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Impulse für die Kulturarbeit mit Älteren - Kulturgeragogik

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Radiorauschen und<br />

Kantorentango<br />

Der „Experimentalchor Alte Stimmen“<br />

Von Bernhard König<br />

Der erste öffentliche Auftritt unseres Chores beginnt <strong>mit</strong> dem Rauschen und Knarzen eines schlecht<br />

eingestellten Kofferradios. Einer unserer Choristen hält es vorn am Bühnenrand ans Mikrofon.<br />

Kurze Zeit später der erste Einsatz des Chores: Kein gesungener Akkord, keine Melo<strong>die</strong>, sondern<br />

eine stimmliche Fortsetzung des Radiorauschens, in <strong>die</strong> sich nach und nach verschiedene musikalische<br />

und textliche Einsprengsel mischen. Choral- und Bigbandfragmente einer Bläsergruppe.<br />

Aktuelle Nachrichten vom Tage, gelesen von einer professionellen Rundfunksprecherin. Kurze Anklänge<br />

an Popsongs und Opernarien aus dem Mund einer Solosängerin. Der Chor rauscht derweil<br />

munter weiter.<br />

Wir befinden uns auf dem 33. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Dresden. Der Chor, der<br />

hier soeben geräuschhaft sein öffentliches Debüt begeht, existiert erst seit wenigen Monaten.<br />

Das ungewöhnliche Repertoire ist nicht seine einzige Besonderheit: Alle Sängerinnen und Sänger<br />

mussten, um zugelassen zu werden, ein exklusives Aufnahmekriterium erfüllen. Man musste nicht<br />

vorsingen oder seine Blattlese-Künste unter Beweis stellen, um hier <strong>mit</strong>singen (oder -rauschen)<br />

zu dürfen. Aber man muss mindestens 70 Jahre alt sein.<br />

Startschuss in Köln<br />

2010 erteilte mir <strong>die</strong> Stuttgarter Addy-von-Holtzbrinck-Stiftung den Auftrag <strong>für</strong> ein mehrjähriges<br />

künstlerisches Forschungsprojekt. Die Aufgabenstellung: Neue Formen <strong>für</strong> das Musizieren <strong>mit</strong><br />

alten Menschen entwickeln. Gemeinsam <strong>mit</strong> dem Stiftungskuratorium erarbeitete ich ein mehrstufiges<br />

Projekt, das sich an verschiedenen Schauplätzen unterschiedlichen Daseinsformen von<br />

„Alter“ widmet. Neben Angeboten in einem Altenheim und einem Hospiz sollte auch ein neuer<br />

Chor ins Leben gerufen werden: Ein Experimentallabor <strong>für</strong> „alte Stimmen“, das sich ausschließlich<br />

der Entwicklung und Einstu<strong>die</strong>rung neuer Stücke widmet.<br />

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