

hat dabei viele Freunde gewonnen,<br />

die ihr bereitwillig zur Seite<br />

standen, als sie ihr eigenes Label<br />

gründete. Ihr im eigenen Studio<br />

aufgenommes Album bedient sich<br />

jener Sprache, die Coles bereits<br />

mit ihren Remixen etabliert hat.<br />

Die Britin hüllt kantige, mitunter<br />

wuchtige Songs in Klangwatte<br />

und dubbigen Nebel, was kalt<br />

und trostspendend zugleich wirkt.<br />

In ihren hypnotisch mäandernden<br />

Tracks führt sie Techno und<br />

House zusammen, spielt mit<br />

Tempi und Rhythmik und lässt<br />

ihre Affinität zu Dubstep und Trip-<br />

Hop mal prominent, mal subtil<br />

durchscheinen. Und die Elite der<br />

Elektromusiker singt mit. So werden<br />

das sanfte „Burning bright“<br />

dank Kim Ann Foxmann und die<br />

für den Club konzipierte Single<br />

„Everything“ mit Hilfe von Karin<br />

Park zu ersten Lieblingen auf einem<br />

Album, das sich nie aufdrängt,<br />

aber nach und nach ein<br />

Highlight nach dem anderen enthüllt<br />

– und das trotz seiner hochkarätigen<br />

Gäste stets seine eigene<br />

Handschrift behält. (lan)<br />

KINOWELT<br />

Mehr Infos und Tickets: www.UCI-KINOWELT.de<br />

oder über die UCI App.<br />

50<br />

Chris Evans & David<br />

Hanselmann legten 1980 das<br />

Konzeptalbum „Stonehenge“<br />

(Warner) vor. Fazit der um vier<br />

Tracks erweiterten Neuauflage:<br />

immer noch die gleiche seelenlose<br />

Soundsoße, prätentiös<br />

und flach zugleich – was ein<br />

echtes Kunststück ist.<br />

Mood Rings<br />

VPI Harmony<br />

Mexican Summer<br />

POP NOIR Der Kalte Krieg der<br />

80er hatte auch seine guten


Plattenkritiken<br />

Seiten. Zum einen wurde er dann<br />

doch nicht heiß, zum anderen<br />

sorgte er für eine verlässlich bleierne<br />

Mollstimmung, die derart<br />

kreativ auf den Pop einwirkte,<br />

dass Labels wie 4AD daraus<br />

ganze Kataloge destillieren konnten.<br />

Wie verführerisch dieser<br />

Melanchosound auch ohne Kalten<br />

Krieg noch heute ist, zeigt die<br />

junge US-Band Mood Rings aus<br />

Atlanta. Ganz im Geist der 80er<br />

hallen und horchen ihre Gitarren<br />

voll verträumter Verzweiflung hinaus<br />

ins Unbehauste, und ätherische<br />

Frauenstimmen hängen<br />

sehnsüchtig in den Seilen. Das<br />

Quintett um die Sängerin Seth<br />

Bolton klingt nicht ganz so entrückt<br />

wie die Cocteau Twins, doch<br />

ihre Musik entsteht aus dem gleichen<br />

Geist. Sie verkörpert das<br />

Verlorensein in einer Zeit, von der<br />

man nur weiß, dass das Danach<br />

noch bedrückender sein wird. Wie<br />

„The walking Dead“, aber in<br />

wunderschön. (mw)<br />

Nile Rodgers<br />

Presents The Chic<br />

Organization<br />

Rhino<br />

DISCOPOP Über Daft Punk<br />

schimpfte Noel Gallagher unlängst<br />

in einem Interview, was die auf<br />

einem Album verbrieten, das<br />

schriebe er in einer fucking<br />

Stunde. Dabei ist doch auch Noel<br />

nur ein Retrokünstler, genau wie<br />

Daft Punk – nur dass sich die<br />

Franzosen auch noch vor den<br />

Ikonen ihres Genres verbeugen,<br />

indem sie sie mitspielen lassen.<br />

Auf dem aktuellen Welthit „Get<br />

lucky“ etwa zupft der Discopionier<br />

Nile Rodgers (60) die Gitarre.<br />

Dessen schillernde Vergangenheit<br />

könnte dadurch auch vom Daft-<br />

Punk-Publikum wiederentdeckt<br />

werden. Die beste Chance dazu<br />

bietet diese 4-CD-Box, die seine<br />

ruhmreichen Taten ab Mitte/Ende<br />

der 70er dokumentiert. Rodgers<br />

Band Chic wurde mit Hits wie „Le<br />

Freak“ oder „Everybody dance“<br />

unsterblich, er produzierte mit<br />

Verve und technischer Perfektion<br />

Acts wie Sister Sledge, Diana<br />

Ross, Norma Jean, Carly Simon<br />

oder den Crooner Johnny Mathis.<br />

Vollgestopft mit 38 Hits, Raritäten<br />

und Remixen liefert „The Chic<br />

Organization“ einen profunden<br />

Einblick in den Stilkosmos eines<br />

Mannes, der den Sound des tanzund<br />

chartsorientierten Pop bis<br />

heute beeinflusst. Daft Punk wissen<br />

das natürlich längst. Und ihre<br />

jungen Fans jetzt auch. (mw)<br />

Pat Metheny<br />

Tap: The Book of<br />

Angels Vol. 20<br />

Nonesuch<br />

GITARRENJAZZ Wer sich für das<br />

komplette Werk Pat Methenys<br />

interessiert, wird sich selbstverständlich<br />

auch „Tap …“ ins Regal<br />

stellen und sich dieses Nischenprodukt<br />

für rare Momente aufheben,<br />

in denen „American Garage“<br />

zu sehr Mainstream ist oder „New<br />

Chautauqua“ zu folkig klingt. Man<br />

muss um die Ecke denken, um<br />

die Frage beantworten zu können,<br />

warum sich ein Mann mit einem<br />

derart unverwechselbaren Ton wie<br />

Metheny in das Jahrhundertprojekt<br />

John Zorns einklinkt, der<br />

500 von traditioneller jüdischer<br />

Musik inspirierte Stücke schrieb<br />

und diese zum Teil mit dem Masada-Ensemble,<br />

zum Teil mit<br />

Musikern wie Medeski, Martin &<br />

Wood oder Marc Ribot einspielte.<br />

Eigentlich gibt es nur eine<br />

Antwort: Es ist die Suche nach<br />

der Herausforderung, eben nicht<br />

so zu klingen wie Pat Metheny.<br />

Das gelingt in weiten Teilen des<br />

Albums, auf dem Metheny nur<br />

den Platz am Drumset Antonio<br />

Sanchez überließ. Alles andere<br />

macht der Meister selbst, und er<br />

macht es derart dicht, dass sich<br />

für den ungeübten Hörer leicht<br />

der Eindruck eines überfrachteten<br />

Werks einstellt. Special Interest<br />

auf hohem Niveau. (ron)<br />

51


IN CONCERT.<br />

ON FILM.<br />

AT LAST.<br />

PAUL<br />

McCARTNEY<br />

ANDWINGS<br />

Legendäre Liveaufnahmen von Paul McCartney<br />

& Wings von ihrer grandiosen Tour Mitte der<br />

70er Jahre inkl. aller Hits wie „Live And Let Die“,<br />

„Silly Love Songs“, „Hi Hi Hi“ u.v.m.<br />

ERHÄLTLICH<br />

AB <strong>07</strong>.06.<strong>2013</strong><br />

Auf DVD & Blu-Ray.<br />

Jeweils als hochwertige Mediabook-Edition<br />

inkl. 32-seitiger Hardback-Verpackung.<br />

Rodrigo Leão<br />

Songs<br />

Glitterhouse<br />

Plattenkritiken<br />

FADOPOP Auskennern ist Rodrigo<br />

Leão natürlich seit Jahrzehnten<br />

ein Begriff: Bis Mitte der 90er<br />

war er tonangebender Musiker<br />

und Komponist beim portugiesischen<br />

Ensemble Madredeus, und<br />

auch als Solokünstler schaffte er<br />

es auf der iberischen Halbinsel<br />

mit mehreren Alben bis an die<br />

Chartspitze. Die Zusammenstellung<br />

„Songs“ könnte mit<br />

Schützenhilfe prominenter Gastsänger<br />

nun auch hierzulande ein<br />

breites Publikum für Leãos ganz<br />

und gar eigenen Mix aus Fado,<br />

Jazzpop und soundtrackartigen<br />

Klangwelten sensibilisieren. Bei<br />

„The Light holds so many Colours“<br />

bettet Stuart A. Staples von den<br />

Tindersticks seinen vernuschelten<br />

Gesang auf Leãos Orchesterarrangements,<br />

Neil Hannon von<br />

The Divine Comedy schmachtet<br />

nach „Cathy“, und Beth Gibbons<br />

macht „Lonely Carousel“ zum<br />

Höhepunkt des Albums. Doch<br />

auch für alte Leão-Fans bietet<br />

diese Kompilation, die wie ein<br />

durchkomponiertes Album klingt,<br />

Interessantes: Joan Wasser alias<br />

Joan As Policewoman nämlich<br />

hat „The long Run“ exklusiv für<br />

„Songs“ eingesungen, und Scott<br />

Matthew ist gleich mit zwei bisher<br />

unveröffentlichten<br />

Kompositionen zu hören. (cs)<br />

Scott Matthew<br />

Unlearned<br />

Glitterhouse<br />

SINGER/SONGWRITER Ach, wenn<br />

das Whitney noch erleben könnte,<br />

dürfte – oder eher müsste …?<br />

Der australische New Yorker Scott<br />

Matthew verwandelt Whitney<br />

Houstons Smashhit „I wanna<br />

dance with somebody“ nämlich<br />

in eine schmerzlich schöne Klavierballade,<br />

der das vergebliche<br />

Sehnen aus jedem Akkord tropft.<br />

14 fremden Songs hat Matthew<br />

sich vorsichtig genähert, darunter<br />

welche von den Bee Gees („To<br />

love somebody“), Kris Kristofferson<br />

(„Help me make it through<br />

the Night“), Joy Division („Love<br />

will tear us apart“), Radiohead<br />

(„No Surprises“) oder Neil Young<br />

(„Harvest Moon“), und alle holt<br />

er runter vom hohen Ross ihrer<br />

Historie, intoniert sie mit brüchigem<br />

Vibrato im Idiom des leidenden<br />

jungen Mannes. Die einen<br />

nennen so was Trauerkloßbrühe<br />

oder Jammerlappenfolk, die anderen<br />

sind berührt von der zerbrechlichen<br />

Emotionalität dieser<br />

Songs und ihren hauchzarten<br />

Arrangements aus Klavier, Gitarre<br />

oder auch mal Tuba, Geige und<br />

Akkordeon. „Ich musste unbedingt<br />

zeigen“, sagt Matthew, der<br />

seine Mimik hinter langen Haaren<br />

und Vollbart versteckt, „welche<br />

Gefühle diese Songs in mir auslösen.“<br />

Nun: durchweg ähnliche.<br />

Ein Album, dem die Aggressivität<br />

so fern ist wie die Depression<br />

nahe. (mw)<br />

Scott Walker<br />

The Collection 1967–<br />

1970<br />

Universal<br />

POP NOIR Manche halten Scott<br />

ja geradezu für Gott. Doch lange<br />

vor seiner mit Rätselalben wie<br />

„Tilt“ in Gang gesetzten Himmelfahrt<br />

ins Pantheon der Kunstmusik<br />

war Scott Walker ein Popstar –<br />

sogar noch nach seiner Karriere<br />

mit den Walker Brothers, bei<br />

denen er gleichsam den Justin<br />

Bieber der 60er gab. Seine fünf<br />

frühen Soloalben etablierten den<br />

deutschstämmigen Sänger nämlich<br />

als besten nichtfrankophonen<br />

Chansonnier, als Meister des „Pop<br />

noir mit Zuckerguss“, wie es<br />

treffsicher im Begleittext der vor-<br />

eagle vision<br />

52


liegenden Box heißt. Der Schuber<br />

enhält alle Walker-Alben zwischen<br />

1967 und 1970 – und liefert<br />

damit große Schnittmengen zur<br />

2006er-Box „Five easy Pieces“,<br />

die sein frühes Solowerk allerdings<br />

thematisch ordnete und nicht<br />

chronologisch. „The Collection“<br />

profitiert zudem vom neuen Remastering<br />

der Originalbänder. Walkers<br />

sinfonischer Melanchopop<br />

und sein bei aller Wärme des Timbres<br />

vereinsamt im voluminösen<br />

Nirgendwo schwebender Bariton<br />

brauchen Platz, Tiefe, Raum für<br />

den Bass, und all das gelang hier<br />

vorzüglich. Näher kann man dem<br />

Pophimmel kaum kommen als mit<br />

dieser fein ausgestatteten und<br />

dennoch preiswerten Box. Punkt.<br />

(mw)<br />

Sigur Rós<br />

Kveikur<br />

XL Recordings<br />

ARTPOP Voraussagbarkeit ist bei<br />

Sigur Rós schon lange vorbei. Ihr<br />

siebtes Studioalbum beginnen die<br />

Isländer mit dem brachialen<br />

Metalsong „Brennisteinn“, und<br />

auch wenn diese Härte nicht die<br />

restlichen acht Songs repräsentiert,<br />

so ist „Kveikur“ doch ein<br />

Indierockalbum geworden, das<br />

auf weitläufige Soundflächen und<br />

epische Spannungsbögen verzichtet.<br />

Zwar mag der Wandel nicht<br />

nur freie Entscheidung gewesen<br />

sein – schließlich ist es die erste<br />

Platte, die sie nach dem Ausstieg<br />

des Keyboarders Kjartan Sveinsson<br />

als Trio zu bewältigen hatten<br />

–, doch im Vergleich zum langweiligen<br />

Vorgänger „Valtari“ steht<br />

ihnen die Kompaktheit gut. Natürlich<br />

muss man alles relativ sehen<br />

und auf den Postrockkosmos der<br />

Isländer übertragen. Denn so konventionell<br />

Ohrwürmer wie der<br />

Titelsong oder das optimistisch<br />

nach vorne preschende „Stormur“<br />

auch klingen: Auf Bläser, Streicher,<br />

Chöre und Glockenspiel muss<br />

man nicht verzichten. Und die<br />

abschließenden elegischen Pianoklänge<br />

von „Var“ erklären auch,<br />

warum Sigur Rós bei Konzerten<br />

Plattenkritiken<br />

neuerdings Kerzen verkaufen, die<br />

(angeblich) den Duft ihres Proberaums<br />

verströmen. (cs)<br />

Teho Teardo / Blixa<br />

Bargeld<br />

Stlil smiling<br />

Specula Records<br />

ARTPOP Es war ein langer Weg<br />

für Blixa Bargeld vom destruktiven<br />

Artpunk der Einstürzenden<br />

Neubauten bis zu diesem fein<br />

ziselierten Duoprojekt mit dem<br />

italienischen Komponisten Teho<br />

Teardo. Gemeinsam mit dem<br />

Balanescu Quartet gelingt ihnen<br />

ein lyrisches Kammer- und Artpopalbum,<br />

das zwischen Chanson,<br />

kinematografischen<br />

Geräuschcollagen und Bühnenmusik<br />

pendelt. Die unverkrampft<br />

mehrsprachigen und bisweilen<br />

mit popkulturellen Zitatpartikeln<br />

angereicherten Texte entstanden<br />

im Anschluss an ein gemeinsames<br />

Theaterprojekt 2009; Martina<br />

Bertoni lässt dazu lustvoll das<br />

Cello schnarren. Es ist amüsant,<br />

sich beim Hören dieser Platte<br />

noch mal zu erinnern an Bargelds<br />

Zeit bei Nick Cave, als er live beim<br />

Duettsong „Where the wild Roses<br />

grow“ in Ermangelung von Kylie<br />

Minogue immer die Kylie Minogue<br />

geben musste. Hier, auf „Still smiling“,<br />

ist der Berliner sehr viel<br />

näher bei sich – und, wenn man’s<br />

genau bedenkt, auch wieder näher<br />

an seinen Wurzeln. Denn so frei<br />

und ungebunden, wie er und<br />

Teardo hier Texte, Musik, Atmosphären<br />

und Stimmungen verschmelzen,<br />

war Blixa Bargeld seit<br />

Neubauten-Zeiten nicht mehr.<br />

Auch wenn hier nichts einstürzt,<br />

ganz im Gegenteil. (mw)<br />

Floyd Reloaded liefern auf<br />

der DVD/Blu-ray „The ultimate<br />

Floyd Show“ (Feel The Music)<br />

eine bestens zusammen<br />

gestellte Sammlung von<br />

Pink-Floyd-Lieblingsliedern.<br />

Eine Riesenschau in 5.1.<br />

53<br />

THE BRYAN FERRY<br />

ORCHESTRA<br />

DAS BRILLANTE<br />

JAZZ ALBUM<br />

MIT DEN SONGS AUS DEM FILM<br />

THE<br />

GREAT GATSBY<br />

IM HANDEL ERHÄLTLICH ALS<br />

CD, DIGITAL UND VINYL ALBUM<br />

WWW.BRYANFERRY.COM


Plattenkritiken<br />

The Elwins<br />

And I thank you<br />

Affairs Of The Heart<br />

GITARRENPOP Wahre Indiefans<br />

stehen jeden Sommer vor einem<br />

Problem: Wie hört man im gleißenden<br />

Sonnenschein die Leidensbekundungen<br />

seiner Lieblingsbands,<br />

ohne sich lächerlich zu machen?<br />

The Elwins aus Ontario bieten eine<br />

Alternative. Immerhin kann das<br />

Quartett einen Vertrauensvorschuss<br />

für sich beanspruchen, schließlich<br />

mischt es schon seit Jahren an der<br />

Seite von Born Ruffians und Tokyo<br />

Police Club die kanadische Indieszene<br />

auf. Diesen Vorschuss<br />

haben sie auch nötig, denn ihr<br />

60er-orientiertes Debüt feiert klassischen<br />

Pop, verzichtet auf ironisches<br />

Augenzwinkern und rekurriert<br />

auf die Beach Boys. Trotzdem<br />

kann es das Album mit den frühen<br />

Shins-Platten aufnehmen: So simpel<br />

und unwiderstehlich die Melodien<br />

zunächst auch scheinen, im<br />

Detail verstecken sich Spielereien,<br />

die vor allzu schneller Abnutzung<br />

schützen. Vermutlich haben es die<br />

Elwins nicht zuletzt Produzent Bill<br />

Moriartry (Blonde Redhead,<br />

Stephen Malkmus) zu verdanken,<br />

dass man ihre Glückseligkeit auch<br />

mit kühler Erhabenheit feiern<br />

kann. Und selbst die Spielzeit ist<br />

clever gewählt: Eine knappe halbe<br />

Stunde wird selbst wahre<br />

Indiefans nicht überfordern. (cs)<br />

The Moody Blues<br />

Timeless Flight<br />

Threshold/UMC<br />

PROGROCK Die britische 60er-<br />

Band Moody Blues wird gern reduziert<br />

auf „Nights in white Satin“,<br />

weil der Oldie ganzen Generationen<br />

einen Vorwand zum Engtanz<br />

gab. Was hierzulande aber wenige<br />

wissen: Die seit 1964 aktiven sinfonischen<br />

Progrocker um Justin<br />

Hayward sind noch immer auf<br />

Tour, bevorzugt in Amerika, wo die<br />

treuesten Fans zu Hause sind. Das<br />

Boxset „Timeless Flight“ würdigt<br />

jetzt die Verdienste der Band aus<br />

Birmingham – wobei die 17-CD-<br />

Fassung quasi das erweiterte Komplettwerk<br />

repräsentiert. Doch auch<br />

die abgespeckte Viererbox hat viel<br />

zu bieten. Neben frühen Singles,<br />

Raritäten und einer starken Präsenz<br />

des bahnbrechenden Konzeptalbums<br />

„Days of Future passed“<br />

(1967) bietet die Trackliste eine<br />

fein kuratierte Werkschau inklusive<br />

unveröffentlichter Songs und Songversionen<br />

sowie einiger entbehrlicher<br />

Livemitschnitte. Und „Nights<br />

in white Satin“ gibt es hier erstmals<br />

im originalen Stereomix auf CD –<br />

wenn das kein Grund ist, mal wieder<br />

engtanzmäßig auf Tuchfühlung<br />

zu gehen. (mw)<br />

Die Doppel-CD Wavemusic<br />

Volume 19 (Alive) sorgt mit<br />

gazehaft leichten Latinsongs für<br />

Sommerabendgefühle, ganz unabhängig<br />

vom Wetter. Dabei u. a.:<br />

DJ Cam und Cassandra Wilson.<br />

Three Fall<br />

Realize<br />

Act<br />

MODERN JAZZ Auf ihrem zweiten<br />

Album agieren Lutz Streun (Saxofon,<br />

Bassklarinette), Til Schneider<br />

(Posaune) und Sebastian Winne<br />

(Schlagzeug) als Trio Three Fall<br />

ebenso erstaunlich wie auf dem<br />

ersten („On a Walkabout“). Ohne<br />

Bass erzeugen sie mit Leichtigkeit<br />

jazzige Vielfalt in Melodie, Rhythmus<br />

und Klang. Ihre Inspirationsquellen<br />

liegen nicht nur in der Jazzwelt,<br />

sondern kommen auch von<br />

Nirvana („Lithium“), Coldplay („The<br />

Scientist“) oder Rage Against The<br />

Machine („Killing in the Name“).<br />

Meisterhafte Instrumentenbeherrschung<br />

macht das Außenseitertrio<br />

zu einem Highlight im Bereich des<br />

kammermusikalischen Jazz. (jn)<br />

ILSE DELANGE<br />

Hollands mega-erfolgreiche Pop-<br />

Sängerin mit ihrem neuen Album …<br />

… endlich auch in Deutschland!<br />

www.facebook.com/Hartmusik


Plattenkritiken<br />

Thundercat<br />

Apocalypse<br />

Brainfeeder<br />

FUNKJAZZ Ein Herzschlag aus<br />

doppelt gehärtetem Stahl, eine<br />

düstere Elektronikkulisse, eine<br />

Stimme auf der klagenden Suche<br />

nach Seele: Stephen Bruner hat die<br />

Kreativität von Prince, den Punch<br />

von Marcus Miller und immer noch<br />

jene eine Idee mehr, die ihn zum<br />

Unikum im Haifischbecken des<br />

Musikbiz von Los Angeles macht.<br />

Wer einen Bassisten klassischen<br />

Kalibers erwartet, ist bei Thundercat<br />

Bruner nicht an der richtigen<br />

Adresse: Hier denkt und arbeitet<br />

jemand mehr in surrealistischen<br />

Bildern als mit tiefen Tönen, und<br />

die Stimmungen, die er auf<br />

„Apocalypse“ evoziert, verlangen<br />

uns einiges an Stehvermögen ab.<br />

Definitiv kein nettes Absackeralbum,<br />

sondern eine nervöse<br />

Soundcollage mit schnellem Puls<br />

und immer wieder unkonventionellen<br />

Gesangspassagen. (ron)<br />

Torsten Goods<br />

Love comes to Town<br />

Act<br />

POPJAZZ Smooth, sexy und mit viel<br />

Holz der Gitarrenton, leicht an- und<br />

aufgekratzt der Gesang: So gut hat<br />

sich Popjazz seit George Benson<br />

nicht mehr angefühlt. Und dem alten<br />

Playboy huldigt Torsten Goods<br />

auch ganz unverhohlen. Für den<br />

lässigluftigen Funksound hätte<br />

Goods keinen besseren Produzenten<br />

finden können als Nils Landgren,<br />

der selbst die flauschigen, oft wie<br />

aus dem Nebenzimmer agierenden<br />

Bläser dirigiert. Fast schon ein bisschen<br />

zu groovy geht es zu, aber<br />

man schlurft eben auch mal ganz<br />

ausgeschlafen hinter Wolfgang<br />

Haffners präsizem Beat her oder<br />

galoppiert das eine oder andere<br />

Sechzehntel voraus. Als Sänger und<br />

Songwriter reiht sich Goods bei<br />

Bublé und Cullum ein, der Mix aus<br />

Covers und Selbstgeschriebenem<br />

fügt sich zu einem Album mit extrem<br />

hohem Feelgoodfaktor zusammen.<br />

(ron)<br />

Claudia Corona / Nürnberger<br />

Symphoniker<br />

Zyman – Rolón:<br />

Mexikanische<br />

Klavierkonzerte<br />

New MusicArt<br />

KLAVIERKONZERT „Mexikanische<br />

Klavierkonzerte“ begründen gewiss<br />

keine neue eigene Gattung. Zu sehr<br />

sind sie von der klassischen Unterhaltungsmusik<br />

der Nachromantik<br />

und den Großmeistern der Musikgeschichte<br />

abhängig, auch wenn<br />

gelegentlich folkloristische Melodien<br />

auftauchen. Dennoch macht es<br />

Freude, sie anzuhören, wenn sie so<br />

gut interpretiert und mit Verve ausgeführt<br />

werden wie von den Nürnberger<br />

Symphonikern unter Gregor<br />

Bühl und der in Deutschland lebenden<br />

mexikanischen Pianistin Claudia<br />

Corona. Samuel Zigman (geboren<br />

1956) ist stilistisch traditioneller<br />

als der ältere José Rolón (1876–<br />

1945). Beider Klavierkonzerte vereinen<br />

aber farbigen Orchestersatz<br />

und virtuose, mit rhythmischen Akzenten<br />

gespickte Spielfreude oberhalb<br />

des Kurmuschelniveaus. (jn)<br />

Corinna Simon<br />

Jean Françaix: Piano<br />

Rarities<br />

Crystal Classics<br />

KLAVIERKONZERT Jean Françaix<br />

ist kein „moderner“ moderner<br />

Komponist im Sinne der Avantgarde,<br />

sondern schrieb zeitlebens<br />

(1912–1997) im wohlklingenden<br />

nachimpressionistischen Stil. Doch<br />

seine zahlreichen Kammermusikund<br />

Klavierwerke blieben bei<br />

Musikern vieler Richtungen selbstverständlicher<br />

Teil des neueren<br />

Repertoires. Jetzt, ein Jahr nach<br />

dem 100. Geburtstag des Komponisten,<br />

spielte die Berliner Pianistin<br />

Corinna Simon mit Humor und<br />

pianistischem Witz u. a. Françaix'<br />

Sonate sowie die Zyklen „Fünf Porträts<br />

junger Mädchen“ und „Wenn<br />

Versailles mir erzählt hätte …“ vorbildlich<br />

ein. (jn)<br />

Die zum 50. Geburtstag der Bee<br />

Gees wiederaufgelegte 4er-Box<br />

„Mythology“ (Warner) enthält 81<br />

Songs, aber keine, die Fans nicht<br />

schon besäßen. Jedem Bandmitglied<br />

ist eine CD gewidmet – eine<br />

sogar Bruder Andy Gibb († 1988),<br />

obwohl er nie ein Bee Gee war.


Kino<br />

The<br />

Grandmaster<br />

In seinem ersten Martial-Arts-Film erzählt<br />

Wong Kar Wai die Geschichte von Bruce<br />

Lees Lehrer. Es ist ein Film geworden voller<br />

Schönheit und Subtilität.<br />

HK/CN <strong>2013</strong>, 123 Min., Regie: Wong Kar Wai<br />

mit Tony Leung, Zhang Ziyi, Chang Chen<br />

ab 27. 6. (Wild Bunch)<br />

Foto: Alexa Vachon<br />

Tony Leung<br />

MARTIAL ARTS Die Geschichte von Ip Man, dem Lehrer der Kampfsportikone<br />

Bruce Lee, hätte auf unterschiedliche Weise verfilmt werden können.<br />

Als reiner Martial-Arts-Film zum Beispiel, oder als Biopic vor dem Hintergrund<br />

gleich mehrerer Systemwechsel in China. Regisseur Wong Kar Wai („Fallen<br />

Angels“, „2046“) entschied sich für pure Poesie. Im Jahr 1936 – der Süden<br />

Chinas lebt im Bürgerkrieg, den Norden hält Japan besetzt – trifft Gong Boa-<br />

Sen in Foshan ein, um seine Nachfolge als Martial-Arts-Meister zu regeln.<br />

Im Gold Pavillon trifft er auf Ip Man (Tony Leung), den Meister des Südens.<br />

Doch nicht die Bilder dieses Kampfes bleiben einem im Kopf, sondern die<br />

vom Kampf Ip Mans mit Gongs Tochter Gong Er (Zhang Zi-Yi). Choreografiert<br />

als das wohl aggressivste Vorspiel der Filmgeschichte, lässt der Kampf die<br />

unerfüllte Liebe der beiden nicht vergessen, selbst als in den Familien aus<br />

politischen und privaten Gründen Chaos und Verzweiflung dominieren. Wong<br />

Kar Wai zeigt die Zeiten des großen gesellschaftlichen Umbruchs aus der<br />

Sicht der Kampfsportszene, ihrer Regeln, ihrer Haltung. Martial-Arts-Regisseur<br />

Yeun Woo-Ping sorgt gemeinsam mit Kameramann Philippe Le Sourd<br />

dafür, dass nicht der Kampf als solcher dominiert, sondern seine ästhetische<br />

Schönheit. Was außen vor bleibt: die Politik, der Bürgerkrieg, die Gesellschaft.<br />

Nichts davon zeigt Wong Kar Wai explizit, obwohl alles immer präsent ist<br />

und die Handlung vorantreibt. So strahlt der Film Zeitlosigkeit aus, ohne ins<br />

Märchenhafte zu kippen. (jw)<br />

World War Z<br />

USA/MT <strong>2013</strong>, 113 Min.<br />

Regie: Marc Forster<br />

mit Brad Pitt, Eric West,<br />

Matthew Fox<br />

ab 27. 6. (Paramount Pictures)<br />

HORRORDRAMA Gerade hat<br />

Garry Lane (Brad Pitt) mit seiner<br />

Frau und den Kindern noch im<br />

Bett gekuschelt, da haben auch<br />

schon die Zombies die Welt überrannt.<br />

Sie rennen, springen und<br />

schlagen ihre Köpfe durch Windschutzscheiben,<br />

als wären sie auf<br />

Speed und hätten noch nie was<br />

von Zombie-Kultregisseur Romero<br />

gehört. Später, als UN-Mitarbeiter<br />

Lane schon unterwegs ist, um ein<br />

Gegenmittel gegen die Untoten zu<br />

finden, sieht man im stärksten Teil<br />

des Films, wie die Zombies die<br />

Stadtmauer von Jerusalem stürmen,<br />

indem sie die turbokapitalistische<br />

Variante der Räuberleiter<br />

machen. Bei all dieser Rasanz<br />

gelingt es „World War Z“ aber<br />

nicht, den Zuschauer zu packen.<br />

Ist es, weil mal wieder das in<br />

den USA so beliebte Familienbeschützerding<br />

abgespielt wird? Oder<br />

sind es die schlechten 3D-Effekte?<br />

Nein, am Ende macht wohl der<br />

stereotype Aufbau den Gähner<br />

aus: Es ist irgendwann absehbar,<br />

wie es weitergeht. Das aber ist<br />

tödlich für jeden Zombie. (jw)<br />

Laurence Anyways<br />

CA/F 2012, 157 Min.<br />

Regie: Xavier Dolan<br />

mit Melvil Poupaud, Suzanne<br />

Clément, Nathalie Baye<br />

ab 27. 6. (NFP)<br />

LIEBESDRAMA Mit 19 drehte er<br />

2009 seinen ersten Film, führte<br />

Regie, spielte die Hauptrolle,<br />

schrieb das Drehbuch und produzierte;<br />

mit 20 seinen zweiten,<br />

„Herzensbrecher“, über beste<br />

Freunde (sie/er), die sich in einen<br />

Schönling verknallen, aber eigentlich<br />

nur ins Verliebtsein verliebt<br />

sind. Bei Film Nummer drei<br />

schießt das frankokanadische<br />

Wunderkind Xavier Dolan übers<br />

Ziel hinaus. Seine Geschichte<br />

des Lehrers Laurence (Poupaud),<br />

der mit 35 eine Frau werden will<br />

und der doch nicht von seiner<br />

Freundin Fred (Belair) loskommt,<br />

ist eine narzistische Orgie aus<br />

Nahaufnahmen und Zooms, aus<br />

Zeitlupensequenzen zu Beethoven<br />

oder Depeche Mode, Celine Dion<br />

und Fever Ray, voller 80er-Mode-<br />

Referenzen und opernhafter Dramatik<br />

– wenn nicht gerade wild<br />

mit der Handkamera gefuchtelt,<br />

wild geweint, endlos geraucht und<br />

überlaut gelacht wird. Zwischentöne<br />

oder so etwas wie Identifikation<br />

mit und Empathie für<br />

Laurences Transsexualität, Freds<br />

Verzweiflung und die übergroße<br />

Liebe der beiden stehen hinter<br />

Dolans Drang zur einzigartigen<br />

Einstellung zurück. Hier schreit<br />

alles: „Ich bin Kunst!“, und das<br />

macht die auf 157 (!) Minuten<br />

gestreckte Lovestory zur Geduldsprobe.<br />

Dolan ist zu sehr ins Verliebtsein<br />

in sich selber verliebt. (vs)<br />

The Deep<br />

IS/NO 2012, 95 Min.<br />

Regie: Baltasar Kormákur<br />

mit Ólafur Darri Ólafsson, Jóhann<br />

G. Jóhannsson, Stefán Hallur<br />

Stefánsson<br />

ab 27. 6. (MFA)<br />

DRAMA Als einziger Überlebender<br />

eines Schiffsunglücks treibt<br />

Gulli (Ólafur Darri Ólafsson) hilfund<br />

hoffnungslos vor Island im<br />

eisigen Nordatlantik. Wenn ihm<br />

Gott noch einen Tag schenkt,<br />

schwört er, wird er Mama zuliebe<br />

die Milch nur noch aus dem Glas<br />

trinken, der Witwe eines ertrunkenen<br />

Kollegen Trost spenden,<br />

seine Schulden bezahlen und<br />

56


Filmkritiken<br />

sich endlich trauen, die Frau anzusprechen, die<br />

er heimlich liebt … Nach einem authentischen<br />

Fall von 1984 erzählt Regisseur Baltasar<br />

Kormákur („Contraband“) in fahlen Bildern von<br />

Verzweiflung, Qual und einer medizinischen<br />

Sensation: Sechs Stunden im Eiswasser hatte<br />

bis dahin noch nie ein Mensch überlebt. Gulli,<br />

gesegnet mit „Robbenfett“, wie ein konsternierter<br />

Arzt sagt, bekommt schließlich mehr als<br />

einen Tag geschenkt. Doch nicht alle Versprechen<br />

an Gott wird er halten am Ende –<br />

denn anders, als Hollywood uns glauben<br />

machen möchte, muss selbst eine existenzielle<br />

Erschütterung nicht unbedingt einen neuen<br />

Menschen aus dir machen. Ein kleiner großer<br />

Film in matten Farben; ohne jede Emphase,<br />

doch voller Empathie. (mw)<br />

Fliegende Liebende<br />

ES <strong>2013</strong>, 90 Min., Regie: Pedro Almodóvar<br />

mit Javier Cámara, Cecilia Roth, Paz Vega<br />

ab 4. 7. (Tobis)<br />

KOMÖDIE Beim Flug von Madrid nach Mexiko<br />

gibt es gleich nach dem Start Probleme – fieberhaft<br />

sucht der Kapitän eine freie Landebahn<br />

für eine Notlandung, und damit keine Panik<br />

ausbricht, werden die Passagiere mit Drogen<br />

ruhiggestellt … Pedro Almodóvar, in den vergangenen<br />

Jahren als Meister des stilsicheren<br />

Melodrams etabliert, kehrt zurück zu dem<br />

Genre, das ihn vor 30 Jahren bekannt machte:<br />

die überdrehte Komödie in schrillsten 80er-<br />

Farben. Wie in „Labyrinth der Leidenschaften“<br />

(1982) und „Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs“<br />

(1988) potenzieren sich auch<br />

hier die Komplikationen mit jedem Schluck<br />

Champagner, gleichzeitig ist der nächste Schluck<br />

auch die beste (und vor allem lustigste) Lösung<br />

der Probleme oder zumindest der folgerichtige<br />

Schritt zum nächsten Sexgag. Optisch erinnert<br />

das ein wenig an eine sympathische Variante<br />

von Tuntenkomödien wie „(T)Raumschiff Surprise“.<br />

Almodóvar aber darf das, weil er selbst<br />

bei Pupswitzen nicht nur an den Lacher denkt,<br />

sondern auch an die Geschichte des Pupswitzes.<br />

Und weil seine Burleske immer angebunden ist<br />

an die Realität: Dass die „Fliegenden Liebenden“<br />

keine Landebahn finden, liegt daran, dass alle<br />

verfügbaren Flughäfen in Wahrheit Geisterflughäfen<br />

sind, Investitionsruinen. In Spanien<br />

herrscht schließlich Finanzkrise. (fis)<br />

Layla Fourie<br />

ZA/D/F/NL <strong>2013</strong>, 105 Min., Regie: Pia Marais<br />

mit Rayna Campbell, August Diehl,<br />

Rapule Hendricks<br />

ab 4. 7. (Real Fiction)<br />

DRAMA Der Alltag im Südafrika ist ein Leben<br />

in ständiger Unsicherheit. Immer wieder zeigt<br />

die in Johannesburg geborene Regisseurin Pia<br />

Marais in ihrem Berlinale-Wettbewerbsbeitrag<br />

Absperrgitter, Bewegungsmelder, Überwachungskameras<br />

und Stacheldrahtzäune. Unterstützt<br />

wird diese sich unmerklich auf den Zuschauer<br />

übertragende Atmosphäre aus Misstrauen und<br />

Verfolgungswahn vom nervösen Blick Laylas<br />

(Rayna Campbell). Die alleinerziehende Mutter<br />

tritt ihren neuen Job an: Sie prüft Jobbewerber<br />

mit einem Lügendetektor auf ihre<br />

Vertrauenswürdigkeit. Ihr erster Kandidat ist<br />

just der Sohn (August Diehl) des weißen<br />

Mannes, den sie in der Nacht zuvor mit dem<br />

Auto totgefahren hat … Schuld, Verantwortung,<br />

Vertrauen, Lüge: „Layla Fourie“ geizt nicht mit<br />

schweren Themen, doch die Versuchsanordnung<br />

ächzt unter der Überkonstruktion. Dennoch<br />

packt diese Geschichte, nicht zuletzt wegen<br />

starker Bilder, suggestiver Szenen und Campbells<br />

Gesicht, aus dem immer wieder panische<br />

Angst und Verzweiflung sprechen. (ascho)<br />

Adieu Paris<br />

D 2012, 100 Min.<br />

Regie: Franziska Buch<br />

mit Jessica Schwarz, Hans-Werner Meyer,<br />

Sandrine Bonnaire<br />

ab 11. 7. (Farbfilm)<br />

DRAMA Was macht es mit der Autorin Patrizia<br />

(Schwarz), wenn sie am Sterbebett ihres Geliebten<br />

auf dessen Frau (Bonnaire) trifft? Wie<br />

verändert es das Leben des Bankers Frank<br />

57


Filmkritiken<br />

(Meyer), wenn seine Fehlentscheidung<br />

die Bank Millionen<br />

kostet und ihn selbst das private<br />

Glück? Franziska Buch erzählt ihre<br />

zwei berührenden und sich lose<br />

berührenden Schicksalsgeschichten<br />

mit stillem Ernst und in grobkörnigen<br />

Erklärungsrückblenden,<br />

ohne je die erzählerische Ruhe zu<br />

verlieren. Ihr zwischen Düsseldorf<br />

und Paris pendelnder Mix aus<br />

Beziehungsdrama und Wirtschaftskrimi<br />

schließt mit einer<br />

nicht ganz neuen Erkenntnis, die<br />

uns schon zu Beginn aus dem Off<br />

zugeraunt wurde: Jedem Ende<br />

wohnt ein Anfang inne. Alle werden<br />

im Verlauf zu besseren Menschen,<br />

die endlich erkennen, was<br />

wirklich zählt im Leben, und endlich,<br />

endlich lächelt auch Sandrine<br />

Bonnaire, sodass wir doch noch<br />

ihre entzückenden Hasenzähne<br />

sehen können. „Adieu Paris“ serviert<br />

uns seine gefühlige Küchenphilosophie<br />

auf bestem Arte-<br />

Niveau – und siehe da: Arte hat<br />

kofinanziert. (mw)<br />

Stoff für 95 Minuten, und trotzdem<br />

schafft es der Film nicht<br />

immer, seine dünnen Handlungsstränge<br />

nachvollziehbar zu verknüpfen:<br />

So entpuppt sich eine<br />

vermeintliche Entführung Maisies<br />

schnell als filmerzählerische<br />

Schwäche. Dafür zeigt das Drama<br />

die moderne Seite des alten, aber<br />

weiterhin hochaktuellen Irrglaubens,<br />

dass Besitz gleich Glück sei.<br />

Maisies Eltern definieren ihr Wohlergehen<br />

allein durch das, was sie<br />

im Leben erreicht haben, und sie<br />

tun alles, um es nicht zu verlieren.<br />

Dass sie damit falsch liegen, wird<br />

an ihrer Tochter deutlich – das<br />

viele Spielzeug kann Maisie nicht<br />

die Zuneigung ersetzen, nach der<br />

sie sich sehnt. (sjk)<br />

The East<br />

Aktion<br />

„Sound of Heimat“-DVD zu gewinnen<br />

Woran denken wir, wenn es um deutsche Heimatmusik geht? Roland<br />

Kaiser, Helene Fischer, Andrea Berg? Wahrscheinlich. Dabei gibt es so viel<br />

mehr zu entdecken – und vor allem zu hören – als Schunkelschlager! Der<br />

neuseeländische Musiker Hayden Chisholm hat sich auf eine Reise quer<br />

durch Deutschland begeben, auf der Suche nach dem Sound unserer<br />

Heimat. Wenn er mit dem GewandhausChor in Leipzig, der Kneipentruppe<br />

Singender Holunder und den HipHoppern von BamBam Babylon Bajasch<br />

in Köln singt, tanzt und lacht, eröffnet uns Hayden überraschende und<br />

erstaunliche Einblicke in die kreative und lebendige<br />

Vielfalt zeitgenössischer deutscher Volksmusik.<br />

„Sound of Heimat“ ist ein musikalisches Roadmovie –<br />

mitsingen ausdrücklich erlaubt!<br />

Zum DVD-Start von „Sound of Heimat“ am 28. Juni<br />

verlost kulturnews 20 DVDs. Einfach bis zum 24. Juli<br />

eine E-Mail mit dem Betreff „Sound of Heimat“ an<br />

info@bunkverlag.de schicken. Viel Glück!<br />

Das Glück der großen<br />

Dinge<br />

USA 2012, 95 Min., Regie: Scott<br />

McGehee, David Siegel<br />

mit Julianne Moore, Alexander<br />

Skarsgård, Onata Aprile<br />

ab 11. 7. (Pandastorm Pictures)<br />

TRAGIKOMÖDIE Immer wieder<br />

schwenkt die Kamera weg vom<br />

Streit der Eltern, folgt Maisies Blick<br />

aus dem Fenster oder auf ein<br />

Spielzeug. Auf diese Weise bringen<br />

die Regisseure Scott McGehee<br />

und David Siegel einem die Gefühlswelt<br />

des kleinen Mädchens<br />

nahe, das nach der Scheidung<br />

zum Verhandlungsgegenstand der<br />

Eltern (Julianne Moore und Steve<br />

Coogan) geworden ist. In der Verfilmung<br />

des Romans „Maisie“ von<br />

Henry James aus dem Jahr 1897<br />

sind die Eltern so sehr auf ihren<br />

Konflikt fokussiert, dass sie sowohl<br />

ihre gemeinsame Tochter –<br />

herausragend gespielt von Onata<br />

Aprile – als auch ihre neuen Partner<br />

völlig übersehen. Das ist wenig<br />

USA <strong>2013</strong>, 114 Min.<br />

Regie: Zal Batmanglij<br />

mit Brit Marling, Alexander<br />

Skarsgård, Ellen Page<br />

ab 18. 7. (20th Century Fox)<br />

THRILLER Wenn Gutmenschen<br />

Böses tun, nennt man sie Ökoterroristen.<br />

Im Gemeinschaftswerk<br />

von Schauspielerin Brit Marling<br />

und Regisseur Zal Batmanglij<br />

schreckt eine Gruppe anarchistischer<br />

Untergrundkämpfer auch<br />

nicht vor Gewalt zurück, um mit<br />

medienwirksamen Aktionen gegen<br />

umweltverschmutzende Kapitalistenschweine<br />

vorzugehen. Die<br />

werden dann auch mal entführt<br />

und gezwungen, vor laufender<br />

Videokamera splitternackt im angeblich<br />

sauberen See neben ihrer<br />

Chemiefabrik baden zu gehen.<br />

Ex-FBI-Agentin Moss (Marling)<br />

schleust sich im Auftrag einer<br />

Sicherheitsfirma in die Gruppierung<br />

namens The East ein,<br />

verfällt dem charismatischen<br />

Anführer („True Blood“-Star<br />

Alexander Skarsgård mit<br />

Zottelbart) und wird selbst zur<br />

Weltverbesserin. Was handwerklich<br />

als Politthriller sauber<br />

gemacht und überzeugend<br />

gespielt ist, bleibt auf der thematischen<br />

Ebene flachbrüstig. Um<br />

58


Filmkritiken<br />

die Frage, ob die Aktivisten Straftäter oder<br />

Helden sind, drückt sich der Film ebenso<br />

herum wie um Logik. Das eigentliche Drama,<br />

das in diesem Stoff steckt, ist so verschenkt:<br />

die Auseinandersetzung mit der moralischen<br />

Verantwortung des Einzelnen und die<br />

Auswirkungen auf sein Handeln. (ascho)<br />

JOHANNA<br />

WOKALEK<br />

IRIS<br />

BERBEN<br />

RICHY . DAVID<br />

MULLER KROSS<br />

NACH DEM WELTBESTSELLER<br />

VON PAUL WATZLAWICK<br />

Only God forgives<br />

F/DK <strong>2013</strong>, 90 Min.<br />

Regie: Nicolas Winding Refn<br />

mit Ryan Gosling, Kristin Scott Thomas,<br />

Vithaya Pansringarm<br />

ab 18. 7. (Tiberius Film)<br />

THRILLER Nicolas Winding Refn gibt es zu:<br />

„Irgendwie ist ,Only God forgives’ wie eine Zusammenfassung<br />

aller Filme, die ich bisher gemacht<br />

habe.“ Seine Rachefabel verquickt kriminelle<br />

Abgründe („Pusher“), Alptraumsequenzen<br />

(„Walhalla rising“) und desaströse Beziehungen<br />

(„Drive“) – und natürlich dürfen die bei Refn<br />

stets penibel inszenierten Über-Gewaltszenen<br />

nicht fehlen. Auch bei seinem Hauptdarsteller<br />

greift der Däne auf einen alten Bekannten zurück:<br />

Ryan Gosling spielt Julian, der von seiner<br />

dominanten Mutter gezwungen wird, den Mord<br />

an seinem Bruder zu rächen. Das erweist sich<br />

jedoch als keineswegs leicht, denn der Täter<br />

ist ein psychotischer Cop, der seine eigene<br />

Version von Recht und Ordnung hat … Refn<br />

drehte in den finstersten Ecken von Bangkok<br />

und mischt psychedelische, blutrot gefärbte<br />

Bilder mit unwirklich buntem Thaikitsch. Bedeutungsschwanger<br />

zeigt er sich ballende, waschende,<br />

verkrampfende Hände; Hände, die so viel<br />

Grauen angerichtet haben, dass sie auch die<br />

blutigste Rache nicht reinwaschen könnte, wie<br />

Julian irrtümlich glaubt. „Only God forgives“ ist<br />

ein klassischer Spalter: Für die einen mag er<br />

die Krönung von Refns Kult-Œevre sein – für<br />

die anderen ist er von allem way too much.<br />

Und vielleicht wollte Refn genau das erreichen.<br />

Denn eins ist klar: Er ist viel zu sehr<br />

Perfektionist, um sich auf Eventualitäten einzulassen.<br />

(es)<br />

The Company you keep –<br />

Die Akte Grant<br />

USA <strong>2013</strong>, 125 Min.<br />

Regie: Robert Redford<br />

mit Robert Redford, Shia LaBoeuf,<br />

Susan Sarandon<br />

ab 25. 7. (Concorde)<br />

POLITTHRILLER Ben Shepard (Shia LaBoeuf)<br />

ist das lebende Reporterklischee: nervig,<br />

schmuddelig und mit ständig rutschender Nerdbrille<br />

auf der Nase. Vor allem aber ist er hartnäckig,<br />

denn als eine seit Jahren vom FBI gesuchte<br />

Linksaktivistin (Susan Sarandon) festgenommen<br />

wird, wittert er die Story seines<br />

Lebens. Seine Recherchen zwingen den seit<br />

30 Jahren unter falscher Identität lebenden Anwalt<br />

Jim Grant (Robert Redford) aus der<br />

Deckung, ein Katz-und-Maus-Spiel im Wettlauf<br />

mit dem FBI beginnt. Denn Grant schlägt sich<br />

quer durch Amerika, um die einzige Person zu<br />

finden, die die ganze Wahrheit kennt … Robert<br />

Redford setzt in seiner neunten Regiearbeit auf<br />

die klassischen Zutaten des Enthüllungsthrillers:<br />

Sein Reporter wühlt sich durch<br />

Karteikästen, lauert Grants Freunden auf, liefert<br />

sich einen verbalen Schlagabtausch mit<br />

der Inhaftierten (Sarandon in Höchstform) und<br />

ist doch immer einen Tick zu spät. Denn die<br />

eigentlichen Fäden in diesem Lügengeflecht<br />

ziehen andere. Eine unaufgeregte, stellenweise<br />

jedoch auch behäbige Suche nach der<br />

Wahrheit, die schlussendlich die alte Frage aufwirft:<br />

Muss die Wahrheit wirklich immer ans<br />

Licht? (es)<br />

Auf kulturnews.de außerdem Kritiken<br />

und Trailer zu folgenden Filmen:<br />

Papadopoulos & Söhne<br />

Modest Reception – Die Macht des Geldes<br />

ab 27. 6.<br />

Ich – Einfach unverbesserlich 2<br />

ab 4. 7.<br />

Die Unfassbaren – Now you see me<br />

Ein Freitag in Barcelona<br />

An ihrer Stelle<br />

ab 11. 7.<br />

»Die<br />

deutsche<br />

Antwort auf<br />

›Amélie‹.«<br />

OK!<br />

ODER WIE<br />

DIE LIEBE TIFFANY<br />

TROTZDEM<br />

FAND<br />

Ein Film von SHERRY HORMANN<br />

(»Wüstenblume«)<br />

AB 4. JULI AUF DVD,<br />

BLU-RAY .. UND<br />

VoD ERHALTLICH!<br />

www.anleitungzumungluecklichsein.studiocanal.de<br />

59


Foto: Gerd Altmann / pixelio.de<br />

DVD<br />

Hitchcock<br />

R: Sacha Gervasi<br />

D: Anthony Hopkins, Helen<br />

Mirren, Scarlett Johansson<br />

12. 7., 20th Century Fox<br />

USA 2012<br />

BIOPIC Eine Dusche, eine Frau,<br />

ein Messer, in zwei Minuten und<br />

sechzehn Sekunden, 70 Einstellungen<br />

und 54 Schnitten: Wer<br />

schon immer wissen wollte, wie<br />

es zum berühmtesten Mord der<br />

Filmgeschichte kam, der ist hier<br />

falsch. Sacha Gervasi erzählt zwar<br />

Vorgeschichte und Dreharbeiten zu<br />

„Psycho“, interpretiert das<br />

Gruselmeisterwerk aber vor allem<br />

als Hitchcocks Versuch, die eigenen<br />

Abgründe und Obsessionen<br />

zu verarbeiten. „Hitchcock“ erzählt<br />

mit hervorragenden Darstellern –<br />

Helen Mirren als Ehefrau und<br />

Vertraute der Legende, Anthony<br />

Hopkins als Sir Alfred und Scarlett<br />

Johansson als Janet Leigh –, mit<br />

geschliffenen Dialogen und viel<br />

britischem Humor davon, wie der<br />

Horrorfilm trotz Zensur und<br />

Prüderie hoffähig wurde. (to)<br />

Extras Featurettes, Trailer<br />

auch als Blu-ray<br />

finale Operation zu verdienen. Als<br />

sie erfährt, dass sie aus einer früheren<br />

Beziehung einen Sohn hat,<br />

reist sie in die Ödnis von Yorkshire,<br />

wo sie auf eine Rumpffamilie<br />

trifft … Die britische Serie<br />

„Hit & Miss“ vereint Genres, die<br />

eigentlich nicht zusammenpassen:<br />

Thriller, Sozialdrama, Familienkomödie,<br />

Western, plus eine<br />

Handvoll Gendertrouble. Was in<br />

der Inhaltsangabe schrill wirkt, ist<br />

in den sechs Episoden durchaus<br />

nachvollziehbar inszeniert, nicht<br />

zuletzt dank der extrem sensiblen<br />

Schauspielerleistungen und dem<br />

Gespür von Kameramann David<br />

Luther für originelle Bildkompositionen.<br />

So stilbewusst die Serie<br />

aber an US-Erfolge wie „Breaking<br />

Bad“ anschließt: Dass es zum<br />

englischen Originalton keine<br />

Untertitel, sondern nur die synchronsisierte<br />

Fassung gibt, ist ein<br />

Unding. (fis)<br />

Extras Interviews, Trailer<br />

auch als Blu-ray<br />

Der Hypnotiseur<br />

R: Lasse Hallström<br />

D: Mikael Persbrandt, Tobias<br />

Zilliacus, Lena Olin<br />

11. 7., Eurovideo<br />

SE 2012<br />

Klick Dich ins Kino!<br />

Hit & Miss<br />

R: Sheree Folkson,<br />

Hettie Macdonald<br />

D: Jonas Armstrong, Chloë<br />

Sevigny, Karla Crome<br />

4. 6., Ascot Elite<br />

GB 2012<br />

TV-SERIE Mia ist Auftragskillerin in<br />

Manchester. Und Mia ist transsexuell,<br />

sie mordet, um Geld für die<br />

60<br />

THRILLER In Stockholm wird ein<br />

Mann brutal ermordet. Kommissar<br />

Linna macht sich auf den Weg zur<br />

Familie des Toten, doch auch die<br />

restliche Familie wurde bestialisch<br />

ermordet – bis auf den Sohn Josef.<br />

Linna bittet den Psychologen Erik<br />

Bark darum, Josef zu hypnotisieren,<br />

um den Fall zu lösen. Zu<br />

Beginn kann Regisseur Lasse<br />

Hallström in seiner Verfilmung des<br />

Bestsellers von Lars Kepler noch<br />

Spannung aufbauen, später erinnert<br />

die Stimmung jedoch eher an<br />

„Tatort“ als an einen Blockbuster.<br />

Nettes Durchschnittskino aus<br />

Skandinavien, nicht mehr, aber<br />

auch nicht weniger. (kc)<br />

Extras Making-of, zusätzliche<br />

Szenen, Featurette, Trailer<br />

auch als Blu-ray


DVD<br />

Der Geschmack von<br />

Rost und Knochen<br />

R: Jacques Audiard<br />

D: Marion Cotillard, Matthias<br />

Schoenaerts, Corinne Masiero<br />

19. 7., Universum Film<br />

F 2012<br />

LIEBESFILM Dieser Film ist<br />

Jacques Audiards Meisterwerk, ein<br />

furchtloses Melodram. Es geht um<br />

Ali (Schoenaerts), der bei seiner<br />

Schwester haust, als Securitymann<br />

arbeitet, bei illegalen<br />

Straßenkämpfen boxt, ein Trumm<br />

von einem Kerl. Er trifft auf die<br />

labile Stéphanie (Cotillard), nur<br />

kurz, flüchtig, dann wieder, da hat<br />

die Schwertwaltrainerin bei einem<br />

Unfall beide Unterschenkel verloren.<br />

Und braucht einen Mann,<br />

der keine Scheu vor Verletzungen<br />

hat … Audiard fügt instinktiv das<br />

organisch zusammen, was nicht<br />

füreinander gemeint ist. Ein Film<br />

voller Würde, Größe und ergreifender<br />

Ehrlichkeit. (vs)<br />

Extras Featurette, deleted Scenes<br />

auch als Blu-ray<br />

Real Humans – Die<br />

komplette erste Staffel<br />

R: Harald Hamrell, Levan Akin<br />

D: Lisette Pagler, Eva Röse,<br />

Andreas Wilson<br />

28. 6., WVG Medien<br />

SE 2012<br />

TV-SERIE Schweden in naher<br />

Zukunft: Die Menschen leben mit<br />

humanoiden Robotern, den sogenannten<br />

Hubots zusammen, die<br />

ihnen viele Aufgaben im Alltag<br />

erleichtern sollen. Doch nicht alle<br />

Hubots sind mit ihrem Dasein als<br />

Eigentum der Menschen zufrieden<br />

… Lars Lundström hat eine<br />

spannende SciFi-Dramaserie<br />

geschaffen, in der nicht die<br />

Maschine, sondern der Mensch<br />

das Problem darstellt. Wenn<br />

Frauen ihre Ehemänner für makellose<br />

Hubots verlassen und Opa<br />

seinen Tee von einem Hubot mit<br />

Schürze und Dauerwelle vorgesetzt<br />

bekommt, dann wirft das die<br />

Frage auf: Was bedeutet eigentlich<br />

Menschsein? „Real Humans“ ist<br />

eine Metapher für politische Umwälzungen,<br />

Gleichberechtigung<br />

und Fremdenfeindlichkeit und ein<br />

guter Mix aus düsterer Science-<br />

Fiction und US-Serien im Stil von<br />

„Desperate Housewives“. (sjk)<br />

Hyde Park am Hudson<br />

R: Roger Michell<br />

D: Bill Murray, Laura Linney,<br />

Samuel West<br />

4. 7., Universal Pictures<br />

GB 2012<br />

KOMÖDIE Ein Sommerwochenende<br />

in Hyde Park, dem Landsitz<br />

des US-Präsidenten Roosevelt<br />

(Murray). Der britische König<br />

George VI. (West) und seine Frau<br />

haben sich für einen historischen<br />

Besuch angekündigt: George will<br />

Roosevelt überzeugen, ihn im<br />

bevorstehenden Krieg gegen<br />

Deutschland zu unterstützen –<br />

doch der alte Fuchs macht es dem<br />

jungen Monarchen nicht leicht.<br />

Regisseur Michell setzt schwelgerische<br />

Naturbilder in Kontrast zur<br />

nervösen Anspannung des jungen<br />

Königs. Der Lebemann Roosevelt<br />

löst die Verkrampfung schließlich<br />

durch Drinks, trockenen Humor<br />

und penetrantes Ignorieren der<br />

Etikette. Fazit: Völkerverständigung<br />

braucht manchmal nur einen Biss<br />

in einen Hot Dog – und eine charmante<br />

Komödie nicht viele Zutaten.<br />

(es)<br />

Extras Featurettes, B-Roll, deleted<br />

Scenes, Audiokommentar, Makingof,<br />

Galerie, Trailer<br />

auch als Blu-ray<br />

61


Literatur<br />

„Verlieben<br />

will alles ...“<br />

Im zweiten Roman von Popliterat Joachim<br />

Bessing findet ein Mann mit Anfang 40<br />

erstmalig zur Liebe. Eine umwälzende<br />

Erfahrung – die Bessing doch nicht in<br />

allen Einzelheiten darstellen möchte.<br />

Foto: Aramazt Kalayjian/aramazt@hairbrainfilms.com<br />

Joachim, in deinem neuen Roman „Untitled“ sagt dein Protagonist, er wolle<br />

überall dort sein, wo er nicht ist. Wie geht es dir in puncto Rastlosigkeit?<br />

Joachim Bessing: So gut wie noch nie zuvor. Es war im April vor einem Jahr,<br />

da saß ich an einem Strand, und ich fühlte etwas, und zugleich erkannte ich:<br />

Das ist eine wahre Empfindung. Und ich schrieb an meine Person des<br />

Vertrauens: Ich will nirgendwo mehr wohnen. Ich will am liebsten überhaupt<br />

nie wieder mehr zu wohnen versuchen. Ich will auch keine Sachen mehr<br />

besitzen, nie wieder in ein sogenanntes Zuhause müssen. Ich will so leben,<br />

wie es bei New Order in „Turn my Way“ heißt: „I don't want to have a key/<br />

don't want to have a car.“ Und sie schrieb zurück, in einem Satz, wie es so<br />

ihre Art ist: „Kannst Du doch. Mach einfach“ Und so machte ich das.<br />

Rainald Goetz hat über „Untitled“ geschrieben: „Alles, was Joachim Bessing<br />

über die Liebe sagt und denkt, ist kompletter Unsinn.“ Was, denkst du, meint<br />

er damit?<br />

Bessing: Ich habe ihn gefragt, weil mich das sehr interessiert hat. Rainald<br />

Goetz ist ein extrem wichtiger Künstler für mich. Gerade weil er so anders<br />

denkt als ich. Es ging ihm um Diskretion, um das Heimliche und die<br />

Innerlichkeit. Interessiert mich ja alles auch, aber von der Verhältnismäßigkeit<br />

her halt genau spiegelverkehrt. Ist doch gut so!<br />

Es gibt Untersuchungen, die die Anziehung zwischen Verliebten oder<br />

Liebenden als rein biochemisch bedingt beschreiben. Glaubst du daran?<br />

Bessing: Glauben nicht, aber es gibt wissenschaftliche Untersuchungen,<br />

deren Ergebnisse zumindest nachzuweisen versuchen, dass es diverse<br />

Hormone sind, die altbekannte und beschriebene Empfindungen auslösen.<br />

Was dann mit den beiden passiert, hat mit den Interpretationen dieser<br />

Empfindungen zu tun. La Rochefoucauld: „Die Leute würden sich nicht verlieben,<br />

wenn sie zuvor nicht in einem Roman gelesen hätten, dass man sich<br />

verlieben kann.“<br />

Wie arrangiert man sich mit derlei Tatsachen – oder: Was setzt du dem<br />

entgegen?<br />

Bessing: Hingeben. Ohne Ausrufezeichen. Und mit Lars von Trier: „Enjoy it<br />

while it lasts“ – zumindest versuchen. Wie Betony Vernon in „Untitled“ ganz<br />

richtig zu trösten versucht: „It's just love – it hurts as much as it heals.“<br />

Bitte festlegen: Verliebt man sich in Menschen – oder in den Gedanken, in<br />

einen Menschen verliebt zu sein?<br />

Bessing: Ich kann da nur persönlich antworten: In einen Gedanken verliebt<br />

zu sein, stelle ich mir unmöglich vor. Ein Gedanke ist flüchtig, ansonsten<br />

brauchte es keine Worte, um ihn festzuhalten. Verlieben will Zukunft, will<br />

alles. Will einen ganz speziellen Menschen hier und für immer. Und am besten<br />

jetzt gleich!<br />

Das Kommunizieren über nicht weiter erläuterte Musik ist eine popliterarische<br />

Tradition, die du auch in „Untitled“ pflegst. Ist dies die Möglichkeit, mit einem<br />

eingeschränkten Personenkreis zu kommunizieren – weil die Bedeutung<br />

Nichteingeweihten verschlossen bleibt?<br />

Joachim Bessing<br />

Bessing: Ich schreibe für alle, alle können sich die Musik, wie es so heißt: zu<br />

Gemüte führen. Ich mag Anregungen aus Büchern. Ich glaube, vielen anderen<br />

geht es ähnlich.<br />

Ohne iPhone, Instagram und andere moderne Kommunikationsmittel wären<br />

die Verliebten in „Untitled“ ziemlich aufgeschmissen: Bedingt die dauerhafte<br />

Möglichkeit zur Kommunikation die emotionale Notwendigkeit, diese in<br />

Anspruch zu nehmen?<br />

Bessing: In „Intuition Pumps and other Tools for Thinking“ fasst der Autor<br />

Daniel Dennett das Scheinproblem auf herrlich amerikanische Weise in<br />

Worte: „There's no more a difference between laptop and necktop.“ Von daher<br />

sollten so viele wie möglich so viel wie möglich Gebrauch von den Geräten<br />

machen – das sind nämlich keine Gadgets, das sind Bewusstseinsbooster!<br />

Bonmots wie „Was nützt die Liebe in Gedanken“ suggerieren qualitativ unterschiedliche<br />

Arten der Liebe. Zu Recht?<br />

Bessing: Es gibt Fragen, warum es in „Untitled“ keinerlei Schilderungen des<br />

sogenannten Liebemachens gibt. Immer bloß Küssen und Briefeschrieben,<br />

heißt es dann. Ich weiß nicht, vielleicht liegt das an meinen Vorlieben. In<br />

„Casablanca“ sieht man auch kein bisschen mehr – mir reicht das einfach.<br />

Ich finde das: wunderschön.<br />

Interview: Lasse Nehren<br />

Untitled ist gerade erschienen.<br />

62


Buchkritiken<br />

www.blanvalet.de<br />

Adam Johnson<br />

Das geraubte Leben<br />

des Waisen Jun Do<br />

Aus d. Engl. v. Anke Caroline<br />

Burger<br />

Suhrkamp, <strong>2013</strong><br />

693 S.; 22,95 Euro<br />

Nordkorea ist informationstechnisch<br />

gesehen ein großes,<br />

schwarzes Loch, aus dem<br />

nicht viel mehr herausdringt als<br />

Säbelgerassel und durchchoreografierte<br />

Sequenzen aus der<br />

Hand der Kim-Dynastie. Adam<br />

Johnson reiste – unter strengen<br />

Auflagen, versteht sich – zu<br />

Recherchen in das abgeschottete<br />

Land, und was er zu erzählen<br />

hat, ist bewundernswert<br />

ehrlich wie auch literarisch eindrucksvoll.<br />

Völlig zu Recht<br />

erhielt Johnson dafür den<br />

Pulitzerpreis <strong>2013</strong>. Der in<br />

einem Waisenhaus aufgewachsene<br />

Pak Jun Do wird zum<br />

Tunnelkämpfer ausgebildet,<br />

später muss er helfen, Japaner<br />

zu entführen, fängt auf einem<br />

Schiff Funksprüche ab und<br />

wird durch obskure Zufälle<br />

zum Volkshelden erklärt. Doch<br />

so schnell der Aufstieg, so tief<br />

der Fall: Nachdem er für eine<br />

geheime Mission in die USA<br />

geschickt worden war, fällt er<br />

in Ungnade und wird für Jahre<br />

ins Arbeitslager gesteckt. Hier<br />

hätte die Geschichte zu Ende<br />

sein können, doch Adam Johnson<br />

stellt in der zweiten Hälfte<br />

des Romans noch einmal alles<br />

auf den Kopf: Jun Do hat die<br />

Identität des hochrangigen<br />

Kommandanten Ga angenommen<br />

und verkehrt nun mit der<br />

obersten Garde des „Geliebten<br />

Führers“. Doch natürlich geht<br />

auch das nicht lange gut …<br />

Der Roman kombiniert kühn<br />

Thriller, Romanze und Dokuelemente,<br />

und auch wenn die<br />

Geschichte oftmals grotesk<br />

überzeichnet wirkt, beteuert<br />

Johnson doch, die tatsächliche<br />

Schwärze Nordkoreas noch<br />

etwas verharmlost zu haben.<br />

Seine wie nebenbei eingestreuten<br />

Beispiele alltäglicher Menschenrechtsverletzungen<br />

mildert<br />

er durch feinsinnigen<br />

Humor. Vor den eigenen<br />

Bildern im Kopf kann er den<br />

Leser dadurch aber nicht<br />

bewahren. Ein großer, ein<br />

wichtiger Roman. (es)<br />

David Guterson<br />

Der Andere<br />

Aus d. Engl. v. Georg<br />

Deggerich<br />

Hoffmann & Campe, <strong>2013</strong><br />

288 S.; 22,99 Euro<br />

„Ich zog in den Wald“, schrieb<br />

Henry David Thoreau einst,<br />

„weil ich den Wunsch hatte,<br />

mit Überlegung zu leben, dem<br />

eigentlichen, wirklichen Leben<br />

näherzutreten.“ Der Traum vom<br />

reinen Leben in der Wildnis,<br />

ohne die Fesseln der<br />

Zivilisation zu spüren, ist mindestens<br />

so alt wie die moderne<br />

Gesellschaft selbst, die diesen<br />

Traum durch Entfremdung und<br />

Überfluss überhaupt erst hervorgebracht<br />

hat. In „Der Andere“<br />

wird dieses Aussteigerdasein<br />

erneut als radikaler<br />

Gegenentwurf zum American<br />

Way of Life in Szene gesetzt,<br />

jener „Hamburger-Welt“, wie<br />

einer der beiden Protagonisten,<br />

der spätere Eremit John<br />

William, sie einmal nennt.<br />

David Guterson schildert die<br />

Geschichte zweier junger<br />

Männer, die in den frühen<br />

Siebzigern ihre Jugend damit<br />

verbringen, die menschenleeren<br />

Wälder und Berge von<br />

Oregon zu durchwandern, zu<br />

campen, zu kiffen und dabei<br />

über das Leben zu sinnieren.<br />

Bis sich ihre Wege schließlich<br />

trennen: Während der eine sich<br />

für Job, Familie und Eigenheim<br />

entscheidet, verschwindet der<br />

andere in der Wildnis – mit<br />

allen Konsequenzen ... Die<br />

Entscheidung Gutersons, dabei<br />

den bürgerlichen Neal als<br />

Erzähler fungieren zu lassen,<br />

erweist sich bald als Schwäche<br />

des Romans. Dem so eigensinnigen<br />

wie fragilen John William,<br />

der in seiner wachen<br />

Intelligenz an Chris McCandless<br />

erinnert (dem Sean Penn<br />

mit „Into the Wild“ ein filmisches<br />

Denkmal gesetzt hat),<br />

kann sich der Leser so nur aus<br />

der Perspektive des geschwätzigen<br />

Neal nähern. Weil Gutersons<br />

um Realismus bemühter<br />

Stil in den Naturbeschreibungen<br />

zwar großartig ist, sich<br />

anderweitig aber öfter in unnötigen<br />

Details verliert, sorgt das<br />

dafür, dass die eigentlich<br />

bereits nach 250 Seiten<br />

beendete Haupthandlung<br />

noch 100 Seiten weitergeschleppt<br />

wird – und die<br />

Beweggründe John Williams<br />

am Ende eher platt mit einem<br />

zerrütteten Elternhaus erklärt<br />

werden. Thoreaus alter Traum<br />

hätte etwas mehr Reflexion<br />

verdient. (mwe)<br />

Valeria Luiselli<br />

Die Schwerelosen<br />

Aus d. Span. v. Dagmar Ploetz<br />

Kunstmann, <strong>2013</strong><br />

150 S.; 16,99 Euro<br />

Valeria Luisellis Romandebüt<br />

ist von einer vierdimensionalen<br />

Lebendigkeit, wie sie auf leichtere<br />

Art kaum inszeniert werden<br />

könnte. Ihre Protagonistin<br />

lebt mit zwei Kindern und<br />

ihrem Ehemann in Mexiko<br />

City – die Arme der Familie<br />

sind zumindest teilweise längst<br />

zu Tentakeln geworden, die sie<br />

bedrängen. Sie tritt die<br />

Realitätsflucht schreibend an,<br />

widmet ihrer Vergangenheit –<br />

einer losgelöst scheinenden<br />

Existenz – einen Roman, dessen<br />

fragmentarischen Fortschritt<br />

der Lesende in scheinbarer<br />

Echtzeit sich entfalten<br />

sieht. Damals in New York war<br />

die junge Frau Lektorin und<br />

widmete ihre Zeit und Passion<br />

vorrangig dem Œuvre des<br />

mexikanischen Poeten Gilberto<br />

Owen. Als die Protagonistin tie-<br />

FÜR ALLE, DIE IM<br />

DUNKELN<br />

ANGST<br />

HABEN,<br />

SEHEN WIR<br />

SCHWARZ.<br />

Marc Elsberg versetzt<br />

Sie in helle Panik.<br />

NUR DIE BESTEN<br />

UNSERER BESTSELLER<br />

PLATINUM<br />

EDITION<br />

800 Seiten | € 9,99 [D] | Broschur<br />

ISBN 978-3-442-38029-9<br />

63<br />

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Platte<br />

Buch<br />

Neuerscheinungen des Monats<br />

These New Puritans<br />

Field of Reeds<br />

Joey Goebel<br />

Ich gegen Osborne<br />

Nile Rodgers<br />

The Chic Organization<br />

Adam Johnson<br />

Das geraubte Leben<br />

des Waisen Jun Do<br />

Kakkmaddafakka<br />

Six Months is<br />

a long Time<br />

Valeria Luiselli<br />

Die Schwerelosen<br />

Buchkritiken<br />

fer in Owens Werk eintaucht, verwischen<br />

in Luisellis Roman zusehends<br />

die perspektivischen Grenzen:<br />

Owen selbst findet eine Stimme,<br />

die Haupterzählerin spricht<br />

retrospektiv und aus der Vergangenheit<br />

– und ihr Mann kommentiert<br />

ihre literarischen Aufarbeitungsversuche<br />

in der Erzählgegenwart?<br />

Die Journalistin, Dozentin<br />

und Lektorin Luiselli transzendiert<br />

vielstimmig durch literarische, Bewusstseins-<br />

und Realitätsebenen,<br />

wird dadurch ätherisch und federleicht.<br />

Sie findet wunderschöne<br />

sprachliche Bilder von bitterer<br />

Poesie, gesteht ihrer Prosa aber<br />

einen vulgären Ton zu, der ihre<br />

Erzählungen direkt und spannend<br />

macht – und ihr Bodenhaftung<br />

verleiht. Das frustrierte Wesen<br />

ihrer Protagonistin prägt Luisellis<br />

Buch mit schonungslosen Schilderungen<br />

von emotionalem Brachland<br />

und sexuellen Bedeutungslosigkeiten.<br />

Luiselli entwirft einen<br />

mit surrealen Elementen verschränkten<br />

Pseudorealismus, ist fantastisch<br />

und nah. Ein Roman zum<br />

Träumen. Und Zurückkehren. (lan)<br />

Protagonisten, die ultimative<br />

menschliche Niederlage. Dabei<br />

flicht er jedoch geschickt eine<br />

Anzahl schräger Charaktere ein –<br />

Ambjørnsens ewige Spezialität –,<br />

wie etwa den kriecherischen<br />

Hausmeister Heribert Gassmus,<br />

die allzeit bereite und Gedde doch<br />

stets abweisende Adele Lusthoff<br />

oder den auch mal nackt Goethe<br />

lesenden Nachbarn Erkenbod<br />

Effer. So lustig das klingen mag, so<br />

wenig komisch ist das Ganze.<br />

Jedenfalls nicht für den Zyniker<br />

Gedde. Und auch der Leser ist vielerorts<br />

gezwungen, sich dem<br />

mäandernden, verworrenen<br />

Schreibstil Ambjørnsens anzupassen.<br />

Ein Roman wie das Älterwerden<br />

selbst: Beileibe keine leichte<br />

Sache, aber der Erfahrungsschatz<br />

gleicht viele Zipperlein aus. (es)<br />

DVD<br />

Hit & Miss Hitchcock Der Geschmack von<br />

Rost und Knochen<br />

Der Gewinn:<br />

Scavi & Ray Hugo<br />

inklusive<br />

Leonardo-Gläser<br />

Gewinne mit Scavi & Ray<br />

3 x 1 Kiste Scavi & Ray Hugo<br />

inklusive grüner Gläser von<br />

Leonardo. Der Star unter den<br />

Prosecco-Cocktails ist diesen<br />

Sommer unverzichtbar – egal,<br />

ob in der Szenegastronomie,<br />

in stylischen Clubs oder auf<br />

dem heimischen Balkon.<br />

Ab sofort gibt es das echt<br />

italienische Kultgetränk auch<br />

im Supermarkt: schon fertig<br />

gemixt aus feinperligem<br />

Prosecco, Holunderblütensirup<br />

und Minze. Für frisches<br />

Prickeln im Glas!<br />

www.scavi-ray.com<br />

Ingvar Ambjørnsen<br />

Eine lange Nacht<br />

auf Erden<br />

Aus d. Norweg. v. Gabriele Haefs<br />

Rotbuch, <strong>2013</strong><br />

256 S.; 18,99 Euro<br />

Es gab schon bessere Zeiten im<br />

Leben von Claes Otto Gedde: Der<br />

einstige norwegische Vorzeigejournalist<br />

hält sich kurz vor seinem<br />

sechzigsten Geburtstag mit langweiligen<br />

Kochbüchern für den<br />

Fresssack Verlag über Wasser.<br />

Nach einem missglückten Werbebesuch<br />

auf der Frankfurter Buchmesse<br />

möchte Gedde nur noch<br />

eines: sich in der Berliner Wohnung<br />

seiner verstorbenen Freundin<br />

Margot einigeln und dort einen<br />

langen ruhigen Winter verbringen.<br />

Doch natürlich kommt alles ganz<br />

anders. Der neue Roman von<br />

„Elling“-Autor Ingvar Ambjørnsen<br />

thematisiert mit schonungsloser<br />

Deutlichkeit den sozialen, mentalen<br />

und körperlichen Verfall seines<br />

64<br />

Joey Goebel<br />

Ich gegen Osbourne<br />

Aus d. Engl. v. Hans M. Herzog<br />

Diogenes, <strong>2013</strong><br />

432 S.; 22,90 Euro<br />

Für sensible Romanhelden ist die<br />

Pubertät meist ein Schmoren in<br />

seelischer Agonie, und dieser<br />

Zustand endet oft erst dann, wenn<br />

das letzte Jahr der Highschool<br />

endlich vorüber ist. James Weinbach<br />

bildet da keine Ausnahme.<br />

Ganz der Erblinie von Holden<br />

Caulfield entstammend, ist der<br />

Ich-Erzähler von Joey Goebels<br />

neuem Roman in erster Linie genervt<br />

vom Zustand der Welt, wie<br />

sie sich ihm im Mikrokosmos<br />

Schule offenbart: Der „großen<br />

dummen Hurerei“, wo jeder nur<br />

eine Rolle spielt und sich alles<br />

ums Blenden, Vögeln, Saufen und<br />

natürlich den Abschlussball dreht.<br />

Das typische Highschoolpersonal<br />

des Romans ähnelt daher auch<br />

stark den debilen Karikaturen aus<br />

„American Pie“, selbstverständlich<br />

mit Ausnahme von James' Angebeteter<br />

Chloe, die man im Falle<br />

einer Verfilmung sicherlich mit<br />

Ellen Page besetzen würde. Auch<br />

James selbst scheint zunächst<br />

kaum mehr als das Klischee eines<br />

intelligenten Außenseiters aus


Buchkritiken<br />

Überzeugung zu sein: Er trägt stets<br />

Anzug, liebt Jazz, und in seinem<br />

Spind hängt natürlich kein Foto<br />

eines Basketballstars, sondern das<br />

von F. Scott Fitzgerald. Aber Goebel<br />

ist ein viel zu guter Erzähler,<br />

als dass er seinen Helden den<br />

ganzen Roman über nur die eigene<br />

geistige Überlegenheit zur<br />

Schau stellen ließe. Und so schimmert<br />

bei James’ Kampf gegen die<br />

bloße Oberflächlichkeit und Verblödung<br />

um ihn herum immer wieder<br />

die eigene tiefe Verunsicherung<br />

durch. Natürlich erkennt James<br />

schließlich, dass seine Mitschüler<br />

– ihrem rücksichtslosen Verhalten<br />

zum Trotz – hinter ihrer bemüht<br />

coolen Fassade doch nur verletzliche<br />

und einsame Wesen sind.<br />

Aber mit dieser moralischen<br />

Läuterung und der Forderung nach<br />

mehr Einfühlungsvermögen<br />

begnügt sich Goebel nicht, und<br />

darin liegt die Stärke des Romans.<br />

Die wahre Herausforderung für<br />

seinen Helden liegt am Ende<br />

woanders: Nämlich darin, immer<br />

wieder die Verzweiflung niederzuringen,<br />

die daraus resultiert, dass,<br />

obwohl man beschlossen hat, den<br />

anderen mit Aufrichtigkeit und<br />

Anstand zu begegnen, sie es<br />

umgekehrt vielleicht nicht tun werden.<br />

(mwe)<br />

Viveca Sten<br />

Mörderische<br />

Schärennächte<br />

Gelesen v. Stephan Schad<br />

GoyaLit/Jumbo Neue Medien, <strong>2013</strong><br />

4 CDs; 14,99 Euro<br />

Für Thomas Andreasson geht es<br />

bergauf. Nachdem er beim letzten<br />

Fall fast ums Leben gekommen<br />

wäre, kann der Kommissar nun in<br />

den Polizeidienst zurückkehren,<br />

und auch das Verhältnis zu seiner<br />

Ex-Frau bessert sich. Doch so gern<br />

die Autorin sich Zeit für das<br />

Privatleben ihrer Figuren nimmt:<br />

Bald überschlagen sich die<br />

Ereignisse im beschaulichen<br />

Schweden, denn eine Reihe vermeintlicher<br />

Selbstmorde und<br />

Unfälle wird nicht nur immer länger,<br />

sondern auch immer rätselhafter.<br />

Wieso erhängt sich ein introvertierter,<br />

aber dennoch lebensfroher<br />

Student? Wie kommt Schmierseife<br />

in die Lunge eines in der<br />

Badewanne verunglückten Rollstuhlfahrers?<br />

Und was hat eine<br />

Psychologiehausarbeit über eine<br />

militärische Spezialeinheit in den<br />

1970ern damit zu tun? Andreasson<br />

muss Zusammenhänge aufdecken,<br />

die der Hörer dank eines<br />

weiteren Erzählstrangs längst<br />

ahnt. Spannend – und letztlich<br />

überraschend – bleibt es aber<br />

trotzdem. (kab)<br />

Ulli Lust/Marcel Beyer<br />

Flughunde<br />

Suhrkamp, <strong>2013</strong><br />

350 S.; 24,99 Euro<br />

Wahrscheinlich arbeitet kaum<br />

jemand im deutschsprachigen<br />

Comicbereich so literarisch wie die<br />

1967 in Wien geborene Ulli Lust.<br />

Spätestens seit ihr Mammutwerk<br />

„Heute ist der letzte Tag vom Rest<br />

deines Lebens“ international an<br />

Preisen abräumte, was abzuräumen<br />

war, gilt die Wahlberlinerin als<br />

absolut hochkulturkompatibel.<br />

Beziehungsweise: suhrkampfähig.<br />

Der ökonomisch schlingernde<br />

Verlag versucht seit kurzem,<br />

Graphic Novels als<br />

Subgenre der Literatur ins Repertoire<br />

aufzunehmen, und Lust hat<br />

hierfür einen Roman von Marcel<br />

Beyer adaptiert: „Flughunde“,<br />

eine verschachtelte, vielstimmige<br />

Erzählung aus den letzten Tagen<br />

des Zweiten Weltkriegs. Kein<br />

leichtes Unterfangen, Beyer<br />

berichtet weder chronologisch,<br />

noch ist seine Perspektive immer<br />

so deutlich, dass eine eindeutige<br />

Bebilderung vertretbar wäre. Lust<br />

löst diese Problematik, indem sie<br />

tagebuchartige Passagen, surreale<br />

Bilder und den von ihr gewohnten<br />

reportagehaften Stil<br />

nebeneinander stellt, sie versucht<br />

gar keine einheitliche Bildsprache,<br />

sondern übernimmt Beyers<br />

Uneindeutigkeiten in ihre ureigene<br />

Ästhetik. Die Szenaristin ist<br />

hier nicht so gefordert wie in ihren<br />

eigenen Arbeiten, dennoch<br />

ist „Flughunde“ das interessante<br />

Experiment einer Übernahme von<br />

Literaturstrukturen ins Medium<br />

der Graphic Novel. (fis)<br />

65<br />

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Lesungen<br />

Foto: © René Fietzek<br />

Foto: © Gleb Smirnov<br />

Foto: © ryz.cz<br />

Foto: Carolin Weinkopf<br />

Olga Grjasnowa<br />

Julia Kissina<br />

°<br />

Petra Hulová<br />

Elisabeth Rank<br />

DER RUSSE IST EINER, DER<br />

BIRKEN LIEBT<br />

Der Debütroman bietet eine eindrucksvolle<br />

Innensicht vom Leben<br />

in einer Einwanderungsgesellschaft.<br />

Grjasnowas Heldin Mascha kommt<br />

aus Aserbaidschan und zieht als<br />

Zwölfjährige mit ihrer Familie in<br />

eine deutsche Kleinstadt. Hier muss<br />

sie dolmetschen lernen, um mit<br />

ihren Eltern das Ausländeramt zu<br />

besuchen, und ist rassistischen<br />

Äußerungen ausgesetzt.<br />

11. 7. Berlin – 17. 7. Mönchengladbach<br />

– 18. 7. Krefeld<br />

FRÜHLING AUF DEM MOND<br />

Fotografin, Aktionskünstlerin,<br />

Undergroundliteratin: Julia Kissina<br />

ist eine Alleskönnerin. In ihrem<br />

Debütroman lässt sie aus der Sicht<br />

einer Heranwachsenden in Kiew<br />

noch einmal die Breschnew-Jahre<br />

Revue passieren. Rettung verspricht<br />

eine im Mondlicht gesteigerte<br />

Selbstwahrnehmung, mit der<br />

man sich den Zumutungen der<br />

Realität entziehen kann.<br />

18. 7. Berlin<br />

DREIZIMMERWOHNUNG<br />

AUS PLASTIK<br />

Die tschechische Autorin wählt<br />

eine Prostituierte Anfang 30 als<br />

Romanheldin und lässt diese<br />

erzählen, wie sie Kunden in ihrem<br />

Prager Appartement empfängt. Mit<br />

einer ungewöhnlichen Mischung<br />

aus Vulgärjargon und poetischer<br />

Sprache gibt sie ihre Sicht der<br />

Welt wieder, die vor zynischen<br />

Spitzfindigkeiten nur so wimmelt.<br />

16. 7. Stuttgart<br />

BIST DU NOCH WACH?<br />

Nach ihrem erfolgreichen Debütroman<br />

„Und im Zweifel für dich<br />

selbst“ legt die Berliner Autorin<br />

nach. „Bist du noch wach?“ thematisiert<br />

die Beziehungsunfähigkeit<br />

junger Menschen zwischen<br />

20 und 30. Mit wem soll man<br />

darüber reden, dass es niemanden<br />

mehr gibt, mit dem man über alles<br />

reden kann?<br />

18. + 21. 7. Berlin –<br />

20. 7. Hamburg<br />

Eventtipps<br />

Baff – HAVE A<br />

SEAT & BEAT<br />

Percussion Show<br />

Foto: Apollo Varieté<br />

Baff ist keine gewöhnliche Percussionshow,<br />

denn gemeinsam mit der<br />

niederländische Truppe Percossa<br />

haben sich die Regisseure Hans<br />

Minnaert und Karel de Rooij etwas<br />

ganz Besonderes für ihr Publikum<br />

ausgedacht: Trommeln unter den<br />

Sitzflächen der speziell entwickelten<br />

Stühle laden die Zuschauer zum<br />

Mitmachen ein und schaffen ein<br />

einzigartiges Gemeinschaftserlebnis.<br />

Lenka<br />

6. 9. Luxor, Köln<br />

Groundation<br />

Foto: FKP Scorpio Foto: Prime Entertainment<br />

Kate Nash<br />

30. 9. Ampere, München<br />

David Pfeffer<br />

Foto: Till Brönner<br />

Foto: Christopher Dadey<br />

Olaf Schubert<br />

30. 10. CCH, Hamburg<br />

¡Más Shake!<br />

Foto: Klaus Meine<br />

Foto: Concert Team NRW<br />

18.–28. 7.<br />

Apollo Varieté, Düsseldorf<br />

4. 9. Markthalle, Hamburg 4. 8. Zentrum Altenberg, Oberhausen<br />

13. 9. Blue Shell, Köln


W LTPREMIERE<br />

layoutdeluxe.de<br />

www.facebook.com/<br />

eintrittskarten<br />

Tickets und Infos unter<br />

www.eintrittskarten.de und 01805-2001 *<br />

sowie in guten Vorverkaufsstellen<br />

*aus dem dt. Festnetz 0,14 /Min., Mobilfunk max. 0,42 /Min.


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