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Erika Saucke Fernsehredakteurin a.D. im Gespräch mit Dr. Ernst ...

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Fernsehprogramm. Wir sind nun also be<strong>im</strong> Thema "Frauenprogramme"<br />

angelangt. Sie waren dafür zuständig und da<strong>mit</strong> für eine best<strong>im</strong>mte Anzahl<br />

von Beiträgen pro Jahr verantwortlich. Das war also nicht jede Woche eine<br />

Sendung, sondern entsprach eben dem Anteil, den der BR innerhalb der<br />

ARD beizusteuern hatte.<br />

<strong>Saucke</strong>: Das war ein Magazin, das aus lauter Minutenbeiträgen bestand. Es war<br />

<strong>im</strong>mer schwierig, das zu begrenzen, weil es ja doch <strong>im</strong>mer sehr viele<br />

passende Themen gegeben hat. Das Themenspektrum reichte von Dingen,<br />

die <strong>mit</strong> dem Haushalt zusammenhingen, bis hin zu Fragen sozialer Art oder<br />

zur Gesundheit usw. Ich wollte in dem Zusammenhang eigentlich gerade<br />

auf den Professor Frankel zu sprechen kommen: Er war derjenige, der<br />

dann in dieser "Alten-Sendung", also in dieser Sendung für Senioren, die wir<br />

ebenfalls neu angefangen haben, auch über Tod und Leben usw. Beiträge<br />

gemacht hat.<br />

Emrich: Darf ich Ihnen ein bisschen helfen, was diese Frauensendungen betrifft?<br />

<strong>Saucke</strong>: Ja, ich bitte darum, das wäre mir recht, weil ich ja sehe, dass mir diese<br />

Dinge alle nicht mehr so völlig präsent sind.<br />

Emrich: Sie müssen nach so vielen Jahren ja auch nicht mehr alles parat haben.<br />

Ihnen gebührt <strong>im</strong> Hinblick auf diese Frauensendungen jedenfalls das<br />

Kompl<strong>im</strong>ent, dass das keine Frauensendungen waren, in denen es nur um<br />

Marmeladenrezepte oder um Strickmuster gegangen wäre. Stattdessen<br />

ging da auch um solche Themen wie Verbraucherberatung, um moderne<br />

Ernährung. Ökotrophologie hieß dieses damals neue Stichwort. Es ging um<br />

Frauen in der Öffentlichkeit, um die Alten und die Jungen, und es ging in<br />

einigen Sendungen um solche Fragen wie Stil, Geschmack und Kitsch.<br />

Was mir bei der Aufstellung dieser Themen, die ich gelesen habe,<br />

besonders aufgefallen ist: dass es schon damals in Ihren Sendungen um<br />

das Thema Behinderte ging, um behinderte Kinder und wie man <strong>mit</strong> ihnen<br />

umgeht, welche Möglichkeiten für eine Frühtherapie es gibt usw. Das war<br />

doch eine Zeit in den sechziger Jahren, in der diese Aufmerksamkeit für<br />

Behinderte erst am Entstehen war.<br />

<strong>Saucke</strong>: Ja, da gab es dann z. B. auch dieses Zentrum für mehrfach behinderte<br />

Kinder, in dem wir ebenfalls Reportagen gemacht haben: Diese Reportagen<br />

sind dann später in einer anderen Abteilungen noch fortgesetzt worden. Ich<br />

kann mich auch daran erinnern, dass wir einmal <strong>mit</strong> dem Spastikerzentrum<br />

zusammengearbeitet haben. Es kam da Filmmaterial an über die Operation<br />

eines Spastikers, dessen Hände so sehr verkrampft waren: Durch diese<br />

Operation wurden dann die Hände dieses Menschen ein wenig geöffnet. Es<br />

gehörte eben auch zu meinen Aufgaben, solches Filmmaterial, das recht<br />

ungeordnet zu uns gekommen ist, zu schneiden. Bei den<br />

Frauenmagazinen habe ich jetzt einen Moment lang passen müssen, weil<br />

mir die einzelnen Themen wirklich nicht mehr eingefallen sind. Ich hätte<br />

dafür vorher doch noch in meinen Unterlagen nachsehen müssen. Aber es<br />

hat in dem Zusammenhang schon auch gewisse Kämpfe gegeben. Hier<br />

würde ich auch ganz gerne einmal Sie selbst lobend erwähnen: Denn Sie<br />

haben einmal freundlicherweise eine Dame in eine andere Sendung<br />

übernommen, die lediglich gestrickt und gehäkelt hat. Sie hatte zwar einen<br />

Doktortitel und war wohl Lehrerin gewesen, aber mir war es doch<br />

manchmal ein wenig zu arg altmodisch, wenn ich das so sagen darf, was<br />

sie so an Vorschlägen angebracht hat. Herr <strong>Dr</strong>. Emrich hat das dann wieder<br />

relativiert: Das muss man hier schon auch mal sagen dürfen.<br />

Emrich: Um diesen Herrn geht es aber jetzt entschieden weniger als um Sie. Dies<br />

hatte jedenfalls <strong>mit</strong> Ihrem allgemeinen Kampf gegen das Altmodische zu<br />

tun: Sie kämpften nicht nur in der Kindererziehung, sondern auch be<strong>im</strong><br />

Frauenbild gegen diese alten Zöpfe, gegen ein Frauenbild, das nach dem<br />

Krieg schon noch gang und gäbe war bei uns. Das betraf z. B. auch die

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