BürgerProgramm Bonn - BürgerForum 2011
BürgerProgramm Bonn - BürgerForum 2011
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VorSchlag auSSchuSS demokratIe und BeteIlIgung<br />
demokratie und Beteiligung<br />
VorSchlag<br />
Begründung<br />
der Bürger hat den eindruck, dass er<br />
nicht mehr von Politik und Verwaltung<br />
wahrgenommen wird. Zwar sieht die<br />
bestehende gesetzgebung an verschiedenen<br />
stellen die möglichkeit vor, den<br />
Bürger an entscheidungsprozessen teilhaben<br />
zu lassen, es steht jedoch zur<br />
debatte, ob diese Form der Bürgerbeteiligung<br />
noch zeitgemäß ist.<br />
an verschiedenen Beispielen aktueller<br />
großprojekte (s21, atomlager, ausbaustrecke<br />
Karlsruhe–Basel, offshore-<br />
Windkraftanlagen, föderalistisches schulsystem<br />
usw.) lässt sich ablesen, dass der<br />
Bürger einerseits aufgeklärt werden will<br />
und andererseits konstruktive Vorschläge<br />
machen möchte. eine Widerspiegelung<br />
der Volksinteressen kann immer nur ein<br />
sachkompromiss sein.<br />
die aktuelle politische situation zeigt<br />
jedoch wieder eine starke Polarisierung.<br />
unter dieser Bedingung kommt es zu<br />
machtkompromissen und der sachkompromiss<br />
bleibt auf der strecke. eine neue<br />
art der Bürgerbeteiligung stellt den sachkompromiss<br />
sicher und verbessert seine<br />
akzeptanz bei den Bürgern.<br />
Weiterentwicklung der repräsentativen demokratie um eine<br />
funktionierende, angemessene, transparente, verbindliche,<br />
sachbezogene Bürgerbeteiligung. erwartet werden eine<br />
Beachtung der Balance von einzelinteressen und gemeinwohl,<br />
nachhaltigkeit über Wahlperioden hinaus, offenlegung fachlicher<br />
inhalte, frühzeitige Bürgerbeteiligung mit adressatengerechter<br />
aufbereitung von Fachunterlagen, einführung von Kommunikationsstrukturen,<br />
erhöhung der akzeptanz von entscheidungs-<br />
prozessen und rückkoppelung auf Bürgerebene.<br />
BürgerRedakteure Eva Otto, Andreas Stenz<br />
ProJeKtBegleitende BürgerBeteiligung<br />
die repräsentative demokratie erfasst nicht in ausreichendem maße die sachmeinung<br />
der Bürger. Bei grundsatzentscheidungen und großprojekten verhindern parteipolitische<br />
machtspiele eine ausgewogene sachentscheidung. dies fordert der mündige, wachsame<br />
und verantwortungsbewusste Bürger ein.<br />
VorsChlag im detail<br />
einführung einer Bürgerbeteiligung auf<br />
Bundes-, länder- und Kommunalebene.<br />
die moderne neue Bürgerbeteiligung hat<br />
3 Varianten. Je nach thema kann die jeweilige<br />
Beteiligungsvariante zur anwendung<br />
kommen. Variante V1: Vollständige<br />
auskunft: die Bürger erhalten vollständigen<br />
einblick in die sach- und Fachunterlagen.<br />
Variante V2: V1 + bürgergerechte<br />
aufarbeitung der Fachunterlagen, öffentliche<br />
Fachmoderation/schlichtung, verbindliche<br />
umsetzung der erarbeiteten<br />
auflagen. Variante V3: V1 + V2 + verbindlicher<br />
Bürgerentscheid.<br />
1. erstellung eines transparenten, offenen<br />
systems zur Feststellung der be-<br />
troffenen Bürger, damit transparent ist,<br />
welche Bürger über welche Projekte entscheiden.<br />
dieses system sollte jedem<br />
zugänglich sein.<br />
2. ohne Fachunterlagen ist eine aufklärung<br />
der Bürger objektiv nicht möglich.<br />
Fachunterlagen sind in der regel<br />
nur für Fachleute verständlich. die<br />
zuständigen Verwaltungen haben die<br />
Fachunterlagen angemessen bürgerverständlich<br />
aufzuarbeiten und gleich-<br />
zeitig die auf Bürgerseite erstellten<br />
unterlagen auf gleicher Plattform bereitzustellen.<br />
somit stehen öffentlich<br />
zur Verfügung: 2.1 vollständige und<br />
umfassende Fachunterlagen · 2.2 bürgerverständlich<br />
aufgearbeitete unterlagen<br />
· 2.3 unterlagen der Bürger, ihre<br />
gutachten oder stellungnahmen<br />
die unterlagen sind auf einer internetplattform<br />
strukturiert und übersichtlich<br />
zu veröffentlichen und gleichzeitig<br />
in Papierform auszustellen.<br />
3. Bei komplexen sachverhalten ist<br />
die meinungsbildung über umfangreichste<br />
unterlagen nicht jedem Bürger,<br />
Verwaltungsmitarbeiter und Politiker<br />
möglich. eine öffentlich moderierte<br />
schlichtung mittels unabhängiger moderatoren<br />
hilft allen einen umfassenden<br />
überblick zu bekommen.<br />
diese moderation ist sehr früh im<br />
Projekt zu beginnen, solange entscheidungsspielräume<br />
noch groß sind.<br />
4. erstellung einer ablaufstruktur, in<br />
der die Fristen für Verwaltung, Politik und<br />
Bürger gesetzlich festgeschrieben werden.<br />
Für manche themen sind im Projektverlauf<br />
mehrere entscheidungspunkte<br />
zu verankern.<br />
Pro und Contra<br />
Contra: Bürgerbeteiligung/-abstimmung<br />
hemmt notwendige entscheidungen, es<br />
kommt zu Blockaden.<br />
Pro: Bürgerbeteiligung/-abstimmung<br />
erhöht die akzeptanz der entscheidung<br />
und verhindert späte Proteste.<br />
Contra: Bürgerbeteiligung kostet viel<br />
geld durch zusätzliche abstimmungen<br />
und Wahlen.<br />
Pro: Bürgerbeteiligung kostet weniger,<br />
da spätere Proteste, Polizeiaufgebote,<br />
unausgegorene Kompromisse<br />
mehr kosten als eine ausgewogene<br />
Bürgerbe-teiligung/-abstimmung.<br />
Contra: Bürger haben nicht die sachkompetenz<br />
um eine entscheidung zu<br />
treffen.<br />
Pro: die summe aller Bürger hat die<br />
höchste Fachkompetenz. die summe aller<br />
Bürger ist das komplett existierende<br />
Fachwissen.<br />
Contra: Viele anonyme teilnehmer<br />
sorgen für unqualifizierte Beiträge.<br />
Pro: teilnehmer mit identität auf<br />
einer strukturierten internetplattform<br />
erzielen einen demokratischen Konsens.<br />
das Ziel ist eine angemessene Bürgerbeteiligung<br />
– das Volk soll nicht über<br />
jede routine abstimmen, sondern über<br />
richtungsweisende entscheidungen. alle<br />
entscheidungen müssen transparent<br />
kommuniziert werden.<br />
umsetZung<br />
Wer muss aktiv werden?: der Bundestag:<br />
Zur einführung einer Bürgerbeteiligung<br />
auf Bundesebene ist ein entsprechendes<br />
gesetz zu formulieren und zu<br />
verabschieden. alle Bundesländer: Zur<br />
einführung einer Bürgerbeteiligung auf<br />
landesebene und kommunaler ebene<br />
ist ein entsprechendes gesetz zu formulieren<br />
und zu verabschieden.<br />
da die Parlamente durch eine Bürgerbeteiligung<br />
ihre macht einschränken,<br />
wird der Bundespräsident einen<br />
neuen Weg beschreiten müssen, um<br />
das gesetz zur Bürgerbeteiligung auf<br />
den Weg zu bringen.<br />
ein Forum wie dieses <strong>BürgerForum</strong>,<br />
das die „angemessene Bürgerbeteiligung<br />
als ergänzung zur repräsentativen<br />
demokratie“ detailliert diskutiert und<br />
beschreibt, wird ein guter Weg sein.<br />
in zahlreichen Kommentaren in <strong>Bonn</strong><br />
und anderen standorten wurden bereits<br />
wichtige details beschrieben, die aufgrund<br />
der strengen Zeichenbegrenzung<br />
nicht vollständig ausformuliert werden<br />
konnten.<br />
herr Bundespräsident: die Bürger<br />
wollen die angemessene, trans-<br />
Parente, saChBeZogene BürgerBeteiligung<br />
!<br />
BürgerRedakteur Andreas Stenz<br />
auSSerdem<br />
In der dISkuSSIon<br />
Weitere Vorschläge, über die<br />
online in den ersten beiden<br />
Wochen in dem ausschuss<br />
diskutiert wurde, haben die<br />
überschriften: „einführung von<br />
Bürgerforen“, „Prozesse und<br />
entscheidungsstrukturen transparenter<br />
gestalten“, sowie<br />
„Volksentscheid einführen“.<br />
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