nichts über uns ohne uns - bezev eV
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3. Organisationen von Menschen mit Behinderung in der Entwicklungszusammenarbeit<br />
W eltweit werden Menschen mit Behinderung durch eigene<br />
Organisationen vertreten. Die Aufgaben, die von ihnen<br />
übernommen werden, erstrecken sich über die ganze<br />
Bandbreite zivilgesellschaftlichen Engagements. So vielfältig<br />
wie die Aufgaben sind, so unterschiedlich sind noch<br />
die Begriffe, mit denen sie bezeichnet werden. Manche<br />
nennen sie Selbsthilfegruppen, andere Selbstvertretungsorganisationen.<br />
Im englischen Sprachraum ist für letztere<br />
die Bezeichnung Disabled Peoples‘ Organisation (DPO) üblich.<br />
Gemeinsames Element ist aber, dass sich Menschen<br />
mit Behinderung in den Führungspositionen befinden und<br />
über die Aktivitäten und Vorhaben der Organisation oder<br />
Gruppe entscheiden.<br />
In der Entwicklungszusammenarbeit sind Organisationen<br />
von Menschen mit Behinderung „Schlüsselpartner“, wenn<br />
Entwicklungsvorhaben die Belange von Menschen mit Behinderung<br />
betreffen. Von wenigen Ausnahmen abgesehen<br />
(wie z.B. Programme zur Aufforstung des Regenwaldes),<br />
trifft dies auf alle Entwicklungsvorhaben zu. Dies bedeutet,<br />
dass fast alle Vorhaben die Belange von Menschen mit<br />
Behinderung zu berücksichtigen haben. Es ist daher von<br />
Vorteil, Organisationen von Menschen mit Behinderung in<br />
diese mit einzubinden, da sie am besten wissen, wie ihre<br />
spezifischen Belange am wirkungsvollsten berücksichtigt<br />
werden können.<br />
Ihre Beteiligung ist in allen Phasen der Projekt- und<br />
Programmdurchführung möglich, idealerweise von<br />
Anfang an, bei der Projektvorbereitung und -planung,<br />
der Durchführung, bis hin zum Monitoring und zur<br />
Evaluation. Dies gilt für Projekte und Programme in allen<br />
politischen, wirtschaftlichen und sozialen Bereichen, mit<br />
dem Ziel, Menschen mit Behinderung gleichermaßen wie<br />
andere Menschen der jeweiligen (Ziel-)Gruppe zu berücksichtigen.<br />
Darüber hinausgehend übernehmen Organisationen<br />
von Menschen mit Behinderung auch andere wichtige<br />
Aufgaben, wenn es um die Einforderung ihrer Menschenrechte,<br />
gesellschaftliche Akzeptanz und Armutsbekämpfung<br />
geht.<br />
Anwaltschaft und Lobbyarbeit<br />
Im Bereich der Anwaltschaft und Lobbyarbeit<br />
kommt ihnen eine besondere Bedeutung zu. So<br />
konnten verschiedene afrikanische Regierungen in<br />
den letzten Jahren überzeugt werden, das Thema Behinderung<br />
in ihre politischen Leitlinien aufzunehmen. Dies<br />
hat dazu geführt, dass Menschen mit Behinderung in<br />
diesen Ländern besser am gesellschaftlichen Leben<br />
teilhaben können. Ein gutes Beispiel ist Südafrika, wo die<br />
Arbeit der Organisationen von Menschen mit Behinderung<br />
dazu geführt hat, dass Südafrika nun die umfangreichste<br />
Gesetzgebung und den politischen Rahmen für die volle<br />
Integration von Menschen mit Behinderung besitzt.<br />
Bewusstseinsbildung<br />
Eine andere Aufgabe ist die Durchführung von<br />
Kampagnen, um die Öffentlichkeit dahingehend<br />
zu sensibilisieren, dass Menschen mit Behinderung<br />
zwar verschieden, aber dennoch in der Lage sind,<br />
einen positiven Beitrag zur Entwicklung ihres Landes zu<br />
leisten. Sie können nicht weiter ignoriert werden, sondern<br />
sie haben – wie jeder andere auch – die Fähigkeit, Veränderungen<br />
herbeizuführen.<br />
Information<br />
Organisationen von Menschen mit Behinderung<br />
können auch eine wichtige Rolle darin einnehmen,<br />
der Öffentlichkeit Informationen über Behinderung<br />
zu vermitteln, zu dokumentieren und zu verbreiten<br />
(z.B. mit webbasierten Datenbanken, Ressource-Zentren,<br />
etc.).<br />
Armutsbekämpfung<br />
Gemäß Schätzungen der Vereinten Nationen gibt<br />
es weltweit ca. 650 Mio. Menschen mit Behinderung,<br />
ca. 80% davon leben in Entwicklungsländern.<br />
Es wird geschätzt, dass ein Fünftel der in absoluter<br />
Armut lebenden Menschen von einer Behinderung<br />
betroffen sind. Sie haben nur sehr beschränkt Zugang zu<br />
Bildung, Transport, kulturellen und sozialen Aktivitäten,<br />
Gesundheitsmaßnahmen und Beschäftigung. Wenn<br />
Menschen mit Behinderung nicht explizit bei den Strategien<br />
zur Bekämpfung der Armut berücksichtigt werden,<br />
wird es nicht möglich sein, die Armut bis zum Jahre 2015<br />
zu halbieren.<br />
Menschenrechte<br />
Die Rechte von Menschen mit Behinderung sind<br />
Menschenrechte und ihre Realisierung ist notwendige<br />
Voraussetzung, um Gerechtigkeit, Gleichheit<br />
und Teilhabe herzustellen. DPOs spielen hier eine entscheidende<br />
Rolle, um sich für die Erreichung dieser Rechte<br />
einzusetzen, wie z.B. für die nationale Umsetzung der UN-<br />
Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung.<br />
Wenn die Regierungen die UN-Konvention ratifiziert<br />
haben, braucht es starke zivilgesellschaftliche Gruppen,<br />
die die Umsetzung der Konvention fordern und begleiten.