Templer 3 - Der Tempel der Menschheit
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ausgebreiteten Ich und Schicksal als zwei zusammengehörige Hälften<br />
eines größeren Ganzen zusammentreffen, vollzieht sich, was wir sinnvolle<br />
Biografie nennen und worauf im Alter <strong>der</strong> rückschauende Blick<br />
des Greises mit Befriedigung ruht.<br />
Nicht den kleinsten Teil vom Geheimnis des Menschenschicksals<br />
hat begriffen, wer nicht erkennt: Mehr als meine Haar- und Augenfarbe,<br />
mehr als meine Krankheitsdispositionen und Charakteranlagen gehört<br />
dasjenige zu mir und bildet einen Teil meines Wesens, was mir<br />
von außen durch Schicksalsereignisse und wesentliche Menschenbegegnungen<br />
zugebracht wird. Mein Leben leben heißt, mich selbst aus<br />
allen diesen Teilen und Spiegelsplittern zusammensammeln.<br />
Von solchen Gesichtspunkten studiere man seinen eigenen Lebenslauf,<br />
die Lebensläufe von Freunden und schließlich die historisch bekannter<br />
Persönlichkeiten. Die meisten <strong>der</strong> Letzteren wären sich selbst<br />
und <strong>der</strong> Welt nicht geworden was sie waren ohne das Zusammentreffen<br />
mit ganz bestimmten an<strong>der</strong>en Menschen. Oftmals findet man, wie das<br />
Leben bis zu einem gewissen Punkte <strong>der</strong> inneren und äußeren Entwicklung<br />
verläuft, dann aber stille steht und wie in eine Sackgasse gerät.<br />
Von sich allein und aus den bisher in seiner Umwelt wirkenden Kräften<br />
scheint <strong>der</strong> Mensch dann nicht mehr recht weiter zu kommen. Sein Leben<br />
ist in Gefahr zu versanden. Sinnlosigkeit und Leere beginnen ihn<br />
zu bedrücken.<br />
Da, in diesem Augenblick, tritt, geleitet von <strong>der</strong> wun<strong>der</strong>baren Regie<br />
dessen, was in Schicksalsbegegnungen wirkt, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Mensch in den<br />
Lebenskreis. Es braucht keineswegs ein Freund o<strong>der</strong> eine Freundin,<br />
eine Neigung o<strong>der</strong> Liebe zu sein. Es kann durchaus auch ein Feind sein,<br />
<strong>der</strong> gerade durch das, was er als Feind tut, durch herbe Kritik, vielleicht<br />
durch ein einziges, in entscheidungsschwerer Stunde gesprochenes hartes<br />
Wort den An<strong>der</strong>en aus seinem Schlafe wachrüttelt und seine Kräfte<br />
mobilisiert, so dass er plötzlich weiß: ,,Das habe ich zu tun. Diese Aufgabe<br />
wartet auf mich. <strong>Der</strong> bin ich!"<br />
Es kann auch sein, dass ein Feind gerade dadurch, dass er in feindlicher<br />
Absicht die bisherige Lebensbahn (Beruf, Karriere etc.) eines an<strong>der</strong>en<br />
Menschen unterbricht, die früher genannte Stagnation beendet<br />
und den betreffenden Menschen indirekt auf seine wahre Bahn bringt.<br />
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