falstaff Niederösterreich-Sonderausgabe

niederösterreich / KRIMILAND
MORD
IM STILLEN LAND
Niederösterreich ist Schauplatz zahlreicher Kriminalromane. Wegbereiter
für diesen Trend waren Alfred Komarek mit seinem Gendarmerie-Beamten
Simon Polt und Eva Rossmann, die selbst im Weinviertel lebt.
TEXT ALEXANDER NIGGAS
Niederösterreich ist nicht nur
aufregend für Besucher,
sondern auch anregend für
Autoren. Kurzum: ein beliebter
Schauplatz für Krimis.
Einer der bekanntesten
Roman-Ermittler ist der tief im Weinviertel
verwurzelte Gendarmerie-Beamte Simon
Polt, in seiner besonderen Art introvertiert,
melancholisch und grüblerisch. Und stets
mit dem Fahrrad unterwegs zu den Tatorten.
Der in den ORF-Verfilmungen von
Erwin Steinhauer verkörperte Gendarm Polt
galt somit als Trendsetter für den in Niederösterreich
angesiedelten Kriminalroman.
Das empfindet auch Polt-Autor Alfred Komarek:
»Ich bin wohl ein wenig mit schuld
am niederösterreichischen Krimi-Boom«, lächelt
er und ergänzt: »Regionalkrimis sind
stark in Mode gekommen. Es wäre schade,
wenn es ausschließlich bei einer Mode-Erscheinung
bliebe.«
Warum der Autor seinen Gendarmen ausgerechnet
in Brunndorf, einem kleinen Weinbauerndorf
im fiktiven Wiesbachtal nahe der
tschechischen Grenze, ermitteln lässt? Komarek:
»Die Großstadt wird immer anonymer
und damit uninteressanter. Krimis brauchen
einen prägnanten Lebensraum mit typischen
Bewohnern, die es in den großen Städten
kaum noch gibt. Das rückt ländliche Gegenden
und ihre Menschen in den Fokus.
Niederösterreich und vor allem das Weinviertel
sind ein stiller Raum, wo im Alltag viel
unter den Teppich gekehrt wird. Erst durch
einen Mord werden die Alltäglichkeiten auseinandergerissen
und die Leute zeigen ihr
wahres Gesicht.« Gerade das mache das
Weinviertel so spannend, da es laut Komarek
sonst so gar nicht mit krimineller Energie assoziiert
wird.
In dieser ländlichen Idylle, die er sonst so
schätzt, hat Polt aber durchaus mit einer ordentlichen
Portion krimineller Energie zu
kämpfen. Etwa in »Polt muss weinen« ist er
mit einem Mord im Weinkeller konfrontiert,
der höchst kreativ mit Gärgas begangen wurde.
Da muss sich der Krimi-Held zwischendurch
schon einmal mit einem Gläschen
Wein beruhigen.
»Polt ist ein einfacher Mensch und den
einfachen Genüssen zugetan. Darum mag er
einen Grünen Veltliner – den Wein, der auch
viel über das Weinviertel aussagt. Da ist Polt
wie ich. Aber wenn es passt, kann ihm schon
auch einmal ein Roter passieren, ein Blauer
Portugieser«, schmunzelt Autor Komarek.
Alfred Komarek ist aber nicht der Einzige,
der Niederösterreich als Krimiland etabliert
hat. Eine wichtige Rolle kommt auch Eva
Rossmann zu, die ihre Journalistin Mira Valensky
etwa in »Wein und Tod« ebenfalls im
Weinviertel recherchieren lässt. Die Autorin
lässt dabei auch ihre hervorragenden Weinkenntnisse
einfließen. Kein Wunder, lebt sie
doch seit 1990 selbst im Weinviertel.
Fotos: Niederösterreich-Werbung/Rita Newman, Picturedesk
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