Ausgabe 07/2013 - Kulturnews
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<strong>07</strong> <strong>2013</strong> Pet Shop Boys | Philipp Poisel | Lloyd Cole | Tom Odell | Frida Gold | Ilse DeLange | Ringsgwandl | Editors | Alborosie<br />
Auf in die Disco – mit Pauken und Trompeten!
Artwork<br />
Haben Daft Punk auf ihrem Album „Random Access Memory“ subtile Hinweise auf das verstorbene<br />
Popidol Michael Jackson untergebracht? Einige Auffälligkeiten gibt es jedenfalls. Der<br />
Schriftzug ihres Albumtitels ähnelt verdächtig dem von Jacksons „Thriller“, was im Internet<br />
bereits zu kreativen Photoshoppereien führt (untere Bildreihe). Und wenn man den Daft-Punk-<br />
Hit „Get lucky“ auf ungefähr 128 Beats pro Minute beschleunigt, klingt er in der Tat wie eine<br />
Jacko-Single (http://bit.ly/12QDsqf). Absicht? Wahrscheinlich. Dem französischen Duo macht<br />
es bestimmt einen subversiven Heidenspaß, ihren Hipsterfans den uncoolen Michael Jackson<br />
unterzujubeln. Womit wohl endgültig seine posthume Credibilisierung eingeleitet ist. mw<br />
3
Impressum<br />
Inhalt<br />
KULTURNEWS erscheint monatlich und wird herausgegeben<br />
und verlegt von der bunkverlag GmbH<br />
Zeisehallen, Friedensallee 7–9, 22765 Hamburg<br />
VERLAG<br />
fon 040-39 92 95-0 | fax 040-38 08 97-73<br />
E-Mail info@bunkverlag.de<br />
VERLEGER<br />
Uwe H. Bunk<br />
CHEFREDAKTEURIN<br />
Dr. Jutta Rossellit (v.i.S.d.P.)<br />
ART DIRECTOR<br />
Nils Heuner (nh)<br />
Foto: Verstärker<br />
Pet Shop Boys 14<br />
REDAKTION<br />
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E-Mail redaktion@bunkverlag.de<br />
Leser-E-Mail leser@bunkverlag.de<br />
Artists<br />
MUSIK Matthias Wagner (mw)<br />
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DVD Ellen Stickel (es)<br />
fon -82 | E-Mail dvd@bunkverlag.de<br />
ENTERTAINMENT Jürgen Wittner (jw)<br />
fon -76 | E-Mail jwittner@bunkverlag.de<br />
KINO Volker Sievert (vs)<br />
fon -71 | E-Mail vsievert@bunkverlag.de<br />
LITERATUR Carsten Schrader (cs)<br />
fon -83 | E-Mail cschrader@bunkverlag.de<br />
LIVE Lasse Nehren (lan)<br />
fon -74 | E-Mail lnehren@bunkverlag.de<br />
KUNST + THEATER Falk Schreiber (fis)<br />
fon -70 | E-Mail fschreiber@bunkverlag.de<br />
GRAFIK Juliane Kruschke, Lennart Vitting<br />
ANZEIGEN<br />
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SALES DIRECTOR Helge Löbel (v.i.S.d.P.)<br />
fon -16 | E-Mail hloebel@bunkverlag.de<br />
SALES MANAGER<br />
Julia Hönel, Lore Kalamala, Susanne Korn,<br />
Jürgen Peters, Petra Schaper, Skadi Schmidt<br />
DISPOSITION + KOOPERATIONEN Esther Ahrens<br />
fon -27 | E-Mail eahrens@bunkverlag.de<br />
ABO/LESERSERVICE Maike Göttsche<br />
fon -10 | E-Mail mgoettsche@bunkverlag.de<br />
WEITERE BEITRÄGE DIESER AUSGABE<br />
Katharina Behrendsen (kab), Käthe Charlotte (kc),<br />
Thomas Gilbert, Ron Haller (ron), Katrin Hildebrand,<br />
Dagmar Leischow, Nadine Lischick (nl), Olaf Neumann,<br />
Dr. Justus Noll (jn), Helmut Philipps, Rolf von der Reith,<br />
Steffen Rüth, Axel Schock (ascho), Michael Schock,<br />
Katja Schwemmers, Manuel Weißhaar (mwe),<br />
Thomas Winkler (to)<br />
Praktikantinnen und Praktikanten: Mitja Joel Steffens (mjs),<br />
Samantha-Josephine Kiesel (sjk), Katharina Grabowski (kg)<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung des<br />
Herausgebers oder des Verlags wieder. Für unverlangt eingesandte<br />
Materialien kann keine Gewähr übernommen werden. Die Urheberrechte<br />
für Anzeigen, Entwürfe, Fotos, Vorlagen sowie der grafischen Gestaltung<br />
bleiben beim Verlag und können nur mit dessen Genehmigung weiterverwendet<br />
werden. Veranstaltungshinweise werden kostenlos abgedruckt.<br />
Fotos, die Veranstaltungshinweise illustrieren, können nur frei abgedruckt<br />
werden; der Verlag setzt bei Eingang voraus, dass alle Honorarfragen vom<br />
Veranstalter bereits geklärt sind.<br />
HINWEIS ZU GEWINNSPIELEN<br />
Aktionen und Eventtipps sind Formen von Promotion.<br />
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
ANZEIGENSCHLUSS 8/13: 15. 7. 13<br />
Es gilt die Anzeigenpreisliste <strong>2013</strong>.<br />
Jahresabonnement: 21 Euro (inkl. Porto & MwSt.)<br />
NÄCHSTE AUSGABE 8/13: 25. 7. 13<br />
Foto Titel: Gerald von Foris<br />
3 Artwork<br />
6 News<br />
10 LaBrassBanda<br />
Von Tuten und Blasen<br />
12 Tom Odell<br />
Der verflixte<br />
sechste Monat<br />
14 Pet Shop Boys<br />
Die Liebe zum Dorf<br />
16 Alin Coen Band<br />
Fair geht vor<br />
18 Editors<br />
Feuern und heuern<br />
20 Frida Gold<br />
Mit Bammel nach<br />
Connecticut<br />
22 Lloyd Cole<br />
Alle zehn Jahre wieder<br />
24 Philipp Poisel<br />
Das Wahre, Schöne,<br />
Analoge<br />
26 Knut Bjørnar Asphol<br />
Unendlich viele Orte<br />
28 Black Seeds<br />
Völlig rastalos<br />
29 Kodaline<br />
Mehr ist mehr<br />
30 Tony Mortimer<br />
Nur nichts überstürzen<br />
32 Alborosie<br />
Der letzte Revoluzzer<br />
34 Ilse DeLange<br />
Extraportion Sahne<br />
62 Joachim Bessing<br />
„Verlieben will alles“
Inhalt<br />
Foto: Felix Krüger<br />
Foto: Christoph Köstlin<br />
20 24<br />
Frida Gold Philipp Poisel<br />
Foto: H’Art<br />
Ilse DeLange<br />
34<br />
Releases<br />
Events<br />
46 Plattenkritiken<br />
Rock<br />
Pop<br />
Black Music<br />
Folk & Country<br />
Dance & Elektro<br />
Jazz & Roots<br />
Klassik<br />
56 Filmkritiken<br />
56 Kinofilme<br />
60 DVD<br />
67 City+<br />
68 Entertainment<br />
70 Theater<br />
72 Klubs + Konzerte<br />
80 Ausstellungen<br />
36 Tourneen<br />
66 Lesungen<br />
66 Eventtipps<br />
63 Buchkritiken
Musik<br />
Stürzt das System!<br />
Das Duo Guaia Guaia gibt sich<br />
revolutionär – aber geht das auch noch<br />
mit einem dicken Plattenvertrag?<br />
Elias, Luis, ihr habt seit drei Jahren keinen festen Wohnsitz, sondern<br />
reist mit Mülltonnen, die zu Soundmaschien umgebaut wurden, durchs<br />
Land, singt antikapitalistische Songs und überwintert in besetzten<br />
Häusern. Wie könnt ihr da allen Ernstes einen Majorvertrag unterschreiben?<br />
Carl Luis Zielke: Wir haben auch mit Indielabels gesprochen, aber bei<br />
denen hatten wir teilweise das Gefühl, dass sie sich nicht mal unsere<br />
Musik richtig angehört haben.<br />
Elias Gottstein: Wir können uns das jetzt immer wieder fragen: Inwiefern<br />
schaffen wir es, unsere Inhalte noch zu transportieren? Neulich<br />
hatten wir zum Beispiel das Angebot, in einem Apple-Store zu spielen;<br />
das sollte gefilmt und auf iTunes gezeigt werden. So was können wir<br />
nicht machen, denn dann stehen wir vor einer Marke und machen<br />
Werbung für die. Es ist jedenfalls ein Experiment, und wenn es nicht<br />
mehr klappt, merken wir das schon.<br />
Guaia Guaia<br />
Foto: Tobias Hametner<br />
Dann wollt ihr also das System von innen verändern …<br />
Zielke: Wir begreifen uns jetzt nicht mehr als etwas, das sich außerhalb<br />
der kapitalistischen Monstermaschine befindet, sondern im<br />
Bauch. Hier arbeiten wir fleißig mit, aber wir haben auch die Chance,<br />
etwas zu verändern.<br />
Gottstein: Wenn wir uns so weit wie möglich abgrenzen würden, dann<br />
würden wir für die meisten wohl wie exotische Revolutionäre rüberkommen<br />
– und weniger bewirken.<br />
Zielke: Ich finde es gerade spannend zu gucken: Wenn ich schon nicht<br />
ohne Widersprüche leben kann, wie komme ich dann am besten mit<br />
ihnen klar?<br />
Interview: Carsten Schrader<br />
Eine Revolution ist viel zu wenig erscheint am 12. Juli. Parallel dazu<br />
startet Unplugged: Leben, eine Kinodoku über das Duo. Ende<br />
September treten Guaia Guaia beim Bundesvision Song Contest <strong>2013</strong><br />
für Mecklenburg-Vorpommern an.<br />
Ale, Ale, Rock’n’Roll!<br />
Diesmal lässt es Bruce Dickinson (54) ausnahmsweise mal<br />
zapfen statt krachen: Gemeinsam mit der britischen<br />
Robinsons Brewery bringt seine Heavy-Metal-Band Iron<br />
Maiden nämlich ein Bier namens „Trooper“ auf den<br />
Markt. Bei einer sorgfältigen, wenngleich nicht doppelt<br />
verblindeten kulturnews-Verkostung (sechs Flaschen als<br />
Präludium eines Fußballabends) erwies sich das mit<br />
moderaten 4,7 Umdrehungen daherkommende Ale als<br />
bernsteinfarbener Prickeltrunk mit leichtem Limonennachhall.<br />
So aggressiv, wie die Metalband sich gerne gibt,<br />
geriert sich das gleichwohl martialisch etikettierte<br />
Premiumbier also nicht – spiegelt damit aber das gesetztere<br />
Alter der Maiden-Mucker gut wider. CroErhältlich exklusiv<br />
bei www.metal-and-wine.com. (mw)<br />
Foto: Metal & Wine<br />
6
Musik<br />
„Es ist genauso viel Luft nach<br />
oben wie nach unten. Wenn’s<br />
irgendwann reicht, dass ich mir<br />
ein Jahr lang ein Nummernschild<br />
für meinen Roller leisten kann:<br />
alles super.“<br />
Status Quo<br />
Foto: Katarina Baliova<br />
Klampfen im Meer<br />
Wer die charmante Schnapsidee hatte, die Boogierocker<br />
Status Quo in einer Actionkomödie mitspielen zu lassen, steht<br />
bestimmt im Nachspann von „Bula Quo!“. Die Band um<br />
Francis Rossi und Rick Parfitt (Foto) nutzte jedenfalls die<br />
Dreharbeiten auf den Fidschi-Inseln weidlich, um im azurblauen<br />
Meer Klampfen zu schwingen. Die DVD/Blu-ray<br />
kommt im Herbst, kurz vor der nächsten kulturnews-präsentierten<br />
Tour der unverwüstlichen Altrocker. (mw)<br />
Antonino Tumminelli von der Newcomerband Mega! Mega! gibt sich<br />
im aktuellen uMag bescheiden. Ihr Debütalbum „Behalt die Nerven“<br />
kommt Anfang September, eine erste EP ist gerade erschienen.<br />
Foto: Bella Lieberberg<br />
JAMIECULLUM.COM<br />
8.8. SCHWETZINGEN SCHLOSSGARTEN<br />
23.8. BERLIN ZITADELLE<br />
24.8. DRESDEN JUNGE GARDE<br />
25.8. COBURG SCHLOSSPARK<br />
15.11. LEVERKUSEN JAZZTAGE<br />
16.11. MÜNCHEN CIRCUS KRONE<br />
19.11. FRANKFURT JAHRHUNDERTHALLE<br />
20.11. BREMEN MUSICAL THEATER<br />
21.11. GÖTTINGEN LOKHALLE<br />
THE CONVERSATION TOUR<br />
30.10. KÖLN<br />
31.10. BERLIN<br />
2.11. MÜNCHEN<br />
TEXAS.UK.COM<br />
18.11. KÖLN 19.11. HAMBURG<br />
20.11. BERLIN 22.11. MÜNCHEN<br />
THEBANDPERRY.COM<br />
SPECIAL GUESTS:<br />
KIDS OF ADELAIDE<br />
28.7. MÜNCHEN<br />
1.8. BERLIN<br />
DONAVONF.COM<br />
2.8. KÖLN<br />
4.8. HAMBURG<br />
Eventim Ticket Hotline: 01806 - 57 00 00* · Online: www.eventim.de und an den bekannten VVK-Stellen. · www.wizardpromotions.de<br />
*20 Ct./Min. – Mobilfunkpreise max. 60 Ct./Min.
Musik<br />
Die Ärzte<br />
Doherty<br />
Böser Bela<br />
Fans der Ärzte können sich ihre Band<br />
demnächst sonstwohin stecken, bevorzugt<br />
in die USB-Eingänge ihrer<br />
Laptops. Denn die Konzerte der noch<br />
bis Ende August laufenden „Ärztivals<br />
<strong>2013</strong>“-Tour werden direkt nach der<br />
letzten Zugabe auf USB-Sticks verkauft.<br />
Der Clou ist dabei die Gestaltung<br />
der Datenträger, die sie zu potenziellen<br />
Sammlerstücken macht. Dass Belas<br />
Stick als einziger böse dreinschaut,<br />
während Farins strahlt wie nach dem<br />
ersten Mal, dürfte die Fans allerdings<br />
zum Rätseln bringen. (mw)<br />
Pete<br />
Foto: Bleecker Street Entertainment<br />
So’n iShit!<br />
Apples Musikvertrieb iTunes ist längst nicht mehr nur im Digitalen<br />
daheim. Wie groß die ganz reale Bedeutung des Fileshops für die<br />
Musikbranche inzwischen ist, zeigt die Liste der Künstler, die im<br />
September bei der siebten Auflage des Londoner iTunes-Festivals<br />
auftreten werden, darunter Namen wie Justin Timberlake, Thirty<br />
Seconds To Mars oder Jack Johnson. Karten für die Konzerte im<br />
Kulturzentrum Roundhouse kann man nicht kaufen, sondern nur<br />
gewinnen. Oder man streamt das Spektakel per Smartphone oder<br />
Tablet – was aber nur klappt, wenn das Gerät von Apple kommt.<br />
iShit! (mw)<br />
Foto: Apple
PRESENTED BY:<br />
Präsentiert von:<br />
Musik<br />
Bruce Springsteen<br />
Bossboom im Kino<br />
Bruce Springsteen, Songpoet aus New Jersey, ist nach 40<br />
Karrierejahren fast schon eine lebende Legende. Ein Film<br />
könnte jetzt endgültig dafür sorgen. „Springsteen & I“, eine<br />
Produktion des britischen Starregisseurs Ridley Scott, soll<br />
am 22. Juli weltweit synchron in die Kinos kommen.<br />
Thema ist die Beziehung des Stars zu seinen Fans, die ihn<br />
„The Boss“ nennen. Springsteen stammt aus proletarischen<br />
Verhältnissen, sie prägten stets seine Kunst, und auch als<br />
Superstar (über 120 Millionen verkaufte Alben) büßte er<br />
seine Glaubwürdigkeit bei den Menschen, über die er singt,<br />
nicht ein. Alles Wissenswerte zum Projekt gibt es auf der<br />
Webseite www.springsteenandi.com. (mw)<br />
Foto: springsteenandi.com<br />
Foto: Mariana Juliano<br />
Gute Frage<br />
… an Luiza Sá von CSS<br />
Luiza, verletzt es euch nicht, wenn euer Gründungsmitglied Adriano Cintra<br />
nach seinem Ausstieg bei CSS behauptet, ihr könntet nicht mal eure Instrumente<br />
richtig spielen …?<br />
Luiza Sá: Es macht mich traurig, weil es zeigt, dass Adriano nicht verstanden hat,<br />
worum es bei CSS geht. Wir haben nie behauptet, unsere Instrumente gut spielen<br />
zu können und definieren uns nicht darüber. Um gute Songs schreiben zu können,<br />
muss ich kein Virtuose sein, das ist oft sogar hinderlich. Letztlich glaube ich auch<br />
nicht, dass das der wahre Grund für Adrianos Ausstieg war. Er ist ein ganzes Stück<br />
älter als wir und kam wohl einfach mit dem anstrengenden Partyleben auf Tour<br />
nicht mehr zurecht.<br />
Planta ist seit Juni im Handel.<br />
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Weitere News, Rezensionen, Interviews<br />
und mehr im Netz unter kulturnews.de<br />
Klaus Bönisch für KBK GmbH präsentiert:<br />
22.10. Dresden // 24.10. Erfurt<br />
25.10. Regensburg // 26.10. Berlin<br />
29.10. Düsseldorf // 31.10. Stuttgart<br />
01.11. Dortmund // 02.11. Mannheim<br />
19.10. Berlin // 22.10. Hamburg // 23.10. Dortmund<br />
25.10. Karlsruhe // 26.10. München // 27.10. Wien<br />
29.10. Pratteln // 30.10. Nürnberg<br />
01.11. Leipzig // 02.11. Köln<br />
BLUE<br />
OCTOBER<br />
12.11. München<br />
13.11. Mannheim<br />
14.11. Frankfurt // 15.11. Berlin<br />
16.11. Köln<br />
04.10. CH-Pratteln // <strong>07</strong>.10. AT-Wien<br />
09.10. Nürnberg // 11.10. Mannheim<br />
12.10. Freiburg // 14.10.Frankfurt<br />
15.10.München // 17.10.Bielefeld<br />
18.10.Hamburg // 19.10. Berlin<br />
Lounge, Bar,Swing<br />
AND THE<br />
PUPPINI SISTERS<br />
24.10.<strong>2013</strong> – LIVE @ PALAIS FRANKFURT<br />
EINLASS 19:30 Im Rahmen des Women of the World Musikfestivals. BEGINN: 20:00<br />
www.womenoftheworld-festival.de<br />
Frankfurt-Ticket-Hotline: 069 - 13 40 400<br />
Lounge, Bar, Swing<br />
24.10.<br />
Palais, Frankfurt<br />
Infos & Tickets unter: www.ticketmaster.de / www.kb-k.com
Bläserpop<br />
LaBrassBanda<br />
Entern mit Pauken und Trompeten den Dancefloor: LaBrassBanda<br />
Foto: Gerald von Foris<br />
10
Bläserpop<br />
Von Tuten und Blasen<br />
Die in der Regionalkultur verwurzelten Bayern Stefan Dettl, Andreas Hofmeir und<br />
Manuel da Coll von LaBrassBanda wollen die Disco unterwandern. Schließlich ist<br />
auch Pop nur Volksmusik.<br />
Euer neues Album heißt „Europa“. Handelt es sich etwa um ein<br />
Krisenalbum? Europa geht es schließlich derzeit nicht besonders gut.<br />
Manuel da Coll: Es ist eher eine Hommage an Europa. Vielleicht war es<br />
nicht so schlau, es so zu nennen, aber wir haben so viele schöne<br />
Erfahrungen in Europa gesammelt – etwa als wir mit dem Kombi rumgetourt<br />
sind und das eine Art Urlaub war. Es ist fast ein Konzeptalbum geworden,<br />
denn die meisten Titel haben Ländernamen.<br />
Andreas Hofmeir: Das Statement steht klar für Europa, denn wenn viele<br />
Menschen versuchen, etwas gemeinsam zu machen, kommt es natürlich<br />
auch zu Schwierigkeiten. Trotzdem ist es wichtig, dabei nicht das große<br />
Ganze aus den Augen zu verlieren. Wir begreifen unsere Musik als europäische<br />
Musik, so bayerisch sie auch angehaucht sein mag.<br />
Habt ihr sie auch in den jeweiligen Ländern geschrieben?<br />
da Coll: Teilweise ja, „Russland“ etwa entstand während einer Reise mit der<br />
Transsibirischen Eisenbahn. Wir haben es dort im Speisewagen uraufgeführt,<br />
vor allem für die Köchin, denn die hat uns echt super Essen zubereitet.<br />
Und ich glaube, sie hat sogar eine Träne rausgedrückt. Es ist ja auch ein<br />
melancholisches Stück.<br />
Blasinstrumente haben ja meist einen melancholischen Touch.<br />
Hofmeir: Nicht unbedingt. Man schiebt sie eher in Richtung Balkan, und<br />
dort wird ja eine verrückte Mischung aus Melancholie und Euphorie<br />
gespielt, es ist irgendwie immer beides gleichzeitig. Bei uns wechselt es sich<br />
innerhalb des Albums ab, und das finde ich auch gut so. Ich bin nicht so<br />
sehr in moderner Popmusik zu Hause, aber mich stört, dass es nur zwei<br />
Sorten Bands gibt. Die einen spielen nur melancholische Musik, und die<br />
anderen hauen einfach anderthalb Stunden drauf.<br />
Bei den tanzbaren Stücken denke ich manchmal sogar an Eurodance …<br />
da Coll: Das war sogar die Grundidee der Band! Als wir anfingen, hatten wir<br />
im Sinn, tanzbare Blasmusik zu machen. Und live covern wir natürlich auch<br />
gerne Dancestücke – was bei jedem funktioniert, weil man es sofort erkennt<br />
und sich peinlich berührt fühlt von seiner eigenen Jugend oder sich eben<br />
darüber freut. Wir covern „Push it“ von Salt ’n’ Pepa, wir spielen Snaps<br />
„Rhythm is a Dancer“ oder „Waterfalls“ von TLC, haben auch mal Madonna<br />
gecovert und Daft Punks „Around the World“.<br />
Wollt ihr die Discos etwa mit Bläsermusik entern und so zu LaBrassBanda<br />
bekehren?<br />
Hofmeir: Irgendwie ist es schon so, denn LaBrassBanda ist in der Disco entstanden:<br />
weil Stefan über Tanzmusik seine Trompete gespielt hat. Wir haben<br />
ein Liveinstrument ohne Strom in die Disco gebracht und geschaut, wie das<br />
die Leute aufnehmen. Dann kommt die Perkussion eben von der Tuba. Man<br />
bringt etwas in die Disco, das dort auch hingehört. Nicht nur, aber auch.<br />
Es hat sich in den letzten Jahren ein interessanter Wandel vollzogen, denn<br />
vor nicht allzu langer Zeit waren Blasinstrumente noch als altbacken und<br />
langweilig verschrien.<br />
Hofmeir: Das war aber schon mal anders. In der Nachkriegszeit gab es nur<br />
Big Bands, zu denen die Leute getanzt haben, das waren im Endeffekt fast<br />
nur Bläser und Klavier. Als die E-Gitarren das Feld übernommen haben,<br />
wurden die Bläser in die Volksmusik gedrängt. Aber eigentlich waren sie<br />
immer da. Es war nur ein kleines Intermezzo, dass Bläser nicht so populär<br />
waren.<br />
Oder haben sich Musiker nicht getraut, moderne Musik für Blasinstrumente<br />
zu schreiben?<br />
Hofmeir: Sie waren selten das Hauptinstrument, aber im Hintergrund auch<br />
oft vorhanden. Bei uns stehen sie im Mittelpunkt, das ist vielleicht das<br />
Besondere. Aber irgendwann nach den 90ern waren die Leute einfach satt<br />
und wollten was anderes hören als nur Elektrokram. So kehrt sich das mit<br />
der Zeit wieder um. Mit was du die gute Melodie oder den Rhythmus<br />
machst: Das ist am Ende egal.<br />
Habt ihr es in Bayern einfacher, weil Blasinstrumente in der Kultur eurer<br />
Heimat eher verankert sind als etwa im Norden?<br />
Hofmeir: Überhaupt nicht! Der einzige Vorteil am Spielen in Bayern ist,<br />
dass die Leute die Texte besser verstehen. Aber von der Musik her sind die<br />
Leute in Russland und Afrika am direktesten und besten auf uns angesprungen.<br />
Da reagieren die Menschen auch viel impulsiver auf Musik.<br />
Stefan Dettl: In Bayern wurden wir intensiver beobachtet – unsere Mimik,<br />
wie wir miteinander agieren. Ich glaube, die Leute wollten sehen, dass wir<br />
daran Spaß haben, was wir machen. Dann sind sie auch mitgegangen.<br />
Das Mitsingen dürfte den Bayern auch einfacher fallen. Ich habe kaum was<br />
von den Texten verstanden …<br />
Dettl: Ich kann einfach kein Hochdeutsch singen. Damit könnte ich niemals<br />
meine Gefühle ausdrücken, ich würde stottern und wäre nervös. Wir wollen<br />
niemanden bewusst ausschließen, viele Texte sind auch sehr schön, wenn<br />
man sich eingelesen hat. In deutscher Musik ist die Stimme immer ganz<br />
weit vorne im Mix, bei uns ist sie ein weiteres Instrument.<br />
Hofmeir: LaBrassBanda funktionieren eher über den Bauch als über den<br />
Kopf. Es soll etwas Unmittelbares sein, was wir machen. Und jeder Dialekt<br />
macht unsere Sprache ja einfacher. Es werden Endungen oder Silben weggelassen,<br />
weicher gesprochen. Und deshalb eignet sich Dialekt viel eher als<br />
Hochdeutsch für Musik. Das sollten viel mehr Leute nutzen und im Dialekt<br />
singen.<br />
Wenn man euch mit „Neue Volksmusik“ etikettiert, beleidigt euch das?<br />
da Coll: Popmusik ist doch Volksmusik, im Sinne des Wortes. Es geht<br />
darum, eine große Masse zu bewegen. So gesehen hat es vielleicht seine<br />
Berechtigung.<br />
Dettl: Am ehesten sind sich doch Techno und Volksmusik ähnlich, denn<br />
dieser stampfende Rhythmus, der sich immer komplett durch alles durchzieht,<br />
der ist bei beiden vorhanden. Die sind sich ähnlicher, als mancher<br />
wahrhaben will.<br />
Interview: Michael Schock<br />
Europa ist Mitte Juni erschienen.<br />
11
Songwriterpop<br />
Tom Odell<br />
Foto: Andrew Whitton<br />
Der verflixte sechste Monat<br />
Der englische Newcomer Tom Odell (22) steht nach seinem Labeldeal mit Lily Allen vor<br />
einer großen Popkarriere. Allerdings hat das auch die Klatschpresse schon spitzgekriegt …<br />
Tom, du hast dich dem Pianopop verschrieben. Was hat eigentlich deine<br />
Begeisterung fürs Klavier geweckt?<br />
Tom Odell: Als ich sieben war, sollte meine Schwester bei meiner<br />
Großmutter Klavierunterricht nehmen. Ich dachte: Warum sie? Und<br />
habe meine Oma überredet, lieber mir Stunden zu geben. Jede Woche<br />
bin ich zu ihr gegangen und habe mich tapfer durch die Werke klassischer<br />
Komponisten gekämpft.<br />
Bis du genug von diesen Stücken hattest …<br />
Odell: Es hat mich total genervt, dass ich in der Klassik so<br />
eingeschränkt war. Ich musste Noten lernen, mich mit Tonleitern plagen,<br />
letztlich drehte sich alles bloß darum, immer besser zu werden. Mit<br />
diesem Leistungsdruck bin ich nicht zurechtgekommen – weil ich in der<br />
Musik Freiheit gesucht habe, keine Zwänge.<br />
Und: Konntest du inzwischen sämtliche Repressalien abschütteln?<br />
Odell: Aber hallo! Wenn ich mich jetzt ans Piano setze, bin ich einfach<br />
nur glücklich. Egal ob ich mich mies fühle oder krank bin: Sobald ich<br />
die Tasten berühre, geht es mir wieder gut.<br />
Wieso klingen die Lieder deines Debütalbums „Long Way down“ dann so<br />
melancholisch?<br />
12
Songwriterpop<br />
Odell: Weiß nicht – das sprudelt halt aus mir heraus. Wobei ich eins<br />
klarstellen möchte: Melancholie ist etwas völlig anderes als Traurigkeit.<br />
Ich schreibe keine Deprisongs, sondern suche nach tiefen Emotionen,<br />
nach Intensität. Im Idealfall sollen meine Stücke die Hörer so berühren,<br />
dass sich ihnen die Nackenhaare aufstellen.<br />
Zumindest bei Lily Allen scheint das funktioniert zu haben. Sie hat dich<br />
bei ihrem Label unter Vertrag genommen.<br />
Odell: Das war echt ein Geschenk für mich. Lily mischt sich nicht<br />
ständig in meine Arbeit ein, sie vertraut mir und lässt mich mein Ding<br />
machen.<br />
Musst du dich beim Modelabel Burberry strikteren Regeln unterwerfen?<br />
Odell: Der Chefdesigner Christopher Bailey und sein Team bringen<br />
Künstlern wirklich Respekt entgegen. Deshalb freue ich mich auf jedes<br />
gemeinsame Projekt. Ich bin zum Beispiel bei einer Geschäftseröffnung<br />
in Taiwan aufgetreten, außerdem hat meine Nummer „Another Love“ die<br />
Präsentation der Frühjahrs- und Sommerkollektion untermalt.<br />
Was hältst du vom Modezirkus?<br />
Odell: Bis vor sechs Monaten hatte ich damit nichts am Hut. Aber jetzt<br />
weiß ich: Bei den Schauen wird Wert auf jedes kleinste Detail gelegt.<br />
Bist du beim Komponieren genauso penibel?<br />
Odell: Ich stelle durchaus hohe Ansprüche an mich. Mit 15 hatte ich<br />
die Idee, Geschichten aus der Perspektive anderer Menschen zu<br />
erzählen. Ich habe mich gefragt, wie es wohl wäre, ein Priester zu sein.<br />
Das war ein Superflop! Irgendwann habe ich beschlossen, nur noch<br />
autobiografische Titel zu schreiben.<br />
Deine Songs vermitteln übrigens den Eindruck, dass du dich mit Frauen<br />
schwer tust.<br />
Odell: Tatsächlich hat bisher keine Beziehung länger als sechs Monate<br />
gehalten. Aber ich bin ja erst 22, da besteht also noch Hoffnung.<br />
FREITAG 26. JULI<br />
BLOODHOUND GANG<br />
FALL OUT BOY FRITTENBUDE THE D.O.T.<br />
LABRASSBANDA THEES UHLMANN<br />
ATARI TEENAGE RIOT WESTBAM OHRBOOTEN<br />
THE INSPECTOR CLUZO THE FOG JOGGERS 257ERS<br />
FINDUS AER THE LOVE BÜLOW SAM KOLLEKTIV22<br />
SAMSTAG 27. JULI<br />
WU-TANG CLAN<br />
KATZENJAMMER EXKLUSIV BONAPARTE<br />
JUPITER JONES ICONA POP ALEX CLARE<br />
JAPANDROIDS GENTLEMAN LETZTE INSTANZ<br />
THE JOY FORMIDABLE TEXAS IS THE REASON<br />
CAPTAIN PLANET MAYBESHEWILL SAALSCHUTZ<br />
MARATHONMANN DEATH LETTERS<br />
THE THIAMS TALL SHIPS TIM VANTOL<br />
RIDER‘S CONNECTION GREY TELEVISION<br />
SONNTAG 28. JULI<br />
NICK CAVE &<br />
THE BAD SEEDS<br />
KAISER CHIEFS EXKLUSIV SOPHIE HUNGER TOCOTRONIC<br />
EFTERKLANG SCALA & KOLACNY BROTHERS<br />
COMEBACK KID TORCHE GEMMA RAY KVELERTAK<br />
ALEX HEPBURN BROTHERS IN ARMS HEISSKALT<br />
TUBBE HOFFMAESTRO WILLY MOON<br />
RAZZ MAXIMILIAN HECKER<br />
Könnte Taylor Swift die Richtige für dich sein?<br />
Odell: Wir haben uns bei den Brit-Awards kennengelernt, sie ist ein<br />
nettes Mädchen. Mehr sage ich dazu nicht. Ich bin ein gebranntes Kind,<br />
seit sich die britische Boulevardpresse gnadenlos auf uns gestürzt und<br />
all meine Kommentare aus dem Zusammenhang gerissen hat. Aber so<br />
etwas zieht mich nicht runter. Ich konzentriere mich auf die schönen<br />
Dinge, die mir bisher widerfahren sind. Ist doch der Wahnsinn, dass ich<br />
bei den Brit Awards den „Critics’ Choice Award“ gekriegt habe – und<br />
das, bevor meine erste CD überhaupt erschienen war!<br />
Davon hast du wahrscheinlich nicht mal geträumt, als du in der englischen<br />
Provinz aufgewachsen bist, oder?<br />
Odell: Nee. Damals wollte ich bloß eins: in die Großstadt flüchten. Über<br />
Brighton bin ich schließlich nach London gekommen. Am liebsten<br />
würde ich aber in Paris leben. Dann könnte ich jeden Tag an der Seine<br />
spazieren gehen und einfach das romantische Flair dieser Metropole<br />
genießen.<br />
Interview: Dagmar Leischow<br />
Long Way down ist seit Ende Juni im Handel.<br />
kulturnews präsentiert<br />
6. 11. Berlin – 12. 11. Hamburg – 16. 11. München – 26. 11. Köln<br />
13<br />
Tickets über Ticketmaster unter<br />
www.greenvillefestival.com/tickets<br />
–<br />
Hotline 01805 969 0000<br />
(Euro 0,14/Min aus dem dt. Festnetz /<br />
max. Euro 0,42/Min aus dem dt. Mobilfunknetz)<br />
GREENVILLEFESTIVAL.COM
Elektropop<br />
Pet Shop Boys<br />
Foto: Verstärker<br />
Nur tagsüber ins Berghain: Neil Tennant und Chris Lowe<br />
Die Liebe zum Dorf<br />
Nach dem einlullenden „Elysium“-Album wagen Neil Tennant und Chris Lowe mit<br />
„Electric“ wieder Dance – und schwärmen von Berlin.<br />
Neil, Chris, ihr habt in den vergangenen Wochen eine bemerkenswerte<br />
Welttournee gespielt, unter anderem seid ihr in Chile, Argentinien, Paraguay,<br />
Kolumbien und Russland aufgetreten. Was ist euch aufgefallen?<br />
Neil Tennant: Wir waren zum ersten Mal seit 1994 wieder in Bogota.<br />
Meine Herren, die Veränderung dort war unglaublich! Die Stadt ist richtig<br />
wohlhabend geworden. Die Menschen, die Kolumbien noch immer mit<br />
Drogenhandel und Armut in Verbindung bringen, sollten dringend mal wieder<br />
dort hinfahren – oder überhaupt mal.<br />
Chris Lowe: Südamerika steckt nicht in einer Rezession, auch in Mexiko<br />
wächst die Wirtschaft, die Regierungschefs sind – vielleicht mit Ausnahme<br />
der argentinischen Präsidentin Cristina Kirchner – überdurchschnittlich<br />
begabt. Es ist eine Boomregion.<br />
Tennant: Überall in Bogota spürten wir so ein Gefühl von Aufbruch,<br />
Freiheit und konstruktivem Anarchismus. Das war so eine ähnliche<br />
14
Elektropop<br />
Stimmung wie damals in Russland, als der Eiserne Vorhang gefallen<br />
war und plötzlich diese Goldgräberstimmung herrschte. Bedauerlicherweise<br />
versucht Putin, die Zeit zurückzudrehen.<br />
Neil, du singst im neuen Song „Bolshy“ die Zeile „Raise your voice/Start<br />
a feud.“ Ist das Stück als Aufruf zum Aufruhr in eurem geliebten<br />
Russland zu verstehen?<br />
Tennant: Nein, daran habe ich nicht gedacht. Interessant, dass du das<br />
erwähnst; man kann es in der Tat so interpretieren. Ach, Russland …<br />
Als wir das erste Mal dort waren, wurden wir in Gorbatschows ausrangierter<br />
Limousine durch die Stadt gefahren. Moskau ist äußerlich eine<br />
sehr moderne Metropole geworden, doch im Inneren wehrt sich Putin<br />
gegen die Demokratie und gegen die Anerkennung von Grundrechten.<br />
Von Russland und den benachbarten Autokratien abgesehen wird gerade<br />
fast überall die Homoehe legalisiert, in Deutschland gibt es für<br />
Schwule und Lesben jetzt sogar das Ehegattensplitting – das heißt, sie<br />
sparen Steuern.<br />
Tennant: Selbstverständlich eine höchst positive Entwicklung! Wir<br />
sagen ja seit den 80ern, dass es am besten wäre, wenn die Gleichberechtigung<br />
der Lebensformen überhaupt erst gar nicht thematisiert<br />
werden müsste, weil sie selbstverständlich ist. Und erstaunlicherweise<br />
nähern wir uns diesem Punkt gerade an. Selbst in den USA befürworten<br />
60 Prozent der Bewohner inzwischen die Schwulenehe. Wahnsinn,<br />
das sind die Leute, die vor zehn Jahren noch für Bush gestimmt haben.<br />
Stichwort Bush: Ihr covert auf „Electric“ Bruce Springsteens Anti-Irak-und-<br />
Afghanistan-Kriegslied „The Last to die“. Wie kam das denn zustande?<br />
Tennant: Chris’ Schwester hatte die Idee.<br />
Lowe: Wir waren direkt von dem Gitarrenriff begeistert, das Lied hat<br />
wunderschöne Akkorde und einen klassischen Springsteen-Text. Die<br />
Kinder sitzen hinten im Auto, und er erklärt ihnen vorne auf sehr poetische<br />
Weise, warum Krieg ganz furchtbar ist.<br />
Ist es eigentlich Absicht gewesen, dass ihr auf dem von Stuart Price produzierten<br />
neuen Album – verglichen mit dem Vorgänger – kaum wiederzuerkennen<br />
seid?<br />
Tennant: Voll und ganz! Wir wollten weg von dem smoothen L.A.-<br />
Sound auf „Elysium“ und wieder rauf auf die Tanzfläche. Stuart war der<br />
perfekte Mann, um diese Ideen umzusetzen. Auch er war froh, dass er<br />
nach poppigen Arbeiten wie zuletzt mit Take That wieder Dance<br />
machen konnte.<br />
Ihr haltet euch oft in Berlin auf und habt dort auch ein Studio. Wo<br />
gehen die Pet Shop Boys denn tanzen? Im Berghain?<br />
Tennant: Uh, so sehr ich die direkte Art der Deutschen in sexuellen<br />
Angelegenheiten im Prinzip schätze – ins Berghain gehe ich höchstens<br />
sonntagsmittags zum Frühstück in die Panorama-Bar.<br />
Was hat Berlin, das London fehlt?<br />
Tennant: Freie Straßen. Wenn ich in Tegel lande, was sowieso der beste<br />
Flughafen der Welt ist – hoffentlich wird der andere niemals aufgemacht –,<br />
dann ist das ein Gefühl, als käme ich auf dem Dorf an. Gerade vorhin<br />
stand ich hier in London noch eine Viertelstunde im Stau, weil gerade<br />
Wachwechsel am Buckingham Palace war. So ein Chaos wäre in Berlin<br />
nicht vorstellbar.<br />
Lowe: Im Sommer ist Berlin der beste Ort der Welt. Wir lieben es, in<br />
Kreuzberg einfach nachts auf der Straße zu stehen, zu quatschen und<br />
ein paar Bierchen zu trinken.<br />
Interview: Steffen Rüth<br />
Projekt Seerosenteich<br />
Live im Circus Krone<br />
inkl. Tour-Dokumentation<br />
BLU-RAY<br />
DISC<br />
auch als<br />
Electric erscheint am 12. Juli.<br />
15<br />
WWW.PHILIPP-POISEL.DE<br />
HOLUNDER<br />
RECORDS<br />
WWW.GROENLAND.COM
Folkpop<br />
Alin Coen Band<br />
Foto: Tristan Vostry<br />
Wetten, dass es besser geht? Alin Coen mit ihrer Band<br />
Fair geht vor<br />
Die Leipziger Alin Coen Band thematisiert in ihrer Musik alles, was ihr gegen den Strich<br />
geht, von Massentierhaltung bis Kinderarbeit. Damit trifft sie den Nerv der Zeit.<br />
Eigentlich hatte die Alin Coen Band gar keine Wahl – sie musste auf<br />
ihrem zweiten Album „We're not the Ones we thought we were“ einfach<br />
lauter werden, sonst wäre sie in ihrem Leipziger Proberaum völlig untergegangen.<br />
Von links dröhnten Congas durch die Wand, auf der rechten Seite<br />
wummerte Heavy Metal. „Wir haben quasi gegen unsere Nachbarn angespielt“,<br />
sagt Sängerin Alin Coen. Sie ist zwar die Bandleaderin, trotzdem<br />
legt sie großen Wert darauf, dass Jan Frisch (g), Philipp Martin (b) und<br />
Fabian Stevens (dr) nicht bloß ihre Begleitmusiker sind: „Jeder hat seinen<br />
Teil zur Platte beigetragen. Wir haben zusammen gejammt und daraus<br />
dann Lieder gemacht.“<br />
Meist gibt es englischsprachige Texte, auf Deutsch erklingt Alin Coens<br />
supersanfte Stimme nur noch zweimal. Man könnte das jetzt aufs<br />
Liebäugeln mit einer internationalen Karriere schieben, doch die Frontfrau<br />
der Band, die sich neuerdings live mit einem Keyboarder zum Quintett verstärkt,<br />
hat eine andere Erklärung parat: „Zu den düster-sphärischen<br />
Popmelodien konnte ich einfach am besten auf Englisch singen“, sagt<br />
Coen. „Deutsche Texte wollten mir dazu partout nicht einfallen.“ Eine rein<br />
intuitive Entscheidung, nicht mehr und nicht weniger.<br />
Das erklärt aber nicht, warum die Tochter einer deutschen Ärztin und<br />
eines mexikanischen Malers sich bis dato nie an ein spanisches Stück<br />
herangewagt hat. Schließlich ist sie doch zweisprachig in Hamburg<br />
aufgewachsen. Stimmt, aber: „Ich habe fast gar nichts auf Spanisch<br />
gelesen“, sagt Coen, „weil es für mich eher eine Gebrauchssprache ist.“<br />
Ohne ein Wörterbuch würde sie sich an keinen Gabriel-García-<br />
Márquez-Roman herantrauen, erst recht könnte sie keinen Song aus<br />
dem Ärmel schütteln. „Ich hoffe, das ändert sich irgendwann. Vielleicht<br />
ziehe ich ja mal nach Spanien oder Mexiko.“<br />
Derzeit wohnt sie allerdings in Leipzig. Sie ist weg aus Weimar, wo<br />
sie Umweltschutztechnik studierte, 20<strong>07</strong> die Band gründete und zwei<br />
Jahre als Theatermusikerin angestellt war. Ein ungewöhnlicher<br />
Lebenslauf. Es gefällt der 30-Jährigen halt, die Welt immer wieder aus<br />
einem neuen Blickwinkel zu betrachten. Im Moment hat ihre Musik<br />
absolute Priorität, trotzdem möchte Coen in näherer Zukunft ihren<br />
Master in Wasserressourcenmanagement machen. „Ich will auf jeden<br />
Fall Ingenieurin werden“, sagt sie.<br />
Mit Ernst packt sie das an. Es interessiert sie, wie man das<br />
Zusammenleben auf diesem Planeten möglichst nachhaltig gestalten<br />
kann. Davon zeugen sogar ein paar Lieder. Mit „Disconnected“ prangert<br />
Alin Coen die Scheinheiligkeit vieler Konsumenten an. Klar sind sie total<br />
gegen Massentierhaltung und Kinderarbeit – aber das hält sie nicht<br />
16
Folkpop<br />
Lenka<br />
„Shadows“<br />
LIVE <strong>2013</strong>:<br />
06.09. KÖLN<br />
<strong>07</strong>.09. FRANKFURT<br />
09.09. MÜNCHEN<br />
10.09. BERLIN<br />
11.09. HAMBURG<br />
WWW.LENKAMUSIC.COM<br />
„long way down“<br />
LIVE <strong>2013</strong>:<br />
09.08. HALDERN POP FESTIVAL<br />
06.11. BERLIN<br />
12.11. HAMBURG<br />
16.11. MÜNCHEN<br />
26.11. KÖLN<br />
WWW.TOMODELL.COM<br />
Tom odell<br />
davon ab, Billigprodukte zu kaufen. Für die Sängerin kommt das<br />
nicht in Frage. Stolz zeigt sie während unseres Interviews in einem<br />
vegetarischen Hamburger Restaurant auf ihre Fairtrade-Öko-Jeans.<br />
Die ist vererbt, von ihrer Schwester. Auch ihre Mitbewohnerinnnen<br />
schenken ihr regelmäßig alte Klamotten. „Die trage ich so lange“, lobt<br />
sich Coen, „bis sie komplett zerfallen.“<br />
Aufrichtig schade findet sie, dass sie aus Zeitmangel nicht ihr<br />
eigenes Gemüse anbauen kann. Sie schwärmt von dem Briten Mark<br />
Boyle, der ein Jahr lang alles selber herstellte, was er brauchte, und<br />
über diese Erfahrung dann das Buch „Der Mann ohne Geld“<br />
geschrieben hat („Für mich eine echte Inspiration“). Deswegen gibt<br />
sie nach Möglichkeit nur Geld für Lebensmittel aus, von Modetrends<br />
lässt sie sich grundsätzlich nicht mitreißen. „Aus reiner Profitgier“,<br />
hat sie erkannt, „kommt doch alle drei Monate eine neue Kollektion<br />
auf den Markt.“<br />
Inkl. „Another Love“<br />
Der Song aus der Telekom Werbung<br />
kodaline<br />
„In A Perfect World“<br />
WWW.KODALINE.COM<br />
Aber da macht sie nicht mit. „An Leuten wie mir“, sagt sie, „würde<br />
unsere Wirtschaft ziemlich schnell kaputtgehen. Ich beschränke<br />
mich ganz bewusst auf das Nötigste.“ Sie muss hoffen, dass ihre<br />
Fans bei der Entscheidung, ihr neues Album zu kaufen, ein bisschen<br />
weniger dogmatisch sind.<br />
Dagmar Leischow<br />
We’re not the Ones we thought we were ist seit Ende Juni<br />
im Handel.<br />
++ Alle Alben ab sofort erhältlich ++<br />
17
Indierock<br />
Editors<br />
Foto: Matt Spalding<br />
Einer weniger und doch zwei mehr: die Editors mit Tom Smith (m.)<br />
Feuern und heuern<br />
Editors-Sänger Tom Smith hofft, dass die Fans den erneuten Richtungswechsel<br />
mitmachen – auch wenn selbst der eigene Gitarrist die Flucht ergriffen hat.<br />
Tom, nachdem ihr zuletzt eine düstere, sehr elektronische Platte veröffentlicht<br />
habt, haut ihr jetzt ein opulentes Rockalbum raus, auf dem ihr auch<br />
vor pathetischen Streichern und Stadionhymnen nicht zurückschreckt.<br />
Woher nehmt ihr die selbstbewusste Annahme, dass die Fans euch überallhin<br />
folgen?<br />
Tom Smith: Wir vertrauen nicht darauf, dass die Leute uns folgen – es ist<br />
uns egal. Das soll jetzt gar nicht arrogant und undankbar klingen, denn<br />
meiner Meinung nach schätzen die Editors-Hörer ja gerade an uns, dass<br />
wir eine nicht ausdefinierte Band sind. Wir wollen uns nicht wiederholen<br />
und lieben es, das Gegenteil von dem auszuprobieren, was wir unmittelbar<br />
zuvor gemacht haben.<br />
Zumindest euer Gitarrist Chris Urbanowicz scheint diese Herangehensweise<br />
überfordert zu haben, denn er ist während der Aufnahmen von „The<br />
Weight of your Love“ ausgestiegen.<br />
Smith: Zunächst war es unser Plan, eine fleischigere Variante des dritten<br />
Albums zu machen. Es sollte wieder gitarrenlastiger werden, und gleichzeitig<br />
wollten wir die dunklen Elektrosounds beibehalten. Doch nach den<br />
ersten Aufnahmesessions waren wir alle mit dem Ergebnis unzufrieden.<br />
Wir hatten gute Songs geschrieben, aber irgendwie wollte es uns nicht<br />
gelingen, das Beste aus ihnen rauszuholen. Erst nach und nach wurde uns<br />
klar, dass Chris unsere Möglichkeiten limitiert hat. Während die restlichen<br />
Bandmitglieder viel offener waren und Neues ausprobieren wollten, gab es<br />
für Chris und seine klar definierten Vorlieben keine Richtung mehr, in die<br />
er noch gehen konnte.<br />
Aber ihr brauchtet gleich zwei neue Bandmitglieder, um Chris zu ersetzen …<br />
Smith: Eigentlich war ich nicht in der Stimmung, sofort weiterzumachen,<br />
doch man hatte uns für Festivals gebucht, die wir so kurzfristig nicht mehr<br />
absagen konnten. Mit Justin Lockey war uns ein neuer Gitarrist empfohlen<br />
worden, und er hat in Windeseile unsere alten Songs gelernt, während<br />
Elliott Williams eh schon seit längerer Zeit als Livemusiker an Bord war.<br />
Schnell war klar, was für eine Befreiung der Ausstieg von Chris bedeutete.<br />
Wenn man die Texte betrachtet, könnte man aber auch vermuten, dass dir<br />
der Verlust von Chris nicht so leicht gefallen ist.<br />
Smith: Stimmt, im Nachhinein ist es ziemlich ironisch, dass es fast ausschließlich<br />
um Trennungen geht. Aber so romantisch die Vorstellung auch<br />
ist: Die Texte habe ich geschrieben, als Chris noch in der Band war.<br />
Interview: Carsten Schrader<br />
The Weight of your Love ist Ende Juni erschienen.<br />
18
Plus<br />
exklusives<br />
Material von<br />
der aktuellen<br />
Tour!<br />
Die einzigartige Springsteen-Fan-<br />
Doku auf der großen Kinoleinwand!<br />
Nur am 22. Juli um 20 Uhr<br />
Originalversion mit deutschen Untertiteln<br />
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www.UCI-KINOWELT.de<br />
oder über die UCI App.<br />
KINOWELT
Dancepop<br />
Frida Gold<br />
Foto: Felix Krüger<br />
Mit Bammel nach Connecticut<br />
Haben Frida Gold wirklich das Potenzial für eine internationale Karriere?<br />
Ihre neue Produzentenriege spricht jedenfalls schon mal dafür.<br />
Alina, eine deutsche Modezeitschrift hat dich zu einer der „zehn schönsten<br />
Frauen der Welt“ gekürt. Hast du eine Runde Sekt ausgegeben?<br />
Alina Süggeler: (grinst gequält) Nee … Ein Kompliment ist ja immer etwas<br />
Schönes. Aber wenn ich etwas Lobendes lesen würde, was mit meiner Musik<br />
oder meinen Gedanken zu tun hat, dann würde mich das noch mehr freuen.<br />
Dieses ganze Spiel mit dem Glamour und dein vielgepriesener Spagat zwischen<br />
Erotik und Bodenständigkeit ist aber durchaus ein wichtiger Aspekt von<br />
Frida Gold.<br />
Süggeler: Ja klar, das macht ja auch alles Spaß. Auf der anderen Seite steckt<br />
bei mir kein großes Kalkül dahinter. Ich überlege mir nichts nach der Devise<br />
„Wie könnte ich denn jetzt mal für Aufsehen sorgen?“<br />
Dennoch gelingt dir das. Als du dir zum Beispiel eine Glatze rasiert hast, spekulierten<br />
die Leute sogar über eine Krebserkrankung.<br />
Süggeler: Dass das mit den Haaren so eine Wirkung hatte, war mir überhaupt<br />
nicht klar. Diese Entscheidung hatte ich einfach für mich selbst getroffen. Das<br />
hätte ich auch gemacht, wenn mir niemand dabei zugeguckt hätte. Es hatte<br />
auch was Spirituelles: Ich wollte gucken, was es mit meinem Inneren macht,<br />
wenn ich das Äußere so stark verändere.<br />
Frida Gold war lange sehr omnipräsent, die Single „Wovon sollen wir träumen“<br />
behauptete sich über ein Jahr in den Charts. Was hat das plötzliche<br />
Berühmtsein mit deinem Inneren gemacht?<br />
Süggeler: Wenn mich das verändert hätte, wäre ich in diesem Beruf nicht<br />
richtig aufgehoben. Ich möchte immer alles mit Natürlichkeit angehen und<br />
eng mit den ursprünglichen Dingen des Lebens verbunden sein.<br />
Das erste Album „Juwel“ habt ihr noch im stillen Kämmerlein aufgenommen,<br />
„Liebe ist meine Religion“ dagegen mit großen Namen wie Guy Chambers<br />
(Robbie Williams), Billy Mann (P!nk) und Rick Nowels (Lana del Rey) produziert.<br />
Was war schwieriger?<br />
Süggeler: Das erste Album. Damals waren wir noch total auf der Suche. Jetzt<br />
wussten wir viel genauer, was wir machen wollten.<br />
Also keinen Bammel gehabt?<br />
Süggeler: Doch … Vor allem vor Billy Mann. Als wir zu ihm fuhren – er wohnt<br />
mitten im Wald in Connecticut –, und aus dem Haus kam dieser imposante<br />
Mann, der schon mit P!nk gearbeitet hat, da dachte ich „Ach du Scheiße, was<br />
habe ich dem denn zu bieten?“<br />
Liebe ist meine Religion ist Ende Juni erschienen.<br />
kulturnews präsentiert die Tour ab Februar.<br />
Interview: Steffen Rüth<br />
20
ALBOROSIE<br />
SOUND THE SYSTEM - CD / LP<br />
GREENSLEEVES / VPGSCD7010 / VPGSRL7010<br />
Mit seinem vierten Longplayer überzeugt der<br />
Italo-Rasta auf ganzer Länge.<br />
VARIOUS<br />
REGGAE GOLD <strong>2013</strong> - 2CD<br />
VP RECORDS / VPCD1979<br />
Die amtliche Werkschau in „Reggae Music“!<br />
MORGAN HERITAGE<br />
HERE COME THE KINGS - CD<br />
VP RECORDS / VPCD1975<br />
Nach fünf Jahren Wartezeit endlich das neue<br />
Album - mit Gaststar Shaggy.<br />
SIZZLA<br />
THE MESSIAH - CD<br />
VP RECORDS / VPCD1981<br />
Auf den Spuren von „Praise Ye Jah“ und<br />
„Black Woman & Child“.<br />
VARIOUS // TOTAL REGGAE -<br />
CHARTS HITS REGGAE STYLE - 2CD<br />
VP RECORDS / VPCD1973<br />
40 Welthits und Evergreens in der Reggae Version<br />
- Nice Price.<br />
VARIOUS<br />
TOTAL REGGAE - DANCEHALL - 2CD<br />
VP RECORDS / VPCD1974<br />
40 Klassiker des Digital Dancehall - Nice Price.<br />
VARIOUS<br />
TOTAL REGGAE - ROOTS - 2CD<br />
VP RECORDS / VPCD1976<br />
40 Top Tunes - von Bob Andy bis zu den Wailing<br />
Souls - Nice Price.<br />
VARIOUS<br />
TOTAL REGGAE - RAGGA - 2CD<br />
VP RECORDS / VPCD1977<br />
40 Tracks der Deejays der letzten Dekade -<br />
Nice Price.<br />
VARIOUS<br />
THE LADIES AT JOE GIBBS - CD<br />
17 NORTH PARADE / VPCD5013<br />
1972 bis 1984 - 19 ausgesuchte Songs der<br />
Sängerinnen!<br />
YELLOWMAN // YOUNG, GIFTED<br />
AND YELLOW - 2CD+DVD<br />
17 NORTH PARADE / VPCD5003<br />
Die amtliche Anthology - 40 Songs ‚Best Of‘<br />
inkl. Raritäten plus DVD Live Auftritt.<br />
VARIOUS<br />
RAGGA RAGGA RAGGA <strong>2013</strong><br />
GREENSLEEVES / VPGSCD5228<br />
Die Top Dancehall Tunes der Saison in voller<br />
Länge.<br />
KATCHAFIRE<br />
BEST SO FAR - CD<br />
GREENSLEEVES / VPGSCD5221<br />
Die Reggae Stars aus Neuseeland!
Promotion<br />
Poprock<br />
Entspannt<br />
in den<br />
Abend<br />
Zum Sundowner eine eisgekühlte Coke auf<br />
dem Balkon, entspannter kann man einen<br />
Abend kaum angehen – außer, man möchte<br />
abends nichts Koffeinhaltiges mehr trinken.<br />
Für Coca-Cola-Fans ist das jetzt aber auch<br />
kein Problem mehr, denn mit der neuen Coke<br />
Zero koffeinfrei bekommt man den echten<br />
Geschmack, nur eben ohne Zucker und ohne<br />
Koffein. In Frankreich, Spanien und den<br />
Niederlanden ist Coke Zero koffeinfrei schon<br />
ziemlich beliebt, jetzt kommen auch die deutschen<br />
Fans des Erfrischungsgetränks auf ihre<br />
Kosten, es gilt das Motto: „Der Abend gehört<br />
dir“. Jetzt muss man nur noch genügend<br />
Eiswürfel im Haus haben, dann steht coolen,<br />
langen Abenden auf dem Balkon nichts mehr<br />
im Weg.<br />
Mehr Infos gibt es auf www.cokezero.de und<br />
www.coca-cola-deutschland.de.<br />
Lloyd Cole<br />
Alle zehn Jahre<br />
wieder<br />
Lloyd Coles neues Album ist eine frohe Botschaft für alle,<br />
die dachten, der 52-jährige Brite hätte sich endgültig von<br />
der E-Gitarre verabschiedet.<br />
Mr. Cole, Sie haben Ihr neues Album in nur zwei<br />
Monaten geschrieben und aufgenommen – wo<br />
kamen plötzlich die vielen Ideen her?<br />
Lloyd Cole: Ich habe immer wieder festgestellt:<br />
Es gibt absolut keine Korrelation zwischen der<br />
Zeit, die man für einen Song braucht, und seiner<br />
Qualität. Davon abgesehen, habe ich nicht mit<br />
allen Songs bei null angefangen. Dass es schnell<br />
gehen musste, lag einfach daran, dass ich die<br />
Leute, mit denen ich spielen wollte, nur für eine<br />
bestimmte Zeit zur Verfügung hatte.<br />
Mit dem Drummer und dem Bassisten haben<br />
Sie vor 20 Jahren Alben eingespielt, Ihr Keyboarder<br />
war einst bei den Commotions. War es<br />
der Plan, einen Sound wie früher zu schaffen?<br />
22
Poprock<br />
Foto: Kim Frank<br />
Cole: So ungefähr alle zehn Jahre überkommt<br />
mich der Wunsch, Songs zu machen, die weniger<br />
zurückhaltend klingen als das, was ich normalerweise<br />
für Akustikgitarre schreibe. Und nach<br />
Jahren, in denen es anders war, fühle ich mich<br />
jetzt wieder richtig wohl dabei, auf der E-Gitarre<br />
zu spielen. Mit den anderen verbindet mich vor<br />
allem die gleiche Meinung darüber, wie ein guter<br />
Popsong klingen sollte. Aber diese gemeinsame<br />
Ästhetik ist nicht so eng, dass wir auf einen bestimmten<br />
Sound festgelegt wären.<br />
Half die Tatsache, mit lauter guten Bekannten zu<br />
spielen, dabei, das Schreiben zu beschleunigen?<br />
Cole: Nein – nur der Termindruck. Songwriting ist<br />
zu zehn Prozent Inspiration und zu 90 Prozent<br />
harte Arbeit. Wenn ein Künstler sagt, er sei nicht<br />
inspiriert gewesen, ist das meistens eine faule<br />
Ausrede dafür, dass er den anstrengenden Teil<br />
gescheut hat. So war es bei mir ja auch: Ich hatte<br />
viele halbfertige Songs, bei denen ich mir nie die<br />
Mühe gemacht hatte, sie zu Ende zu bringen.<br />
Und als ich dann ein gutes Dutzend dieser Songideen<br />
in Form gebracht hatte, habe ich am Ende<br />
nur drei oder vier fürs Album verwendet.<br />
Kann man die fröhliche Tonlage der meisten<br />
Songs als erste Zeichen von Altersmilde deuten?<br />
Cole: Wenn man ein bestimmtes Alter erreicht,<br />
wird einem eher bewusst, wie oft man sich in<br />
seinem Leben geirrt hat. Ich bin heutzutage vorsichtig<br />
darin, andere abzuurteilen, wie man das<br />
als junger Mensch so liebt. Gleichzeitig merke<br />
ich, dass ich diesen würdigen Stoizismus nicht<br />
immer durchhalte. So milde bin ich nicht geworden,<br />
dass ich schlechte Musik und schlechte<br />
Politik nicht mehr hassen würde.<br />
Interview: Rolf von der Reith<br />
kulturnews präsentiert Coles Tour ab Ende<br />
November.<br />
Standards ist Ende Juni erschienen.<br />
23
Indiepop<br />
Philipp Poisel<br />
Foto: Christoph Köstlin<br />
24
Indiepop<br />
Mehr Informationen und Tickets<br />
unter fourartists.com<br />
LIVE & OPEN AIR <strong>2013</strong><br />
19.<strong>07</strong>. DRESDEN<br />
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30.08. ROSTOCK<br />
IGA PARKBÜHNE<br />
KINDL BÜHNE<br />
WUHLH<br />
AUSVERKAUFT!<br />
AUSVERKAUFT!<br />
Das Wahre,<br />
Schöne, Analoge<br />
Philipp Poisels ausverkaufte Konzertreise „Projekt<br />
Seerosenteich“ wird jetzt auf DVD/Blu-ray dokumentiert.<br />
Dabei hat’s der Sänger gar nicht so mit dem Digitalen.<br />
05.09<br />
MÖNCHENGLADBACH<br />
(ZUSATZTERMIN)<br />
WARSTEINER<br />
HOCKEY PARK<br />
06.09.<br />
MÖNCHENGLADBACH<br />
WARSTEINER<br />
HOCKEY PARK<br />
NGLADBA<br />
AUSVERKAUFT!<br />
Philipp, weshalb hast du ausgerechnet das<br />
leise, melancholische Lied „Seerosenteich“<br />
zum Motto einer ganzen Tournee erhoben?<br />
Philipp Poisel: „Seerosenteich“ ist ein Song,<br />
der bis dato kaum live zu Ehren kam. Zuerst<br />
wollte ich mich auf Gitarre und Streicher<br />
beschränken, habe aber schnell gemerkt,<br />
dass man einen Konzertabend von zwei bis<br />
drei Stunden nicht ausschließlich mit ruhiger<br />
Musik bestreiten kann. Dann habe ich das<br />
Ganze „Projekt Seerosenteich“ genannt. Unter<br />
diesem Begriff konnte ich mir einfach alles<br />
einfallen lassen, was ich wollte.<br />
Tanzbären, Ballerinas und Varietéelemente:<br />
Deine Bühnenshow wirkt wie aus der Zeit<br />
gefallen. Magst du es auch lieber analog als<br />
digital?<br />
Poisel: Mich sprechen haptische und mechanische<br />
Prozesse viel mehr an. Die Analogtechnik<br />
hat einen viel größeren Bezug zur<br />
Natur als die Digitaltechnik. Ich habe das in<br />
die Wiege gelegt bekommen durch meinen<br />
Vater, der analog fotografiert hat. Ich selber<br />
bin ein großer Freund von einer echten<br />
Glühbirne, Diaprojektoren und Fotoabzügen.<br />
Weise gefällig klingt. Nicht im negativen<br />
Sinne, es darf weder kitschig noch glatt sein.<br />
Ich mache halt, was mir entspricht. Ich bin<br />
nicht der reinste Sängerknabe, weshalb<br />
meine Musik vielleicht ein Stück weit besonders<br />
klingt. Aber dadurch wird sie auch<br />
gewöhnungsbedürftig.<br />
Ist Eigenwilligkeit dir also wichtiger als technische<br />
Perfektion?<br />
Poisel: Beim Singen möchte ich mich nicht<br />
verstellen. Natürlich versuche ich, die Töne<br />
zu treffen. Auch Grönemeyer und Lindenberg<br />
sind technisch gesehen keine großen Sänger.<br />
Ich habe relativ konkrete Vorstellungen von<br />
dem, was ich mache und für gut erachte. Ich<br />
möchte mich nicht den Erwartungen anderer<br />
oder meinen eigenen Ängsten beugen;<br />
Musikmachen hat ja auch einen<br />
wirtschaftlichen Aspekt. Aber viele Leute, die<br />
in diesem Geschäft längere Zeit überleben,<br />
haben den Mut zur Eigenwilligkeit.<br />
Interview: Olaf Neumann<br />
19.08. HANAU<br />
AMPHITHEATER<br />
06.12. MÜNCHEN<br />
ZENITH<br />
<strong>07</strong>.12. BERLIN<br />
COLUMBIAHALLE<br />
08.12. KÖLN<br />
PALLADIUM<br />
08.10. HAMBURG UEBEL & GEFÄHRLICH<br />
09.10. BERLIN FESTSAAL KREUZBERG<br />
10.10. MÜNCHEN BACKSTAGE<br />
11.10. STUTTGART SCHOCKEN<br />
14.10. HEIDELBERG HALLE 02<br />
15.10. LEIPZIG WERK 2<br />
16.10. KÖLN LUXOR<br />
17.10. HANNOVER FAUST<br />
Ladi6<br />
16.09. BERLIN - PRIVATCLUB<br />
Deine Texte und Kompositionen taugen<br />
eigentlich nicht unbedingt für die Charts.<br />
Hast du eine Erklärung für deine Popularität?<br />
Poisel: Ich dachte immer, wenn meine Lieder<br />
zweien oder dreien gefallen, dann gibt es da<br />
draußen vielleicht noch viel mehr Leute. Ich<br />
mag schon auch Musik, die auf gewisse<br />
Projekt Seerosenteich – Live aus dem Circus<br />
Krone ist Ende Juni auf DVD und Blu-ray<br />
erschienen.<br />
27. 7. Ludwigsburg – 4. 9. Hamburg –<br />
6. 9. Berlin<br />
25<br />
05.<strong>07</strong>. MÜNCHEN<br />
09.<strong>07</strong>. KARLSRUHE<br />
15.<strong>07</strong>. NÜRNBERG<br />
17.<strong>07</strong>. JENA<br />
04.10. DARMSTADT<br />
05.10. KÖLN<br />
06.10. HANNOVER<br />
<strong>07</strong>.10. STUTTGART<br />
12.10. DORTMUND<br />
14.10. HAMBURG<br />
15.10. BERLIN<br />
17.09. KÖLN - STADTGARTEN<br />
18.09. MÜNCHEN - AMPERE<br />
19.09. FRANKFURT - ZOOM<br />
20.09. MÜNSTER<br />
HOT JAZZ CLUB<br />
21.09. HAMBURG<br />
U&G TURMZIMMER
Loungejazz<br />
Unendlich<br />
viele Orte<br />
Dem norwegischen Soundtüftler Knut Bjørnar Asphol<br />
gelingt ein unmöglicher Spagat – zwischen Jazz und<br />
Wellness.<br />
Herr Asphol, instrumental sind Ihre<br />
Kompositionen sehr reichhaltig. Sie klingen<br />
gleichzeitig sehr harmonisch und zugänglich.<br />
Rümpfen da die Hardcorejazzer nicht die Nase?<br />
Knut Bjørnar Asphol: Das Schöne am Jazz ist<br />
ja: Er ist eine große Spielwiese. Er gibt dir die<br />
Chance, alle möglichen Stilarten in den kreativen<br />
Prozess einzubinden. Es liegt an jedem Künstler,<br />
wie weit er dabei geht. Ich liebe jedenfalls das,<br />
was ich tue, und bis jetzt war das Feedback meiner<br />
Kollegen sehr positiv. Du kriegst einen Nils<br />
Petter Molvær nicht dazu, auf einem Album mitzuspielen,<br />
das er nicht mag.<br />
Kann ein Track eigentlich auch zu schön sein?<br />
Asphol: Manchmal versucht man ein Stück so<br />
schön wie irgend möglich klingen zu lassen. Aber<br />
vielleicht überzuckerst du es dabei, vielleicht ist<br />
es zu nah am Klischee. Ich möchte melodische<br />
Musik machen, sie aber in dunkle und mystische<br />
Arrangements packen. Ich mag diesen Kontrast.<br />
Ihre neuen Tracks integrieren verstärkt<br />
Klangfarben der Weltmusik. Wären Sie einverstanden,<br />
wenn man damit eine Shiatsu-Massage<br />
untermalen würde?<br />
Asphol: Klar! Es ist perfekte Massagenmusik …<br />
„Wilderness Exit“ ist ein Jazz-, aber auch ein<br />
Loungealbum. Es kann der Soundtrack deines<br />
Lebens sein, von morgens bis spätnachts. Der<br />
Hörer kann die Augen schließen und sich dem<br />
Flow hingeben. Aber es ist auch ein Album für<br />
Musikliebhaber, fürs Café, die Strandparty und<br />
unendlich viele andere Orte.<br />
Ihre beeindruckende Karriere oszilliert zwischen<br />
Eurovision Song Contest, Gothic Rock, Jazz und<br />
Chillout. Was ist denn der kleinste gemeinsame<br />
Nenner von all dem?<br />
Asphol: Integrität. Ich versuche mir treu zu bleiben.<br />
Aber natürlich bist du anfangs auf der Suche<br />
nach deiner eigenen Bestimmung und wahren<br />
Stärke. Und momentan bin ich nah dran an dem,<br />
wonach ich immer gesucht habe.<br />
Sie spielen Gitarre, seit sie sechs sind, und sollen<br />
im Alter von 13 bereits 80 fertige Songs komponiert<br />
haben. Sind das aus heutiger Sicht mehr als<br />
nur Jugendsünden?<br />
Asphol: Mich hatten vor allem Horrorfilme und<br />
Iron-Maiden-Songtexte inspiriert, was soll man<br />
also erwarten …? Wenn ich mir die Songs heute<br />
anhöre, bin ich mal peinlich berührt, mal belustigt<br />
– aber auch stolz auf meinen furchtlosen<br />
Versuch, ein berühmter Songwriter und Künstler<br />
zu werden …<br />
Zu ihren Vorbildern gehören Brian Eno und Terje<br />
Rypdal. Wenn Ihnen beide gleichzeitig einen Job<br />
anböten: Für wen würden Sie sich entscheiden?<br />
Asphol: Wie jeder hungrige Musiker: für beide.<br />
Terje Rypdal ist allerdings selbst ein großartiger<br />
Gitarrist, dem würde ich nur im Weg stehen.<br />
Wenn Brian Eno jemand für die Gitarre bräuchte,<br />
wäre es also sicherlich klüger, sein Angebot anzunehmen.<br />
Interview: Matthias Wagner<br />
Wilderness Exit ist seit kurzem im Handel.<br />
26
Loungejazz<br />
www.tropen.de / byers<br />
Katherine hasst<br />
Männer, David<br />
Vegetarier und<br />
Nathan seine<br />
Mutter<br />
Sam Byers: Idiopathie<br />
Aus dem Englischen von Barbara Heller<br />
und Rudolf Hermstein<br />
378 Seiten, geb. , € 21,95 (D)<br />
Auch als E-Book erhältlich<br />
Knut Bjørnar Asphol<br />
Foto: India<br />
Während in einer<br />
Klein stadt im<br />
Norden Eng lands<br />
die Kühe reglos ins<br />
Leere starren, käut<br />
die Genera tion der<br />
Dreißig jährigen ihre<br />
Probleme wieder.<br />
Sam Byers erzählt<br />
mit Humor und<br />
Tiefgang von der<br />
Möglichkeit und<br />
Unmög lich keit der<br />
Liebe einer selbstbezo<br />
ge nen<br />
Generation vor dem<br />
Hinter grund von<br />
Hippie-Protes ten,<br />
Selbst fin dungs schwindeleien<br />
und kränkelnden<br />
Kühen.<br />
27
Reggae<br />
Black Seeds<br />
Foto: Four Artists<br />
Bleib mir weg mit UB 40: die Black Seeds mit Daniel Weetman (1. v. r.)<br />
Völlig rastalos<br />
In ihrer Heimat Neuseeland verkaufen sich die Alben der<br />
Black Seeds auf Platin-Niveau, bei uns gilt die Band um<br />
die Sänger Daniel Weetman und Barnaby Weir noch als<br />
Geheimtipp. Dabei ist ihr Mix aus Funk und Reggae global<br />
relevant – zumal er ohne religiösen Ballast auskommt.<br />
DAS ALBUM<br />
31.05.13<br />
www.fayzen.de<br />
Daniel, wie schwierig ist es, sich als neuseeländische<br />
Band in Europa zu etablieren?<br />
Daniel Weetman: Die Entfernung ist einfach riesig,<br />
das erschwert die Sache sehr. Wir würden<br />
gerne regelmäßig in Europa auf Tournee gehen,<br />
aber das ist eine Frage der Zeit und des Geldes.<br />
Trotzdem wollen wir uns nicht auf Neuseeland<br />
beschränken. Solange die europäischen Fans uns<br />
live sehen wollen, kommen wir immer mal wieder.<br />
Ihr habt bis zu neun Mitglieder in der Band. Wie<br />
schreibt ihr da gemeinsam Songs?<br />
Weetman: Wir haben mittlerweile unser eigenes<br />
Studio in Wellington, und daher fallen Zeit- und<br />
Gelddruck ein bisschen weg. Die ganze Band<br />
kommt zusammen, wir jammen. Die Ideen entstehen<br />
spontan und so auch die Songs. Regeln<br />
gibt es keine, die Songs müssen sich einfach gut<br />
anfühlen.<br />
28<br />
Wo liegen eure Einflüsse?<br />
Weetman: Beim Reggae schwören wir auf King<br />
Tubby und The Congos. Beim Funk verehren wir<br />
Sly & The Family Stone und Parliament. Was den<br />
HipHop anbelangt stehen wir auf Mos Def, De<br />
La Soul und in Sachen Rock auf AC/DC, Led Zeppelin<br />
und Queens Of The Stone Age. Wir sind<br />
also von den unterschiedlichsten Genres beeinflusst,<br />
und das, finde ich, hört man auf unserem<br />
aktuellen Album „Dust and Dirt“.<br />
Inwieweit identifiziert ihr euch auch mit der Rastafari-Religion<br />
der Reggaemusiker?<br />
Weetman: Mit den religiösen Hintergründen<br />
haben wir nichts am Hut. Uns interessiert nur die<br />
Musik. Dennoch wollen wir gute Menschen<br />
sein – aber ohne Religion. Für uns gilt eher das<br />
Motto: Behandle die anderen so, wie du selbst<br />
behandelt werden willst.<br />
Musikkritiker haben euch bereits mit der britischen<br />
Reggaelegende UB 40 verglichen …<br />
Weetman: Kann ich nicht nachvollziehen. Vielleicht,<br />
weil UB 40 wie wir Mitglieder mit unterschiedlicher<br />
Hautfarbe haben? Musikalisch verbindet<br />
uns allenfalls der poppige Ansatz. UB 40<br />
haben gute Songs, aber als Vergleich? Nein! Wir<br />
definieren unseren Stil als Progressive Reggae.<br />
Wir benutzen den Reggae als Basis, aber durch<br />
Zugabe anderer Stilmittel entwickeln wir uns<br />
davon weg, mehr in Richtung Funk.<br />
Interview: Katrin Hildebrand<br />
kulturnews präsentiert<br />
5. 7. Oldenburg – 6. 7. Freiburg – 7. 7. Köln<br />
– 9. 7. Berlin – 10. 7. München – 19. 7.<br />
Schloss Holte-Stukenbrock
Indiepop<br />
Promotion<br />
Kodaline<br />
Wenn Steve Garrigan seinen Kopf frei kriegen<br />
will, dann springt er gerne von Klippen. „Nicht<br />
weit von Dublin gibt es einen kleinen Ort namens<br />
Howth“, sagt der Sänger der irischen Band Kodaline.<br />
„Dort, am Bailey Lighthouse, liegen ganz<br />
versteckt riesige Klippen. Von denen ins Meer zu<br />
springen ist ein großartiges Gefühl.“ Doch wenn<br />
Garrigan nicht gerade von Klippen springt, ist er<br />
zurückhaltend. Seine Antworten sind kurz, er<br />
spricht leise. „Ehrlich gesagt singe ich auch<br />
lieber, als zu reden“, bekennt er. „Es fällt mir oft<br />
schwer, Dinge zu erklären, außer ich setze mich<br />
ans Klavier und verpacke sie in einen Song.“<br />
Kodaline besteht neben Garrigan aus dem<br />
Gitarristen Mark Prendergast, Jason Boland am<br />
Bass und dem Drummer Vinny May. Gemeinsam<br />
spielen sie hymnischen Indiepop voller Pathos.<br />
Das ist zwar nicht neu, aber so gut gemacht,<br />
dass sie es auf diverse Newcomerlisten <strong>2013</strong><br />
schafften. Garrigan und Prendergast kennen sich<br />
schon aus Kindertagen und gründeten mit 15<br />
ihre erste Band. Unter dem Namen 21 Demands<br />
nahmen sie 2005 an der irischen Castingshow<br />
„You’re a Star“ teil, belegten den zweiten Platz<br />
und schafften es als erste Band ohne Plattenvertrag<br />
an die Spitze der irischen Singlecharts.<br />
„Das Problem war aber, dass unsere Musik total<br />
seelenlos war“, gibt sich Garrigan schonungslos<br />
Seelenlos war gestern: Newcomerband Kodaline aus Irland<br />
Mehr ist mehr<br />
Im echten Leben ist Steve Garrigan schüchtern.<br />
Mit seiner Band Kodaline aber macht der Ire<br />
schon jetzt Coldplay Konkurrenz.<br />
offen – und kommt plötzlich doch in Redelaune.<br />
„Deswegen lehnten wir den Plattenvertrag, der<br />
uns damals angeboten wurde, auch ab“, erzählt<br />
er. „Wir hatten einfach nicht genug Lebenserfahrung<br />
und deshalb auch nichts zu sagen.“<br />
Das änderte sich, als Garrigan und Prendergast<br />
2011 praktisch gleichzeitig von ihren<br />
Freundinnen verlassen wurden. Ihren Liebeskummer<br />
verpackten sie in Songs, die nun das Grundgerüst<br />
ihres Debütalbums „In a perfect World“<br />
bilden. Neben Trennungssongs gibt es darauf<br />
aber auch eine Menge Optimismus. „Ich versuche<br />
immer positiv zu denken“, sagt Garrigan. „Das<br />
zieht sich wie ein roter Faden durch das Album.“<br />
Das passt hervorragend zu den opulenten<br />
Songs, bei deren Arrangements die Band ganz<br />
klar dem Motto „Mehr ist mehr“ folgt. Die Songs<br />
pendeln zwischen Indie und Kommerz – und<br />
brachten ihnen schon Coldplay-Vergleiche ein.<br />
„Das ist natürlich ein Kompliment“, sagt Garrigan<br />
und ist jetzt wieder ganz schüchtern. „Coldplay<br />
sind schließlich eine der größten Bands der Welt“,<br />
ergänzt er. „Dagegen sind wir noch ein Embryo.“<br />
Nadine Lischick<br />
In a Perfect World ist Ende Juni erschienen.<br />
Foto: Sony Music<br />
Heldenhaft<br />
duschen<br />
Die Welt von ganz oben: Das AXE Jahr <strong>2013</strong><br />
steht ganz im Zeichen der Weltraummission.<br />
Zum einen mit dem abenteuerlich maskulinen<br />
Duft von AXE DEEP SPACE, mit dem Jungs wie<br />
Helden duschen, zum anderen werden sie sogar<br />
von AXE in den Weltraum geschickt. Unzählige<br />
haben sich schon beworben, doch es gibt noch<br />
eine Chance auf den letzten begehrten Platz an<br />
der AXE Apollo Space Academy (AASA) in<br />
Florida. Einfach den Code, der sich auf den AXE-<br />
Produkten befindet, auf www.axe.de eingeben<br />
und Daumen drücken. In Florida unterziehen<br />
sich fünf Auserwählte aus Deutschland, Österreich<br />
und der Schweiz im Dezember Schwerelosigkeitsflügen<br />
und Fliehkraftsimulationstests.<br />
Der Beste fliegt<br />
an der Seite eines erfahrenen<br />
Piloten in einem Zwei-Mann-<br />
Shuttle ins All und wird als Held<br />
zur Erde zurückkehren. Wer auch<br />
ohne Allflug heldenhaft duften<br />
möchte, ist mit AXE DEEP SPACE<br />
bestens bedient, denn das verbindet<br />
fein-holzige Aromen und Noten<br />
von frisch-herben Kräutern wie<br />
Kardamom und Eukalyptus. Da<br />
kommt der Tatendrang schon beim<br />
Duschen.<br />
29
Mainstreampop<br />
Tony Mortimer<br />
Foto: Steve Double<br />
Nur nichts überstürzen<br />
Mit East 17 brach Tony Mortimer (43) Verkaufsrekorde und Teenieherzen.<br />
Vorm Solodebüt musste er aber erst mal jemand loswerden: sich selber.<br />
Tony, die erste Single aus deinem Solodebüt heißt „Shake it down“. Ist das<br />
wörtlich zu nehmen, hast du etwas abzuschütteln?<br />
Tony Mortimer: Nein, es ist kein Statement. Ich habe vor ein paar Jahren<br />
mal ein Mädchen gesehen, das so gut tanzte, dass ich meinen Kopf verloren<br />
habe … Darum geht’s in dem Song.<br />
Und deshalb tanzt du im dazugehörigen Video auch selbst?<br />
Mortimer: Im Austin-Powers-Stil, ja. Ich wollte einen Look wie zu Motown-<br />
Zeiten, denn ich liebe die 60er und die Motown-Musik. Und ich wollte jubelnde<br />
Frauen! Mit dem Video habe ich mir einen Traum erfüllt. Ich habe allerdings<br />
einen Tanzlehrer gebraucht. Es ist sehr viel härter in meinem Alter.<br />
Die Hüften sind steifer?<br />
Mortimer: Nicht nur die Hüften. Alles ist steifer!<br />
Statt der Baggypants von East 17 trägst du nun Anzüge.<br />
Mortimer: Dafür habe ich 20 Jahre gebraucht! Es fühlte sich erst nicht richtig<br />
an. Aber ich mache jetzt Musik mit Orchester, und dem will ich meinen<br />
Respekt erweisen.<br />
Du hast aber auch ein schönes Duett mit Julian Lennon auf der Platte, das<br />
sehr nach den Beatles klingt.<br />
Mortimer: Julian ist da genetisch vorbelastet. Wir haben versucht, es nicht<br />
nach Beatles klingen zu lassen, aber sind absolut gescheitert.<br />
Hast du ihn nach seinem Vater John ausgefragt?<br />
Mortimer: Nein, ich hatte versprochen, ihm keine Fragen über seinen Vater<br />
zu stellen, solange er mich nicht nach meinem fragt. Julian ist ja selbst ein<br />
faszinierender Mensch und Künstler.<br />
Das Foto, das er für dein Albumcover gemacht hat, sieht nach Mondlandung<br />
aus …<br />
Mortimer: Da kann ich nicht widersprechen. Aber es ist Kunst! Und ich werde<br />
es immer in Ehren halten.<br />
Im Song „Out of the Frame“ nimmst du Abschied von einem Mr. Yesterday.<br />
Wer ist das eigentlich?<br />
Mortimer: Mein Ich von gestern – der Mensch, der ich mal war. Er war zu<br />
vertrauensvoll, zu naiv und hat sich mehr um andere gekümmert als um sich<br />
selber. Ich bin nicht mehr der kleine Junge in der Band, sondern eine reife,<br />
erwachsene Person, die sich spirituell weiterentwickelt hat. Ich musste ihn<br />
also loswerden. Ich habe meine Lektion gelernt.<br />
Bist du eigentich inzwischen verheiratet? Es gibt viele Liebeslieder auf der<br />
Platte.<br />
Mortimer: Die meisten sind meiner langjährigen Freundin gewidmet. Aber<br />
bezüglich einer Ehe will ich nichts überstürzen.<br />
Wie lang bist du denn mit deiner Freundin zusammen?<br />
Mortimer: 25 Jahre …<br />
Interview: Katja Schwemmers<br />
Songs from the Suitcase ist bereits im Handel.<br />
30
Springsteen & I<br />
Der „Boss“ und seine Fans auf der großen Leinwand!<br />
Montag, 22. Juli, Abendvorstellung<br />
cinemaxx.de<br />
/cinemaxx
Aktion<br />
Reggae<br />
Foto: Thomas Nägler<br />
The New Roses<br />
veröffentlichen<br />
Debütalbum<br />
Dass Bandnamen den Hörer auch ziemlich in<br />
die Irre führen können, beweisen The New Roses:<br />
Diese haben sich weder melancholischen<br />
Pianoballaden, noch seichtem Radiopop verschrieben<br />
– ihre Leidenschaft ist der schnörkellose,<br />
kraftvolle Rock’n’Roll mit starker amerikanischer<br />
Färbung. Oder anders: Sie fahren nicht<br />
durch die Gasse mit Kopfsteinpflaster, sondern<br />
nehmen die Route 66!<br />
Wer ihre Musik hört, verortet die fünfköpfige<br />
Band unweigerlich in den Südstaaten der USA.<br />
Doch tatsächlich haben die Jungs ihre Wurzeln<br />
im idyllischen Rheingau, wo sie seit vielen<br />
Jahren gemeinsam Musik machen. Fernab der<br />
schnelllebigen Großstadt basteln sie hier an<br />
ihrem ganz eigenen Sound, orientieren sich<br />
dabei nicht an Trends, sondern fühlen sich der<br />
Tradition des klassischen Rock’n’Roll verpflichtet<br />
– Bands wie Lynyrd Skynyrd oder ZZ Top sind<br />
zweifelsohne Brüder im Geiste. Neben dem<br />
dichten Breitwand-Gitarrensound ist es vor<br />
allem die prägnante Reibeisenstimme von<br />
Sänger Timmy Rough, die die Band unverwechselbar<br />
macht.<br />
Nachdem sie bereits im Dezember 2012 – pünktlich<br />
zum Weltuntergang – eine EP veröffentlichten,<br />
erscheint dieser Tage endlich ihr Debütalbum<br />
„Without a Trace“. Grund genug für die<br />
fünf Rüdesheimer, die beschauliche Provinz zu<br />
verlassen und ihre Songs auf ausgedehnter<br />
Deutschlandtour einem breiten Publikum zu<br />
präsentieren.<br />
kulturnews verlost fünf Exemplare des neuen<br />
Albums. Wer eines ergattern möchte, schreibt<br />
bis zum 24. 7. eine Mail mit dem Betreff „The<br />
New Roses“ an info@bunkverlag.de.<br />
Alborosie<br />
Der letzte<br />
Revoluzzer<br />
Alborosie heißt der neue Mann auf dem Reggaethron.<br />
Dabei kommt er nicht mal aus Jamaika – auch wenn er<br />
von dort anreist.<br />
Fünf Jahre und sechs Alben hat Alborosie gebraucht,<br />
um die Reggaekonkurrenz auf die Plätze<br />
zu verweisen. Dabei profitiert er sogar davon,<br />
kein Jamaikaner zu sein. Denn ist er frei von<br />
dem Druck, den Reggae immer wieder neu erfinden<br />
zu müssen. Stattdessen kultiviert er den<br />
militanten Rootssound der 80er, orientiert sich<br />
an Sly & Robbie, Black Uhuru oder Ini Kamoze<br />
– und befeuert dieses Update mit der Energie<br />
zeitgenössischer Dancehallmusik.<br />
Auch auf seinem jüngsten Album „Sound<br />
the System“ bedient Alborosie sich wieder bei<br />
den Traditionen. Er singt gemeinsam mit den<br />
32
Reggae<br />
STEVE WINWOOD<br />
European Tour <strong>2013</strong><br />
05.<strong>07</strong>. Stuttgart (www.jazzopen.com)<br />
08.<strong>07</strong>. Hamburg 14.<strong>07</strong>. Nürnberg<br />
12.<strong>07</strong>. Berlin<br />
KRIS KRISTOFFERSON<br />
European Tour <strong>2013</strong><br />
10.09. Wuppertal 12.09. Berlin<br />
11.09. Hamburg 13.09. München<br />
Foto: Martei Korlei<br />
Abyssinians, denen das Genre zeitlose Hymnen wie<br />
„Satta Massagana“ oder „Declaration of Rights“ verdankt,<br />
und reaktiviert Bob Marleys 33 Jahre altes „Zion<br />
Train“ als Duett mit dessen Sohn Ky-Mani. „Ich glaube an<br />
die revolutionäre Macht der Message, die dein Leben<br />
verändern kann“, sagt der Sänger, dessen Dreadlocks<br />
fast den Boden berühren. „Auch wenn Reggaemusiker<br />
nicht mehr wie früher gegen das System kämpfen, wirst<br />
du auf meinem neuen Album hören, dass die Revolution<br />
immer noch präsent ist.“<br />
Seit zwölf Jahren lebt Alborosie in Kingston, sammelt<br />
dort historisches Equipment aus alten Studios wie dem<br />
von King Tubby oder dem Studio One. Ausgemustertes<br />
Gerät, für das die Jamaikaner keine Verwendung mehr<br />
sahen, das der gebürtige Sizilianer aber in seiner Reggaewerkstatt<br />
restauriert und erneut benutzt. Seine Produktionen<br />
bestreitet er weitgehend allein, spielt alle Instrumente<br />
selbst, hat immer eine Melodie mehr als die<br />
Jamaikaner und arrangiert die Songs als monströs klingende<br />
Popsymbiose aus Vergangenheit und Gegenwart.<br />
Der Sound dieses sizilianischen Jamaikaners brennt –<br />
und widerlegt die Behauptung, das Genre sei tot. „Mag<br />
sein, dass das Reggaebusiness stirbt“, sagt der Mann,<br />
der eigentlich Alberto D’Ascola heißt. „Die Musik aber<br />
bleibt, sie verändert sich nur.“ Alborosie ist Teil dieser<br />
Veränderung, die vor allem außerhalb Jamaikas und insbesondere<br />
in Europa stattfindet. Mit jedem Konzert erhöht<br />
sich gerade hier die Zahl seiner Follower – auch<br />
weil er live unterstützt wird vom jamaikanischen Shengen<br />
Clan. Selbst wenn der immigrierte Alborosie diese<br />
Beglaubigung gar nicht mehr nötig hätte: Eine echte<br />
(und virtuose) jamaikanische Band gibt seinem<br />
Reggae den letzten Schliff.<br />
Helmut Philipps<br />
Sound the System ist Anfang Juli erschienen.<br />
CHIPPENDALES ®<br />
Unleashed <strong>2013</strong><br />
02.11. Chemnitz 21.11. Berlin<br />
03.11. Frankfurt/O. 22.11. Berlin<br />
05.11. Fürth 23.11. Rostock<br />
06.11. Paderborn 25.11. Neu-Isenburg<br />
<strong>07</strong>.11. Lingen 26.11. Karlsruhe<br />
08.11. Bremerhaven 27.11. Rosenheim<br />
09.11. Köln 28.11. Offenburg<br />
10.11. Stuttgart 29.11. Tuttlingen<br />
12.11. Leipzig 30.11. Regensburg<br />
13.11. Heidenheim 01.12. Cottbus<br />
14.11. Ludwigshafen 02.12. Ulm<br />
15.11. Memmingen 04.12. Oldenburg<br />
16.11. Neunburg/ 05.12. Erfurt<br />
Wald 06.12. Dresden<br />
18.11. Duisburg <strong>07</strong>.12. Dresden<br />
19.11. Hildesheim 08.12. Regensburg<br />
33
Countrypop<br />
Ilse DeLange<br />
Foto: H’Art<br />
Extraportion Sahne<br />
Ilse DeLange füllt in den Niederlanden riesige Stadien, heimst Preise in Serie ein und<br />
landet mit ihren Alben regelmäßig weit oben in den Charts. Aber kann ihr Album<br />
„Miracle“ auch den deutschen Markt knacken?<br />
Ilse, du hast mit Country deine Karriere begonnen. Dein zweites Album<br />
bestand sogar ungewöhnlicherweise ausschließlich aus Coverversionen von<br />
John Hiatt. Hat es irgendwann einen entscheidenden Anlass gegeben, weshalb<br />
du dich stärker der Popmusik zugewandt hast?<br />
Ilse DeLange: Das war keine bewusste Entscheidung. Ich habe mich nie als<br />
reine Countrymusikerin gesehen, aber mich auch nie von Country komplett<br />
getrennt. Das hat sich alles nach und nach entwickelt. Ich habe schon immer<br />
die Herausforderung geliebt und mit jedem neuen Album auch mit neuen<br />
Leuten gearbeitet. So bin ich auch von all den Songschreibern, Musikern und<br />
Produzenten, mit denen ich gearbeitet habe, beeinflusst worden. Das mag<br />
den etwas seltsamen Weg erklären, der mich von Country zu Pop, zu Blues,<br />
zu was auch immer geführt hat.<br />
Wie stark hat denn der Tod deines Vaters dein aktuelles Album beeinflusst?<br />
DeLange: Ich will nicht, dass die Menschen einen falschen Eindruck bekommen.<br />
„Miracle“ ist kein schwermütiges Album, aber es steht auf drei Säulen.<br />
„We are one“ habe ich geschrieben, als mein Vater noch lebte, aber schon<br />
schwer krank war. Er hat diesen Song geliebt. „Time will have to wait“ thematisiert<br />
hingegen den Verlust, und mit „I need for you“ habe ich schließlich<br />
einen Song für meine Mutter geschrieben, um ihr Mut zu machen.<br />
Wie bist du eigentlich wirklich, diesseits der Musikerin Ilse DeLange?<br />
DeLange: Ich bin ein sehr bodenständiger Mensch, kein Mädchen, das den<br />
Glitzer und Glamour mag. Ich kann auf den roten Teppich verzichten. Ich<br />
wollte immer Musikerin sein und als Songwriterin immer besser werden. Es<br />
geht mir nicht um Ruhm, sondern um die Kunst. Ich bin spontan und brauche<br />
Humor, aber ich bin bestimmt keine wilde Rock’n’Roll-Braut.<br />
Das könnte für einen Erfolg in Deutschland aber nützlich sein … Was erwartest<br />
du von deinem neuen Album auf dem deutschen Markt?<br />
DeLange: Für mich wäre ein Erfolg in Deutschland wundervoll. Es fühlt sich<br />
wie ein großes Abenteuer an. Klar, es ist natürlich schön, nicht davon abhängig<br />
zu sein, aber es wäre die Extraportion Sahne auf einer sowieso schon sehr<br />
gut schmeckenden Torte. Und es würde mir großen Spaß machen, dort auch<br />
mal live zu spielen.<br />
Interview: Thomas Gilbert<br />
Miracle ist bereits erhältlich.<br />
34
DAS NEUE ALBUM<br />
AM SEIDENEN FADEN<br />
ICH STEH NICHT MEHR STILL TOUR <strong>2013</strong>/2014<br />
ALLE INFOS UND TERMINE UNTER:<br />
WWW.TIMBENDZKO.DE<br />
FÜR
Tourneen<br />
Foto: India Media Group<br />
Toploader<br />
Am Anfang stand der Coverhit: Im Jahr 2000 meldeten sich Toploader mit<br />
„Dancing in the Moonlight“ erstmals prominent zu Wort. Alle Welt summte,<br />
sang und tänzelte vor der Radio mit, und den Wenigsten war bewusst, dass<br />
es sich bei diesem ausgewachsenen Ohrwurm um die Neuinterpretation<br />
eines Songs der Band King Harvest handelte. Oder es war einfach allen<br />
gleich, weil die Version des britischen Quintetts so unverschämt gute Laune<br />
verströmte. In der Folgezeit und mit einem ebenfalls äußerst erfolgreichen<br />
zweiten Album verschwanden „Dancing in the Moonlight“ und weitere Hits<br />
wie „Some Kind of wonderful“ zwar nicht aus dem Radio, doch war die Band<br />
selbst immer weniger präsent, bis sie sich im Jahr 2003 schließlich auflöste.<br />
Sechs Jahre später waren Toploader überraschend zurück. Auf „Only human“,<br />
dem einzigen Album seit der Wiederauferstehung, krempelten Toploader ihren<br />
Sound auf zeitgenössische Weise um, ohne dabei ihr Erbe zu verleugnen. Sie<br />
haben sich ihren typischen Britsound bewahrt, diesen allerdings an einen<br />
zeitgenössischen Popbegriff angelehnt: satte Instrumentierung, tragende Melodien,<br />
anschmiegsames Songwriting. Dafür dürfte nicht zuletzt Produzent<br />
Danton Supple verantwortlich gezeichnet haben, der bereits für Morrissey und<br />
Coldplay am Werk war. Und eben diesen großflächigen Popsound – ganz<br />
bestimmt nebst den alten Lieblingen – stellen Toploader nun live vor.<br />
6. 10. Hamburg – 7. 10. Leverkusen – 9. 10. Baienfurth –<br />
13. 10. Karlsruhe – 15. 10. Frankfurt – 16. 10. Dortmund<br />
Foto: Antikulturnews<br />
präsentiert<br />
die besten Tourneen<br />
The Milk Carton Kids<br />
Die Songs des Indiefolkduos The Milk Carton Kids sind von zerbrechlicher<br />
Schönheit. Man lauscht dem zweistimmigen Gesang und Gitarrenspiel von<br />
Kenneth Pattengale und Joey Ryan still und andächtig, weil man bangt,<br />
die entschleunigte Idylle zu verscheuchen, wenn man sich rührt. Die beiden<br />
haben die Gabe, einen mit zarten Melodien und cleveren<br />
Gesangsschlenkern in ihren Bann zu ziehen.<br />
8. 9. Hamburg – 9. 9. Frankfurt – 11. 9. Köln – 12. 9. München<br />
Alison Moyet<br />
Mit ihrem ersten Album seit sechs Jahren macht die britische Musikerin<br />
Alison Moyet einen Schritt zurück – dorthin, wo sie Anfang der 1980er<br />
als eine Hälfte des Synthpopduos Yazoo die Menschen mit fein gesponnenen,<br />
elektronischen Klängen zum Tanzen animierte. Ob das funktioniert?<br />
Und wie! Moyet erweitert den digitalen Sound um einen düsteren<br />
Touch und lässt ihm eine gewisse Rastlosigkeit angedeihen, obwohl sie<br />
ihn ruhiger arrangiert. Moyet hat eindeutig dazu gelernt.<br />
16. 9. Berlin – 17. 9. Stuttgart – 18. 9. Hannover – 21. 9. Offenbach<br />
– 24. 9. Hamburg – 25. 9. Köln<br />
Foto: A.S.S. Concerts<br />
36
Tourneen<br />
Foto: Blanko Musik<br />
FREITAG, 05.<strong>07</strong>.<strong>2013</strong><br />
Ringsgwandl<br />
Nimmt man sein neues Album zum Maßstab, dann geht es<br />
auf Georg Ringsgwandls Tour kaum um Gott, wenig um<br />
die Welt – aber um alles zwischen Zeugung und Abgang.<br />
SAMSTAG, 06.<strong>07</strong>.<strong>2013</strong><br />
Georg, auf „Mehr Glanz!“ geht's<br />
vor allem um zwischenmenschliche<br />
Katastrophen und gesellschaftspolitische<br />
Abgründe. Was<br />
nervt dich mehr: verkorkste<br />
Beziehungen oder eine verkorkste<br />
Welt?<br />
Georg Ringsgwandl: Beides zusammen<br />
– das ist echt hart. Aber<br />
wenn du dich wenigstens aus<br />
einer verkorksten Welt in eine<br />
gute Beziehung retten kannst<br />
oder aus einer verkorksten<br />
Beziehung in eine gute Welt,<br />
dann passt’s schon.<br />
Wenn du deinem eigenen Leben<br />
noch mehr Glanz verleihen wolltest:<br />
An welchem Punkt müsstest<br />
du mit der Polierwatte ansetzen?<br />
Ringsgwandl: Bei meinem Bindegewebe.<br />
Dann bräuchte es eine<br />
intensive Gentherapie, die Nase<br />
wäre dran – ach, eigentlich alles<br />
vom Scheitel bis zur Sohle. Das<br />
ist blöd, wenn du Mediziner bist,<br />
da schaust du überall ganz genau<br />
hin.<br />
habe den Tod schon auf meinem<br />
ersten Album thematisiert und<br />
halte mich auch nicht für besonders<br />
depressiv. Ein gutes Album<br />
braucht eben ein großes Stimmungsspektrum<br />
– von der<br />
Zeugung bis zur Beerdigung. Ich<br />
war ja mit 18 lange im Lungensanatorium<br />
und bin da knapp am<br />
Abgrund vorbeigesegelt. Das<br />
schärft das Bewusstsein für den<br />
Wert des Lebens.<br />
Ich zitiere aus „I hob nur di“:<br />
„Nicht mal die Linke freut sich,<br />
wenn ich Wahlkampf mach für<br />
sie …“ Gesetzt, man fragte ihn:<br />
Für wen würde Georg<br />
Ringsgwandl in den kommenden<br />
Wochen Wahlkampf machen?<br />
Ringsgwandl: Für gar keine<br />
Partei. Vielleicht bin ich ja auch<br />
zu blöd dafür, die Unterschiede<br />
zwischen Parteien zu erkennen,<br />
aber so lange es nur darum geht,<br />
welche Abfallverordnung gilt,<br />
muss ich da nicht mitmischen.<br />
Interview: Ron Haller<br />
SONNTAG, <strong>07</strong>.<strong>07</strong>.<strong>2013</strong><br />
Den vorbehaltslosen Wohlfühlsong<br />
sucht man bei dir vergeblich,<br />
dafür gibt’s jetzt sogar<br />
Todesahnungen („Der Winter<br />
geht“). Geht das noch als Midlifekrise<br />
durch, oder ist das schon<br />
die Altersdepression?<br />
Ringsgwandl: Weder noch. Ich<br />
kulturnews präsentiert<br />
18. 7. München – 19. 7.<br />
Nürnberg – 30. 7. Würzburg –<br />
24. 8. Vellmar<br />
(weitere Termine ab Oktober)<br />
Mehr Glanz ist im Juni erschienen.<br />
37
Tourneen<br />
Foto: X-Why-Z<br />
A Place To Bury Strangers<br />
Bei A Place To Bury Strangers entspinnt sich eine einnehmende Dynamik:<br />
Auf der Oberfläche verzahnt das Trio zunächst einmal härtere Spielarten von<br />
Noiserock bis Postpunk, doch die Brooklyner entlehnen fein gewirkte Songstrukturen<br />
aus Shoegaze und Psychedelia. So überführen sie ihre Musik in<br />
elektronisch verhangene Trancezustände, denen dennoch die Kraft und die<br />
Schwere von Gitarrenwänden und Schlagzeuggewittern innewohnt.<br />
16. 9. Köln – 18. 9. Münster – 23. 9. Berlin – 26. 10. München<br />
The New Roses<br />
The New Roses mögen zwar aus dem provinziellen Rheinland kommen,<br />
doch ihr muskulös gespielter Rock hält sich mit Zurückhaltung oder der<br />
kleinen Geste gar nicht erst auf. Ihre nach der Band benannte Debüt-EP<br />
bietet die Art von überschwänglichen Songs, die sich im selbstbewussten<br />
Gestus vor Größen des klassischen Rock’n’Roll und der metallastigen<br />
Rockmusik verneigen. Nein, The New Roses klingen nicht nach Provinz –<br />
sie klingen nach Rockgeschichte.<br />
3. 10. Köln – 11. 10. Lübeck – 12. 10. Hamburg – 17. 10. Berlin –<br />
18. 10. Northeim – 19. 10. Ewersbach – 24. 10. Frankfurt – 26. 10.<br />
Klingental – 31. 10. Hamminkeln<br />
Foto: Eugenio Mazzinghi<br />
Foto: Bukee PR<br />
Foto: Heiko Landkammer<br />
Tarja<br />
Eine schier endloser Atem und eine Stimme, die in den kraftvollen Höhen<br />
Glas zerschneiden könnte – das ist es, was Tarja Turunen auszeichnet.<br />
Bekannt wurde die Finnin als Sängerin der Metalband Nightwish, heute<br />
wandelt sie auf Solopfaden. Geblieben sind die langgezogenen, durch<br />
Tarjas Gesang getragenen Melodiebögen ebenso wie das schwere Gerät,<br />
das im scheinbaren Kontrast zum opernhaften Gesang der Musikerin<br />
steht und so eine erhabene Spannung erzeugt.<br />
19. 10. Berlin – 22. 10. Hamburg – 23. 10. Dortmund – 25. 10.<br />
Karlsruhe – 26. 10. München – 30. 10. Nürnberg – 1. 11. Leipzig –<br />
2. 11. Köln – 23. 6. Hamburg – 24. 6. Köln – 26. 6. Nürnberg<br />
Maxim<br />
Der Wahlkölner Maxim gehört zu den Musikern, die die Grenze zwischen<br />
dem Singer/Songwriter-Genre und HipHop verwischen. Auf der Folie eigener<br />
Erfahrungen schreibt er Texte, an die man gut andocken kann, die dank<br />
seiner persönlichen Art, Themen aufzuarbeiten, eine individuelle Note aber<br />
nicht vermissen lassen. Maxim ist urban, er ist ein Songschreiber, ein<br />
Geschichtenerzähler, er ist sogar ein wenig Pop. Und vor allem er selbst.<br />
16. 10. Dresden – 17. 10. Bochum – 19. 10. Bremen – 20. 10.<br />
Berlin – 21. 10. Hamburg – 22. 10. Münster – 23. 10. Hannover –<br />
26. 10. Weinheim – 27. 10. Frankfurt – 28. 10. Stuttgart – 29. 10.<br />
Saarbrücken – 30. 10. Köln<br />
38
Tourneen<br />
PRÄSENTIERT:<br />
11.<strong>07</strong>. München, Tollwood Festival | & SQUADRA LEONE<br />
13.<strong>07</strong>. Gaggenau, Benzplatz | & TOM LÜNEBURGER<br />
02.08. Weilburg, Festplatz | & BOSSE, KOMETEN, FEDORA<br />
03.08. Berlin, 94,3 RS2 Sommerfestival<br />
Stars in Town<br />
10.08. Rottenburg, Eugen-Bolz-Platz | & TOM LÜNEBURGER<br />
<br />
22.08. Bochum/ Witten, Zeltfestival Ruhr ZUSATZKONZERT<br />
23.08. Bochum/ Witten, Zeltfestival Ruhr AUSVERKAUFT!<br />
31.08. Jüchen, Red Hot Open Air Gelände | & BOSSE & D. Maaßen<br />
01.09. Oelde, Waldbühne | & & TOM LÜNEB. AUSVERKAUFT!<br />
06.09. Magdeburg, Domplatz | zusammen mit SILLY<br />
<br />
Runrig<br />
Runrig sind seit 40 Jahren im Geschäft – und feiern dieses<br />
außergewöhnliche Jubiläum mit einem 6-CD-Boxset<br />
und einer Tour. Kleines Porträt eines großen Phänomens.<br />
Foto: prknet.de<br />
Das neue Album „Kraniche“<br />
inkl. der Single „Schönste Zeit“<br />
überall im Handel<br />
16.08. Hamburg (Zusatzkonzert)<br />
17.08. Berlin<br />
05.09. Leipzig (Benefiz)<br />
06.09. Magdeburg<br />
<strong>07</strong>.09. Bergen (Rügen)<br />
TOUR <strong>2013</strong>/14<br />
09.08. Bonn<br />
18.08. Bochum<br />
10.12. Neu-Isenburg<br />
11.12. Würzburg<br />
13.12. Chemnitz<br />
14.12. Leipzig<br />
15.12. Hannover<br />
18.12. Rostock<br />
20.12. Wilhelmshaven<br />
21.12. Hamburg<br />
08.02. Augsburg<br />
09.02. Saarbrücken<br />
15.02. Göttingen<br />
"KOPF AN KOPF" TOUR <strong>2013</strong><br />
Das neue Album "KOPF AN KOPF"<br />
inkl. der Single "DEINE STÄRKEN"<br />
überall im Handel<br />
WEITER AUF TOUR VOm<br />
19.11.-<strong>07</strong>.12.<strong>2013</strong><br />
FESTIVALS <strong>2013</strong><br />
19.<strong>07</strong>. Deichbrand<br />
20.<strong>07</strong>. das FEST<br />
21.<strong>07</strong>. Serengeti Festival<br />
03.08. Big Day Out<br />
10.08. Open Flair<br />
17.08. Braunschweig<br />
<strong>07</strong>.09. DeutschPoeten<br />
&<br />
Es scheint zu stimmen, dass<br />
das raue schottische Wetter<br />
abhärtet, denn die Folkrocker von<br />
Runrig konnte in ihrer langen<br />
Karriere noch nichts umhauen. Es<br />
ist jedenfalls sehr selten, dass<br />
eine Band jahrzehntelanges<br />
Musizieren so unbeschadet übersteht.<br />
„Wir stellen die Musik immer<br />
über den einzelnen Musiker“,<br />
erzählt der Perkussionist Calum<br />
McDonald. „Unsere Einheit war<br />
immer größer als die Summe der<br />
Einzelteile. Außerdem haben wir<br />
stets versucht, ehrlich miteinander<br />
umzugehen – und wir wollten<br />
nie einem Rock’n’Roll-Klischee<br />
entsprechen.“ Rock’n’Roll ist auch<br />
nicht das Erste, das einem bei<br />
Runrig in den Sinn kommt. Calum<br />
gründete die Band mit seinem<br />
Bruder Rory und dem Schulfreund<br />
Blair Douglas, ihr Debüt<br />
sangen sie einst komplett auf<br />
Gälisch. Auf jüngeren Alben experimentierte<br />
man mit Dancebeats<br />
und Weltmusik. Größter Hit der<br />
Band bleibt aber ihre erste Single<br />
„Loch Lomond“: Der Mitsingsong<br />
gilt in Schottland als inoffizielle<br />
Nationalhymne.<br />
„Riggies“, sind auch in Deutschland<br />
hochaktiv und bei jedem<br />
Konzert dabei. So viel kultische<br />
Verehrung ist nicht selbstverständlich,<br />
gerade wenn man sich<br />
die Bandgeschichte anschaut.<br />
Mitglieder kamen und gingen,<br />
1998 wurde sogar ein neuer<br />
Sänger angeheuert: Bruce Guthro,<br />
ein Kanadier. „Schau, wir Kanadier<br />
sind multikulturell. Nova<br />
Scotia, wo ich herkomme, heißt ja<br />
Neu-Schottland; meine Oma<br />
konnte besser gälisch als englisch“,<br />
grinst der Sänger. „Ich<br />
fühle mich verwandt mit den<br />
Runrig-Kumpels.“<br />
Wahrscheinlich ist es diese<br />
Seelenverwandtschaft und ihr<br />
Traditionsbewusstsein, das Runrig<br />
für viele zum Fels in der musikalischen<br />
Brandung macht. Und das<br />
wird sich auch nicht so bald<br />
ändern. Darauf kann man schon<br />
mal einen 40-jährigen Single Malt<br />
heben.<br />
Michael Schock &<br />
Matthias Wagner<br />
27. 7. Singen – 26. 7. Loreley<br />
– 27. 7. Hamburg<br />
DAS ALBUM<br />
„LIEBE IST MEINE RELIGION“<br />
ÜBERALL IM HANDEL<br />
OPEN AIR <strong>2013</strong>:<br />
13.<strong>07</strong>. 360 Grad<br />
20.<strong>07</strong>. Deichbrand<br />
02.08. Parklichter<br />
17.08. Zeltfestival Ruhr<br />
18.08. Highfield<br />
31.08. Hit Radio Antenne<br />
<strong>07</strong>.09. Burg Ziesar<br />
MATZE KNOP<br />
15.08. Rottweil<br />
01.09. Meiningen<br />
17.09. Ingolstadt<br />
18.09. AT-Kufstein<br />
19.09. AT-Dornbirn<br />
20.09. IT-Bruneck<br />
21.09. Regensburg<br />
10.10. Wolfsburg<br />
11.10. Oberhausen<br />
12.10. Kevelaer<br />
13.10. Bonn<br />
15.10. Aschaffenburg<br />
16.10. Trier<br />
TOUR 2014:<br />
21.02. Würzburg<br />
23.02. Dresden<br />
24.02. Magdeburg<br />
25.02. Erfurt<br />
27.02. Leipzig<br />
28.02. München<br />
WINGENFELDER<br />
14.11. Bremen<br />
15.11. Stralsund<br />
16.11. Reußenkööge/<br />
Bredstedt<br />
17.11. Hamburg<br />
20.11. Lübeck<br />
21.11. Braunschweig<br />
22.11. Magdeburg<br />
23.11. Leipzig<br />
26.11. Kassel<br />
27.11. Wilhelmshaven<br />
29.11. Osnabrück<br />
RYAN SHERIDAN<br />
22.09. Nürnberg<br />
08.10. Augsburg<br />
09.10. CH-Basel<br />
10.10. CH-Zürich<br />
13.10. Ravensburg<br />
22.10. Köln<br />
30.10. Freiburg<br />
TOM LÜNEBURGER<br />
PLATZHIRSCHE - TOUR <strong>2013</strong><br />
17.10. Aachen<br />
18.10. Essen<br />
19.10. Düsseldorf<br />
26.10. Zwickau<br />
29.10. Reutlingen<br />
30.10. Ravensburg<br />
LIEBE IST MEINE REBELLION<br />
01.03. Stuttgart<br />
02.03. Saarbrücken<br />
04.03. Frankfurt<br />
05.03. Mannheim<br />
<strong>07</strong>.03. Hannover<br />
08.03. Hamburg<br />
31.10. Frankfurt<br />
02.11. Bamberg<br />
03.11. Zwickau<br />
21.11. Oldenburg<br />
22.11. Stade<br />
28.11. Gladbeck<br />
30.11. Minden<br />
LIGHTS - TOUR <strong>2013</strong><br />
31.10. Freiburg<br />
01.11. Kaiserslautern<br />
02.11. Fulda<br />
06.11. Paderborn<br />
<strong>07</strong>.11. Münster<br />
08.11. Hamburg<br />
09.03. Berlin<br />
11.03. Rostock<br />
12.03. Bremen<br />
13.03. Dortmund<br />
15.03. Köln<br />
SELBSTAUSLÖSER - TOUR <strong>2013</strong> & 2014<br />
30.11. Erfurt<br />
01.12. Berlin<br />
03.12. Stuttgart<br />
04.12. München<br />
06.12. Finnentrop<br />
<strong>07</strong>.12. Bocholt<br />
08.12. Bielefeld<br />
10.12. Frankfurt<br />
11.12. Saarbrücken<br />
12.12. Bochum<br />
13.12. Köln<br />
14.03.2014 Hannover<br />
THE DAY YOU LIVE FOREVER<br />
TOUR <strong>2013</strong><br />
<strong>07</strong>.10. Hamburg<br />
08.10. Berlin<br />
09.10. Bremen<br />
10.10. Braunschweig*<br />
14.10. Leipzig<br />
15.10. München<br />
16.10. Kempten<br />
17.10. Stuttgart*<br />
21.10. Stuttgart<br />
23.10. Bochum<br />
24.10. Frankfurt/Main<br />
25.10. Düsseldorf<br />
26.10. Köln<br />
28.10. Braunschweig<br />
29.10. Hannover<br />
11.10. Erfurt 19.10. CH-Zürich<br />
DAS ALBUM „THE DAY YOU LIVE FOREVER“ ÜBERALL IM HANDEL *Ausverkauft<br />
01.12. Paderborn<br />
10.12. Halle<br />
11.12. Kelsterbach<br />
12.12. Saarbrücken<br />
13.12. Hamburg<br />
14.12. Essen<br />
09.11. Friedeburg<br />
12.11. Cottbus<br />
13.11. Dresden<br />
14.11. Erfurt<br />
15.11. Osnabrück<br />
27.11. Hannover<br />
&<br />
Doch das Phänomen Runrig ist<br />
nicht nur auf schottische Pubs<br />
begrenzt. Ihre treuesten Fans, die<br />
Stepping down the glory Road<br />
(The Chrysalis Years 1988–<br />
1996) ist Ende Juni erschienen.<br />
39<br />
Das Debut-Album<br />
„Heute Ist Für Immer“<br />
überall im Handel!<br />
02.11. Bremen<br />
03.11. Münster<br />
<strong>07</strong>.11. Freiburg<br />
08.11. Stuttgart<br />
09.11. München<br />
13.11. Frankfurt<br />
15.11. Köln<br />
16.11. Bielefeld<br />
17.11. Dortmund<br />
19.11. Saarbrücken<br />
20.11. Mannheim<br />
21.11. Göttingen<br />
22.11. Dresden<br />
23.11. Cottbus<br />
28.11. Leipzig<br />
29.11. Hannover<br />
Tickets: undercover.de<br />
HEUTE IST FÜR IMMER - TOUR <strong>2013</strong><br />
30.11. Berlin<br />
13.12. Rostock<br />
14.12. Hamburg
Tourneen<br />
Youn Sun Nah &<br />
Ulf Wakenius<br />
Welch eine feine Geschichte: Ein Schwede trifft auf einem dänischen<br />
Festival auf eine Frankokanadierin, hilft ihr nach einigem musikalischen<br />
Beschnuppern, ihr nächstes Album aufzunehmen, und, ta-dah:<br />
Die Jazzsängerin Youn Sun Nah wird von der Szene hofiert. Und das<br />
mit Recht, denn wenn sie zum federleichten, geradezu tänzerisch<br />
anmutenden Gitarrenspiel von Ulf Wakenius feinsinnig zwischen<br />
Flüstern und Krächzen phrasiert, kann diese musikalische Union<br />
kaum mehr infrage gestellt werden.<br />
22. 10. Berlin – 24. 10. Friedrichshafen – 25. 10. Darmstadt –<br />
26. 10. Hamburg – 27. 10. Kiel – 29. 10. Mannheim – 30. 10.<br />
Karlsruhe – 31. 10. Lörrach – 1. 11. München – 3. 11. Köln –<br />
4. 11. Düsseldorf<br />
Texas<br />
Songs wie „Say what you want“ und „I don’t want a Lover“ brachten Texas<br />
über 30 Millionen Plattenverkäufe und einen festen Platz in der<br />
Popgeschichte nicht nur ihrer schottischen Heimat ein. Im 25. Jahr nach<br />
der Gründung beenden Texas nun eine mehrjährige Pause und kehren<br />
prompt mit einem neuen Album zurück. Auch auf „The Conversation“ stehen<br />
filigrane Popmelodien und die sich elegant treibenlassende Stimme<br />
von Sharleen Spiteri (Foto) im Mittelpunkt.<br />
30. 10. Köln – 31. 10. Berlin – 2. 11. München<br />
Foto: Mary McCartney<br />
Foto: Jim Rakete<br />
Foto: Khaled Awad & Constantin Rieß<br />
Foto: Karsten Jahnke<br />
Deep Purple<br />
Für die Tour zu ihrem ersten Studioalbum seit acht Jahren haben sich<br />
die Hardrockikonen Deep Purple etwas Würdiges einfallen lassen: Die<br />
Konzerte der Briten werden durch einen weiteren Altmeister eröffnet,<br />
und zwar von niemand Geringerem als Peter Frampton, der allein von<br />
seinem Album „Frampton comes alive“ über 16 Millionen Einheiten verkaufte.<br />
Deep Purple werden auf ihrer Tour ein Feuerwerk aus alten Hits<br />
und Songs ihres neuen Albums „Now what ?! Deep ?urp!e“ zünden.<br />
22. 10. Dresden – 24. 10. Erfurt – 25. 10. Regensburg – 26. 10.<br />
Berlin – 29. 10. Düsseldorf – 31. 10. Stuttgart – 1. 11. Dortmund –<br />
2. 11. Mannheim<br />
Tonbandgerät<br />
Mit ihrer jugendlich-unschuldigen Art hat die Hamburger Band Tonbandgerät<br />
sowohl etliche Fans als auch die Jury des New Music Award 2012 für sich<br />
gewonnen. Mit der Auszeichnung im Rücken können sie nun noch befreiter<br />
und unverspannter aufspielen: Deutsch gesungene Texte gesellen sich zu luftigen<br />
Popsongs, die stets auch einen Hauch Schwere mit sich bringen.<br />
2. 11. Bremen – 3. 11. Münster – 7. 11. Freiburg im Breisgau – 8. 11.<br />
Stuttgart – 9. 11. München – 13. 11. Frankfurt – 15. 11. Köln – 16. 11.<br />
Bielefeld – 17. 11. Dortmund – 19. 11. Saarbrücken – 20. 11.<br />
Mannheim – 21. 11. Göttingen – 22. 11. Dresden – 23. 11. Cottbus –<br />
28. 11. Leipzig – 30. 11. Berlin – 13. 12. Rostock – 14. 12. Hamburg<br />
40
Tourneen<br />
Aktion<br />
Foto: Wizard Promotions<br />
Donavon<br />
Frankenreiter<br />
Welch ein Glückspilz: Der Surfer und Folkpopper<br />
Donavon Frankenreiter (40) hat Familie, ein Haus auf<br />
Hawaii, sein eigenes Label – und den buschigsten<br />
Schnauzer seit Nietzsche. Wie wär’s mit einer Rasur?<br />
Nick Cave & The Bad Seeds<br />
Tickets für das<br />
Greenville Festival<br />
zu gewinnen<br />
Foto: Cat Stevens<br />
Donavon, wie oft musstest du<br />
eigentlich schon die Schreibweise<br />
deines Vornamens korrigieren?<br />
Donavon Frankenreiter: Noch<br />
nie. Weil ihn noch nie jemand<br />
buchstabiert hat.<br />
Und was haben sich deine Eltern<br />
dabei gedacht, als sie O und A<br />
vertauschten?<br />
Frankenreiter: Sie wollten wohl<br />
verhindern, dass man mich mit<br />
dem Hurdy Gurdy Man (= Donovan<br />
Leitch, die Red.) verwechselt.<br />
Deine Söhne heißen Ozzy und<br />
Hendrix. Warum nicht Wilson<br />
(wie die Beach Boys) und Dick<br />
(wie Surfrocker Dale)?<br />
Frankenreiter: Weil ich Jimi<br />
Hendrix liebe und meine Frau den<br />
Namen Ozzy. Aber Dick und<br />
Wilson sind natürlich großartige<br />
Musiker!<br />
2010 hast du die renommierte Firma<br />
Lost Highway Records verlassen.<br />
Wer hat denn wem gekündigt?<br />
Frankenreiter: Ich bin gegangen,<br />
um mein eigenes Label zu gründen.<br />
… und hast jetzt den ganzen<br />
Ärger höchstselbst am Hals.<br />
Frankenreiter: Ja, aber ich liebe<br />
die Herausforderung – und kann<br />
aufnehmen, was ich will, tun,<br />
was ich möchte, und das alles<br />
ohne Termindruck.<br />
Auf deinem aktuellen Album gibt<br />
es die Songzeile „I believe the<br />
world could be fine if we could all<br />
sing the same lullaby“. Das klingt<br />
auf ähnlich sympathische Weise<br />
naiv wie einst John Lennons „All<br />
you need is love“. Hat er dabei<br />
Pate gestanden?<br />
Frankenreiter: Nicht bei dieser<br />
Zeile. Aber generell inspiriert er<br />
mich sehr. John Lennon ist einer<br />
meiner ewigen Lieblinge.<br />
Bei Amazon kostet ein Exemplar<br />
deines 1997er-Albums mit der<br />
Band Sunchild knapp 200 Dollar.<br />
Hast du noch einige Kisten davon<br />
im Keller, für schlechte Zeiten …?<br />
Frankenreiter: Ich besitze kein<br />
einziges Exemplar mehr. Und hoffentlich<br />
gibt niemand je 200<br />
Dollar dafür aus. Wenn du ein<br />
bisschen suchst, findest du das<br />
Album sicher irgendwo kostenlos<br />
im Netz – wie den Rest der Musik<br />
auch …<br />
Wie viel Geld muss ich eigentlich<br />
auf den Tisch legen, damit du dir<br />
den Schnauzbart abrasierst?<br />
Frankenreiter: Spende eine<br />
Million Dollar an irgendeine Wohltätigkeitsorganisation,<br />
und ich<br />
rasier ihn ab!<br />
Interview: Matthias Wagner<br />
28. 7. München – 1. 8. Berlin –<br />
2. 8. Köln – 4. 8. Hamburg<br />
„Hear it. Feel it. Be it.“: So lautet das Motto des Greenville Festivals, das<br />
vom 26. 7. an drei Tage lang das beschauliche Paaren im Glien nahe Berlin<br />
in ein Mekka für geschmacksoffene Musikliebhaber verwandeln wird.<br />
DJ-Legende Westbam trifft dort auf die Elektropunker Frittenbude, und<br />
Reggaestar Gentleman auf die Alternativerocker Fall Out Boy.<br />
Außerdem gibt es zwei exklusive Konzerte: Der Pop-noir-Romantiker<br />
Nick Cave und die Britrocker Kaiser Chiefs bespielen dieses Jahr in<br />
Deutschland ausschließlich das Greenville. Ein beeindruckendes Line-up<br />
für ein Festival, das im vergangenen Jahr zum ersten Mal stattfand.<br />
Die rund 10 000 „Greenvillianer“ können dabei – etwa durch das<br />
Spenden ihres Flaschenpfands – eine Reihe engagierter Partner unterstützen,<br />
diesmal unter anderem Viva con Agua, Amnesty International<br />
und Peta2, die Jugendkampagne von Peta.<br />
kulturnews verlost 2 x 2 Festivaltickets. Um teilzunehmen, einfach<br />
bis zum 19. 7. eine E-Mail mit dem Betreff „Greenville Festival" an<br />
info@bunkverlag.de senden. Viel Glück!<br />
Das komplette Programm und weitere Infos gibt es unter<br />
www.greenvillefestival.com<br />
41
Tourneen<br />
Jupiter Jones<br />
Seit Jupiter Jones 2011 den Song „Still“ veröffentlichten, geht es für<br />
die Jungs aus der Eifel steil bergauf. Den Punk haben die Echo-<br />
Gewinner mittlerweile hinter sich gelassen, heute dominieren melancholische<br />
Töne und nachdenkliche Texte den Deutschrock der Band.<br />
Im letzten Jahr feierten sie bereits ihr zehnjähriges Bandjubiläum – und<br />
trotzdem könnten Jupiter Jones gerade erst am Anfang stehen.<br />
6. 11. München – 7. 11. Nürnberg – 8. 11. Stuttgart – 9. 11.<br />
Wiesbaden – 10. 11. Dortmund – 13. 11. Hannover – 14. 11.<br />
Dresden – 15. 11. Berlin – 16. 11. Saarbrücken – 20. 11. Freiburg –<br />
21. 11. Bielefeld – 22. 11. Hamburg<br />
Foto: Ben Wolf<br />
Status Quo<br />
Nach 50 Jahren Bandgeschichte und 120 Millionen verkaufter Platten<br />
haben sich die legendären Boogierocker Status Quo noch immer nicht<br />
ausreichend ausgetobt: Unter dem Titel „Bula Quo!“ werden die Briten<br />
nicht nur erneut auf Tour kommen, sondern auch in einem Kinofilm zu<br />
sehen sein. Dass zu diesem Zweck neben Klassikern auch neu eingespielte<br />
Songs stehen werden, scheint für das Quintett um Francis Rossi<br />
(Foto r.) und Rick Parfitt (Foto l.) eine angenehme Selbstverständlichkeit<br />
zu sein.<br />
7. 11. Chemnitz – 8. 11. Berlin – 9. 11. Hannover – 12. 11.<br />
Hamburg – 13. 11. Dortmund – 15. 11. Kempten (Allgäu) – 16. 11.<br />
Hof – 18. 11. Rostock – 19. 11. Leipzig – 22. 11. Bielefeld –<br />
23. 11. Heilbronn<br />
Foto: FKP Scorpio<br />
Aktion<br />
Pflänzchen für<br />
Partybienen<br />
Draußen summt und brummt es, doch der Frieden täuscht:<br />
Die Zahl der Bienenvölker geht immer weiter zurück, denn<br />
die schwarz-gelben Brummer finden durch Monokulturen<br />
kaum mehr genug Nahrung. Das ist nicht nur deshalb heikel,<br />
weil Bienen rund drei Viertel unserer Kulturpflanzen bestäuben,<br />
sondern auch, weil es ohne Bienen keinen leckeren<br />
Honig gäbe – und damit auch keinen Jack Daniel’s Tennessee<br />
Honey. Jack Daniel’s möchte den fleißigen Bienchen deshalb<br />
etwas Gutes tun und startet eine Seedbombing-Initiative: Die<br />
kleinen Bällchen aus Humus und Tonpulver enthalten reichlich<br />
Samen bienenfreundlicher Blumen und werden in<br />
Gärten, am Straßenrand, auf Verkehrsinseln oder dem eigenen<br />
Balkon ausgesetzt und sorgen für schöne Blumen und<br />
glückliche Brummer. Darauf stößt man am besten mit einem<br />
Glas Tennessee Honey an: pur, auf Eis oder gemixt mit Ginger<br />
Ale oder Tonic.<br />
kulturnews und Jack Daniel’s verlosen 3 x 1 Flasche Jack<br />
Daniel’s Tennessee Honey inklusive eines Beutels Seedbombs.<br />
Um teilzunehmen, einfach bis 24. Juli eine E-Mail mit<br />
dem Betreff „kulturnews Jack Daniel’s“ an info@bunkverlag.de<br />
schreiben. Teilnahme ab 18.<br />
Mehr Infos gibt es auf www.jackdaniels.de.<br />
www.massvoll-geniessen.de
Tourneen<br />
Konzerttipp<br />
The Puppini Sisters<br />
Lounge, Bar, Swing – plus Puppini Sisters<br />
Auf ihrem aktuellen Album „Hollywood“ ehren die italienisch-britischen<br />
Puppini Sisters klassische Filmsongs.<br />
The B-52s<br />
Die US-Funpopper B-52s sind schon seit Jahrzehnten im<br />
Geschäft. Doch von Nostalgie hält Sängerin Kate Pierson<br />
gar nichts.<br />
Foto: Pieter van Hattem<br />
Wie gemacht dafür war natürlich „Diamonds are a Girl’s best Friend”,<br />
das von Marilyn Monroe in „Blondinen bevorzugt“ unsterblich gemacht<br />
wurde. Bei den Puppinis wird der Song zur quirligen, fröhlichen Nummer –<br />
die sie trotzdem in Moll singen, um dem Stück einen subversiven, sinisteren<br />
Anstrich zu geben. Auch Allzeithits wie „Good Morning“ oder „Moon<br />
River“ setzen die Damen glamourös und passgenau in Szene.<br />
Im Rahmen einer Frankfurter Infoveranstaltung<br />
zum Women of the<br />
World Festival 2014 wird das<br />
A-cappella-Trio die Stücke im<br />
Oktober live singen. Unter dem<br />
Motto „Lounge, Bar, Swing<br />
and the Puppini Sisters”<br />
werden sie im Ballsaal des<br />
wunderschön restaurierten<br />
Palais ein Sonderkonzert geben –<br />
und so im angemessen eleganten<br />
Rahmen die goldenen Jahre<br />
des Swings aufleben lassen.<br />
24. 10. Palais, Frankfurt<br />
Kate, wurdet ihr eigentlich je<br />
wegen eures hohen Spaßfaktors<br />
belächelt?<br />
Kate Pierson: O ja, denn wenn<br />
du es genau betrachtest, haben<br />
eine Menge Bands überhaupt<br />
keinen Humor, keine Selbstironie.<br />
Das ganze Rockgeschäft ist da<br />
sehr altbacken maskulin eingestellt,<br />
es ist alles ernster Kram,<br />
jeder nimmt sich total wichtig.<br />
Wir setzen uns lieber Perücken<br />
auf und haben unseren Spaß<br />
damit. Die Comedy hat einen<br />
höheren Stellenwert in der Kunst<br />
verdient.<br />
Eure Shows sind bunt und verrückt,<br />
es gibt ein Livealbum.<br />
Kann eine Aufnahme die<br />
Atmosphäre der Shows überhaupt<br />
transportieren?<br />
Pierson: Schon. Bei den Aufnahmen<br />
zu „With the wild<br />
Crowd!“ hatten wir wirklich eine<br />
wilde Meute als Publikum. Das<br />
war ein Heimspiel in Athens,<br />
Georgia, wo wir unsere Karriere<br />
gestartet haben. Es waren Freunde<br />
und Superfans da, das kann<br />
man auch auf der DVD sehen.<br />
Dafür stehen wir auch: das innere<br />
Kind loszulassen und durchzuknallen,<br />
frei zu sein wie ein Freak.<br />
Kommen dir eure Hits wie „Love<br />
Shack“ und „Rock Lobster“ nicht<br />
langsam zu den Ohren raus?<br />
Pierson: Komisch: Die beiden<br />
werden nicht alt. Das liegt am<br />
Publikum, denn „Rock Lobster“<br />
löst die witzigsten Reaktionen<br />
aus. Gerade in Europa formt sich<br />
da immer ein spontanes Moshpit.<br />
Vorher nicht, aber bei dem Lied!<br />
Ich stehe dann da und denke:<br />
Okay … Moshpit! Wir machen<br />
dazu blöde Fischgeräusche und<br />
uns einen Spaß draus.<br />
Allerdings hat sich auch das<br />
Musikgeschäft sehr verändert,<br />
seit ihr angefangen habt. Gehörst<br />
du auch zu den Retrofetischisten?<br />
Pierson: Hör bloß auf, ich kaufe<br />
kein Vinyl! Ich lade alles runter<br />
und hasse CDs. Das ewige<br />
Herumkramen in kaputten Plastikhüllen<br />
mit fehlenden Scheiben<br />
nervt. Ich höre was im Fitnessstudio,<br />
mag es, identifiziere es mit<br />
der App Shazam und kaufe es<br />
online. Dadurch hört man viel<br />
mehr Musik, das ist super, gerade<br />
für Kids. Youtube hat da eine<br />
Revolution ausgelöst. Einziger<br />
Haken: Du kannst damit kein<br />
Geld verdienen …<br />
Interview: Michael Schock<br />
19. 8. Bonn – 20. 8. Hanau –<br />
21. 8. Berlin – 23. 8. Leipzig –<br />
24. 8. München<br />
43
Tourneen<br />
JazzNights:<br />
Lizz Wright & Gregory Porter<br />
Mit Lizz Wright und Gregory Porter (Foto) treffen im Rahmen der<br />
JazzNights zwei der größten Stimmen der Gegenwart aufeinander. Die<br />
Pastorentochter verwebt in ihren nüchtern gesungenen Stücken Gospel<br />
und Soul mit Folk und Jazz. Porter, der seine Karriere als Jazz- und<br />
Bluesmusiker erst mit 39 Jahren begann, hat mit „Water“ ein prompt<br />
Grammy-nominiertes Debütalbum vorgelegt. Mal sehen, was die beiden<br />
Weltvokalisten gemeinsam zu vollbringen in der Lage sind.<br />
Foto: Karsten Jahnke<br />
Blue October<br />
Eine Band, die nicht nur Einflüsse aus Grunge und Postrock verarbeitet,<br />
sondern auch Instrumente wie Mandoline und Klavier unterbringt …?<br />
Gestatten: Blue October. Der charismatische Frontsänger Justin<br />
Furstenfeld und seine vier Bandkollegen, zu denen auch sein Bruder<br />
Jeremy zählt, spielen ausgetüftelten Artrock. Und um zu beweisen, dass<br />
sie genau das nach wie vor draufhaben, bringen sie zur Tour auch<br />
gleich ein neues Album mit.<br />
12. 11. München – 13. 11. Mannheim – 14. 11. Frankfurt – 15. 11.<br />
Berlin – 16. 11. Köln<br />
Foto: Hammerl Kommunikation<br />
14. 11. Kaiserslautern – 16. 11. Dortmund – 18. 11. Heidelberg –<br />
19. 11. Frankfurt – 20. 11. Hannover – 21. 11. Berlin – 23. 11.<br />
Hamburg – 24. 11. Bremen – 25. 11. Düsseldorf<br />
Foto: Prime Entertainment<br />
Foto: Alain Jacq<br />
Suede<br />
Nach elf Jahren ohne neues Studioalbum sind Suede wieder da. Die<br />
Mitbegründer und prägenden Figuren des Britpop legen mit „Bloodsports“<br />
ihre achte reguläre Platte vor. Der düster-dramatische Gitarrensound<br />
des Quintetts um Brett Anderson schwelgt atmosphärisch in den<br />
90ern. Melancholisch dräuende Schwaden treffen auf Andersons verzweifelten<br />
Gesang – ja, Suede sind wahrlich zurück!<br />
18. 11. Berlin – 19. 11. München – 21. 11. Köln –<br />
22. 11. Weissenhäuser Strand<br />
Tomatito<br />
Wer José Fernández Torres heißt, muss sich nicht sorgen, dass an seiner<br />
spanischen Identität Zweifel aufkommen könnten. Als Tomatito umarmt<br />
der Gitarrist Torres seine spanische Identität voll und ganz: entdeckt von<br />
der Flamencolegende Paco de Lucía, widmete er sich schon früh dem<br />
Flamenco-Gitarrenspiel. Das merkt man heute, denn der Virtuose flicht<br />
ohne Mühe Jazz, Bossa Nova und Blues in seine Kompositionen ein,<br />
um bestehende Genregrenzen zu unterwandern.<br />
25. 11. München – 26. 11. Hamburg – 28. 11. Mainz – 30. 11. Berlin<br />
44
Tourneen<br />
TOURNEENÜBERBLICK<br />
Dein Ticketportal.<br />
Devendra<br />
Banhart<br />
2. 7. Köln<br />
3. 7. Hamburg<br />
4. 7. München<br />
8. 7. Berlin<br />
9. 7. Frankfurt<br />
Tower Of<br />
Power<br />
2. 7. München<br />
4. 7. Johannisberg<br />
Anti-Flag<br />
24. 6. Berlin<br />
15. 7. Nürnberg<br />
16. 7. Batschkapp<br />
18. 7. Dessau<br />
Mark<br />
Knopfler<br />
18. 6. Frankfurt<br />
19. 6. Regensburg<br />
2. 7. Köln<br />
3. 7. Halle<br />
4. 7. Dresden<br />
5. 7. Bad<br />
Mergentheim<br />
6. 7. Stuttgart<br />
21. 7. Lörrach<br />
Tina Dico<br />
31. 7. Würselen<br />
1. 8. Kassel<br />
2. 8. Jena<br />
3. 8. Wiesbaden<br />
Vampire<br />
Weekend<br />
2. 7. Köln<br />
3. 7. München<br />
16. 7. Berlin<br />
17. 7. Hamburg<br />
Runrig<br />
25. 7. Singen<br />
26. 7. St.<br />
Goarshausen<br />
27. 7. Hamburg<br />
Alin Coen<br />
Band<br />
3. 7. Freiburg im<br />
Breisgau<br />
4. 7. Karlsruhe<br />
12. 7. Magdeburg<br />
13. 7. Gera<br />
26. 7. Kärnten<br />
27. 7. Ludwigsburg<br />
6. 9. Berlin<br />
Foreigner<br />
18. 7. Rosenheim<br />
19. 7. Rheinbach bei<br />
Bonn<br />
20. 7. Emmendingen<br />
23. 7. Winterbach<br />
25. 7. Hanau<br />
26. 7. Mosbach<br />
27. 7. Leipzig<br />
28. 7. Biberach<br />
Kate Nash<br />
26. 9. Hamburg<br />
28. 9. Berlin<br />
29. 9. Köln<br />
30. 9. München<br />
MS MR<br />
4. 7. Berlin<br />
8. 7. München<br />
9. 7. Köln<br />
20. 7. Hamburg<br />
Santana<br />
4. 7. München<br />
15. 7. Bonn<br />
Paramore<br />
11. 9. München<br />
13. 9. Berlin<br />
14. 9. Bremen<br />
16. 9. Düsseldorf<br />
18. 9. Neu-Isenburg<br />
The Hooters<br />
25. 7. Hamburg<br />
26. 7. Rtterhude<br />
27. 7. Waltershausen<br />
28. 7. München<br />
30. 7. Aschaffenburg<br />
31. 7. Karlsruhe<br />
1. 8. Dortmund<br />
3. 8. Plauen<br />
6. 8. Göppingen<br />
8. 8. Rottweil<br />
9. 8. Alzey<br />
10. 8. Spalt<br />
Ben Caplan<br />
3. 8. Detmold<br />
4. 8. Nürnberg<br />
6. 8. Hamburg<br />
7. 8. Düsseldorf<br />
8. 8. Berlin<br />
9. 8. Rees-Haldern<br />
Suuns<br />
4. 7. Hamburg<br />
12. 7. Rüsselsheim<br />
1. 8. Berlin<br />
6. 8. Dresden<br />
7. 8. Oberhausen<br />
8. 8. Rees-Haldern<br />
Trombone<br />
Shorty &<br />
Orleans<br />
Avenue<br />
9. 7. Karlsruhe<br />
15. 7. Nürnberg<br />
17. 7. Jena<br />
Emilie<br />
Autumn<br />
30. 8. Berlin<br />
2. 9. Leipzig<br />
4. 9. Hamburg<br />
5. 9. Duisburg<br />
8. 9. München<br />
10. 9. Wiesbaden<br />
Capital Cities<br />
5. 9. Hamburg<br />
9. 9. Frankfurt<br />
10. 9. München<br />
17. 9. Köln<br />
Cayucas<br />
6. 9. Köln<br />
25. 9. Berlin<br />
26. 9. Hamburg<br />
Dave Stewart<br />
28. 9. Köln<br />
29. 9. Frankfurt<br />
1. 10. Stuttgart<br />
4. 10. Hamburg<br />
5. 10. Dresden<br />
Kris<br />
Kristofferson<br />
10. 9. Wuppertal<br />
11. 9. Hamburg<br />
12. 9. Berlin<br />
13. 9. München<br />
The Boxer<br />
Rebellion<br />
17. 9. Köln<br />
19. 9. Berlin<br />
25. 9. Leipzig<br />
26. 9. Hamburg<br />
27. 9. Frankfurt<br />
29. 9. München<br />
Frank Turner<br />
5. 9. Dortmund<br />
6. 9. Bremen<br />
8. 9. Berlin<br />
9. 9. Hamburg<br />
10. 9. Hannover<br />
11. 9. Wiesbaden<br />
12. 9. München<br />
14. 9. Lindau<br />
19. 9. Stuttgart<br />
20. 9. Köln<br />
Dein Ticketportal für<br />
Pop, Rock, Klassik, Bühne & Sport<br />
www.reservix.de<br />
www.facebook.com/reservix<br />
Xavas<br />
23.08.13 Coburg<br />
30.08.13 Berlin<br />
13.09.13 Dortmund<br />
14.09.13 Bonn<br />
Schiller<br />
03.10.13 Gießen<br />
16.10.13 Biberach an der Riß<br />
25.10.13 Baden-Baden<br />
Bushido<br />
23.09.13 Hamburg<br />
29.09.13 Oberhausen<br />
30.09.13 Hannover<br />
03.10.13 Leinfelden-Echterdingen<br />
06.10.13 Neu-Isenburg<br />
Über<br />
30.000<br />
Events!<br />
45<br />
Tickets bei allen ReserviX-Vorverkaufsstellen<br />
und unter www.reservix.de
Plattenkritiken<br />
These New<br />
Puritans<br />
Field of Reeds<br />
Infectious / Pias<br />
Innerer Krieg<br />
Genres? Stile? Experimente? Her damit,<br />
wenn’s der Wahrheitsfindung dient!<br />
EXPERIMENTAL POP Ihr zweites Album wurde vor drei Jahren als<br />
Geniestreich gefeiert. Auf „Hidden“ entwarfen These New Puritans avantgardistische<br />
Kriegslieder, indem sie hypnotische Beats, Lärmexperimente<br />
und verwischte Melodien mit der Unschuld eines Kinderchors und<br />
Songfragmenten kontrastierten. Drei Jahre später sind davon nur die ruhigen,<br />
klaustrophobischen Momente geblieben, und der Krieg, den die britische<br />
Band aus Southend-on-Sea ausficht, ist ein innerer, der sich um die<br />
Abgründe ihres Vordenkers Joe Barnett dreht. Doch auch in den intimen,<br />
klaviergeprägten Momenten steckt „Field of Reeds“ natürlich voller<br />
Experimente: Nicht umsonst stehen große Namen aus Jazz und Klassik<br />
wie der Trompeter Henry Lowther und der schwedische<br />
Soundtrackarrangeur Hans Ek auf der Gästeliste. Als vage Referenzen<br />
mögen Mark Hollis, Radiohead und Robert Wyatt dienen – nicht zuletzt,<br />
weil zunächst spröde Stücke wie „Fragment 2“ und „V (Island Song)“ mehrere<br />
Durchgänge erfordern, bis sie ihre großen Momente freigeben. Mehr<br />
noch als bei „Hidden“ wird Barnett als überambitionierter Egomane gedisst<br />
werden. Er sollte das aber genauso überhören wie die allzu überschwänglichen<br />
Bewunderer. (cs)<br />
Foto: Willy Vanderperre<br />
Aceyalone<br />
Leanin’ on Slick<br />
Decon<br />
HIPHOP HipHop ist tot? Nein, er<br />
ist wohl eher in den 90ern steckengeblieben.<br />
Den Eindruck erweckt<br />
jedenfalls Aceyalone. Schon<br />
über zehn Soloalben hat das US-<br />
Westküsten-Urgestein bis jetzt<br />
veröffentlicht. Auch auf „Leanin’<br />
on Slick“ geht alles runter wie Öl:<br />
Die unter anderem von Bionik<br />
produzierten Beats und Aceyalones<br />
Rapkünste besitzen viel Flow,<br />
es überwiegen Funk- und Souleinflüsse.<br />
Der Mann hat Spaß an der<br />
Sache – doch neu klingt das alles<br />
nicht. Vielleicht soll die Beteiligung<br />
des Paradiesvogels Cee Lo Green<br />
auf „Workin’ Man’s Blues“ frischen<br />
Wind reinbringen. Ist aber bloß<br />
vorgetäuscht, denn den Track gab<br />
es schon auf dem Vorgänger<br />
„Aceyalone & the lonely Ones“.<br />
Nicht nur bei „Things get better“<br />
mit dem Popbarden Daniel Merriweather<br />
denkt man an Will Smith<br />
– den aus den 90ern, versteht<br />
sich. Am Ende besiegelt noch eine<br />
Version von „Hit the Road Jack”<br />
die Retrospektive. Sein Motto hat<br />
Aceyalone wohl dem Erstling seiner<br />
früheren Band Freestyle<br />
Fellowship entliehen: „To whom it<br />
may concern …” – wen es<br />
interessiert, dem wird das Album<br />
gefallen. Reanimieren aber wird<br />
es den HipHop nicht. (mjs)<br />
Anna Von Hausswolff<br />
Ceremony<br />
City Slang<br />
DARK POP Poptheoretiker mögen<br />
den ständigen Rückgriff auf vergangene<br />
Jahrzehnte und das<br />
Fehlen von Innovationen bejammern.<br />
Spannender wäre es, sie<br />
würden sich intensiver mit dem<br />
zweiten Album der in Kopenhagen<br />
lebenden Schwedin Anna Von<br />
Hausswolff beschäftigen. Beim<br />
düsteren Songwriterpop des Debüts<br />
„Singing from the Grave“<br />
waren die Referenzen noch eindeutig:<br />
Elizabeth Fraser, PJ Harvey<br />
und vor allem Kate Bush. Doch<br />
mit „Ceremony“ radikalisiert sich<br />
Von Hausswolff – und rückt die<br />
Kirchenorgel ins Zentrum ihrer<br />
sakralen Kompositionen. Zwar<br />
würde das Album perfekt als<br />
Soundtrack für einen schwarzweißen<br />
Horrorfilmklassiker funktionieren,<br />
doch baut Von Hausswolff<br />
auch immer wieder Songs ein,<br />
mit denen sie das Dräuen durchbricht:<br />
die Hymne „Mountains<br />
Crave“ etwa oder das ungewohnt<br />
heitere „Funeral for my future<br />
Children“. Die Künstlerin selbst<br />
bezeichnet ihren ganz und gar<br />
eigenständigen Sound übrigens<br />
als Funeralpop. Warten wir mal<br />
ab, was die kulturpessimistischen<br />
Poptheoretiker dazu sagen. (cs)<br />
Augur Ensemble<br />
The daily unknown<br />
Bottom Records<br />
KAMMERJAZZ Dunkle Poesie<br />
entlädt sich, wenn das Augur<br />
Ensemble kollektiv aus der gewählten<br />
Rolle fällt und sich in<br />
Improvisation ergeht. Doch würde<br />
die Schweizer Formation um den<br />
Bassisten Kaspar von Grünigen<br />
und den Pianisten Fabian M.<br />
Mueller das gleiche Programm<br />
dreimal hintereinander aufnehmen,<br />
wären vermutlich drei komplett<br />
eigenständige Werke das Ergebnis.<br />
Als gemeinsamer Nenner könnte<br />
dann allenfalls noch die dramatische<br />
Entwicklung gelten: jenes<br />
aus zurückhaltend spröden Mollwelten<br />
erwachsende Crescendo<br />
hin zur gemeinsamen Kakofonie,<br />
die schließlich wieder in tonale<br />
Schönheit zusammensackt. Die<br />
Berge Graubündens scheinen für<br />
46
Plattenkritiken<br />
diese Art von Musik ebenso inspirierend<br />
zu sein wie die Fjorde und<br />
Schären, die ein Terje Rypdal oder<br />
ein Esbjörn Svensson beim Komponieren<br />
vor Augen gehabt haben<br />
müssen. (ron)<br />
Big Black Delta<br />
Big Black Delta<br />
Motor<br />
INDIEELECTRO Jonathan Bates<br />
ähnelt einem Kind, das sich während<br />
einer Hochzeitsfeier am Bandgerät<br />
zu schaffen macht, um beim<br />
Eröffnungstanz den Verzerrer hochzureißen.<br />
Mit diebischer Freude<br />
nutzt er kratzige Sounds, um Popsongs<br />
zu verfremden, und jagt seine<br />
Stimme durch den Vocoder. Das<br />
gleichnamige Album seines Soloprojekts<br />
Big Black Delta ist düster,<br />
traurig, wütend und euphorisch<br />
zugleich, es kratzt, greift nach den<br />
Sternen und legt sich nur selten<br />
kurz unter ihnen zur Ruhe. Bates<br />
fertigte Remixe für Daft Punk, Man<br />
Without Country und M83 an, war<br />
mit letzteren auch auf Tour. Seine<br />
Tracks zwischen New Wave, Spacerock<br />
und Artnoise scheinen sich an<br />
diesen Vorbildern zu orientieren.<br />
Man spürt Bates’ Liebe zum Verspielten,<br />
zum überbordenden<br />
Powerpop – und gleichzeitig sein<br />
Faible für den verdreckten, rauen<br />
Klang des Postrock. Bedauerlicherweise<br />
versteigt sich Bates mitunter.<br />
Mit „Big Black Delta“ möchte er<br />
wahnsinnig viel. Doch er hat nur<br />
die Motivation, aber noch nicht die<br />
Disziplin, all dies strukturiert umzusetzen.<br />
So paradox das klingt: In<br />
seiner Experimentierlust verliert<br />
Bates ein wenig das Gespür fürs<br />
Sperrige. (lan)<br />
Der Konzertfilm „Rockshow“<br />
(Edel) von Paul McCartney &<br />
Wings erscheint parallel zur<br />
Wiederveröffentlichung der Live-<br />
CD „Wings over America“ ebenfalls<br />
neu – erstmals ungekürzt<br />
und komplett restauriert.<br />
Chasing Kurt<br />
From the Inside<br />
Suol<br />
DEEP HOUSE In der Deep-House-<br />
Szene haben sich Chasing Kurt<br />
schnell etabliert: 2010 erschien<br />
die erste EP „Daydream“, 2012<br />
wurde ihr Track „Money“ auf der<br />
„DJ Kicks“-Kompilation von Maya<br />
Jane Coles veröffentlicht. Im Juni<br />
kommt nun das Debütalbum „From<br />
the Inside“ auf Suol. Das Berliner<br />
Label hat neben dem jungen<br />
Gießener Trio etablierte Künstler<br />
wie Fritz Kalkbrenner an Bord. Als<br />
erste Single weist der Titelsong auf<br />
die Bandbreite des Albums hin,<br />
ohne zu viel zu verraten. Dazu<br />
machen die Deep-House-Fans<br />
Pascal Blanché und Wojtek<br />
Kutschke gemeinsam mit Funksouler<br />
Lukas Poloczek durch ein in<br />
Pastelltönen gehaltenes Video Lust<br />
auf die Open-Air-Saison. Mal bringt<br />
uns ein Track mit simplem, aber<br />
treibendem Beat wunschgemäß<br />
(eine Stimme raunt: „I let it flow<br />
…“) ins Schweben, mal erinnert<br />
ein Klavier gar an James Blake<br />
und holt uns mit melodischer Komposition<br />
zurück aus der Depression,<br />
in die uns „Take me home“ geschickt<br />
hat. Sicher, Chasing Kurt<br />
scheinen mit aufwändigen Videos<br />
und Lukas’ Gesang auch Popambitionen<br />
aufzuweisen – aber: Deep<br />
House darf das. (mjs)<br />
Ed Motta<br />
AOR<br />
Membran<br />
POPROCK Donald Fagen bekommt<br />
heftigste Konkurrenz – aus Brasilien:<br />
Was Ed Motta da in Rio zusammengeschraubt<br />
hat, entthront<br />
die Institution Steely Dan nur des-
Plattenkritiken<br />
halb nicht, weil Motta sich im<br />
kompletten Plattenregal der 70er<br />
und 80er bedient – und zwar<br />
überall dort, wo das titelstiftende<br />
Kürzel „AOR“ draufklebt. Ob das<br />
nun für „albumorientierten Rock“<br />
steht oder doch für „adult oriented<br />
rock“ – Auslegungssache. Im Wesentlichen<br />
haben wir es zu tun mit<br />
jener Melange aus selbsterklärendem<br />
Beat, dem zweigeteilten Harmoniegewand<br />
aus Keyboards und<br />
Bläsern sowie der Sologitarre, die<br />
als Storyteller ebenso wichtig ist<br />
wie der Sänger. An die sechs Saiten<br />
lässt Motta bei fast jeder Nummer<br />
einen anderen Musiker, anstatt<br />
einen einzigen Gitarristen lediglich<br />
die amp presets durchschalten zu<br />
lassen. Geheimtipp zum Geheimtipp:<br />
Wem die Produktion dann<br />
doch etwas zu US-lastig geraten<br />
ist, der kann sich über den brasilianischen<br />
Exportmarkt das Album<br />
mit portugiesischen Texten ordern.<br />
(ron)<br />
Editors<br />
The Weight of your Love<br />
Pias<br />
BRITROCK Leicht hat man es als<br />
Editors-Fan nicht. Nachdem sich<br />
die Band um Sänger Tom Smith<br />
zuletzt von den Gitarren abwendete<br />
und mit „In this Light and on this<br />
Evening“ ein düsteres, sehr elektronisches<br />
Album mit vielen 80er-<br />
Referenzen veröffentlichte, wechseln<br />
sie erneut die Richtung und kehren<br />
mit großer Geste und eingängiger<br />
als je zuvor zum traditionellen Rock<br />
zurück. Nicht nur die Fans stellten<br />
bei der Vorabsingle „A Ton of Love“<br />
entsetzt Vergleiche mit Stadionrockbands<br />
wie U2 und Coldplay<br />
an, auch Gitarrist Chris Urbanowicz<br />
konnte den neuen Sound nicht<br />
mittragen. Für ihn haben die Editors<br />
mit Justin Lockey von Yourcodenameis:milo<br />
und Livekeyboarder<br />
Elliott Williams gleich zwei neue<br />
Mitstreiter gefunden. Mit „The<br />
Phone Book“ präsentieren die<br />
Editors nun ihre erste Folkballade,<br />
„Sugar“ würde auch den Kings of<br />
Leon gut stehen, und zum Streicherbombast<br />
von „What is this Thing<br />
called Love“ wagt Smith sogar<br />
Falsettgesang. Da wird es ihm auch<br />
egal sein, ob von den alten Fans<br />
etliche abspringen, denn: Auf diesem<br />
Niveau bekommen sie die<br />
Stadien voll. (cs)<br />
Fat Freddy’s Drop<br />
Blackbird<br />
The Drop<br />
ELEKTROSOUL Auf seinem dritten<br />
Album vermischt das neuseeländische<br />
Septett nicht nur Reggae, Dub,<br />
Disco, Soul, Jazz, Elektro und Funk<br />
zur unauflöslichen Gemengelage,<br />
sondern löst phasenweise auch die<br />
üblichen Songschemata auf – und<br />
zwar in puren Groove. Ähnlich<br />
machte das einst James Brown.<br />
Nicht mehr Strophe/Refrain/Strophe<br />
war dem Godfather of Funk wichtig,<br />
sondern die beat- und bassgestützte<br />
Stimulierung aller Schweißdrüsen.<br />
Natürlich erreichen Fat<br />
Freddy’s Drop nicht dessen Energielevel<br />
(wer überhaupt?), doch ihre<br />
gebremste Ekstase in Stücken wie<br />
„Silver and Gold“ oder dem discotranceartigen<br />
„Mother Mother“ bietet<br />
genügend Anlässe, um sich<br />
minutenlang haltlos treiben zu lassen.<br />
Das erinnert stark an den Stil<br />
des 70er-Jahre-Discostars Hamilton<br />
Bohannon, dem Fat Freddy’s Drop<br />
am Ende auch eine Hommage<br />
widmen. Die zwischendurch unbedingt<br />
nötige Pausenmusik liefern<br />
sie dabei gleich mit: Ein Track wie<br />
„Bones“ ist purer Chilloutjazz. (mw)<br />
Frank Herzberg Trio<br />
Handmade<br />
Herzberg Records<br />
LATINJAZZ Das Leben in Sao Paulo<br />
hat aus dem Ostberliner Frank Herzberg<br />
keinen Musiker gemacht, der<br />
sich der Versuchung hingibt, die<br />
Sonne aus jeder Pore scheinen zu<br />
lassen. Dazu ist der Wahlbrasilianer<br />
dann doch zu klassisch europäisch<br />
geprägt. Und wer einen 100 Jahre<br />
alten, in Ehren gereiften deutschen<br />
Kontrabass mit Bogen und Fingern<br />
bearbeitet, dazu komplex komponiert<br />
und dabei für sein Trio konsequent<br />
mitdenkt, wird sich nicht<br />
mit Folklore zufriedengeben wollen.<br />
Gleichwohl streuen Herzbergs Mitstreiter<br />
Alexandre Zamith (Piano)<br />
und Zé Eduardo Nazário (Drums)<br />
so viel brasilianisches Kolorit in<br />
ihre Kompositionen ein, dass selbst<br />
der eher rational zu Werk gehende<br />
Herzberg auf der Welle polyrhythmischer<br />
Leichtigkeit zu galoppieren<br />
anfängt. Immer, wenn Zamith am<br />
Flügel sitzt, bricht sich der Geist<br />
früher Chick-Corea-Aufnahmen<br />
Bahn. Kommt der Tastensound<br />
aus dem Fender Rhodes, erinnert<br />
man sich alter Deodato-Alben.<br />
Frank Herzberg ist bei sich selbst<br />
angekommen – und musste dafür<br />
weder seine Wurzeln ausreißen<br />
noch kulturelle Anbiederungen versuchen.<br />
(ron)<br />
Frank Zappa<br />
A Token of his Extreme<br />
Eagle Vision<br />
FUSION Als Erstes sehen wir vielsprachige<br />
Rechtsbelehrungen – der<br />
Nonkonformist Frank Zappa hätte<br />
darüber bestimmt mokant gegrinst.<br />
Dann aber geht es ab. Bei „A<br />
Token …“ handelt es sich nicht um<br />
den einfachen Mitschnitt eines<br />
1974er-Konzerts in Hollywood; es<br />
bildet aber die Basis einer irren<br />
Mischung aus psychedelisch getakteten<br />
Konzertbildern, Monty-<br />
Python-haften Collagen und Knetmännchenanimationen.<br />
All das<br />
unterlegt die grandiose Band um<br />
George Duke mit überschäumend<br />
ereignisreichem Fusionjazzrock,<br />
überwölbt und strukturiert von Zappas<br />
stoisch-ironischem Über-Ich.<br />
Der Film entstand damals in Eigenregie,<br />
„gehört vermutlich zu den<br />
stärksten Videoarbeiten, die je von<br />
Menschenhand erschaffen wurden,<br />
und stammt allein von mir“, sagte<br />
Zappa in aller Bescheidenheit. Ausstrahlen<br />
wollte ihn das US-Fernsehen<br />
dennoch nicht, nur in Frankreich<br />
und der Schweiz lief der Film.<br />
Für Zappa-Fans jedenfalls endet<br />
mit dieser auch klanglich überragenden<br />
DVD endlich die kostspielige<br />
Jagd nach dem Bootleg. (mw)<br />
Jesper Munk<br />
For in my Ways it lies<br />
redwinetunes<br />
INDIEPOP Der 20-jährige Jesper<br />
Munk weiß genau, was er tut.<br />
Vielleicht zu genau. Der Deutsch-<br />
Däne begeistert sich für alten<br />
Blues – und versucht etwas zu<br />
verzweifelt, sich des romantisierten<br />
Geistes der Vergangenheit zu<br />
bemächtigen. Das Cover zeigt ihn<br />
rauchend, das Inlay zieren zwanghaft<br />
nostalgische Fotos: ein Whiskyglas<br />
neben dem Schreibblock,<br />
ein Aschenbecher, ein Proberaum<br />
in Schwarzweiß. Bestimmt raucht<br />
Munk auch im echten Leben. Und<br />
trinkt Whisky. Und verehrt die alten<br />
Songwriterhelden. Im Kontext seines<br />
Schaffens wird all dies aber wahlweise<br />
zur Pose oder zum Zitat. Er<br />
inszeniert rotzigen Bluesrock à la<br />
White Stripes ebenso stilsicher wie<br />
sonnendurchflutete bis verhuschte<br />
Songs – und sich selbst als Bohemien<br />
und Romantiker. Der Vorwurf,<br />
dass die Arrangements ziemlich<br />
vorhersehbar daherkommen, ließe<br />
sich großzügig wohl noch mit dem<br />
Hinweis auf die Bluestradition abfedern.<br />
Insgesamt fehlt allerdings<br />
der Mut, sich gehen zu lassen.<br />
Munk ist noch jung. Und man kann<br />
hoffen, dass er noch den Mut findet,<br />
eigene Wege zu beschreiten.<br />
(lan)<br />
Die Import-DVD Legends of the<br />
Canyon (Emperor) erzählt von der<br />
kreativen Popszene im kalifornischen<br />
Laurel Canyon Ende der<br />
60er, wo Leute wie Neil Young<br />
oder The Mamas And The Papas<br />
lebten und schrieben. Ein verlorenes<br />
Paradies, schimmernd im milden<br />
Licht der Erinnerung.<br />
48
Plattenkritiken<br />
Jesus Chrüsler<br />
Supercar<br />
Among the Ruins and<br />
desolate Lands<br />
vönHell Records<br />
ROCK’N’ROLL Rock’n’Roll und<br />
Schweden: Das ist seit Jahrzehnten<br />
eine feste Verbindung.<br />
Wenn sich dann noch druckvoller<br />
Death Metal einschleicht, ist man<br />
nahe an der Traumkombination für<br />
jeden rockaffinen Skandinavier.<br />
Jesus Chrüsler Supercar setzen<br />
neben einem eher uninspirierten<br />
Totenkopfcover und einem lustigen<br />
Bandnamen mit Umlaut-U<br />
aber zunächst mal auf klassische<br />
Zutaten: Ihr Album dominieren<br />
Midtemposongs mit klassisch<br />
jaulenden Rock’n’Roll-Gitarren,<br />
ruppig durch den Verstärker gepressten<br />
Riffs und rotzigem<br />
Gesang à la Turbonegro oder<br />
Motörhead. Das fetzt ganz gut;<br />
vor allem kann man auch mit<br />
einem Bier in der Hand noch problemlos<br />
mitwippen. Die erwähnten<br />
Death-Metal-Einflüsse mischen<br />
sich angenehm unprotzig unter,<br />
was dem Gesamtbild nur zuträglich<br />
ist. In ihrer schwedischen<br />
Heimat wurde das Debüt von<br />
Robban Bergeskans, Nicke Forsberg<br />
und Fredde Larsson schon<br />
2011 veröffentlicht, jetzt bekommt<br />
es auch Resteuropa auf die Ohren.<br />
Läuft! (es)<br />
Kakkmaddafakka<br />
Six Months is a long<br />
Time<br />
Vertigo<br />
INDIEPOP Wer ins Indiebierzelt<br />
geht, sollte keine tiefschürfenden<br />
Texte erwarten. Wo nur die gute<br />
Laune zählt, reichen simple und<br />
einprägsame Songs völlig aus –<br />
nicht verwunderlich also der große<br />
Erfolg ihres zweiten Albums<br />
„Heist“ und die Tatsache, dass<br />
Kakkmaddafakka selbst auf respektablen<br />
Festivals die Massen<br />
anziehen. Die Norweger klatschen<br />
sehr gekonnt Versatzstücke aus<br />
allen möglichen Genres zusammen,<br />
und mit „Restless“ und „My<br />
Girl“ hatten sie einfach zwei Hits,<br />
denen auch weniger gesellige<br />
Zuhörer nach ein, zwei Bier nicht<br />
mehr widerstehen konnten. Doch<br />
damit wären wir auch schon beim<br />
großen Problem des Nachfolgers:<br />
Ihm fehlen diese Gassenhauer.<br />
Produzent Erlend Øye scheint das<br />
bemerkt und zum Ausgleich mehr<br />
Tiefgründigkeit gefordert zu haben.<br />
Aber wer will von Kakkmaddafakka<br />
eine Ballade wie „Saviour“ hören,<br />
die wie ein zweitklassiger Song<br />
von Øyes Songwriterprojekt Kings<br />
of Convenience klingt? Vor lauter<br />
Langweile achtet man auf die<br />
Texte, in denen die jungen Norweger<br />
ihre Problemchen verhandeln:<br />
Sie liebt mich nicht, sie liebt<br />
einen anderen, und morgen habe<br />
ich einen schlimmen Kater. Das<br />
wird auch im Bierzelt nicht ankommen.<br />
(cs)<br />
Lia Pale<br />
Gone too far<br />
Universal<br />
ARTPOP Matthias Rüegg, der Chef<br />
des Vienna Art Orchestra, hat elf<br />
Lieder aus Schuberts „Winterreise“<br />
vorbildlich sauber für Jazzquintett<br />
arrangiert und am Piano (unter<br />
dem Pseudonym „shoE“) eingespielt.<br />
Doch Schubert-Puristen<br />
seien gewarnt! Da das Label Universal<br />
auch universal sein möchte,<br />
wurde der Text anglisiert: Aus<br />
„Fremd bin ich eingezogen“ wird<br />
„You will not hear me leaving“<br />
und aus „Barfuß auf dem Eise“<br />
„Barefoot on the Snowbank“. Im<br />
Booklet finden sich keinerlei Hinweise<br />
auf Schubert/Müller, lediglich<br />
die deutschen Titel unter der<br />
DAS NEUE ALBUM !<br />
JETZT BEI<br />
49<br />
ARTWORK:<br />
THOMAS & MARTIN POSCHAUKO
THE ROYAL BALLET<br />
Plattenkritiken<br />
rätselhaften Überschrift „Here are<br />
the original titles for all fans of<br />
Will“. Lia Pale hat eine prima<br />
Jazzstimme mit großem Feeling<br />
und ausdrucksvoller Rhythmik.<br />
Ob sie die hier möglicherweise am<br />
falschen Objekt einsetzt, muss<br />
jeder Hörer selbst überlegen. (jn)<br />
THE ROYAL BALLET<br />
TANZT ASHTON<br />
DIRIGENT EMMANUEL PLASSON<br />
CHOREOGRAFIE FREDERICK ASHTON<br />
Die exklusive Ballett-<br />
Gala zu Ehren von<br />
Frederick Ashton<br />
Nur am 15. Juli<br />
um 15 Uhr & 20 Uhr<br />
auf der großen Kinoleinwand<br />
Mary Ocher<br />
Eden<br />
Buback Tonträger<br />
INDIEFOLK Alles an der 26-jährigen<br />
Mariya Ocher schreit: Kunst!<br />
Seit 20<strong>07</strong> lebt die in diverse Projekte<br />
involvierte Musikerin, Dichterin<br />
und Regisseurin in Berlin,<br />
aufgewachsen ist sie indes in Tel<br />
Aviv, geboren in Moskau. Die<br />
Songs auf ihrem zweiten Album<br />
haben mitunter Performancecharakter,<br />
der sich aus der puristischen<br />
Instrumentierung und ihrer<br />
exaltierten Vortragsart speist. Ein<br />
gängiges Songmodell strebt Ocher<br />
jedenfalls nicht an. Das entstandene<br />
Kaleidoskop aus Lo-Fi-Folk,<br />
morgenländischer Folklore und<br />
Psychedelia ruft querbeet Assoziationen<br />
ab und wird von Ocher<br />
stimmlich manieriert, aber manchmal<br />
auch überraschend zahm<br />
umgesetzt. Getragen von isolierten<br />
Rhythmen und Ochers aus<br />
der Tiefe des Raumes kommendem<br />
Gesang ist „Eden“ tatsächlich<br />
Kunst – allerdings solche,<br />
die nicht selbstreferenziell verpufft,<br />
sondern auch musikalisch<br />
überzeugt. (lan)<br />
Maya Jane Coles<br />
Comfort<br />
I/AM/ME via Kobalt Label<br />
Services<br />
ELEKTROPOP Maya Jane Coles<br />
war jahrelang umtriebig. Sie veröffentlichte<br />
eine gelobte EP,<br />
schraubte für !K7 Records einen<br />
„DJ Kicks“-Sampler zusammen<br />
und veredelte Songs von The XX,<br />
Karin Park oder Little Dragon. Sie<br />
hat dabei viele Freunde gewonnen,<br />
die ihr bereitwillig zur Seite<br />
standen, als sie ihr eigenes Label<br />
gründete. Ihr im eigenen Studio<br />
aufgenommes Album bedient sich<br />
jener Sprache, die Coles bereits<br />
mit ihren Remixen etabliert hat.<br />
Die Britin hüllt kantige, mitunter<br />
wuchtige Songs in Klangwatte<br />
und dubbigen Nebel, was kalt<br />
und trostspendend zugleich wirkt.<br />
In ihren hypnotisch mäandernden<br />
Tracks führt sie Techno und<br />
House zusammen, spielt mit<br />
Tempi und Rhythmik und lässt<br />
ihre Affinität zu Dubstep und Trip-<br />
Hop mal prominent, mal subtil<br />
durchscheinen. Und die Elite der<br />
Elektromusiker singt mit. So werden<br />
das sanfte „Burning bright“<br />
dank Kim Ann Foxmann und die<br />
für den Club konzipierte Single<br />
„Everything“ mit Hilfe von Karin<br />
Park zu ersten Lieblingen auf einem<br />
Album, das sich nie aufdrängt,<br />
aber nach und nach ein<br />
Highlight nach dem anderen enthüllt<br />
– und das trotz seiner hochkarätigen<br />
Gäste stets seine eigene<br />
Handschrift behält. (lan)<br />
KINOWELT<br />
Mehr Infos und Tickets: www.UCI-KINOWELT.de<br />
oder über die UCI App.<br />
50<br />
Chris Evans & David<br />
Hanselmann legten 1980 das<br />
Konzeptalbum „Stonehenge“<br />
(Warner) vor. Fazit der um vier<br />
Tracks erweiterten Neuauflage:<br />
immer noch die gleiche seelenlose<br />
Soundsoße, prätentiös<br />
und flach zugleich – was ein<br />
echtes Kunststück ist.<br />
Mood Rings<br />
VPI Harmony<br />
Mexican Summer<br />
POP NOIR Der Kalte Krieg der<br />
80er hatte auch seine guten
Plattenkritiken<br />
Seiten. Zum einen wurde er dann<br />
doch nicht heiß, zum anderen<br />
sorgte er für eine verlässlich bleierne<br />
Mollstimmung, die derart<br />
kreativ auf den Pop einwirkte,<br />
dass Labels wie 4AD daraus<br />
ganze Kataloge destillieren konnten.<br />
Wie verführerisch dieser<br />
Melanchosound auch ohne Kalten<br />
Krieg noch heute ist, zeigt die<br />
junge US-Band Mood Rings aus<br />
Atlanta. Ganz im Geist der 80er<br />
hallen und horchen ihre Gitarren<br />
voll verträumter Verzweiflung hinaus<br />
ins Unbehauste, und ätherische<br />
Frauenstimmen hängen<br />
sehnsüchtig in den Seilen. Das<br />
Quintett um die Sängerin Seth<br />
Bolton klingt nicht ganz so entrückt<br />
wie die Cocteau Twins, doch<br />
ihre Musik entsteht aus dem gleichen<br />
Geist. Sie verkörpert das<br />
Verlorensein in einer Zeit, von der<br />
man nur weiß, dass das Danach<br />
noch bedrückender sein wird. Wie<br />
„The walking Dead“, aber in<br />
wunderschön. (mw)<br />
Nile Rodgers<br />
Presents The Chic<br />
Organization<br />
Rhino<br />
DISCOPOP Über Daft Punk<br />
schimpfte Noel Gallagher unlängst<br />
in einem Interview, was die auf<br />
einem Album verbrieten, das<br />
schriebe er in einer fucking<br />
Stunde. Dabei ist doch auch Noel<br />
nur ein Retrokünstler, genau wie<br />
Daft Punk – nur dass sich die<br />
Franzosen auch noch vor den<br />
Ikonen ihres Genres verbeugen,<br />
indem sie sie mitspielen lassen.<br />
Auf dem aktuellen Welthit „Get<br />
lucky“ etwa zupft der Discopionier<br />
Nile Rodgers (60) die Gitarre.<br />
Dessen schillernde Vergangenheit<br />
könnte dadurch auch vom Daft-<br />
Punk-Publikum wiederentdeckt<br />
werden. Die beste Chance dazu<br />
bietet diese 4-CD-Box, die seine<br />
ruhmreichen Taten ab Mitte/Ende<br />
der 70er dokumentiert. Rodgers<br />
Band Chic wurde mit Hits wie „Le<br />
Freak“ oder „Everybody dance“<br />
unsterblich, er produzierte mit<br />
Verve und technischer Perfektion<br />
Acts wie Sister Sledge, Diana<br />
Ross, Norma Jean, Carly Simon<br />
oder den Crooner Johnny Mathis.<br />
Vollgestopft mit 38 Hits, Raritäten<br />
und Remixen liefert „The Chic<br />
Organization“ einen profunden<br />
Einblick in den Stilkosmos eines<br />
Mannes, der den Sound des tanzund<br />
chartsorientierten Pop bis<br />
heute beeinflusst. Daft Punk wissen<br />
das natürlich längst. Und ihre<br />
jungen Fans jetzt auch. (mw)<br />
Pat Metheny<br />
Tap: The Book of<br />
Angels Vol. 20<br />
Nonesuch<br />
GITARRENJAZZ Wer sich für das<br />
komplette Werk Pat Methenys<br />
interessiert, wird sich selbstverständlich<br />
auch „Tap …“ ins Regal<br />
stellen und sich dieses Nischenprodukt<br />
für rare Momente aufheben,<br />
in denen „American Garage“<br />
zu sehr Mainstream ist oder „New<br />
Chautauqua“ zu folkig klingt. Man<br />
muss um die Ecke denken, um<br />
die Frage beantworten zu können,<br />
warum sich ein Mann mit einem<br />
derart unverwechselbaren Ton wie<br />
Metheny in das Jahrhundertprojekt<br />
John Zorns einklinkt, der<br />
500 von traditioneller jüdischer<br />
Musik inspirierte Stücke schrieb<br />
und diese zum Teil mit dem Masada-Ensemble,<br />
zum Teil mit<br />
Musikern wie Medeski, Martin &<br />
Wood oder Marc Ribot einspielte.<br />
Eigentlich gibt es nur eine<br />
Antwort: Es ist die Suche nach<br />
der Herausforderung, eben nicht<br />
so zu klingen wie Pat Metheny.<br />
Das gelingt in weiten Teilen des<br />
Albums, auf dem Metheny nur<br />
den Platz am Drumset Antonio<br />
Sanchez überließ. Alles andere<br />
macht der Meister selbst, und er<br />
macht es derart dicht, dass sich<br />
für den ungeübten Hörer leicht<br />
der Eindruck eines überfrachteten<br />
Werks einstellt. Special Interest<br />
auf hohem Niveau. (ron)<br />
51
IN CONCERT.<br />
ON FILM.<br />
AT LAST.<br />
PAUL<br />
McCARTNEY<br />
ANDWINGS<br />
Legendäre Liveaufnahmen von Paul McCartney<br />
& Wings von ihrer grandiosen Tour Mitte der<br />
70er Jahre inkl. aller Hits wie „Live And Let Die“,<br />
„Silly Love Songs“, „Hi Hi Hi“ u.v.m.<br />
ERHÄLTLICH<br />
AB <strong>07</strong>.06.<strong>2013</strong><br />
Auf DVD & Blu-Ray.<br />
Jeweils als hochwertige Mediabook-Edition<br />
inkl. 32-seitiger Hardback-Verpackung.<br />
Rodrigo Leão<br />
Songs<br />
Glitterhouse<br />
Plattenkritiken<br />
FADOPOP Auskennern ist Rodrigo<br />
Leão natürlich seit Jahrzehnten<br />
ein Begriff: Bis Mitte der 90er<br />
war er tonangebender Musiker<br />
und Komponist beim portugiesischen<br />
Ensemble Madredeus, und<br />
auch als Solokünstler schaffte er<br />
es auf der iberischen Halbinsel<br />
mit mehreren Alben bis an die<br />
Chartspitze. Die Zusammenstellung<br />
„Songs“ könnte mit<br />
Schützenhilfe prominenter Gastsänger<br />
nun auch hierzulande ein<br />
breites Publikum für Leãos ganz<br />
und gar eigenen Mix aus Fado,<br />
Jazzpop und soundtrackartigen<br />
Klangwelten sensibilisieren. Bei<br />
„The Light holds so many Colours“<br />
bettet Stuart A. Staples von den<br />
Tindersticks seinen vernuschelten<br />
Gesang auf Leãos Orchesterarrangements,<br />
Neil Hannon von<br />
The Divine Comedy schmachtet<br />
nach „Cathy“, und Beth Gibbons<br />
macht „Lonely Carousel“ zum<br />
Höhepunkt des Albums. Doch<br />
auch für alte Leão-Fans bietet<br />
diese Kompilation, die wie ein<br />
durchkomponiertes Album klingt,<br />
Interessantes: Joan Wasser alias<br />
Joan As Policewoman nämlich<br />
hat „The long Run“ exklusiv für<br />
„Songs“ eingesungen, und Scott<br />
Matthew ist gleich mit zwei bisher<br />
unveröffentlichten<br />
Kompositionen zu hören. (cs)<br />
Scott Matthew<br />
Unlearned<br />
Glitterhouse<br />
SINGER/SONGWRITER Ach, wenn<br />
das Whitney noch erleben könnte,<br />
dürfte – oder eher müsste …?<br />
Der australische New Yorker Scott<br />
Matthew verwandelt Whitney<br />
Houstons Smashhit „I wanna<br />
dance with somebody“ nämlich<br />
in eine schmerzlich schöne Klavierballade,<br />
der das vergebliche<br />
Sehnen aus jedem Akkord tropft.<br />
14 fremden Songs hat Matthew<br />
sich vorsichtig genähert, darunter<br />
welche von den Bee Gees („To<br />
love somebody“), Kris Kristofferson<br />
(„Help me make it through<br />
the Night“), Joy Division („Love<br />
will tear us apart“), Radiohead<br />
(„No Surprises“) oder Neil Young<br />
(„Harvest Moon“), und alle holt<br />
er runter vom hohen Ross ihrer<br />
Historie, intoniert sie mit brüchigem<br />
Vibrato im Idiom des leidenden<br />
jungen Mannes. Die einen<br />
nennen so was Trauerkloßbrühe<br />
oder Jammerlappenfolk, die anderen<br />
sind berührt von der zerbrechlichen<br />
Emotionalität dieser<br />
Songs und ihren hauchzarten<br />
Arrangements aus Klavier, Gitarre<br />
oder auch mal Tuba, Geige und<br />
Akkordeon. „Ich musste unbedingt<br />
zeigen“, sagt Matthew, der<br />
seine Mimik hinter langen Haaren<br />
und Vollbart versteckt, „welche<br />
Gefühle diese Songs in mir auslösen.“<br />
Nun: durchweg ähnliche.<br />
Ein Album, dem die Aggressivität<br />
so fern ist wie die Depression<br />
nahe. (mw)<br />
Scott Walker<br />
The Collection 1967–<br />
1970<br />
Universal<br />
POP NOIR Manche halten Scott<br />
ja geradezu für Gott. Doch lange<br />
vor seiner mit Rätselalben wie<br />
„Tilt“ in Gang gesetzten Himmelfahrt<br />
ins Pantheon der Kunstmusik<br />
war Scott Walker ein Popstar –<br />
sogar noch nach seiner Karriere<br />
mit den Walker Brothers, bei<br />
denen er gleichsam den Justin<br />
Bieber der 60er gab. Seine fünf<br />
frühen Soloalben etablierten den<br />
deutschstämmigen Sänger nämlich<br />
als besten nichtfrankophonen<br />
Chansonnier, als Meister des „Pop<br />
noir mit Zuckerguss“, wie es<br />
treffsicher im Begleittext der vor-<br />
eagle vision<br />
52
liegenden Box heißt. Der Schuber<br />
enhält alle Walker-Alben zwischen<br />
1967 und 1970 – und liefert<br />
damit große Schnittmengen zur<br />
2006er-Box „Five easy Pieces“,<br />
die sein frühes Solowerk allerdings<br />
thematisch ordnete und nicht<br />
chronologisch. „The Collection“<br />
profitiert zudem vom neuen Remastering<br />
der Originalbänder. Walkers<br />
sinfonischer Melanchopop<br />
und sein bei aller Wärme des Timbres<br />
vereinsamt im voluminösen<br />
Nirgendwo schwebender Bariton<br />
brauchen Platz, Tiefe, Raum für<br />
den Bass, und all das gelang hier<br />
vorzüglich. Näher kann man dem<br />
Pophimmel kaum kommen als mit<br />
dieser fein ausgestatteten und<br />
dennoch preiswerten Box. Punkt.<br />
(mw)<br />
Sigur Rós<br />
Kveikur<br />
XL Recordings<br />
ARTPOP Voraussagbarkeit ist bei<br />
Sigur Rós schon lange vorbei. Ihr<br />
siebtes Studioalbum beginnen die<br />
Isländer mit dem brachialen<br />
Metalsong „Brennisteinn“, und<br />
auch wenn diese Härte nicht die<br />
restlichen acht Songs repräsentiert,<br />
so ist „Kveikur“ doch ein<br />
Indierockalbum geworden, das<br />
auf weitläufige Soundflächen und<br />
epische Spannungsbögen verzichtet.<br />
Zwar mag der Wandel nicht<br />
nur freie Entscheidung gewesen<br />
sein – schließlich ist es die erste<br />
Platte, die sie nach dem Ausstieg<br />
des Keyboarders Kjartan Sveinsson<br />
als Trio zu bewältigen hatten<br />
–, doch im Vergleich zum langweiligen<br />
Vorgänger „Valtari“ steht<br />
ihnen die Kompaktheit gut. Natürlich<br />
muss man alles relativ sehen<br />
und auf den Postrockkosmos der<br />
Isländer übertragen. Denn so konventionell<br />
Ohrwürmer wie der<br />
Titelsong oder das optimistisch<br />
nach vorne preschende „Stormur“<br />
auch klingen: Auf Bläser, Streicher,<br />
Chöre und Glockenspiel muss<br />
man nicht verzichten. Und die<br />
abschließenden elegischen Pianoklänge<br />
von „Var“ erklären auch,<br />
warum Sigur Rós bei Konzerten<br />
Plattenkritiken<br />
neuerdings Kerzen verkaufen, die<br />
(angeblich) den Duft ihres Proberaums<br />
verströmen. (cs)<br />
Teho Teardo / Blixa<br />
Bargeld<br />
Stlil smiling<br />
Specula Records<br />
ARTPOP Es war ein langer Weg<br />
für Blixa Bargeld vom destruktiven<br />
Artpunk der Einstürzenden<br />
Neubauten bis zu diesem fein<br />
ziselierten Duoprojekt mit dem<br />
italienischen Komponisten Teho<br />
Teardo. Gemeinsam mit dem<br />
Balanescu Quartet gelingt ihnen<br />
ein lyrisches Kammer- und Artpopalbum,<br />
das zwischen Chanson,<br />
kinematografischen<br />
Geräuschcollagen und Bühnenmusik<br />
pendelt. Die unverkrampft<br />
mehrsprachigen und bisweilen<br />
mit popkulturellen Zitatpartikeln<br />
angereicherten Texte entstanden<br />
im Anschluss an ein gemeinsames<br />
Theaterprojekt 2009; Martina<br />
Bertoni lässt dazu lustvoll das<br />
Cello schnarren. Es ist amüsant,<br />
sich beim Hören dieser Platte<br />
noch mal zu erinnern an Bargelds<br />
Zeit bei Nick Cave, als er live beim<br />
Duettsong „Where the wild Roses<br />
grow“ in Ermangelung von Kylie<br />
Minogue immer die Kylie Minogue<br />
geben musste. Hier, auf „Still smiling“,<br />
ist der Berliner sehr viel<br />
näher bei sich – und, wenn man’s<br />
genau bedenkt, auch wieder näher<br />
an seinen Wurzeln. Denn so frei<br />
und ungebunden, wie er und<br />
Teardo hier Texte, Musik, Atmosphären<br />
und Stimmungen verschmelzen,<br />
war Blixa Bargeld seit<br />
Neubauten-Zeiten nicht mehr.<br />
Auch wenn hier nichts einstürzt,<br />
ganz im Gegenteil. (mw)<br />
Floyd Reloaded liefern auf<br />
der DVD/Blu-ray „The ultimate<br />
Floyd Show“ (Feel The Music)<br />
eine bestens zusammen<br />
gestellte Sammlung von<br />
Pink-Floyd-Lieblingsliedern.<br />
Eine Riesenschau in 5.1.<br />
53<br />
THE BRYAN FERRY<br />
ORCHESTRA<br />
DAS BRILLANTE<br />
JAZZ ALBUM<br />
MIT DEN SONGS AUS DEM FILM<br />
THE<br />
GREAT GATSBY<br />
IM HANDEL ERHÄLTLICH ALS<br />
CD, DIGITAL UND VINYL ALBUM<br />
WWW.BRYANFERRY.COM
Plattenkritiken<br />
The Elwins<br />
And I thank you<br />
Affairs Of The Heart<br />
GITARRENPOP Wahre Indiefans<br />
stehen jeden Sommer vor einem<br />
Problem: Wie hört man im gleißenden<br />
Sonnenschein die Leidensbekundungen<br />
seiner Lieblingsbands,<br />
ohne sich lächerlich zu machen?<br />
The Elwins aus Ontario bieten eine<br />
Alternative. Immerhin kann das<br />
Quartett einen Vertrauensvorschuss<br />
für sich beanspruchen, schließlich<br />
mischt es schon seit Jahren an der<br />
Seite von Born Ruffians und Tokyo<br />
Police Club die kanadische Indieszene<br />
auf. Diesen Vorschuss<br />
haben sie auch nötig, denn ihr<br />
60er-orientiertes Debüt feiert klassischen<br />
Pop, verzichtet auf ironisches<br />
Augenzwinkern und rekurriert<br />
auf die Beach Boys. Trotzdem<br />
kann es das Album mit den frühen<br />
Shins-Platten aufnehmen: So simpel<br />
und unwiderstehlich die Melodien<br />
zunächst auch scheinen, im<br />
Detail verstecken sich Spielereien,<br />
die vor allzu schneller Abnutzung<br />
schützen. Vermutlich haben es die<br />
Elwins nicht zuletzt Produzent Bill<br />
Moriartry (Blonde Redhead,<br />
Stephen Malkmus) zu verdanken,<br />
dass man ihre Glückseligkeit auch<br />
mit kühler Erhabenheit feiern<br />
kann. Und selbst die Spielzeit ist<br />
clever gewählt: Eine knappe halbe<br />
Stunde wird selbst wahre<br />
Indiefans nicht überfordern. (cs)<br />
The Moody Blues<br />
Timeless Flight<br />
Threshold/UMC<br />
PROGROCK Die britische 60er-<br />
Band Moody Blues wird gern reduziert<br />
auf „Nights in white Satin“,<br />
weil der Oldie ganzen Generationen<br />
einen Vorwand zum Engtanz<br />
gab. Was hierzulande aber wenige<br />
wissen: Die seit 1964 aktiven sinfonischen<br />
Progrocker um Justin<br />
Hayward sind noch immer auf<br />
Tour, bevorzugt in Amerika, wo die<br />
treuesten Fans zu Hause sind. Das<br />
Boxset „Timeless Flight“ würdigt<br />
jetzt die Verdienste der Band aus<br />
Birmingham – wobei die 17-CD-<br />
Fassung quasi das erweiterte Komplettwerk<br />
repräsentiert. Doch auch<br />
die abgespeckte Viererbox hat viel<br />
zu bieten. Neben frühen Singles,<br />
Raritäten und einer starken Präsenz<br />
des bahnbrechenden Konzeptalbums<br />
„Days of Future passed“<br />
(1967) bietet die Trackliste eine<br />
fein kuratierte Werkschau inklusive<br />
unveröffentlichter Songs und Songversionen<br />
sowie einiger entbehrlicher<br />
Livemitschnitte. Und „Nights<br />
in white Satin“ gibt es hier erstmals<br />
im originalen Stereomix auf CD –<br />
wenn das kein Grund ist, mal wieder<br />
engtanzmäßig auf Tuchfühlung<br />
zu gehen. (mw)<br />
Die Doppel-CD Wavemusic<br />
Volume 19 (Alive) sorgt mit<br />
gazehaft leichten Latinsongs für<br />
Sommerabendgefühle, ganz unabhängig<br />
vom Wetter. Dabei u. a.:<br />
DJ Cam und Cassandra Wilson.<br />
Three Fall<br />
Realize<br />
Act<br />
MODERN JAZZ Auf ihrem zweiten<br />
Album agieren Lutz Streun (Saxofon,<br />
Bassklarinette), Til Schneider<br />
(Posaune) und Sebastian Winne<br />
(Schlagzeug) als Trio Three Fall<br />
ebenso erstaunlich wie auf dem<br />
ersten („On a Walkabout“). Ohne<br />
Bass erzeugen sie mit Leichtigkeit<br />
jazzige Vielfalt in Melodie, Rhythmus<br />
und Klang. Ihre Inspirationsquellen<br />
liegen nicht nur in der Jazzwelt,<br />
sondern kommen auch von<br />
Nirvana („Lithium“), Coldplay („The<br />
Scientist“) oder Rage Against The<br />
Machine („Killing in the Name“).<br />
Meisterhafte Instrumentenbeherrschung<br />
macht das Außenseitertrio<br />
zu einem Highlight im Bereich des<br />
kammermusikalischen Jazz. (jn)<br />
ILSE DELANGE<br />
Hollands mega-erfolgreiche Pop-<br />
Sängerin mit ihrem neuen Album …<br />
… endlich auch in Deutschland!<br />
www.facebook.com/Hartmusik
Plattenkritiken<br />
Thundercat<br />
Apocalypse<br />
Brainfeeder<br />
FUNKJAZZ Ein Herzschlag aus<br />
doppelt gehärtetem Stahl, eine<br />
düstere Elektronikkulisse, eine<br />
Stimme auf der klagenden Suche<br />
nach Seele: Stephen Bruner hat die<br />
Kreativität von Prince, den Punch<br />
von Marcus Miller und immer noch<br />
jene eine Idee mehr, die ihn zum<br />
Unikum im Haifischbecken des<br />
Musikbiz von Los Angeles macht.<br />
Wer einen Bassisten klassischen<br />
Kalibers erwartet, ist bei Thundercat<br />
Bruner nicht an der richtigen<br />
Adresse: Hier denkt und arbeitet<br />
jemand mehr in surrealistischen<br />
Bildern als mit tiefen Tönen, und<br />
die Stimmungen, die er auf<br />
„Apocalypse“ evoziert, verlangen<br />
uns einiges an Stehvermögen ab.<br />
Definitiv kein nettes Absackeralbum,<br />
sondern eine nervöse<br />
Soundcollage mit schnellem Puls<br />
und immer wieder unkonventionellen<br />
Gesangspassagen. (ron)<br />
Torsten Goods<br />
Love comes to Town<br />
Act<br />
POPJAZZ Smooth, sexy und mit viel<br />
Holz der Gitarrenton, leicht an- und<br />
aufgekratzt der Gesang: So gut hat<br />
sich Popjazz seit George Benson<br />
nicht mehr angefühlt. Und dem alten<br />
Playboy huldigt Torsten Goods<br />
auch ganz unverhohlen. Für den<br />
lässigluftigen Funksound hätte<br />
Goods keinen besseren Produzenten<br />
finden können als Nils Landgren,<br />
der selbst die flauschigen, oft wie<br />
aus dem Nebenzimmer agierenden<br />
Bläser dirigiert. Fast schon ein bisschen<br />
zu groovy geht es zu, aber<br />
man schlurft eben auch mal ganz<br />
ausgeschlafen hinter Wolfgang<br />
Haffners präsizem Beat her oder<br />
galoppiert das eine oder andere<br />
Sechzehntel voraus. Als Sänger und<br />
Songwriter reiht sich Goods bei<br />
Bublé und Cullum ein, der Mix aus<br />
Covers und Selbstgeschriebenem<br />
fügt sich zu einem Album mit extrem<br />
hohem Feelgoodfaktor zusammen.<br />
(ron)<br />
Claudia Corona / Nürnberger<br />
Symphoniker<br />
Zyman – Rolón:<br />
Mexikanische<br />
Klavierkonzerte<br />
New MusicArt<br />
KLAVIERKONZERT „Mexikanische<br />
Klavierkonzerte“ begründen gewiss<br />
keine neue eigene Gattung. Zu sehr<br />
sind sie von der klassischen Unterhaltungsmusik<br />
der Nachromantik<br />
und den Großmeistern der Musikgeschichte<br />
abhängig, auch wenn<br />
gelegentlich folkloristische Melodien<br />
auftauchen. Dennoch macht es<br />
Freude, sie anzuhören, wenn sie so<br />
gut interpretiert und mit Verve ausgeführt<br />
werden wie von den Nürnberger<br />
Symphonikern unter Gregor<br />
Bühl und der in Deutschland lebenden<br />
mexikanischen Pianistin Claudia<br />
Corona. Samuel Zigman (geboren<br />
1956) ist stilistisch traditioneller<br />
als der ältere José Rolón (1876–<br />
1945). Beider Klavierkonzerte vereinen<br />
aber farbigen Orchestersatz<br />
und virtuose, mit rhythmischen Akzenten<br />
gespickte Spielfreude oberhalb<br />
des Kurmuschelniveaus. (jn)<br />
Corinna Simon<br />
Jean Françaix: Piano<br />
Rarities<br />
Crystal Classics<br />
KLAVIERKONZERT Jean Françaix<br />
ist kein „moderner“ moderner<br />
Komponist im Sinne der Avantgarde,<br />
sondern schrieb zeitlebens<br />
(1912–1997) im wohlklingenden<br />
nachimpressionistischen Stil. Doch<br />
seine zahlreichen Kammermusikund<br />
Klavierwerke blieben bei<br />
Musikern vieler Richtungen selbstverständlicher<br />
Teil des neueren<br />
Repertoires. Jetzt, ein Jahr nach<br />
dem 100. Geburtstag des Komponisten,<br />
spielte die Berliner Pianistin<br />
Corinna Simon mit Humor und<br />
pianistischem Witz u. a. Françaix'<br />
Sonate sowie die Zyklen „Fünf Porträts<br />
junger Mädchen“ und „Wenn<br />
Versailles mir erzählt hätte …“ vorbildlich<br />
ein. (jn)<br />
Die zum 50. Geburtstag der Bee<br />
Gees wiederaufgelegte 4er-Box<br />
„Mythology“ (Warner) enthält 81<br />
Songs, aber keine, die Fans nicht<br />
schon besäßen. Jedem Bandmitglied<br />
ist eine CD gewidmet – eine<br />
sogar Bruder Andy Gibb († 1988),<br />
obwohl er nie ein Bee Gee war.
Kino<br />
The<br />
Grandmaster<br />
In seinem ersten Martial-Arts-Film erzählt<br />
Wong Kar Wai die Geschichte von Bruce<br />
Lees Lehrer. Es ist ein Film geworden voller<br />
Schönheit und Subtilität.<br />
HK/CN <strong>2013</strong>, 123 Min., Regie: Wong Kar Wai<br />
mit Tony Leung, Zhang Ziyi, Chang Chen<br />
ab 27. 6. (Wild Bunch)<br />
Foto: Alexa Vachon<br />
Tony Leung<br />
MARTIAL ARTS Die Geschichte von Ip Man, dem Lehrer der Kampfsportikone<br />
Bruce Lee, hätte auf unterschiedliche Weise verfilmt werden können.<br />
Als reiner Martial-Arts-Film zum Beispiel, oder als Biopic vor dem Hintergrund<br />
gleich mehrerer Systemwechsel in China. Regisseur Wong Kar Wai („Fallen<br />
Angels“, „2046“) entschied sich für pure Poesie. Im Jahr 1936 – der Süden<br />
Chinas lebt im Bürgerkrieg, den Norden hält Japan besetzt – trifft Gong Boa-<br />
Sen in Foshan ein, um seine Nachfolge als Martial-Arts-Meister zu regeln.<br />
Im Gold Pavillon trifft er auf Ip Man (Tony Leung), den Meister des Südens.<br />
Doch nicht die Bilder dieses Kampfes bleiben einem im Kopf, sondern die<br />
vom Kampf Ip Mans mit Gongs Tochter Gong Er (Zhang Zi-Yi). Choreografiert<br />
als das wohl aggressivste Vorspiel der Filmgeschichte, lässt der Kampf die<br />
unerfüllte Liebe der beiden nicht vergessen, selbst als in den Familien aus<br />
politischen und privaten Gründen Chaos und Verzweiflung dominieren. Wong<br />
Kar Wai zeigt die Zeiten des großen gesellschaftlichen Umbruchs aus der<br />
Sicht der Kampfsportszene, ihrer Regeln, ihrer Haltung. Martial-Arts-Regisseur<br />
Yeun Woo-Ping sorgt gemeinsam mit Kameramann Philippe Le Sourd<br />
dafür, dass nicht der Kampf als solcher dominiert, sondern seine ästhetische<br />
Schönheit. Was außen vor bleibt: die Politik, der Bürgerkrieg, die Gesellschaft.<br />
Nichts davon zeigt Wong Kar Wai explizit, obwohl alles immer präsent ist<br />
und die Handlung vorantreibt. So strahlt der Film Zeitlosigkeit aus, ohne ins<br />
Märchenhafte zu kippen. (jw)<br />
World War Z<br />
USA/MT <strong>2013</strong>, 113 Min.<br />
Regie: Marc Forster<br />
mit Brad Pitt, Eric West,<br />
Matthew Fox<br />
ab 27. 6. (Paramount Pictures)<br />
HORRORDRAMA Gerade hat<br />
Garry Lane (Brad Pitt) mit seiner<br />
Frau und den Kindern noch im<br />
Bett gekuschelt, da haben auch<br />
schon die Zombies die Welt überrannt.<br />
Sie rennen, springen und<br />
schlagen ihre Köpfe durch Windschutzscheiben,<br />
als wären sie auf<br />
Speed und hätten noch nie was<br />
von Zombie-Kultregisseur Romero<br />
gehört. Später, als UN-Mitarbeiter<br />
Lane schon unterwegs ist, um ein<br />
Gegenmittel gegen die Untoten zu<br />
finden, sieht man im stärksten Teil<br />
des Films, wie die Zombies die<br />
Stadtmauer von Jerusalem stürmen,<br />
indem sie die turbokapitalistische<br />
Variante der Räuberleiter<br />
machen. Bei all dieser Rasanz<br />
gelingt es „World War Z“ aber<br />
nicht, den Zuschauer zu packen.<br />
Ist es, weil mal wieder das in<br />
den USA so beliebte Familienbeschützerding<br />
abgespielt wird? Oder<br />
sind es die schlechten 3D-Effekte?<br />
Nein, am Ende macht wohl der<br />
stereotype Aufbau den Gähner<br />
aus: Es ist irgendwann absehbar,<br />
wie es weitergeht. Das aber ist<br />
tödlich für jeden Zombie. (jw)<br />
Laurence Anyways<br />
CA/F 2012, 157 Min.<br />
Regie: Xavier Dolan<br />
mit Melvil Poupaud, Suzanne<br />
Clément, Nathalie Baye<br />
ab 27. 6. (NFP)<br />
LIEBESDRAMA Mit 19 drehte er<br />
2009 seinen ersten Film, führte<br />
Regie, spielte die Hauptrolle,<br />
schrieb das Drehbuch und produzierte;<br />
mit 20 seinen zweiten,<br />
„Herzensbrecher“, über beste<br />
Freunde (sie/er), die sich in einen<br />
Schönling verknallen, aber eigentlich<br />
nur ins Verliebtsein verliebt<br />
sind. Bei Film Nummer drei<br />
schießt das frankokanadische<br />
Wunderkind Xavier Dolan übers<br />
Ziel hinaus. Seine Geschichte<br />
des Lehrers Laurence (Poupaud),<br />
der mit 35 eine Frau werden will<br />
und der doch nicht von seiner<br />
Freundin Fred (Belair) loskommt,<br />
ist eine narzistische Orgie aus<br />
Nahaufnahmen und Zooms, aus<br />
Zeitlupensequenzen zu Beethoven<br />
oder Depeche Mode, Celine Dion<br />
und Fever Ray, voller 80er-Mode-<br />
Referenzen und opernhafter Dramatik<br />
– wenn nicht gerade wild<br />
mit der Handkamera gefuchtelt,<br />
wild geweint, endlos geraucht und<br />
überlaut gelacht wird. Zwischentöne<br />
oder so etwas wie Identifikation<br />
mit und Empathie für<br />
Laurences Transsexualität, Freds<br />
Verzweiflung und die übergroße<br />
Liebe der beiden stehen hinter<br />
Dolans Drang zur einzigartigen<br />
Einstellung zurück. Hier schreit<br />
alles: „Ich bin Kunst!“, und das<br />
macht die auf 157 (!) Minuten<br />
gestreckte Lovestory zur Geduldsprobe.<br />
Dolan ist zu sehr ins Verliebtsein<br />
in sich selber verliebt. (vs)<br />
The Deep<br />
IS/NO 2012, 95 Min.<br />
Regie: Baltasar Kormákur<br />
mit Ólafur Darri Ólafsson, Jóhann<br />
G. Jóhannsson, Stefán Hallur<br />
Stefánsson<br />
ab 27. 6. (MFA)<br />
DRAMA Als einziger Überlebender<br />
eines Schiffsunglücks treibt<br />
Gulli (Ólafur Darri Ólafsson) hilfund<br />
hoffnungslos vor Island im<br />
eisigen Nordatlantik. Wenn ihm<br />
Gott noch einen Tag schenkt,<br />
schwört er, wird er Mama zuliebe<br />
die Milch nur noch aus dem Glas<br />
trinken, der Witwe eines ertrunkenen<br />
Kollegen Trost spenden,<br />
seine Schulden bezahlen und<br />
56
Filmkritiken<br />
sich endlich trauen, die Frau anzusprechen, die<br />
er heimlich liebt … Nach einem authentischen<br />
Fall von 1984 erzählt Regisseur Baltasar<br />
Kormákur („Contraband“) in fahlen Bildern von<br />
Verzweiflung, Qual und einer medizinischen<br />
Sensation: Sechs Stunden im Eiswasser hatte<br />
bis dahin noch nie ein Mensch überlebt. Gulli,<br />
gesegnet mit „Robbenfett“, wie ein konsternierter<br />
Arzt sagt, bekommt schließlich mehr als<br />
einen Tag geschenkt. Doch nicht alle Versprechen<br />
an Gott wird er halten am Ende –<br />
denn anders, als Hollywood uns glauben<br />
machen möchte, muss selbst eine existenzielle<br />
Erschütterung nicht unbedingt einen neuen<br />
Menschen aus dir machen. Ein kleiner großer<br />
Film in matten Farben; ohne jede Emphase,<br />
doch voller Empathie. (mw)<br />
Fliegende Liebende<br />
ES <strong>2013</strong>, 90 Min., Regie: Pedro Almodóvar<br />
mit Javier Cámara, Cecilia Roth, Paz Vega<br />
ab 4. 7. (Tobis)<br />
KOMÖDIE Beim Flug von Madrid nach Mexiko<br />
gibt es gleich nach dem Start Probleme – fieberhaft<br />
sucht der Kapitän eine freie Landebahn<br />
für eine Notlandung, und damit keine Panik<br />
ausbricht, werden die Passagiere mit Drogen<br />
ruhiggestellt … Pedro Almodóvar, in den vergangenen<br />
Jahren als Meister des stilsicheren<br />
Melodrams etabliert, kehrt zurück zu dem<br />
Genre, das ihn vor 30 Jahren bekannt machte:<br />
die überdrehte Komödie in schrillsten 80er-<br />
Farben. Wie in „Labyrinth der Leidenschaften“<br />
(1982) und „Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs“<br />
(1988) potenzieren sich auch<br />
hier die Komplikationen mit jedem Schluck<br />
Champagner, gleichzeitig ist der nächste Schluck<br />
auch die beste (und vor allem lustigste) Lösung<br />
der Probleme oder zumindest der folgerichtige<br />
Schritt zum nächsten Sexgag. Optisch erinnert<br />
das ein wenig an eine sympathische Variante<br />
von Tuntenkomödien wie „(T)Raumschiff Surprise“.<br />
Almodóvar aber darf das, weil er selbst<br />
bei Pupswitzen nicht nur an den Lacher denkt,<br />
sondern auch an die Geschichte des Pupswitzes.<br />
Und weil seine Burleske immer angebunden ist<br />
an die Realität: Dass die „Fliegenden Liebenden“<br />
keine Landebahn finden, liegt daran, dass alle<br />
verfügbaren Flughäfen in Wahrheit Geisterflughäfen<br />
sind, Investitionsruinen. In Spanien<br />
herrscht schließlich Finanzkrise. (fis)<br />
Layla Fourie<br />
ZA/D/F/NL <strong>2013</strong>, 105 Min., Regie: Pia Marais<br />
mit Rayna Campbell, August Diehl,<br />
Rapule Hendricks<br />
ab 4. 7. (Real Fiction)<br />
DRAMA Der Alltag im Südafrika ist ein Leben<br />
in ständiger Unsicherheit. Immer wieder zeigt<br />
die in Johannesburg geborene Regisseurin Pia<br />
Marais in ihrem Berlinale-Wettbewerbsbeitrag<br />
Absperrgitter, Bewegungsmelder, Überwachungskameras<br />
und Stacheldrahtzäune. Unterstützt<br />
wird diese sich unmerklich auf den Zuschauer<br />
übertragende Atmosphäre aus Misstrauen und<br />
Verfolgungswahn vom nervösen Blick Laylas<br />
(Rayna Campbell). Die alleinerziehende Mutter<br />
tritt ihren neuen Job an: Sie prüft Jobbewerber<br />
mit einem Lügendetektor auf ihre<br />
Vertrauenswürdigkeit. Ihr erster Kandidat ist<br />
just der Sohn (August Diehl) des weißen<br />
Mannes, den sie in der Nacht zuvor mit dem<br />
Auto totgefahren hat … Schuld, Verantwortung,<br />
Vertrauen, Lüge: „Layla Fourie“ geizt nicht mit<br />
schweren Themen, doch die Versuchsanordnung<br />
ächzt unter der Überkonstruktion. Dennoch<br />
packt diese Geschichte, nicht zuletzt wegen<br />
starker Bilder, suggestiver Szenen und Campbells<br />
Gesicht, aus dem immer wieder panische<br />
Angst und Verzweiflung sprechen. (ascho)<br />
Adieu Paris<br />
D 2012, 100 Min.<br />
Regie: Franziska Buch<br />
mit Jessica Schwarz, Hans-Werner Meyer,<br />
Sandrine Bonnaire<br />
ab 11. 7. (Farbfilm)<br />
DRAMA Was macht es mit der Autorin Patrizia<br />
(Schwarz), wenn sie am Sterbebett ihres Geliebten<br />
auf dessen Frau (Bonnaire) trifft? Wie<br />
verändert es das Leben des Bankers Frank<br />
57
Filmkritiken<br />
(Meyer), wenn seine Fehlentscheidung<br />
die Bank Millionen<br />
kostet und ihn selbst das private<br />
Glück? Franziska Buch erzählt ihre<br />
zwei berührenden und sich lose<br />
berührenden Schicksalsgeschichten<br />
mit stillem Ernst und in grobkörnigen<br />
Erklärungsrückblenden,<br />
ohne je die erzählerische Ruhe zu<br />
verlieren. Ihr zwischen Düsseldorf<br />
und Paris pendelnder Mix aus<br />
Beziehungsdrama und Wirtschaftskrimi<br />
schließt mit einer<br />
nicht ganz neuen Erkenntnis, die<br />
uns schon zu Beginn aus dem Off<br />
zugeraunt wurde: Jedem Ende<br />
wohnt ein Anfang inne. Alle werden<br />
im Verlauf zu besseren Menschen,<br />
die endlich erkennen, was<br />
wirklich zählt im Leben, und endlich,<br />
endlich lächelt auch Sandrine<br />
Bonnaire, sodass wir doch noch<br />
ihre entzückenden Hasenzähne<br />
sehen können. „Adieu Paris“ serviert<br />
uns seine gefühlige Küchenphilosophie<br />
auf bestem Arte-<br />
Niveau – und siehe da: Arte hat<br />
kofinanziert. (mw)<br />
Stoff für 95 Minuten, und trotzdem<br />
schafft es der Film nicht<br />
immer, seine dünnen Handlungsstränge<br />
nachvollziehbar zu verknüpfen:<br />
So entpuppt sich eine<br />
vermeintliche Entführung Maisies<br />
schnell als filmerzählerische<br />
Schwäche. Dafür zeigt das Drama<br />
die moderne Seite des alten, aber<br />
weiterhin hochaktuellen Irrglaubens,<br />
dass Besitz gleich Glück sei.<br />
Maisies Eltern definieren ihr Wohlergehen<br />
allein durch das, was sie<br />
im Leben erreicht haben, und sie<br />
tun alles, um es nicht zu verlieren.<br />
Dass sie damit falsch liegen, wird<br />
an ihrer Tochter deutlich – das<br />
viele Spielzeug kann Maisie nicht<br />
die Zuneigung ersetzen, nach der<br />
sie sich sehnt. (sjk)<br />
The East<br />
Aktion<br />
„Sound of Heimat“-DVD zu gewinnen<br />
Woran denken wir, wenn es um deutsche Heimatmusik geht? Roland<br />
Kaiser, Helene Fischer, Andrea Berg? Wahrscheinlich. Dabei gibt es so viel<br />
mehr zu entdecken – und vor allem zu hören – als Schunkelschlager! Der<br />
neuseeländische Musiker Hayden Chisholm hat sich auf eine Reise quer<br />
durch Deutschland begeben, auf der Suche nach dem Sound unserer<br />
Heimat. Wenn er mit dem GewandhausChor in Leipzig, der Kneipentruppe<br />
Singender Holunder und den HipHoppern von BamBam Babylon Bajasch<br />
in Köln singt, tanzt und lacht, eröffnet uns Hayden überraschende und<br />
erstaunliche Einblicke in die kreative und lebendige<br />
Vielfalt zeitgenössischer deutscher Volksmusik.<br />
„Sound of Heimat“ ist ein musikalisches Roadmovie –<br />
mitsingen ausdrücklich erlaubt!<br />
Zum DVD-Start von „Sound of Heimat“ am 28. Juni<br />
verlost kulturnews 20 DVDs. Einfach bis zum 24. Juli<br />
eine E-Mail mit dem Betreff „Sound of Heimat“ an<br />
info@bunkverlag.de schicken. Viel Glück!<br />
Das Glück der großen<br />
Dinge<br />
USA 2012, 95 Min., Regie: Scott<br />
McGehee, David Siegel<br />
mit Julianne Moore, Alexander<br />
Skarsgård, Onata Aprile<br />
ab 11. 7. (Pandastorm Pictures)<br />
TRAGIKOMÖDIE Immer wieder<br />
schwenkt die Kamera weg vom<br />
Streit der Eltern, folgt Maisies Blick<br />
aus dem Fenster oder auf ein<br />
Spielzeug. Auf diese Weise bringen<br />
die Regisseure Scott McGehee<br />
und David Siegel einem die Gefühlswelt<br />
des kleinen Mädchens<br />
nahe, das nach der Scheidung<br />
zum Verhandlungsgegenstand der<br />
Eltern (Julianne Moore und Steve<br />
Coogan) geworden ist. In der Verfilmung<br />
des Romans „Maisie“ von<br />
Henry James aus dem Jahr 1897<br />
sind die Eltern so sehr auf ihren<br />
Konflikt fokussiert, dass sie sowohl<br />
ihre gemeinsame Tochter –<br />
herausragend gespielt von Onata<br />
Aprile – als auch ihre neuen Partner<br />
völlig übersehen. Das ist wenig<br />
USA <strong>2013</strong>, 114 Min.<br />
Regie: Zal Batmanglij<br />
mit Brit Marling, Alexander<br />
Skarsgård, Ellen Page<br />
ab 18. 7. (20th Century Fox)<br />
THRILLER Wenn Gutmenschen<br />
Böses tun, nennt man sie Ökoterroristen.<br />
Im Gemeinschaftswerk<br />
von Schauspielerin Brit Marling<br />
und Regisseur Zal Batmanglij<br />
schreckt eine Gruppe anarchistischer<br />
Untergrundkämpfer auch<br />
nicht vor Gewalt zurück, um mit<br />
medienwirksamen Aktionen gegen<br />
umweltverschmutzende Kapitalistenschweine<br />
vorzugehen. Die<br />
werden dann auch mal entführt<br />
und gezwungen, vor laufender<br />
Videokamera splitternackt im angeblich<br />
sauberen See neben ihrer<br />
Chemiefabrik baden zu gehen.<br />
Ex-FBI-Agentin Moss (Marling)<br />
schleust sich im Auftrag einer<br />
Sicherheitsfirma in die Gruppierung<br />
namens The East ein,<br />
verfällt dem charismatischen<br />
Anführer („True Blood“-Star<br />
Alexander Skarsgård mit<br />
Zottelbart) und wird selbst zur<br />
Weltverbesserin. Was handwerklich<br />
als Politthriller sauber<br />
gemacht und überzeugend<br />
gespielt ist, bleibt auf der thematischen<br />
Ebene flachbrüstig. Um<br />
58
Filmkritiken<br />
die Frage, ob die Aktivisten Straftäter oder<br />
Helden sind, drückt sich der Film ebenso<br />
herum wie um Logik. Das eigentliche Drama,<br />
das in diesem Stoff steckt, ist so verschenkt:<br />
die Auseinandersetzung mit der moralischen<br />
Verantwortung des Einzelnen und die<br />
Auswirkungen auf sein Handeln. (ascho)<br />
JOHANNA<br />
WOKALEK<br />
IRIS<br />
BERBEN<br />
RICHY . DAVID<br />
MULLER KROSS<br />
NACH DEM WELTBESTSELLER<br />
VON PAUL WATZLAWICK<br />
Only God forgives<br />
F/DK <strong>2013</strong>, 90 Min.<br />
Regie: Nicolas Winding Refn<br />
mit Ryan Gosling, Kristin Scott Thomas,<br />
Vithaya Pansringarm<br />
ab 18. 7. (Tiberius Film)<br />
THRILLER Nicolas Winding Refn gibt es zu:<br />
„Irgendwie ist ,Only God forgives’ wie eine Zusammenfassung<br />
aller Filme, die ich bisher gemacht<br />
habe.“ Seine Rachefabel verquickt kriminelle<br />
Abgründe („Pusher“), Alptraumsequenzen<br />
(„Walhalla rising“) und desaströse Beziehungen<br />
(„Drive“) – und natürlich dürfen die bei Refn<br />
stets penibel inszenierten Über-Gewaltszenen<br />
nicht fehlen. Auch bei seinem Hauptdarsteller<br />
greift der Däne auf einen alten Bekannten zurück:<br />
Ryan Gosling spielt Julian, der von seiner<br />
dominanten Mutter gezwungen wird, den Mord<br />
an seinem Bruder zu rächen. Das erweist sich<br />
jedoch als keineswegs leicht, denn der Täter<br />
ist ein psychotischer Cop, der seine eigene<br />
Version von Recht und Ordnung hat … Refn<br />
drehte in den finstersten Ecken von Bangkok<br />
und mischt psychedelische, blutrot gefärbte<br />
Bilder mit unwirklich buntem Thaikitsch. Bedeutungsschwanger<br />
zeigt er sich ballende, waschende,<br />
verkrampfende Hände; Hände, die so viel<br />
Grauen angerichtet haben, dass sie auch die<br />
blutigste Rache nicht reinwaschen könnte, wie<br />
Julian irrtümlich glaubt. „Only God forgives“ ist<br />
ein klassischer Spalter: Für die einen mag er<br />
die Krönung von Refns Kult-Œevre sein – für<br />
die anderen ist er von allem way too much.<br />
Und vielleicht wollte Refn genau das erreichen.<br />
Denn eins ist klar: Er ist viel zu sehr<br />
Perfektionist, um sich auf Eventualitäten einzulassen.<br />
(es)<br />
The Company you keep –<br />
Die Akte Grant<br />
USA <strong>2013</strong>, 125 Min.<br />
Regie: Robert Redford<br />
mit Robert Redford, Shia LaBoeuf,<br />
Susan Sarandon<br />
ab 25. 7. (Concorde)<br />
POLITTHRILLER Ben Shepard (Shia LaBoeuf)<br />
ist das lebende Reporterklischee: nervig,<br />
schmuddelig und mit ständig rutschender Nerdbrille<br />
auf der Nase. Vor allem aber ist er hartnäckig,<br />
denn als eine seit Jahren vom FBI gesuchte<br />
Linksaktivistin (Susan Sarandon) festgenommen<br />
wird, wittert er die Story seines<br />
Lebens. Seine Recherchen zwingen den seit<br />
30 Jahren unter falscher Identität lebenden Anwalt<br />
Jim Grant (Robert Redford) aus der<br />
Deckung, ein Katz-und-Maus-Spiel im Wettlauf<br />
mit dem FBI beginnt. Denn Grant schlägt sich<br />
quer durch Amerika, um die einzige Person zu<br />
finden, die die ganze Wahrheit kennt … Robert<br />
Redford setzt in seiner neunten Regiearbeit auf<br />
die klassischen Zutaten des Enthüllungsthrillers:<br />
Sein Reporter wühlt sich durch<br />
Karteikästen, lauert Grants Freunden auf, liefert<br />
sich einen verbalen Schlagabtausch mit<br />
der Inhaftierten (Sarandon in Höchstform) und<br />
ist doch immer einen Tick zu spät. Denn die<br />
eigentlichen Fäden in diesem Lügengeflecht<br />
ziehen andere. Eine unaufgeregte, stellenweise<br />
jedoch auch behäbige Suche nach der<br />
Wahrheit, die schlussendlich die alte Frage aufwirft:<br />
Muss die Wahrheit wirklich immer ans<br />
Licht? (es)<br />
Auf kulturnews.de außerdem Kritiken<br />
und Trailer zu folgenden Filmen:<br />
Papadopoulos & Söhne<br />
Modest Reception – Die Macht des Geldes<br />
ab 27. 6.<br />
Ich – Einfach unverbesserlich 2<br />
ab 4. 7.<br />
Die Unfassbaren – Now you see me<br />
Ein Freitag in Barcelona<br />
An ihrer Stelle<br />
ab 11. 7.<br />
»Die<br />
deutsche<br />
Antwort auf<br />
›Amélie‹.«<br />
OK!<br />
ODER WIE<br />
DIE LIEBE TIFFANY<br />
TROTZDEM<br />
FAND<br />
Ein Film von SHERRY HORMANN<br />
(»Wüstenblume«)<br />
AB 4. JULI AUF DVD,<br />
BLU-RAY .. UND<br />
VoD ERHALTLICH!<br />
www.anleitungzumungluecklichsein.studiocanal.de<br />
59
Foto: Gerd Altmann / pixelio.de<br />
DVD<br />
Hitchcock<br />
R: Sacha Gervasi<br />
D: Anthony Hopkins, Helen<br />
Mirren, Scarlett Johansson<br />
12. 7., 20th Century Fox<br />
USA 2012<br />
BIOPIC Eine Dusche, eine Frau,<br />
ein Messer, in zwei Minuten und<br />
sechzehn Sekunden, 70 Einstellungen<br />
und 54 Schnitten: Wer<br />
schon immer wissen wollte, wie<br />
es zum berühmtesten Mord der<br />
Filmgeschichte kam, der ist hier<br />
falsch. Sacha Gervasi erzählt zwar<br />
Vorgeschichte und Dreharbeiten zu<br />
„Psycho“, interpretiert das<br />
Gruselmeisterwerk aber vor allem<br />
als Hitchcocks Versuch, die eigenen<br />
Abgründe und Obsessionen<br />
zu verarbeiten. „Hitchcock“ erzählt<br />
mit hervorragenden Darstellern –<br />
Helen Mirren als Ehefrau und<br />
Vertraute der Legende, Anthony<br />
Hopkins als Sir Alfred und Scarlett<br />
Johansson als Janet Leigh –, mit<br />
geschliffenen Dialogen und viel<br />
britischem Humor davon, wie der<br />
Horrorfilm trotz Zensur und<br />
Prüderie hoffähig wurde. (to)<br />
Extras Featurettes, Trailer<br />
auch als Blu-ray<br />
finale Operation zu verdienen. Als<br />
sie erfährt, dass sie aus einer früheren<br />
Beziehung einen Sohn hat,<br />
reist sie in die Ödnis von Yorkshire,<br />
wo sie auf eine Rumpffamilie<br />
trifft … Die britische Serie<br />
„Hit & Miss“ vereint Genres, die<br />
eigentlich nicht zusammenpassen:<br />
Thriller, Sozialdrama, Familienkomödie,<br />
Western, plus eine<br />
Handvoll Gendertrouble. Was in<br />
der Inhaltsangabe schrill wirkt, ist<br />
in den sechs Episoden durchaus<br />
nachvollziehbar inszeniert, nicht<br />
zuletzt dank der extrem sensiblen<br />
Schauspielerleistungen und dem<br />
Gespür von Kameramann David<br />
Luther für originelle Bildkompositionen.<br />
So stilbewusst die Serie<br />
aber an US-Erfolge wie „Breaking<br />
Bad“ anschließt: Dass es zum<br />
englischen Originalton keine<br />
Untertitel, sondern nur die synchronsisierte<br />
Fassung gibt, ist ein<br />
Unding. (fis)<br />
Extras Interviews, Trailer<br />
auch als Blu-ray<br />
Der Hypnotiseur<br />
R: Lasse Hallström<br />
D: Mikael Persbrandt, Tobias<br />
Zilliacus, Lena Olin<br />
11. 7., Eurovideo<br />
SE 2012<br />
Klick Dich ins Kino!<br />
Hit & Miss<br />
R: Sheree Folkson,<br />
Hettie Macdonald<br />
D: Jonas Armstrong, Chloë<br />
Sevigny, Karla Crome<br />
4. 6., Ascot Elite<br />
GB 2012<br />
TV-SERIE Mia ist Auftragskillerin in<br />
Manchester. Und Mia ist transsexuell,<br />
sie mordet, um Geld für die<br />
60<br />
THRILLER In Stockholm wird ein<br />
Mann brutal ermordet. Kommissar<br />
Linna macht sich auf den Weg zur<br />
Familie des Toten, doch auch die<br />
restliche Familie wurde bestialisch<br />
ermordet – bis auf den Sohn Josef.<br />
Linna bittet den Psychologen Erik<br />
Bark darum, Josef zu hypnotisieren,<br />
um den Fall zu lösen. Zu<br />
Beginn kann Regisseur Lasse<br />
Hallström in seiner Verfilmung des<br />
Bestsellers von Lars Kepler noch<br />
Spannung aufbauen, später erinnert<br />
die Stimmung jedoch eher an<br />
„Tatort“ als an einen Blockbuster.<br />
Nettes Durchschnittskino aus<br />
Skandinavien, nicht mehr, aber<br />
auch nicht weniger. (kc)<br />
Extras Making-of, zusätzliche<br />
Szenen, Featurette, Trailer<br />
auch als Blu-ray
DVD<br />
Der Geschmack von<br />
Rost und Knochen<br />
R: Jacques Audiard<br />
D: Marion Cotillard, Matthias<br />
Schoenaerts, Corinne Masiero<br />
19. 7., Universum Film<br />
F 2012<br />
LIEBESFILM Dieser Film ist<br />
Jacques Audiards Meisterwerk, ein<br />
furchtloses Melodram. Es geht um<br />
Ali (Schoenaerts), der bei seiner<br />
Schwester haust, als Securitymann<br />
arbeitet, bei illegalen<br />
Straßenkämpfen boxt, ein Trumm<br />
von einem Kerl. Er trifft auf die<br />
labile Stéphanie (Cotillard), nur<br />
kurz, flüchtig, dann wieder, da hat<br />
die Schwertwaltrainerin bei einem<br />
Unfall beide Unterschenkel verloren.<br />
Und braucht einen Mann,<br />
der keine Scheu vor Verletzungen<br />
hat … Audiard fügt instinktiv das<br />
organisch zusammen, was nicht<br />
füreinander gemeint ist. Ein Film<br />
voller Würde, Größe und ergreifender<br />
Ehrlichkeit. (vs)<br />
Extras Featurette, deleted Scenes<br />
auch als Blu-ray<br />
Real Humans – Die<br />
komplette erste Staffel<br />
R: Harald Hamrell, Levan Akin<br />
D: Lisette Pagler, Eva Röse,<br />
Andreas Wilson<br />
28. 6., WVG Medien<br />
SE 2012<br />
TV-SERIE Schweden in naher<br />
Zukunft: Die Menschen leben mit<br />
humanoiden Robotern, den sogenannten<br />
Hubots zusammen, die<br />
ihnen viele Aufgaben im Alltag<br />
erleichtern sollen. Doch nicht alle<br />
Hubots sind mit ihrem Dasein als<br />
Eigentum der Menschen zufrieden<br />
… Lars Lundström hat eine<br />
spannende SciFi-Dramaserie<br />
geschaffen, in der nicht die<br />
Maschine, sondern der Mensch<br />
das Problem darstellt. Wenn<br />
Frauen ihre Ehemänner für makellose<br />
Hubots verlassen und Opa<br />
seinen Tee von einem Hubot mit<br />
Schürze und Dauerwelle vorgesetzt<br />
bekommt, dann wirft das die<br />
Frage auf: Was bedeutet eigentlich<br />
Menschsein? „Real Humans“ ist<br />
eine Metapher für politische Umwälzungen,<br />
Gleichberechtigung<br />
und Fremdenfeindlichkeit und ein<br />
guter Mix aus düsterer Science-<br />
Fiction und US-Serien im Stil von<br />
„Desperate Housewives“. (sjk)<br />
Hyde Park am Hudson<br />
R: Roger Michell<br />
D: Bill Murray, Laura Linney,<br />
Samuel West<br />
4. 7., Universal Pictures<br />
GB 2012<br />
KOMÖDIE Ein Sommerwochenende<br />
in Hyde Park, dem Landsitz<br />
des US-Präsidenten Roosevelt<br />
(Murray). Der britische König<br />
George VI. (West) und seine Frau<br />
haben sich für einen historischen<br />
Besuch angekündigt: George will<br />
Roosevelt überzeugen, ihn im<br />
bevorstehenden Krieg gegen<br />
Deutschland zu unterstützen –<br />
doch der alte Fuchs macht es dem<br />
jungen Monarchen nicht leicht.<br />
Regisseur Michell setzt schwelgerische<br />
Naturbilder in Kontrast zur<br />
nervösen Anspannung des jungen<br />
Königs. Der Lebemann Roosevelt<br />
löst die Verkrampfung schließlich<br />
durch Drinks, trockenen Humor<br />
und penetrantes Ignorieren der<br />
Etikette. Fazit: Völkerverständigung<br />
braucht manchmal nur einen Biss<br />
in einen Hot Dog – und eine charmante<br />
Komödie nicht viele Zutaten.<br />
(es)<br />
Extras Featurettes, B-Roll, deleted<br />
Scenes, Audiokommentar, Makingof,<br />
Galerie, Trailer<br />
auch als Blu-ray<br />
61
Literatur<br />
„Verlieben<br />
will alles ...“<br />
Im zweiten Roman von Popliterat Joachim<br />
Bessing findet ein Mann mit Anfang 40<br />
erstmalig zur Liebe. Eine umwälzende<br />
Erfahrung – die Bessing doch nicht in<br />
allen Einzelheiten darstellen möchte.<br />
Foto: Aramazt Kalayjian/aramazt@hairbrainfilms.com<br />
Joachim, in deinem neuen Roman „Untitled“ sagt dein Protagonist, er wolle<br />
überall dort sein, wo er nicht ist. Wie geht es dir in puncto Rastlosigkeit?<br />
Joachim Bessing: So gut wie noch nie zuvor. Es war im April vor einem Jahr,<br />
da saß ich an einem Strand, und ich fühlte etwas, und zugleich erkannte ich:<br />
Das ist eine wahre Empfindung. Und ich schrieb an meine Person des<br />
Vertrauens: Ich will nirgendwo mehr wohnen. Ich will am liebsten überhaupt<br />
nie wieder mehr zu wohnen versuchen. Ich will auch keine Sachen mehr<br />
besitzen, nie wieder in ein sogenanntes Zuhause müssen. Ich will so leben,<br />
wie es bei New Order in „Turn my Way“ heißt: „I don't want to have a key/<br />
don't want to have a car.“ Und sie schrieb zurück, in einem Satz, wie es so<br />
ihre Art ist: „Kannst Du doch. Mach einfach“ Und so machte ich das.<br />
Rainald Goetz hat über „Untitled“ geschrieben: „Alles, was Joachim Bessing<br />
über die Liebe sagt und denkt, ist kompletter Unsinn.“ Was, denkst du, meint<br />
er damit?<br />
Bessing: Ich habe ihn gefragt, weil mich das sehr interessiert hat. Rainald<br />
Goetz ist ein extrem wichtiger Künstler für mich. Gerade weil er so anders<br />
denkt als ich. Es ging ihm um Diskretion, um das Heimliche und die<br />
Innerlichkeit. Interessiert mich ja alles auch, aber von der Verhältnismäßigkeit<br />
her halt genau spiegelverkehrt. Ist doch gut so!<br />
Es gibt Untersuchungen, die die Anziehung zwischen Verliebten oder<br />
Liebenden als rein biochemisch bedingt beschreiben. Glaubst du daran?<br />
Bessing: Glauben nicht, aber es gibt wissenschaftliche Untersuchungen,<br />
deren Ergebnisse zumindest nachzuweisen versuchen, dass es diverse<br />
Hormone sind, die altbekannte und beschriebene Empfindungen auslösen.<br />
Was dann mit den beiden passiert, hat mit den Interpretationen dieser<br />
Empfindungen zu tun. La Rochefoucauld: „Die Leute würden sich nicht verlieben,<br />
wenn sie zuvor nicht in einem Roman gelesen hätten, dass man sich<br />
verlieben kann.“<br />
Wie arrangiert man sich mit derlei Tatsachen – oder: Was setzt du dem<br />
entgegen?<br />
Bessing: Hingeben. Ohne Ausrufezeichen. Und mit Lars von Trier: „Enjoy it<br />
while it lasts“ – zumindest versuchen. Wie Betony Vernon in „Untitled“ ganz<br />
richtig zu trösten versucht: „It's just love – it hurts as much as it heals.“<br />
Bitte festlegen: Verliebt man sich in Menschen – oder in den Gedanken, in<br />
einen Menschen verliebt zu sein?<br />
Bessing: Ich kann da nur persönlich antworten: In einen Gedanken verliebt<br />
zu sein, stelle ich mir unmöglich vor. Ein Gedanke ist flüchtig, ansonsten<br />
brauchte es keine Worte, um ihn festzuhalten. Verlieben will Zukunft, will<br />
alles. Will einen ganz speziellen Menschen hier und für immer. Und am besten<br />
jetzt gleich!<br />
Das Kommunizieren über nicht weiter erläuterte Musik ist eine popliterarische<br />
Tradition, die du auch in „Untitled“ pflegst. Ist dies die Möglichkeit, mit einem<br />
eingeschränkten Personenkreis zu kommunizieren – weil die Bedeutung<br />
Nichteingeweihten verschlossen bleibt?<br />
Joachim Bessing<br />
Bessing: Ich schreibe für alle, alle können sich die Musik, wie es so heißt: zu<br />
Gemüte führen. Ich mag Anregungen aus Büchern. Ich glaube, vielen anderen<br />
geht es ähnlich.<br />
Ohne iPhone, Instagram und andere moderne Kommunikationsmittel wären<br />
die Verliebten in „Untitled“ ziemlich aufgeschmissen: Bedingt die dauerhafte<br />
Möglichkeit zur Kommunikation die emotionale Notwendigkeit, diese in<br />
Anspruch zu nehmen?<br />
Bessing: In „Intuition Pumps and other Tools for Thinking“ fasst der Autor<br />
Daniel Dennett das Scheinproblem auf herrlich amerikanische Weise in<br />
Worte: „There's no more a difference between laptop and necktop.“ Von daher<br />
sollten so viele wie möglich so viel wie möglich Gebrauch von den Geräten<br />
machen – das sind nämlich keine Gadgets, das sind Bewusstseinsbooster!<br />
Bonmots wie „Was nützt die Liebe in Gedanken“ suggerieren qualitativ unterschiedliche<br />
Arten der Liebe. Zu Recht?<br />
Bessing: Es gibt Fragen, warum es in „Untitled“ keinerlei Schilderungen des<br />
sogenannten Liebemachens gibt. Immer bloß Küssen und Briefeschrieben,<br />
heißt es dann. Ich weiß nicht, vielleicht liegt das an meinen Vorlieben. In<br />
„Casablanca“ sieht man auch kein bisschen mehr – mir reicht das einfach.<br />
Ich finde das: wunderschön.<br />
Interview: Lasse Nehren<br />
Untitled ist gerade erschienen.<br />
62
Buchkritiken<br />
www.blanvalet.de<br />
Adam Johnson<br />
Das geraubte Leben<br />
des Waisen Jun Do<br />
Aus d. Engl. v. Anke Caroline<br />
Burger<br />
Suhrkamp, <strong>2013</strong><br />
693 S.; 22,95 Euro<br />
Nordkorea ist informationstechnisch<br />
gesehen ein großes,<br />
schwarzes Loch, aus dem<br />
nicht viel mehr herausdringt als<br />
Säbelgerassel und durchchoreografierte<br />
Sequenzen aus der<br />
Hand der Kim-Dynastie. Adam<br />
Johnson reiste – unter strengen<br />
Auflagen, versteht sich – zu<br />
Recherchen in das abgeschottete<br />
Land, und was er zu erzählen<br />
hat, ist bewundernswert<br />
ehrlich wie auch literarisch eindrucksvoll.<br />
Völlig zu Recht<br />
erhielt Johnson dafür den<br />
Pulitzerpreis <strong>2013</strong>. Der in<br />
einem Waisenhaus aufgewachsene<br />
Pak Jun Do wird zum<br />
Tunnelkämpfer ausgebildet,<br />
später muss er helfen, Japaner<br />
zu entführen, fängt auf einem<br />
Schiff Funksprüche ab und<br />
wird durch obskure Zufälle<br />
zum Volkshelden erklärt. Doch<br />
so schnell der Aufstieg, so tief<br />
der Fall: Nachdem er für eine<br />
geheime Mission in die USA<br />
geschickt worden war, fällt er<br />
in Ungnade und wird für Jahre<br />
ins Arbeitslager gesteckt. Hier<br />
hätte die Geschichte zu Ende<br />
sein können, doch Adam Johnson<br />
stellt in der zweiten Hälfte<br />
des Romans noch einmal alles<br />
auf den Kopf: Jun Do hat die<br />
Identität des hochrangigen<br />
Kommandanten Ga angenommen<br />
und verkehrt nun mit der<br />
obersten Garde des „Geliebten<br />
Führers“. Doch natürlich geht<br />
auch das nicht lange gut …<br />
Der Roman kombiniert kühn<br />
Thriller, Romanze und Dokuelemente,<br />
und auch wenn die<br />
Geschichte oftmals grotesk<br />
überzeichnet wirkt, beteuert<br />
Johnson doch, die tatsächliche<br />
Schwärze Nordkoreas noch<br />
etwas verharmlost zu haben.<br />
Seine wie nebenbei eingestreuten<br />
Beispiele alltäglicher Menschenrechtsverletzungen<br />
mildert<br />
er durch feinsinnigen<br />
Humor. Vor den eigenen<br />
Bildern im Kopf kann er den<br />
Leser dadurch aber nicht<br />
bewahren. Ein großer, ein<br />
wichtiger Roman. (es)<br />
David Guterson<br />
Der Andere<br />
Aus d. Engl. v. Georg<br />
Deggerich<br />
Hoffmann & Campe, <strong>2013</strong><br />
288 S.; 22,99 Euro<br />
„Ich zog in den Wald“, schrieb<br />
Henry David Thoreau einst,<br />
„weil ich den Wunsch hatte,<br />
mit Überlegung zu leben, dem<br />
eigentlichen, wirklichen Leben<br />
näherzutreten.“ Der Traum vom<br />
reinen Leben in der Wildnis,<br />
ohne die Fesseln der<br />
Zivilisation zu spüren, ist mindestens<br />
so alt wie die moderne<br />
Gesellschaft selbst, die diesen<br />
Traum durch Entfremdung und<br />
Überfluss überhaupt erst hervorgebracht<br />
hat. In „Der Andere“<br />
wird dieses Aussteigerdasein<br />
erneut als radikaler<br />
Gegenentwurf zum American<br />
Way of Life in Szene gesetzt,<br />
jener „Hamburger-Welt“, wie<br />
einer der beiden Protagonisten,<br />
der spätere Eremit John<br />
William, sie einmal nennt.<br />
David Guterson schildert die<br />
Geschichte zweier junger<br />
Männer, die in den frühen<br />
Siebzigern ihre Jugend damit<br />
verbringen, die menschenleeren<br />
Wälder und Berge von<br />
Oregon zu durchwandern, zu<br />
campen, zu kiffen und dabei<br />
über das Leben zu sinnieren.<br />
Bis sich ihre Wege schließlich<br />
trennen: Während der eine sich<br />
für Job, Familie und Eigenheim<br />
entscheidet, verschwindet der<br />
andere in der Wildnis – mit<br />
allen Konsequenzen ... Die<br />
Entscheidung Gutersons, dabei<br />
den bürgerlichen Neal als<br />
Erzähler fungieren zu lassen,<br />
erweist sich bald als Schwäche<br />
des Romans. Dem so eigensinnigen<br />
wie fragilen John William,<br />
der in seiner wachen<br />
Intelligenz an Chris McCandless<br />
erinnert (dem Sean Penn<br />
mit „Into the Wild“ ein filmisches<br />
Denkmal gesetzt hat),<br />
kann sich der Leser so nur aus<br />
der Perspektive des geschwätzigen<br />
Neal nähern. Weil Gutersons<br />
um Realismus bemühter<br />
Stil in den Naturbeschreibungen<br />
zwar großartig ist, sich<br />
anderweitig aber öfter in unnötigen<br />
Details verliert, sorgt das<br />
dafür, dass die eigentlich<br />
bereits nach 250 Seiten<br />
beendete Haupthandlung<br />
noch 100 Seiten weitergeschleppt<br />
wird – und die<br />
Beweggründe John Williams<br />
am Ende eher platt mit einem<br />
zerrütteten Elternhaus erklärt<br />
werden. Thoreaus alter Traum<br />
hätte etwas mehr Reflexion<br />
verdient. (mwe)<br />
Valeria Luiselli<br />
Die Schwerelosen<br />
Aus d. Span. v. Dagmar Ploetz<br />
Kunstmann, <strong>2013</strong><br />
150 S.; 16,99 Euro<br />
Valeria Luisellis Romandebüt<br />
ist von einer vierdimensionalen<br />
Lebendigkeit, wie sie auf leichtere<br />
Art kaum inszeniert werden<br />
könnte. Ihre Protagonistin<br />
lebt mit zwei Kindern und<br />
ihrem Ehemann in Mexiko<br />
City – die Arme der Familie<br />
sind zumindest teilweise längst<br />
zu Tentakeln geworden, die sie<br />
bedrängen. Sie tritt die<br />
Realitätsflucht schreibend an,<br />
widmet ihrer Vergangenheit –<br />
einer losgelöst scheinenden<br />
Existenz – einen Roman, dessen<br />
fragmentarischen Fortschritt<br />
der Lesende in scheinbarer<br />
Echtzeit sich entfalten<br />
sieht. Damals in New York war<br />
die junge Frau Lektorin und<br />
widmete ihre Zeit und Passion<br />
vorrangig dem Œuvre des<br />
mexikanischen Poeten Gilberto<br />
Owen. Als die Protagonistin tie-<br />
FÜR ALLE, DIE IM<br />
DUNKELN<br />
ANGST<br />
HABEN,<br />
SEHEN WIR<br />
SCHWARZ.<br />
Marc Elsberg versetzt<br />
Sie in helle Panik.<br />
NUR DIE BESTEN<br />
UNSERER BESTSELLER<br />
PLATINUM<br />
EDITION<br />
800 Seiten | € 9,99 [D] | Broschur<br />
ISBN 978-3-442-38029-9<br />
63<br />
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Platte<br />
Buch<br />
Neuerscheinungen des Monats<br />
These New Puritans<br />
Field of Reeds<br />
Joey Goebel<br />
Ich gegen Osborne<br />
Nile Rodgers<br />
The Chic Organization<br />
Adam Johnson<br />
Das geraubte Leben<br />
des Waisen Jun Do<br />
Kakkmaddafakka<br />
Six Months is<br />
a long Time<br />
Valeria Luiselli<br />
Die Schwerelosen<br />
Buchkritiken<br />
fer in Owens Werk eintaucht, verwischen<br />
in Luisellis Roman zusehends<br />
die perspektivischen Grenzen:<br />
Owen selbst findet eine Stimme,<br />
die Haupterzählerin spricht<br />
retrospektiv und aus der Vergangenheit<br />
– und ihr Mann kommentiert<br />
ihre literarischen Aufarbeitungsversuche<br />
in der Erzählgegenwart?<br />
Die Journalistin, Dozentin<br />
und Lektorin Luiselli transzendiert<br />
vielstimmig durch literarische, Bewusstseins-<br />
und Realitätsebenen,<br />
wird dadurch ätherisch und federleicht.<br />
Sie findet wunderschöne<br />
sprachliche Bilder von bitterer<br />
Poesie, gesteht ihrer Prosa aber<br />
einen vulgären Ton zu, der ihre<br />
Erzählungen direkt und spannend<br />
macht – und ihr Bodenhaftung<br />
verleiht. Das frustrierte Wesen<br />
ihrer Protagonistin prägt Luisellis<br />
Buch mit schonungslosen Schilderungen<br />
von emotionalem Brachland<br />
und sexuellen Bedeutungslosigkeiten.<br />
Luiselli entwirft einen<br />
mit surrealen Elementen verschränkten<br />
Pseudorealismus, ist fantastisch<br />
und nah. Ein Roman zum<br />
Träumen. Und Zurückkehren. (lan)<br />
Protagonisten, die ultimative<br />
menschliche Niederlage. Dabei<br />
flicht er jedoch geschickt eine<br />
Anzahl schräger Charaktere ein –<br />
Ambjørnsens ewige Spezialität –,<br />
wie etwa den kriecherischen<br />
Hausmeister Heribert Gassmus,<br />
die allzeit bereite und Gedde doch<br />
stets abweisende Adele Lusthoff<br />
oder den auch mal nackt Goethe<br />
lesenden Nachbarn Erkenbod<br />
Effer. So lustig das klingen mag, so<br />
wenig komisch ist das Ganze.<br />
Jedenfalls nicht für den Zyniker<br />
Gedde. Und auch der Leser ist vielerorts<br />
gezwungen, sich dem<br />
mäandernden, verworrenen<br />
Schreibstil Ambjørnsens anzupassen.<br />
Ein Roman wie das Älterwerden<br />
selbst: Beileibe keine leichte<br />
Sache, aber der Erfahrungsschatz<br />
gleicht viele Zipperlein aus. (es)<br />
DVD<br />
Hit & Miss Hitchcock Der Geschmack von<br />
Rost und Knochen<br />
Der Gewinn:<br />
Scavi & Ray Hugo<br />
inklusive<br />
Leonardo-Gläser<br />
Gewinne mit Scavi & Ray<br />
3 x 1 Kiste Scavi & Ray Hugo<br />
inklusive grüner Gläser von<br />
Leonardo. Der Star unter den<br />
Prosecco-Cocktails ist diesen<br />
Sommer unverzichtbar – egal,<br />
ob in der Szenegastronomie,<br />
in stylischen Clubs oder auf<br />
dem heimischen Balkon.<br />
Ab sofort gibt es das echt<br />
italienische Kultgetränk auch<br />
im Supermarkt: schon fertig<br />
gemixt aus feinperligem<br />
Prosecco, Holunderblütensirup<br />
und Minze. Für frisches<br />
Prickeln im Glas!<br />
www.scavi-ray.com<br />
Ingvar Ambjørnsen<br />
Eine lange Nacht<br />
auf Erden<br />
Aus d. Norweg. v. Gabriele Haefs<br />
Rotbuch, <strong>2013</strong><br />
256 S.; 18,99 Euro<br />
Es gab schon bessere Zeiten im<br />
Leben von Claes Otto Gedde: Der<br />
einstige norwegische Vorzeigejournalist<br />
hält sich kurz vor seinem<br />
sechzigsten Geburtstag mit langweiligen<br />
Kochbüchern für den<br />
Fresssack Verlag über Wasser.<br />
Nach einem missglückten Werbebesuch<br />
auf der Frankfurter Buchmesse<br />
möchte Gedde nur noch<br />
eines: sich in der Berliner Wohnung<br />
seiner verstorbenen Freundin<br />
Margot einigeln und dort einen<br />
langen ruhigen Winter verbringen.<br />
Doch natürlich kommt alles ganz<br />
anders. Der neue Roman von<br />
„Elling“-Autor Ingvar Ambjørnsen<br />
thematisiert mit schonungsloser<br />
Deutlichkeit den sozialen, mentalen<br />
und körperlichen Verfall seines<br />
64<br />
Joey Goebel<br />
Ich gegen Osbourne<br />
Aus d. Engl. v. Hans M. Herzog<br />
Diogenes, <strong>2013</strong><br />
432 S.; 22,90 Euro<br />
Für sensible Romanhelden ist die<br />
Pubertät meist ein Schmoren in<br />
seelischer Agonie, und dieser<br />
Zustand endet oft erst dann, wenn<br />
das letzte Jahr der Highschool<br />
endlich vorüber ist. James Weinbach<br />
bildet da keine Ausnahme.<br />
Ganz der Erblinie von Holden<br />
Caulfield entstammend, ist der<br />
Ich-Erzähler von Joey Goebels<br />
neuem Roman in erster Linie genervt<br />
vom Zustand der Welt, wie<br />
sie sich ihm im Mikrokosmos<br />
Schule offenbart: Der „großen<br />
dummen Hurerei“, wo jeder nur<br />
eine Rolle spielt und sich alles<br />
ums Blenden, Vögeln, Saufen und<br />
natürlich den Abschlussball dreht.<br />
Das typische Highschoolpersonal<br />
des Romans ähnelt daher auch<br />
stark den debilen Karikaturen aus<br />
„American Pie“, selbstverständlich<br />
mit Ausnahme von James' Angebeteter<br />
Chloe, die man im Falle<br />
einer Verfilmung sicherlich mit<br />
Ellen Page besetzen würde. Auch<br />
James selbst scheint zunächst<br />
kaum mehr als das Klischee eines<br />
intelligenten Außenseiters aus
Buchkritiken<br />
Überzeugung zu sein: Er trägt stets<br />
Anzug, liebt Jazz, und in seinem<br />
Spind hängt natürlich kein Foto<br />
eines Basketballstars, sondern das<br />
von F. Scott Fitzgerald. Aber Goebel<br />
ist ein viel zu guter Erzähler,<br />
als dass er seinen Helden den<br />
ganzen Roman über nur die eigene<br />
geistige Überlegenheit zur<br />
Schau stellen ließe. Und so schimmert<br />
bei James’ Kampf gegen die<br />
bloße Oberflächlichkeit und Verblödung<br />
um ihn herum immer wieder<br />
die eigene tiefe Verunsicherung<br />
durch. Natürlich erkennt James<br />
schließlich, dass seine Mitschüler<br />
– ihrem rücksichtslosen Verhalten<br />
zum Trotz – hinter ihrer bemüht<br />
coolen Fassade doch nur verletzliche<br />
und einsame Wesen sind.<br />
Aber mit dieser moralischen<br />
Läuterung und der Forderung nach<br />
mehr Einfühlungsvermögen<br />
begnügt sich Goebel nicht, und<br />
darin liegt die Stärke des Romans.<br />
Die wahre Herausforderung für<br />
seinen Helden liegt am Ende<br />
woanders: Nämlich darin, immer<br />
wieder die Verzweiflung niederzuringen,<br />
die daraus resultiert, dass,<br />
obwohl man beschlossen hat, den<br />
anderen mit Aufrichtigkeit und<br />
Anstand zu begegnen, sie es<br />
umgekehrt vielleicht nicht tun werden.<br />
(mwe)<br />
Viveca Sten<br />
Mörderische<br />
Schärennächte<br />
Gelesen v. Stephan Schad<br />
GoyaLit/Jumbo Neue Medien, <strong>2013</strong><br />
4 CDs; 14,99 Euro<br />
Für Thomas Andreasson geht es<br />
bergauf. Nachdem er beim letzten<br />
Fall fast ums Leben gekommen<br />
wäre, kann der Kommissar nun in<br />
den Polizeidienst zurückkehren,<br />
und auch das Verhältnis zu seiner<br />
Ex-Frau bessert sich. Doch so gern<br />
die Autorin sich Zeit für das<br />
Privatleben ihrer Figuren nimmt:<br />
Bald überschlagen sich die<br />
Ereignisse im beschaulichen<br />
Schweden, denn eine Reihe vermeintlicher<br />
Selbstmorde und<br />
Unfälle wird nicht nur immer länger,<br />
sondern auch immer rätselhafter.<br />
Wieso erhängt sich ein introvertierter,<br />
aber dennoch lebensfroher<br />
Student? Wie kommt Schmierseife<br />
in die Lunge eines in der<br />
Badewanne verunglückten Rollstuhlfahrers?<br />
Und was hat eine<br />
Psychologiehausarbeit über eine<br />
militärische Spezialeinheit in den<br />
1970ern damit zu tun? Andreasson<br />
muss Zusammenhänge aufdecken,<br />
die der Hörer dank eines<br />
weiteren Erzählstrangs längst<br />
ahnt. Spannend – und letztlich<br />
überraschend – bleibt es aber<br />
trotzdem. (kab)<br />
Ulli Lust/Marcel Beyer<br />
Flughunde<br />
Suhrkamp, <strong>2013</strong><br />
350 S.; 24,99 Euro<br />
Wahrscheinlich arbeitet kaum<br />
jemand im deutschsprachigen<br />
Comicbereich so literarisch wie die<br />
1967 in Wien geborene Ulli Lust.<br />
Spätestens seit ihr Mammutwerk<br />
„Heute ist der letzte Tag vom Rest<br />
deines Lebens“ international an<br />
Preisen abräumte, was abzuräumen<br />
war, gilt die Wahlberlinerin als<br />
absolut hochkulturkompatibel.<br />
Beziehungsweise: suhrkampfähig.<br />
Der ökonomisch schlingernde<br />
Verlag versucht seit kurzem,<br />
Graphic Novels als<br />
Subgenre der Literatur ins Repertoire<br />
aufzunehmen, und Lust hat<br />
hierfür einen Roman von Marcel<br />
Beyer adaptiert: „Flughunde“,<br />
eine verschachtelte, vielstimmige<br />
Erzählung aus den letzten Tagen<br />
des Zweiten Weltkriegs. Kein<br />
leichtes Unterfangen, Beyer<br />
berichtet weder chronologisch,<br />
noch ist seine Perspektive immer<br />
so deutlich, dass eine eindeutige<br />
Bebilderung vertretbar wäre. Lust<br />
löst diese Problematik, indem sie<br />
tagebuchartige Passagen, surreale<br />
Bilder und den von ihr gewohnten<br />
reportagehaften Stil<br />
nebeneinander stellt, sie versucht<br />
gar keine einheitliche Bildsprache,<br />
sondern übernimmt Beyers<br />
Uneindeutigkeiten in ihre ureigene<br />
Ästhetik. Die Szenaristin ist<br />
hier nicht so gefordert wie in ihren<br />
eigenen Arbeiten, dennoch<br />
ist „Flughunde“ das interessante<br />
Experiment einer Übernahme von<br />
Literaturstrukturen ins Medium<br />
der Graphic Novel. (fis)<br />
65<br />
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Recto Verso<br />
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Europa
Lesungen<br />
Foto: © René Fietzek<br />
Foto: © Gleb Smirnov<br />
Foto: © ryz.cz<br />
Foto: Carolin Weinkopf<br />
Olga Grjasnowa<br />
Julia Kissina<br />
°<br />
Petra Hulová<br />
Elisabeth Rank<br />
DER RUSSE IST EINER, DER<br />
BIRKEN LIEBT<br />
Der Debütroman bietet eine eindrucksvolle<br />
Innensicht vom Leben<br />
in einer Einwanderungsgesellschaft.<br />
Grjasnowas Heldin Mascha kommt<br />
aus Aserbaidschan und zieht als<br />
Zwölfjährige mit ihrer Familie in<br />
eine deutsche Kleinstadt. Hier muss<br />
sie dolmetschen lernen, um mit<br />
ihren Eltern das Ausländeramt zu<br />
besuchen, und ist rassistischen<br />
Äußerungen ausgesetzt.<br />
11. 7. Berlin – 17. 7. Mönchengladbach<br />
– 18. 7. Krefeld<br />
FRÜHLING AUF DEM MOND<br />
Fotografin, Aktionskünstlerin,<br />
Undergroundliteratin: Julia Kissina<br />
ist eine Alleskönnerin. In ihrem<br />
Debütroman lässt sie aus der Sicht<br />
einer Heranwachsenden in Kiew<br />
noch einmal die Breschnew-Jahre<br />
Revue passieren. Rettung verspricht<br />
eine im Mondlicht gesteigerte<br />
Selbstwahrnehmung, mit der<br />
man sich den Zumutungen der<br />
Realität entziehen kann.<br />
18. 7. Berlin<br />
DREIZIMMERWOHNUNG<br />
AUS PLASTIK<br />
Die tschechische Autorin wählt<br />
eine Prostituierte Anfang 30 als<br />
Romanheldin und lässt diese<br />
erzählen, wie sie Kunden in ihrem<br />
Prager Appartement empfängt. Mit<br />
einer ungewöhnlichen Mischung<br />
aus Vulgärjargon und poetischer<br />
Sprache gibt sie ihre Sicht der<br />
Welt wieder, die vor zynischen<br />
Spitzfindigkeiten nur so wimmelt.<br />
16. 7. Stuttgart<br />
BIST DU NOCH WACH?<br />
Nach ihrem erfolgreichen Debütroman<br />
„Und im Zweifel für dich<br />
selbst“ legt die Berliner Autorin<br />
nach. „Bist du noch wach?“ thematisiert<br />
die Beziehungsunfähigkeit<br />
junger Menschen zwischen<br />
20 und 30. Mit wem soll man<br />
darüber reden, dass es niemanden<br />
mehr gibt, mit dem man über alles<br />
reden kann?<br />
18. + 21. 7. Berlin –<br />
20. 7. Hamburg<br />
Eventtipps<br />
Baff – HAVE A<br />
SEAT & BEAT<br />
Percussion Show<br />
Foto: Apollo Varieté<br />
Baff ist keine gewöhnliche Percussionshow,<br />
denn gemeinsam mit der<br />
niederländische Truppe Percossa<br />
haben sich die Regisseure Hans<br />
Minnaert und Karel de Rooij etwas<br />
ganz Besonderes für ihr Publikum<br />
ausgedacht: Trommeln unter den<br />
Sitzflächen der speziell entwickelten<br />
Stühle laden die Zuschauer zum<br />
Mitmachen ein und schaffen ein<br />
einzigartiges Gemeinschaftserlebnis.<br />
Lenka<br />
6. 9. Luxor, Köln<br />
Groundation<br />
Foto: FKP Scorpio Foto: Prime Entertainment<br />
Kate Nash<br />
30. 9. Ampere, München<br />
David Pfeffer<br />
Foto: Till Brönner<br />
Foto: Christopher Dadey<br />
Olaf Schubert<br />
30. 10. CCH, Hamburg<br />
¡Más Shake!<br />
Foto: Klaus Meine<br />
Foto: Concert Team NRW<br />
18.–28. 7.<br />
Apollo Varieté, Düsseldorf<br />
4. 9. Markthalle, Hamburg 4. 8. Zentrum Altenberg, Oberhausen<br />
13. 9. Blue Shell, Köln
W LTPREMIERE<br />
layoutdeluxe.de<br />
www.facebook.com/<br />
eintrittskarten<br />
Tickets und Infos unter<br />
www.eintrittskarten.de und 01805-2001 *<br />
sowie in guten Vorverkaufsstellen<br />
*aus dem dt. Festnetz 0,14 /Min., Mobilfunk max. 0,42 /Min.
Die Wahrheit hat Konsequenzen.