MARIA CALLAS Eine Sendereihe von Jürgen Kesting - Kulturradio
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Maria Callas – 5. Folge Seite 4 <strong>von</strong> 9<br />
Callas nach und gewährte eine dritte Aufführung, die nicht verabredet war. Aus<br />
dieser ist wiederum ein Mitschnitt der Wahnsinnsszene erhalten – mit offenbar<br />
spontan veränderten Verzierungen und einem unverändert brillanten hohen Es am<br />
Schluss.<br />
Musik 6<br />
Membran-Edition<br />
223521<br />
LC 12281<br />
T. 902 (einbl. bei<br />
05’30)<br />
Gaetano Donizetti, LUCIA DI<br />
LAMMERMOOR<br />
„Il dolce suono …… Ardon gl’incensi..”<br />
Maria Callas, Sopran<br />
Orchester des Palacio de las Bellas Artes<br />
Dirigent: Guido Picco<br />
06’00<br />
Die Faszination, die Maria Callas als Lucia ausstrahlte, beruhte besonders darauf,<br />
dass sie die Koloraturen zum einen in dunkle Farben tauchte und sie zum anderen<br />
mit einzigartiger Verve zu singen verstand. <strong>Eine</strong>n ähnlichen vokal-dramatischen<br />
Ansatz wählte sie auch für die ihre vierte Partie beim Gastspiel in Mexico: Verdis<br />
Gilda in „Rigoletto“, die sie nur zwei Mal auf der Bühne dargestellt hat.<br />
Es mag schwer fallen, sich Maria Callas in der Rolle eines naiven Mädchens<br />
vorzustellen, das aus Liebe zu einem Hallodri in den Tod geht. Auf der Klangbühne<br />
ist ihre Darstellung einer unerwachten Unschuld, die <strong>von</strong> einem skrupellosen<br />
Verführer vergewaltigt wird und sich ihm dennoch opfert, bewegend. Leider hätte<br />
sie einen besseren Dirigenten verdient gehabt als den rhythmisch starren Umberto<br />
Mugnai, vor allem auch bessere Partner als den hölzernen Bariton Piero<br />
Campolonghi und den forciert singenden, laxen Giuseppe di Stefano.<br />
Doch brachte die Aufführung knapp acht unvergessliche Minuten und einige<br />
irritierende Sekunden: Gildas Arie „Caro nome“. Maria Callas taucht den<br />
inständigen Sehnsuchtsgesang in tiefe Schatten. Dass die Arie mehr Bindung<br />
bekommt als bei den zirpenden soprani leggieri, erreicht sie dadurch, dass sie sich,<br />
wie John Ardoin wiederum schreibt, in die punktierten, also die längeren Noten<br />
förmlich hineinlehnt und die kurzen Noten zum raschen Übergang in die nächste<br />
Phrase nutzt. Der träumerische Charakter der Arie wird intensiviert durch die<br />
elegischen Triller. Ein Fehlgriff aber, dass sie in der Coda statt des gehaltenen<br />
Trillers drei in Terzen aufsteigende Triller singt und zum Abschluss ein<br />
dreigestrichenes Es einlegt; es ist ein bloßer Effekt, Wirkung also ohne Ursache.<br />
Musik 7<br />
Melodram Edition<br />
223521<br />
LC 12281<br />
T. 113<br />
Giuseppe Verdi, RIGOLETTO<br />
„Caro nome“<br />
Maria Callas, Sopran<br />
Orchester des Palacio de las Bellas Artes<br />
Dirigent: Umberto Mugnai<br />
08:12<br />
Sie werden gehört haben, dass eine Männerstimme ständig in die Musik der Gilda<br />
hineingeredet hat: es war der Souffleur, den Maria Callas brauchte. Aber auch wenn<br />
sie den text nicht immer präsent hatte, hat sie den Sinn der Worte stets getroffen,<br />
aus dem Geist der Musik entwickelt.<br />
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