BürgerProgramm Bonn - BürgerForum 2011
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VorSchlag auSSchuSS demograFIe<br />
demografie<br />
VorSchlag<br />
FlexiBilisierung<br />
Begründung<br />
die gegenwärtige arbeitswelt leidet unter<br />
einer gewissen Verkrustung. nicht<br />
alle altersgruppen haben in gleichberechtigter<br />
Weise anteil am erwerbs-<br />
leben. Während die mittlere generation<br />
noch stabile, langfristige arbeitsverhältnisse<br />
kennt und Familie und erwerbsleben<br />
grundsätzlich leichter in einklang<br />
bringen kann, lebt die jüngere generation<br />
häufig in unsicheren einkommensverhältnissen;<br />
gleichzeitig wird die<br />
ältere generation vorzeitig aus dem arbeitsleben<br />
aussortiert.<br />
nur eine umfassende Flexibilisierung<br />
der arbeitswelt unter aufbrechen eingefahrener<br />
strukturen und denkgewohnheiten<br />
kann bewirken, dass die von der<br />
Familiengründungsphase über Kindererziehung<br />
und -betreuung bis hin zur<br />
Pflege von angehörigen wichtige Planungssicherheit<br />
erreicht wird. arbeitgeber<br />
müssen lebensphasenorientierte<br />
Konzepte anbieten und leben, erfahrungen<br />
und Kompetenzen aller generationen<br />
sichern und diesen untereinander<br />
zugänglich machen. dies kommt auch<br />
deutschland als Wissensstandort zugute.<br />
herausforderungen im Bereich der demografie zeigen sich<br />
besonders stark in der arbeitswelt: Wir brauchen eine arbeitswelt,<br />
die durch eine ausgewogene altersstruktur zur nutzung<br />
fachlicher und sozialer Kompetenzen aller generationen beiträgt.<br />
hierzu gehört die Förderung flexibler lebensarbeitszeitgestaltung<br />
und lebenslangen lernens. Jüngeren soll die Balance<br />
zwischen Beruf und Familie ermöglicht werden. auch und<br />
gerade Ältere sollten im erwerbsleben gehalten werden und<br />
attraktive arbeitsplätze zugesprochen bekommen.<br />
BürgerRedakteure Sven Uwe Neumaier, Claudia Severin<br />
die teilnahme aller generationen an einer gemeinsamen arbeitswelt bedarf<br />
einer generationenübergreifenden Flexibilisierung. gesellschaft und staat machen<br />
sich stark für eine familienfreundliche unternehmenskultur, flexible rechtliche<br />
rahmenbedingungen und einen mentalitätswandel aller Beteiligten.<br />
VorsChlag im detail<br />
der Vorschlag einer Flexibilisierung<br />
umfasst zunächst eine altersgerechte<br />
arbeitsplatzgestaltung. Ältere arbeitnehmer<br />
sollten nach möglichkeit körperlich<br />
weniger anstrengende arbeit<br />
verrichten müssen und dafür etwa ihre<br />
Kenntnisse jüngeren menschen vermitteln<br />
dürfen. arbeitsanforderungen und<br />
arbeitszeiten sind im sinne von arbeitskraft<br />
erhaltenden maßnahmen sozial<br />
verantwortlich und flexibel zu gestalten.<br />
eine gesunde mischung von älteren<br />
und jüngeren arbeitnehmern ist wichtig.<br />
es sollte auf eine entlohnung nach<br />
leistung und nicht nach alter geach-<br />
tet werden, damit keine einstellungs-<br />
und Weiterbeschäftigungshindernisse<br />
geschaffen werden. es sollten flexiblere<br />
Vorruhestandsregelungen eingeführt<br />
werden.<br />
es sollten weiter Pflichtbeiträge für<br />
die altersvorsorge einbezahlt werden,<br />
doch sollte der einzelne arbeitnehmer<br />
darüber entscheiden können, in welcher<br />
anlageform dies geschieht. ein<br />
flexibler Berufseinstieg ist über arbeitszeitkonten<br />
und heimarbeitsplätze, aber<br />
auch über befristete arbeitsverhältnisse<br />
zu ermöglichen. lernende müssen<br />
durch entsprechendes Personal wie<br />
lehrer und tutoren unterstützt werden.<br />
lebenslanges lernen soll gefördert<br />
werden. Führungsleitlinien, lebensphasenorientierte<br />
Personalkonzepte müssen<br />
von den Führungskräften gelebt<br />
werden. Kann eine leitende tätigkeit<br />
aus familiären gründen zeitweise nicht<br />
voll ausgefüllt werden können, darf dies<br />
nicht zum Verlust von Karriereoptionen<br />
führen. die anschauung, dass vornehmlich<br />
mitarbeiter mit „stromlinienförmigen“<br />
erwerbsbiografien besonders<br />
wertvoll sind, sollte insbesondere im<br />
Personalbereich von unternehmen<br />
zurückgedrängt werden. es sollte gerade<br />
auch bei der generation 40 plus<br />
das reservoir an brachliegender<br />
Fachkompetenz ausgeschöpft werden.<br />
unter dem gesichtspunkt eines<br />
„self-empowerment“ sollte die selbststän-digkeit<br />
von erwerbstätigen stärker<br />
gefördert werden. denn wer „sein eigener<br />
herr“ bzw. „seine eigene herrin“ ist,<br />
kann seine familiären und beruflichen<br />
Bedürfnisse leichter unter einen hut<br />
bringen.<br />
Pro und Contra<br />
Flexibilisierung kann dazu führen,<br />
dass – etwa durch Fortbildung nach<br />
Feierabend – die berufliche Belastung<br />
zuungunsten der privaten und fami-<br />
liären lebensführung zunimmt. andererseits<br />
erhöht sich dann auch die<br />
nachfrage nach zusätzlichen dienstleistungen<br />
im servicebereich, weil<br />
weniger Zeit für private Besorgungen<br />
bleibt. dies kostet einerseits geld,<br />
schafft andererseits aber arbeits-<br />
plätze.<br />
Befristete arbeitsverhältnisse tragen<br />
gleichfalls zur Flexibilisierung bei,<br />
sind aber wegen der hiermit verbundenen<br />
unsicherheit abträglich für die<br />
Familienplanung. Für eine Flexibilisierung<br />
der altersvorsorge im sinne individueller<br />
anlageentscheidungen spricht,<br />
dass der generationenvertrag aus<br />
sicht der heute Berufstätigen gescheitert<br />
ist.<br />
dagegen spricht, dass angesichts<br />
der aktuellen Börsen- und Finanzkrisen<br />
die einführung einer kapitalgedeckten<br />
altersvorsorge mit einigen risiken verbunden<br />
ist.<br />
umsetZung<br />
staat, gesellschaft und unternehmen<br />
sind gleichermaßen gefordert. Zwischen<br />
staat, unternehmen und gewerkschaften<br />
sollte ein intensiverer<br />
dialog stattfinden.<br />
der staat könnte insoweit auch anreize,<br />
etwa steuerlicher art, setzen.<br />
eine flexibel zu gestaltende Quoten-<br />
regelung zugunsten älterer arbeitnehmer<br />
könnte deren anteil an der erwerbstätigen<br />
Bevölkerung erhöhen.<br />
es sollte ein gleitender ausstieg aus<br />
dem arbeitsleben erfolgen, wobei finanzielle<br />
nachteile möglichst abzu-<br />
federn sind.<br />
in den unternehmen muss beratende<br />
unterstützung für die laufbahn-<br />
planung des einzelnen etabliert werden.<br />
die unternehmen sollten im sinne<br />
der Flexibilisierung vom Zwang der individuellen<br />
laufbahnplanung entlastet<br />
werden.<br />
die Führungskräfte sollten durch gezielte<br />
schulungen und Coaching begleitet<br />
werden („demografie-manager“). Je<br />
nach Bedarf kann es sich hierbei um<br />
eine unternehmensinterne lösung han-<br />
deln oder können externe Beratungsleistungen<br />
eingekauft werden.<br />
BürgerRedakteur Sven Uwe Neumaier<br />
auSSerdem<br />
In der dISkuSSIon<br />
Weitere Vorschläge, über die<br />
online in den ersten beiden<br />
Wochen in dem ausschuss<br />
diskutiert wurde, haben die<br />
überschriften: „entlastung in<br />
der Kindererziehungsphase“,<br />
„gestaltung der arbeitsbedingungen“,<br />
sowie „senioren als mentoren<br />
zur Weiterbildung einsetzen“.<br />
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