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als PDF herunterladen - Unsere schöne Gemeinde Quarnbek

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8 CHRONIK<br />

Auf der Schattenseite der „Bauernbefreiung“: Die Rajensdorfer Famlie Brocks<br />

Mit dem Begriff „Bauernbefreiung“ ist das Wesen der Umwälzungen<br />

in den Dörfern der holsteinischen Güter um die<br />

Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert nur unzureichend beschrieben.<br />

Die Bauernbefreiung brachte das Ende der „Bindung<br />

an die Scholle“. Bauern und Gesinde konnten sich nun<br />

frei im Land Arbeit und Wohnung suchen. Auch die Genehmigung<br />

des Gutsherrn zu einer Heirat musste nicht mehr eingeholt<br />

werden. Von mindestens genauso großer Bedeutung<br />

war die Reform der Wirtschaftsweise in den Gutsdörfern.<br />

Vorher bestand die Aufgabe der bäuerlichen Höfe, den<br />

Hufen, innerhalb der adligen Güter darin, Arbeitkräfte für<br />

den Gutsbetrieb bereitzustellen. Ein eigenes wirtschaftliches<br />

Risiko trugen sie nicht. Mit der Agrarreform wurden sie zu<br />

weitgehend unternehmerisch selbstständigen Wirtschaftsbetrieben.<br />

Mit der Geschichte der Hufnerfamilie Brocks aus<br />

Rajensdorf soll ein Blick auf die Schattenseite dieser Errungenschaften<br />

geworfen werden.<br />

Claus Brocks wurde am 22. Oktober 1735 in Rajensdorf geboren.<br />

Die Eintragungen im Flemhuder Kirchenbuch legen<br />

nahe, dass schon Vater Hans Hinrich und Großvater Claus<br />

Hufner in Rajensdorf waren. Auch in der Zeit der Leibeigenschaft<br />

war es üblich, dass die Hufen in der Familie weiter gegeben<br />

wurden. 1780 wird Claus Brocks erstm<strong>als</strong> <strong>als</strong> Hufner<br />

in Rajensdorf in den Akten erwähnt. Beim Bau des Eider -<br />

kan<strong>als</strong> hatten Arbeiter eine Abkürzung durch die zur Brockschen<br />

Hufe gehörenden Viehbergskoppel benutzt. Der entstandene<br />

Trampelpfad hatte den Ernteertrag gemindert und<br />

dadurch waren Entschädigungsansprüche aktenkundig geworden.<br />

1782 war dem Hufner die erste Frau, mit der er drei<br />

Töchter hatte, gestorben. Um 1784 heiratete er die 28 Jahre<br />

jüngere Elisabeth Thode, eine Tochter des Insten Jürgen Hinrich<br />

Thode vom Klinck bei Stampe. Das Ehepaar hatte<br />

14 Kinder.<br />

Der von vielen ersehnte Augenblick der wirtschaftlichen<br />

Selbstständigkeit kam für Claus Brocks und alle Stelleninhaber<br />

im adligen Gut <strong>Quarnbek</strong> am 1. Mai des Jahres 1797.<br />

Am 15. Juni 1796 waren die Verträge in Warleberg den versammelten<br />

zukünftigen Pächtern vorgelesen worden, am<br />

17. Dezember hatte der Erbherr auf <strong>Quarnbek</strong>, Graf Heinrich<br />

XLIII. Reuß, in Altona die Verträge unterschrieben und am<br />

23. Dezember setzte der 61jährige Claus Brocks schließlich<br />

sein Namenszeichen unter seinen Vertrag. Die Laufzeit der<br />

<strong>Quarnbek</strong>er Verträge betrug die für Zeitpachtverträge in<br />

Holstein ungewöhnlich lange Dauer von 30 Jahren. In den<br />

umliegenden Gütern wurde meist nur auf zehn Jahre verpachtet.<br />

Als Pächter einer der vier Vollhufen mit 76 Tonnen 7 Schipp,<br />

<strong>als</strong>o knapp 40 Hektar, war Claus Brocks zwar bis zum 1. Januar<br />

1805 immer noch Leibeigener, gehörte aber innerhalb<br />

der dörflichen Gesellschaft Rajensdorfs zu den Honoratioren.<br />

Karte der Dorfschaft Radenstorff (Rajensdorf) von 1780. Sie entstand beim Bau des alten Eiderkan<strong>als</strong> in der Kanzlei Thiessens, einem der<br />

fähigsten Vermesser und Kartographen der damaligen Zeit. Dank der ausgezeichneten Reproduktion des Landesarchivs in Schleswig sind<br />

viele Details erkennbar. Die Karte ist „gesüdet“. Anders <strong>als</strong> auf heutigen Karten ist der Süden <strong>als</strong>o oben und der Norden unten. Mit dem<br />

schwarzen Balken unten (nördlich des Dorfes) ist ein steiler Hang vom Dorf herunter in das Tal der Levensau bzw. später des Kan<strong>als</strong> angedeutet.<br />

Über diesen Hang vom Dorf in die Talwiesen ist ein Pfad zu erkennen. Das Dorf lag an einem Durchgangsweg, der durch das Dorf<br />

weiter in Richtung auf den Reimershof führte. Im Dorf gab es 1803 vier Vollhufen, eine Halbhufe und sieben Kätnerhaushalte mit zusammen<br />

80 Einwohnern. Mit Dank an das Landesarchiv in Schleswig (Abt 402 A21 Nr. 10)

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