Templer 3 - Der Tempel der Menschheit
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Dasselbe gilt überall, wo es sich um den Zusammenhang <strong>der</strong> sinnlich-räumlich-materiellen<br />
mit <strong>der</strong> übersinnlich-geistigen Welt handelt.<br />
Niemand vermag es z. B. einem Samen o<strong>der</strong> Ei anzusehen, was daraus<br />
für ein Lebewesen sich entwickeln wird, ja ob sich überhaupt etwas<br />
daraus entwickelt. Das erfahren wir immer nur im Nachhinein an den<br />
verräumlichten und verkörperten Resultaten. Von <strong>der</strong> Gestalt des erwachsenen<br />
Tieres fällt Licht auf das Wesen des zugehörigen Eies. Verstandesmäßig<br />
sind wir gezwungen zu sagen: Wenn sich dieses hochorganisierte<br />
Gebilde aus jenem einfachen Ei entwickelt hat, dann muss in<br />
diesem Einfachen jenes Hoch komplizierte, nur nicht im sinnlichmateriellen,<br />
son<strong>der</strong>n im übersinnlich-geistigen Sinne, vorhanden gewesen<br />
sein. Verwandlung einer übermateriellen und überräumlichen<br />
Geistgestalt in eine räumlich-materielle Leibesgestalt ist demnach was<br />
wir ,,Entwicklung" nennen.<br />
Aber dieser zwingende Verstandesschluss genügt uns nicht. Wir<br />
möchten jene Geistgestalt nicht nur begrifflich denken, son<strong>der</strong>n unmittelbar<br />
schauen, freilich dann nicht mit den Augen des Leibes, son<strong>der</strong>n<br />
mit denen <strong>der</strong> Seele und des Geistes (Goethe). Grundsätzlich muss dies<br />
möglich sein, denn auch in unserem Leibe wirken während <strong>der</strong> Embryonalzeit<br />
und lebenslang übermaterielle, also im weitesten Sinne geistigseelische<br />
Kräfte. Es käme also nur darauf an, diese durch bestimmte<br />
Seelenübungen aus dem Unbewussten ins Bewusstsein heraufzuheben,<br />
um dann mit entwickelten, übersinnlich-geistigen Erkenntnisorganen<br />
das Übersinnlich-Geistige in Pflanzen, Tieren und Mitmenschen unmittelbar<br />
schauen zu können. Es ergibt sich daraus, dass die Auferstehung<br />
eines übermateriellen, geistig-seelischen Menschen in uns allen aus <strong>der</strong><br />
Grabesdunkelheit des bloßen Leibesmenschen und des bloßen materialistischen<br />
Sinnes- und Verstandesbewusstseins die Voraussetzung einer<br />
vertieften Naturerkenntnis bildet.<br />
Noch mehr gilt dies für eine vertiefte Erkenntnis menschlicher Persönlichkeiten,<br />
Biografien und Schicksale. Deshalb sind Menschenbegegnungen<br />
so bedeutsam, weil ihre tiefen Erschütterungen, sie seien,<br />
nun Beglückungen o<strong>der</strong> Bedrückungen, die Erweckung und Auferstehung<br />
unseres eigenen Geistesmenschen aus dem Grabe des Alltagsund<br />
Leibesmenschen und dadurch ganz neue Voraussetzungen sozialen<br />
Zusammenlebens vorbereiten. Das ,,Erwachen am Mitmenschen," welches<br />
Rudolf Steiner beson<strong>der</strong>s als Aufgabe des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts be-<br />
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