Leseprobe: ï¬In dieser Nacht kam Yasmin zu mir - Lesebar
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Blick, für die der Roman nur eine Diagnose, keine Therapie bereithält: Ein Fünkchen<br />
Moral findet sich noch in jedem der vier Jugendlichen, aber fehlende Entschlusskraft<br />
und Eigeninteressen verhindern Aufrichtigkeit, humanistische Menschlichkeit.<br />
Vielleicht macht auch dies die Qualität dieses Romans aus – dass man als Leserin<br />
ein öffentliches Eingeständnis der Schuld vermisst.<br />
Daniela Anna Frickel<br />
Röder, Marlene:<br />
Zebraland<br />
Ravensburger 2009.<br />
224 Seiten.<br />
€ 14,95.<br />
Jugendbuch ab 12 Jahren.<br />
<strong>Leseprobe</strong>:<br />
In <strong>dieser</strong> <strong>Nacht</strong> <strong>kam</strong> <strong>Yasmin</strong> <strong>zu</strong> <strong>mir</strong>. Sie saß auf dem Rücken des Zebras wie eine<br />
feine Dame. Ihre Beine baumelten an einer Seite herunter.<br />
Sie ritt ganz dicht an mich heran. Statt ihres MP3-Players hatte <strong>Yasmin</strong> die Stöpsel<br />
eines Stetoskops in den Ohren. Wie eine Ärztin hörte sie mein Herz ab. Dabei wippte<br />
sie im Takt mit den Füßen.<br />
Es war, als lauschte sie auf eine Musik in meinem Inneren, die ich nicht hören<br />
konnte.<br />
Schließlich richtete <strong>Yasmin</strong> sich auf und sah mich abwartend an.<br />
Ich wollte ihr sagen, wie leid es <strong>mir</strong> tat, dass sie tot war, doch ich konnte nicht<br />
sprechen. Ich konnte nicht schreien, nicht singen. Mein Mund war <strong>zu</strong>gewachsen.<br />
Da lächelte <strong>Yasmin</strong> ihr kleines, schelmisches Lächeln. An ihren Schneidezähnen war<br />
Blut. Das Zebra trug sie davon, hinaus aus meinem Traum. (S. 133)