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Download - juridikum, zeitschrift für kritik | recht | gesellschaft

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VORSATZ<br />

möglichst breiten Öffentlichkeit<br />

zugänglich und verstände<br />

lich sind und eine aktive Teilnahme<br />

am Geschehen nicht nur<br />

ermöglichen, sondern fördern.<br />

Inwieweit das Juridikum<br />

diesen Ansprüchen ge<strong>recht</strong><br />

werden konnte, bleibt der Beurteilung<br />

durch unsere LeserInnen<br />

überlassen. Für mich<br />

persönlich hat es sich jedenfalls<br />

gelohnt, nach diesen Kriterien<br />

Texte und Themen auszuwählen<br />

und kritische AutorInnen<br />

zu gewinnen. U nvergesslich<br />

werden mir jedenfalls unsere<br />

hitzigen und fürchterlich anstrengenden<br />

Diskussionen bleiben,<br />

die wir in unserem Sommerdomizil<br />

in Laaben über<br />

Form und Inhalt anläßlich der<br />

alljährlich veranstalteten internen<br />

"Blatt<strong>kritik</strong>" führten. Hier<br />

wurde alles zerlegt und hinterfragt,<br />

und hier wurde auch immer<br />

wieder überlegt, wie es<br />

denn mit dem Juridikum weitergehen<br />

könnte.<br />

Obsession und Profession<br />

Leider konnten wir uns ja nicht.<br />

nur über Form und Inhalt streiten.<br />

Wir mußten auch eine Organisation<br />

auf die Beine stellen,<br />

die das regelmäßige Erscheinen<br />

des Juridikum gewährleistete.<br />

Daß die Existenz eines Juridikum<br />

ohne unseren selbstausbeuterischen<br />

Arbeitseinsatz<br />

nicht denkbar war, wußten wir.<br />

Die Publizistikförderung stellt<br />

einen Tropfen auf den heißen<br />

Stein dar. Sie deckt nicht einmal<br />

die Druckkosten für eine Ausgabe<br />

ab.<br />

Das Juridikum ist trotz dieser<br />

bekannten Bedingungen mit<br />

dem Anspruch angetreten, einer<br />

möglichst breiten Öffentlichkeit<br />

qualifizierte Auseinandersetzungen<br />

zu bieten. Wir<br />

gingen davon aus, daß die für<br />

uns erreichbare Öffentlichkeit<br />

erstens nicht so klein ist, wie alle<br />

tun und zweitens daß sie<br />

groß genug ist, um unseren<br />

Aufwand an Infrastruktur und<br />

Arbeit längerfristig auch wirtschaftlich<br />

zu <strong>recht</strong>fertigen. Wir<br />

meinten also gute Gründe für<br />

die Annahme zu haben, daß<br />

sich unsere Obsession auch zur<br />

Profession entwickeln läßt.<br />

Robert Zöchling formulierte<br />

1991 kritisch und doch<br />

selbstbewußt: " Würden wir das<br />

nicht annehmen, so. sollten wir<br />

besser heute, als morgen zusperren,<br />

denn mit ausschließlicher<br />

Selbstausbeutung als Freizeitgestaltung<br />

läßt sich - zumal in<br />

solch leistungsorientierter, geschwindigkeitsrauschender<br />

und<br />

hochtechnisierter Zeit - auch<br />

keine anständige Arbeit mehr<br />

machen. Wer auch nur annäherungsweise<br />

Ahnung davon hat,<br />

welchen enormen Aufwand<br />

kommerzielle und staatliche<br />

Wissenschaftsbetriebe einerseits<br />

und Medienunternehmen andererseits<br />

treiben, um ihre Produkte<br />

fragwürdigen <strong>gesellschaft</strong>lichen<br />

Nutzens mit steigender<br />

Wucht auf den Markt zu<br />

werfen und damit ihn (den Ahnenden)<br />

und uns immer vollendeter<br />

vor <strong>gesellschaft</strong>liche Tatsachen<br />

zu stellen, die selten die<br />

unseren sind, der wird einsehen,<br />

daß es mehr als ein paar klapprige<br />

Schreibmaschinen und einen<br />

- den - Computer der vorletzten<br />

Generation braucht, um<br />

sich mit einem Projekt, das nicht<br />

für den Markt, sondern für<br />

Menschen arbeitet, überhaupt<br />

noch zu behaupten. "<br />

Hätten wir besser schon vorgestern<br />

zugesperrt? Natürlich<br />

drängt sich diese Frage auf. Und<br />

viele Mensch;en würden sie ohne<br />

Zweifel mit ja beantworten.<br />

Manche haben ja auch die angekündigte<br />

Einstellung typisch<br />

österreichisch-mieselsüchtig<br />

dahingehend kommentiert, daß<br />

sie sich das ohnehin schon immer<br />

gedacht haben. Diesbezüglich<br />

bleibt mir persönlich wohl<br />

nur die Genugtuung; daß sie 10<br />

Jahre lang auf ihre Bestätigung,<br />

daß "sowas" eigentlich nicht<br />

funktiofiieren kann, warten<br />

mußten. Im übrigen bin ich<br />

froh, für mich persönlich diese<br />

Ft,age mit nein beantworten zu<br />

können. Das mag auf meine -<br />

zeitweilig durchaus obsessive -<br />

Leidenschaft für Zeitschriften<br />

bzw Medien aller Art oder aber<br />

auch auf den Spaß an der oszillierenden<br />

Gratwanderung, wie<br />

Michael Wimmer einmal die<br />

Tätigkeit der Juridikum-Redaktion<br />

so treffend bezeichnet<br />

hat, zurückzuführen sein. Es<br />

mag auch trotziger Widerstand,<br />

mit einem so anspruchsvollen<br />

Zeitungsprojekt das viel beschworene<br />

Unmögliche möglich<br />

zu machen, durchaus im<br />

Spiel gewesen sein.<br />

Viel wichtiger ist aber das<br />

Faktum, daß das Juridikum<br />

tatsächlich ein erfolgreiches<br />

Medium ist: Wir konnten eine -<br />

gemessen an etablierten juristischen<br />

Fach<strong>zeitschrift</strong>en - ungewöhnlich<br />

hohe Anzahl von<br />

Abonenntinnen gewinnen, die<br />

auch die finanzielle Haupteinnahmsquelle<br />

ausmachen. Wir<br />

gingen also zu Recht davon aus,<br />

daß die für uns erreichbare öf~<br />

fentlichkeit nicht so klein ist,<br />

wie alle tun.<br />

Außerdem ist uns durch die<br />

redaktionelle Arbeit am Juridikum<br />

eine dichte Vernetzung<br />

mit Vertrete rInnen des Studiums,<br />

der juristischen Berufe,<br />

der Wissenschaft und der poH.<br />

tischen Arbeit gelungen. Die<br />

Vielzahl unserer AutorInnen<br />

und ihrer großartigen Beiträge<br />

spricht für sich. Für die Auto.~<br />

rInnen spricht, daß sie alle uh~<br />

entgeltlich für das Juridikum<br />

geschrieben haben und daß es<br />

uns nie an Beiträgen gemangelt<br />

hat. Im übrigen gilt: Um wirklich<br />

ermessen zu können, wie<br />

und warum das Juridikum so<br />

erfolgreich ist, gibt es nur eine<br />

Möglichkeit: lesen.<br />

Es geht weiter<br />

Faktum ist aber auch, daß die<br />

derzeitige organisatorische<br />

Konzeption zwar eine finanzielle<br />

Kraft erreicht hat, die groß<br />

genug ist, das Juridikum kostendeckend<br />

zu produzieren, aber in<br />

keinem Verhältnis zu unserem<br />

zeitlichen Aufwand steht. Es ist<br />

zwar nicht unmöglich (wir haben's<br />

bewiesen), aber schlichtweg<br />

nicht anständig (im oben<br />

zitierten Zöchling' schen Sinne),<br />

quasi nebenbei nicht nur die<br />

Herausgabe, sondern auch die<br />

Geschäftsführung, Produktion,<br />

Anzeigen- und Aboverwaltung,<br />

die Organisation des Vertriebes<br />

etc. einer so anspruchsvollen<br />

und umfangreichen Zeitschrift<br />

zu besorgen.<br />

Unsere veränderten Lebensumstände<br />

zwingen uns daher,<br />

schweren Herzens die Konsequenzen<br />

zu ziehen. Damit sollte<br />

aber die Geschichte des Juridilmm<br />

noch lange nicht zu Ende<br />

sein. Mittlerweile hat sich<br />

nämlich ein neues frisches HerausgeberInnenteam<br />

formiert,<br />

das nichts unversucht lassen<br />

möehtc1, zu einer Lösung zu<br />

finden, die es ermöglicht, das<br />

Juddikum professionalisiert<br />

weiterzuführen. Ziel ist es, einen<br />

wirtschaftlich und organisatodsch<br />

potenten Partner zu<br />

gewinnen, der ber~it ist; ProdukticHl,<br />

Geschäftsführung,<br />

Vcrtdeb, Anzeigen- und Aboverwaltung<br />

zu besorgen. Wir<br />

haben mit dem Juridikum ein<br />

sehr gutes Produkt anzubieten<br />

und ich bin daher optimistisch,<br />

daß wir eine neue Lösung für<br />

. das Juridikum finden werden.<br />

Wir haben - gemeinsam mit Ihrer<br />

Unterstützung :- 10 Jahre<br />

lang alle Krisen überstanden<br />

und wir werden auch diese Krise<br />

überstehen. Ich bitte Sie daher,<br />

verehrte Leserin und verehrter<br />

Leser, uns, wie frau so<br />

schön sagt, die Treue zu halten.<br />

Wir befinden uns derzeit mitten<br />

in konkreten Verhandlungen<br />

über eine Weiterführung und<br />

werden Sie über das Ergebnis<br />

dieser Verhandhingen selbstverständlich<br />

umgehend informIeren.<br />

Im übrigen darf ich nun Ihre<br />

Aufmerksamkeit auf unsere<br />

hervorragende Jubiläumsnummer<br />

richten, die dem Anlaß entsprechend<br />

besonders umfangreich<br />

geworden ist. Abschließend:<br />

Herzlichen Dank<br />

an alle unsere AutorInnen, Unterstützerlnnen,<br />

Sympathisantinnen<br />

und LeserInnen. Es hat<br />

uns sehr gefreut!<br />

•<br />

Maga. Maria Wind hager ist seit<br />

1991 Chefredakteurin des Juridikum<br />

und Generalsekretärin<br />

seit 1996.<br />

4<br />

Juridikum 1/99

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